Antichrist u. Globalisierung (L.Gassmann)
Neue Weltordnung, Globalisierung und Antichrist
– Menschheit auf dem Weg zur „Einen Welt“ –
Von Dr. theol. Lothar Gassmann
1. Einleitung
„Und ich sah ein Tier aus dem Meer steigen … Ihm wurde Macht gegeben über alle Stämme und Völker und Sprachen und Nationen. Und alle, die auf Erden wohnen, beten es an, deren Namen nicht vom Anfang der Welt an geschrieben stehen in dem Lebensbuch des Lammes, das geschlachtet ist“ (Offb 13,1.7 f.)
Hier beschreibt der Apostel Johannes den satanischen Weltherrscher der Endzeit, den Anti-christen. Dieser erhebt sich – aus dem Völkermeer aufsteigend – zu universaler Herrschaft. Ihm wird Anbetung von allen denjenigen zuteil, die nicht ausschließlich und eindeutig auf der Seite Jesu Christi, des für uns am Kreuz „geschlachteten“ Opferlammes, stehen, die also nicht in das Lebensbuch des Lammes eingetragen sind.
Die Maßnahmen, die derzeit in politischer, wirtschaftlicher, technischer und religiöser Hinsicht zur Zusammenführung der Menschheit unternommen werden, erinnern sehr deutlich an diese biblischen Voraussagen. Ist die Globalisierung, die Entstehung der „einen Welt“, die „Neue Weltordnung“ die Wegbereitung für das Reich des Antichristen? Nachfolgend werden wir diese wichtige Frage ausführlicher untersuchen.
2. Was ist die Neue Weltordnung (NW)
Die NW hat eine Welt zum Ziel, in der alle Menschen in Frieden und Eintracht zusammenleben. Krieg soll nicht mehr sein. Die Menschheit soll zusammenwachsen zu einer großen Familie, in der es keine Konflikte wegen Rasse, Kaste, Geschlecht, Weltanschauung oder Religion mehr geben wird. Schlüsselbegriffe der NW sind Liebe, Friede, Einheit, Harmonie und Toleranz.
Das Zerfallen des kommunistischen Staatenblocks war eine wichtige Stufe, die uns der NW näher brachte. Denn in dieser darf es kein ideologisches System – wie etwa den Kommunismus – geben, das sich absolut setzt. Gorbatschows „Perestroika“ kam – trotz seines Festhaltenwollens an einzelnen Leninschen Lehren – letztlich doch einer Auflösung des kommunistischen Dogmatismus und Totalitarismus gleich. Nach dem weitgehenden Zerfall des Kommunismus im Osten hat das „westliche“ kapitalistische System die Oberhand gewonnen. Doch auch dieses steht vor weltumfassenden Krisen, und man darf gespannt sein, welches System sich im Rahmen dieser Krisen herausbildet und welches Maß an integrierender Kraft es besitzt.
Einen unberechenbaren Faktor für das Programm einer NW stellen die islamischen Staaten dar. Im religiösen Bereich sperren sie sich mehrheitlich gegen die westliche Vereinnahmung. Wirtschaftlich allerdings sind sie wegen ihrer Ölexporte schon längst dem kapitalistischen Markt verbunden und besitzen hier sogar einen maßgeblichen Einfluss.
3. Wer strebt nach der Neuen Weltordnung?
Die NW wird von zahlreichen Kräften, Gruppen und Persönlichkeiten auf politischem, wirtschaftlichem und religiösem Gebiet angestrebt. Im folgenden kann ich nur einige Beispiele nennen.
Politiker in Ost und West führen seit Mitte der achtziger Jahre des 20. Jahrhunderts den Begriff „NW“ immer häufiger im Munde. Stellvertretend für viele erwähne ich hier nur George Bush und Michail Gorbatschow.
Beispielsweise im Zusammenhang mit dem Golfkrieg 1991 hat US-Präsident Bush immer wieder von der Notwendigkeit gesprochen, diese Welt einer neuen Ordnung zuzuführen, in der solche Kriege nicht mehr nötig sind.
Als wichtigstes Mittel hierzu dient die Stärkung internationaler Organisationen wie der UNO. Weltparlament, Weltgerichtshof und Weltpolizei sind in den Ansätzen schon da und gewinnen ständig wachsenden Einfluss.
Diese Pläne sind allerdings immer wieder ins Stocken geraten durch nationalistische Kriege und Zersplitterungen, etwa im ehemaligen Jugoslawien und der ehemaligen Sowjetunion, die der NW entgegenzustehen scheinen. Freilich ist es auch möglich, dass gerade dadurch die Neustrukturierung der Welt beschleunigt wird. Denn nur eine Menschheit, die von Kriegen und Krisen dermaßen geschüttelt worden ist, dass sie am Rande der Verzweiflung steht, wird wohl ein Weltparlament als das kleinere Übel akzeptieren. Die dabei stets mitschwingende Gefahr einer Weltdiktatur erscheint erst dann nicht mehr so schlimm.
Vor allem in den USA besitzt der Gedanke einer NW eine lange Tradition. Das wird etwa daran deutlich, dass sich auf jeder Ein-Dollar-Note der Aufdruck „Novus ordo seclorum“ („NW“) findet – in Verbindung mit einer Pyramide und einem seltsamen Auge, das auf der Spitze der Pyramide steht. Man weiß, dass es sich dabei um Freimaurer-Symbole (die Freimaurer-Pyramide und das Auge Luzifers) handelt. Und hier – in der Freimaurerei (insbesondere bei den Illuminaten) – liegt auch die Wurzel der Vorstellung von der NW begründet.
Das Ziel der Illuminaten beschrieb der Gründer dieses 1776 entstandenen Geheimordens, der Kirchenhistoriker Adam Weishaupt, folgendermaßen: Fürsten und Nationen werden ohne Gewalttat von der Erde verschwinden. Das Menschengeschlecht wird eine einzige Familie und die Welt die Wohnung von Menschen, die nur ihrer Vernunft folgen. Auf allen Gebieten soll absolute Toleranz herrschen. Eine absolute Wahrheit kann und darf es nicht geben, ebenso keine absolute Religion.
Insbesondere in Gestalt der UNO (United Nations Organisation), der inzwischen fast alle Staaten der Erde angeschlossen sind, spitzt sich gegenwärtig die Globalisierung zu. In der Agenda 21 beispielsweise wird dem UNO-Generalsekretär ein sehr großes Machtpotential eingeräumt, etwa indem es heißt:„Der Generalsekretär 38.15. Eine entschlossene und wirksame Führung durch den Generalsekretär ist von ausschlaggebender Bedeutung, da er/sie der zentrale Ausgangspunkt der institutionellen Regelungen innerhalb des Systems der Vereinten Nationen für einen erfolgreichen Folgeprozeß der Konferenz und für die Umsetzung der Agenda 21 darstellen würde.“
4. Die technischen Voraussetzungen der Globalisierung
Damit die Menschheit eine einzige Familie werden kann, muss sie immer enger zusammenrücken. Technisch wurde dies in den letzten Jahrzehnten in enormem Umfang ermöglicht. Die Menschheit ist immer enger zusammengerückt durch Verkehr, Telekommunikation und Massenmedien, vor allem durch das Fernsehen. Es ist heute möglich, praktisch jeden Ort der Erde in längstens 48 Stunden per Flugzeug zu erreichen. Die Telefon-Kabelsysteme wurden ständig weiter ausgebaut. In fast jedem Haushalt der reichen Länder steht ein Fernseher, doch selbst in den armen Ländern ist der Fernseher oft das erste, was angeschafft wird. So sah ich TV-Geräte in den ärmsten Hütten Ägyptens und Schwarzafrikas stehen!
Immer perfektere Computersysteme, insbesondere das Internet, ermöglichen eine lückenlose Speicherung und Abrufbarkeit von Daten. Datenschutz wird immer mehr zur Illusion ‑ unter anderem wegen der wachsenden Computerkriminalität. In Brüssel steht ein riesiger Zentralcomputer, in dem sämtliche Wirtschaftsdaten des europäischen Raums gespeichert sind.
Der Zahlungsverkehr wird immer mehr technisiert und vereinheitlicht. In Europa löste die Einheitswährung Euro – gekennzeichnet durch den fünfzackigen Stern (Pentagramm) – die Einzelwährungen der Länder ab. Symbol für Europa ist übrigens eine nackte Frau auf einem Stier, der den verwandelten heidnischen „Göttervater“ Zeus verkörpert (vgl. Offb 17!).
Europahymne ist die freimaurerisch inspirierte Ode „An die Freude“ von Friedrich Schiller, vertont in Beethovens Neunter Sinfonie, in der es heißt: „Deine Zauber binden wieder, was die Mode streng geteilt. Alle Menschen werden Brüder, wo dein sanfter Flügel weilt.“
Neben das Bargeld sind zunehmend Kreditkarten getreten, doch auch diese werden wohl in absehbarer Zeit durch technisch bereits entwickelte neue Zahlungsarten und Kontrollmöglichkeiten ersetzt, z.B. durch in die Haut implantierbare Chips, durch Fingerabdruck- und Hand-Biometrie-Daten, durch genetische oder elektronisch-physiognomische Erkennung oder durch ein Laser-Tätowierungssystem, bei welchem man den Zahlungskunden Nummern in die Haut eingraviert – und das alles mit dem Argument „größerer Sicherheit“.
Ich möchte die positiven Seiten und Vorteile der genannten Entwicklungen keineswegs übersehen. Sie bringen mancherlei Erleichterungen und Vereinfachungen mit sich. Und doch springen die Kehrseiten dem kritischen Beobachter ins Auge: wachsende Vernetzung, Vereinheitlichung und Kontrollierbarkeit der Menschen.
Jetzt rücken biblische Prophezeiungen in den Bereich des Vorstellbaren, deren Verwirklichung zur Zeit ihrer Niederschrift noch reichlich utopisch erscheinen mußte. Das Satellitenfernsehen könnte es ermöglichen, daß „etliche aus den Völkern und Geschlechtern und Sprachen und Nationen“ die Leichname der getöteten zwei Gotteszeugen der Endzeit dreieinhalb Tage lang „sehen“ werden (Offb 11,9) ‑ ebenso wie die Lästerungen und der Kult des antichristlichen „Tieres“ weltweite Verbreitung finden (Offb 13,5‑8.11‑15).
Und die vereinheitlichten Zahlungsarten in Verbindung mit totaler Computererfassung könnten die Voraussetzungen bilden zur Erfüllung von Offenbarung 13,16‑18: „Und es (das Tier aus dem Abgrund) macht, daß sie allesamt, die Kleinen und Großen, die Reichen und Armen, die Freien und Sklaven, sich ein Zeichen machen an ihre rechte Hand oder an ihre Stirn, und daß niemand kaufen oder verkaufen kann, wenn er nicht das Zeichen hat, nämlich den Namen des Tieres oder die Zahl seines Namens. Hier ist Weisheit! Wer Verstand hat, der überlege die Zahl des Tieres; denn es ist die Zahl eines Menschen, und seine Zahl ist sechshundertsechsundsechzig.
“Nur das Sprachproblem ist noch nicht gelöst, doch gibt es auch hier Entwürfe, z.B. die weltweite Verbreitung von Englisch oder die Kunstsprache Esperanto, die alle Menschen sprechen sollen. So versucht der Mensch, selber die babylonische Sprachverwirrung rückgängig zu machen.
5. Globalisierung auf wirtschaftlichem Gebiet
Ein charakteristisches Zeichen der Endzeit und eine Voraussetzung dafür, daß „niemand kaufen oder verkaufen kann“, wenn er sich nicht dem antichristlichen System unterwirft, wird in Jakobus 5 genannt: die Konzentration immer größerer Reichtümer in immer weniger Händen. „Ihr habt euch Schätze gesammelt am Ende der Tage. Siehe, der Lohn der Arbeiter, die euer Land abgeerntet haben, den ihr ihnen vorenthalten habt, der schreit, und das Rufen der Schnitter ist gekommen vor die Ohren des Herrn Zebaoth. Ihr habt geschlemmt auf Erden und gepraßt und eure Herzen gemästet am Schlachttag. Ihr habt den Gerechten verurteilt und getötet, und er hat euch nicht widerstanden“ (Jak 5,3‑6).
Hier ist von ungerecht erworbenem Reichtum die Rede. Das Ausmaß dieser Ungerechtigkeit wird einem erst deutlich, wenn man hört, daß zum Beispiel in den USA die „Superreichen“, die gerade ein Prozent der Bevölkerung ausmachen, mehr besitzen sollen als die restlichen 99 Prozent zusammen. Und es ist ein offenes Geheimnis, daß aus diesem Kreis der Superreichen die meisten Illuminaten kommen, die durch ihre Macht enormen Einfluß auf die Politik nehmen.Zudem werden immer mehr Betriebe zusammengelegt – oder richtiger gesagt: die finanzschwächeren werden von den finanzstärkeren aufgekauft.
Auf internationaler Ebene werden im Zuge der Globalisierung Industriezweige und ganze Volkswirtschaften armer Länder von internationalen Konzernen aufgekauft, die dadurch immer mehr Macht gewinnen. In ein – zum Teil künstlich angeheiztes – Wirtschaftschaos wird gezielt immer lauter der Ruf nach einer neuen Weltfinanzordnung hineingetragen.
Ich will keinesfalls etwas dagegen sagen, daß man sich durch das Werk seiner Hände sein Einkommen und vielleicht auch einen gewissen Wohlstand erarbeitet. Problematisch ist es jedoch, wenn dieser Wohlstand auf Kosten anderer geht, etwa durch Unterbezahlung von Arbeitern und Angestellten, Steuerhinterziehung, Betrug oder die Zerschlagung anderer Betriebe oder Volkswirtschaften. Die Bibel spricht hier eine deutliche Sprache. So heißt es etwa beim Propheten Amos:
„Hört dies, die ihr die Armen unterdrückt und die Elenden im Lande zugrunde richtet und sprecht: Wann will denn der Neumond ein Ende haben, daß wir Getreide verkaufen, und der Sabbat, daß wir Korn feilhalten können und das Maß verringern und den Preis steigern und die Waage fälschen, damit wir die Armen um Geld und die Geringen um ein Paar Schuhe in unsere Gewalt bringen und Spreu für Korn verkaufen? Der HERR hat bei sich, dem Ruhm Jakobs, geschworen: Niemals werde ich diese ihre Taten vergessen!“ (Amos 8,4‑7).
Wirtschaftliche Ungerechtigkeit kann zur Geldentwertung (Inflation) führen. Auch andere Ursachen können hier mitspielen, etwa das gegenseitige Hochschrauben der Lohn-Preis-Spirale durch die Tarifpartner, die Forderung nach „immer mehr“, die Steuerung des Weltmarktes durch die Rohstoffpreise (vor allem Öl), die wirtschaftliche Kluft zwischen Ländern der „ersten, zweiten und dritten Welt“, Fehlplanungen und Fehlinvestitionen auf Betriebs oder Staatsebene, die zu hohen Verschuldungen führen.
Jesus hat die „Teuerung“ (Inflation) als ein Kennzeichen der Endzeit genannt (Mt 24,7). Viele Experten meinen, daß die Menschheit auf eine neue Weltwirtschaftskrise zusteuert. Eine solche würde geradezu den Ruf nach dem „starken Mann“ erforderlich machen, der die Welt wieder ins Lot bringt. Eine Vorschattung davon war zum Beispiel die Weltwirtschaftskrise und die daraus entstandene Massenarbeitslosigkeit 1929, die vielerorts die Entstehung von Diktaturen begünstigte.
6. Globalisierung auf religiösem Gebiet
Auf weltanschaulich-religiösem Gebiet fällt das Streben nach der NW zusammen mit dem Anspruch absoluter Toleranz und einer Ökumene der Religionen. Der Tübinger Theologe Hans Küng (Projekt Weltethos) hat es kurz auf folgende Formel gebracht: „Kein Friede unter den Völkern dieser Welt ohne einen Frieden unter den Weltreligionen!“
In ähnlicher Weise begründete der Philosoph Carl Friedrich von Weizsäcker seine Forderung nach Einberufung eines Friedenskonzils aller Kirchen und Religionen: „In Bezug auf die drei Bereiche (Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung) ist eine Einigung der Christen und eine Übereinstimmung der Weltreligionen möglich und geboten. Eine weltweite politisch wirksame Rechtsordnung ist zu fordern“ (Die Zeit drängt, 1986, 114).
In vielen Kirchen sind solche Forderungen auf ein offenes Ohr gestoßen. So wurde bereits Mitte der sechziger Jahre auf dem Zweiten Vatikanischen Konzil der römisch-katholischen Kirche eine stärkere Öffnung zu den nichtchristlichen Religionen hin beschlossen, bei denen man „Wahrheitselemente“ finden will („aggiornamento“).
Im Oktober 1986 lud Papst Johannes Paul II. erstmals führende Vertreter der christlichen Kirchen, aber auch der nichtchristlichen Religionen zu einem sogenannten Friedensgebetstreffen nach Assisi/Italien ein. Dieses wurde seither jährlich wiederholt, zum Beispiel 1987 auf dem „heiligen Berg“ Hiei der Buddhisten bei Kyoto/Japan. Bei seinen Ansprachen redet der Papst Angehörige heidnischer Religionen immer wieder als seine „Brüder und Schwestern“ an.
Auch in vielen evangelischen Kirchen kam es in den sechziger Jahren zum Ersatz des Missionsauftrags im biblischen Sinn (Bekehrung der Heiden) durch ein alles offen lassendes Dialogprogramm. Insbesondere der Ökumenische Rat der Kirchen ist hier Vorreiter.
Auf Kirchentagen werden immer häufiger „Gebetstreffen“ zwischen Christen, Moslems, Hindus, Buddhisten und Angehörigen anderer Religionen angeboten. Da sich aber dem Dialog der Religionen doch noch mancherlei dogmatische Hürden entgegenstellen, versucht man verstärkt, durch gemeinsame praktische und moralische Anliegen ein Bindeglied zur NW auf religiösem Gebiet zu bauen.
In dieser Schaffung eines weltweiten Netzwerkes nimmt allerdings der Vatikan eine entscheidende Rolle ein. Der römische Papst ist es, der insbesondere seit den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts Vertreter und Führer sämtlicher Konfessionen und Religionen immer wieder zu „Gebetstreffen“ eingeladen hat, um damit dem „Weltfrieden“ zu dienen. Der römische Papst ist es, der eine Art Integrationsfigur für Politiker unterschiedlicher Couleur darstellt, die ihn besuchen und mit ihm zusammenarbeiten, um die „Weltgemeinschaft“ aufzubauen und alle trennenden Grenzen nach und nach zu beseitigen.
Der amerikanische Autor und Weltanschauungs-Experte Dave Hunt identifiziert in seinem wichtigen Buch „Globaler Friede und Aufstieg des Antichristen“ (Hamburg 1993) die römische Religion mit der „Hure Babylon“ und meint: „Es gibt keine andere Kirche, die auch nur annähernd einen solchen Einfluß auf weltliche Machthaber ausgeübt hat. Der Papst empfängt und segnet einen nicht enden wollenden Strom von Würdenträgern, die bei ihm um Audienz bitten. Darunter sind selbst Terroristen wie Jassir Arafat von der PLO“ (S. 119).„
Vor allem dem Papst ist es zu verdanken, daß die weltumspannende ökumenische Bewegung sich derzeit explosionsartig ausbreitet. So wie Gorbatschow die politische Welt verändert hat, so hat der Papst der religiösen Welt ein neues Gesicht gegeben. Weil er sein großes Ansehen ins Spiel bringen konnte und den Weltfrieden als Anreiz einsetzte, konnte der Papst 1986 die Führer der 12 Weltreligionen im italienischen Assisi versammeln. Die Teilnehmer beteten jeweils zu dem ´Gott`, an den sie gerade glaubten, und flehten zu den Gottheiten um den Weltfrieden. Um zu rechtfertigen, daß er sogar die Gebete von Medizinmännern und Feueranbetern respektierte und würdigte, erklärte Johannes Paul II. den Teilnehmern:
´Die Herausforderung, den Frieden zu erringen,… ist höher zu bewerten als alle religiösen Unterschiede`“ (S. 163).
Hunt berichtet auch von dem weithin geheimgehaltenen „Weltforum der Geistlichen und Parlamentarier zur Rettung der Menschheit“, das fast unbemerkt bereits im Oktober 1985 gegründet wurde. In diesem haben sich „geistliche Führungspersönlichkeiten“ der fünf größten Weltreligionen und Parlamentarier aus allen fünf Kontinenten zusammengefunden, um – wiederum in einer vordergründig „guten“ Zielsetzung – einen „Gedankenaustausch zur ökologischen Rettung und zum Weltfrieden“ zu führen. Die aus diesem Weltforum hervorgegangene Arbeitsgemeinschaft faßte folgenden Beschluß:
„Wir haben uns mit dem Wesen der Beziehung zwischen politischem und religiösem Leben beschäftigt und … sind miteinander übereingekommen, daß beide Parteien (die politischen und religiösen Führer) die Zusammenarbeit brauchen und erstreben… und wir werden auf regionaler, nationaler und lokaler Ebene jede erdenkliche Zusammenarbeit der Geistlichkeit mit den Parlamentariern fördern. Wir stehen am Anfang einer neuen Epoche des Weltbürgertums … Dieses neue Bewußtsein überspringt alle Rassenschranken, alle Grenzen zwischen Religionen, Ideologien und Nationalitäten … Wir sind Träger der Vision einer neuen Weltgemeinschaft, mit der die lange und tragische Geschichte menschlicher Gewalt durch ein Zeitalter gegenseitig zugesicherten Wohlergehens und Friedens abgelöst wird“ (S. 164).
Seit seiner Entstehung hat sich dieses „Weltforum“ – von der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt – immer wieder getroffen, um die Globalisierung auf politischer, wirtschaftlicher und religiöser Ebene voranzutreiben. An einem Treffen im April 1988 in Oxford beispielsweise nahmen Geistliche und Parlamentarier aus 52 Ländern teil, unter ihnen „Senatoren aus Amerika, führende Wissenschaftler, Mitglieder des Obersten Sowjet und der sowjetischen Akademie der Wissenschaften, der UNO-Generalsekretär und der Erzbischof von Canterbury, Mutter Teresa, der Dalai Lama, Mitglieder des Kabinetts, Kardinäle, Yogis, Bischöfe, Rabbis, Imame und Mönche“. In der Abschlußerklärung hieß es:
„Unsere gemeinsame Sorge um das Überleben der Welt hat uns zusammengebracht … und wir sind durch unsere Begegnung zu der klaren Erkenntnis gelangt, wie grundlegend das Einssein der Menschheit ist … und die Erkenntnis, daß jeder einzelne Mensch sowohl eine geistliche als auch eine politische Dimension hat. Jeder von uns ist durch die Erfahrungen und Erlebnisse in Oxford verändert worden … und [wir] sind Verpflichtungen eingegangen, die unwiderruflich sind“ (S. 164 f.).
Hunt folgert zu Recht: „Solch eine ökumenische Partnerschaft der religiösen und politischen Führungselite ist eine wichtige Voraussetzung für das Auftreten des Antichristen“ (ebd.).
7. NW und Globalisierung aus biblischer Sicht
Wie die Neue Weltordnung so spricht auch die Bibel von einem zukünftigen Reich, in dem Friede und Gerechtigkeit herrschen werden und in dem keine Träne mehr geweint wird. Sie spricht davon mit großartigen und eindringlichen Worten etwa am Ende der Johannesoffenbarung. Und doch wird deutlich, dass nicht der Mensch es ist, der dieses Reich herbeiführt, sondern allein Gott der HERR, der spricht: „Siehe, ich mache alles neu“ (Offb 21,5).
So wichtig und notwendig menschlich-politische Friedensbemühungen sind, so unmöglich ist es, dadurch umfassenden und dauerhaften Frieden im Stil einer „NW“ zu erreichen. Wer das behaupten wollte, müsste die Macht der Sünde leugnen, welche die Herzen der Menschen erfüllt. Selbst ein Apostel Paulus musste bekennen:
„Das Gute, das ich will, tue ich nicht, sondern das Böse, das ich nicht will, das tue ich“ (Römer 7,19).
Und in 1. Joh 1,8 f. lesen wir: „Wenn wir sagen, wir haben keine Sünde, so verführen wir uns selbst, und die Wahrheit ist nicht in uns. Wenn wir aber unsere Sünden bekennen, so ist er (Gott) treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und reinigt uns von aller Untugend.“
Die Zielvorstellung von einer NW geht – so schön und faszinierend sie zunächst erscheint – von einem utopischen und unrealistischen Menschenbild aus, welches den biblischen Aussagen vom sündhaften Wesen des Menschen widerspricht.
Noch problematischer ist die Verwässerung der Wahrheitsfrage, die mit dem Einheitsgedanken verbunden ist. Hier strebt man nach Einheit auf Kosten der Wahrheit. Hier wird nicht nur Toleranz gegenüber der Person des anderen vorausgesetzt, was durchaus legitim wäre, sondern auch Toleranz in der Sache. Und das bedeutet, dass Wahrheit relativiert wird. Da geht das Heil verloren. Jesus Christus, wie er uns in der Bibel beschrieben wird, lässt sich nämlich nicht in den Einheitssog einer Ökumene der Religionen einbeziehen. Er spricht:
„Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater außer durch mich“ (Joh14,6). – Und es gilt: „In keinem anderen ist das Heil“ (Apg 4,12).
Ebensowenig lässt sich der Heilige Geist mit den Geistern heidnischer Religionen gleichsetzen, bei denen es sich nach biblischer Aussage um gefallene Engel (Dämonen) handelt (1. Kor 10,20 f.; 2. Kor 6,14 ff.).
Für das Verständnis von Judentum und Christentum ist das erste Gebot konstitutiv:
„Ich bin der Herr, dein Gott … Du sollst keine anderen Götter neben mir haben“ (2. Mose 20,2 f.).
Die Vertreter einer NW und einer Ökumene der Religionen versuchen zwar mit allen Mitteln, solche Aussagen umzudeuten oder historisch-kritisch aufzulösen, aber es gelingt ihnen nicht. Die ganze Bibel ist nämlich durchdrungen davon. Das erste Gebot mit der Absolutheit des dreieinigen Gottes ist das Thema, das wie ein roter Faden die gesamte Heilige Schrift durchzieht. Wo das erste Gebot übertreten wird, wird nicht Friede die Folge sein, sondern das Gericht Gottes. Das lehrt uns die gesamte Geschichte des Alten und des Neuen Bundes.
Jede Religionsvermischung oder auch schon Relativierung der Absolutheit des dreieinigen Gottes fordert früher oder später seinen Zorn heraus. Den Höhepunkt wird Gottes Gericht erreichen, wenn er die Herrschaft des Antichristen, des endzeitlichen satanischen Weltdiktators, für eine bestimmte Zeit zulässt.
In diesem Zusammenhang ist es interessant zu sehen, dass auch der Antichrist ein Friedensreich errichten wird. Es wird die diabolische Nachäffung bzw. Vorwegnahme des messianischen Friedensreiches Jesu Christi sein, verbunden mit der letzten Steigerung menschlichen Größenwahns und Selbsterlösungsstrebens
Die Bibel spricht davon, dass der Antichrist dieses Reich aufrichten wird, bevor Jesus für die Welt sichtbar wiederkommt:
„Lasst euch von niemand verführen, in keinerlei Weise; denn er (Jesus) kommt nicht, bevor der Abfall kommt und der Mensch der Bosheit offenbart wird, der Sohn des Verderbens. Er ist der Widersacher, der sich überhebt über alles, was Gott oder Gottesdienst heißt, so dass er sich in den Tempel Gottes setzt und vorgibt, er sei Gott“ (2. Thess 2,3 f.).
Und für die Zeit des Antichristen unmittelbar vor Jesu Wiederkunft gilt:
„Wenn sie sagen werden: Es ist Friede, es hat keine Gefahr, dann wird sie das Verderben schnell überfallen gleichwie der Schmerz eine schwangere Frau, und sie werden nicht entfliehen“ (1. Thess 5,3).
Jede Friedensbestrebung und -bewegung, jede Bestrebung einer NW muß sich an diesen Voraussagen messen lassen. Wie ist ihr Verhältnis zu Jesus Christus? Wird ein Friedensreich an Jesus Christus vorbei oder gegen Christus erstrebt? Will man Einheit auf Kosten der Wahrheit erreichen, die allein in Jesus Christus offenbart ist?
Wenn ja, dann arbeitet man – gewollt oder ungewollt – dem Antichristen in die Arme.
Zusammenfassung: Die NW erstrebt Frieden durch Welteinheit:
politisch: durch das Zusammenrücken der Machtblöcke und Ideologien im „Europäischen Haus“ und weltweit; durch internationale Ordnungen, Institutionen und Kontrollmechanismen;
wirtschaftlich: durch ein neues Weltwirtschaftssystem und immer mehr vereinheitlichte Zahlungsarten;
religiös: durch Dialog und Zusammenarbeit mit Angehörigen aller Religionen. Dieses Erstreben der Welteinheit hat jedoch mehrere Verluste zur Folge:
den Verlust der Freiheit der einzelnen Völker, die ihre Souveränität an immer höhere politische Komplexe abgeben müssen;
den Verlust der Freiheit des einzelnen Menschen, der im Fall einer nicht-systemkonformen Einstellung bei einem Zusammenrücken der Welt immer weniger Ausweich- und Fluchtmöglichkeiten (etwa in „neutrale Staaten“) findet;
c. den Verlust der Wahrheit des christlichen Glaubens, die – wie z.B. in Verlautbarungen zum „Konziliaren Prozess“ geplant – in einen „universalen ethischen Konsens“ der Ideologien und Religionen integriert und damit letztlich beseitigt werden soll.Dem Welteinheitssystem werden dieselben Wirkungen zugeschrieben, die in der Bibel für das messianische Friedenreich Jesu Christi verheißen sind. Die NW soll denn auch evolutionär Schritt für Schritt dorthin führen. Dabei jedoch wird übersehen, dass die Welt nicht evolutionär in den „neuen Himmel und die neue Erde“ mündet, sondern dass sie wegen der wachsenden Sünde und Unbußfertigkeit der Menschheit vergehen muss, bevor Gott – allein mit der Schar derer, die ihm die Treue gehalten haben – seine neue Welt schafft (vgl. Mt 24 parr.; 1. Kor 7,31; 2. Petr 3,10; Offb 6 ff. u.a.);
b. dass dieses Gericht Gottes nicht aufgehalten, sondern im Gegenteil noch beschleunigt wird, wo die größte Sünde, der Götzendienst in anderen Religionen und in menschenverherrlichenden, atheistischen Ideologien (etwa dem Marxismus), durch deren Anerkennung als gleichberechtigte Dialogpartner toleriert und forciert wird (vgl. 2. Mose 20,2 f.; 2. Kön 17,35 f.; Jes 44; Jer 16,19-22; 1. Kor 10,20 f.; 2. Kor 6,14-17 u.a.);
c. dass Jesus nicht wiederkommt, bevor der Antichrist erschienen ist, der sein trügerisches und zeitlich eng begrenztes Weltfriedensreich aus den Kräften satanischer Inspiration und einer vereinigten Menschheit heraus errichten wird (vgl. 1. Thess 5,2 f.; 2. Thess 2,1-12; Offb 13 und 17 f.).
8. Was kommt auf bibeltreue Christen zu?
Bibeltreue Christen passen nicht in den Sog der Globalisierung. Da sie an Jesus Christus als dem einzigen Weg zu Gott dem Vater festhalten (Joh 14,6), gelten sie als Störer und Feinde des Friedens und der diesem zugrundeliegenden Sachtoleranz. Sachtoleranz bedeutet Verwässerung und Auflösung der Wahrheit, während Persontoleranz die Liebe zum Sünder und Irrenden einschließt, um ihn für Jesus zu gewinnen. Persontoleranz soll also dazu dienen, dem Nächsten durch anteilnehmende und abholende Liebe den Weg zu Jesus Christus zu ebnen, während Sachtoleranz den Weg zum Antichristen bahnt. Werden diese beiden Begriffe mit ihren unterschiedlichen Zielsetzungen nicht auseinandergehalten und wird einfach nur allgemein von „Toleranz“ geredet, dann ist die Verwirrung komplett.
Nun werden heute Christen, die an Jesus Christus als „dem Weg, der Wahrheit und dem Leben“ (Joh 14,6) festhalten, sehr schnell mit dem Stigma der „Intoleranz“ belegt und in die Sekten-Ecke gestellt. Sie gelten dann als „unbelehrbare Fundamentalisten“ oder ähnliches, wobei man mit „Fundamentalist“ Gewalt und Terror assoziiert, wie man ihn von manchen islamisch-fundamentalistischen Gruppen her gewohnt ist. Daß bibeltreue Christen, die ihren Glauben ernst nehmen, hingegen vom Gebot der Feindesliebe inspiriert sind (oder sein sollten), das in der Bergpredigt (Mt 5,43 ff.) steht, wird geflissentlich verschwiegen. Viele Gruppen und Bewegungen – auch im evangelikalen Bereich – werden heute von ihren Gegnern als „Sekten“ bezeichnet und verunglimpft. Über den Unterschied zwischen Freikirchen und Sekten besteht bei Politikern und in der Öffentlichkeit weithin Unklarheit. So werden Freikirchen wie Methodisten, Baptisten, Mennoniten und Freie Evangelische Gemeinden in Presseverlautbarungen immer wieder in undifferenzierter Weise in einem Atemzug mit Gruppen wie Scientology, Zeugen Jehovas und Mormonen genannt.
Ein Beispiel hierfür ist eine Meldung der Nachrichtenagentur AFP vom 24. April 1997, in der es heißt: „800.000 Deutsche bekennen sich zu Sekten“. Hintergrund dieser Meldung war eine Umfrage, welche die Enquete-Kommission „Sogenannte Sekten und Psychogruppen“ des Deutschen Bundestages in Auftrag gegeben hatte. Das Marktforschungsinstitut Infratest Burke (München) befragte 11.000 Bürger, ob sie einer neuen religiösen bzw. weltanschaulichen Bewegung angehören. In der Auswertung waren Freikirchen wie Baptisten, Mennoniten usw. als inner- und randkirchliche Sondergruppen neben Sekten wie den Zeugen Jehovas oder Organisationen wie Scientology genannt worden.
Daraufhin kam von freikirchlicher Seite scharfe Kritik, z. B. von dem Generalsekretär des Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden (Baptisten- und Brüdergemeinden), Eckhard Schaefer (Bad Homburg), der mit 88.000 Mitgliedern größten Freikirche Deutschlands. Schaefer meinte: „Uns in der Studie aufzuführen, hat dieselbe Qualität und Aussagekraft, wie den Deutschen Bundestag als terroristische Vereinigung zu bezeichnen“ (Idea-Pressedienst Nr. 47/97 vom 28.4.1997).
Der Zwischenbericht der Enquete-Kommission „Sogenannte Sekten und Psychogruppen“ (Bundestags-Drucksache 13/8170) ging – wie auch der spätere Endbericht – von einem „problemorientierten Ansatz“ aus und legte seiner Einordnung der untersuchten Vereinigungen politische, juristische, soziologische und psychologische (aber keine theologischen) Kriterien zugrunde. Sein Urteil bewegte sich im Spannungsfeld zwischen „religiös-weltanschaulicher Toleranz und Pluralität auf der Grundlage von Artikel 4 GG (Grundgesetz)“ und der „Notwendigkeit“, der Religionsfreiheit in gewissen Fällen politisch-juristische Grenzen (z. B. durch Beschränkungen und Verbote) zu setzen (S. 7 f.).
Diese Grenzziehung mit den ihr zugrundeliegenden Kriterien war der umstrittenste Punkt im Vorhaben der Enquete-Kommission. Die Grenzziehung dürfe dann erfolgen, wenn „deviantes Handeln“ (von der gesellschaftlichen Norm abweichendes Handeln) vorliege, wobei „Verstöße gegen geltendes Recht, Störung des öffentlichen Friedens oder Schädigungen des Einzelnen“ verwirklicht seien (S. 67). Den Maßstab bildete also der gesellschaftliche Status quo (und z. B. nicht die Heilige Schrift Alten und Neuen Testaments!). Dies wird voraussichtlich auch bezüglich der „Antidiskriminierungsgesetze“ für bibeltreue Christen massive Folgen haben – bis hin zur gesellschaftlichen Ächtung, Verfolgung und Gefängnisstrafe, etwa wenn sie Homosexualität und ähnliche sexuelle Praktiken öffentlich als „Sünde“ bezeichnen.
Wer aber „Sekte“ nur oder in erster Linie psychologisch (nach den Methoden, die zur Anwendung kommen), soziologisch (nach der Größe und Mitgliederzahl) oder politisch (nach dem Einfluß und dem Verhältnis zum Staat) definiert, geht an der Sache vorbei. Die Glaubenslehre – und damit die Wahrheitsfrage – kann nicht ausgeblendet werden. Entscheidend ist das theologische Kriterium: das Verhältnis zu Gott und seiner Offenbarung. So möchte ich – gegenüber dem heutigen Trend – das theologische Kriterium wieder in den Mittelpunkt stellen und definiere wie folgt: „Sekten“ sind in christlicher Sicht alle religiösen Gruppen (unabhängig von ihrer Mitgliederzahl, ihrer Größe und ihrem Einfluß), die in ihrer Lehre und in ihrem Leben den Hauptlehren des Alten und Neuen Testaments widersprechen und statt dessen eigene Lehrsysteme und Verhaltensweisen entwickelt haben. Solche Widersprüche zu den Hauptlehren des Alten und Neuen Testaments ergeben sich z.B. durch Hinzufügung zu oder Hinwegnahme von Lehren der Heiligen Schrift (1. Kor 4,6; 2. Joh 1,9; Offb 22,18 f.); durch Lehren im Widerspruch zum eindeutigen Wortsinn und Gesamtzusammenhang der Bibel (Gal 1,6 ff.); durch Ausblendung oder Umdeutung zentraler Wahrheiten des christlichen Glaubens, vor allem durch die Verleugnung Jesu Christi und seines Erlösungswerkes für uns, durch Verleugnung, Relativierung oder Umdeutung seiner Gottessohnschaft, seiner Fleischwerdung, seines Sühneopfers am Kreuz und seiner leiblichen Auferstehung (1. Joh 2,22 f.; 4.2 f.; 2. Joh 1.7; 2. Petr 2,1; Jud 4).
9. Wer wird überwinden?
Überwinden wird nur, wer von Jesus Christus überwunden ist – und das heißt: wer zu ihm gehört ohne Wenn und Aber. Überwinden wird nur, wer ihm auch inmitten der zunehmenden antichristlichen Strömungen die Treue hält. So lesen wir in Offb 12,9-11: „Und es wurde hinausgeworfen der große Drache, die alte Schlange, die da heißt: Teufel und Satan, der die ganze Welt verführt, und er wurde auf die Erde geworfen, und seine Engel wurden mit ihm dahin geworfen. Und ich hörte eine große Stimme, die sprach im Himmel: Nun ist das Heil und die Kraft und das Reich unseres Gottes geworden und die Macht seines Christus; denn der Verkläger unserer Brüder ist verworfen, der sie verklagte Tag und Nacht vor unserm Gott. Und sie haben ihn überwunden durch des Lammes Blut und durch das Wort ihres Zeugnisses und haben ihr Leben nicht geliebt, bis hin zum Tod.“
Um – auch heute schon – zu den Überwindern zu gehören, sind folgende Voraussetzungen notwendig:
– Wir glauben an Jesus Christus als unseren Erlöser und Herrn und sind seine Kinder.
– Wir stehen in ständiger Gebetsverbindung mit dem Herrn, damit er uns stärken, trösten, leiten, bewahren und korrigieren kann.
– Wir stellen Gottes Wort in den Mittelpunkt und richten unser Leben danach aus.
– Wir suchen die Gemeinschaft gläubiger Geschwister und verlassen unsere Versammlungen nicht.
– Wir bekennen Gott unsere Sünden und lassen uns reinigen durch das Blut seines Sohnes Jesus Christus.
– Wir leben aus der Gnade Gottes, aber mißbrauchen diese nicht zum Sündigen.
– Wir decken die Werke der Finsternis – auch in christlichen Gemeinden – auf und dulden diese nicht länger.
– Wir akzeptieren weder den Hochmutsgeist, der sich durch Spaltungssucht offenbart, noch den Vermischungsgeist, der eine Einheit und Ökumene um jeden Preis sucht.
– Wir lieben die wiedergeborenen Geschwister im Herrn Jesus Christus, auch wenn wir nicht in allen Lehrfragen mit ihnen übereinstimmen.
– Wir ringen aber genauso auf der Grundlage der Heiligen Schrift um die Erkenntnis und Durchsetzung der Wahrheit in den entscheidenden Heilsfragen, damit keiner verlorengehe.
– Wir sind bereit, Korrektur von Geschwistern anzunehmen, wo diese biblisch begründet ist, und zwar in unserer Lehre und in unserem Leben.
– Wir üben „christliche Enthaltsamkeit“, d.h. wir setzen uns nicht mutwillig gottfeindlichen und verführerischen Einflüssen aus, die uns vom Glauben wegziehen.
– Wir trennen uns von allen Strömungen, Praktiken und Methoden, die gegen das Wort Gottes stehen.- Wir üben wieder konsequente Gemeindezucht.
– Wir nehmen den Missionsauftrag ernst und laden Menschen in die Nachfolge Jesu Christi ein, solange es noch Zeit ist.
– Wir predigen die zentrale biblische Botschaft von der völligen Verlorenheit des Sünders, der Notwendigkeit der Buße und der Rettung allein aus Gnaden.
– Wir helfen unseren Mitmenschen auch praktisch durch Taten der Nächstenliebe und setzen Zeichen der Menschenfreundlichkeit Gottes in einer vergehenden Welt.
– Wir weihen unser Leben ganz neu und ganz allein dem dreieinigen Gott und dienen ihm bis an unser irdisches Ende – und weiter bis in alle Ewigkeit.
Für die (vor-)antichristliche Zeit gilt mehr denn je die Aufforderung in Eph 6,10-17:
„Seid stark in dem Herrn und in der Macht seiner Stärke. Zieht an die Waffenrüstung Gottes, damit ihr bestehen könnt gegen die listigen Anschläge des Teufels. Denn wir haben nicht mit Fleisch und Blut zu kämpfen, sondern mit Mächtigen und Gewaltigen, nämlich mit den Herren der Welt, die in dieser Finsternis herrschen, mit den bösen Geistern unter dem Himmel. Deshalb ergreift die Waffenrüstung Gottes, damit ihr an dem bösen Tag Widerstand leisten und alles überwinden und das Feld behalten könnt. So steht nun fest, umgürtet an euren Lenden mit Wahrheit und angetan mit dem Panzer der Gerechtigkeit, und an den Beinen gestiefelt, bereit, einzutreten für das Evangelium des Friedens. Vor allen Dingen aber ergreift den Schild des Glaubens, mit dem ihr auslöschen könnt alle feurigen Pfeile des Bösen, und nehmt den Helm des Heils und das Schwert des Geistes, welches ist das Wort Gottes“.
Buchhinweis: L. Gassmann, Globalisierung und Antichrist, 3,90 Euro –
Dr. theol. Lothar Gassmann,
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