Der Ernstfall (Dr. Fr. Lux)

Dr. Friedemann Lux

DER ERNSTFALL IST DA

KIRCHEN NACH EINEM JAHR CORONA

Einleitung 

Jetzt ist es fast ein Jahr her, dass die Corona-Pandemie die Gemüter beschäftigt. Und ein halbes Jahr, dass bei sommerlichem Wetter die große Erleichterung an ng: Jetzt haben wir es doch wohl bald geschafft . . . Wir wissen, dass es ganz anders gekommen ist. Die „zweite Welle“ hat die Welt im Griff. Neue Mutationen des Virus könnten seine Bekämpfung zu einem Fall des klassischen Wettlaufs zwischen Hase und Igel machen: Was die Medizin auch anstellt, das Biest ist schneller. Statt „Lockerungen“ erleben wir einen neuen, ungleich härteren Lockdown, der schon bald bis an den Rand des faktischen Hausarrests für fast alle gehen kann. Juristisch ist er in Deutschland mittlerweile abgesichert durch die am 18. November 2020 im Bundestag durchgepeitschte „Reform des Infektionsschutzgesetzes“, von manchen als „Ermächtigungsgesetz“ bezeichnet. 

Was für Versprechen, Erklärungen und Prognosen kann man zurzeit noch glauben? 

„Unsere Mediziner haben die Lage im Griff.“ Stimmt nicht. Sie wollen sie zwar in den Griff bekommen, sind schier besessen von dem Willen, die Pandemie mit den Mitteln menschlicher Medizintechnologie zu meistern. Doch in Wirklichkeit erleben wir den nächsten Turmbau zu Babel (bereits den dritten in der neueren Zeit, zählt man die „Energiewende“ und die „Klimarettung“ dazu). Und ein gigantisches Gericht Gottes über die „Halbgötter in Weiß“. Sie geben selber zu, dass keiner so genau weiß, wie das mit den Impfungen werden wird, und jederzeit können die Meldungen über eine neue Mutation kommen, die nicht nur im Ansteckungspotenzial, sondern auch in der Schwere des Krankheitsverlaufs wesentlich aggressiver ist als das Virus, das wir bisher kennen. 

„Die Maßnahmen wirken, wir müssen nur ein bisschen nachbessern.“ Tatsache ist: Regierende und Mediziner in aller Welt können offenbar machen was sie wollen, die Pandemie rast weiter. 

„Das sind doch nur vorübergehende Einschränkungen.“ Das hören wir jetzt seit einem Dreivierteljahr, und je länger wir es hören, umso unglaubwürdiger wird es. 

„Einen Lockdown wie im Frühjahr 2020 wird es nie mehr geben.“ Tönten die Regierenden in Deutschland Anfang September. Wie kurz „nie mehr“ doch sein kann . . . Oder stimmt der Satz vielleicht doch? Der jetzige Lockdown ist ja in der Tat nicht so wie der im Frühjahr, sondern schlimmer. 

„Wir wollen die Bevölkerung schützen. Der Schutz des Lebens ist unser höchstes Gut.“ Wer sich klarmacht, dass in diesem Land jedes Jahr über 100.000 Kinder im Mutterleib fachgerecht getötet werden, der weiß, wie hohl dieser Satz ist. 

„Das machen die da oben doch nie.“ – „Das dürfen die doch gar nicht.“ – „Das trauen die sich doch gar nicht.“ – „Wir leben doch in einer Demokratie.“
Wir wissen inzwischen, was sie alles machen und sich sehr wohl trauen. Seit dem Gesetz vom 18. November 2020 dürfen sie es sogar. Fundamentale Grundrechte der Demokratie sind ausgesetzt oder beschnitten.
Meinungsfreiheit? Wird zügig reduziert; die „elektronische Bücherverbrennung“ (Abschaltung von Beiträgen im Internet) boomt.
Demonstrationsfreiheit? Ist, wenn es um die Corona-Maßnahmen geht, an die Leine genommen worden.
Eine glaubwürdige Opposition in den Parlamenten? Gibt es höchstens auf Sparflamme.
Bewegungs- und Reisefreiheit? Bleiben eingeschränkt.
Freiheit der Religionsausübung? Selbst hier kriselt es, aber mehr dazu unten in Abschnitt 4 und 5. 

Und es ist ja nicht nur in Deutschland so, sondern in weiten Teilen der Welt. Und was dem nachdenklichen Beobachter auffällt, ist nicht nur das, was alles gesagt wird, sondern auch das, worüber nicht gesprochen wird – GOTT. Die Medizin, die Wissenschaft, die Politik, die richtige Strategie soll es richten. Gott kommt in der öffentlichen Debatte nicht vor. 

Das ist unsere Situation. Die erste große Frage lautet hier: Wie konnte es zu dieser Reaktion auf Corona kommen? Die zweite Frage lautet: Wozu hat das geführt? Wie ist die derzeitige Lage speziell in Kirchen, Gemeinden und Gemeinschaften? Was lässt diese Lage für die Zukunft ahnen? Und die dritte Frage ist: Wie können Christen und Gemeinden sich auf diese Zukunft vorbereiten? Ich werde diese Fragen bewusst aus der geistlich-christlichen Perspektive heraus stellen. Es ist die alles entscheidende Perspektive, denn die fundamentale Realität unseres Kosmos heißt nicht „Wissenschaft“, nicht „Politik“, noch nicht einmal „Demokratie“, sondern „Gott“. Fangen wir an. 

1. Die vergessene Realität: Ein Weltbild ohne Gott 

Das klassische jüdisch-christliche Weltbild basiert darauf, dass es eine Welt der Immanenz und eine Welt der Transzendenz gibt. Das Nizäische Glaubensbekenntnis formuliert es so: „Wir glauben an den einen Gott, . . . der alles geschaffen hat, . . . die sichtbare und die unsichtbare Welt.“ Die sichtbare Welt ist der Kosmos, wie er den Sinnesorganen sowie den diversen Beobachtungs- und Messinstrumenten des Menschen zugänglich ist. Sie ist das, was physikalisch erfassbar und beschreibbar ist. Die unsichtbare Welt ist die Welt Gottes und der Engel sowie des Teufels und der Dämonen – eine Welt, die physikalisch nicht erfassbar und keinem Fernrohr, Teleskop oder Mikroskop zugänglich ist. Diese Welt liegt nicht etwa „ganz weit draußen“, hinter x Galaxien, sondern sie ist mit der sichtbaren Welt verwoben und verschränkt. Für den Menschen, der den wahren Gott liebt, kann sie sich augenblicksweise schon in diesem Leben öffnen – etwa im Gebet, beim Hören der Matthäuspassion, beim Lesen der Bibel, in der Gottesdienstliturgie oder bei der Feier des Abendmahls. Der Wissenschaft ist sie hermetisch verschlossen. 

Es ist die übereinstimmende Aussage sowohl der Bibel als auch der Kirchen- und Missionsgeschichte, dass die Transzendenz in die Immanenz hineinwirkt. Die Zahl der Bibelstellen, die Kriege, Naturkatastrophen und politische Erschütterungen, aber auch wunderbare Errettungen und Krankenheilungen Gottes Wirken zuschreiben, ist Legion. Es ist für die Bibel eine absolute 

Selbstverständlichkeit, dass Gott ein Akteur, ja in gewissem Sinne der Akteur der Weltgeschichte ist. Und genauso selbstverständlich ist, dass auch das Böse in die Welt hineinwirken kann – dass Menschen von Dämonen besessen sein können und dass hinter Kriegen, Revolutionen, falschen Ideologien und unterdrückerischen Regimes Mächte der Finsternis stecken. 

Diese ganze Dimension der Transzendenz ist zuerst von der philosophischen Aufklärung und danach von der bibelkritischen Theologie für das Denken abgeschafft worden. Aus dem „Darüber können wir nichts aussagen“ wurde schnell ein „Das existiert nicht, das kann man einem denkenden Menschen nicht zumuten.“ Das Weltbild der Moderne kennt keine „unsichtbare Welt“ mehr; diese Welt zählt nicht mehr für Erklärungen und Forschungen. 

Mit das Heimtückischste an dieser Entwicklung ist, dass sie auch bei den „Frommen“, die eigentlich Bibel und christliche Tradition hochhalten, Spuren hinterlassen hat. Dafür zwei Beispiele, die erst ein paar Jahrzehnte zurückliegen. 

Beispiel Nr. 1: In Markus 9,14ff. nden wir die Heilung eines besessenen Knaben durch Jesus. In einer frühen modernen Bibelübersetzung fügte die Redaktion vor dieser Episode folgende Zwischenüberschrift ein: „Jesus heilt ein epileptisches Kind.“ Die geschilderten Symptome „passen“ zum Teil durchaus zu einem epileptischen Anfall. Aber der Text redet eindeutig von einem „unreinen Geist“. Was ist hier geschehen? Der redaktionelle Bearbeiter war im Weltbild der Moderne gefangen, die keine Dämonen mehr kennt; also musste Epilepsie als Erklärung herhalten. 

Beispiel Nr. 2: In den 1980er Jahren schrieb der Leiter eines christlichen Sanatoriums ein Buch, in welchem er u.a. auf das Gebet für die Kranken nach Jakobus 5,14-15 zu sprechen kam. Er schrieb, dass das moderne Gegenstück des Salbens mit Öl die Verabreichung moderner Medikamente sei: Früher haben sie die Kranken mit Öl gesalbt, heute machen wir das anders . . . Aber das „anders machen“ ist in Jakobus 5 gar nicht vorgesehen. Medikamente gab es auch damals schon, aber Jakobus fordert nicht dazu auf, dem Kranken z.B. Heilkräuter zu geben, sondern ihn mit Öl zu salben (als Symbol des Heiligen Geistes) und für ihn zu beten; der Ansatz ist überhaupt nicht medizinisch, sondern seelsorgerlich. Doch das moderne Weltbild war im Hinterkopf dieses Autors so stark, dass er Jakobus‘ Anweisung gleichsam nur durch die Brille dieses Weltbildes sehen konnte. 

Ein Riesenproblem der Christenheit in der Moderne und Postmoderne ist, dass sie zwar in Gottesdienst und Bibelstunde das biblische Weltbild der sichtbaren und der unsichtbaren Welt glaubt, aber im Alltag (fast möchte man sagen: „im richtigen Leben“) oft zurückfällt in das moderne Weltbild, das nur noch die sichtbare Welt kennt. Welcher Christ rechnet z.B. noch damit, dass die an Krebs erkrankte Freundin durch ein Eingreifen Gottes geheilt werden könnte? Stattdessen wird gleich darum gebetet, dass sie die Chemotherapie möglichst gut übersteht . . . 

Jesus hat in der Bergpredigt gesagt: „Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon.“ Genauso kann man als Christ nicht zwei Weltbilder haben – das eine für die Kirche, das andere für das „wirkliche“ Leben. Wir müssen uns entscheiden. Und da lautet die wichtigste Erkenntnis, die es zu Corona gibt, so: Diese Pandemie hat zentral mit Gott zu tun. Wir haben sie als Gericht bzw. Sich-zu-Wort-Melden Gottes zu verstehen. Wer dies nicht begreift bzw. als „unwissenschaftlich“ beiseiteschiebt, wirft den Schlüssel zum Verständnis – und zur Beendigung – der Pandemie von vornherein weg. 

Eine Regierung, die die Dimension Gottes ernst nimmt, würde die Bürger zum Beten und zu Bitt- und Bußgottesdiensten aufrufen, anstatt ihre religiöse Versammlungsfreiheit einzuschränken. Können wir im Ernst erwarten, dass Corona aufhört und alles wieder gut wird, solange wir es nicht als Reden Gottes begreifen und darauf antworten? Wie realitätsfremd kann man werden? Noch einmal: Man kann nicht zwei Weltbilder haben. 

2. Die vergessene Realität: Gesundheit statt Seelenheil 

Parallel zur Abschaffung der Dimension der Transzendenz hat sich eine massive Störung der Gewichtsverteilung zwischen dem Körper und der Seele des Menschen vollzogen. Hier ist nicht der Ort für eine philosophische oder theologische Analyse des Leib-Seele-Dualismus, aber halten wir fest: Überall, wo im Neuen Testament von Bekehrungen die Rede ist, geht es zentral um das Seelenheil, genauer: um das ewige Heil, das nach dem Tod fortbesteht und dann erst seine ganze Erfüllung findet. Es war die Sorge um das Seelenheil, die Luther zum Reformator werden ließ, und viele Jahrhunderte lang ging es in Mission und Evangelisation zuvörderst darum, „Seelen zu retten“; dass die geretteten Seelen dann auch vernünftiger mit ihrem Leib umgingen, war sozusagen eine positive Nebenwirkung. 

Der Einbruch der heidnischen Gnosis in die alte Kirche hat die Balance zwischen Seele und Leib zeitweise bedenklich weit zugunsten der Seele verschoben. Manche spätantiken Eremiten lebten nach dem Motto: „Wir waschen uns nie“. Der Leib, das war das Böse. Doch das ist heute Schnee von vorgestern. Längst ist das Pendel weit in das andere Extrem hineingeschwungen. Heute geben die Bürger der Wohlstandsländer (darunter auch Christen) jährlich Unsummen aus, um ihren Körper möglichst lange schön, frisch und gesund zu erhalten. Gesundheit und ein langes Leben sind für viele eine Religion geworden. Ewige Seligkeit bzw. „in den Himmel kommen“ spielt für die Menschen, die an keinen Gott glauben, keine Rolle mehr; von Wohlfühlchristen wird es als Selbstverständlichkeit abgehakt. 

Man muss um diese Verschiebung der zentralen Sorge des Menschen vom ewigen Seelenheil zur körperlichen Gesundheit wissen, um die irrationale Angst der Menschen in unserem Land vor einer Ansteckung mit COVID 19 verstehen zu können. Die Medizin, die Medien und die Mächtigen brauchen gar nicht viel zu unternehmen, um dieses Feuer zu schüren; die Flamme ist schon so stark genug. Menschen, für die das ewige Seelenheil entweder nicht mehr existiert oder billig geworden sind, sind bereit, fast jeden Preis zu zahlen, um nur ja nicht vorzeitig sterben zu müssen. Masken tragen, keine Geburtstagsfeiern mehr, die Oma im Altenheim nicht mehr besuchen, auf den Urlaub verzichten, der sicheren Arbeitslosigkeit und dem sicheren Staatsbankrott ins Auge sehen – alles geht. 

Folgende Fragen sind hilfreich, um zu bestimmen, wo man bezüglich des Themas „Gesundheit und Seelenheil“ steht. Fragen wir uns einmal ganz einfach: 

• Was ist mir wichtiger: regelmäßiger Ausgleichssport oder regelmäßig das Heilige Abendmahl feiern? 

• Was ist mir wichtiger: der Arztbesuch oder die Beichte? Gesundheit oder Vergebung der Sünden? 

• Wovor habe ich mehr Angst: Krebs (oder Corona!) zu bekommen oder in Gottes Gericht verdammt zu werden? 

• Wenn ich wüsste, dass ich in einer Stunde sterben werde, wüsste ich dann ganz genau, dass es anschließend weitergehen und Gott mich gnädig annehmen wird? 

3. Die vergessene Realität: Menschen mehr gehorchen als Gott 

Zu der absoluten Realität Gottes gehört es auch, dass Gott derjenige ist, dem ich am meisten Gehorsam und Loyalität schuldig bin. Der Satz „Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen“ (Apostelgeschichte 5,29) ist eines der zentralsten Prinzipien in der Bibel. Im Kontext eines Predigtverbots durch den Sanhedrin in Jerusalem ausgesprochen, zieht er sowohl in der Bibel (dort bereits im Alten Testament) als auch in der Kirchengeschichte weite Kreise. Im Gegensatz zu dem, was heute durch manche evangelikalen Köpfe geistert, wird er durch die bekannte Stelle Römer 13,1–7 („jedermann sei Untertan der Obrigkeit, die Gewalt über ihn hat . . .“) mitnichten aufgehoben.
Von den ägyptischen Hebammen und Mose im Buch Exodus bis zu „modernen“ Glaubenszeugen wie Dietrich Bonhoeffer und den Christen bei den Montagsdemonstrationen 1989 in der ehemaligen DDR reicht die Palette von gottesfürchtigen Menschen, die staatlichen Obrigkeiten und Verordnungen trotzten, weil Gottes Gebote und Gerechtigkeit etwas anderes nicht zuließen. 

Aber Gott gehorchen – auch dies ist dem modernen (und erst recht dem postmodernen) Menschen abhandengekommen. Dies gilt selbst für viele fromme Kreise, wo das unbiblische, dem Zeitgeist angepasste Gotteszerrbild des lieben Gottes, der ein Züchtigungsverbot bekommen hat, den Gedanken, dass man Gott so etwas wie Gehorsam schuldig sein könnte, weithin verdrängt hat. Dann lieber dem Staat gehorchen, denn der – vgl. den riesigen Bußgeldkatalog für „Verstöße“ gegen die Corona-Regeln – hat kein Züchtigungsverbot, sondern bestraft einen munter. Traurig, aber wahr: Viele Christen fürchten heute die Vertreter des Staates mehr als Gott – und das (es ist eigentlich nicht zu fassen) in einem demokratischen System, wo ja der Bürger der Souverän sein sollte! 

Abschließen möchte ich diesen Abschnitt mit einer (manchen vielleicht schon bekannten) Szene aus einer Bibelstunde vor vielleicht 50 Jahren. Das Thema des Abends sind Gottes Gebote, und um den Teilnehmern etwas zu geben, worin sie sich festbeißen können, erzählt der Leiter eine wahre Geschichte aus der Hitlerzeit: 

Man schreibt das Jahr 1943, die „Endlösung der Judenfrage“ rollt. Eine gläubige Familie hat im Keller ihres Hauses einen Juden versteckt. Eines Abends – man sitzt in der Küche beim Abendessen – klingelt es an der Tür. Der Hausherr geht hin und öffnet. Draußen stehen zwei Gestapo-Beamte: „Wir machen gerade eine Umfrage für die öffentliche Sicherheit. Wohnen in Ihrem Haus Juden?“ Der Hausherr erwidert mit der ruhigsten Miene der Welt: „Nein, wie kommen Sie auf so was? Bei uns gibt’s keine Juden!“ Man tauscht noch ein paar Höflichkeiten aus, dann gehen die Männer wieder. 

Kommentar mehrerer Teilnehmer der Bibelstunde: „Wie konnte der Hausherr so was sagen? Christen dürfen doch nicht lügen!“ Ob diese von Freiheit verwöhnten Frommen schon einmal von den hebräischen Hebammen aus 2. Mose 1 gehört hatten? 

4. Wie haben die Kirchen auf Corona reagiert? 

Zurück zur aktuellen Lage. Stellen wir uns, C.S. Lewis‘ geniale Idee mit seiner fiktiven „Dienstanweisung an einen Unterteufel“ aufgreifend, einen Augenblick lang vor, beim Satan und seinen Dämonen gäbe es Neujahrsansprachen. Dann hätte die Ansprache des für Deutschland zuständigen Oberteufels am 1. Januar 2021 vielleicht die Überschrift „Sie singen nicht mehr“ gehabt, und der höllische Funktionär hätte schadenfroh über ausgefallene Christmetten referiert, über Präsenzgottesdienste mit absoluter Maskenpflicht, über Ordner, die einen maskenlosen Gottesdienstbesucher rüde anfahren, über verbitterte Gemeindeglieder, die nicht mehr kommen, und über Pastoren, die einem Sterbenden im Altenheim aus Hygienegründen das letzte Abendmahl verweigern. Und als Nächstes hätte er vielleicht süffisant hervorgehoben, dass, wenn die „Maßnahmen“ und „Auflagen“ noch wenige Monate weitergehen, die Christen in Deutschland, aber auch anderswo ein ganzes Kirchenjahr nicht in der gewohnten und gebotenen Weise begehen konnten. 

Viele Eltern und Lehrer sorgen sich heute, dass, wenn die Lockdowns weitergehen, die Schüler bald ein ganzes Schuljahr verloren bzw. nur als Notbetrieb erlebt haben werden, und fragen sich, was das mit der Bildung, aber auch den Seelen der Kinder macht. Bei Christen sollte der „Ausfall“ von demnächst einem ganzen normalen Kirchenjahr die Alarmglocken noch viel lauter klingen lassen. Diese Sache hat eine geistliche Bedeutung, über die viele vielleicht noch gar nicht nachgedacht haben. Nicht ins Ausland oder ins Fitnesscenter fahren zu können, ist lästig; aber kein normales Abendmahl mehr und nicht mehr singen dürfen – das zeigt, dass wir es bei Corona mit mehr als einem medizinischen Problem und menschlichen Bevormundungsspielen zu tun haben, nämlich mit den Mächten der Finsternis (vgl. Epheser 6,12). Corona ist eindeutig mehr als ein Angriff auf die Gesundheit der Menschheit; letztlich zielt es auf die Zerstörung von Freiheit und Demokratie, von Bildung und sozialem Leben, aber auch auf die Zerstörung der Gemeinde Jesu und ihrer konkreten Kirchen vor Ort. 

Leider ist das Bewusstsein für diese geistliche Tiefendimension bis jetzt noch nicht in den Chefetagen von Kirchen und kirchlichen Verbänden angekommen. Was sich im März 2020 noch als Überrumpelungseffekt erklären ließ, ist inzwischen zur eisernen Normalität geworden: Christen haben den staatlichen Aussagen Folge zu leisten, basta. Wenn in diesem Zusammenhang die Bibel zitiert wird, dann meist nur Römer 13. Wagt eine Gemeinde es, einen „normalen“ Gottesdienst abzuhalten, droht ihr die Auflösung der Veranstaltung durch die Polizei; es ist schon mehrfach passiert. Kommt es infolge dieses Gottesdienstes zu Corona-Ansteckungen, ist diesen Christen die Häme und Wut der Gesellschaft sicher. Und der Tadel selbst frommer Christen, wie man nur so „verantwortungslos“ sein kann . . . 

Der gläubige Christ, der angesichts der Mischung aus Panik und Härte, mit der die Oberen auf Corona reagieren, feststellt, dass hier Dinge fundamental schieflaufen, und sich ein mahnendes Wort von evangelikalen Organisationen und Repräsentanten erhofft, wird bisher weitgehend enttäuscht. Selbst Institutionen wie die Evangelische Allianz und diverse Gemeinschaftsverbände fahren die Linie des strikten Befolgens der staatlichen Maßnahmen. Die Bezeichnungen „Verschwörungstheoretiker“ und „Coronaleugner“ sind längst auch in Kirchen und Gemeinschaften zu verbalen Keulen geworden, mit denen selbstständig Denkende in „die rechte Ecke“ gestellt werden. Wer sich besorgt fragt, was die „Corona-Maßnahmen“ mit uns machen, findet hilfreiche Informationen und Analysen oft eher bei säkularen Autoren und Journalisten als bei kirchlichen Stellen. Diese Autoren kommen ohne Bibelzitate daher, dafür aber mit einem wachen gesunden Menschenverstand, von dem viele Fromme sich eine dicke Scheibe abschneiden könnten.

Wie konnte es zu dieser Situation kommen? Zum einen erleben wir hier die Folgen einer jahrzehntelangen und zunehmenden Anpassung von Kirchen und Gemeinschaften an den Zeitgeist.
Zum Zweiten haben Jesus und die Apostel uns im Neuen Testament unmissverständlich vorhergesagt, dass in der Endzeit kräftige Verführungen über die Gemeinden hereinbrechen und viele vom Glauben abfallen werden (vgl. Matthäus 24,10; Lukas 21,16).
Und drittens gibt es historische Präzedenzfälle dafür, wie ganze Kirchenverbände und ihre Repräsentanten in Situationen, wo sie ihre Stimme hätten erheben sollen, von Blindheit geschlagen waren. Man denke nur an die Reaktion der Mehrheit der Christen und Kirchen in Deutschland auf Hitlers Diktatur. Oder an die willig angepassten Kirchen im Ostblock in den Jahren 1945– 1990. Die Verführung, sich mit den Mächtigen gutzustehen, ist schon immer stark gewesen, und die innere Widerstandskraft der heutigen Christen und Kirchen im so lange verwöhnten Westen ist definitiv nicht hoch. 

5. Christenverfolgung? 

In dem Hin und Her der Stimmen, Meinungen und Warnungen zu Corona ist auch das Stichwort „Verfolgung“ aufgekommen. Die einen sehen die Corona-Maßnahmen als Beginn einer Christenverfolgung, die anderen kontern, dass es eine Unverschämtheit sei, wenn Christen, die unter den Maßnahmen leiden, sich mit den Bürgerrechtlern in der DDR verglichen; sie wüssten doch gar nicht, was Christenverfolgung ist. Hier ist dringend Versachlichung geboten, und ich möchte sie mit zwei Punkten versuchen: mit einem historischen Rückblick und mit einigen Gedanken über gekochte Frösche. 

5.1 Wie es in den Ostblockländern war 

Als 1945 der Kommunismus Osteuropa überrollte, standen die Kirchen alsbald vor dem Problem, wie sie sich zu der neuen Obrigkeit und ihrer Ideologie verhalten sollten. Die Strategie der neuen Machthaber war – anders als anfangs in China oder in der Frühphase der russischen Revolution – nicht der Frontalangriff auf die christliche Religion als solche; vielmehr wurde systematisch versucht, die Kirche als Institution bestehen zu lassen, sie aber mit der Parteiideologie gleichzuschalten. Es ist (möglicherweise mit der Ausnahme Albaniens) in den Ostblockstaaten wie auch in der nachstalinistischen Sowjetunion nie „verboten“ gewesen, Christ zu sein; die Verfassungen enthielten selbstverständlich einen Religionsfreiheits-Paragrafen. Aber es wurde, in geschickter Ausnutzung von Römer 13, von den Kirchen erwartet, dass sie sich „an die Gesetze hielten.“ Die Devise lautete: „Ihr könnt selbstverständlich als Christen leben und zur Kirche gehen – ihr müsst euch nur an die Regeln halten.“ 

Was für Regeln waren das? Zum Beispiel, dass religiöse Unterweisung für Kinder verboten war; also bitte keine Kinderkirche oder Jungschar für Kinder unter beispielsweise 10 Jahren. Begründet wurde dies mit dem Kindeswohl (Schutz Minderjähriger vor Indoktrination). Bald darauf wurde die Altersgrenze zum Beispiel auf 12 Jahre angehoben, dann auf 14, schließlich auf 18.
Oder: Das Verteilen von Bibeln und anderen religiösen Schriften im öffentlichen Raum war verboten.
Oder: Keine religiösen Gespräche mit Kollegen während der Mittagspause.
Oder: Die Sonntagspredigt bitte vorher dem örtlichen Religionsbeauftragen vorlegen, damit etwaige missverständliche oder nicht sozialismuskonforme Formulierungen bereinigt werden können. Und muss die geplante Bibelstundenserie über die Johannesoffenbarung wirklich statt finden in diesen Zeiten, wo der Weltfriede gefährdet ist? 

Wir sehen das Prinzip. Es hat damals nicht sehr lange gedauert, und den ersten Christen wurde klar:
„So geht das nicht weiter; wenn wir da mitmachen, verraten wir unseren Herrn, das Seelenheil unserer Kinder, das Heil unserer Kollegen und, und, und . . .“
Und es bildeten sich die ersten illegalen Gemeinden (später „Untergrundkirchen“ genannt), die sich in privaten Örtlichkeiten, aber auch zum Beispiel nachts im Wald trafen, um heimlich Gottesdienst zu feiern, Gelegenheit zu Abendmahl und Beichte zu gehen, zu taufen und vieles mehr. Es dauerte wiederum nicht lange, und der Staat begann, die Untergrundkirche gnadenlos zu verfolgen. Gottesdienste wurden polizeilich aufgelöst, Pastoren inhaftiert. Und warum die Verfolgung? Weil diese Menschen Christen waren? Aber nicht doch, sondern weil sie die Regeln nicht eingehalten hatten . . . 

Es war die Untergrundkirche, die die Flamme des christlichen Glaubens in den langen Jahren der kommunistischen Unrechtsherrschaft in Europa am Brennen gehalten hat. Ohne sie wäre der Glaube in diesen Ländern rückstandslos verschwunden. Nicht alle in den westlichen Kirchen haben das begriffen. Als die Bücher des rumänischen Pastors und Dissidenten Richard Wurmbrand, den westliche Christen aus der Haft freigekauft hatten, im Westen bekannt wurden, haben viele ihm nicht geglaubt; hätte es das Wort damals schon gegeben, sie hätten ihn glatt als „Verschwörungstheoretiker“ tituliert.

5.2 Wie man einen Frosch kocht 

Viele kennen das Beispiel schon: Wenn man einen Frosch nimmt und in einen Topf mit siedend heißem Wasser wirft, wird er instinktiv versuchen, aus dem Topf herauszuspringen; selbst sein kleines Hirn hat begriffen, dass man ihn umbringen will. Tut man ihn dagegen in einen Topf mit kaltem Wasser und steigert im Folgenden die Temperatur ganz allmählich, hat man am Schluss einen perfekt gekochten Frosch, denn zu keinem Zeitpunkt hat er das dringende Bedürfnis verspürt, in die Freiheit zu springen: Es ist doch nur ein kleines bisschen wärmer geworden, das werde ich auch noch schaffen . . . 

Die osteuropäischen Machthaber nach 1945 haben diese Taktik der allmählichen Temperatursteigerung geschickt eingesetzt. Die „Untergrundkirchenfrösche“ waren diejenigen, die rechtzeitig erkannten, was mit ihnen gespielt wurde; die anderen ließen sich fertiggaren. 

Was uns zurück zu der Debatte führt, ob man die Corona-Maßnahmen als Beginn einer Christenverfolgung sehen kann. Das hängt ganz davon ab, welchem Frosch-Koch-Modell man folgt – dem mit dem siedend heißen Wasser oder dem mit der allmählichen Temperatursteigerung. Niemand kann heute im Ernst versuchen, die Lage der Christen in Deutschland mit der ihrer Glaubensgeschwister in Nordkorea, Pakistan oder dem Iran gleichzusetzen; dort ist der Boden für Christen wirklich siedend heiß. Und wo heutigen Querdenker-Demos der Wasserwerfer droht, mussten die Teilnehmer der Montagsdemonstrationen in Leipzig damit rechnen, mit Maschinengewehrsalven niedergemäht zu werden. Insofern Bejahung der einschlägigen Stellungnahmen christlicher Organisationen. 

Aber . . . Das Bild ändert sich, sobald wir in die Perspektive der zweiten Methode, Frösche zu kochen, überwechseln. Bereits seit geraumer Zeit erleben wir in den westlichen Ländern eine fortschreitende Einengung der Spielräume von Christen in Beruf, Alltag und selbst in den Kirchen. Da ist die schwedische Krankenschwester, die sich weigerte, bei Abtreibungen mitzuwirken, und daraufhin die (inzwischen von den Gerichten bestätigte) Kündigung bekam.
Da ist der Pastor in Deutschland, dem seine eigene Kirchenleitung ein totales Verbot der Ausübung seines Berufes als Pfarrer seiner Gemeinde erteilt hat, weil er angeblich „homophob“ ist.
Da ist der Schüler, der in der Abiturarbeit im Leistungsfach Biologie eine schlechtere Note bekommt, weil er sich kritisch zur Evolutionslehre geäußert hat.
Da ist die Studentin, die für ihre Semesterarbeit vorgeschrieben bekommt, alles zu „gendern“. Die Liste der Dinge, die man bei uns als Christ vorsichtshalber nicht mehr sagen sollte, wird länger und länger. Sogenannte „Hate-Speech“-Gesetze machen das Internet für den, der es wagt, seine Meinung frei zu äußern, zunehmend zu vermintem Gelände. 
Die Parallele zu dem Frosch, der ganz allmählich totgekocht wird, ist offensichtlich, und wer hier tapfer tönt: „Aber das werden die doch nie machen, und so weit wird es doch nie kommen“, beweist nur, dass er immer noch nichts begriffen hat. Was sich heute im „christlichen Abendland“ anbahnt, ist schlicht die allmähliche Erdrosselung des Christentums. 

In diese Erdrosselung passen die Corona-„Regeln“ perfekt hinein. Vor siebzig Jahren mussten Christen in Rumänien, Ungarn, Bulgarien usw. sich entscheiden, ob es „denn wirklich so schlimm“ war, wenn die Kinderstunde nicht mehr stattfand. Heute müssen Christen bei uns sich entscheiden, wie schlimm oder wie harmlos sie es finden, wenn in ihrer Gemeinde Abendmahlsfeiern nicht mehr möglich sind, Lieder und Liturgie (die ja Bekenntnisse zu Gott sind) nicht mehr von der Gemeinde gesungen werden dürfen oder die Beichte nur noch an Telefon oder Computer stattfinden kann. 

Nein, ich behaupte nicht, dass staatliche Stellen im vergangenen Februar urplötzlich in einer finsteren Verschwörung die Liquidierung der Kirchen beschlossen. Aber die Corona-„Regeln“, die sie beschlossen haben und für deren Bruch sie mit empfindlichen Strafen drohen, laufen objektiv auf eine Erdrosselung kirchlichen und christlichen Lebens hinaus. 

Was mag dem sterbenden Frosch in seinen letzten Minuten durch den Kopf gehen? Ein Satz, wieder und wieder: „Wäre ich doch gesprungen!“ Damals, als das noch ging, auch wenn es eine große Anstrengung erfordert hätte. Wäre ich doch gesprungen . . . 

• als die Redaktion des Gemeindebriefes beschloss, die Sprache im Gemeindebrief künftig konsequent zu „gendern“. 

• als die Erzieherinnen im Kindergarten der Kirche die Vorgabe bekamen, die Kinder andere Geschlechterrollen ausprobieren zu lassen. 

• als das Abendmahl in meiner Gemeinde „bis auf Weiteres“ abgeschafft wurde, um „die amtlichen Vorgaben zu erfüllen“. 

• als das Singen im Gottesdienst eingestellt wurde, „um unserer Verantwortung während der Pandemie Rechnung zu tragen“. 

• als die Gemeindeleitung beschloss, künftig freitags die Kirchenräume muslimischen Migranten als Moschee zur Verfügung zu stellen, „um unsere christliche Nächstenliebe zu zeigen“. 

• als das Presbyterium per Mehrheitsbeschluss die Gemeinde zur „Regenbogengemeinde“ erklärte, die gerne auch gleichgeschlechtliche Paare traut, und die biblische Position zur praktizierten Homosexualität für „menschenverachtend“ erklärte. 

• als der Pastor die Hauskreisleiter anwies, die Hauskreise so lange ruhen zu lassen, bis wieder mehr als drei Personen aus zwei Haushalten sich privat treffen dürfen.  Wann springen die Frösche endlich? 

6. Kirche der Zukunft: In Verfolgung leben 

Kann man in der Lage, in der die Christenheit sich in der Welt allgemein und im Mutterland der Reformation im Besonderen heute befindet, überhaupt noch etwas Positives sehen? Ja, durchaus. Jeder mündige Christ kann aus dem, was um ihn her geschieht, lernen. Jeder mündige Christ kann sich an die Fundamente seines Glaubens erinnern. Und jede mündige Gemeinde kann ihre Strukturen und Strategien ändern und das tun, was nötig ist. 

6.1 Was wir gelernt haben sollten 

Wir leben nicht mehr in einem „christlichen“ Land. Das „christliche Abendland“ ist vorbei. Wir leben nicht mehr in einem Staatswesen, dem die freie Religionsausübung – nach den Regeln, die die Religion und nicht der Staat vorgibt – heilig ist. Christen in Deutschland können nicht mehr davon ausgehen, dass die Rechte und Freiheiten, die ihnen das Grundgesetz garantiert, durch Dick und Dünn von den Regierenden respektiert werden und dass der Gottesbezug in der Präambel des Grundgesetzes noch gilt. Das alles ist vorbei. 

Der „große Reset“ für die schöne neue Welt nach Corona, den globale Kräfte in Politik, Finanzwelt und digitalen Tech-Konzernen anstreben, wird keinen Platz für Gott und das Christentum haben. Das hatten schon die bisherigen Reset-Versuche in der Geschichte der Menschheit (französische Revolution, Marxismus-Leninismus, Hitler u.a.) nicht, und wir können von Klimarettung, neuer Zivilgesellschaft, Gender und Co. nichts Besseres erwarten. Was Jesus seinen Jüngern in seinen Endzeitreden vorhersagte, beginnt sehr konkret, Realität zu werden: die weltweite Christenverfolgung. 

Wir können dabei nicht erwarten, dass die Leitungen der klassischen Kirchen und Freikirchen schon rechtzeitig den nötigen Widerstand leisten werden. Corona hat demonstriert, dass es dem Staat in kürzester Zeit gelingen kann, auf den Kirchen zu spielen wie auf einer Klaviatur, ohne dass die Kirchen aufmucken. Diese Lehre aus der Corona-Krise werden heutige und kommende Obrigkeiten, aber auch die Kräfte, die schon lange auf eine antichristliche Gesellschaft hinarbeiten, nicht vergessen. 

Angesichts dieser Realität muss auch festgestellt werden: Das Modell der „Wohlfühl-Kirche“, das in den vergangenen Jahrzehnten für viele (gerade auch evangelikale) Gemeinden prägend wurde, hat ausgedient. Es wird bereits den Rest der Corona-Zeit nicht überstehen, geschweige denn das, was danach kommen wird. 

6.2 An was wir uns neu erinnern müssen 

Schon seit längerem hört man im kirchlichen Raum den Ruf nach einer „neuen Reformation“. Es sind die Kirchen, die tatsächlich einen „Reset“ brauchen. Reformation – das größte historische Beispiel war bekanntlich Martin Luther – bedeutet immer Erinnerung an das, wie Gott Christsein und Kirche eigentlich gemeint hat. Es bedeutet entschlossene, tabulose Rückkehr zu den Aussagen und Lehren der Bibel. In der aktuellen Lage bedeutet dies, dass Einzelchristen und kirchliche Amtsträger sich wieder über die folgenden Dinge klarwerden: 

• Christen haben keinen Anspruch darauf, in diesem irdischen Leben „glücklich“ zu werden. Das Ziel christlicher Existenz ist die ewige Seligkeit nach dem Tod, nicht ein „gelungenes Leben“ hier auf der Erde. 

• Gott ist immer beides: heilig und gnädig, Erlöser und Richter. Es gibt keinen „nur lieben“ Gott. Alle Menschen werden sich einmal vor Gottes Richterthron verantworten müssen. Auch wir (vgl. z.B. Römer 14,10; 1. Korinther 3,12-15). 

• Christen ist ausdrücklich befohlen, nicht Menschenfurcht, sondern Gottesfurcht zu haben (vgl. Matthäus 10,28-33). Alles, was Menschen ihnen antun können, endet spätestens mit dem Tod. Das eigentliche Leben kommt aber erst nach dem Tod. Damit ist alles, was staatliche und gesellschaftliche Machthaber oder ideologische Meinungsmafias Christen antun können, entscheidend relativiert und verliert seine lähmende Kraft. 

• Es gibt einen Plan Gottes für den Ausgang der Menschheitsgeschichte. Gott ist stärker als alle Mächte des Bösen. „Dass Jesus siegt, bleibt ewig ausgemacht; sein wird die ganze Welt“ (Johann Christoph Blumhardt). 

• Vor dem Triumph Gottes kommt der Generalaufstand des Bösen. Es gibt in der gesamten Bibel kein Endzeit-Szenario, das so aussieht, dass die Christen die Welt immer „christlicher“ machen, bis sie dem wiederkommenden Christus nur noch die Schlüssel übergeben müssen. 

• Verfolgung ist etwas Normales im Leben der Christen und Kirchen. „Haben sie mich verfolgt“, sagte Jesus seinen Jüngern, „so werden sie auch euch verfolgen“ (Johannes 15,20). Märtyrer sind nicht dazu da, um sie zu bemitleiden, sondern um sich mit ihnen zu solidarisieren und von ihnen zu lernen. Das Schlimmste, was Christen passieren kann, ist nicht Verfolgung, sondern Abfall, nicht das Martyrium, sondern die Anpassung an die antichristliche Welt (vgl. Matthäus 10,33). 

• Christen haben nicht die Welt zu verbessern, sondern Seelen zu retten. Ihr höchstes Gut ist nicht die Freundschaft der Welt, sondern die Liebe Gottes. 

• Christen ist von Christus selber befohlen, in Gemeinden zu leben, den Gottesdienst und das Heilige Abendmahl zu feiern sowie Seelsorge und Mission zu betreiben. 

6.3 Was wir in den Gemeinden ändern müssen, um den kommenden Sturm zu überstehen und bereit zu sein für den wiederkommenden Herrn 

Die Kirche von morgen wird eine Kirche sein, die auf die Wiederkunft Jesu Christi wartet und dabei mit zunehmend gottlosen Gesellschaften und autoritären bis totalitären Regierungen konfrontiert ist. Die Herrschenden werden Christen diskriminieren, oft offen verfolgen. Diese Situation erfordert von den Kirchen im ehemaligen Abendland andere Strukturen und Strategien als die bisherigen. 

a) Die Kirche von morgen wird aus Christen bestehen, die ihre Bibel kennen. Sie kennen nicht nur ein paar Goldene Worte, sondern die roten Fäden und großen Linien. Sie kennen die biblische Historie, von Schöpfung und Sündenfall bis zur Wiederkunft Christi. Sie wissen, wer Noah und wer Abraham war, was beim Exodus passierte und wie Israel überhaupt nach Ägypten gekommen war. Sie kennen sich aus mit der israelitischen Monarchie und den Gründen für ihren Untergang. Man muss ihnen nicht erklären, wozu der Tempel gut war. Sie können begründen, warum es nicht richtig ist, wenn zwei Frauen heiraten und Kinder adoptieren. Sie wissen, dass Paulus nicht nur gewaltige Begegnungen mit Gott, sondern auch gewaltige Leiden erlebte. 

Und nicht zuletzt haben sie das aus der Bibel Gelernte verinnerlicht. Sie können vielleicht nicht alle Bibelstellen über den Zehnten nennen, aber sie sind freigebig, wo es um Gottes Sache geht oder Menschen in Not sind. Sie wissen vielleicht nicht, was „Vergebung“ auf Hebräisch heißt, aber sie praktizieren Vergebung. Sie spekulieren nicht, wann Jesus wiederkommen wird, aber ihr Leben ist von dem Wissen geprägt, dass er wiederkommt. 

b) Die Gemeinden von morgen werden aus mündigen Christen bestehen, die Aufgaben erledigen können, die heute nur der Pastor „darf“. Es wird in jeder Gemeinde genügend Glieder geben, die berechtigt (sozusagen ordiniert) sind, der Feier des Abendmahls vorzustehen. Oder Gottesdienste durchzuführen und Predigten zu halten. Oder zu taufen, zu konfirmieren, kirchlich zu trauen oder zu beerdigen. Wenn dann der Pastor wegen „Hassrede“ oder „Islamophobie“ ins Gefängnis kommt, läuft das Gemeindeleben ohne Unterbrechung weiter. 

c) Die Kirche von morgen wird „privater“ sein als heute. Es ist schwieriger, zwanzig Hauskreise aufzuspüren und zu schließen, als ein Kirchengebäude dichtzumachen. Die Gemeinden werden sich den Strukturen der „Untergrundkirchen“, aber auch der Kirche der ersten drei Jahrhunderte der Kirchengeschichte annähern. Vor etwa zehn Jahren merkte in Süddeutschland ein scheidender Pfarrer in seinem letzten Mitarbeitergottesdienst an, “dass dann, wenn Jesus wiederkommt, die einzige Organisationsform der (Jesus-treuen) Kirche womöglich die Hausgemeinde sein wird”. Er könnte recht haben. 

d) Die Kirche von morgen wird auch vorsichtiger sein als heute. (Das waren die Katakombenkirchen und die Untergrundkirchen auch.) Sie weiß darum, dass es Verräter in den eigenen Reihen geben kann. Ihre Abendmahlsfeiern sind nicht zum „Reinschnuppern“ gedacht. Wer in ihr Mitglied werden will, muss glaubhaft machen können, dass er sich zu Jesus Christus bekehrt hat. Ämter und Aufgaben werden nicht leichtfertig vergeben. 

e) Die Gemeinden von morgen werden vom Hightech-Fieber geheilt sein. Sie wissen nach wie vor um die Möglichkeiten von Internet, Videokonferenzen, Blogs und E-Mail-Aktionen. Sie wissen aber auch, wie leicht diese Dinge überwacht und abgehört werden können. Und wie leicht sie zensiert und abgeschaltet werden können. Die Gemeinden von morgen werden sich daran erinnern, dass das stürmische Wachstum der frühen Kirche in einer Zeit ohne Computer und Smartphone stattfand, dass Paulus seine Missionsreisen zum Großteil zu Fuß erledigte und dass noch John Wesley sich auf dem Pferd zum nächsten Evangelisationseinsatz begab, wo er dann selbstverständlich ohne Mikrofonanlage sprechen musste. 

Die Christen von morgen werden wieder von Hand schreiben und Mitteilungen persönlich abgeben. Wo nötig, benutzen sie statt E-Mail Kuriere, und die Cloud werden sie meiden wie die Pest. Sie werden das allererste Speichermedium der Kulturgeschichte neu schätzen lernen: unser Gedächtnis. Sie werden inhaltsreiche Kirchenlieder, von Paul Gerhardt bis zu modernen Liederma-chern, auswendig können, ebenso eine Auswahl besonders wichtiger Psalmen und Kernstellen im Alten und Neuen Testament. Sie werden die Gleichnisse Jesu aus dem Gedächtnis nacherzählen können und brauchen keine Vorlage, um das Vaterunser oder das Apostolische Glaubensbekenntnis sprechen zu können. Sie kennen die Abendmahlsliturgie und den typischen Ablauf eines Gottesdienstes aus dem Effeff. 

f) Die Kirche von morgen wird eine missionierende Kirche sein. Sie weiß, dass der Glaube an Jesus Christus alleinseligmachend ist. Sie weiß, dass er das Einzige in der Welt ist, was wirklich „alternativlos“ ist. Ihr Motto lautet: „Jeder Christ ein Missionar, jeder Nichtchrist ein Missionsfeld.“ 

g) Die Kirche von morgen wird eine wartende Kirche sein. Sie nimmt das Gleichnis von den klugen und törichten Jungfrauen in Matthäus 25 ernst. Sie ist vorbereitet sowohl auf das „große“ Ende (die Wiederkunft Jesu) als auch auf das „kleine“ Ende, das jeder von uns bei seinem Tod erlebt. Sie betrachtet dieses Ende nicht mit Heiden-Ängsten, aber mit dem größten Respekt und Ansporn. Sie rechnet fest damit, ja weiß darum, dass Gott der Sieger sein wird. Sie weiß, dass alles, auch alles Böse, dann aufgedeckt und gerichtet werden wird. Sie weiß, dass der gerechte Richter alles aufrollen wird, dass alle verbrannten Schriften und alle gelöschten Blogs wieder da sein werden. Und sie weiß, dass dieser Richter sie liebt und sich am Kreuz für sie geopfert hat. Ihr Einsatz wird nicht umsonst gewesen sein. 

Die Kirche von morgen, die so ist, wird den Stürmen standhalten. Sie steht unter der Verheißung ihres Herrn: „Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende“ (Matthäus 28,20). Sind wir bereit, in ihr mitzuarbeiten? 

 

Quellenhinweise: 

1 Genaueres dazu in meinem Artikel: „Corona Zweite Welle: Aufruf zum Umdenken in ernster Lage“, www. nbc-pfalz.de, dort der Abschnitt „Corona und die Obrigkeit“. Inzwischen gedruckt erschienen als Sonderdruck AG7001 der Arbeitsgemeinschaft Weltanschauungsfragen e.V. 

2 Ich möchte als Beispiele zwei besonders empfehlenswerte Bücher nennen. Die Vorgeschichte der CoronaKrise wird beleuchtet in: Paul Schreyer, Chronik einer angekündigten Krise. Wie ein Virus die Welt verändern konnte (Frankfurt/M Westend Verlag, 2020, bereits mehrere Aussagen). Eine Zwischenbilanz der Maßnahmen zieht: Gertrud Höhler, Die Würde des Menschen ist unantastbar. Die Corona-Bilanz (München: Heyne, November 2020). 

3 Wer sich über R. Wurmbrand informieren will, sei auf seine Biographie verwiesen, die 2019 die Hilfsaktion Märtyrerkirche herausbrachte: Hilfsaktion Märtyrerkirche (Hg.), Ungebrochen die Kraft der Hoffnung. Die Geschichte von Richard und Sabina Wurmbrand (Gießen: Brunnen, 2019). 

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Der Autor, Dr. Friedemann Lux, ist Mitglied im Netzwerk bekennender Christen Pfalz und im Gemeindehilfsbund sowie Übersetzer zahlreicher christlicher Bücher.  –  Kontakt: Internet: www.agwelt.de 

Eingestellt von Horst Koch, im März 2021 Auch die Hervorhebungen im Text sind von mir

Siehe auch: www.horst-koch.de

info@horst-koch.de




Die Geistesgaben (K.E.Koch)

Kurt E. Koch

DIE GEISTESGABEN

INHALT

UNAUFHALTSAM DEM ENDE ZU


DIE SCHEIDUNG DER GEISTER
DIE BEWERTUNG DER GEISTESGABEN
DIE FRÜCHTE DES HEILIGEN GEISTES
DER STELLVERTRETER JESU

DIE MEDIALEN GABEN

DIE VIELSEITIGKEIT DER DIENSTAUSRÜSTUNGEN

1. Mit Jesus die Fülle der Gaben

2. Die Weisheit
4. Der Glaube
5. Die Gaben der Heilungen
6. Wunder
7. Weissagungen
8. Die Geisterunterscheidung
9. Das Zungenreden
10. Auslegung der Zungen
11. Die Apostel
12. Die Lehrer
15. Die Liebe

17. Ermahnung



- Das zeitlose Thema der Geistesgaben habe ich geringfügig gekürzt. Die Spaltungen innerhalb der Gemeinde Jesu zeigen, wie notwendig eine nüchterne Abhandlung dieses Themas ist.
Betonungen im Text sind von mir. Horst Koch, Herborn, 2006

UNAUFHALTSAM DEM ENDE ZU

Aus der Filmwelt
Bei meiner 32. Vortragstour in den Vereinigten Staaten im Frühjahr 1974 wurde in den Großstädten der Film »The Exorcist« (Dämonenaustreiber) gespielt. Überall baten mich die Pastoren nicht nur um meine Meinung, sondern organisierten in ihren Kirchen Versammlungen, in denen ich über das Problem der Dämonenaustreibung zu sprechen hatte.  . . .

Es sei vorweggenommen, daß ich diesen Film nicht ansah. Christen sollen sich nicht in diese dämonische Atmosphäre begeben.
Ich habe meine Kenntnis des Films von einem Psychiater, der dreimal diesen Film besuchte, der ihm so viele neue Patienten zugeführt hatte.
Warum wird bei diesem Film von einer dämonischen Atmosphäre gesprochen?
»The Exorcist« ist die Verfilmung eines gleichnamigen Buches von Blatty. Dieser Autor ist Katholik und wuchs in einer von Jesuiten geleiteten Schule auf. Blatty ist zugleich Spiritist. Zwei der Hauptdarsteller sind wirkliche Jesuiten, ehemalige Schulkameraden von Blatty.

Inhalt des Buches wie des Filmes ist eine mysteriöse Erkrankung der zwölfjährigen R. Mac Nell. In Gegenwart des Mädchens bewegen sich schwere Möbel ohne sichtbare Ursache. Ein Priester, der in dieses Spukhaus gerufen wird, kann die Zwölfjährige nicht bändigen. Er wird von ihr durchs Fenster geworfen. Auch der Psychiater weiß sich keinen Rat. Alle Besucher werden von dem besessenen Mädchen nicht nur beschimpft, sondern mit einem grünen Schleim bespuckt. Sie fordert auch Anwesende auf, sogar ihre eigenen Eltern, sich mit ihr intim einzulassen.

Man schöpfte alle Möglichkeiten aus, dem medial veranlagten oder besessenen Mädchen zu helfen. Darum wurde ein Priester gesucht, der im Exorzismus Erfahrung hatte.
Der Pater nahm sich der zwölfjährigen Regan an. Er gebot Satan, sich ihm zu stellen. Das Duell ist für den Pater so anstrengend, daß er einen Herzkollaps erfährt. Ein jüngerer Priester übernimmt seine Aufgabe. Er fordert Satan auf, das Mädchen zu verlassen und dafür seine Seele zu nehmen. Satan geht anscheinend auf dieses Tauschgeschäft ein. Der Erfolg ist, daß der Priester aus dem Fenster springt und im Selbstmord endet.
Das geplagte Mädchen ist damit geheilt. Dieser Schluß des furchtbaren geistlichen Manövers ist unbiblisch wie die ganze Geschichte selbst. Kein Christ kann seine Seele als Opfer für ein anderes Leben geben. Dieses Opfer ist nur möglich durch die Tat Jesu am Kreuz.

Abgesehen von den unbiblischen Vorgängen ist dieser Film vollgepackt mit Gotteslästerungen und Obszönitäten, so daß das bloße Zusehen schon Schuld vor Gott bedeutet.
»Amerika wird vom Satan persönlich geschockt«, schrieb eine Illustrierte. Diese Aussage trifft ins Schwarze. In USA löst ein Horrorfilm den anderen ab.
Denken wir nur an das schauerliche Machwerk Polanskis »Rosemaries Baby«. Ein Mädchen soll vom Satan ein Kind erwartet haben. Es ist also das uralte Problem der incubi und succubae, das ich in meinem Buch »Seelsorge und Okkultismus« von der Seelsorge her dargestellt habe.

Regisseur Polanski hatte die Folgen zu tragen. Seine schwangere Frau Sharon Tate wurde zusammen mit anderen Freunden von dem Satanisten Charles Manson niedergemetzelt. Wer solche Filme dreht, wird von den Dämonen verfolgt oder »abgeschossen«.

Auch die scheußliche Rockoper »Jesus Christ Superstar« liegt auf dieser Ebene. Judas wird verherrlicht und Jesus als Schwächling dargestellt. Auch wird dem Sohn Gottes ein intimes Verhältnis zu Maria Magdalena angedichtet.
Solche Filme und Opern sind die schwarzen Untergangsboten der westlichen Kultur. Die Dämonisierung nimmt auf allen Gebieten zu.

Von der politischen Bühne

Politisch bin ich nicht interessiert. Ich betrachte das Weltgeschehen nur vom prophetischen Wort der Bibel her.
Es scheint, als ob der Zweite Weltkrieg den Startschuß zur Endzeit im engeren Sinn gegeben hätte.
Das Hauptmerkmal ist das Geschehen um Israel.
Israels Erfüllungszeit ist angebrochen, auch wenn es das selbst nicht merkt. Die Araber und die Palästinenser mögen planen, rüsten und toben. Es wird alles so kommen, wie es im prohetischen Wort vorgezeichnet ist. Ohne es zu wissen, sind die Gegner Israels die Vollzugsorgane der Prophetie. An Israel scheidet sich die Weltpolitik.

Eine militante, weltanschauliche und politische Strömung der Gegenwart ist der Weltkommunismus. Die ideologische Verseuchung und Unterwanderung ist dabei ein wirksamer Weg zur Weltherrschaft. Von Jahr zu Jahr wird der Nährboden für die verlogenen Ideen des Weltkommunismus günstiger. Die Hungerkatastrophen bereiten den Boden für die verheißungsvollen Versprechungen, die willig geglaubt, aber nie erfüllt werden.

Wo der Kommunismus die Herrschaft antritt, werden die Armen noch ärmer, und die Reichen haben ihren Überfluß an die roten Diktatoren abzugeben.
Alle diese Erlebnisse, die sich in den verschiedensten Variationen in der westlichen Welt wiederholen, sind Symptome. Satan ist zum Endkampf gegen den wiederkommenden Herrn angetreten.

Mein Freund Pfr. Richard Wurmbrand ist zur Zeit dabei Karl Marx und sein Werk zu studieren. Er überraschte mich mit einem interessanten Brief. Der Weg von Karl Marx ging über Trier, Berlin, Bonn, Paris, London. Die englische Metropole war der Ort, wo Marx’ persönliche Lebensführung das entscheidende Gepräge bekam. Marx schloß sich in England einem Satanskult an und verschrieb sich mit seinem Blut dem Teufel. Nach dieser Aktion erklärte er:
»Meine Aufgabe ist es, die Menschheit in die Hölle zu reißen. Dort werde ich dann über sie lachen.« Das Ergebnis seiner Recherche hat R. Wurmbrand in seinem Buch Karl Marx und Satan veröffentlicht . . .

Tatsache ist, daß heute ein Drittel der Menschheit marxistisch regiert wird. Ein zweites Drittel steht unter dem Einfluß des gottlosen marxistischen Gedankengutes.
Das ist für mich die Erfüllung des prophetischen Wortes der Bibel. In Offenbarung 6 wird vom roten Reiter berichtet, der unsere Erde nicht nur ideologisch, sondern auch mit dem Blut der Ermordeten rot färben wird. Ich könnte mit Zahlen und Schätzungen aufwarten, was in Rotchina und in Rußland sowie den Vasallenstaaten alles geschehen ist. Die französische Zeitschrift „Figaro“ nannte die Zahl von über 140 Millionen Menschenopfer seit 1917 bis 1978.
Die Aktualität der Bibel, das geistliche Gewicht des prophetischen Wortes nimmt von Jahr zu Jahr zu.
»Die Nacht ist vorgerückt, der Tag aber nahe herbeigekommen«, sagt Paulus.

DIE SCHEIDUNG DER GEISTER

Die Offenbarung des Apostels Johannes ist das Buch der Bibel, das am meisten von den endzeitlichen Ereignissen spricht. Ein Merkmal der geistigen und geistlichen Entwicklung vor der Wiederkunft Jesu ist die Ausreifung des Guten und des Bösen. Wir finden darüber in Offenbarung 22, 11 die Aussage: »Wer unrein ist, der sei ferner unrein. Wer heilig ist, der sei fernerhin heilig.«
Wir leben im Jahrhundert der Erweckungen und der Pseudoerweckungen. Diese geistlichen und ungeistlichen Aufbrüche haben mit der erwähnten Ausreifung zu tun.

Die Erweckungen
Der Herr eilt mit seiner Gemeinde. Das ist der Eindruck, den man im 20. Jahrhundert gewinnt.
Auf allen Kontinenten sind vom erhöhten Herrn Leuchtfeuer gesetzt worden, die der Zubereitung der Kinder Gottes dienen sollen. Einige seien genannt.
1905 bis 1908 wurde die großartige Erweckung von Wales geschenkt. In Korea setzte zur gleichen Zeit die koreanische Erweckung ein, die bis heute starke Auswirkungen hat.
1931 wurde in Ruanda (Afrika) ein geistlicher Aufbruch geschenkt, der von vielen freiwilligen Helfern und Evangelisten in die umliegenden Länder getragen wurde. Es war ein Geistesfrühling, wie ihn der dunkle Erdteil bisher noch nicht erlebt hatte.

Hören wir einen ganz kurzen Bericht über diese Erweckung.
Vor dem Ersten Weltkrieg hatte die Bethelmission, besonders unter ihrem befähigten Missionar D. Ernst Johannsen, in Ruanda Fuß gefaßt. Es bestanden schon elf Stationen, als die deutschen Missionare, durch die Kriegsereignisse bedingt, ausgewiesen wurden. Damit hörte aber die Missionsarbeit nicht auf.
Wenn der Teufel Türen schließt, vermag der Herr große Tore zu öffnen.

Nach dem Krieg ‑ es war 1920 ‑ reisten zwei junge englische Ärzte aus, um in Ruanda eine ärztliche Missionstätigkeit zu beginnen. Beide Männer kamen geistlich aus der Waliser Erweckung und besaßen ein brennendes Herz für die Sache der Mission. Da die belgische Regierung den Ärzten zunächst die Einreise nach Ruanda verweigerte, siedelten sie sich im Kigezi‑Distrikt von Uganda, also vor den Toren Ruandas, an. Sie hatten nur zwei Jahre zu warten, da öffneten ihnen politische Ereignisse den Weg nach Ruanda.
Als Kinder der großen Waliser Erweckung beteten die Missionare von Anfang an um eine Erweckung im Herzen Afrikas. Besondere Gebetsversammlungen wurden veranstaltet, ohne daß sich in den ersten Jahren sichtbare Frucht zeigte. Gegenaktionen von seiten der Zauberer liefen an und hemmten das Werk der Mission.

1931, also nach elf Jahren, kündigten sich die ersten Zeichen der Erweckung an. Sie begann nicht damit, daß die Afrikaner, die in Trunksucht und Unzucht lebten, sich Christus zuwandten. Nein, das Gericht begann zuerst am Hause Gottes. Die Missionsleute wurden von einem Geist der Buße und Reue erfaßt. Sie baten einander und Gott um Vergebung.  . . .

Die Sündenerkenntnis der Weißen und ihre Bußgesinnung wirkte ansteckend auf die Afrikaner. Das beste Beispiel dieser Art ist die Überwindung aller Streitereien im Krankenhaus zu Gahini. Die Pfleger und alles Hilfspersonal waren unzufrieden und lebten in ständigen Reibereien. Anstifter war der Hauptpfleger Yosiya. Da er sich weder von den Missionaren noch von den leitenden Ärzten etwas sagen ließ, brachte man ihn mit einem bekannten Gottesmann zusammen, dem es geschenkt wurde, diesen Unruhestifter zu Jesus zu führen.
Yosiya kam als demütiger Christ zurück, der nun seinerseits von seinen Mitarbeitern viel Spott zu ertragen hatte. Der Angefochtene ließ sich nicht beirren. Sein Wandel war eine lebende Bibel. Sein Zeugnis steckte an. Die ganze afrikanische Belegschaft des Spitals wurde von einem Geist der Buße und einem Hunger nach dem Wort Gottes erfaßt. Sie fanden sich zu Gebetsstunden und zum Bibelstudium zusammen.
Mit diesem wunderbaren Ereignis wurde das Spital in Gahini zu einem Strahlungspunkt. Es entstand eine Laienbewegung, die das Feuer der Erweckung über die Landesgrenzen hinweg weitertrug. Uganda und später Urundi wurden erfaßt.  . . .

Fast zur gleichen Zeit mit der Ruanda‑Uganda-Erweckung schenkte der Herr in Äthiopien unter den Wallamo einen großartigen geistlichen Aufbruch. Von 1936 bis 1941, also mitten im italienisch‑abessinischen Krieg wuchs die Zahl der Christen von 48 auf mehr als 10 000. Und das geschah in der Zeit, da die Missionare außer Landes verjagt worden waren. Ich habe in meinem Buch »Blickfeld Äthiopien» darüber berichtet.

Der zeitlichen Folge nach müssen wir jetzt nach Europa blicken. Die Erweckung auf den Hebriden, nordwestlich von Schottland, sind auf den gaelischen Sprachraum beschränkt.  . . .
Die Erweckung erlebte auf den Hebriden zwei geistliche Wellen, die erste 1949, die zweite 1953.

Parallel zur Hebriden‑Erweckung ereignete sich auf Formosa ein anderes geistliches Geschehen. Eine Frau aus dem Urstamm der Tayal, die ich besuchen konnte, fand Christus. Noch im Alter von 58 Jahren besuchte sie eine Bibelschule. Nach Beendigung ihrer Ausbildung begab sie sich zu ihrem Stamm zurück und ging als Evangelistin von Haus zu Haus. In der Nachkriegszeit entstand aus dieser treuen Arbeit eine starke kirchliche Bewegung, die bis heute anhält. Ein Höhepunkt war, daß in diesem kriegerischen Stamm, der jahrhundertelang dem christlichen Glauben getrotzt hatte, in einem Jahr 5000 Neubekehrte getauft werden konnten.

Ein Ausrufezeichen Gottes sind dann die 25 Jahre von 1950 bis 1975. Man könnte geradezu von geistlichen Vulkanausbrüchen sprechen. Überall in der Welt entstanden geistliche Feuerherde. . . .

In Südindien wurden Vater Daniel, dem geistlichen Erben von Sadhu Sundar Singh, Erweckungen unter Kriminellen und Akademikern, unter den Reichen und unter den Ärmsten geschenkt.

Dem Asbury‑College in Wilmore, Kentucky, wurden dreimal Erweckungen geschenkt. Es ist, als ob der Geist des Gründers über der Entwicklung dieser Schule schweben würde. Nein, es ist kein menschlicher Geist, sondern der Heilige Geist, der in einem Vierteljahrhundert dreimal in starken Bewegungen die Studenten dort erfaßt hat. Ein Stück weit durfte ich es bei meinen zwei Besuchen dort miterleben.

Die Teams von Asbury hatten dann die gleiche Streuwirkung wie die afrikanischen Mannschaften. Sie trugen die Fackel des Evangeliums weiter. Aus dieser Mannschaftsarbeit sei eine besondere Frucht erwähnt. Die St.‑Andrews‑Universität im Staate Michigan wurde mit seinen 2000 Studenten ebenfalls von dem Feuer der Erweckung erfaßt.
Ein bekannter Londoner Theologe sagte mir einmal: »Ob eine Erweckung echt ist oder nicht, zeigt sich daran, daß neue Gemeinden entstehen, und, daß geistlich tote Gemeinden durch Buße und neue Hingabe an Jesus lebendig werden.«

Es muß nun eine andere Erweckung der letzten Jahre erwähnt werden, über die wir nur sporadisch informiert werden. In den von Kommunisten terrorisierten Ländern wie Rotchina, Nordkorea, Rußland und seinen Satellitenstaaten ist seit Jahren ein gewaltiger Hunger nach dem Wort Gottes und der Gemeinschaft mit anderen Gläubigen entstanden.  . . .

Zu den gewaltigsten Erweckungen gehört die Erweckung auf Timor (Indonesien) mit ihren Ausstrahlungen auf andere indonesische Inseln. In den Jahren 1965 bis 1969 hatte diese Erweckung einen fast apostolischen Charakter. . . .

Chronologisch ist dann die Erweckung auf den Salomon‑Inseln zu nennen. Das Werkzeug, das Gott gebrauchte, ist Muri Thompson von Neuseeland. Nachdem wir schon einige Jahre korrespondiert hatten, trafen wir uns zum erstenmal persönlich bei der Berliner Weltkonferenz für Evangelisation 1966. Das nächste Zusammensein war dann anläßlich meiner Vortragstour auf Neuseeland.
Ihn hat der Herr ausersehen, auf den Salomon‑Inseln ein Feuer zu entfachen.  . . .
Die Pastoren, die Missionare, die Kirchenältesten wurden von einer Welle der Reinigung und Buße erfaßt. Gestohlenes Gut wurde zurückgegeben. Verbrecher stellten sich der Polizei. Alte Feindschaften wurden ausgeräumt und beendet. Die Erweckung war von Krafttaten des Herrn begleitet. . . .
Die Salomon‑Inseln sind das Missionsfeld der Australischen Südseemission, deren Missonsfelder ich teilweise 1963 besucht habe.

Zeitlich folgt dann die kanadische Erweckung. Sie setzte im Oktober 1971 in Saskatoon (Sask) ein. Die Ursprungskirche ist die Ebenezer‑Baptistenkirche meines Freundes Bill McLeod. Der zündende Funke sprang auf viele Kirchen in vielen Städten Kanadas über. Bill hat sich vom Kirchendienst freistellen lassen. Er bereist heute als Evangelist ganz Kanada und die USA.

Zu den jüngsten Erweckungen gehört der geistliche Aufbruch in Thailand. Es liegt mehr als zehn Jahre zurück, da bereiste ich zusammen mit dem Marburger Missionar Pretel Thailand. Ich lernte die Stationen und Missionare der Marburger Mission kennen: Bruder Riemer, Klippel, Schuster, Gagsteiger, aber auch einige Pastoren der Thaikirche durch die Einladung von Bischof Charoon Waichudist.  . . .  Auch Petrus Oktavianus ist treu für Thailand vor dem Thron Gottes gestanden. Um so größer ist jetzt meine Freude, daß in Nordthailand auf den Stationen der Marburger Mission eine Erweckung geschenkt wurde.  . . .

Damit haben wir einen kleinen Rundgang durch die Erweckungsgebiete unseres Jahrhunderts gemacht. Viele kleinere Erweckungen konnten aus Raummangel nicht erwähnt werden. Andere Strömungen, die oft fälschlicherweise Erweckung genannt werden, wurden bewußt nicht genannt.

Was bedeutet die Häufung dieser Erweckungen in unserem Jahrhundert?
. . .  Mit diesen Erweckungen hat der Herr Signale gesetzt ‑ die Signale seiner Wiederkunft, Lichtzeichen zur Orientierung seiner Gemeinde.

Es geht hier nicht darum, alle Merkmale der Erweckungen herauszuarbeiten. In meinen Erweckungsbüchern ist genug davon die Rede. Ein Punkt muß aber festgehalten werden. Die Erweckungen brachten Sündenerkenntnis, Reinigung und Heilsannahme im Glauben. Die bekehrten und wiedergeborenen Christen rangen und beteten um einen Wandel im Licht und um die Zubereitung für den Tag des Herrn.  . . .

Heiliger Geist und fremde Geister

Der verstorbene Gottesmann Walter Michaelis prägte einmal den Ausdruck »Mischgeister«. Man kann diesen Ausdruck falsch und richtig verstehen. Falsch wäre, wenn wir meinten, der Heilige Geist könnte zusammen mit dämonischen Geistern in einem Menschen wohnen. Das ist nicht möglich. Michaelis hat es so auch nicht gemeint.
Nein, dieser Ausdruck bedeutet, daß fremde Geister, manchmal Abgrundgeister, sich als den Heiligen Geist ausgeben. Wir stehen hier wieder einmal vor dem Wort 2. Kor. 11, 14: »Selbst Satan verstellt sich zum Engel des Lichtes.«

Es gibt klassische Beispiele für die Tatsache, daß unheilige Geister in biblischer Tarnung auftreten und die Menschen verführen. Ich will einige nennen.
Im deutschsprachigen Raum haben die Bücher von Jakob Lorber (1880‑1964) viel Verwirrung angerichtet. Der Steiermärker Lorber war nicht nur Mystiker, sondern auch spiritualistisches Medium.

Im englischen Sprachraum wäre als der bekannteste Mischgeist Harry Edwards zu nennen. Er ist ebenfalls ein spiritualistisches Medium. Er schrieb das Buch »Spiritual Healing« ‑ Geistliche Heilung. Edwards spricht von seinen jenseitigen Führern, seinen Engeln, ohne die er nichts tun könne. Das Verführerische an ihm ist, daß er seine dämonische Wirksamkeit fromm verpackt, so daß selbst viele Christen bei ihm Rat und Hilfe suchen.

Im amerikanischen Raum kann Edward Cayce genannt werden. Er entspricht in seinen Theorien Jakob Lorber. Er vertritt, genau wie Lorber, z. B. die Reinkarnation und behauptet genau wie er, seine Kräfte und geistige Durchschau sei göttlichen Ursprungs.

Im französischen Sprachgebiet ist ein katholisches Buch zu nennen, das gegenwärtig große Beachtung und Verbreitung unter frommen Katholiken findet. Ich muß kurz darauf eingehen. Es tut mir dabei leid, daß ich meine katholischen Freunde enttäuschen muß. Das Buch trägt den Titel: »Botschaft der barmherzigen Liebe an die kleinen Seelen«. Als Autorin ist einfach der Vorname Marguerite genannt.
Das Buch mit seinen 500 Seiten enthält neben einigen guten Ansätzen eine Fülle von Phantastereien, wenn nicht gar frommen Spiritismus. Der Inhalt sind mehr als 1000 Dialoge zwischen Jesus oder seiner Mutter Maria mit Marguerite. Die frommen Katholiken glauben tatsächlich, daß hier Jesus direkt mit Marguerite spricht. . . .

Bei diesen vier aus dem christlichen Bereich kommenden Gestalten handelt es sich zwar um Mischgeister. Das bedeutet aber nur, daß Dämonisches oder wie bei dem französischen Buch auch religiös Unbewußtes in frommer Verpackung den Leichtgläubigen serviert werden. Mit dem Heiligen Geist hat das nichts zu tun. Der Heilige Geist mischt nicht. Nur der Diabolos wirft alles durcheinander.  . . .

Das Mosaik der Zungenbewegung
Alle biblischen, geistlichen Bewegungen sind von Störaktionen begleitet. Die Angriffe kommen oft von den offiziellen Kirchen mit ihrer orthodoxen Kälte. Dann wieder kommt die Opposition von schwarmgeistigen Irrlehrern mit ihrer aufgepeitschten Psyche. Ob man durch dieses Chaos sich widersprechender Meinungen einen gesunden biblischen Weg finden kann?

Bevor ich dieses Kapitel begann, erhielt ich die Zuschrift eines alten Freundes ‑ Pfarrer Fritz Eichin ‑, der mir schrieb: »Hoffentlich hast Du Dein Manuskript einigen Brüdern zu lesen gegeben. Es herrscht ja soviel Verwirrung.«
In der Tat gehe ich unter viel Gebet und großem Herzweh an diese Niederschrift. Ich weiß von vornherein, daß ich den einen zu weich und zu kompromissbereit bin, den andern aber zu hart, zu unbarmherzig.

Das 20. Jahrhundert ist voller Aufruhr. Nicht nur Weltkriege und politischer Radikalismus prägen es, sondern neben den großen Erweckungen auch irrgeistige Strömungen. Dazu gehört z. B. die moderne Theologie. Rudolf Bultmann hat dafür mehrere Orden und Auszeichnungen erhalten. Dabei hat er nach der Meinung der Gläubigen das Werk der Hölle betrieben. Die Bibel gibt dazu die Begleitmusik in 1. Tim. 4, 1: »In den letzten Zeiten werden etliche vom Glauben abtreten und anhangen den verführerischen Geistern und Lehren der Teufel.«  . . .

Das geistige und religiöse Chaos ist aber auch durch die Heißsporne entstanden, die eine biblische Wahrheit überbetonen. Es ist nicht alles Heiliger Geist, was unter dieser Etikette angeboten wird. Es ist nicht alles Erweckung, was unter diesem Namen läuft.  . . .

In all den Jahren der Nachfolge Jesu ging es mir um eine gesunde biblische Linie, ohne etwas vom Wort Gottes preiszugeben. Nichts dazusetzen und nichts davon abstreichen, sagt Offb. 22, 18‑19.

Bevor wir zu dem Thema Zungenbewegung eine Rundreise antreten, einige historische Notizen.

Die erste Welle der Zungenbewegung kam 1900 aus einer kleinen Bibelschule Topeka in Kansas, an der Reverend Parham und zwölf Studenten zu der Überzeugung kamen, daß auch im 20. Jahrhundert die Gläubigen das Zungenreden als Erweis ihrer Geistestaufe haben müßten. Dieser Funke sprang über nach Los Angeles und entfachte von dort aus ein Feuer über alle Kontinente. Der Skandinavier Barrat brachte die neuen Impulse nach Norwegen. Der Prediger E. Meyer infizierte Hamburg, Kassel und Großalmerode in Deutschland.
Die daraus entstehenden Tumulte und ungeistlichen Auswüchse veranlaßten die Väter des Gnadauer Verbandes zu der sogenannten Berliner Erklärung am 15. 9. 1909.

Die zweite Welle der Zungenbewegung ging 1959 wieder von Los Angeles aus. Diese Neuauflage hat eine etwas andere Charakteristik. Es entstanden nicht mehr die Tumulte wie in der ersten Bewegung. Ferner besitzt diese zweite Welle eine stärkere Breitenwirkung. Nicht nur die Pfingstgemeinden wurden erfaßt, sondern fast alle kirchlichen Gruppen in den USA. Heute ist die Zungenbewegung auf allen Kontinenten zu finden.

Die dritte Welle kam 1967 abermals von Los Angeles in Gestalt der schon besprochenen Jesus‑People‑Bewegung.

Eine vierte Variation ist die Ausweitung des Begriffes Zungenbewegung in den neuen Begriff charismatische Strömung. Diese jetzt gebrauchte Bezeichnung ist umfassender, weil es in der charismatischen Bewegung nicht nur um das Zungenreden, sondern auch um die Glaubensheilung, Visionen, Prophetie und alle anderen Charismata = Geistesgaben, geht.

Wenn noch einmal die Irrlehre der Entmythologisierungstheologie und die Theologie der Pfingstgemeinden gegenübergestellt werden, dann muß gesagt werden, daß man in den Pfingstgemeinden und ihren verwandten Gruppen viele Kinder Gottes findet, während das im modernisierten Lager weniger möglich ist.

Mit diesen vorweggenommenen Abgrenzungen treten wir eine Rundreise über die Kontinente an. Ich bringe nur Originalberichte, keine Zweit-Hand‑Stories.

S a i g o n (Vietnam). Ein amerikanischer Offizier wurde in den Vletnamkämpfen schwer verwundet. Er fühlte sein Ende nahen. Er betete noch inständig für seine Lieben daheim. Als schon die Agonie einzusetzen begann, fing er plötzlich an, in einer ihm fremden Sprache zu beten. Er empfand dabei einen solchen Frieden und Stärkung für seine Seele, daß auch dem Körper neue Kraft zufloß. Dieses Beten in fremder Zunge war die Wende zur Besserung. Er genas und konnte nach den USA zurückkehren.
Zur Vervollständigung sei erwähnt, daß dieser Offizier keiner Gemeinde angehört, in der das Zungenreden geübt wird. Er hat auch nie vorher oder nachher ein solches Erlebnis gehabt.
Der Psychologe wird dieses Erlebnis als einen unterbewußten Vorgang deuten wollen. In Grenzfällen wie Delirium, Narkose, Agonie usw. kann es zu selbständigen Äußerungen des Unterbewußtseins kommen. Selbst wenn die Psychologie hier mit einer immanenten Erklärung aufwarten will, so bleibt der Segen des Erlebnisses dennoch bestehen. Gott kann Natürliches und Übernatürliches zum Heil des Menschen einsetzen.
Ich selbst bewerte dieses Saigon‑Erlebnis als positiv und echt.

S o e (Timor, Indonesien). Es liegt einige Jahre zurück. Ich hielt mich einige Wochen im Zentrum der Erweckung in Soe auf. Mein Zimmer teilte ich mit einem Bruder, der von einer anderen Insel gekommen war. Er ist heute der bekannteste indonesische Evangelist. Er wurde vor einem Jahr in den ostasiatischen Teil des Weltkirchenrates gewählt und war auch Delegierter der Lausanner Weltkonferenz. Er bat mich, seinen Namen nicht zu nennen.
Während unseres Zusammenseins erzählte mir der Bruder, daß er einmal nachts auf den Knien lag, als er plötzlich in einer anderen Sprache betete, die er nicht verstand. Einige Monate später kam er als Evangelist nach Thailand und war erstaunt, daß er dort die Sprache zu hören bekam, in der er zuvor gebetet hatte.
Das Beten in einer fremden Sprache war ein einmaliges Erlebnis in seinem Leben. Er gehört nicht zur Pfingstgemeinde, hat aber in der javanischen Pfingstgemeinde viele Freunde.
Ich bezweifle nicht die Echtheit dieses Erlebnisses, da ich diesen Bruder sehr gut kenne. Ich war in Java, auf Timor, in der Schweiz und in Deutschland mit ihm zusammen. Er ist in seiner Glaubenshaltung nicht unnüchtern.

S c h w e i z (Berngebiet). Bei unserer Rundreise folge ich nicht geographischen Gesichtspunkten. Es ist mir ein großes Anliegen, positive Ereignisse zuerst zu bringen.
In den letzten Jahren startete ich in Indonesien Bibelaktionen. Ich lieferte aus meiner Bibelmission Tausende von Testamenten und Bibeln auf viele indonesische Inseln. Durch die Erweckung ist ein Hunger nach dem Wort Gottes ins Land gezogen. Amos hat von diesem Hunger prophezeit. Er verkündete den Ratschluß Gottes (8, 11):

»Siehe, es kommt die Zeit, spricht der Herr, Herr, daß ich einen Hunger ins Land schicken werde, nicht einen Hunger nach Brot oder Durst nach Wasser, sondern nach dem Wort des Herrn zu hören.«
Als ein gläubiger Bruder aus dem Kanton Bern das Indonesienbuch gelesen hatte, fühlte er sich gedrungen, 6000 Franken für die Indonesienarbeit zu geben.
Ich kannte die geistliche Ausrichtung des Bruders nicht, war aber angenehm überrascht, als ich hörte, daß er in Thun entweder zu einer Pfingstgemeinde oder zu der verwandten Gruppe der Urchristen gehört.
Eine solche Opferfreudigkeit ist unter den »theologisch Geächteten« keine Seltenheit. Da der Bruder nicht genannt sein will, komme ich dieser Bitte nach.
Es ist schon jahrelang meine Erfahrung, daß Kinder Gottes aus den Pfingstgemeinden oder verwandten Gruppen in ihrer Glaubenshaltung und Gebefreudigkeit ihre Kritiker weit in den Schatten stellen.

L u g a n o (Schweiz). Auf einer ähnlichen Linie liegt die Aktivität einer Pfingstgemeinde in Lugano. Sie fasten an jedem ersten Freitag des Monats für die Märtyrerchristen in den kommunistischen Ländern. Was sie durch das Fasten an Nahrung einsparen, geben die Glieder dieser Pfingstgemeinde zur Unterstützung der von den Kommunisten verfolgten Christen.
Es wäre erfreulich, wenn viele Gemeinden diesem Beispiel folgen würden.
Es darf natürlich nicht verschwiegen werden, daß es sich bei dieser Gemeinde um Menschen handelt, die teilweise das Zungenreden pflegen.

D o r t m u n d. Bleiben wir vorerst noch im deutschsprachigen Raum. Von Zeit zu Zeit bekam ich von einem Gebetskreis aus Dortmund für die Bibelmission eine ansehnliche Spende überwiesen. Ich kannte die Spender nicht.
Bei meiner Vortragswoche 1975 in Herborn kam dann fünfmal ein Pkw mit fünf Leuten aus Dortmund besetzt. Es stellte sich heraus, daß es sich um meine unbekannten Freunde handelte. Ich staunte über ihre Treue. Fünfmal in einer Woche jeden Abend zweimal 100 km, alles zusammen 1000 km, zu fahren, um evangelistischen Vorträgen beizuwohnen. Das war ein Opfer.
Wie staunte ich dann bei dem letzten Besuch, als ich erfuhr, daß sie Glieder einer Ekklesia‑Gemeinde sind. Die Ekklesia‑Gemeinden gehen auf die Tätigkeit von Hermann Zaiß zurück, den ich persönlich sehr gut kannte und in seiner Theologie und Verkündigung aber ablehnte. Er hatte ein Gebahren wie die extremen Pfingstredner an den Tag gelegt.
Diese Dortmunder wissen um meine Einstellung und unterstützen dennoch meine Missionsarbeit. Wenn ich besondere Fürbitte brauche, schreibe ich gewöhnlich verschiedene Gebetskreise an, z. B. den Kreis J. Kuhn in Zürich, oder eben den Dortmunder Kreis H. Röll. Als ich im Frühjahr 1974 in einer schweren Bedrängnis stand, schrieb mir der Dortmunder Kreis zurück: »Wir haben einen Tag im Fasten und Beten für Sie zugebracht.« Ich danke hier diesen Freunden.
Dieses Risiko nehme ich nicht auf mich, daß ich treue Kinder Gottes mit theologischer Kritik zerhacke, nur weil sie meiner Auffassung nach vielleicht auf einer schwärmerischen Linie liegen.
In manchen Ekklesia‑Gemeinden ‑ nicht bei allen – wird ja auch das Zungenreden geschätzt und geübt.

L a n c a s t e r (Pennsylvania, USA). Bei einigen Vorträgen an der Bibelschule von Lancaster wurde ich in der Diskussion von den Schülern nach dem Zungenreden gefragt. Ich erklärte meine Stellung und erwähnte, daß es für mich ein göttliches, menschliches und dämonisches Zungenreden gäbe. Das bedeutet Charisma ‑ Training des Unbewußten ‑ mediale oder gar dämonische Wurzeln.
Nach Beendigung der Diskussion erklärte der Leiter der Bibelschule, er könne mir nicht in allen Punkten beipflichten, da er der Meinung sei, daß die Geistesgaben mit der Bildung des Kanons aufgehört hätten.
Was hier von dem Bibelschulleiter vorgetragen wurde, entspricht der sogenannten Dispensationstheologie. Es gibt kein gutes deutsches Wort für diesen Ausdruck. Die Vertreter dieser theologischen Richtung, die übrigens in den USA und Kanada weit verbreitet ist, glauben, daß mit der Fixierung der ursprünglichen christlichen Bücher zu der Sammlung des Neuen Testamentes auf den Synoden von Jamnia und Joppe (201 n. Chr.) die Geistesgaben aufgehört hätten.
Ein Wahrheitskern steckt in dieser Theologie. Es gibt verschiedene Offenbarungsepochen in der Bibel. Die Zeit Noahs, Abrahams, Moses, der Könige, der Propheten bis zu Johannes dem Täufer, haben alle eine spezielle Charakteristik in der Offenbarung Gottes. So unterscheidet sich auch die apostolische Zeit mit ihrer charismatischen Tätigkeit deutlich von der Epoche danach. Dagegen ist nichts einzuwenden. Nur kann ich mit Tausenden von Gläubigen es nicht akzeptieren, wenn man meint, der Heilige Geist hätte sein Büro in den ersten zwei Jahrhunderten geschlossen. Das gehört mit zum Wesen des Heiligen Geistes, daß er Stellvertreter Christi in seiner Gemeinde ist. Der Paraklet, der uns das Wort lebendig macht, der uns Christus gegenwärtig macht, der Gaben austeilt und die Boten Jesu bevollmächtigt, hat seine Funktion von der Ausgießung am ersten Pfingstfest an bis zur Wiederkunft Jesu.
Auch darin können die Geschwister der Pfingstgemeinden sehen, daß ich nicht so abseits stehe, wie sie vielleicht denken. Es ist mir ja auf meinen Reisen von Pfingstpredigern mehr als einmal gesagt worden, ich hätte nie etwas mit dem Heiligen Geist erlebt.
Zur Einführung in die Dispensationstheologie verweise ich auf das Buch des bekannten amerikanischen Theologen E. W. Bullinger: »The Foundations of Dispensational Truth« ‑ Die Grundlagen der Dispensationstheologie.

M o n t r e a l (Kanada). Wir treten jetzt in das Gebiet des Zungenredens ein, das einen anderen Charakter hat. Bei einer Vortragsreihe in Montreal, eingeladen von Gottfried Amend, kamen drei junge Männer zur seelsorgerlichen Aussprache. Ihr Aussehen war wenig verheißungsvoll. Lange Mähnen und gekleidet wie die Hippies. Sie kamen alle drei gleichzeitig. Trotz des Äußeren spürte ich den Burschen eine gewisse Aufrichtigkeit ab. Es ging um das Zungenreden. Alle drei bekannten, daß sie es übten.
Ich betete innerlich um die Leitung des Heiligen Geistes. Wir sprachen zunächst die Stellen des Neuen Testaments durch, die vom Zungenreden handeln. Ich ging dann auf die Kirchengeschichte und auf die Gegenwart über.
Am Schluß gab ich ihnen folgenden Rat: »Bitte beten Sie in folgender Weise: »Herr Jesus, wenn diese Gabe des Zungenredens nicht von dir ist, nimm sie weg. Ist sie von dir, dann wollen wir sie zu deiner Anbetung gebrauchen.« Ich betete noch mit den drei Besuchern. Dann entließ ich sie und verlor sie zunächst aus den Augen, da ich nach Deutschland zurückreiste.
Ein halbes Jahr später erlebte ich eine ganz große Freude. Alle drei schrieben mir: »Wir haben die Zungengabe verloren. Unsere Haare sind geschnitten. Wir befinden uns alle drei in einer Bibelschule, um uns für das Predigtamt vorzubereiten.«
Diesen Rat, im Gebet um eine Entscheidung des Herrn zu bitten, gab ich schon oft. Ich will einen umgekehrten Fall berichten.

L o s A n g e l e s (Kalifornien). Ich hatte in der First Presbyterian Church of Hollywood einige Vorträge gehabt. Beim nächsten Besuch in Los Angeles erhielt ich einen Anruf von Reverend Blackstone. Er informierte mich darüber, daß eine Gruppe von 23 Zungenrednern die Einheit der Gemeinde zu sprengen drohte. Sie sprachen die anderen Gemeindeglieder an mit dem Hinweis, daß nur der ein vollgültiger Christ sei, der die Geistestaufe empfangen habe. Erweis der Geistestaufe sei die Gabe des Zungenredens. Reverend Blackstone bat mich, seiner Gemeinde behilflich zu sein, weil sie nicht wußte, was sie mit der Gruppe tun sollte.
Wir kamen überein, gemeinsam eine Gebetsstunde dieser Zungenredner zu besuchen, vorausgesetzt, daß wir Zutritt erhielten.
Wir vereinbarten ferner, daß wir sofort still um eine Entscheidung des Herrn beten sollten, wenn die Zungenredner mit ihrem Zungengebet begannen. Von den 23 Gliedern der Gruppe sprachen gewöhnlich 22 in Zungen.
Wir betraten den Kreis. Reverend Blackstone wurde damit empfangen, daß ein junger Mann seiner eigenen Gemeinde fragte: »Reverend Blackstone, wann haben Sie die Taufe mit dem Heiligen Geist empfangen?« Dieser Empfang wirkte natürlich komisch. Reverend Blackstone ist ein gläubiger Christ. Nach einer kurzen biblischen, aber sehr dürftigen Einleitung durch den jungen Mann wurde das Gebet freigegeben. Sofort fing eine Frau an, in Zungen zu beten. Blackstone und ich beteten in unseren Herzen‑ »Herr, wenn diese Gabe von dir ist, segne diese Frau. Ist die Gabe nicht von dir, stoppe diesen Kreis.«
Wir erwarteten also die Entscheidung vom Herrn. Und sie kam. Das Zungengebet stoppte. Niemand mehr im Kreis betete weiter, weder in Zungen noch in englisch. Für uns war das eine Antwort.
Ein Beten, das durch den Geist Gottes gewirkt ist, wird nicht durch die Anwesenheit von zwei gläubigen Christen gestört.

S t u t t g a r t. Petrus Oktavianus, Indonesien, sprach auf meine Einladung hin in Stuttgart. Da ein großer Menschenandrang herrschte, mußte der Vortrag in zwei weitere Säle übertragen werden. Es waren etwa 3000 Menschen zusammen.
Nach dem Vortrag forderte Oktavianus zum stillen Gebet auf. Ich saß mit vielen anderen auf dem Podium, weil wir jeden freien Raum ausnützen mußten. Während des stillen Gebets fing ein Mann auf dem Podium plötzlich an, in Zungen zu beten. Ich betete wieder wie in Los Angeles um eine Entscheidung des Herrn. Dann blickte ich auf, um die Reaktion von Oktavianus zu sehen. Er hatte selbst um Klarheit gebetet, wie er mir hinterher erzählte. Auf dem Podium wandte er sich dem Zungenredner zu und gebot ihm im Namen Jesu zu schweigen. Und der Störenfried schwieg.
Nach dem Schluß fragte ich Oktavianus: »Warum hast du Schweigen geboten?« Er antwortete: »Nachdem ich um Klarheit gebetet hatte, wurde mir klar, daß dieses Zungenbeten nicht vom Heiligen Geist gewirkt war, sondern vom Feind.«
Ich sprach aber auch mit dem Zungenredner, der zu mir kam und sich entschuldigte. Er erklärte: »Ich wollte gar nicht in Zungen beten. Aber es kam eine Macht über mich, die mich zwang.«
»Die Geister der Propheten sind den Propheten untertan«, sagt die Heilige Schrift (1. Kor. 14, 32).
Dieser Zungenredner in Stuttgart war nicht Herr über den Geist, der ihn zwang.
Das Zungenreden hatte in Korinth schon viel Unruhe gestiftet. Heute ist die Ratlosigkeit und Unsicherheit auf diesem Gebiet noch größer.

T o y a m a (Japan). Eines der tragischsten Erlebnisse wurde mir bei meinen Vortragstouren in Japan berichtet.
Toyama ist ein christlicher Konferenzort an der Westküste Japans. Es liegt rund 15 Jahre zurück. Die Ausläufer der zweiten Welle der Zungenbewegung von 1959 erreichten Japan. Viele Christen horchten auf und sahen darin die Antwort auf ihr Beten um eine Erweckung. So fanden sich 18 Missionare verschiedener Missionsgesellschaften in Toyama mit dem Ziel zusammen, um eine Geistestaufe und die Gabe des Zungenredens zu bitten. Es muß erwähnt werden, daß diese 18 Männer zu den besten Missionaren gehörten.
Tagelang verweilten sie im Fasten und Gebet. Da kam es über sie. Zuerst fingen einzelne, dann alle an in Zungen zu beten. Man nennt diese Erfahrung einfach das Toyama‑Erlebnis.
Die »geistgetauften« Missionare kehrten zu ihren Gemeinden zurück und verkündigten: »Ihr habt bisher noch nicht das volle Heil gehabt. Ihr müßt die Geistestaufe und die Gabe des Zungenredens bekommen.«
Die japanischen Christen beugten sich der neuen Lehre nicht. Sie sagten ihren Missionaren: »Ihr seid jetzt schon mehr als zehn Jahre in Japan und habt uns bisher nicht das volle Heil verkündigt. Wer sagt uns, daß ihr es jetzt tut?« Über dieser Ratlosigkeit entstand in diesen Gemeinden eine große Verwirrung. Sie brachen auseinander. Die Gemeinden gingen ein. 15 der Missionare verließen daraufhin ihr Arbeitsfeld und wandten sich einem anderen Beruf zu. Drei von ihnen erkannten, daß sie auf ein falsches Gleis geraten waren. Sie sagten sich von dem Zungenerlebnis los und blieben in ihrer Arbeit. Einer von den dreien, den ich einige Jahre später in Karuizawa (Japan) traf und sprechen konnte, hatte große Mühe, seine Gemeinde weiterzuführen. Er starb, obwohl er erst 46 Jahre alt war.
Das Toyama‑Erlebnis war für die Missionsarbeit eine geistliche Katastrophe. Ich habe schon einige Male dieses Beispiel als Dokumentation benutzt. Glieder der Pfingstgemeinden haben mir dann die Stelle Lukas 11, 11‑13 entgegengehalten: »Wo bittet unter euch ein Sohn den Vater um Brot, der ihm einen Stein dafür biete, und so er um einen Fisch bittet, der ihm eine Schlange für den Fisch biete?«
Die Zungenredner legten dieses Wort so aus: »Wir haben Gott um die Gabe des Zungenredens gebeten, darum gibt er uns keine Schlange.«
Diese Art von Bibelauslegung enthält zwei Fehler. Erstens einmal läßt der Heilige Geist sich nicht zwingen und vorschreiben, was er geben soll. Man kann den Heiligen Geist durch Lauheit betrüben, aber auch durch gesetzliches Zwingen.
Zum anderen bekennt sich der Heilige Geist nicht zur Irrlehre. In der Theologie der Pfingstgemeinden ist eine Reihe von Kurzschlüssen. Der Heilige Geist bekennt sich nur zur biblischen Lehre, nicht zu menschlichen Konstruktionen. Darum kann ein »zwängerisches, treiberisches« Beten wohl eine Schlange statt eines Fisches bekommen.
Ein historisches Beispiel kann das untermauern. Als 1900 die Kunde von der »Zungenerweckung« nach Europa kam, reiste der norwegische Prediger Barrat nach Los Angeles. Er hat 39 Tage lang jeden Tag einige Stunden im Gebet verbracht, und um die Gabe der Zunge gebetet. Zuletzt dehnte er sein Gebet auf zwölf Stunden ununterbrochenes Beten aus. Dann endlich kam es über ihn. Rings um ihn herum fielen Schwarze in Ekstase, wie ich es auch in Haiti erlebte. Barrat wurde von diesem Geist angesteckt und fing an in Zungen zu beten. Diese »Errungenschaft« brachte er dann nach Skandinavien. Von dort kam diese schwärmerische Bewegung nach Deutschland.

K a r u i z a w a (Japan). In Karuizawa bin ich einem lutherischen Pastor aus Kalifornien begegnet, der unsere missionarische Konferenz zu stören versuchte. Die ganze Geschichte kann hier nicht behandelt werden. Sie ist zu lang. Sie ist bereits im Buch »Jesus auf allen Kontinenten«, Seite 34, berichtet.
Dieser lutherische Pfarrer organisierte zu unseren Versammlungen Parallelveranstaltungen und zog etwa 40 Missionare von uns ab.
Hier zeigt sich bereits ein Nebenprodukt der Zungenbewegung: Spaltung, Trennung, Unordnung. Denn um einen Vertreter der Zungenbewegung handelte es sich bei diesem kalifornischen Pastor.
Als unsere Missionare zurückgekehrt waren, berichteten sie: »Der Kalifornier sprach, sang, betete 90 Minuten in Zungen. Es war kein Ausleger da. Niemand wußte, was er eigentlich gesagt hatte. Einer unserer Missionare suchte nach der Versammlung den Pastor auf und fragte ihn, wie man das Zungenreden bekommen könne. Der Kalifornier gab folgende Anweisung: Beten Sie 500‑ oder 800mal ein kurzes Gebet, etwa Lord help me (Herr, hilf mir), dann gewöhnt sich Ihre Zunge daran, und Sie fangen automatisch an, in Zungen zu reden.«
Und das soll vom Heiligen Geist gewirkt sein? Das ist Training des Unbewußten, ein Zungenreden auf menschlicher Basis. Ich halte es sogar für eine Lästerung des Heiligen Geistes.

S t a n w e l l T o p s (NSW Australien). An vielen theologischen Seminaren und Bibelschulen auf allen Kontinenten wurde mir über die Störaktionen der Zungenredner berichtet.
Mein Freund Dr. Les Werry, Leiter der australischen Evangelistenbewegung »Ambassadors for Christ«, hatte die Bibelschule in Stanwell Tops, die jetzt in Katoomba ist, gegründet. Die zweite Welle der Zungenbewegung nach 1960 drang auch in seine Schule ein. Es gab so viele Zersplitterungen und Opposition, daß die Lehrer kaum noch arbeiten konnten.
Dr. Werry entschloß sich nach viel Gebet zu einem radikalen Schnitt. Er schloß die Bibelschule mitten im Semester und erklärte den Studenten: »Ihr könnt euch für das nächste Semester wieder anmelden, wenn ihr einen Fragebogen ausgefüllt habt.« Die Fragen waren so gestellt, daß Dr. Werry alle Zungenredner ausscheiden konnte. Damit wurde seine Schule von diesem Ungeist frei.

A s b u r y (Wilmore, USA). Zweimal war mir der Besuch dieses College möglich. Der Präsident erzählte mir, daß kurz nach dem Beginn der Erweckung ein zungenredender Bruder im College erschien und den Studenten sagte: »Euch fehlt noch die Taufe mit den Heiligen Geist und damit das Zungenreden.« Er wollte auch im College sprechen, was die Schulleitung nicht gestattete. Danach schlich sich dieser Zungenredner in die Schlafräume der Studenten ein und begann dort eine Wühlarbeit. Die verantwortlichen Lehrer hatten ihre Mühe, diesen Eindringling wieder loszuwerden.

S a s k a t o o n (Kanada). In Saskatoon, dem Ausgangspunkt der kanadischen Erweckung, wohnte ich bei Pastor Philipp Grabke. Als die evangelistischen Teams von Saskatoon in die anderen Städte auszogen, war auch Frau Grabke in einer solchen Mannschaft. Als Winnipeg von der Erweckung erfaßt wurde, benötigte man viele seelsorgerlichen Helfer. Nun schlich sich eine zungenredende Frau, ohne von den Leitern einen Auftrag zu haben, in die Gruppe der Seelsorgehelfer ein. Dieser Mietling machte die Neubekehrten durcheinander mit ihrer Forderung: »Solange ihr nicht in Zungen reden könnt, habt ihr nicht die Taufe des Heiligen Geistes empfangen.« Als diese Quertreiberin entdeckt wurde, verbot man ihr die Mitarbeit.
Die leitenden Brüder der kanadischen Erweckung sind entschlossen gegen die Zungenbewegung eingestellt. Ein Pastor, in desssen Kirche die Erweckung begonnen hat, gab mir bei meinem Besuch ein Tonband mit, das von einer zungenredenden Frau aufgenommen worden ist.
Eine Frau fiel in der Gebetsgemeinschaft dauernd in Zungen, ohne daß ein Ausleger dolmetschen konnte. Schließlich baten die Brüder: »Beten Sie in englisch, wir haben ja keinen, der auslegen kann.« Die Frau hielt sich nicht an die Forderung.
Die Brüder einigten sich dann darauf, diesen Geist zu prüfen. Als die Frau wieder in Zungen betete, fragten die Brüder: »Du zungenredender Geist, bekennst du, daß Jesus Christus in das Fleisch gekommen ist?« Keine Antwort! Die Brüder wiederholten ihre Frage. Wieder kümmerte sich die Frau nicht darum. Dann geboten die Brüder und sagten: »Im Namen Jesu gebieten wir dir, du zungenredender Geist, sage uns die Wahrheit, bekennst du dich zu Christus?« Jetzt kam eine Reaktion, die von den Brüdern kaum erwartet worden war. Aus der Frau schrie es mit Männerstimme: »No, I hate him.« (Nein, ich hasse ihn.) Damit war die Sachlage klar. Es hatte sich bei der Frau um ein dämonisches Zungenreden gehandelt.
Für mich entstand die Frage, ob ich dieses Tonband in meinem Hause behalten oder vernichten soll. Ich verbrannte es.
Gehen wir noch einmal nach Australien.

K a l g o o r l i e (Westaustralien). Nördlich und nordöstlich von Kalgoorlie ist das Gebiet des Wongai‑Stammes. Mein Berichterstatter ist Peter Jamieson, der überall nur der schwarze Peter genannt wird. Er hat die Häuptlingswürde, übt sie aber nicht aus, da er Christ wurde und heute als Evangelist auf Neuseeland arbeitet.
Peter erzählte mir, ihn habe das Zungenreden nie verwirren können. Die sechs Zauberer seines noch heidnischen Stammes sprechen in der spiritistischen Trance alle in Zungen. Als Peter in Sydney zum erstenmal auf Zungenredner stieß, sagte er: »Das ist ja das gleiche, was wir bei unseren Stammeszauberern erleben.«

B r i s b a n e (Australien). Meine Berichterstatterin ist Barbera Sganzerla, in deren Haus ich Gast war. An der Universität in Brisbane fragten mich die Studenten nach dem Zungenreden in den USA und in Europa. Ich stand ihnen Rede und Antwort.
Abends zu Hause erzählte mir Schwester Sganzerla einige Erlebnisse von der Assembly of God in Brisbane. Ein Grieche, der eingewandert war, schloß sich dieser gemäßigten Pfingstrichtung an. Da er noch nicht gut englisch sprechen konnte, betete er in der Gebetsgemeinschaft in seiner griechischen Muttersprache. Nach ihm sprang ein Ausleger auf und dolmetschte in Englisch. Der Grieche erklärte: »Ich habe nicht in Zungen gebetet, sondern in meiner Heimatsprache. Die gegebene Auslegung war falsch.«
Nach diesem unguten Erlebnis schloß er sich einer anderen Pfingstgemeinde an und erlebte dort den gleichen Unfug, daß ein »Ausleger« sein griechisches Beten falsch auslegte.
Der Grieche zog sich auch aus dieser Gemeinde zurück und probierte es mit einer dritten. Zum drittenmal erlebte er diesen Reinfall. Nun war der gläubige Grieche bedient. Er erklärte: »Das sind ja alles Lügner.« Er schloß sich darauf einer Gemeinde an, die keine Zungenredner hatte.
Gehen wir noch nach Haiti und beschließen damit das Mosaik.

P o r t a u  P r i n c e (Haiti). Mein Organisator Dean Hochstetler arrangierte mir in Haiti eine Reihe von Vorträgen. Er selbst kannte nicht die Denomination der einzelnen Gemeinden. Trotz dieses Mißgeschickes kam doch einiges dabei heraus.
Ich sollte unter anderem fünfmal auf einer internationalen Reichgottes ‑ Konferenz sprechen. Schon bei der ersten Versammlung merkten wir, daß wir Prediger von Pfingstgemeinden und der Assemblies vor uns hatten. Sie waren von verschiedenen Teilen der Welt nach Haiti gekommen.
Mit dem ersten Vortrag kam ich noch gut über die Runden. Ich sprach über Lukas 9, 1‑2, die dreifache Vollmacht der Jünger Jesu. Es störte mich dann aber die anschließende Gebetsvereinigung. Sie liefen herum, klatschten mit den Händen. Einige fingen mit hoher Stimme zu singen an. Schließlich sanken einige zu Boden und murmelten unverständliche Worte.
Von Vortrag zu Vortrag wurde es schlimmer. Einige Pfingstprediger machten beim Beten Luftsprünge. Hinterher hörte ich, daß sie zu einer Gruppe der Jumping Church (hüpfende Kirche) gehörten. Sie nehmen dafür das Bibelwort in Anspruch, Maleachi 3, 20: »Ihr werdet hüpfen wie die Mastkälber.«
Beim dritten Vortrag fielen einige Frauen und Mädchen in Ekstase und redeten in Zungen. Aber auch die Pfingstprediger beteten in Zungen. Ich erinnere mich gut an einen großen Amerikaner, der in Zungen betete. Er sagte nach seinem Gebet: »Herr, gib du die Auslegung.« Dann sagte er mit übernatürlicher, aber abstoßender Stimme: »I am the living God, I soon return, be ready!« Zu deutsch heißt das: »Ich bin der lebendige Gott. Ich komme bald wieder. Seid bereit!«
Meinem Organisator und mir ging ein kalter Schauder über den Rücken. Wir beteten beide um den Schutz Gottes gegenüber diesem Geist. Dean sagte zu mir: »Sei mir nicht böse. Ich kann keine Versammlung dieser Art mehr besuchen. Da sind ja dämonische Mächte gegenwärtig.«
Im vierten Vortrag war ich dann ohne Dean. Für mich war das auch der letzte. Ich wurde mitten im Vortrag von einem Pfingstprediger unterbrochen, der mich attackierte und schrie: »Ich bezweifle, ob Sie die Taufe mit dem Heiligen Geist erhalten haben.«
Ich konnte nur mit Mühe diesen vierten Vortrag beenden. Zur Gebetsstunde blieb ich nicht mehr, da ich diese Tumulte fürchtete. Ich verließ den Raum und ging zu Fuß zu meinem Hotel zurück.
Am Abend war dann die Schlußversammlung, zu der die meisten Teilnehmer strömten. Ich hatte keine Kraft mehr, mit diesen Abgrundgeistern noch einmal konfrontiert zu werden und blieb einfach weg.

Für meinen Organisator und mich war das eine heilsame Lehre. Es wurde uns dabei wieder demonstriert, wie dämonische Mächte mit dem Etikett des Heiligen Geistes versehen werden.
Zum Glück hatte der Herr in seiner Barmherzigkeit einen Ausgleich für uns bereit. Eine Missionsgesellschaft, die meine Bücher kannte, hörte von meinem Besuch und lud mich sofort ein. In aller Eile wurden die Missionare der Insel eingeladen. Die Gemeinschaft mit den Missionaren gab mir das innere Gleichgewicht wieder zurück.

Das Mosaik der Zungenbewegung muß abgebrochen werden, obwohl mir noch unzählige Beispiele und Erlebnisse zur Verfügung stehen.
Die Gegenargumente zu dieser Sammlung sind mir bekannt. Man kann auf das Prinzip der negativen Auslese hinweisen. Wenn alle guten Beispiele weggelassen und nur negative Erfahrungen berichtet werden, dann entsteht ein einseitiges Bild. In meiner Sammlung ist es nicht so. Ich habe krampfhaft nach guten Beispielen Ausschau gehalten. Die negativen Erlebnisse sind dagegen in einer erdrückenden Überzahl.

Aber selbst die vielen Auswüchse sind noch nicht allein entscheidend, sondern der falsche Geist, der manchmal über ganzen Gemeinden herrscht. Ich erinnere nur an die Gemeinden der »Holy Rollers« und der »Jumping Christians«.
Das eigentliche Problem sind aber nicht die extremen Gruppen, sondern die gemäßigten. Bei den »wilden Gruppen« weiß man ja sofort, woran man ist. Bei den Gemäßigten steht man oft vor der Frage, wie sie zu beurteilen sind.
Aus diesem Grunde bete ich seit Jahren um die Gabe der Geisterunterscheidung und flehe den Herrn an: Bewahre mich vor Fehlurteilen.
Zum Schluß dieses notvollen, aber doch notwendigen Kapitels muß ich wieder etwas Positives sagen.

C h i c a g o (USA). Das Moody‑Bibelinstitut hatte mich zu Vorträgen eingeladen. Es nahmen auch einige Pastoren der Assembly of God (gemäßigte Pfingstrichtung) daran teil. Einer von ihnen lud mich sofort zu Vorträgen in seiner Gemeinde ein. Es war Dale Edwards von Rocky Islands. Ich warnte ihn mit den Worten: »Sie wissen doch durch meine Vorträge, daß ich gegen die Zungenbewegung eingestellt bin, obwohl ich alle Geistesgaben anerkenne.« Er antwortete: »Ich teile Ihre Bedenken. Unsere Gemeinde braucht Ihre Botschaft.« Ich nahm die Einladung an und hielt fünf Vorträge in dieser Gemeinde, die einen durchaus nüchternen und biblischen Eindruck auf mich machte.

B i l l i n g s (Montana, USA). Ein anderer Pastor einer Assembly of God, Dr. Roger, lud mich ebenfalls ein. Wieder nahm ich an. Hier war die geistliche Situation noch klarer. Es war für mich eine Freude, in der Gemeinde von Dr. Roger zu sprechen. Ich würde seine Einladung wieder annehmen.
Man kann also nicht alle Pfingstgemeinden oder ihre verwandten Richtungen in einen Topf werfen.
Nachdem ich auch in Kanada in einigen Assemblies gesprochen hatte, kam dann eine ganze Reihe von Einladungen auf die karibische Inselwelt. Von den furchtbaren Erlebnissen auf Haiti ist schon berichtet worden. Zum Schluß noch eine positive Erfahrung.

T r i n i d a d (W. I.). Eine Vereinigung von Pastoren der Assemblies of God hatte mich nach San Fernando und Umgebung eingeladen. Es handelte sich um die Pastoren Bagoutie, Persad, Foster, Krischna, Beam, Sydney usw. In ihren Gemeinden stellte ich überhaupt nichts vom Zungenreden fest. Sie vertraten auch keine unbiblische Theologie.
Zum Abschluß der Arbeit auf Trinidad war ich dann noch bei einem Pastor einer Pfingstgemeinde in Port of Spain. Er erzählte, daß es in seiner Gemeinde zum Leid der anderen Pastoren kein Zungenreden gäbe. Er drückte sich so aus: »Mir steht das Zungenreden obenan. Meine Kinder spielen manchmal >Kirche< und kamen schon auf die Idee, auch das Zungenreden nachzuahmen. Sie lallen dann etwas Unverständliches.«
Er fuhr dann fort und sagte: »Meine Kollegen machten mir schon Vorwürfe, ich würde ihnen die Arbeit boykottieren, weil ich vom Zungenreden nichts wissen will. Sie wollen mich sogar aus der Pfingstgemeinde ausschließen. Ich gehe aber nicht. Ich bin in einer Pfingstgemeinde aufgewachsen und bleibe darin, auch wenn ich manches der anderen Gemeinden nicht übernehmen kann.«
Wir schieden als Freunde. Zum Abschied sagte er mir: »Wenn Sie wieder nach Port of Spain kommen, besuchen Sie mich bitte, und sprechen Sie in meiner Gemeinde.«
Es gibt also in den Pfingstgemeinden eine Reihe biblisch auserichtete Pastoren. Ich habe 28mal in Gemeinden solcher Pastoren gesprochen.
Die ersten Kapitel dieses Buches bringen zur Frage der Geistesgaben wichtige Erlebnisse.
Der erhöhte Herr müht sich um die Zubereitung seiner Gemeinde. In keinem Jahrhundert gab es an so vielen Punkten der Erde so häufige Erweckungen.
Auch die Macht der Finsternis bietet alles zum Endkampf auf. Sie vernebelt die Fronten. Sie verwirrt die Gemeinden. Sie serviert Dämonisches in frommer Verpackung.
Dieses Chaos, dieses Durcheinander erfordert eine klare Beurteilung und Durchschau. Wir brauchen daher mehr denn je die Gabe der Geisterunterscheidung.

DIE BEWERTUNG DER GEISTESGABEN

Ein historisches Beispiel soll uns zum rechten Verständnis der Geistesgaben führen.
Im Dreißigjährigen Krieg wurden die kleinen Dörfer und die einzelnen Gehöfte oft von den streunenden Soldaten gebrandschatzt. Die Bauern versuchten, sich zu schützen. Sie bauten ihre Häuser hinter Hecken oder hinters Moor und rodeten dort neue Felder. Die Zufahrtswege wurden raffiniert getarnt. Sie befestigten die Zufahrten, markierten sie mit einzeln stehenden Birken oder Weiden und legten Dämme an, so daß etwa 20 bis 30 cm Wasser über die befahrbaren Wege lief. Wer rechts oder links von dem Zufahrtsweg abkam, versank rettungslos im Moor.
Mir ist das zu einem Beispiel für geistliche Zusammenhänge geworden. Nur ein Weg ist sicher. Wer rechts oder links abkommt, versinkt im weglosen nicht tragfähigen Grund.

Die Kalten
Im Blick auf die Geistesgaben ist dieses Abkommen vom Weg in der Kirchengeschichte und in der Gegenwart dauernd zu beobachten.
Die offizielle Kirche kam stets links vom Weg ab. Die Herzen wurden kalt, die Verkündigung kraftlos, die Organisation wurde zur seelenlosen Maschinerie. Ich habe in meinem ganzen Leben noch keinen Pfarrer der Landeskirche über die Geistesgaben predigen hören.
Nur einmal hörte ich auf der Universität darüber, und zwar von meinem hochverehrten Lehrer Professor Dr. Karl Heim. In seiner Vorlesung über den Korintherbrief behandelte er selbstverständlich auch die Geistesgaben.

Was die Kirche zu wenig hatte, bewerteten die schwarmgeistigen Gruppen zu hoch.
Die echte Erweckung in Wales ist der Gefahr erlegen, daß es nur noch »geistete«. Das eine große Generalthema war der Heilige Geist, sein Werk und seine Gaben.

Die Heißen
Die Pfingstgemeinden der Gegenwart haben auch diese Einseitigkeit. Es sind vor allem die amerikanischen Pfingstler, die sich eine unerhörte Verzerrung der biblischen Botschaft erlauben. Dankbar sei vermerkt, daß die Mülheimer Richtung in Deutschland wohl die gemäßigtste Gruppe ist.  . . .

Die Gesunden
Diesen linken und rechten Irrläufern muß zugerufen werden: »Werdet gesund im Glauben! «
Der Apostel Paulus sagte in 1. Kor. 2, 2: »Ich halte mich nicht dafür, daß ich etwas wüßte, als Christum den Gekreuzigten.«     . . .

Das zweite, was wir den linken und rechten Irrläufern sagen müssen, ist: Wir haben das Wort Gottes.
Die Heilige Schrift ist entstanden durch die Männer Gottes, die vom Heiligen Geist inspiriert und getrieben waren.

Einige Belegstellen sollen dazu angegeben werden:

1. Kor. 2, 13: »Welches wir auch reden mit Worten, die der Heilige Geist lehrt.«

Joh. 14, 26: »Aber der Tröster, der Heilige Geist, welchen mein Vater senden wird, in meinem Namen, der wird euch alles lehren und euch erinnern an alles, das ich euch gesagt habe.«

2. Petr. 2, 21: »Die Männer Gottes haben geschrieben, getrieben vom Heiligen Geist.«

Der Heilige Geist hat sich an das Wort gebunden. Auch seine »freie Wirksamkeit« muß vom Wort her geprüft werden.

Männer Gottes der Gegenwart haben immer die Schriftgebundenheit des Heiligen Geistes betont. Einige sollen genannt werden.

»Auch Frömmigkeit kann zur Sünde führen, wenn sie sich über das Wort Gottes erhebt«, schreibt Hans Brandenburg in seinem Galaterkommentar. (Wuppertaler Studienbibel, Seite 67.)

Dr. Fred Dickason, Dekan der theologischen Fakultät des Moody‑Bibelinstitutes, schreibt in seiner Broschüre »Der Geist der Gnade, Seite 3: »Die vornehmste Rolle des Heiligen Geistes besteht darin, Gottes Willen in der Bibel zu offenbaren.«

Otto Rodenberg schrieb in seinem Buch »Die Gemeinde Jesu Christi und die Bibel«, Seite 90: »Der Heilige Geist, der die Schrift schuf, hat sich aufs engste mit der Schrift verbunden.«

An dieser Stelle empfehle ich herzlich die Broschüre von Dr. Erich Lubahn »Fromme Verführungen«. Er schreibt auf Seite 12 folgendes: »Das geschriebene Wort der Bibel bietet uns die Statik (das unveränderlich Feststehende), der Heilige Geist die Dynamik (das Leben zeugende, erhaltende und fördernde, das den Menschen treffende Wort Gottes). Beides gehört unzertrennlich zusammen. Die Statik ohne die Dynamik führt zur Erstarrung, die Dynamik ohne die Statik führt zu Schwärmerei.« – Das sind Sätze von großer Klarheit und Wahrheit.
Biblische Nüchternheit ist kein Kompromiß, sondern die Voraussetzung eines gesunden Glaubenslebens. Unter‑ und Überbewertung führen stets zu Irrwegen.

DIE FRÜCHTE DES HEILIGEN GEISTES

Zur Bewertung der Geistesgaben gehört wesensmäßig die Frage nach den Geistesfrüchten. Man kann den Satz wagen, daß die Geistesfrüchte für unser Glaubensleben wichtiger sind als die Geistesgaben.
Wir wirken mehr durch das, was wir sind, als durch das, was wir tun. Unsere Gesinnung spricht lauter als unsere Taten.
Das Leben der Christen ist die Bibel der Ungläubigen. Auf dem Gebiet der Früchte gibt es viele Verwechslungen. Es kommt auf das Vorzeichen an, auf die inneren Voraussetzungen unseres Lebens und Handelns.

Die Scheinfrüchte
Vor einigen Jahren hatte ich in einer Kirche in Essen‑West eine Vortragswoche. Der Pastor ließ sich Urlaub geben, damit er meine Vorträge nicht hören mußte. Ich war nur von seinen Ältesten eingeladen.
Der Pastor gehört zu den Modernisten. Sein »Evangelium« heißt soziale Aktivität. Er erklärte zum Beispiel in einer Predigt, wenn es nach ihm ginge, dann würde nur der getauft werden, der mindestens einen sozialen Verpflichtungsschein von drei Monaten vorzuweisen hätte. Er meinte damit, es sollte nur der junge Mensch getauft werden, der etwa drei Monate unentgeltlich in einem Altersheim oder als Diakon in einem Krankenhaus gearbeitet hätte.

Natürlich ist eine solche Tätigkeit gutzuheißen. Sie hat aber nichts mit den Früchten des Heiligen Geistes zu tun. Die Wurzeln zu solchem Handeln liegen im Menschen und nicht in Christus oder dem Heiligen Geist.

Ein noch drastischeres Beispiel erlebte ich in Brasilien. Ich besuchte ein Obdachlosenasyl in Porto Alegre. Nach der Besichtigung kam ich mit der Leiterin in ein ernsthaftes Gespräch. Ich fragte sie, wem dieses Heim angeschlossen oder unterstellt sei. Sie antwortete: »Wir sind Spiritisten Kardecscher Richtung. Wir haben auch Kinderheime, Altersheime, Krankenhäuser, Kulturzentren und Schulen.« ‑ Ich war nicht wenig erstaunt über eine so reiche soziale Arbeit dieser Spiritisten. Darum fragte ich weiter: »Welche Rolle spielt Christus in Ihrem Unternehmen?« Noch größer wurden meine Augen, als sie erklärte: »Jesus ist unser großes Vorbild. Er hat seinen Jüngern die Füße gewaschen. Wir wollen seine Hilfsbereitschaft auch praktizieren.« Da ich den Spiritismus nur zu gut kenne, bohrte ich weiter: »Ist Jesus für Sie und Ihre Freunde nicht der Erlöser, der Heiland, der Sohn Gottes?« ‑ »Nein«, antwortete sie, »er ist nur unser Vorbild. Er war ein großer, sozialdenkender Mensch.«

Damit ist der Unterschied klar herausgestellt. Wenn zwei dasselbe tun, ist es doch nicht dasselbe. Der eine handelt aus sozialer Verantwortung heraus, der andere aus Liebe zu Jesus und zum Nächsten.

In Jesus viele Frucht
In Joh. 15, 5 sagte der Herr: »Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viele Frucht, denn ohne mich könnt ihr nichts tun.«  . . .

Wir hörten bereits aus Joh. 15, 1‑5 und hören es eindeutig in Galater 5, 22: »Die Frucht des Geistes ist Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Glaube, Sanftmut, Keuschheit.«
Schriftausleger sagten: »Die eine göttliche Frucht ist die Liebe, die anderen sind nur die Ausstrahlungen.«
Die Liebe ist die erste und höchste Frucht. Sie ist Frucht und zugleich Gabe des Heiligen Geistes. Paulus schreibt in Römer 5, 5: »Die Liebe Gottes ist ausgegossen in unser Herz durch den Heiligen Geist.«
Wir dürfen nicht übersehen, daß der Apostel Paulus an den beiden Stellen, wo er von den Geistesgaben spricht, die Liebe an höchster Stelle nennt.
In Römer 12, 6‑8 nennt Paulus die Geistesgaben und erwähnt anschließend in Vers 9 und 10 die Liebe.
In 1. Kor. 12, 31 ermahnt der Apostel: »Strebet nach den besten Gaben, und ich will euch einen noch köstlicheren Weg zeigen.« Danach bringt er das wunderbare Kapitel von der Liebe.

Die Umgestaltung in Sein Bild

Es wurde in der Einleitung dieses Kapitels von den inneren Voraussetzungen unseres Handelns gesprochen. Diese Aussage muß noch etwas beleuchtet werden.
Der Heilige Geist hat ein doppeltes Programmwerk an uns. Er fügt uns in das Heilsgeschehen, in den Leib Jesu ein; danach führt er das begonnene Werk in der Umgestaltung in Jesu Bild weiter.
An Bibelworten kann das deutlich werden. Römer6,4‑5:
»Wir sind mit Jesus begraben durch die Taufe in den Tod, auf daß, gleich wie Christus ist auferweckt von den Toten durch die Herrlichkeit des Vaters, also sollen auch wir in einem neuen Leben wandeln.«

In unserer Bekehrung und Wiedergeburt, in unserer geistlichen Erneuerung werden wir durch das Wirken des Heiligen Geistes in die Wirklichkeit des Todes und der Auferstehung Jesu hineingenommen.
Sind wir einmal eingepflanzt, dann ist der Heilige Geist die heilige Unruhe an uns, der Werkmeister, dessen Ziel es ist, uns in Jesu Bild umzugestalten. Paulus beschreibt diesen Vorgang in 2. Kor. 3, 18:
»Nun aber spiegelt sich in uns allen des Herrn Klarheit mit aufgedecktem Angesicht. Und wir werden verklärt in dasselbe Bild von einer Klarheit zur andern als vom Herrn, der der Geist ist.«
Der Doppelvorgang der menschlichen Neuschöpfung heißt also: Einpflanzung und Umgestaltung.  . . .
Unsere moralischen Qualitäten sind niemals die Quelle für die Gaben des Heiligen Geistes.

DIE GABEN ALLER GABEN

Es wird heute viel von Gaben geredet, manchmal mehr, als für unser geistliches Leben gut ist.
Wenn wir allzusehr unser Augenmerk auf die Gaben richten, kann der Blick auf den Geber verdunkelt werden.

Wählen wir deshalb als Ausgangspunkt für unsere Untersuchung das Herzstück des Evangeliums, Joh. 3, 16:

»Also hat Gott die Welt geliebt, daß er seinen eingeborenen Sohn gab, auf daß alle, die an ihn glauben, nicht verloren gehen, sondern das ewige Leben haben.«

Gott gab die höchste Gabe, die er uns zu geben hatte, seinen einzigen Sohn.
Jesus ist die Gabe aller Gaben.
In dieser einen Gabe ist alles beschlossen, was zu unserem ewigen Heil dient. Paulus schreibt in Römer 8, 32:
»Welcher seines eigenen Sohnes nicht hat verschont, sondern hat ihn für uns alle dahingegeben. Wie sollte er uns mit ihm nicht alles schenken.«

Alles mit IHM, alles durch IHN, alles in IHM.
Wer Jesus im Glauben annimmt, dem öffnet sich ein Leben mit einem unbeschreiblichen Frieden, dem öffnet sich der Himmel schon jetzt auf dieser Erde. Ist nicht der Herr Jesus die höchste Gabe Gottes?

DER STELLVERTRETER JESU

Wer sich über den Stellvertreter Jesu informieren will, der lese in Ruhe und unter Gebet die Kapitel 14‑16 im Johannesevangelium.
In diesen Abschiedsreden hat Jesus seinen Jüngern in Joh. 14, 18 versprochen. »Ich will euch nicht Waisen lassen.«
Zehn Tage nach seiner Himmelfahrt von der Erde hat der erhöhte Herr den Heiligen Geist, den Parakleten, seinen Stellvertreter, gesandt.

Welches ist die vornehmste Aufgabe dieses Stellvertreters?
In Apg. 1, 8 hatte der Herr verheißen:
»Ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen, welcher auf euch kommen wird und werdet m e i n e Zeugen sein.«

In Joh. 14, 26 hören wir:
»Aber der Tröster, der Heilige Geist, welchen mein Vater senden wird in m e i n e m Namen, der wird euch alles lehren.«

Joh. 16, 13‑14 gibt eine weitere Bestätigung: »Wenn der Geist der Wahrheit kommen wird, der wird euch in alle Wahrheit leiten  . . . Derselbe wird m i c h verklären, denn von dem M e i n e n wird er es nehmen.«
Die erste und höchste Aufgabe des Heiligen Geistes ist die Verklärung Jesu.

Der Dienst des Stellvertreters
Eine erste tröstliche Aufgabe ist, daß er bei uns bleibt. . . . Nur Menschen, die zerschlagen, angefeindet, am Boden zertreten sind, wissen, was der Trost des Heiligen Geistes bedeutet. Der Psalmist sagt 119, 92: »Wo dein Gesetz nicht mein Trost gewesen wäre, ich wäre vergangen in meinem Elend.«  . . .
Beachten wir auch hier den Zusammenhang, daß die Tätigkeit des Heiligen Geistes an den Gläubigen aufs engste mit jesus verbunden ist. Das Zentrum muß Zentrum bleiben . . .

Unser Kontakt mit dem Heiligen Geist
Es gibt keinen Weg von uns zu ihm, nur einen Weg von ihm zu uns. Jesus sagte Joh. 3, 8: »Der Wind bläst, wo er will.«

Eine Möglichkeit hat uns der Herr aber gegeben: Wir dürfen darum bitten. In Lukas 11, 13 heißt es:
»Wieviel mehr wird der Vater den Heiligen Geist geben denen, die ihn bitten.« Wie schon erwähnt, bedeutet ein solches Beten aber nicht, daß wir etwas Besonderes vom Heiligen Geist erzwingen dürfen.  . . . Wir dürfen nur darum bitten, daß der Heilige Geist zu uns kommt und von uns Besitz ergreift.

Sein Werk an uns
Das Neue Testament hat verschiedene Ausdrücke für das Werk des Heiligen Geistes an uns. Acht dieser Ausdrücke sollen genannt werden.
1. Joh. 3,3: »Es sei denn, daß jemand von n e u e m geboren werde, so kann er das Reich Gottes nicht sehen.«

»Mit der Wiedergeburt, die allein das Werk der Gnade Gottes ist, ist uns auch der Heilige Geist gegeben. Denn niemand kann Jesus einen Herrn heißen ohne den Heiligen Geist.« (1. Kor. 12, 3.)  . . .

Apg. 2, 38: »Tut Buße und lasse sich ein jeglicher taufen, so werdet ihr e m p f a n g e n die Gabe des Heiligen Geistes.«

Das Zeugnis des Heiligen Geistes, der sich unserem Geist bezeugt. Röm. 8, 15: »Gottes Geist gibt Z e u g n i s unserem Geist, daß wir Gottes Kinder sind.«

Die Versiegelung durch den Heiligen Geist. Das Werk der Wiedergeburt ist von Gottes Seite her vollkommen und ausreichend. So wie ein neugeborenes Kind schon vollständig entwickelt ist und nur noch zu wachsen hat, so ist die Wiedergeburt ein abgeschlossenes Werk Gottes. Diese Tatsache kommt durch die Versiegelung zum Ausdruck.

Eph. 4, 30: »Betrübet nicht den Heiligen Geist, mit dem ihr versiegelt seid auf den Tag der Erlösung.«

Die Stufenlehre
Die amerikanischen Pfingstgemeinden haben aus dem Werk des Heiligen Geistes eine Stufenlehre entwickelt, die etwa so aussieht‑ Bekehrung – Wiedergeburt ‑ Geistestaufe ‑Zungengabe ‑ Sündlosigkeit usw.

Ich habe viele amerikanischen Bücher über das Zungenreden gelesen. Man kommt aus dem Staunen nicht heraus, mit welcher Kühnheit sie das Wort Gottes und die Kirchengeschichte verdrehen.  . . .

Es fehlt hier der Raum, mich in eine ausführliche Diskussion einzulassen. Ich verweise auf drei Bücher:
Erich von Eicken: »Heiliger Geist – Menschengeist ‑ Schwarmgeist«

Schoepwinkel: »Flugfeuer fremden Geistes«

Hermann Haarbeck: »Laß dir an meiner Gnade genügen«.

Wiederholungen der Geisterfüllung?

Kann eine Wiedergeburt wiederholt werden? Nein, so wenig wie ein Kind wieder in den Leib der Mutter zurückgehen und ein zweites Mal geboren werden kann.
Kann eine Wiedergeburt verloren gehen? Hier gehen die Meinungen der amerikanischen und der deutschen Theologen auseinander. Ich halte mich an das Wort Joh. 6, 39:

»Das ist der Wille des Vaters, daß ich nichts verliere von allem, was er mir gegeben hat, sondern daß ich es auferwecke am jüngsten Tage.«

Können wiedergeborene Christen sündigen und aus der Schule Gottes laufen? Ja.
Gibt es für sie eine Rückkehr zu Jesus? Auch hier sind die Meinungen in den USA und Deutschland geteilt.
Die Amerikaner verweisen auf Hebr. 6, 4‑6 und Hebr. 10, 26‑27. Eine Diskussion darüber sprengt den Rahmen dieses Taschenbuches.

In der Seelsorge lasse ich mich lieber von der Barmherzigkeit als von schwer zu verstehenden Gerichtsworten leiten.

Kann ein Christ die Sünde gegen den Heiligen Geist begehen?
Die Christen, die voller Angst in die Seelsorge kommen und bekennen. »Ich habe die Sünde gegen den Heiligen Geist begangen«, haben sie mit Bestimmtheit nicht begangen, sonst würden sie sich nicht darum ängstigen. Wer sie wirklich begangen hat, ist geistlich tot und kümmert sich nicht mehr darum.

Diese Frage enthält aber einige Probleme. Ich kenne keinen wiedergeborenen Christen, der die Sünde gegen den Heiligen Geist begangen hat, obwohl ich genug Abtrünnige kenne.

Um diese Frage der Sünde gegen den Heiligen Geist zu beantworten, müssen wir den Text Mt. 12, 22‑30 behandeln. Jesus heilte einen Mann, indem er seine Dämonen austrieb. Die Pharisäer schauten zu und lästerten: »Dieser treibt die Teufel aus durch Beelzebub, der Teufel Obersten.«
Die Pharisäer haben hier wider besseres Wissen geurteilt. Der jüdische Exorzismus war ihnen wohl bekannt. Sie hatten nie angenommen, daß ein jüdischer Exorzist im Namen des Teufels Austreibungen vornimmt. Bei Jesus konnten und wollten sie es aber nicht anerkennen, weil sie sonst seine Messianität hätten zugeben müssen. Sie haben also nicht nur Jesus gelästert, sondern auch den Heiligen Geist, durch dessen Kraft er die Austreibung vorgenommen hatte.

Wir sind heute nicht in der gleichen Situation. Wir haben ja Jesus nicht mehr sichtbar in unserer Mitte. Eine direkte Lästerung gegen seine Person und seinen Heiligen Geist ist uns also nicht möglich.

Es gibt aber für uns andere Fälle von Lästerung. Ich will es an einem Beispiel aus meiner Seelsorge zeigen. Eine Frau, etwa 45 Jahre alt, kam in die Seelsorge. Sie bekannte, daß sie mit 20 Jahren einen starken Zug des Heiligen Geistes verspürt habe. Anläßlich einer Evangelisation durch den EC wurde ihr Gewissen getroffen. Sie merkte, daß sie sich bekehren müßte. Sie war aber stark mit der Lust der Welt verknüpft. Vor allem ging sie gern zu Tanzveranstaltungen.
Nach einer Abendversammlung fiel sie daheim auf die Knie und betete etwa folgendes: »Herr, ich weiß, daß ich zu dir kommen muß. Lasse mir doch aber meine Jugend. Es reicht doch auch später noch, wenn ich einige Jahre älter bin.«
Sie widerstand dem Ziehen des Heiligen Geistes. Einige Jahre später heiratete sie. Es war vor dem Krieg. Sie kam mit ihrem Mann überein, daß sie erst für ein Häuschen sparen wollten, ehe sie sich Kinder wünschten.
Der Mann wurde im Krieg einberufen und kam nicht zurück. Das Häuschen verlor sie durch die Kriegsereignisse. In all diesem Jammer fing sie nun an, Gott zu suchen. Es gelang ihr nicht. Sie weinte in der Seelsorge und bekannte: »Mit 20 Jahren wehrte ich mich gegen die Bekehrung. Kinder wollten wir zunächst nicht. Nun habe ich den Mann, das Haus verloren und auch die Möglichkeit, Kinder zu bekommen. Wenn ich bete, dann ist es, als ob zwischen Gott und mir eine Kluft wäre. Ich dringe mit meinem Gebet nicht durch.«

Natürlich versuchte ich, der Frau den Weg zu Jesus zu zeigen. Es nützte nichts. Ich konnte ihr nicht helfen. Mir war es unheimlich. Ich fragte mich selbst: War das eine Sünde gegen den Heiligen Geist.

Jahrelanges bewußtes Widerstreben gegen das Ziehen des Heiligen Geistes ist gefährlich.
Die Gnade hat Schranken und Zeit. Wir müssen die Chance wahrnehmen, wenn sie uns gegeben ist.
Wir können mit dem Herrn, seiner Gnade und dem Drängen des Heiligen Geistes nicht spielen.

DIE ENTFALTUNG DER GNADENGABEN

Klärung der Begriffe
In 1. Kor. 12, 1 gebraucht der Apostel den Ausdruck: pneumatika ‑ das bedeutet geistliche Gaben.
Quelle dieser Gaben ist das pneuma ‑ der Heilige Geist. Da der Heilige Geist dem Menschen nur bei seiner Wiedergeburt ‑ und natürlich auch bei späteren Erfüllungen ‑ gegeben wird, kann nur der wiedergeborene Mensch Gaben des Heiligen Geistes haben und entfalten.

In 1. Kor. 12, 4 spricht dann Paulus von den charismata ‑ den Gnadengaben. Charis heißt Gnade. Dieser Ausdruck bedeutet daher, daß Gottes Gnade diese geistlichen Gaben schenkt.

Es besteht also das Recht, daß sowohl von Geistesgaben wie von Gnadengaben gesprochen wird. Da die christlichen Gemeinden heute von einer tausendfältigen Verwirrung heimgesucht sind, ist es häufig angebracht, daß man von der Quelle der geistlichen Gaben spricht, daher heißt der Buchtitel »Geistesgaben«.

Die verschiedenen Quellen der Gaben
Grob genommen ist das Gabenproblem dreischichtig. Es gibt Gaben und Kräfte, die von oben kommen. Sie werden dem gläubigen Menschen von der Heiligen Dreieinigkeit geschenkt.  . . .

Der natürliche Mensch kann keine Gaben des Heiligen Geistes haben, wohl aber natürliches Talent, natürliche, erbmäßig bedingte Gaben. Große Männer wie z.B. Aristoteles, Goethe, Einstein haben fast übermenschliche natürliche Begabungen gehabt. Aber diese Supermenschen hatten nicht die Gaben des Heiligen Geistes.

Wenn solche reich begabten Männer im Glauben den lebendigen Gott akzeptieren, dann erhalten sie zusätzlich Gaben von oben. Ihre natürlichen Talente können außerdem vom Geist Gottes gereinigt und gebraucht werden.
Vielleicht darf ein Beispiel aus dem Gebiet der Musik gebraucht werden. Das musikalische Talent kann zur Ehre Gottes oder zum Dienst der Sünde gebraucht werden. Die Rock‑and‑Roll‑Musik wird z. B. in Rio de Janeiro oder in Bahia in Brasilien von den Macumba‑Spiritisten benützt, um in Ekstase zu geraten, die oft in sexuellen Orgien endet.

Das musikalische Talent kann aber auch in den Dienst Gottes gestellt werden. Ich erinnere an die Passionen von Johann Sebastian Bach oder an den Messias von Händel. Händel hat den Messias in 23 Tagen komponiert, eine unwahrscheinliche Leistung, die nur unter einer höheren Inspiration möglich war.
Händel ließ sich dabei kaum noch Zeit zum Essen und Schlafen. Als er das Werk beendet hatte, fand man ihn weinend in seinem Arbeitszimmer. Es ist ein musikalisches Werk, das die Hörer zur Anbetung stimmt.

Außer den göttlichen und menschlichen Gaben und Begabungen gibt es auch dämonische Gaben, die gerade in unserer Zeit zunehmend die Menschheit verwirren. Zu den dämonischen Gaben, die ihre Quelle in Satan haben, gehören alle magischen und spiritistischen Kräfte. Satan gebärdet sich als der Gegenspieler Gottes und brachte für alle Geistesgaben eine dämonische Gegengabe in die Szene.
Für jede Gabe und jedes Wunder in der Bibel haben wir ein satanisches Gegenwunder. Diese satanischen Gegenwunder werden oft in frommer Verpackung den Menschen angeboten und serviert, so daß viele verführt werden.
Wir haben 2. Kor. 11, 13‑15 zu beachten
»Denn solche falschen Apostel und trügliche Arbeiter verstellen sich zu Christi Aposteln. Und das ist kein Wunder, denn er selbst, der Satan, verstellt sich zum Engel des Lichtes. Darum ist es nicht verwunderlich, wenn auch seine Diener sich zu Predigern der Gerechtigkeit verstellen.«

Ohne es zu wollen, wurde es zum Teil meine Lebensaufgabe, diese fromm frisierten satanischen Gaben aufzudecken und vor ihnen zu warnen.
Die Frage ist, ob diese satanischen Gegengaben, ähnlich wie die natürlich ererbten Gaben und Talente, gereinigt und für Gott gebraucht werden können.
Es gibt unerfahrene Theologen die das bejahen. Meine Erfahrung von 45 Jahren in der Seelsorge zeigt, daß das vollkommen unmöglich ist. Man kann von satanischen Kräften nur befreit werden durch Christus, kann sie aber niemals reinigen und für Gottes Reich gebrauchen.
Halten wir also in diesem Kapitel an der Dreischichtung fest: Es gibt Gaben von oben, Gaben von unten und menschliche Gaben.

Die medialen Gaben
Am schwersten ist der Charakter der medialen Gaben zu erkennen. Schon der Ausdruck bereitet einigen Kummer. Er kommt aus dem lateinischen medium ‑ das Mittel.
Dieser Ausdruck wird auch für die spiritistischen Kontaktpersonen benutzt. Ein Medium stellt die Verbindung zwischen unbekannten Kräften, Bereichen, Geistern und uns her. Die Energie, die dabei entfaltet wird, heißt medial.

Die Medialität kann auf dreifache Weise erworben werden:



durch Vererbung
durch magische oder spiritistische Experimente
durch Übertragung.

Okkultes Experimentieren und Übertragung ist Schuld und Belastung zugleich, wenn es manchmal auch aus Unwissenheit geschieht.

Die ererbte Medialität ist ein Späteffekt der Zaubereisünden der Vorfahren. Diese Form der medialen Veranlagung ist oft den Trägern unbewußt. Sie stellt auch zunächst keine Schuld dar, weil z. B. ein Urenkel nicht dafür haftbar zu machen ist, was sein Urgroßvater getrieben hat.
Mediale Vererbungen gehen tatsächlich bis ins vierte Glied und sind damit eine Erfüllung des ersten Gebotes. Wenn sie zwar keine direkte Schuld darstellen, so sind sie doch eine Belastung. Wer diese ererbte Medialität wieder praktiziert, dem wird sie zur Schuld.
Wir müssen hier also folgendes festhalten: Die ererbte Medialität ist keine Schuld, sondern nur eine Belastung. Sie ist nicht dämonisch, bedeutet aber eine offene Tür für dämonische Einflüsse. Die ererbte Medialität wird aber zur dämonischen Belastung, wenn man sie praktiziert. Aus diesem Grunde soll der Christ, der eine solche Vererbung entdeckt, Gott darum bitten, daß er sie wegnimmt und dafür die Kraft des Heiligen Geistes schenkt.
Der Heilige Geist hat mit den Bereichen des Medialen nichts zu tun. Sein Gebiet ist das Pneumatische, das Inspirierte, dem wir uns jetzt zuwenden.

DIE VIELSEITIGKEIT DER DIENSTAUSRÜSTUNGEN

Alle Gaben, die der Heilige Geist schenkt, dienen dem Aufbau der Gemeinde Jesu. Paulus schreibt in 1. Kor. 12, 7:
»In einem jeglichen erzeigen sich die Gaben des Geistes zum gemeinsamen Nutzen.«
Petrus gibt die gleiche Mahnung in 1. Petr. 4, 10: »Dienet einander mit der Gabe, die ein jeglicher empfangen hat.«
Wer mit Geistesgaben fromme Protzerei treibt, hat sie bereits verloren.  . . .
Wenn nun einzelne Gaben erwähnt und besprochen werden, so wird einfach den verschiedenen Texten gefolgt, die von den Gaben handeln. Bei den einzelnen Texten werden die Gaben ausgelassen, die im vorangegangenen Text behandelt worden sind. Es handelt sich um folgende Texte: 1. Kor. 12, 7‑11. 1. Kor. 12, 28‑31. Röm. 12, 6‑10. Eph. 4, 11. 1. Petr. 4, 10‑11.

1. Mit Jesus die Fülle der Gaben (pleroma)
Von Jesus, der höchsten aller Gaben, haben wir schon gesprochen. Mit ihm erschließt sich uns der ganze Reichtum des Vaters und des Heiligen Geistes. Wir müssen uns das noch einmal vergegenwärtigen
Joh. 10, 11: »Ich bin gekommen, daß sie das Leben und v o l l e G e n ü g e haben sollen.«
Kol. 2, 9: »In Jesus wohnt die F ü l l e der Gottheit leibhaftig.«
Jer. 31, 14: »Mein Volk soll meiner Gaben die F ü l l e haben.«
Joh. 1, 16: »Von seiner F ü l l e haben wir genommen Gnade um Gnade.«
Alles Sprechen über die Gaben hat unter der Zucht des Heiligen Geistes und mit der Blickrichtung auf Jesus zu erfolgen, sonst verlieren wir die gesunde biblische Linie.

2. Die Weisheit (sophia)
Bei der Weisheit als Geistesgabe handelt es sich nicht um die natürlichen intellektuellen Fähigkeiten des Menschen, sei er noch so hochbegabt. Paulus hat für die Weisheit dieser Welt scharfe Worte gefunden, weil diese menschliche Weisheit sich oft gegen die Weisheit Gottes aufgebläht hat.

In 1. Kor. 1, 19‑21 heißt es:
»Ich will zunichte machen die Weisheit der Weisen, und den Verstand der Verständigen will ich verwerfen. Wo sind die Weltweisen? Hat nicht Gott die Weisheit dieser Welt zur Torheit gemacht? Denn dieweil die Welt durch ihre Weisheit Gott in seiner Weisheit nicht erkannte, gefiel es Gott wohl, durch törichte Predigt selig zu machen die, so daran glauben.«

Röm. 1. 22: »Da sie sich für Weise hielten, sind sie zu Narren geworden.«
Die theologische Ausbildung, sei es an den Universitäten oder an den Seminaren, ist oft diesen Irrweg menschlicher Weisheit gegangen. Theologische Lehrer ohne den Heiligen Geist machen ihre Studenten geistlich unfruchtbar.
Manchmal gebrauchte ich folgendes Bild: »Ein Straßenkehrer mit dem Heiligen Geist holt aus der Bibel mehr heraus als ein Theologe ohne den Heiligen Geist.«
Natürlich sind wir doppelt dankbar, wenn auch ein Theologe den Heiligen Geist hat. Zu diesen Männern gehörte mein schon erwähnter Lehrer Prof. Karl Heim an der Universität Tübingen, der einst als junger Mann unter dem bekannten Evangelisten Elias Schrenk den Weg zu Jesus gefunden hat.
Die vom Heiligen Geist geschenkte Weisheit und Inspiration hat eine andere Ausrichtung. Drei Ausstrahlungen sollen an Hand von biblischen Texten genannt werden: . .
Die Weisheit von oben schafft uns den Zugang zu den verborgenen Ratschlüssen Gottes, beleuchtet uns selbst und wird aktiv in der Seelenrettung.

3. Erkenntnis (gnosis)
Das griechische Wort für Erkenntnis ‑ gnosis – hat in der Geschichte der Theologie keinen guten Klang. Zwei Jahrhunderte waren mit den sogenannten gnostischen Spekulationen erfüllt. Dieses gnosis spukt heute noch als Aeonenlehre in den Köpfen der Allversöhner. Die menschliche Erkenntnis ist zu allen Zeiten nicht im Gehorsam Gottes geblieben, sondern artete stets zu Irrlehren und Irrwegen aus.
Es sind hier ähnliche Dinge zu sagen wie bei der Weisheit. Auch der universalste Menschengeist, die menschlichen »Großhirne« aller Völker, vermögen Gott nicht zu erkennen.
Ohne den Heiligen Geist bleibt es dunkel bei uns, auch wenn es uns gelingt, interstellare Raumfahrzeuge zu bauen und die Grenze unseres Sonnensystems zu überschreiten.
Nur die Erkenntnis, die der Heilige Geist gibt, vermag die Regionen Gottes jenseits aller kosmischen Grenzen zu erreichen. Paulus beschreibt das im Kolosserbrief Kol. 2, 2‑3:
»… zu erkennen das Geheimnis Gottes des Vaters und Christi, in welchen verborgen liegen alle Schätze der Weisheit und Erkenntnis.«  . . .

4. Der Glaube (pistis)
Jeder Christ, der Jesus nachfolgt, praktiziert Glauben. Ohne Glauben gibt es keine Vergebung der Schuld. Ohne Glauben gibt es keine Gewißheit des ewigen Lebens. »Ohne Glauben ist es unmöglich, Gott zu gefallen.« (Hebr.11,6)

Wenn in der Liste der Geistesgaben der Glaube genannt wird, so ist damit nicht der rechtfertigende Glaube gemeint, den jeder haben muß, der sich nach dem ewigen Leben ausstreckt.

Der Glaube als Geistesgabe ist der wagemutige, der erobernde Glaube, der Berge von Hindernissen versetzt. Viele großen Werke des Reiches Gottes sind durch Männer mit einem wagemutigen Glauben entstanden. Ich erinnere etwa an die Waisenhäuser von Georg Müller in Bristol. Oder rufen wir uns das Leben und Werk von Hudson Taylor ins Gedächtnis zurück, der Millionen von Chinesen den Weg zu Jesus zeigte. Denken wir auch an D. Moody, dessen Werk heute noch Tausenden von Menschen zum Segen wird. Auch der Gründer und der Väter der Chrischonamission in der Schweiz, der Liebenzeller und Marburger Missionen in Deutschland will ich gern gedenken.

Nicht nur große Werke haben ihre Geschichte des Glaubens, auch kleinere Ereignisse können auf der gleichen Linie liegen. Es gibt ja Menschen mit fünf Pfunden, aber auch solche mit weniger Pfunden und kleinerem Radius. Ein solch kleineres Wagnis im Glauben soll berichtet werden.

Es liegt eine Reihe von Jahren zurück. Wolfgang Heiner, der Gründer und Leiter des Missionstrupps »Frohe Botschaft«, und ich kamen überein, in meiner Kreisstadt Karlsruhe eine Evangelisation in größerem Rahmen zu starten. Wir planten, die größte Halle der Stadt, die Schwarzwaldhalle, zu mieten. Die nächste Aufgabe war, die Pfarrer der Stadt für dieses Unternehmen zu gewinnen. Wir baten darum, daß diese Evangelisation neben öffentlicher Werbung auch von den Kanzeln herab angekündigt werden sollte.
Da gab es die erste Störaktion in Gestalt des damaligen Landesbischofs Bender, der sich auf einem Pfarrkonvent in meiner Gegenwart gegen diese geplante Evangelisation aussprach.
Trotz dieser kalten Dusche fuhren wir in unserer Planung fort. Da kam das zweite Hindernis. In einer internen Sitzung aller Mitarbeiter fragte der damalige Dekan der Stadt, Dr. Köhnlein, wer denn für das entstehende Defizit aufkommen würde. Dr. Köhnlein hatte Verständnis für unser Vorhaben. Als Dekan mußte er den Kirchenbezirk gegen eventuelle Rückschläge absichern. Auf seine Frage nach den Finanzen erklärte ich ihm rundheraus: »Wenn es Gottes Wille ist, daß wir diesen Fischzug großen Stils durchführen, dann wird er uns darreichen, was not ist. Ich will aber hinzufügen, daß ich selbst bereit bin, für ein Defizit aufzukommen, selbst wenn ich mein Haus dafür verkaufen müßte.«
Zu meinem Freund Wolfgang Heiner sagte ich hinterher: »Ich werde mein Haus behalten. Wir haben keinen knauserigen Gott. «
Die Evangellsation lief gut an. Wir hatten abends 4000 Menschen in der Halle. Wir planten daher, die Evangelisation über die Karwoche hinaus zu verlängern.
Bei der Bekanntgabe dieser Absicht erhielten wir das Veto von Bischof Bender, der erklärte: »Die Karwoche soll nicht lärmend, sondern still gefeiert werden.« Als ob Evangelisation und Seelengewinnung Lärm wäre.

Wir gaben unseren Verlängerungsplan nicht sofort auf, sondern kämpften um diese dritte Woche. Vor allem denke ich mit großer Dankbarkeit an den jungen Pfarrer Katz zurück, der sich auch vor dem Bischof nicht scheute und uns tatkräftig unterstützte. Er erklärte: »Karlsruhe hat 38 Kanzeln, warum soll nicht in der Karwoche eine 39. Kanzel in der Schwarzwaldhalle bestehen? Wir müssen doch für jede Chance der Verkündigung dankbar sein.« Man ließ uns nicht gewähren. Wir mußten die gesegnete Arbeit abbrechen. Uns blutete schier das Herz.
Es muß nun noch ein Wort über die Finanzen gesagt werden, weil von seiten der Kirche aus darüber Bedenken herrschten. Wir hatten bekannte Evangelisten gerufen. Unter ihnen waren Major Thomas, der Gründer der »Fackelträger«, Anton Schulte, der Gründer des Missionswerkes »Neues Leben«, und Dr. Bergmann, der Champion der deutschen Evangelisten. Sie erhielten ihr Fahrgeld und kein kümmerliches, sondern ein gutes Honorar. Nun war unsere gespannte Erwartung: Geht die Rechnung auf oder nicht? Können wir die hohe Miete der Halle, alle Zeitungsinserate, die hunderttausend Werbezettel und die Hunderte von Plakaten samt Miete der Plakatsäulen bezahlen?

Die Abrechnung ergab: Unkosten DM 39 000. Für die Verhältnisse von 1956 war das eine enorm hohe Summe. Es ist keine Angabe, sondern die Wahrheit: Wolfgang Heiner und ich hatten keine Sekunde Angst vor dem finanziellen Ergebnis. Wir beide wissen aus Erfahrung einiges über die Treue Gottes und die Zuverlässigkeit seiner Verheißungen. Die Opfergelder ergaben DM 43 000, DM 4000 waren übrig. Dafür kaufte sich der Missionstrupp »Frohe Botschaft« einen Lautsprecher für seinen Evangeliumswagen.

Der Glaube, der es mit Jesus gewagt hatte, hatte gewonnen. Dieser Bericht dient nicht der Verherrlichung unseres Glaubens. Wir sind wahrhaftig genug bei anderen Gelegenheiten verzagt und verzweifelt am Boden gelegen. Nein, hier kommt nur das zum Vorschein, was Jesus die Jünger fragte: »Habt ihr je Mangel gehabt?« (Luk. 22, 35) Die Jünger antworteten: »Herr, niemals.« Wollen wir es nicht im Glauben mit diesem Jesus wagen?

Es ist gut, wenn wir in diesem Zusammenhang einmal betend das Glaubenskapitel Hebräer 11 lesen. Das wird uns den Ansporn geben, unsere kleinen und großen Sorgen auf ihn zu werfen, der seine Kinder niemals enttäuscht.

5. Die Gaben der Heilungen (charismata iamaton)
Im Blick auf die Glaubensheilungen herrscht heute unter den Gläubigen viel Unklarheit und Verwirrung.
Zunächst ein Wort gegen die gesetzliche Verengung. Gläubige Christen dürfen selbstverständlich die Hilfe der Ärzte in Anspruch nehmen. Gott hat uns den Verstand gegeben, daß wir ihn gebrauchen. Glaubensheilungen und ärztliche Hilfe sind keine Gegensätze, wie Extremisten manchmal behaupten.
Hinsichtlich der Heilpraktiker ist Vorsicht geboten. Es gibt solche, die okkulte Dinge treiben, natürlich aber auch Männer, die im Rahmen des Natürlichen bleiben und sich keine medialen Grenzüberschreitungen erlauben. Leider gibt es auch Ärzte, die gelegentlich zusätzlich magische Heilmethoden empfehlen. So hörte ich mehrfach in Schleswig‑Holstein, daß Ärzte manchmal Patienten mit Gürtelrose zu Besprechen senden. Es hat mir einmal vor Jahren Propst Schulz von Altona berichtet, daß ein Gemeindeglied von ihm von einem Arzt an einen Besprecher verwiesen wurde.

Die Frage der Glaubensheilung ist durch zwei entgegengesetzte extreme Anschauungen flankiert.
Die strengen Dispensationalisten in den USA und in Kanada sind der Meinung, daß einige Geistesgaben nur zeitlichen Charakter haben und am Ende der apostolischen Zeit aufgehört hätten.
Die heißblütigen Extremisten der andern Seite erklären, daß die sogenannte Zungengabe in gleicher Weise zu finden sei wie in der apostolischen Zeit. Ja viele von diesen Emotionalisten behaupten, daß die Zungengabe der Erweis der Geistestaufe sei.

Wir müssen in der Frage der Glaubensheilung hier dazu Stellung nehmen.
Mehr biblischer Wahrheitsgehalt liegt in der Dispensationstheologie. In der apostolischen Zeit lag das Neue Testament noch nicht vor. Jesus wirkte viele Wunder als Zeichen seiner Messianität. Die Apostel hatten Wunderkräfte und Gaben des Heiligen Geistes als Erweis ihres apostolischen Auftrages. Und nicht nur als göttlicher Ausweis, sondern auch, weil der Jammer des umgebenden Volkes ihnen ans Herz griff.
Von dem Zeitpunkt an, da der neutestamentliche Kanon, das heißt das vollständige Neue Testament vorlag, traten die Wunderkräfte zugunsten des inspirierten Wortes Gottes zurück.
Dieser Rückgang der Geistesgaben kann bereits in der apostolischen Zeit beobachtet werden.

Von der Gabe des Zungenredens hören wir zuletzt im Korintherbrief. In den späteren Briefen des Paulus und Johannes hören wir nichts mehr davon.
Mit der Heilungsgabe ist es ähnlich. In Apg. 19, 11‑12 heißt es: »Gott wirkte nicht geringe Taten durch die Hände des Paulus, so daß sie auch von seiner Haut die Schweißtüchlein und Binden über die Kranken hielten, und die Seuchen von ihnen wichen, und die bösen Geister von ihnen ausfuhren.«
14 Jahre später aber konnte Paulus seine Mitarbeiter nicht mehr heilen. Wir hören das in Phil. 2, 27: »Und er (Epaphroditus) war todkrank.« 2. Tim. 4, 20: »Trophimus aber ließ ich krank in Milet zurück.«
Diese Entwicklung wurde nicht nur von den Dispensationalisten richtig gesehen. An den theologischen Fakultäten der europäischen Universitäten wurde das schon gelehrt, ehe es in den USA eine Dispensationstheologie gab.
Wenn nun aber, wie mir es oft in Nordamerika begegnet ist, von dieser Seite erklärt wird, daß diese »zeitlichen Geistesgaben« in der apostolischen Zeit völlig aufgehört haben, dann kommen wir mit den Ereignissen der Erweckungen und der Tätigkeit der Missionare schwer in Konflikt.
Das andere Extrem, daß wir die Geistesgaben in unserer Zeit in gleicher Stärke und Intensität haben müssen wie im ersten Jahrhundert, ist biblisch nicht zu begründen. ja, es sind daraus viele Irrlehren entstanden, die das Volk Gottes verwirrt haben.

Wir müssen beiden extremen Flanken eine Antwort geben:
Den radikalen Dispensationalisten ist zu sagen: »Wenn wir auch nicht mehr die gleichen Wundergaben der apostolischen Zeit haben, so hat doch der Heilige Geist dennoch sein Büro nicht im ersten Jahrhundert geschlossen. In Einzelfällen, besonders bei Erweckungen, brechen immer wieder Geistesgaben auf. Wir haben den gleichen Gott, die gleichen Verheißungen wie die Apostel, aber nicht den gleichen Auftrag.«
Den heißen Emotionalisten ist zuzurufen: »Bleibet nüchtern und gründet euch auf das voll inspirierte Wort Gottes und nicht auf euer Gefühlsleben. Es gibt Tausende von biblisch ausgerichteten Predigern des Evangeliums heute, die dennoch nicht die Gaben der Heilung und des Zungenredens haben, aber vom Herrn mehr gebraucht werden als die geistlichen Unruhestifter.«
Was beiden entgegengesetzten Lagern zu denken geben muß, sind die Erfahrungen bei den großen Erweckungen. Hier wiederholt sich im Kleinen, was bei der größten aller Erweckungen am ersten Pfingstfest in Jerusalem geschehen ist.
Erweckungen unter den zivilisierten Völkern, die die Bibel haben, sind gewöhnlich nicht von den großen Wundertaten begleitet. Sie haben das Wort Gottes und haben Ärzte für die Kranken. Natürlich gibt es auch hier Gebetserhörungen wie überall bei gläubigen Christen.

Erweckungen unter primitiven Völkern, die keine Bibel haben und auch nicht lesen können, sind gewöhnlich von großen Machttaten des Herrn begleitet.
Das beste Beispiel dafür ist die Erweckung auf Timor. Durch Gottes Güte habe ich große Wunder miterlebt. Die Timor‑Erweckung ist ein Schulbeispiel aus der Planung Gottes. Die Dschungelbewohner haben keine Schulen. Nur die großen Siedlungen wie Kupang, Soe, Atambua und andere haben Schulen. Es gibt Hunderttausende von Timoresen, die nicht lesen und schreiben können. Diesen Analphabeten hat sich Gott in der großen Erweckung ab 1965 durch Wunder geoffenbart. Als die Analphabeten aber lesen gelernt und dann Tausende von Testamenten und Bibeln erhalten hatten, gingen die Wunder rasch zurück.
Wir haben also hier das gleiche Problem wie in der apostolischen Zeit: Die Wunder als Vorläufer, bis das geschriebene, gedruckte, inspirierte Wort Gottes da ist. Das ist jederzeit eine gesunde Entwicklung, wenn die Gläubigen es lernen, sich auf das Wort Gottes und nicht auf ihre Erfahrungen zu verlassen.
Mit einem Blick auf die Gabe der Glaubensheilung darf mit Dankbarkeit berichtet werden, daß im Zusammenhang mit der Timor‑Erweckung Tausende von Wunderheilungen sich ereignet haben. Der Lehrer Ratu Alu auf Timor besaß eine Gabe der Heilung. Er durfte 1964 Tausenden helfen. Leider wurde er hochmütig und verlor die Kraft, die ihm trotz seiner Buße nicht mehr zurückgegeben wurde.

Die ausgesprochenen Heilgaben sind aber sehr selten. Im 19. Jahrhundert hatte Pfarrer Blumhardt in Deutschland eine solche Heilgabe.
In der Gegenwart gibt es einen großen Rumor im Blick auf sogenannte Glaubensheiler. In Wirklichkeit kenne ich kaum einen, der eine wirkliche Heilgabe in der Gegenwart besitzt.
Natürlich gibt es viele Gottesmänner, die in aller Stille nach Jak. 5, 14 handeln und im Glauben Heilungen erleben dürfen. Es ist ein starker Ansporn für das Glaubensleben, zu wissen, daß unser Gott auch im 20. Jahrhundert das Flehen seiner Kinder hört. Jahre hindurch war mir der Schluß von Psalm 91 eine gewaltige Hilfe.
Er begehrt mein, so will ich ihm aushelfen.

Er kennt meinen Namen, darum will ich ihn schützen.

Er ruft mich an, so will ich ihn erhören.

Ich bin bei ihm in der Not.

Ich will ihn herausreißen und zu Ehren bringen.

Ich will ihn sättigen mit langem Leben und will ihm zeigen mein Heil.

Die Heilungsgabe ist wie andere Geistesgaben großen Verwechslungen ausgesetzt. In Matth. 24, 2 wird im griechischen Grundtext der Ausdruck gebraucht: semeia kai terata ‑ Zeichen und Wunder. Diese Kombination wird ausgerechnet mit der Tätigkeit der falschen Christi und falschen Propheten gebraucht. Man sagt deshalb in der Theologie: Zeichen und Wunder sind ambivalent, doppelwertig. Das heißt, sie können von oben und von unten sein. Heute muß man sogar sagen: Zeichen und Wunder sind trivalent, dreiwertig. Sie können aus drei verschiedenen Quellen kommen, können drei verschiedene Kräfte im Hintergrund haben. Es wurde bereits über die Dreischichtigkeit des Problems gesprochen. Am besten, es wird durch drei Beispiele deutlich gemacht:

a. Bei den Wallamo in Südäthiopien hat ein Christ, der 16 Jahre blind gewesen war, unter dem Gebet und der Handauflegung der Ältesten (Jak. 5. 14) sein Augenlicht wiederbekommen.
 Das war eine biblische, eine göttliche Heilung. Ich habe bereits in meinem Buch »Blickfeld Äthiopien« darüber berichtet.

b. Es gibt unter den primitiven Völkern auch eine psychogen bedingte, hysteriforme Erblindung, die durch Suggestion geheilt werden kann. Das ist dann eine Blindenheilung auf menschlicher Basis.

c. Es ist mir durch die Beichte ein Fall der Heilung eines erblindeten Mädchens durch schwarze Magie bekannt. Das ist eine Heilung auf dämonischer Basis.
Damit haben wir wieder die erwähnte Dreitellung: göttlich ‑ menschlich ‑ dämonisch.

Heilungen auf göttlicher Ebene
a. durch eine ausgesprochene Gabe der Heilung (l. Kor. 12, 9),
b. Handauflegung, Salbung und Gebet durch die Ältesten der Gemeinde,
c. schlichtes Gebet unter Benutzung der Verheißungen Gottes.

Heilungen auf mehr oder weniger menschlicher Basis
Suggestionen ‑ Autosuggestionen ‑ Religiöse Suggestionen ‑ Autogenes Training ‑ Heilungsmeditationen ‑ Hypnose ‑ natürlicher Heilmagnetismus

Heilungen mit dämonischem Hintergrund
Weißmagische Heilungen ‑ Schwarzmagische Heilungen ‑ Spiritistische und spiritualistische Heilungen ‑ Fetischistische und psychometrische Heilungen ‑ Okkulte Mentalsuggestion ‑ Okkult unterbaute Hypnose ‑ okkulte Magnetopathie.

Wie verworren und unbiblisch manche Heilungsbewegungen geworden sind, soll an einigen Beispielen klargemacht werden.
Da mich mein Vortragsdienst ausgiebig auf alle Kontinente geführt hat, gewann ich einen Überblick über seltsames Heilsgeschehen. Überall werden gesegnete Taschentücher an Kranke verteilt, damit sie gesund werden. Man beruft sich dabei irrtümlich auf Apg. 19, 12. Da ich in anderen Büchern schon darauf Bezug genommen habe, nur noch folgende Bemerkung: Die Taschentücher haben die gleiche Qualität wie vor 1900 Jahren. Es fehlen nur die vollmächtigen Apostel dazu.
Ein origineller Heilungsvorgang wurde mir in den USA von einem Baptistenprediger berichtet. Der bekannte Heiler Oral Roberts erklärte in einer Versammlung in Florida:
»Ich will heute ein originelles Opfer. Die Diakonen (Ushers) sammeln jetzt alle Taschentücher ein, ganz gleich, ob sie sauber sind oder nicht.«
Das geschah. Dann betete er über den Taschentüchern und bot sie wieder zur Krankenheilung das Stück für einen Quarter (momentan 68 Pfennig) an. Nicht alle Kauflustigen konnten eines kaufen, weil sie nicht ausreichten.

Noch bedenklicher sind andere Methoden des gleichen Heilers. Ich besitze eine Nummer des »Abundant Life« (Überfließendes Leben) mit dem Datum März 1971. Darin findet man eine Gebetsseite mit dem Bild des Herausgebers. In dem Begleittext steht folgende Aufforderung: »Benutze diese Seite als Kontaktpunkt, um dein Wunder von Gott erwarten zu können.« – Diese Heilungsmanöver stehen sehr nahe an der psychometrischen Heilung.
In der gleichen Ausgabe steht die Geschichte, wie ein krankes Mädchen das Buch des gleichen Heilers unter ihr Kopfkissen legte, um geheilt zu werden. Dieser Vorgang liegt in der Nähe der Weißen Magie.

Was hat das alles mit dem Herrn Jesus zu tun? Soll das etwa in irgendeiner Beziehung zu dem Charisma der Heilung stehen? Nein, das hat mit der Bibel nichts zu tun.
Es ist ein notwendiges, aber freudloses Geschäft, so oft auf unbiblische Bewegungen aufmerksam machen zu müssen. Darum soll das Heilungskapitel mit einem positiven Bericht abgeschlossen werden.

Einer meiner Freunde, Dr. theol. Otto Riecker, hat das Buch veröffentlicht: »Ruf aus Indonesien«. Ab Seite 75 berichtet Petrus Oktavianus über ein Heilungserlebnis. Oktavianus ist als der gebildetste und vollmächtigste Evangelist Indonesiens allen westlichen Kritikern wohl bekannt. Ich zitiere:
»Der Herr ist auch ein Herr unseres Leibes. Er heilt unsere Krankheit. Das tut er bis zum heutigen Tag. Ich persönlich habe vom Herrn nicht den Auftrag und die Gabe, Heilung in der Verkündigung in den Vordergrund zu stellen. Nur einmal ist es in meiner ganzen Evangellumsverkündigung geschehen, als ich von Mohammedanern herausgefordert worden war. Ich betete und mußte dem Herrn sagen: >Herr, beweise den Mohammedanern hier durch eine Krankenheilung, daß du der Sohn Gottes bist, daß du ein lebendiger und auferstandener Herr bist.< Ich hatte das vorher nie getan, öffentlich für einen Kranken zu beten. Und doch wagte ich am letzten Tag der Evangelisation zu sagen: >Ihr könnt die Kranken bringen.< Aufgrund meiner Erfahrung hatte ich eigentlich dazu keinen Mut, weil ich keine Gabe dazu habe. Aber der Herr gab mir sichtlich an diesem Tag einen gewichtigen Hinweis und auch die Freiheit, das zu tun.
Was geschah? ‑ An jenem letzten Tag brachten sie die Kranken. Der Herr führte mich, daß nicht ich allein nur das Werkzeug sein würde, um diese Menschen gesund zu machen, sondern wir stellten uns alle gemeinsam in ein Gebet mit hinein, damit die Leute nicht sagten, ich wäre ein großer christlicher Zauberer. Darum haben wir alle, die zu dieser Versammlung da waren, zusammen gebetet. Dann habe ich im Namen der ganzen Gemeinde und im Namen Jesu Christi der Krankheit geboten. An jenem Abend waren es ungefähr 30 kranke Leute, die der Herr von vielerlei Krankheit heilte. Das hat der Herr mir nur einmal in meinem Dienst gegeben, damit in diesem Fall vor den Mohammedanern demonstriert würde, daß Jesus wirklich Gottes Sohn ist.«

6. Wunder (ernergemata dynameon) 1. Kor. 12, 10

Wörtlich übersetzt heißt diese Gabe des Heiligen Geistes: Kraftwirkungen. Es geht hier wiederum nicht um körperliche Kraftäußerungen, sonst wäre jeder Olympiasieger an der Spitze. Nein, hier geht es um die Kraftäußerungen des Heiligen Geistes.
Über den Charakter der Wunder ist theologisch bisher viel diskutiert worden. Ich erinnere nur an die scholastischen Kämpfe zwischen Thomas von Aquin und Anselm von Canterbury: Liegen die Wunder innerhalb oder außerhalb der Natur?
Die Rationalisten heute, seien es Theologen oder Nichttheologen, leugnen sie ab. Die Orthodoxen lassen zwar grundsätzlich Wunder gelten, bestreiten sie aber, wenn sie wirklich in der Gegenwart damit konfrontiert werden.
Die biblischen Heißsporne dagegen fröhnen gern der Wundersucht.
Zwischen diesen Grenzlinien, der rationalen Ablehnung und des emotionalen Überschwangs, muß ein biblisch gesunder Weg gesucht werden.
Unser Glaube lebt nicht von Wundern und der Wundersucht, sondern vom Wort Gottes. Er lebt aber vom größten aller Wunder, der Menschwerdung des Gottessohnes, er lebt von seiner Kreuzestat, von seiner Auferstehung und von der Gabe seines Heiligen Geistes. Er lebt von der Hoffnung seiner Wiederkunft und dem vollen Heilsratschluß Gottes.
Wir sollen nicht wundergierig sein, dürfen aber auch nicht Gott in den Arm fallen, wenn er Außerordentliches tut.

Lassen wir die Theorie jetzt beiseite. Es war in Westirian, in der ehemaligen Hauptstadt Hollandia (Djajapura). Petrus Oktavianus hielt eine Freiversammlung mit einer Zuhörerschaft von 3000 Menschen. Dunkle Wolken zogen auf. Es drohte ein Tropenregen, bei dem in wenigen Sekunden keine Faser mehr trocken bleibt. Dieser Regen hätte die Versammlung gesprengt. Oktavianus sah darin einen Angriff der Finsternis. Er gebot im Namen Jesu den dunklen Wolken, ihre Last nicht auf die Versammlung abzuladen. Und der Herr bekannte sich zu dem kühnen Glauben. Bei der gleichen Vortragsreihe setzte ein schwerer Sturm ein. Die von den Holländern gebauten Wellblechhäuser veranstalteten mit den losen Dächern einen furchtbaren Spektakel. Die Zuhörer konnten den Redner nicht mehr verstehen. Wieder gebot Oktavianus im Namen Jesu dem Sturm. Und der Sturm legte sich.
Zeugen für diesen Vorfall sind Petrus Oktavianus und der ihn begleitende Missionar Willi Haseloh. Ich habe es aus dem Mund beider gehört.
Dieses Beispiel ist bereits in meinem Buch »Uns, Herr, wirst du Frieden schaffen« berichtet.

7. Weissagungen (propheteia)
An der Zählung der Gaben braucht sich niemand stoßen. Es ist unwichtig, ob wir neun oder mehr Geistesgaben aus den verschiedenen Texten herausfinden. Daß ich auf 24 kam, hängt damit zusammen, daß ich alle in Frage kommenden Texte ausschöpfte und Jesus als die erste und höchste Gabe Gottes erwähnte.
Um nicht von vornherein auf ein falsches Gleis zu kommen, muß grundsätzlich zwischen »Weissagen von oben« und »Wahrsagen von unten« unterschieden werden.
Das Thema Prophetie ist sehr umfangreich. Darum wird hier nur eine Disposition gegeben.

Die Prophetie im Alten Testament
1. Die Propheten haben einen geistigen Durchblick in die Zeitverhältnisse. So erklärte Jeremia dem König, den Fürsten und dem Volk: »Die Babylonier werden unsere Stadt einnehmen. Es ist besser, ihr ergebet euch vorher, um unnötiges Blutvergießen zu sparen.«

2. Die Propheten haben durch Inspiration einen Blick in die Zukunft. Denken wir an die Messiasankündigungen  in Jesaja 42, 49, 50, 53.

3. Die Propheten können durch Inspiration gezielte Angaben für ein persönliches Lebensschicksal machen. So konnte Jeremia dem falschen Propheten Hananja für das laufende Jahr den Tod ankündigen, was auch geschah. (Jeremia 28)

4. Prophet sein konnte auch bedeuten, im Auftrag Gottes verborgene Schuld aufzudecken. So Nathan bei David. (2. Sam. 12)

Die prophetische Gabe im Neuen Testament
1. Prophetisches Reden bedeutet das Wort zur Stunde. So Petrus in Apg. 2, Stephanus in Apg. 7, Paulus in Apg. 17.

2. Prophetisches Reden bedeutet Offenbarung der Zukunft. Die Offenbarung des Johannes ist das gewaltigste prophetische Zukunftswerk.

3. Ein Prophet kann auch zeitlich naheliegende Ereignisse voraussagen. Agabus kündigt die Hungersnot an, die unter Kaiser Claudius eintraf (Apg. 11, 28). Er prophezeit Paulus auch die Verhaftung in Jerusalem (Apg. 21, 10), die eintraf.

4. Der prophetische Durchblick zieht auch verborgene Schuld ans Licht. Petrus und Ananias und Saphira in Apg. 5.

Die prophetische Gabe in der Gegenwart

1. Die prophetische Offenbarung im Blick auf die Heilsgeschichte, die Wiederkunft Jesu und die Endvollendung der Wege hat mit der Bildung des Kanons aufgehört. Alles, was wir im Blick auf die Endgeschichte wissen müssen, ist in der von Gott inspirierten Bibel enthalten. Dieser ganze Wust an »Weissagungen« in extremen Kreisen im Blick auf die Heilsgeschichte hat keine Bedeutung.

2. Gelegentlich kann eine zeitlich begrenzte prophetische Gabe ein Stück naheliegender Zukunft sehen, ohne Wahrsagerei zu sein. Hier ist Vorsicht geboten, weil Wahrsager gewöhnlich ihre satanisch inspirierte Kraft für den Geist Gottes ausgeben. Ein positives Beispiel soll erwähnt werden.

In Südfrankreich war eine Missionskonferenz. In der Gebetsversammlung stand plötzlich ein Bruder auf und erklärte einem anderen Teilnehmer: »Ich sah dich in einem Flugzeug in größter Lebensgefahr. Der Teufel stellte dir nach. Du wurdest aber vom Herrn behütet.« Der gewarnte Bruder antwortete: »Ich habe tatsächlich einen Flug nach London und Irland vor. Bitte betet dafür.«
Sechs Wochen später saß der gewarnte Bruder im Flugzeug. Über England herrschte gutes Flugwetter. Sobald sie die See überflogen, setzte ein furchtbarer Sturm ein.
Bei der Landung in Irland mußte die Maschine zunächst durchstarten. Dann beim zweiten Anflug setzte sie zuerst hart rechts auf, dann links und stoppte dann mit einem Kopfstand. Niemand wurde verletzt.
Die Warnung hatte zur Folge gehabt, daß die Angehörigen des reisenden Missionars und jene Brüder von der Konfrenz für ihn gebetet hatten.

3. Eine dritte Form eines prophetischen Durchblicks in der Gegenwart ist die unbewußte Inspiration eines Verkünders des Evangeliums. Alle gläubigen Evangelisten, Missionare und Pastoren haben es gelegentlich erlebt, daß sie unbewußt in der Verkündigung Dinge sagten, die einen Zuhörer zentral im Gewissen trafen.
Ich konnte das früher, als mein Freund Gottlieb Weiland noch lebte, oft unter seiner Verkündigung erleben. Einmal erzählte er in der Kirche eines Schwarzwalddorfes die Geschichte eines Lehrers. Hinterher kam der Organist, ein Lehrer von Beruf, ganz aufgeregt zu mir und erklärte: »Wie kommt Ihr Freund dazu, meine Geschichte öffentlich in der Kirche zu erzählen?« Ich suchte meinen Freund in der Sakristei auf und fragte ihn: »Gottlieb, wo hast du die Lehrergeschichte her? Der Lehrer draußen sagt, du habest seine Geschichte erzählt.« Gottlieb erwiderte: »Mir kam während der Predigt diese Geschichte nur als Gleichnis, nicht als wirkliches Erlebnis.« Und doch war es die Geschichte des Organisten gewesen.

4. Die prophetische Gabe kann jedes von Gott inspirierte Predigen sein. Jede echte geistgewirkte Verkündigung ist ein Stück Prophetie, die das Gewissen der Hörer erreicht.

8. Die Geisterunterscheidung (diakriseis pneumaton)

Wir treten mit dieser Geistesgabe in ein äußerst notvolles Gebiet ein. Das griechische Wort für Teufel, diabolos, bedeutet Durcheinanderwerfer. In der Tat werden die geistigen und geistlichen Strömungen unserer Tage immer verworrener.

Eine besondere Raffinesse des Erzfeindes ist, daß er Lüge mit Wahrheit mischt. Die Einmischung von biblischen Motiven ist ein wirkungsvoller Köder für die Gläubigen. Hier erfüllt sich 2. Kor. 11, 14, ein Wort, das heute oft zitiert werden muß:
»Satan selbst verstellt sich zum Engel des Lichtes.«

Von allen Geistesgaben habe ich am meisten um die Gabe der Geisterunterscheidung zu bitten, weil es mein besonderer Dienst erfordert. Seit Jahren werde ich aus aller Welt angefragt:
Was halten Sie von der transzendentalen Meditation?
Was halten Sie von Augendiagnose und Akupunktur?
Wie denken Sie über Jakob Lorber?
Wo ist Oral Roberts, Tommy Hicks, Osborn, Wilkerson, Kathryn Kuhlman einzuordnen?
Wie unterscheidet man Geisteskranke und Hysteriker von den Besessenen?
Dürfen wir die Heilkräfte des Spiritisten Harry Edwards und der Besprecher in Anspruch nehmen?
Wie denken Sie über den Film »Der Exorzist«?

Um allen diesen Fragenden persönlich zu antworten, reicht weder die Zeit noch die Kraft.

Alle diese Problemkreise führten dazu, daß ich über diese Fragen Bücher schrieb und auch stets um die Gabe der Geisterunterscheidung betete. Es wäre mir schrecklich, Kinder Gottes mit echten Geisteswirkungen kritisch anzugreifen.
Bevor wir die Frage der Geisterunterscheidung etwas beleuchten, muß zuerst die Rolle des menschlichen Verstandes klargestellt werden.

In dem Buch von Mel Tari steht z. B. der Satz: »Wir wollen den kleinen Computer, den wir im Gehirn haben, auf den Mond schießen und uns im Glauben auf den Herrn verlassen.«
Diese Äußerung ist gut gemeint. Doch generell ist dieser Rat falsch. Gott hat uns mit einem Verstand ausgerüstet, daß wir ihn entwickeln und anwenden.

Paulus gibt in 1. Kor. 14, 20 diesen Hinweis:
»Liebe Brüder, seid dem Verstande nach keine Kinder. Was die Bosheit anbelangt, dürft ihr Kinder sein. Dem Verstande nach seid aber vollkommen.«

Desgleichen gibt er in 1. Thess. 5, 21 den Rat, den Verstand anzuwenden. Er sagt dort: »Prüfet alles!«

Auch der Apostel Johannes schlägt in die gleiche Kerbe, wenn er 1. Joh. 4, 1 schreibt:
»Glaubet nicht einem jeglichen Geist, sondern prüfet die Geister, ob sie von Gott sind; denn es sind viel falsche Propheten ausgegangen in die Welt.«

Diese Schriftstellen sagen uns, daß wir die bestmögliche Ausbildung anstreben sollen. Die Bitte um den Heiligen Geist und seine Bevollmächtigung schließt die Tätigkeit des Verstandes nicht aus, sondern ein.

Wer also auf dem Gebiet der Krankenseelsorge oder gar der Seelsorge an Besessenen zu arbeiten hat, sollte nach Möglichkeit sogar eine medizinische Ausbildung haben. Wir müssen in der Lage sein, Geisteskrankheiten, seelische Erkrankungen und Dämonisierungen auseinanderzuhalten. Eine falsche Diagnose kann unheilvolle Auswirkungen haben.

Während ich dies niederschreibe, legt mir der Postbote wieder einen Stoß Briefe auf den Tisch. Darunter ein seelsorgerisches Schreiben. Eine Frau berichtet, wie ein primitiver Seelsorger ihr erklärt habe, sie sei besessen. Aus dem Bericht zu schließen, trifft das gar nicht zu. Ich arbeite nun schon seit Jahrzehnten auf diesem gefährlichen Gebiet und kenne wahrhaftig echte Besessenheitsfälle. Aber noch nie habe ich einem Menschen gesagt, er sei besessen. Ich werde es auch nie tun, weil ich das für gefährlich halte. Ein ratsuchender kranker und belasteter Mensch wird doch durch eine solche Aussage noch mehr belastet. Manchmal könnte ich über solchen naiven Seelsorger geradezu böse werden.

Alle diese erwähnten Punkte sprechen dafür, daß wir unseren vom Schöpfer verliehenen Verstand zurüsten, soweit es nur möglich ist.

Und dennoch reicht auch der bestgeschulte Verstand nicht aus, um geistliche Tatsachen beurteilen zu können. Paulus sagt in 1. Kor. 2, 14‑15:
»Der natürliche Mensch vernimmt nichts vom Geist Gottes. Nur der geistliche Mensch begreift alles.«

Die fehlende Wiedergeburt und damit die Ausrüstung mit dem Heiligen Geist ist der Grund, daß viele Psychiater dämonisierte Menschen für Hysteriker oder Geisteskranke halten und eine falsche Therapie einleiten.

Es gibt falsche Diagnosen auf beiden Seiten. Psychiater und Theologen können sich irren. Darum brauchen wir zu der bestmöglichen wissenschaftlichen Ausbildung die Gabe des Heiligen Geistes, um die chaotischen Strömungen unserer Zeit beurteilen zu können.

Vor einiger Zeit glaubte ein Prediger mir eine Freude zu machen, wenn er mir die Prophezeiungen einer »neuen Prophetin«, Berta Dudde, zusende. Insgesamt erhielt ich drei Hefte. Sie enthalten direkte Gespräche zwischen Jesus und Berta Dudde im Blick auf seine Wiederkunft. Ich las einige Seiten und schrieb dem Prediger zurück, er möchte mir das nicht mehr zusenden. Diese Gespräche riechen stark nach religiösem Spiritismus und erinnern an Jakob Lorber in Europa und Edgar Cayce in Nordamerika.

Ein schier unlösbares Problem sind gegenwärtig die Heilungsversammlungen von Kathryn Kuhlman. Ich habe Briefe mit begeisterter Zustimmung und solche mit scharfer Ablehnung. Kathryn Kuhlman gehört zu der charismatischen Bewegung, der ich nicht folgen und beipflichten kann. Ich war nur erstaunt, daß die schärfste Kritik aus den Reihen der charismatischen Bewegung kam. Kathryn Kuhlman war im April 1974 auf dem Kongreß in Jerusalem und sprach dort. Ausgerechnet Brüder und Schwestern aus der Pfingstgemeinde haben sie sehr schwer belastet. Ich will auf das Thema hier nicht eingehen.

Eine Tatsache trägt am meisten zur Verwirrung der Gläubigen bei. Es gibt Prediger und schlichte Kinder Gottes, die das Kreuz Jesu, seinen Tod, seine Auferstehung und Himmelfahrt rühmen und zugleich sagen:
»Wir müssen aber mehr haben als das. Wir müssen zur Vollkommenheit gelangen, zum vollen Heilsbesitz ‑ und das geschieht, wenn wir die Gabe des Zungenredens als Erweis der Geistestaufe haben.«
Das ist Irrlehre. Jesus und sein Werk genügt. Wir brauchen keine Zusätze.

Damit kommen wir zu der umstrittensten Geistesgabe.

9. Das Zungenreden (glossa)

. . .  Es kann in diesem kurzen Rahmen nicht die ganze Problematik des Zungenredens aufgerollt werden. Ich habe es bereits getan in meiner Broschüre: »Die moderne Zungenbewegung« – »Strife of Tongues« (englisch) – »Le Conflit des Langues« (französisch).

In der theologischen Diskussion heute ist die Gabe des Zungenredens von zwei Extremen begrenzt, wie schon einmal dargestellt worden ist.

Es gibt Theologen, die erklären, diese Gabe habe es nur im ersten Jahrhundert gegeben. Obwohl ich die Besonderheit der apostolischen Zeit und die Mächtigkeit ihrer Wunder kenne, so teile ich diese Meinung nicht, daß diese Gabe völlig aufgehört hat.

Das andere Extrem ist die häretische Aussage, als müßte jeder Christ, der eine Wiedergeburt erlebt hat, zusätzlich zu dieser Gabe durchdringen. Auch diese Einstellung lehne ich ab, weil sie unbiblisch ist.
Jesus sprach nicht in Zungen. Die 3000, die am ersten Pfingstfest gläubig wurden, sprachen nicht in Zungen. Und Paulus sagt in 1. Kor. 12, 30: »Sprechen sie alle in Zungen? Können sie alle auslegen?« Des Apostels Antwort ist nein, weil die Gläubigen nicht alle die gleichen Gaben haben.

Wir haben in der ganzen Heiligen Schrift keine Anweisung, daß wir diese Gabe suchen sollen.
Nennen wir zunächst die Stellen des Neuen Testaments, die vom Zungenreden sprechen. Es sind: Mk. 16, 17, Apg. 2, Apg. 10, 46, Apg. 19, 6, 1. Kor. 12‑14.

Einige Angaben zu diesen Texten: Mk. 16, 17.
»Die Zeichen aber, die da folgen werden denen, die da glauben, sind die: In meinem Namen werden sie Teufel austreiben, mit neuen Zungen reden.«
Der Markustext bringt die Theologen in eine gewisse Unsicherheit. In den älteren Handschriften wie im Codex Sinaiticus aus dem 4. Jahrhundert und im Codex Vaticanus aus der gleichen Zeit fehlt Mk. 16, 9‑20. Desgleichen weisen viele Minuskel-Handschriften diesen Markusschluß nicht auf. Dagegen haben jüngere codices wie der Codex Ephraemi aus dem 5. Jahrhundert und der Codex Bezae Cantabrigiensis aus dem 6. Jahrhundert diesen Markusschluß.
Mir persönlich macht das absolut keine Not. Für Textforschung bin ich offen, aber nicht für Textkritik. Da wir diesen Markusschluß nun einmal in unserer Bibel drin haben, so achte ich, es ist unter der Leitung des Heiligen Geistes geschehen, was wir dankbar zu akzeptieren haben. Dieser Markusschluß atmet den Geist aller vier Evangelien.

Das Ereignis in Apg. 2 kann nicht als die Gabe des Zungenredens angesehen werden. Viele Theologen zwar, wie auch Dr. Dickason vom Moody Bibel Institut, weisen darauf hin, daß in Apg. 2 und in 1. Kor. 12‑14 das gleiche griechische Wort glossa gebraucht wird. Man schließt daraus, daß es sich dann auch um das gleiche Phänomen handelt. Dieser philologische Schluß ist deshalb nicht zwingend, weil die theologische Ausbeute einen anderen Sachverhalt ausweist.
In Apg. 2 haben wir ein Sprachenwunder. Die Apostel konnten den 16 oder 17 in Jerusalem anwesenden Ausländern das Evangelium in deren Sprache verkünden. Ein Dolmetscher war nicht notwendig.

In 1. Kor. 12‑14 haben wir Glossolalie, ein Zungenreden, das niemand verstand, selbst der nicht der es gebrauchte. Hier war ein Dolmetscher oder Ausleger erforderlich.
In Apg. 2 haben wir missionarische Evangeliumsbotschaft. Im Korintherbrief haben wir Gebet in fremder Zunge, Anbetung, Lobpreis Gottes.
In Apg. 10, in der Geschichte vom römischen Offizier Kornelius, hat nach der Heilsannahme die Erfüllung mit dem Geist Gottes und der Verleihung der Zungengabe die Bedeutung, den Judenchristen zu zeigen, daß auch die Heiden zum gleichen Heil berufen sind. Da Petrus in Apg. 10, 47 erklärte: »… die den Heiligen Geist empfangen haben, gleich wie wir «, ist anzunehmen, daß es sich hier nicht um die Glossolalie handelt, sondern um ein ähnliches Ereignis wie in Apg. 2.

Apg. 19 bringt den Bericht, daß Paulus nach Ephesus kommt. Der Apostel merkte, daß mit diesen Christen etwas nicht stimmte. Darum fragte er sie: »Habt ihr den Heiligen Geist empfangen, da ihr gläubig wurdet?« Sie erwiesen sich als unwissend, weil sie nur die Verkündigung des Apollos gehört hatten. Als Paulus unter Handauflegung mit ihnen betete, kam der Heilige Geist auf sie. Sie redeten in Zungen und weissagten. Das Wort weissagen, von Luther eingeführt, ist unglücklich gewählt. Im griechischen Grundtext heißt es hier epropheteuon: sie redeten, sie verkündigten prophetisch. Es handelt sich also auch hier nicht um Glossolalie, sondern wieder um den gleichen Vorgang wie in Apg. 2 und 10. ‑ Im übrigen darf diese Stelle nicht mißbraucht werden, wie es oft in den extremen Gruppen geschehen ist. Die Epheser haben eine Übergangssituation. Sie entwickeln sich vom Heidentum zur Bußtaufe des Johannes und dann zum Empfang des Heiligen Geistes. Wir dürfen daraus keine Stufenlehre entwickeln. Die Epheser hatten nichts von Pfingsten gewußt. Wir wissen es und haben es hinter uns.
Alle Stellen der Apostelgeschichte enthalten nicht die Glossolalie, sondern das prophetische Reden in fremder Sprache, das aber ohne Ausleger verständlich war.
Die Situation im Korintherbrief ist verschieden. Vom Sprachenwunder ist hier nicht mehr die Rede. Man kann in 1. Kor. 14 drei Formen des Zungenredens (Glossolalie) herausschälen:
1. 1. Kor. 14, 2: »Wer in Zungen redet, der redet nicht Menschen, sondern Gott.« Es ist eine Gabe der Anbetung und der Verherrlichung der Geheimnisse Gottes.
2. 1. Kor. 14, 5: »Wenn Zungenreden durch einen Ausleger erklärt und gedeutet wird, kann die Gemeinde dadurch gebessert und aufgebaut werden.«
3. 1. Kor. 14, 21‑23: »Zungenreden kann auch ein Zeichen für die Ungläubigen sein. Es bedeutet für sie ein Ärgernis und dient zu ihrer Verstockung.«

Paulus findet positive Worte für die Zungengabe.
Er sagt:
1 . 1. Kor. 14, 18: »Ich rede mehr in Zungen denn ihr alle.«
2. 1. Kor. 14, 39: »Wehret nicht mit Zungen zu reden.«
Da in Korinth über der Zungengabe viel Unordnung und Verwirrung entstanden ist, stellt der Apostel eine Ordnung für den Gebrauch der Zungengabe auf:
1. 1. Kor. 14, 19: Lieber fünf Worte mit dem Verstand als zehntausend in Zungen.
2. Vers 27: Nur zwei oder höchstens drei Zungenredner.
3. Vers 27: Einer nach dem andern.
4. Vers 28: Ohne Ausleger kein Zungenreden.
5. Vers 32: Die Zungengabe muß unter Kontrolle bleiben.
6. Vers 33: Zungenreden darf nicht zur Unordnung werden.
7. Vers 40: Durch das Zungenreden dürfen Ordnung und Anstand nicht verletzt werden.
8. Vers 34‑ Frauen sollen nicht öffentlich in der Gemeinde in Zungen reden.
Da dieses Wort in Vers 34 oft mißdeutet worden ist, muß eine kurze Erläuterung folgen. Das Neue Testament gibt im Blick auf die Frau einige Hinweise.

Der Dienst der Frau wird eingeschränkt:
1. 1. Kor. 14, 34: Kein Zungenreden in der Gemeinde.
2. 1. Tim. 2, 12: Kein Lehramt der Frau. (Einer Frau gestatte ich nicht, daß sie lehre.)
Der Dienst der Frau wird zugelassen:
1. 1. Kor. 11, 5: Frauen können in der Gemeinde beten und prophetisch verkünden (weissagen – propheteuousai).
2. Apg. 21, 9: Die vier Töchter des Evangelisten Philippus verkündigten prophetisch (propheteuousai).
3. Apg. 16, 14‑15: Frauen haben eine dienende Aufgabe.

Die Zungenbewegung in der Gegenwart

Obwohl ich an der biblischen Gabe des Zungenredens festhalte, habe ich zur sogenannten Zungenbewegung ein entschlossenes Nein. Warum?

Es werden alle acht Punkte, die Paulus im Korintherbrief aufstellt, nicht beachtet und eingehalten. Es beten vorwiegend Frauen in Zungen
‑ kein Ausleger ist da, es sind manchmal 20 und mehr Frauen
‑ gelegentlich beten sie auch gleichzeitig
‑ es geht in den extremen Gruppen nicht ehrbar und ordentlich zu
– schließlich erheben sie die Gabe zum Gesetz und zur Richtschnur für die Geistestaufe.

Mit der Zungenbewegung ist dem Teufel ein ungeheurer Einbruch in die Gemeinde Jesu gelungen.

Mein neuestes Beispiel soll erwähnt werden. Es stammt von der Prinz‑Edward‑Insel, einer der kanadischen Ostprovinzen.
Ein gläubiger Pfarrer hielt seine wöchentliche Gebetsstunde. Anwesend waren er, seine Frau und einige Gläubige der Gemeinde. Mitten in der Gebetsstunde fing die Pfarrfrau plötzlich an, in Zungen zu beten. Der Pfarrer erschrak.
Bisher gab es das in seiner Gemeinde nicht. Kaum hatte sie geendet, da setzte eine andere gläubige Frau in Zungen ein. Ein Ausleger war nicht da. Dem Pfarrer wurde es unheimlich. Er brach die Gebetsstunde ab und schickte die Gemeindeglieder heim.

Nach meiner Erfahrung hat sich die Pfarrfrau eine Belastung zugezogen. Sie besitzt sehr viele Fetische, Götzenfiguren, Teufelsfratzen und allerlei kultische Gegenstände vom Missionsfeld. Sie sieht das in ihrer Sammlerfreude als harmlos an und weiß nicht, daß man sich mit kultischen Gegenständen, die der Teufelsanbetung gedient haben, belasten kann. Andere Christen haben den gleichen Eindruck. Auch sie halten die Pfarrfrau für belastet. Es ist eine allgemeine Erfahrung, daß sich das Zungenreden oft in der Nähe der okkulten Belastung und der medialen Fähigkeiten befindet, ja sogar in der Gefolgschaft des Spiritismus.
Inzwischen endete dieser »Zungeneinbruch« in die Gebetsstunde auf tragische Weise. Die Pfarrfrau und die zweite Zungenbeterin haben beide ihren klaren Verstand verloren und befinden sich im Irrenhaus.

Zu den Gaben des Heiligen Geistes ein volles ja. Natürlich haben manche Gaben eine mehr zeitlich begrenzte Bedeutung ‑ ohne ganz aufgehört zu haben ‑, andere behalten ihre Aktualität bis zur Wiederkunft Jesu.

Zu allen menschlich nachgeäfften oder gar dämonisch inspirierten Gaben ein radikales, entschlossenes Nein.

10. Auslegung der Zungen (ermeneia glosson)

Im Blick auf die Auslegung der Zungen habe ich mehr negative als positive Erlebnisse.
Ein Afrikamissionar verbrachte seinen Heimaturlaub in Europa. Er besuchte die Gebetsstunde einer Pfingstgemeinde und hörte plötzlich ein Gebet in dem afrikanischen Dialekt, den er selbst kannte. Das Gebet bestand aus lauter Lästerungen auf die Dreieinigkeit. Der Missionar verließ den Raum, um nicht mitschuldig zu werden. Er wartete draußen das Ende der Versammlung ab und erklärte dem erstaunten Zungenredner, was er gebetet hatte.

Hier liegt also nicht Auslegung durch eine Gabe des Heiligen Geistes vor, sondern Auslegung durch eine verstandesmäßig erlernte Sprache. Das ist also kein Beispiel für die Gabe der Auslegung.

Ein anderes Erlebnis bringt ebensowenig Licht in dieses Problem. Ein bekehrter Judenchrist betete den ersten Psalm in hebräischer Sprache. Ein anderer Teilnehmer, der kein Hebräisch verstand, stand auf und gab »die Auslegung«. Der Hebraist war schockiert. Er erklärte dem »Ausleger« ‑ »Ihre Auslegung war falsch. Es war der Psalm 1 in der Originalsprache der Bibel.«
Mit der Auslegung tappe ich im Dunkel. Ich selbst besaß nie die Gabe und konnte auch eventuelle Auslegungen nicht nachkontrollieren, ob sie stimmten.
Es bleibt aber bestehen, daß es eine Gabe der Auslegung gibt, die gewiß in der apostolischen Zeit reichlich vorhanden war, jetzt aber stark zurückgegangen sein mag. Die Auslegung ist ja nur die Ergänzungsgabe des Zungenredens.

11. Die Apostel (apostoloi) (1. Kor. 12, 28 ‑ 30)
1. Kor. 12 bringt am Schluß des Kapitels noch eine zweite und dritte Aufzählung der Geistesgaben. Wir nehmen die Gaben heraus, die am Anfang des Kapitels noch nicht erwähnt sind.
Unter Apostel versteht man im eigentlichen Sinn des Wortes die Männer, die als Augenzeugen von Jesus selbst zu diesem Amt berufen worden sind. Das Wort kommt aus dem griechischen apostolos Gesandter.
Diese berufenen Boten Jesu wurden für ihren Dienst mit einer dreifachen Vollmacht ausgestattet (Lk. 9, 1‑2):

Die Vollmacht der Verkündigung

Die Vollmacht der Krankenheilung

Die Vollmacht der Dämonenaustreibung

Zur Vollmachtsfrage sind schon viele kritischen Stimmen laut geworden. Sie sagen:
Verkündigung ist die Frage der theologischen Ausbildung. Krankenheilung ist Sache unserer Mediziner. Dämonenaustreibung ist überholt, denn was die Zeit Jesu Besessenheit nannte, ist nur Geisteskrankheit gewesen. Dafür sind heute die Psychiater zuständig.
In diesen Argumenten liegen von Anfang bis Ende Kurzschlüsse, Unkenntnis und fehlende Erfahrung.
Beste Rhetorik, glänzende Kanzelrede ist noch keine Vollmacht, die nur der Heilige Geist gibt.
Die Glaubensheilung liegt auf einer anderen Ebene als die medizinsche Heilbehandlung.
Besessenheit als Geisteskrankheit anzusehen, ist ein verhängnisvoller Fehler, der unseren ungläubigen Psychiatern und modernen Theologen vorbehalten bleibt. Im Neuen Testament sind bereits Dämonisierte und Kranke unterschieden. Nachzulesen ist das in Mt. 4, 24; 8, 16; 10, 1; 10, 8; Mk. 1, 32. Oder blicken wir nur auf die oben angeführte Stelle Lk. 9, 1‑2.
Heilung und Austreibung wird unterschieden. Jesus und seine Jünger waren also keine rückständigen Einfaltspinsel, wie uns aufgeblähte Wissenschaftler glauben machen wollen.
Was die Apostel von ihrem Herrn empfangen haben, gaben sie weiter:
Mk. 16, 20: »Sie aber gingen aus und predigten an allen Orten, und der Herr wirkte mit ihnen und bekräftigte das Wort durch mitfolgende Zeichen.«
Apg. 19, 11: »Und Gott wirkte nicht geringe Taten durch die Hände des Paulus.«
Außer dem engsten Jüngerkreis haben manchmal auch andere Boten Jesu im Neuen Testament den Namen Apostel erhalten, so z. B. Barnabas in Apg. 14, 14, und Epaphroditus in Phil. 2, 25 (im griechischen Grundtext). Hier ist natürlich nur ihr missionarischer Dienst gemeint, nicht ihre unmittelbare, persönliche Berufung durch Jesus.

In der Missionsgeschichte gab man besonders gesegneten Männern Gottes ehrenhalber den Beinamen »Apostel«. So finden wir in der Geschichte der evangelischen Weltmission von Flachsmeier folgende Bezeichnungen:
Ansgar, Apostel des Nordens; Konstantin und Methodius, Apostel der Slawen (815‑885). Otto von Bamberg, Apostel der Pommern (1060‑1139). Hans Egede, Apostel der Eskimo (1686‑1758).
 Robert Morrison, der Apostel für China (1782‑1839).
 Adoniram Judson, der Apostel von Burma (1788‑1850).

Wie bei allen Geistesgaben, so gibt es auch bei allen Ämtern unechte Vertreter.
Offb. 2, 2: »Sie sagen, sie seien Apostel, und sie sind’s nicht.«

2. Kor. 11, 13: »Falsche Apostel verstellen sich zu Christi Apostel.«

Mt. 7, 15: »Sehet euch vor vor den falschen Propheten.«

1. Joh. 4, 1: »Es sind viele falsche Propheten ausgegangen.«

Mt. 24, 24: »Es werden sich erheben falsche Christi und falsche Propheten.«

2. Kor. 11, 26: »… in Gefahr unter falschen Brüdern.«

Es wir nicht nur die Erfahrung des Apostels Paulus, viel unter falschen Brüdern leiden zu müssen. Das ist heute an der Tagesordnung.
Zu erwähnen ist, daß auch manche Sekten heute noch ihren Leitern den Titel »Apostel« zulegen, ohne die geringste Berechtigung zu haben. Es ist nicht nur fromme Phantasterei, sondern entspringt auch einem Lügengeist, wenn in der Neuapostolischen Kirche die Stammapostel als die direkten Nachfolger der Apostel Jesu angesehen werden.

12. Die Lehrer (didaskaloi) 1. Kor. 12, 28
Wenn der Apostel Paulus hier im Korintherbrief von Lehrern spricht, so meint er natürlich nicht das unterrichtende Personal an unseren Schulen.
Wir haben sowohl in Europa als auch in Nordamerika Lehrer, die Kommunisten sind und die Seele der Kinder mit ihrem Atheismus vergiften.
Ich las einmal in einer amerikanischen Kirchenzeitung, daß man in den USA eine Liste von 6000 Lehrern, die offenkundig Kommunisten sind, herausbrachte.
Ich weiß auch um ein Protestschreiben von Billy Graham mit dem Hinweis, daß gläubige Eltern nicht willens sind, ihre Kinder in den staatlichen Schulen von Atheisten verseuchen zu lassen.
In europäischen Ländern, die noch staatlichen Religionsunterricht haben, gibt es dann mit modernistischen Religionslehrern andere Probleme. Gläubige Eltern, die daheim mit ihren Kindern die Bibel lesen, beten und Achtung vor dem Wort Gottes haben, müssen es erleben, daß Kinder vom Religionsunterricht heimkommen und berichten, welche Verwüstungen der Religionslehrer in der Schule anrichtet.
Wenn ein Schullehrer ein wiedergeborener Christ ist, dann ist er ein Lehrer von Gottes Gnaden, der sich im Glauben und Gebet nach einer vom Heiligen Geist gewirkten Lehrgabe ausstrecken darf. Denn der Heilige Geist leitet in alle Wahrheit, offenbart die Zusammenhänge der Schrift und gibt die Ausrüstung und Befähigung zum Lehramt. Und es hat in der Kirchen‑ und Missionsgeschichte Tausende solcher Lehrer gegeben. Der Heilige Geist unterstützt aber nicht die Faulheit. Was wir tun können, nimmt er uns nicht ab.
Paulus hat mit der Angabe der geistgewirkten Lehrfähigkeit natürlich in erster Linie die Bibellehrer im Auge, die die Gemeinde Jesu und ihre Jugend unterrichten.
In den USA und in Kanada hat man die gesegnete Einrichtung, daß nicht nur Kinder, sondern auch Erwachsene vor dem Hauptgottesdienst ihre Sonntagsschule haben. Wir Europäer sind in diesem Stück zu eingebildet und lehnen die Erwachsenen-Sonntagsschule als »Kinderkram« ab. Zu Unrecht. Aus den nordamerikanischen Sonntagsschulen sind viele Missionare hervorgegangen.
Ich will nur ein Beispiel nennen. Miß Mears entfaltete an der First Presbyterian Church of Hollywood eine reiche Sonntagsschultätigkeit. Sie fing in den Dreißigerjahren mit einer schwierigen Mädchengruppe an, die sich Snobs nannte. Schon nach wenigen Wochen kamen 100 Mädchen in ihre Sonntagsschule. Nach drei Jahrzehnten waren die Sonntagsschulgruppen in der Kirche auf 6500 angewachsen. Miß Mears hatte jede Woche 500 Lehrer für die einzelnen Gruppen vorzubereiten. Im Laufe ihres gesegneten Dienstes als Sonntagsschullehrerin entschieden sich 600 junge Menschen für den missionarischen Dienst. Als Billy Graham einmal gefragt wurde, welche Frau ihn geistlich am meisten beeinflußt hatte, antwortete er: »Außer meiner Frau und Mutter war es Miß Mears, die den größten geistlichen Einfluß auf mein Leben gehabt hat.«
Rund 600 Missionare, die heute auf den Missionsfeldern stehen, kommen aus der Sonntagsschule von Miß Mears. Ich habe Miß Mears 1962 getroffen, als ich an der First Presbyterian Church of Hollywood einige Vorträge hielt. Ihre Lebensgeschichte ist in meinem Buch »Unter der Führung Jesu« ab Seite 364 festgehalten.

Es hat auch in Deutschland geisterfüllte Lehrer gegeben. Mein hochverehrter Lehrer Prof. Dr. Karl Heim von der Universität Tübingen wurde schon genannt. Nennen will ich auch Erich Sauer, einst Bibellehrer an der Bibelschule Wiedenest. Seine Bücher sind auch ins Englische übersetzt.
Dankbar erinnere ich mich meines Freundes Fritz Rienecker, der die Wuppertaler Studienbibel begründet hat. Innerhalb dieses Bibelwerkes schätzte ich die Kommentare von Dr. Werner de Boor, auch ein Mann mit einer geistgewirkten Lehrgabe. Prof. Frei von der Theologischen Hochschule in Bethel darf auch nicht vergessen werden.
Der Herr hat sich viele Werkzeuge zubereitet, die nicht alle erwähnt werden können. Ihr Ruhm gehört dem Mann vom Kreuz, der sie errettet und zugerüstet hat für den besonderen Dienst, den der Herr ihnen anvertraut hat.

13. Die Helfer (antilempsis) 1. Kor. 12, 28
Das griechische Wort antilempsis, das von Paulus gebraucht wird, heißt unter anderem Hilfestellung, Beistand.
Helfer sind sehr gefragt und doch schwer zu finden. Eine Engländerin, die mit ihrem Mann in Deutschland unterwegs war, stand winkend an der Autobahn. Ihr Wagen stand auf dem seitlichen Notstreifen. Ihr Mann lag nach einem Herzanfall bewußtlos im Auto. Die Frau versuchte verzweifelt, von jemand mitgenommen zu werden, um eine Ambulanz oder einen Arztwagen zu beschaffen. Sie stand zwei Stunden. Schließlich mußte sie sich zu Fuß auf den Weg machen, um eine Telefonzelle zu finden. Endlich nach drei Stunden hatte sie ihren Mann in einem Krankenhaus. Er war aber auf dem Transport gestorben. Er wäre zu retten gewesen, wenn er in der ersten halben Stunde eine Spritze zur Kreislaufunterstützung bekommen hätte, sagen die Arzte.
Im Dienst der Gemeinde Jesu sind viele Helfer nötig. Kirche ist nicht Einmannsystem. Wie wenige sind aber zum Dienst bereit.
In Kanada sprach ich in einer Baptistengemeinde. Der Pfarrer muß manchmal alle Dienste seiner Gemeinde selbst bestreiten. Seine Frau spielt die Orgel. Er reinigt an den Wochentagen die Kirche. Er bewältigt die Büroarbeit allein. Er ist ein überarbeiteter Mann und sieht stets so erschöpft aus. Wäre das nötig, wenn in der Gemeinde Helfer wären, die eine Gabe zum Helfen haben?
Mir wurde solche Hilfe zuteil. Gläubige in Deutschland und in der Schweiz versenden ehrenamtlich den Rundbrief. Andere stehen mir in der Büroarbeit bei. Meine Frau packte Hunderte von Büchersendungen für die Schriftenmission, ebenso mein Mitarbeiter Martin Rahner aus Lauterbach in Hessen. Eine pensionierte Dame in Hamburg schreibt meine Manuskripte ab. Helfer, die uneigennützlich und selbstlos da einspringen, wo meine nachlassende Kraft nicht mehr ausreicht. – Wie danke ich von Herzen all denen, deren Hände sich regen im Helfen und Beten.
Gebets h e l f e r sind im Reiche Gottes die wichtigsten Helfer. Sie stehen oft unerkannt im Hintergrund. Sie haben gewöhnlich nicht mit großen Titeln und Stellungen aufzuwarten und tun doch einen ganz entscheidenden Dienst, den Thron Gottes anzugehen, um anderen zu helfen.
»Helfen« wird als Geistesgabe kaum erkannt. Und doch müssen wir uns das sagen lassen: Geisterfüllte Herzen helfen anders als soziale Aktivisten. Auf das Motiv kommt es an. Wenn zwei das gleiche tun, ist es immer noch nicht dasselbe.

14. Regierer (kybernesis) 1. Kor. 12,28
Das griechische Wort kybernesis, aus dem sich das Fremdwort Kybernetik entwickelt hat, bedeutet Lenkung, Leitung, Regierung.
Es gibt weltliche und geistliche Regierungen. Man kann es sich bei unseren Politikern kaum vorstellen, daß sie ihr Amt zu regieren aus der Hand Gottes nehmen. Die Wahlkämpfe werden ja oft mit allen Mitteln geführt. Denken wir nur an den Watergate‑Skandal oder an die Ermordung politischer Gegner. Politik ist ein schmutziges Geschäft, das mit Geld, Intrigen, List, Marktschreierei und unter bösen Machtkämpfen geführt wird.
Und doch hat es auch gläubige Politiker gegeben. Einem oder zwei Präsidenten der Vereinigten Staaten des vergangenen Jahrhunderts wird nachgesagt, daß sie gläubige Christen gewesen sind. Auch auf dem englischen Königsthron saßen schon gläubige Menschen. In Kanada war Ernest Manning, Gouverneur von Manitoba, ein aktiver zeugnisfreudiger Christ. 1966 gab er übers Radio durch, alle Christen Kanadas sollten um eine Erweckung beten. Auch Robert Thompson will ich erwähnen, der vor Jahren Führer der Konservativen Partei in Britisch‑Columbien gewesen war. Er ist ein Mann des Gebetes.
In Ostasien wäre Sygman Rhee zu nennen, der als Widerstandskämpfer gegen die Japaner verhaftet und ins Gefängnis geworfen wurde. Dort bekehrte er sich und wurde zunächst Evangelist der Mitgefangenen. Nach Abzug der Japaner kam er frei und wurde der erste Präsident von Südkorea. Er hat viele Menschen für jesus gewonnen. Für einen ehemaligen Widerstandskämpfer und Präsidenten ist es ungewöhnlich, daß er sein Leben als überzeugter Christ führte.
Auf dem kirchlichen Sektor hat es Bischöfe und andere leitende Männer gegeben, die den christlichen Gemeinden Unheil brachten. Denken wir z. B. an den Spiritisten Bischof Pike oder an den englischen Bischof Robinson, der mit seinem Buch »Honest to God« sich als Modernist auswies. Moderne Theologie und Nachfolge Jesu sind Gegensätze.
Natürlich haben wir auch Bischöfe, die ihr Leben Jesus ausgeliefert haben und ihr verantwortungsvolles Amt täglich neu aus den Händen des Herrn nehmen. Ich will nur einen nennen, den unvergessenen bayerischen Bischof Hermann Bezzel.
Bei meinen englischen Vorträgen in der Eklektik Society erzählte mir mein Freund Richard Bewes, daß sie in England einen gläubigen Bischof haben, der die Evangelikalen sehr fördert.
Am meisten finden wir geisterfüllte, Gott hingegebene Führernaturen in der Kirchengeschichte und Missionsgeschichte. Unsere Reformatoren wären zu nennen. Aber ihr Leben ist schon von Hunderten von Autoren gewürdigt worden.
Aus der Missionsarbeit will ich nur einen Mann erwähnen, dessen Beispiel aber für viele steht. Hudson Taylor. In dem Buch »Hudson Taylors geistliches Geheimnis« (Moody Press) heißt es im Vorwort: »Er war ein Mann mit einem wunderbaren Organisationstalent begabt, mit einer energischen Initiative, einer unermüdlichen Ausdauer und einem erstaunlichen Einfluß auf Menschen. Zugleich besaß er eine kindliche Demut. Wahrhaftig, Hudson Taylor war Gottes auserwähltes Werkzeug.«
Man kann das Volk oder die Kirche regieren mit einem natürlichen Talent und einer angeborenen Organisationsfähigkeit. Man kann aber auch regieren mit einer Weisheit und Gabe, die der Geist Gottes darreicht. Damit wir es nicht vergessen, sei es noch einmal gesagt: Der Heilige Geist kann auch die natürliche Begabung reinigen, heiligen und gebrauchen.

15. Die Liebe (agape) 1. Kor. 13
Mitten in die beiden Kapitel über die Geistesgaben baut der Apostel sein Hohes Lied über die Liebe.
Bei dem Ausdruck Liebe ist die griechische Sprache vielseitiger. Die Griechen unterscheiden eros, philia, agape.
Im 5. und 4. Jahrhundert vor Christus hatte eros zunächst keine sexuelle Bedeutung. Es war eine schöngeistige Liebe, die später auch platonische Liebe bezeichnet wurde. Sehr bald hat sich die Bedeutung des Wortes aber gewandelt. Schon in der Zeit Jesu verstand man unter eros die geschlechtliche Liebe.
Philia ist die Liebe zu den Eltern, Geschwistern und Freunden. Während das Wort eros im Neuen Testament nicht vorkommt, findet sich das Wort philia 25mal.
Wenn hier unter den Geistesgaben die Liebe genannt wird, so ist agape gemeint. Dieser Begriff kommt als Substantiv und Adjektiv 250mal im Neuen Testament vor.
Es ist nicht von ungefähr, daß die Liebe mitten zwischen den Geistesgaben steht, aber auch unter den Früchten, Galater 5, 22, aufgezählt wird. Die Liebe ist Frucht und Gabe zugleich. Paulus sagt in Römer 5, 5: »Die Liebe ist ausgegossen in unser Herz durch den Heiligen Geist.«
All den extremen Gruppen, die die Zungengabe über alles stellen, muß an Hand von 1. Kor. 13 gesagt werden, daß die Zungengabe, aber auch alle Weisheit und Erkenntnis, alle Heilungen und Wunder ohne die Liebe nichts sind.
Das Wort Liebe wird oft falsch verstanden. Sie hat nichts mit süßer Weichlichkeit und falscher Höflichkeit zu tun. Man sagt, Liebe ohne Wahrheit ist keine Liebe. Wahrheit ohne Liebe ist keine Wahrheit.
Ich bereiste schon sehr oft die englisch sprechenden Völker. Der Unterschied zum deutschen Wesen ist offensichtlich. Das englische Sprachgebiet legt mehr Wert auf Höflichkeit als das germanische Sprachgebiet. Das hat seine Vorteile und Nachteile. Der Höfliche kommt besser durchs Leben. Der Nachteil ist, daß der Höfliche mehr Kompromisse machen muß. Nun muß ich eine eigene Beobachtung nennen. Aus Höflichkeit werden in England, den USA, Australien, Kanada Irrlehren viel leichter geschluckt als anderswo. Man wagt Irrlehren nicht entgegenzutreten. Diese Kompromißbereitschaft, Nachgiebigkeit und Höflichkeit wird vom erhöhten Herrn in Offb. 2‑3 gerügt.

Nur als Beispiele seien genannt:
Offbg. 2, 14: »Ich habe wider dich, daß du daselbst hast, die an der Lehre Bileams halten.«
Offbg. 2, 20: »Ich habe wider dich, daß du lässest das Weib Isebel, die da spricht, sie sei eine Prophetin, lehren und verführen … «
Man läßt Irrlehrer falsche Lehren verbreiten und wehrt sich aus Höflichkeit nicht gegen sie. Natürlich errichten wir keine Scheiterhaufen. Irrlehren sollten aber von der Kanzel herunter offen ausgesprochen werden. Das verstößt nicht gegen die Liebe. Im Gegenteil, man versündigt sich gegen unerfahrene Gemeindeglieder, die in ihrer Unkenntnis solchen Irrlehren zum Opfer fallen.
Zur Liebe die Wahrheit, zur Wahrheit die Liebe!
Gehen wir aber in die konkrete Praxis. Bei einer meiner Indientouren kam ich mit einem hochgestellten Inder ins Gespräch. Wir unterhielten uns über die missionarische Hilfe aus dem Westen. Er erklärte: »Die Missionsarbeit ist vorwiegend ins Soziale und Caritative abgerutscht. Es geht nicht mehr um Seelenrettung, sondern um den Bau von Lehrlingsheimen, Krankenhäusern, Schulen und dergleichen. Diese materielle Hilfe ist wichtig, aber nicht das Wesentliche. Hinduisten, Buddhisten können auch Krankenhäuser bauen. Sie können aber niemand zu Jesus führen.«
Dieses Gespräch zeigte mir, daß der Bedeutungswandel der christlichen Kirchen des Westens sich bereits auf dem Missionsfeld abzeichnet. Philanthropische Leibsorge steckt zwar auch im Evangelium, ist aber ein Problem zweiter Ordnung.
Wir sind damit beim springenden Punkt. Man zog früher in der deutschen Theologie gegen das social gospel (das soziale Evangelium) zu Felde. Heute ist unsere eigene Theologie an diesem Punkte angelangt.
»Evangelium praktizieren heißt sozial engagiert sein.« Das ist eine der Parolen, die gut klingt, und doch dem Neuen Testament nicht entspricht.
Wie weit diese irrende Theologie selbst in die gläubigen Kreise hineingreift, soll ein Beispiel zeigen, das mich sehr beschäftigt hat.
Ehe ich Ende September Kanada verließ, legte mein Freund Gottfried Amend ein kanadisches Kirchenblatt vor mich hin. Sein Finger wies auf eine Gruppenaufnahme des Podiums der Lausanner Weltkonferenz vom Sommer 1974.
Darunter stand ein Bericht, daß sich die Führung der Konferenz die Teilnahme der Modernisten und der Pfingstler durch Kompromisse erkauft hatte. Die Pfingstler verlangten die Erklärung, daß Zungen und Heilungen auch für die Gegenwart seien. Die Modernisten, darunter ein australischer Bischof, verlangten, daß in allen Lausanner Verlautbarungen das Wort Hölle nicht enthalten sein dürfe, und daß der Ausdruck Evangelism (Evangelisation) durch den Ausdruck Social Actionism (soziale Aktivität) ersetzt werden müsse. Diese Vereinbarung sollte geheim bleiben, kam aber durch Indiskretion an die Öffentlichkeit.
Ich erwiderte meinem Freund, wenn dieser Bericht stimmen sollte, was ich fast nicht glauben kann, dann kostet das der verantwortlichen Leitung die Vollmacht. Ich habe die Namen absichtlich weggelassen, weil der, dem dieser Kompromiß in die Schuhe geschoben wird, ein Mann ist, den ich schätze, für den ich bete und den alle Welt kennt.
Ganz abgesehen von dem Schock, den dieser Artikel bei mir ausgelöst hat, finden wir auch hier die falsche Definition der Liebe: Soziale Aktivität.
Die Liebe, die der Heilige Geist schenkt, liegt auf einer höheren Ebene. Liebe ohne die Christusbezogenheit, Liebe ohne die Erfüllung mit dem Geist Gottes ist nur gutmeinende menschliche Aktivität.
Wenn unsere Herzen von der Liebe Jesu erfüllt sind, dann regen sich die Hände von selbst. Ich zitiere Luthers Wort: »Der Glaube fragt nicht, was zu tun sei, sondern ist immer am Tun.«
Wer über die Liebe schreibt, tut das immer mit schlechtem Gewissen. Wer ist an der Liebe nicht schuldig geworden? Schon von dieser Sicht aus haben wir in der Ewigkeit nichts aufzuweisen. Was haben wir mit allen Gaben zu bieten, wenn das Fundament »die Liebe, die uns dringt«, nicht in Ordnung ist?
Wir haben Vorbilder der Liebe, angefangen von Jesus, der sich um unsertwillen ans Kreuz schlagen ließ. Wir denken an Tabea (Apg. 9, 36 f.), die den Armen Kleider ohne Entgelt nähte. Franz von Assisi steht uns vor den Augen. Mathilde Wrede, der Engel der Gefangenen. Georg Müller mit seinen zehntausend Waisen. Kagawa, der Bruder der Elenden und Asozialen. Es gäbe eine lange Liste, wollte man alle bekannten und unbekannten jünger Jesu nennen, die im Geiste und in der Liebe ihres Herrn sich für andere aufgeopfert und verzehrt haben. – Stehen wir in dieser Liste?

16. Das Amt (diakonia) Römer 12, 7
Wir verlassen nun die Aufzählung der Geistesgaben, die wir im Korintherbrief finden und wenden uns zu Römer 12. Wir nehmen aus diesem Text nur die Gaben heraus, die noch nicht besprochen worden sind.
In der Luther‑Übersetzung wird das Amt genannt. Im griechischen Text steht das Wort diakonia: Diakonie. Wir befinden uns damit auf einem in der Gegenwart viel diskutierten Gebiet.
Mutterhäuser haben Not damit, Jungschwestern zu finden. junge Mädchen und junge Männer haben keine Bereitschaft zum Dienen. Das freie Leben, der Lebensstandard ist vielen wichtiger, als den Weg des Gehorsams und des Dienens zu gehen.
Die Diakonie hat aber auch andere Probleme. Es liegen mir viele Gespräche mit Diakonissen vor, die unter der Herrschsucht ihrer Oberin leiden. In einem Diakonissenhaus, in dem ich vor vielen Jahren wohnte, sind 20 Schwestern wegen ihrer Oberin davongelaufen.
Das Amt der Diakonie ist der »Geistesgabe des Helfens« verwandt. Darum können wir uns hier kurz fassen.
Das große Vorbild aller Dienenden, ob mit oder ohne Haube, ob mit oder ohne Amt, ist Stephanus. Von ihm sagt die Heilige Schrift:
Apg. 6, 5: »Stephanus, ein Mann voll Glaubens und Heiligen Geistes.«
Das ist Diakonie, aus dem Heiligen Geist geboren und durch den Heiligen Geist bevollmächtigt. Vom gleichen Mann heißt es:
Apg. 6, 8: »Stephanus aber, voll Glaubens und Kräfte, tat Wunder und große Zeichen.«
Es geht natürlich nicht darum, daß wir durch große Taten und Wunder glänzen. Der verborgene Dienst ohne Anerkennung, um Jesu willen getan, steht vor Gott in gleicher Größenordnung.
Ein Amt, das wir alle haben können, soll in Form eines Beispiels angedeutet werden. Als Louis Harms gestorben war, stellten die, die ihn in den Sarg betteten, fest, daß seine Knie wie Leder waren. Lederknie ‑ woher kamen sie? Louis Harms verbrachte jeden Morgen Stunden im Gebet. Darum gebrauchte ihn der Herr zur Gründung der Hermannsburger Mission und zur Rettung vieler Menschen. Die Gläubigen mit den Lederknien sind die besten Amtsträger im Reiche Gottes, denn die Fürbitte ist die beste Diakonie, die es gibt.

17. Ermahnung (paraklesis) Römer 12, 8
Das griechische Wort für Ermahnung = paraklesis, hat einen größeren Aktionsradius als das deutsche Wort. Parakaleo heißt herbeirufen, zu Hilfe rufen, ermahnen, ermuntern, trösten, bestärken. Das Substantiv paraklesis heißt also in der zweiten Bedeutung Ermahnung, Trost, Zuspruch, Seelsorge. Wir haben in der Bibel wunderbare Partien der Ermahnung. Denken wir etwa an den Abschied des Apostels Paulus von den Ältesten der Gemeinde von Ephesus.
Apg. 20, 28: »So habt nun acht auf euch selbst und auf die ganze Herde, unter welche euch der Heilige Geist gesetzt hat zu Bischöfen, zu weiden die Gemeinde Gottes, welche er durch sein eigen Blut erworben hat.«
Der Apostel Paulus war ein Meister des Ermahnens. Denken wir einmal an seinen Brief an Philemon. Einer meiner verehrten Lehrer, Prof. Dr. Martin Schlunk, sagte uns in der Bibelkunde: »Der Philemonbrief ist ein Kabinettstück der Ermahnung und Seelsorge.«
Das Ermahnen kann aus der Gesetzlichkeit kommen oder aus einem Herzen voller Liebe und Verstehens. Beides habe ich erlebt.
Es gibt alte Brüder und Schwestern, die so von einer tyrannischen, pharisäischen Gesetzlichkeit sind, daß sie ihrer Umwelt das Leben schwermachen. Manche Frauen sind unter der frommen Tyrannei ihres Ehegatten seelisch zerbrochen. Ich habe solche Beichten erlebt.
Ich weiß selbst ein Lied davon zu singen, was gesetzliche Brüder im Reich Gottes anrichten. Auch große Männer sind nicht davon frei geblieben. Denken wir einmal an Johannes Calvin, unter dessen Einfluß der Arzt Dr. Michael Servet auf dem Scheiterhaufen endete, weil er nicht an die Trinität glauben konnte.
Natürlich verabscheuen wir eine solche unbiblische Gesetzlichkeit. Das ist Praxis des Alten Testamentes. Wir können nicht Menschen umbringen, weil sie nicht glauben können. Darin sind wir uns wohl alle einig.
Wie denken wir aber, wenn diese calvinistische Gesetzlichkeit in den USA und in Kanada wieder um sich greift? Ich könnte selbst Beispiele von großen Männern Gottes bringen, will sie aber nicht bloßstellen.
Ohne Namens‑ und Ortsangabe gebe ich einen kurzen Bericht. Es war im Herbst 1974 in Kanada. Mit meinem Freund Gottfried Amend war ich zu Vorträgen unterwegs. An einer Bibelschule erzählte der Direktor folgendes Beispiel: Ein junger Mann meldete sich bei der Bibelschule. Bei der Vorstellung hörte der Direktor, daß er v o r s e i n e r Bekehrung geschieden worden war. Daraufhin wurde seine Aufnahme abgelehnt. Das ist Gesetz und kein Evangelium.
Ein anderes Beispiel erzählte Jack Wyrtzen meinem Freund. Wyrtzen erklärte, daß er einen frommen Freund habe, der die Meinung vertritt, daß ein Ehepartner nach dem Tode des Gatten nicht mehr heiraten solle. ‑ Das ist wiederum gesetzlich und unbiblisch dazu.
Es gibt auch ein Ermahnen aus der Liebe heraus. Das Gesetz schlägt und verwundet den Menschen. Das Evangelium tröstet, verbindet Wunden, heilt. In der Zeit, da ich in schwersten Kämpfen und Anfechtungen stand, habe ich wundervolle Briefe erhalten, die mich in meiner Verzweiflung stärkten. Ich danke an dieser Stelle all diesen unbekannten und bekannten Briefschreibern, vor allem Dr. Gerhard Bergmann.
Zu den griechischen Wörtern parakaleo, paraklesis gehört auch das Substantiv parakletos. Und das ist die Bezeichnung, die Jesus in den Abschiedsreden vom Heiligen Geist gebraucht. Wir finden das in Johannes 14 ‑15.
Joh. 14, 16: »… und ich will den Vater bitten, und er soll euch einen anderen Tröster geben, daß er bei euch bleibe ewiglich.«
Joh.. 15, 26: »Wenn der Tröster kommen wird, der wird zeugen von mir.«
Bei all dem wunderbaren Trost, den mir gläubige Menschen vermittelt haben, bleibt doch eine Wahrheit unangetastet bestehen: Nichts und niemand ist mit dem zu vergleichen, was der Heilige Geist für uns tut.
Phil. 1, 19: Der Heilige Geist gibt uns die »Handreichung«, die wir brauchen.
Joh. 6, 63: Der Heilige Geist macht uns das Wort lebendig.
Joh. 16, 14: Der Heilige Geist verklärt uns jesus.
Röm. 8, 26: Der Heilige Geist vertritt uns vor Gottes Thron mit unaussprechlichem Seufzen.
Joh. 14‑16: Der Heilige Geist gibt uns den Zuspruch, die Hilfestellung, die Seelsorge, die wir nötig haben.
Wer den Heiligen Geist als Mahner und Tröster hat, wird geschickt, an anderen das gleiche zu üben.

18. Die Gebefreudigkeit (metadidomi) Röm. 12, 8
Luther übersetzt Röm. 12, 8 auf folgende Weise: »Gibt jemand, so gebe er einfältig.« Das Wort einfältig ist uns kaum noch verständlich. Luther meint, der gebe ohne Reflexion, ohne Selbstbespiegelung, in Redlichkeit. So dürfen wir den griechischen Ausdruck metadidomi en aploteti verstehen.
Man mag darüber erstaunt sein, daß die Gebefreudigkeit eine Geistesgabe sein soll. Wir müssen aber den Textzusammenhang stehen lassen. Die Opferfreudigkeit steht in Römer 12, 6‑9 mitten unter den Geistesgaben. Darum lassen wir es auch so stehen.
Geiz und Gebefreudigkeit habe ich in 40jährigem evangelistischen Dienst in allen Variationen erlebt.
Ich hatte in einer australischen Gemeinde einige Dienste. Das Sonntagsopfer wurde als Beitrag für meine Reisekosten angekündigt. Meine Flugkarte hatte DM 7200,‑ betragen. Die anwesenden Deutschen gaben ein gutes Opfer. Leider habe ich nie einen Cent davon gesehen. Als ich 4 Monate später den Pastor anschrieb, antwortete er mir: »Der Treasurer (Kirchenrechner) hat das Geld gestohlen.«
In Kanada bekam ich einmal für 16 Vorträge 25 Dollar, und meine Flugkarte hatte 900 Dollar betragen. Wenn ich um der Opfer willen auf anderen Kontinenten evangelisiert hätte, wäre ich daheim geblieben.
Das ist die eine Kehrseite. Zum Glück hat der Herr auch andere Jünger. Ich denke an den Farmer John Ballantyne in England. Da er dieses Buch nicht zu lesen bekommt, darf ich ihn ruhig nennen. Eines Tages schrieb er mir, er hätte alle meine englischen Bücher. Er sei dadurch sehr gesegnet worden und wolle nun von dem Segen weitergeben. Er sandte mir für meine Schriftenmission 2mal je DM 600.‑.
Nie Mangel gehabt! Das war das Bekenntnis der Jünger. Das ist auch mein Bekenntnis. Leben und volle Genüge hat der Herr versprochen ‑ und gehalten (Joh. 10, 11). Ich könnte ein dickes Buch über die Versorgung Gottes schreiben. Es gibt aber Menschen, die so etwas mißverstehen. Bei jedem neuen Buch haben sich auch Kritiker gemeldet. Man braucht Ja Demütigungen, sonst würden die Bäume in den Himmel wachsen.
Ich habe nun von passiven Erlebnissen berichtet.
Das gleiche könnte ich auch auf der aktiven Seite berichten. Da ist die Gefahr der Mißverständnisse noch größer. Gesetzliche Gläubige kritisieren Ja gern.
In Sprüche 11, 24 haben wir das treffliche Wort:
»Einer teilt aus und hat immer mehr; ein anderer kargt, da er nicht soll, und wird doch ärmer.«
Viele Gläubige haben auch nicht den Segen von Maleachi 3, 10 kennengelernt:
»Bringet den Zehnten ganz in mein Kornhaus, auf daß in meinem Hause Speise sei. Und prüfet mich hierin, ob ich nicht des Himmels Fenster auftun werde und Segen herabschütten die Fülle.«
Paulus drückt es mit seinen Worten so aus:
2. Kor. 9, 6: »Wer kärglich sät, wird kärglich ernten; wer da sät im Segen, wird im Segen ernten.«
Es ist die Erfahrung aller Gläubigen, die der Herr vom Geiz befreien konnte: je mehr man dem Herrn anvertraut, desto mehr öffnet er seine Hände gegen uns.
Zur Abrundung dieses kleinen Kapitels ein Beispiel, das ich im Sommer 1974 erlebte. Ein junger Mann, der seinen Namen verschwieg, teilte mir mit, er hätte mein Buch über Indonesien gelesen. Das hätte ihn veranlaßt, mir für die Missionsarbeit 3000 Franken zu senden. Die zweite Frucht des Buches sei, daß er sich nunmehr an einer Schweizer Bibelschule anmelde. Inzwischen sandte er weitere 2000 sfr. für die Bibelmission.

19. Die Barmherzigkeit (eleeo u. eleos Röm. 12, 8
Bei der Beleuchtung der Geistesgaben könnte ein Mißverständnis aufkommen. Von jedem Christen wird Glaube, Liebe, Hilfsbereitschaft, Gebefreudigkeit, Barmherzigkeit erwartet. Es gibt keine Nachfolge Jesu ohne diese Eigenschaften. Es kann aber zu den allgemeinen christlichen Merkmalen noch eine spezielle Geistesgabe hinzutreten.
Wenn hier von der Barmherzigkeit gesprochen wird, so ist damit das Verhältnis Mensch zu Mensch gemeint. Das Üben der Barmherzigkeit hat sein Vorbild und seine Ursache in der Barmherzigkeit, die Gott an uns übt.
Ps. 103, 8: »Barmherzig und gnädig ist der Herr.«
Lk. 1, 50: »Seine Barmherzigkeit währet für und für. «
Eph. 2, 4: »Gott, der da reich ist an Barmherzigkeit.«

Weil Gott an uns Sündern Barmherzigkeit geübt hat, erwartet er von uns ebenfalls eine barmherzige Gesinnung.
Mt. 9, 13: »Ich habe Wohlgefallen an der Barmherzigkeit und nicht am Opfer.«
Jak. 2, 13: »Es wird ein unbarmherziges Gericht über den ergehen, der nicht Barmherzigkeit geübt hat.«
Mitleid kann man heute noch allgemein unter den Gläubigen finden. Die Barmherzigkeit ist selten geworden.
Es hat jemand das Gleichnis vom barmherzigen Samariter umgedeutet. (Luk. 10). Damals gingen der Priester und der Levit an dem Unglücklichen achtlos vorbei. Heute ist es anders. Der Priester und Levit nehmen einen Prügel und schlagen den Unglücklichen vollends tot.
Um der Wahrhaftigkeit willen muß ich bekennen, daß ich mehr Unbarmherzigkeit unter alten Gläubigen gefunden habe als in der Landeskirche. Manche Gläubige halten die pharisäische Gesetzlichkeit und Unbarmherzigkeit für eine höhere Stufe der Heiligung. Das wäre schnell bewiesen, wenn ich einmal die Briefe veröffentlichen würde, die ich von manchen Gläubigen erhielt.
Um so mehr ist mir ein kostbares Geschenk, daß ich unter Gläubigen solchen begegnet bin, die wirklich eine Geistesgabe der Barmherzigkeit besitzen und sie ausüben. Wie gern würde ich solche Beweise einer barmherzigen Gesinnung in die Öffentlichkeit tragen. Das gäbe ein Buch für sich.

20. Der Evangelist (euangelisthes) Eph. 4, 11
Nach den Stellen 1. Kor. 12 und Römer 12 haben wir jetzt Eph. 4, 11 zu untersuchen. Hier werden die Dienste der Evangelisten und Hirten genannt. Wenden wir uns zunächst der Aufgabe des Evangelisten zu.

Als kleine Einleitung dazu das Erlebnis eines Freundes. In seinem Urlaub war dieser Freund in Schleswig‑Holstein unterwegs. Am Sonntagmorgen hörte er die Glocken, die ihn zum Gottesdienst einluden. Er betrat eine lutherische Kirche. Der lutherische Pfarrer begrüßte ihn als den einzigen Besucher. Die Pfarrfrau war noch als Organistin erschienen. Nach einem kurzen Gespräch, daß es keinen Sinn habe, unter diesen Umständen Gottesdienst abzuhalten, lud der Pastor meinen Freund zu einer Tasse Kaffee und einem Schachspiel ins Pfarrhaus ein.
Einige Jahre später hörte ich, daß einige Pastoren in Schleswig‑Holstein ihre Kirchenleitung gebeten haben, die regulären Gottesdienste zu beenden und Schleswig‑Holstein zum Missionsgebiet zu erklären. Natürlich ging dieser Vorschlag nicht durch.

Ein ähnliches Erlebnis hatte ich selbst einmal. Ein ungläubiger Pfarrer lud mich bei einem besonderen Anlaß ein, die Sonntagspredigt zu übernehmen.
Zum Gottesdienst erschien der Organist und ein altes Ehepaar. Der Pfarrer selbst war auch nicht da. Mir kam hinterher der Gedanke, ob man mir einen Streich spielen wollte. Wie ich erfahren habe, wußten die gläubigen Kreise nichts von meinem Kommen, sonst hätte ich wenigstens die Gläubigen unter der Kanzel gehabt. Angesichts der »Ausblutung dieser Kirche« hielt ich keine Liturgie. Es wurde auch nicht gesungen. Ich stellte mich in die Bankreihe vor das alte Ehepaar und gab den beiden eine biblische Botschaft. Ich habe in meinem vierzigjährigen Dienst nur einmal eine solche Erfahrung gemacht. Wie ich hörte, hat dieser Pfarrer jetzt entweder vom Staat oder von der Kirche eine Auszeichnung erhalten. So war es in einem Kirchenblatt zu lesen. Viele Kirchen sind heute soweit, daß sie keinen Pastor, sondern einen Missionar oder Evangelisten gebrauchen könnten. Packen wir einmal das weite Problem der Evangelisation an. Die Evangelisation ist ja nicht nur der Dienst des Evangelisten allein, sondern auch aller entschiedenen Christen.
Das Neue Testament kennt zur Evangelisation drei Begriffe: euangelion (Evangelium, Mark. 1, 1), euangelizesthai (evangelisieren, Matth. 11, 5), euangelisthes (Evangelist, Eph. 4, 11).

a. Der Begriff Evangelium kommt ursprünglich aus der Kriegssprache und bedeutet Siegesnachricht. Im neutestamentlichen Sprachgebrauch zeigt sich der Bedeutungswandel in Frohbotschaft. Das Kittelsche Wörterbuch sagt: »Will man den Inhalt des Evangeliums mit einem Wort zusammenfassen, so lautet er Jesus Christus.«

b. Evangelisieren heißt demnach nichts anderes, als Jesus Christus verkündigen. In einer Erklärung des anglikanischen erzbischöflichen Evangelisationskomitees heißt es: »Evangelisieren heißt, in der Macht des Heiligen Geistes den Menschen Jesus Christus zu vergegenwärtigen, daß sie an Gott glauben, jesus als ihren Heiland annehmen und ihm als ihrem König in seiner Gemeinde dienen.« Eine treffende Definition bringt auch das Kittelsche Wörterbuch: »Evangelisieren heißt nicht nur reden und predigen, sondern ein Verkünden in Vollmacht und Kraft. Zeichen und Wunder begleiten die Evangeliumsbotschaft. Sie gehören zusammen; denn das Wort ist wirkungskräftig. Die Verkündigung der Gnadenzeit, der Gottesherrschaft, schafft einen in jeder Hinsicht gesunden Zustand. Darum werden körperliche Gebrechen geheilt, wie das Verhältnis des Menschen zu Gott geordnet wird.«

Beachtet muß werden, daß das Tätigkeitswort evangelisieren im Neuen Testament in der medialen, halbpassiven Form steht. Der Evangelisierend handelt nicht in eigener Vollmacht kraft seiner volkstümlichen Beredsamkeit. Routine und Technik der Rede erreichen zwar eine seelische Ankurbelung aber keine Wiedergeburt des Menschen. Wir können Christus und dem Heiligen Geist nicht nachhelfen. Das Wort Gottes und der Heilige Geist sind die Handelnden. Der Evangelist ist nur der ergriffene Träger der Frohbotschaft, das Werkzeug Gottes.

c. Der Begriff Evangelist kommt im Neuen Testament nur dreimal vor: Apg. 21, 8, Eph. 4, 11 und 2. Tim. 4, 5. Es ist schwer, den Dienst des Evangelisten im Neuen Testament gegen den anderer Verkündiger abzugrenzen. Der Bonner Theologe Christlieb sieht im Evangelistenamt eine Ergänzung des Apostelamtes. Als Voraussetzung ihres Dienstes nennt er Heilserfahrung und Bewährung in der Nachfolge Jesu. Als spezifische Gabe verlangt er die volkstümliche, weckende, geistesmächtige, biblische Rede und ein Herz für die geistliche Not des Volkes. In drei Stichworten gesagt, erwarten wir vom Evangelisten eine persönliche Lebensgemeinschaft mit Christus, eine ungebrochene Stellung zum Wort Gottes in klar biblisch‑theologischer Ausrichtung und die Gabe erwecklicher Verkündigung.

d. Ziel der Evangelisation ist der Bau der Gemeinde Jesu Christi in der Besonderheit, daß auch Fernstehende erreicht werden. Es geht darum, Menschen für Jesus zu gewinnen und sie als Bausteine der Schar der Herausgerufenen (Ekklesia) einzufügen..
Obwohl jeder Christ zum Bekenntnis Jesu Christi aufgerufen ist, bedeutet die evangelistische Befähigung eine ausgesprochene Gabe des Heiligen Geistes. Diese Gabe darf aber nicht für fremde Zwecke, für Sonderlehren und Steckenpferde mißbraucht werden.
Ein kleines Beispiel dazu. Vor Jahren erhielt ich eine Einladung zu einer Vortragswoche in einer großen Kirche. Der betreffende Pfarrer schrieb mir, er wolle ein Gemeindehaus bauen und brauche dazu die Kollekte der Vortragswoche. Für diesen Pfarrer war also die geplante Evangelisation nur ein Kollektenproblem.

21. Hirten (poimen) Eph. 4, 11

Mein Freund Gottlieb Weiland konnte manchmal sagen: »Es gibt Hirten, die sind mehr an der Wolle als am Wohl der Schafe interessiert.« . . .

Der Apostel Petrus wußte von dieser Gefahr der Abhängigkeit, darum schreibt er in 1. Petr. 5, 2: »Weidet die Herde Christi, die euch befohlen ist, und sehet wohl zu, nicht gezwungen, sondern willig, nicht um schändlichen Gewinns willen, sondern von Herzensgrund.«
Welche Aufgaben hat ein Hirte? Von der beruflichen Seite her gesehen sind es drei Pflichten: Führung, Fürsorge, Schutz.

F ü h r u n g. Der Hirte geht vor seinen Schafen her und treibt sie nicht vor sich her. Er ist immer der Mann an der Spitze.
Auf die geistlichen Funktionen der Reichgottesarbeit übertragen, kann das viele Bedeutungen haben. Der geistliche Hirte soll das große Vorbild seiner Herde sein, im Gebetsleben, in der Opferfreudigkeit, im Schriftstudium, in der Liebe, in der Selbstverleugnung und in vielen anderen Dingen. Wie oft werden aber die geistlichen Hirten von denen in den Schatten gestellt, die ihm anvertraut sind. Das ist Grund zur Selbstbesinnung und Buße.

F ü r s o r g e. Der Hirte hat die Aufgabe, die richtigen Weideplätze für seine Herde zu finden. In der Zeit des Alten Testamentes gab es schon viele Streitigkeiten unter den Hirten. Heute ist die Situation anders. In Europa sind die Weideplätze sehr rar. Es gibt nur noch wenig Herden, und die haben schon Not, zu Weideplätzen zugelassen zu werden.
Auf das geistliche Hirtenamt übertragen, kann das z. B. heißen, daß der Pastor dafür zu sorgen hat, daß seine Gemeinde biblische Kost und keine Irrlehren vorgesetzt bekommt. Auch die geistlichen Weideplätze sind rar geworden. Was man manchmal von den Kanzeln herunter vorgesetzt bekommt, schreit oft zum Himmel. Ich könnte viele Beispiele berichten. Ein markantes Beispiel darf wiedergegeben werden.
Vor Jahren lernte ich Pastor H. H. Harms von der Michaeliskirche in Hamburg kennen. Ich hatte dort eine Vortragsreihe. Als ich nach der Predigt in die Sakristei kam, dankte der Pastor für die Botschaft. Ich war nicht wenig erstaunt darüber, denn ich hatte eine harte Sprache gesprochen. Pastor Harms wurde später Bischof von Oldenburg. Nach einer Visitation sagte er dem Pastor, dessen Arbeit und Predigten er inspiziert hatte, den inhaltsschweren Satz: »Herr Pastor, Sie haben Ihrer Gemeinde das Evangelium vorenthalten.« Wie ist mir dieser Bischof so lieb geworden, daß er einen so klaren Standpunkt gegen die moderne Theologie einnimmt.
Ein Pastor kann seine Herde, seine Gemeinde auf biblische Weideplätze führen, aber auch in die Wüste, Dürre und Irre.

S c h u t z. Man kann nicht über das Hirtenamt sprechen, ohne des Hirten aller Hirten zu gedenken:
Jesus Christus, der Sohn des lebendigen Gottes. Man kommt auch bei diesem Thema nicht an dem großen Hirtenlied vorbei, Psalm 23:
Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.
Er weidet mich auf einer grünen Aue und führet mich zum frischen Wasser.
Er erquicket meine Seele, er führet mich auf rechter Straße um seines Namens willen.
Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich.
Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde, du salbest mein Haupt mit Öl und schenkest mir voll ein.
Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang, und ich werde bleiben im Hause des Herrn immerdar.
Bei diesem Psalm fällt der Satz auf: »Dein Stecken und Stab trösten mich.« Was soll das bedeuten?
Dieses Bild stammt aus der Zeit, als es im Morgenland noch reißende Tiere gab, die in die Herde einbrachen, Schafe zerrissen und töteten. Zur Abwehr hatte der Hirte einen kräftigen Stecken mit einer Kerbe am Ende. Alle Hirtenjungen übten sich von Jugend auf, in solche Kerben Steine zu stecken, damit zu schleudern und ihr Ziel genau zu treffen. Der Hirtenstab war also für die Schafe beruhigend. Er bedeutete: Der Hirte ist da und beschützt uns.
Im geistlichen Hirtenamt braucht man auch Schutz gegen reißende Wölfe, die in die Herde einbrechen. Jesus warnt vor den reißenden Wölfen in Mt. 7, 15: »Sehet euch vor vor den falschen Propheten, die in Schafskleidern zu euch kommen, inwendig aber sind sie reißende Wölfe.«
Es gibt heute in der modernen Theologie wie in den extremen Bewegungen viele Wölfe in Schafskleidern, die die Gemeinden mit ihren Sonderlehren verwirren. Darum hat der Herr ein Wächteramt geschaffen, um seine Gemeinde zu schützen. In Hesekiel 3, 17 heißt es: »Du Menschenkind, ich habe dich zum Wächter gesetzt über das Haus Israel; du sollst aus meinem Munde das Wort hören und sie von meinetwegen warnen.«
Echte Hirten sind Führer, Fürsorger und Beschützer.

22. Haushalter (oikonomos) 1. Petr. 4, 10

In dem Petrustext steht im griechischen Original der Ausdruck oikonomos poikiles charitos theou – Haushalter der mannigfaltigen, der vielseitigen Gnade Gottes.
Es wäre eine lohnende Aufgabe, eine Theologie der Gnade zu schreiben, eine ausführliche Darstellung der verschiedenen Gnadenerweisungen Gottes. In der scholastischen Theologie hat man mehr über die Gnade nachgedacht als heutzutage. Ich erinnere mich noch gut an eine Vorlesung von Prof. Rückert an der Universität Tübingen über die scholastische Gnadenlehre. Der späteren reformatorischen Lehre am nächsten kam die gratia gratis data ‑ die Gnade, die umsonst gegeben wird.
Wir haben einen Gott, der seine Kinder überschüttet und sie zu Verwaltern, Haushaltern seines Reichtums einsetzt.
Schon zweimal war ich im Tower in London und besah mir die Kronschätze des englischen Königshauses. Diese Kronjuwelen sind alle unter Glas. Niemand kann sie berühren. Es sind starke, wirkungsvolle Sicherheitsvorkehrungen getroffen. Dazu stehen Wächter in der Nähe, die einen Blick auf die Besucher haben. Man kann sich diese Schätze nur betrachten.
Bei unserem Gott geht es anders zu. Er legt uns diese Schätze in die Hände. Wir dürfen sie in Anspruch nehmen. Welche Schätze sind es?
Jer. 31, 14: Gaben die Fülle
Ps. 16, 11: Freude die Fülle
Mal. 3, 10: Segen die Fülle
Joh. 1, 16: Gnade die Fülle
Röm. 6, 23: Die Gabe Gottes das ewige Leben
Joh. 17,14: Die Gabe seines Wortes
Joh. 17, 22: Die Gabe seiner Herrlichkeit
2. Petr. 1, 4: Die Gabe der allergrößten Verheißungen
So ließe sich die Reihe lange fortsetzen. Die Frage ist nur, was wir damit anfangen. Der Herr teilt seinen Reichtum aus, er vertraut uns die »Pfunde« an, mit denen wir haushalten sollen. Wir sind als seine Verwalter eingesetzt. Wollen wir das Pfund vergraben, wie es der ungetreue Knecht in Luk. 19, 11 f, getan hat? Oder arbeiten wir mit dem, was der Herr uns anvertraut hat?
Wir sind einmal dafür verantwortlich, was wir mit unserer Zeit, unserer Kraft, unserem Geld und Gut angefangen haben. Wir haben Rechenschaft zu geben, wie wir mit dem Wort Gottes, mit den Verheißungen der Bibel umgegangen sind.
Wenn uns das klargeworden ist, dann haben wir unser Leben neu dem Herrn hinzugeben mit allem, was er uns anvertraut hat.
Ich erinnere mich an eine Frau, die sehr ärmlich gekleidet war und auch sehr dürftig lebte. Ich war zweimal in ihrem Haus. Als sie gestorben war, und das Testament eröffnet wurde, staunten die Erben. Sie hatte über 1 Million Franken auf dem Konto. Was hätte sie damit nicht alles zu Lebzeiten tun können. Sie hätte auf eigene Kosten zwei Missionare auf dem Missionsfeld unterhalten können. So aber hat der Vater Staat zuerst einmal einen großen Teil als Erbschaftssteuer kassiert. Diese Frau kann in der Ewigkeit nicht mehr gutmachen, was sie zu Lebzeiten mit ihrem vielen Geld versäumt hat.
Nun dürfen wir aber nicht auf diese Frau herabblicken. Gehen wir mit dem Wort Gottes und seinen Verheißungen nicht ähnlich verantwortungslos um?
Sind wir treue Haushalter oder ungetreue Knechte? Treue Verwaltung des vom Herrn anvertrauten Gutes wird von jedem Christen erwartet und verlangt. Darüber hinaus gibt es eine Fähigkeit und Gabe der Haushalterschaft, die vom Heiligen Geist stammt.
Nehmen wir als Beispiel das Gebetsleben. jeder Christ muß Gebetszeiten und ein Gebetsleben haben, sonst ist er kein Christ. Es gibt aber Kinder Gottes, die einen ausgesprochenen Priesterdienst in der Fürbitte und Anbetung üben. Ich erinnere etwa an Mutter Knies, der Mutter vom Evangeliumssänger Franz Knies, die viele Stunden des Tages, manchmal bis zu sieben oder acht Stunden, dem Gebet widmete. Das läßt sich nicht kopieren. Da liegt ein Stück Berufung und eine ganz große Gnade und Geistesgabe vor. Das war treue Haushalterschaft im Ausnützen der biblischen Möglichkeiten. jeder Tag war für sie »ein Tag der offenen Tür«. Offb. 3, 8: »Siehe, ich habe vor dir gegeben eine offene Tür, und niemand kann sie zuschließen.«

23. Sprechweise und Redegabe (lalein os logia Theou) 1. Petr. 4,11

Vor einigen Jahren war ich zu einem kurzen Besuch auf Madeira. Mich interessierte die Arbeit der Fischer, wenn sie am Morgen vom Fang heimkamen. Am liebsten beschaute ich mir die Fischsorten der Hochseekutter. Fische waren dabei, die ich vorher noch nirgends gesehen hatte, fast 1 Meter lang, schwarz mit einigen weißen Streifen. Ich fragte nach dem Namen und der Fundstelle. Den Namen im portugiesischen Fischerjargon konnte ich nicht verstehen. Um so mehr fesselte mich der Fundort. Sie holen diese Fische mit einer Stahlseilwinde und speziellen Vorrichtungen aus 2000 m Tiefe herauf. Der Fang lohnt sich. Das Fleisch ist sehr schmackhaft. Ich hatte zwar gewußt, daß Prof. Piccard, der Tiefseeforscher, rund 10 000 in tief in den Philippinograben hinabtauchte. Daß aber Fische aus 2000 m Tiefe heraufgeholt werden, war mir fremd.
Zu diesem Fischererlebnis auf Madeira kam mir ein anderes Bild. Wenn es nur ein Bild wäre, ginge es noch. Nein, es ist grausame Wirklichkeit.
Es gibt gläubige Hochseefischer, die ein satanisches Werk verrichten. Oder tun sie es ihrer Meinung nach im Auftrag Gottes? Was ist damit gemeint?

In Micha 7. 18‑19, heißt es: »Wo ist solch ein Gott wie du bist, der Sünde vergibt, und erläßt die Missetat den übrigen seines Erbteils, der seinen Zorn nicht ewiglich behält; denn er ist barmherzig. Er wird sich unser wieder erbarmen, unsere Missetat dämpfen und unsere Sünden in die T i e f e n des Meeres werfen.«
Was geschieht nun mit den Sünden, die durch Gottes Barmherzigkeit in die Tiefen des Meeres versenkt worden sind?
Nun, es gibt fromme Tiefseefischer, die holen sie wieder herauf und bringen diese sensationellen Fische auf den Markt, wo sie jeder sehen, kaufen und mitnehmen kann.
Wieviel Herzeleid richten diese frommen Tiefseefischer jenseits und diesseits des Atlantischen Ozeans an. Sie meinen, sie tun Gott einen Dienst damit, wenn sie fischen gehen, dann ihre Waren anbieten und damit die Arbeit eines anderen Boten Jesu zugrunderichten.
Vor einigen Jahren war ich im Hotel Bellevue in Hohfluh‑Hasliberg zur Erholung. Unter den vielen Ansichtskarten und biblischen Spruchkarten war auch eine Karte von Corrie ten Boom ausgelegt. Auf dieser Karte sieht man ein weites Meer. Ein Kreuz steht darüber mit der Inschrift Micha 7, 18‑19. Darunter steht ein Schild: Fischen verboten.

Eine originelle Karte, so echt Corrie. Sie hat damit recht. Nur beachten viele fromme Tiefseefischer dieses Schild nicht.
Wir steuern der Zeit zu, von der Johannes (16, 2) schreibt: »Sie werden euch in den Bann tun. Es kommt aber die Zeit, daß, wer euch tötet, wird meinen, er tue Gott einen Dienst daran.«
Dieses Buch über die Geistesgaben ist nicht für Weltleute, sondern für die Gläubigen geschrieben. Darum geht es auch hier um die Zungensünden der Frommen und nicht der Ungläubigen.
Der Redestil der Gläubigen steht zwischen Jak. 3, 8 und 1. Petr. 4, 11: »Die Zunge, das unruhige Übel, voll tödlichen Giftes.« – »Wer redet, der rede, als sei es Gottes Wort.«
Wer mag dabei bestehen? Jesus sagte seinen Jüngern Mt. 12, 36:
»Die Menschen müssen Rechenschaft geben am jüngsten Gericht von einem jeglichen unnützen Wort, das sie geredet haben.«
Schon der Prophet Jesaja kennt dieses Problem. Er rief aus: Jes. 6, 5 ‑ »Weh mir, ich vergehe; denn ich bin unreiner Lippen und wohne unter einem Volk mit unreinen Lippen.«
Wie tröstlich und hoffnungsvoll sind aber die folgenden Verse aus Jes. 6, 6‑7:
»Da flog der Seraphim einer zu mir und hatte eine glühende Kohle in der Hand, die er mit der Zange vom Altar nahm und rührte meinen Mund an und sprach: >Siehe, hiermit sind deine Lippen gerührt, daß deine Missetat von dir genommen werde und deine Sünde versöhnt sei.«
Brauchen wir nicht alle die Entsündigung unserer Lippen? Ich brauche sie.
Was bisher unter Geistesgabe 23 gesagt wurde, bezieht sich weniger auf eine Redegabe, sondern auf unsere Sprechweise: reden, als sei es Gottes Wort. Das heißt, es handelt sich um die Disziplin unseres Redens, um die Zucht des Heiligen Geistes. Es ist ein Sprechen unter der Kontrolle und Leitung des Heiligen Geistes. Das ist ein passiver Vorgang. Wir sind die vom Heiligen Geist Beherrschten.
Die Redegabe hat natürlich auch eine aktive Seite: die Verkündigung des Evangeliums in Vollmacht. Es ist schon gesagt worden, daß es sich hier nicht um die Rhetorik handelt, die aus einer natürlichen Begabung kommt, sondern um »das Kraft‑Anziehen aus der Höhe«.
Wir haben dafür gute Beispiele in der Bibel. Denken wir an das gewaltige Reden Elias auf dem Karmel 1. Kön. 18, 38, das durch das Feuer Gottes beantwortet wurde.
Erinnern wir uns der Bergpredigt Jesu. An ihrem Schluß Mt. 7, 29 erklärten die Zuhörer: »Er predigte als einer, der Vollmacht hatte.« So heißt es im griechischen Text.
Blicken wir auf das Ende des ersten Märtyrers Stephanus. Lukas berichtet in Apg. 7, 54: »Da sie solches hörten, ging’s ihnen durchs Herz, und sie bissen die Zähne zusammen über ihn. «
Es gibt in der Bibel, in der Kirchen‑ und Missionsgeschichte viele bevollmächtigte Zeugen Jesu. Otto Siegfried von Bibra hat darum seinem bekannten Buch den Titel gegeben »Die Bevollmächtigten des Christus«.
Auch die scharfsinnigste und witzigste Rhetorik ist ohne den Heiligen Geist nur Wortgeklingel, unter dem kein geistliches Leben entsteht.

24. Die Gewißheit (pepeismai) Röm. 8, 38, (elegchos) Heb. 11, 1
Der Apostel Paulus bekennt in Römer 8, 38:
»Ich bin gewiß, daß weder Tod noch Leben, weder Engel noch Fürstentümer, noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes, noch keine andere Kreatur mag uns scheiden von der Liebe Gottes, die in Christo Jesu ist, unserm Herrn.«
Diese Gewißheit ist keine fleischliche Sicherheit, gründend auf unseren moralischen und religiösen Qualitäten. Erinnern wir uns an Mt. 7, 22, wo Menschen auftreten und dem ewigen Richter ihre frommen Leistungen vorhalten, mit denen sie sich einen Eingang in Gottes Reich verschaffen wollen. Es heißt dort:
»Es werden viele zu mir sagen an jenem Tage: >Herr, Herr, haben wir nicht in deinem Namen Teufel ausgetrieben? Haben wir nicht in deinem Namen viele Taten getan?< Dann werde ich ihnen bekennen: >Ich habe euch noch nie erkannt, weichet alle von mir, ihr Übeltäter!«
Man kann also nach diesem Wort weissagen (prophetisch reden), Teufel austreiben, große Taten tun, heilen, in Zungen reden und vieles mehr ‑ und wird von Jesus als Übeltäter hinausgeworfen.
Diese Gewißheit ist keine Wahnvorstellung eines paranoiden oder religiösen Neurotikers. Wie viele falsche Propheten und religiöse Supermenschen stiften heute Verwirrung und Unruhe in der Gemeinde Jesu. Sie folgen Irrlichtern ihrer eigenen verführten Phantasie und reißen andere mit in den Abgrund.
Diese Gewißheit hat ihren Grund in einer durch den Heiligen Geist gewirkten Wiedergeburt. Diese Gewißheit entsteht durch das testimonium spiritus sancti = das Zeugnis des Heiligen Geistes. Paulus schreibt davon in Römer 8, 16: »Gottes Geist gibt Zeugnis unserm Geist, daß wir Gottes Kinder sind.« Hier ist allein der Heilige Geist der Handelnde und nicht der wiedergeborene Christ.
Mehrmals in meinem Leben kam ich mit dem Werk von Georg Müller in Bristol in England in Berührung. Als 93jähriger legte dieser Gottesmann das Zeugnis ab: »Seit 73 Jahren, seitdem ich mit 20 Jahren Jesus als meinen Heiland gefunden habe, habe ich nie mehr die Gewißheit des Heils und der Gotteskindschaft verloren.«
Gotteskindschaft bedeutet nicht Sündlosigkeit. Wir bleiben sündig bis an unser Lebensende. Aber Kinder Gottes haben Vergebung ihrer Schuld und verlieren nicht das Geschenk, das ihnen der Heilige Geist versiegelt hat.
Das Gewißwerden wird im Hebräerbrief 11, 1 auch elegchos ou blepomenon genannt = ein Überführtwerden von Dingen, die man nicht sieht. Rational erfaßbar ist dieser Vorgang des Gewißwerdens nicht. Es ist ein Geheimnis, das sich nicht begreifen, sondern nur erleben läßt.
Wir beschließen die Liste der 24 Gaben. Es wird wiederholt, daß die Zählung nichts bedeutet. Andere Schriftausleger werden auf andere Ziffern kommen.
Vergessen wir nicht die Gaben aller Gaben: Jesus. Er ist nicht eine Gabe des Heiligen Geistes, sondern die Gabe Gottes. Mit Jesus hat uns der Vater das verlorene Paradies wieder aufgeschlossen. Mit Jesus hat er uns das ewige Leben, das ewige Heil geschenkt und gesichert. Dieser Jesus ist Grund und Ziel unserer ewigen Existenz. In der ewigen Herrlichkeit steht nur der Thron Gottes und der Thron des Lammes (Offb. 22, 1). Der Heilige Geist wird in der Vollendung keinen Thron haben. Der Heilige Geist hat die Aufgabe, den Sohn Gottes zu verherrlichen und zu verklären (Joh. 16, 14). Darum schließen wir uns hier dieser Verherrlichung Jesu an mit Offb. 4, 10‑11:
»Die 24 Ältesten fielen nieder vor dem, der auf dem Stuhl saß, und beteten an den, der da lebt von Ewigkeit zu Ewigkeit, und warfen ihre Kronen vor den Stuhl und sprachen:
>Herr, du bist würdig zu nehmen Preis und Ehre und Kraft; denn du hast alle Dinge geschaffen, und durch deinen Willen haben sie das Wesen und sind geschaffen.<«

‑ NICHT AN DEN FUNDAMENTEN RÜTTELN ‑

Die religiösen Strömungen der Gegenwart splittern sich auf in extrovertierte (nach außengerichtete) und introvertierte (nach innen gerichtete) Bewegungen.
Die nach außen gerichteten Strömungen sind lärmvolle Erscheinungen. Massenheilungen ‑ ekstatische Gruppen ‑ spektakuläre Versammlungen.
Tanzen ‑ Händeklatschen ‑ am Boden wälzen, alles Dinge, die ich nicht in Deutschland sah, sondern nur im Ausland. Es sind aber Erscheinungen, wie sie sich im Jahr 1908 und 1909 auch in Deutschland ereigneten.

Allen diesen Strömungen gegenüber ist zu sagen:
Unsere Kirche ist eine Kirche des Wortes und nicht der Ekstase.

Bleiben wir bei dem Fundament, das die Reformatoren neu entdeckt haben:

s o l a  s c r i p t u r a – die Heilige Schrift allein.

Nicht unsere Gefühle, nicht unsere Erfahrungen, so berechtigt sie manchmal sein können, sind die Basis für unser Glaubensleben, sondern die Heilige Schrift.
Die nach innen gerichteten Strömungen mit introvertierter Tendenz sind die Meditationsbewegungen, die in den letzten Jahren vor allem von Indern in der westlichen Welt propagiert werden. Deutschland ist weniger davon betroffen als die USA und Kanada.
Yogi führen in die verschiedenen Meditationsübungen Ostasiens ein. Maharishis lehren die sogenannte transzendentale Meditation. Bei diesen Übungen kann sich der Adept, der Meditationslehrling, einen Guru, einen Führer, erwählen. Häufig wird Buddha gewählt, aber auch andere religiöse Führer. Selbst Jesus kann als Guru dienen, was aber nicht heißt daß er als Sohn Gottes und Erlöser akzeptiert wird. Meditation ist eine stille Angelegenheit. Ihre Verführungskraft ist aber bei den Gebildeten intensiver als der ekstatische Lärm. Satan weiß und versteht es, jeden auf seine Art zu packen.

Diesen introvertierten Meditationsjüngern ist zu sagen:

s o l u s C h r i s t u s = Christus allein,

aber nicht als Guru, sondern als Erlöser und Heiland aller Menschen und unseren Herrn.
Zu den extrovertierten Richtungen gehören auch die sozialen Aktivisten. Geübte Nächstenliebe liegt im Rahmen der biblischen Forderung. Dieses heute von den Modernisten gepredigte soziale Engagement ist aber eine Ersatzreligion. Der Mensch baut sich aus vielen kleinen einzelnen Taten der Nächstenliebe ein Mosaik seiner Himmelstreppe. Diesem falsch verstandenen und unecht motivierten Sozialismus gegenüber ist zu sagen:

s o l a  g r a t i a – durch Gnade allein.

»Aus Gnade seid ihr errettet worden« (Eph. 2, 8), prägt Paulus den Ephesern ein. Rettung wird nicht sozial verdient, sondern von Gott geschenkt. Nach der Errettung kommt die praktische Nächstenliebe von selbst.
Die Mystiker müssen noch erwähnt werden. In New York stieß ich auf eine Gruppe, die mystische Neigungen pflegt. junge Menschen legen sich in einer katholischen Kirche vor dem Altar auf den Rücken. Sie breiten die Hände seitlich aus, um die Kreuzform nachzuahmen. Sie schließen die Augen und denken an den Gekreuzigten. Sie versuchen auf diese Weise, sich in das Kreuzesgeschehen einzufühlen. Sie sind damit ganz in der Nähe unserer klassischen Mystiker Eckehart, Suso, Tauler, die die unio mystica, die mystische Vereinigung mit Gott anstrebten. Diesen in religiösem Kultus, in andächtigem Zeremoniell gefangenen Menschen ist zu sagen:

s o l a f i d e = durch Glauben allein.

Nicht das andächtige Gefühl ist die Brücke zu Gott, sondern der Glaube, mit dem wir das Heilsangebot Gottes erfassen können.
Im Gnadenangebot Gottes, in der Heiligen Schrift, liegt alles, was wir zum Leben und zum Sterben brauchen. Christus ist uns von Gott gemacht zur Weisheit und zur Gerechtigkeit, zur Heiligung und zur Erlösung.« (1.Kor. 1, 30)
Der Heilige Geist vermittelt uns das, macht uns das gegenwartsnah und wirklich. Er ermöglicht die Heilsaneignung im Glauben.

info@horst-koch.de

Die Hervorhebungen und unwesentliche Kürzungen im Text sind von mir vorgenommen. Horst Koch, Herborn, im November 2006

 




Kwa Sizabantu Verführung

Kwa Sizabantu – Erweckung oder religiöser Aufbruch?

Eine Stellungnahme zur Mission Kwa Sizabantu aufgrund von Begegnungen und Informationen – Erkenntnisse und Konsequenzen.

Von Horst Koch Herborn, im März 2001

  • Neu eingestellt in 2020, weil der gegenwärtige misserable Zustand der Mission alle meine Warnungen von vor 20 Jahren bestätigt, und weil tausende Christen vor allem geistlich betrogen wurden. Und weil die schwarmgeistigen Verführungen heute überall auftreten und solche Spuren der Verwüstung nach sich ziehen. Die einfache Botschaft von Kreuz und Auferstehung ist heute vielen zu wenig, leider. Aber Gottes Wort hat diese Zeit warnend vorhergesehen. H. Koch, im Februar 2020 –
  • PS. Leider ist mir eine Kürzung des Textes nicht gelungen; vielleicht ist es auch gut so, weil es doch die Gesamtaussage evtl. schwächen würde.

OKKULTISMUS UND SCHWARMGEIST

Wir leben heute in einer nachchristlichen Zeit, sozusagen in der Übergangszeit zu einem neuen Zeitalter, in welchem dann laut der Heiligen Schrift Frieden und Gerechtigkeit herrschen werden. Jedoch soll vor dieser Friedenszeit eine ungeheure Verführung stattfinden, in der sich Millionen von Menschen, auch in dem sogenannten christlichen Abendland, dem Okkultismus öffnen und Zeichen und Wundern nachrennen werden. (2.Thess.2,8; Offb.13,11; Matth.24,24.)

Diese Warnungen der Heiligen Schrift erfüllen sich heute auf vielfache Weise. Dazu gehört auch das weltweite Überhandnehmen von allerlei schwarmgeistigen Bewegungen.

Diesem Thema der schwarmgeistigen Gefährdung der christlichen Gemeinde habe ich über Jahrzehnte meine besondere Aufmerksamkeit gewidmet. Im Herbst 1973 lernte ich in meiner Heimatstadt Herborn anläßlich einer Vortragsreihe über die Gefährlichkeit des Okkultismus Dr. theol. Kurt E. Koch persönlich kennen. Nachdem wir beide in den Fragen von Okkultismus und Schwarmgeist eine völlige Übereinstimmung feststellten, habe ich seit dieser Zeit für meine Aufklärungsarbeit vorzugsweise seine Literatur benutzt und jegliche Unterstützung durch seine Schriftenmission dankbar angenommen. Für mich war dabei von großer Bedeutung, daß hinter Kurt Koch eine klare persönliche Berufung des erhöhten Herrn zu diesem Aufklärungsdienst stand. In seinem fünfzig-jährigen Dienst als Seelsorger und Evangelist bereiste Kurt Koch mehr als 100 Länder, wodurch er tiefe Einblicke in die großen religiösen Bewegungen unserer Zeit erhielt. Dabei gelang es ihm bahnbrechend, diese seine Erfahrungen wissenschaftlich fundiert und auf dem Boden der Heiligen Schrift so auszuwerten, daß als Resultat ein Aufklärungswerk mit dem Schwerpunkt Seelsorge entstand. Dieser literarische Höhepunkt seines Schaffens war die Forschungsarbeit „Seelsorge und Okkultismus“, dem der volkstümliche Ergänzungsband „Okkultes ABC“ u.a. folgte.

1998 hatte ich das Vorrecht, aus seinem reichhaltigen Archiv das Buch „Christus oder Satan“ herausgeben zu können. Dieses Buch über die gefährlichen Folgen beim Gebrauch von Wahrsagen, Magie und Spiritismus ist als englische Ausgabe „Between Christ and Satan“ schon einige Jahre früher erschienen und in viele Fremdsprachen übersetzt worden. „Christus oder Satan“ bietet den Menschen, die durch die Berührung mit okkulten und schwarmgeistigen Dingen angefochten sind, seelsorgerliche Hilfe und zeigt den Weg der Befreiung durch Christus.

DR. KURT KOCH UND ERWECKUNGEN HEUTE

Da die Kwasizabantu Bewegung im europäischen Sprachraum besonders durch die Bücher von Kurt Koch bekannt geworden ist, muß diese Verbindung besonders erwähnt werden.

Kurt Koch hatte wegen dem schweren Dienst der Warnung vor dem Okkultismus gerne die Erweckungsgebiete unserer Zeit aufgesucht. Darin sah er ein geistliches Gegengewicht zu der Auseinandersetzung mit der Finsternis. In den Jahren ab 1968 hatte er beeindruckende Begegnungen mit der indonesischen Erweckungsbewegung in Verbindung mit der Bibelschule Batu (Missionar Scheunemann) und mit Evangelist Petrus Oktavianus. Ebenso wurden ihm die Besuche der koreanischen Erweckung ab 1969 sehr zum Segen. Auch kleinere Erweckungsgebiete wie Äthiopien, Taiwan, Nordthailand, Madras/Südindien u.a.m. besuchte er. Als Kurt Koch durch Einladung von Pastor Erlo Stegen im Jahre 1976 mit dem Zuluaufbruch in Kontakt kam, sah er darin eine von Gott gefügte Begegnung mit einer weiteren Erweckung unserer Tage.

Theologisch sah Kurt Koch in den Erweckungen Leuchtfeuer des wiederkommenden HERRN für die in Bedrängnis und Abfall geratene Gemeinde Jesu Christi. „Auf allen meinen Reisen in die Erweckungsgebiete habe ich beobachten können, daß dort die ursprünglichen Segnungen und Gaben wieder zum Vorschein kommen, die in der Bibel berichtet sind. Besonders die indonesische Erweckung war von außergewöhnlichen Wundern begleitet. Die gleiche Beobachtung mache ich jetzt in der südafrikanischen Erweckungsbewegung von Kwa Sizabantu“ (Christus oder Satan, Seite 174)

KWA SIZABANTU

Im März 1976 besuchte Kurt Koch erstmals die Mission Kwa Sizabantu (KSB). Dort wurde ihm von Erlo Stegen von einem großartigen Wirken des Geistes Gottes unter dem Volk der Zulus berichtet. Viele Menschen würden gerettet aus der Finsternis in das Reich des Lichtes. Gewaltiges sei geschehen an Rettungen, Heilungen und Befreiungen. Die vielen übernatürlichen Begleiterscheinungen, die Zeichen und Wunder, seien das Siegel Gottes zu dem Geschehen. Darüber berichtete dann Kurt Koch ab 1976 in mehreren Büchern. Durch das Buch „Gott unter den Zulus“ habe ich selbst im Jahre 1976 zum ersten Mal von dem wunderbaren Geschehen in Südafrika erfahren und war über den geistlichen Aufbruch unter dem Volk der Zulus sehr erfreut.

Meine weiteren Informationen über das geistliche Geschehen dort waren die Berichte von Erlo Stegen und Kurt Koch. Da ich zu beiden ein volles Vertrauen als vollmächtige Diener des Evangeliums mit der Fähigkeit der Geisterunterscheidung hatte, habe ich diese Berichte nie hinterfragt und angezweifelt. Als ich 1979 mit meiner Familie für drei Wochen die Missionsstation KSB das erste Mal besuchte, war ich beeindruckt und erfreut. Beeindruckt von der Gastfreundschaft, dem ruhigen und freundlichen Zusammenleben von Schwarz und Weiß und von der Größe und Schönheit des Landes. Hinzu kamen die fröhlichen Lieder und die beeindruckenden Zeugnisse der aus dem tiefen Heidentum kommenden Zulus, die mit Freude von dem neuen Leben als Christen berichteten.

Kritische Bemerkungen über die Erweckung, die mir von außerhalb zu Ohren kamen, habe ich als teuflische Angriffe auf ein Werk Gottes zurückgewiesen.
Nach dem Tode von Kurt Koch in 1987 hatte ich kaum noch Verbindung zur Mission und gehörte zu keiner Zeit zu einer der KSB-Gemeinden in Deutschland. Deswegen waren mir Berichte über unbiblische Lehren oder ungeistliches Verhalten innerhalb der KSB-Bewegung nicht bekannt. Noch 1998, als ich in Verbindung mit der Herausgabe des Buches „Christus oder Satan“ nach Südafrika eingeladen wurde und somit auch KSB besuchte, wußte und ahnte ich nichts von dem was sich über Jahrzehnte „hinter den Kulissen“ zugetragen bzw. entwickelt hat.

HINTER DEN KULISSEN

Ende Januar 2000 erreichte mich „zufällig“ ein Brief, der von Herrn Erwin Redinger aus Südafrika verfaßt ist. Dieser Brief löste bei mir eine Art heilsames Erschrecken aus.
Darin berichtet Herr Redinger von einem Einbruch fremder Geister schon zu Anfang der sogenannten Erweckung in Mapumulo. Er schreibt, daß in Gebetssitzungen eine Frau Hilda Dube in Zungen redete, in Trance fiel und dabei Worte aussprach, die Pastor Stegen dann als „Mitteilungen Gottes“ ansah.
Ich war urplötzlich tief erschrocken. Sollte tatsächlich das, wovor gerade Kurt Koch immer wieder ernsthaft gewarnt hatte, hier im Zentrum der „Zuluerweckung“ vorgefallen sein?
Und dies schon ganz zu Anfang 1966 in Mapumulo? Niemand erfährt davon, niemand unternimmt etwas, um dies zu klären und vor Gott zu bereinigen?
Diese Hintergrundinformationen gaben mir dann augenblicklich eine andere Sicht für offenen Fragen die sich über viele Jahre angesammelt hatten und von niemanden richtig erklärt werden konnten. Auch für etliche Mitglieder der KSB-Führung erschienen nun viele der Ungereimtheiten der letzten Jahre in einem neuen Licht.

Nachfolgend der entscheidende Auszug aus dem Brief von Herrn Erwin Redinger:
“Als es anfing nahm Erlo für sich in Anspruch, daß Gott ihm eine Gabe gegeben habe, so daß er nicht irre gehen könne. Obwohl es seine Gabe war, wurde sie durch Hilda (Frau Dube) ausgeführt. Sie begab sich in Trance und sprach dann Gottes Wort zu Erlo. Erlo sagte mir, daß Gott ihm diese Gabe gegeben habe, sonst könne er vom Wege abkommen. Ich war Zeuge einer dieser Sitzungen. Hilda sprach zuerst in Zungen, und dann war sie ruhig, und dann sprach sie einige Worte, die Erlo auf einem Blatt Papier notierte. Nach dieser Zusammenkunft fuhren wir weiter nach Durban. Auf dem Weg erwähnte jemand das, was Hilda in dieser Versammlung gesagt hatte. Hilda war sehr erfreut zu hören, was sie gesagt hatte, weil, wie sie sagte, sie niemals wußte, was sie gesagt hatte, wenn es ihr nicht jemand erzählte. Ob so eine Sache biblisch ist, muß bezweifelt werden. Ich erinnere, wie Erlo mir erzählte, daß am Anfang, wenn er und Hilda zum Beten zusammenkamen, es geschehen konnte, daß sie nicht in Trance fallen konnte. Nach dem Beten erkannte er dann, daß das Problem bei ihm lag, und sobald er es bekannt hatte, konnte sie wieder in Trance fallen und ihm Gottes Wort sagen. Aber weil es für Hilda eine so große Anstrengung bedeutete, wenn dies geschah, bat er den Herrn, sie einfach in eine Trance fallen zu lassen, ohne ihm Antworten zu geben. Auf diese Weise konnte er dann merken, daß irgend etwas nicht in Ordnung war, was er in Ordnung bringen mußte. Der Herr erhörte diese Bitte. Es mag Menschen geben, die sagen, daß diese Trance-Geschichte jetzt vorbei ist. Ich glaube das nicht, denn wenn es zu jener Zeit falsch war, dann sollten sie es bekennen und sagen, daß sie sich geirrt hatten, anderenfalls muß geschlußfolgert werden, daß es noch immer so weitergeht. Für mich liegt der Beweis dafür, daß es noch immer so weitergeht in der Geheimnistuerei der ganzen Leiterschaft. Wie es jemand sagte: Dinge passieren nie natürlich oder spontan, die Menschen werden immer überraschend damit konfrontiert. Der Herr hat plötzlich dies gezeigt oder dies oder das gesagt, und dies oder das muß getan werden. Für mich heißt das nicht im Lichte wandeln, sondern in der Finsternis. . .“
Auszug aus einem Brief von Erwin Redinger vom 17. 1. 2000.

(Alle Hervorhebungen nachträglich in 2020. H.K.)

Antwort von E. Redinger:
Lieber Herr Koch, 01. 02. 2000
ich habe Ihren Brief bekommen. Eigentlich bin ich erstaunt, daß Sie solange mit K.S.B. verbunden sind und nichts von der Sache von Hilda und Erlo wissen. Ich war unter dem Eindruck, daß die Leute, die schon lange mit K.S.B. verbunden sind, alle davon wissen; denn im Anfang war das “common knowledge” unter den Angehörigen von Maphumulo, wo ja alles angefangen hat. Hilda ist ja noch immer da. Es war der Mittelpunkt der ganzen Arbeit, es zeigt nur wieder, wie sie das in der späteren Zeit geheim gehalten und verborgen haben.
Wenn Erlo sich davon gereinigt hat, wie Sie das hoffen, dann wäre das nur annehmbar, wenn er es öffentlich bekennt, daß er betrogen und verleitet worden ist von bösen Geistern, sonst müssen wir annehmen, daß sie noch weiter machen mit den Trances und daß er es noch nie als verkehrt angesehen hat. Er hat uns damals gesagt, daß es eine Gabe Gottes ist und daß er dadurch beschützt wird vom Irrtum. Ich weiß ja nicht, ob Sie mein Schreiben gelesen haben, das ich an Freunde in Deutschland geschickt hatte. Ich habe wenigstens zwei lange Briefe geschrieben die viel Information enthalten. Was ich geschrieben habe ist die Wahrheit wie ich es erlebt und erfahren habe, und es kann durch viele andere bestätigt werden.
Es grüsst herzlich und Gott befohlen
Erwin Redinger

Wie konnte solches nur geschehen ?
Und wie konnte dieses über eine so lange Zeit – auch vor vielen namhaften Christen die mit Sizabantu in Verbindung standen – verborgen bleiben ?
Auch Kurt Koch, dem doch einmal die Gabe der Geisterunterscheidung zu eigen war, hat das „fremde Feuer“ nicht erkannt. Das ist besonders tragisch, denn hier wurde ein Diener Gottes, der über Jahrzehnte vor dem Schwarmgeist gewarnt hatte, nun selbst das Opfer einer schwarmgeistigen Verführung.

Vom Worte Gottes her ist es unsere Christenpflicht, Lehre und Praxis jeder religiösen Bewegung sorgfältig im Licht der Bibel zu betrachten. Dies trifft natürlich auch auf die KSB-Bewegung zu.
Diesen biblischen Auftrag habe auch ich in den vergangenen Jahren bei allen Kontakten mit KSB leider sträflichst vernachlässigt. Viele Fragen die sich innerlich meldeten wurden mit dem simplen „es wird schon in Ordnung sein“ verdrängt.
Der andere große Fehler von mir war, daß ich frühzeitige Warnungen von Brüdern des Glaubens in der gleichen Weise leichtfertig zur Seite geschoben habe. Dies war nicht in Ordnung. Es tut mir heute leid. – Diese bittere Erfahrung mit KSB möchte ich heute als eine dringende Mahnung an alle pflichtbewußten Christen mit dem Gotteswort weitergeben:
„Geliebte, glaubt nicht jedem Geist, sondern prüfet die Geister, ob sie von Gott sind! Denn es sind viele falsche Propheten hinausgegangen in die Welt.“ 1. Joh. 4,1.

UNBIBLISCHE PHÄNOMENE INNERHALB DER KWASIZABANTU-BEWEGUNG

Das Trancereden von Hilda Dube
Das Zungenreden von Erlo Stegen
Falsche Zeichen und Wunder auf KSB
Unbiblische Visionen und Prophetien von Mitarbeitern
Das Jenseitserlebnis der Lydia Dube
Die mediale Heilgabe von Erlo Stegen

1. Das Trancereden ist ein medialer Vorgang. Es funktioniert nur, wenn ein Medium diese Form des Spiritismus beherrscht. Das Medium versetzt sich in Trance, eine Art Tiefschlaf, und die Geister sollen dann durch das Medium zu den anwesenden Personen sprechen. Das Medium selbst weiß und versteht nichts von dem, was es weitergibt. Solche Offenbarungen von Geheimnissen, hellsichtige Voraussagungen und die Begabung, nie erlernte fremde Sprachen zu beherrschen, sind keine Fähigkeit des natürlichen Menschen. Es sind übersinnliche Eingebungen aus der dämonischen Welt. Mit einer Gabe des Heiligen Geistes hat dies nicht das Geringste zu tun!

Solches Trancereden kam seit Mapumulo (1966) durch (Mama) Hilda Dube wiederholt vor und wurde von Erlo Stegen als göttliche Mitteilung akzeptiert und verwendet. Da dieses eindeutig ein spiritistischer Vorgang ist, war die unausweichliche Folge davon der Einbruch böser Geister in die Zulubewegung. Bestätigt wird dieser Einbruch durch die in der Folge auftretenden vielen übernatürlichen medialen Begleiterscheinungen innerhalb der Bewegung. Kurt Koch schreibt: „Spiritistisches Treiben ist eine Einbruchstelle für die Dämonen.“

Auf meine Anfrage, inwieweit andere Gläubige über diese unbiblischen Vorkommnisse informiert waren, antwortete Herr Erwin Redinger mir am 26.3.2000:
“Die Sache mit den Trances war zuerst allgemein im Bibelhaus (Claridge) bei Pietermaritzburg bekannt. Obwohl sie nicht alle Einzelheiten wussten, konnten sie doch sagen, dass Hilda in eine Trance verfällt und Erlo würde dann die Anweisungen von Gott bekommen. Auch könnten sie bezeugen, dass Hilda nie wusste was sie gesagt hat in dem Zustand der Trance. Aber die feinen Einzelheiten und warum Erlo so viel Zeit alleine in dem Zimmer mit ihr verbrachte, wussten wenige. Weithin blieb die Sache ein Geheimnis. Als dann die Leute anfingen dieses kritisch zu betrachten wurde es vertuscht und zugedeckt. Jetzt wissen die meisten Menschen die zu KSB gehören nichts von den Trances.”

2. Das Zungenreden. In der KSB-Bewegung wird seit den Ereignissen von Mapumulo das Zungenreden von Hilda Dube und Erlo Stegen praktiziert. Wegen Frau Dubes medialer Fähigkeit der Trance kann es sich folglich bei diesem Zungenreden nur um dämonisches Zungenreden handeln. Es kann sich unmöglich um eine Gabe des Heiligen Geistes handeln!

Die Theologen teilen das Zungenreden in drei Gruppen ein: Erstens die Gabe Gottes (1.Kor.14). Zweitens die menschliche Nachahmung auf seelisch suggestiver Ebene; drittens die satanische Nachahmung, das dämonische Zungenreden. Interessant ist noch die Beobachtung von Kurt Koch, daß vor allem der medial veranlagte Mensch für das Zungenreden offen ist, und daß die heutige Zungenbewegung zu ca. 90% einen medialen Charakter hat. – Siehe „Die Zungenbewegung“, auf meiner Webseite. –

Viele Seelsorger haben zum Zungenreden eine sehr reservierte Haltung, da die negativen, oft verheerenden Folgeerscheinungen dazu zwingen. Es ist die weltweite Erfahrung, daß es nach dem Auftreten dieses übersinnlichen Phänomens in der Folge immer zu Spaltung und Zerstörung innerhalb von Gemeinden kommt.

Der Evangelist R.A.Torrey schreibt: „…die Zungengabe wurde in der Frühkirche so offensichtlich mißbraucht, ähnlich wie heute, daß es nötig wurde, davor zu warnen. Gott in seiner Weisheit und Liebe hielt es wohl auch deshalb für nötig, diese Gabe eine Zeitlang zu versagen. Und wir haben keinen Grund anzunehmen, daß Er diese Gabe in unserer Zeit erneuerte, denn ganz gewiß ist die sogenannte Zungenbewegung nicht von Gott.“ (Die komplette Schrift siehe meine Webseite: R.A. Torrey)

Erschreckend dagegen ist folgender Hinweis. Arnold Bittlinger, ein Führer der Charismatischen Erneuerungsbewegung, schreibt: “Ohne Zungenreden gäbe es keine Charismatische Erneuerung“.

Nach meiner persönlichen Erkenntnis hat Gott das Phänomen des Zungenredens zugelassen als einen Prüfstein für die geistlich Hochmütigen, die Ehrsüchtigen. Die Demütigen, die nur Christus und seinen Willen suchen, bleiben davor bewahrt.

Zwei Beispiele über die Gefährlichkeit dieses Phänomens.
Aus “Die Zungenbewegung” von Dr. Kurt Koch.
„In einem Lehrerseminar erzählte uns ein Student seine Geschichte. Er war von Kameraden zu einer Konferenz der Pfingstgemeinde eingeladen worden. Die Tagung fand in Irland statt. Die Verkündigung an diesem Konferenzort hatte den üblichen Akzent: Nur wer die Gabe der Zunge hat, ist mit dem Heiligen Geist getauft. Der Student betete um diese Gabe. Einer der leitenden Redner legte ihm auch nach einigen Tagen die Hände auf. Er spürte etwas Heißes auf sich zukommen und begann in Zungen zu reden. Er hatte bei dieser Gabe keine Ahnung, was er eigentlich betete, er spürte nur eine Aufpeitschung seines Gefühls.
Was war das Ende dieser Zungengabe? Nach einigen Wochen hatte der Student keine Lust mehr, die Bibel zu lesen und zu beten. Ebenso hatte er seine frühere Heilsgewißheit eingebüßt. Der Student bekannte mir: »Ich habe durch die Zungengabe alles verloren, was ich vorher durch Gottes Gnade hatte, meine Vergebung und meinen Frieden mit Gott. Erst als ich diese Erfahrung in Irland widerrief, wurde mir alles wieder geschenkt“.

Aus: Die schwarmgeistige Gefährdung der Gemeinde, von Dr. Peter Beyerhaus.
„Ich gebe noch ein Beispiel für jenes Drängen auf Handauflegung zum Zwecke einer größeren ‘Geisteserfüllung’. Die Bibelschule in Batu – Indonesien wurde eines Tages von einem reisenden Vertreter einer ‘charismatischen Bewegung’ besucht. Die Missionare waren gerade auf einer großen evangelistischen Tour und hatten ihre Frauen eine Woche allein zu Hause zurückgelassen.

Jener ‘Evangelist’ hielt jeden Tag Andachten und Bibelandachten, die alle auf das gleiche Ziel zugingen: Wer noch nicht in Zungen redet, der habe noch nicht den Heiligen Geist. Ihm könne aber geholfen werden: Durch Auflegung der Hände und Gebet könne er die ‘Fülle des Geistes’ empfangen. Zum Zeichen dafür werde er in Zungen reden. Eine der beiden Frauen widerstand dieser Lehre, weil sie ihr als unbiblisch erschien. Die andere Missionarsfrau erlebte gerade in jener Zeit eine geistliche Dürre und Niedergeschlagenheit und empfand, daß sie wirklich mehr Kraft brauche. So entschloß sie sich, es doch einmal zu versuchen und sich die Hände auflegen zu lassen. In der Tat, auf der Stelle konnte sie in Zungen reden. Gleichzeitig aber fiel sie in eine geistliche Nacht. Sie verlor ihre Heilsgewißheit und konnte nicht einmal mehr die Bibel lesen oder beten. Dieser Zustand verließ sie ein halbes Jahr nicht mehr. Schließlich meinte sie, ihre Zelte in Indonesien abbrechen und nach Hause zurückkehren zu müssen, weil sie nichts mehr zu geben hatte. Gerade zur rechten Zeit stieß sie auf ein Buch in dem diese von ihr erfahrenen Phänomene geschildert waren. Da wurde ihr deutlich, daß der Geist, der über sie gekommen war, nicht der Heilige Geist, sondern eine dämonische Macht in schwarmgeistiger Verhüllung war. Der Anweisung des Verfassers entsprechend sprach sie schließlich ein Absagegebet, so wie man sich von einer okkulten Behaftung lossagen muß und übergab sich aufs neue Jesus Christus ihrem Herrn und Erlöser“.

3. Zeichen und Wunder Der natürliche Mensch ist für das Sichtbare offener als für das Unsichtbare (1.Kor.2,14). Diesem Bedürfnis des seelisch frommen Menschen weiß Satan Rechnung zu tragen, indem er Zeichen und Wunder geschehen läßt, um dadurch seine Lehren zu bestätigen (5. Mose 13,2-4; Matth. 24,24; 2.Thess.2,9). „Feuer vom Himmel“, „Kräfte“ und „Wunder“ sind kein eindeutiger Beweis göttlichen Wirkens. Je näher wir der Wiederkunft Jesu sind, desto höher steigt die Flutwelle verführerischer Geister, die durch „Zeichen und Wunder“ ihr Werk treiben. Durch übernatürlichen Betrug erringt sich Satan die Weltherrschaft (Offb.13).

In den Berichten von KSB werden häufig sonderbare Zeichen und Wunder erwähnt. Auch hier muß die Frage nach der Quelle gestellt werden. Ist das Zeichen von oben oder von unten.
Ein Beispiel aus “Gott unter den Zulus”:
„Ein junges Mädchen kam 1967 zum Glauben. Ihre erste Liebe erlosch… Nach neun Jahren kam es nach Sizabantu und wohnte einem Gottesdienst bei. Es waren ca. tausend Besucher anwesend. Da zog ein furchtbares Gewitter auf. Das Mädchen saß in der Mitte der großen Menschenmenge. Da schlug der Blitz ein und traf nur sie und warf sie zu Boden. Niemand sonst war getroffen worden. Nach einigen Stunden kam sie wieder zum Bewußtsein. Sie wollte mit Erlo sprechen… Erlo betete mit ihr und die Lähmung verschwand…“

Ein anderes Beispiel falscher Zeichen aus “Christus oder Satan”:
„Seltsame Zeichen geschahen auch im Gefolge des Predigers Lawrie. Dieser predigte in den fünfziger Jahren in verschiedenen Kirchen Amerikas. Er heilte Kranke und Besessene und viele bekehrten sich. Als Lawrie eine Versammlung von William Branham besuchte, prophezeite Branham über ihm: “Mein Sohn, ich sende dich als einen außergewöhnlichen Mann. Viele werden durch dich zu den Füßen Jesu kommen! Gehe nach Indien! Große Zeichen und Wunder werden dir folgen! So spricht der Herr!”
Im Juli 1960 ging Lawrie nach Indien. Er heilte Lepra, Krebs, Lähmungen und trieb aus Tausenden Besessenen die Dämonen aus. Hunderttausende wurden vom “Erweckungsfeuer” ergriffen.
Als Lawrie 1969 in Tuscon in der Gemeinde von Branham predigte, brach plötzlich ein Donner los und ein Lichtstrahl traf auf den Platz, auf dem er stand. Fortan wiederholten sich Donner und Blitz, wo immer er auftrat. War er unterwegs, wurde er begleitet durch eine 200 Meter hohe Säule aus wirbelndem Staub. Schwarze Wolken begleiteten Lawrie überall hin, und wo er haltmachte ließen sie Regen fallen bis er wieder weiterfuhr. Auch in Rom, Griechenland, Tel Aviv und Madras war die Wolke über Lawrie. Die Naturerscheinungen setzten sich fort: eine Wolke in der Ecke seiner Wohnung, Blitze ohne Donner, Donner ohne Wolken, ein großer Lichtball über Lawries Kopf bei einer Versammlung…“
Lawrie und sein dämonischer Betrug endeten in einer Sekte in Indien, die 1977 zerfiel.

Aus ‘Gott unter den Zulus’:
„Einige Wochen nach dem Gebet dieser Frau erlebte die Beterschar ein unbeschreibliches Ereignis. Der Geist Gottes kam über sie. Sie spürten einen starken Luftdruck und hörten zugleich ein Geräusch. Es kam eine große Sündenerkenntnis über die Beter und zugleich eine Gewißheit der Gegenwart Gottes…”
„Erlo war mit einigen Christen in Mapumulo zum Gebet versammelt. Ein Beter rief plötzlich aus: ‘Meine Augen brennen wie im Feuer.‘ Jemand riß die Schuhe von den Füßen und warf sie weit von sich. Seine Füße brannten. Natürlich war kein Feuer zu sehen. Es war ein geistlicher Vorgang. Die ganze Beterschar erlebte, daß Gott ein verzehrend Feuer ist (Hebr.12).
Dieses Brennen im Feuer Gottes war nicht ein einmaliges Erlebnis. Es hat sich bei anderen Gebetsstunden wiederholt. Eine Frau rief: ‘Mein ganzer Körper brennt. Ich bin unrein. Ich muß mein Leben in Ordnung bringen sonst sterbe ich.‘ Sie tat rechtschaffene Buße und ist heute ein Vorbild für Christen und Heiden. Nicht alle kommen im Feuer der Heiligkeit Gottes zurecht. Manche werden darin verbrannt. Dazu ein Beispiel: In einer Gebetsstunde rief ein gläubiger Mann aus: ‘Gott, du bist heilig, heilig.‘ Hinterher teilte er der Mannschaft mit, er hätte beim Beten das Gefühl gehabt, als ob er von Kopf bis zu den Füßen in zwei Teile zerschnitten worden sei. Nach kurzer Zeit kam ans Licht, daß dieser Bruder sich schwer an anderen Brüdern versündigt hatte. Er starb bald darauf einen furchtbaren Tod. Im Feuer Gottes kommen aufrichtige Menschen durch Buße und Beichte zurecht, oder sie gehen daran zugrunde.“

Diese übernatürlichen Empfindungen kommen ausschließlich bei medial veranlagten Menschen vor. Sie finden sich ausschließlich in schwärmerischen Kreisen.Mit dem Wirken des Heiligen Geistes an Menschenherzen hat das nichts zu tun und der nüchternen Gemeinde Jesu sind diese Vorgänge total fremd.

Im Jahre 1979 wurde ich selbst einmal Zeuge eines solchen medialen Brennens. Ein Inder kam zu Besuch auf die Missionsstation KSB und empfand sogleich ein starkes Brennen am Handgelenk. Die Ursache war eine gestohlene Uhr, die er dort trug. Das berichtete er in einem öffentlichen Zeugniss. – Solche Phänomene sind immer nur in einem medialen Umfeld bekannt, wie auch Kurt Koch immer wieder berichtet.

Dies ist auch die Meinung von E. Redinger. Dazu ein Auszug aus einem Brief an mich vom April 2000:
Für mich ist da kein Zweifel, dass KSB schwarmgeistig ist und daß da mediale Kräfte am Werk sind. Dies kam herein als Erlo sich dem Geist übergab der Hilda beherrschte. Daher auch diese heidnischen Sitten die oft zum Vorschein kommen.
Wir müssen nie vergessen, daß Erlo so besessen war von dem Wunsch und Verlangen eine Erweckung zu erleben, dass er bereit war um irgend etwas zu tun. Ob natürlich die innersten Motive recht waren, oder ob es da schon schief ging, ist nicht so einfach zu ergründen. Wenn man die Folgen anschaut, dann muß man zu dem Entschluß kommen, dass da irgend etwas radikal verkehrt war oder verkehrt ging. Er hat ja mal gebetet, daß der Herr Erweckung schicken muss wenn es auch Menschenleben kostet, und als jemand in einem Unglück umkam, nahm er das als Gebetserhörung an. Das waren komische Sachen. Es stimmt wohl schon was Joachim Rosenthal sagt, daß er persönlich halte die KSB für die best getarnteste Verführung innerhalb der konservativ evangelikalen Christenheit.
Es grüßt herzlich, Dein Bruder Erwin

4. Visionen
In „Gott unter den Zulus“ wird auf vielen Seiten von Visionen, Träumen und Offenbarungen berichtet. Von KSB Freunden wird dies alles als wunderbares Reden Gottes angesehen. Leider habe ich auch über Jahre diese Berichte einfach akzeptiert und gedankenlos für biblisches Geschehen gehalten.
„Einmal sah Lindiwe im Traum den Herrn Jesus. Sein Gewand war so weiß, daß es fast die Augen blendete. In dieser Helligkeit und Heiligkeit Jesu erkannte sie ihre große Sünde. Sie dachte, sie wäre nach ihrer Bekehrung ein guter Christ gewesen. Nach diesem Traum lag Lindiwe in tiefer Buße. Sie war sich so ihrer Sünden bewußt, daß sie daran zweifelte, ob ihr je vergeben werden könnte. Nach drei Tagen sprach sie in der Seelsorge aus, was ihr durch den Traum gezeigt worden war. Danach verschwand ihr Schuldgefühl.
Die erste Serie ihrer Träume und Visionen bezog sich auf Erkenntnis der Sünden, Buße und Reinigung. Jesus sagte ihr in einem anderen Traum: ‘Bringe alles in deinem Leben in Ordnung, und dann sage das gleiche deinen Mitmenschen. Die Sünden der Menschen sind schwer. Ich will dir Menschen zeigen, die sich so leichtfertig der Sünde überlassen haben. Siehst du jenen Mann der mich verachtet? Siehst du dort das Haus in dem ich leide? …“ usw.

Nur eine Seite vorher schreibt Kurt Koch noch (S.196):
„Die Extremisten und Schwarmgeister halten ihre absurdesten Ideen, ihre verrückten Phantasieprodukte für eine Offenbarung des Heiligen Geistes. Prof. Dr. Hans Rohrbach sagte einmal: ’99 % der Visionen, Offenbarungen und Träume stammen nicht von oben‘. Ich unterstreiche diese Aussage.“ – „In der Seelsorge ist mir seit vielen Jahren von Lichterlebnissen berichtet worden. In vielen Fällen waren es Menschen, die aus Familien stammen, in denen früher Zauberei getrieben worden war“.

Es ist schwer, diese Gegensätze bei Kurt Koch zu verstehen. Sie sind der traurige Beweis dafür, daß er durch KSB in eine schwarmgeistige Täuschung und Verblendung geriet. Leider wurde es ihm von Gott nicht mehr geschenkt, hinter die Kulisse von KSB zu schauen und somit den falschen Geist zu erkennen.
Bei allen diesen Offenbarungen und Visionen ist es auffallend, daß vor allem Lydia und Lindiwe, die Töchter der hochmedialen Hilda Dube, diese Phänomene hatten. Dies erklärt sich durch ihre ererbte Medialität. Natürlich haben diese übersinnlichen Fähigkeiten mit dem Wirken des Heiligen Geistes nicht das Geringste zu tun.

Zum Schluß ein Wort des erfahrenen Gottesmannes Johannes Seitz:
„Erscheinungen und Träume gibt es jetzt so viele, daß sie billig wie Brombeeren sind. Unter hundert sind wenigstens neunundneunzig vom Satan, der sich in Lichtsgestalt verstellt. Nie werden Weltmenschen Schwärmer, oft aber Bekehrte. Denn ehe unser alter Adam sich abschlachten läßt, wird er nämlich ganz fromm, wozu die Hölle kräftig mithilft. Sie füttern den angeborenen Hochmut mit Visionen, Stimmen und Ekstasen. Halten Sie sich einzig an die Bibel“.

5. Das Paradieserlebnis der Lydia Dube ist ein Glanzstück der Täuschung und des Betruges durch spiritistische Geister innerhalb von KSB. Dieses Schauspiel ist als völlig unbiblisch abzulehnen. Lydia Dube ist stark medial veranlagt und damit geeignet für diese übernatürlichen Vorgänge. Ihre Seelenwanderung, die Visionen und Botschaften sind eindeutig das Werk böser betrügerischer Geister.
Es ist einfach beschämend, welchen Unfug ein Christ zu glauben bereit ist, nur weil es in fromme Worte verpackt von frommen Menschen übermittelt wird:
„Im Paradies rief Jesus Lydia zu sich und sagte ihr: ‘Deine Freunde weinen um dich. Ich will dich nochmals zurücksenden.‘ Lydia bat den Herrn noch um folgendes: ‘Herr, wenn ich zurück bin auf der Erde, so gewähre mir die Bitte, daß nichts zwischen dich und mich tritt. Wenn nur die kleinste Sünde in mein Leben tritt, dann zeige es mir bitte sofort‘.“ (Im Paradies, Seite 63)

Auch an diesem Beispiel ist ersichtlich, daß die betrügerischen Geister ständig das Thema Sünde in den Mittelpunkt rücken. Es ist der bekannte rote Faden, mit dem KSB seine Mitglieder psychologisch-moralisch in Schach hält. Dieses Thema, die Sorge um die Verfehlung, genannt Sünde, verdrängt völlig den Herrn Jesus Christus und sein Erlösungswerk aus dem Zentrum. Bleiben wir bei Gottes Wort, das ist genug für unser Glaubensleben. Was darüber hinaus geht, steht unter dem Fluch (Galater 1, 6-10).

Ich richte niemand der gutgläubig diese Berichte von Lydia für biblisch echt gehalten hat. Vielmehr klage ich mich selbst an, über Jahre hin nicht aufmerksam genug gewesen zu sein, nicht auf die leise mahnende Stimme des Herzens gehört zu haben.

Einzelheiten der Visionen und der Seelenwanderung von Lydia Dube sind ausführlich in der Rosenthal-Broschüre dargestellt und geistlich kommentiert.
Das Nachtoderlebnis der Lydia Dube ist ein spiritistischer Vorgang, welcher leider innerhalb von KSB eine hervorgehobene Rolle spielte. Das Gefährliche daran ist jedoch, daß durch die „seelsorgerliche“ Tätigkeit solcher okkult behafteter Menschen wie Lydia viele andere unter einen okkulten Einfluß oder Bann gekommen sind.

Nun hat mittlerweile Lydia selbst durch ihr Leben einen Beweis erbracht, daß sie von fremden Mächten beeinflußt ist. Sie hat vor Jahren durch einen fingierten Entführungsversuch ihre Leibwächterin „ausschalten“ wollen, was immer man darunter verstehen mag. Erlo Stegen hat diese kriminelle Tat über Jahre gedeckt, was im Sommer 2000 zu einer starken Krise in der Mission geführt hat. Daraufhin hat der langjährige Mitarbeiter Barney Mabaso aus Tugela Ferry KSB verlassen.
Siehe Bericht Barney Mabaso auf meiner Webseite.

Zum Thema Nachtoderlebnisse zwei Beispiele. Bei dem selbsternannten „Propheten“ Kenneth Hagin finden wir auch diese medialen Vorgänge. Hagin gilt als ein Vordenker im Charismatischen Raum. Er hat über 100 Bücher geschrieben mit einer internationalen Verbreitung von über 30 Millionen Exemplaren. Dies zeigt uns erschreckend das heutige Ausmaß der Kräfte der Verführung. Auszug aus „Ein anderes Evangelium“ von McConnell, Seite 85f:

„Kenneth Hagin behauptet, daß er als junger Mann während einer Krankheitsphase mehrmals in die Hölle hinabgestiegen sei. Er habe seinen Körper verlassen, der leblos, kalt und mit starrem Blick dagelegen hätte. Er beschreibt seinen ersten Abstieg in die Hölle folgendermaßen. . . Nach seinem dritten Abstieg übergab Hagin sein Leben Christus. . . In der folgenden Zeit als Prediger kam es in seinem Dienst immer wieder zu „göttlichen“ Erscheinungen der „Herrlichkeitswolke“, unter der Hagins Gesicht wie das eines Engels leuchtete, und seine eigenen Fähigkeiten waren ganz außer Kraft gesetzt, während er predigte. . . Zusätzlich zu der Herrlichkeitswolke, dem Zungenreden und dem Predigen in Trance kommt es in seinem Dienst zu vielen Heilungen und sogar Totenauferweckungen. . . 1952 erging an ihn der Ruf zum Prophetenamt; es kam zu Visionen und Offenbarungen und, wie Hagin selbst berichtet, zu acht persönlichen Begegnungen mit Jesus. Die erste Erscheinung Jesu, die Hagin erlebte, war eher eine Himmelsreise seines vom Körper gelösten Geistes als ein Besuch Jesu. Er hörte eine Stimme vom Himmel, die sagte: ‘Komm herauf!‘ So wie damals dem Apostel Johannes war es nun Hagin vergönnt, das ‚Reich des Geistes‘ zu sehen und zu betreten. Dort im Himmel wurde er auf einen Berg hinaufgetragen, der dicht neben der himmlischen Stadt lag. Nach einer Audienz bei Jesus. . . wurde er im Geist in eine karge Wüstengegend gebracht, wo er dem apokalyptischen Reiter begegnete. Dieser reichte ihm eine Rolle mit der Aufschrift ‘Krieg und Zerstörung‘ und befahl ihm ‘Lies im Namen Jesu‘. Hagin nahm die Rolle und las von der kommenden Zerstörung der Städte Amerikas und der letzten großen Erweckung. . .“

Aus Christus oder Satan, Seite 227:
„Kenneth Hagin hat bei einer Veranstaltung in Pretoria in der Öffentlichkeit gesagt, sein Geist hätte den Körper verlassen und sei zum Thron Gottes entrückt worden. Jesus sei aufgestanden und habe ihm gesagt: ‘Ich nehme hier eine Kohle vom Altar und berühre deine Hände. Du wirst dadurch Menschen heilen können. Ferner kannst du die Heilgabe auf andere übertragen. Außerdem wirst du dann mit diesen Händen Geistesgaben austeilen können.‘ Nach dieser Geschichte rief dann Hagin in die Menge hinein: ‘Wer will die heilenden Hände haben? Meldet euch!‘ Viele standen auf. Dann erhob er seine Rechte und fuhr damit in der Luft über die Menge und erklärte: ‘Hiermit habt ihr diese Gabe.‘ Die meisten kippten dann rückwärts nach hinten, aber nicht alle. Die rücklings kippten, konnten dann auch andere zum Kippen bringen und heilen.
Was sich hier bei Hagin abspielte, sind keine biblischen Vorgänge. Hagin schildert seine Entrückung zum Altar Gottes. Das gleicht der spiritistischen Exkursion der Seele. Das angebliche Austeilen der Geistesgaben durch die krafterfüllten Hände Hagins sind mediale Praktiken und dämonische Nachäffungen. Der Apostel Paulus sagt im Blick auf die Geistesgaben in 1.Kor. 12,11: ‘Dies alles wirkt ein und derselbe Geist, der einem jeden persönlich zuteilt, wie er will.‘ Der Geist Gottes teilt zu, und nicht der Wille und die Hände von Hagins“.

6. Krankenheilungen In den schwarmgeistigen Kreisen sind es vor allem Krankenheilungen, die dem Prediger den Nachweis göttlicher Vollmacht erbringen soll. Schon seit vielen Jahrzehnten fegt ein religiöser Heilungsrummel über die Erde, der jegliche Gottesfurcht und Nähe zur Heiligen Schrift vermissen läßt. Dabei verwechseln ausnahmslos alle diese sogenannten Glaubensheiler ihre ererbte oder erworbene mediale Heilfähigkeit mit einer Heilgabe des Heiligen Geistes.

Die Heilfähigkeit von Erlo Stegen muß ebenso einen medialen Hintergrund haben. Erstens findet sich auch bei ihm die typische Auswirkung einer Personenbindung des Geheilten an den Heiler. In diesem Zusammenhang werden folgende Auswirkungen berichtet. Personen, die eine Handauflegung durch Erlo Stegen erhielten, klagen nach einer Trennung von ihm und KSB über seelische bis hin zu dämonischen Folgeerscheinungen, die aber durch Gebet und Lossagung beendet wurden. Dies ist ein klarer Hinweis auf den Gebrauch medialer Kräfte durch E. Stegen.

Ein zweiter deutlicher Hinweis auf Medialität bei Erlo Stegen ist, daß bei einer Handauflegung durch ihn die typische mediale Wärmeübertragung stattfindet. Einige Personen berichteten von einem Wärmegefühl, andere von einem Brennen auf ihrem Körper. – Dies alles hat mit einer Heilung in der Kraft des Heiligen Geistes nichts zu tun.

Nach Aussage von Kurt Koch ist das Fühlen von Wärme bei Handauflegung ein eindeutiger Hinweis auf eine mediale Kraftübertragung. Die Heilmagnetiseure nennen diesen körperlich spürbaren Vorgang Energieübertragung. Dabei spielt es keine Rolle, ob der Heiler selbst sich der Quelle seiner Heilfähigkeit bewußt ist oder nicht.

Zur Beurteilung der Heilfähigkeit von Erlo Stegen zitiere ich aus einem Brief E.Redingers:
“Direkt im Anfang wurde uns erzählt, daß jeder von den Claridge – Christen Dämonen hätte und exorziert werden müsste.
Deshalb ermutigte Onkel Anton sie, zu Erlo zu gehen, um befreit zu werden. Erlo würde sie dazu bringen, ihre Schuhe abzunehmen, würde sie auf eine Matte oder ein Bett legen, und würde einige Sätze in Zungen sprechen und sie dann an ihrem Körper fühlen. Wenn er das beenden würde, würde er fragen, ob derjenige dafür gebetet hätte, ob er oder sie irgendeine Wärme fühlte oder irgend etwas im Körper – wenn die Antwort dann eine Bejahung wäre, glaubte er, daß sein Gebet beantwortet wurde. Wenn nicht, würde er der Person raten, die Suche fortzusetzen um zu sehen, was die Behinderung war. Der Patient würde dann mit mehr Geständnissen (Bekenntnissen von Sünden) wiederkommen und der Prozeß würde wiederholt werden. Dies konnte oft mit bestimmten Leuten wiederholt werden. Dies war eine große Unausgeglichenheit. Leute werden von Dämonen belästigt und brauchen Hilfe , aber das, was sie machten, war schwierig zu verstehen, auch weil vielen Leuten nicht gerade geholfen wurde.“

Ein anderer eingeschränkter Hinweis darauf, daß es sich um mediale Heilungen handelt, ist die Tatsache, daß die allermeisten der Geheilten aus dem Volk der Zulus kommen. Diese Menschen, die vielfach aus der Zauberei kommen, sind praktisch alle medial veranlagt. Der medial veranlagte Mensch ist sehr empfänglich für eine solche medial begründete Heilung.
Natürlich ist eine psychosomatische und eine medial bedingte Heilung auch eine Heilung. Nur dürfen sie nicht als biblische Heilung in der Kraft Gottes ausgegeben werden.
– Denn: Mediale Heilungen sind Austauschvorgänge, sind Heilung des Körpers auf Kosten der Gesundheit von Seele und Geist, besonders aber des Glaubenslebens. – Ausführliches darüber in Christus oder Satan, Seiten 106 f.; 147-158; 231-234.

Einige Beispiele medialer Heilungen:
Christus oder Satan, Seite 191: „Edwards ist bekannt geworden durch sein Buch ‘Spiritual Healing‘. Nach den Worten des Buches wurde bei diesem Vorgang seine Medialität entwickelt und eine “spirit possession”, eine Geisterbesessenheit vollzogen. In dieser Zeit setzte plötzlich die Fähigkeit ein, Kranke zu heilen. Durch Betasten des Patienten wurde der Krankheitsherd lokalisiert. Danach strömten durch die Hände des Heilmediums Kräfte auf den Patienten über, die als Wärmegefühl empfunden wurden.”

Cameron Peddie aus Schottland gilt als einer der „Wiederentdecker der Krankenheilung“ unter christlichem Deckmantel. Er schreibt in seinem Buch Die vergessene Gabe:
„Der die Behandlung durchführt ist sich dabei bewußt, daß Kraft durch ihn strömt und der Patient spürt ein eigenartiges Hitze – oder Kältegefühl. Die Hitze, die an den kranken Stellen entsteht, ist manchmal so stark, daß der Patient die Bemerkung macht: ‘O, es brennt ja geradezu !‘“

John Wimber in seinem Buch Power Healing, Seite 208:
„Meine Hände prickeln gewöhnlich und sind warm, und ich fühle so etwas wie Elektrizität aus ihnen herauskommen. Dies veranlaßt mich, die Empfindungen wie Prickeln und Hitze zu verstehen als eine Salbung des Heiligen Geistes an mir, um zu heilen.“

Ich schließe dieses Kapitel mit einem Wort des erfahrenen Evangelisten Pfr. Wilhelm Busch, die dieser in Bezug auf die christlichen Wunderheiler sprach:
„Der Teufel kann sich verstellen in einen Engel des Lichts, wie die Bibel sagt. Es kann also geschehen, daß eine Bewegung den Namen >Jesus< rühmt und doch einen fremden Geist, ein fremdes Feuer (3. Mose 10) hat. Wunder beweisen nichts. Denn nach Offenbarung 13,13 tut auch der Geist aus dem Abgrund Wunder. Nein! Mit diesem Geist wollen wir nichts zu tun haben. . .“

Kwa Sizabantu – eine endzeitliche Verführung !

ZEIT DER VERFÜHRUNG

Wir müssen uns als Christen immer wieder daran erinnern, daß die Bibel deutlich von einer kommenden Zeit der Verführung spricht. Jesus selbst sagt voraus, daß falsche Christi auftreten, die dämonische Zeichen und Wunder tun und damit viele verführen (Matth.24). Dieser Warnung unseres Herrn haben wir alle zu wenig Beachtung geschenkt.

Heute befinden wir uns in der Vorbereitungsphase dieser vorausgesagten mächtigen Religion des Antichristen. Für diese Epoche im Heilsplan Gottes sind in Gottes Wort keine weltweiten Erweckungen prophezeit, sondern vielmehr, daß gerade durch Zeichen und Wunder sowohl Christen als auch Juden verführt werden. Auch die anderen Religionen geraten mehr und mehr in diesen Sog der dämonischen Kräfte, so daß letztendlich eine massive Weltreligion zustande kommen wird (Offb.13,13; 1.Joh.2,22; 1.Tim.4,1).
Diese Verführungszeit hat als ein besonderes Merkmal, daß viele Gläubige sich nicht mehr mit dem schlichten Wort Gottes begnügen wollen, sondern nach etwas Besonderem verlangen, nach Zeichen und Wundern. Dabei wird zu leicht übersehen, daß Zeichen und Wunder nicht eindeutig sind, denn sie können von oben und von unten gewirkt sein.

AN IHREN FRÜCHTEN . . .

Aus welcher Quelle Zeichen und Wunder kommen, ist klar an den Begleiterscheinungen und den Folgen zu erkennen. Der Herr Jesus Christus selbst hat diese Quellenprüfung seinen Jüngern befohlen: “Sehet euch vor vor den falschen Propheten, die in Schafskleidern zu euch kommen, inwendig aber sind sie reißende Wölfe. An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen. Ein guter Baum bringt gute Früchte; aber ein fauler Baum bringt arge Früchte” Matth. 7,15-16.

Nun sind es innerhalb der KSB Bewegung gerade die oben erwähnten „argen Früchte“, die in den letzten Jahren in vielen Ländern ein Erwachen ausgelöst haben. Viele ihrer Mitglieder sind zu der Erkenntnis gekommen, daß die Quelle dieser übernatürlichen Vorgänge, vor allem der Zeichen und Wunder, nicht im Wirken des Heiligen Geistes liegt, sondern daß fremde Geisteskräfte am Werk sein müssen. 

Das führte verständlicherweise viele Christen in eine große Spannung. Einerseits bezeugen Menschen geistlichen Segen empfangen zu haben, andererseits sagt Gottes Wort in Jakobus 3, 11: „Sprudelt auch eine Quelle zugleich Süßes und Bitteres? Ein Feigenbaum trägt doch keine Oliven und eine salzige Quelle gibt doch kein süßes Wasser.“

Denjenigen Christen, die darüber in einen geistlichen Konflikt geraten sind, möchte ich mit der Materialdarbietung über das Problem des Schwarmgeistes in aller Schwachheit eine kleine Hilfe anbieten. Dies ist mein ausschließliches Anliegen. – Gottes Wort sagt: „Spaltungen müssen sein, auf daß die, so rechtschaffen sind, offenbar unter euch werden“ 1. Kor. 11, 19. _____________________________________

Am Anfang des religiösen Aufbruchs von Mapumulo stand eine unbiblische Gebetszwängerei mit schwärmerischem Charakter. Kurt Koch schreibt (1970) in „Koreas Beter“:
„Erzwungene geistliche Erlebnisse werden gewöhnlich zum Einfallstor böser Geister, die nur auf solche offene Türen warten (Eph.6,12).“

Hinzu kommt ein übertriebener geistlicher Ehrgeiz von Erlo Stegen. Dazu sagt Gottes Wort: „Gott widersteht den Hochmütigen. . .“ (1.Petr.5,5)

Zur gleichen Zeit hat Erlo Stegen den geistlichen Rat von Glaubensbrüdern mißachtet. Schon vor 1966 hatte er schwärmerische Vorgänge bei Anton Engelbrecht in Claridge miterlebt und in der Folge den gleichzeitigen völligen Zusammenbruch dieses Werkes. Er wurde ausdrücklich gewarnt, diese unbiblischen Vorgänge in Claridge wie Personenkult und Menschenkontrolle u.a. nicht in seine Gemeindearbeit eindringen zu lassen.

Zu diesen ungeistlichen Voraussetzungen hinzu kam als der entscheidende tragische Punkt die Zusammenarbeit von Erlo Stegen mit der medial veranlagten Hilda Dube. Durch diese Verbindung kam es schon in diesen ersten Versammlungen in Mapumulo zu den oben erwähnten okkulten Vorgängen (Trance, Zungenreden, Offenbarungen, Visionen usw.) und als Folge im weiteren Verlauf der Bewegung zu vielen medialen Begleiterscheinungen. – Traurig, ja tragisch ist dabei die Tatsache, daß bis heute keine Trennung zwischen Erlo Stegen und dem Medium Hilda Dube erfolgt ist. (Sie ist inzwischen verstorben, doch Tochter Lydia ersetzt sie H.K. 2020)

Die vielen Gesichte und Offenbarungen die in der Zeit nach 1966 die KSB-Bewegung prägten, haben sich inzwischen alle als falsch bzw. unbiblisch erwiesen. Dies ist ein weiterer Beleg dafür, daß von Anfang an der Zuluaufbruch kein Werk des Heiligen Geistes war. – Hier ist die folgende Erfahrung beachtenswert, daß nämlich überall dort, wo bei einem erwecklichen Aufbruch die übernatürlichen Zeichen von Zungenreden, Visionen und Wunderheilungen hervortraten, nach einer bestimmten Zeit diese Bewegung in einem unbiblischen System von Extremismus, Gesetzlichkeit, falscher Lehre und oft genug verbunden mit unmoralischen Auswüchsen endete.

Ein anderer Hinweis, daß es sich hier von Anfang an nicht um eine echte Erweckung handelt, ist ein Vergleich von KSB mit dem nüchternen und bewährten Teil der weltweiten Gemeinde Jesu. Die nüchterne Gemeinde Jesu hat andere Frucht des Heiligen Geistes. Besonders die Geschichte der Weltmission zeigt ein völlig anderes Bild von Jüngerschaft und Gemeinde, von echtem Wirken und bleibender Frucht des Heiligen Geistes. Es muß doch nachdenklich machen, daß weder die extremen Sonderlehren von Kwa Sizabantu noch ihre wundersamen übersinnlichen Phänomene in dieser Weise in den Lebenswerken der gesegneten Männer Gottes vorkommen wie Hudson Taylor, James Fraser, Georg Müller, Torrey, Moody, Spurgeon, Blumhardt und viele andere mehr.

Von Gewicht ist auch die Warnung vieler aus KSB ausgetretener Christen, die jahrelang zum inneren Kreis gehörten und Einblicke hinter die Kulissen hatten. Sie alle sagen einstimmig, daß die KSB-Führer Erlo und Friedel Stegen in Lehre und Praxis überdeutlich schwarmgeistige Merkmale zeigen. – Diese besorgten Stimmen können nicht unbeachtet bleiben. Dazu gehören die Erfahrungen bzw. Aussagen der Brüder E. Redinger, K. Greeff, T. Dahl, B. Mabaso und C. Peckham, sowie von F. Bottesch, K-H. Wicker, J. Nissen, M. Rost u.a.m.

DER SCHWARMGEISTIGE BANN

Jede vom Schwarmgeist erfaßte christliche Bewegung stellt vor allem junge Christen vor große Schwierigkeiten. Dabei ist das Durchschauen der frommen Fassade äußerst schwierig. Zu leicht läßt der Mensch sich durch Worte und ein freundliches Erscheinungsbild täuschen. In Bezug auf die KSB-Bewegung möchte ich anhand von einigen wenigen Beispielen auf dieses Problem eingehen.
Der Personenkult, der schwarmgeistige Bann und ein extremes Seelsorgeverständnis als Instrument.

Eine erste typische Auswirkung eines schwarmgeistigen Einflusses ist die Verblendung von Christen. Der Gläubige verliert die Fähigkeit sein religiöses Umfeld nüchtern im Licht der Bibel zu beurteilen. Gleichzeitig entwickelt er eine Art blindes Vertrauen in die jeweiligen Führer und ihre Botschaften, der Einfluß des Wortes Gottes tritt zurück, Sonderlehren und sittliche Vorschriften bilden den religiösen Ersatz. Es kommt zum Personenkult.

Auf KSB beginnt für viele sensible bzw. mediale Personen die Beeinflussung schon mittels eines psychologischen Vorganges. Bei dem Besuch der landschaftlich schön gelegenen Missionsstation entsteht schnell eine Faszination von Größe, Freundlichkeit und Glaubwürdigkeit, wodurch die Psyche des Besuchers angesprochen und geöffnet wird, so daß alle Berichte – wie seltsam und unglaublich sie auch sein mögen – unkritisch und ungeprüft akzeptiert werden.

Für den medial veranlagten Menschen kommt für eine schwarmgeistige Beeinflussung möglicherweise ein zweiter Faktor hinzu. Die Missionsstation ist seit Jahrzehnten eine Stätte mit einer starken Konzentration von übernatürlichen Ereignissen. Oft geschehen schon mit dem bloßen Betreten des Missionsgeländes wunderliche Dinge wie Offenbarungen oder Heilungen. Diese Vorgänge werden zwar von der KSB-Führung als Manifestation der Kraft Gottes angesehen, wozu es jedoch keinerlei biblische Begründung gibt. Vielmehr sind diese Phänomene immer nur in einem okkulten Umfeld zu finden, es sind rein mediale Vorgänge. Sie sind ein klarer Hinweis auf ein starkes mediales Kraftfeld, auf das allerdings nur der medial veranlagte Mensch reagiert. – Der nüchternen Gemeinde Jesu sind diese Vorgänge völlig fremd. Aus diesem Grunde raten erfahrene Seelsorger von einem längeren Besuch der Missionsstation KSB ab. Auch Kurt Koch hat in seiner Zeit vor KSB aus diesen Gründen nie persönlich solche Stätten schwarmgeistiger Bewegungen und nie spiritistische Zirkel zwecks einer biblischen Beurteilung aufgesucht. Er hat ausschließlich die Zeugnisse und Erfahrungen ehemaliger Mitglieder verwendet. Er wußte um diese medial verursachte Gefahr einer schwarmgeistigen Beeinflussung.

Eine andere Ursache für einen schwarmgeistigen Bann liegt in dem Vorgang der Handauflegung. Auch hier gilt der Hinweis erfahrener Seelsorger, daß diejenigen Personen am leichtesten infiziert werden, deren Glaubensleben stark seelisch orientiert ist oder die medial veranlagt sind. Sollte zusätzlich der Prediger über mediale Fähigkeiten verfügen – was ja die Grundvoraussetzung jedes bekannten Glaubenheilers ist – dann ist die Folge einer solchen Handauflegung praktisch immer eine schwarmgeistige Belastung.

Einige Beispiele sollen die Querverbindung von Handauflegung, Personenbindung, Verblendung und Bann deutlich machen:
“Auf der Suche nach der unsichtbaren Wirklichkeit”, Seite 147. Hier schreibt Pfr. Erich Lubahn:
„Eine negative Auswirkung der Handauflegung besteht auch darin, daß eine Abhängigkeit des Empfangenden zum Gebenden entstehen kann. Diese Bindung ist bis zur Hörigkeit möglich. Besonders gefährlich wird sie dann, wenn der psychologisch menschliche Bereich überschritten wird und in frommem Okkultismus mündet.
So erlebte ich es bei einer Frau, die durch ständig wiederholte Handauflegung in eine sklavische Abhängigkeit zu einer Mitschwester geriet. Die betroffene Frau wagte in keiner Weise eine Entwicklung zur geistlichen Mündigkeit. In allen Belangen ihres säkularen und frommen Lebens mußte sie erst jene Mitschwester befragen. Die verlangte von ihr auch Dinge, die offensichtlich unsinnig waren. Als sich die Frau zu lösen trachtete, machte sie unliebsame außersinnliche Wahrnehmungen, die zur Zerrüttung der Nerven führten. Durch eine konsequente Trennung und viel Gebet wurde die entstandene Not langsam gelindert.“

“Christus oder Satan”, Seite 217: Kurt Koch schreibt (1956) über seine Erfahrungen mit dem Heilungsprediger Hermann Zaiss.
„Ein Arzt erklärte mir: ‘Ich habe durch Bruder Zaiss den Anstoß erhalten, Christus nachzufolgen.‘ – Ein Lehrer berichtete, daß er in einer Zaissversammlung den Anstoß zu seiner Bekehrung erhalten hätte. – Diese Zeugnisse zeigen, daß Gott auch aus irrigen Bewegungen Menschen erretten kann. Das entspricht der Größe und Gewalt seiner Gnade, die keine Schranken hat. In der Seelsorge beobachtete ich jedoch leider, daß solche Menschen, die in der Zaissbewegung einen echten Anstoß erhalten haben, eine starke Personenbindung an Zaiss haben. Sie können kaum einem anderen Reichgottesarbeiter zuhören. Vor allem ertragen sie nicht die geringste Kritik. Es liegt in ihrem Christsein ein gewisser fanatischer Zug. Der Lehrer, von dem ich oben berichtete, durfte durch die Gnade Gottes das erkennen. Um aus dieser fanatischen Enge herauszukommen und den Zug zur biblischen Weite zu finden, sagte er sich von Zaiss los.

Die Lossagung

Eine schwarmgeistige Bindung ist der okkulten Belastung gleichzusetzen. Wer davon befreit werden möchte, kann dies nur in einem vollmächtigen Akt der Lossagung tun, im Aufschrei zum Herrn Jesus Christus. Ohne diese persönliche Lossagung wird es niemandem gelingen, die wahre geistliche Wurzel einer schwarmgeistigen Verführung zu erkennen und sich aus ihrem Bann zu lösen. Das gilt in dieser Weise auch für die KSB-Mitglieder.

So habe ich es selbst Anfang Februar 2000 gehandhabt und mich im Namen JESU CHRISTI losgesagt von Erlo und Friedel Stegen und der Institution KSB. Erst nach dieser geistlichen Handlung wurde es mir von Gott geschenkt, die ganze Tiefe der Verstrickung von KSB in den Okkultismus mit den dadurch verursachten menschlichen und geistlichen Verirrungen zu erkennen.

Zur Loslösung gehört zweierlei. Erstens die Trennung von allen Gegenständen die eine enge Verbindung zur KSB-Bewegung darstellen, wie Bücher, Kassetten und der Besuch dieser Veranstaltungen usw.

Zweitens muß es nach der Trennung von KSB zu einem Wechsel der geistlichen Quelle kommen, im Lesen und Hören und in der Gemeinschaft der Gläubigen. Es ist von großer Bedeutung, fortan ein auf Jesus konzentriertes Glaubensleben zu führen. Für mich war es eine Hilfe, sofort nach meiner geistlichen Trennung von KSB ausführlich die Biographie von Hudson Taylor zu lesen. Aufschlußreich war dabei ein Vergleich der beiden Männer und ihrer Arbeit. Bei Hudson Taylor stand im Mittelpunkt das Wirken des Heiligen Geistes auf der Basis von Aufrichtigkeit und Demut, mit dem Ergebnis der China-Inland-Mission, die bis heute im Segen arbeitet.

Auf der anderen Seite die KSB-Bewegung, Erlo Stegen im Rausch von Größe und Zahlen, die Bindung von Menschen und Geld an das eigene Werk, die Trennung und Verachtung von Mitarbeitern die ein Wort der Kritik wagen, übersinnliche Erscheinungen und Visionen die sich als von unten und als falsch erwiesen, ein Werk welches sich wie eine Sekte von den anderen Christusgläubigen absondert.

SÜNDE UND SEELSORGE

Mit diesen beiden Begriffen wird, wie in vielen Sekten, auch in der KSB-Bewegung Missbrauch getrieben. Schon vor vielen Jahren ist mir anläßlich der Vorträge von Erlo Stegen aufgefallen, daß zur seelsorgerlichen Aussprache immer wieder dieselben Personen gingen. Dies erschien mir zwar seltsam, aber nur mit einem innerem Kopfschütteln habe ich dies Schauspiel übergangen und verdrängt. Heute muß ich jedoch sagen, daß es mir leid tut, einen solch beschämenden Vorgang nicht hinterfragt zu haben. Mittlerweile, nachdem ich über die Hintergründe informiert bin, kann ich nur noch mein Entsetzen darüber ausdrücken, daß hier heilige Dinge falsch gelehrt und schändlich mißbraucht werden, nur um Macht und Kontrolle über Menschen zu bekommen. Nach meinem Verständnis des Evangeliums ist hier die Grenze zur Gotteslästerung durch KSB Führer erreicht.

Dazu ein Zitat von Friedemann Bottesch: „Erlo Stegen u.a. binden Menschen durch die Seelsorge an Personen, denn sie sagen, wie auch zu mir damals: ‘Wenn du gesündigt hast, hört dich Gott nicht, denn Gott hört die Sünder nicht . . . , darum mußt du zu jemand gehen, der für dich zum Herrn betet’“.
Dies ist eine falsche Lehre, über einen Mittler, auch wenn dieser fromm „Seelsorger“ genannt wird, mit Gott in Verbindung treten zu müssen. Außerdem ist generell das Mitteilen persönlicher Daten immer ein Risiko, da diese als ein Druckmittel mißbraucht werden können.
Es ist doch immer noch so, daß der Vater im Himmel auf unser persönliches aufrichtiges Gebet antwortet, indem Er in erster Linie durch Sein Wort und durch Seinen Heiligen Geist Seine Absichten in unserem Herzen klar und fest macht.
„Denn es ist ein Gott und ein Mittler zwischen Gott und den Menschen, nämlich der Mensch Christus Jesus, der sich selbst gegeben hat zur Erlösung“ 1.Tim.2,5.

Zerbruch der Persönlichkeit
Der Kern dieses Seelsorgesystems ist die Ausübung von Macht der jeweiligen Leiterschaft. Alle sektiererischen Bewegungen suchen keine gläubigen Persönlichkeiten sondern brauchen zerbrochene Menschen.
Ein warnendes Beispiel für diesen Seelsorgemißbrauch sind die Evangelischen Marienschwestern in Darmstadt. Sie zeigen nach außen ein frommes Auftreten mit vielen Bibelworten. Andererseits ist ihre Geschichte und ihre Glaubenspraxis geprägt von falschen Offenbarungen und Prophezeiungen, Zungenreden, falscher Lehre, Gesetzlichkeit, Elitedenken u.a.m.
Ein Kernpunkt der Schwesternschaft ist die Seelsorge. Diese Methode wird „Lichtgemeinschaft“ genannt, nach 1.Joh.1,7 „So wir im Licht wandeln. . .“ Oberflächlich betrachtet geht es in der „Lichtgemeinschaft“ um Bekennen der Schuld, um Hilfe und Ermahnung. Das eigentliche Ziel aber ist das Gebrochen-Werden, die Erniedrigung, die Veränderung der Persönlichkeitsstruktur bis hin zum willenlosen Werkzeug. Zum Werkzeug in den Händen der psychologisch geschulten „Mutter“, die sich aufgrund einer Vision „Mutter Basilea“ (Königin) nennt. – ( Das erinnert an „Baba Erlo“, wie dieser sich ehrfürchtig von den Zulus anreden läßt. – Überhaupt hat die Sekte der Marienschwestern erschreckend viele Parallelen zu KSB. ) Entnommen aus dem sehr lesenswerten Buch von zwei ehemaligen Marienschwestern: Wenn Mauern fallen . . .

Im Gegensatz zu diesem Seelsorgemissbrauch steht die biblische Seelsorge, wie sie im Zusammenhang mit einer Bekehrung oder Befreiung von einer okkulten Bindung ausgeübt wird.
Die biblische Beichte ist im Gegensatz zur Psychoanalyse ein ernsthafter geistlicher Vorgang.

Hier stehen Seelsorger und Beichtender vor dem Angesicht Gottes und erwarten und erhalten von dorther Hilfe. Eine echte Beichte kann nicht erzwungen werden, sondern das Wort und der Geist Gottes müssen die Voraussetzung bewirken, nämlich Sündenerkenntnis und echte Buße. Zur Beichte gehört auch die Absolution, d.h. zu dem Bekenntnis der Sünde kommt der Zuspruch der Vergebung aufgrund der Vollmacht Jesu. Die Vergebung der Schuld ist der tragende Grund, dem der Christ sein Leben verdankt, der zentralste Vorgang in der biblischen Seelsorge.

Römer 6,7 + 22: „Wer mit Christus gestorben ist, der ist gerechtfertigt von der Sünde. Wir sind frei von der Macht der Sünde, sind Gottes Knechte geworden, haben unsere Frucht der Heiligung und unser Ende ist das Ewige Leben.“
Dazu gehört der Zuspruch aus Joh. 1,7+9: „Leben wir dann im Licht Gottes, dann sind wir auch miteinander verbunden. Und das Blut, das sein Sohn Jesus Christus für uns vergossen hat, befreit uns von aller Schuld. – Wenn wir unsere Sünden bereuen und bekennen, dann dürfen wir darauf vertrauen, daß Gott seine Zusage treu und gerecht erfüllt: Er wird unsere Sünden vergeben und uns von allem Bösen reinigen.“ Zitiert aus der Übersetzung „Hoffnung für Alle“.
Meines Erachtens ist es gut, ein solches Kernthema des geistlichen Lebens, kurz zu bedenken
Anhand des Römerbriefes folgende Stichpunkte:

Schuld und Sünde: Röm. 5,12: „Durch Adam ist die Sünde in die Welt gekommen und als Folge davon der Tod. Weil nun alle Menschen gesündigt haben, sind sie alle dem Tod ausgeliefert“ (Übersetzung Hoffnung für Alle). – In der Praxis bedeutet dies für uns Christen, daß wir lebenslang im Kampf gegen die Sünde stehen, in der täglichen Auseinandersetzung zwischen Geist und Fleisch, indem wir uns im Glauben täglich neu unter die Gnade und die Führung Jesu stellen. In dieser geistlich Glaubensverbindung zu Christus überwinden wir die Sünde, also nur IN IHM bzw. ER in uns. – „Nun lebe nicht mehr ich, sondern Christus lebt in mir. Denn was ich jetzt lebe im Fleisch, das lebe ich in dem Glauben des Sohnes Gottes…“ Gal. 2,20.
Gesetz und Sünde: Was ist Sünde? Röm. 5,14: Wo kein Gesetz ist, kann auch keine Sünde, das heißt eine Übertretung des Gesetzes, angerechnet werden. – Sünde ist also die Übertretung des Gebotes Gottes, ist Aufstand gegen Gott, ist geistliche Zielverfehlung. Praktisch heißt das, daß uns nur im Wort Gottes die Definition von Sünde gegeben ist. Zum anderen, daß wir an Einzelsünden, an den Symptomen, die Wurzel erkennen, unsere totale Sündenverfallenheit, unter der auch noch der Wiedergeborene dem Fleische nach bis zu seinem Abscheiden leidet. Sünder, aber ein gerechtfertigter, das ist unser Stand.
Moral und Sünde Der antibiblische Humanismus brachte die Religion bzw. den Begriff Sünde auf die Ebene von moralischer Verhaltensweise. Wenn nun Bewegungen wie KSB selbsternannte moralische Standards als Sünde deklarieren und zusätzlich noch die Möglichkeit einer Trennung von Gott damit in Verbindung bringen, so ist dies eine unverantwortliche Verdrehung von Heilstatsachen. Sünde ist die Trennung von Gott und kein moralischer Fehltritt.
Seelsorge und Sünde Wenn KSB eine lehrmäßige Verbindung geschaffen hat zwischen moralischem Verhalten und der Errettung bzw. der Heilsgewißheit, so ist das von der Heiligen Schrift her als Irrlehre schärfstes zurückzuweisen. Moralische Standards sind so unterschiedlich, wie diejenigen, die sie zum Selbstzweck willkürlich festlegen, je nach Zeitgeist oder Sektenschwerpunkt.
Christus der Überwinder der Sünde Jes. 53: „ER wurde um unserer Missetat willen verwundet und um unserer Sünde willen zerschlagen. Die Strafe liegt auf Ihm, auf daß wir frieden hätten und durch Seine Wunden sind wir geheilt.“ „Röm. 3,23: “„Wir sind alle Sünder … und werden ohne Verdienst gerecht aus Gnade durch die Erlösung, die durch Jesus Christus geschehen ist, durch die unsere Sünde vergeben wird, damit Gott, der alleine gerecht ist, auch den gerecht mache, der im Glauben an Jesus lebt.“ Gottes Wille für uns lautet „Wandelt im Geist, so werdet ihr die Werke des Fleisches nicht vollbringen…“ Gal. 5, 16.

DIE GEMEINDE JESU

Innerhalb von KSB gibt es selbstverständlich, wie in allen irrenden Bewegungen, wahre Gläubige. Das ist ein Grund zur Freude und Dankbarkeit. Und vor Gott kann ich sagen, daß ich sie wie alle anderen Christen liebe, ohne Unterschied. Wir werden ja die Ewigkeit miteinander verbringen.
Gerade aus dieser Haltung heraus liegt es mir auf dem Herzen, sie zu warnen.
Es ist erfreulich, daß die schwarmgeistige Verstrickung und der geistlich-theologische Irrweg der Leiterschaft nicht die einzige Seite von KSB ist. In einem solch umfangreichen Missionswerk gibt es auch andere Seiten. Beispielsweise gehören dazu auch die sozialen Aktivitäten, wie sie allerdings in allen religiösen Gemeinschaften vorzufinden sind. Diese Leistungen, vor allem die Schule, sind weithin bekannt und finden auch eine gewisse gesellschaftliche und staatliche Anerkennung.
Erwähnenswert ist auch das persönliche menschliche Engagement, mit dem Erlo und Friedel Stegen und ihre Mitarbeiter das Missionswerk aufgebaut haben.
Ebenso ist unbestritten, daß etlichen Menschen auf verschiedene Art und Weise eine menschliche und geistliche Hilfe auf KSB zuteil wurde.
Viele haben dort eine geistige Lebensänderung erlebt und eine religiöse Heimat gefunden. Und nicht wenige verbringen als Freunde des Werkes zufrieden ihren Urlaub auf KSB als einem Ort der Stille und Erholung.

Sicherlich befinden sich unter den KSB-Mitgliedern eine Anzahl von Menschen, die vom Geist Gottes angerührt wurden und zu einer Wiedergeburt hindurchgedrungen sind. Gott alleine kennt die Seinen. Und deswegen hat der Herr Jesus, der gerne im Verborgenen und vor allem an den Herzen der Demütigen und Aufrichtigen wirkt, auch innerhalb der KSB-Bewegung verborgen seine treue Gemeinde.

Die wichtige Frage der Ewigen Seligkeit, das Heil in Christus, die wird nach meinem Bibelverständnis für den wiedergeborenen Christen durch solch einen schwarmgeistigen Einbruch nicht direkt berührt. Unsere Erwählung zum Ewigen Leben und die Erlösung durch das Opfer Jesu liegen tiefer und stehen oder fallen nicht mit einer geistlichen Verirrung oder durch moralisches Fehlverhalten. Unser Heil ist auch nicht begründet in guten Werken oder abhängig von Gewohnheiten, Lehren und Traditionen. Vielmehr ist unsere Erlösung zuerst das Werk Seiner Gnade, welches wir mittels des Glaubens erfassen können. Und niemand geht wegen seiner Sünde verloren, sondern nur wegen seines Unglaubens.

Das biblische Bild in 1.Kor. 3,11-15 ist für jeden wiedergeborenen Christen eine Hilfe:
Der Grund unseres Heils ist JESUS CHRISTUS,
der (und mit ihm der Wiedergeborene) ewig bestehen bleibt. Doch unsere Werke, aufgebaut auf diesem Fundament, sind entweder wie Gold und Silber oder wie Holz und Stroh. Der Heilige Geist wirkt durch uns Gold und Silber, der Schwarmgeist bringt Holz und Stroh hervor. Am Tage des Gerichtes Gottes werden die Holz-Stroh-Werke verbrennen, der Bauende jedoch wird zum Ewigen Leben gerettet werden, vergleichbar dem verkohlten Holzscheit das aus dem Feuer gerettet wird. So verstehe ich hier den Apostel Paulus bzw. Gottes Wort.

Eine Belastung bedeutet eine schwarmgeistige Umgebung allerdings für Personen die nur erweckt sind, die auf dem Weg hin zu Christus sind. Diese finden nur sehr schwer den Weg aus einer religiösen Betriebsamkeit hin zur Wiedergeburt durch den Heiligen Geist. – Das reformatorische dreifache sola ist hier aus der Mitte gerückt: Allein die Gnade Gottes – allein das Wort Gottes – allein der Glaube als Gottesgabe.
Möchten doch alle diejenigen, die mehr auf die Worte von KSB hören als auf das klare Wort Gottes, zum Ewigen Leben gerettet werden, auch wenn viele ihrer heutigen Werke verbrennen werden wie Holz und Stroh vor dem Angesicht Gottes. Und möchten wir alle Gnade finden vor und bei GOTT und in der Demut Christi bleiben, indem wir immer wieder von uns selbst wegschauen und „aufsehen zu JESUS CHRISTUS, dem Anfänger und Vollender des Glaubens“ Hebr. 12,2.

DIE MACHT DER TÄUSCHUNG – DAS BEISPIEL KURT KOCH

Ein für mich besonders trauriger Teil dieser Verführung ist die Tatsache, daß mein Lehrer Kurt Koch es nicht erkannt hat, daß die KSB-Führung von Anfang an unter dem Einfluß fremder Geistesmächte stand.

Der erste Grund dafür ist, daß Erlo Stegen Kurt Koch getäuscht hat. Der ehemalige Mitarbeiter von KSB, Koos Greeff, schrieb mir, daß Erlo nicht nur Dr. Koch, sondern viele andere Reichgottesarbeiter meisterhaft getäuscht hat: „They deceived not only Dr. Koch, but all of us.“ (Sie täuschten nicht nur Dr. Koch, sondern uns alle.) Weiter schreibt Koos Greeff davon, daß die Leiter von KSB nur an Kurt Koch selbst interessiert waren, aber nicht an dem, was er über Okkultismus zu sagen hatte.

Auch andere Zeugen des Zuluaufbruchs berichten von einem großzügigen Umgang mit der Wahrheit. Vor Monaten fragte ich Erwin Redinger, ob nicht der folgende Bericht in „Gott unter den Zulus“ als ein klares Zeichen für ein Wirkens Gottes angesehen werden muß: „Das große geistliche Ereignis von Mapumulo zeitigte sofort segensreiche Folgen. Die Kraftwirkungen des Evangeliums wurden so offenkundig, daß von überallher Menschen unter das Wort strömten. Manchmal, wenn Erlo aus dem Haus trat, warteten schon 200 Menschen, die ohne Einladung einfach aus einem inneren Antrieb heraus gekommen waren, um die biblische Botschaft zu hören . . .“
Dazu schrieb mir Herr Redinger: „Man muß die Berichte von KSB nicht zu ernst nehmen, denn viele sind übertrieben und auch verdreht. Als ich auf Mapumulo war, habe ich nie die vielen Leute gesehen, die Hunderte, von denen sie berichteten. Gerade vor einigen Wochen fragte ich einen schwarzen Mitarbeiter, den ich schon lange nicht mehr gesehen hatte und der von Anfang an auf Mapumulo dabei war, ob da Menschen kamen nach Mapumulo, um geistliche Hilfe zu suchen. Er sagte mir dann, daß da Zulus kamen, um mit Erlo zu sprechen. Als ich ihn fragte, ob es hunderte waren, sagte er mir ‘niemals‘. Es war, daß da vielleicht mal 5 oder 6 auftauchten mit geistlichen Fragen.“

Ein anderer enger Mitarbeiter von Erlo Stegen, Trevor Dahl, schreibt nach über 25 Jahren Dienst: „ . . . ich bedauere mit gebrochenem Herzen, daß die KSB Missionsleiter Menschen täuschen und belügen. . .“

Barney Mabaso sagte einem meiner Freunde, daß er von Hilda Dubes Trancefähigkeit während seiner gesamten Zeit mit KSB nie gehört hatte. (Warum hat Erlo dieses vor seinem langjährigen Mitarbeiter verborgen, wenn die Sache biblisch wäre?) Barney: „Ich war für über dreißig Jahre verblendet, aber nun ist mir ein Licht aufgegangen…“

Eine andere Fehlentwicklung auf KSB ist die ungeistliche Überhöhung der Person Erlo Stegen. Dazu beigetragen haben u.a. gezielte Berichte darüber, daß Menschen, die den Führern der sog. Erweckung Widerstand geleistet haben, unter ein Strafgericht Gottes gekommen seien. Gott unter den Zulus, Seite 273. „Der strafende Herr. Erlo betete im Herbst 1966 mit einigen Christen für eine Erweckung. 20-30 Christen folgten seiner Aufforderung, andere Christen wehrten sich dagegen. Die Wege der Christen trennten sich…Die Antwort Gottes ließ nicht auf sich warten. Die einen erlebten eine wunderbare geistliche Belebung und Erweckung, die anderen erfuhren die Gerichtshand Gottes . . .“

Solche Berichte haben bis heute viele Menschen beeinflußt und geängstigt, nur keine Kritik an KSB zu üben sondern alle ihre Aussagen und Handlungen stillschweigend zu akzeptieren.

Die Täuschung von Kurt Koch durch Erlo Stegen hat außer der schwarmgeistgen Beeinflussung auch eine psychologisch bedingte Ursache. Bei der ersten Begegnung auf KSB im Jahre 1976 wurde Kurt Koch durch Erlo Stegen mit einer „Prophezeiung“ über seine Eheverhältnisse überrascht, wie er mir persönlich berichtete. Durch diese Offenbarung hat Erlo Stegen gegenüber Kurt Koch gleich zu Anfang den Eindruck echter geistlicher Gaben und göttlicher Vollmacht erweckt. Dieses hatte einen ersten starken Eindruck auf Kurt Koch gemacht. – Heute ist es unbestritten, daß auch diese Offenbarung ihre Quelle in der „Prophetin“ Hilda Dube haben muß.

Kurt Koch jedoch, der seinerzeit keinerlei Information und Ahnung bezüglich des Mediums Hilda Dube hatte, hielt seit dieser ersten Begegnung mit Erlo Stegen in seiner gesamten KSB-Berichterstattung ohne jegliches Hinterfragen an dem Bild einer echten geistlichen Vollmacht von Erlo Stegen fest. Er hatte seitdem am Wahrheitsgehalt der Berichte von Erlo Stegen nie gezweifelt und hielt eine Täuschung durch diesen für ausgeschlossen. So kam es, daß der gebluffte und getäuschte Kurt Koch in seiner Gutgläubigkeit den „Erweckungsberichten“ (so außergewöhnlich und verdächtig sie auch waren) einen soliden theologischen Rahmen gab. – An dem Beispiel Kurt Koch ist in erschreckender Weise die Stärke der schwarmgeistigen Beeinflussung von Erlo Stegen erkennbar.

Über Kurt Koch bezüglich seines KSB Irrtums heute leichtfertig den Stab zu brechen – aus dem Blickwinkel unserer jetzigen Informationen – ist hochmütig und unfair. Schließlich sind es noch Hunderte von bekannten Christen, die sich heute noch leichtfertig von KSB täuschen lassen und die Verführung nicht erkennen.

Die Bedeutung von Kurt Koch für die christliche Gemeinde
Kurt Koch erlebte im Jahre 1930 eine Berufung Gottes zu einem besonderen Dienst für die Gemeinde Jesu, die bei den führenden Gläubigen zu keiner Zeit umstritten war. Schon deswegen ist es unsere geistliche Pflicht, daß sein Leben und seine Arbeit eine sachliche und vor allem biblische Beurteilung erfährt.
Erschwerend für das Ansehen in seinem geistlichen Dienst war Kurt Kochs schwerer Charakter mit einer oft schroffen Art. Es war neben der Vererbung vor allem seine sehr bittere Kindheit, auf die er diese Veranlagung zurückführte, unter der er lebenslang persönlich sehr gelitten hat. Hinzu kam seine leidvolle Ehegeschichte und das Nichterkennen der Sizabantuverführung, welches nun in den Vordergrund der Aufmerksamkeit und Beurteilung der Christen gelangte. So kam es, daß diese schwierige menschliche Seite von Kurt Koch die Haltung bzw. Einstellung der meisten Gläubigen betreffs seiner Person und seines Werkes geprägt hat. Dies hat sich bis heute als eine Belastung für sein theologisches Lebenswerk erwiesen. Nach meinem Verständnis sollte über diese Haltung, nach der ja auch die Lebenswerke eines König David oder eines Luther als Judenhasser usw. für uns inakzeptabel würden, nachgedacht werden.
Verstehen kann ich allerdings die Einschätzung von einigen Christen, die einen Zusammenhang zwischen seinem Eheproblem und dem Nichterkennen der Sizabantuverführung sehen, da einzelne geistliche Gaben auch weggenommen werden können. Diese Haltung gebe ich hier mit zwei Stellungnahmen wieder. Ein mit Kurt Koch lebenslang befreundeter anerkannter deutscher Theologe, P.B., schrieb mir:
„Hinsichtlich des mangelnden Durchblicks von Kurt Koch fällt die Erklärung nicht besonders schwer. Nachdem sein jahrelang geheimgehaltener Ehebruch ruchbar geworden war, war er in evangelikalen Kreisen in Deutschland nicht mehr akzeptiert. Angesichts seines Geltungsdranges war er aber psychologisch auf eine Bestätigung angewiesen. Und die wurde ihm in KSB reichlich zuteil. Da stellte er sein eigenes biblisches Urteil – was er ja zweifelsohne besaß – zurück, bis er sehr bald selbst nicht mehr durchblickte sondern sich ein Wunschbild von der Wirklichkeit in KSB machte“. (Auch wenn diese Beurteilung sachlich in Ordnung geht, möchte ich doch bezweifeln, ob jener Theologe an sich selbst das gleiche Maß anlegt.)

Die zweite Stellungnahme entnehme ich einem Brief von Erwin Redinger:
„Danke für Dr. Kochs Broschüre über die Zungenbewegung. Mein Sohn Johan und ich haben diese klaren Ausführungen mit Interesse und Übereinstimmung gelesen. . . Schon 1956 hatte ich ja einen ersten Kontakt mit Kurt Koch und ich habe mehrere seiner Bücher mit Gewinn gelesen. . .  Aber es scheint, daß er irgendwo den Weg verloren hat. Dies zeigt sich mir in dreierlei Ergebnissen:
1. Er lebte im Ehebruch. 2. Er hat die K.S.B. Sache nicht durchschaut. 3. Er konnte schroff und selbstsüchtig auftreten. Dies sind für mich Beweise, daß der Mann irgendwie eine Schieflage bekommen hat. . .
Der Herr zeigte mir in seinem Wort die andere Seite, nämlich, daß sobald ein Christ hochmütig und stolz wird, verliert er die Beschützung Gottes, so daß er in Sünde fällt. Niemand wird ihn für seinen Hochmut ansprechen und verurteilen, weil es nicht eine greifbare Sünde ist, aber wenn er in offensichtliche Sünde gerät, dann will jedermann ihn verdammen, und dies trägt dazu bei, daß er entblößt wird und so die Gelegenheit bekommt um sich entweder zu demütigen und umzukehren, oder zu verhärten. So bringt der Herr seinen geistlichen Zustand ans Licht. Ehebruch und dergleichen Sünden sind in Gottes Augen nicht schlimmer als Hochmut. Man könnte vielleicht sagen, daß der Hochmut in Gottes Augen die größere Sünde ist…“ – Soweit E. Redinger.

Dieser einseitigen Darstellung der Persönlichkeit Kurt Koch, bei der dem Lebenswerk dieses Dieners Gottes in keiner Weise entsprochen wird, füge ich noch meine persönliche Stellungnahme hinzu.

Es muß eine Unterscheidung getroffen werden zwischen dem menschlichen Versagen von Kurt Koch und seinem göttlichen Auftrag. Aufgrund seines Irrweges im zwischenmenschlichen Bereich gleichzeitig sein geistliches Lebenswerk beiseite zu stellen, entspricht nicht einer biblischen Haltung. Die Kurt Koch von Gott aufgetragene Aufklärungsarbeit über die okkulten und schwarmgeistigen Gefahren gehören der christlichen Gemeinde – gerade heute verstärkt – zugänglich gemacht. Deswegen empfehle ich nach wie vor die Aufklärungsbücher von Kurt Koch außerhalb des Themas Kwa Sizabantu. Hinter seinen Aufklärungsbüchern steht die Erfahrung von über fünfzig Jahren Seelsorge in allen Teilen der Welt. Dabei wird die Gefährlichkeit des Okkultismus deutlich dargestellt und der Weg der Befreiung alleine durch Christus klar und biblisch hervorgehoben.
Es wäre nicht nur ein großer Verlust für uns Christen in Deutschland, wenn wegen der Sizabantuverführung die gesamte Aufklärungsarbeit von Kurt Koch ein Ende finden würde, es wäre auch der endgültige Sieg Satans über diese gesegnete Arbeit. – Leider sieht es zur Zeit nach diesem Triumph des Widersachers aus. Dennoch: JESUS IST SIEGER, er hat auch hier das letzte Wort !
Mit einem Wort des großen Reformators beende ich meine Stellungnahme zur Person Kurt Koch und seinem Werk der Aufklärung. Martin Luther schrieb: „Ich habe zwischen mir und meiner Berufung zu unterscheiden… Ich halte mich für den Geringsten. Aber meine Berufung ist unanfechtbar.“
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Gerade vor einigen Tagen fiel mir das schönes Zeugnis von Pfr. Helmut Braun in die Hände. Es stammt aus der Zeit der ersten Dienstjahre von Pfr. Kurt Koch. Irgendwie fand ich es gerade jetzt hilfreich und verbinde es gerne mit der biblischen Mahnung „ . . .und das Gute behaltet“.
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Pfarrer Helmut Braun
Seit 1952 bin ich Pfarrer in Enzweihingen. Schon zu den Zeiten meines Vorgängers sagte die Krankenschwester zum Ortsgeistlichen: »Herr Pfarrer, so kann es nicht weitergehen; in jedem Jahr ist mindestens ein Selbstmord bei uns!« Nach meinem Aufzug ging es so weiter. Ich wurde auf Dr. Kurt E. Koch aufmerksam gemacht, der an dem Thema »Seelsorge und Okkultismus« arbeitete. Nach mehreren Abendvorträgen wurde es vielen bewußt, daß sie sich vom Aberglauben, von Brandschutzbriefen und dgl. trennen müssen. Das 6. und 7. Buch Mose, ein Zauberbuch, wurde vernichtet und das Besprecherunwesen durch das »Bönninger Mändle« gebeichtet. Als dieser einst Krankheiten und Übel besprach, wichen diese wohl, man hat aber dafür einen unheimlichen Bann eingetauscht.
Viele in der Gemeinde erwachten durch die Vorträge von Dr. Koch. In Buße und Gebet sagten sie sich vom Aberglauben los. Auch kümmerte sich die Gemeinde künftig in besonderer Weise um die Angefochtenen. Die Selbstmordserie hörte auf. Damit ist nicht gesagt, daß die Gemeinde nicht auf anderen Gebieten angefochten würde. Der Teufel ist ein Eichhörnchen, das auf einer Seite des Baumes verschwindet, um auf der anderen wieder aufzutauchen. Der Verführer erscheint auf vielfältige Weise. Auf jede Art will er es verhindern, daß wir uns Gott unterstellen, IHN finden. Wir müssen satanische Verführungen als solche erkennen, Irrwege und Hindernisse meiden und uns von Bindungen lossagen. – Soweit Pfr. Braun
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An dieser Stelle beende ich den ersten Teil meiner Ausführungen über die Ursachen des geistlichen Irrweges der Kwasizabantubewegung. Dies habe ich mit einem traurigen Herzen geschrieben, aber die Tatsachen lassen keine andere Wahl, denn die KSB-Bewegung verdunkelt die Ehre und das Werk Jesu Christi.

Im Teil ANHANG werden einige erklärende Schriften für denjenigen Leser angeboten, welcher als Mitglied von KSB oder einer anderen schwärmerischen Bewegung in einen persönlichen geistlichen Konflikt geraten ist und sich folglich ausführlicher informieren möchte.

ANHANG

FRÜHE WARNUNGEN Marquardt, Seibel, Langhammer, Malgo u.a.
BRÜDERLICHE HILFE HEUTE Peckham; Rosenthal; Trevor Dahl;
DER SCHWARMGEIST Präses Michaelis
DIE TRANCEFÄHIGKEIT Kurt Koch
WUNDERWIRKENDE KRÄFTE F. Eichin
MEDIALE HEILER (Bonnke) Werner Bartl
SCHWARMGEISTIGE GEFÄHRDUNG Beyerhaus
MEINE TRENNUNG VON KSB Barney Mabaso
ZIONISMUS Erwin Redinger
NATHANAEL XIMBA Erwin Redinger
NACHTRAG – DREI BRIEFE Erwin Redinger

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1. FRÜHE WARNUNGEN
Schon frühzeitig waren mir persönlich etliche Hinweise auf Schwärmerei innerhalb von KSB zugetragen worden, denen ich aber seinerzeit keinerlei Glauben geschenkt habe. Heute allerdings erschrecke ich darüber, daß ich seinerzeit diese Warnungen „einfach in den Wind schlug“. In meinem Archiv befinden sich folgende Unterlagen:

Eine erste Warnung kam schon 1978 von Pastor Horst Marquardt. Als Herr Marquardt vom Evangeliumsrundfunk Südafrika bereiste, wurde er von Prediger Trauernicht informiert, die Erweckung von KSB sei nicht von oben, sondern von unten. Ein Freund von Prediger Trauernicht in Johannesburg erklärte sogar, daß die KSB-Erweckung vom Teufel sei. Prediger Trauernicht hat in Gegenwart einiger Zeugen diese beiden Aussagen bestätigt. 1977 fand in Südafrika eine Konferenz statt, auf der Verfehlungen der KSB-Mission wie Trancereden, falsche Visionen und eine unbiblische Seelsorgepraxis zur Sprache kamen. Erlo Stegen zeigte sich den anderen Brüdern gegenüber erschüttert darüber, hat aber die Mißstände nicht abgeschafft. – Später, um 1987, bemühten sich die südafrikanischen Brüder Trauernicht und M. Frische wieder um ein klärendes Gespräch mit Erlo Stegen, welches von E.Stegen abgeblockt wurde. Dabei ging es vor allem um die Trennung der Ehe von Kobus de Preez durch die KSB-Heiratsideologie.

Deutliche Warnungen sprachen in den Jahren 1981-82 Pfarrer Lienhardt Pflaum und die Evangelisten Walter Wjist und Joachim Langhammer aus, indem sie auf unbiblische Vorkommnisse innerhalb der KSB-Bewegung hinwiesen. Pfr. Pflaum nannte den Zuluaufbruch eine „Scheinerweckung“ und sagte, daß Erlo Stegen seine Zuhörer nur seelisch anheize und statt Bibelauslegungen bringe er vorwiegend Erzählungen. Prediger Langhammer warnte in seinen Vorträgen, daß durch Satan die Gemeinde von innen ausgehöhlt wird durch falsche Lehren, falsche Geistesoffenbarungen und durch Pseudoerweckungen, die nicht vom Heiligen Geist sind. „Diese Leute kommen aus Afrika und erzählen uns diese Wundergeschichten, die unserem frommen Fleisch so gut tun. Alles Sonderoffenbarungen neben der Bibel, die uns nicht zum Herrn Jesus Christus hin führen. . .“

Die Evangelisten Wolfgang Bühne und Alexander Seibel veröffentlichten 1982 die Warnschrift „Die Zulubewegung – Stellungnahme zu einigen Büchern des Dr. Kurt Koch“. Diese Broschüre enthält eine gründliche biblische Auseinandersetzung besonders mit den vielen seltsamen Visionen (Lindiwe Dube) und dem übersinnlichen Jenseitserlebnis „Im Paradies“ von Lydia Dube. Dort schreibt A.Seibel von Parallelen zum Spiritismus: “Da nun bei den Zulus solch hochgradiger Spiritismus und so viel Zauberei vorherrscht, ist es dem Teufel kein Problem, gerade bei solchen Völkern Visionen, Träume, Stimmen, Heilungen, Engel- und Jesuserscheinungen wie auch Entrückungen hervorzubringen und dies alles mit einer Aura besonderer Heiligkeit zu umgeben.”

1987 erfuhr ich in einem Brief von Evangelist Wim Malgo aus Zürich, daß er während eines Vortrages von Erlo Stegen in der Mitternachtsruf – Zionshalle erkannt habe, daß sich Erlo Stegen unter dem Einfluß eines Schwarmgeistes befindet. Darauf hin hatte sich Wim Malgo von Erlo Stegen distanziert. – Auch die Warnung von Wim Malgo hatte ich in den Wind geschlagen, denn wiederum hielt ich diese Erkenntnis von Bruder Malgo für ausgeschlossen. – Kleinen Ungereimtheiten bei Erlo Stegen schenkte ich seinerzeit keine tiefere Beachtung.

2. BRÜDERLICHE HILFE HEUTE
Von Gottes Wort her ist es unsere Christenpflicht, die unbiblischen Vorgänge innerhalb der KSB-Bewegung in Lehre und Praxis zu benennen. Es wäre eine Sünde dazu zu schweigen. Darüber haben mehrere Christen unter Gebet und vor Gott in sachlichen Informationsschriften berichtet. Sie haben die „argen Früchte“ erkannt und im Licht der Bibel bewertet. Diese Brüder, darunter Rev. Colin Peckham Südafrika/Schottland und Joachim Rosenthal aus Deutschland, betrachten ihre Informationsschriften als ein seelsorgerliches Bemühen, Unwissenden und Fragenden in der KSB-Bewegung Aufklärung und Wegweisung anzubieten.
Das Anliegen der Schriften wird kurz dargestellt, indem ich ausschließlich die Kapitelüberschriften aufzähle. Die Schrift von Bibelschullehrer Colin Peckham trägt den Titel:

A. Eine Einschätzung von Kwasizabantu:

Entstehung der Brautwerbungsmethoden von KSB – Die Brautwerbungsmethode hat keinerlei biblische Autorität.
Auswirkungen auf die Menschen – Persönlichkeitsverlust; schwärmerischer Gehorsam; Unterordnung und Resignation.
Bekenntnisse – Demütigende Sündenbekenntnisse; Kontrolle durch Beschämung, Seelenkontrolle; Unbiblische Koppelung von Sünde und Verlorensein.
Doktrin – Völlig falsche Bewertung und Einordnung der Sünde. Unterbewertung der Heilstat von Golgatha in Erlösung, Versöhnung und Heilsgewißheit. Fehlen der biblischen Lehre über die Wiedergeburt.
Missionarisches Engagement – Kaum Kontakt zur Weltmission durch KSB-Christen; Ausgeprägter christlich-moralischer Aktionismus (CfT, WLW, Eurochor; Gruppenbildung statt Pioniermission.
Gebet – Kaum öffentliche Gebetstreffen; Gebetsgeist auf Sparflamme.
Bibelstudium – Kaum systematisches Bibelstudium.
Geist der Erweckung – Ein religiöser Aufbruch als „Erweckung“ proklamiert, eine Scheinerweckung.
Die generelle Gefahr einer Geisteskontrolle – Alle extremen Gruppen stehen in der Gefahr einer kultischen Geisteskontrolle durch die vier Komponenten: Kontrolle des Benehmens – der Gedanken – der Gefühle – der Information.
Fazit: Aufruf zur Umkehr an die KSB-Führer – Hört auf mit der autokratischen Entfernung von Glaubensbrüdern; laßt ab von den Sonderlehren und von der Praxis von falscher Überlegenheit; haltet Euch nicht für über alle Korrektur erhaben. – Soweit die Schrift von Rev. Colin Peckham.

B. Was steckt hinter der Kwasizabantubewegung ? ist der Titel der Rosenthal-Broschüre, aus der ich lediglich die Kapitelüberschriften zitiere:
Wie begann die KSB-Bewegung
Welches Verständnis hat Erlo Stegen von Erweckung?
Was folgte der „Erweckung“ von 1966/67
Welche Rolle spielen die Zulufrauen Dube in der KSB?
Welche Auswirkungen werden in der KSB beobachtet?
KSB – ein System des Mißbrauchs?
Hat die KSB ihre Anhänger „bezaubert“?

C. Die Auswirkungen der Mission Kwa Sizabantu bei ihren Anhängern in Deutschland.
Aus der Warnschrift von Ralf Daubermann über ein neues Bewußtsein:
Sizabantu bewirkt einen Ausschließlichkeitsanspruch
Auflösung der Autorität der Heiligen Schrift
Das eigene untadelige Leben steht im Mittelpunkt
Beschränkung auf ethisch-moralische Untadeligkeit
Öffentliches Auftreten bzw. Lehren von Frauen
Bekennen von Sünden vor „Seelsorgern“ als Grundregel
Sündenbekennen als Routinehandlung
Lehrmäßiges Schwergewicht auf persönlicher Heiligung
Relative Geringschätzung der geistlichen Bruderschaft mit allen Nachfolgern Jesu
Unkritische Stellung zur Kirche
Staatsfreundlichkeit
Hang zum Bildhaften
Hang zum Wallfahrertum
Mißverständnis über das Wesen der Gesetzlichkeit

D. „Dringender Appell an die Leitung der Kwasizabantu Mission“ wird von KSBlern und Ehemaligen veröffentlicht. 05.01.2000.
Die einzelnen Punkte lauten:
Mangel an Verantwortlichkeit
Geistlicher Mißbrauch
Lügen und Verführung

19.02.2000: Pastor Trevor Dahl, Schwager von Erlo und Schwiegersohn von Friedel Stegen, unterstützte diesen Appell mit folgenden Worten: „Ich unterstütze das beiliegende Dokument mit dem Titel ‘Dringender Appell an die Leitung der Kwasizabantu Mission’ mit einem schweren Herzen und tiefer Enttäuschung, weil die Leiter der Kwasizabantu Mission wiederholte Aufrufe und Versuche von vielen Menschen zurückgewiesen haben, auch von mir selbst, der sie überzeugen wollte, davon Abstand zu nehmen, die üblen Praktiken, die auf der Mission ausgeübt werden, zu vertuschen und darüber unehrlich zu sein.“
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E. Ein Bericht des Generalsekretärs der Evangelischen Allianz Südafrika vom 23. 6. 2000 enthält unter anderem folgende Punkte:
Unbiblische Lehre
Unbiblische Rolle der Angst
Physische Brutalität
Psychologischer Mißbrauch
Vertrauensbruch
Spaltung von Familien einschließlich Ehen
Unwahrheit und Täuschung
Exklusivität: KSB als „der Weg“.

Anhand dieser wenigen zitierten Punkte, wegen Platzersparnis praktisch nur die Überschriften, ist der Irrweg von KSB eindeutig dokumentiert. Als diese Schriften mir bekannt wurden, war das Konzept meiner Stellungnahme (ab Febr. 2000) schon fertig. Der Schwerpunkt meiner Einschätzung lag von Anfang an auf der okkulten Verstrickung, der Hauptursache der schwarmgeistigen Entwicklung von KSB. Die Rückkehr bzw. Hinkehr von KSB in eine biblische Position kann nur durch eine Klärung und Bereinigung dieses okkulten Hintergrundes geschehen.
Deswegen ist es mein betontes Anliegen, im Licht der Heiligen Schrift und im Vergleich mit den Erfahrungen bewährter Männer Gottes, eine seelsorgerliche Hilfe zum Thema schwarmgeistige Verführung anzubieten. – Dieses war auch das ursprüngliche Anliegen meines Lehrers Kurt Koch, und dies nachzuholen bin ich ihm schuldig.

3. DER SCHWARMGEIST
Hier wird eine allgemeine Hilfe angeboten, anhand der wertvollen Erfahrungen unserer Glaubensväter eine endzeitliche Verführung zu erkennen. Bewährte Gottesmänner wie Elias Schrenk, Johannes Seitz, General von Viebahn, Otto Stockmayer und viele andere haben über Jahrzehnte in der Abwehr des Schwarmgeistes um die Wahrheit gerungen. Dabei ist von entscheidender Bedeutung, daß ihr Dienst und ihr Lebenszeugnis klar von Gott bestätigt sind nach dem biblischen Maßstab: „An ihren Früchten. . .“ und „. . . ihr Ende sehet an“.
Die folgende Kennzeichnung des Wesens der Schwärmerei entnehme ich der Schrift von Richard Ising: Kräftige Irrtümer – Schwärmer einst und jetzt:

Anläßlich einer Glaubenskonferenz gab Präses Walter Michaelis in einem Referat folgende Kennzeichnung des Schwarmgeistes:

Die Schwärmerei ist eine Versuchung des Satans, der die Kinder Gottes zum Glaubensübermut verleiten möchte. Die Versuchungsgeschichte des Heilands ist ein Beleg dafür.
Die Schwärmerei ist eine Krankheit des Glaubenslebens, ein erregtes Fiebern der Seele.
Die Wurzel der Schwärmerei liegt
a) in dem mangelnden Wahrheitssinn,
b) in dem Hochfahren des menschlichen Geistes.
Aller Schwärmerei liegt ein unpersönlicher, naturhafter Gesetzesbegriff zugrunde.
Die Schwärmerei fängt da an, wo der Mensch die Gesetze überfliegt, die Gott für seinen Verkehr mit den Menschen ein für allemal gegeben hat.
Solche Gesetze sind:

Gott will durch sein geoffenbartes Wort mit uns verkehren. Die Schwärmerei will darüber hinaus „inneres“ Wort Gottes haben und richtet ein neues Prophetentum mit autoritativer Gewalt auf.
Gott will durch seinen Sohn mit uns verkehren. Die Schwärmerei löst den Geist von der Person Christi.
Gott hat uns die Schöpfung und ihre Ordnung gewiesen. Die Schwärmerei will alles „Kreatürliche“ hinter sich lassen und nur Geist sein.
Gott stellt seinen Verkehr mit uns Sündern auf den Grund der rechtfertigenden Gnade. Die Schwärmerei läßt die Rechtfertigung als eine Anfangsstufe des Glaubens hinter sich.
Gott tut uns seinen Willen vornehmlich kund durch sein Wort, durch die Lebensführung und durch erfahrene Christen. Die Schwärmerei will nur unmittelbar vom Geist geleitet werden.
Gott stellt seinen Verkehr mit uns auf den Glauben und nicht auf das Schauen. Die Schwärmerei möchte aus der Glaubensbahn heraustreten und Gesichte und Erscheinungen haben.
Die Schwärmerei überspringt schließlich die geschichtliche Entwicklung des Reiches Gottes und möchte es in der Ungeduld eigenwillig aufrichten.
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Von Schwärmerei ist dann zu reden, wenn im Mittelpunkt der Frömmigkeit der Mensch steht. Er befindet sich dann im Raum des Religiösen. Religion aber will uns einen Weg vom Menschen zu Gott zeigen, das Evangelium dagegen bezeugt uns den Weg Gottes zum Menschen in Jesus Christus.
Schwarmgeist ist nicht nur gesteigertes Temperament, erhitztes Gefühl, phantasievolle Lebensbeurteilung, Schwarmgeist ist ein Ausfluß aus der Welt der Dämonen …
Dem Schwarmgeist wohnt immer etwas Berauschendes, den klaren Blick Benebelndes bei. Man muß staunen, wohin er vernünftige Christen bringen kann. Man wird sagen dürfen, daß er sie oft geradezu lächerliche, sie gründlich blamierende oder gar anstößige Dinge zu tun veranlaßt, um die von ihnen vertretene Sache Gottes vor der Welt lächerlich zu machen und in Verruf zu bringen …
Der Schwarmgeist bietet sich an als höhere Stufe des Christentums. Auch werden viele getäuscht durch lichtähnliche Charaktereigenschaften … Der Schwärmer ist unbelehrbar…
Man darf eine Bewegung nie nach einigen „prächtigen“ Menschen beurteilen, die auch darin sind, sondern nach dem führenden Geist, den ursprünglichen Quellen und den maßgebenden Grundsätzen.
Soweit die Erfahrung von Präses Walter Michaelis.

Die folgende Erfahrung von Pastor Johannes Seitz ist sehr aufschlußreich, da deutliche prinzipielle Parallelen zu den Ereignissen von Mapumulo erkennbar sind.

Auszug eines Briefes von Joh. Seitz
,,Liebe Brüder!
Diesen Gesichten, Erscheinungen, Offenbarungen, Visionen gegenüber steht die Tatsache, daß es so viele davon gibt, welche den biblischen ganz ähnlich sind, aber von 100 derselben sind immer 99 von bösen Geistern, von Satansengeln, die sich in Lichtengelgestalten verstellen. Diese falschen Gesichte, Offenbarungen, Visionen, Erscheinungen sind besonders in unseren Tagen so entsetzlich verbreitet und haben so viele Gestalten, daß es ganz in der Luft liegt. Jung-Stilling sagte schon im 18. Jahrhundert, Satan werde sich vor seinem Sturz in die heiligsten Larven verlarven, um die Auserwählten zu verführen. Er werde sich in Gott, in Jesum, in den Heiligen Geist verlarven, um vor seinem Fall noch recht viele zu verführen.
Als ich mich vor vielen Jahren mit einigen meiner Freunde allmonatlich 8 Tage lang zu anhaltendem Gebet versammelte, um die Kraft aus der Höhe zu erbitten, um ein Pfingsten, um die Gaben des Geistes, da kamen solch wunderbare Offenbarungen und Erscheinungen, die uns alle betrogen hätten, wenn sich Gott nicht über uns erbarmt und wir nicht dem Befehl Gehör geschenkt hätten: ‘Prüfet die Geister, ob sie aus Gott sind!‘ Mir sind nachher die Haare zu Berge gestanden über die furchtbaren, listigen Täuschungsversuche, welche Satan an uns gemacht hatte. Der Teufel hätte das alles zunichte gemacht, wenn wir seinen falschen Offenbarungen und Erscheinungen geglaubt und sie angenommen hätten.
Er hätte als solche, die vom Teufel betrogen wurden, bald Betrüger aus uns gemacht. Solche, welche betrogen sind durch falsche Offenbarungen, die werden meistens selbst Betrüger, ohne daß sie es wissen oder wollen. Hätte ich Zeit zu erzählen, welch großartige List die Höllengeister haben, sich in den Heiligen Geist und in Jesum zu verlarven! Diese Geister, welche wir als Teufelsgeister entlarvt haben, haben so viele herrliche Dinge getan. Dadurch wollten sie uns in den Irrtum führen. Z. B. haben sie uns gesagt, wir würden den Heiligen Geist bekommen, dann das Evangelium in Deutschland verkündigen; wir würden Kranke heilen, Teufel austreiben und Krankenanstalten bauen ‑ das haben wir nicht geahnt, daß Gott uns zu dem brauchen werde, aber es waren doch Satansengel, die uns unter ihren Einfluß bringen und dann irreleiten wollten. O, wie viele, viele lassen sich narren und kommen dann auf Irrwege und werden Werkzeuge falscher Geister. Das hat uns gelehrt, daß man alles, was nicht haarscharf mit dem Worte Gottes übereinstimmt, abweist und nicht aufnimmt.
Ich bin jetzt 50 Jahre als Missionsarbeiter tätig, kam früher vom Süden bis zum Norden Deutschlands herum und fand überall solche, welche, als sie sich bekehrt und Leben von oben und den Geist Gottes empfangen hatten, sich betrügen ließen von falschen Gesichten, Offenbarungen, Erscheinungen, da ihnen Christus oder Engel erschienen und alle, oder fast alle, welche sich von falschen Geistern täuschen ließen, kamen auf Abwege, in Schwärmerei, in frommen Größenwahn, ja manche wurden vom Teufel besessen. Ich habe schon verschiedene in unseren Anstalten gehabt, die besessen oder geisteskrank waren; sie hatten Erscheinungen, wo Christus oder ein Engel ihnen erschienen. Diese Erscheinungen waren oft herrlich, wunderbar, ganz den biblischen Erscheinungen ähnlich. Dadurch, daß sie diesen falschen Christus‑ und Engelserscheinungen glaubten, kamen sie unter einen hochmütigen Schwarmgeist und wurden dann besessen vom Teufel. Es kostete dann viele Kämpfe, bis sich wieder frei wurden. Gottlob, der Herr hat mich bei verschiedenen gebraucht, daß sie wieder frei wurden. Ich konnte bald herausfinden, was falsche Visionen und Offenbarungen sind, weil ich selbst eine Periode durchzumachen hatte, wo ich mit einigen Brüdern die wunderbarsten Erscheinungen und Offenbarungen hatte, aber Gott gab immer Gnade durchzuschauen, daß es Blendwerke des Teufels waren.“

4. ÜBER DIE TRANCE
Um die Gefährlichkeit einer Trancefähigkeit darzustellen, bringe ich hier einen Auszug aus Christus oder Satan, Seite 141:

Alfred Millen war Schauspieler am Garrick-Theater in London… Millen nahm an den Gottesdiensten der spiritualistischen Kirche seines Wohnbezirkes teil. Die Gestaltung war dem christlichen Gottesdienst ähnlich. Es wurden christliche Lieder gesungen und Abschnitte aus der Bibel gelesen. Anstelle der Predigt betätigte sich eine Frau als Wahrsagerin und Prophetin. Gleich beim ersten Besuch zeigte diese „Prophetin“ auf Millen und erklärte: „Wissen Sie, daß Sie große Fähigkeiten haben?“ Millen erschrak. Dieses Medium wußte seine innersten Geheimnisse. Sie konnte ihm die Erlebnisse auf den verschiedenen Kriegsschauplätzen berichten. Als sie die erstaunten Augen Millens wahrnahm, erklärte sie: „Sie haben die gleichen Fähigkeiten wie ich. Sie wissen es nur nicht. Mir ging es genauso. Ich wußte auch nicht, daß ich ein Medium sein konnte, bis mir ein anderes Medium das offenbarte.“
Nach dem Gottesdienst blieb Millen zu einem persönlichen Gespräch mit dem Medium zurück… Er bat es um Auskunft, wie man ein Medium werden könnte… Er entwickelte in der Trance und Halbtrance folgende Fähigkeiten:
Er konnte in der Halbtrance fremde Sprachen sprechen, ähnlich dem Zungenreden. Es war aber kein Ausleger da, der die Sprachen deuten konnte.
Ferner konnte er in der Halbtrance jede Krankheit ohne medizinische Kenntnisse sofort erkennen und heilend beeinflussen. Stellte sich ein Kranker vor ihn hin, dann legte er die Hände auf die kranke Körperstelle. Der Patient fühlte dann eine wohltuende Wärme. Er hatte ein Gefühl, als würde ein elektrischer Strom den Körper durchfließen. Die Diagnosen waren ohne vorheriges Befragen der Kranken hundertprozentig treffsicher.
In der Volltrance bewältigte Millen die sogenannte Exkursion der Seele. Das ist ein Spaltungsvorgang, bei dem die Seele oder ein Teil des Bewußtseins den Körper zu verlassen scheint. Der Exkursionist kann dabei verborgene und entfernt liegende Dinge erforschen. Er schaut gleichsam durch die Materie hindurch. Die Engländer nennen das auch extrasensory perception…
Wie kam es nun, das Millen aller medialen Tätigkeit entsagte und ein Jünger Jesu wurde? Wie es oft in der Geschichte der Kinder Gottes zu finden ist, benützte Gott indirekt die Frau Millens. Bei einer Evangelisation war sie zum Glauben an Jesus gekommen. Bei dieser Umkehr sagte sie sich auch von allem Spiritismus ihres Mannes los. Sie gewann einige Freunde und bildete einen Gebetskreis, der sich besonders für ihren Mann einsetzte. Sie beteten etwa ein Jahr für ihn. Da setzten in seinem Leben schwere Nöte ein. Es war ein Kampf in der unsichtbaren Welt entbrannt. Die Geister des Abgrundes, denen Millen diente, wehrten sich gegen die Macht des Gebetes. Und doch zogen sie den kürzeren. Das ist ja die wunderbare Erfahrung, die wir als Christen haben. Satan und sein Herr haben zu fliehen, wenn wir unsere Stellung unter dem Kreuz beziehen.
Die Damaskusstunde war für ihn gekommen. Millen erkannte seine furchtbare Sünde. Er warf sich auf die Knie und schrie zu Gott. Seine ganze Vergangenheit stand vor ihm, sein Sündenleben und der verheerende Dämonenkult in der spiritualistischen Kirche. Nichts hielt mehr vor den Augen Gottes stand. Er flehte um Vergebung und Gnade. Und der Herr neigte sich zu ihm. Die Beterschar hinter seinem Rücken, von der Millen bis dahin nichts gewußt hatte, frohlockte und gab Gott die Ehre. Ein mit tausend Stricken gefesselter Spiritist und zugleich Spiritualist war durch den Sieger von Golgatha frei geworden.
Sofort löste Millen alle Verbindungen zum Spiritismus. In einer einzigen Stunde hatte er mit erschreckender Deutlichkeit erkannt, daß die spiritualistischen Kirchen von den Dämonen kontrolliert und beherrscht sind… Jesus sagt in Lukas 10,19: „Sehet, ich habe euch Macht gegeben über alle Gewalt des Feindes und nichts wird euch beschädigen.“
Es ist ein betrübliches Zeichen mangelnder Geisterunterscheidung, daß selbst in christlichen und sogar gläubigen Kreisen Pneumatisches und Spiritistisches, also Geistliches und Seelisches oder gar Dämonisches nicht unterschieden werden können. Der Hinweis, daß sogar große Männer Geistererscheinungen erlebten, ist kein biblisches Argument. Für uns gilt nicht, was große Männer tun, sondern das Wort Gottes. Als der reiche Mann um eine Totenerscheinung bat (Lukas. 16), da wurde ihm gesagt: „Sie haben das Wort Gottes!“
In biblischer, geistlicher Beziehung zeigt sich nun in der Seelsorge eindeutig, daß spiritistisches Treiben eine Einbruchstelle finsterer Mächte ist. Hier gewinnt die Warnung des Apostels Paulus besonderes Gewicht: “Wir haben nicht mit Fleisch und Blut zu kämpfen, sondern mit Fürsten und Gewaltigen, nämlich mit den Herren der Welt, die in der Finsternis dieser Welt herrschen, mit den bösen Geistern unter dem Himmel” (Eph. 6,12).
Soweit aus Christus oder Satan zum Problem des Tranceredens.

5. WUNDERWIRKENDE KRÄFTE

Auszug aus der Schrift „Prüfet die Geister“ von Pfr. F. Eichin
„Johannes antwortete Jesus und sprach: Meister, wir sahen einen, der trieb böse Geister in deinem Namen aus und wir verboten es ihm, weil er uns nicht nachfolgt. Jesus sprach: Ihr sollt es ihm nicht verbieten…denn wer nicht gegen uns ist, ist für uns“.
Markus 9, 38 – 40 ist für uns außerordentlich lehrreich. Dieser Bericht beweist uns, daß man im Namen Jesu gewisse Heilungen erzielen kann, ohne selbst ein wirklicher Nachfolger und Beauftragter Jesu zu sein. Jesus hat solches Heilen nicht verboten, weil es ja in einem gewissen Grade in seinem Namen geschah. Aber wir sehen: Von Heilungen, die im Namen Jesu getätigt wurden, kann man nicht unbedingt Rückschlüsse ziehen auf die Qualität des Heilenden. Gott benützt in seiner Großzügigkeit sogar Menschen als Werkzeuge, die am Ende von ihm abgelehnt werden (Judas; Bileam). Jene Wundertäter in Mt. 7,22‑23 werden im Namen Jesu tatsächlich Heilungen erzielt haben, denn Jesus bestreitet diese Tatsache nicht. Weil sie aber persönlich von Jesus nicht erkannt waren, d.h. nie in inniger Lebensgemeinschaft mit ihm gestanden hatten, darum schließt er sie beim Endgericht vom Reich Gottes aus. ‑ An dieser Stelle darf das Erlebnis eines vor Jahren heimgegangenen Seelsorgers berichtet werden, der in der Schweiz sehr bekannt war. Er hat selber erzählt, daß er in seinen jungen Jahren durch Evangelisations‑Reden eines Betrügers und Hochstaplers zum eigentlichen Durchbruch des Glaubens gekommen sei. Jener Betrüger nämlich hatte Predigten gesegneter Gottesmänner auswendig gelernt und sie mit einer gewissen seelischen Begeisterung vorgetragen, und Gott hat die Wahrheit seines Wortes bestätigt und die Arbeit dieses Betrügers zum Segen benützt.
Aus Markus 9,38‑40 dürfen wir auch folgenden Schluß ziehen: Jesus geht in seiner Geduld und Großzügigkeit so weit, daß er sogar auch da leiblich und geistlich segnet, wo man nur in Ehrfurcht sich auf seinen Namen beruft, – auch wenn der Redner oder Heiler selbst von dunklen, unheimlichen Kräften getrieben wird, worüber er sich selbst gar nicht im Klaren ist. Paulus äußert in Phil.1,15‑18 einen ganz ähnlichen Gedanken…
Neueste Literatur aus Kreisen der sogenannten spiritualistischen Kirche berichtet auch von Krankenheilungen im Namen Jesu und von Gebetszirkeln, in denen auch auf Jesus, den Sohn Gottes, hingewiesen wird. Wir sehen: Satan, der Vater des ganzen Spiritismus, scheut sich heute nicht, Heilungen im Namen Jesu zuzulassen, nur um die Seelen der Ahnungslosen um so fester in sein Netz zu bringen! Hierher gehört Jesu Warnung in Mt. 24,24…
Einen schlimmeren Rückfall ins Heidentum kann man sich kaum vorstellen; denn jene Medien, die in den sonntäglichen Gottesdiensten im Trancezustand Predigten von »Geistern« aussprechen, sind unbewußt Werkzeuge von widergöttlichen Kräften, auch wenn dauernd zum Glauben an Jesus, den Sohn Gottes, den Auferstandenen aufgefordert, wird…
Man könnte meinen, Satan kämpfe gegen sich selbst; indem er Menschen auf Jesus hinweise. Aber genau betrachtet ist die Sache so: Wohl werden in spiritistischen und sektiererischen Kreisen ganz ähnliche Worte angewandt wie sie im Neuen Testament stehen (Sohn Gottes; Heiliger Geist; Buße, Bekehrung; Glaube; Vergebung der Sünden; Auferstehung;) aber diese Ausdrücke werden anders akzentuiert, und die ahnungslosen Hörer gelangen in einen gefährlichen, dunklen Bann und werden unfähig, das Bild des biblischen Jesus und seines Erlösungswerkes zu erkennen. Sie lesen das Neue Testament wie in einem gebogenen Spiegel, der alle Linien verzerrt. Beim echten Christusbild des Neuen Testamentes steht im Mittelpunkt das stellvertretende Sühneopfer des sündlosen Gottessohnes, die Tilgung der menschlichen Sündenschuld und die Befreiung aus der Macht der Sünde. Beim verzerrten Christusbild werden diese Punkte an den Rand geschoben. ‑ Satan kann auch durch seine Helfer direkte Warnungen vor sich selbst aussprechen lassen, immer mit dem Endziel, die Gutgläubigen in seinen Bann zu ziehen…

6. OKKULTE HEILER
Auszug aus dem Buch „Hinter den Kulissen“ von Werner Bartl.
Bei Reinhard Bonnke haben wir das Phänomen, daß nach einer herzergreifenden Evangeliumsbotschaft im anschließenden Heilungsdienst dämonische Begleiterscheinungen beobachtet werden. Dabei kommt es häufig zu dem Rückwärtskippen in einen Zustand der Bewußtlosigkeit, dem spiritistisches Phänomen der Trance. – Wie dies alles zusammenpaßt, ist nicht einfach zu verstehen. Dennoch müssen wir lernen, solche Bewegungen nicht nach dem beeindruckenden Erscheinungsbild und den frommen Worten, sondern nach den nachfolgenden Begleiterscheinungen und anhand der Auswirkungen zu beurteilen.
Ein aufschlußreicher Bericht kommt von Gerhard Wissmann, der im Leiterschaftsteam der Biblischen Glaubensgemeinde Stuttgart (Peter Wenz) mehrere Jahre tätig war:
“Unter Handauflegung von R. Bonnke wurde ich wie von einem Blitz getroffen nach hinten auf einen harten Steinboden geschleudert, wobei jegliches körperliche Gefühl verschwunden war. Bei einer anderen Handauflegung erlebte ich für einige Sekunden, wie ich aus meinem Körper herausschwebte und eine beglückende Schwerelosigkeit mich umfing. Gleichzeitig fiel ich nach hinten. Persönlich operierte ich in meinem Dienst mit denselben Kräftewirkungen. In einem Fall wurde eine Person, der ich mich nur näherte, mit Wucht nach hinten gerissen. Nach meinem Austritt aus der BGG Stuttgart und Abstandnehmen von der Lehre traten für einige Zeit seltsame Phänomene bei mir auf, wie sie nachweislich bei Personen geschehen, die sich aus der Zauberei bzw. dem Satanismus lösen. Eines Morgens wurde ich plötzlich aus dem Schlaf gerissen, weil ich von einer starken Kraft im Zimmer regelrecht umgedreht und beim Aufstehen nach hinten gerissen wurde. Eine lähmende Strömung kam durch meinen Körper und Todesangst befiel meine Seele. Nur mit Mühe konnte ich mich an diesem Morgen in ein anderes Zimmer schleppen. Immer wieder versuchte mich diese Kraft umzuwerfen oder nach unten zu ziehen. Eine nie erlebte Schwäche befiel mich.
Es folgten einige qualvolle Nächte, die ich meist sitzend im Bett verbrachte, weil jedesmal, wenn ich mich flach hinlegen wollte “Etwas” an mir zerrte, das mich hinab in mein “Grab” ziehen wollte. So jedenfalls empfand ich es psychisch und physisch. In meiner Arbeit als Ingenieur war ich oft stark durch diese lähmenden Erscheinungen, die mit starken Schwindeln und mit Übelkeit verbunden waren, beeinträchtigt. Manchmal wurde ich für Bruchteile von Sekunden aus meinem Körper gezogen und ich glaubte nach hinten zu stürzen … von ganzem Herzen danke ich Jesus, daß er mich und meine Familie durch die Kraft seines Wortes aus dem Bannkreis religiöser Mächte gezogen und wieder gesund an Geist, Seele und Leib gemacht hat. Wir sehen uns mit neuer Freude an der gesunden biblischen Lehre beschenkt und mit einem tiefen inneren Frieden.”

7. DIE SCHWARMGEISTIGE GEFÄHRDUNG DER GEMEINDE
von Prof. Dr. Peter Beyerhaus.
Auszug: Der Schwarmgeist als Meister der Imitation.

„Ein Wesenszug des Schwarmgeistes ist also die Kunst der Nachahmung, der Imitation. Hier ist nun eine ganz entscheidende Beobachtung die, daß es kaum irgendeine Erscheinungsweise des Heiligen Geistes gibt, wie sie unser Neues Testament bei der Behandlung der Gnadengaben schildert, für die es nicht auch eine Imitation gäbe.
– Wenn Paulus davon spricht, daß er sich in der Ekstase befunden habe und in den dritten Himmel entrückt wurde (2.Kor.12,2), so weiß davon auch die hinduistische Mystik zu erzählen.
– Wenn wir im Neuen Testament davon lesen, daß die Jünger am Pfingsttage in anderen Zungen sprachen oder die Zungengabe auch in der korinthischen Gemeinde erschien, so kennen die Völkerkundler eine Zungengabe auch im afrikanischen Animismus
– Wenn wir von der prophetischen Gabe sprechen, so erinnert uns die Bibel daran, daß es Hellseher auch in allen anderen, nichtchristlichen Religionen gibt. – Wenn wir von der Gabe der Wunderheilung sprechen, so müssen wir wissen, daß es bis zum heutigen Tage Religionen gibt, die ebenfalls wunderhafte Heilungen vollbringen.
Daran hat der bekannte Autor Kurt Koch wohl nicht genügend gedacht, als er sein Buch schrieb über die indonesische Erweckungsbewegung „Uns Herr wirst du Frieden schaffen”. Er hat darin die Ansicht vertreten, daß in Indonesien eine große Geisteserweckung ausgebrochen sei und in ihr alle urchristlichen Gnadengaben wiedergeschenkt worden seien, die der Kirche in der Zwischenzeit verloren gegangen waren. Dies sei das Zeichen dafür, daß das Ende der Geschichte gekommen sei, denn am Ende müsse es wieder sein wie am Anfang. Eine völlig unbiblische Lehre!

Nun bin ich bald darauf im Jahre 1971 selbst nach Indonesien gekommen und mußte mir dort sagen lassen, daß es eine sogenannte “javanische Mystik” gibt. Sie ist eine Bewegung, die aus dem Hinduismus kommt. Es gibt javanische Mystiker, die okkulte Kräfte in sich tragen, durch die sie psychosomatische Wirkungen hervorrufen können, also geistleibliche Kräfte ausstrahlen. Mir erzählte ein indonesischer Kirchenführer, er habe einen solchen Mystiker gekannt, der einen mehrfach gebrochenen Arm durch Überstreichen auf der Stelle wieder zum Heilen gebracht hat. Wenn uns nun erzählt wird, daß es ähnliche Wunder auch in der indonesischen Erweckungsbewegung gegeben habe, müssen uns sofort die Testfrage stellen: Was ist der Ursprung solcher Kraftwirkungen?
Ist es wirklich der Heilige Geist gewesen? Gewiß ist seine Kraft heute nicht geringer als in apostolischer Zeit. Aber könnte der Betreffende nicht noch unter dem Einfluß jener okkulten Bindungen gehandelt haben, in denen er zuvor gestanden hatte? Die reiferen unter den Führern jener indonesischen Christenheit haben schreckliche Erfahrungen machen müssen, bis sie gelernt hatten, hier zu unterscheiden.
Kann also der Schwarmgeist alle Geistesgaben imitieren, so schafft er sich auch menschliche Träger, die ihn vermitteln. Und so tritt an die Stelle des echten Apostels der falsche Apostel; an die Stelle des echten Propheten tritt der falsche Prophet. Das Furchtbarste aber ist, daß am Ende an die Stelle des echten Christus der Antichrist treten wird. Antichrist heißt ja nicht nur, daß er gegen Christus ist, sondern daß er sich an die Stelle Christi setzt. Und zwar tut er dies in einer Weise, daß er zunächst nicht als sein Gegenspieler erkannt wird, sondern von vielen arglosen Christen als der wiedergekommene Christus begrüßt werden wird.
Ich glaube, daß die Geschichte schwarmgeistiger Bewegungen innerhalb der Kirchengeschichte nichts anderes ist als ein ständiges Präludium, ein Vorspiel, für den Schlußakt des Erscheinens des Antichristen selber.
Ich bin allerdings der Überzeugung, daß dieser antichristliche Imitationsschwarmgeist in unserer heutigen Zeit sich in einer ganz neuen Fülle offenbart, so daß man sich oft fragen muß, ob es wirklich schon dem Ende zugehen soll.“

8. BARNEY MABASO
„Am Freitag, den 12. September 1997, erhielt ich nachmittags einen Anruf aus KSB. Es wurde mir berichtet, daß Sisi Thofozi (Lydia Dube) in Umhlali war und entführt wurde und daß Thobekile Mhlongo, die zusammen mit ihr war, mit schweren Verletzungen im Krankenhaus lag. Ich setzte mich sofort in mein Auto und fuhr nach Kwa Sizabantu.
In Kwa Sizabantu angekommen ging ich zum Zimmer Nr. 5 in dem Mama Nsibande, Mama Dube und Sisi Thofozi wohnen. Ich fiel auf meine Knie und betete zu Gott, der Daniel in der Löwengrube bewahrte, nun unsere Schwester, dort wo sie war, zu beschützen . . .

Tugela Ferry. Ein Anruf aus KSB sagte mir, daß man Thofozi auf der Straße gefunden hätte. Ich fuhr nach Sizabantu und dankte Gott für seine große Gnade. Thofozi war unverletzt. – Auf dem Heimweg ging ich zum Krankenhaus, in dem Thobekile lag, und traf sie mit schwersten Kopfverletzungen an. Später hörten wir, daß diejenigen, die sie in Umhlali gefunden hatten, dachten daß sie tot wäre…

Am 22. März 2000 kamen Thulani und Sipho zu mir nach Hause. „Wir sind zu Dir als einem Mann Gottes gekommen, wir haben ein Problem in KSB. Jannie le Roux erzählte, daß Koos Greeff ihm sagte: Jannie, wieso versteckt ihr solch schwere Sünde in KSB. Du weißt doch, daß Thofozi und Heidi Verbrecher gedingt haben, um Fikile Mkhabela (eine der Mitarbeiterinnen, die lange Zeit Thofozis Bodyguard war) zu töten, so daß Heidi Slabber Fikiles Position einnehmen kann“. . .
…Sipho und Thulani berichteten dieses daraufhin Onkel Erlo. Nachdem sie mit Onkel Erlo gesprochen hatten, hätten sie nichts mehr davon gehört… Sie erwarteten, daß Onkel Erlo etwas unternehmen würde…
Danach kamen sie zu mir.
Ich war schockiert. Ich fragte sie: „Kann es sein, daß ihr so eine Sache unter euch in KSB verheimlicht und versteckt? Wie können wir Prediger aus der ganzen Welt einladen und zu uns rufen um ihnen die Wahrheit zu predigen, während so eine Sache unter uns versteckt gehalten wird?“

Eine Woche lang habe ich über die Angelegenheit nachgedacht, mir darüber den Kopf zerbrochen und es in meinem Herzen bewegt. Ich konnte nicht glauben, daß dies die Wahrheit sein sollte. Aber wie konnte es eine Lüge sein?

Am 3. April 2000 traf ich Onkel Erlo. Ich erzählte ihm die Geschichte die Thulani und Sipho mir erzählt hatten.
Er sagte, daß er von dieser Angelegenheit wusste und zusammen mit ‘den Älteren‘ (er meinte Mama Dube und Mama Nsibande) die Sache behandelt hätte. Anschließend gingen wir zum Zimmer Nr. 5, wo sie wohnen. Onkel Erlo, ich, Thofozi und Mama Nsibande. Mama Dube war im Schlafzimmer mit ihrer Tochter, Fanos Frau, aber sie kam nicht zu uns.
Noch einmal erzählte ich die ganze Geschichte so wie ich sie kannte. Dann fragte ich Thofozi, ob sie irgend etwas davon wüßte. Sie sagte: „Nein, absolut nichts. Die ganze Geschichte ist unwahr.“

Wir beschlossen, uns um 14 Uhr wieder zu treffen. Als wir uns wieder trafen, waren wir 12 Personen. Sipho und Thulani waren auch dabei. Onkel Erlo betete und sagte: „Ihr Leute, die ihr Geschichten liebt, sprecht jetzt!“
Ich merkte, daß es ihm nicht gefiel, daß Thofozis Sache besprochen wurde.
Noch einmal erzählte ich die ganze Geschichte, so wie ich sie kannte. Thofozi verleugnete die Anschuldigungen, dieses Mal unter Tränen. Sie sagte, sie wäre unschuldig und wisse absolut nichts von der ganzen Sache.
Mandla Mvelases Frau, Lindive, sprach zu Onkel Erlo. Sie sagte: „Baba, ich habe dir so oft gesagt, daß du aufhören sollst, Gottes Arbeit mit diesen Müttern zu leisten. Ich habe dir so viele Briefe geschrieben und darin erklärt, daß viele Dinge im Leben dieser beiden Damen falsch sind. Ich habe dir gesagt, du sollst unter den Mitarbeitern Männer Gottes auswählen und mit ihnen zusammenarbeiten.“
Dabei wurde Onkel Erlo sehr wütend. Er schrie sie an und mit dem Finger auf sie und Mandla zeigend sagte er in sehr grobem Zulu: „Diese zwei beschützen nur ihre Kinder. Ihre Töchter sind schon Frauen, sie schlafen mit den Jungen aus der Gegend.“
Ich fragte auch, warum Thobekile Mhlongo während der Entführung verletzt wurde und nicht Fikile Mkhabela, wenn die Entführung, so wie Thulani mir sagte, geplant war um Fikile zu töten. Mama Nsibande sagte, daß sie diejenige war die arrangiert hatte, daß Thobekile, anstelle von Fikile, Thofozi begleiten sollte . . .
Ich ging nach Hause und wartete fast zwei Wochen auf das nächste Treffen, aber nichts geschah. Zwei Tage später, am 18. April, wurde ich zu einem Treffen gerufen das abends stattfand. Bei diesem Treffen waren alle zugegen, die auch beim letzten Treffen dabei waren, alle außer Fano, der zu der Zeit in Europa war.1
Onkel Erlo betete und zeigte dann auf Lindiwe Mvelase (Mandlas Frau) und fragte: „Sollte sie hier mit uns sein? Ich traue ihr nicht. Sie redet zuviel. Ich möchte nicht, daß diese Sache aus diesem Raum herausgetragen wird. Wenn unsere Feinde davon hören, werden sie über uns lachen. Wenn meine Brüder, die sich von uns abgewandt haben, davon erfahren, werden sie uns verspotten.“
Lindiwe brach in lautes Weinen aus. Sie war so aufgebracht, das sie aus dem Treffen herausgeholt werden mußte.
Als sie draußen war sprach ich zu Onkel Erlo. Ich sagte zu ihm: „Was du mit diesem Kind getan hast war falsch. Du hast sie nun zum zweiten Mal ohne Grund angegriffen; aber neben dir sitzt eine schlechte Person, die Mord plant und du sagst nichts dazu.  Er zeigte auf mich und sagte zu den anderen: „Könnt ihr sehen, wie Barney mit mir spricht.“
Nun wandte Onkel Erlo sich Thofozi zu und sagte: „Sprich Thofozi.“
„Geschwister“, sagte sie, „bitte vergebt mir. Ich möchte mich für das, was ich beim letzten Treffen gesagt habe, entschuldigen. Ich leugnete, das ich etwas von meiner Entführung wusste, aber eigentlich gibt es etwas von dem ich wusste. Jannie und andere sagten mir, daß sie nicht zufrieden wären mit den Sicherheitsbeamten, und sie entweder meine Mutter (Mama Dube) oder Onkel Erlo entführen würden um die Sicherheitsbeamten ein wenig „wachzurütteln“. Ich sagte, sie sollen nicht meine Mutter entführen, da sie an Bluthochdruck leidet und der Schock zuviel für sie sein könnte. Sie sollen auch nicht Onkel Erlo entführen, da er ein wichtiger Mann ist und das großen Unwillen hervorrufen würde. Ich sagte, daß sie lieber mich entführen sollten. Es tut mir sehr leid, daß ich alles geleugnet habe.“
Alle schwiegen. Ich sprach. Ich sagte: „Baba, wußtest du das?“
Er verneinte.
„Wann hast du das zum ersten Mal gehört?“ fragte ich ihn.
Er sagte: „Gerade jetzt als sie sprach.“
Daraufhin sagte ich: „Baba, was sie sagt ist nicht die Wahrheit. Sie versucht dich zu beeinflussen; sie tut so, als ob sie bereit war sich an deiner Stelle entführen zu lassen. Sie ist ein schlechter Mensch, eine Mörderin. Sie muß aus unserer Mitte ausgestoßen werden. Sie muß von Sizabantu weggejagt werden, ansonsten ist die Arbeit Gottes an diesem Platz tot. Onkel Erlo antwortete: „Aber sie hat ihre Sünde bekannt. Wir müssen ihr vergeben und ihr die Gelegenheit geben Früchte der Buße zu zeigen.“
Ich wartete darauf, etwas zu hören was mit Thofozi geschehen würde. Dann bekam ich Telefonanrufe von den Brüdern in KSB, die darüber bekümmert waren. Sie sagten mir, das seit der Rückkehr von Onkel Erlo aus Europa am 13. Mai nichts getan wurde . . .
Zu diesem Zeitpunkt beschloß ich, das es falsch wäre wenn ich in dieser Sache weitergehen würde ohne einigen der Mitarbeiter und Gemeindemitglieder hier in Tugela Ferry darüber zu informieren mit was ich zu tun hatte, und wie alles bis jetzt gegangen war. Ich rief einige von ihnen zusammen und erzählte ihnen alles das, was ich euch bis jetzt mitgeteilt habe. Ich bat sie ernstlich darüber zu beten, aber mit niemanden darüber zu reden. Ich versuchte vergeblich Fano zu erreichen . . .
Zu diesem Zeitpunkt war mir ziemlich klar, das die Dinge in dieser Angelegenheit absolut nicht geradlinig waren, und daß große Anstrengungen unternommen wurden, um die Wahrheit der Sache nicht ans Licht kommen zu lassen . . .

Als wir (8. Juni) in KSB ankamen, ging ich zu einigen Leuten, die bei den letzten zwei Treffen dabei waren, aber sie waren über dieses Treffen nicht informiert. Wir gingen zu dem Platz an dem wir uns treffen sollten, und ich traf dort mehr Leute an als zuvor, aber die meisten von ihnen waren vorher nicht mit uns zusammen gewesen. Da waren Onkel Erlo, Onkel Friedel, Kjell, Margret, Arno und eine Anzahl anderer schwarzer Mitarbeiter, sowie Mama Nsibande und Thofozi. Wieder war Mama Dube nicht da. Andere Mitarbeiter, die nach Beginn des Treffens kamen, wurden an der Tür wieder weggeschickt. Onkel Erlo sagte, sie würden nicht wissen um was es geht, da sie nicht von Anfang an dabei gewesen waren.
Onkel Erlo betete und sagte: „So wie beim letzten Treffen beschlossen wurde, daß ich gehen sollte und beten, was in der Sache mit Thofozi unternommen werden soll, habe ich nun gebetet und Gott hat mir geantwortet. Ich weiß jetzt, was für einen Entschluß ich zu fassen habe.“

Ich war mächtig überrascht über seine Worte, denn sie waren absolut nicht wahr. Am Ende unseres letzten Treffens waren wir uns uneins. Es wurde nicht erwähnt, daß er beten sollte, um herauszufinden welcher Beschluß gefaßt werden sollte.
Dann sagte er: „Aber bevor ich euch sage was ich beschlossen habe, wird Thofozi sprechen.“
Thofozi sagte dasselbe, das sie auch beim letzten Treffen gesagt hatte. Daraufhin sagte Onkel Erlo: „Nun, das ist der Entschluß den ich gefaßt habe. Thofozi wird von ihrer Arbeit als Mitarbeiterin entlassen werden. Ich bete noch, um zu sehen wo ich sie hintun soll.“

Als er gesprochen hatte sprach Onkel Friedel (der sich zum ersten Mal bei diesem Treffen angeschlossen hatte). Er sagte: „Thofozi, ich danke Gott, der in deinem Herzen gewirkt hat, daß du dich vor uns gedemütigt hast und deine Sünde bekannt hast. Ich danke Gott auch, der zu unserem Leiter gesprochen hat und ihm offenbart hat wie diese Angelegenheit gehandhabt werden soll. Ich glaube, daß ich im Namen von uns allen hier und der ganzen Gemeinde rede, wenn ich sage, daß wir dir vergeben. Und wegen Onkel Erlos Entscheidung, es ist das Richtige. Wir stimmen zu.“ Dann sagte Mama Nsibande: „Wir danken Gott. Wir beteten für Thofozi und wir danken Gott. Er hat in ihrem Herzen gewirkt.“

Zu diesem Zeitpunkt kochte ich innerlich, und muß bekennen, daß ich ärgerlich wurde. Ich sagte zu Onkel Erlo: „Ich bin nicht einverstanden mit deiner Entscheidung und ich akzeptiere sie nicht. Ich verlasse diesen Platz unzufrieden.“
Er antwortete mir: „Barney, hör zu, vor mehr als 30 Jahren betete ich zu Gott und sandte den heiligen Geist. Ich habe darüber gebetet.“

Ich sagte: „Das ist mir egal. Ich akzeptiere deine Entscheidung nicht.“ Ich sagte: „Ich danke Gott für das Evangelium. Wenn wir noch im alten Testament leben würde, wäre ich heute mit meinem Speer gekommen und hätte ihn durch ihren (Thofozis) Körper gestoßen. Aber weil wir im Zeitalter der Gnade leben, müssen wir sie nur aus unserer Mitte verjagen.“

Mama Nsibande sagte zu mir: „So kannst du nicht mit deinem Vater sprechen.“
Ich erwiderte: „Ihr spielt mit uns als ob wir Kinder wären, aber wir sind keine Kinder.“
Nachdem ich geredet hatte stand Arno auf. Er sagte: „Ich habe heute zum ersten Mal von Thofozis Sünde gehört. Es ist wirklich schlimm. Aber was mich viel mehr schockiert, ist die Art und Weise wie Barney mit Onkel Erlo redet.“

Kjell stand auf und sagte so ziemlich dasselbe. Dann wandte er sich an die 3 Männer, die mit mir aus Tugela Ferry gekommen waren, und fragte sie: „Sagt mir, wird euch im Msinga beigebracht, daß man seine Eltern ehren soll?“
Einer der Männer antwortete ihm: „Wir sind nicht hergekommen um Msinga zu repräsentieren, wir kamen als des Herrn Arbeiter um über diese Sache zu hören.“
Ich antwortete indem ich sagte: „Es tut mir leid, daß ich im Ärger geredet habe. Vielleicht bin ich heute abend unter euch wie der Teufel. Als Jesus seinen Jüngern sagte, daß er nach Jerusalem gehen würde, versuchte Petrus ihn davon zu hindern. Jesus sagte zu ihm: Weiche hinter mich Satan. Aber Petrus glaubte von ganzem Herzen das er etwas Gutes tat – das Leben dessen, den er liebte, zu beschützen. Ich spreche aus Liebe zu Gottes Arbeit.“
Dann wurde ein Lied gesungen und das Treffen mit einem Gebet beendet.

Wir gingen zurück nach Tugela Ferry. Am nächsten Tag, Freitag den 9. Juni, rief ich alle Mitarbeiter unserer Gemeinde in Tugela Ferry zusammen und wir vier, die dem Treffen am Vortag beigewohnt hatten, berichteten ihnen was geschehen war. Dann sagte ich den Mitarbeitern, daß sie gerne zu den Mitarbeitergottesdiensten in KSB gehen können. Ich stelle ihnen meine Fahrzeuge und Fahrer zur Verfügung, die sie dorthin bringen könnten, sagte ihnen aber, daß ich selbst nicht hingehen würde. Die meisten Mitarbeiter fühlten, daß es schwierig für sie wäre, einen Segen von den Gottesdiensten zu erhalten, während die Dinge noch nicht geregelt sind. Zwei von ihnen gingen an dem Abend zu den Gottesdiensten.
Ich sagte ihnen, daß das Problem nicht nur oberflächlich ist. Eine Person, die angeklagt ist einen Mordanschlag auf einen anderen Mitarbeiter geplant zu haben, wird beschützt und ich werde angeklagt, weil ich das nicht akzeptiere. Ich fragte sie: „Brüder, sagt mir, was habe ich falsch gemacht. Wo ist mein Fehler, so daß ich ihn in Ordnung bringen kann?“

Ein weiteres Treffen, zu dem alle Mitarbeiter gerufen werden sollten, wurde für Montag den 19. Juni geplant.
Die folgenden Tage verbrachte ich meist im Bett. Mein Körper litt unter diesen Anstrengungen.
Ich merkte, daß die Männer von KSB, die zu mir gekommen waren, wie Männer reden wenn sie hier sind, aber wenn sie in KSB in Onkel Erlos Gegenwart sind, sind sie still.
Ich bin dann der einzige der spricht.

Ich erinnerte mich an etwas, was ich noch nicht erzählt habe, was am Sonntag, den 4. Juni geschah. Nach dem Gottesdienst, den wir in Mahlaba hatten, sprachen Alpheus, Thulani, Sipho und ich über die Sache. Alpheus sagte: „Onkel Erlo ist von einer Wolke böser Geister umgeben. Ich weiß nicht was wir tun können um ihn und Onkel Friedel auf die Seite zu stellen und die Herde zu retten.“

Dann fiel mir ein, wie er bei dem Treffen am 8. Juni reagiert hatte, als alles so schief lief. Er nahm nie einen Standpunkt ein; so wie die meisten anderen, die in diesem Treffen waren und wußten was los war.

Am Samstag, den 17. Juni, lag ich im Bett und betete. Am Nachmittag war es so, als ob jemand zu mir sagte: „Es ist genug.“

Meine Tränen, die während den vergangenen Wochen nicht versiegten, waren plötzlich weggewischt und ich spürte neue Kraft in meinen Körper fließen. Das war der Moment, als ich beschloß, daß ich nicht zurückgehen werde um durch dieses Treffen durchzukämpfen. Ich habe genug davon. Ich werde mich von Onkel Erlo und denen trennen, die diesen Weg mit ihm gehen. Ich rief Alpheus an und teilte ihm meinen Entschluß mit, mich von KSB zu trennen. Ich sagte: „Ich komme nicht mehr zurück nach KSB.“

Ich bat ihn, die anderen davon zu unterrichten. Sie müßten ihr Treffen ohne mich fortsetzen.
Ich rief auch Ferny Jaegle zu dieser Zeit an und teilte ihm meinen Entschluß mit; vor allem wegen einer besonderen Frage, die er mir im April 2000, als wir in Frankreich waren, gestellt hatte. Er fragte mich, ob Onkel Erlo noch auf dem richtigen Weg wäre, denn er möchte nicht einem Menschen folgen, der den rechten Weg verloren hat.

Am folgenden Tag gab ich meine Entscheidung auf der Kanzel bekannt, und gab der Gemeinde Zeit bis Mittwoch, den 21. Juni, um nach KSB zu gehen, falls sie wünschen mehr über die Sache zu erfahren, und darüber zu beten um sich zu entscheiden was sie tun wollten.
An diesem Mittwoch hatte jedes Gemeindemitglied eine Gelegenheit um aufzustehen und seinen Entschluß bezüglich der folgenden zwei Punkte bekannt zu geben:
Möchten sie noch Mitglied von KSB sein?
Möchten sie noch mich als Gemeindeleiter haben?

Am Montag (19. Juni) ergab sich noch ein weiterer Punkt, der die Missionsgebäude betrifft, aber ich möchte hier nicht darauf eingehen.
Bei dem Treffen am Mittwoch, den 21. Juni, entschloß sich die gesamte Gemeinde, sich von KSB zu trennen und mich weiterhin als Gemeindeleiter zu behalten. – Barney Mabaso

Auch mir gegenüber wurde der Vorwurf erhoben, wir KSB Kritiker führten eine Verleumdungskampagne in der Absicht das Werk KSB zu zerstören. Diese Unterstellung weise ich zurück. Meine alleinige Absicht ist, daß die KSB Leiterschaft aufwacht und sich von den okkulten Ursprüngen und Verbindungen lossagt und trennt. Auch die beiden folgenden neueren Berichte bezeugen den schwarmgeistigen Ursprung des Zuluaufbruchs. H. K.
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Der erste Bericht von E. Redinger ist vom 1. Januar 2001.

9. HAT KSB SEINE WURZELN IM ZIONISMUS
Bevor wir diese Frage beantworten können, müssen wir erst einen Begriff bekommen über das was gemeint ist mit Zionismus. In Südafrika gibt es eine einheimische Bewegung unter den Eingeborenen die sich Zionismus nennt. Anscheinend hat die Bewegung gut angefangen, und das Evangelium wurde verkündigt, aber sie gerieten bald in den Irrtum. Ich habe sie nur in dem jetzigen Zustand kennengelernt. Diese Bewegung hat nichts mit den Juden oder Israel zu tun.
Es wird allgemein angenommen, dass der Zionismus eine Mischung von christlicher Lehre und afrikanischen Gebräuchen ist, wie zum Beispiel der Ahnenkult und die Wahrsagerei. Obwohl ein Zionist den Anspruch machen wird, dass er bekehrt ist, wird man finden, dass er noch festhält an den Traditionen der Vorfahren, nur dass die heidnischen Gebräuche christliche Namen bekommen.
Wie z.B.
a) “Ukubhula” (Wahrsagen) nennt man Prophezeien.
b) “Inkonzo yokubuyisa” (eine afrikanische Sitte, wo man die Geister der Verstorbenen nach einem Jahr zurückbringt) wird nun ein Gedenkdienst genannt.
c) Der Wahrsager wird ein Prophet genannt. Dieser Wahrsager oder Propheten, sind diejenigen die von den Leuten besucht werden um auszufinden, warum sie krank sind und wer den Fluch auf sie gelegt hat und sie krank gemacht hat, oder wer ihr Feind ist u.s.w.
Wenn ich auch nicht mit ihnen übereinstimme, so macht doch das, was ich über die Jahre mit ihnen erlebt und erfahren habe, doch unwillkürlich dass man sie bewundert. Wenn man ihre Hingabe und ihren Ernst sieht, ist es erstaunlich; wenn es doch nur der Herr Jesus wäre dem sie dienen würden, wäre es wunderbar. Jemand könnte nun fragen “Ist Jesus aus dem ganzen Zionismus rausgelassen?” Die Antwort ist ja und nein. Jesus wird oft erwähnt, oder sogar zitiert, und auch im täglichem Leben, wenn sie miteinander sprechen, wird der eine oder der andere sagen “We Jesu!” d.h. “O Jesu!”. Dieses ist nicht nötiger Weise verachtend, sondern mehr neutral, oder sogar bittender Weise, “Jesu hilf !” Wenigsten so verstehe ich das.
Ich habe aber oft unter ihnen denselben Geist gespürt der in den “sangomas” (Zauberinnen) wirksam ist, und habe auch schon gehört wie die Zionisten behaupten, dass die Sangomas eine Gabe von Gott empfangen haben und deshalb darf man sie nicht verwerfen.
Nun zurück zur Frage, “Hat KSB ihre Wurzel in dem Zionismus?” Ich werde berichten was ich erlebt, gesehen und gehört habe und ihr könnt selber beschließen was ihr glaubt.

1. Als wir zuerst nach Maphumulo kamen, wo ja die sogenannte Erweckung begonnen hat, sagten die dortigen Maphumulo Einwohner, dass der Geist der in Hilda wirkt von dem Zionismus kommt, d.h. von Mavundla. Mavundla war der Leiter von den Zionisten in der Gegend. Als ich dieses zuerst hörte verwarf ich es als Unsinn, aber als ich das ganze Vorgehen über längere Zeit beobachtete, wurde ich überzeugt, dass da eine bestimmte Möglichkeit bestand, dass sie recht hatten.

2. Vor ein paar Monaten sprach ich telefonisch mit meinem Vetter, den ich in vielen Jahren nicht gesehen hatte. Er erzählte mir etwas Interessantes. Vor etwa 30 Jahren besuchte er seinen Onkel, der schwer krank war, und dann erzählte ihm seine Tante, dass Erlo ihr gesagt hat , dass er sogar zu den Zionisten gegangen ist um zu sehen wie sie das machen und ob er von ihnen lernen könnte. Es war erstaunlich, dass er mir dieses erzählte, denn ich hatte nichts vom Zionismus erwähnt. Dieser Vetter hatte nichts mit KSB zu tun, und war auch nie mit ihnen verbunden, und doch konnte er sich an dieses klar entsinnen.

3. Kürzlich telefonierte ich mit einer Dame die früher, d.h. vor 31 Jahren, eine Mitarbeiterin von Erlo war , und weil sie Fragen hatte, die Erlo nicht beantworten wollte, wurde sie verstoßen. Ich habe sie auch seit der Zeit nicht wieder gesehen. Wir sprachen über KSB und sie sagte wie sie sich freute, dass nach so vielen Jahren der Herr die ganze Sache von KSB ans Licht bringt, so dass die Welt die Wahrheit hören kann, und dann sagte sie anschließend “Lo uyazi ukuthi saxoshwa ngenxa yezilimi zaka Mavundla.” In Deutsch: “Du weißt doch, dass wir wegen den Zungen von Mavundla weggejagt sind.” Diese Dame blamierte die ganze Sache auf die Zionistische Wurzel von KSB, und sie ist überzeugt, dass sie so gehässig gegen uns gehandelt haben war die Folge des zionistischen Geistes. Dieses war um so mehr erstaunlich, da ich wie zuvor nichts vom Zionismus erwähnt hatte.

4. Es sind viele die bezeugen, dass Hilda als junges Mädchen eine Zionistin war. Dies war bevor sie Dube geheiratet hat. Die Dube’s waren Lutheraner und so hat sie sich den Lutheranern angeschlossen nach ihrer Heirat, ob gezwungen oder freiwillig, weiss man nicht. Diese jugendliche Verbindung mit den Zionisten könnte die offene Tür gewesen sein wo der Zionismus reingekommen ist. Wie dem auch sei, es ist nicht so leicht, um KSB mit dem Zionismus endgültig zu verbinden, weil sie nicht die verstorbenen Geister mitanbeten, aber doch glaube ich, dass die ganze Bewegung im Zionismus gewurzelt ist, gerade weil da so vieles ist das dem Zionismus ähnlich ist. So wie ich es schon erwähnt habe, da sind viele verschiedene Arten von Zionismus und die betreiben nicht alle dieselben Gewohnheiten.

5. Die Ähnlichkeiten kõnnen wir in folgende Weise beschreiben.
a) Die Zionisten sind stark auf Sündenbekenntnis.( Sie nennen das “ukuhlanbululwa” ) und KSB betreibt es genau so und bringen dadurch ihre Nachfolger unter einen Bann.

b) Die Zionisten Leiter binden ihre Nachfolger an sich persönlich und KSB tut dasselbe. Man findet außergewöhnliche Hingabe zu den Leitern, dass beinahe an Anbetung grenzt. Die Loyalität ist von solcher Art, dass die Nachfolger nicht hören können, noch hören wollen was Anderen ihre Meinungen sind.

c) Die Zionisten betreiben viele von den Eingeborenen Traditionen, was KSB ja auch tut. KSB betreibt ” virginity testing ” usw.

d) Die Zionisten werden Menschen körperlich strafen und schlagen um die Dämonen heraus zu jagen, und es will scheinen, dass KSB eine ähnliche Auffassung hat. Das könnte die furchtbaren Schläge erklären die sie auch den kleinen Kindern zugeteilt haben, kleine 5 und 6 jährige Kinder wurden den Rücken wundgeschlagen. Unglaublich !

e) Die Zionisten nehmen Träume sehr ernst und werden von ihren Träumen geführt und auch mit KSB ist es so. Bei Maphumulo, in der Zeit wo ich da war, wurden zur Zeit ganze Dienste geweiht um einen Traum zu erklären und so die Leute zu beeinflussen um ihnen zu folgen. Dass Gott durch Träume redet, ist nicht zu bezweifeln, aber weil Träume oft ihren Ursprung in der verkehrten Quelle haben, muss man besonders vorsichtig sein und wenn sie erhoben werden über das Wort Gottes, dann muss man wissen, dass da grosse Probleme sind. Zur Zeiten von Maphumulo kamen die Träume wie eine Flut, von Lydia, Hilda, Josfina und anderen und wurden an die verschiedenen Arbeiter und auch die Christen gegeben um ihnen ihren geistlichen Zustand zu offenbaren ( so hiess es dann ).

Um dadurch zu finden war eine grosse Last und was ist jetzt aus diesen Träumern und Prophetinnen geworden?
Was für Unsinn hat die größte und heiligste unter ihnen, nämlich Lydia, angefangen? Die gestorben ist und nur in den Himmel gekommen ist, weil sie so heilig und rein war und dann wurde sie zurückgeschickt weil sie noch Arbeit auf Erden hatte? (lest ihre Geschichte in Gott unter den Zulus). Ist das die Arbeit die sie tun mußte, um die scheußliche Entführung zu arrangieren, wo eine unschuldige Person beinahe umgebracht worden ist, und heute noch darunter leidet? Wollen wir noch zuschauen und erklären, dass alles mit rechten Dingen zugeht auf KSB? Niemals! Es ist Zeit, dass die Wahrheit ans Licht kommt. Erlo und seiner Gruppe vertuschen ja alles, und es will scheinen, dass sie mit einverstanden waren mit dem was Lydia getan hat. Oder wie kann man es verstehen?

f) Ob Zionisten Trances betreiben weiss ich nicht, und deshalb kann ich nicht für bestimmt sagen, dass Hilda es von den Zionisten hat, aber woher kommt es? Die schwarzen Geschwister glauben, es kommt von den Zionisten. Bevor Hilda in eine Trance geht spricht sie in Zungen und dann verfällt sie in die Trance. Folglich Erlo ist sie dann in einem Zustand wo er Gott fragen kann und er dann Antworten bekommt, die er als Befehle Gottes annimmt. Diese Zungen werden durch unsere schwarzen Mitarbeiter als vom Zionismus bezeichnet.

g) Nach meiner Erfahrung sind die Zionisten nicht genau mit der Wahrheit, genau so wie KSB. Sie glauben ja, wenn es die Arbeit beschützt oder befördert, dann kann man ruhig lügen, und daher die vielen Lügen die sie verbreiten.

h) Die Zionisten sind sehr gesetzlich. Sie halten sich vielfach an Alttestamentliche Gesetze ( z.B. sie essen kein Schweinefleisch ) und KSB hat seine eigenen Gesetze die sie “standards of revival” nennen. ( z.B. ihre Kleidungs – und Heiratsvorschriften )

i) Aber der größte Fehler in beiden diesen Bewegungen, und welches die Ursache ihrer Irrtümer ist, ist, dass sie Jesus Christus nicht im Zentrum ihrer Verkündigung haben. Das Kreuz von Golgatha, mit all dem was es enthält und entspricht, ist nicht prominent.
Auch unsere Identifizierung mit Christus in Seinem Tode und Auferstehung wird nicht verstanden und wird darum auch nicht gelehrt. Anstatt verkündigen sie Sündenbekenntnis. Selbst die Wiedergeburt wurde auf Maphumulo lächerlich gemacht. Heute sind sie vorsichtiger, denn sie haben herausgefunden, dass dies ihnen schlechte Reklame bringt.
Ist die Wurzel von KSB im Zionismus? Alles was ich sagen kann, dass da sehr viel Ähnlichkeit ist und mit all den Zeugen glaube ich es schon, aber ein jeder muss zu seinem eigenen Entschluß kommen. Möge der Herr uns durch Seinen Heiligen Geist Unterscheidung und Einsicht schenken, damit wir nicht verleitet werden, um Jesu Christi willen! Amen!
Erwin.
(Die Hervorhebungen sind von mir, neu durchgesehen in 2/2020. H. Koch)

10. NATHANAEL XIMBA

Von Erwin Redinger 3. Februar 2001

Liebe Freunde,
vor kurzem besuchten Nathanael und Beauty Ximba uns. Sie erzählten ihre Erlebnisse von der Maphumulo Zeit. So dachte ich, dass es vielleicht gut wäre, wenn ich welche von den Erlebnissen unseren Freunden mitteile, da es mehr Licht auf den Beginn der sogenannten Erweckung wirft. Ein Freund ermutigte mich es zu tun und hier sind einige von seinen Erlebnissen.

Hintergrund Information.
Nathanael Ximba war seit seiner Kindheit der Familie Redinger gut bekannt. Sein ältester Bruder, Gideon, arbeitete viele Jahre für meinen Vater in seinem Laden, dieweil Nathanael als junger Mann in Johannesburg arbeitete. Nach seiner Bekehrung beschloß er um nicht wieder in der Großstadt zu arbeiten, aber ein neues Leben zu Hause zu suchen. Mein Vater war ein christlicher Geschäftsmann, der auch viel das Evangelium verkündigte, und weil er Zulu gut sprach, war er am meisten unter 
den Zulus wirksam. Und dann wenn jemand sich berufen fühlte in die Reichgottesarbeit würde 
mein Vater ihn in die Bibelschule ( Union Bible Institute ) schicken und für sie das Studiumgeld bezahlen. Unter anderem schickte er Nathanael auch nach U.B.I. wo er drei Jahre in der Bibelschule verbrachte, und als er mit seinem Studium fertig war lud mein Vater ihn ein mit ihm zu arbeiten, 
welches Nathanael mit Freuden annahm. Am Tage arbeitete Nathanael mit in dem Büro und abends gingen die beiden los das Evangelium zu verkündigen.
Erlo Stegen hatte inzwischen ein Zelt auf Tugela Ferry aufgeschlagen wo die Menschen dort einigermaßen gut auf die Botschaft reagierten. Er kam dann zu meinem Vater und bat ihn um Nathanael nach Tugela Ferry zu schicken um dort unter den Leuten zu arbeiten. Mein Vater war nicht 
unwillig, denn er wollte nur des Herrn Wille tun. So legten sie die Sache vor Nathanael und nach einiger Zeit des Gebets und Nachdenkens kam Nathanael zu dem Entschluß, dass es des Herrn Wille war für ihn. So kam er nach Tugela Ferry.

Als er dort das Evangelium des Herrn Jesus verkündigte, bekehrten sich von den Maqabas zu dem 
Herrn. (Menschen die in heidnischer Tracht herumgingen, beinahe nackt.) Unter seinen Sonntagsschulkindern war Barney Mabaso. Kurz nachdem Nathanael mit Segen auf Tugela Ferry gearbeitet hatte, kam die sogenannte Erweckung nach Maphumulo. Nur Hilda und Erlo wussten, warum sie Nathanael gegen seinen Wunsch und Überzeugung von Tugela Ferry nach Maphumulo brachten um in der Nähe von Hilda zu wohnen und zu arbeiten. Der Grund den Erlo angab war, dass er dasselbe erreichen sollte in der Gegend wo Hilda wohnte was er in Tugela Ferry getan hatte. Seltsam! Maphumulo, der Ort der Erweckung, muss jemanden von Tugela Ferry kriegen um die Leute auf Maphumulo zur Bekehrung zu bringen. Sollte es nicht andersherum sein?

Auf Maphumulo.
Obwohl er sich freudig unter ihrem Beschluß fügte, wurde es aber bald deutlich für Nathanael, dass die Dinge auf Maphumulo nicht recht zugingen, und weil er ein Mann ist, äußerte er seine Meinung und fragte Fragen. Er wusste ja nicht, dass man das nicht tut in der sogenannten Erweckung weil man 
dadurch in Schwierigkeiten kommen würde und man sofort als Feind angesehen wurde, wenn auch das Motiv recht war und er nur Gottes Willen tun wollte.
Eines Tages sind wir als ein Team nach Kwambonambi gereist um dort Dienste zu halten. Es war da wo Erlo und Hilda eine Zusammenkunft 
von den Arbeitern geregelt hatten, und heimlicherweise die Weissen ausgelassen haben. Nun als sie beisammen waren, fragte Nathanael wo die Weissen sind. Ihm wurde mitgeteilt, dass die Weissen noch Kinder sind ( d.h. geistlich gesprochen ) und darum kann man sie nicht in solch eine Versammlung erlauben. (Ob er und Hilda vielleicht dachten, dass von den Weissen Hilda’s Trances in Frage stellen würden, weiß man nicht.)
Immerhin, Nathanael war nicht zufrieden und sagte, ” Wie können wir die Weissen als Kinder betrachten und wir erlauben ihnen zu predigen und Leute zu betreuen ?” Für Erlo und Hilda war dieses ja eine schreckliche Sache, dass er sich wagte um das 
zu befragen dass die Weissen rausgelassen sind. Danach betrachtete man ihn als einen gefährlichen Mann. Hilda, Lydia und Erlo würden sagen,“er hat Freddy’s Geist”. Meines Vaters Spitzname 
war Freddy von Friedrich. Dann später hieß es, „er hat Erwin’s Geist.“
Lydia war damals noch ein kleines Mädchen, hatte aber einen großen Einfluß über ihre Mutter Hilda und Erlo. Die beiden hielten sie hoch in Ehren.

Es war nicht zu glauben wie diese Leute andere abbrachen um sich selber zu erheben. Sie würden 
andere zertreten, wenn sie auch nicht im Aufstand waren, aber weil sie Dinge nur aufklären wollten, die sie nicht verstanden, wurden sie unterdrückt und schlecht gemacht. Er wurde nun mit Träumen bombardiert die ihn beschuldigten von Eifersucht und anderen Fehlern. Eines Tages wurde ein Traum an ihn überhändigt der ihn in ein besonders schlechtes Licht stellte. Dies machte ihm viel Not. So bat er Obert Mbambo um mit ihm zu beten und den Herrn zu fragen was dies eigentlich bedeutet; sieht der Herr ihn so, oder was steckt dahinter? So beteten die beiden zu Gott um Aufklärung.
In derselben Nacht hatte Nathanael einen Traum. In dem Traum sah er ein frischgegrabenes Grab wo Helen Mzila (eine von Erlos und Hilda’s Mitarbeiter, die Mitarbeiter die Erlo am nächsten waren alle Frauen) sollte begraben werden. Es war gerade zur Zeit wo da eine Reibung war zwischen Hilda und Helen. Nun sagte Erlo zu Nathanael, dass etwas ins Grab gefallen ist und er es rausholen muss. 
Dann stieg er in das Grab und Erlo bestürmte ihn mit einer Decke von hinten und wollte ihn ersticken und er kämpfte um Luft zu kriegen, so dass er nicht stirbt. Dann erwachte er und tat das was von allen erwartet wurde, nämlich dass man den Traum niederschreibt und zu Erlo einhändigt. Erlo muss wohl erkannt haben, dass dieser Traum das schilderte womit er beschäftigt war, nämlich Nathanael zum Schweigen zu bringen und sogar zu begraben und für ewig stille zu machen.
Wie haben sie auf seinen Traum reagiert? Sie kamen mit komischen Ideen heraus. Nun hieß es, dass dieser Traum zeigte, dass Nathanael’s Kinder hungerten und Essen nötig haben und so eilten sie 
um Essen zu den Kindern zu bringen. Wieder einer von ihren Tricks um aus der Ecke zu kommen.
Dann beschuldigten sie seine Frau Beauty, dass sie eifersüchtig auf Hilda war und gerne Hilda’s Gabe haben möchte, d. h. um auch in Trance zu gehen und so wie sie glaubten, das Wort Gottes auszusprechen, und die große Prophetin zu sein. Nathanael behauptete, dass alle diese Anklagen unbegründet und falsch waren. Er hatte willig und freudig in Hilda’s Länderei gearbeitet und auch geholfen um Hilda’s Haus umzubauen und neu zu machen; alles freiwillig ohne Belohnung. Was kriegte er dafür? Anstatt Dank, wurde er beschuldigt, dass er eifersüchtig war. Sie mußten ja irgend etwas finden um ihn loszuwerden, wenn sie es dann auch aufmachen mußten. Sie konnten niemand dulden der seine Augen aufmachte.
Langsam aber sicher wurde Nathanael isoliert. Die Nahrung wurde ihm vorenthalten, dieweil Haufen Essen und andere Waren nach Hilda’s Haus gebracht wurden. Sie taten dies aber im Dunkeln damit die Ximba Familie das nicht sehen sollten. Aber für Hilda’s Schwiegermutter war das nicht recht und sie kam zu den Ximbas und sagte, dass sie nicht glücklich ist mit dem was Erlo und Hilda tun. 
Auch die kleinen Kinder wurden zu den Ximbas gehen und sprechen von all dem leckeren Essen und all den schönen Sachen die nachts bei ihnen ankamen.
Wenn es nicht wäre dass die Nachbarn schließlich gemerkt haben was anging und den Ximbas mit Essen geholfen haben wären die Ximbas beinahe verhungert. Bei mir und Gertrud ging es nicht viel besser. Wir wussten oft nicht wo wir Essen herkriegen würden. Wenn es nicht meine Mutter gewesen wäre, die uns oftmals Gemüse und andere Lebensmittel zuschickte, hätten wir oft hungern müssen. Meine Mutter wusste nichts von dem was auf Maphumulo zuging, denn wir haben mit niemand darüber gesprochen. Als sie es später hörte war sie sehr entsetzt, dass Erlo seine Mitarbeiter so schrecklich behandelte. Wir nahmen von dem was sie uns schickte und teilten es mit Nathanael’s Familie. Er hatte auch in einem Land Sweet Potatoes gepflanzt die noch zu jung und klein waren geerntet zu werden, aber weil die Not drückte grub er sie raus und sie aßen davon und gaben uns auch davon. Diese kleinen Gaben waren sehr willkommen, denn wenn man wenig oder nichts hat, dann schätzt man alles. Sie haben großen Druck auf uns ausgeübt um uns zu brechen, aber der Herr hat uns durchgetragen.
Dann schickten sie Helen Mzila nach Nathanael um ihm zu sagen, er muss nicht mehr die Versammlungen beiwohnen, weil Erlo kann nicht predigen wenn er da ist. Sie sagten, er hat einen Dämon. Nathanael fand dieses komisch, ein Mann der voll Heiligen Geistes ist, ein Leiter einer Erweckung wird durch einen Dämonen in einem anderen Menschen bedrückt. Dann fragte er sich, ob es nicht gerade andersherum der Fall ist, dass Erlo den Dämon hat und deshalb sich unruhig fühlt in der Gegenwart anderer Knechte des Herrn. ( Es war zur selben Zeit, dass sie mich genauso behandelt haben.)
Als Nathanael dann nicht aufhörte den Diensten beizuwohnen, arrangierten sie, daß der Lastwagen, der sie holte, nicht mehr ganz zu Ximbas fuhr, sondern vorher umdrehte, so daß er nicht mitfahren konnte. Als dieses geschah, wusste Nathanael, dass da nichts mehr zu machen ist, und als er hörte, dass sie heimlich einen Dienst auf Kingscliff geregelt hatten wo sie Erwin und Nathanael als böse und schlechte Männer denunziert haben, die sich selber das Leben nehmen würden wie Fanuel Ntsibande das getan hat, dann wusste er, dass er die Stelle verlassen muss um anderswo zu arbeiten. Er ging dann zu Erlo und sprach mit ihm darüber und Erlo sagte ihm er soll sofort gehen, aber Nathanael hatte kein Geld um einen Lastwagen zu mieten und sagte zu Erlo, „ich bin nicht hier auf Maphumulo weil ich hier sein wollte, sondern weil du mich hierher gebracht hast. Und nun ist es deine Pflicht um mich hier weg zu transportieren.”
Als Erlo merkte, dass er in die Ecke getrieben ist, hat er Friedel’s Lastwagen geschickt um Nathanael in der Nähe von Kingscliff abzuladen. Aber vordem er weg ging gab Erlo ihm 23 Rand ( in heutigem Wert würde es wohl mehr als R 230 sein) und sagte, damit sollte er sich einen Sarg kaufen. Nathanael sagte, er könnte sein Geld behalten, denn er ist keine Leiche, sondern ein lebendiger Mensch. Man kann es nicht glauben, wie arrogant und frech diese Leute waren und wie sie andere entwürdigend behandelt haben.
So ist er dann von Maphumulo weg. Viele andere weiße Arbeiter waren schon weg. Ich verließ Maphumulo ungefähr dieselbe Zeit wie er. Dann folgte Obed Mbambo, Constance Masango usw. Kurz vordem Nathanael und ich da weg sind übten sie großen Druck auf Obed Mbambo auf um mich öffentlich zu denunzieren in einer Versammlung wo ich nicht dabei war. In einem Augenblick der Schwäche gab er nach und tat was sie ihm befohlen hatten. Als er zurück kam in sein Zimmer erkannte er auf einmal was er getan hat und er konnte die Nacht nicht schlafen. Den nächsten Morgen kam er zu mir und sagte mir alles was geschehen war und sagte dann, „ich bin wie Judas, der einen unschuldigen Menschen verraten hat. Kannst du mich vergeben? Bitte! Aber wenn du es nicht kannst verstehe ich es auch.” Natürlich vergab ich es ihm, aber ermahnte ihn um es auch Erlo zu sagen. Er sagte dann, dass er schon bei Erlo gewesen war und seine Sache da rechtgemacht hatte. Das ist die Integrität und Heiligkeit der sogenannten Leiter der Erweckung! Laßt mich es hier klar sagen, Erlo und seine Gruppe konnten keine Prüfung vertragen. Warum? Da waren zu viele zweifelhafte Dinge die da betrieben wurden. – Soweit der Brief von Erwin Redinger.

Im Sommer 2001 hatte ich durch den Besuch von Gertrud und Erwin Redinger in meinem Hause Gelegenheit zu einem ausführlichen Austausch mit diesen Zeugen des Mapumulo-Aufbruchs von 1966. Redingers kannten bis dahin die KSB-Bücher von Kurt Koch nicht. Die anschliessenden drei Briefe von Erwin Redinger beziehen sich darauf und bestätigen – leider – erneut den okkulten Hintergrund der Kwasizabantu Bewegung.

Zusammengestellt und eingefügt am 20. April 2002 von Horst Koch

Erwin Redinger 27. Oktober 2001

Liebe Geschwister,
 Endlich habe ich die Bücher gelesen , “God among the Zulus”, und “Erweckung unter den Zulus.”  Von unseren deutschen Freunden haben mich welche gebeten um sie zu lesen und dann auch sollte ich mich darüber äussern. Sie gaben mir dann Kopien von diesen Büchern. Auch bei uns zu Hause waren einige der Meinung, daß man die Bücher lesen sollte, um zu wissen was darin steht, und so kam es dann, daß ich die ganze Geschichte gelesen habe wie Dr. Kurt Koch in dem Buch “God among the Zulus” und Erlo in dem Buch “Erweckung unter den Zulus” berichtet haben.
Irgend jemand, der nicht vertraut ist mit dem Anfang der sogenannten Erweckung, muss beeindruckt sein, wenn er das liest. Die Tatsache ist, daß das Lesen dieser Bücher sie beeindrucken wird, weil sie sogar den Leser auffordern um sich dem Herrn zu ergeben und zu widmen, was ja auch sehr gut ist. Ich werde aber meine Einschätzung und Meinung darüber geben.
Ich hatte noch nicht viel gelesen, als ich schon zu dem Entschluss kam, daß “God among the Zulus” eine Karikatur von Dr. Koch ist. Dies ist von Kurt Koch, zusammen mit Erlo, geschaffen worden. Wahrscheinlich war es um KSB auf die Weltkarte zu setzen. Eines wollte Dr. Koch allerdings tun, nämlich auszumachen, daß alles zu Ehre und Preis Gottes und zu Erhöhung des auferstandenen Christus geschah. Er konnte es ehrlich gemeint haben, aber ihm fehlte die Unterscheidung. Er wiederholt dieses oft, aber meine Erfahrung im Anfang war ganz anders. Eines muss ich Erlo und seine Mamas lassen, sie haben Gott allezeit erwähnt und im Munde gehabt, aber Jesus wurde beiseite geschoben. Ich hatte den Eindruck, wenn sie mal den Namen Jesus nannten, welches nicht oft geschah, daß es nur die Absicht hatte um ihr Evangelium annehmbar zu machen bei den Evangelikalen. Wenn ihr mein vorhergehendes Schreiben lest, dann werdet ihr verstehen was ich meine.
 In dem Buch “Erweckung unter den Zulus” sind die ersten Kapitel, meiner Meinung nach, nahe an einer Gotteslästerung. Abgesehen von dem, daß Erlo dramatisiert und fantasiert, – wie in dem Falle von Malheni (das war der Name des besessenen Mädchen) -, kriegt man wohl das Gefühl, daß Erlo den Namen Jesus als kraftlos dahin stellt. Wenn das seine Erfahrung mit Malheni war, muß ich sagen, haben wir das anders erlebt.
Die Geschichte des Dämonbesessenen, wie sie berichtet wird in “God among the Zulus” ( Seite 44-46 ) und auch in “Erweckung unter den Zulus” ( Seite 16 -27 ), ist so verdreht und falsch dargestellt, daß es einen traurig macht. Ich sehe Erlo als einen Dramatiker, der die aussergewöhnliche Fähigkeit besitzt um zu fantasieren, wie sonst kann man seine Beschreibung von der Heilung von Anagretha und die Geschichte von Malheni erklären?

Lasst uns zuerst die Geschichte von Malheni betrachten. Es war nicht Erlo der zuerst ihre Mutter traf, sondern Gertrud und ich. Die Mutter kam mit Malheni’s Schwester zu unseren Diensten, die wir bei Sandspruit hielten, auf der Farm von Onkel Jan Joosten. Nach einem von den Diensten blieb sie und ihre Tochter zurück. Sie fragte mich, ob sie mich recht verstanden habe, daß Jesus heute noch derselbe ist, und noch Wunder tut unter den Menschen. Ich antwortete ihr dann, daß das wirklich so ist. Dann bat sie mich nach ihrem Hause zu kommen und für ihre kranke Tochter zu beten. Den folgenden Tag als ich zu ihrem Hause kam, fand ich das Mädchen gebunden mit Draht an einem Maulbeeren Baum auf dem Hof und nicht an einem Pfahl in der Hütte. Ja, sie war wirklich mit Draht gebunden, aber um zu verhindern, daß der Draht in ihr Fleisch schneidet, waren Lappen um den Draht gewickelt. Es war nicht so wie Erlo das beschrieben hat. Danach haben wir das Mädchen betreut und für sie gebetet und haben gesehen wie sie frei wurde, aber sie musste dann Rückfälle erleiden. Die Dämonen waren oft ausgefahren, wenn wir sie im Namen Jesus austrieben. (Erlo war nicht da und hat dieses nicht mit uns erlebt). Sie blieb dann in einem vernünftigen Zustand für wochenlang, und hat aber dann wieder einen Rückfall erlebt (es würde zuviel Platz nehmen um die Einzelheiten hier zu berichten). Sie wurde dann nach Herrn William Duma, einen Baptisten Pastor in Durban, genommen. Er war ein sehr gut bekannter Reichgottesarbeiter, der vielen Kranken und Besessenen geholfen hatte. Nachdem er mit ihr fertig war, sagte er, “Man wird ihr nicht helfen können, denn in ihrem klaren Zustand weigert sie sich um Jesus als ihren Herrn und Heiland anzunehmen.” Sie hat ja auch nicht lange gelebt. ( William Duma war ein beliebter Gottesmann, mit viel Erfahrung. Seine Geschichte ist aufgezeichnet in dem Buch “Take Your Glory Lord “. Ich sah ihn an, als einen treuen und lieben Bruder im Herrn. – Es war nur als Gertrud und ich nach Creighton gezogen sind, daß Erlo mit Malheni etwas zu tun hatte.

Nun lasst uns mal die Heilung von Anagretha betrachten. Ich war dabei, und stand da wo Anagretha auf eine Tragbare auf dem Boden vor mir lag, als Erlo für sie betete. Da ging kein Schütteln durch die Knochen des Körpers, wie wenn der Wind die Blätter eines Baumes bewegt. Da war keine unsichtbare Kraft die das Mädchen aus dem Bett hob, und sie begann auch nicht zu laufen, wie das beschrieben wird auf Seite 105. Was geschah denn eigentlich? Erlo betete für sie, und als da eine kleine Regung war, haben die Mitarbeiter sie ermutigt und geholfen aufzusitzen, und dann haben sie Anagretha geholfen aufzustehen, um mit der Hilfe von den Mitarbeitern ein paar Schritt zu nehmen. Am Anfang ging es klapprig, aber den nächsten Tag konnte sie schon frei gehen. Wie anders beschreibt Erlo dieses Geschehnis.
Die meisten Geschehnisse die in dem Buch “God among the Zulus” genannt werden, sind mir unbekannt, weil sie in den Zeitraum fallen wo ich Maphumulo schon verlassen hatte, deshalb ist es schwer für mich um mich darüber zu äussern. Aber die Fälle die mir bekannt sind, sind so verdreht und geändert, daß es eigentlich lächerlich wäre, wenn es nicht so traurig sein würde. Dies zeigt einem was für Unsinn in der Einleitung steht, daß Kurt Koch jeden einzelnen Fall genau untersucht hat. Die Wahrheit ist, daß er nicht alles genau untersucht hat was er geschrieben hat. Ich kann andere Beweise dafür bringen.

Auf Seite 15 & 16 wird uns eine Liste von Namen gegeben, von denen uns gesagt wird, daß sie alles bezeugen können was in diesem Buch geschrieben steht. Nicht einer von ihnen repräsentiert die namenlosen Menschen an denen die sogenannten Wunder geschehen sind. Diese sind Namen von KSB Arbeitern und Angehörigen. Wem wollen sie etwas vormachen? Wenn aber jemand sich die Mühe machen würde um jeden Einzelnen zu fragen, dann werden einem viele Widersprüche entgegen kommen. Ich habe es schon mit einzelnen versucht, und schon sind da Widersprüche. Es wird einem doch deutlich wenn jemand lügt. Einer von ihnen sagte mir, daß er das Buch noch nie gelesen hat. Als ich ihn fragte warum er es nicht gelesen hat, antwortete er mir, daß es zu viele Lügen enthält. Er gab mir genau dieselbe Antwort die ich auch einer Person gab, die mich fragte warum ich es noch nie gelesen habe. Aber wo ich es jetzt gelesen habe, bin ich nur noch mehr überzeugt, daß die Sachen schief liegen. Da sind zu viele Dinge verdreht und verbogen und gelogen.
Um zu behaupten, daß es nur die Zulus waren die den harten Unterschied machten zwischen dem toten Evangelium der Kirchen und Erlo’s lebendigem Evangelium ist gelogen (Seite 35). Erlo und seine weißen Mitarbeiter sagten das auch.
 Die Sache von Fanuel Ntsibande’s Selbstmord ist auch falsch dargestellt, und stimmt nicht überein mit dem was wirklich geschehen ist. Er war durch den Druck, den sie auf ihn ausübten, als sie ihn nach Mozambique deportieren wollten, daß er sich das Leben nahm. Er konnte sich damit nicht abfinden um von seiner Frau und Kinder getrennt zu werden. Warum sind sie gegen ihn gedreht? Obed Mbambo, der ein Kollege von Fanuel war und zu der Zeit mit ihm wohnte, sagte mir den Grund. Fanuel ging eines Tages an dem Fenster von Erlo’s Schlafzimmer vorbei, und sah Erlo und Hilda, wie sie im Gebet knieten und Hände hielten. Und dann, als sich die Gelegenheit bot, fragte er Erlo, ob das recht ist um Hände mit Hilda zu halten, da sie doch die Frau eines anderen Mannes ist. Fanuel sagte Mbambo, daß dieses hätte Erlo zornig gemacht und darum wollte er ihn los werden. Erlo wusste das Fanuel all die Jahre illegal im Lande war, und ging dann zur Polizei, und klagte ihn an, und bekam so ihre Kooperation um ein “deportation order” zu kriegen und ihn so aus dem Lande zu zwingen. Und das ist wie sie ihn los werden wollten. (Das zeigt nur wie sie lügen, wenn sie behaupten, daß sie nicht die Ehen auseinander reissen. Was war dies dann?) Sie haben in der Tatsache einen Kollegen und Mitarbeiter, der Jahre mit Erlo zusammen gearbeitet hat, verraten. Es war der Druck und die Not um von seiner Frau und Kinder geschieden zu sein, was ihn zum Selbstmord getrieben hat. Tat er das willig um von Frau und Kinder zu scheiden? Nein, Erlo zwang ihn dazu!
 
In seinem Buch “Erweckung unter den Zulus” sagt Erlo, daß alles nach der Bibel getestet wurde. Seite 60 & auch Seite 210, und wenn es nicht mit der Bibel übereinstimmt, wurde es rausgeworfen. Von wann?  Als wir im Anfang wissen wollten ob viele Sachen mit der Bibel übereinstimmten, dann hiess es, Gott ist souverän und kann machen was Er will, und Er ist nicht an die Bibel gebunden. Wir wissen Gott ist souverän. Wir wissen auch das Gott tun kann was Er will, aber um zu sagen. Er handelt wider die Bibel, das ist meines Erachtens nach Unsinn, weil die Bibel kommt von Ihm und Er hat uns gebunden nach der Bibel zu leben und zu handeln. Wenn jemand den Punkt benachdruckte, dann hiess es, “Verstehst du dann nicht, Erlo hat direkten Zugang zu Gott.” Gemeint waren die Trances. So wurden die Befehle durch die Trances höher als die Bibel geachtet, weil die Bibel nicht so persönlich war. Dieses glaubten sie fest und haben auch danach gehandelt. Viele können dieses bezeugen und obwohl es schon lange her ist, und viele von den ehemaligen Mitgliedern verstorben sind, leben noch genügend die davon wissen.
Man braucht ja nur die Bücher sorgfältig durchzulesen, dann wird man schon bald bewusst, daß sie den Leser manipulieren und Druck ausüben, so daß er alles glaubt was geschrieben ist. Kurt Koch vergleicht die Leute die Fragen fragen, mit Menschen, die nicht an Wunder glauben und mit denen, die skeptisch und kritisch gegenüber der Bibel sind. Er beschuldigt auch diejenigen, die die Echtheit der Leistungen von KSB hinterfragen, als wären sie lauwarm oder gar abtrünnig geworden. Wir bezweifeln die Echtheit von KSB, aber wir sind noch Gotteskinder, die nur Gottes Willen tun wollen und in der Wahrheit wandeln, so daß alles ans Licht kommt. Es ist die KSB-Leitung die sich weigert um im Lichte zu wandeln, somit müssen wir Dr. Koch’s Anklagen verwerfen, besonders im Lichte der Tatsachen. Wir glauben an Wunder. Wir glauben Gott tut heute noch Wunder, denn wir selber haben schon viele Wunder erlebt, die einfach durch schlichtes Gebet im Namen Jesu geschehen sind.
Wir vergessen aber nicht die Warnungen unseres Heilandes Jesu Christi, nämlich, seid sehr vorsichtig, prüft alle Dinge, prüfet die Geister, seid wachsam, seid wachsam im Gebet, und fürchtet euch nicht um eine Sache genau anzusehen und die Quelle davon zu prüfen. Jesus sagt uns auch, dass in der letzten Zeit die größte Waffe des Teufels werden die Zeichen und Wunde sein um Menschen zu verführen. Diese Zeichen und Wunder  werden im Namen Jesu getan werden, und so werden viele verführt werden.

Deshalb, wenn KSB uns auch sagt das “Misstrauen ist das Evangeliums des Satans”, werden wir dennoch die Sache gut anschauen ob sie von Gott ist oder von Unten herkommt. Diese Aussage “Misstrauen ist das Evangelium des Satans” (Seite 153) zeigt uns genau die Strategie von KSB. Um Menschen zu befehlen, daß sie nicht misstrauen müssen, ist dasselbe als ob man sagt, man soll nicht prüfen, nicht testen und nicht unterscheiden. Wir wollen aber immer auf der Hut sein, so daß wenn Täuschung oder Betrug kommt wir nicht verleitet werden. Dieses ist ja auch was der Herr Jesus von uns verlangt: “Wachet und betet” und “lasset euch von niemand verführen.” Dies gilt auch denen die wir als unfehlbar bezeichnen. Wenn so einer dich verleitet, dann ruht die ganze Verantwortung auf deiner Schulter, denn du bist gewarnt worden und hast es nicht beachtet. Menschen sehen es nicht, daß es der Teufel selber ist, der es das Evangelium des Teufels nennt, damit die Leute ihm nicht misstrauen, sonst könnten sie Fragen fragen die seinen Betrug und seine Lügen aufdecken könnten. Wenn jemand es ernst meint mit der Wahrheit und Gott wirklich bittet, wird der Herr ihm es offenbaren. Es hilft nicht um über eine Sache zu beten, wenn man schon einen Beschluß genommen hat und dann hoffen, Gott wird meinen Beschluß bestätigen. Gott ist nicht ein Gummistempel, der nur deine Entschlüsse bestätigt. Der Teufel wird es schon für dich bestätigen wenn es eine Lüge ist. Gott, der Allmächtige, wird den Demütigen und Gehorsamen in alle Wahrheit leiten. Wir brauchen uns nicht einschüchtern zu lassen, durch Menschen die uns untergeordnet machen wollen, um so über uns zu herrschen. Sie leugnen dieses, aber sie wissen, daß es wahr ist, denn die Tatsachen sprechen für sich selber.

Für Erlo war das Wichtigste in der sogenannten Erweckung diese Gabe, die, wie er sagte, Gott ihm gegeben hat, die wirksam war durch Frau Hilda Dube. Das heisst, Hilda würde in eine Trance geraten und dann Erlo das Wort Gottes bringen. Wenn Erlo das heute leugnet, dann wissen wir, dass er offensichtlich lügt: Aber glücklicherweise sind noch viele von seinen Mitarbeitern, wie z.b. Waldemar Engelbrecht, Werner Engelbrecht, Hogard und Inge Joosten, Erwin und Ruth Schröder, Friedel und Rita Stegen und Jö und Edith Newlands und noch andere die davon wissen.
Ob sie auch so unehrlich sein würden und es leugnen? Ich glaube es nicht. Erlo hatte diese Trance- Befehle sehr ernst genommen und tat immer was ihm gesagt wurde. Auch wurde alles daran geprüft wie z.B. wenn jemand die Gabe des Zungenredens hatte, musste er nach Maphumulo hin, wo Erlo die Sache zu den Trances nehmen würde um auszufinden ob das wirklich echte Zungen waren. Nicht galt dies nur für das Zungenreden, sondern irgend etwas was jemand vorhatte oder tun wollte, musste durch die Trances geprüft werden. Sie nannten das “enquiring of the Lord” oder auch “enquiring of God “. Die ganze Bewegung drehte sich um diese Trances. Zweifelsohne war das der Stift worum alles sich drehte. (Später soll auch die Lindiwe in Trance geraten sein als ich schon weg war.) Als Werner Engelbrecht noch ein junger Mann war, wurde er mal von einem Journalisten wegen diese Trance-Geschichte befragt. Er sagte dem Journalisten, dieses sei Erlo’s geheime Waffe. Er wurde von den Leitern hinterher getadelt und ihm ist gesagt worden um nicht mit Journalisten zu sprechen.
 Obwohl im Anfang alle davon wussten, wurde es doch immer mehr versteckt, weil sie sahen, daß da solche waren die Zweifel hatten über die ganze Sache.
Nun die wichtigen Fragen. Warum wurde diese große Sache nicht in ihren Büchern berichtet?
Könnte es vielleicht sein, daß sie selber an die Echtheit der Trances zweifelten? Haben sie es vor Dr. Koch versteckt? Oder hat Dr. Koch mit ihnen zusammen gearbeitet um es zu verstecken?
Dies sind lebenswichtige Fragen die lebenswichtige Antworten fordern, und Erlo könnte sie beantworten, wenn er das wollte. Seht ihr nun, warum ich diese Bücher nicht ernst nehmen kann weil sie einen Teil ihres Wirkens vertuschen, und dann obendrein werden die Ereignisse, die ich kenne, verdreht und übertrieben. Wer kann da ihnen noch glauben?
Lass sie uns doch mal sagen wo die Trances her sind. Sind sie eine Übertragung vom Zionismus (eine südafrikanische Sekte die viel Okkultes treibt)?
Oder glauben sie wirklich die Trances sind von Gott?
Wenn sie glauben, dass diese Trances von Gott sind, warum werden sie versteckt? Joh. 3,20 & 21 “Wer Böses tut, der hasst das Licht und kommt nicht zu dem Licht, damit seine Werke nicht aufgedeckt werden. Wer aber die Wahrheit tut, der kommt zu dem Licht, damit offenbar wird, daß seine Werke in Gott getan sind.”
Warum findet man nicht diese Sorte Trances in der Bibel? Kümmert es sie nicht, daß ihre Trances den spiritistischen Trances ähnlich sind? Viele behaupten sie sind genauso. Wir brauchen Antworten auf diese Fragen, und bis dann sind wir verpflichtet sie zu verwerfen. Wir können nicht etwas annehmen was nicht mit der Bibel übereinstimmt. Könnte dieses vielleicht das Verhalten von Erlo und seinen Mamas erklären? Dies sind ernste Sachen, und doch sind da Menschen die es einfach vermeiden und sogar zudecken. Aber Gott sei Dank, denn Er ist lebendig und wird nicht für immer schweigen. Er ist ein gerechter Richter. Dies ist ein großer Trost.
 In seinem kleinen Buch “Erweckung unter den Zulus” spricht Erlo von Dingen die geschehen sind, die er den Leuten nicht mitteilen könnte, weil sie sich wie Märchen anhören würden. Unter diesen Dingen sind wohl auch die Trances. Ich habe persönlich wenig Zweifel, daß diese Trances noch immer weiter gehen, sonst müssten sie diesen öffentlich absagen und erkennen, daß sie verführt waren. Die Wahrheit ist, daß Erlo diese Trances hochgeschätzt hat am Anfang und wurde durch die Trances regiert. Ich glaube, nichts hat sich geändert.

Für heute ist es genug. Ich werde, so Gott will, später noch etwas hinzufügen.
Es grüßt Euch Alle herzlich, in Jesu Namen und in Ihm verbunden,
Erwin Redinger
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Erwin Redinger 27. November 2001

Liebe Geschwister,
in dem vorigen Brief habe ich nicht alles gesagt was ich sagen wollte, weil ich es euch schnellstens zuschicken wollte. In dem englischen fügte ich allerlei hinzu, welches ich jetzt Euch auch zuschicke. Ihr müsst die beiden Briefe zusammen lesen, da dieses nur eine Fortsetzung von dem vorigen Brief ist.

KSB behauptet, daß alles nach der Bibel geprüft wurde (Seite 210 & Seite 60 ) bzw jeder Traum und jede Vision, aber das ist nicht wahr. Erlo sagt auch in dem Buch “Erweckung unter den Zulus”, daß er nicht an Träume glaubt. Das ist eine offensichtliche Lüge. Warum muß er dann etwas prüfen woran er nicht glaubt? Er sollte es einfach verwerfen. Die Wahrheit ist, er hatte Aktenschränke wo er all die Träume bewahrte, weil sie ihm so wichtig waren.  Alle wurden befohlen um ihre Träume aufzuschreiben und auszuhändigen, damit er sie studieren und bewahren konnte. Den einen Aktenschrank schenkte ich ihm als ich nach Maphumulo kam.
Die kleine Thofozi, mit ihren Träumen, wurde sehr geschätzt, und sie haben sehr viel danach gehandelt. Wie zum Beispiel die Sache von Boy und Constance, die ich in meinem vorigen Schreiben berichtet habe, war der Erfolg von ihren Träumen. Diese Fehlschlag hätte schon als Warnung dienen sollen, aber sie gingen immer weiter mit ihrem Irrtum. Denn dieselbe Thofozi ist die, die zum Himmel gefahren ist und hat all die strengen Heiligungs-Prüfungen bestanden und dann kam sie wieder zurück, weil sie sagte, der Herr Jesus ihr befahl um zurückzugehen, weil ihre Freunde über sie weinten, und weil sie noch Arbeit zu verrichten hatte. Diese Thofozi (Lydia) ist die, die nun die berühmte Entführung geplant und durchgeführt hat.
Ich behaupte nicht, wie Erlo das tut, daß ich nicht an Träume glaube, denn ich weiß, daß Gott auch durch Träume zu Menschen redet, aber ich bin besonders vorsichtig, wenn es zu solchen Dingen kommt. Die Bibel ist maßgebend und wenn es nach irgend so etwas kommt, und es nicht mit der Bibel übereinstimmt, muß es verworfen werden, und wenn es auch allen Anschein nach mit der Bibel übereinstimmt, muß man noch immer sehr vorsichtig sein.
Erlo erzählt von fanatische Übermaße von Extremisten, die das Wirken des Heiligen Geistes mit Lärm und Tumult verbinden. Es ist wahr was er sagt, aber dann macht er die endgültige Aussage, daß wenn der Heilige Geist kommt sind es die stillsten Momente in eines Menschen Leben und er hat es so erfahren. So macht er ein Gesetz daraus, daß es so sein muß, und nicht anders, sonst ist es nicht echt. Die Bibel gibt uns ein viel weiteres Bild. Es passiert wohl, daß da eine Stille ist, aber dann wieder würden Menschen froh und frei dem Herrn mit lauter Stimme preisen und sogar in Zungen reden. Und andere Male gab es Erdbeben usw. Die Gefahr liegt genau darin, daß man seine Doktrin (Lehre) auf eigene Erfahrung basieren lässt, anstatt sich streng an die Bibel zu halten. Ich erwähne dies weil es ein sehr wichtiger Punkt ist. Man muß nicht Erfahrungen suchen, sondern aufschauen auf Jesum den Anfänger und Vollender des Glaubens. Die Menschen, die nach Erfahrung suchen, öffnen die Türe zu den verführerischen Geistern, und ich glaube hier ist es gleich zu Anfang bei Maphumulo schief gelaufen.
Suchet den Herrn und nicht Erfahrungen. Wenn wir dem Herrn folgen werden die Erfahrungen da sein, d.h. die Wunder und Zeichen werden folgen, aber unser Blick muß auf Ihn gerichtet bleiben. Man muß nicht die Erfahrungen suchen sondern im Glauben dem Herrn anhangen. Wandelt im Glauben! Der Grundsatz des christlichen Lebens ist der Glaube, denn der Herr Jesus selber sagte, “Selig ist der Mann, der nicht sieht, und doch glaubt.” Ich kann es nicht genug betonen, daß Jesus Christus der Mittelpunkt sein muß.

 Sie sagen auch, daß das Bekennen von Sünden spontan war (Seite 321). Entweder wissen sie nicht was das Wort spontan meint, oder sie wollen uns absichtlich verführen.. (The dictionary says “acting or done or occuring without external cause or incitement ) (das Wörterbuch sagt, “handeln, oder tun, oder geschehen ohne äußerliche Ursache oder Aufhetzung). Erlo bekennt selbst, daß er nur über Sünde predigen konnte (p. 68). So sagte er, “es tut mir leid, aber meine Erfahrung ist so, daß ich über nichts anders sprechen kann”. Nun schau mal hin, mit solchen Predigten, wie kann man dann noch behaupten, daß das Sündenbekennen spontan war? Nein, die Menschen wurden dazu getrieben durch Erlo und seine Mitarbeiter. So wie ich es schon vorher meldete, die Sünden wurden so betont, daß Jesus beiseite gelassen wurde. Die Leute mußten zu dem Seelsorger gehen und ihre Sünden bekennen, weil es gesagt wurde, daß Gott erhört nicht die Gebete der Sünder und der Seelsorger muß für sie beten. Sie würden sogar eine Bibelstelle angeben um ihre Behauptungen zu rechtfertigen, würden aber nicht den Zusammenhang der Bibelstelle zitieren. Auch würden sie versäumen um ihren Leuten zu sagen von dem Sünder, der ein schlichtes Gebet gebetet hat, nämlich, “Gott sei mir Sünder gnädig” und Gott erhörte ihn. Ja, Gott erhörte ihn, und erklärte ihn gerechtfertigt. (Lukas 18, 13). Ach, wie sie das Sündenbekennen komplizieren! So wie sie selber bekennen, daß die Leute sich den Kopf zerbrechen müssen um ihre Sünden zu bekennen. (Seite 155)
Meine Schwägerin, Evelyn Freese, ging regelmäßig um alle ihre Sünden bei Erlo auf Maphumulo zu bekennen. Sie wurde aber immer wieder zurück geschickt mit der Ermahnung, daß sie sich noch mehr prüfen muß, denn da wären noch versteckte Sünden in ihrem Leben. Evelyn hatte schlimme Arthritis, und es wurde ihr gesagt, sie muß alles bekennen, dann würde sie geheilt werden. Sie glaubte dieses und war eifrig um alles rauszubringen was sie je getan hat. Was sie aber auch rausbrachte war nie genug, und schließlich sagte sie zu Erlo, daß es so wäre, als suchte man eine Nadel im Heuhaufen. Nachdem sie noch längere Zeit versucht hatte, gab sie es schließlich auf und ging nicht mehr nach Maphumulo. Sie war völlig ernüchtert und enttäuscht. – Wie viele Evelyns sind da wohl heute?
Sie deuten auch an (Seite 98), daß man nicht Vergebung empfangen kann, wenn man nicht zu Menschen bekennt. Auf Seite 100 erwähnt Erlo Apg 2,37, aber Petrus hat den Leuten nicht gesagt, daß sie ihre Sünden ihm bekennen müssen, sondern befahl ihnen um sich zu bekehren und sich taufen zu lassen im Namen Jesus Christus zur Vergebung ihrer Sünden u.s.w. Ich glaube nicht an die Art und Weise, wie sie das Bekennen von Sünden ausüben. Echte Sündenbekenntnis folgt, wenn Jesus Christus in all Seiner Größe und Liebe dem Menschen gebracht wird, dann sieht der Mensch plötzlich wie er vor Gott ein verlorener schuldiger Sünder ist, der total auf die Gnade Gottes in Christo Jesu angewiesen ist. Oder wie Luther das so gut ausdrückt, “Ohne all unser Verdienst und Würdigkeit, des alles wir Ihm zu danken und zu loben und dafür zu dienen schuldig sind”. Dass da Fälle sind, wo man die Hilfe eines Bruders braucht und ihm mitteilt was einen belastet, ist nicht zu bestreiten, aber um das zu einem sog. Gesetz zu machen und Druck auf Menschen auszuüben um ihre Sünden den Menschen zu bekennen, ist falsch und unbiblisch. Ja, wenn Jesus uns offenbart wird in Seiner Liebe und Aufopferung am Kreuz für unsere Sünden, dann übergibt man sich willig und freudig dem Herrn, und man hört auf absichtlich zu sündigen; nicht nur weil man sich vor dem Gericht fürchtet, sondern vielmehr, weil man Ihn liebt und nicht betrüben möchte. Wenn der Herr dann Seinen Finger auf etwas in unserem Leben legt, dann bekennt man das zu Ihm, und wenn jemand anders darin verwickelt ist, dann muß man es mit der betreffenden Person in Ordnung bringen. 
Am Anfang wurde es immer gesagt, daß wenn jemand krank war, es die Folge von Sünden ist die nicht bekannt sind. Man wundert sich heute, wo man von so viel Krankheiten auf KSB hört (eingeschlossen Erlo, die Mamas, Friedel und andere) wie sie das erklären? Wie beurteilen sie zum Beispiel verkrüppelte Kinder? Was von denen die Krebs haben? Es ist traurig zu sehen, wie Menschen in solcher Täuschung gefangen genommen werden und ihre Glaubenslehre an ihre Umständen anpassen müssen.
Erlo berichtet von einer Frau die Blut erbrochen hat bei der Austreibung von Dämonen. (Seite 134) Ob er wohl von derselben Frau spricht die auf Maphumulo soviel Blut erbrach, daß es eine Schüssel füllte? Als Erlo und Hilda u.a. den Dämon austrieben, erbrach sie Blut und starb. Ich erinnere mich noch, wie verzweifelt Friedel umherrannte und ganz aufgeregt zu mir sagte: “Dies könnte eine Polizeisache werden.” Was für eine Befreiung ist dies, wenn Leute getötet werden? Als Jesus und Seiner Jünger die Dämonen austrieben wurden sie frei und gesund.
 Ein Erlebnis wird in den Büchern berichtet, welches mich stört. Ich möchte es so wiedergeben wie Erlo es mir am Anfang erzählt hat. Es ist nicht ganz genau so wie es in den Büchern berichtet ist ( S. 286 & 55). Erlo und seine Mitarbeiter beteten für eine besessene Person, dann hörten sie die Dämonen sagen, “Gott den Vater kennen wir und auch Jesus kennen wir, aber wer ist der Heilige Geist? Nun daß Er gekommen ist müssen wir flüchten”, und sie scheuchten einander raus mit den Worten ” Flieht, flieht, eilt, eilt“ (Phuma, phuma, sheshisa, sheshisa) und so flüchteten sie eilig raus.

Erstens muß ich bekennen, daß ich die Aussagen der Dämonen nicht annehme, weil sie Lügengeister sind. Dieses könnte eine Theater Aufführung gewesen sein, um Erlo und seiner Mitarbeiterinnen zu bluffen.
Zweitens, um auszumachen, daß man den Vater und den Sohn nicht ernstnehmen braucht, und nur jetzt wo der Heilige Geist gekommen ist, werden sie gehorchen. Ich sehe das als respektlos und Gotteslästerung an.
3) Um Dämonen ihre Aussagen anzunehmen ist riskant.
4) Um eine Erweckung zu bestätigen auf Grund der Aussagen von Dämonen ist total unannehmbar. Selbst als die Dämonen die Wahrheit sprachen (Apg. 16,16-18), hat es Paulus geärgert und er hat ihnen befohlen in Jesu Namen auszufahren. Er hat sich nicht von den Dämonen beeindrucken lassen als hätten sie Einsicht und Unterscheidungsvermögen. Er benutzte sie nicht als Zeugen, selbst wenn sie auch die Wahrheit sprachen. Wir müssen vorsichtig sein, wenn wir mit bösen Geistern zu tun haben.

 Erlo, in seinem Buch (Seite 39,46 & 47), erklärt wie furchtbar es ist wenn man lügt. Es wäre besser, sagte er, um zu sterben als um zu lügen. Auf seiner Liste sind unter anderem, die Notlügen, weiße Lügen und kleine Lügen. Er sagt, daß keine von diesen Lügen erlaubt wurden nach Pfingsten, weil in der Zeit einer Erweckung beweist Gott wie ernst Er die Sünde ansieht. Er hat Ananias und Saphira mit dem Tode gestraft, für eine verhältnismäßig kleine Lüge. Nun wird durch Erlo und seine Anhänger gesagt, daß sie eine echte Erweckung erleben. Wie kommt es dann, daß sie noch leben, wo sie doch schon viele Lügen erzählt haben? Könnte dies ein Beweis sein, daß ihre Erweckung falsch ist? Warum sind sie noch nicht getötet? Sagt uns dies etwas? Warum kommen sie mit Lügen weg? Wird Gott ihre Lügen für immer dulden? Ich glaube es nicht. Er wird alles zu Seiner Zeit richten. “Gottes Mühlen mahlen langsam, mahlen aber trefflich fein.”
Auf Seite 97 verweist Erlo nach einem Bibelwort in Matt 5,24. Er zitiert es auch und drängt die Menschen auf es zu tun. Aber tut er was diese Schrift sagt? Geht er zu den Geschwistern von denen er bewußt ist, daß sie etwas gegen ihn haben? Nein! Absolut nicht! Obwohl er öfter mit diesem Wort konfrontiert wurde, hat er es ständig und anhaltend abgelehnt um mit den Geschwistern sich zu treffen und über die Probleme zu sprechen. Sogar eine Gruppe von evangelischen Pastoren haben ihn versucht zu überreden sich mit ihnen zu treffen, aber stets weigert er sich. KSB behauptet, sie handeln nach der Bibel, was ist dieses dann?
Selbst das Bibelwort, das Gottes Kinder verbietet um ihre Geschwister vor der Ungläubigen und Ungerechten Gericht zu bringen, gehorchen sie nicht. Sie haben Christen schon mehre Male zum Gericht aufgefordert. Weil manche Christen nicht vor weltlichen Richtern ihre Sache schlichten wollten, haben diese nachgegeben. Aber nun haben sie von KSB die Sache zu weit getrieben mit ihren Unwahrheiten und haben so schnellstens ihre Sache gegen Barney und seine vier Kollegen zurückgezogen. Es hat KSB viel Geld gekostet.

Nun lasst uns einige von Erlo’s großen Behauptungen erwägen (Seite 90). Könnte er uns vielleicht sagen wo und wie und wann es geschah, daß sich Tausende an einem Tage bekehrten? Könnte er uns auch sagen und mehr erzählen von den Bergen und Tälern wodurch das Feuer des Evangeliums gefahren ist, daß sich Tausende an einem Tage bekehrten? Wo sind diese Berge und Täler? Wir möchten es gerne wissen.
Er behauptet auch, daß so viel geschehen ist, es macht ihn wie Johannes fühlen, daß die Welt die Bücher nicht fassen könnte die geschrieben werden könnten über alles was in der Erweckung stattgefunden hat. Denkt er nicht, daß es eine gewaltige Übertreibung ist? Sogar, daß er sich mit Johannes vergleicht läßt viel zu wünschen über.
Auf Seite 102 & 103 beschreibt Erlo die Wunder die stattfanden an einem besonderen Freitag. Unter anderem sollen 10 Blinde geheilt sein. Dieses alles soll auf Tugela Ferry geschehen sein, und doch weiß scheinbar niemand davon. Ich erkundigte mich bei Barney und Martin Stegen (zwei die es wissen sollten), aber sie konnten mir nicht helfen. Obwohl Martin meinte, er wußte von drei. Als ich ihn dann für die Namen fragte, antwortete er mir und sagte, er wäre hingefahren um den einen auf Mahlaba zu besuchen, und als er hinkam hieß es, er wäre verzogen und wohnt jetzt in der Nähe von Waschbank. Ich sagte dann zu ihm, es wäre kein Problem solange er mir den Namen geben kann, dann kann ich ihn aufsuchen, aber er sagte, daß er seinen Namen schon vergessen hat. “Und was von den anderen beiden?” fragte ich, “Die Namen habe ich auch vergessen” gab er mir zur Antwort. Wäre es nicht wunderbar, wenn man jemand finden könnte, der diese Leute kennt. Wohin sind sie verschwunden? Wir würden sie gerne fragen. Wenn sie schon gestorben sind, dann könnten wir doch die Angehörigen danach fragen.
Warum können wir nicht aufhören Zirkus zu spielen? So etwas zwingt einen jeden, die ganze Sache als Unsinn zu verwerfen.
Dr. Koch, in dem Buch “God among the Zulus” sagt, er hat in seinem Leben mehr unechte Erweckungen gesehen als richtige. Was würde er heute sagen wo da soviel aufgedeckt ist (z.b. die Trances)? Würde er noch behaupten können, daß KSB eine echte Erweckung war? Ich zweifle sehr daran. Ich glaube Herr Rosenthal hat es richtig gesagt: Sie ist nachgemacht.

 Erwin Redinger
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Liebe Freunde, 11. 4. 02

Es sind Einzelne unter den Ex-KSBlern, die es mir für Übel nehmen, wenn ich die Wahrheit ans Licht bringe. Sie möchten es lieber alles zudecken und in der Verborgenheit und Vergessenheit lassen. Leider für sie, ist die Bibel ein Buch, das alles aufdeckt und nicht Dinge verschleiert. Selbst die schlimmsten und greulichsten Taten der Männer Gottes sind aufgedeckt, und sie wurden nicht geschont. Aber wo die Schuldigen Buße taten und ihre Schuld bekannten, durften sie weiter leben als vergebene und freigesprochene Menschen. Wenn doch nur diese Leute das Gleiche tun würden, würden sie erfahren wie wunderbar der Herr ist.

Lasst sie doch sagen, “Ich war verführt und verleitet, aber nun möchte ich in der Wahrheit wandeln.” Bekenne es doch, daß du Trancen gefolgt bist, und mach nicht so als ob du nichts davon weißt. Das ist Heuchelei und Betrug. Gott wird und kann Heuchelei nicht dulden.
Die Leute, die zu Anfang da waren, wissen um diese Sachen. Keine von ihnen können das leugnen. Das ist ja wo Erlo seine Befehle herkriegte. Daran wurde alles geprüft, ob es recht oder verkehrt sein sollte. Wie oft muß ich es bestätigen, daß Erlo Stunden mit Hilda im Zimmer verbrachte, um so, wie er das sagte, den Willen Gottes zu hören. Dieses geschah Tag um Tag solange ich auf Maphumulo war. Hilda ging in Trance und gab Erlo Befehle was er zu tun und nicht zu tun hatte; und danach wurde gehandelt. Die ganze Arbeit wurde durch diese Trance-Angelegenheit geleitet, und leider haben wir alle zuerst mitgemacht bis uns die Augen aufgingen.
Ich will die, die vom Anfang an da waren, herausfordern um dieses Verhältnis zwischen Erlo und Hilda entweder zu bestätigen, oder zu leugnen und zu sagen, daß da nie so etwas bestand. Da werden schon mal die Lügner und die wahrhaftigen Menschen hervorkommen. Laß sie doch ihren Stand öffentlich erklären. Warum muß alles verschleiert werden? Was ist der Zweck? Warum verschleiern sie das? Sie brauchen nicht zu sagen, daß es okkult ist, wenn sie sich nicht sicher sind wo es herkommt. Lasst sie doch wenigstens die Wahrheit sagen, daß die Trancen da waren – und sehr wahrscheinlich noch da sind -, wenn es auch verschleiert wird. Lindiwe verfällt ja auch in Trances. Warum dürfen die Christen in aller Welt nicht wissen was da angegangen ist und noch angeht? Wo sind die Christen die für die Wahrheit stehen und nicht abweichen? Gibt es keine mehr? Möge der Herr Jesus uns Gnade schenken, daß wir zu seiner Ehre feststehen.

Die mein Schreiben “Hat KSB ihre Wurzel im Zionismus?” gelesen haben, werden sich noch erinnern, daß ich sagte, daß ich nicht ganz sicher bin ob die Zionisten (eine afrikanische Sekte) in Trancen verfallen oder nicht.  Seither ist es durch viele bestätigt, daß Trancen häufig unter den Zionisten vorkommen.  Florence Mtolo, die Frau die Gertrud im Hause hilft, sagt es ist allgemein bekannt unter den Schwarzen, daß die Zionisten in Trance gehen.  Sie hat es schon selber oft beobachtet.  Dieses ist für mich noch mehr Beweis daß der KSB-Geist vom Zionismus kommt.  Florence bezeugt auch, daß sie eines Tages in eine Zionistische Versammlung war und es war nicht lange und sie übten Druck auf sie aus um ihre Sünden zu bekennen.  Lässt das einen nicht an KSB denken?
Ich fragte auch einen Prediger von der “Cush Church”, einen bestimmten Herrn Qikelo Kweshube, ob sie auch in Trancen fallen. “Nein” sagte er, “bestimmt nicht.” “Und die Zionisten?” fragte ich. “Die sind allgemein bekannt für ihre Trancen” bestätigte er.  Dann fragte ich, ob sie auch Aussagen machen dieweil sie sich in Trance befinden. Er sagte, das wäre der Fall, und wenn sie aus ihren Trancen kommen, wissen sie nicht was sie gesagt haben.  Dieses ist so wie Hilda das machte. Kweshube erklärte dann weiterhin, daß diese Praxis dasselbe ist wie die Sangomas (Zauberer) das treiben um die Ursache zu finden von Geschehnissen in ihrem Leben, z.B. wer ist es der sie krank macht, oder wer Feind oder Freund ist usw.
Könnte dieses vieles erklären das über die Jahre auf KSB angegangen ist?  Ich glaube das schon.  Persönlich bin ich davon überzeugt.
 Seid alle Gott befohlen, und möge Er Euch in Christus Jesus bewahren.
Erwin
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Hiermit ist meine Stellungnahme zum Thema „Kwa Sizabantu – eine endzeitliche Verführung“ abgeschlossen. Jeder verantwortungsvolle Christ kann anhand des vielfältigen von mir dargelegten Materials prüfen, ob in dieser religiösen Bewegung Christus der Mittelpunkt ist und ob die Gemeinschaft mit KSB für junge Christen eine Hilfe ist, dass sie zu Persönlichkeiten im Glauben und vor Gott werden.
Es ist mein ausdrückliches Anliegen, daß wir Christen zukünftig die vielen Warnungen Jesu vor Verführungen stärker beachten: „Es wird eine große Trübsal sein, wie von Anfang der Welt bis jetzt keine gewesen ist. Und es werden falsche Christusse und falsche Propheten aufstehen und werden grosse Zeichen und Wunder tun, um womöglich auch die Auserwählten zu verführen.“ Matth. 24, 21-24.
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Zusätzlich möchte ich freundlich auf meine Webseite www.horst-koch.de
hinweisen. Dort werden weitere Informationen zu den Themen Okkultismus und Schwarmgeisterei angeboten.

Horst Koch Herborn, den 4. März 2001
Sonnenweg 11
35745 HERBORN
Tel 02772-3559

E-mail info@horst-koch.de

 

 




Gesetzlosigkeit+New Age

Erfüllung der Prophetie im New Age?

Vortrag von Peter P. J. Beyerhaus

Unsere diesjährige Osterakademie möchte ihren Blick auf das Ende der Geschichte richten. Aber nicht um ein uns völlig verhülltes Ereignis in ferner Zukunft soll es gehen, sondern um ein Geschehen, dessen Anbruch wir in zahlreichen Entwicklungen in unserer Gegenwart bereits deutlich verspüren. Wer wollte leugnen, dass die „schlimmen Zeiten“, von denen der Apostel Paulus an Timotheus (2Tim 3,1 ff) schreibt, in allem, was sie in seiner Sicht kennzeichnen, auch uns heutige Christen beständig beunruhigen und innerlich quälen?
Es entspricht ja durchaus biblischer Sicht, dass die Eschatologie von uns nicht wie ein spekulatives Schlußkapitelchen behandelt werden darf. Die Eschata, die „letzten Dinge, bilden vielmehr einen dynamisch bewegten Prozeß, der mit dem Hereinbrechen des Neuen Äons durch die Auferstehung Jesu Christi bereits begonnen hat und darum unsere ganze christliche Existenz im Wachen, verantwortlichem Handeln, im Kämpfen und Erleiden bestimmen soll.
So sieht es auch Jesus selber, und aus diesem Grunde hat er die letzte große Rede, von der uns die drei synoptischen Evangelien in deutlicher Übereinstimmung berichten eben der Endzeit und ihren Vorzeichen gewidmet. Unter diesen nennt er auf der einen Seite eine Reihe von unheilvollen Geschehnisse , die sich im Bereich der Natur, der Weltpolitik , der Kultur und auch der Kirchengeschichte abspielen.
Sie flauen mit der Zeit nicht etwa ab; vielmehr nehmen sie an Ausmaß zu und markieren somit das letzte Aufbäumen des von Teufel, Sünde und Tod bestimmten alten Äons.

Dem gegenüber steht nun aber das positive Zeichen der Endzeit – im Grunde genommen ist es nur dieses Eine, aber um so wichtigere – nämlich die weltweite Verkündigung der Heilsbotschaft vom Reich Gottes, das in durch Christi vollbrachtes Heilswerk schon angekommen ist  und bei seiner Wiederkunft in Herrlichkeit aufgerichtet werden wird (Matth 24,14).

Nach dieser einleitenden Schau auf das eschatologische Panorama wende ich mich nun konzentrierend der Aussage in Jesu Ölbergrede (Matth 24,12) zu, den die Veranstalter unserer Tagung lapidar in das Thema meines Referates aufgenommen haben:
„Weil die Gesetzlosigkeit überhandnimmt, wird die Liebe in vielen erkalten“ .

I. Das Wesen der Anomia
Der negative Kernbegriff in diesem Zitat ist das im Tagungsprogramm mit „Gesetzlosigkeit“ wiedergegebene griechische Wort anomia. Es wird in den zahlreichen Bibelübersetzung unterschiedlich verdolmetscht. Luther übersetzt „Ungerechtigkeit“, die Zürcher Bibel schreibt „Gesetzesverachtung“, und die Einheitsübersetzung paraphrasiert „die Mißachtung von Gottes Gesetz“. Diese Mannigfaltigkeit liegt sicher daran, dass es im allgemeinen Wortgebrauch tatsächlich Bedeutungsunterschiede gibt, angefangen bei dem objektiven Tatbestand, dass es Situationen gibt, in denen kein verbindliches Gesetz vorliegt. In anderen Fällen ist gemeint, dass Menschen handeln, ohne auf ein ihnen mehr oder weniger bekanntes Gesetz zu achten. Liegt ein höherer Bewußtseinsgrad vor, wäre zunächst sträflicher von „Gesetzwidrigkeit“ zu sprechen. Anomia kann aber auch bedeuten, dass bestimmte Menschen sich ganz bewußt gegen das herrschende Gesetz auflehnen, und hier träfen die Zürcher Bibel und die Einheitsübersetzung ins Schwarze.

1. Der neutestamentliche Gebrauch des Wortes Anomia
Das Wort anomia kommt in den Schriften des NT häufig vor, und zwar niemals in einem neutralen, sonders stets im negativen, verurteilenden Sinne. Es ist eine Bezeichnung für das Verhalten von Übeltätern, die sich bewußt des Bruches sowohl des staatlichen Gesetze wie auch der göttlichen Gebote schuldig machen und deswegen Bestrafung verdienen. In einem qualifiziert geistlich-theologischen Sinn bildet Anomia ein erklärendes Pendant zu einem andern negativen Zentralbegriff, nämlich der Hamartia, der Sünde. So lesen wir in 1Jo 3,4; „Jeder, der die Hamartia, d.h. die Sünde begeht, der begeht auch die Anomia, die Übertretung des Gesetzes, und die Hamartia ist die Anomia.“
„Hamartia“ meint ja wörtlich übersetzt die „Zielverfehlung“, d. h. das Verfehlen der von Gott dem Menschen als seinem Ihm zum Ebenbild und zur Gemeinschaft mit Ihm gesetzten Lebensbestimmung. Wer bewußt die Sünde tut, trennt sich damit von Gott, lebt in einem heillosen Zustande. Er steht außerhalb des Nomos, des Gebotes, mit dem Gott das Bundesverhältnis zwischen Ihm und der Menschheit und speziell dem Volk Israel regelt.
Dabei handelt es sich nicht immer um den Zustand eines einzelnen Menschen, sondern vielmals auch um einen kollektiven Zustand, der das Verhältnis einer sich von Gott abwendenden menschlichen Gemeinschaft kennzeichnet. Paulus zeigt im 2. Korintherbrief 6,14-15 anhand einer Reihe von Gegensatzpaaren ein dualistisches Weltbild auf, das die gegenwärtige Zwischenzeit der Überlappung der beiden Äonen bestimmt: des  prinzipiell überwundenen alten Äons einerseits und des schon begonnenen neuen Äons anderseits. Sie liegen  miteinander im Streit, bis schließlich mit der glorreichen Wiederkunft Christi zum Gericht der alte Äon mit allen ihn bestimmenden Mächten überwunden und abgetan sein wird. Die Gegensätze heißen:
Gerechtigkeit – Gesetzwidrigkeit;
 Licht – Finsternis;
Christus – Belial
Gläubige – Ungläubige;
Tempel des lebendigen Gottes – Tempel der Abgötter .

Es muß im Auge behalten werden, dass nach biblischem Verständnis der eigentliche Geber des Gesetzes kein Geringer als Gott selber ist. Das gilt für alle echten Gestalten des Gesetzes:
Es betrifft erstens das allen Menschen eingepflanzte Naturgesetz (Röm 2,14-15), zweitens die durch die staatlichen Autoritäten der Völker erlassenen Gesetze (Röm 13,1. 8-10),
drittens das dem Volk Israel auf dem Sinai in Gestalt der 10 Gebote gegebene mosaische Gesetz (Exodus 19,1-17), dann
viertens im Neuen Testament das in der Bergpredigt durch Jesus geistlich vertiefte Gesetz (Matth 5,17-48)  wie schließlich
fünftens das in Römer 8 von Paulus entfaltete Gesetz des Geistes (Röm 8,2).
Dieses enthält – im Unterschied zum mosaischen Gesetz – nicht nur die ethische und religiöse Forderung, sondern auch die Kraft, sie zu erfüllen.

In dieser grundlegenden biblischen Schau richtet sich die Anomia nur vordergründig gegen das kodifizierte Gesetz, das ja in seiner konkreten Gestalt im Blick auf sich wandelnde Situationen durch regierungsamtliche Gesetzesreform von Zeit zu Zeit aktualisiert werden muß. Im tiefsten Sinne richtet sich die bewußte Anomia gegen Gott selber; sie ist prinzipielle Empörung gegen Ihn, Bestreitung Seiner Herrschaft. Das geschieht meist im Namen einer vom Menschen beanspruchten Autonomie, letztlich aber auf Inspiration des satanischen Gegenspieler Gottes, des „Fürsten dieser Welt“ (Joh 14,12.31; 14,30; Eph 2,2). Dieser stellt dem Herrschaftsanspruch Gottes hybrid seinen eigenen entgegen. Wer sich aber dieser Ursünde allen göttlichen Warnungen zum trotz bleibend und unbußfertig verschreibt und sich dem Aufruf zur Buße, zum Sinneswandel, trotzig verweigert, auf den erwartet im Endgericht, wie Jesus selber in großem Ernst sogar den äußerlich frommen und gesetzestreuen Pharisäern vorgehalten hat (Matth 7,22-23), nichts Milderes als die Verdammnis.

2. Die geschichts-theologische Schau des Neuen Testaments
Eines der auf dieser Tagung gehaltenen Referate soll sich mit einer christlichen Theologie der Geschichte, und dies in Verbindung mit der biblischen Lehre vom Antichrist beschäftigen. Ohne dem vorgreifen zu wollen, möchte ich aufgrund des mir thematisch vorgegeben Bibelverses doch schon einige Grundzüge der biblischen Geschichtsschau andeuten.

Im Gegensatz zu einer in der zeitgenössischen akademischen Theologie und leider auch der kirchlichen Verkündigung verbreiteten Überzeugung vertreten die Autoren der neutestamentlichen Schriften wie schon die eschatologischen Aussagen der alttestamentlichen Propheten keine optimistisch -monistische, sondern eine realistisch-dualistische Schau. Damit meine ich keinen zeitlosen metaphysischen Dualismus wie im Manichäismus, sondern einen zeitlich begrenzten heilsgeschichtlichen Dualismus. Dieser besteht sowohl in der weltgeschichtlichen Epoche seit der Urrebellion Luzifers mit seinen Engeln und dem ihm im irdischen Bereich folgenden Sündenfall Adams. Der alte Äon wirkt aber auch nach dem Kommen Christi fort, nämlich  in der qualifiziert heilsgeschichtlichen Zwischenzeit zwischen dem unsichtbaren Herrschaftsantritt Christi bei seiner Auferstehung (vgl. Matth 28,18) und seiner Parusie zur Aufrichtung seiner auch universal sichtbaren Herrschaft (vgl. 1Kor 15,24-28).

Noch also hat Satan, der einst neben Michael der mächtigste Fürst der Engelscharen war und es nach seinem Sturz über die mit ihm abgefallenen finsteren Engelheere blieb (Judas 6), einen beträchtlichen Teil seiner ursprünglichen Macht behalten. Das tat er auch noch nach seiner grundlegenden Entrechtung und Entmachtung durch den Sieg, den Jesus Christus am Kreuz und in seiner Auferstehung über ihn gewonnen hat. Denn immer noch nennt Jesus selbst ihn den „Fürsten dieser Welt“ (Joh 12,31; 14,30; 16,11).
Das gilt uneingeschränkt für alle Bereiche, wo sich Menschen bewußt gegen die ihnen in Christus angebotene Erlösung von der Macht der Sünde und des Teufels sträuben und es vorziehen, im dämonischen Bereich der Finsternis zurück zu bleiben. Vorläufig stehen also der alte und der neue Äon gegenüber Apg. 26,18) und liegen, angeführt von ihrem je eigenen Oberhaupt Christus oder Belial, im Widerstreit.

In diesem also noch existenten alten Äon waltet die Anomia, die Auflehnung gegen die Gebote und den göttlichen Gebieter wie auch gegen die von Ihm eingesetzten staatlichen Ordnungsmächte. Was noch beunruhigender ist: Anomia tritt als Störungsfaktor leider immer wieder auch im Bereich der Kirche ein, wie das ja schon Mose und die Propheten beim alttestamentlichen Bundesvolk beklagten. Auseinandersetzung mit solcher auch in die Gemeinden eindringende Anomia bestimmen weitgehend die Ermahnungen und Warnungen in den apostolischen Schriften.
Ein äußerst beachtlicher Wesenszug in der neutestamentlichen Geschichtsschau ist die prophetische Erwartung, dass die Anomia nicht etwa im Gefolge der weltweiten missionarischen Ausbreitung der Kirche und der christlichen Durchdringung der ethnischen Kulturen immer mehr gebändigt und zurückgedrängt werden und schließlich fast zum Verschwinden kommen wird. Ganz im Gegenteil: Jesus kündigt in seiner Ölbergrede ein Anwachsen der Anomia an, die sich bis zum Ende der Geschichte ins Unerträgliche steigern werde (Matth 24,12-13). Nur eine Minderzahl von Menschen, die Auserwählten, werden dem standhalten; ja, wenn Gott diese allerletzte antichristliche Periode nicht um ihretwillen verkürzte (Matth 24,22), würden auch sie in den Strudel des Abfalls hineingerissen werden. Nun aber bleiben sie in ihrer Geduld und Leidensbereitschaft bewahrt, bis ihr wiederkommende Herr sie aus all ihren Bedrängnissen erlösen und mit sich für ewig zu seiner Brautgemeinde vereinen wird.
Wachsende Anomia ist also ein zentrales Kennzeichen des unheilsgeschichtlichen Abfalls in der Welt und auch in der Kirche. Es markiert das endzeitliche Stadium im Vorfeld der Parusie Jesu.

Eine unheilvolle Auswirkung der in die Gemeinde Christi selbst eindringenden Anomia ist, dass die „Liebe in vielen erkalten“ wird. Abgekühlte, lauwarme und für Christus inakzeptable Liebe ist das Kennzeichen der in Offb 3,14-2 angeredeten kleinasiatischen Gemeinde Laodizäa, welcher Jesus ausrichten läßt:
„Weil du aber lau bist, will ich dich ausspeien aus meinem Munde.“ …

Unter den Bibelexegeten wird diskutiert, ob es sich bei der zu erkalten drohenden Agape um die Nächstenliebe oder die Liebe zu Gott handele. Die meisten neigen dazu; sie auf ihre beiden Objekte zu beziehen, jedoch der Liebe zu Gott, die eine Widerspiegelung Seiner eigenen erbarmenden Liebe zu uns ist, den Vorrang zu geben. Da, wo man die Gebote Gottes zu vernachlässigen beginnt, wirkt sich diese beginnende Anomia auch im Abkühlen der Liebe zu Ihm aus, der doch schon dem Volk Israel das Grundgebot gegeben hat:
„Höre Israel: der Herr unser Gott ist  e i n  Herr, und du sollst den Herrn deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit aller deiner Kraft.“ (Dt 6,4-5). Jesus bekräftigt dieses Grundgebot als das vornehmlichste und fügt ihm dann als gleich wichtig untrennbar an „… und deinen Nächten wie dich selbst.“ (Matth 22.36.38). Wo das nicht mehr ernst genommen wird, beginnt das Absterben der Lebensverbindung der Gemeinde und ihrer einzelnen Glieder mit Gott und droht ihnen der geistliche Tod. Das Erkalten der Liebe läßt alle Frömmigkeit und Ethik dahinschwinden, je länger, desto mehr.

Dies ist jedoch nicht einfach Ergebnis eines spontanen Verfallsprozesses, einer immanenten Müdigkeit und Erschlaffung. Vielmehr ist es gleichzeitig bewirkt durch dämonische Einflüsse, mit denen auch die Gemeinde permanent zu ringen hat. Da, wo die Gemeinde nicht wachsam ist, da, wo sie Anteil gewinnt an einer allgemeinen geistig-ethischen Orientierungslosigkeit, da wird sie empfänglich für auftretende Pseudopropheten und Pseudo-Messiasse. Schon in der Bergpredigt (Matth 7,15) warnt Jesus vor pseudo-prophetischen Verführungen. Ausdrücklich als endzeitliche Bedrohung kündigt er das Auftreten falscher Propheten und Pseudomessiasgestalten in unserm vorliegenden Textzusammenhang (Mt 24,5) an:
“Viele werden auftreten in meinem Namen und sagen: Ich bin der Christus, und werden viele irreführen“; und wenig später (V.11): „Und viele falsche Propheten werden auftreten und werden viele irreführen.“ Unmittelbar darauf  setzt Jesus in V. 12 fort: „und weil die Anomia überhand nimmt, wird die Liebe in vielen erkalten.“
Adolf Schlatter schreibt zu dieser Stelle: „…die innere Unruhe und Glaubenslosigkeit wird viele gegen schlimme Verführer wehrlos machen. Solche Zeiten sind die günstigen Gelegenheiten, wo falsches Prophetentum entstehen und Glauben finden kann. Unter dem Druck der Not streckt sich der Mensch begierig nach Zeichen und Offenbarungen aus, die ihm Licht von oben bringen sollen.“
Und hier stehen wir auch schon mitten in der New-Age-Bewegung. Diejenigen, die sich gründlich mit ihr beschäftigt und nach den Ursachen ihrer raschen Aufnahme in alle Schichten der Gesellschaft und sogar in die Kirchen geforscht haben, kamen zu dem Schluß, dass es die gegenwärtig so weit verbreitete Sinnkrise sei, die diese Rezeptivität fördere.
Das aber bestätigt zugleich die Notwendigkeit der Geisterunterscheidung, welche die Apostel Paulus und Johannes ihren Gemeinden so dringlich ans Herz gelegt haben 1Kor12,10; 1Joh4,1-2. Denn die pseudoprophetischen Verführer kommen nicht mit Schwertgerassel, sondern auf leiden Sohlen, und sie verbergen bewußt ihre eigentlichen Zielsetzungen.
Das bringt uns zu einem weiteren wichtigen Aspekt der Anomia, nämlich ihrem
Geheimnischarakter.

3. Anomia als (un)heilsgeschichtliches Mysterium
Wir haben bereits verstanden, dass wir das Überhandnehmen der Anomia in einem biblisch-heilsgeschichtlichen Zusammenhang zu verstehen haben. Die Autoren des NTs sehen die Geschichte im Paradigma eines großen sich entfaltenden und eschatologisch zuspitzenden Dramas mit letztlich kosmischen Dimensionen. Die beiden Hauptgegenspieler darin sind Gott in seinem dreigestaltigen geschichtlichen Offenbarungs- und Heilshandeln auf der einen, der Teufel auf der anderen Seite.
Gott hält jedoch seinen schon vor aller Zeit gefaßten Heilsratschluß, besonders aber die Heilsstrategie, mit der Er ihn verwirklichen will, zunächst verborgen als ein Mysterium, wie Paulus im Epheserbrief (Eph 1,9f.) erklärt. Der Inhalt des Geheimnisses soll aber nicht für immer verborgen bleiben. Vielmehr ist der Sinn des heilsgeschichtlichen Mysteriums der zu seiner Zeit offenbart und von den anfänglichen  Offenbarungsempfängern schließlich sogar weltweit verkündigt zu werden.
Nun erfahren wir von Paulus und Johannes, dass auch Gottes Widerpart, Satan, sein eigenes Mysterium bzw. seine Mysterien hat, deren Inhalte nach Zielsetzung und Verwirklichung er geheim hält, bis er den günstigen Augenblick zur Entfesselung seiner Mächte und zum Losschlagen gekommen sieht. Denn er will die Menschen ja über seine wahren Absichten und deren verhängnisvollen Folgen im Dunkeln lassen, bis sie ihm wehrlos verfallen sind und ihr Schicksal nicht mehr abwehren können. Dem satanisch Bösen haftet also etwas Unheimliches, zugleich aber auch Faszinierendes, d. h. Verzauberndes an. Darum können Menschen danach greifen, als ob es sich hier um eine Quelle des Glückes handele, und können Menschen sich Satan und seinen Geistermächten ausliefern, als ob sie es in ihm wirklich um eine Lichtgestalt 2Kor 11,14) und einen universalen Beglücker der Menschheit handele.

Es gibt drei Inhalte  der Mysterien Satans. Dem ersten begegnen wir in der Anomia, wobei Paulus vom „Mysterion der Anomia“ spricht. Dieses ist das vorbereitende Wirken auf das personale Auftreten des „Menschen der Anomia“, also des Antichrist, hin.
In der Johannesoffenbarung wird der Begriff Mysterion unheilsgeschichtlich noch auf eine dritte apokalyptische Erscheinung bezogen. In Kap 17, 3 lesen wir: „Und ich sah ein Weib auf einem scharlachroten Tier sitzen …, und sie hatte einen goldenen Becher in ihrer Hand, voll von Greueln und Unzucht, und an ihrer Stirn stand ein Name geschrieben, ein Geheimnis, das große Babylon, die Mutter der Buhlerinnen und der Greuel der Erde“.
Der Seher Johannes bezeugt: „ich verwunderte mich sehr, als ich sie sah“. Er steht hier also fassungslos vor einem Mysterium tremendum, einem Geheimnis, das Furcht und Zittern erregt. Der Angelus interpres (Gottes Deuteengel) geht darauf ein und sagt (V. 7) zu dem Seher Johannes: „Warum verwunderst du dich? Ich will dir das Geheimnis des Weibes und des Tieres zeigen, das sie trägt ….“
Die Bibelausleger rätseln bis zum heutigen Tage, wer oder was wohl mit dem babylonischen Weib gemeint sei. Viele haben dabei an eine in der Endzeit pervertierte Kirche, eine dämonisch inspirierte Antikirche, die der wahren Kirche, der Braut Christi, feindlich gegenüber steht. Es gibt aber daneben auch die Deutung, dass es sich hier um die um eine von ihren christlichen Wurzeln total losgelöste Kultur handele, die zugleich auch eine politische und wirtschaftliche Macht darstellt. Es könnte sich aber auch um eine synkretistische Weltreligion handeln, zu der sich alle bestehenden Gestalten konkreter Religion verbinden.
Wenn man davon ausgeht, dass in dieser Verbindung die Kirche, bzw. ein abgefallener Teil von ihr selber eine integrierende Rolle spielen könnte, so würden sich die drei genannten Deutungsversuche nicht widersprechen, sondern gegenseitig ergänzen.
Wir stehen also vor einer geschichtlichen Gesamtschau, in welcher Anomia als menschliche Auflehnung gegen Gott, der Mensch der Anomia als deren personale Verkörperung und eine der Sittenlosigkeit verfallene Weltkultur zu einer apokalyptischen Trias verbinden.
Dieser Tage sandte mir ein Bekannter ein diesen Zustand treffend beschreibendes Zitat unbekannter Herkunft:

„Wenn die Menschen gottlos leben, sind die Sitten zügellos,
ist die Mode schamlos, sind die Lügen grenzenlos,
die Verbrechen maßlos, die Völker friedlos,
die Schulden zahllos, die Regierungen ratlos,
ist die Politik charakterlos, sind die Beratungen ergebnislos,
die Konferenzen endlos und die Aussichten trostlos!“

Gerade eine solche Situation wird dereinst die geschichtlichen Voraussetzungen bieten, die dem zu erwartenden universalen Tyrannen der Endzeit Tore und Türen  öffnen. Denn für den Zusammenhalt jeglicher sozialpolitischer Gemeinschaft wären ja die hier angesprochenen Verhältnisse schlechthin unerträglich. Sie würden geradezu schreien nach einer durchgreifenden Ordnungsmacht, die diesem anarchischen Chaos ein Ende setzt, und sei es durch eine diktatorische Zwangsordnung

4. Der Anthropos tees Anomias, d.h. der Mensch der Widergesetzlichkeit
Da wir auf dieser Tagung noch einen eigenen Vortrag über die Bedeutung des Antichristen für eine christliche Geschichtstheologie hören werden, möchte ich als für unsere heutige Thematik wesentlich die folgenden 6 Kennzeichen nennen:

Der Antichrist ist die abschließende Verkörperung einer zuerst von Daniel (Kap. 2, 7 und 9) prophetisch geschauten weltgeschichtlichen Entwicklung, in der nacheinander ein irdisches Weltreich das vorangegangene verdrängt, um im vierten Weltreich – gemeint ist in Dan 2,40-43 offenbar das Imperium Romanum –   ihre Vollendung und im letzten Monarchen ihre personale Spitze zu finden.

• Es handelt sich um eine satanisch inspirierte Gestalt, die in Konkurrenz zum authentischen Christus und dessen Königtum steht und ihn teils subtil, teils brutal zu verdrängen sucht. Es geht also um den entscheidenden Schlussakt des uralten Kampfes des Teufels mit Gott um die Weltherrschaft.

• Seine beiden  Grundmotive sind ein maßloser Selbstverwirklichungsdrang und in Verbindung damit der Haß gegen Gott und seine Ordnungen. Er wird ihn lästern (Dan 7, 20. 25; 2Thess 2,4; Offb 13,5f.) und seine Gebote auflösen, also als großer Verführer Gottlosigkeit und Immoralität verbreiten –  soweit diese sich mit seiner eigenen Vergötterung und dem von ihm diktatorisch verfügten Verhaltenskodex vereinen lassen.

• Er tritt mit einem sich selbst vergötternden Herrschaftsanspruch auf und verlangt von allen Menschen unbedingte Gefolgschaft und Verehrung, die sich in der Anbetung seines Idols und der Aufnahme seiner Zahl 666 als Erkennungszeichen beweist.

• Er macht sich zum Haupt eines durch globale Machtzusammenballung geschaffenen politischen und ideologischen Einheitssystems, eines zentralistischen Zehnstaatenbundes Offb 17,3. 12-14). Schließlich wird seine Herrschaft in Terror umschlagen.

• Er nimmt täuschend die Stellung des wiedergekommenen Christus ein. Er imitiert dessen Werke und kommt in der ersten Phase seines insgesamt dreieinhalbjährigen Wirkens unter der Maske des die Menschheit beglückenden Wohltäters. So wird es ihm –  unterstützt durch dämonische Wundertaten (Mt 24,24; 2Thess 2,9) –  gelingen, den Großteil auch der Christenheit zum Abfall zu verführen. Er wird sich in den Tempel Gottes setzen und von der gesamten Menschheit angebeten lassen (2Thess 2,4; Offb 13,3-4).
Man könnte in ihm  die Erfüllung der in vielen Religionen vorhandenen Hoffnung auf eine das Goldene Zeitalter heraufführende Rettergestalt unter Namen wie Maitreya, Krischna oder Mahdi erblicken. Das führt uns zum zweiten und dritten Teil unseres Themas:

II. Synkretistische Religiosität im Zuge der Postmoderne

1. Die neue Spiritualität
Eine erstaunliche Beobachtung, die wir seit drei Jahrzehnten bei der Analyse unserer westlichen Kultur anstellen können, ist das Wiedererwachen eines religiösen Interesses bei vielen Zeitgenossen. Die beiden Jahrhunderte, welche der Aufklärung und der Französischen Revolution folgten, wurden allgemein als das Zeitalter der Moderne bezeichnet. Sie standen wesentlich im Zeichen eines sich naturwissenschaftlich begründenden materialistischen Rationalismus, eines atheistischen Humanismus und einer unaufhaltsamen Säkularisation des öffentlichen wie des privaten Lebens. Dietrich Bonhoeffer zog daraus den Schlußsatz, dass wir nun am Beginn eines völlig religionslosen Zeitalters stünden. Der moderne Mensch sei zu seiner vollen rationalen Mündigkeit erwacht und habe zur Erklärung und Bewältigung seines Lebens die Hypothese „Gott“ nicht mehr nötig: Einflußreiche Philosophen wie Ludwig Feuerbach, Karl Marx, Friedrich Nietzsche, sowie die Schüler von Charles Darwin und Siegmund Freud, hatten das schon lange vor ihm behauptet.
Anfang der 1970er Jahre aber geschah nun das Unwahrscheinliche: Immer mehr Menschen wollten sich mit unserm rein rationalistischen Wirklichkeitsverständnis nicht mehr zufrieden geben; denn von ihm her konnten sie auf die zentralen Fragen ihres Lebens, besonders in den Grenzsituationen von Krankheit, Leid und Tod keine Antwort gewinnen. Junge Menschen wurden der materialistischen Konsumzivilisation überdrüssig und wandten sich aus Neugier und Erlebnishunger Erfahrung mit der Transzendenz zu. Durch diese – so hofften sie – würden sich ihnen ungeahnte Dimensionen erschließen, vermittels derer sie zu „Gipfelerfahrungen“ gelangen können – z. T. ganz ähnlich den durch Drogeneinnahme ausgelösten Rauschzuständen. Das Thema „Ekstase“ begegnet schlagartig in den unterschiedlichsten Zusammenhängen: Im Rauschgiftmilieu. In Sexualorgien, in der jugendlichen Diskoszene von Beat, Rock und Psychodelik, in spiritistischen Seancen, in Experimenten mit Yoga, Zen und anderen asiatischen Meditationsformen.

2. Auf dem Wege zu einer synkretistischen Religionssynthese
Der dänische Professor für Ökumenische Theologie und Religionswissenschaft Johannes Aagaard hat die These aufgestellt, dass gegenwärtig eine neue Weltreligion im Entstehen begriffen sei oder bewußt erschaffen werde. Sie habe ihre Wurzeln in den klassischen Religionen, von denen aber keine ausschließlich zur Herrschaft gelange. Vielmehr holen sich die Anhänger diejenigen Stücke aus einzelnen Religionen heraus, die ihnen für ihre Bedürfnisse passend erscheinen: Medien, Gurus, Propheten, Unsterblichkeit, Reinkarnation, Aura, geistige Meister, Yoga, Karma, Wiedergeburt, Biorhythmus, Tarotkarten und Astrologie. Die „neue Spiritualität“ entsteht nicht durch eine Rückkehr zu einer historischen Religion, d.h. auch nicht etwa durch eine christliche Erweckungsbewegung, sondern durch eine Vermischung aus verschiedenen Weltanschauungen und Religionen, aus Esoterik, Magie und Okkultismus.
Ich glaube, dass Aagaard hier richtig beobachtet hat. Es muß allerdings eine zweite Beobachtung hinzugefügt werden: Das religionsvermengende Geschehen läuft gleichzeitig auf zwei unterschiedlichen Ebenen ab. Die eine ist die private. Auf dieser wählt sich jede einzelne interessierte Person in Selbstbedienung auf dem Jahrmarkt bzw. der Weltausstellung religiöser Möglichkeiten diejenigen Elemente aus, die dem persönlichen Geschmack entsprechen bzw. zum Erreichen eigener Zwecke nützlich erscheinen. – z. B. einer gesundheitlichen Lebensreform oder einer künstlerischen Inspiration, und sei sie noch so schockierend!

3. Modelle synkretistischer Zukunftsgestaltung
Von dem soeben beschriebenen Geschehen auf privater Ebene zu unterscheiden – wenn auch nicht zu trennen – ist die Ebene programmatischer Gestaltungsbemühungen. Auf dieser Ebene verbindet sich der religions-pluralistische Prozeß mit einer visionären Zielsetzung seiner menschlichen Betreiber. Das trifft in vollem Maße für die theosophisch inspirierte Hauptrichtung zu, die sich mit den Namen Alice Bailey, David Spangler sowie Marilyn Ferguson und ihrem Buch „Die sanfte Verschwörung“ verbindet.
Ähnliche Bemühungen gibt es jedoch auch in anderen Bewegungen; die es z: T. sogar zu offizieller Anerkennung gebracht haben. Der schwedische Theologe Folke Olofsson hat dafür den Begriff das „synkretistische Projekt“ geprägt. Dieses sei dabei, das bisherige moderne „Projekt der Säkularisierung“ abzulösen.
Der Synkretismus erscheint danach weniger als ein Vorgang der sich ungewollt aus dem Zusammenfließen verschiedener Religionen und religiöser Kulturen ergibt. Vielmehr stellt er ein von bestimmten einflußreichen Persönlichkeiten absichtsvoll entwickeltes Programm dar, in dem ein innerweltlicher Zweck verfolgt wird, wie z. B. der Zusammenhalt verschiedener Völkerschaften in einem gemeinsamen Staatswesen oder auch eine moralische Reform wie schließlich das Überleben der Menschheit angesichts bevorstehender Weltkatastrophen. Die Absicht kann also subjektiv höchst respektabel sein.
Allerdings, und das ist das Entscheidende: Ein Projekt ist stets ein Vorhaben von Menschen, die es aus ihrer jeweiligen eigenen Perspektive verfolgen. „Von sich selbst aus“, schreibt Olofsson, „projiziert der Mensch seine Gedanken, Träume, Hoffnungen, seine Ideologie hinaus in Zeit und Raum.“ Im synkretistischen Projekt bemühen sich also einzelne Visionäre, ideologische Gruppierungen oder auch politische, kulturelle und religiöse Organisationen darum, in regionaler oder internationaler Perspektive die Zukunft der Menschheit nach ihren eigenen Leitbildern in den Griff zu bekommen und zu gestalten. Ein solches Beispiel bietet die NAB.

III. Anomia in der synkretistischen Vision von New Age

1. Identitätsmystik als Grundlage der New Age-Bewegung
In meinem früheren Vortrag an dieser Stelle habe ich darauf hingewiesen, dass eine wichtige Quelle der New Age-Bewegung in der wesentlich vom Hinduismus und Buddhismus Anleihen nehmenden Theosophie der Damen Helena Blavatsky und ihrer Schülering Alice Bailey zu suchen ist. Mit diesen teilt New Age die Grundkonzeption von der apersonalen Einheit alles Seienden, von Gottheit, Kosmos und Mensch. Auch hier geht es also um Identitätsmystik. Der menschlichen Seele eignet selbst Göttlichkeit, dem Menschen steht kein personaler Gott gegenüber, vor dem er sich zu verantworten hat. Vielmehr findet er Göttlichkeit, meist „Spiritualität“ genannt, in der Tiefe seiner eigenen Seele. Sie ist die Quelle seiner religiösen Erfahrung, sie bestimmt sein religiöses und moralisches Verhalten, in ihr findet er auch die Kraft zu seiner eigenen Befreiung von den Banden stofflicher Einhüllung. Erlösung bzw. Heil, wenn man diese christlichen Begriffe aus Gründen der Analogie überhaupt gebrauchen will, ist Bewußtseinerweiterung, ist Erlangung eines göttlichen Bewußtseins im Erkennen der wesentlichen Einheit von Atman = Seele und Brahman = Göttlichem. Methoden dafür sind Entspannungs- und Meditationsübungen, wie wir sie in den mannigfaltigen Yoga-Systemen des Hinduismus kennen und wie sie im Westen von den Gurubewegungen popularisiert werden.
In dem Maße, wie der Mensch auf diesem Wege voranschreitet, kommt es zu einer Auslöschung aller Gegensätze zwischen Makrokosmos und Mirokosmos, zwischen allen Einzelwesen. Das hat zur Folge auch die Leugnung des Dualismus von Licht und Finsternis, von Gutem und Bösem, von Engeln und Dämonen.

2. Auffälliges Fehlen ethischer Maßstäbe
Der in die NAB eintretende Christ eliminiert im vermeintlichen Erkennen seiner Göttlichkeit auch seine bisherigen Schuldgefühle sowie sein Sündenbewußtsein. Denn er ist ja im Wesen gut, und Fehlverhalten ist lediglich eine Folge eines mangelhaft entwickelten kosmischen Bewußtseins.
Um dieses Bewußtsein um die Einheit mit dem All zu erreichen, darf der New-Age-Anhänger jedes Mittel benutzen, was diesem Zwecke dienlich ist. Einer dieser Wege ist das aus Tibet kommende Tantra-Yoga.  Hier werden auch sexuelle Ausschweifungen empfohlen und praktiziert, die zu einer Ekstaseerfahrung führen. Das ist auch unter den Anhängern wie auch Seelenführern geduldet und verbreitet, wie das Ehepaar Victor und Victoria Trimundi in seinem Buch „Der Schatten des Dalai Lama” ausführlich dargelegt hat. Es trägt den Untertitel: „Sexualität, Magie und Politik im tibetanischen Buddhismus“.
Hinduistische Gurus Yogis können sich auf ihrem spirituellen Streben nach Selbstvergottung zu spirituellen Egoisten entwickeln. In ihrer kontemplativen Konzentration auf ihre Einheit mit Brahman erscheinen sie in ihrer Yoga-Position wie leblose Figuren. Dabei lassen offenbar völlig gefühllos, bar jeglicher Liebesregung alle persönlichen Verbindungen sogar zu ihren nächsten Familienangehörigen absterben, sich in ihrem mystischen Hochmut von diesen aber gleichzeitig wie Götter in Menschengestalt bedienen und kultisch verehren. Das hat der nach schlimmen geistig-ethischen Verirrungen durch ein geistliches Wunder zum lebendigen Christusglauben gekommene Inder Rabindranath R. Maharaj sehr anschaulich erzählt in seinem autobiographischen Buch „Tod eines Gurus“. Darin berichtet er auch, wie es ihm zum Bewußtsein kam, dass er durch seine Yoga-Praktiken in okkulte Bindungen geraten war, aus denen  er nur durch eine völlige Lebensübergabe an Jesus Christus gelöst werden konnte. Auch nachher versuchten ihn die unsichtbaren Mächte immer wieder, ihn  in ihren Bann zurückzuziehen.

3. Die Zukunftsschau der New Age-Bewegung
Auch in der NAB geht es für jeden Einzelnen wie auch für eine ganze Gemeinschaft darum, zunächst selbst zum „Krishna-Bewußtsein“ zu gelangen und danach dieses auch anderen zu vermitteln. Der Weg dazu führt zunächst über meditative und asketische Übungen, pausenloses Chanting von Mantras und tänzerische Ekstasetechniken. Darüber hinaus gehört auf einer gehobenen Stufe dazu die Kontaktaufnahme mit transzendenten Geistern, die in der NAB als „aufgestiegene Meister“ bezeichnet werden und irgendwo in der transzendenten Überwelt (genannt wird oft die mythische Stadt Schambala) eine „Weiße Hierarchie“ bilden. Es handelt sich dabei um Parallelen zu den hinduistischen Avataras und den buddhistischen Bodhisattvas, also Menschen, welche ihre mystische Erleuchtung schon erreicht haben und dadurch in einen erhöhten spirituellen Zustand hinübergekommen sind. Sie stehen mit ihren irdischen Adepten medial in Verbindung und leiten sie dazu an, durch immer weitere Vernetzung der Menschheit nach und nach ein kosmisches Bewußtsein zu vermitteln. Dieses bildet die Grundlage für die Verwirklichung einer grandiosen Zukunftsvision.
New Age bedeutet ja Neues Zeitalter, und die NAB ist die Gemeinschaft derjenigen, die sich berufen fühlen, dazu beizutragen, das universale Kommen dieses Zeitalters zu beschleunigen. Dass es überhaupt kommen wird, steht für die Anhänger außer Frage; denn aufgrund eines kosmischen astrologischen Gesetzes ist dieses sogar bereits angebrochen. Es ist Zeitalter des Wassermanns, welches das abgelaufene Zeitalter Fische, also die Epoche des Christentums, abzulösen bestimmt ist. Die menschliche Unterstützung seitens der NAB geschieht vermittels einer „sanften („aquarischen“) Verschwörung“. Sie betreibt zunächst heimlich, dann offen eine Revolution, die nicht  mit terroristischen Methoden vorgeht, sondern vermittels medialer Einweihungen. Verlockt werden die Menschen dadurch, dass ihnen als Ziel dieser Bewegung eine friedliche Weltgemeinschaft versprochen wird, in der alle bisherigen sozialen, politischen und auch religiösen Trennmauern abgerissen und einer allgemeinen Harmonie in allen mitmenschlichen Beziehungen gewichen sein werden.
Das Aquarius-Lied im Musical Hair bringt diese New Age Vision auf ihre klassische Formel:
„Harmonie und Recht und Klarheit

Sympathie und Licht und Wahrheit
niemand will die Freiheit knebeln
niemand mehr den Geist umnebeln
Mystik wird uns Einsicht schenken
und der Mensch lernt wieder Denken
dank dem Wassermann.“
Es handelt sich also um ein großartiges utopisches Erlösungsprogramm durch spirituelle menschliche Selbstverwirklichung – jedoch ohne persönlichen Gott.

 4. Das pseudomessianische Element der New Age-Bewegung
Wir sprachen von der Rolle, welche in den Plänen der NAB die Weiße Hierarchie der aufgestiegenen Meister einnimmt. Unter diesen Meistern gibt es nun einige herausragende Große Meister, die in der Geschichte als Stifter von Weltreligionen aufgetreten sind und in der Mythologie der NAB eine wichtige Rolle spielen. Sie tun dies teils nach- und nebeneinander, teils werden sie einfach miteinander identifiziert, und ihre Namen werden austauschbar verwendet. Zu diesen Großen Meistern gehört auch Christus, meist mit dem bestimmten Artikel als „Der Christus“ angeführt. Dieser der Theosophie und der Anthroposophie Rudolf Steiners verdankte Christus ist eine überzeitliche und übergreifende Gestalt, die sich in den Gestalten verschiedener Religionsstiftern offenbart. Darunter findet sich auch Jesus. Mit ihm ist „der Christus“ jedoch nicht identisch, anders als es der biblisch-historische Jesus Christus aufgrund der bleibenden Inkarnation des göttlichen Logos ist.
Das wohl wichtigste Werk unter den im Lucis Trust (ursprünglich Lucifer Trust) erschienenen 24 Bänden der Esoterischen Philosophie von Alice Bailey’s  trägt den Titel: „The Re-Appearance of Christ“. In der Zusammenfassung wird die Rolle dieses wiederkommenden bzw. besser wieder erscheinenden Christus wie folgt beschrieben:

„Die Menschheit erlebt eine ihren Höhepunkt erreichenden Zeit des Wandels mit allen Formen von  Schmerz, Chaos und Auflösung, die diesen begleiten. …. Jedesmal in solchen Zeiten erscheint ein Lehrer, um das neue Zeitalter heraufzuführen, eine Welterlöser, ein Erleuchtender, ein Avatar, ein Vermittler von Kundgebungen, ein Christus. Auch unser Heute bildet keine Ausnahme von diesem uralten universalen Gesetz. Seit Jahrhunderten ist das Wiedererscheinen eines Avatars von den Gläubigen in aller Welt vorausgesehen worden, sowohl seitens der Christen als auch derer, die den Maitreya, den Boddhisattva, den Messias und den Imam Mahdi erwarten … Der kommende Weltlehrer wird eine Offenbarung bringen, die in unsere Gegenwart hinein spricht, indem er das internationale Kommunikationssystem benutzt , so dass „jedes Auge sehen und jedes Ohr hören wird“. Der Weltlehrer wird den Glauben an Gottes Liebe und an das Leben unserer gemeinsamen Göttlichkeit wiederherstellen, sowie in die enge unauflösliche Beziehung zwischen allen Völkern dieser Erde.“

Die gemeinsame Nennung dieser verschiedenen Namen und deren Identifizierung beweist, dass es sich hier, obwohl die christliche Wiederkunftserwartung positiv angesprochen wird, keineswegs um den biblischen Jesus Christus handelt. Vielmehr geschieht ein semantisches, synkretistisches Täuschungsmanöver. Letztlich ist dieser Maitreya-Christus nur die Verkörperung aller dem menschlichen Wesen innewohnenden spirituellen Potenzen. „Der Christus“ der NAB ist der Idealtypus der neuen Menschheit – zugleich eine korporative und eine individuelle Persönlichkeit. Bailey verrät sich durch ihr eigenes Vokabular. Wenn der Glauben an Gottes Liebe zugleich der an das Leben unserer gemeinsamen Göttlichkeit ist, so handelt es sich bei dem erwarteten und durch die sog. Große Invokation täglich von Hundertausenden von NAB-Anhängern herbeigerufenen Weltlehrer um die kollektive Selbstvergötterung der Menschheit.

Schaut man dann noch etwas näher auch in die Ausführungsbestimmungen, die wir bei David Spangler finden, so weist die vom Maitreya-Christus aufgerichtete Friedensordnung auf ein zutiefst totalitäres System hin. In ihm haben nur diejenigen Lebensraum, die den Grundvoraussetzungen der New-Age-Philosophie zustimmen, nämlich der wesentlichen Einheit aller Religionen, ihres spirituellen Ursprungs und ihrer Zielsetzung. Das erfordert inhaltliche Toleranz gegenüber allen religiösen Ausdrucksformen. Dagegen wird es für konservative Anhänger historischer Glaubenssysteme, Menschen, die sich weigern, die „Bewußtseinstransformation ins Neue Zeitalter“ mitzumachen, in der kommenden Weltgemeinschaft keinen Platz geben. Durch eine dem „Neuen Zeitalter” vorausgehende Säuberungsaktion werden sie aus dem Lebens- und Wirkensbereich der neuen Menschheit entfernt werden. Sie sollen entweder auf eine andere Ebene des Bewußtseins der Erde ausquartiert oder sogar ganz von dieser Erde genommen werden. Hauptsache ist, schreibt Spangler, dass sie „vorläufig die Fähigkeit verlieren, die Entwicklung dieser Erde zu lenken und zu beeinflussen.“
Keine Toleranz also für Bekenner des biblischen Christus und treue Glieder seiner ihm gehorsam bleibenden Kirche!

Ich behaupte keineswegs, dass es die New Age-Bewegung  ist, welche ihre bizarren Vorstellungen in historische Realität umsetzen wird; im Gegenteil: angesichts ihrer Diffusion und Verebbung schließe ich das sogar aus.
Aber der Geist, aus dem sie geboren wurde, und die Konzepte, die hier spekulativ entwickelt wurden, sind auch in anderen durchsetzungsfähigeren Bewegungen und System wirksam. Jene Glaubensunterdrückung und Verfolgung, die ich eben andeutete, wird  in der Tat dereinst das Schicksal der Gemeinde unter der Weltherrschaft des Antichrist und in dessen Einheitsideologie sein. Das können wir dem Buch der Johannesoffenbarung entnehmen, wo es in Kap. 12,17 heißt:
„Und der Drache ergrimmte über das Weib und ging hin, Krieg zu führen mit den übrigen ihrer Nachkommenschaft, die das Gebot Gottes und das Zeugnis Jesu festhalten.“

Sehen wir Tendenzen in dieser Richtung nicht schon in unserer heutigen Gesellschaft walten?
Werden nicht Menschen, die sich dem Diktat der „political correctness“ bzw. auch der „clerical correctness“ nicht beugen, als Fundamentalisten und Friedensstörer verächtlich gemacht und werden ihnen die Möglichkeit öffentlicher Einflußnahme nicht systematisch entzogen?
Ich glaube, jedem von uns fallen aus seinem eigenen Horizont sofort Namen wie z. B. Eva Herman ein, von Christen mit Zivilcourage, die in unsern Tagen genau diese Erfahrung machen müssen!

Die Hervorhebungen stammen von mir. Horst Koch, Herborn.

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Zeichen u. Wunder (Heijkoop)

Gebetsheilungen, Zungenreden, Zeichen und Wunder

– im Licht der Schrift

Von H. L. Heijkoop

INHALT

Das Bitten um den Heiligen Geist und die Taufe mit dem Heiligen Geist
Reden in Sprachen (Zungenreden)
Die Stellung der Frau nach der Schrift
Zeichen und Wunder
Krankenheilungen
Ist die Heilung des Leibes in der Versöhnung inbegriffen
Die Gottheit des Herrn Jesu 

  –  Die Schriftstellen sind nach der Elberfelder Übersetzung angeführt.  –

„Werdet mit dem Geiste erfüllt”

Es wird in den letzten Jahren viel über das Erfülltsein mit dem Heiligen Geist gesprochen, und es werden viele Dinge damit in Verbindung gebracht. Um zu beurteilen, ob das, was gesagt wird, richtig ist, haben wir einen untrüglichen Prüfstein: Das Wort Gottes. Die Schrift nennt die Juden von Beröa edler als die von Thessalonich, weil sie das Wort von Paulus nicht nur mit aller Bereitwilligkeit aufnahmen, sondern auch täglich die Schriften untersuchten, ob dies sich also verhielte. Und in Galater 1, 8 schreibt Paulus: „Aber wenn auch wir oder ein Engel aus dem Himmel euch etwas als Evangelium verkündigte, außer dem, was wir euch als Evangelium verkündigt haben: er sei verflucht!”

Wie nötig ist es da, daß wir, die wir in einer Zeit leben, da viele falsche Propheten in die Welt ausgegangen sind (1. Joh. 4, 1) und da „sie die Ohren von der Wahrheit abkehren und zu den Fabeln sich hinwenden” (2. Timotheus 4, 3), daß wir alles, was uns vorgestellt wird, sorgfältig an Gottes Wort prüfen. „Denn solche sind falsche Apostel, betrügerische Arbeiter, welche die Gestalt von Aposteln Christi annehmen. Und kein Wunder, denn der Satan selbst nimmt die Gestalt eines Engels des Lichts an; es ist daher nichts Großes, wenn auch seine Diener die Gestalt als Diener der Gerechtigkeit annehmen, deren Ende nach ihren Werken sein wird (2. Korinther 11, 13-15).

Ich will vorweg auf einige Punkte hinweisen. Die Bibel ist Gottes Wort. Heilige Männer Gottes haben es geschrieben, getrieben vom Heiligen Geiste. So ist in Wirklichkeit der Heilige Geist der Verfasser der ganzen Bibel, und das bedeutet, daß das Wort vollkommen ist. Es steht alles darin, was wir wissen müssen. und wenn wir genau und sorgfältig lesen und Schrift mit Schrift vergleichen, stellen wir fest, daß auch alles hinreichend deutlich darin steht.

Daraus geht weiter hervor, daß jedes Wort der Schrift seine Bedeutung hat, die die Schrift selbst deutlich macht; und daß niemals zwei oder mehr verschiedene Worte dieselbe Bedeutung haben. Wir Menschen können, wenn wir reden oder schreiben, wohl einmal ein unrichtiges Wort gebrauchen. Gottes Wort tut das nie. Wenn ein anderes Wort gebraucht wird, hat es auch eine andere Bedeutung. Für jemand, der darüber einmal nachgedacht hat, ist das vollkommen klar. Doch gibt man sich hierüber oft wenig Rechenschaft und kommt dadurch dann manchmal zu einem ganz schiefen Bild der Gedanken Gottes.

Der Ausdruck „mit dem Geiste erfüllt” kommt dreimal in den Evangelien, sechsmal in der Apostelgeschichte und einmal in den Briefen vor. Daneben finden wir in 2. Mose 31, 3 und 35, 31, daß Bezaleel mit dеm Geiste Gottes erfüllt wurde, „in Weisheit und in Verstand und in Kenntnis und in jeglichem Werk; und zwar um Künstliches zu ersinnen“ und auszuführen. In 2. Mose 28, 3 müssen alle, die Gott mit dem Geiste der Weisheit erfüllt hat, die heiligen Priesterkleider für Aaron machen und von Josua wird gesagt, daß er mit dem Geiste der Weisheit erfüllt war.

In Lukas 1, 15 wird von Johannes dem Täufer gesagt, daß er schon von Mutterleibe an mit Heiligem Geiste erfüllt werden sollte „und viele der Söhne Israels wird er zu dem Herrn, ihrem Gott, bekehren”. In Vers 41 und 67 werden Elisabeth und Zacharias mit Heiligem Geist erfüllt, um Zeugnis abzulegen.

In Apostelgeschichte 2, 4 wird der Heilige Geist ausgegossen; alle Jünger wurden mit Heiligem Geiste erfüllt und legten ein so mächtiges Zeugnis ab, daß an jenem Tage dreitausend Seelen hinzugetan wurden.

In Apostelgeschichte 4, 8 legt Petrus, erfüllt mit Heiligem Geiste, ein kraftvolles Zeugnis vor dem Synedrium ab.  Und in 4, 31 heißt es: „Als sie gebetet hatten, bewegte sich die Stätte, wo sie versammelt waren; und sie wurden alle mit Heiligem Geiste erfüllt und redeten das Wort Gottes mit Freimütigkeit”.

In Apostelgeschichte 9, 17 sagt der Herr zu Ananias, er solle zu Saulus gehen, der zu einem großen Werkzeug bestimmt sei. Ananias geht und sagt ihm: „Jesus, der dir erschienen ist, hat mich zu dir gesandt, damit du wieder sehend und mit Heiligem Geiste erfüllt werdest”. In Kapitel 13 Vers 9 wird berichtet, wie Paulus, erfüllt mit Heiligem Geiste, den Widerstand von Elymas, dem Zauberer, bricht. Und in Vers 52, nachdem die Juden Feindschaft und Verfolgung wider die Boten des Evangeliums erweckt haben, lesen wir: „Die Jünger aber wurden mit Freude und Heiligem Geiste erfüllt”.

In Epheser 5, 3-21 wird gesagt, wie die Kinder des Lichts wandeln sollen inmitten der Söhne des Ungehorsams. Und in Verbindung damit heißt es in Vers 18: „Berauschet euch nicht mit Wein, in welchem Ausschweifung ist, sondern werdet (seid) mit dem Geiste erfüllt”.

Das sind alle Stellen der Schrift, in denen von dem Erfülltsein mit Heiligem Geiste gesprochen wird. Wenn wir diese Stellen lesen, fällt uns folgendes auf:

1) Das Erfülltsein mit Heiligem Geist ist nicht dasselbe wie die Innewohnung des Heiligen Geistes. Der Heilige Geist wohnt in dem Gläubigen erst seit dem Pfingsttage (Apostelgeschichte 2). In Johannes 14, Verse 16 18 u. 26 und anderen Stellen wird dies ausdrücklich gesagt. So nimmt auch nach Epheser 1, 13 und 2. Korinther 1, 22 der Heilige Geist erst in jemand Wohnung, nachdem er dem Evangelium geglaubt hat, während Johannes der Täufer schon von Mutterleibe an mit Heiligem Geiste erfüllt sein würde nach Lukas 1, 15, und in Apostelgeschichte 4, 31 wurden alle erfüllt mit Heiligem Geiste, obwohl sie in Apostelgeschichte 2 den Heiligen Geist empfangen hatten und da schon mit dem Heiligen Geist erfüllt waren, wie auch von Petrus in Apostelgeschichte 4, 8 gesagt war, daß er mit Heiligem Geiste erfüllt war. Und nachdem die Epheser laut Epheser 1, 13 (vergleiche 2. Korinther 1, 22) den Heiligen Geist empfangen hatten, heißt es in Kapitel 15, 18, daß sie mit dem Geist erfüllt sein sollen. Es wird ihnen dies geradezu als ihre Verantwortung vorgestellt, daß sie erfüllt sein müssen.

2) Aus diesem allem geht hervor, daß das Erfülltsein mit Heiligem Geiste kein bleibender Zustand ist, sondern eher ein zeitlicher, – wenn auch Johannes der Täufer darin einе Ausnahme gewesen zu sein scheint, wegen seiner einmaligen und besonderen Stellung.

3) Ferner geht aus den genannten Stellen hervor, daß das Erfülltsein mit Heiligem Geist gegeben wird für das Werk des Herrn und für das Zeugen für Ihn.

4) Daß die Schrift das Erfülltsein mit Heiligem Geist nicht verbindet mit dem Tun von Zeichen und Wundern oder Reden in fremden Sprachen. In keiner der Stellen im Alten oder Neuen Testament, wo über Erfülltsein mit Heiligem Geiste gesprochen wird, werden Zeichen oder Wunder genannt, mit Ausnahme von Apostelgeschichte 2, 4, wo über „andere Sprachen” gesprochen wird, und von Apostelgeschichte 13, 9, wo Elymas blind wird. Aus den drei Kapiteln der Apostelgeschichte, in denen wir das Reden in Sprachen finden (Apostelgeschichte 2, 4. 8. 11; 10, 46 und 19, 6) geht vielmehr hervor, daß das Reden in Sprachen in Verbindung steht mit der Ausgießung des Heiligen Geistes (Juden in Jerusalem, Nationen und Jünger von Johannes dem Täufer außerhalb Palästinas), also nicht mit dem Erfülltsein mit Heiligem Geist (siehe auch 1. Korinther 12 und 14). Auch geht aus den Stellen in den Evangelien, wie aus den 17 Stellen der Apostelgeschichte, in denen von Zeichen gesprochen wird, deutlich hervor, daß die Schrift die Zeichen nicht verbindet mit dem Erfülltsein mit dem Heiligen Geist, wenn auch in einem Fall gesagt wird, daß der, der ein Zeichen tut, mit Heiligem Geist erfüllt ist.

Es ist zu beachten, daß die Gläubigen in Apostelgeschichte 4, 23-31 beteten: „Gib deinen Knechten, dein Wort zu reden mit aller Freimütigkeit, indem du deine Hand ausstreckst zur Heilung, und daß Zeichen und Wunder geschehen …“  Gott gibt ihnen die erbetene Freimütigkeit, aber nicht durch Zeichen usw. Er erfüllt sie mit Heiligem Geist, und dann reden sie das Wort mit Freimütigkeit.

5) Nirgends wird von jemand gesagt, daß er mit Heiligem Geist erfüllt wird, nachdem ihm die Hände aufgelegt wurden, mit Ausnahme von Apostelgeschichte 9, 17. Da legt Ananias dem Paulus die Hände auf und sagt, daß der Herr ihn gesandt hat, damit er mit Heiligem Geist erfüllt werde. Aber die Schrift sagt nicht, daß Paulus in diesem Augenblick erfüllt wurde, und durchaus nicht, daß es durch das Auflegen der Hände geschah. In allen anderen Stellen kann es nicht durch das Auflegen der Hände geschehen sein.

Außer dem „Erfülltsein“ finden wir viermal in der Schrift den Ausdruck „voll Heiligen Geistes”. Und zwar wird dies gesagt von dеm Herrn Jesus (Lukas 4, 1), von Stephanus (Apostelgeschichte 6, 5 und 7, 55) und von Barnabas (11, 24). Wenn wir diese Stellen lesen, sehen wir, daß es sich hier nicht so sehr um die Kraft für den Dienst handelt, sondern mehr um den praktischen Zustand. Der Gläubige befindet sich hier bleibend in einem Zustand, in dem der Heilige Geist sein ganzes Leben beherrscht und dies ungehindert tun kann. Sowohl bei Stephanus als bei Barnabas geht dies zusammen mit „voll Glaubens” sein, aber nirgends wird der Ausdruck verbunden mit Reden in Sprachen oder Tun von Zeichen und Wundern.

Auch spricht die Schrift über Salbung und Versiegelung mit dem Heiligen Geist. Salbung finden wir nur in 2. Korinther 1, 21 und in 1. Johannes 2, 20. 27. Aus den beiden zuletzt genannten Versen wird deutlich, daß gemeint ist, in die Nähe Gottes gebracht zu sein und dadurch unterscheiden zu können, was nicht aus Gott ist. Vergleiche Offenbarung 3, 18.

Über Versiegelung wird nur in 2. Korinther 1, 21; Epheser 1, 13 und 4, 30 gesprochen und ist an allen drei Stellen mit der Sicherheit, demnächst das Erbteil zu erlangen, verbunden. Gott hat jetzt schon Sein Siegel auf uns gesetzt und uns so die Versicherung gegeben, daß wir Ihm gehören. (Vergleiche Offenbarung 7, 3). Sowohl die Salbung als auch die Versiegelung hat Bezug auf alle Gläubigen und wird in 2. Korinther 1, 21 als eins gesehen mit der Innewohnung des Heiligen Geistes.

Das Bitten um den Heiligen Geist und die Taufe mit dem Heiligen Geist

Aus Römer 8, 11; 1. Korinther 6, 19; 2. Korinther 1, 21. 22; Epheser 1, 13 und anderen Stellen geht hervor, daß der Heilige Geist in unserer Zeit in jedem Gläubigen wohnt. Ich will etwas näher darauf eingehen, weil oft Lukas 11, 13 angeführt wird als Beweis dafür, daß es auch heute richtig sei, um den Heiligen Geist zu bitten.

Ich lasse es offen, ob der Herr in diesem Vers wirklich Seine Zuhörer auffordert, um den Heiligen Geist zu bitten, weil das überwiegend eine Frage der Übersetzung ist. Jedenfalls wird es im Griechischen nicht ausdrücklich gesagt. Nehmen wir aber nun einmal an, daß es wirklich so die Absicht des Herrn war. Dann entsteht die Frage, ob das auch für uns heute noch gilt. Denn in Lukas 11 hatte der Herr Sein wunderbares Werk auf dem Kreuz noch nicht vollbracht und war noch nicht gen Himmel gefahren. Der Tod des Herrn, Seine Auferstehung und Seine Himmelfahrt veränderten ja doch alles, auch die Stellung der Gläubigen.

In Johannes 7, 39 heißt es: „Dies aber sagte er von dem Geiste, welchen die an ihn Glaubenden empfangen sollten; denn der Geist war noch nicht, weil Jesus noch nicht verherrlicht worden war”. Hier wird also ausdrücklich gesagt, daß die Gläubigen damals den Heiligen Geist noch nicht empfangen hatten. Das sollte erst nach der Verherrlichung des Herrn, also nach Seiner Himmelfahrt, stattfinden. In Johannes 14, 16-18. 25. 26. und 16, 5-7 wird das ganz nachdrücklich bestätigt. Der Herr Selbst sagt in dieser letzten Stelle: „Es ist euch nützlich, daß ich weggehe; denn wenn ich nicht weggehe, wird der Sachwalter nicht zu euch kommen; wenn ich aber hingehe, werde ich ihn euch senden”.

In der Apostelgeschichte finden wir die Erfüllung dieser Verheißung des Herrn. In Kapitel 1, 5 sagt der auferstandene Herr den Jüngern: „ … ihr aber werdet mit Heiligem Geiste getauft werden nach nunmehr nicht vielen Tagen”, genau wie Johannes der Täufer es angekündigt hatte. Zehn Tage nach der Himmelfahrt des Herrn fand die Ausgießung des Heiligen Geistes statt (Apostelgeschichte 2). Petrus sagte den Juden, die in ihren Herzen durch das Wort getroffen waren: „Tut Buße, und ein jeder von euch werde getauft auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung der Sünden, und ihr werdet die Gabe des Heiligen Geistes empfangen”. Das stimmt völlig mit dem überein, was der Apostel Paulus den Ephesern schreibt, daß sie nämlich mit dem Heiligen Geiste der Verheißung versiegelt worden waren, nachdem sie das Evangelium im Glauben erfaßt hätten. Auch den Gläubigen in Rom, in Korinth und in Thessalonich schrieb er, daß sie den Heiligen Geist empfangen hatten, und daß Er nun in ihnen wohne (Römer 8, 11; 1. Korinther 6, 19; 2. Korinther 1, 22; 1. Thessalonicher 4, 8). Römer 8, 9 sagt ja sogar, daß jemand, in dem der Geist Gottes nicht wohnt, kein Christ ist.

Nachdem der Herr Jesus also aufgefahren und verherrlicht ist, und der Heilige Geist auf diese Erde gekommen ist, um die Versammlung (Gemeinde, Kirche) zu bilden durch die Taufe mit dem Heiligen Geist (1. Korinther 12, 13) und in ihr zu wohnen (1. Korinther 3, 16; Epheser 2, 22), empfängt jeder, der das Evangelium im Glauben annimmt, den Heiligen Geist, der dann in ihm wohnt und bleibt. Dieses Wohnen des Heiligen Geistes in einem Gläubigen ist also nicht auf das Bitten um den Heiligen Geist zurückzuführen, sondern auf den Glauben an das Evangelium (Epheser 1, 13). Die Bitte um den Heiligen Geist mag vor der Verherrlichung des Herrn und vor dem Herabkommen des Heiligen Geistes auf diese Erde am Platze gewesen sein; heute aber kann es nur ein Zeichen von Unglauben sein gegenüber dem, was Gott uns in Seinem Wort versichert.

Ganz ähnlich verhält es sich auch mit der Taufe mit dem Heiligen Geist. Die einzigen Stellen im Wort Gottes, wo darüber gesprochen wird, sind Matthäus 3, 11; Markus 1, 8; Lukas 3, 16; Apostelgeschichte 1, 5; 11, 16 und 1. Korinther 12, 13. In den drei ersten Stellen kündigt Johannes der Täufer an, daß der Herr mit (oder „in“) Heiligem Geiste taufen werde. In Apostelgeschichte 1, 5 sagt der Herr Selbst, daß dies jetzt „nach nunmehr nicht vielen Tagen“ geschehen werde. Daran erinnert Petrus in Apostelgeschichte 11, 16, als er kritisiert wurde, weil er Kornelius und andere gläubige Nicht-Juden zur Versammlung (Gemeinde) zugelassen hatte. In 1. Korinther 12, 13 wird uns schließlich die Bedeutung dieser Taufe mitgeteilt: „Denn auch in einem Geiste sind wir alle zu einem Leibe getauft worden, es seien Juden oder Griechen, es seien Sklaven oder Freie”.

Das Ziel des Todes des Herrn Jesus war nicht nur, Sünder zu erretten, sondern „daß er auch die zerstreuten Kinder Gottes in eins versammelte” (Johannes 11, 52). Als Er das Erlösungswerk vollbracht und damit die Grundlage für die Vereinigung aller Gläubigen gelegt hatte, kam der Heilige Geist auf diese Erde, um das zu verwirklichen. Der Heilige Geist ist das Band, wodurch jeder Gläubige mit dem verherrlichten Herrn im Himmel und mit jedem Gläubigen auf der Erde verbunden ist. Das wird uns in der Taufe mit dem Heiligen Geist vorgestellt, die am Pfingsttage (Apostelgeschichte 2) stattfand.

Diese Taufe ist also ein einmaliges Ereignis gewesen, und zwar für alle, die damals an den Herrn Jesus und Sein Werk glaubten. Sie kann nie wiederholt werden, denn der Leib Christi ist damals entstanden und wird in Ewigkeit bestehen, er kann nie zugrundegehen. Jeder Sünder, der sich jetzt bekehrt und der dem Evangelium glaubt, empfängt den Heiligen Geist, der dann in ihm wohnt; gleichzeitig ist er als ein Glied dem Leibe Christi hinzugefügt worden, der am Pfingsttage durch die Taufe mit dem Heiligen Geist gebildet worden ist. Wir finden deshalb auch, daß diese Taufe in der Schrift nie mit einem einzelnen Gläubigen in Verbindung gebracht wird, sonder immer mit den Gläubigen als Gesamtheit.

Wenn jemand denkt oder lehrt, daß ein Gläubiger heute noch mit dem Heiligen Geist getauft werden muß, dann geschieht es aus Unwissenheit über die wirkliche Bedeutung dieser Taufe, oder aber man verwirft mutwillig das Wort Gottes. – Ausführlicher behandelt findet der Leser dieses Thema in meinem Buch „Der Heilige Geist”.

Reden in Sprachen (Zungenreden)

Reden in anderen Sprachen (Zungen), ohne daß man diese Sprache gelernt hat, kommt im Alten Testament nicht vor. Nur eine Prophezeiung (Jesaja 28, 11-13) findet sich darüber, und wenn diese nicht ausdrücklich in 1. Korinther 14, 11 mit Bezug auf das Sprachenreden angeführt wäre, würden wir sie wahrscheinlich gar nicht damit in Verbindung gebracht haben. Der Sinn der Stelle wird aus dem Zusammenhang deutlich. Weil die Priester und Propheten in Israel nicht mehr zugänglich waren für wahre Erkenntnis und göttliche Botschaft (Verse 7-10), wird Gott durch Menschen mit unverständlicher Sprache und fremder Zunge zu ihnen reden. Es sind ihre Feinde, die das Gericht über sie bringen werden. Und diese Stelle gebraucht der Heilige Geist, um in 1. Korinther 14 klarzustellen, daß die Sprachen ein Zeichen für Ungläubige sind und nicht für Gläubige (Vers 21 u. 22).

Auch in den Evangelien finden wir das Reden in Zungen nicht, außer der Weissagung des Herrn Jesus in Markus 16, 17. Weil aber dieser Vers aus Markus so häufig als Beweis angeführt wird, muß ich hierbei etwas verweilen. Der Herr kommt in Vers 14 zu den Elfen und schilt ihren Unglauben und ihre Herzenshärtigkeit. Dann gibt er ihnen in Vers 15 den Auftrag, das Evangelium zu predigen der ganzen Schöpfung, und sagt in Vers 16, was für die Hörer die Folgen davon sein werden. In Vers 17 sagt Er dann zu ihnen (den Elfen, in Verbindung mit Seinem Verweis ihres Unglaubens in Vers 14), daß denen, welche glauben, Zeichen folgen werden. In Vers 20 gehen sie aus, und der Herr erfüllt Seine Verheißung und bestätigt das Wort durch Zeichen, die darauf folgen.

Wir sehen daraus:

1) Daß die Zeichen nur als Bestätigung des Wortes gegeben werden (Vergleiche Johannes 2, 23-25).

2) Es steht nicht da, daß die Zeichen allen Gläubigen folgen werden.

3) Unmittelbar wird die Verheißung nur den Elfen gegeben, und Vers 20 sagt, daß, als dies Evangelium geschrieben wurde, die Verheißung erfüllt war. Dies ist in Übereinstimmung mit Hebräer 2, 3. 4: „eine so große Errettung … , welche den Anfang ihrer Verkündigung durch den Herrn empfangen hat und uns von denen bestätigt worden ist, die es gehört haben, indem Gott außerdem mitzeugte, sowohl durch Zeichen als durch Wunder und mancherlei Wunderwerke und Austeilungen des Heiligen Geistes nach seinem Willen”.

Auch aus 2. Korinther 12, 12 geht hervor, daß die Zeichen ein Beweis der Apostelschaft waren. Und ein Apostel mußte den Herrn gesehen haben (Apostelgeschichte 1, 21-26; 1. Korinther 9, 1; 15, 8. 9).

In Apostelgeschichte 2 finden wir zum ersten Mal, daß in Sprachen geredet wird. Der Heilige Geist kommt auf die Erde und tauft die bis dahin in gewissem Sinne einzeln für sich stehenden Gläubigen zu einem Leibe, der Versammlung 1. Korinther 12, 13. Bis zu jenem Tage hatte der Heilige Geist wohl auf Erden gewirkt, aber niemals gewohnt, außer in dem Herrn Jesus (Johannes 3, 34; Kolosser 1, 19). Jetzt kam Er auf die Erde, um hier zu wohnen, in der Versammlung, die Er durch Seine Taufe bildete, und in jedem einzelnen Gläubigen. Sollte diese mächtige Tatsache, daß Gott der Heilige Geist kam, um auf Erden zu wohnen, unbemerkt vorübergehen? Wie die Ankunft des Sohnes Gottes auf Erden durch Zeichen begleitet wurde: Eine Menge von Engel im Land von Bethlehem, und ein Stern im Osten, – so auch die Ankunft des Heiligen Geistes. Aber auch hier sind die Zeichen nicht vor aller Welt sichtbar, sondern nur einer kleinen Gruppe von Menschen. Aber die Folgen dieser großen Tatsache werden jedem sichtbar, der überzeugt werden will (Johannes 7, 17).

In Apostelgeschichte 2 kommt der Heilige Geist nicht in Gestalt einer Taube. Das war nur bei dem Herrn Jesus möglich, Dem einen Reinen, Unbefleckten, der in Sanftmut und Geradheit Seinen Weg ging. Hier wird der Nachdruck gelegt auf Zeugnis: Zerteilte Zungen wie von Feuer.

Ich mache darauf aufmerksam, daß das griechische Wort „glossa”, das hier gebraucht wird, sowohl Sprache als Zunge bedeutet. Wenn z.B. im Jakobusbrief über die Zunge gesprochen wird, wird dieses Wort gebraucht. Aber es wird auch gebraucht für Sprache, wie in 1. Korinther 13 „Wenn ich mit den Sprachen der Menschen und der Engel rede, und in Offenbarung 5, 9; 7, 9; 10, 11; 11, 9; 13, 7; 14, 6; 17, 15: „aus jedem Stamm und Sprache und Volk und Nation” usw.

Nun, dieses Wort wird in Apostelgeschichte 2, 3 gebraucht (zerteilte Zungen wie von Feuer), aber auch in Vers 4 (fingen an in anderen Sprachen zu reden) und ebenso in Vers 11, wo die Menge der ausländischen Juden sagt: „Wie hören wir sie die großen Taten Gottes in unseren Sprachen reden”? Dieses Wort glossa wird ferner überall gebraucht, wo über das Reden in Sprachen (Zungen) gesprochen wird (Apostelgeschichte 10, 46; 19, 6 und 1. Korinther 12, 13 und 14). Daneben kommt das griechische Wort dialektos (Dialekt) vor, aber nur in Apostelgeschichte 1,19;2, 8; 21, 40; 22, 2 und 26,14.

Daraus geht hervor, daß der Heilige Geist – in Übereinstimmung mit der Ankündigung durch den Herrn Jesus (Johannes 15, 26; 16, 7-14) – sich in Apostelgeschichte 2 offenbart im Charakter des Zeugnisses: „Zerteilte Zungen wie von Feuer”. Es ist nicht eine, sondern zerteilte Zungen. Das Zeugnis wird also nicht mehr beschränkt sein auf eine Sprache, wie vor dem Pfingsttage (siehe z.B. Matthäus 10, 5), sondern wird zu vielen Völkern ausgehen. Und als Folge davon reden sie in anderen Sprachen, und alle die ausländischen Juden hören sie in ihrer eigenen Sprache von dem großen Taten Gottes reden. Dies läßt den Zweck des Redens in Sprachen erkennen, nämlich, daß die Frohe Botschaft von Gottes Gnade die Grenzen Israels durchbricht und jetzt ausgeht zu allen Völkern und Nationen und Sprachen und damit vom Heiligen Geiste als Mittel gebraucht wird, das seit der Sprachverwirrung von Babel (1. Mose 11, 1-9) bestehende Hindernis, das Evangelium allen Völkern zu predigen, wegzunehmen (Apostelgeschichte 2, 7. 8). Die Jünger, die ungelehrte und ungebildete Leute waren (4,13), reden über Gott zu Menschen fremder Zunge, in den Sprachen dieser Menschen, obwohl sie diese Sprache nicht gelernt hatten.

Dadurch wird das Übernatürliche, Göttliche ihrer Botschaft bewiesen. Und die Menschen, dadurch überzeugt, lauschen voll Andacht, als Petrus zu ihnen redet, und dreitausend Seelen werden bekehrt.

Wie wir oben gesehen haben, finden wir in der Apostelgeschichte, außer in Kapitel 2, Reden in Sprachen nur in 10, 46 und 19, 6. In Kapitel 10 sind es solche aus den Nationen, während es in Kapitel 19 von gläubigen Juden gesagt wird, die bis dahin wohl Jünger von Johannes dem Täufer, aber noch keine Christen waren, die zu der Versammlung hinzugetan werden.

Alle drei Fälle in der Apostelgeschichte tragen also ausgesprochen den Charakter des Beginns der Versammlung, und in allen drei Fällen betrifft es ganze Gruppen von Menschen, die alle in Sprachen reden und diese Gabe empfangen, ohne darum gebeten zu haben.

In den Briefen finden wir nur in 1. Korinther 12-14 das Reden in Sprachen. Und zwar finden wir folgende Aussagen:

1) Alle Offenbarungen des Geistes, also auch das Reden in Sprachen, werden zum Nutzen gegeben (12, 7).

2) Nicht alle redeten in Sprachen, sondern der Geist gab dies einigen (12, 8-11. 28-30).

3) In der Rangordnung von Gottes Wort steht das Reden in Sprachen ganz unten (12, 8-10. 28-30). Daß es wirklich eine Rangordnung ist, wird deutlich beim Lesen dieser Abschnitte. Sowohl in Vers 28 wie 29 werden die Apostel zuerst genannt.

4) Es ist daher keineswegs zu folgern, daß das Reden in Sprachen bleibend sein würde, denn die Apostel, die zuerst genannt werden, waren auch nur für den Anfang. Nach 1. Korinther 9, 1 (siehe auch Apostelgeschichte 1, 21-22) war es nötig, daß ein Apostel den Herrn gesehen hatte. Es konnten also keine neuen Apostel mehr kommen. Aber außerdem sagen 1. Korinther 3 und Epheser 2 und 3, daß die Apostel den Grund der Versammlung gelegt haben. Nun, es ist deutlich, daß dies nur einmal, im Anfang, geschieht.

5) Die Gabe der Sprachen war nicht gegeben, um in der Versammlung ausgeübt zu werden, sondern als ein Zeichen für die Ungläubigen (1. Korinther 14, 19-25). Und auch nicht für Ungläubige, die es nicht verstehen können (14, 23), sondern für solche, die es verstehen können, und wo es wirklich ein Zeichen ist für die Macht Gottes. Dies ist also in völliger Übereinstimmung mit dem, was wir in Apostelgeschichte 2 gesehen haben.

Wir haben also gefunden:

a) Das Reden in Sprachen wird nur in Markus 16 angekündigt und wird gegeben als eine Bestätigung des gesprochenen Evangeliumswortes, und nur angewendet auf die Predigt der Apostel.

b) Wir finden es nur in Apostelgeschichte 2, 10 und 19, wo es deutlich in Verbindung steht mit dem Anfang der Versammlung.

c) Außerdem finden wir, daß nur noch in 1. Korinther 12 und 14 darüber gesprochen wird, und zwar in einem korrigierenden Sinn.

d) Sowohl aus Apostelgeschichte als auch aus 1. Korinther geht hervor, daß bestehende Sprachen da gesprochen wurden, da wo sie verstanden wurden, und daß die Gabe, in Sprachen zu reden, nicht gegeben war, um in der Versammlung ausgeübt zu werden, wenn dies auch in beschränktem Maße zugelassen wurde, aber nur wenn ein Ausleger da war.

e) Das Reden in Sprachen steht nicht in Verbindung mit dem Erfülltsein mit Heiligem Geiste.

Wenn also alles in der Schrift darauf hinweist, daß die Gabe der Sprachen in Zusammenhang steht mit dem Anfang der Versammlung, ist es wohl nötig, sehr vorsichtig zu sein und alle Äußerungen sorgfältig an Gottes Wort zu prüfen. Dies um so mehr, als die Schrift uns ausdrücklich sagt, daß der Teufel und seine Engel die Gestalt von Engeln des Lichts annehmen, und auch, daß Zeichen und Wunder und Lügengeister vom Teufel kommen können (2. Thessalonicher 2, 9; 2. Chronika 18, 21; Apostelgeschichte 16, 16 u. a.).

Die Geschichte bestätigt dies auch ausdrücklich. Das Reden in Sprachen, die unbekannt waren, wird auch in der Heidenwelt gefunden. Der heidnische Schriftsteller Plato, der um 400 vor Christus lebte, schrieb schon, daß gewisse Menschen nicht ihre eigene Sprache sprachen, sondern die von Dämonen, die in ihnen wohnten. Vergil spricht ebenfalls darüber.

Die Wiedertäufer in der Reformationszeit, die in großer Sittenlosigkeit und anderem Bösen lebten, redeten in Sprachen. Irving, der erklärte, daß der Herr Jesus eine sündige Natur hatte, redete in Sprachen. Die Mormonen bekennen, in Sprachen zu reden u. s. w.

Laßt uns beim Prüfen bedenken, daß Satan nicht allein die Gestalt eines Engels des Lichts annimmt, sondern daß er sein Werk auch oft vermischt mit guten Dingen und durch wirklich Gläubige ausführen läßt (Matthäus 16, 21-23). Aber das Gute, das manchmal bei einer Bewegung gefunden wird, macht nicht die ganze Bewegung gut. Ja, wenn wahre Gläubige darin gefunden werden, kann nicht alles verkehrt sein. Aber die Frage ist auch nicht, ob alles verkehrt ist, sondern ob alles in Übereinstimmung mit der Schrift ist. Und dann fällt z. B. auf, was nicht durch die, die in Sprachen reden, öffentlich gelehrt wird, was aber doch eine kennzeichnende praktische Erscheinung ist, daß nämlich überall, wo Reden in Sprachen vordergründig in Erscheinung tritt, in der Hauptsache Frauen die Leitung haben, daß also 1. Timotheus 2, 11-15 vollständig mißachtet wird.

Und dies ist eine bekannte Erscheinung in allen bösen und unchristlichen Gruppen. Denken wir nur an Christian Science (Frau Eddy), die Theosophen (Frau Blavatsky und später Annie Besant), die Siebentagsadventisten (Frau White) usw. Es ist bekannt, daß bei den Spiritisten auf jedes männliche Medium jeweils mindestens ein Dutzend weibliche Medien kommen.

Die Stellung der Frau nach der Schrift

Gott hat der Frau einen ehrenvollen Platz gegeben. Sie ist die Eva, die Mutter aller Lebendigen (1. Mose 3, 20; 1. Korinther 11,12).
Eine Frau hatte das unendliche Vorrecht, von der Kraft des Höchsten überschattet und so die Mutter des Sohnes Gottes zu werden.
Eine Frau durfte die Füße und das Haupt des Herrn salben, und eine Frau war die erste, die den auferstandenen Herrn sehen durfte. Und Er gab ihr dabei die Offenbarung über die höchste und herrlichste Auswirkung Seines Werkes am Kreuz: „Ich fahre auf zu meinem Vater und eurem Vater ” – eine Wahrheit, über die wir nur anbetend staunen können.
Gottes Ratschluß für die Frau ist jedoch nicht, öffentlich in den Vordergrund zu treten. Sie ist ein Vorbild von der Gemeinde, der Braut Christi (Epheser 5, 32); deshalb geziemt ihr der Platz der Unterordnung unter den Mann, denn der Mann ist das Vorbild von Christus, dem Bräutigam der Kirche.

In allen Wegen Gottes mit dem Menschen sehen wir für die Frauen diesen Platz im Hintergrund, in der Zurückgezogenheit. Keiner der von Gott erwählten Schreiber der 66 Bücher der Bibel war eine Frau. Die Geschlechtsregister geben uns die Geschlechter der Männer. Es waren Männer, die Gott berief, um ein Zeugnis zu beginnen (Noah, Abraham, Mose usw.). Die zwölf Apostel, die der Herr berief, und die siebzig, die Er später aussandte, waren sämtlich Männer. Die Sieben in Apostelgeschichte 6, die ein gutes Zeugnis hatten und voll Heiligen Geistes und Weisheit waren, waren Männer. Unter all den Zeugen für die Auferstehung des Herrn, die in 1. Korinther 15 genannt werden, war nicht eine einzige Frau, und das, obwohl Maria die erste war, die den Herrn nach Seiner Auferstehung gesehen hat und dies den Aposteln verkünden durfte. Wo über Älteste, Aufseher und Diener gesprochen wird, ist nur von Männern die Rede. Auch die beiden Zeugen in Offenbarung 11 sind Männer. So könnte ich fortfahren.

Wir sehen das auch bei den Anweisungen, die für die Zusammenkünfte und für das ganze öffentliche Auftreten der Frauen gegeben wurden. 1. Korinther 11 sagt ausdrücklich, daß die Frau, wenn sie einen Dienst tut, bei dem es so aussehen könnte, als ob sie sich neben den Mann stellt, ihr Haupt bedecken muß, als Zeichen dafür, daß sie anerkennt, daß sie einen Platz des Untergebenseins unter den Mann einzunehmen hat. Und damit keine Unklarheit darüber besteht, daß sie nur dann öffentlich beten oder weissagen kann, wenn kein Mann da ist, der dazu imstande ist, sagt die Schrift drei Kapitel weiter ausdrücklich, daß die Frauen in den Zusammenkünften der Versammlung, die ja doch am allerwenigsten öffentlich waren, völlig schweigen sollen (1. Korinther 14, 34-38). In 1. Timotheus 2, 11-15 wird noch besonders betont, daß eine Frau unter gar keinen Umständen als Lehrer auftreten soll. Und die Schrift gibt als Begründung dafür an, daß die Frau beim ersten mal, als sie es tat, ihren Mann und uns alle mitriß ins Verderben.

Manchmal wird behauptet, daß das Wort „reden” in 1. Korinther 14, 34 lediglich „schwatzen” bedeute. Doch das ist eine glatte Unwahrheit. Genau dieses selbe Wort kommt in diesem Kapitel 25 mal vor, u. a. in Vers 21 für das Reden Gottes. Es kann also an keiner einzigen Stelle mit „schwatzen” übersetzt werden.

Bekanntlich spielen ja nun in den sogenannten Pfingstgruppen und in anderen Gruppen, in denen das Zungenreden geübt wird, im allgemeinen Frauen die Hauptrolle; jedenfalls beten sie öffentlich und sprechen in den Zusammenkünften. Sind das keine deutlichen Symptome, um die Geister, die dort am Werk sind, zu erkennen? Ist das keine offene Verachtung des Wortes Gottes?

Zeichen und Wunder

Zeichen und Wunder sind nicht das gleiche. Ein Zeichen ist immer ein Wunder, aber nicht jedes Wunder ist ein Zeichen. Ist die Geburt eines Menschen nicht ein Wunder? Ist der menschliche Leib mit all seinen Organen nicht ein Wunder? Ist die ganze Natur mit allem, was darin vorkommt, nicht ein Wunder? Und ist die Wiedergeburt eines Menschen nicht ein noch größeres Wunder?

Alle diese Wunder kommen aber so oft vor, daß wir daran gewöhnt sind und nicht mehr daran denken, daß es Wunder sind. Wir sehen gewöhnlich nur Dinge als Wunder an, die wenig vorkommen und die also von der gewöhnlichen Erscheinung, von der gewohnten Weise Gottes, zu handeln, abweichen.

Seit der Mensch geschaffen wurde, gab es für ihn Wunder zu sehen, und er wird sie bis in Ewigkeit sehen können. Denn Gott ist unumschränkt und weicht, wenn Er will, von dem ab, was Er selbst als eine Gewohnheit oder als ein Naturgesetz eingesetzt hat.

Zeichen aber setzen Sünde voraus, und daß Menschen Gott nicht glauben oder selbst nicht an Ihn glauben. Ein Zeichen ist ein Wunder, das Gott tut, um den Menschen erkennen zu lassen, daß Er ist und über allem steht. Darum werden in der Ewigkeit keine Zeichen mehr sein, weil es dann keinen Unglauben mehr gibt.

Wir wollen uns in diesem Abschnitt aber auf die Zeichen und Wunder beschränken, die Gott durch Menschen getan hat.

In den ersten 2500 Jahren nach Erschaffung des Menschen finden wir nicht ein einziges Zeichen, das durch Menschen getan wurde. Gab es denn in jenen Tagen keine Gläubigen oder Knechte Gottes? O, sicher. Denken wir nur an einen Mann wie Henoch, von dem Gottes Wort sagt, daß er mit Gott wandelte und durch Gott aufgenommen wurde. Denken wir an Noah, der mit Gott wandelte und den Gottes Wort einen Prediger der Gerechtigkeit nennt. Denken wir an Abraham, den Vater aller Gläubigen. Gibt es im Alten Testament einen größeren und treueren Mann als Abraham? Und so könnte ich noch mehr Gläubige nennen. Aber diese alle haben nicht ein einziges Zeichen getan.

Die ersten Zeichen finden wir bei Mose im Anfang des 2. Buches Mose. Als Gott Moses sandte, um Israel zu befreien, wußte Er, daß Pharao nicht auf Moses hören würde. Darum würde Gott „Ägypten schlagen mit allen meinen Wundern, die ich in seiner Mitte tun werde; und danach wird er euch ziehen lassen” (2. Mose 3, 20). Und als Mose fürchtet, daß auch die Ältesten von Israel ihm nicht glauben würden, gibt Gott auch dafür Zeichen, damit sie dadurch überzeugt würden, daß Mose wirklich von Jehova gesandt war (4, 1-9).

Wir sehen daraus, daß Zeichen gegeben wurden 

1) als ein Gericht über den Unglauben;

2) als ein Beweis, daß der, der das Zeichen tut, wirklich einen besonderen Auftrag von Gott hat.

Was unterscheidet nun Mose von Abraham, Noah usw., daß er Zeichen tat, und sie nicht? Hatte er mehr Glauben als diese beiden? Wenn wir 2. Mose 4 lesen, sehen wir es anders. Der Glaube von Abraham und Noah war viel größer als der von Mose. Und nicht allein Moses, sondern auch Noah kündigte das Gericht an und wies den Weg, ihm zu entgehen. Und nicht allein bei Mose, sondern auch bei Abraham finden wir den Anfang einer neuen Periode in den Wegen Gottes auf der Erde.

Was ist denn das Besondere, das Moses von den anderen unterscheidet? Es ist nicht allein, daß er Licht über neue Dingе empfing und der durch Gott auserwählte Anfang dieser neuen Haushaltung wurde. Das waren Noah und Abraham auch. Aber er empfing einen besonderen Auftrag von Gott, um dieses Neue denen zu verkündigen, die nicht wußten, daß dieses Zeugnis von Gott war.

Wir sehen auch, daß diese Zeichen in einer sehr kurzen Zeit im Anfang getan wurden. Wo finden wir noch Zeichen, die Moses tat, nach den ersten Wochen des Auszugs, außer daß er den Felsen schlug? Wunder geschehen genug! War es kein Wunder, daß Mose vierzig Tage ohne zu essen und zu trinken auf dem Berge war (2. Mose 34)? Und so könnten wir mehr Wunder nennen. Aber es waren keine Zeichen, die er tat.

Dann finden wir, als Josua das Volk in das Land führt, das Zeichen von Josua 10, 12-14. Aber danach 700 Jahre lang keine Zeichen mehr bis Elia und Elisa. Diese taten auch wieder Zeichen und Wunder, aber nicht in Juda, wo der Tempel war, und wo das Gesetz gefunden wurde, sondern nur in Israel, das sich von Juda getrennt, die Anbetung Jehovas offiziell abgeschafft hatte und sich öffentlich zum Götzendienst gekehrt hatte. Gott gibt Seinem abgefallenen Volk durch zwei besonders dazu berufene Knechte ein besonderes Zeugnis, so wie Er das auch in den letzten Tagen tun wird (Offenbarung 11, 3-6).

Nachdem Israel auch dieses Zeugnis verworfen hatte, finden wir keine Zeichen mehr in dem Charakter, wie Moses und Elias sie taten. Wir müssen wieder 700 Jahre überschlagen, bis der Herr Jesus durch das Land ging, und wir wieder Zeichen sehen.

Es ist bemerkenswert, daß Johannes der Täufer keine Zeichen tat (Johannes 10, 41), obwohl der Herr Jesus von ihn sagt, daß Moses und Elias nicht größer waren als er, und obwohl er außerdem von Mutterschoße an mit Heiligem Geiste erfüllt war (Lukas 1, 15). Und ebenso, daß der Herr Jesus Selbst keine Zeichen tat, bevor Er öffentlich auftrat, Seinen Dienst auszuüben (Matthäus 4, 23. 24). Matthäus 11, 3-5 sagt uns, was der Zweck dieser Zeichen war: zu beweisen, daß Er von Gott gesandt war. Siehe auch Johannes 2, 23; 4, 48; 5, 36; 6, 2. 30; Apostelgeschichte 2, 22 usw.

Der Herr wählt die zwölf Apostel und sendet sie aus mit dem ausdrücklichen Auftrag, das Evangelium des Reiches zu verkündigen und Zeichen zu tun (Matthäus 10). Und danach die Siebzig mit dem gleichen, aber etwas begrenzteren Auftrag. Wir müssen dabei beachten, daß der Auftrag beider Gruppen ausdrücklich begrenzt war auf Israel. Sie durften nicht über die Grenzen Israels hinausgehen. Die Zeit der Gnade für die Nationen war noch nicht gekommen.

Als dann der Herr von Israel verworfen, und das Werk der Erlösung vollbracht war, sendet Er als der auferstandene Herr, der im Begriff stand, gen Himmel zu fahren, die Apostel aufs neue aus (Markus 16, 14-20). Aber jetzt ist es nicht mehr das Evangelium des Reiches. Es ist die neue Haushaltung der Gnade, und darum mußte das Evangelium der ganzen Welt verkündigt werden, auch den Nationen, die in der Haushaltung des Gesetzes draußen standen (Epheser 2). Mit diesem Zeugnis verbindet der Herr aufs neue Zeichen, und zwar, wie bei Moses, Zeichen, die den Charakter dessen tragen, was Gott in der verkündigten Botschaft anbieten ließ. Markus 16, 20 sagt uns, daß die Apostel den Auftrag ausführten, und daß Gott Seine Zusage hinsichtlich der Zeichen erfüllte und so das Wort bestätigte. Hebräer 2, 3. 4 bestätigt dies.

In der Apostelgeschichte wird uns beschrieben, wie die Apostel den Auftrag des Herrn ausgeführt haben. Sie predigen das Evangelium und tun Zeichen zur Bestätigung ihres Wortes. Es ist beachtenswert, daß von elf Aposteln (und wenn wir die Stellen im Zusammenhang lesen, sehen wir, daß es praktisch Petrus war) siebenmal , gesagt wird, daß sie Zeichen taten (2, 43; 3, 7; 5, 5-10.12.15-16; 9, 33, 42). Danach finden wir es siebenmal von Paulus (13,11; 14,10; 16,18; 19,12; 20, 10; 28, 3-6 und 28, 8-10) und dreimal von Stephanus und Philippus gesagt (6, 8; 8, 6.13).

Wenn wir die Apostelgeschichte andächtig lesen, machen wir bemerkenswerte Entdeckungen in Verbindung mit diesem Gegenstand:

1) Außer den Aposteln tun nur Stephanus und Philippus, diese besonderen durch Gott berufenen Knechte, Zeichen, und zwar auch nur ein- und zweimal. Darauf wird mehrmals Nachdruck gelegt; siehe z. B. 2, 43; 5, 12. 15; 13, 7-9 usw. Keine der anderen in der Apostelgeschichte genannten Knechte wie Barnabas, Jakobus, Silas usw. haben Zeichen getan.

2) Die ersten sieben Zeichen in der Apostelgeschichte werden alle in Jerusalem getan. Danach tut Philippus Zeichen in Samaria. Danach Petrus zwei Zeichen im jüdischen Land außerhalb Jerusalems. Und danach Paulus siebenmal unter den Nationen.

3) Die Zeichen außerhalb Jerusalems geschehen alle an verschiedenen Orten. Nirgends wird berichtet, daß zweimal Zeichen an demselben Ort geschahen. Und fast immer geschehen die Zeichen dann, wenn derjenige der die Zeichen tut, an diesem Ort das Evangelium zum erstenmal predigt. Die einzigen Ausnahmen davon sind:

a) Ephesus. Da war Paulus nach 18, 19-20 schon gewesen, aber nur sehr kurz, da er keine Zeit hatte.

b) Troas. Da war er nach 16, 8-11 und 2. Korinther 2, 12 zweimal gewesen, aber wahrscheinlich ohne oder fast ohne das Evangelium zu verkündigen.

4) Im Anfang der Apostelgeschichte finden wir einen Strom von Zeichen. Je mehr das Zeugnis bekannt und ausgebreitet wurde, umso länger waren die Pausen.

5) Die durch das Zeichen geheilt wurden, waren Ungläubige. Nur die gläubige Dorkas wurde aus den Toten auferweckt. Manchmal war bei den Kranken Glaube da an die Macht zur Heilung. In anderen Fällen, wie z. B. Apostelgeschichte 3, war das sicher nicht der Fall. Der Mann wußte nicht, wer vor ihm stand und erwartete nichts anderes als ein Almosen. In anderen Fällen war das Zeichen ein Gericht Gottes.

In den Briefen wird nur in 1. Korinther 12 über Wunderkräfte und Gaben der Heilungen gesprochen. Gott hatte etlichen diese Gaben gegeben. Es wird aber nicht gesagt, wer die „etlichen“ sind; auch wird nichts über die Ausübung der Gabe gesagt (12, 28-31). Der erste Brief an die Korinther ist in der Zeit von Apostelgeschichte 19 geschrieben (siehe 1. Korinther 15, 32; 16, 5-9). In keinem der Briefe, die nach Apostelgeschichte 28, 29 geschrieben sind, werden Zeichen oder Heilungen oder Reden in Sprachen gefunden.

Es ist sehr zu beachten, daß über Reden in Sprachen und die Gabe der Heilung nur in Korinth gesprochen wird, wo der Zustand so schlecht war: Sie waren fleischlich, hatten Rechtssachen miteinander, griffen die Autorität der Apostel an. Es war schreckliche, ungerichtete Hurerei in ihrer Mitte, was anscheinend keinen Eindruck auf sie machte. Einige betranken sich beim Abendmahl, und es war falsche Lehre in ihrer Mitte. In den anderen Briefen an Versammlungen, wo der Zustand so viel besser war, werden jene Gaben nicht genannt, und besonders nicht in den Briefen, die nach dem Ende der Apostelgeschichte geschrieben worden sind.

Wohl wird in 2. Thessalonicher 2, 9 von „aller Macht und Zeichen und Wundern“ gesprochen, aber das sind Zeichen des Antichristen, die er durch die Macht des Teufels tut. Siehe auch Offenbarung 13.

Ferner finden wir in Matthäus 7, 22 Menschen, die durch den Namen des Herrn Jesus geweissagt, Dämonen ausgetrieben und viele Wunderwerke getan haben, und zu denen der Herr Jesus doch sagen wird: „Ich habe euch niemals gekannt; weichet von mir, ihr Übeltäter” ! Hat nicht auch Judas Iskariot Zeichen getan? Er war einer von den zwölf Ausgesandten.

Auch finden wir, daß bei Gläubigen teuflische Einflüsse wirksam sein können, wenn auch verbunden mit Dingen, die durch den Heiligen Geist gewirkt sind. Siehe Petrus in Matthäus 16 und die, die das Evangelium aus Neid und Streit predigten (Philipper 1, 15- 17).

Zusammenfassung:

Wir können sagen, daß im Alten Testament Zeichen nur durch einzelne Knechte Gottes getan wurden, die einen besonderen Auftrag von Gott empfangen hatten, den Ungläubigen ein neues Zeugnis zu verkündigen. Neben diesen lebten zu gleicher Zeit Tausende andere, die keine Zeichen taten. In den Evangelien fanden wir, daß, außer dem Herrn Jesus, nur die Zwölfe und die Siebzig Zeichen taten; und im weiteren Neuen Testament nur die Apostel und einmal Stephanus und zweimal Philippus.

Ferner fanden wir, sowohl im Alten wie im Neuen Testament, daß diese Zeichen gegeben wurden als Bestätigung der Predigt dieser besonders beauftragten Knechte. Darum nahmen die Zeichen ab und hörten ganz auf, als das Zeugnis befestigt war.

Auch haben wir gesehen, daß Ungläubige Zeichen tun können durch den Namen des Herrn Jesus, und anscheinend auf Erden nicht immer entlarvt werden, sowie daß Gläubige auch unter teuflischem Einfluß Dinge tun können, die äußerlich sehr schön aussehen, weil sie mit guten Dingen verbunden sind.

Wunder in der Geschichte

In der Geschichte wird oft über Heilung von Kranken, Reden in Sprachen usw. gesprochen.

Unter den Heiden war der Glaube an wunderbare Heilungen weit verbreitet. Ägypter, Griechen, Römer und Germanen hatten ihre Priester und heiligen Männer, die auf übernatürliche Weise Krankheiten heilten. Über das Reden in Sprachen berichtete schon Plato, wie im vorigen Kapitel erwähnt ist.

Ich kann natürlich nicht die ganze Geschichte durchgehen. Das würde viel zu viel werden. Ich beschränke mich daher auf einzelne Erscheinungen.

Montanus, der in der zweiten Hälfte des zweiten Jahrhunderts lebte, sagte von sich selbst, daß er ein Prophet sei. Die Prophezeiung von Joel sei nun erfüllt. Er redete in Sprachen und legte Kranken die Hände auf. Zwei bekannte Frauen verließen ihre Männer und folgten ihm. In seinem Sprachenreden behauptete er manchmal, daß er Gott sei. Die Bewegung nahm einen großen Umfang an und hielt sich einige Jahrhunderte hindurch.

Im 17. Jahrhundert gab es eine fanatische Sekte in Frankreich, genannt die Camisarden. Sie fand auch in England Eingang, wo sie die französischen Propheten genannt wurden. Ebenso wie Montanus und verschiedene gegenwärtige Sekten nahmen sie für sich in Anspruch, göttlich inspiriert zu sein. Sie behaupteten, daß sie die Gabe der Weissagung, des Zungenredens und besonders der Krankenheilung hätten. Die ganze Bewegung war durch große Unsittlichkeit bekannt. Hurerei, Ehebruch und Blutschande wurden viel unter ihnen gefunden.

In demselben Jahrhundert war der Glaube allgemein verbreitet, daß ein regierender Fürst Krankheiten heilen könne, nur durch das Anrühren der Kranken. Am Ostersonntag 1686 rührte Ludwig XIV. 1600 Personen an, indem er sprach: „Der König rührt euch an, Gott heilt euch”. Karl II., gestorben 1700, hat auf diese Weise ungefähr 100.000 Personen angerührt. Der Geschichtsschreiber Macauley berichtet, daß, als Wilhelm III. von Oranien sich weigerte, dies zu tun, sich eine Flut von Tränen und Verzweiflungsschreien von Eltern und Kindern erhob, die an Krankheit litten. Meist wurde bei solchen Gelegenheiten Markus 16, 17-18 gelesen.

Die Mormonen, diese antichristliche Sekte mit ihrer Vielweiberei usw. reden in Sprachen, heilen Kranke und sagen, daß sie die Gabe der Weissagung haben.

Die Spiritisten reden in Zungen und heilen Kranke.

Die Christian Science (Christliche Wissenschaft), die weder christlich noch Wissenschaft ist, – sie leugnet die Gottheit des Herrn Jesus, Sein Versöhnungswerk, den Heiligen Geist usw. – sagt, daß sie dieselben Werke tue wie der Herr Jesus. Und tatsächlich werden Kranke geheilt.

Dr. Coué, ein französischer Arzt, heilte Kranke auf wunderbare Weise. Er war nicht religiös und gab sich auch nicht dafür aus. Er ließ seine Patienten viele Male wiederholen: „Es geht mir schon viel besser”, und dann „Ich bin geheilt”. Und tatsächlich sind Hunderte auf diese Weise geheilt worden.

Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung” berichtete im Nov. 1968 von „Heilungen durch den Glauben an den großen Parteivorsitzenden Mao Tse-Tung” in Rotchina.

Offensichtlich spielen Suggestion und Selbstsuggestion bei solchen Heilungen eine große Rolle.

Krankenheilungen

Gottes Geist ist in diese Welt gesandt worden, um die Gläubigen „in die ganze Wahrheit zu leiten” (Johannes 16, 13) und sie mit Dem zu beschäftigen, der nach Vollendung des Erlösungswerkes zur Rechten Gottes hinaufgestiegen ist und von dort wiederkommen wird, um die Seinigen zu Sich zu holen, damit sie für immer bei Ihm seien.

Der Feind, der sich außerstande sieht, denen das Heil zu nehmen, die es in Christo besitzen, ist seinerseits darauf bedacht, sie wenigstens von der Betrachtung Christi abzulenken und ihnen so die einzige Quelle ihres Glücks, ihrer Fortschritte und eines gesegneten Zeugnisses zu rauben. Um diesen Zweck zu erreichen, bedient er sich vornehmlich eines Mittels: er sucht. die Gläubigen mit sich selbst und ihrem irdischen Umständen zu beschäftigen. Er stellt allerlei Dinge vor ihre Blicke, von denen vielleicht mache an sich gut sein mögen, die aber doch dazu angetan sind, ihre Gedanken und ihre Tätigkeit zum Schaden der Verherrlichung des Herrn in Anspruch zu nehmen. Angeblich sollen diese Dinge dem Herrn besser dienen und dem Christen ein größeres Glück verschaffen, als es der einfältige Gehorsam dem Worte gegenüber tut. In Wirklichkeit ist das Gegenteil der Fall.

Vor allem spielt auf diesem Gebiet in den letzten Zeiten ein Thema eine große Rolle, nämlich die Leiden, durch die Gott die Seinigen gehen läßt. Da die Leiden unserer menschlichen Natur, die einst dazu geschaffen wurde, um auf diesen Erde zu leben und sie zu genießen, zuwider sind, so ist es begreiflich, daß die Menschen gern allem das Ohr leihen, was sie, wie man ihnen vorstellt, von diesen Leiden befreien soll. Aus diesem Grunde legt man auch den Stellen der Heiligen Schrift besonderes Gewicht bei, die sich auf das Gebet beziehen, in welchen Gott verspricht, denen zu antworten, die Ihm im Glauben nahen.

Wenn wir uns nun zunächst fragen, was die Schrift betreffs der Leiden sagt, so werden wir belehrt, daß jede Prüfung in der Hand Gottes ein Mittel zu einer Segnung ist, deren Folgen für die Seele von ewiger Dauer sind. Auch die Krankheit, obwohl sie wie der Tod eine Folge der Sünde ist, gehört zu dem Prüfungen, die der Herr uns sendet, um diesen Zweck zu erreichen. In Römer 8, wo von den Leiden die Rede ist, die mit dieser gefallenen Schöpfung in Verbindung stehen, einer Schöpfung, welche seufzt, und in deren Mitte auch wir seufzen, indem wir die Erlösung unseres Leibes erwarten, wird nichts davon gesagt, daß Gott Seinen Kindern die Leiden ersparen werde. Wohl aber heißt es, daß „denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Guten mitwirken” (Vers 28). Und in 2. Korinther 4, 17. 18 lesen wir: „Denn das schnell vorübergehende Leichte unserer Drangsal bewirkt uns ein über die Maßen überschwengliches, ewiges Gewicht von Herrlichkeit, indem wir nicht das anschauen, was man sieht, sondern das, was man nicht sieht; denn das, was man sieht, ist zeitlich, aber das, was man nicht sieht, ewig.”

Dieses „schnell vorübergehende Leichte unserer Drangsal”, das solche herrlichen Ergebnisse hat, währt manchmal das ganze Leben hindurch, denn Gottes Tätigkeit an uns hat nicht diese Erde, sondern den Himmel zum Ziel. Jakobus sagt sogar: „Achtet es für lauter Freude, meine Brüder, wenn ihr in mancherlei Versuchungen fallet (hier in dem Sinne von Prüfungen), da ihr wisset, daß die Bewährung eures Glaubens Ausharren bewirkt. Das Ausharren aber habe ein vollkommenes Werk, auf daß ihr vollkommen und vollendet seid und in nichts Mangel habt” (Jakobus 1, 2-4).

Der Zweck, weshalb Gott Glaubensprüfungen mit ihren herrlichen Ergebnissen sendet, kann nicht erreicht werden, wenn man die Prüfung zu beseitigen sucht. Im Gegenteil, es wird uns empfohlen, im Glauben die Weisheit zu erbitten, die imstande ist, uns dem Gedanken Gottes gemäß so durch die Prüfungen zu führen, daß deren vollkommene Ergebnisse erreicht werden (Vergl. Verse 5-8). Die Prüfung ist also keineswegs etwas Außergewöhnliches (vergl. auch 1. Petrus 4, 12), das man so schnell wie möglich loszuwerden suchen sollte. Mag es Verfolgung, Krankheit oder sonst irgendeine Prüfung sein, die Kinder Gottes haben sie heute genau so nötig wie zu jeder anderen Zeit, ja, heute um so mehr, da Gott das Gericht über Sein Haus bringt, bevor Er es an der Welt vollzieht (1. Petrus 4, 17). Er reinigt und heiligt die Seinigen, um sie fähig zu machen, treu zu wandeln und Seine Gemeinschaft zu genießen. Prüfungen sind also Beweise des Wirkens der Gnade Gottes, Seines Liebe und Seiner Weisheit gegenüber Seinen Geliebten, und zwar im Blick auf die Herrlichkeit, wo alle Ergebnisse Seines Tuns mit uns in Erscheinung treten werden. Es bedarf daher schon einer besonderen. und wirklich großen Unkenntnis der Wege Gottes, wenn man Ihn veranlassen will, Sein erzieherisches Wirken an den Seinigen aufzugeben.

Zieht man das in Betracht, so fällt es nicht schwer, einzusehen, wie weit die neuzeitlichen Krankenheiler von den Gedanken Gottes entfernt sind, wenn sie uns sagen: „Ihr braucht nicht krank zu sein. Ihr könnt auf der Stelle gesund werden, wenn ihr nur den Glauben dazu habt.” Heißt das nicht mit anderen Worten: „Gott behandelt euch verkehrt. Er täuscht sich im Blick auf euch, und wir wollen euch die Gesundheit wiedergeben”? Diese ganze Richtung leugnet die Regierungswege des Vaters Seinen Kindern gegenüber oder geht mit Stillschweigen darüber hinweg. Was machen die Leute, von denen wir reden, z. B. aus der Belehrung in Hebräer 12, 4-17? Wo findet in diesem Kapitel der Wille Raum, geheilt zu werden, wenn Gott uns sagt: „Mein Sohn, achte nicht gering des Herrn Züchtigung, noch ermatte, wenn du von ihm gestraft wirst; denn wen der Herr liebt, den züchtigt er; er geißelt aber jeden Sohn, den er aufnimmt. Was ihr erduldet, ist zur Züchtigung: Gott handelt mit euch als mit Söhnen; denn wer ist ein Sohn, den der Vater nicht züchtigt?”? Wie will man wirklich den Christen das Ergebnis der Zucht nehmen, die allein imstande ist, uns „Seiner Heiligkeit teilhaftig” zu machen und „die friedsame Frucht der Gerechtigkeit” bei denen hervorzubringen, „die durch sie geübt sind” (Verse 10 und 11)?

Wir wiederholen:

Der bestimmte Wille, jemand zu heilen, ist eine Verachtung der Zucht; er trägt ihr in keiner Weise Rechnung. Die, welche dahingehende Ratschläge erteilen, entmutigen die Bekümmerten, indem sie sie beschuldigen, keinen Glauben zu haben, oder die Meinung in ihnen erwecken, ihre Leiden seien nutzlos. Solche Ratschläge stehen in unmittelbarem Widerspruch mit den Gedanken Gottes und berauben die Seelen der Segnungen, die aus den vollkommenen Wegen Gottes hervorgehen. Überdies ist es kein Zeichen von Gottesfurcht, wenn man Gott vorschreiben will, etwas zu tun oder nicht zu tun.

Die Krankenheiler von heute würden zweifellos den Apostel Paulus aufgefordert haben, seinen „Dorn im Fleische” von sich abzuschütteln. Der Apostel selbst hatte, bevor er die Gedanken des Herrn über diese Sache kannte, dreimal zum Herrn gefleht, Er möge von ihm abstehen, da er meinte, sie würde ihn in dem Werke, das ihm anvertraut war, hinderlich sein. Aber für ihn, wie für uns heute, lautete die vollkommene Antwort des Herrn: „Meine Gnade genügt dir, denn meine Kraft wird in Schwachheit vollbracht”. Jetzt wußte Paulus, daß sein Wunsch, der ihn um Wegnahme des Dornes bitten ließ, viel sicherer in Erfüllung gehen würde, wenn der Dorn ihm blieb. Und nun rühmte er sich seiner. Oder ist ihm etwa der Dorn deswegen nicht genommen worden, weil er nicht Glauben genug hatte, wie man von denen sagt, die dieser Art von Suggestion (Einwirkung, Beeinflussung) gegenüber unempfindlich sind.

Ist es diesen Krankenheilern niemals aufgefallen, daß unter all den Hunderten von wunderbaren Krankenheilungen, die uns im Neuen Testament berichtet werden, auch nicht ein einziger Fall ist, in dem ein Gläubiger geheilt wurde? Und das nicht, weil keine Gläubigen krank waren. Gott hat dafür gesorgt, daß wir erfahren sollten, daß auch Seine Kinder an Krankheiten teilhaben, solange sie auf dieser verfluchten Erde sind.

Der Herr Jesus sagt in Matthäus 25, 36: „Ich war krank … “. Epaphroditus war krank, dem Tode nahe (Philipper 2, 25-30). Und das nicht im Blick auf eine Sünde, wie in 1. Korinther 11, sondern um des Werkes des Herrn willen. Und Paulus hat ihn nicht durch ein Wunder geheilt.

Timotheus hatte Magenbeschwerden und war häufig krank (1. Timotheus 5). War Sünde die Ursache? Aus allem geht klar hervor, daß es nicht so war. Dennoch heilt Paulus ihn nicht, sondern gibt ihm den Rat, nicht länger nur Wasser zu trinken, sondern auch ein wenig Wein, denn dies sei besser für seinen Magen. Warum läßt Paulus Trophimus krank in Milet zurück und heilt ihn nicht? Geht aus dem 3. Johannesbrief Vers 2 nicht hervor, daß Gajus manchmal krank war? Warum wünscht der Apostel Johannes ihm so ausdrücklich Gesundheit des Leibes, „gleichwie es deiner Seele wohlgeht”?

Die Apostel taten nichts, um damit in Gottes Wege mit Seinen Kindern einzugreifen! Sollten sie so viel weniger Licht in Gottes Gedanken gehabt haben als diese Krankenheiler? O nein, sie wußten, daß ihr Vater, wenn Er sie durch Krankheiten gehen ließ, höhere Dinge im Auge hatte als leibliche Gesundheit.

Heilung von Ungläubigen

Aber wenn es nun nicht nach Gottes Gedanken ist, Gläubige auf solche Weise zu heilen, bleibt dann nicht die Heilung vom Ungläubigen als Zeichen übrig? Denn es ist doch nicht zu bestreiten, daß sowohl der Herr Jesus als auch die Apostel viele Ungläubige von ihren Krankheiten geheilt haben. Die Krankenheiler berufen sich darauf, daß Gott unveränderlich Derselbe ist, und daß, so wie es früher Heilungen gegeben hat, es diese auch jetzt gibt.

Nun, es ist sicher wahr, daß Gott unveränderlich ist. „Denn ich, Jehova, ich verändere mich nicht” (Maleachi 3, 6). „Jesus Christus ist derselbe gestern und heute und in Ewigkeit” (Hebräer 13, 8). Aber das sagt nicht, daß Gott Sich immer auf dieselbe Weise offenbart! Hebräer 13, 8 heißt nicht: „Jesus Christus tut dasselbe gestern …” (Im Griechischen steht eigentlich nur: „Jesus Christus, gestern und heute derselbe und in Ewigkeit”. Es geht hier um die Unveränderlichkeit Seiner Person, nicht Seiner Handlungsweise).

Gott hat Sich in jeder der verschiedenen Zeitperioden der Geschichte des Menschen auf eine andere Weise geoffenbart.

Adam offenbarte Er Sich als der Schöpfer. Noah gegenüber als Der, der mit der Erde einen Bund schloß. Abraham gegenüber als der Allmächtige. Israel als Jehova, der Ewigseiende. Den Gläubigen heute als Vater. Und in dem kommenden Friedensreich wird Er sich offenbaren als „Gott, der Höchste, der Himmel und Erde besitzt”. Seine Offenbarung steht immer mit dem jeweiligen Charakter der Dinge in Verbindung.

Obwohl Gott der Unveränderliche ist, handelt Er deshalb nicht immer auf dieselbe Weise. Er offenbart sich und handelt in Übereinstimmung mit den Umständen. Das sehen wir zum Beispiel deutlich in Seinen Gerichten. Welch ein Unterschied zwischen der großen Flut, der Sprachverwirrung von Babel, den 10 Plagen, dem Umkommen von Pharao im Roten Meer, dem Gericht über Korah, Dathan und Abiram, über Nadab und Abihu und über Mirjam.

Nachdem Gott in 1. Mose 7 durch die Flut alles vertilgt hatte, was auf der Fläche des Erdbodens war, ausgenommen das, was mit Noah in der Arche war, sagte Er in Kapitel 8: „Nicht mehr will ich hinfort alles Lebendige schlagen, wie ich getan habe”.

Die Sünde von Ananias und Saphira kommt heute im Prinzip sicher sehr oft vor (man will mehr scheinen als man wirklich ist), und doch straft Gott sie heute nicht wie damals (Apostelgeschichte 5). Der Apostel Jakobus wurde durch Herodes gefangen genommen und getötet, während Petrus auf wunderbare Weise aus dem Gefängnis befreit wurde.

Was wir in dem Abschnitt „Zeichen und Wunder” schon gesehen haben, finden wir bei der Heilung von Ungläubigen bestätigt. Das sind Zeichen, denn wir sprechen jetzt nicht über Gebetserhörungen. Gott erhört die Gebete seiner Kinder, und manchmal erhört Er auch Gebete von Unbekehrten. „Sie heuchelten ihm mit ihrem Мundе, und mit ihrer Zunge logen sie ihm; denn ihr Herz war nicht fest gegen ihn, und sie hielten nicht treulich an seinem Bunde. Er aber war barmherzig, er vergab die Ungerechtigkeit und verderbte sie nicht” (Psalm 78, 36). „Da gab er ihnen ihr Begehr, aber er sandte Magerkeit in ihre Seelen” (Psalm 106, 15). Ich kenne selbst einen Fall, wo Gott so das Gebet einer ungläubigen Mutter für ihr sterbendes Kind erhörte, daß der Arzt sagte, hier sei ein Wunder geschehen. Und dies wurde die Veranlassung, daß sie und ihr Mann zur Bekehrung kamen. Und daß Gott das Gebet seiner Kinder erhört – wer wüßte das nicht aus Erfahrung, auch in Fällen von Krankheit! Aber es geht hier nicht um wunderbare Gebetserhörungen, sondern um offenbare Dinge, um Zeichen.

„Gott war in Christo, die Welt mit sich selbst versöhnend, ihnen ihre Sünden nicht zurechnend” (2. Korinther 5, 19). Zum Beweis kam der Herr Jesus in wunderbarer Gnade auf die Erde, wie einer der Menschen. Er offenbarte Seine Güte, indem Er ihre Kranken heilte, Aussätzige reinigte, Hungrige speiste. Ja, Er ließ erkennen, daß Er alle Folgen der Sünde wegnehmen wollte, indem Er ihre Toten auferweckte.

Die Welt verwarf die Gnade Gottes: sie kreuzigte den Herrn der Herrlichkeit. Aber Gott erweckte Ihn auf aus den Toten und setzte Ihn zu Seiner Rechten, indem Er sprach: „Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde lege zum Schemel deiner Füße“ (Hebräer 1,13). Bald kommt die Zeit, da Gott alles unter dem Herrn Jesus zusammenbringen wird, das, was in den Himmeln, und das, was auf der Erde ist (Epheser 1, 10). Und Gott kann das tun auf Grund des Werkes des Herrn Jesus am Kreuz, wo Er dеn Grund gelegt hat, auf dem alle Dinge mit Gott versöhnt sein werden (Kolosser 1, 20). Wir sind jetzt schon versöhnt. Aber alle Dinge (nicht alle Menschen) werden bald versöhnt werden.

Wenn der Herr Jesus auf die Erde kommt, um alles in Besitz zu nehmen (Matthäus 24, 30-31; Offenbarung 1, 7), wird der Fluch von der Erde weggenommen werden. Dann wird die Schöpfung freigemacht werden (Römer 8, 21). Die Wüste und das dürre Land werden sich freuen (Jesaja 35). „Kein Einwohner wird sagen: Ich bin schwach. Dem Volk, das darin wohnt, wird die Missetat vergeben sein” (Jesaja 33, 24). Krankheit und Tod werden nicht mehr sein (Jesaja 25, 8; 65, 20-22), ausgenommen im Fall öffentlichen Widerstandes gegen den Herrn Jesus (66, 24; Psalm 101, 6-8).

Aber dies ist noch zukünftig. Noch ist der Herr Jesus verworfen und verborgen auf dem Thron des Vaters. Aber Er ist durch die Apostel dеn Juden (und später den Nationen) vorgestellt worden als Der, durch den Zeiten der Erquickung kommen, wenn sie Ihn annehmen würden (Apostelgeschichte 3, 19-21). Und als Bestätigung ihres Wortes wirkte Gott mit durch Zeichen und Wunder, die Wunderwerke des zukünftigen Zeitalters (Hebräer 6, 5). So erkannte Gott das Neue an, als von Ihm kommend, und zeigte damit, daß der volle Segen bereit sei zu kommen, wenn das Volk den Herrn Jesus annehmen würde.

Israel aber verwarf auch das Zeugnis des Heiligen Geistes und wurde beiseite gesetzt (Apostelgeschichte 7, 51-60; 28, 28). Und Gott gab Sein geschriebenes Wort, das Neue Testament, so daß keine Zeichen mehr nötig waren, um zu bestätigen, daß das Zeugnis von Ihm war. Konnte Gott Sich doch nicht länger öffentlich einsmachen mit denen, die von Ihm abwichen und in Ungehorsam ihren Weg gingen.

Die Bedeutung von Jakobus 5

Es ist vielleicht gut, hier noch etwas über Jakobus 5, 14-16 zu sagen, weil diese Verse auch oft gebraucht und mißbraucht werden. Wenn wir sie genau lesen, wird uns klar, daß sie nichts mit den „Gaben der Heilungen” in 1. Korinther 12, 9 zu tun haben. Aus dem Zusammenhang geht hervor, daß es sich in Jakobus 5 um praktische Gerechtigkeit handelt in Verbindung mit den Regierungswegen Gottes, und das ist auch in Übereinstimmung mit dem ganzen Charakter des Briefes. Wie Hiob 36, 7 sagt, zieht Gott Seine Augen nicht ab von dem Gerechten. Die folgenden Verse in Hiob 36 aber zeigen klar, daß das bei einem Abweichen Zucht zur Folge hat, auch um bei Sünden Einkehr und Umkehr zu bewirken. Aus dem Zusammenhang können wir sehen, daß Jakobus über Krankheiten spricht, die die Folge von Sünden sind, wo Gott also Krankheiten schickt als Zucht, weil der Betreffende gesündigt und sich darüber nicht gedemütigt hat.

Kommt er nun zur Einkehr, so daß er sich unter Demütigung zu Gott wendet, dann ist Gott bereit, Gnade zu üben (Hiob 36, 11-14) – ausgenommen natürlich in dem Fall, wo eine Sünde zum Tode (1. Johannes 5) vorliegt. Diese Macht, Sünden zu vergeben (in Gottes Regierungswegen, also was diese Erde betrifft), hat Gott auch der Versammlung gegeben (Matthäus 18, 18; 2. Korinther 2, 7-10), in bestimmten Fällen sogar allen Jüngern.

Der Kranke, der zur Einkehr kam, konnte sich also an die Ältesten wenden, als die durch Gott angewiesenen Personen, diese Vergebung zu gewähren. Als „Älteste” haben sie die geistliche Erfahrung und Nüchternheit, die Gedanken Gottes in solchen Umständen zu kennen. Bei den Juden, auch in den Versammlungen der Juden, finden wir keine offiziell angestellten Ältesten. Dort waren es einfach die ältesten Brüder, die auch in geistlicher Hinsicht Älteste waren. Wir können keine angestellten Ältesten haben, weil niemand da ist, der sie anstellen kann. Überdies sind wir nicht die Versammlung, sondern nur ein kleiner Teil von ihr.

Das ist jedoch für diese Frage nicht so entscheidend, denn Vers 16 enthält Gottes Vorsorge auch für unsere Zeit: „Bekennet denn einander die Vergehungen und betet füreinander, damit ihr geheilt werdet”. In Verbindung mit Vers 14 sehen wir also, daß ein Gläubiger die Brüder, die den Charakter und die geistlichen Eigenschaften von Ältesten tragen, bitten kann, an sein Krankenbett zu kommen; er bekennt ihnen seine Sünden, die gemäß den Regierungswegen Gottes die Ursache für seine Krankheit sind, und er bittet sie, mit ihm und für ihn um Heilung zu beten. Und wenn dann sein Gebet und das Gebet dieser Brüder ein Gebet des Glaubens ist, wird Gott ihn wiederherstellen.

Es ist wichtig, daß die Heilung in diesen Versen nicht von der Stellung der Ältesten abhängig gemacht wird oder von der Salbung mit Öl, sondern von dem Gebet des Glaubens. Es ist also nicht so, daß sie hoffen, daß Gott Heilung schenken wird, sondern daß sie es sicher wissen. Könnte der Kranke diese Gewißheit haben, wenn er sich nicht wirklich gedemütigt hätte, wenn er die Krankheit nicht als Zucht aus Gottes Hand nehmen würde und nun wußte, daß Gott vergeben will? Können die Ältesten in diesem Glauben beten, wenn sie nicht die feste Überzeugung haben, daß Gott Sein Ziel mit der Krankheit erreicht hat und daß es keine Krankheit zum Tode ist (1. Johannes 5, 16)? Das ist nur möglich, wenn sie diesen Glauben in Gemeinschaft mit dem Herrn empfangen haben und dadurch gewiß sind, daß Gott dem Kranken Heilung schenken will.

Es ist völlig klar, daß dies etwas ganz anderes ist als das, was bei vielen sogenannten Glaubensheilungen geschieht. Wir müssen dabei auch noch berücksichtigen, daß der Jakobusbrief ein Übergangsbrief ist, der einzige Brief im Neuen Testament, der sich an die zwölf Stämme Israels richtet, wenn er auch die Gläubigen von der Masse des Volkes unterscheidet.

Wunderkräfte oder Gehorsam

Wir leben in den Tagen des Verfalls. Ein Kennzeichen der Endzeit, diesen schweren Zeiten in denen wir leben, ist dieses, daß man viel über Kraft spricht, aber wenig über Gehorsam gegenüber Gottes Wort. Die Erkenntnis, die man dadurch erwirbt, daß man einfältig den Schriften glaubt, wird verworfen. Dafür ist man geneigt, an die eine oder andere Kraft zu glauben, die nichts mit dem Heiligen Geist zu tun hat, aber die von dem Menschen bewundert wird, und die später, konzentriert in dem „Menschen der Sünde”, vollkommen geoffenbart sein wird. Satan will sehr gerne denen, die begierig nach der einen oder anderen übernatürlichen Kraft ausschauen, seine Kraft geben, anstatt des Heiligen Geistes. Man braucht keinen außergewöhnlich scharfen Blick zu haben, um in unseren Tagen die Vorläufer der „wirksamen Kraft des Irrtums” zu erkennen, von der der Apostel in 2. Thessalonicher 2 spricht.

Bei vielen Christen herrscht eine große Sehnsucht und Unzufriedenheit auf geistlichem Gebiet. Sie fühlen, daß ihr Leben fruchtleer ist und sehnen sich nach einem höheren Niveau ihrer Erfahrungen. Vielfach kennen sie ihre Bibel und ihre herrlichen Segnungen in Christo viel zu wenig, und so entsteht in ihnen ein ungesundes Verlangen nach immer neuen, handgreiflichen Erfahrungen und starken Gemütsbewegungen. Aus Mangel an geistlichem Unterscheidungsvermögen schreibt man Gott und Seinem Geist etwas zu, was im Grunde das Ergebnis von Einbildung ist oder seelischen, ja oft sogar satanischen Ursprung hat (Spiritismus, Okkultismus).

Viele mögen aufrichtig sein, aber Aufrichtigkeit ist nicht Wahrheit. Aufrichtigkeit allein ist kein Schutz gegen die vielerlei Verführungen. Nur die Liebe zur Wahrheit und der Gehorsam gegen die Wahrheit schützen uns gegen die religiöse Verwirrung unserer Zeit. Ist das Leben eines Gläubigen fruchtleer, so ist die Diagnose meist sehr einfach: Es fehlt an Erkenntnis und an Hingabe.

Die Getreuen, die den wahren Zustand der Versammlung sehen, sind vor allem um die geistliche Gesundheit besorgt, daß die Heiligen in der Wahrheit wandeln, in wahrer Absonderung von der Welt und von allem, was nicht nach dem Willen des Herrn ist. Sie verlangen danach, daß dem Heiligen Geist und Seinem Dienst der Verherrlichung des Christus der volle Platz eingeräumt wird, daß die Glieder des Leibes des Christus ihr Verbundensein untereinander erkennen und an dem von Gott gegebenen Platz verwirklichen, damit die Heiligen, die Wahrheit festhaltend in Liebe, heranwachsen in allem zu Ihm hin, der das Haupt ist, der Christus. Wer so seinen Weg gehen will in einfältigem Gehorsam, erhält von Gott die Antwort auf das erhabene Gebet, das der Sohn an Ihn richtete in der Nacht, in welcher Er überliefert wurde: „Heilige sie durch die Wahrheit: Dein Wort ist Wahrheit (Johannes 17, 17).

Ist die Heilung des Leibes in der Versöhnung inbegriffen?

Um die Behauptung zu bekräftigen, daß ein Gläubiger nicht krank zu sein braucht, behaupten die Krankenheiler (Gesundbeter), daß der Herr Jesus auch unsere Krankheiten getragen hat, und daß daher die Heilung des Leibes in dem Versöhnungswerk inbegriffen ist. Obwohl sie hierin alle übereinstimmen und alle auch als Schriftbeweise Jesaja 53, 4 und Matthäus 8, 17 anführen, stimmen sie doch in ihren Beweisführungen nicht überein.

Matthäus 8, 17 sagt ausdrücklich, daß Jesaja 53, 4 erfüllt worden ist in dem Leben des Herrn Jesus und nicht bei Seinem Sterben. Und Matthäus gibt dazu auch die Erklärung. Der Herr trieb die Geister aus und heilte alle Leidenden, „damit erfüllt würde, was durch Jesaja gesagt ist, welcher spricht: „Er selbst nahm unsere Schwachheiten und trug unsere Krankheiten” (Matthäus 8, 17).

Manche sagen, daß Satan durch den Sündenfall einen doppelten Fluch gebracht hat, nämlich Sünde und Krankheit, aber daß der Herr Jesus in Seinem Versöhnungswerk eine doppelte Wiederherstellung gegeben hat, nämlich Errettung und Heilung. Sie teilen nun Jesaja 53, 5 eigenmächtig in zwei Teile und damit ebenso das Versöhnungswerk des Herrn Jesus. „Doch um unserer Übertretungen willen war er verwundet, um unserer Missetaten willen zerschlagen. Die Strafe zu unserem Frieden lag auf ihm”: Dies bezieht sich auf unsere Sünden und ist an dеm Kreuze erfüllt. Das Folgende aber „und durch seine Striemen ist ins Heilung geworden” bezieht sich nach ihrer Meinung auf unsere Krankheiten, und dies habe sich erfüllt vor dem Kreuze, als der Herr Jesus vor dem Hohenpriester und vor Pilatus geschlagen und mißhandelt wurde.

Wahrscheinlich ist man einfach ausgegangen von dem Klang der Worte „Striemen” und „Heilung” und ist so zu dieser Schlußfolgerung gekommen. Man hat dabei vergessen, daß das Buch Jesaja Weissagung ist und wie alle anderen Weissagungen Bildersprache gebraucht. Und dabei hat man die wichtige Grundregel vergessen, die Gottes Wort selbst für die Auslegung von Weissagung gibt in 2. Petrus 1, 20. 21: „indem ihr dies zuerst wisset, daß keine Weissagung der Schrift von eigener Auslegung ist. Denn die Weissagung wurde niemals durch den Willen des Menschen hervorgebracht, sondern heilige Männer Gottes redeten, getrieben vom Heiligen Geiste. Nur wenn wir Schrift mit Schrift vergleichen, lernen wir die wirkliche Bedeutung einer Schriftstelle kennen.

Wer gibt uns denn das Recht, den Vers Jesaja 53, 5, der von dem Versöhnungswerk für unsere Sünden handelt, einfach zu teilen und damit auch das Werk des Herrn in einen Teil, der am Kreuz, und einen Teil, der vor dem Kreuze stattfand? Es gibt keine Schriftstelle hierfür. Spricht die Schrift nicht von Heilung der Seele in Verbindung mit Sünde (Psalm 41, 4 Matthäus 13, 15 und Markus 4, 12; Jeremia 3, 22; 6, 14; 14, 19)? Und wendet Petrus nicht gerade die Worte aus Jesaja 53, 5 auf das Werk des Herrn für unsere Sünde an (1. Petrus 2, 24)? Hier haben wir die Erklärung der Schrift selbst.

Bedeutet denn „das Tragen unserer Sünden” durch den Herrn in 1. Petrus 2, 24 keine Stellvertretung? Und wenn ja, warum bedeutet das Tragen unserer Krankheiten in Matthäus 8, 17 dann keine Stellvertretung?

Nun führen die Behauptungen der Krankenheiler oft zu den schlimmsten Folgerungen. Wenn der Herr Jesus unsere Krankheiten und Schmerzen stellvertretend getragen hat, dann war das nach Matthäus 8, 17 in Seinem Leben vor dem Kreuz. Aber dann wird Sein Werk geteilt in zwei Teile; ein Teil auf dem Kreuz, und ein Teil vor dem Kreuz. Während der drei Jahre soll der Herr also eine Versöhnung ohne Blut zustande gebracht haben für unsere Krankheiten und danach auf dem Kreuz eine Versöhnung mit Blut für unsere Sünden. Das ist eine Ketzerei, die bei keinem einsichtigen Christen Verteidigung finden wird.

Man hört auch die Ansicht:

„Diese drei: Sünde, Krankheit und Tod, sind die Werke des Teufels; Jesus war gekommen, sie zu vernichten (1. Johannes 3, 8). Und sie sind vernichtet durch das Leiden, Sterben und Auferstehen von Jesus Christus. Jesus hat unsere Krankheit getragen auf Golgatha“. Und daraus zieht man die Schlußfolgerung, daß Gott nicht will, daß wir krank sind, ebensowenig wie Er will, daß wir sündigen.

Nun, wenn Vorstehendes wahr wäre, würden wir sicher erwarten, dies im Brief an die Römer zu finden. Denn in diesem Brief wird uns die Lehre des Heils so deutlich vorgestellt: Vergebung der Sünden und Befreiung von der Sünde.

Aber dieser Brief sagt davon kein Wort. Im Gegenteil sagt Römer 8, 23. 24, daß wir in einer seufzenden Schöpfung leben und selbst auch seufzen, erwartend die Erlösung unseres Leibes; denn in Hoffnung sind wir errettet worden. Und 8, 11, sagt, daß unsere sterblichen Leiber in Zukunft lebendig gemacht werden sollen.

Wenn die Heilung des Leibes von Krankheit und Tod tatsächlich in dem Versöhnungswerk stattgefunden hätte, ebenso wie die Sühnung für unsere Sünden, dann müßten wir doch annehmen, daß dies für alle drei dieselben Folgen hat.

Nun, niemand, der die Schrift kennt, wird leugnen, daß jeder, der den Herrn Jesus angenommen hat, vollkommen teil hat an Seinem Werk. Die Frage seiner Sünden ist dann endgültig geordnet: sie sind für immer hinweggetan. Römer 4, 7; 5, 1. 9. 19; Epheser 1, 7; Kolosser 1, 12-14. 21; 2, 13; Hebräer 10, 14-18; 1. Petrus 2, 24 usw. Das hängt nicht von seinen Werken vor oder nach seiner Bekehrung ab, noch von seiner Einsicht in die Ausdehnung des Werkes des Herrn. Das ist allein aus Gnade.

Nun, dann müßten wir doch von unserer Bekehrung ab Krankheit oder Tod nicht mehr kennen. Dann dürfte es auch für Gläubige keine Altersbeschwerden und kein Sterben mehr geben. Und das dürfte ebensowenig von unseren Werken abhängen, denn dann würde es keine Gnade mehr sein.

Und wenn Gott tatsächlich unser Teilhaben an dieser Seite des Werkes des Herrn Jesus davon abhängig gemacht hätte, daß wir es annehmen, dann würde das bedeuten, daß weder Paulus noch Petrus noch Johannes noch irgendein anderer Gläubiger in diesen mehr als neunzehnhundert Jahren es angenommen hat. Denn alle sind gestorben, wie ja auch die größten Führer dieser Bewegung.

Dann könnte es nicht wahr sein, was Philipper 1, 21 steht, daß Sterben Gewinn ist. Könnte ein Zustand, der im Widerspruch mit Gottes Willen ist und aus dem Unglauben gegenüber Gottes Gedanken stammt, besser sein als das, was der Herr Jesus für uns am Kreuz bewirkt hat, und was Gott uns geben will?

Wie schrecklich würde dann das Wort von Paulus in 2. Timotheus 4, 6 sein: „die Zeit meines Abscheiden ist nahe”; und was Petrus in 2. Petrus 1, 14 schreibt: „da ich weiß, daß das Ablegen meiner Hütte bald geschieht, wie auch unser Herr Jesus Christus mir kundgetan hat”. Und alle Märtyrer, von Stephanus an, die dachten, für den Herrn zu sterben, wären dann nur wegen ihres Unglauben gestorben.

Wie schrecklich würde dann Paulus sich geirrt haben, als er in 1. Korinther 15 die Ankunft des Herrn als das einzige Geschehen vorstellte, wodurch Gläubige nicht mehr zu sterben brauchten. Und das in dem inspirierten Wort Gottes!

Doch genug! Es wird für jeden Unvoreingenommenen deutlich sein, daß diese Lehre in direktem Widerspruch steht zu Gottes Wort und in ihren Folgen geradezu verheerend wirken muß.

Gottes Wort lehrt uns, daß Krankheit, Leiden und Tod Folgen der Sünde sind. Der Herr Jesus hat durch Sein Werk am Kreuz den Grund gelegt zur Abschaffung der Sünde durch Sein Opfer (Hebräer 9, 26-28), und daß einmal Himmel und Erde, die ganze Schöpfung gereinigt und zu Gott zurückgebracht werden wird (Kolosser 1, 20-22). Wir sind jetzt schon versöhnt und haben die Vergebung unserer Sünden. Die Frage der Sünde, was unser Verhältnis als Geschöpfe dem Schöpfer gegenüber betrifft, ist vollkommen gelöst. Wir sind auf immerdar vollkommen gemacht (Hebräer 10, 14). Das ist die Errettung der Seele, die wir jetzt schon besitzen (1. Petrus 1,9).

Was unseren Leib betrifft, gehören wir noch zu dieser Schöpfung. Und obwohl der Herr Jesus auch unseren Leib erkauft hat (1. Korinther 6, 20), hat dieser doch praktisch noch nicht teil an der Errettung. Wir erwarten den Herrn Jesus als Heiland, „der unseren Leib der Niedrigkeit umgestalten wird zur Gleichförmigkeit mit seinem Leibe der Herrlichkeit” (Philipper 3, 21). Jetzt haben unsere Leiber noch teil an der Sterblichkeit und Verweslichkeit (1. Korinther 15, 48-54).

Wir seufzen mit der ganzen Schöpfung, erwartend die Erlösung unseres Leibes (Römer 8, 23). Wir haben teil an den Drangsalen und Leiden hier auf Erden (Römer 5, 3-6). Aber weil der Heilige Geist in uns wohnt, wissen wir, daß unser Vater diese Leiden zu unserer Erziehung gebraucht (Römer 5, 5; Hebräer 12). Und dabei gibt uns die Schrift die herrliche Versicherung, daß der Herr Jesus als Mensch auf Erden an all den Leiden teilgenommen hat, die unser Teil auf Erden sind, damit Er jetzt, als Hoherpriester im Himmel, Mitleid zu haben vermag mit unseren Schwachheiten, um uns zu Hilfe zu kommen als unser Mittler und Fürsprecher in vollem Bewußtsein unserer Lage, unserer Schwierigkeiten, unserer Gefühle und der Gefahren, denen wir ausgesetzt sind (Hebräer 2, 10. 11. 18; 4, 15. 16; 5, 7. 8; 7, 25. 26 usw).

Das ist die Erklärung, die die Schrift uns von Jesaja 53, 4 und Matthäus 8, 17 gibt, das heißt, soweit wir diese Stellen auf uns anwenden können.

Wir dürfen nicht vergessen, daß Jesaja 53 Prophezeiung ist. Da werden uns prophetisch die Gefühle des gläubigen Überrests aus den zwei Stämmen (Juda und Benjamin) wiedergegeben, wenn sie den Herrn Jesus aus dem Himmel kommen sehen werden und erkennen, daß sie ihren Messias verworfen und gekreuzigt haben (Sacharja 12, 10-14; 13, 6-9). Wenn wir Jesaja 52, 53 und den Anfang von Kapitel 54 lesen, ist das vollkommen deutlich. Nun, das ist der Beginn des tausendjährigen Friedensreiches, wenn wirklich der Fluch von der Erde weggenommen sein wird, und die Menschen nur noch sterben werden durch ein öffentliches Gericht Gottes, wenn sie offenbar gesündigt haben (Jesaja 65, 19-25).

Das gleiche ist der Fall mit Psalm 103, der durch Hermann Zaiss, einem bekannten Gesundbeter, oft angeführt wurde, um das sogenannte Glaubensheilen zu rechtfertigen. Auch da finden wir den gläubigen Überrest aus Israel, der nach dem herrlichen Tag der Herrschaft des Christus ausschaut. Wenn Er jeden Morgen die Gesetzlosen des Landes vertilgen wird (Psalm 101, 8), wenn Sein Reich über alles herrschen wird (Psalm 103, 19), dann wird Er die Ungerechtigkeit von Jakob vergeben und seine Krankheiten heilen (Römer 11, 26). Dann wird sein Leben erlöst sein von der Grube (Psalm 103, 3-5), wie wir in Jesaja 65 gesehen haben.

Wenn die Lehrer der sogenannten Glaubensheilung „das Wort der Wahrheit recht geteilt hätten”, dann würden sie sich nicht zu schämen haben und vor Gott bewährt bestehen können (2. Timotheus 2, 15). Aber dann würden sie nicht mit dieser beklagenswerten Lehre gekommen sein, die der Heiligen Schrift direkt widerspricht, durch die so viele einfältige Seelen verführt werden, und dem Glaubensleben so viel Schaden zugefügt wird.

Einige weitere Kennzeichen des Irrtums

Wir haben bereits gesehen, daß die Grundsätze dieser Heilungsbewegungen im Widerspruch stehen zur Heiligen Schrift; aber auch in anderer Richtung müssen wir leider feststellen, daß sie nicht das Kennzeichen des Heiligen Geistes tragen. Es werden in ihren Schriften die Stellen aus Gottes Wort so aus dem Zusammenhang gerissen und daraus so unmögliche Schußfolgerungen gezogen, daß es nicht möglich ist, auf alles einzugehen, ohne ganze Bücher zu schreiben. Die Anführung einzelner Zitate wird deutlich machen, welcher Geist aus diesen Schriften spricht.

Bei vielen Gelegenheiten wird Johannes 14, 12 angeführt: „Wer an mich glaubt, der wird auch die Werke tun, die ich tue, und wird größere als diese tun, weil ich zum Vater gehe”. Dies wird dann nur auf das Tun von Wundern bezogen. Und jeder Gläubige kann und muß somit größere Werke (und sie lesen dann: Zeichen) tun als der Herr Jesus tat.

Dies macht doch wohl deutlich, daß das nicht dem Sinn entspricht. Der Herr spricht nicht von Zeichen, sondern von Werken. Nun, am Pfingsttage und später sehen wir größere Werke. Nirgends sind durch die Predigt des Herrn 3000 Menschen an einem Tag bekehrt worden. Die größte Zahl an Gläubigen, von der wir vor dem Pfingsttage lesen, ist 500 (1. Korinther 15, 6). In Jerusalem waren nach der Himmelfahrt nur 120 zusammen.

Es ist ein Kennzeichen dieser Bewegung, dаß die irdischen Dinge für sie wichtiger sind als die himmlischen, geistlichen. Bei all den Zeichen, die Gott durch Seine Knechte tun ließ, war auch das Geben von Leben. Wir sehen das bei Moses in 2. Mose 8, 16-19. Alle Zeichen ahmten die Zauberer nach. Aber als Moses aus Staub Stechmücken machte, konnten sie dies nicht. Satan kann vieles nachmachen, aber Leben kann er nicht geben. Er kann durch seine Knechte Zeichen und Wunder tun, siehe z. B. Matthäus 24, 24 „Denn es werden falsche Christi und falsche Propheten aufstehen und werden große Zeichen und Wunder tun, um so, wenn möglich, auch die Auserwählten zu verführen”. Die Ankunft des Gesetzlosen wird sein „nach der Wirksamkeit des Satan, in aller Macht und allen Zeichen und Wundern der Lüge”. Er wird bald selbst die Auferstehung nachahmen, als ob er auch Leben geben könnte (Offenbarung 13, 3). Aber Gottes Wort läßt uns erkennen, daß das Tier wohl „wie tot“ war, aber nicht wirklich tot. Der Antichrist wird große Zeichen tun und selbst Feuer vom Himmel herabkommen lassen, – das bekannte Zeichen der Gegenwart Gottes. Dem Bilde des Tieres kann er nur Odem geben, nicht aber wirkliches Leben (13, 15).

Gott ist der Ursprung alles Lebens. Darum nennt Ihn die Schrift „den lebendigen Gott“. Darum gab Gott Seinen Knechten mit den Zeichen, die Er durch sie tun ließ, auch die Macht, Leben zu geben. Denn das konnte Satan nicht nachahmen, und das war schließlich das sichere Zeichen, daß Gott wirkte.

Wir sahen das schon bei Mose. Auch sehen wir es bei Elia und Elisa (1. Könige 17, 22; 2. Könige 4, 32-36). Wir sehen es bei dem Herrn Jesus, der sowohl eine eben Gestorbene, wie einen, der gerade zu Grabe getragen wurde, und einen, der schon vier Tage im Grabe gelegen hatte, auferweckte, so daß niemand sagen konnte, es sei nur ein Scheintoter gewesen. Der Herr gab auch den Auftrag, Tote aufzuwecken, als Er die Zwölfe aussandte (Matthäus 10, 8). Und in der Apostelgeschichte sehen wir, daß auch die Apostel Tote auferweckten (Apostelgeschichte 9, 36-41; 20, 9-12).

Die Anerkennung des Herrn JESUS als HERR

Römer 10, 9 sagt: „Wenn du mit deinem Munde Jesum als Herrn bekennen und in deinem Herzen glauben wirst, daß Gott ihn aus den Toten auferweckt hat, wirst du errettet werden“.

In 1. Korinther 1, 2 werden alle Jünger zusammengefaßt mit den Worten: „samt allen, die an jedem Orte den Namen unseres Herrn Jesu Christi anrufen, sowohl ihres als unseres Herrn”. Und in 1. Korinther 12, 3 steht: „niemand kann sagen: „Herr Jesus! als nur im Heiligen Geiste”.

Aus diesen Stellen geht hervor, daß Gottes Wort das Bekennen des Herrn Jesus als Herr, und das Sprechen von Ihm als dem „Herrn Jesus” das Kennzeichen der Jüngerschaft nennt, ja es mit der Errettung verbindet. Und nur durch die Wirkung des Heiligen Geistes kann ein Mensch Herr Jesus sagen, denn nie wird ein böser Geist das tun. Die Teufel (Dämonen) erkennen niemals den Herrn Jesus als Herrn an. Satan kann die Gestalt eines Engels des Lichts annehmen (2. Korinther 11, 14). Seine Engel können den Herrn Jesus „Sohn Gottes“ nennen (Matthäus 8, 29) oder „der Heilige Gottes“ (Markus 1, 24). Sie können öffentlich die Ehre von Knechten des Herrn ausrufen (Apostelgeschichte 16, 17). Aber niemals finden wir, daß ein böser Geist den Herrn Jesus Herr nennt.

Der Titel Herr ist nicht die höchste Herrlichkeit des Herrn Jesus. Er gibt nicht Seine persönliche und ewige Herrlichkeit an, sondern eine Stellung, die Ihm nach dem Vollbringen des Versöhnungswerks und nach der Auferstehung gegeben worden ist (Apostelgeschichte 2, 36). Ihn als Herrn zu kennen, ist die einfachste Kenntnis, die ein Bekenner besitzen kann, denn das bedeutet nur die Anerkennung, daß der Herr Jesus Autorität über ihn hat. Aber die bösen Geister erkennen diese Autorität nicht an! Es kommt einmal der Tag, daß „in dem Namen Jesu” jedes Knie sich beugen wird, der Himmlischen und Irdischen und Unterirdischen, und „jede Zunge bekennen wird, daß Jesus Christus Herr ist” (Philipper 2). Jetzt ist dies noch nicht so. Aber der Vater verlangt dies und stellt es zur Bedingung für das Errettetwerden. Das besagt natürlich keineswegs, daß jemand, der Herr Jesus sagt, damit wiedergeboren ist. 1. Korinther 12 sagt nur, daß niemals ein böser Geist einen Menschen dazu bringt, „Herr Jesus” zu sagen.

Nun, dieses Kennzeichen der Jüngerschaft wird in dieser Bewegung so gut wie nicht gefunden. In ihren Schriften steht sehr oft „Jesus” oder „Christus” oder „Jesus Christus”, aber fast nie „Herr Jesus”.

Die Gottheit des Herrn Jesus

In der Broschüre „Leben in Überfluß” steht: „Vielleicht denkt jemand, daß Jesus Wunder tun konnte, weil Er eigentlich Gott war, aber so ist es nicht. Er war Gott vor der Schöpfung, aber Er legte alle Seine Gottheit ab und wurde Mensch wie wir, ausgenommen die Sünden”.

Selbst die ersten Worte aus dem zweiten Satz, die bei oberflächlichem Lesen sehr schön klingen, gehen nicht weiter als das Gott entehrende Bekenntnis der Arianer: „Ich behaupte, dаß der Sohn vor den Zeiten seinen Anfang hatte aus dem Vater, Gott aus Gott, Licht aus Licht. Aber ich behaupte, daß Er dem Vater nicht gleich ist” (Bischof Germinius in dem theologischen Gespräch, das am 3. Januar 366 in Sermium, im heutigen Jugoslawien, stattfand).

Der Herr Jesus ist nicht „Gott seit vor der Schöpfung”, sondern Er ist der „ICH BIN”, der EWIGE, so wie der Vater, und so wie der Heilige Geist. Und das war Er auch auf Erden. Er war der ewige Gott, als Er in der Krippe von Bethlehem lag. Er war es, als Er, ermüdet von der Reise, hungrig und durstig am Jakobsbrunnen saß (Johannes 4). Und Er war es, als Er am Kreuz das wunderbare Erlösungswerk vollbrachte.

Er ist wahrhaftiger Mensch geworden, geboren von einem Weibe. Aber Er war „Gott geoffenbart im Fleische” (1. Tim. 3, 16); „Der eingeborene Sohn, der in des Vaters Schoß ist” (Johannes 1, 18). In Ihm wohnte die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig (Kolosser 2, 9). Gott sprach im Sohn (wörtlich: „Gott sprach in Sohn” – ohne Artikel) Hebräer 1, 1. Konnte Gott aufhören, Gott zu sein? Konnte der Dreieinige Gott aufhören, der Dreieinige Gott zu sein?

Er war der wahrhaftige Gott, und Er war wahrhaftig Mensch. Doch eine Person. Wehe dem Menschen, der in dieses Wunderbare eindringen will. Wehe dem Menschen, der Ihn auf einen Boden mit uns bringen will, und wäre es auch als den Vornehmsten (Lukas 9, 33-36). Der Vater wacht über die Ehre Seines Sohnes, der in wunderbarer Herrlichkeit den Platz der Unterwürfigkeit unter den Willen des Vaters freiwillig einnehmen wollte (Johannes 8, 50).

Selbst der letzte Buchstabe des oben zitierten Satzes ist falsch und greift die Herrlichkeit des Sohnes Gottes an. Es muß nicht heißen „ausgenommen die Sünden”, sondern „ausgenommen die Sünde”. Er hatte nicht nur nicht gesündigt, sondern es war auch keine Spur von einer sündigen Natur in Ihm. „Der, der Sünde nicht kannte” (2. Korinther 5, 21). „Sünde ist nicht in ihm” (1. Johannes 3, 5). „Das Heilige, das geboren werden wird, wird Sohn Gottes genannt werden“ (Lukas 1, 35). Hier muß ich an das Wort von Maria denken: „ …Weil sie meinen Herrn weggenommen, und ich nicht weiß, wo sie ihn hingelegt haben” (Johannes 20,13).

Das schlimmste dabei ist, daß Menschen dies schreiben und lehren, die behaupten, die Fülle des Geistes empfangen zu haben; und die behaupten, daß das, was sie sagen und schreiben, durch den Heiligen Geist inspiriert ist.

Gottes Wort lehrt uns, daß es drei Quellen gibt, aus denen Zeichen, Wunder, Prophezeiung, Heilungen usw. hervorkommen können:

1) Die göttliche Quelle, Joel 2, 28 – 32
2) Eine menschliche Quelle, Jeremia 23, 16. 25 – 27; Hesekiel 13, 2
3) Die teuflische Quelle, Offenbarung 16, 13. 14; Apostelgeschichte 16, 16; 1. Könige 22, 21- 22.

Und daneben lehrt uns Gottes Wort, daß eine Vermengung von Einflüssen vorliegen kann (siehe Matthäus 16, 21-23; Philipper 1, 14-17).

Kann eine Bewegung, bei der sowohl die Grundsätze als auch die praktischen Äußerungen so sehr in Widerspruch zu Gottes Wort stehen, und in der so viele Dinge vorkommen, durch die der Herr Jesus entehrt wird, aus Gott sein? Aber aus welcher Quelle kommt sie dann?

Ja, es gibt Gläubige in dieser Bewegung. Ich kenne einige persönlich, die ich sehr liebhabe, und ich bete für sie, daß Gott sie aus diesen Banden befreie.

Weil es Gläubige darin gibt, vielleicht sogar viele, kann nicht alles verkehrt sein. Wo die göttliche Natur da ist, muß sie sich auf die eine oder andere Weise zeigen. Aber die Frage ist nicht, ob alles verkehrt ist, sondern die einzige Frage ist, ob die Grundsätze nach Gottes Gedanken sind, und ob der Gehorsam gegen den Herrn Jesus uns dahin bringt. Und darin gibt es für mich nur eine Antwort: Nein! Die Stimme, die aus dieser Bewegung klingt, ist nicht die Stimme des guten Hirten, die Stimme Dessen, der Sein Leben für mich gelassen hat. Und mein tägliches Gebet ist:

O Herr, dies eine bleibe mir,
daß stets ich wandle treu mit Dir!

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Wunderheilungen heute

Dr. Kurt Koch

WUNDERHEILUNGEN HEUTE

Außermedizinische Heilmethoden aus der Sicht der Seelsorge

1. Die biblischen Heilungen
    Die Geistesgabe der Heilung
    Das Gebet unter Benutzung der Verheißungen Gottes
    Handauflegung und Gebet durch die Ältesten der Gemeinde
    Die Wirkung des Wortes Gottes.

2. Die mediale Heilkunst
    Spruchheilung
    Gesundbeter
    Geistige Heiler
    Mentales Heilen (mind-healing)
    Tranceheilung
    Glaubensheiler
    Pseudocharismatische Phänomene und Heilungen
    Dämonische Zeichen und Wunder

3. Die Unterscheidung der Geister

 

1. Die biblischen Heilungen

Die Frage der Glaubensheilung wird heute nicht nur von Weltmenschen, sondern auch von vielen Christen abgelehnt. Sie entkräften damit alle Verheißungen der Bibel zu ihrem eigenen Schaden. Sie leben in einer geistlichen Dürre und Wüste.
Wer nun die Frage der Glaubens- und Gebetsheilung an Gottes Wort heranträgt, erhält von dort die fundamentale Antwort, daß sie nicht das erste seelsorgerliche Anliegen ist. Wichtiger und zentraler als die Heilung ist die Botschaft von der Rettung des Menschen. Das Heil der Seele geht über die Heilung des Leibes. Das erste Problem unseres Lebens ist, daß Jesus unser Herr ist. Die Erfüllung seines Willens ist beherrschender als die Erfüllung unserer Wünsche.

Die außermedizinische Heilung ist ein vielschichtiges Problem. Zur Vermeidung von Mißverständnissen will ich erwähnen, daß ich die medizinische Wissenschaft voll anerkenne, glaube aber zugleich auch an die Möglichkeit einer Heilung durch Glauben und Gebet. Den Extremismus, daß ein gläubiger Christ keinen Arzt und keine Medizin in Anspruch nehmen dürfe, lehne ich ab. Gott hat uns den Verstand gegeben, daß wir ihn gebrauchen.

Es herrscht auf dem Gebiet der außermedizinischen Heilung ein großes Chaos. Dämonische Heilungen werden oft als göttliche Heilungen ausgegeben. Der Teufel heilt manchmal einen körperlichen Schaden um den Preis der Seele.
Es gibt auch Heilungen auf menschlicher Ebene, z. B. suggestive Heilungen, religiöse Suggestionen, die trotz des religiösen Beiwerks keine biblischen Heilungen sind.

In der Bibel haben wir verschiedene Formen göttlicher Heilungen:
– Die Geistesgabe der Heilung (1.Kor.12,9).
– Handauflegung, Salbung u. Gebet durch die Ältesten der Gemeinde (Jak.5,14).
– Das Gebet unter Benutzung der Verheißungen Gottes.
– Die Wirkung des Wortes Gottes.

Theologisch ist die Frage der Glaubensheilung durch zwei entgegengesetzte extreme Anschauungen flankiert. Die strengen Dispensationalisten sind der Meinung, daß einige Geistesgaben nur zeitlichen Charakter haben und am Ende der apostolischen Zeit aufgehört hätten.
    Die heißblütigen Extremisten der anderen Seite erklären, daß wir alle Geistesgaben in unserer Zeit in gleicher Stärke und Intensität haben müßten wie im ersten Jahrhundert.
    Was beiden entgegengesetzten Lagern zu denken geben muß, sind die Erfahrungen bei den großen Erweckungen. Hier wiederholt sich im Kleinen, was bei der größten aller Erweckungen am ersten Pfingstfest in Jerusalem geschehen ist.
    In Erweckungsgebieten kommt es manchmal vor, daß Gott alle Formen der Heilungen schenkt. Ich kam mit allen großen Erweckungen dieses Jahrhunderts in Berührung. Die Erweckung von Wales (1906-1910) wurde mir lebendig durch alte Veteranen wie Dr. Evans und Lindsey Glegg, die Wales miterlebten und mir persönlich berichteten. Durch wiederholte Besuche und Aufenthalte von Wochen lernte ich die Erweckungen von Indonesien kennen, von Korea, Uganda, Äthiopien, Nordthailand, Taiwan, Südindien und den Aufbruch unter  dem Volk der Zulu in Südafrika. Auf allen meinen Reisen in die Erweckungsgebiete habe ich beobachten können, daß dort die ursprünglichen Segnungen und Gaben wieder zum Vorschein kommen, die in der Bibel berichtet sind. Besonders die indonesische Erweckung war von außergewöhnlichen Wundern begleitet.

Erweckungen unter den zivilisierten Völkern, welche die Bibel haben, sind gewöhnlich nicht von den großen Wundertaten begleitet. Sie haben das Wort Gottes und haben Ärzte für die Kranken. Natürlich gibt es auch hier Gebetserhörungen wie überall bei gläubigen Christen.

Erweckungen unter den primitiven Völkern, die keine Bibel haben und auch nicht lesen können, sind gewöhnlich von großen Machttaten des Herrn begleitet. Ein gutes Beispiel dafür ist die Erweckung auf Timor. Sie ist ein Schulbeispiel aus der Planung Gottes. Die Dschungelbewohner haben keine Schulen, außer in den größeren Siedlungen. Es gibt Hunderttausende von Timoresen, die nicht lesen und schreiben können. Diesen Analphabeten hat sich Gott in der großen indonesischen Erweckung ab 1965 durch außergewöhnliche Wunder geoffenbart. Als die Analphabeten aber lesen gelernt und dann Tausende von Testamenten und Bibeln erhalten hatten, gingen die Wunder rasch zurück.

Wir haben also hier das gleiche Problem wie in der apostolischen Zeit. Jesus wirkte viele Wunder als Zeichen seiner Messianität. Die Apostel hatten Wunderkräfte und Gaben des Heiligen Geistes als Erweis ihres apostolischen Auftrages. Und nicht nur als göttlicher Ausweis, sondern auch, weil der Jammer des umgebenden Volkes ihnen ans Herz griff.
    Von dem Zeitpunkt an, da das vollständige Neue Testament vorlag, traten die Wunderkräfte zugunsten des inspirierten Wortes Gottes zurück. Dieser Rückgang der Geistesgaben kann bereits in der apostolischen Zeit beobachtet werden. Von der Gabe des Zungenredens hören wir zuletzt im Korintherbrief. In den späteren Briefen des Paulus und Johannes hören wir nichts mehr davon. Mit der Heilungsgabe ist es ähnlich. In Apostelgeschichte 19 heißt es: „Und Gott wirkte ungewöhnliche Wunder durch die Hände des Paulus.“ 14 Jahre später aber konnte Paulus seinen Mitarbeiter nicht mehr heilen. Wir hören das in Phil. 2,27: “Und Epaphroditus war todkrank.” Und in 2.Tim. 4,20: “Trophimus aber ließ ich krank in Milet zurück.”
    Die Wunder als Vorläufer, bis das inspirierte, geschriebene, gedruckte Wort Gottes da ist. Das ist jederzeit eine gesunde Entwicklung, wenn die Gläubigen es lernen, sich auf Gottes Wort und nicht auf ihre Erfahrungen zu verlassen.

Die Geistesgabe der Krankenheilung

Das Neue Testament berichtet uns zunächst von dieser Gabe in 1.Korinther 12. Es ist das Charisma iamatou, das wir in vollmächtiger Weise bei Jesus und seinen Jüngern finden. In der Kirchengeschichte ist diese Gabe eher selten. Wir beobachten sie zum Beispiel bei Samuel Zeller, bei Jungfer Trudel, bei Johannes Seitz und anderen und vor allem bei Pfarrer Johann Christoph Blumhardt. Einigen solcher Gabenträger durfte ich begegnen.

    Zu den gesegneten Begegnungen mit Männern Gottes gehört mein Zusammentreffen mit Baron Üxküll. Sein Leben ist die Erfüllung der Verheißung Jesu: “Wer an mich glaubt, wie die Schrift sagt, von des Leibe werden Ströme lebendigen Wassers fließen” (Joh. 7,38). Wo Baron Üxküll das Wort Gottes verkündigte, beglaubigte der Geist Gottes seine Botschaft durch mitfolgende Zeichen. Die Zuhörer wurden von Christus ergriffen und erlebten das Wunder des Neuwerdens. Blinde wurden sehend, Lahme gehend, geistlich Tote standen auf und erlebten eine Wiedergeburt. Die Kräfte der ewigen Welt wurden offenbar. Als Beispiel sei folgendes angeführt:

B 1 Ein junges Mädchen im schwersten Stadium der Lungentuberkulose kam zu ihm. Sie wollte heiraten. Der Arzt hatte es ihr verboten und gesagt: “Das kommt für Sie nicht in Frage.” Das Mädchen war ganz verzweifelt. Sie wollte unbedingt gesund werden, aber ihr Leben nicht Christus ausliefern. Unter diesen Umständen verweigerte Üxküll die bisher nach Mk. 16,18 geübte Handauflegung. Enttäuscht ging die Kranke weg. In ihrer Abwesenheit wurde viel für sie gebetet. Da kam sie wieder zu den Evangelisationsversammlungen. Sie wurde innerlich von ihrer Gewissensnot und ihrer Krankheitsnot umgetrieben. An einem Abend blieb sie zur seelsorgerlichen Aussprache zurück, und lieferte sich Christus aus. Da geschah das Unerwartete. Noch ehe Üxküll um das Gebet mit Handauflegung angehalten wurde, stand das Mädchen auf und sagte: “Ich bin geheilt.” Es war keine Einbildung. Sie ließ sich von ihrem Arzt untersuchen, der sich sehr aufregte und fragte: “Was ist mit Ihnen geschehen? Sie sind ja gesund!” Das Mädchen heiratete und ist heute noch gesund.
Die Vollmachtsfrage wird mir am Leben dieses Baron Üxküll deutlich. Das Neue Testament gibt Jesus das Zeugnis, daß er predigte und heilte als einer, der Vollmacht hatte (Mt. 7,29; Mk. 1,41). Diese Gnadengabe der geistesmächtigen Predigt und der vollmächtigen Heilung gab Jesus seinen Jüngern. In den Abschiedsreden verhieß der Herr den Seinen: “Wer an mich glaubt, der wird diese Werke auch tun” (Joh. 14,12). Derartige Verheißungen wurden in der glaubensarmen Christenheit einfach nicht ernst genommen. Hin und wieder erweckte sich daher der Herr Zeugen, an denen seine lebendige Heilandsmacht wieder sichtbar wurde.
    Zu den Zeugen mit apostolischer Vollmacht gehörte auch Vater Daniel in Madras. Die Begegnung mit ihm wurde mir sehr zum Segen. Er war ein Mann des Gebetes. Schon als sechzehnjähriger Schüler zog er sich oft eine ganze Nacht ins Gebet zurück. Dieses Weilen in der Gegenwart Gottes verlieh seinem Zeugnis Vollmacht.
    B 1a  Eines Tages erkrankte die Frau des Schuldirektors. Sie lag bewußtlos im Krankenhaus. Man rechnete mit ihrem Tod. Da hörte Daniel die Stimme des Herrn: “Gehe ins Hospital und bete mit ihr!” Der Direktor, der neben dem Bett seiner Frau saß, ließ den jungen Schüler ein. Daniel kniete neben dem Bett nieder und rang um das Leben der Bewußtlosen. Der Herr erhörte ihn. Die Kranke durfte genesen. Diese Heilung sprach sich in der Schule herum. Die Herzen waren nun weit offen für die Botschaft von Jesus.
    Auch in der eigenen Familie sah man, daß der Herr den jungen Daniel beglaubigte. Als einmal seine Mutter stürzte und eine Rippe brach, bat sie ihren Sohn: “Bete mit mir!” Der Junge blieb über Nacht im Gebet, und der Herr rührte die Patientin an und heilte sie.
    Daniel wurde Direktor einer Schule in seiner Heimatstadt Kakinada an der Ostküste Indiens. Mitten in seiner Karriere traf ihn der Ruf des Herrn: “Gehe nach Madras!” Daniel folgte dem Ruf, der ihn in Schwierigkeiten, Anfechtungen und Enttäuschungen führte. Hier in Madras war Daniel ein unbekannter, ein unbeachteter Mann. Dies war ein Sterbensweg für ihn. Daniel betete viel über dieser Not. Der Herr gab ihm folgende Antwort: „Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und erstirbt, bleibt es allein; wenn es aber erstirbt, bringt es viel Frucht.“
    Der geprüfte Gottesstreiter sollte das erfahren dürfen. Nach vier Jahren treuer, unerschrockener Arbeit öffneten sich die Türen. Der Herr gab einen geistlichen Aufbruch, der sich auf die benachbarten Städte und Dörfer ausbreitete. Es erfüllte sich, was in Matth. 11,5 gesagt ist: “Die Blinden sehen und die Lahmen gehen, die Aussätzigen werden rein und die Tauben hören, die Toten stehen auf und den Armen wird das Evangelium gepredigt. Und selig ist, wer sich nicht an mir ärgert.”
    Tage wie in der Urgemeinde brachen an. Es war ein Geistesfrühling, den nur der kennt, dem die Apostelgeschichte und das Wirken des Heiligen Geistes eine Wirklichkeit ist. Vater Daniel und seine Mitarbeiter trafen keine Entscheidung, ohne nach dem Willen des Herrn zu fragen. Jeder Fortschritt der Bewegung wurde auf den Knien vorangetragen. Die Erweckung erreichte sowohl die Kreise der Gebildeten wie der Ungebildeten, die Kreise der Religiösen wie die der Verbrecher.

    B 2  Die Arbeit unter den Räubern begann mit einem Mann namens Stuart Purem aus einem Verbrecherdorf in Südindien. Er kam nach Madras, um dort eine gefährliche Augenerkrankung behandeln zu lassen. Bei diesem Besuch schleppte ihn ein Arzt in die Versammlung von Vater Daniel. Die zum ersten Mal in seinem Leben gehörte Botschaft erfaßte diesen Mann so stark, daß er die kommende Nacht nicht schlafen konnte. Er faltete die Hände und betete, um seiner Not Herr zu werden. Da offenbarte sich ihm Christus und machte ihm klar, daß er mit seiner Sünde fertig würde. Dieser einsame Kämpfer in der Nacht, der so oft ein Wegelagerer und Bandit gewesen war, bekehrte sich und wurde ein besonderes Rüstzeug seines Herrn unter den Räubern. Sein Augenleiden heilte in kurzer Zeit. Er kehrte in sein Dorf zurück und fing an, den Namen des Herrn zu verkündigen.
    In dem dämonisierten Verbrecherdorf brach eine Zeit der Erweckung an. Unter der Verkündigung von John – das ist der Taufname des bekehrten Mannes – brachen die Räuber zusammen. Viele von ihnen stürzten während der Verkündigung des Evangeliums zu Boden. Andere waren drei Tage blind wie Paulus vor Damaskus. Kranke wurden geheilt und finstere Gesichter wurden hell von dem Licht des Wortes Gottes. Menschen, die nicht lesen konnten, baten den Herrn: “Hilf uns, daß wir dein Wort lesen können.” Und der Herr tat ein Wunder an ihnen, daß sie in kürzester Zeit lesen konnten.     Etliche Bekehrte kamen unter die direkten Angriffe der Dämonen, die ja Jahrhunderte das Dorf beherrscht hatten. Es starben in ungewöhnlicher Weise kleine Kinder. Die Macht der Finsternis greift nach allem, was uns lieb ist, wenn wir uns für den Herrn Jesus entschieden haben.
Viele wurden während der Verkündigung geheilt, ohne daß der Prediger es wußte. Die Geheilten haben dann anschließend eine seelsorgerliche Aussprache verlangt und ihr Leben in Ordnung gebracht. Hier erfüllt sich Psalm 107,20: „Er sandte sein Wort und machte sie gesund.“ Wort Gottes und Heilung sind hier nebeneinandergesetzt.

Während die Geistesgabe der Krankenheilung selten ist, finden sich viele Männer des Glaubens, die mit den Kranken beten unter Benutzung der Verheißungen Gottes. Ich selbst bin in meinem vielfältigen seelsorgerlichen Dienst auch dazu geführt worden.

    B 3 In Panambi in Brasilien hatte ich eine Evangelisation. Eine kranke Frau kam zu mir in die Seelsorge. Sie beichtete und lieferte ihr Leben Jesus aus. Plötzlich stand ich unter dem Eindruck, daß der Herr noch mehr an ihr tun will. Ich sprach mit ihr darüber und rief dann einen zweiten Bruder zum Gebet hinzu. Es war der Pfarrer Karl Gustav Braun, der mich in seine Gemeinde eingeladen hatte. Wir beteten mit der Frau unter Handauflegung. Am nächsten Tag kam sie wieder und brachte ihre Tochter, die ein „Schlotterknie“ hatte und dauernd beim Gehen einknickte. Nach einem seelsorgerlichen Gespräch betete ich mit dem Mädchen, aber ohne Handauflegung. Noch immer war es nicht genug. Die Mutter bat noch um einen Besuch in ihrem Haus, damit ich auch mit der anderen Tochter redete und betete. Sie hatte eine vereiterte Niere und war schon lange in ärztlicher Behandlung.
    Nach meiner Abreise aus Brasilien verlor ich das alles aus meinem Gedächtnis, denn neue Evangelisationen standen bevor. Nach einigen Jahren kam ich zum dritten Mal nach Panambi. Gleich zu Beginn der Vortragswoche tauchte diese Frau wieder auf und fragte: „Kennen Sie mich noch? Sie haben bei Ihrem letzten Besuch mit mir und meinen Töchtern gebetet.“ Der Vorfall kam schnell in mein Gedächtnis zurück. Dann hörte ich einen wunderbaren Bericht. Diese Frau Bender, eine Deutschstämmige, erzählte: „Ich war seit meiner Beichte und Übergabe meines Lebens an Jesus gesund. Meine Tochter mit dem Schlotterknie fand einen geschickten Chirurgen, der ihr durch eine Operation das Knie stabilisierte. Die vereiterte Niere der zweiten Tochter wurde ebenfalls gesund.“

    B 4 Folgende Heilung wurde mir berichtet: Ein Gerichtsarzt lag mit einer Knochen-Tb (Osteomyelitis) im Krankenhaus. Das rechte Bein lag bis zur Hälfte in Gips. Für den Patienten war diese Krankheitszeit eine Schule des Glaubens und des Gebetes. Als gläubiger Christ besprach er die ganze Not seines Leidens mit seinem Herrn. Er rang sich durch zu der Haltung, die Führung Gottes zu bejahen. Während seines mehrwöchigen Krankenlagers erhielt er allerlei Besuche. Unter den verschiedenen Besuchern wurde ihm eine gläubige, schlichte Frau zu einem besonderen Erlebnis. Sie ermunterte ihn mit den Verheißungen der Heiligen Schrift und wies ihn darauf hin, daß Christus heute noch Wunder tun könnte. Der Besuch dieser Christin stärkte seinen Glauben. Nach einer unruhigen Nacht, in der er stundenlang im Gebet rang, kam ihm am Morgen die Gewißheit, daß Christus sich an ihm verherrlichen wollte. Als im Laufe des Vormittags die Visite kam, erklärte er dem Oberarzt: “Christus hat mich gesund gemacht.” Der Oberarzt geriet ganz aus der Fassung. Er glaubte, einen religiös Wahnsinnigen vor sich zu haben und konnte sich über die Aussage des kranken Kollegen kaum beruhigen. Der Patient wurde in seinem Glauben nicht mehr wankend. Er war tatsächlich von diesem Tag an geheilt und konnte entlassen werden. Die Osteomyelitis ist seit dieser Glaubensheilung nie mehr aufgetreten.
    Nach dieser Erfahrung ist der Gerichtsarzt ein lebendiger Zeuge für Christus und scheut sich nicht, auch unter seinen Kollegen von dieser wunderbaren Krankenheilung zu berichten. Er ist durch sein lebendiges Gottvertrauen seither vielen Menschen zum Segen geworden.

Eine vierte Form der Krankenheilung verbindet das Neue Testament mit Handauflegung, Salbung und Gebet durch die Ältesten der Gemeinde. Diese Verheißung ist unabhängig von den Erweckungen mit ihren außergewöhnlichen Zeichen und Wundern. Sie ist ein Wort des erhöhten Herrn an seine Gemeinde zu allen Zeiten an allen Orten. Jesus erwähnt diese Glaubenshilfe in Markus 16,17f. Der Apostel Jakobus berichtet von der Handauflegung in Verbindung mit einer Ölsalbung in Jakobus 5, 14-16:
“Ist jemand krank, der rufe zu sich die Ältesten von der Gemeinde, daß sie über ihm beten und ihn salben mit Öl in dem Namen des Herrn.
Und das Gebet des Glaubens wird dem Kranken helfen, und der Herr wird ihn aufrichten; und so er Sünden getan hat, werden sie ihm vergeben sein.
Bekenne einer dem andern seine Sünden und betet füreinander, daß ihr gesund werdet.”

B 5 Ein evangelischer Pfarrer erzählte mir, daß er eines Tages von einem Kranken seiner Gemeinde gebeten wurde, er möchte doch zusammen mit einem Kirchenältesten ihm die Hände auflegen und mit ihm beten. Der Pfarrer wandte sich an verschiedene Älteste, überall erhielt er Absagen. Keiner hatte vorher so etwas getan. Keiner traute sich das zu. Jedem war diese Handlung fremd.
    Warum ist diese biblische Handauflegung in der westlichen Christenheit so wenig bekannt? Warum haben auch die Christen bei uns, welche die Stellen von der Glaubensheilung kennen, gewöhnlich nicht den Mut, sie anzuwenden? Warum überläßt die Christenheit diese Stellen den Sekten, den Irrlehrern und schwarmgeistigen Gruppen? Gelten diese Verheißungen der Heiligen Schrift nur den extremen Richtungen? Will sich die Kirche Christi das Armutszeugnis ausstellen, daß sie nicht mehr im Verheißungsgut der Bibel lebt? Das sind alles Fragen, die in der Gegenwart sehr aktuell sind. Betrachten wir einmal dieses Problem an Hand der Jakobusstelle.
    Um nicht von vornherein auch auf einen Irrweg zu geraten wie so viele sektiererische Gruppen, müssen wir zunächst die religionsgeschichtlichen Wurzeln der Stelle Jak. 5,14 untersuchen. Es war in der jüdischen Gemeinde Sitte, daß Kranke die Ältesten zu sich baten. Es wurde von ihrem Gebet besondere Hilfe erwartet. Dieser schöne Brauch wurde von der christlichen Gemeinde übernommen. Bei der jüdischen Sitte liegt noch im Hintergrund, daß man meinte, der Kranke wäre ein besonderer Sünder, ein von Gott heimgesuchter Mensch. Von dieser negativen Einstellung ist glücklicherweise bei der christlichen Handauflegung nichts mehr zu spüren. Eine Erklärung bedarf die Ölsalbung. Das Alte Testament kennt die Salbung des Priesters und des Königs. Ferner war die Salbung Ausdruck festlicher Freude. Denken wir nur etwa an Psalm 23: “Du salbest mein Haupt mit Öl und schenkst mir voll ein.” Von großer Bedeutung in unserem Textzusammenhang ist die Feststellung, daß das Öl in der ärztlichen Kunst als bestes medizinisches Heilmittel galt. Wir haben damit den Hinweis, daß trotz der Fürbitte der Ältesten die Hilfe der ärztlichen Heilkunst nicht abgelehnt wird. Das Öl war in der Zeit des Alten Bundes nicht nur liturgisches Mittel, sondern auch ärztliches Medikament. Wir müssen alle diese Tatsachen festhalten. Den Schwarmgeistern, die meinen, auf Grund der Jakobusstelle den Arzt ablehnen zu müssen, kann entgegengehalten werden, daß gerade in dieser Stelle der Hinweis zur ärztlichen Hilfe nicht fehlt. Selbstverständlich geht es natürlich an dieser Stelle in erster Linie um die Glaubens- und Gebetsheilung. Auch soll nichts dagegen gesagt werden, wenn ein gläubiger Christ glaubt, auf den Arzt verzichten zu können, um allein die Hilfe des Herrn zu erwarten. Eine solche Glaubenshaltung darf aber nicht zum Gesetz für andere gemacht werden. Es liegen mir viele ungute Erlebnisse auf diesem Gebiet vor. Der Mißbrauch hebt aber den rechten Gebrauch nicht auf.

    Der schwerwiegendste religionsgeschichtliche Punkt, den die Schriftausleger allgemein nennen, ist der Gegensatz der Jakobusstelle zu den im Altertum geübten magischen Heilungen. Man dachte sich in der Alten Welt die Krankheit durch Dämonen verursacht. Heilung war darum gleichbedeutend mit der Austreibung der bösen Geister. Die Krankenheilung bestand darin, daß der Exorzist, der magische Beschwörer, den Namen des betreffenden Geistes nannte oder auch den Namen eines stärkeren Gottes anrief. Wir kennen einen solchen Austreibungsakt in Apg. 19,13-16. Umherziehende Juden versuchten die Austreibung im Namen Jesu, ohne Jesus selbst nachzufolgen. Diese mißglückte Austreibung ist ihnen aber böse bekommen. Wir könnten nun diese magischen Heilungen als eine überholte, religionsgeschichtliche Tatsache abtun, wenn nicht diese magischen Heilungen auch heute noch in einem ungeheuren Ausmaß erfolgen würden. Damit kommen wir zu dem zweiten Teil unseres Themas.

2. Die mediale Heilkunst

    Spruchheilung
    Gesundbeter
    Geistige Heiler
    Mentales Heilen (mind-healing)
    Tranceheilung
    Filipino-Heiler
    Der Trance-Chirurg
    Glaubensheiler
    Pseudocharismatische Phänomene und Heilungen
    Dämonische Zeichen und Wunder

Fast alle kranken Menschen sind von der Frage bewegt: Wie werde ich gesund? Diese Frage ist berechtigt. Zunächst wird der Arzt zu Rate gezogen. Bringt die ärztliche Kunst nicht die erhoffte Hilfe, dann nehmen manche Menschen okkulte Heilmethoden in Anspruch. Sie suchen Menschen auf, die über mediale Kräfte verfügen, die “besprechen”, “segnen”, “büßen”, “etwas dafür tun” können. Diese magischen Heilungen erfolgen im 20. Jahrhundert in der gleichen Weise, wie sie im Altertum seit Jahrtausenden vollzogen wurden. Der magische Heiler, der Krankheitsbanner, der Besprecher ruft den Namen eines mächtigen Geistes an, um ihn zur Hilfe zu bewegen. Eine Menge von solchen Heilungen aller Art lernte ich in der Seelsorge kennen. Einige der wichtigsten will ich hier skizzieren:
Die Spruchheilungen
Am leichtesten zu beurteilen sind die Heilungen auf dem Gebiet der schwarzen Magie. Hier weiß man doch sofort, mit was und mit wem man es zu tun hat. Ein Beispiel aus dieser Heilungsmethode.

    B 6 Eine Frau mit seelischen Störungen kam zur seelsorgerlichen Aussprache. Bei der Unterredung wurde ein Amulett entdeckt. Die Frau weigerte sich zunächst, das Amulett herauszugeben, da sie sonst innerhalb von drei Tagen sterben würde. So hatte ihr nämlich die magische Besprecherin gesagt. Schließlich gab sie es heraus und war entsetzt, als sie nach der Öffnung ein Zettelchen vorfand, auf dem der Spruch stand: „Meine Seele gehört dem Teufel.“ Es stellte sich heraus, daß die Frau vorher lungenkrank war und durch eine magische Besprecherin unter Anrufung in drei Teufelsnamen geheilt worden war. Nach Auslieferung des Amuletts wurde sie wieder lungenkrank. Sie fand aber den Weg zu Christus und legte ihr Los getrost in die Hände ihres Herrn.
    Nicht so einfach wie die schwarze Magie ist die Beurteilung der weißen Magie. Die Formen der weißen Magie finden sich im Volk fast noch mehr als die der schwarzen Magie. Das hängt damit zusammen, daß die weiße Magie religiös getarnt ist. Man erfaßt nicht sofort den Hintergrund wie bei der schwarzen Kunst. Das religiöse Beiwerk ist irreführend. Ein Beispiel soll das zeigen.

    B 7 Einer Frau eröffneten die Ärzte einer chirurgischen Station, sie müßten ihr das kranke Bein amputieren. Die bekümmerte Patientin wollte vor der Abnahme des Beines zuerst alles versuchen und ließ ohne Wissen der Ärzte einen Besprecher kommen. Der magische Heiler erklärte der Kranken: „Sie müssen an mich glauben!“ Dann gebrauchte er einen magischen Spruch und betete drei Vaterunser. Sofort nach dem Besprechen wichen die Schmerzen. Das Bein mußte nicht abgenommen werden. Den Ärzten war diese Wendung ein Rätsel. Die geheilte Frau war von dem Zeitpunkt des magischen Besprechens an allerdings mit starken seelischen Störungen behaftet. Auch ihre Familie wurde hinterher mit vielen Unglücksfällen heimgesucht.
    Die Heilungen der weißen Magie erfolgen unter religiösen Symbolen wie: Die drei höchsten Namen, drei Vaterunser, drei Bibelworte, drei Psalmen, drei Kreuze und dergleichen. Dadurch wird der naive Mensch – manchmal auch der theologisch Gebildete – getäuscht. Man hält eine solche Heilmethode für christlich. In Wirklichkeit gehört ein solches Heilen unter das zweite Gebot: „Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht mißbrauchen, denn der Herr wird den nicht ungestraft lassen, der seinen Namen mißbraucht.“ Unser Gott läßt sich vom Menschen nicht zwingen. Er ist nicht unser Handlanger, der zu gehorchen hat, wenn der magische Besprecher kommandiert. Die Bibel verweist alle Beschwörungsformeln und die zu leeren Formeln erstarrten Bibelworte in das Gebiet der Zauberei (5. Mose 18,10-12). Weiße Magie ist vielfach nur christlich getarnte schwarze Magie. Hier erfüllt sich 2. Kor. 11,14: „Satan verstellt sich zum Engel des Lichts.” Die magische Gebetszwängerei der weißen Magie ist etwas total anderes als die Glaubens- und Gebetshaltung des Christen: Herr, dein Wille geschehe.

Gesundbeter
In die gleiche Linie der religiös getarnten weißen Magie gehört die gewerbsmäßige Gesundbeterei. Ein Beispiel dazu.

    B 8  Ein Geschäftsmann mit einem organischen Leiden suchte einen Gesundbeter auf und zahlte ihm ein anständiges Honorar für seinen gewerbsmäßigen Gebetsdienst. Einige Tage später besuchte der Kranke eine befreundete Familie und klagte: „Ich kann nicht mehr beten. Ich habe das Gefühl, als ob dunkle Mächte mich umringen würden.“ Krampfhaft bemühte er sich, täglich sein Neues Testament zu lesen. Es wollte ihm nicht mehr gelingen. Er wandte sich in seiner Not wieder an seine Freunde und bat sie: „Helft mir! Finstere Gewalten, wie ich sie nie in meinem Leben gekannt habe, plagen mich.“ Dieser Kampf dauerte noch einige Monate. Das organische Leiden war ganz verschwunden, dafür aber bedrängten ihn seelische Nöte und Anfechtungen. Schließlich endete dieser seltsame Kampf mit einer Verzweiflungstat. Der Geschäftsmann, Vater von vier Kindern, nahm sich das Leben. Wenn das nur ein Einzelfall wäre, hätte er keine Beweiskraft. Ich besitze eine Sammlung von über tausend solcher seelsorgerlichen Fälle, die eine Beurteilung der medialen Heilmethoden ermöglichen.
Die geistigen Heiler
Die vier mir bekanntesten geistigen Heiler sind Harry Edwards, Bruno Gröning, Dr. Trampler und Johannes Bolte. Die Auswirkungen ihrer Heilertätigkeit sind mir immer wieder in der Seelsorge begegnet.
    Bei meinen Vortragstouren in England hatte ich in den Aussprachen viel mit Harry Edwards zu tun, der zu den gefährlichsten Heilern der westlichen Welt zählt. Aufschlußreich waren mir zwei kleine Begebenheiten.

    B 9 Harry Edwards erklärte, er könne nur heilen, wenn seine geistigen Helfer anwesend seien. Er meinte damit außermenschliche Wesen. Gelegentlich nannte er sie auch seine Engel.

    B 10 Harry verdiente mit seinen Heilungen viel Geld. Er verkaufte sein ursprüngliches Haus an ein gläubiges christliches Ehepaar. Diese Familie hielt es nicht lange in diesem Haus aus. Mann und Frau kamen zu mir in die Seelsorge und berichteten, daß es in diesem Haus spuke. Sie hätten keine Nacht Ruhe. Der Rumor war so stark, daß sie beschlossen, das Haus wieder zu verkaufen. Es stellte sich für den Hauskauf ein Interessent ein, der durch das Haus ging und entzückt ausrief: “O wie wunderbar. Hier wohnen ja die Himmlischen.” Der Käufer, ein Spiritist, hatte sofort gemerkt, daß in dem Haus “Jenseitige” gegenwärtig waren, in deren Gemeinschaft er sich wohlfühlte.
    Edwards ist bekannt geworden durch sein Buch “Spiritual Healing“. Dort gibt er uns auch Einblicke in seinen Werdegang als Heiler und in seine Heilerpraxis. Als 41jähriger besuchte er mit seiner Frau einen spiritualistischen Gottesdienst, die es ja in England reichlich gibt. Bei den Séancen wurde ihm von einem Medium gesagt, daß einige jenseitige Geist-Führer mit ihm in Verbindung treten wollten. Zunächst verhielt er sich passiv. In einer der Sitzungen wurde er aber von einer inneren Macht erfüllt. Nach den Worten des Buches wurde bei diesem Vorgang seine Medialität entwickelt und eine “spirit possession”, eine Geisterbesessenheit vollzogen.
    Von diesem Augenblick an war dieser Mann unter der Kontrolle der Geister. Er gab in den spiritualistischen Gottesdiensten eine Reihe von Trance-Botschaften. In dieser Zeit setzte plötzlich die Fähigkeit ein, abwesende Kranke zu heilen. Wenn ihm der Name oder der Wohnort eines Kranken gesagt wurde, sah er plötzlich den Raum, in dem sich der Patient befand, und er vermochte ihn durch geistige Beeinflussung zu heilen.
    Zum Heilungsvorgang selbst sagt das Buch folgendes aus: “Er suchte die Trance, die dafür Voraussetzung war, daß eine Verbindung mit dem Geistfreund einsetzte. Dann wurde durch Betasten des Patienten der Krankheitsherd lokalisiert. Danach strömten durch die Hände des Heilmediums Kräfte auf den Patienten über, die als Wärmegefühl empfunden wurden.”
    Alle Menschen, die auf diese Weise geheilt worden sind, stehen unter einem spiritistischen Bann. Harry Edwards hat dem englischen Volk einen furchtbaren Dienst erwiesen: Tausende, Abertausende von Menschen sind von diesem Propheten der spiritistischen Geister belastet worden. Und Englands Christen schweigen dazu.

Dr. Trampler aus München, dessen Heilmethode der Praxis von Bruno Gröning ähnlich ist, erlebte fast täglich an seinen Patienten erstaunliche Heilungen. Auch chronische, organische Leiden wurden oft ungeheuer rasch behoben. Um welche Kräfte und Prinzipien handelte es sich bei diesem Heiler? Es sollen hier nur Stichworte gegeben werden. Dr. Trampler spricht von einer planbeseelten Kraft, die durch ihn hindurchströmt und dann auf seine Patienten überfließt. Zum besseren Empfang dieser kosmischen Kräfte aus dem All können die Fingerspitzen in die Höhe gehalten oder auch Aluminiumfolie benützt werden. Es wird geraten, die Folie auch unter das Kopfkissen zu legen oder auf dem Körper zu tragen. In religiöser Hinsicht fließen bei diesem Heiler viele Ströme zusammen. Er spricht von Gott und Christus, anerkennt aber auch andere Kulturreligionen als Offenbarungsquelle. Die Lehre dieses Heilers ist eine Mischung aus pantheistischen, mystischen, naturreligiösen und christlichen Elementen. Eine gefährliche, irreführende Vermengung. In der Seelsorge wurde mir über die Art und Weise seiner Heiltätigkeit berichtet. Er stellt sich vor seine Patienten und konzentriert sich einige Sekunden auf ihr Leiden und kann dann treffsichere Diagnosen geben. Dann setzt er seine geistigen Kräfte ein und beeinflußt die Patienten. Er fragt sie dann: “Spüren Sie ein Wärmegefühl?” Bei diesem Vorgang haben wir einmal die hellfühlende Diagnose und zum anderen die geistig-mediale Beeinflussung. Daß es sich nicht um göttliche Kräfte handelt, sondern um mediale, zeigt das folgende Beispiel.

    B 11 Eine Frau aus einer pietistischen Gemeinschaft reiste zu Dr. Trampler, um Hilfe gegen ein organisches Leiden zu finden. Sie saß inbrünstig betend im Wartezimmer mit vielen anderen Patienten zusammen. Der Heiler kam, schritt durch die Reihen und befaßte sich mit jedem Hilfesuchenden. Als er vor der betenden Frau stand, erklärte er kurz: “Ihnen kann ich nicht helfen. Gehen Sie wieder heim.” Dann ging er weiter. Ich habe in meiner Kartei einige solcher Beispiele.

Eine Begegnung mit Bruno Gröning hörte ich von einem Mitglied des Missionstrupps “Frohe Botschaft” von Wolfgang Heiner. Später erhielt ich das Zeugnis schriftlich.

    B 12 „Als junges Mädchen war ich jahrelang krank. Ich ging von einem Arzt zum anderen, aber keiner konnte mir helfen. Eines Tages hörte mein Vater von dem bekannten Wunderdoktor Bruno Gröning. Mein Vater setzte alle Hoffnung auf diesen Mann. Im Vorraum des Behandlungszimmers befanden sich viele Menschen. Sie alle warteten auf Gröning. Mein Vater und ich saßen unter ihnen. Ich betete leise. Was ich damals zu Gott gefleht habe, weiß ich nicht mehr, aber meine Gedanken beschäftigten sich mit Jesus. Plötzlich öffnete sich die Tür, und ein Mann mit hoher Stirn betrat den Raum. Es war Bruno Gröning. Je mehr er auf mich zukam, desto mehr fühlte ich eine innere Beklemmung. Ich wurde unruhig. Er sprach mit jedem. Auch mir stellte er die Frage, ob ich glaube, daß er mich gesund machen könne. Ich erwiderte: ‘Wenn Gott Ihnen die Kraft dazu gibt, ja!’ Ich wußte, daß Gröning von sich sagte, er würde in der Vollmacht Gottes heilen. Doch plötzlich merkte ich einen Widerspruch. Gröning sagte: ‘In Ihnen ist eine Macht, die meiner Kraft widersteht.’ Ich schwieg, denn ich wußte, daß es die Kraft Jesu war.
    Gröning aber gab mich nicht auf. Er versicherte mir, ich würde noch an ihn glauben. Er gab mir eine Stanniolkugel, die ich in die Hand nehmen mußte und ein Stanniolblatt, das ich nachts unter das Kopfkissen legen sollte. Außerdem kaufte mein Vater von ihm ein Buch, das eine Fotografie Grönings enthielt. Auf dieses Bild sollte ich meine Hand legen und an Gröning denken. Wenn ich dieses alles tun würde und daran glaubte, würde ich gesund.
    Doch ich wurde nicht gesund. Im Gegenteil, in mir vermehrte sich seitdem eine furchtbare Angst. Ich wurde gequält. Eines Tages hielt ich es nicht mehr aus und verbrannte das Stanniolpapier. Danach wurde ich stiller in meinem Herzen. Als ich wenig später in meinem Urlaub zum Missionstrupp ‘Frohe Botschaft’ ging, da sagte ich einem Seelsorger die Sache mit Gröning. Man betete mit mir, legte mir die Hände auf, und ich sagte mich durch das Lossagegebet von dieser finsteren Macht los. Seitdem ist aller Druck von mir gewichen, alle Angst ist weg. Jesus Christus hat mich frei gemacht, dafür will ich ihm danken.”

Pfarrer Johannes Bolte gehört zu den Geistheilern, die mir in der Seelsorge am meisten Not bereiteten. Er besitzt hochgradige mediale Fähigkeiten und gilt als ein erfahrener Pendler. In Mitteldeutschland hatte er große Heilerfolge. Eines Tages schickte er mir seine Broschüre „Von der Pendelforschung zur Wunderheilung” zu. Diese Schrift enthält aufschlußreiche Aussagen aus seiner langjährigen Pendelpraxis und ist der Ausgangspunkt für die folgenden Erläuterungen.
    Aufschlußreich für den Charakter der Pendelforschung sind die Querverbindungen, denen ein ganzes Kapitel gewidmet ist. Die medialen Bereiche haben alle untereinander „Metastasen“ wie der fortgeschrittene Krebs. So schreibt Bolte auf Seite 9: „In dem kommenden geistigen Zeitalter wird es auch eine neue Medizin geben! Eine Medizin, die aus diesem Geisteserlebnis geboren wird. Pendelforschung und Heilmagnetismus werden dann im Kreise der Ärzte große Bedeutung bekommen.“ Auf Seite 11 stellt der Autor fest: „Die Pendelkunde ist überhaupt erst der Schlüssel zu der ungemein komplizierten Homöopathie.” – Pendelforschung – Heilmagnetismus – Homöopathie ist die Querverbindung auf medialer Basis.
    Der Ausgangspunkt der Pendelpraxis Boltes ist die Annahme einer Strahlung, die von organischen und anorganischen Stoffen ausgeht. Diese fiktive Strahlung, die jenseits physikalischer Meßbarkeit liegt, wurde von Freiherr von Reichenbach Od genannt. Die Chinesen nannten es Chi, das bei der Akupunktur eine Rolle spielt. In fast allen östlichen Religionen ist ja die Ausstrahlung einer elementaren Energie als ein Grundkonzept vertreten. Aus dieser angenommenen Emanation aller Stoffe hat sich die Praxis aller Radiästheten entwickelt.

Bolte schreibt dazu S. 27: „Die Pendelkunde ist zunächst Erforschung der geheimen, unbekannten Strahlen. Das sind in erster Linie Od-Strahlen, biologische Strahlen, die der heutigen Physik und Medizin dummerweise noch nicht bekannt sind, obwohl sie in der gesamten Natur eine geradezu ausschlaggebende Rolle spielen, vielleicht noch mehr als die Elektrizität. – Das Pendel zeigt einem das Wesen der Krankheit, das, wo sie hergekommen ist: sie kam aus den gestörten Strahlungsverhältnissen.”
    Eigentlich muß man Pfarrer Bolte dankbar sein, daß er ausführlich über seine Pendelforschung spricht. Dadurch macht er es dem Beurteiler leicht, das Wesen der Pendelreaktionen zu erkennen.
    Auf Seite 29 schreibt Bolte: „Eine zweite Tatsache ist das Vorhandensein einer jenseitigen Welt. Jenseitige können das Pendel auch beeinflussen. Denn Od ist eine Zwischenmaterie zwischen der Materiewelt und der Astralwelt, in der die Jenseitigen der Zwischenstufen leben. Mit dem Od spielen sich auch alle die Phänomene des Spiritismus ab, Tischklopfen, mediales Schreiben, Materialisationen und anderes. Somit ist also das Pendel in gewisser Weise auch ein gefährliches Instrument. Der Pendler muß also die Gesetze und Gefahren des Mediumismus kennen. Er könnte sonst unter Umständen sogar verrückt werden.“
    Ich bin Bolte dankbar für diese offene Sprache. Er nimmt mir die Arbeit ab, solche Nachweise zu bringen, wenn er als hochqualifizierter Pendler und Heiler selbst die Zusammenhänge mit dem Spiritismus aufzeigt.
    Eigentlich könnte man hier dieses Kapitel abschließen. Aber es ist wichtig, daß wir auch in die Praxis des Pendlers hineinschauen.
    Bolte sagt S. 7: „Mit dem Pendel konnte ich die Kupfervorkommen auf der bloßen Landkarte nach Lage, Tiefe und Mächtigkeit regelrecht ablesen.” Ebenso kann auf einem Foto der Charakter, ja sogar alle Lebensdaten der dargestellten Person festgestellt werden. Mit dem Pendel kann man auf einem anatomischen Atlas die Krankheiten eines Patienten erkennen, wenn man mit der rechten Hand das Pendel führt und die linke auf den Kranken legt. So kann der geübte Pendler nicht nur Strahlen fühlen, nachweisen, messen und deuten, sondern auch Strahlen aussenden und damit heilen. – Das ist das Problem der geistigen Heilung. Es gibt Fernmutungen und Fernheilungen, also den aktiven und den passiven Vorgang auf Distanz.
    Immer wieder stieß ich in Boltes Buch auf Aussagen, die mir aus der Seelsorge geläufig sind. So schreibt er auf Seite 38: „Man soll nicht mit dem Pendel nach Dingen fragen, zu denen unser Geist gar keinen Kontakt haben kann. Was ist die Folge? Es schalten sich sofort niedere Jenseitige ein, die uns ständig umgeben in dieser Welt der Verführungen und Prüfungen. Wenn sie sehen, daß jemand medial ist und seine Medialität anwenden will, dann sind sie da und versuchen aus dem Betreffenden ihr Medium zu machen, also diesen Betreffenden zu mißbrauchen.“ – Abgesehen davon, daß ich die ganze Pendelpraxis total ablehne, stehen hier Sätze, die meiner eigenen Beobachtung entsprechen. Wer seine Medialität erkennt und anwenden will, wird Operationsbasis böser Geister. Das sagt also nicht ein Pietist oder Evangelikaler, sondern ein erfahrener Pendler.

Mind-healing – Heilung durch das Gemüt
Eine andere Heilbewegung ist in gewissem Sinne auch die Christliche Wissenschaft. Ich kann hier keine ausführliche Darstellung dieser Bewegung geben. Kurt Hutten hat das in seinem Sektenbuch “Seher, Grübler, Enthusiasten” getan.
    Zu meiner Information über mind-healing, der Heilungspraxis der Christian Science, stehen mir folgende Quellen zur Verfügung. Die beiden Hauptwerke der Amerikanerin Mary Baker Eddy, der Gründerin dieser Bewegung. Die Titel lauten „Science and Health = Wissenschaft und Gesundheit“, ferner „Vermischte Schriften“, die Jahre 1883-1896 umfassend. Dazu hatte ich Gelegenheit, die Zentrale der Bewegung in Boston (USA) zu besuchen. Es ist ein Hochhaus mit 27 Stockwerken. Das meiste Material erhielt ich aus der Seelsorge und durch die Begegnung und Diskussionen mit Anhängern dieser okkulten Bewegung.
    Entstehung und Auswirkungen der Heilmethode mind-healing zeigen deutlich, daß es sich hier nicht um biblisches Geschehen handelt. Der Anfang wird markiert durch eine okkulte Heilung. Mary war schon als Kind sehr kränklich. Nachdem ihr gesundheitlicher Zustand immer schlechter wurde, suchte sie in ihrer verzweifelten Bedrängnis als letzte Rettung den Heilpraktiker P.P. Quimby auf. Dieser kam vom Mesmerismus her und verwendete Heilkräfte suggestiver und magnetischer Art. Binnen acht Tagen war sie geheilt. Fortan verehrte sie ihn, und die Wissenschaft des geistigen Heilens zu lernen und zu praktizieren wurde nun der Inhalt ihres Lebens.
    Quimby selbst hatte durch einen umherreisenden Hypnotiseur die Macht der Suggestion kennengelernt, als dieser einen jungen Burschen in Tiefschlaf versetzte und steif wie ein Brett machte. Quimby war beeindruckt und hielt die medialen hypnotischen Kräfte für Seelenkräfte. Daraufhin experimentierte er sieben Jahre mit seinen „Seelenkräften“ und entwickelte eine neue Heilmethode. Dieser legte er die Auffassung zu Grunde, daß Krankheit vor allem das Ergebnis einer auf Furcht, Sorgen und anderen negativen Gemütsbewegungen beruhenden falschen Denkweise sei, die auf mentalem Wege überwunden werden muß. Der falschen Denkweise sollte ein richtiges Denken, den negativen Gemütserregungen die Kraft positiver Gefühle entgegengesetzt werden. Da unsichtbare magnetische Strömungen von Seele zu Seele gehen, könne der Heiler den eigenen Glauben auf den Kranken übertragen. Dieser Glaube wirke Wunder. An ihm hänge es auch, ob eine Arznei helfen oder wirkungslos bleiben würde. Darum brauche der Kranke vor allem ein „neues Denken“, das jede Angst und Mutlosigkeit ausschließe. Diesen Grundgedanken hat M.B. Eddy von Quimby übernommen und weiterentwickelt.
    Das Lehrsystem von M.B. Eddy ist reichlich kompliziert. Auf jeder Seite ihrer Bücher wird deutlich, daß dieses Lehrgebäude dem Gedankengang der Bibel nicht entspricht, obwohl viele Bibelworte zitiert werden. So schrieb sie in ihrem Hauptwerk „Science and Health“, daß wir in unserem mind (Geist, Gemüt) nur die richtige Einstellung aufbringen müssen, dann würden wir gesund. Das heißt also, daß unser Denken und unsere Vorstellungen sich verwirklichen. Das ist Autosuggestion und hat mit einem biblischen Geschehen nichts gemeinsam. Hier befindet sich M.B. Eddy in der Nähe des Psychotherapeuten Coué (1857-1926). Dieser entwickelte ein Heilverfahren, das sich auf die Autosuggestion gründet. Coué erklärte, daß die Einbildungskraft der Antrieb menschlichen Handelns ist. Diese Vorstellungskraft muß so gesteigert werden, daß sich das verwirklicht, was der Mensch sich vorstellt. Solche unbiblischen Gedanken sind leider auch in christlichen Kreisen zu finden, so z. B. bei dem Koreaner Dr. Yonggi Cho.
    Der von M.B. Eddy hundertfach gebrauchte englische Ausdruck mind-healing bedarf einer kurzen Erklärung. Mind wird übersetzt mit Gemüt, Geist, Denkkraft, Verstand. Somit heißt mind-healing sowohl Heilung durch das Gemüt als auch Heilung durch die Kraft des Denkens oder den Geist. Manchmal verwendet M.B.Eddy auch den Ausdruck Gedankenbehandlung.
    Ihre praktizierenden Schüler, die sich Ausüber nennen, heilen heute in allen Teilen der Welt direkt oder auch auf große Entfernungen mit der Kraft ihres „Gemütes“, mit „denkender Kraft“. Sie nennen das „beten“ oder für jemand „arbeiten“. Ausüber, die nicht medial sind, haben keine Heilerfolge auf Entfernung. Die Praxis von mind-healing fällt in das Gebiet der Suggestion, Autosuggestion, religiösen Suggestion und vor allem der Mentalsuggestion (mediale Beeinflussung auf Entfernung).
    Die meisten Informationen über diese okkulte Heilbewegung erhielt ich aus der Seelsorge. Das Stichwort “okkult” hat mir schwere Attacken eingebracht.

    B 13 Bei einer internationalen Missionskonferenz auf Haiti erwähnte ich bei einem Vortrag die okkulte Heiltätigkeit der Christian Science. Wütend sprang ein Teilnehmer auf, unterbrach mich und erklärte, daß er und seine Schwester durch Ausüber der Christlichen Wissenschaft geheilt worden wären. In seiner Gegenwart könne niemand diese Kirche abwerten. Nach dem Vortrag kam ein Pastor aus Kalifornien zu mir und erklärte: „Nehmen Sie das nicht so tragisch. Dieser Mann ist ein Troublemaker (Unruhestifter) wo er hinkommt. Dabei ist er Prediger einer Gemeinde.” Ich erwiderte: „Mich wundert das nicht. Nach meiner Erfahrung haben alle, die bei der Christlichen Wissenschaft geheilt worden sind, sich irgendeine Belastung oder seelischen Schaden geholt.”
    B 14 Einen anderen Angriff erlebte ich in Deutschland. In einem meiner Bücher hatte ich die Bemerkung gemacht, daß manchmal die Ausüber ihre mentalen Kräfte umkehren und den Menschen schaden, die sie verfolgen wollen. Mary Baker Eddy selbst hat das in ihren Schriften erwähnt. Sie nennt diese Umkehrung der heilenden Kräfte in schädigende Kräfte Malpraxis. Mein Angreifer behauptete nun, er hätte weder diese Gedanken noch dieses Wort in den Büchern von M.B. Eddy gefunden. Ich staune darüber und wieder nicht. Es gibt Christen, die ihre Bibel nicht lesen und so gibt es auch Scientisten, die die Bücher ihrer Chefin nicht lesen noch kennen. Ich habe selbst in den Büchern von Frau Eddy den Vorgang der Malpraxis rund 15mal erwähnt gefunden. In „Vermischte Schriften“ schreibt sie in Kapitel III (Artikel 31): „Mentale Malpraxis ist das gerade Gegenteil der Christlichen Wissenschaft. Sie bedeutet, gedanklich so zu wirken, daß dadurch das Glück eines Mitmenschen verhängnisvoll angegriffen, daß er sittlich, körperlich oder geistig geschädigt werden kann. Dies ist nicht der Gebrauch, sondern der Mißbrauch der Gedankenbehandlung, es ist mentale Malpraxis.“ Selbstverständlich heißt Frau Eddy die Malpraxis nicht gut sondern verwirft sie. Es liegen mir aber genug Beispiele vor, daß diese Grenzen von den Ausübern überschritten werden.
    Auf die Ausüber mußte ich in der Seelsorge immer wieder ein besonderes Augenmerk richten. Es muß, nach den Auswirkungen zu schließen, okkult arbeitende Männer unter ihnen geben. Wie oft wurde mir gebeichtet, daß ausgetretene Scientisten von ihren Ausübern verfolgt wurden.

    B 15 Ein Ausüber der Christlichen Wissenschaft erkannte seinen Irrweg und meldete seinen Austritt an. Man schrieb ihm von der Zentrale in Boston, er würde das zu bereuen haben. Kurz danach bekam er eine unerklärliche Hautkrankheit, mit der kein Dermatologe (Hautspezialist) fertig wurde. Der Patient häutete sich wie eine Schlange. Dieser Vorgang wiederholte sich mehrmals. Beim dritten Mal starb er. Der Beweis läßt sich nicht erbringen, daß diese schwere Erkrankung die vereinte Malpraxis von sechs oder zwölf stark medialen Ausübern war. Ich kann nur wahrheitsgemäß berichten, daß mir das in der Seelsorge auch bei anderen okkulten Bewegungen gebeichtet wurde. In den USA gibt es eine Strömung, die in gleichen Fällen „Soul Force” = Seelenkraft anwendet, um ein “irrendes Schaf” zurückzuholen. – Mir sind solche Vorgänge auch aus der Magie bekannt. Wie die Besprecher und Magier Krankheiten heilen können, so vermögen sie auch Krankheiten anzuhängen.

    B 16 Ein Akademiker war lange Zeit Mitglied der Christlichen Wissenschaft. Nach und nach erkannte er den Ungeist dieser Bewegung und entschloß sich auszutreten. Der Ausüber drohte ihm darauf: „Das werden Sie zu bereuen haben.“ Trotzdem vollzog der Akademiker die Trennung. Es stellten sich aber hinterher viele Störungen ein. Er litt unter furchtbaren Kopfschmerzen, Schlaflosigkeit, hatte oft ein Flimmern vor den Augen und Bewußtseinstrübungen. Auch im Geschäft erlebte er viel Unglück. Die Drohung hatte sich also erfüllt.
    Die Heilungen der Scientisten haben mit den biblischen Heilungen nichts gemeinsam. Wenn ein Christ für einen Kranken betet, so geschieht das in der Haltung: Herr, dein Wille geschehe. Bei der biblischen Heilung geht die heilende Kraft von Christus aus. Bei mind-healing ist die Ursache der mental-arbeitende Ausüber. Die häufig gebrauchten Bibelworte, das ganze fromme Beiwerk ist nur Tarnung.
    Wir stehen bei der Christian Science vor einer okkulten Bewegung, vor der die Christen entschieden gewarnt werden müssen, zumal hier tausendfach in mißbräuchlicher Weise das Wort Gottes als Steigbügelhalter benützt wird. Mitunter bringen Scientisten Berichte heraus, die so wunderbar mit christlichem Gedankengut geschmückt sind, daß der schlichte Christ davon erfaßt wird. Ich darf nur das Buch “Heilendes Licht” von Agnes Sanford erwähnen. Wunderbar geschrieben, aber dennoch nicht völlig im Einklang mit dem Worte Gottes.

Tranceheilungen
Bei meinen vielen Missionsreisen habe ich noch kein Land entdeckt, das keine medialen Heiler hätte. In nichtchristlichen Ländern ist ohnehin seit Jahrtausenden die mediale Heiltätigkeit die übliche Form. Weit verbreitet ist die Form der Trancediagnose und Tranceheilung.

B 17 In Südbaden gab es die beiden Brüder Seiler, die im Volksmund „die Schläfer“ heißen. Wenn ein Patient das Sprechzimmer betrat, zog der behandelnde Heiler sich für einen Augenblick in ein dunkles Kabinett zurück. Dort versetzte er sich für einige Sekunden in Trance. Danach war die Diagnose perfekt. Als Mittel gaben die beiden Brüder homöopathische Medikamente aus. Wenn unter den Wartenden im Wartezimmer ein gläubiger Christ betete, wurden beide Tranceheiler gestört. Solche Beter wurden dann mit groben Worten weggeschickt. In meiner Kartei ist ein Brief der Brüder Seiler. Es ist der älteste Brief von Besprechern, der mich je erreicht hat.
    Gebrüder Seiler                Ottenheim, 5. März 1933
        Heilkundige
        Ottenheim – Baden
    „Sehr geehrter Herr!
    Bezugnehmend auf Ihr wertes Schreiben möchte ich Ihnen kurz antworten auf Ihre Fragen. Immer denke ich mit     dankbarem Herzen an Gott, der mir diese Gabe verlieh, der Menschheit zu helfen. Ich kann nicht glauben, daß unsere     Betätigung gegen Gottes Willen sein sollte, dürfen wir doch auf so viele Erfolge zurückblicken. Sollten Sie mal unsere     Sprechstunde aufsuchen, so werde ich Ihnen noch mehr sagen können.
        Hochachtungsvoll –         Seiler“

Die Auswirkungen der Seilerschen Trancediagnosen konnte ich beobachten, da auch von meinem Heimatdorf Berghausen, 110 km von Ottenheim entfernt, viele in die Sprechstunde dieser „Schläfer“ gingen. Einmal wurde ich mitten in der Nacht zu einer Frau geholt, die sich hatte behandeln lassen. Es war eine Frau mit einer guten kirchlichen Einstellung. Sie wurde nicht geheilt, aber in der Nacht nach dem Behandlungstag erlitt sie einen furchtbaren Angriff. Sie meinte, ersticken und sterben zu müssen. Ihr ganzer Körper brannte. Sie sah dann ein, daß sie falsche Kräfte in Anspruch genommen hatte.

Bei meinen Vortragsreisen durch die USA stieß ich auf das Buch „Edgar Cayce, the Sleeping Prophet.“ Es handelt sich um ein Taschenbuch, das eine millionenfache Auflage erlebt hat und zum Bestseller wurde. Darüber hinaus hatte ich Seelsorge und Diskussionen im Zusammenhang mit diesem Mann.

    B 18 Edgar Cayce ist der bekannteste amerikanische Tranceheiler, ausgerüstet mit medialen Kräften der Heilung und der wahrsagerischen Prophezeiungen. Sein Großvater war Farmer, der schon mediale Kräfte besaß. Er konnte mit der Rute Wasser suchen. Edgar, sein Enkel, hatte wahrscheinlich von diesem Großvater eine sukzessive Medialität, die er im Alter von sieben oder acht Jahren entdeckte. Die Eltern Cayce waren Mitglieder einer Presbyterianischen Kirche. Edgar hat in seiner Heimatkirche die Sonntagsschule besucht. Später wurde er sogar einer der Sonntagsschullehrer.
    Die Entdeckung seiner Medialität basiert auf einem interessanten Jugenderlebnis. Eines Abends sagte Cayces Vater zu seinem Sohn: „Du bleibst heute abend so lange auf, bis du deine Lektion für die Schule gelernt hast.“ Gegen 23 Uhr war der kleine Knirps furchtbar müde und legte seinen Kopf auf das Buch. Da hörte er eine Stimme: „Schlafe ruhig, wir helfen dir.“ Er schlief ein, wachte nach zehn Minuten wieder auf und wußte Wort für Wort die Lektion des Buches. Mir ist diese Hellseherfähigkeit einige Male in der Seelsorge begegnet.
    Von seinem 24. Lebensjahr an machte Cayce Schlagzeilen. Wenn ein kranker Mensch bei ihm Rat und Hilfe suchte, versetzte sich Cayce für einige Sekunden in Trance. Nach vier oder fünf Sekunden konnte er dem Besucher seine Krankheit angeben. Er verschrieb dann ein Medikament, das der Kranke sich in der Apotheke holte. In manchen Fällen stellte er nicht nur eine Trance-Diagnose, sondern gab auch durch Mentalsuggestion einen Heilungsimpuls. In diesem Fall war ein Medikament nicht erforderlich. Wenn Cayce sich in die spiritistische Trance versetzte, konnte er jede Krankheitsursache eines Menschen finden. Im Wachzustand wußte Cayce dann nicht, was er gesagt hatte. Oft konnte er nicht einmal die medizinischen Ausdrücke richtig aussprechen, die er in der Trance fachgerecht gebraucht hatte. Einmal bat ein Italiener Cayce um eine Diagnose. In der Trance gab Cayce dann in fließendem Italienisch Antwort. Er antwortete auch in Französisch, Spanisch, Deutsch und in anderen Sprachen, die er nicht gelernt hatte, die aber mitgeschrieben wurden. Was Cayce in der Trance diagnostizierte, wird readings = Lesungen, Aussagen genannt.
    Wenn ein Amerikaner Heilung oder Hilfe brauchte, schrieb er dem „Propheten“ einen Brief. Cayce konzentrierte sich auf den Brief und versetzte sich in Trance. In diesem Zustand erkannte er dann exakt die Krankheit des Bittstellers und konnte ihn gleichzeitig heilend beeinflussen. Genauso konnte er verlorene Gegenstände in dieser Weise auffinden oder auch Zukunftsprognosen geben, die eintrafen.
    Weil er alle seine Hilfsaktionen in der Trance durchführte, nannte man ihn den „schlafenden Propheten“. Im Grunde genommen stecken in dieser Bezeichnung zwei Fehler. Es handelt sich  nicht um einen Schlaf, sondern um Trance. Der Unterschied ist schnell geklärt. Wenn er in Trance lag, konnte man ihn mit einer Nadel stechen. Er spürte es nicht. Ein Schläfer wäre durch diese Nadelstiche aufgewacht. Ferner ist er nicht ein Prophet, sondern ein Zauberer. Simon Magus und Elymas in der Apostelgeschichte waren Zauberer und keine Männer Gottes. Wir leben aber heute in einer so chaotischen Zeit, daß alle Begriffe verwechselt und dem Teufel noch Ehren erwiesen werden. Das Argument, Cayce habe vielen geholfen, stimmt nur zum Schein. Er hat viele belastet und hat dem amerikanischen Volk einen schlechten Dienst erwiesen. Natürlich werden Heilerfolge nicht geleugnet. Die Bibel weiß auch von dämonischen Wundern (Matth. 24,24; 2.Thess. 2,9).
    Cayce war neben seiner okkulten Tätigkeit auch aktives Mitglied einer christlichen Kirche. Er hatte die lobenswerte Gewohnheit, jedes Jahr die ganze Bibel zu lesen. Seine medialen Kräfte hielt er für Gaben des Heiligen Geistes. Er entwickelte biblische Sonderlehren. So lehrte er die Reinkarnation, die Ansicht, daß der Mensch mehrmals geboren wird, um sich höher zu entwickeln. Cayce behauptete schließlich, er hätte schon in der biblischen Zeit vor 1900 Jahren gelebt und wäre der Neffe des Arztes Lukas gewesen. Wir stehen hier vor einem seltsamen Gemisch von Bibelstudium und Zauberei. Das ist eine Spezialität Satans, sich fromm zu tarnen. Leider werden auch viele Christen durch solche Erfolge getäuscht, weil sie nicht zwischen charismatischen und medialen Kräften unterscheiden können.

Die Filipino – Heiler
Bei meinen Vortragstouren auf den Philippinen kam ich in der Seelsorge mit Menschen in Kontakt, die sich von solchen spiritistischen Heilern hatten helfen lassen. Seit Jahren machen diese Heiler von sich reden. Sie haben ja große Wallfahrten zu den Orten ihrer Wirksamkeit, wie zum Beispiel Baguio,der sogenannten Stadt der Heiler, hervorgerufen. Von Europa und den USA kommen Gruppen von Ärzten und anderen Akademikern zu diesen Heilern. Manche glauben, es handle sich um göttliche Heilungen, weil die Heiler die Bibel, den Rosenkranz, Kruzifixe und kleine Hausaltäre in ihrer Wohnung haben und sich als gläubige Katholiken ausgeben. Nahezu alle Filipino-Heiler gehören zur Union Espiritista Christiana de Filipinas = spiritistisch christliche Vereinigung der Philippinen. Diese Kombination ist aber nicht möglich. Entweder wir sind Christen oder wir sind Spiritisten. Eine Vermengung der beiden entgegengesetzten Kraftfelder ist nicht möglich, ohne daß wir schwersten geistlichen Schaden leiden.

    B 19 Auf den Philippinen nahm ich die Berichte eines Astralchirurgen auf. Nach dem Glauben der Spiritisten hat der Mensch nicht nur einen materiellen, sondern auch einen Astralleib. Der Filipino führt bei seinen Patienten Scheinoperationen an diesem Astralleib durch, aber alles ohne Instrumente. Er versetzt sich in Halbtrance und macht über dem Patienten Handgriffe, als würde er regulär operieren. Die geheilten Patienten behaupten, er könne auf diese Weise einen Blinddarm oder eine Gallenblase entfernen, ohne daß die Bauchdecke aufgeschnitten wird. Eine Frau, deren Gallensteine röntgenologisch erkannt worden waren, ließ sich von diesem Astralchirurgen behandeln. Hinterher zeigte das Röntgenbild, daß die Steine verschwunden waren. Wir hätten in diesem Fall eine Art spiritistischen Apports vor uns. Apporte bedeuten Auftauchen und Verschwinden in geschlossenen Räumen. Es könnte auch ein Vorgang der Dematerialisation sein. Materie wird abgebaut und löst sich auf.
    Zur Tätigkeit dieses Filipino habe ich zwei Beichtgespräche gehabt. Ein Student, der sich einer solchen „Geisteroperation“ unterzogen hat, kam mit schwersten Depressionen zurück. Er litt unter Selbstmordgedanken, war völlig apathisch, konnte sein Studium nicht mehr fortsetzen. Er suchte zuerst einen Psychotherapeuten auf, der nicht mit ihm klar kam. Der Therapeut schickte den Studenten zu mir. Ich versuchte, ihm den Weg zu Jesus und zur Befreiung zu zeigen. Es gelang nicht. Seine Seele war wie versteinert.
    Die zweite Patientin dieses Filipino, die zu mir kam, war eine gläubige Schweizerin. Sie war seit Jahren krank und ließ sich durch die wunderbaren Heilberichte dazu verleiten, auf die Philippinen zu reisen. Sowohl sie als auch ihre Angehörigen beteten viel für diese Reise und die Behandlung. Der Filipinoheiler konnte nichts an ihr ausrichten. Das Gebet hatte ihn blockiert.

Der Trance-Chirurg
Von den Philippinen gehen wir nach Brasilien, einem Land, das ich neunmal bereist habe. Mehrere meiner Vortragstouren wurden von Kreispfarrer Braun vorbereitet. Er hat mich großenteils mit dem Wagen zu den Einsatzplätzen gefahren. Bei diesen Fahrten kamen wir auch durch Belo Horizonte, der Wirkungsstätte von Arigo, dem spiritistischen Chirurgen-Genie. Was Arigo alles vollbracht hat, ist eine Kette von Wundern – allerdings dämonischen Wundern. Die katholische Kirche selbst bezeichnete ihn als spiritistischen Heiler, obwohl Arigo zur katholischen Kirche gehört.
    B 20 In dem erwähnten Städtchen Belo Horizonte ereignete sich ein unglaubliches Operationswunder Arigos. Der Senator Lucio Bittencourt hatte eine Wahlversammlung gehalten, zu der auch Arigo und seine Freunde von Cogonhas angereist waren. Bittencourt hatte Lungenkrebs und plante, sich nach der Wahlveranstaltung in den USA operieren zu lassen.
    Der Senator und Arigo übernachteten im gleichen Hotel. In der Nacht sieht Bittencourt plötzlich Arigo mit einem Rasiermesser in der Hand in seinem Zimmer. Er hört noch die Worte Arigos: „Sie befinden sich in großer Gefahr.“ Dann verliert er das Bewußtsein. Als er wieder zu sich kommt, fühlt er seinen Zustand verändert. Er macht Licht und entdeckt Blutgerinnsel an seiner Pyjamajacke. Er zieht die Jacke aus und betrachtet den Oberkörper im Spiegel. Er beobachtet am Brustkorb einen feinen Schnitt. Da er um Arigos Heilkunst weiß, eilt er in das Zimmer Arigos und fragt ihn: „Hast du mich operiert?“ – „Nein, Sie haben wohl zuviel getrunken.“ Der Senator antwortet: „Das muß ich genau wissen. Ich nehme das nächste Flugzeug und gehe zu meinem Arzt in Rio.“ Bittencourt erklärt dem Arzt nur, daß er operiert worden sei. Der Spezialist macht Röntgenaufnahmen und bestätigt: „Ja, Sie sind nach den Regeln der amerikanischen Chirurgie operiert worden. So weit sind wir hier in Brasilien noch nicht.“ Erst dann erläuterte der Senator, was geschehen war. Diese Geschichte ging als große Sensation durch die Zeitungen und löste eine Flut von Besuchern in Arigos „Klinik“ aus.
    Amerikanische Ärzte kamen, Journalisten, Kameramänner, die alle möglichen Tests durchführten, ohne je einen Betrug zu entdecken. Arigo war zu jeder Prüfung bereit. Er „operierte“ auch unter der laufenden Filmkamera. Ein amerikanischer Arzt, Dr. Puharich, ließ sich sogar ein Lipoma entfernen. Die Operation wurde mit einem rostigen Messer ohne Lokalanästhesie, ohne Desinfektionsmittel durchgeführt. Dr. Puharich empfand auch keine Schmerzen. Auch dieser Eingriff erfolgte unter laufender Filmkamera.
    Welchen Charakter haben diese merkwürdigen operativen Eingriffe? Arigo, ein Hilfsarbeiter ohne jegliche medizinische Ausbildung, führt alle diese Operationen in Trance aus. Er behauptet, der Geist eines deutschen Arztes, Dr. Adolph Fritz, würde ihn „besessen“ machen. Dieser Hinweis ist deshalb irreführend, weil kein deutscher Arzt solche Operationen ohne Narkose, ohne Desinfektion mit einem rostigen Messer durchführen würde und etwa damit eine Lungenoperation vornehmen könnte. Die Operationsschnitte von Arigo heilen auch ohne Naht mit großer Schnelligkeit zu. Zum andern kann kein Arzt der Welt auf Entfernungen ohne jede Untersuchung exakte Diagnosen stellen. Wenn Arigo in Trance ist, gibt er bei jedem Besucher sofort die exakte Diagnose an. Hier handelt es sich um die sogenannte hellfühlende Diagnose, wie wir sie nur bei den stärksten spiritistischen Medien finden.
    Es handelt sich bei Arigo um nichts anderes als um eine dämonische Besessenheit. Dabei kann uns auch nicht die Frommtuerei hinweghelfen. Arigo hat über seiner Haustür ein Schild: „Hier in diesem Haus sind wir alle Katholiken.“ Bei der Operation in seinem Haus stellt er die Patienten unter ein Jesusbild und den Spruch „Pense em Jesus“ = Denke an Jesus. Bevor er morgens seine Arbeit beginnt, betet er ein Vaterunser. Diese fromme Umrahmung täuscht die Besucher. Es sind die verheerenden Nebenwirkungen, die mich zur stärksten Warnung veranlassen. Diese Wunderheilungen werden an den Teufel mit dem Verlust des Seelenheils bezahlt.
    Übrigens wurde der Senator später durch ein Flugzeugunglück getötet und Arigo durch einen Autounfall. Auch das ist eine Häufigkeitserscheinung, daß okkult Belastete oder gar dämonisierte Menschen oft in einem tödlichen Unfall enden. In meiner Kartei habe ich viele solcher Beispiele. – Wollen wir uns nicht endlich warnen lassen?

Die Glaubensheiler
Die schwarmgeistigen Heilbewegungen sind eine der größten Nöte der christlichen Gemeinden der Gegenwart. Hier geht es um Charismata und Pseudocharismata. Beide sind unvereinbar. Die Unterscheidung zwischen den medialen und den göttlichen Wundern ist jedoch oft nur möglich, wenn eine Gabe der Geisterunterscheidung vorliegt. Grundsätzlich ist es wichtig, den Charakter der medialen Kraftwirkungen zu erkennen. Zuvor bedarf der Ausdruck „medial“ einer Erklärung.
    Philologisch kommt der Ausdruck medial aus dem Lateinischen: medium = das Mittel, die Mitte, die Mittlerrolle. Diese Bezeichnung wird auch für die spiritistischen Kontaktpersonen benutzt. Ein Medium stellt die Verbindung zwischen unbekannten Kräften, Bereichen, Geistern und uns her. Die Energie, die dabei entfaltet wird, heißt medial. Das Wissen über die Medialität, das in der östlichen Welt zum Abc des Verständnisses gehört, wird in der westlichen Welt angezweifelt. Das hängt auch damit zusammen, daß in der östlichen Welt über 90 % der Menschen medial veranlagt sind, in der westlichen Welt vielleicht 10 %.
    Medialität kann auf dreifache Art und Weise entstehen:
durch Übertragung, 
    durch magische oder spiritistische Experimente, 
    durch Vererbung.

B 21 Ein berühmtes Beispiel für eine mediale Übertragung ist der Heilungsprediger Oral Roberts. Er ist hochmedial und sagte in Berlin 1966 in meiner Gegenwart: “Ich war als Junge krank und wurde von einem alten Indianer geheilt. Seit dieser Zeit hatte ich selbst eine Heilgabe.” Übertragung und okkultes Experimentieren ist Schuld und Belastung zugleich, wenn es manchmal auch aus Unwissenheit geschieht.
    Die ererbte Medialität dagegen ist ein Späteffekt der Zaubereisünden der Vorfahren. Diese Form der medialen Veranlagung ist oft den Trägern unbewußt. Sie stellt auch zunächst keine Schuld dar, weil z.B. ein Enkel nicht dafür haftbar zu machen ist, was sein Großvater getrieben hat. Mediale Vererbungen gehen tatsächlich oft bis ins vierte Glied und sind damit eine Erfüllung des ersten Gebotes. Wenn sie zwar keine direkte Schuld darstellen, so sind sie doch eine Belastung. Wer diese ererbte Medialität wieder praktiziert, dem wird sie zur Schuld. Die ererbte Medialität ist auch nicht dämonisch, bedeutet aber eine offene Tür für dämonische Einflüsse. Sie wird aber zur dämonischen Belastung, wenn man sie praktiziert. Aus diesem Grunde soll der Christ, der eine solche Vererbung entdeckt, Gott darum bitten, daß er sie wegnimmt und dafür die Kraft des Heiligen Geistes schenkt. Schlimm ist es allerdings, wenn Jünger Jesu ihre Medialität eines Tages entdecken und dann annehmen, es seien charismatische Kräfte, durch den Heiligen Geist gegeben.

Die Beurteilung solcher Wunderheiler gehört zum Wächteramt der Gemeinde Jesu Christi. Es sind vor allem drei Männer, deren Weg ich persönlich verfolgen konnte: Branham, Hicks, Zaiss. Allen drei gemeinsam ist das Abhalten von großen religiösen Massenversammlungen mit anschließenden Heilungsversammlungen. Was ich über diese drei Männer zu sagen habe, ist kein leichtfertiges Urteil gehässiger Kritik. Jahrelang habe ich sorgfältig alles erreichbare Material über diese drei Heilungsprediger gesammelt, alle Veröffentlichungen für sie und gegen sie gelesen, sie selbst gehört, ihre Heilungen überprüft und alles mit der Heiligen Schrift verglichen. Es geht mir nur um die Einhaltung des Bibelwortes: “Prüfet die Geister, ob sie von Gott sind.” Es ist unmöglich, alles Material, welches mir zur Verfügung steht, hier zu entfalten. Darum werden nur einige Hinweise gegeben.

William Branham ist ohne Zweifel der problematischste von diesen drei Männern. Es zeigen sich bei ihm wahrsagerische, heilmagnetische, magnetopathische, magische aber auch biblische Eigenschaften. Alles ist mit christlichen Worten überdeckt. Von seinen wahrsagehörigen Eltern brachte er gewisse okkulte Belastungen mit. In Karlsruhe erklärte er: “Ich bin von Geburt an visionär veranlagt.” Ich bin selbst Zeuge dieser Aussage. Hier wird ein biblischer Tatbestand mißachtet. Geistesgaben (charismata) werden nicht durch die natürliche Geburt verliehen, sondern durch die Wiedergeburt. In Zürich kam folgender typischer Fall vor.

    B 22 Branham rief einen jungen Mann auf das Podium. Es entwickelte sich folgendes Gespräch: “Wir kennen uns noch nicht.” „Nein“, erwiderte der junge Mann. „Sie tragen in Ihrer Rocktasche den Brief einer jungen Dame.” „Ja.” „In dem Brief ist ein Foto von mir.” „Das stimmt.” „Zeigen Sie das Bild.” Der junge Mann holte es hervor. Daraufhin hob Branham das Foto in die Höhe und wandte sich an die Zuhörer mit der Frage: „Bin ich nicht ein Prophet Gottes?” Stürmisches Hallelujarufen war die Antwort. Wir fragen: „Soll ein Wahrsagekunststück Beweis der Prophetenschaft sein?”
Hier wird Wahrsagen mit Weissagen verwechselt. Wahrsagen geschieht aus Kräften von unten (Apg.16,16). Weissagen geschieht aus einer Inspiration des Heiligen Geistes (Apg. 21,11). Warum kommt es außerdem Branham immer wieder sosehr darauf an, seine Prophetenschaft zu beweisen? Was soll außerdem der fetischistische (heidnisch, dinglich, magische) Brauch, eine Kiste voller Papierservietten zu segnen und sie an die Kranken zu verteilen? Das hat wahrhaftig nichts mit Apg. 19, 12 zu tun. Warum ist Branham nach seinen Vorträgen so erschöpft wie ein ausgepumpter Heilmagnetiseur? Jesus und seine Jünger wurden nicht torkelnd und völlig entkräftet weggeführt, wenn sie Kranke in der Vollmacht Gottes geheilt hatten. Warum wird Branham von betenden Brüdern, die sich in der Zuhörermenge befinden, in seiner Heiltätigkeit gestört? Zweimal erklärte er in solchen Fällen: „Es sind Gegenströmungen da.“ Branham wußte nicht, daß wir einen Gebetskreis unter die Heilungsuchenden gemischt hatten, die den Herrn um Klarheit anriefen. Prompt war Branham jedesmal gehemmt, irgendetwas zu unternehmen. Er reagierte also genau wie die okkulten Heilpraktiker, die einen betenden Menschen in der Sprechstunde sitzen haben. Es liegen soviele Beweismittel vor, – sie können hier nicht alle angeführt werden – daß folgender Schluß gegeben ist: Branham besitzt mediale Fähigkeiten.

    B 23 In Karlsruhe kam ein ehemaliges spiritistisches Medium mehrmals zur seelsorgerlichen Aussprache. Sie will Christus nachfolgen und hat sich von allem früheren spiritistischem Treiben gelöst. Leider hat sie noch mit ihrer ehemaligen medialen Veranlagung zu kämpfen. In der Aussprache erklärte sie mir: „Ich habe alle drei Wunderheiler gehört: Branham, Hicks und Zaiss. Mit allen drei hatte ich sofort medialen Kontakt, am schnellsten mit Branham.” Sie fügte noch hinzu: „Mit Ihnen bekomme ich keinen medialen Kontakt.” Ich erwiderte ihr: „Gott sei Dank, daß Sie mit mir keinen medialen Kontakt gewinnen.” – Genau das gleiche Erlebnis wiederholte sich in München. Anläßlich eines Aufklärungsvortrages kam eine Frau zur Seelsorge und berichtete mir, daß sie mit den drei großen Heilern sofort mediale Verbindung gewonnen hätte.
    Branham kam in seiner Jugend zu Christus und schleppte diese dunklen, medialen Fähigkeiten, ohne es zu wissen, mit in die Nachfolge Jesu. Heute verwechselt er wie seine Anhänger diese Fähigkeiten mit Geistesgaben. Sein Dienst wirkt sich in den christlichen Kreisen spaltend, verwirrend und fanatisierend aus. Er ist der ausgesprochene Typ des Schwarmgeistes, vor dem der schriftgebundene Christ warnen muß. Schwarmgeisterei hat ja vieles mit den okkulten Bewegungen gemeinsam. Das zeigt sich an den Auswirkungen. Schwarmgeistige Handauflegungen haben oft die gleichen Nebenerscheinungen wie die okkulte Besprecherei. Bezeichnend ist, daß auch amerikanische Gottesmänner wie Billy Graham sich von Branham und seiner Bewegung distanzieren.

    B 24 Eine Frau war in der Heilungsversammlung von Branham in Zürich. Branham erklärte ihr: „Ich sehe ein Licht über Ihnen. Ein Engel kommt auf Sie zu. Sie werden gesund.“ Die Frau betete bei dieser Heilungshandlung durch Branham. Es ging ihr hinterher gesundheitlich nicht besser, sondern schlechter. Wochenlang hatte sie schwere Anfechtungen mit Zweifeln. Zuletzt trieb sie eine schwere Verzweiflung zu mir in die Aussprache.

    B 25 Branham gab in einer Heilungsversammlung die Aufforderung: „Wer glaubt, daß ich ein Prophet Gottes bin, der antworte mit Ja.“ Ein anwesender Pfarrer folgte dieser Aufforderung. Hinterher erlebte dieser Pfarrer bei der Heimfahrt eine Ohnmacht. Er erbrach sich und bekam einen Blutsturz. Im Krankenhaus fand man die Ursache für dieses merkwürdige Ergehen nicht. Der Pfarrer bekam Depressionen und wurde einige Wochen innerlich hin- und hergerissen. Seine Glaubensnöte und Anfechtungen hielten einige Monate an.
    William Branham entwickelte sich schließlich zu einem starken spiritistischen Medium.
    B 26 Branham sagte vor Jahren zu seinem Dolmetscher Pastor Ruff: „Wenn mein Engel nicht das Zeichen gibt, kann ich nicht heilen.” Da Ruff mehrfach spiritistische Dinge im Dienst von Branham beobachtete, verließ er ihn. Dieser sogenannte „Engel” von Branham ist ein böser Geist in Lichtgestalt. Wir stehen hier vor der Tatsache, daß der Teufel in Lichtgestalt erscheint (2. Kor. 11,14).

Arbeitete Branham in christlichem Gewand sehr stark auf medialer Basis, so liegen bei Tommy Hicks außer christlichen Elementen auch starke suggestive Fähigkeiten vor. Etliche seiner Heilwirkungen geschehen auf der Ebene der seelischen Schockwirkungen.

    B 27 Ein psychologisch gebildeter Akademiker litt an einer chronischen Lähmung. Nach einer Behandlung durch Hicks ging die Lähmung zurück. Im Verlauf von drei Wochen kehrte die alte Erkrankung fortschreitend zurück. Der Patient bezeichnete die vorübergehende Besserung selbst als die Auswirkung einer suggestiven Stoßtherapie. Es werden die Suggestionen (seelische Beeinflussungen) von Hicks, weil sie unter christlichen Worten und Gebeten angewandt werden, genau wie bei Branham, mit Geistesgaben verwechselt. Im allgemeinen wirkt aber Hicks nach dem Urteil vieler Brüder nicht so unheimlich wie Branham. Er gehört jedoch in die Gruppe der Schwarmgeister.

    B 28 Ein Schweizer Pfarrer besuchte eine Heilungsversammlung von Hicks. Dieser gab den harrenden Kranken den Auftrag: Wer jetzt glaube, daß Christus ihn anrühren könne, lege seine Hand auf die kranke Körperstelle. Es würde sie alle dann ein Strom der Heilung durchfließen. Der Pfarrer leistete der Aufforderung Folge. Drei Wochen später kam er zu mir zur Aussprache und berichtete, er hätte in diesen drei Wochen schwere Anfechtungen gehabt und vorübergehend seine Glaubensgewißheit verloren. Es wäre ihm deutlich geworden, daß das kein biblischer Vorgang gewesen wäre. Die Auswirkungen, die er selbst zu tragen hätte, hätten ihm diese merkwürdigen Heilungskräfte verdächtig gemacht.

    B 29 Der Wunderheiler Hicks legte einem schielenden Kind die Hände auf. Die Eltern kamen nach dieser Heilbehandlung zu einer seelsorgerlichen Aussprache und erklärten, das Kind könnte seither nicht mehr schlafen. Es würde die ganze Nacht über mit offenen Augen im Bettchen liegen. Die Eltern bringen diese merkwürdigen Erscheinungen mit der Handauflegung durch Hicks in Verbindung.

    B 30 Eine Frau mit starken Schmerzen besuchte eine Hicks-Versammlung. Sie blieb zur Krankenbehandlung zurück. Hicks forderte die Kranken auf, mit den Händen eine Kette zu bilden. Die kranke Frau, meine Berichterstatterin, folgte der Aufforderung. Sie erhielt außerdem noch eine Handauflegung durch einen Mitarbeiter von Hicks. Daraufhin mußte sie drei Wochen das Bett hüten und leidet unter einer merkwürdigen Unruhe und Depressionen. Die frühere Gewißheit des Glaubens ist völlig verschwunden.

Viele Nöte bereitet uns auch die Beurteilung der Heilbewegung von Hermann Zaiss. Es sei vorweggenommen, daß Zaiss keinesfalls auf die Stufe von Branham und Hicks zu stellen ist. Zaiss selbst äußert Bedenken gegen die Arbeitsweise dieser Männer. Seine Heilungen liegen auch nicht auf medialer sondern auf religiös-suggestiver Ebene. Auch geht Zaiss nicht völlig einig mit der Pfingstbewegung. Dennoch sind es vor allem Leute aus diesen Kreisen, die zu seinen Anhängern gehören. Die Beurteilung seiner Arbeit pendelt zwischen zwei Extremen. Seine Anhänger halten ihn für den größten deutschen Evangelisten und kämpfen zum Teil fanatisch mit allen Mitteln für seine Sache. Die anderen wollen in dieser Bewegung unbiblisches Geschehen erkennen.
    In dieser Flut der Zustimmung und Ablehnung muß eine sachliche biblische Stellungnahme gefunden werden. Zur Beurteilung steht mir folgendes Material zur Verfügung: mitstenografierte Vorträge, ein selbst gehörter Vortrag und miterlebte Heilungsversammlungen, zwei Unterredungen mit H. Zaiss, die im wohltuenden brüderlichen Geist verliefen, ferner Seelsorge in vielen Städten an Menschen, deren Heilung durch Zaiss nicht anhielt. Dazu kommt das von Freunden gesammelte Material.

    B 31 Ein Arzt erklärte mir: „Ich habe durch Bruder Zaiss den Anstoß erhalten, Christus nachzufolgen.” – Ein Lehrer berichtete, daß er in einer Zaissversammlung den Anstoß zu seiner Bekehrung erhalten hätte.

Diese Zeugnisse werden ernst genommen und zeigen, daß Gott auch aus irrigen Bewegungen Menschen erretten kann. Das entspricht der Größe und Gewalt seiner Gnade, die keine Schranken hat. In der Seelsorge beobachtete ich jedoch leider, daß solche Menschen, die in der Zaissbewegung einen echten Anstoß erhalten haben, eine starke Personenbindung an Zaiss haben. Sie können kaum einem anderen Reichgottesarbeiter zuhören. Vor allem ertragen sie nicht die geringste Kritik. Es liegt in ihrem Christsein ein gewisser fanatischer Zug. Der Lehrer, von dem ich oben berichtete, durfte durch die Gnade Gottes das erkennen. Um aus dieser fanatischen Enge herauszukommen und den Zug zur biblischen Weite zu finden, sagte er sich von Zaiss los.

Es liegen in der Zaissbewegung biblische und unbiblische Elemente. Die Verkündigung erreicht Fernstehende und Außenseiter, an die Kirche und Gemeinschaften nur schwer oder gar nicht herankommen. Ferner darf der Ruf zur Heilung des ganzen Menschen ruhig einmal die christliche Gemeinde aufrütteln. Es ist weithin vergessen worden, daß euangelizesthai = evangelisieren im Neuen Testament den Doppelauftrag „retten und heilen” in sich schließt. Hier besteht ein echtes Anliegen. Allerdings ist die Art, wie dieses Anliegen in der Zaissbewegung vertreten wird, nicht mehr als biblisch anzusehen. Wieviel Sensationelles, Suggestives und Kurzschlüssiges mußte ich selbst feststellen, so daß hier eindeutig von Suggestionsheilung gesprochen werden muß. Der Heilige Geist läßt es aber nicht zu, daß dem göttlichen Wirken fremdes Feuer beigemengt wird. Wenn es doch Christus gelingen lassen möchte, daß diese Bewegung völlig in biblische Linien einmündet.

Pseudocharismatische Phänomene und Heilungen
Die Bibel spricht deutlich von einer kommenden Zeit der Verführung. Dem entspricht unsere gegenwärtige Weltsituation. Irreführung und Selbsttäuschung sind ein Merkmal unserer Zeit. Die Macht der Verführung richtet sich gegen den Menschen als ein Geschöpf mit Geist, Seele und Leib (1.Thess. 5,23).

Der intelligente Mensch erliegt der Verführung auf dem intellektuellen Gebiet. Er wird das Opfer zeitgenössischer Tagesphilosophien und irrgeistiger Strömungen. Unter diese Rubrik fällt auch die neurationalistische Theologie. Sie leugnet alles, was nicht auf die menschliche Vernunft zugeschnitten ist.

Der materialistische Mensch erliegt der Verführung auf dem Gebiet des Lebensgenusses. Sex ist sein Zauberwort.

Der fromme Mensch erliegt der Verführung auf religiösem Gebiet. Jesus selbst sagt ja voraus, daß falsche Christi auftreten, die dämonische Zeichen und Wunder tun und damit viele verführen (Mt. 24,4; 11; 24). Es gibt heute christliche Gruppen, die dem echten Verlangen nach neuen Segnungen dadurch entgegenkommen, daß sie viel von den Geistesgaben reden. Geistesgaben ja – unbedingt ja – aber es müssen echte Geistesgaben sein (1. Kor. 12,7-11) und nicht psychische oder gar dämonische Nachäffungen.
Rumor der Psyche ist nicht Kraft und Gabe des Heiligen Geistes. Leider hat die sogenannte Charismatische Bewegung, die heute über die Erde hinwegfegt, nicht den Charakter einer echten charismatischen Erweckung, sondern einer psychischen Epidemie, aufgebaut auf dem Unterbewußtsein eines religiösen oder gar gläubigen Menschen. Es muß auch klar gesagt werden, daß neben allen unbiblischen Strömungen viele treue Kinder Gottes in ihr zu finden sind, denen leider die Gabe der Geisterunterscheidung fehlt, sonst würden sie dieses Lager verlassen. Im Ansatzpunkt kann man die Anhänger der Charismatischen Bewegung gut verstehen. Die kalten Kirchengemeinden mit ihrem traditionellen und geistlosen Betrieb können den geistlichen Hunger vieler Christen nicht befriedigen. Wenn dieser Hunger und dieses Suchen in biblischen Bahnen geblieben wäre, hätte diese Bewegung der Christenheit Segen gebracht. So aber mündete diese sogenannte charismatische Strömung in ein breites Becken religiös-suggestiver, hysterischer, hypnotischer und okkulter Krafterweise und Verirrungen ein. Dieser pseudocharismatische Aufbruch ist zu einer weltweiten Bedrohung und Verwirrung der echten Christen geworden. Die Pseudo-Charismatiker sind die Elite, die Avantgarde des Satans, der mit ihnen den besten Kern der Gemeinde Jesu angreifen will. – In dieser chaotischen Zeit haben wir nicht nur das Recht, sondern auch die Pflicht, alle Bewegungen an Hand der Heiligen Schrift zu prüfen: „Glaubet nicht einem jeglichen Geist, sondern prüfet die Geister, ob sie von Gott sind“ (1. Joh. 4,1).

Wundersucht ist für das Glaubensleben gefährlich. Wer nur auf Höhen wandeln will, endet eines Tages im Sturz. Diamanten sind in der Natur nur unter gewaltiger Hitze und großem Druck entstanden. Der Christ braucht den Druck des Alltages, den Druck der Anfechtung, den Druck schwerer Verhältnisse, sonst verliert er den Tiefgang.
    Wunder sind nicht eindeutig. Sie können von oben und von unten gewirkt sein. Nicht nur der Heilige Geist, sondern auch Satan richtet Zeichen auf und tut Wunder. Die Wunderkräfte Satans und der falschen Propheten sind erwähnt in Mt. 24,24; Mk. 13,22; 2.Thess. 2,8-9; Offbg. 13,13; Offbg. 16,14.
    Moses hatte eine Wundergabe von oben. Seine Gegenspieler, die ägyptischen Zauberer hatten eine Wunderkraft von unten (2. Mose 7-8). Petrus und Johannes besaßen die Vollmacht von oben. Die Zauberer Simon Magus und Elymas, die Hexe von Endor und die Wahrsagerin in Philippi hatten Fähigkeiten und Ausrüstung von unten. Um sich im Dschungel der unechten Wunder auszukennen, brauchen wir als Ausrüstung:

– Die Wiedergeburt durch den Heiligen Geist,
– die Gabe der Geisterunterscheidung, langjährige Erfahrung und
    eine gute wissenschaftliche Ausbildung.
– Es gibt aber auch Gläubige ohne wissenschaftliche Zurüstung, die dennoch ein feines Gespür für biblische und unbiblische Vorgänge haben.

Pseudocharismatische Phänomene.
Zu diesem Thema liegt mir soviel Material vor, daß ich es nicht in einem Kapitel unterbringen kann. Ich muß mich nur auf einen Punkt beschränken, das „Rückwärtskippen“ bei der sogenannten Geistestaufe. Es gibt eine Reihe von extremen Evangelisten, bei deren Handauflegen die Menschen rückwärts fallen und für einige Sekunden das Bewußtsein verlieren. Manche sprechen auch in fremden Sprachen oder sonst mit unverständlichen Lauten.

Trancehaftes Geschehen im Heidentum
Bei meinen Missionsreisen hatte ich freundschaftlichen Kontakt zur China-Inland-Mission. Ich sprach manchmal mit den Missionaren über den Boxeraufstand und über dessen Massaker an den Christen in China im Jahr 1900. Dabei erfuhr ich, daß die jugendlichen Anwärter für diese revolutionären Aufständischen in der Ausbildungszeit ein Trancestudium durchmachen mußten. Sie hatten ununterbrochen eine kurze Formel einige hundert Male zu wiederholen, ähnlich dem tibetischen Koan oder den Übungen der transzendentalen Meditation, bis sich die „Götter“ ihrer bemächtigten, sie rücklings zu Boden fielen und dann einige Minuten in der Trance dalagen. Das sollte eine psychische Aufladung mit seelischen und körperlichen Kräften bewirken, damit sie tüchtig würden zum Kampf. – Dieses Training führte zu einem Erfülltwerden mit bösen Geistern, die dann das Abschlachten der Christen befahlen. Es handelte sich also um eine Geistertaufe.
    In dem Buch „Tod eines Guru“ berichtet der ehemalige Hindu Guru Rabindranath R. Maharaj über seinen Weg vom Hinduismus zu Christus. Dort schreibt er: „Ich war erst dreizehn und schon verabreichte ich den unter Gurus berühmten Shakti Pat, ein Zeichen der Echtheit meiner Berufung. Shakti ist ein Name Kalis, der mordlustigen bluttrinkenden Gattin Shivas. Sie ist die Muttergöttin der Macht. Ich war begeistert, ein Kanal ihrer Macht zu sein.“ Am Ende des Buches befindet sich eine Erklärung der Fachausdrücke. Dort heißt es über den Ausdruck Shakti Pat, den leichten Schlag, folgendes: „Dieses bedeutet die Berührung des Guru, gewöhnlich seiner rechten Hand an der Stirn des Anbetenden, die übernatürliche Wirkung hat. Shakti (ein Sanskrit-Wort) bedeutet wörtlich Macht, Kraft. Durch Verabreichung des Shakti Pat wird der Guru zum Kanal der Urkraft, der kosmischen Kraft, welcher das ganze Universum zugrunde liegt. Sie wird durch Kali, die Gattin Shivas, verkörpert. Die übernatürliche Wirkung des Shakti durch die Berührung des Guru kann den Anbetenden zu Boden werfen, oder er kann ein helles Licht wahrnehmen und eine innere Erleuchtung oder eine sonstige mystische oder psychische Erfahrung machen.“ – Die Erfahrungen mit dem Phänomen des Shakti Pat gleichen dem des „Rückwärtskippens“ der Pseudocharismatiker. Hier haben wir einen medialen Vorgang und den Einbruch der östlichen, heidnischen Religionen in das Christentum.

    B 32 Rabi Maharaj ist jetzt ein Verkündiger des Evangeliums und wohnt in der Schweiz. 1983 traf ich ihn und wir hatten Gelegenheit, unsere Erfahrungen über die Geistestaufe auszutauschen. Ich fragte Rabi, so nennen ihn seine Freunde, ob er den Shakti Pat mit dem Vorgang „Slain in the Spirit“ (erschlagen im Geist) in Verbindung bringe. Er bejahte diese Frage, daß er nie daran dachte, das Rückwärtskippen für eine Wirkung des Heiligen Geistes zu halten.

    B 33 Vor Jahren freundete ich mich mit einem jungen Häuptling des Wongaistammes in Westaustralien an. Er berichtete mir, daß sein Stamm sechs Medizinmänner habe, die sich jederzeit in Trance versetzen und dann in unverständlichen Sprachen reden und Stammesentscheidungen vorbereiten können. Als dann dieser Häuptling Puwantjara Christ wurde und zum ersten Mal das Zungenreden von Pfingstlern hörte, verglich er das sofort mit dem Trancereden der Medizinmänner.
    Tranceerfahrungen gibt es im gesamten Heidentum. In meinen Büchern sind Hunderte von Beispielen. Der Trancezustand bedeutet totale Passivität, in die finstere Mächte einströmen können. Die Bibel fordert jedoch totale Nüchternheit und Wachsamkeit als Voraussetzung für göttliches Wirken in unserem Leben.

Trancehaftes Geschehen im Christentum
Zu diesem Thema stehen mir mehr Beispiele zur Verfügung, als hier gebracht werden können.

B 34 Bei der Heilungspredigerin Kathryn Kuhlman erlebte ich 1970 in Pittsburgh (USA) einen vierstündigen Heilungsgottesdienst mit. Ich habe etwa 50-60 Personen kippen gesehen. Alle fielen rückwärts und bei keinem erkannte ich ein Zeichen der Buße. Kathryn Kuhlman will das Rückwärtskippen mit dem biblischen Vorgang auf dem Berg der Verklärung Mt. 17 erklären. Dort heißt es aber: „Als die Jünger die Stimme hörten, erschraken sie und fielen auf ihr Angesicht.” Wer von dem Geist Gottes getroffen wird, der fällt in Ehrfurcht und Buße auf das Angesicht.

B 35 Ein Erlebnis war mir sehr aufschlußreich. Bei einer persönlichen Unterredung mit Kathryn Kuhlman in Pittsburgh betete sie plötzlich mit mir. Sie hielt ihre Hände dabei etwa 15 cm über meinem Kopf. Sofort betete ich in meinem Herzen: „Herr Jesus, wenn diese Frau ihre Kräfte von dir hat, dann segne sie und mich. Hat sie die Gaben und Kräfte nicht von dir, dann schütze mich davor. Ich will nicht unter fremden Einfluß kommen.” Während Kathryn betete, stellten sich bereits zwei Gemeindehelfer hinter mir auf, um mich abzufangen. Ich spürte aber nichts und stand wie ein Fels, ohne im geringsten das Bewußtsein zu verlieren. – Seit diesem Erlebnis hielt ich Jahre hindurch meine Augen und Ohren offen, um die Wahrheit dieser riesigen Heilungsdemonstrationen zu ergründen. Wer sich ausführlich informieren will, findet mehr darüber in dem Buch „Okkultes ABC“.

    B 36 Der Evangelist Rabindranath Maharaj gab mir den Bericht eines Erlebnisses, das er in London hatte. In der englischen Metropole besuchte er die Versammlung eines amerikanischen Charismatikers. Es waren etwa 2000 Menschen gegenwärtig. Nach dem Vortrag forderte der Amerikaner auf, vorzukommen, wer den Empfang des Heiligen Geistes wünsche. Es traten etwa 200 Menschen vor, unter ihnen auch Rabi, weil er diesen Vorgang prüfen wollte. Es wurde über diesen Besuchern gebetet. Alle kippten rückwärts, nur Rabi blieb stehen. Damit hatte er die gleiche Erfahrung, die ich auch bei K. Kuhlman in Pittsburgh gemacht hatte.

    B 37 Ein Theologieprofessor, der an dem Kippvorgang zweifelte, suchte Kathryn Kuhlman in Pittsburgh auf. Er äußerte seine Bedenken über diesen Vorgang „Slain in the Lord”. Bei diesem Gespräch befand sich der Professor im Büro von Frau Kuhlman. Bevor er ging, bat er sie: „Können Sie nicht noch kurz mit mir beten?” Frau Kuhlman trat einen Schritt auf den Professor zu und legte ihm die Hände auf die Schulter. Noch bevor sie beten konnte, fing der Professor zu taumeln an und stürzte zu Boden.
    B 38 In einer Heilungsversammlung mit Kathryn Kuhlman war ein Mann, der geheilt werden wollte. Er trat auf sie zu. Schon in einer gewissen Entfernung fing er zu taumeln an, bis er in der Gegenwart Kathryns ganz rückwärts fiel. Frau Kuhlman nennt diesen Vorgang „Going under the power” = in das Kraftfeld eintreten. Dieses “Kraftproblem” spielt bei allen Vertretern des „Kippens” eine starke Rolle.
    B 39 Eine Frau kam zu dem Prediger Kenneth Hagins und wollte geheilt werden. Auf das Gebet des Heilers hin geschah nichts. Dann sagte ihr Hagins: „Ich habe einen Kraftzirkel um mich. Sie sind zu weit von mir weg. Kommen Sie näher!” Die Kranke trat näher, erhielt dann eine Handauflegung, kippte nach hinten um und wurde geheilt.
    Im Frühjahr 1974 war in Jerusalem ein sogenannter charismatischer Kongreß mit dem Thema “Der Heilige Geist”. Kathryn Kuhlman und auch Corrie ten Boom wirkten mit. Monate später erhielt ich aus Jerusalem den Brief einer Mitarbeiterin der Finnischen Mission.
    B 40 Jerusalem, 17.9.74.
Lieber Dr. Koch, ich schreibe Ihnen, weil ich niemand anderes kenne, der meine Fragen beantworten kann. Ich habe das Buch von K. Kuhlman “Gott kann es wieder tun” gelesen. Es beeindruckte mich. Als K. Kuhlman 1974 nach Jerusalem kam, besuchte ich mit großer Erwartung ihre Heilungsversammlung. Zuerst war ich glücklich darüber. Dann setzten aber die Zweifel ein, und ich begann zu fragen:
    Wieso konnte sie auf Entfernung feststellen, daß eine Person geheilt war?
    Welche Kraft steht hinter diesen Heilungen?
    Warum fallen die Menschen rückwärts um, wenn sie über ihnen betet?
Ich besuchte dann eine zweite Versammlung und betete die ganze Zeit. Zugleich beobachtete ich sorgfältig die Vorgänge. Nach der Heilungsversammlung verließ Kathryn die Plattform und ging durch die Reihen. Plötzlich verspürte ich einen inneren Druck, und ich fürchtete, sie könnte mich anrühren. Ich schloß meine Augen, erhob meine Arme und betete in Jesu Namen, daß Gott mir helfen möchte. Kathryn kam vorbei, wo ich stand. Für einen kurzen Augenblick erfaßte sie stark meinen rechten Arm. Nichts passierte. Doch nach einiger Zeit spürte ich eine starke Kraft wie Elektrizität über mir, und ich bekam das Gefühl, ich müßte sterben. Meine Arme waren gelähmt, und ich konnte sie nicht sofort herunternehmen. Seit dieser Zeit habe ich Schwierigkeiten zu glauben, daß ihre Kraft von Gott ist. Dennoch las ich das andere Buch von Frau Kuhlman „Ich glaube an Wunder“. Es scheint mir gut zu sein. Ich kann nur nicht verstehen, warum ihre Person einen anderen Eindruck vermittelt als ihre Bücher. Ich werde mit meinen Zweifeln nicht fertig, und sie haben nicht aufgehört, mich geistlich zu verwirren. Wenn Sie das begreifen und mir trotz ihrer vielen Arbeit antworten können, bin ich Ihnen äußerst dankbar,
Ihre . . . “
    Die finnische Missionarin steht mit ihrer Erfahrung nicht allein da. Andere und ich selbst sahen den Unterschied zwischen den Büchern und der Person. Sehr oft wurde mir auch bezeugt, daß ununterbrochen betende Menschen eine unbiblische Atmosphäre empfinden.

B 41 Ein langer Bericht liegt mir über das Auftreten von Kathryn Kuhlman in Vancouver und Seattle vor. Er kann aus Raummangel nur mit wenigen Stichworten angedeutet werden. Dieser Beobachter schrieb: “Kathryn Kuhlman nennt sich ein Instrument des Herrn. In Wirklichkeit ist sie ein Medium des Herrn dieser Welt. Ein Mensch kann doch nicht die Wiedergeburt durch den Heiligen Geist bekommen, wenn ihm ein anderer ins Gesicht faßt und einige Worte dazu redet. Ich bekenne mich zu den Geistesgaben, den Charismata. Aber was Kathryn Kuhlman zur Schau stellt, ist nicht eine Begabung mit dem Heiligen Geist von Gott, sondern der Geister, die in der Luft herrschen. Diese Geister bedienen sich ihrer, selbst irregeführt und wieder irreführend. Sie ist ein Medium Satans.”

B 42 Auf der gleichen Linie liegt die Zuschrift eines bekannten Professors der Theologie der Universität Tübingen. Dieser wiedergeborene Christ, ein Duzfreund von mir, schrieb mir: “Kathryn Kuhlman ist eine Spiritistin.”
    Ohne Frage würden wir beide nie ohne sorgfältige Prüfung so schroffe Urteile abgeben. Wir müssen so lange von einem Menschen gut denken und reden, solange er nicht das Böse bewiesen hat. – Es darf nicht unerwähnt bleiben, daß es auch überwältigende Erfahrungen des Herrn und des Heiligen Geistes gibt, die demütigen Christen geschenkt werden können. Mir sind solche positiven geistgewirkten Erfahrungen selbst und aus den Biographien vieler Gottesmänner bekannt. Dazu sage ich dankbar ja, aber nicht zu den psychischen Parallelerscheinungen oder gar dämonischen Ersatzleistungen des Erzfeindes.

B 43 Der Dominikanerpater Mac Nutt berichtet in seinem Buch „Beauftragt zu Heilen“ über seine Erfahrungen mit dem Trancezustand der Bewußtlosigkeit. Wenn Mac Nutt mit Kranken um innere und äußere Heilung betet, sinken sie rückwärts zu Boden. Manche sind bewußtlos, andere noch bei Bewußtsein, sind aber gelähmt. Wenn der Pater mit einem Kranken betet, der auf einem Stuhl sitzt, ist der Geheilte auf dem Stuhl gelähmt und kann sich nicht erheben. Dieser Zustand, den der Pater “Ruhen im Geist” nennt, dauert einige Sekunden bis zu sechs Stunden. Diese Fähigkeit, andere zum “Ruhen im Geist” zu bringen, besitzt Mac Nutt erst, seitdem er selbst bei dem „Gebet“ eines Redners rücklings zu Boden gefallen war.

    Hier haben wir wiederum den Vorgang der Übertragung von medialen Kräften. Wer von dieser medialen Kraft erfaßt worden ist, kann sie an andere weitergeben. Durch ständiges praktizieren mit der medialen Kraft können sich spiritualistische Medien entwickeln, die in Gottesdiensten christliche Botschaften geben, aber auch die Fähigkeit besitzen, andere Teilnehmer in Trance fallen zu lassen.
Aus religionsgeschichtlicher Sicht ist das medial bedingte Rückwärtskippen religiös verpackter Spiritismus. Es ist das satanische Gegenstück zum Erfülltwerden mit dem Heiligen Geist. Die medialen Kräfte sind ja das diabolische Gegenstück zu den Geistesgaben Gottes. Dieser Schluß ist deshalb berechtigt, weil sich mediale Kräfte durch Gebet stoppen und überwinden lassen.
Bei einer Vortragsreise in Südafrika hörte ich durch einen gläubigen Bruder folgenden Bericht.

B 44 Kenneth Hagins, der sich selbst als “Prophet” versteht, hat bei einer Veranstaltung in Pretoria in der Öffentlichkeit gesagt, sein Geist hätte den Körper verlassen und sei zum Thron Gottes entrückt worden. Jesus sei aufgestanden und habe ihm gesagt: „Ich nehme hier eine Kohle vom Altar und berühre deine Hände. Du wirst dadurch Menschen heilen können. Ferner kannst du die Heilgabe auf andere übertragen. Außerdem wirst du dann mit diesen Händen Geistesgaben austeilen können.”
Nach dieser Geschichte rief dann Hagins in die Menge hinein: “Wer will die heilenden Hände haben? Meldet euch!” Viele standen auf. Dann erhob er seine Rechte und fuhr damit in der Luft über die Menge und erklärte: “Hiermit habt ihr diese Gabe.” Die meisten kippten dann rückwärts nach hinten, aber nicht alle. Die rücklings kippten, konnten dann auch andere zum Kippen bringen und heilen.
    Was sich hier bei Hagins abspielte, sind keine biblischen Vorgänge. Hagins schildert seine Entrückung zum Altar Gottes. Das gleicht der spiritistischen Exkursion der Seele. Das angebliche Austeilen der Geistesgaben durch die krafterfüllten Hände Hagins sind mediale Praktiken und dämonische Nachäffungen. Der Apostel Paulus sagt im Blick auf die Geistesgaben in 1.Kor. 12,11: „Dies alles wirkt ein und derselbe Geist, der einem jeden persönlich zuteilt, wie er will.” Der Geist Gottes teilt zu, und nicht der Wille und die Hände von Hagins.
    Über das mediale und parapsychologische Problem der heißen Hände habe ich schon in anderen Büchern berichtet.

B 217 Ich erinnere hier nur an einen magischen Besprecher in Schleswig-Holstein, der die heißen, heilenden Hände hatte. Dabei war er Ältester einer lutherischen Gemeinde.

B 45 Ich erinnere auch an den Chief-Datu auf den Philippinen, der in seinen bloßen Händen Eier kochen konnte. Als er gläubig geworden war, hatte er die heißen Hände nicht mehr. Er hatte sie als dämonische Gabe erkannt.
    Das ist die entsetzliche Verblendung bei vielen Christen, daß mediale, okkulte Krafterweisungen als Gaben des Heiligen Geistes angesehen werden. Es ist auch eine Erfahrungstatsache, daß die Medialität bei Bekehrungen nicht immer gleichzeitig verschwindet. Es gibt viele Christen, die unbewußt medial sind. Sie nehmen dann manchmal seltsame geistliche Entwicklungen. Das bewußtlose Rückwärtskippen ist ein solches Zeichen von Medialität.
    Die Erfahrungen mit der Charismatischen Bewegung lehren uns, mehr denn je um die Gabe der Geisterunterscheidung zu bitten und uns im Glauben und Gehorsam vom Worte Gottes und vom Heiligen Geist in alle Wahrheit leiten zu lassen.
    Auch darf das Kapitel über pseudocharismatische Phänomene nie abgeschlossen werden, ohne daß wir nicht an die eigene Brust schlagen und Buße tun. Es ist eine große Not in unseren christlichen Kirchen und Gemeinden, daß oft so wenig echte Geisteskräfte zu finden sind. Die extremen Bewegungen sind oft Folgen einer Mangelkrankheit der christlichen Kirche. Die wirksamste Abwehr der schwarmgeistigen Bewegungen wäre eine Bußbewegung in den Reihen der Christen und die einmütige Bitte, daß der Herr uns eine echte Erweckungsbewegung schenkt. Auch muß die Gemeinde Jesu noch stärker als bisher Ausschau halten auf den kommenden Herrn, der einmal dieser furchtbaren Zerrissenheit und Verwirrung seiner Gemeinde ein Ende bereitet.

Dämonische Zeichen und Wunder

Die Flut seltsamer Heilbewegungen schwillt immer mehr an. Wir leben in dem Abschnitt menschlicher Geschichte, da die unkontrollierbaren Kräfte und dämonischen Mächte trotz der Entmythologisierung immer mehr überhand nehmen. Eine Sensation jagt die andere. Von Syrakus wird berichtet, daß ein Holzbild Tränen weint, die heilkräftig sind.
    B 46 Als ich auf Sizilien war, sah ich mir in Syrakus die heulende und heilende Madonna an. Alle drei Monate kommen Tränen aus dem Holzbild. An diesen Tagen werden dann täglich etwa 50 Menschen gesund. Jetzt zählt man schon über 600 Geheilte.
    In Amerika wird von einem Sektenführer, Father Divine, erzählt, der sich für Gott und seinen Sohn für Christus ausgibt. Beide Männer sollen die Gabe der Fernheilung und Ferntötung besitzen.
    B 47 Ein ausländischer Evangelist, der bei mir zu Gast war, erklärte, seine Mutter wäre von diesem Sektenführer, der mit schwarzer Magie arbeitet, getötet worden.
    Vom vorderen Orient kommt die Kunde, daß ein Prinz Abdul, ein Verwandter von Exkönig Faruk, gewaltige Wundertaten vollbringen würde. Er ließe Feuer vom Himmel fallen wie Elia und ahme die neutestamentlichen Wunder Jesu nach. Auch Krankenheilung und Totenerweckung würde er beherrschen wie Christus.
    In Südfrankreich gibt sich Georges de Montfavet ebenfalls für den wiederkommenden Christus aus. Einige hundert Wunder, die ihm nachgesagt werden, sollen die Berechtigung seiner Behauptung nachweisen.
    Seltsame Zeichen geschahen auch im Gefolge des Predigers R. Paulaseer Lawrie. Dieser predigte in den fünfziger Jahren in verschiedenen Kirchen Amerikas. Er heilte Kranke und Besessene und viele bekehrten sich. Als Lawrie eine Versammlung von William Branham besuchte, prophezeite Branham über ihm: “Mein Sohn, ich sende dich als einen außergewöhnlichen Mann. Viele werden durch dich zu den Füßen Jesu kommen! Gehe nach Indien! Große Zeichen und Wunder werden dir folgen! So spricht der Herr!” Im Juli 1960 ging Lawrie nach Indien. Er heilte Lepra, Krebs, Lähmungen und trieb aus tausenden Besessenen die Dämonen aus. Hunderttausende wurden vom “Erweckungsfeuer” ergriffen.
    Als Lawrie 1969 in Tuscon in der Gemeinde von Branham predigte, brach plötzlich ein Donner los und ein Lichtstrahl traf auf den Platz, auf dem er stand. Fortan wiederholten sich Donner und Blitz, wo immer er auftrat. War er unterwegs, wurde er begleitet durch eine 200 Meter hohe Säule aus wirbelndem Staub. Schwarze Wolken begleiteten Lawrie überall hin, und wo er haltmachte ließen sie Regen fallen bis er wieder weiterfuhr. Auch in Rom, Griechenland, Tel Aviv und Madras war die Wolke über Lawrie. Die Naturerscheinungen setzten sich fort: eine Wolke in der Ecke seiner Wohnung, Blitze ohne Donner, Donner ohne Wolken, ein großer Lichtball über Lawries Kopf bei einer Versammlung. 1971 gründete er einen Ashram, der sich schnell füllte. Viele kannten Lawrie gar nicht, sie hatten nur Visionen von “Jesus” in der Gestalt Lawries gesehen. Daraufhin sprechen sie ihn als den “Menschensohn” an und er selbst führt den Beinamen “Muthu Krishna” (Perlengott). Der Ashram wurde “Neues Jerusalem” genannt und das Tausendjährige Reich sollte 1977 anbrechen. Als sich keine der vielen Prophezeiungen erfüllte, zerfiel die Sekte.
    Hunderttausende sind durch diese falschen Propheten in den Bannkreis finsterer Mächte gekommen und der Strom dieser Verführer reißt nicht ab. Die Menschheit taumelt heute von einer aufpeitschenden Neuigkeit zur anderen. Eine buntschillernde Reihe von Wundertätern, Heilern, Rettern und Helfern tanzt vor unseren Augen. Wer soll da noch klar sehen?

3. Die Unterscheidung der Geister

Wir haben nun einen kleinen Rundgang durch verschiedene Heilbewegungen der Gegenwart gemacht, angefangen von den Heilungen durch die schwarze Kunst und endend mit den Heilbewegungen am Rande des christlichen Raumes. Was ist nun vom Wort Gottes her zu diesen Bewegungen zu sagen? Diese Heilbewegungen sind in mehrfacher Weise ein biblisches Symptom.
    a) Wir leben in einer Zeit, in der das Geheimnis der Bosheit sich regt (2. Thess. 2,7). Jesus sagt es ja voraus, daß falsche Christi auftreten, die dämonische Zeichen und Wunder tun (Mk. 13,22) und damit viele verführen. Die Wirkung dieser Verführung wird erschreckend daran deutlich, daß viele aus unseren christlichen Kreisen weder die okkulten Heilmethoden noch die falschen Propheten durchschauen. Sie fallen auf jeden religiös getarnten Vorgang herein.
    b) Diese Heilbewegungen sind ferner ein Zeichen dafür, daß die christliche Gemeinde auf einem Gebiet versagt hat. Die Not der Welt ist, daß eine Blickverschiebung von der Seelsorge zur materiellen Leibsorge erfolgt ist. Die Not der christlichen Kirche ist, daß man es nicht wagt, die Verheißungen der Heiligen Schrift real und ernst zu nehmen. Die Seelsorge wurde in ungesunder Weise vereinseitigt. Das Wort Gottes bietet wirksame Hilfe dem, der es wagt, sich im Glauben auf den Boden der Verheißungen zu stellen.
    c) Ein entscheidendes Wort in der Behandlung der Heilungsfrage hat Jakobus mitzureden. Die Heilung steht in dem gesunden Zusammenhang zur Beichte und Vergebung der Schuld. Im neutestamentlichen Raum ist Heilung und Vergebung nicht zu trennen. Die Rangordnung ist so, daß die Vergebung, die Heilung des inneren Menschen, der äußeren Heilung übergeordnet ist. Das zeigt uns am besten die Geschichte des Gichtbrüchigen (Luk. 5,20). Abwege entstehen da, wo beide Heilungsvorgänge getrennt oder falsch zugeordnet werden. Bei der magischen Heilung geht es nur um die äußere Heilung. Hier gilt das Leitwort: “Wenn es nur hilft, egal wie!” Im Raum der Heiligen Schrift geht es in erster Linie um die innere Heilung, der die äußere Heilung nachfolgen kann, aber nicht muß. Manchmal läßt der Herr seinem Jünger das Leid als Schule des Glaubens, der Geduld und als Reifeprozeß für die Ewigkeit.

Zur Klärung soll eine Heilung berichtet werden, die sich im Rahmen der biblischen Ordnung vollzog.

B 48 Eine junge Frau litt an einer Halsentzündung, verbunden mit einer eigroßen Geschwulst. Die Behandlung des praktischen Arztes und des Nervenarztes führte nicht zur Heilung. Dann kam sie zur seelsorgerlichen Aussprache und beichtete schwere Verfehlungen während der Abwesenheit ihres Mannes. Sie wurde im Glauben der Vergebung gewiß und fand Frieden mit Gott. Nach einigen Wochen kam der Mann aus der Kriegsgefangenschaft zurück. Ohne irgendeine Aufforderung kam sie mit ihrem Mann noch einmal zur Aussprache und wiederholte aus eigenem Antrieb die Beichte. – Ein derartiger Rat war ihr nicht gegeben worden. – Der Mann verzieh ihr. Nach drei Tagen war dann die Halsentzündung und die Geschwulst weg. Der inneren Heilung war die äußere Heilung gefolgt.

Dieser natürliche, biblische Heilungsvorgang gehörte bei Jesus und den Jüngern zu den Grundelementen des Reiches Gottes, das mit Jesus angebrochen ist. Darum dürfen alle, die mit Christus eine geistliche Auferstehung erlebt haben und mit ihm in der Lebensgemeinschaft stehen, nach dem Wort Jak. 5,14 f. und Mk. 16,17 f. handeln: “Die Zeichen, die da folgen denen, die da glauben, sind die: in meinem Namen werden sie auf Kranke die Hände legen, so wird es besser mit ihnen werden.“ Der abertausendfache Mißbrauch der okkulten Heilungen darf uns die neutestamentliche Ordnung der Seelsorge und die biblische Handauflegung im Glauben nicht verdunkeln oder rauben. Wo die Sünde dunkler okkulter Vorgänge mächtig geworden ist, da ist die Gnade durch Christus noch viel mächtiger geworden.

Zum Schluß sollen die zwei grundsätzlichen Formen der Heilungen noch einmal gegenübergestellt werden. Die Bibel weiß, daß es dämonische Hilfe gibt. Denken wir nur an die ägyptischen Zauberer, an die kanaanitischen Beschwörer oder an Simon Magus. Magische oder spiritistische Hilfe bringt im organischen Bereich Erleichterung. Allerdings findet hier ein Kurzschluß statt: Dem Leib soll Hilfe gebracht werden, auf die seelischen Zusammenhänge und die nachfolgenden Störungen wird nicht geachtet. Diese Methode ist offensichtlich Abfall von der Urordnung der Heiligen Schrift. Wichtiger als alle leiblichen Beziehungen ist das persönliche Verhältnis des Menschen zu Gott. In der Magie und im Spiritismus geht es um die Frage: Was hilft? Im Neuen Testament handelt es sich um die Feststellung: Wer hilft? Der okkulte Praktiker sagt: Es hilft! Der Christ bekennt: Er hilft! Hinter dem “Was” und “Es” des Okkultismus steht das Zwielicht und der fahle Dämmerschein unkontrollierbarer Mächte und Kräfte. Hier versteckt sich jemand! Hinter dem „Wer“ und „Er“ des christlichen Glaubens steht der lebendige Herr. „Der Herr wird ihn aufrichten,“ bezeugt dankbar und glaubensfroh Jakobus. Dieser Herr wirkt gestern, heute und in alle Ewigkeit. Soll diesem Herrn, Jesus Christus, nicht aus Dankbarkeit unser ganzes Leben gehören?

Entnommen dem Buch CHRISTUS ODER SATAN
Horst Koch Herborn, im April 2006
www.horst-koch.de




Okkultismus

W. J. Ouweneel

Der Okkultismus

Ursprung und Entwicklung des Okkultismus aus biblischer Sicht

 

Die Folgen des Sündenfalls
Der moderne Okkultismus
Okkultismus und Evolutionismus
Die neue östliche Invasion
New Age, das neue Zeitalter
Wahrsagerei und Zauberei
Charismatischer Okkultismus
Die Folgen okkulter Betätigung
Die Befreiung aus okkulter Belastung

1. Der Ursprung des Okkultismus – die Folgen des Sündenfalls

Um die mystischen und okkulten Strömungen unserer Zeit zu verstehen, ist es notwendig, auf die Heilige Schrift zurückzugreifen. Dort wird der Sündenfall beschrieben (1. Mose 3 ), und wir begegnen in diesem Kapitel praktisch dem ersten okkulten Medium in der Bibel: der Schlange, die laut Offenbarung 12,9 eindeutig den Satan repräsentiert. Die Schlange gebrauchte dort in gewisser Hinsicht dieselben Methoden, die auch die heutigen Okkultisten anwenden, und empfahl Adam und Eva denselben Weg, den auch heute noch die Mystiker empfehlen: den Weg, auf dem der Mensch „Gott gleich“ sein könne, auf dem er „wie Gott“ sein könne und sich „mit Gott vereinigen” könne, so dass er wesentlich selbst „Gott“ würde. Das war das Wesentliche, das beim Sündenfall geschah. Der Mensch öffnete sich den feindlichen Mächten und kam unter ihre Einflüsse.

Von Anfang an jedoch konnten Menschen durch die Gnade Gottes aus jener Finsternis befreit werden. Gott bot dem gefallenen Menschen unmittelbar nach dem Sündenfall aber nicht nur die Errettung der Seele an, sondern schützte den Menschen auch vor manchen dämonischen Einflüssen, indem Er ihm einige seiner ursprünglichen Fähigkeiten fortnahm. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass der Mensch vor dem Sündenfall große geistige Fähigkeiten hatte, mit denen er in größerem Maß, als es uns heute möglich ist, mit der unsichtbaren Welt Verbindung und Gemeinschaft haben konnte. In seinem ungefallenen Zustand konnte der Mensch offensichtlich mit Gott wandeln und täglich Gemeinschaft mit Ihm haben. Prediger 3,11 sagt, dass Gott die Ewigkeit in das Herz des Menschen gelegt hat. Der Mensch ist ein Ewigkeitswesen, und auch nach dem Sündenfall ist dieses Verlangen nach ewigen und unsichtbaren Dingen in ihm vorhanden geblieben. Doch Gott hat diese Fähigkeiten stark eingeschränkt, weil der Mensch durch die Sünde von Gott getrennt war: „Eure Missetaten haben eine Scheidung gemacht zwischen euch und eurem Gott” (Jesaja 59,2). Wenn also der Mensch heute diese Fähigkeiten entwickelt, die nur als Reste in ihm vorhanden sind, kann er tatsächlich mit der höheren Welt in Verbindung kommen. Da aber der Weg zu Gott durch die Sünde verschlossen ist, bedeutet das, dass er nur mit der Gott feindlichen, dämonischen Welt in Verbindung treten kann.

Das ist der Grund, weshalb Gott in 5. Mose 18, als das Volk Gottes im Begriff stand, das verheißene Land zu betreten, jede Verbindung mit diesen okkulten Dingen absolut verbot. Diese Dinge waren Ihm ein Greuel. Die Völker, die vorher das Land bewohnten, übten diese Dinge in starkem Masse aus. Alle diese Völker sollten wegen ihres Götzendienstes ausgerottet werden, und das Volk Gottes sollte keine einzige Verbindung mit diesen Greueln haben.

5. Mose 18, 9 f. „Wenn du in das Land kommst, dass der Herr, dein Gott dir gibt so sollst du nicht lernen nach den Greueln dieser Nationen zu tun. Es soll keiner unter dir gefunden werden, der seinen Sohn oder seiner Tochter durchs Feuer gehen läßt, keiner der Wahrsagerei treibt, kein Zauberer oder Beschwörer oder Magier oder Bannsprecher oder Totenbeschwörer oder Wahrsager oder der die Toten befragt. Denn ein Greuel für den Herrn ist ein jeder der diese Dinge tut und um dieser Greuel willen treibt der Herr, dein Gott sie vor dir aus. Du sollst vollkommen sein gegen den Herrn, deinen Gott. Denn diese Nationen, die du austreiben wirst, hören auf Zauberer und auf Wahrsager; du aber – nicht also hat der Herr, dein Gott, dir gestattet. Einen Propheten aus deiner Mitte, aus deinen Brüdern, gleich mir, wird der Herr, dein Gott, dir erwecken, auf ihn sollt ihr hören.“

2. Okkultismus in den Religionen und  in der Philosophie

Der Götzendienst
Wenn wir die ersten Kapitel des ersten Buches Mose aufmerksam lesen, werden wir feststellen, dass der Götzendienst erst nach der Flut aufgeblüht ist. Götzendienst ist im Grunde nichts anderes als die Preisgabe des wahren Schöpfers, indem man Ihn ersetzt durch Geschöpfe, also indem man Menschen oder Tiere oder Kräfte der Natur anbetet anstelle des Schöpfers. Der Mensch fühlt sich nicht mit Gott, sondern mit dieser Schöpfung verbunden und erwartet sein Heil und seine Lebensführung von den Kräften dieser Schöpfung, z.B. von den Himmelskörpern oder von Bildern, die er sich selbst macht. So entwickelte der Mensch nach der Flut allmählich seine Fähigkeiten, mit dieser dämonischen Welt in Verbindung zu treten. Und diese Verbindung hatte Gott absolut verboten, nicht etwa, weil Er uns gering halten wollte, sondern weil Er wusste, dass der Mensch sich damit völlig in Unglück und Verderben stürzen würde. Das war der Grund, weshalb Gott dem Volk ausdrücklich gebot, sämtliche Völker in dem Land der Verheissung auszurotten und alle ihre Greuel und ihre Altäre und Götzenbilder zu zerstören. Das ist eine gute Belehrung auch für uns heutzutage, die wir sehen, wie diese Greuel um uns herum immer mehr zunehmen und leider auch viele Gläubige verführt werden und in Verbindung zu diesen Greueln treten.

Damit haben wir kurz die Entstehung des Götzendienstes skizziert, aus dem im Lauf der Zeit die grossen Weltreligionen entstanden, durch die der Mensch immer tiefer in Finsternis verfiel. Daneben sehen wir im Alten Testament das gnädige Handeln Gottes im Blick auf Sein irdisches Volk Israel, obwohl auch von ihnen viele in Götzendienst und sexuelle Sünden (was oft gepaart ist), die Hurerei, gefallen sind. Und leider ist es bei dem Volk Gottes im Neuen Testament auch so. Schon in seinem ersten Brief an die Korinther musste Paulus sie tadeln, dass viele durch dämonische Mächte in Götzendienst oder Hurerei oder andere Sünden geraten waren. Auch im Blick auf das Volk Gottes im Neuen Testament ist der Feind von Anfang an bemüht gewesen, Schaden anzurichten.

Die Macht der Dämonen in Religion und Philosophie
Nun wollen wir uns kurz dem Westen zuwenden, um zu sehen, wie die finsteren Einflüsse des Heidentums wieder Eingang in unserem „christlichen Abendland” gefunden haben. Das geschieht nicht von heute auf morgen; tatsächlich können wir die Ursprünge weit zurückverfolgen. Aus der griechischen Philosophie entwickelte sich eine rationalistische Linie, die im Mittelalter eine radikale Trennung zwischen dem Glauben und der Wissenschaft machte, die noch heute Schaden anrichtet. Aus dieser griechischen Philosophie entstand aber auch noch eine andere Linie. Plato versuchte schon, den Menschen mit der höheren Welt in Verbindung zu bringen. Doch der Philosoph Plotinus, der im 3. Jahrhundert nach Christus in Rom lebte und kein Christ war, entwickelte aus dem Platonismus den Neoplatonismus. Der Neoplatonismus ist griechische Philosophie plus Mystik.

Mystik und Mystizismus
Mystizismus und Okkultismus sind im Grunde dasselbe. Okkultismus ist die lateinische Bezeichnung und Mystizismus die griechische. Beide bezeichnen eine „Geheimwissenschaft”, die sich mit den verborgenen Kräften der Natur befaßt. Der Mystiker benutzt diese geheimen Methoden, um sich dadurch mit der Gottheit zu vereinigen, um hinaufzusteigen zu dem Weltgeist, dem höchsten Geist, der die ganze Natur durchzieht. Das ist also Anbetung der Natur. Im allgemeinen ist Mystizismus Pantheismus, in dem Gott nicht der Schöpfer der Natur ist, sondern die Natur selbst Gott ist. Es gibt natürlich Unterschiede, denn wir kennen auch einen „christlichen” Mystizismus und einen jüdischen, aber im wesentlichen läuft er immer auf die Vereinigung mit der Gottheit hinaus. Er ist die Lüge Satans aus 1.Mose 3,4.5: „Ihr werdet sein wie Gott, erkennend Gutes und Böses”. Das ist sowohl die Lüge im Hinduismus als auch im Buddhismus: Gott zu werden. Das ist die Lüge jeder Art von Mystizismus. Schon sehr früh drang durch den Neoplatonismus der Mystizismus in das Christentum ein.
Hier im Abendland entwickelte der Neoplatonismus sich zur gleichen Zeit wie auch die Kabbala, der jüdische Mystizismus, nämlich im Mittelalter. Der kabbalistische „Baum des Lebens” mit seinen zehn Sephiroth (den Attributen des „Göttlichen“) und seinen zweiundzwanzig Pfaden gibt ein raffiniertes okkultes und immer noch populäres mystisches System wieder. Durch dieses System können Menschen mystische Erfahrungen machen und in die übernatürliche, höhere, dämonische Welt eindringen. Es sind abscheuliche Erfahrungen, durch die diese Menschen mit dämonischen Kräften in Verbindung treten und lernen, sie zu benutzen und auf diese Weise auch mit dem Weltgeist, mit „Gott“ in Verbindung zu kommen.

Eine andere Form des Mystizismus ist die Alchimie. Sie gehörte im Mittelalter zu der sogenannten Wissenschaft und war eine Vermischung vieler heidnischer Elemente der Griechen, Ägypter und Perser, zusammen mit christlichen Elementen. All das wurde in die Christenheit eingeführt und vermischte sich unter der Oberfläche allmählich mit dem Denken des Menschen. Gleichzeitig entwickelte sich ein durchaus „christlicher” Mystizismus.

„Christliche” Mystik
Im Mittelalter begann sich deutlich ein „christlicher” Mystizismus zu entwickeln. Unter „christlich” ist gemeint, daß sich inmitten der Kirche öffentlich ein Mystizismus entwickelte und die Kirche diese Entwicklung förderte. Wir finden das bei vielen der sogenannten katholischen Heiligen und Mystiker, wie z.B. Bernard von Clairvaux.
Das Büchlein „Imitatio Christi“ von Thomas a Kempis wird von vielen Christen für ein christliches Büchlein gehalten. Eine „Imitation“ Jesu Christi ist aber ganz und gar unbiblisch. Man kann das mit einem Soldaten vergleichen, der seinen General imitieren will. Wir werden nicht aufgefordert, unseren „General“ zu imitieren, sondern ihm zu gehorchen. Das sind zwei völlig verschiedene Dinge. Diese Imitation hängt jedoch mit der Einsmachung oder Vereinigung zusammen. In dem Büchlein von Thomas a Kempis (obwohl viel Gutes und Schönes darin steht) tritt dieser Mystizismus deutlich zutage. Diese Mystiker selbst zogen sich in die Stille zurück, damit ihre fünf Sinne möglichst wenig Impulse empfingen und sich der sechste Sinn entwickeln könnte (mit diesem Zurückziehen in die Stille haben auch die Klosterordnungen zu tun).

Im Grunde sind das dieselben Methoden, die auch die Buddhisten anwenden: passive Meditation. Bei einer solchen passiven Haltung jedoch handelt es sich um unbiblische Meditation und Konzentration. Sie sind in all den verschiedenen Strömungen gleich, ob es sich nun um den Judaismus, den Islam, den Buddhismus oder auch um verirrtes Christentum handelt. Auch die Ergebnisse sind immer die gleichen, nicht in dem Sinn, daß ein Hindu jemals die Jungfrau Maria sehen würde oder daß ein katholischer Heiliger jemals Vishnu schauen würde. Nein, man sieht das, was man erwartet und worauf man sich einstellt. Aber die Meditationsmethoden und ihre Ergebnisse sowie die Erscheinungen sind immer die gleichen. Wenn diese Heiligen anfingen, sich vom Boden zu erheben, was öfters vorgekommen ist, so sind das dieselben Erscheinungen wie bei den Mönchen in Tibet oder auch bei spiritistischen Sitzungen. Da sie aber unter dem Deckmantel des Christentums geschahen, waren sie oft schwierig zu deuten oder zu erkennen.

3. Der moderne Okkultismus

Der erste Angriff auf das Christentum in den ersten Jahrhunderten erfolgte durch den Neoplatonismus, den Gnostizismus und ähnliche mystische Einflüsse.
Der zweite große Angriff geschah unmittelbar nach der Reformation. Immer, wo biblisches Christentum neu belebt wurde, startete auch Satan einen neuen Angriff. Nun traten Männer auf wie Paracelsus und andere okkulte Ärzte, die Europa bereisten und in neuer Form den Okkultismus predigten und verbreiteten.

Der dritte Angriff erfolgte im vergangenen Jahrhundert. Die Aufklärung hatte sich stark gegen das biblische Christentum gerichtet, doch zugleich gegen den Okkultismus. Letzteres war an sich ein Vorteil, doch zum Ende der Aufklärung (Ende des 18. Jahrhunderts) wandten sich die Denker erneut dem Okkultismus zu. Und als sich zu Beginn des 19. Jahrhunderts auf neue Weise ein biblisches Christentum verbreitete (denken wir nur an die Erweckungen die vielerorts stattfanden), erlebte zur gleichen Zeit auch der Okkultismus eine neue Blüte. Damit begann die Schlussphase, der endgültige Angriff, der in gewisser Hinsicht völlig gelungen ist. Ich muss dabei oft an das Gleichnis von den fünf klugen und den fünf törichten Jungfrauen in Matthäus 25 denken. Das Erwachen der klugen Jungfrauen war ein großer Vorteil, doch der Nachteil war, dass gleichzeitig auch die törichten Jungfrauen wach wurden. Sie haben sich nie so gerührt wie in den letzten hundertundfünfzig Jahren, und das gerade hier im Herzen der Christenheit.

Ein Mann, der dabei eine große Rolle spielte war Johann Wolfgang von Goethe, dessen Faust beispielsweise von Anfang bis Ende Okkultismus ist. Ähnliche Einflüsse sehen wir auch in seinem persönlichen Leben. Er hat sehr viel Denker unserer Zeit beeinflusst, ebenso wie ein anderer, sehr einflussreicher Philosoph des vergangenen Jahrhunderts: Arthur Schopenhauer. Dieser Mann ist in diesem Zusammenhang sehr bedeutend, denn er verstand, dass der Okkultismus hier im Westen einen neuen Impuls brauchte. Woher konnte der Okkultismus diesen Impuls bekommen? Der Westen, das Abendland, konnte in dieser Hinsicht nichts bieten, also musste man sich der reichen Tradition okkulter Religionen bedienen. Schopenhauer stellte sich als erster großer Denker hier im Westen deutlich positiv zum Buddhismus ein und wollte ihn bei uns einführen. Das war der Anlass, dass bereits im vergangenen Jahrhundert einige Missionare aus dem Osten hierher kamen. Doch die richtige Zeit für sie war noch nicht gekommen.

Theosophie und Anthroposophie
Aber auch hier im Abendland selbst kamen starke okkulte Bewegungen auf, die viele ehemalige christliche Bekenner anzogen. So entstand 1875 der theosophische Verein, gegründet von Oberst Olcott und Madame Blavatsky. Sie waren sehr stark okkult belastet und betätigten sich okkultistisch. Madame Blavatsky hat dazu beigetragen, dass viele solcher magischer, okkulter Orden entstanden, die unter der Oberfläche großen Schaden anrichteten. Als sie sich dem Osten zuwandte und Krishnamurti als einen reinkarnierten Christus betrachtete, wandte sich Rudolf Steiner von ihr ab und gründete die Anthroposophie. Theosophie bedeutet noch „göttliche Weisheit”, obwohl sie das ganz und gar nicht ist. Doch die Anthroposophie ist eine rein menschliche Weisheit, was dieser Begriff auch zu deutsch bedeutet. Bei der Anthroposophie steht der Mensch im Mittelpunkt. Die Anthroposophie ließ zwar den größten Unsinn der Theosophen hinter sich, aber in ihrem intellektuellen Bereich entwickelte sich der Okkultismus stark, zwar nicht wie die magischen Orden, die sich mit den groben Formen der Magie beschäftigen, sondern sie war eigentlich ein besonderer Okkultismus für Intellektuelle.

Wenn wir den aufkommenden Evolutionismus untersuchen, entdecken wir wieder einen engen Zusammenhang mit dem Okkultismus. Russell Wallace, der zusammen mit Darwin die natürliche Auslese als Grundbegriff der vermeintlichen Evolution entdeckte und mit ihm zusammen den ersten Artikel über die natürliche Auslese veröffentlichte, war ein bedeutender Spiritist, der auch ein Buch über den Spiritismus geschrieben hat. Er ist ein typisches Beispiel des modernen Wissenschaftlers, der sehr deutlich die Bedeutung der Evolutionslehre für den Okkultismus erkannte.

Auch Madame Blavatsky war sich dieser Zusammenhänge bewusst und kritisierte den Darwinismus, da er nicht diese klaren Schlussfolgerungen im Blick auf den Okkultismus zog. Sie sah, wie auch Russell Wallace, deutlich die Verbindung zwischen dem Okkultismus und dem Evolutionismus. Evolutionismus ist ja eigentlich nichts anderes als die Annahme, dass der Mensch sich aus der Materie als eine besondere Form von Information entwickelt habe. Der Evolutionismus besagt, Gott habe sich irgendwie in menschlicher Gestalt aus der Materie entwickelt. Damit war der Weg frei, dass ein konsequenter Evolutionist auch Okkultist und Mystiker sein konnte, wie es viele geworden sind (Madame Blavatsky, Russell Wallace, Fechner u.a.).

Das alles geschah in gewisser Hinsicht noch im intellektuellen Bereich. Die nächste Phase dieses teuflischen Programms war die Frage: Wie können wir jetzt die Jugend erreichen? Wenn man eine Änderung in der Gesellschaft durchführen möchte, gilt es nicht so sehr, die Älteren zu erreichen, die in einer gewissen Tradition stehen, sondern solche, die noch beweglich in ihren Gedanken und aufgeschlossen für neue Dinge sind; besonders, wenn sie von den Älteren enttäuscht sind. So bekamen z.B. C.G. Jung und besonders auch Aldous Huxley großen Einfluss auf die Jugend, auf die jungen Künstler in New York (Greenwich Village), wo die Beatniks entstanden, aus denen sich später in Amerika eine Jugendkultur entwickelte wie die Hippies usw.

C.G. Jung hatte sich in seiner Jugend schon eingehend mit dem Spiritismus beschäftigt; er gab für viele psychische Phänomene okkulte Erklärungen und gebrauchte auch okkulte Mittel in seiner Praxis. Wer sich näher dafür interessiert, kann die vor einigen Jahren erschienene Biographie über Jung von Prof. Paul Stern lesen. Stern ist Professor an der Harvard Universität und hat sehr deutlich über den persönlichen und geistigen Kampf von Jung geschrieben, wie er unter diesen geistigen Mächten gefangen war.

4. Okkultismus und Evolutionismus

Ein bedeutende Rolle zur Ausbreitung des Okkultismus spielt die Evolutionslehre. Das ist um so bemerkenswerter, da die Okkultisten und die Materialisten einander völlig entgegengesetzte Auffassungen vertreten, doch das ist nur oberflächlich der Fall. Richard Wurmbrand hat in seinem Büchlein über Karl Marx darauf hingewiesen, dass Marx, der große Materialist, wahrscheinlich gleichzeitig ein Satanist, ein Okkultist war. Und das trotz der scheinbar großen Gegensätze zwischen dem Materialismus und dem Okkultismus. Die Materialisten glauben, dass alles Materie ist, und „beweisen” das durch die Evolutionslehre. Durch die Evolution sind ihrer Meinung nach Menschen mit Tieren und Pflanzen verwandt und dadurch schließlich auch mit der leblosen Materie. Menschen sind danach nichts anderes als eine besondere Form von Materie. Der Okkultist argumentiert genau entgegengesetzt. Nach seiner Auffassung ist alles Geist. Der Mensch ist die höchste Form geistiger Kräfte, einer geistigen Persönlichkeit, und dieser Geist hat sich allmählich aus der Materie entwickelt, so dass die Materie eigentlich eingefalteter Geist ist.

Nach Auffassung der Okkultisten beweist also die Evolutionslehre, nach der sich ja alles aus der Materie entwickelt hat, dass der Geist bereits in der Materie vorhanden sein muss. Auf diese Weise ist der Mensch mit der ganzen Natur verbunden und verwoben. Der Mensch und die Natur bilden ein Ganzes. Das kommt sehr klar in dem Hauptsatz des Okkultismus zum Ausdruck, nämlich dem Konformitätsprinzip oder der Mikro – Makrokosmoslehre, die nichts anderes besagt als dieses: der Mensch ist ein Mikrokosmos, und das Weltall ist der Makrokosmos; was im Weltall stattfindet, spiegelt sich im Menschen wider, und was in dem Menschen stattfindet, spiegelt sich im Weltall wider. Das bedeutet: wenn der Mensch das Weltall gut interpretieren kann, kann er damit sich selbst interpretieren. Genau das tut die Astrologie.

Diese Aussagen der Astrologie werden verständlich durch das Konformitätsprinzip, denn danach ist der Mensch in evolutionistischer, geschichtlicher und organischer Hinsicht mit dem Weltall verbunden. Doch damit nicht genug. Die Okkultisten wenden dieses Prinzip weiter auf den Menschen an und sagen, dass bestimmte Körperteile wieder einen Mikrokosmos bilden, der dann den ganzen Menschen darstelle, wobei schließlich der Mensch in seiner Gesamtheit der Makrokosmos sei. So sagen die Okkultisten, dass man in den Handlinien den ganzen Menschen erkennen könne: seine Vergangenheit und seine Zukunft. Sehr häufig werden heute solche Erkenntnisse anhand der Iris, der Regenbogenhaut, gewonnen, also mit Hilfe der sogenannten Augendiagnose oder auch durch die Fußsohlendiagnose (womit auch die Reflexzonenmassage zusammenhängt). Gewisse Teile des Körpers sind also nach dieser Ansicht repräsentativ für den ganzen Körper. All diese Dinge werden aus dem Konformitätsprinzip gefolgert – man kann das geschichtlich nachweisen. In vielen okkulten Heilverfahren, Diagnostikmethoden und Therapien finden wir dieses Prinzip wieder. Diese Verfahren sind also sehr alt, wie auch die Augendiagnose seit langem mit der Astrologie eng verbunden ist. Die Leute, die am stärksten die Augendiagnose vertreten, sind entschiedene Anhänger der Astrologie und okkulter Heilverfahren.

5. Drei Hauptverführungen und die neue östliche Invasion

Wir müssen auch sehen, dass der Teufel in diesem satanischen Programm Menschen benutzt hat, um immer größeren Einfluss, besonders auf die Jugend, auszuüben. In diesem Zusammenhang muss ich Aleister Crowley erwähnen. Merkwürdigerweise ist dieser Mann in einer orthodox – biblischen Familie aufgewachsen. Seine Mutter kam aber aus dem Osten, und über sie hat er wahrscheinlich diese okkulten Fähigkeiten geerbt. Jedenfalls hatte er schon als Neunzehnjähriger dämonische Visionen und fühlte eine starke Berufung, sich dem Okkultismus zu widmen, was er dann auch getan hat. Er selbst ist mehr oder weniger im Hintergrund geblieben, hat aber durch seine Schüler starken Einfluss genommen und ist auf diese Weise wahrscheinlich sogar der einflussreichste Okkultist der ganzen vorigen Jahrhunderthälfte gewesen.
Er empfahl seinen Schülern, die Jugend zu lehren, wie sie in Trance geraten und dadurch ihr Bewusstseinsniveau verändern könnte, um dann mit der höheren, dämonischen Welt in Verbindung zu treten.

Popmusik, Sex und Drogen
Dazu nannte er drei Methoden: erstens einen sehr starken Rhythmus, wie man ihn in manchen alten Religionen wiederfindet und er sich heute in der Popmusik entwickelt hat. Durch seinen Schüler Kenneth Angle war Crowley der geistige Führer der Rolling Stones und hat diese in die Dämonie eingeweiht. Bei den Beatles sieht man dasselbe, wie z.B. die Aussage John Lennons deutlich macht, der gesagt hat, dass die Beatles nicht nur erfolgreicher wären als Jesus Christus, sondern dass ihr Erfolg auch dadurch zu verstehen wäre, dass sie ihre Seele dem Teufel verkauft hätten. Lennon hat das in den sechziger Jahren in Hamburg gesagt, und das wurde anschließend in der Zeitschrift der Popmusik veröffentlicht. Diese Leute haben das ganz offen ausgesprochen. Und wer die Texte zu ihrer Musik liest, sieht auch, was für eine Botschaft diese Satansevangelisten gepredigt haben. Aldous Huxley war der Meinung, dass kein Mensch, sei er auch noch so nüchtern, unberührt bleiben könnte von einem Rhythmus, wie man ihn z.B. bei den Wudu-Priestern in Haiti oder bei den Schamanen (Zauberpriester asiatischer und indianischer Naturvölker) findet. Tatsächlich würde eine Veränderung des Bewusstseins eintreten. Viele junge Leute haben das erfahren, die an solchen Popveranstaltungen teilgenommen haben.

Die zweite Empfehlung, die Crowley gab, war eine absolut freie sexuelle Revolution. Das ist in jeder modernistischen Jugendbewegung die Grundvoraussetzung: absolut freier Sex. Crowley hat zur Förderung dieser sexuellen Revolution eine gewisse Sex-Magie entwickelt, die einfach abscheulich ist.

Drittens empfahl er Drogen als Mittel, um in Trance zu geraten, also genau die Mittel, die schon vor Tausenden von Jahren bei bestimmten östlichen Religionen bekannt waren und schon immer dabei behilflich waren, leichter mit dämonischen Mächten in Verbindung zu treten.

Die neue östliche Invasion
In Verbindung mit dieser neuen Kultur von Popmusik, Sex und Drogen, die alle eng miteinander zusammenhängen (es waren ja besonders die Popmusiker, die die sexuelle Revolution entfachten und auch die Drogen empfahlen), wurden nun zum zweitenmal die östlichen Missionare ins Abendland eingeführt, und zwar durch die Beatles. Im vorigen Jahrhundert war das bereits einmal geschehen, aber da konnten diese Missionare sich nicht durchsetzen. Jetzt war die Zeit reif dafür, weil nun Millionen von Jugendlichen darauf vorbereitet waren, diese Dinge aufzunehmen. Im vergangenen Jahrhundert war das noch nicht so. Da erschienen diese östlichen Religionsvertreter zwar auf dem Weltkongress der Weltreligionen, aber da spielte sich alles auf einer intellektuellen Ebene ab und wurden nicht die Massen erreicht, geschweige denn die Jugend. Doch nun waren es die Popmusiker selbst, die über die drei Elemente Crowleys, Popmusik, Sex und Drogen, diese Dinge hier einführten, und leider sind Millionen von Menschen dieser Bewegung zum Opfer gefallen.

Die Drogen waren in den sechziger Jahren eine Ideologie. Sie spielten eine Zwischenrolle. Sie bereiteten die Jugend auf mystische Erfahrungen vor. Doch viele von ihnen entdeckten, dass es viel einfachere, leichtere und „gesündere” Methoden der Trance und der okkulten Erfahrungen gab, nämlich die östliche Mystik. Ein Beispiel (deren es viele gibt): Timothy Leary und Richard Alpert, zwei Psychologieprofessoren an der Harvard Universität, experimentierten in den fünfziger und sechziger Jahren eingehend mit LSD und empfahlen es als Mittel zu übernatürlichen, mystischen Erfahrungen. Sie selbst waren mit diesen Erfahrungen nicht völlig zufrieden und reisten nach Indien. Richard Alpert entwickelte sich dort zu einem Guru, kam als solcher nach Amerika zurück und rief dort eine eigene Guru-Bewegung ins Leben.

Die Drogen waren in diesem satanischen Programm die Vorbereitung für die Aufnahme der östlichen Mystik. Jetzt, wo viele Geschmack an okkulten Erfahrungen bekommen haben, gehorchen Millionen junger Menschen  nun diesen Leuten, nicht nur in der Hare-Krishna-Bewegung, sondern auch in der Hippie-Bewegung und in einer Bewegung, die weit gefährlicher ist, der Transzendentalen Meditation; und zwar ist sie deshalb weitaus gefährlicher, weil sie sich nicht so deutlich als eine Religion manifestiert.

Der Maharishi Mahesh Yogi, der durch die Beatles hier eingeführt wurde, behauptete, dass die TM (Transzendentale Meditation) keine Religion, sondern eine Wissenschaft sei. Untersuchungen u.a. an der Stanford Universität haben bewiesen, dass die TM mit Wissenschaft absolut nichts zu tun hat. Soweit sie überhaupt positive Resultate hervorbringt (Ruhe, Erholung), so können diese ebenso gut durch aktive, gesunde Meditation erreicht werden. Im allgemeinen sind die Folgen der TM negativ, und es ist eine Lüge, dass sie eine Wissenschaft und keine Religion sei. Jeder, der sich einmal mit der Einweihungszeremonie beschäftigt hat, stellt fest (wie ich das kürzlich noch in einem Interview mit einem bekannten Guru las, der von einem bekehrten TM-Jünger befragt wurde), dass diese Einweihungszeremonie in Wirklichkeit ein hinduistisches Verfahren ist: man nimmt Opfer mit, Früchte, weiße Tücher oder ähnliche Dinge und Blumen; sie werden dann dem Guru geopfert. Dann wird in Sanskrit (das nur wenige Menschen verstehen) zu den Götzen und dem Guru gebetet, und dadurch kommt man in diese Dämonie hinein, ohne dass die Menschen überhaupt eine Ahnung haben, was sie in Wirklichkeit tun. Durch diese schreckliche Lüge sind viele verfinstert worden. Wir müssen uns als Christen wirklich die Schuld daran geben, dass so viele Millionen Menschen, in deren Herzen Gott doch die Ewigkeit gelegt hat, sich nun diesen dämonischen Dingen zuwenden, um die Leere in ihren Herzen auszufüllen. Christentum und Bibel sind für sie bedeutungslos geworden.

6. Das neue Zeitalter – New Age

Wie kommt es, dass heutzutage so viele Millionen von Menschen hier im Westen den verschiedenen Strömungen zum Opfer gefallen sind? Denken wir nur neben der Hare Krishna Bewegung auch an die Transzendentale Meditation, an die Guru Maharaj Strömung und jetzt an die Bhagwan Sekte und vieles andere. Wie ist dies möglich? Was sind die Ursachen dieser Entwicklung? Wenn wir die Okkultisten selbst fragen, geben sie eine klare Antwort, die sich auf die Astrologie gründet, einen äußerst wichtigen Teilbereich des Okkultismus. Ihre Antwort ist, dass wir im Begriff stünden, in ein völlig neues Zeitalter einzutreten.
Bekanntlich habe in den letzten zweitausend Jahren die Sonne am 21. März, dem Frühlingsbeginn, im Sternbild der Fische gestanden. Doch ungefähr in unserer Zeit, vielleicht etwas früher oder etwas später, beginne ein neues Zeitalter, nämlich das des Aquarius oder Wassermanns, d.h. also, dass die Sonne dann zum Frühlingsbeginn im Sternbild des Wassermanns steht. Nach Aussage der Okkultisten und Astrologen sei das Zeitalter des Wassermanns ein besonders wichtiger Zeitabschnitt.

Die Zeit der Fische sei die christliche Zeit gewesen, denn der Fisch sei, wie die Okkultisten sagen, das Kennzeichen des Christentums. Die Jünger des Herrn Jesus waren Fischer, zuerst zum Teil in der wörtlichen Bedeutung und später Menschenfischer; auch sei der Fisch ein wichtiges Symbol bei den ersten Christen gewesen. Die christliche Zeit sei, nach Meinung der Okkultisten, eine finstere und tragische Zeit gewesen, eine Zeit von Kriegen, Unfrieden und Zerstörung, weil die Menschen nicht ihre wahren geistigen Fähigkeiten benutzt hätten, d.h. ihre paranormalen, okkulten Fähigkeiten. Sie seien mit ihren Fähigkeiten innerhalb der sichtbaren Welt geblieben und hätten keinen Gebrauch von den hohen Kräften gemacht, durch die Frieden und Gerechtigkeit auf dieser Erde hätten gegründet werden können. Das würde sich jetzt ändern, da die Menschheit im Begriff stehe, das Christentum abzuwerfen.

In gewisser Hinsicht ist das auch so. Wir leben in dem nachchristlichen Zeitalter, in der Endzeit, oder, wir könnten auch sagen, in einer Übergangszeit. Es ist auch richtig, dass wir eine Zeit von Frieden und Gerechtigkeit vor uns haben, aber die wird völlig anders sein, als diese Okkultisten sich das vorstellen. Und vor dieser Zeit des Friedens und der Gerechtigkeit wird eine ungeheure Verführung in dem „nachchristlichen Abendland” stattfinden, wo Millionen Menschen, die aus christlichen Häusern stammen und christliche Vorfahren gehabt haben, sich dem Okkultismus öffnen und Zeichen und Wundern nachrennen werden.
All das ist die Vorbereitung zur Annahme des Antichristen, der in Offenbarung 13 als das Tier aus der Erde beschrieben wird und der als der größte Magier dieser Zeit durch Zeichen und Wunder die Menschheit verführen wird. Er wird der Stifter einer Weltreligion sein, auf die sich sehr viele „Christen” schon heute vorbereiten. Und wenn dann der Herr Jesus wiederkommt, wird Er den Antichristen vernichten (vgl. 2.Thessalonicher 2,8) und danach ein Reich des Friedens und der Gerechtigkeit auf dieser Erde errichten, und zwar nicht durch Zeichen und Wunder, sondern durch Gericht, wie der Prophet Jesaja geweissagt hat: „Denn wenn deine Gerichte die Erde treffen, so lernen Gerechtigkeit die Bewohner des Erdkreises” (Jesaja 26,9). Das ist ein völlig anderes Zukunftsbild als das der Okkultisten.

7. Wahrsagerei und Zauberei

Ich habe bisher versucht, in der Darstellung dieser geschichtlichen Entwicklung nachzuweisen, womit wir es zu tun haben, und möchte nun noch auf einige Dinge besonders eingehen. Die Wahrsagerei kommt in zwei Hauptformen vor: erstens als Zeichendeuterei wie in der Astrologie und der Handlesekunde, zweitens als ein verändertes Bewusstseinsniveau. Auch das Pendeln ist eine Form dieser Wahrsagerei durch bestimmte okkulte Fähigkeiten. Ich habe schon von etlichen Christen gehört, die beunruhigt waren, dass sie solche Gaben besaßen, und viele von ihnen, die wirklich den Wunsch haben, mit dem Herrn zu leben, wollen diese „Gaben” nicht nutzen, weil sie deutlich spüren, dass es Gaben aus dem Bereich der Finsternis sind. Ungläubige bemerken diese Finsternis natürlich nicht, weil sie ja sowieso unter satanischer Macht stehen.

Die zweite Hauptform der Wahrsagerei geschieht also aufgrund eines veränderten Bewusstseinsniveaus, wie wir das z.B. bei Kristallsehern finden. Auch da gibt es natürlich wieder viele Formen, und eine wichtige Form ist der Spiritismus, der, wie wir in 5. Mose 18 gelesen haben, für Gott ein Greuel ist.
Der Spiritismus als Bewegung entstand im vergangenen Jahrhundert, und man rechnet heute mit vierhundert Millionen Anhängern, und zwar in den verschiedensten Religionen. Das sind ungeheure Menschenmassen. Im Spiritismus befragen Menschen die Toten, wie sie meinen. In Wirklichkeit stecken hinter den Medien dämonische Mächte, die sehr gut imitieren und auch sehr gut Auskünfte über die Verstorbenen geben können. Auf diese Weise werden Menschen ganz massiv betrogen und geraten unter dämonische Einflüsse. Es ist unmöglich, an solchen spiritistischen Sitzungen teilzunehmen, ohne selbst unter dämonische Einflüsse zu geraten. Das wird in der Seelsorge immer wieder deutlich. In solchen Sitzungen findet man dieselben Phänomene wie bei katholischen Heiligen und den Mönchen in Tibet, die anfingen zu schweben. Von dem berühmten Medium Daniel D.Home wird berichtet, dass er im dritten Stockwerk aus einem offenen Fenster schwebte und durch das danebenliegende Fenster wieder hereinkam. Es handelt sich dabei immer um dieselben Erscheinungen. Darum ist es so sonderbar, dass die Menschen nicht erkennen, um was für eine Kraft es sich handelt. Satan gebraucht nur immer etwas andere Formen, um auf andere Weise Menschen irrezuführen.

Wir begegnen dieser Dämonie bereits vor dem Mittelalter oder sogar noch früher, auch in der katholischen Kirche selbst. Ich betone nochmals ausdrücklich, dass ich davon überzeugt bin, dass es in der katholischen Kirche wiedergeborene Christen gibt. Das steht außer Frage. Aber es gibt in der Geschichte dieser Kirche, außer den mystischen Heiligen, so viele okkulte Erscheinungen, dass wir nicht erstaunt zu sein brauchen, wenn solche, die aus dem Katholizismus zum Glauben kommen, häufig noch sehr viel Finsternis in sich tragen, wovon sie befreit werden müssen. Eine der Ursachen ist, dass sie zu den Heiligen gebetet haben, und hinter diesen Heiligen stehen dämonische Mächte, die dadurch, dass sie Menschen helfen, Anrechte an sie bekommen.

Auf das Vorhandensein dämonischer Mächte hinter diesen katholischen Heiligen lassen sich viele Phänomene zurückführen, wie z.B. auch Marienerscheinungen (die nichts anderes sind als spiritistische Visionen) und Materialisationen. Denken wir auch an Therese Neumann, die an jedem Karfreitag die Wunden des Herrn an ihrem Körper aufwies und stark aus der Seite und an den Händen und Füssen blutete. Das sind schreckliche Dinge, die ich nur ungern erwähne. Tausende Menschen, die an jedem Karfreitag an ihr vorüberzogen, gerieten so in Finsternis, indem sie durch solche Zeichen und Wunder stark beeindruckt wurden.

Zauberei
Ein weiterer umfangreicher Bereich ist die Magie. Bei der schwarzen Magie handelt es sich um Zauberkraft, die andere töten oder ihnen Schaden zufügen kann. Sie ist für Christen vielleicht weniger eine Gefahr als die sogenannte weiße Magie. Das ist Zauberkraft, die angewandt wird, um Menschen zu heilen. Die alten Schamanen in Sibirien und Nordamerika haben sich ihrer schon seit Jahrhunderten bedient. Wir finden sie ebenfalls in Afrika wieder in den sogenannten primitiven Ländern, auch in Verbindung mit dem Götzendienst. Doch auch im Westen werden die Heilverfahren der weißen Magie immer populärer; denken wir nur an die „Streicher” (Magnetismus), die seit dem vergangenen Jahrhundert bekannt geworden sind, wovon es zu meinem Bedauern nicht wenige auch in der Schweiz gibt. Wie viele Christen gibt es – man schämt sich, das sagen zu müssen- , die zu solchen Streichern oder Besprechern gegangen sind, um von ihnen Heilung zu empfangen. Viele meinten, dass das etwas völlig Harmloses sei, doch mussten sie einen hohen Preis für ihre Genesung bezahlen, nämlich indem sie dämonischen Mächten Anrechte an sich selbst gaben und sich ihnen dadurch auslieferten.

Hexerei
Wo das Christentum in unserem nachchristlichen Zeitalter aufgegeben wird, ist erstens räumlich eine Hinwendung zum Osten und zweitens zeitlich eine Hinwendung zur Vergangenheit festzustellen. Welch eine Verzweiflung muss die Menschen ergriffen haben, die zu den alten, heidnischen Religionen zurückkehren, die vor der Zeit des Christentums hier im Abendland ausgeübt wurden. Beispielsweise wurde bei Stonehenge in England der keltische Götzendienst wiedereingeführt. Eigentlich hat diese Religion unter der Oberfläche immer in der Hexenbewegung fortbestanden, wenn auch viel Falsches über diese Bewegung verbreitet worden ist und häufig unschuldige Menschen umgebracht wurden. Trotzdem hat es immer wahre Hexen gegeben, auch breitet sich heutzutage diese Bewegung, besonders in den englischsprechenden Ländern, wieder stark aus. Zeitlich wendet man sich also zu den Götzendiensten zurück, die früher hier im Abendland geherrscht haben.

8. Charismatischer Okkultismus

Aber das Schlimmste ist, und das ist wohl der größte Trick des Teufels, dass es ihm gelungen ist, eine Burg inmitten des evangelischen Christentums zu errichten. Eigentlich hätten wir das aus der Bibel schon wissen müssen. Wir lesen im Neuen Testament, dass es zu Beginn des christlichen Zeitalters Zeichen und Wunder gab. Es waren Zeichen und Wunder der Apostel, wie wir deutlich in 2.Korinther 12,12 lesen: „Die Zeichen des Apostels sind ja unter euch vollbracht worden in allem Ausharren, in Zeichen und Wundern und mächtigen Taten”, und das finden wir auch in Markus 16,17.18 bestätigt: „Diese Zeichen aber werden denen folgen, welche glauben: In meinem Namen werden sie Dämonen austreiben; sie werden in neuen Sprachen reden, werden Schlangen aufnehmen, und wenn sie etwas Tödliches trinken, so wird es ihnen nicht schaden; Schwachen werden sie die Hände auflegen, und sie werden sich wohl befinden.” Es war also eine Verheißung für die Apostel und für solche, die durch sie zum Glauben kommen würden. Aus Hebräer 2 wissen wir auch, dass der Herr Jesus den Dienst der Apostel durch diese Zeichen bestätigte, „indem Gott außerdem mitzeugte, sowohl durch Zeichen als durch Wunder und mancherlei Wunderwerke und Austeilungen des Heiligen Geistes nach seinem Willen” (V. 4). Zeichen und Wunder waren also Merkmale der apostolischen Zeit. Doch das Neue Testament erwähnt in 2.Thessalonicher 2,9-10 noch einmal Zeichen und Wunder, und zwar für die Endzeit, das Ende des christlichen Zeitalters. Dort spricht der Apostel Paulus davon, dass in den letzten Tagen inmitten des Christentums ein großer Abfall stattfinden würde unter der Leitung des Antichristen, der durch Macht und Zeichen und Wunder der Lüge viele christliche Bekenner verführen würde. Wir finden also hier dieselben Ausdrücke wieder: Zeichen und Wunder. Es sind ähnliche Phänomene wie zu Beginn des christlichen Zeitalters, aber jetzt (nach 2.Thess.2) aus dämonischen Quellen. Wir hätten Grund, erstaunt zu sein, wenn wir inmitten des biblischen Christentums diese riesige Bewegung nicht finden würden, die begleitet ist von diesen Zeichen und Wundern aus der Quelle Satans.

Bei dieser Bewegung hier im Westen kann man zwei Phasen unterscheiden. Die erste Phase begann Anfang dieses Jahrhunderts in der Pfingstbewegung, wodurch außerhalb der bestehenden Kirchen viele Pfingstgemeinden entstanden. Weitaus bedeutsamer ist aber die zweite Phase, die in den sechziger Jahren ausgelöst wurde durch einen gewissen Bennett, nachdem er die sogenannte „Taufe mit dem Heiligen Geist” empfangen hatte. Schon die Beschreibung dieser Taufe macht deutlich, welche Kräfte am Werk waren. Als er nach Empfang dieser vermeintlichen „Taufe mit dem Heiligen Geist” nach Hause kam, berührte er die Haustürklinke, und er beschreibt, dass dadurch unmittelbar ein Strom durch das ganze Haus gegangen sei, der seine Frau geweckt habe. Das hat natürlich mit den Zeichen zu Beginn des Christentums nichts zu tun. Es sind genau dieselben Kräfte, wie wir sie im Spiritismus und Okkultismus finden. Solche Erscheinungen sind altbekannt, sie haben absolut nichts mit dem Neuen Testament zu tun. Und solche Leute wie Bennett waren die großen Führer dieser sogenannten charismatischen Bewegung. Ich bin davon überzeugt, dass sich hierin auch viele wiedergeborene Christen befinden, aber der größte Teil von ihnen wurde verführt. Wir erheben unsere Stimme auch nicht gegen diese Menschen sondern gegen ihre Irrlehren; dazwischen müssen wir immer einen scharfen Unterschied machen.

Als dann diese Bewegung auch die römischkatholische Kirche erfasste, u. a. durch Bücher von David Wilkerson und die Bemühungen von David du Plessis, spielte das Evangelium gar keine große Rolle mehr. Tausende Katholiken empfingen diese sogenannte „Taufe mit dem Heiligen Geist”, ohne etwas von dem Evangelium und dem Blut des Herrn Jesus Christus gehört zu haben, ohne dass sie also Busse über ihre Sünden getan hatten und ohne wiedergeboren zu sein. Durch die „Taufe mit dem Heiligen Geist” fingen sie an, in Zungen zu reden, und verloren die Kontrolle über sich selbst. Mächtige ekstatische Bewegungen entstanden. Die ökumenische Bewegung ist in gewisser Hinsicht überholt. Das war eine Bewegung, in der Institutionen sich zusammenschließen wollten und sich bemühten, Glaubensbekenntnisse aufeinander abzustimmen. Diese Zeit ist vorüber. Man ist nicht mehr an Glaubensbekenntnissen interessiert. Die Menschen finden einander sowieso außerhalb der Kirche. David du Plessis, der früher als evangelischer Schriftsteller bekannt war, sagt heute, dass er nicht mehr wisse, ob er evangelisch oder katholisch sei. Für Menschen, die die „Taufe mit dem Heiligen Geist” empfangen haben, ist das einerlei. Sie kommen aus den verschiedensten Bekenntnissen und finden einander durch die Zeichen und Wunder. Sie werden so davon beeindruckt und erleben eine geistige Gemeinschaft miteinander, dass sie von nichts anderem mehr etwas wissen wollen.
Ich glaube, dass dies insbesondere die Vorbereitung für die mächtige Weltreligion des Antichristen ist. Der Antichrist wird durch diese magischen Zeichen und Wunder sowohl Christen als auch Juden verführen (Offenbarung 13,13.14; 1. Johannes 2,22), und ich habe den Eindruck, dass er auch die okkulten Kräfte im Islam mobilisieren wird, so dass wirklich eine massive Weltreligion zustande kommt.
Der bekannte Prediger der Pfingstbewegung, William Branham, war von vielen solchen okkulten Phänomenen gekennzeichnet. Man hat ihn photographiert, als er während einer Predigt einen Strahlenkranz um den Kopf hatte. Solche „Heiligenscheine” sind uns bereits von katholischen Heiligen bekannt. Er selbst hielt diesen „Heiligenschein” für ein wunderbares Zeichen seiner göttlichen Berufung. In Wirklichkeit ist er eine okkulte Erscheinung, die wir aus anderen okkulten Strömungen kennen, und wir brauchen uns über ihr Auftreten bei Menschen wie Branham nicht zu wundern.

9. Die Folgen okkulter Betätigung

Die Beobachtung der Seelsorge erhärtet die Tatsache, daß okkulte Betätigung das christliche Glaubensleben schwer schädigt. Der Glaube an Buddha oder an Mohammed oder an sonst eine religionsgeschichtliche Größe wird durch okkulte Praktiken nicht beeinträchtigt. Auch das läßt Hintergründe erkennen. Der Okkultismus macht immun gegen das Pneuma, das heißt, er stumpft ab gegen die Wirksamkeit des Heiligen Geistes. Das darf nicht falsch verstanden werden. Das allgemein religiöse Leben schädigt er nicht, im Gegenteil, der Okkultismus ist ja selbst zum großen Teil eine “religiöse” Bewegung. Ganz grob gesagt heißt das: der Teufel nimmt uns nicht unsere “Religiosität”, aber er will unter allen Umständen verhindern, daß wir Jünger Jesu werden. Die Jüngerschaft Jesu und eine Wiedergeburt durch den Heiligen Geist ist aber etwas total anderes als Religiosität
Die weitere Beobachtung der Seelsorge zeigt, daß in enorm vielen Fällen sich aus der okkulten Betätigung seelische Störungen entwickeln.
Wir halten an allen diesen Stellen fest, daß der Okkultismus sowohl in wissenschaftlicher als auch in primitiver Form unter dem Gericht Gottes steht. Gott hat sie dahingegeben. Das ist der letzte Grund, warum bei den vielen Formen okkulter Betätigung so viele schwere Schädigungen an Leib und Seele auftreten. Es sollen diese Folgen einmal kurz zusammengefaßt werden. Ausdrücklich wird darauf hingewiesen, daß die Zusammenstellung der Folgen nur die Angabe von Häufigkeitserscheinungen darstellen. Es handelt sich nicht um eine einfache Kausalität (Ursächlichkeit). Es zeigen sich bei okkult behafteten Menschen in großer Häufigkeit:
    In religiöser Hinsicht beim atheistischen Typ Widerstand gegen alles Göttliche, Verstockung, Zweifelsucht, Lästersucht, Unfähigkeit zum Glauben und Beten. Beim “frommen” Typ zeigen sich Selbstgerechtigkeit, geistlicher Hochmut, Pharisäismus, Heuchelei, Unempfindlichkeit gegen das Wirken des Heiligen Geistes.
    In charakterlicher Hinsicht finden sich abnormale Leidenschaftlichkeit, Hang zu Süchten, Haltlosigkeit (Nikotin, Alkohol, sexuelle Entgleisungen), Jähzorn, Geiz, Klatschsucht, Egoismus, Fluchgeist usw.
In medizinischer Hinsicht finden sich in okkultbelasteten Familien in merkwürdiger Häufung nervöse Störungen, psychopathische und hysterische Erscheinungsbilder, Veitstanz, Lähmungserscheinungen, Fallsucht, Mißgeburten, Taubstummheit, mediumistische Psychosen, Neigung zu Gemüts- und Geisteskrankheiten usw.

10. Die Befreiung aus okkulter Belastung

Eine Befreiung aus dem Banne des Okkultismus ist nur durch Christus möglich. Jede medizinische oder psychologische Hilfe wird dem geistlichen Charakter dieses Phänomens nicht gerecht. Durch die Tat Christi am Kreuz und am Ostermorgen ist die Seelsorge an okkult Belasteten eine sieghafte Seelsorge ohne Furcht. Satan und alle seine Trabanten sind ein geschlagenes Heer. Alle okkulten Mächte sind durch Jesus entmächtigt. Das ist der Triumphgesang des Neuen Testaments:
“Christus hat die Fürstentümer und die Gewalten völlig entwaffnet und hat sie öffentlich zur Schau gestellt und hat einen Triumph aus ihnen gemacht durch sich selbst” (Kol. 2,15). Was die alttestamentliche Gemeinde sang: “Die Rechte des Herrn behält den Sieg” (Psalm 118,15), erfüllte sich in Christus. Der Apostel Paulus jubiliert: “Gott sei Dank, der uns den Sieg gegeben hat durch unseren Herrn Jesus Christus” (l. Kor. 15,57). Die Erlösung und der Sieg Jesu ist der Hintergrund einer hoffnungsvollen Seelsorge und Hilfe für den okkult Gebannten. Im einzelnen muß bei dieser seelsorgerlichen Beratung auf folgende Punkte geachtet werden:
Der erste Schritt ist die Wiedergeburt, ein wahrhaftiger Glaube an den Herrn Jesus Christus, den Sohn Gottes, den Gott in diese Welt gesandt hat, damit Er die Sünden derer trüge, die an Ihn glauben würden. Sündenbekenntnis und Annahme des Herrn Jesus als Erlöser sind also das erste. Wer diesen ersten Schritt getan hat, wird Ihm dann sein Leben völlig anvertrauen und Ihm geweiht leben. Ohne diese Voraussetzung gibt es keine Befreiung und werden Sie auch niemals Ihre wirklichen okkulten Probleme sehen.

Zweitens ist es absolut notwendig, ein geheiligtes, persönliches Glaubensleben zu führen. Andernfalls wird der Teufel immer wieder neue Anrechte an uns geltend machen. Durch Unterweisung aus der Schrift über diese Dinge oder auch durch die Hilfe eines Seelsorgers werden Sie sehen, welche Anrechte der Teufel möglicherweise in der Vergangenheit an Ihnen bekommen hat durch spiritistische und okkultistische Verbindungen, ob nun im Zusammenhang mit der charismatischen Bewegung, durch Zungengeister oder was auch immer. Aus der Seelsorge wissen wir, wie äußerst schwierig es häufig ist, dass Leute von diesen Zungengeistern befreit werden, wenn sie einmal durch Handauflegung unter diese Einflüsse gekommen sind. Jemand kann daher nur davon befreit werden, indem er aus der Schrift darüber aufgeklärt wird und wirklich frei werden will. Man muss dazu kommen, persönlich vor Gott die Sünden, die in dieser Hinsicht in der Vergangenheit begangen worden sind, zu bekennen. Jede Verbindung mit dem Okkultismus, auch mit okkulten Heilverfahren, muss unter aufrichtiger Demütigung als Sünde bekannt werden. Satan wird alle Macht aufwenden, Menschen daran zu hindern, sich durch Gebet und Fasten über solche Verbindungen zu demütigen.
Doch nur, wer solche Anrechte des Feindes zerbricht und sich deutlich davon lossagt und sich völlig dem Herrn Jesus Christus ergeben und sich Ihm weihen möchte, kann befreit werden. Für solche gibt es Hoffnung und auch die Hilfe biblischer Seelsorger, weil Menschen, die tief in dieser Finsternis gefangen waren, auch seelsorgerliche Hilfe brauchen.  –  Der bekannte Seelsorger Pfarrer Dr. Kurt Koch hat seine Erfahrungen diesbezüglich so formuliert:

a) Wer frei werden will, muß sich rückhaltslos Jesus ausliefern. Hier gibt es keine Zwischenlösung und halbe Entscheidungen. Man kann nicht zwei Herren dienen.
b) In fast allen Fällen zeigt sich, daß der Belastete ohne eine Generalbeichte nicht durchkommt. Die Beichte ist sonst im Neuen Testament eine freiwillige Sache. Ich erlebte es aber bei weit über tausend okkulten Fällen noch nicht, daß einer ohne gründliche seelsorgerliche Aussprache frei wurde. Jakobus mußte ja wohl seine Erfahrungen gemacht haben, weil er riet: “Bekenne einer dem andern seine Sünden!” (Jak. 5,16).
c) Es gibt schwierige Sonderfälle, bei denen ein Lossagegebet erforderlich ist. Okkulte Betätigung ist ja immer ein oft unbewußter Vertragsschluß mit der Finsternis. Dieser Vertrag wird in Gegenwart des Seelsorgers, der an dieser Stelle Zeuge ist, durch das Lossagegebet gekündigt. Diese Kündigung ist einmalig. Sie wird nicht wiederholt. Dieses Lossagen kann etwa in die Worte gefaßt werden: “Im Namen Jesu Christi sage ich mich von dir, Satan, los und verschreibe mich Jesus als meinem Herrn.” – Auf den Wortlaut kommt es natürlich nicht an. In der Seelsorge gibt es keine magischen Formeln.
d) Unter Umständen kommt von seiten des Seelsorgers auch das Gebieten im Namen Jesu in Frage. Es ist aber meistens große Sachkenntnis und die Gabe der Geisterunterscheidung nötig, daß hier mit dem Gebieten kein Unfug getrieben wird. Es wäre verfehlt, bei einem Gemütskranken oder Geisteskranken, also bei einem medizinischen Sachverhalt, zu gebieten. Hier können in der Seelsorge verhängnisvolle Fehler gemacht werden. Lieber große Zurückhaltung üben als in unklaren Fällen zu gebieten. Wer gebietet, muß ein Jünger Jesu sein und sich im Glauben bewußt unter den Schutz Jesu stellen. Es kann ihm sonst passieren, daß er schwere Anfechtungen erlebt. Bei okkult Belasteten wird im allgemeinen nicht unter Handauflegung gebetet. Jesus hat nur Kranken die Hände aufgelegt, bei Besessenen hat er geboten.
e) Der Befreite muß fleißig die Gnadenmittel gebrauchen: Wort Gottes, Gemeinschaft der Gläubigen, Brotbrechen, Gebet (Apg. 2,42). Wenn Anfechtungen nach der seelsorgerlichen Betreuung wiederkommen, muß der Befreite sich täglich und stündlich unter den Schutz des Blutes Jesu stellen. Das ist keine gefühlsselige Blutsmystik, sondern biblische Realität. Mit Gefühlsduselei läßt sich kein Kampf gegen die Finsternis führen. Lassen die Anfechtungen nicht nach, dann darf der Befreite selbst auch im Namen Jesu gebieten. Das Gebieten von Weltleuten ist völlig sinnlos, unter Umständen sogar gefährlich, wie z.B. Apg. 19,13 zeigt. Das Gebieten von Christen mit mangelnder Hingabe an Jesus hat keine Kraft. Da die vertriebenen Geister und Mächte gern in ihre alte Behausung zurückkehren (Luk. 11,24-26), muß der Befreite wachsam sein. Zur Abwehr ist die geistliche Waffenrüstung (Eph. 6,10-18) erforderlich. Die wichtigste Waffe ist der Schild des Glaubens und das Schwert des Geistes, welches ist das Wort Gottes
f) Es gibt schwierige Fälle, bei denen die Seelsorge nicht sofort zu einer ganzen Befreiung führt. Es gibt da zwei Möglichkeiten besonderer Hilfe. Meistens muß ein kleiner Gebetskreis von zwei oder drei Gläubigen gebildet werden, die wöchentlich mindestens zweimal zum Gebet und zur Fürbitte zusammenkommen. Der Belastete wird in diesen Kreis hineingenommen. Die Fürbitte wird solange fortgesetzt, bis eine Befreiung eintritt. Ein kleiner Gebetskreis hat eine größere geistliche Vollmacht als der Einzelseelsorger. Ihm gilt die Verheißung: “Wo zwei unter euch eins werden auf Erden, warum es ist, daß sie bitten wollen, das soll ihnen widerfahren von meinem Vater im Himmel” (Mt. 18,19
g) Es muß beachtet werden, daß bei psychiatrischen Krankheitssymptomen auch der Facharzt zu Rate gezogen wird. Der Seelsorger auf diesem Gebiet darf nicht zum psychiatrischen Kurpfuscher werden.

Diese Darstellung der Gefahren des Okkultismus soll ausklingen mit der Frohbotschaft: das Evangelium ist die große Siegesnachricht vom erfolgreichsten Kampf der Weltgeschichte. Das Kreuz von Golgatha ist das große Mahnmal des Sieges und der Befreiung von allen Mächten der Finsternis. Wer zum Kreuz kommt, hat teil an diesem Sieg Jesu Christi.

Dr. Willem J. Ouweneel ist Holländer, Jahrgang 1944. Er studierte Biologie an der Reichsuniversität Utrecht und promovierte 1970 über eine These auf dem Gebiet der Entwicklungsbiologie und Vererbungslehre. Bis Ende 1976 war er bei der Königl. Niederl. Akademie der Wissenschaften für Forschungsarbeiten angestellt. Der Autor hat sich darüber hinaus intensiv mit der Bibel beschäftigt. Naturwissenschaftliche und biblische Vorträge sowie seine Veröffentlichungen auf beiden Gebieten machten ihn im In- und Ausland bekannt. Über seine naturwissenschaftlichen Ergebnisse liegen 20 Veröffentlichungen vor. Zu seinen Hauptthemen gehören Evolutionslehre, Okkultismus und Apologetik. Dr. Ouweneel doziert Philosophie an der Evangelischen Hochschule Amersfoort und ist Hauptredakteur der Zeitschrift „Bijbel en Wetenschap” (Bibel und Wissenschaft).

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Medialität u. Seelsorge

Kurt E. Koch

MEDIALITÄT AUS DER SICHT DER SEELSORGE

– Teil II von SEELSORGE UND OKKULTISMUS –

Gekürzter Text, von Horst Koch, Herborn, 2008

1. Die parapsychologische Unterwanderung der Seelsorge



Der Begriff der Medialität

Das Prinzip der Amplifikation

Die mediale Volksmedizin

2. Die Sanktionierung der Magie

1.   Die mediale Heilkunst

2.   Die Häufigkeit der medialen Heilkunst

3.   Unkenntnis der medialen Heilkunst

4.   Die Vererbung der medialen Fähigkeit

5.   Die Entdeckung der medialen Fähigkeit

6.   Übertragung der medialen Fähigkeiten

7.   Magisches Experimentieren

8.   Formen der medialen Heilkunst
9.   Das Resistenzphänomen
11. Der Ursprung der medialen Fähigkeit
12. Die Befreiung

Im Allfrontenkrieg der Seelsorge

Es ist ein ungewöhnliches Faktum, dass der erste Teil dieses Buches im Jahr 1951 begonnen wurde, der „Spatenstich“ zum zweiten Teil erfolgte erst 30 Jahre später, im Jahr 1981. . . Aufschlußreich ist auch, dass amerikanische Veröffentlichungen, die das Verhältnis Theologie – Parapsychologie behandeln, mein Buch Seelsorge und Okkultismus häufig zitieren. Sehr spärlich dagegen sind positive Anerkennungen von deutschen Autoren.

Zwei positive Stimmen sollen allerdings nicht unerwähnt bleiben. Der Kirchenhistoriker Prof. D. Dr. Fritz Blanke von der Züricher Universität hat das Buch „Seelsorge und Okkultismus“ „eine Pionierarbeit, welche höchste Dankbarkeit und Anerkennung verdient“, genannt. . . .

In dem Vorwort seines Buches „Im Bannkreis des Aberglaubens und der Zauberei“ (1958) schrieb Pfarrer Lüscher folgendes: „Es fehlte nicht an immer neuen und scharfen Angriffen und Kritiken. Es wäre ja ein Wunder, wenn sie nicht erfolgten; denn Satan liebt es nicht, wenn seine dunklen Methoden ins Licht gestellt werden. Betrüblich ist nur, dass viele Prediger des Evangeliums nicht zu erkennen vermögen, welch scheußliches Gift die Zauberei und der Aberglaube ist . . .”.
Seelsorgerlich ist zu raten, dass Leser der folgenden Kapitel sich betend unter den Schutz Jesu Christi stellen.

Teil 1
Parapsychologische Unterwanderung der Seelsorge  

Der Begriff der Medialität

Philologisch kommen die Termini Medium, medial, Medialität aus dem Lateinischen medius, media, medium = mittlerer, dazwischenliegend, vermittelnd. In der Parapsychologie versteht man unter einem Medium eine Person mit paranormalen Fähigkeiten. Ein Medium spielt eine Mittlerrolle zwischen Unbekanntem und Bekanntem. Im Spiritismus ist ein Medium eine Person, die imstande ist, Kontakte zur Geisterwelt herzustellen. …

In manchen parapsychologischen Veröffentlichungen wird das Wort „medial“ mit „sensitiv“ ausgetauscht. Dieser Ausdruck kommt aus dem Lateinischen sentio, sensi, sensum = wahrnehmen, empfinden. Damit ist aber nur eine Seite medialer Tätigkeit gekennzeichnet . . .  Wir bleiben also bei der Bezeichnung „medial“.

Das Prinzip der Amplifikation

Dieses Fremdwort kommt aus der lateinischen Sprache. Das Verb „amplificare“ heißt erweitern, vergrößern. Das Substantiv amplificatio bedeutet Vergrößerung, Erweiterung, Steigerung. Da es in seelsorgerlicher Arbeit kein Experimentieren gibt, ist man auf den Vergleich möglichst vieler Erlebnisse angewiesen.

Pfarrer Dr. theol. Dr. phil. Rudolph hat 300 Besprecher befragt, um deren Geheimnisse zu erkunden. Aniela Jaffé besitzt als Grundlage ihrer Forschung 1200 Briefe. Mir persönlich stehen über 20.000 Berichte zur Verfügung. Historische Beispiele zum Vergleich muss ich außer acht lassen, denn es liegen so viele Berichte aus der seelsorgerlichen Arbeit vor, dass ich mit deren Bearbeitung in meinem Leben nicht zu Ende komme.

„Amplifikation“ heißt aber nicht nur Kumulierung vieler Erlebnisse, sondern auch Vergleich, Ergänzung, Bereicherung, Erweiterung des Spektrums der Symptome. Den Negativisten bedeutet es nichts, wenn ein Schwarzmagier auf Neuguinea methodisch genauso arbeitet wie der Voodooist auf Haiti, auch wenn beide um den halben Erdball auseinanderliegen. Dem Entlarvungsfanatiker sagt es nichts, wenn ein Amazonasindianer, der im entlegensten Winkel des großen Stromgebietes wohnt und noch nie in seinem Leben einen ostasiatischen oder tibetischen Zauberer gesehen hat, genauso Krankheiten behandelt wie sein Kollege auf dem Dach der Welt. Gegen eine apriorische Festlegung hilft aber keine noch so gut fundierte Beweisführung.

Die mediale Volksmedizin

Nach dem erwähnten Prinzip der Amplifikation soll das Gebiet der außermedizinischen Heilung beleuchtet werden. Dieser Ausdruck erregte aber schon den Protest einiger Ärzte, die sagten: Alle Formen der Heilung gehören zur medizinischen Wissenschaft, also nicht nur die Allopathie, sondern auch die Homöopathie, die Biochemie und der Bereich der suggestiven, magnetischen und Besprecherheilungen. Leider ist es so, dass sich Ärzte im Blick auf die Heilerfolge der Nichtmediziner Grenzüberschreitungen erlauben und bei der Magie Anleihen machen, wo die Ratio nicht weiterkommt. Ich habe solche Beispiele in der Seelsorge gesammelt.

Es geht hier in diesem Kapitel um die Heilungen durch das magische Besprechen. Dieser Vorgang marschiert unter vielen Bezeichnungen. In Österreich gebraucht man dafür das Wort „wenden“. In der Schweiz wird der Ausdruck „mit Worten heilen“ gebraucht. In Schlesien und in Polen wird für Besprechen der Ausdruck „messen gehen“ gebraucht. In der Hamburger Gegend hörte ich die Ausdrücke „bepusten“ oder „beblasen“, und in Württemberg sagt man das Wort „brauchen“. Dieses Wort ist durch deutsche Siedler nach Südamerika gekommen und wurde unter dem spanischen Einfluss zu „brucho“.

Manche kirchlich sich gebenden Besprecher nennen ihre Zauberei „wegbeten“ oder „etwas dafür tun“. Mit dem biblischen Beten hat diese Weiße Magie nichts zu tun! In Frankreich benutzen die Besprecher den Ausdruck „Sympathie“, eine Bezeichnung, die schon von Paracelsus gebraucht wurde. Terminologisch ist das ein gutes Wort. „Sympathein“ heißt ja sich mit dem Kranken solidarisch erklären. In Nordamerika hörte ich den Ausdruck „Porow“, was in etwa Kraftanwendung bedeutet. Alle diese Bezeichnungen bedeuten das gleiche: das magische Besprechen oder die mediale Heilung.

Zum Thema mediale Heilung sind mir in der seelsorgerlichen Arbeit viele Formen bekannt geworden. Grundsätzlich gibt es profane Arbeitsweisen und religiös getarnte Formen. Ohne ins Detail zu gehen, wird nur eine Übersicht gegeben:

Profane Formen   –   Unter religiöser Tarnung

1. Schwarzmagische Heilungen  –  Weißmagische Heilungen

2. Spiritistische Heilungen  –  Spiritualistische Heilungen

3. Fetischistische Heilungen  –  Religiöser Fetischismus

4. Psychometrische Heilungen  –  Religiöse Psychometrie

5. Mentalsuggestive Heilungen  –  Religiöse Form

Über diese Arten der medialen Heilungen hier nur einige kleine Hinweise in Form von Stichworten.

1. Die schwarzmagischen Heilungen erfolgen nach den Anweisungen vieler Zauberbücher ohne religiöses Beiwerk. Solche Bücher sind z.B.: „Das 6./7. Buch Moses“, „Der feurige Drache“, „Das Albert-Magnus-Buch“, „Der Magisch-sympathetische Hausschatz“, „Das Romanus-Büchlein“ usw.  –  Die weißmagischen Heilungen erfolgen angeblich in den drei höchsten Namen und können äußerlich eine Gebetsform haben, ohne ein biblisches Gebet zu sein.

2. Es gibt spiritistische Heilmedien, die Diagnosen stellen und heilende Einflüsse ausüben.  –  Den gleichen Vorgang gibt es unter religiösem Beiwerk bei den religiösen Spiritualisten wie Edgar Cayce, Harry Edwards, Jakob Lorber.

3. Bei den fetischistischen Heilungen wird ein Gegenstand benutzt. Zauberer in Afrika benutzen dazu Piniensamen oder bestimmte Gräser und Kräuter, aber auch Menschenknochen, Tierknochen und anderes.  –  Die religiösen Fetischisten benutzen „heiliges Öl“, „heiliges Wasser“, „geweihte Taschentücher“, Reliquien und andere sakrale Artikel. Der Charakter der Zauberei bleibt trotzdem erhalten.

4. Der psychometrische Heiler benutzt einen Gegenstand des Kranken oder Hilfesuchenden als Induktor und versetzt sich damit in die Psyche des Kranken, um ihm zu helfen.  –  Religiöse Psychometrie überschneidet sich mit dem religiösen Fetischismus. Als Kurzbeispiel: Eine Frau, die beim Ehepartner Untreue vermutet, lässt seinen Ehering (durch Weihwasser, Berühren mit einer Reliquie) weihen, um dadurch die Treue des Mannes wiederherzustellen.

5. Mentalsuggestive Heilungen wurden betrieben von Dr. Trampler, Bruno Gröning, J. Bolte und anderen Heilern. Sie versetzen sich geistig in die Psyche des gegenwärtigen oder weit entfernten Kranken, um ihm zu helfen.  –  Religiöse Mentalsuggestion wird von den Anhängern der Christlichen Wissenschaft (Christian Science) betrieben. Die „Ausüber“ nennen es einfach „arbeiten für jemand“, oder sie nennen es auch „beten“. Agnes Sanfords Buch „Das Heilende Licht“ ist das berühmteste Beispiel für die religiös praktizierte Mentalsuggestion, und Tausende sind darauf hereingefallen.

6. Magisch unterbaute Hypnose wird von einer Reihe von Naturheilern benutzt.  –  Es gibt auch christliche Ärzte die ebenfalls die Hypnose benutzen. – Prof. Dr. med. Tournier lehnt aber die Hypnose als Eingriff in die Freiheit des Menschen total ab. Die Hypnose hat also bejahende Anhänger, aber auch scharfe Kritiker.

7. Die bioenergetische Heilung wird von Außenseitern vertreten. Die Idee von der Bioenergie ist gar nicht so neu. In Indien nennt man diese Kraft ,Prana‘, die alles einschließt. Mesmer nannte sie ‚animalischer Magnetismus‘. Reichenbach nannte sie ,Od-Kraft‘. Sowjetische Wissenschaftler bezeichnen sie als ‚bioplasmatische Energie‘ und tschechische als ‚psychotronische Energie‘. Über die Charakteristik der Energie scheint man sich also einig zu sein, auch wenn man ihr verschiedene Namen gibt. Die alten Chinesen nannten die Energie, die den Menschen durchfließt „Ch’i“. Der Mensch nimmt Ch’i aus der Unendlichkeit des Kosmos auf. Die bioenergetischen Heilmethoden sind wieder modern geworden.  –  Verwandt mit dem bioenergetischen Verfahren sind die heilmagnetischen Bestreichungen, die auch von christlichen Heilpraktikern ausgeübt werden.  . . .

Teil 2  Sanktionierte Magie

Wir stellen das Buch Die geheimnisvollen Ärzte vor (350 Seiten), geschrieben von Dr. theol. Dr. phil. Ebermut Rudolph. Es ist eine Veröffentlichung mit explosivem Charakter, von den Besprechern als Rechtfertigung ihres dunklen Gewerbes gefeiert, von gläubigen und erfahrenen Christen mit Bedauern und Schrecken gelesen.

Zunächst ein Wort über den Autor. Er ist eine Persönlichkeit mit einer warmen menschlichen Ausstrahlung. Diesen Eindruck gewann ich, als ich einige seiner Gemeindebriefe las, die er als evangelischer Pfarrer an seine Pfarrkinder gerichtet hat. Nachdem er jahrelang als Krankenhauspfarrer in Kempten tätig gewesen war, hatte er ein weitverzweigtes Diasporagebiet in Rain am Lech übernommen.  . . .

Zum Wissenschaftler Dr. Rudolph ist zu sagen, dass er auf zahlreichen Reisen in Afrika, Indien und Zentralasien die Weltreligionen und den Okkultismus in den Bereich seiner intensiven Forschung einbezogen hat.  . . .

Das Buch Die geheimnisvollen Ärzte stellt ein Stück Volkstum dar, die Tätigkeit der magischen Besprecher, die in unserem Volk entsetzlich viel Unheil angerichtet haben. Natürlich muss man auseinanderhalten, dass hier Rudolph in erster Linie als Volkskundler schreibt und nicht als Theologe. Mit einer großen Sachkenntnis und feinem Einfühlungsvermögen führt der Autor in die Praxis der Spruchheiler ein. Ich kenne kein Buch, das so sorgfältig das Wesen – vielmehr das Unwesen – des alten heidnischen Brauchtums aufzeigt wie die Veröffentlichung von Rudolph.

Rudolph hat 300 Spruch- und Gebetsheiler befragt, ihre Methoden erforscht und dann sein Buch diesen „geheimnisvollen Ärzten“ gewidmet. Ungeheuerlich ist für mich, dass der Theologe Rudolph ertragen hat, was der Psychologe und Volkskundler Rudolph zu hören bekam.

Zu beachten ist, dass meine Kritik nicht an der Technik und bei dem Erfolg der Besprecher einsetzt, sondern bei dem Hintergrund und den Auswirkungen dieses Heilerunwesens. Von Ausnahmen abgesehen, hat das Besprechen große Heilerfolge. Aber um welchen Preis?

Es ist unmöglich, in einer kurzen Rezension alles zu erfassen, was in diesem Buch schief liegt und große Gefahren in sich schließt. Zunächst halte ich es für gefährlich, dass Heilungssprüche in dem Stil, wie sie im 6./7. Buch Moses, im „Magisch-sympathetischen Hausschatz“ und im „Albertus-Magnus-Buch“ vorkommen, dem Leser zugänglich gemacht werden. Ich weiß aus der Seelsorge, dass Neugierige oft solche Sprüche ausprobieren. Rudolph hat zwar nur harmlos aussehende Sprüche zitiert. Das ist aber keine Entschärfung des Problems. Zu einem Besprechungsvorgang gehört natürlich mehr als nur die Kenntnis eines Heilspruches. Manche Besprecher unterstreichen den geplanten Heilungsvorgang mit einer absurden Handlung. So hörte ich einmal im Zweisimmental in der Schweiz von einem „Verpflocken“ und „Verbohren“ der Krankheit. Es werden Haare des Kranken auf einen Baum verpflockt. In der Lüneburger Heide hörte ich den Ausdruck „wegversetzen“. Eine Krankheit soll auf einen Stein oder einen Baum, manchmal sogar auf Tiere „wegversetzt“ werden. Für manche Besprecher ist es wichtig, einen Gegenstand des Kranken zu haben, vor allem dann, wenn es sich um eine Fernheilung handelt. So hat mir einmal im Kanton St. Gallen ein Besprecher, der sich in der Seelsorge für Jesus Christus entschied, gesagt, er brauche zur Fernheilung einige handgeschriebene Zeilen des Kranken. Andere lassen sich Urin des Kranken geben oder einige Blutstropfen, ein Taschentuch, ein Foto oder auch nur die Anschrift.

Diese Besprecher arbeiten als psychometrische Heiler. Sie gebrauchen den Gegenstand des Kranken als temoin, als Kontaktbrücke, als „Zwischenträger“. Die Heiler konzentrieren sich auf diesen Gegenstand und versetzen sich dabei in die Psyche und den Krankheitsbereich des Hilfesuchenden. Spiritistische Heiler stellen die Diagnose auch in einer sekundenschnellen Halbtrance.

Die psychometrischen Techniken sind von Rudolph mehrfach erwähnt. So zitiert er ein Rezept für Warzenentfernung. Ich wiederhole es nicht, weil immer wieder die Gefahr der Nachahmung besteht. Auf den Seiten 13 und 14 werden auch als Beispiele für die „Zwischenträger“ Haar und Schnupftüchlein genannt. Auch die psychometrische Praxis, die nach dem Grundsatz arbeitet „pars pro toto“ reicht für eine erfolgreiche Heilung noch nicht aus. Eine wesentliche Ausrüstung des Besprechers ist eine starke Medialität. Die Intensität der Medialität verbürgt die Qualität und Tiefe der Heilung. Rudolph äußert sich dazu. Er sagt auf S. 122: „Viele der Heiler sind hochgradig medial.“ Ich füge hinzu: „Der Besprecher, der nicht medial ist, hat nur geringe Heilerfolge und wirkt vielleicht nur suggestiv nach dem Prinzip der Placebo-Wirkung.“ – Wie die Medialität erworben wird im zweiten Teil behandelt.

Das Kernproblem der Besprecherei ist die Geisteshaltung des Heilers. In welchem Kraftfeld steht und arbeitet er? Rudolph stellt die Besprecher als biedere Wohltäter dar, als Werkzeuge Gottes, die eine Gabe und Kraft von oben erhalten hätten (S. 257). Im Grunde genommen handelt es sich um die uralte heidnische Zauberei, wie sie im Alten Bund und in allen heidnischen Völkern praktiziert wurde und sich bis heute erhalten hat. Ein Beispiel dazu.

B 2 Bei einer Vortragsreihe in Frankreich saß in der ersten Bankreihe ein Mann vor mir, der als Heiler und Besprecher einen großen Zulauf hatte. Nach einem Vortrag kam ich ins Gespräch mit ihm. Ich fragte ihn rundheraus, wie er denn seine Kunden heile. Er antwortete: „Ich bete ein Gebet und schließe mit den drei höchsten Namen.“ Den Wortlaut des Gebets wollte er nicht preisgeben. So fragte ich schließlich: „Wie stehen Sie denn zu Christus?“ Seine Entgegnung war: „Ich glaube an den Herrgott. Christus brauche ich nicht.“ Ich bohrte weiter: „Brauchen Sie keine Vergebung Ihrer Sünden durch Jesus Christus?“ Seine aufschlussreiche Antwort war: „Ich habe keine Sünde, darum brauche ich Christus nicht.“

Natürlich ist die Haltung eines Besprechers noch nicht maßgebend für alle Besprecher. Aber eines steht für mich fest: Ich habe noch nie einen Besprecher kennen gelernt, der eine klare Bekehrung erlebt hatte und in der Nachfolge Jesu Christi stand.  . . .

Dr. Rudolph selbst sieht in den Kräften der Besprecher naturhaft bedingte Gaben. Er schließt sich damit der Meinung vieler – der Zauberei unkundigen – Theologen an, die die These vertreten, dass bei den Besprechern eine schöpferbedingte Gabe zum Tragen kommt. Tausende von seelsorgerlichen Gesprächen liefern einen anderen Beweis. Wie es bei dieser oft gepriesenen Volksfrömmigkeit aussieht, soll an einigen Beispielen aus Rudolphs Buch gezeigt werden:

S. 17: „Neben dem Herrgott, dessen Mithilfe er voll und ganz vertraute, stand Forster (ein Besprecher) auch in Verbindung mit seinem großen Heilervorbild, dem Kapuzinermönch von San G. Rotondo. Manchmal erschien ihm der verstorbene Pater Pio, von dem er früher geweihte Kreuze bezogen hatte, mitten in der Nacht und ließ ihn Visionen erleben, die ihm unvergeßlich blieben . . .  Er gibt auch den Segen . . . “.

S. 72: „Die armen Seelen werden von zahlreichen katholischen Bauernheilern als stille, unsichtbare Helfer angerufen, denen man Opfer zu bringen bereit ist, etwa durch regelmäßige Gebete, durch Messelesen oder durch die Teilnahme an einer Wallfahrt.“

S. 135: „Der Besprecher Schwendinger stillt das Blut mit einem einfachen christozentrischen Blutsegen. Der Schwund wird durch eine simple Beschwörungsformel beseitigt, welche – auf ein Stück Papier geschrieben – in einem jungen Baum, nach Möglichkeit im Frühling, verbohrt wird. Dazu wird dann ein Vaterunser gesprochen.“

S. 146: „Aus seinem religiösen Empfinden heraus hat Karl Höbel (ein Besprecher) jede seiner Heilformeln mit fünf Vaterunser ergänzt: Einmal hat er gesagt: Heute habe ich mehr gebetet als ein Pfarrer. Es waren 150 Vaterunser.“

S. 194: „Alois Kehle war Mesner in der Dorfkirche von Tussenhausen … Bereits seine Eltern waren im Besitz von Heilgebeten für die Augen und Halsschmerzen. Kehle selbst führte seine aktive Heilertätigkeit zurück auf ein Geheiß des Erzengels Michael. Öfters in seinem Leben hatte er bereits mit übersinnlichen Erscheinungen zu tun. Auch die armen Seelen lassen ihm keine Ruhe und bitten bei ihm um Gebete.“

S. 176: Ein Besprecher, der in Freiburg i. Br. viele Menschen anzog, berichtete: „Mit meinem Vater habe ich immer ein sehr gutes Verhältnis gehabt. Er war ein sehr guter Mann und hat die Gebete, die er gemacht hat, vom Bischof in Augsburg prüfen lassen, um ja nichts Unrechtes zu tun.“ Über die Zeit nach dem Tode des Vaters sagt der gleiche Besprecher: „Noch heute stehe ich mit meinem Vater in Verbindung, von ihm habe ich meine magischen Kräfte geerbt. Über mein Kreuzpendel erhielt ich vom Vater die Nachricht, dass er nicht ins Fegfeuer, sondern direkt in die Glorie eingegangen sei.“

Auf Seite 196 wird die Kombination Heilungsmagie und Spiritismus deutlich. Ein Besprecher hatte die Erscheinung eines Geistes. Hören wir nun diesen irregeführten Mann selbst. „Der Geist hat mich gebeten, für ihn heilige Messen aufzuopfern … Da fragte ich zurück: Aber warum gerade ich? Da sagte der Geist diese Worte: ,Ich sah ein Licht in dir. Ich ging darauf zu. Du kannst mich erlösen. Gott lässt es zu.‘“  –  Kann man diesen Vorgang eigentlich missverstehen? Ein Besprecher wird von einem jenseitigen Geist gebeten, ihn zu erlösen. Diese wenigen Kostproben genügen. Das ist nicht das geistliche und gesunde Klima des Neuen Testamentes. Das sind auch nicht Kennzeichen echter Nachfolge Jesu Christi, sondern spiritistisches Blendwerk unter religiöser Verbrämung.

Merkwürdig ist, dass der Theologe Rudolph dieses spiritistisch- magische Labyrinth nicht durchschaut. Bei der Frage der Fernheilungen spricht er von der Aussendung heilender Kräfte, welche naturhaft bedingt sind. Ein andermal beruhigt Pfarrer Rudolph die Frau eines Besprechers. Sie hatte den Seelsorger gefragt: „Was mein Mann tut, wird doch nichts mit dem bösen Feinde zu tun haben? Oder etwas mit der ewigen Seligkeit?“ Nach dieser Frage der Besprechersfrau beschwichtigte sie der Seelsorger Rudolph: „Ich konnte diese Frau mit dem besten Gewissen beruhigen: Weder mit dem bösen Feind noch mit der ewigen Seligkeit ihres Mannes hatte sein Heilungsspruch auch nur das geringste zu tun, wohl aber mit jener kulturgeschichtlichen Epoche der Menschheitsentwicklung, in der man an Krankheitsdämonen glaubte oder sich die Krankheit personalisiert vorstellte.“

Auf der gleichen Ebene der Fehleinschätzung liegt der Ausdruck „Segensformeln“ oder „Blutsegen“ oder „begnadeter Heiler“ (S. 229). Auch das Urteil auf Seite 162 gehört in diese Rubrik. Der Autor sagt: „Nicht zulässig aber wäre die besonders in bestimmten kirchlichen Kreisen verbreitete Anschauung, dass die mehr magisch orientierte Spruchformel nun gleich etwas ‚Dämonisches‘ sei. Es handelt sich hierbei um verschiedene Stufen des religiösen Bewusstseins, nicht aber um Entscheidungen für oder gegen Gott oder seine Gebote.“

Die Besprecher umgeben sich gern mit einem frommen Nimbus. Beim katholischen Besprecher finden sich ein Kruzifix oder eine Marienstatue, manchmal sogar eine kleine Mariengrotte, vielleicht sogar mit einem kleinen Hausaltar (S. 285), wenn möglich mit einer Reliquie. Durch einen häufigen Gang zur Frühmette soll seine Kirchlichkeit dokumentiert werden.

In protestantischen Gegenden will der Heiler durch Auflage einer Bibel, des Losungsbüchleins und des Neukirchner Abreißkalenders seine Loyalität dem christlichen Glauben gegenüber andeuten. Ein weiteres Kernstück der Weißen Magie ist der Gebrauch der Dreifaltigkeitsformel. Die Besprecher beenden ihre Heilungsformel „Im Namen des Vaters, des Sohnes und de Heiligen Geistes“. Manche fügen drei Vaterunser, drei Ave Maria, drei Kreuzeszeichen hinzu. Um dieses religiösen Rahmens willen nennen die Besprecher ihre Heilungsformeln „Gebete“. In Wirklichkeit liegt aber die Erfüllung des Pauluswortes vor: „Und das ist nicht verwunderlich, denn der Satan selbst verkleidet sich als ein Engel des Lichts.“ 2. Korinther 11, 14. …

Die Gesamtaussage des Buches ist eindeutig: Nach Rudolphs Meinung sind die Besprecher biedere Vertreter einer althergebrachten Volksfrömmigkeit, und ihre Heilertätigkeit ist eine Wohltat für die Kranken und hat nichts mit einer Dämonie zu tun.

Ich habe mehrmals dieses Buch gelesen, um dem Autor kein Unrecht zu tun. Immer wieder kamen mir beim Lesen die Worte des Propheten Jeremia in den Sinn: „O dass mein Haupt zu Wasser würde und mein Auge zum Tränenquell, so würde ich Tag und Nacht die Erschlagenen meines Volkes beweinen!“ Die Besprecher haben unermeßliches seelisches Leid bei ihren organischen Heilungen ausgelöst.  . . .

Wir stehen hier an einem sehr heiklen Punkt. Ich spiele mich nicht als Richter über das Glaubensleben anderer auf.  . . .

Quellen und ihre Beurteilung

1. Das Einzugsgebiet meines Quellenstudiums

Das Einzugsgebiet meines Quellenstudiums ist die Lebenserfahrung und vor allem die Seelsorge. Wir holen dazu etwas aus.  . . .  1930 wurde mir durch Gottes Gnade ein Christuserlebnis geschenkt, das eine Neuorientierung auf allen Gebieten nach sich zog.

Diese erlebte Christusbegegnung wirkte sich nachhaltig auf mein Leben aus. Ich hielt Bibelstunden in christlichen Kreisen ehe ich Pfarrer war. Diesem Verkündigungsdienst folgte Seelsorge nach, und so gab es die ersten Berührungspunkte mit den okkulten Erlebnissen der Ratsuchenden.  . . .

Schon während des theologischen Studiums hörte ich medizinische Vorlesungen, vor allem auf dem Gebiet der seelischen Erkrankungen und der Psychosen. Zu Beginn des Krieges immatrikulierte ich noch an einer medizinischen Fakultät, da ich Missionsarzt werden wollte. Der Krieg zerstörte diesen Wunschtraum. Ich arbeitete aber autodidaktisch auf diesem medizinischen Gebiet weiter. Im Lauf der Jahre wurde ich zu zahlreichen Bibelwochen eingeladen und bekam viel Seelsorge.  . . .

In den ersten Jahrzehnten meiner Tätigkeit führte ich Buch über meine Erfahrungen. Bis zur Niederschrift des Buches Seelsorge in 1951 waren bereits 600 Beispiele in meiner Kartei erfasst. Drei Jahre nach der Publikation war es fast das Dreifache. Einige antiokkulte Veröffentlichungen verursachten eine ausgedehnte Briefseelsorge. Tausende von Briefen erreichten mich. Alle diese Aufzeichnungen bilden den Grundstock für die Untersuchung der Medialität. Die Fremdsprachübersetzungen meiner Bücher ließen die Informationen lawinenartig ansteigen. Sie führten außerdem zu Einladungen in alle Teile der Welt.  . . .

Besucht wurden nicht nur Universitäten, theologische Seminare, Kirchen und Missionsgemeinden, sondern auch sogenannte unterentwickelte Länder und primitive Völker. Bei den Steinzeitmenschen der westaustralischen Wüste hörte ich unglaubliche Dinge, die aber doch wahr sind. Der Wongai-Häuptling Puwantjara, der Christ wurde, erzählte mir als erstem Weißen einige Praktiken seines Stammes. Die Wongai-Erlebnisse stehen in dem Buch Name über alle Namen Jesus. Im Inneren von Neuguinea begegnete ich ehemaligen Schwarzmagiern, die Christen geworden waren. Sie behaupteten, dass die Todesmagie funktionierte. In dem Buch Unter der Führung Jesu ist ab Seite 224 im Zusammenhang mit dem Saugummakult darüber berichtet.

Auf den östlichen Inseln des indonesischen Inselreiches wurde ich über das Unwesen der Alauts informiert. In Ostasien und anderen Teilen der Welt beobachtete ich die Fähigkeiten der Yogis, die in Halbtrance sich schwere Verletzungen zufügen, ohne Schmerzen zu empfinden. Auf der St. Lawrence-Insel in der Beringstraße wohnte ich neben einem Schamanen. In Haiti sammelte ich Informationen aus erster Hand über die Kinderopfer im Voudouismus. In Rio de Janeiro erzählte mir Otilia Pontes, die aus einer leitenden Macumbamutter eine Christin geworden war, ihre Geschichte. Diesen Bericht habe ich in Jesus auf allen Kontinenten Seite 544-558 berichtet. Am Amazonas erlebte ich Indianer bei ihren Kriegstänzen. Nach der Verkündigung des Evangeliums über zwei Dolmetscher traten sechs junge Indianer vor, die sich für Jesus Christus entschieden. Diese Indianer hatten nie zuvor das Evangelium gehört, weil noch kein Missionar in ihr Gebiet vorgestoßen war. Mein Drang, in unerreichte Gebiete zu kommen, führte mich auch zweimal nach Feuerland und auf den Südpolkontinent.

Beispiele von diesen Missionsreisen umfassen ca. 2.000 okkulte Erlebnisse. Mein Leben reicht nicht aus, um all das darzustellen, was sich mir bei Besuchen in 140 Ländern an seltsamen religiösen und okkulten Bräuchen bot. Meine Materialsammlung umfasst 50 Jahre intensiver Arbeit als Evangelist, Pfarrer, Missionar, Seelsorger und Dozent. Das Einzugsgebiet meiner Informationen ist praktisch die ganze Welt und umfaßt über 10.000 Berichte.   . . .

Ich empfinde etwas von dem, was Luther schrieb. Der Reformator sagte: „Ich habe zwischen mir und meiner Berufung zu unterscheiden. Ich halte mich für den Geringsten. Aber meine Berufung ist unanfechtbar…“ (zitiert von R. Wurmbrand in Kleine Noten, die sich mögen. S. 13)

2. Beurteilung der Quellen

In den vielen Jahren meiner Sammeltätigkeit konnte ich vier große Gruppen in der Beurteilung der okkulten Phänomene feststellen:

Die erste Gruppe sind die Negativisten und Verfechter der Humbugtheorie.  . . .  Einige vertreten die Humbugtheorie und fassen alle parapsychologischen Phänomene unter der Rubrik zusammen: Tricks, Täuschung, Schwindel, Bauernfängerei. . . .

Die zweite Gruppe sind die Animisten, die erklären, dass die Seelenkräfte des Menschen ausreichen, um paranormale Wirkungen auszulösen. Der Transzendenz, Wirkungskräfte von außen, steht die Immanenz, die Aktion aus den Tiefenschichten der Seele entgegen.  . . .

Die spiritistische Auffassung als dritte Gruppe ist, dass die meisten okkulten Phänomene durch jenseitige Helfer, jenseitige Operatoren, helfende Kontrollgeister verursacht seien  . . .

Der Spiritismus ist eine weltweite Bewegung. Trotz zunehmender Industrialisierung und Blüte der Naturwissenschaften ist eine dauernde Ausdehnung dieser okkulten Strömungen zu verzeichnen.

Unter den Ärzten der westlichen Welt herrscht seit zwei Jahrzehnten ein Trend zum Spiritismus. Ich könnte viele eigene Erfahrungen dazu bringen. Bei meinem Vortrag an der Universität in Port Elisabeth (Südafrika) sprach am gleichen Abend ein Chirurg über den Spiritismus und erklärte, es gäbe in Südafrika 7.000 spiritistische Zirkel und Organisationen. Eigentlich ist das für das ganze Land Südafrika wenig, da eine einzige brasilianische Stadt, Rio de Janeiro, ebenso viele hat.

Ärzte, die aus den Reihen der Spiritisten besonderes Aufsehen erregten, sind Dr. Moody mit seinem Buch „Leben nach dem Leben” und Dr. Kübler-Ross mit ihrem vielgelesenen Buch „Reif werden zum Tode“. Ich musste mich in meinen Büchern mit deren Schrifttum auseinandersetzen, weil Biblisches und Unbiblisches darin vermengt ist. Die Autorin, die eine warmherzige Frau mit ausgeprägter philanthropischer Einstellung ist, erfreut sich in der ganzen Welt großer Beliebtheit. Ihre Veröffentlichungen entsprechen aber nicht den Aussagen der Bibel. Sie vertritt also die Vorstellung der Reinkarnation, der Wiederverkörperung, wie wir sie in östlichen Religionen und in der Anthroposophie vorfinden. Es ist auch bekannt geworden, dass Frau Dr. Kübler-Ross im spiritistischen Sinne arbeitet und sich von drei Kontrollgeistern leiten lässt.  . . .

Eine vierte Möglichkeit der Beurteilung der paranormalen Phänomene findet sich nicht in der parapsychologischen Literatur, weil sie aus dem Raum des christlichen Glaubens kommt. In diesem Zusammenhang erwähne ich zwei englische Titel „Soul and Spirit“ (Seele und Geist) von Jessie Penn Lewis und „That Latent Power of the Soul“ (Die verborgene Kraft der Seele) von Watchman Nee. Beide Autoren behaupten, dass Adam im Paradies bedeutend größere Fähigkeiten gehabt hat als nach dem Sündenfall. Beim Sündenfall seien gleichsam seine ursprünglichen Kräfte in den Bereich der Seele eingeschlossen worden. Bei den okkulten Erscheinungen würde Satan diese verschlossenen und verborgenen Kräfte des gefallenen Menschen entbinden, lösen und für seine Zwecke nutzen.  . . .

Bei der Auffassung von Lewis und Watchman Nee ist der auslösende Faktor Satan und die Dämonen, also außermenschliche Wesenheit. Mit dieser Auffassung nähern sich Lewis und Nee den Spiritisten. Allerdings mit dem Unterschied, dass die Spiritisten diese Dämonen ihre guten Helfer nennen, während Lewis und Nee diese Vorgänge als teuflisch bezeichnen.
Sagen wir es schlicht biblisch: der Mensch hatte vor dem Sündenfall umfassendere Fähigkeiten als der Mensch nach dem Verlust des Paradieses. Das ist die Meinung von Lewis und Nee, das ist auch meine Überzeugung.
Das sind kurz einige Antworten zu der Frage, wie wir die okkulten, medialen, metaphysischen, paranormalen Phänomene beurteilen können. Bei der Betreuung von belasteten Menschen spielen sie eine zweitrangige Rolle. Hier geht es dem Seelsorger um die Frage: wie kann dem leidenden Menschen geholfen werden.


3. Arten der Quellen  . . .


Auslese und Darbietung des Materials

Der erste Teil dieses Buches gruppierte die okkulten Fälle der Seelsorge in ASW (= Außersinnliche Wahrnehmung), ASB (= Außersinnliche Beeinflussung) und in ASE (= Außersinnliche Erscheinung). Eine ähnliche Gliederung war ursprünglich in dem zweiten Teil geplant. Diese Absicht ließ sich nicht verwirklichen. Es mussten ca. 1800 Briefe okkulten Inhalts und Tausende von Beispielen aus meiner okkulten Kartei gelesen werden. Die Fülle des Materials ging mir dabei über den Kopf.

Christen werden bei diesem Bericht begreifen, welchen Kämpfen ich bei dieser Arbeit ausgesetzt war. Man braucht bei dieser ständigen Konfrontation mit der Macht der Finsternis starke Nerven und, das Wichtigste, den Schutz Jesu Christi, ohne den man einfach nur unter „die Räder kommt“. Luther wusste um die Angriffe. Er sang: „Der alt böse Feind, mit Ernst er’s jetzt meint; 
groß Macht und viel List sein grausam Rüstung ist,
 auf Erd ist nicht seins gleichen.“

Deutlich wurde mir auf jeden Fall, dass ich mich auf ein einzelnes Gebiet beschränken müßte. Aus dem Gesamtblock der Erlebnisse schälte ich darum ein Teilgebiet heraus, auf dem es am meisten Seelsorge gibt. Das ist der Bereich der außermedizinischen Heilungen. Vergegenwärtigen wir uns zuerst das Gerüst meiner Darstellung:

1.   Die mediale Heilkunst

2.   Die Häufigkeit der medialen Heilung

3.   Unkenntnis der medialen Heilkunst

4.   Vererbte Medialität

5.   Entdeckte Medialität

6.   Übertragene Medialität

7.   Magisches Experimentieren

8.   Formen der medialen Heilung

9.   Umkehrung der Medialität

10. Auswirkungen

11. Querverbindungen

12. Resistenzphänomen

13. Tarnung und Täuschung

14. Ursprung der medialen Begabung

15. Die Befreiung

Diese Disposition könnte nun mit Tausenden von Beispielen gefüllt werden, um das Knochengerüst mit Fleisch und Blut zu umgeben. Doch ist eine Beschränkung auf ein Minimum erforderlich.


1. Die mediale Heilkunst

Einen Überblick über die Geschichte der medizinischen Wissenschaft zu geben, ist Aufgabe von berufeneren Leuten. Eine Linie, die oft übersehen wird, muss ich aber ausziehen. In allen kulturellen Epochen waren die Ärzte und Heilkundigen in der Gefahr, Grenzüberschreitungen in der Richtung zur Magie vorzunehmen. Dieser Vorgang ist oft in mein Blickfeld getreten.

a. Im alten China

Bei sechs Ostasienreisen, die mich auch durch China, Korea und Japan führten, begegnete ich mehrmals dem Missionsarzt Dr. Eitel, der 30 Jahre Chefarzt des Hospitals in Changsa gewesen war. Als Mao die Missionare vom chinesischen Festland vertrieb, fand Dr. Eitel eine neue Wirkungsstätte in Japan. In Tokio war ich sein Gast. Eitel hatte als Chirurg einen so guten Namen, dass die führenden Leute in der Politik und Wirtschaft sich von ihm operieren ließen. Ich nahm diese wundervolle Gelegenheit wahr und fragte Dr. Eitel nach den chinesischen Heilmethoden. Auf einen einfachen Nenner gebracht, sagte er mir, die Chinesen seien ausgezeichnete Internisten, sie unterscheiden zum Beispiel 12 Pulsformen, sie leisten aber chirurgisch nur Mittelmäßiges. Am meisten lag mir aber die Akupunktur am Herzen. Ein Mann, der Jahrzehnte als leitender Arzt in China gearbeitet hatte, mußte doch darüber mehr wissen als Außenseiter. Dr. Eitel wies mich darauf hin, dass im Verlauf von 5.000 Jahren der astrologische Charakter der Akupunktur zurückgetreten sei, immerhin würden noch verblüffende Erfolge erzielt werden. Mir geht es hier nicht darum, eine generelle Beurteilung der Akupunktur zu bieten. Wer sich darüber informieren will, den verweise ich auf das medizinisch und biblisch gut fundierte Buch von Dr. Samuel Pfeifer: Gesundheit um jeden Preis?

Nun muss ich aber mit eigenen Beobachtungen aufwarten. Ich kam seit Jahrzehnten auf viele Missionsfelder. Was dem gläubigen Missionar auffällt, ist die starke Medialität der heidnischen Religionen und der heidnischen Heilkunst. Über die Medialität als Hintergrund der Akupunktur schrieb ich schon im OKKULTEN ABC. Hier muss ich noch einen Schritt weiter gehen. Ich lernte vor allem in Ostasien medial veranlagte Menschen kennen, die sich in eine Halbtrance versetzen können. Sie werden dabei schmerzunempfindlich, ihr Bewusstsein ist aber voll da. Sie können sich zum Beispiel Nadeln, Nägel, ja auch lange Stilette durch die Gesichtsmuskeln, die Oberarmpartien und die Brust stoßen. Die Wunden bluten nicht und verheilen nach dem Herausziehen der metallischen Gegenstände in etwa zwei Stunden. Während dieser Prozedur können sie mit den umherstehenden Menschen lachen und scherzen. … Auf die Akupunktur zurückkommend muss gesagt werden: Wenn der zu operierende Patient die Fähigkeit der medialen Halbtrance besitzt, dann spürt er bei jeder Operation keine Schmerzen. Er kann sich mit den Ärzten unterhalten und auch während der Operation Apfelsinenstückchen essen.

Die Fähigkeit der Halbtrance ist im Westen eher selten. Ich habe vielleicht nur etwa zehn solcher Medien kennengelernt oder in der Seelsorge davon gehört. In heidnischen Ländern gibt es solche Medien in großer Zahl. Auf den Philippinen, aber auch in anderen Ländern Ostasiens gibt es Medien, die sich Fleischhaken durch die Muskeln stoßen und sich aufhängen lassen. Sie erleiden diese schauerliche Prozedur sechs bis acht Stunden, ohne Schmerzen zu empfinden. Ich besitze einige Aufnahmen von solchen Selbstverstümmelungen in der Halbtrance.

Äußerst erfolgreiche Akupunktur-Operationen finden statt, wenn sowohl der Arzt als auch der Patient medial veranlagt ist, und wenn der Patient zusätzlich die Fähigkeit der Halbtrance besitzt. Mit dem bisher Gesagten wird nur die Kombination Medizin plus Medialität dargestellt. Diese Partnerschaft zwischen Rationalem und Irrationalem tritt oft in der Geschichte der Heilkunst zutage.

b. Im alten Ägypten

Ein anderes Gebiet herausragender Ärzte ist Ägypten. 1980 hatte ich Gelegenheit, an einer Studienreise durch Ägypten teilzunehmen, bei der großartige Einblicke in die alte ägyptische Kultur gegeben worden sind. Im Blick auf die Medizin interessierten mich zwei Daten. … Als Architekt und Baumeister wird Imhoteb genannt, dessen Name auf dem Sockel einer Statue beim Grabmal Djosers gefunden wurde. Dieser Imhoteb spielt bei den Ägyptern die gleiche Rolle wie Asklepios bei den Griechen. Imhoteb ist der Vater der Medizin. In unserem Zusammenhang ist wichtig, dass Imhoteb zugleich als der Chefmagier gilt. Wie bei den chinesischen Akupunkteuren, so bestand auch hier die Kombination: medizinische Wissenschaft plus Magie. Die Ägypter haben diesen Pionier der Heilkunst zum Gott erhoben, wie es die Griechen mit Asklepios gemacht haben. Dass die Ägypter sich auf die Magie verstanden, wissen wir auch z.B. aus 2. Mose 7, 11; 7, 22 „Da rief der Pharao die Weisen und Zauberkundigen. Und auch die ägyptischen Zauberer taten dasselbe mit ihren Zauberkünsten.“ . . .

c. Im alten Griechenland

Wir begeben uns nun historisch nach Europa. . . . Kontakt mit großen Vorläufern auf dem Gebiet der Medizin wurde mir bei einigen Griechenlandtouren gegeben.  Zwei Ärzte erweckten mein besonderes Interesse. Asklepios und Dioskurides.

Die Ruinen des Asklepios-Tempels sind etwa 10 km von Epidauros entfernt. Man sieht noch das in den Boden eingelassene Steinlabyrinth, in dem Asklepios seine Schlangen aufbewahrte. . . . Er heilte schon Rheuma mit Bienengift und Schlangengift und führte nach einer Holzhammernarkose chirurgische Eingriffe durch. Er kannte auch schon eine Therapie, Geistesgestörte durch Schlafkuren zu behandeln. Die Methoden dieses Arztes wurden dreitausend Jahre später wieder von der modernen Medizin aufgenommen.
In der griechischen Mythologie wurde Asklepios „Sohn des Appollo“ genannt. Hier liegt also die schon erwähnte Apotheose vor, die vor ihm in Ägypten der medizinische Magier Imhoteb erlebt hat. In dem Gedankengang dieses Kapitels geht es um die unheilvolle Verbindung zwischen medizinischer Wissenschaft und Medialität. Von Asklepios ist nichts Derartiges bekannt, dafür aber um so mehr bei seinen Nachfolgern.

Altgriechenland hat eine ausgeprägte Dämonologie. . . . Hier soll nur ein philologischer Hinweis gegeben werden. Im heidnischen Altertum wurden oft die Krankheiten als von Dämonen verursacht angesehen. Heilen hieß dann nichts anderes als die Dämonen austreiben. Im Gegensatz zu den mehr nüchternen Römern hatten die Griechen viele Termini zum Thema heilen, beschwören, austreiben.

Die Römer hatten eigentlich nur den von den Griechen übernommenen Ausdruck homo magicus, der Magier. In der altgriechischen Ärzteschaft gab es immer wieder Übergriffe vom wissenschaftlichen Arbeiten zur Magie. Es hat aber auch Ärzte gegeben, die sich mühten, die Medizin von der Magie freizuhalten. Der bekannteste unter ihnen soll erwähnt werden. Dioskurides schrieb im ersten Jahrhundert nach Christus sein Werk „De materia medica“. Er versuchte darin, die medizinische Arbeit von allem mystischen, mythologischen und magischen Wust zu säubern und die Heilkunde auf eine saubere, naturwissenschaftliche Basis zu stellen. In diesem führenden medizinischen Werk seiner Zeit führte Dioskurides 500 Heilmittel aus pflanzlichen und mineralischen Substanzen auf. . . .


d. Im Mittelalter

Über die „wilde Ehe“ zwischen medizinischer Wissenschaft und Magie ließen sich auch in der christlichen Ära Bände schreiben. . . . An der Schwelle der Neuzeit um 1500 gibt es nicht nur den theologischen Aufbruch durch Martin Luther, es gibt auch eine Ära der Kabbalisten und Magier. Eine ausführliche Auseinandersetzung ist hier nicht angebracht, aber einige Namen sollen genannt werden.


Abt Johann Tritheim in Würzburg (1462-1516) war ein Spezialist der Kabbala. Er schrieb ein mysteriöses Buch „Steganographia“. Der Schlüssel zum ersten Kapitel sollte in den Händen eines vornehmen Geistes Pamersyel sein. Dieses Werk weist Abt Johann Tritheim als Spiritisten aus. Furchtbare Geistergeschichten und Geisterbeschwörungen füllen die Seiten.
Ein Gesinnungsgenosse von Tritheim war Johann Reuchlin (1455-1522), ein ausgezeichneter Spezialist für die hebräische und griechische Sprache. Durch Juden angeregt, studierte er auch die Kabbala. Ein weiterer Freund Tritheims war Agrippa von Nettesheim (1456-1535). Schon als junger Mann hatte er die Geheimwissenschaften studiert. Sein Hauptwerk hieß „De occulta philosophia“. Zu dem Trio der Kabbalisten kann man als vierten Nostradamus hinzunehmen. Seine Hellsehfähigkeit hat er beim Lesen okkulter Bücher erhalten. Nostradamus hielt genau wie später Swedenborg seine Fähigkeit für eine Gabe Gottes. Das Ende des Mittelalters berechtigt zu dem Schimpfwort „finsteres Mittelalter“. Tritheim, leider auch teilweise Reuchlin, Agrippa und Nostradamus waren eine kabbalistische Quadriga. . . .

Diese gärende Zeit zu Beginn des 16. Jahrhunderts brachte Männer mit umwälzenden Ideen hervor. Agrippa fühlte sich als Reformator der Magie.  Paracelsus (1493-1541) hielt sich für einen Reformator der Medizin. Mit ihm müssen wir uns kurz befassen, weil er wie kein anderer vor ihm und nach ihm in der Heilkunst die medizinische Wissenschaft mit der Magie koppelte. Im Sprechzimmer eines Arztes las ich den Wandspruch:  Alles, was zur Heilung führt, kommt von Gott. – Paracelsus
So einfach ist es aber nicht. Paracelsus ist Sohn eines Arztes und hat wie sein Vater Medizin studiert. Von seinem Lehrmeister Tritheim wurde er in die magischen Wissenschaften eingeführt. Paracelsus ging in seinem heilenden Bemühen davon aus, dass der Mensch als Mikrokosmos in Harmonie mit dem Makrokosmos, dem Universum, gebracht werden müsse. Seine beiden wichtigsten Heilmethoden ist die Lehre von den „Arcana“ (arcanum = Geheimnis) und den „Sympathiemitteln“.

In unserer Linienführung interessiert vor allem die mediale Heiltätigkeit dieses Arztes. Durch Sympathie (sympathein = mitleiden) heilen, heißt bei ihm z.B., dass eine Krankheit auf ein Tier oder eine Pflanze übertragen wird. Paracelsus betrieb also vor 450 Jahren bereits klassisches Besprechen, magische Heilmethoden. Diese Art der Heilung wird heute noch in Norddeutschland von den Besprechern betrieben und wird dort „wegversetzen“ genannt.

Die Zeitgenossen von Paracelsus waren oft wütend auf ihn, weil ihm Heilungen von Krankheiten gelungen sind, denen sie selber machtlos gegenüberstanden. Ein ganz typisches Beispiel eines medialen Heilverfahrens soll wiedergegeben werden. Es ist dem Buch „Aberglaube und Zauberei“ von Prof. Dr. A. Lehmann S. 239 entnommen.

B 11 „Es wird der Zahnschmerz transplantiret in eine Weide, Holderbusch, Haselstaude auf folgende Weise. Nachdem die Rinde ein wenig abgeschält worden, so schneide ein Spänchen heraus, mit demselben stich in das Zahnfleisch, so lange, bis es blutet, hernach lege den blutigen Span wieder an seinen Ort, decke die Rinde darüber und verwahre sie wohl mit Kote.“

Das ist eine Methode, wie man sie auch in dem „6./7. Buch Moses“ oder im „Magisch sympathetischen Hausschatz“ findet. Diese Methode wirkt aber nur unter Gebrauch einer Formel, die aber hier nicht wiedergegeben wird. Auch das nächste Beispiel ist aus der umfangreichen magischen Rezeptur entnommen.

B 12 „Die Schwindsucht kann folgendermaßen kuriert werden. Nimm Johannesbrot, so viel du willst, gieß guten Wein darauf, und lass es 24 Stunden weichen. Den anderen Tag darauf laß zuvor den Urin, trink darauf von dem Wein, und wiederhole es neun Tage nacheinander, so dass du dich von allem andern Getränke gänzlich enthaltest, indessen allen gelassenen Urin aufsammelst und in den Rauch hängest, damit er allgemacht verzehrt werde, so wird die Schwindsucht nach und nach geheilt werden.“

Urinrezepte gibt es in großer Zahl in den Spruchbüchern der medialen Heiler. Sie funktionieren normalerweise nur, wenn der mediale Heiler das Rezept verordnet und dazu einen Heilungsspruch verwendet. Mir sind Heilungssprüche durch die Seelsorge bekannt geworden. Ich hüte mich aber, solche Formeln zu veröffentlichen.

Die großen Heilerfolge von Paracelsus erklären sich also dadurch, dass er außer einer medizinischen Therapie Zauberei trieb. Diese Spruchheilungen mit den widersinnigen Handlungen sind nicht nur Aberglaube, sondern das Tor, durch das dunkle Mächte eindringen.


2. Die Häufigkeit der medialen Heilkunst

Bei meinen vielen Missionsreisen habe ich noch kein Land entdeckt, das keine medialen Heiler hätte. In nichtchristlichen Religionen ist ohnehin seit Jahrtausenden die mediale Heiltätigkeit die übliche Form. In christlichen Kreisen wird Besprecherei in Gegenden in Anspruch genommen, die keine Ärzte haben, z.B. unter den nach Sibirien verbannten Deutschen, in Nordkanada und in Südamerika, aber auch sonst in aller Welt. Aus der vorhandenen Fülle an Beispielen ziehe ich einige heraus. Zuerst ein Beispiel von August Winning.

B 13 Ein baltischer Adliger war dafür bekannt, dass er bei schweren Verletzungen sofort das Blut stillen konnte. Ein Pfarrer, der zufällig als Gast auf seinem Gut weilte, fragte ihn nach den Ursachen dieser geheimnisvollen Kraft. Der Adlige erklärte ihm, er würde nur ein Wort gebrauchen, die Verletzung anblasen oder die verletzte Körperstelle berühren, und dann würde sofort das Bluten aufhören. Bereitwillig gab er auf Befragen dem Pfarrer auch das Wort bekannt. Der Pfarrer fragte bei vielen Altphilologen und Orientalisten nach der Bedeutung des Wortes. Niemand konnte ihm Auskunft geben. Da ihn die Bedeutung des geheimnisvollen Wortes interessierte, schrieb er auch an die orientalistischen Seminare und Institute verschiedener Universitäten. Schließlich erhielt er die Auskunft, dass es sich bei diesem Wort um einen chaldäischen Dialekt handle. Das Wort hätte den Sinn: Die Seele gehört dem Teufel. Der Pfarrer teilte dem baltischen Baron die Bedeutung des Wortes mit. Der Adlige erschrak und hörte sofort auf, das Wort weiterhin anzuwenden. Eines Tages verunglückte sein Sohn bei der Jagd. Ein Schuss ging ihm in die Schulter und verletzte eine große Ader. Der Vater eilte zu dem schwer blutenden Sohn. Dieser bat den Vater inständig: „Du hast doch die Kraft, das Blut zu stillen, also hilf mir doch.“ Der Vater war sehr tapfer und glaubensstark und erwiderte dem Sohn: „Unter den Umständen, wie ich früher das Blut stillte, kann ich es heute nicht mehr tun.“ In der Brust des Vaters tobte ein fürchterlicher Kampf. Der Sohn verblutete in den Armen des Vaters, obwohl dieser die magische Kraft gehabt hätte, dem Sohn zu helfen. Hier siegte der christliche Glaube über die Magie.

In den letzten Jahren sind viele Russland-Deutsche nach Westdeutschland eingereist. Es sind viele Christen darunter. In der Seelsorge zeigt es sich, dass sich manche mit Depressionen abplagen. Natürlich gibt es viele Formen von Depressionen, die nichts mit Zauberei zu tun haben. Bei manchen Einwanderern ist aber der Zusammenhang deutlich. Ein derartiges Beispiel soll hier wiedergegeben werden.

B 14 Eine Briefzuschrift zeigt den Besprechungsvorgang bei einer russlanddeutschen Familie, die in Sibirien lebte, bis sie nach Westdeutschland auswandern durfte. Es handelt sich um eine gläubige Familie, die ihren Glauben auslebte und viel Liebe übte. Großvater und Vater waren Besprecher. Weil in Sibirien kein Arzt zu erreichen war, waren sie auf die Selbsthilfe angewiesen. Bevor sie kranke Menschen oder kranke Tiere behandelten, hielten sie eine brennende Kerze über eine Schale Wasser. Das Wasser sollte dadurch geweiht werden. Mit diesem „Weihwasser“ bespritzten sie die kranken Menschen oder das kranke Vieh. Dabei beteten sie Psalmen, aber auch Spruchgebete, die mit den drei höchsten Namen abgeschlossen wurden. Es traten häufig Heilungen ein, die sie als Wundertaten Christi ansahen. Nach ihrer Einwanderung informierte eine gläubige Verwandte diese Männer, dass sie Weiße Magie getrieben hatten.

B 15 Noch ein anderes Beispiel aus Sibirien soll berichtet werden, um zu zeigen, unter welchen Entbehrungen die Volksdeutschen zu leben hatten. Mein Berichterstatter ist ein Russlanddeutscher, der nach Westdeutschland ausreisen durfte. Seine Eltern wohnten ursprünglich in der Ukraine und wurden dann nach dem Ersten Weltkrieg nach Sibirien umgesiedelt. Die Siedler besaßen nicht einmal das Existenzminimum, weil sie ihr gesamtes Vermögen in der Ukraine hatten zurücklassen müssen. Wenn gütige Nachbarn ihnen nicht zu essen gegeben hätten, wäre die Familie nach dieser Zwangsumsiedlung in Sibirien verhungert. Schließlich kam der Vater in einer Fabrik unter. Die Familie gehörte zu den Stundisten. Das waren damals die gläubigen Kreise in dem sonst orthodoxen Russland. Es wurde auf den Knien gebetet und täglich Andacht gehalten.

In dieser schweren Zeit wurde mein Berichterstatter als 12-jähriger Junge krank. Weit und breit war kein Arzt erreichbar. In ihrer Not nahm die Mutter einige Bibelsprüche, sagte sie über dem Jungen, fügte einen Spruch dazu und die drei höchsten Namen und bepustete das Kind dreimal, wie es heute noch gelegentlich in Schleswig-Holstein geübt wird. Der Junge wurde nach diesem Besprechungsakt gesund. Der Geheilte hat sich dann aber charakterlich und geistlich völlig anders entwickelt, als es sich vor der Heilung angebahnt hatte. Der Sohn war von seinem Vater zu Jesus Christus geführt worden. Der Junge hatte bereits Heilsgewissheit. Nach dem Bepusten ging aber alles schief. Ein Leben der Sünde folgte. Von seiner ersten Frau wurde er geschieden. Wiederverheiratung. Sein jüngster Sohn beging Selbstmord aus heiterem Himmel, das heißt ohne äußere Ursache. Die vier Kinder sind alle ablehnend gegen Gottes Wort.

Das ist die dunkle Bilanz eines Mannes, der von seiner gläubigen Mutter besprochen worden war. Der Teufel hat aber nicht das letzte Wort behalten. Nach seiner Einwanderung in die Bundesrepublik kam er in Kontakt mit einem gläubigen Pfarrer. Er wurde geistlich erweckt, beichtete alles, sagte sich los von der Besprecherei und wurde nun Glied einer lebendigen Gemeinde.

B 16 Es folgt ein Bericht von Nordkanada. Ich habe Kanada insgesamt 18mal besucht und viele Vorträge dort gehalten. Bei einer Vortragswoche in Edmonton hatte ich unter anderen folgende Begegnung. Eine Frau war zur Aussprache gekommen. Sie berichtete, dass sie als Kind die englische Krankheit (Rachitis) gehabt habe. Ihre Mutter holte dann nach einem alten Rezept von neun verschiedenen Ackergrenzen Erde, die sie in ein Tuch band. Der Beutel wurde dann mit heißem Wasser übergossen und dabei ein Spruch gesagt, der mit den drei höchsten Namen endete. Das Kind wurde dann in diesem Absud gebadet. Die Erde musste dann an den ursprünglichen Platz zurückgebracht werden. Das Kind genas, nahm aber eine ungute Entwicklung, neigte zum Jähzorn und geriet in sexuelle Abartigkeiten. Nach der Heirat hatte die Frau viele Streitigkeiten mit ihrem Mann. Die unerträglichen Zerwürfnisse brachte sie dann in die Seelsorge, in der ihr der Weg zu Jesus Christus und zur Befreiung gezeigt wurde.

Den Einwand gegen dieses Beispiel kenne ich. Man wird sagen, das Kind hätte sich auch ohne die Spruchheilung so entwickelt. Das kann man annehmen, wenn nur ein oder zwei solcher Fälle vorliegen. Wenn aber Tausende von derartigen Beispielen zur Verfügung stehen, dann muss nach den Regeln der Wahrscheinlichkeitsrechnung ein derartiger Zusammenhang angenommen werden.

B 17 In dem folgenden Bericht hören wir eine Familiengeschichte aus Ostkanada. Ein 56 Jahre alter Mann kam zur Seelsorge und räumte alle seine Belastungen und Sünden vor dem Angesicht Gottes aus. Seine Mutter – inzwischen verstorben – war eine Besprecherin gewesen. Für alle Erkrankungen hatte sie ihre Spruchrezepte. Wenn ein Kind ein Bettnässer war, dann wurde ein Totenzauber angewandt. Eine benässte Windel wurde in ein offenes Grab geworfen und dabei ein Spruch aus dem 6./7. Buch Moses zitiert, der mit den drei höchsten Namen endete. Das Bettnässen hörte dann tatsächlich auf.

Die dreizehn Kinder dieser Frau nahmen fast alle eine unnatürliche Entwicklung. Zwölf von den 13 kamen um. Mein Berichterstatter, der dreizehnte, ist allein übriggeblieben. Er ist auch schwer belastet. Jähzorn, sexuelle Verwilderung, Geiz, unstetes Wesen kennzeichnen seinen Charakter. Wenn er die Bibel lesen will, flackern seine Augen. In der Kirche packt ihn die Wut, oder es wird ihm schlecht. Einen Lichtblick gab es bisher bei ihm. Er hat eine gläubige Frau, die ihn in Geduld trug. Der Mann brachte in der Seelsorge alles ans Licht, auch seine Unterschlagungen. Er konnte sich Jesus Christus übergeben und im Glauben die Vergebung fassen.

B 18 In Brasilien blüht die magische und spiritistische Heilkunst in allen Formen. Merkwürdig ist, dass auch die portugiesischen Besprecher – sie heißen dort Curandero – Formen des Besprechens praktizieren, die den europäischen Normen ähnlich sind. Es wurde schon in einem vorangegangenen Kapitel vom „messen“ und „messen lassen“ gesprochen. Die Curanderos haben ähnliche Gebräuche. Wenn ein Kranker den Curandero ruft, dann muss der Patient eine lange Schnur an der Magengrube festhalten. Der Heiler misst dann mit seinem Unterarm (Elle) dreimal an der Schnur entlang auf sich selbst zu. Dann schlägt der Curandero ein Kreuz und misst wieder die Schnur zurück zum Kranken. Ein Spruch und drei Kreuze beenden diese seltsame Form der Diagnose. Dann verordnet der Curandero einen Tee und gibt einige Ratschläge.

Ich habe in Brasilien und in Argentinien, in Uruguay und Paraguay viele Kolonisten aus Deutschland aufgesucht und in ihren Kirchen gesprochen. Der Pfarrer einer deutschen Gemeinde klagte mir sein Leid. Er erzählte, dass er unter rund 100 deutschen Familien nur zwei Familien hätte, die nicht zum Besprecher gehen. Bei Schlangenbissen, Wespenstichen und allen Arten von Verletzungen rufen sie den Heiler, der bei den Deutschen dort „brucho“ heißt, nicht Curandero wie bei den Portugiesen und Spaniern. Die Siedler aus Pommern haben auch ihre Heilungssprüche mit in die neue Heimat gebracht. Der Pfarrer, der mein Berichterstatter ist, meinte, es sei sehr schwer, dieses eingewurzelte Brauchtum zu beenden. Die Kolonisten hatten in der Anfangszeit keine Schulen, kaum kirchliche Betreuung und vor allem keine Ärzte. Darum hat sich das Besprechen so lange gehalten.

Der Bericht über die Häufigkeit des medialen Brauchtums soll nun mit einem Brief aus Argentinien abgeschlossen werden. Es handelt sich um das Schreiben eines Pfarrers, mit dem ich zusammen im Gebiet von Entre Rios evangelisiert habe. Da der Brief zu lang ist, wird nur eine Partie über das Besprecherunwesen herausgeschnitten.

B 19 „Es sind nun bereits 3½ Jahre, dass ich in dieser Gemeinde das Evangelium verkündige und die Leute zum Glauben an Jesus führen will. Aber oft habe ich den Eindruck, als wäre alles umsonst. Wenn es darum geht, um Jesu willen seine ganze Lebenseinstellung und den Wandel zu ändern, so wird erst deutlich, wie groß die Gebundenheit an die Masse ist. Weil alle Welt zum Besprecher läuft, gehen auch die meisten Gemeindeglieder – bis hinein in die Reihen der Vorsteher – in Krankheitsfällen zu dieser dämonischen Hilfsquelle. Sie fühlen sich aber dabei doch als sehr gute Christen. Als ich kürzlich in einer Gemeinde einen Vortrag über die Zusammenhänge des magischen Besprechens gehalten habe – es war eine Kolonie, in der nicht eine Familie von diesen okkulten Dingen unbelastet ist – kamen wir während des Mittagessens in eine angeregte Unterhaltung über die Braucher (Besprecher). Immer wieder wurde versucht, die Besprecherei als eine gute und nützliche Sache hinzustellen. Anhand der Heiligen Schrift widerlegte ich intensiv diese Meinung. Als schließlich das Zeugnis der Schrift eindeutig das Widergöttliche der Braucherei aufzeigte, erklärte mein Gegenüber – ein Kirchenvorsteher – einfach: ‚Schließlich ist die Bibel ja doch nur das Werk von einigen klugen Menschen!‘ Gerade dadurch ist mir deutlich geworden, wie tief die Verblendung durch die Sünde geworden ist. Eine solche Antwort kann nur die Antwort eines Menschen sein, der sein Ohr bereits der Schlange geöffnet hat, die spricht: Sollte Gott gesagt haben? Mit diesen Beispielen soll es dieses Mal genug sein. Ich habe Ihnen das heute geschrieben, damit Sie um so mehr für unsere Arbeit hier beten können …, Ihr dankbarer …“

Dr. Rudolph wies in seinem Buch „Die geheimnisvollen Ärzte“ darauf hin, dass das Besprechen eine rückläufige Entwicklung genommen hat. Ich habe die gleiche Beobachtung gemacht. Die letzte Besprecherin in meinem Heimatdorf ist vor zwei Jahrzehnten gestorben. Der Rückgang des „Brauches“ ist aber nicht mit dem Zurücktreten der alten bäuerlichen Sitten zu begründen, sondern mit der fortschreitenden Industrialisierung. Der Bauer, der früher vier Pferde hatte, besitzt heute einen Traktor. Wenn dieser Traktor „krank“ ist, geht der Bauer nicht zu dem Besprecher, sondern in die Werkstatt. Diese rückläufige Bewegung in der medialen Heilkunst ist aber noch nicht auf den Missionsgebieten zu erkennen.

Nach diesem Abschnitt über das Nachlassen des Besprecherunwesens kann ein Mißverständnis entstehen, als ob „der Teufel auf dem Rückzug“ wäre. Das Besprechen nimmt ab, aber die Medialität nimmt trotzdem zu. Das hängt mit dem Überhandnehmen der Kulte und dem Vormarsch der östlichen Religionen zusammen. Es wird auf eine summarische Liste dieser antichristlichen Bewegungen verzichtet. Man kann darüber nachlesen in Huttens „Seher, Grübler und Enthusiasten“. Ein Hinweis soll aber nicht übergangen werden: Wer Joga praktiziert oder TM (Transzendentale Meditation) betreibt, entwickelt Medialität. Wer sich von Kulten gefangen nehmen lässt, begibt sich in einen negativen Bannkreis, aus dem er nur ganz schwer wieder herauskommen kann. Die ganze religiöse und geistig-kulturelle Situation der Gegenwart ist medial geprägt, okkult basiert und antichristlich überhängend.


3. Unkenntnis der medialen Heilkunst

„Gegen die Dummheit kämpfen selbst die Götter vergebens“, heißt ein antikes Sprichwort. Seit Jahren beobachte ich die Unerfahrenheit vieler Christen auf dem Gebiet der okkulten Praktiken. Ich lasse erst einen Brief aus der Schweiz in vollem Wortlaut folgen.

B 20 „Sehr geehrter Herr Doktor, im Jahr 1943 bekam ich durch das Buch von Pastor Modersohn Im Banne des Teufels Aufschluss über das okkulte Gebiet. Danach las ich Blumhardt, Lüscher, Kremer und zuletzt Ihre Bücher. Ich sehe, dass Sie alles sehr gründlich nehmen und auch Beispiele über die Befreiung bringen. Ich möchte am Wort Gottes dienen, weiß aber nun, dass wir schon von den Vorfahren her mit Formen des Besprechens und des Aberglaubens belastet sind.

Meine Mutter hatte schwere Schicksalsschläge hinnehmen müssen. Ich vermute, dass sie ein Amulett trug in Form einer Kette, die von Generation zu Generation weitergegeben worden ist. Meine Frau wurde als Kind von Zauberkurpfuschern behandelt. In der Folgezeit hatte sie drei Schwermutsperioden und andere Erkrankungen. Es ist heute so, dass die meisten Pastoren und Versammlungsleiter über dieses Gebiet nichts wissen oder darüber lächeln. Meine Frage ist, ob Sie persönlich solchen Gebundenen dienen, oder sammeln Sie nur Material zur Aufklärung … Es können ja nur solche für Belastete einstehen, die nüchtern auf biblischem Boden stehen. Es gibt ja heute in Deutschland und in der Schweiz Gruppen, die allen Suchenden so lange ‚den Teufel austreiben‘, bis die Hilfesuchenden besessen sind und in eine Nervenheilanstalt eingeliefert werden müssen.“
Dieser Schweizer Bruder schrieb also, dass die meisten Pfarrer und Versammlungsleiter nichts über das okkulte Gebiet wissen. Leider ist das nur zu wahr!

B 21 Das nächste Beispiel betrifft einen Missionsprediger in Nürnberg. Eine Frau schrieb mich nach der Lektüre meiner Bücher an und beichtete im Brief. Grund dafür waren die schweren Belastungen, denen sie ausgesetzt war. Da sich nicht alle Seelsorge brieflich erledigen läßt, verwies ich sie an einen mir bekannten Prediger. Kurze Zeit später bekam ich von der Nürnberger Frau den zweiten Brief, in dem sie mir mitteilte, dass sie diesen Prediger nicht als Seelsorger akzeptieren könne, weil er auf dem Gebiet der okkulten Belastungen völlig unwissend sei. Dieser Bruder, den ich sonst schätzte, hatte ihr gesagt, sie soll ihre okkulten Fähigkeiten als Gabe Gottes ansehen und dafür danken. Die hilfesuchende Frau nahm diesen Rat nicht an, weil sie selbst ihre Belastungen auf ihre früheren okkulten Praktiken zurückführte.

Der Schweizer Laienbruder vom vorangegangenen Beispiel verstand von den Zaubereisünden mehr als dieser Missionsprediger. Wurde da nicht etwas bei seiner Ausbildung versäumt? Nicht nur die theologische Ausbildung enthält verhängnisvolle Lücken im Blick auf die Seelsorge an okkult Belasteten, auch an Seminaren und Bibelschulen fehlt es oft an einer sachlichen Einführung in dieses Gebiet.

B 22 Im Blick auf die ignoratio theologorum folgt nun ein haarsträubender Bericht über die Einstellung eines lutherischen Pfarrers in Norddeutschland. Sein Brief umfasst sechs Seiten in enger Maschinenschrift. Es kann also nur einiges entnommen werden.

Dieser Pfarrer H. spricht völlig harmlos von Besprechern, Rutengängern, Pendlern und anderen Okkultisten. Er bekennt sich zu diesen Praktiken. Ich zitiere einiges aus seinem Brief: „Einer meiner Konfirmanden ist ein befähigter Rutengänger. Er vermag Reizstreifen mit Hilfe einer Stahlrute genauestens festzustellen. Auf der einen Seite der Wasserader dreht sich die Rute aufwärts und auf der andern abwärts, und zwar im Kreise. Sie überwindet also den Schwerpunkt. Der Zug der Rute ist so stark, dass der Rutengänger kaum die Rute halten kann. Dieser Rutengänger tastete auch meinen Körper ab. Er stellte in Stirnhöhe einen leisen Ausschlag fest, wahrscheinlich ein Hinweis auf meine Kreislaufstörungen.“

Dieser Pfarrer hat auch Familienangehörige den Okkultisten zugeführt. Ich zitiere wieder aus seinem Brief: „Ich erfuhr von der wunderbaren Heilpraktikertätigkeit des katholischen Pfarrers Emmenegger in Maienfeld, Kanton Graubünden, Schweiz, speziell in bezug auf gehirnkranke Kinder. Eine diesbezügliche Erkrankung eines meiner Großkinder ließ mich mit dem Kind in seine Praxis fahren. Diagnostiziert wurde mit einem siderischen Pendel. Der Erfolg war offensichtlich fabelhaft. Also ein im Amt befindlicher katholischer Geistlicher betreibt okkulte Heilkunde, und dann soll das Teufelswerk sein? Eine Parallele dazu ist der leider verstorbene evangelische Pfarrer Jaesche in Gudmannsbach in Estland. Über ihn berichtete Erwin Liek in seinem Buch ‚Das Wunder der Heilkunde‘ erstaunliche Erfolge.“

Die Geschichte von Pfarrer Jaesche in Gudmannsbach ist mir wohlbekannt. Jaesche hatte heilmagnetische Kräfte. Die Diagnose war sehr einfach: Wenn Pfarrer Jaesche mit seinen Händen über die kranke Körperstelle fuhr, wurden seine Finger kalt. Er führte danach magnetische Bestreichungen durch, bei denen die Hand den Körper nicht berührte, sondern im Abstand von etwa 10 cm gewöhnlich die Wirbelsäule entlang fuhr.

Pfarrer H., von dem mir zwei Briefe vorliegen, spricht sehr wohlwollend von den okkulten Heilern, wie zum Beispiel vom Schäfer Ast, der Tausende von Menschen mit seinen okkulten Fähigkeiten belastet hat. Pfarrer H. rühmt aber nicht nur derartige okkulte Praktiken, nein, er nahm sie auch selbst in Anspruch, wie die beiden Beispiele oben zeigen.

Wie beurteilt Pfarrer H. die okkulten Kräfte? Zunächst spricht er wie die Parapsychologen davon, dass die Psyche, und zwar sowohl das Bewusstsein als auch das Unbewusste der Sitz der okkulten Heilkräfte sei. Dann geht Pfarrer H. einen Schritt weiter und erklärt, dass es sich bei den okkulten Heilkräften „um menschliche Fähigkeiten handle, die dem Menschen schöpfungsmäßig von Gott gegeben sind. Gott wirke in den okkulten Taten der Menschen also nur mittelbar, wie etwa bei der Musikalität oder jeder anderen Begabung.“ . . .

Psyche und pneuma – Seele und Heiliger Geist sind niemals gleichzusetzen. Durch unsere leibliche, natürliche Geburt erhalten wir nur natürliche Kräfte und Gaben. 
Nur durch die Wiedergeburt des Heiligen Geistes (Johannes 3: Wenn jemand nicht von oben geboren wird, so kann er das Reich Gottes nicht sehen) erhalten wir Charismata, Gnadengaben.

Pfarrer H. ist nicht der einzige, der in der Beurteilung der okkulten Kräfte irregeleitet ist. Bei einer Vortragswoche in Norddeutschland kam ich mit einem lutherischen Pfarrer in Kontakt, der ein weithin bekannter Astrologe ist. Er lässt sich von Gemeindegliedern und auch auswärtigen Besuchern das Geburtstagsdatum geben, stellt das Horoskop und beantwortet dann die Fragen des Ratsuchenden. Er ist in der Lage, mit Hilfe des Horoskops verborgene Dinge aufzufinden, Krankheiten zu erkennen, verworrene Lebensverhältnisse aufzudecken. Ich wies diesen Kollegen auf Jesaja 47, 12-14 hin, wo die Astrologie eindeutig verworfen wird. Die Antwort des Amtsbruders war: „Das ist ein Wort aus dem Alten Testament, das für uns heute nicht mehr verbindlich ist. Das galt dem Volk Israel.“

Es traten viele Christen in meinen Gesichtskreis, die ihre Zauberei für ein Werk des Heiligen Geistes ausgaben oder noch so sehen. In den letzten 30 Jahren hatte ich im Elsaß viele Vorträge. In einem Gebiet wurde mir immer wieder von einem Pfarrer berichtet, der Pendelbehandlungen durchführt.

Eines Tages bekam ich nun von diesem Elsässer einen Brief, in dem er seine Heilpraktikertätigkeit als biblisch rechtfertigt. Schon bei seinen Vorfahren ist die Befähigung zur Heilung aufgetaucht. Er schrieb: „Ich weiß, dass mein Großvater mütterlicherseits, der ein schlichter Landpfarrer war, die Gabe der Handauflegung besaß und diese an seinen Kranken ausführte, so dass die Kranken von ihrem Fieber befreit wurden oder sonst eine Erleichterung verspürten.“

Der Elsässer berichtete in seinem Brief, dass er zum Feststellen der Reizstreifen keine Rute oder Pendel brauche, sondern sie mit den bloßen Händen spüren kann. Zur Rechtfertigung seiner Heiltätigkeit gab er nun Berichte über verschiedene Heilungen. Einige Beispiele:

B 23 „Ich denke an jene Frau, die mühselig und beladen zu mir kam und ihres Lebens nicht mehr froh werden konnte, weil ihr kranker Leib ihr zu schaffen machte. Durch eine kleine Pendeldrehung stellte ich das erkrankte Organ fest und verwies sie zum Frauenarzt. Nach einigen Wochen kehrte sie gesund heim. Und dieser Dienst, den wir Mitmenschen erweisen, soll ein Teufelswerk sein?“

B 24 „Ich erinnere mich der 17-jährigen Tochter eines treuen Christen, die nachts im Gipsbett liegen musste und in der Schule meist nur stehend dem Unterricht folgen konnte, weil das Sitzen ihr große Qualen bereitete. Ein Vetter brachte sie zu mir. Nach einem Gebet legte ich ihr die Hände auf den kranken Rücken. 14 Tage später schrieb sie mir aus dem Gebirge, dass sie kein Gipsbett mehr brauche und sogar Wanderungen bis 2000 m hoch machen könne. Sollte die Kirche nicht darum ringen, dass ihre Diener wieder in den Besitz jener Gabe gelangen, von der Jesus in Markus 16, 18 redet?“

Diese Beispiele hören sich oberflächlich gesehen gut an. Ein in die Materie Uneingeweihter könnte meinen, das seien neutestamentliche Vorgänge. Und doch liegt die Sache anders! Der Elsässer ist Pendler und besitzt in starkem Maße die Rutenfühligkeit. Auch arbeitet er wie die Heilmagnetiseure. An den Heilungen zweifle ich nicht, aber um so mehr an dem Hintergrund dieser Heilungen. 
Was hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt (und seine Gesundheit auf diesem Weg) gewönne, und nähme doch Schaden an seiner Seele? Und genau das konnte ich beobachten, denn ich habe Gemeindeglieder dieses hochmedialen Elsässers in meiner Seelsorge gehabt.

Grotesk wie bei den beiden Pfarrern vorher ist die Meinung des Elsässers, seine Gaben wären das, was Paulus in 1. Kor. 12 schildert. Er fragte mich in seinem Brief: „Sie scheinen jegliche charismatische Gabe abzulehnen.“ Nein, ich lehne das Charismatische und Pneumatische nicht ab! Den Beweis erbrachte ich durch viele Bücher über Erweckungen. Ich lehne aber mit aller Radikalität die pseudocharismatischen, die okkulten Gaben ab. Dass es so viele Pfarrer gibt, die das nicht unterscheiden können, ist ein Trauerspiel. Eine heilmagnetische oder weißmagische Handauflegung und eine pneumatische Handauflegung sind nicht das gleiche. Paulus warnt in 1. Timotheus 5, 22: „Die Hände lege niemand schnell auf, mache dich auch nicht fremder Sünden teilhaftig; bewahre dich selbst rein!“
 Es gibt Handauflegungen, die belasten und gefährlich sind. Man braucht eine Gabe der Geisterunterscheidung!

Da sowohl der norddeutsche als auch der elsässische Pfarrer die Pendelpraxis als Gabe Gottes, als Charisma, ansehen, lasse ich einen zünftigen Pendler über „diese Kunst oder Gabe“ sprechen. Die folgenden Sätze sind dem Buch „Der erfolgreiche Pendel-Praktiker“ (K. Spiasberger) S. 7-8, entnommen. Es kann der Länge wegen nur das Wesentliche gebracht werden:

„In der Hand des Könners ist der Pendel das ideale Instrument zum Stellen von Diagnosen … Die Charakterveranlagung ist ebenfalls mittels Pendel festzustellen … Der Praktiker in der Magie kontrolliert mit Hilfe des Pendels die Stärke der Strahlkraft bei seinen Arbeiten auf dem Gebiete des Heilmagnetismus … Ferner zeigt der Pendel dem Experimentator, ob und wo sich jenseitige Intelligenzen in seiner Nähe befinden … Auch Fragen nach Vermisstem, Verlorenem oder auch Zukünftigem beantwortet bereitwillig der Pendel … Die genannten Anwendungsgebiete lassen erkennen, von wo der Pendel seine Antriebskraft empfängt. Drei Imponderabilien (Unwägbarkeiten; Gefühls- u. Stimmungswerte ) verursachen die Pendelbewegungen.
 1. Die Strahlungskräfte, die in allem Organischen wie Anorganischen wirksam sind.
 2. Die Psychodynamik des Unbewussten und die Kraft des Gedankens.
 3. Die Kräfte der Transzendenz: Jenseitige Wesenheiten wie Spirits, Dämonen, Elementargeister.  –  Der minder Sensitive erzieht sich gewissermaßen ein Pendelmedium.“

Diese Erklärungen lassen an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig. In wessen Hand der Pendel (auch das Pendel) zukünftige Dinge voraus wahrnimmt, Diagnosen stellen und Heilungen vollbringen kann, darf sich rühmen, ein Pendelmedium zu sein, der auch mit Spirits, Dämonen und Elementargeistern Kontakte pflegen kann, wie es in dem Pendelbuch zu lesen ist. Der norddeutsche und der elsässische Pfarrer meint aber, es handele sich um charismatische Vorgänge.

4. Die Vererbung der medialen Fähigkeit

1952 suchte ich Prof. Dr. med. Siebeck in Heidelberg auf. Er war damals Leiter der Medizinischen Klinik. Ich legte ihm eine Reihe von Familiengeschichten vor, in denen okkulte Fähigkeiten in mehreren Generationen hintereinander auftraten. Siebeck las diese Berichte und schrieb mir dann einen zustimmenden Brief. Den entscheidenden Satz will ich wiedergeben: „Das für mich bemerkenswerteste Ereignis ist, dass die Neigung zu okkulter Betätigung in der Erbanlage begründet ist.“

Es ist zwar eine Genugtuung, von einem bekannten Mediziner eine Zustimmung zu erhalten, wo die meisten Theologen nur mit Kritik aufwarten. Aber ich sehe die successio medialis nicht als ein medizinisches Faktum an, sondern als eine biblisch-geistliche Tatsache.

Außerhalb jeder Kritik steht die Beobachtung, dass es Familien gibt, in denen drei oder vier Generationen hindurch mediale Kräfte in Erscheinung treten. Das wird auch in dem Buch von Dr. Rudolph „Die geheimnisvollen Ärzte“ festgehalten. Auf S. 103 steht eine solche Geschlechterfolge des Besprecherunwesens: „Mein Urgroßvater war Schäfer, dieser hat als erster in unserer Familie mit der Heilertätigkeit begonnen. Dann kam mein Großvater, dann mein Vater, und danach war ich an der Reihe.“ In diesen Heilergenerationen besteht die Regel, dass der Besprecher vor seinem Tode seine magische Kunst oder seinen Heilspruch an einen Nachfolger weitergeben muss, sonst „findet er keine Ruhe und kann nicht sterben“.

B 25 Dazu ein Beispiel aus dem Buch von Rudolph auf S. 96: „Meine Schwiegermutter betete sehr viel und war auch sehr sozial eingestellt. Zuletzt konnte sie nicht mehr in die Kirche, denn sie litt an Atemnot. Als es aufs Ende zuging, wollte sie mir das Wenden (Besprechen) übergeben. Ich aber wollte nicht. Da sagte meine Schwiegermutter: Sonst tät ich in Ewigkeit keine Ruh finden.“

Berichte über Besprechergenerationen liegen mir in so großer Zahl vor, dass es ein selbständiges Buch mit einigen hundert Seiten geben würde. Hören wir einige Beispiele.

B 26 1978 hielt ich in einem ganz unkirchlichen Dorf eine Evangelisation. Das ganze Dorf steckt so voll Zauberei, dass ein gläubiger Pfarrer es darin nicht lange aushält. Der gläubige Pfarrer, der mich gerufen hatte, verkraftete die dämonische Atmosphäre der Gemeinde auch nicht und meldete sich weg. Eine beichtende Frau gab mir Einblick in eine Besprecherfamilie dieses Dorfes. Ihr Urgroßvater war Besprecher und Fernheiler, der Viehseuchen zum Stillstand bringen konnte. Der Sohn dieses Zauberers war wieder Besprecher und Krankheitsbanner. Der nächste in der dritten Generation, Sohn und Enkel der beiden Besprecher, war ein ausgeprägt gottloser Mann. Er drehte sich selbst seine Zigaretten und benutzte dazu das dünne Papier der Bibel. Zuletzt lag die Bibel im WC, nicht zum Lesen, sondern für den anderen Papierbedarf. Es gibt kein Haus mehr in der Gegend, in dem nicht aktive oder passive Besprecherei getrieben worden wäre.

Wie sieht es nun charakterlich in diesen vier Generationen aus? Es liegen allein vier Selbstmordfälle vor, darunter die Selbstverbrennung eines 18 jährigen. Der junge Mann hat sich mit Nitro übergossen und angezündet. Die Zeitung nannte als Motiv Eifersucht. Meine Berichterstatterin, die Tante des jungen Selbstmörders, sagte mir, das stimme nicht. Die Glieder dieser Familie in vier Generationen sind fast alle depressiv, dem Alkohol verfallen, bekannt für Ehebruch und Perversitäten.

Aber auch aus dieser Tragödie hat Gott ein Glied dieser belasteten Familie herausgerettet. Meine Berichterstatterin arbeitete als Schwester in einem Krankenhaus. Sie beobachtete eine Patientin, die meine Bücher las. Die Schwester lieh sich die Bücher aus und las sie. Ihre erste Reaktion war, dass sie ihre okkulten Bücher verbrannte, dann kam sie zu mir in die Seelsorge, beichtete alles, was ihr gezeigt wurde, sagte sich von allen Zaubereisünden der Vorfahren und der eigenen los und lieferte ihr Leben Jesus Christus aus. Diese Geschichte zeigt, dass im tiefsten Dunkel das Licht Jesu Christi aufleuchten kann. Jesus Christus ist wahrhaftig das Licht der Welt!

B 27 Alle Beispiele der successio medialis zeigen in meiner Sammlung ein schauerliches Gepräge. Schauen wir in eine andere Besprecherfamilie hinein. Großvater, Vater und Sohn eines Geschlechtes waren Bauern und lebten auf dem gleichen Hof. Alle drei Bauern hatten noch Waldbesitz und Anteile an einer Sägemühle. Sie betätigten sich auch als Holzhändler und Holzfuhrleute. Die Familie war im Besitz eines magischen Segensspruches, der jeweils vom Vater auf den Sohn überging. Alle drei Besprecher wurden in vielen Krankheitsfällen bei Menschen und Tieren zu Rate gezogen. Ihre magische Tätigkeit war von großen Erfolgen begleitet. Der Zulauf war daher sehr groß. Aus weiten Entfernungen kamen die Bittsteller und Hilfesuchenden angereist.

Die charakterliche Seite dieser Männer zeigt die übliche Tendenz der Besprecher. Von dem Großvater konnte ich nichts mehr erfahren, weil er schon viele Jahre tot ist. Der Vater in dieser Reihe war nach außen hin ein geachteter Mann, Gemeinderat und Kirchenältester, auch vermögend, da die Geheilten oft ihre Dankbarkeit bezeugen, auch wenn keine Forderungen gestellt werden. In den Tagen seines Todes ging im Sterbehaus ein Höllentanz los. Es polterte und krachte, als ob schwere Kisten die Treppen hinuntergeschleift würden. Der Lärm und das Getöse wurde nicht nur von den Familienangehörigen, sondern auch von Außenstehenden gehört. Die Nachkommen dieses Gemeinderates sind alle nicht normal. Zwei Töchter sind schwachsinnig, die anderen Kinder sind Trinker. Bevor der Sterbende die Augen schloss, übergab er dem ältesten Sohn den magischen Segensspruch.

Dieser Sohn ist der dritte Besprecher in dieser magischen Erbfolge. Als Krankheitsbanner sonnte er sich zunächst in dem Ruhm von Vater und Großvater. Da er aber nicht gern arbeitete und nur viel trank, kam sein Hof herunter. Als Besonderheit erzählen die Dorfbewohner, dass er nachts auf dem Heimweg vom Wirtshaus zu seinem Hof in gräßlicher, abscheulicher Weise laut fluchte. Oft übernachtete er auch auf einer Bank im Gasthaus. Bei seinen Kindern zeigt sich das typische Bild der Besprechernachkommen. Ein Sohn ist nicht normal und wurde in einer Anstalt untergebracht. Auch keines der anderen Kinder gilt als normal. Dazu löst ein Unglück das andere ab. Der Schlußpunkt war ein Brand auf dem Hof. Der Besprecher äußerte sich früher wiederholt, wenn er durch magisches Besprechen jemand helfe, dann müsse er das durch allerlei Unglücksfälle büßen.

B 28 Das folgende Beispiel kann man „Magie in vier Generationen“ überschreiben. Bei einer Vortragswoche kam eine Frau zur Seelsorge. Ihre Absicht war nicht der Bericht über ihre Vorfahren, nein, sie suchte Hilfe wegen ihrer Depressionen. Um bei Medizinern, vor allem bei Psychiatern, keine Mißverständnisse aufkommen zu lassen, sage ich hier, dass ich viele Formen von Depressionen kenne: die anlagemäßig vererbte Form (endogen) etwa in dem Krankheitsbild der Zyklophrenie mit ihrem Wechsel zwischen manischen Phasen (Hochstimmung) und den depressiven Phasen (Trübsinn). Eine andere Form ist die Involutionsdepression, vor allem bei Hypochondern (ta ypochondria) mit ihrer krankhaften Überbewertung aller Erlebnisse. Im Gegensatz zu den endogenen Depressionen gibt es die exogenen, psychisch bedingten Depressionen, die meistens durch eine nicht bewältigte Konfliktsituation entstehen. Diese gewöhnlich auch reaktive Depression genannte Form hat einen verschiedenen Tiefgang: Zu einer körperlich bedingten depressiven Veranlagung kann ein zusätzliches schweres Erlebnis kommen, so dass das seelische Gleichgewicht vollends gestört ist. Von dieser Form unterscheidet sich die depressive Reaktion, die rein psychogen durch ein schweres Erlebnis hervorgerufen wird.

Bis hierher folgen die meisten Mediziner, weil es sich um Fakten der Schulmedizin handelt. Sie lehnen aber das folgende ab: Die Depressionen der besprochenen Menschen passen nicht in dieses psychiatrische Schema, weil die okkult bedingten Depressionen ein geistliches Problem darstellen und nur mit geistlichen Mitteln angegangen werden können.

Kommen wir zurück auf das seelsorgerliche Gespräch mit der erwähnten Frau. Wenn Menschen mit schweren seelischen Belastungen zu mir kommen, muss ich genau wie der Arzt eine Anamnese, eine Krankengeschichte erarbeiten. In der Familien-Vorgeschichte dieser Frau gab es exakte Anhaltspunkte für ihr gestörtes Seelenleben. Ihre Urgroßmutter hatte sich mit ihrem Blut dem Teufel verschrieben. Sie trieb Schwarze Magie und heilte Menschen und Tiere mit Hilfe der Schwarzen Kunst. Auf dem Sterbebett hatte diese Urgroßmutter einen entsetzlichen Todeskampf. Die Großmutter hatte von der Sterbenden die okkulte Literatur übernommen. Sie besprach ebenfalls Krankheiten in den Vollmondnächten. Sie pendelte auch mit „Schlüssel und Bibel“. Hierbei wird ein großer Schlüssel in der Diagonale auf den Deckel der Bibel gebunden. Das Ganze hängt an einer Schnur. Das schwergewichtige Pendel bewegt sich dann und gibt die gewünschte Auskunft. Eine Spezialität der Großmutter war das Blutstillen. Mit zunehmendem Alter fing die Großmutter an die Bibel zu lesen. Da setzten furchtbare Anfechtungen ein. Sie beobachtete auch seit dieser Zeit schwarze Gestalten in der Wohnung. Der Todeskampf war genauso schrecklich wie der ihrer Mutter.

Dieses Charakteristikum begegnete mir in einigen Jahrzehnten bei fast allen okkult Belasteten. Das Leben der Besprecher verläuft in ruhigen Bahnen, solange sie des Teufels Dienst betreiben. Wenn sie aber anfangen, sich für die Bibel und das Gebet zu interessieren oder gar willens werden, sich für Jesus Christus zu entscheiden, dann setzen harte Angriffe von Seiten der Finsternismacht ein!

Dr. Rudolph wird mir hier als Gegenargument bringen, dass unter seinen Besprechern sich viele treue Kirchgänger befinden. Manche gingen ja beinahe täglich zur Frühmesse. Dieser Aussage von Rudolph widerspreche ich nicht. Der springende Punkt liegt woanders. Traditions- und Namenschristentum, formale Frömmigkeit ist kein Gegensatz zur Zauberei! Wir wissen ja, dass Pfarrer, Kirchen- bzw. Gemeindeälteste, ja auch Bischöfe Zauberei und Spiritismus treiben. Das sogenannte Resistenzphänomen, über das wir noch sprechen, tritt nur ein, wenn der Besprecher oder Besprochene ernsthaft zur Einsicht und Umkehr kommt bzw. kommen will!

Die Mutter meiner Berichterstatterin trieb genau wie ihre Vorfahren Schwarze Magie und heilte Krankheiten aller Art. Sie nahm die gleiche Entwicklung wie ihre Vorgängerinnen. Das vierte Glied in der Besprechergeneration ist meine Berichterstatterin. Als kleines Kind wurde sie von ihrer Mutter besprochen. Danach wurde sie schon als Kind hellsichtig und sah die schwarzen Gestalten im Haus. Ihr Bruder und ihre Schwester litten unter Depressionen. Sie selbst empfand schwere seelische und nervöse Störungen, die sie zu mir in die Seelsorge führten. Sie wollte aus dem Fluchgeschäft ihrer Vorfahren aussteigen. Ich zeigte ihr den Weg dazu.

B 29 Die Bedeutung der successio medialis ist bereits sichtbar geworden. Besprecherfamilien gibt es nach der Beobachtung gewöhnlich in vier Generationen. Von Generation zu Generation nehmen die nervlichen und seelischen Erkrankungen sowie die Unglücksfälle zu. In der vierten ist das Familienbild häufig nur noch ein einziges Chaos.

Manchmal kommt es auch vor, dass ein Glied dieser schaurigen Dekadenz durch Jesus Christus herausgerettet wird. Ein solches Beispiel hörten wir bereits. Es folgt ein weiteres:

B 30 Ein Christ, der als Mensch und Kirchenältester einen guten Ruf hat und ein Vorbild ist, berichtete mir folgendes:

Sein Urgroßvater war Viehbesprecher und Krankheitsbanner. Die älteste Tochter dieses Besprechers, also die Großmutter meines Berichterstatters, war nervenkrank. Drei Schwestern dieser Frau hatten unnormale Kinder. In der dritten Generation, also in der Onkelreihe des Kirchenältesten, kam ein Bruder ins Irrenhaus, der andere ist schon 30 Jahre manisch depressiv, der dritte ist ebenfalls nervenkrank und schwermütig. In der Urenkelreihe, das heißt unter den verwandten Altersgenossen des Berichtenden, sind wieder schwermütige, nervenschwache und manisch depressive Glieder. Alle vier Generationen dieser Besprecherfamilie zeigen psychopathische und psychotische Krankheitsbilder. Aus diesem Hexenkessel der Zauberei ist durch Gottes mächtige Hand einer wie ein Brand aus dem Feuer gerettet. Das ist mein Berichterstatter. – In die tiefste Tiefe, in das äußerste Elend, in die dunkelste Finsternis reicht Gottes Arm!

B 31 Bei vielen Berichten wird deutlich, dass die Besprecher erst dann sterben können, wenn sie einem Nachfolger ihren Zauberspruch übergeben konnten. Manchmal kommt es vor, dass sterbende Besprecher ihren ins Auge gefaßten Nachfolger verfluchen, wenn dieser nicht zur Übernahme gewillt ist. Wenn der Besprecher seinen Spruch nicht los wird, quält er sich lange mit dem Sterben ab. Ein solches Beispiel habe ich von einem lutherischen Pfarrer von der Insel Rügen.

Ein Besprecher lag auf dem Sterbebett. Er hatte keinen Nachfolger gefunden. So schrie er fortwährend: „Nehmt mir das Wort ab! Nehmt mir das Wort ab!“ Die Angehörigen gingen zum Pfarrer, um ihn um Rat zu fragen. Der Pfarrer riet ihnen dringend, dem Wunsch des Sterbenden nicht nachzukommen. Dieser Rat war nicht grausam, sondern richtig. Einige Wochen wälzte sich der Sterbende hin und her. Als er schließlich doch starb, lag er, wie der Pfarrer selbst gesehen hat, wie ein Pesttoter schwarz im Sarg. Das ist nicht der einzige Fall, den ich kenne.

In der Schweiz kam eine Frau zu mir, die mich fragte, ob sie einer berüchtigten Besprecherin, die ich kannte, den Spruch abnehmen solle, damit diese sterben könne. Wie der Rügener Pfarrer gab ich den gleichen Rat, unter keinen Umständen den Spruch zu übernehmen. Es genügt, dass ein Leben durch die Zauberei ruiniert worden ist. Satan soll nicht noch mehr Beute kriegen.

B 32 Zur Frage der successio erhielt ich von der Steiermark (Österreich) einen aufschlußreichen Brief. Dieses Schreiben umfasst acht Seiten. Es kann also nur einiges wiedergegeben werden:
„Lieber Herr Dr. Koch, ich möchte Ihnen herzlich danken für allen Segen, den ich durch das Lesen Ihres Buches Seelsorge und Okkultismus erhalten durfte. Das Buch war aus doppeltem Grund für mich von besonderem Interesse. Meine Vorfahren, meine Familie und Verwandtschaft hatten alle mit okkulten Dingen zu tun, ferner bin ich in Österreich, einem Lande, das besonders unter den Machenschaften des Satans leidet.

Mein Großvater und sein Bruder trieben Magie. Sie konnten durch Zauberei ihre Feinde plagen, verstanden sich aber auch darauf, in den drei höchsten Namen Kranke zu heilen. Meine Eltern führten die Praxis ihrer Vorfahren weiter, und dadurch gerieten wir fünf Kinder alle in den Bannkreis der Zauberei. Es wurden bei uns die Karfreitagseier gesammelt, die nicht verdarben. Man vergrub sie im Boden gegen den Berg, damit keine Lawine das Haus gefährde. Man brachte sie auch unter dem Firstbalken an, um das Haus gegen Blitzschlag und Brand zu bewahren. Auch unser religiöses Leben war genauso verworren wie unsere abergläubischen Vorstellungen. Wir gehörten zur Sekte der Antonianer. Der Sektengründer Anton Unternährer gab sich für den wiedergekommenen Christus aus. Er stand in dem Wahn, das ‚vollkommene Wort‘, die ‚vollkommene Bibel‘ schreiben zu müssen, weil die erste Bibel Stückwerk sei.

1945 kam ich zum Glauben an Christus. Meine Liebe zu Jesus war so stark, dass ich mich bei einer Bibelschule in der Schweiz anmeldete, um Missionar zu werden. Mein erster Einsatz war in der Steiermark.“

Von dort erhielt ich den Brief des jungen Missionars. Er konnte sich glücklich verheiraten, aber äußerlich stellten sich viele Schicksalsschläge ein. Er wurde lungenkrank, so dass er seine Arbeit unterbrechen musste. Seine Frau vertrug nicht das rauhe Klima und ging mit dem kleinen Sohn für lange Zeit nach England. Dazu kamen Anfechtungen verschiedener Art. Menschen, die aus dem Milieu der Zauberei herausgerettet werden, sind immer eine Zielscheibe Satans. Der Missionar erlebte nächtliche Angriffe. Einmal erhielt er nachts einen schweren Schlag auf den Kopf, ein Vorgang, der mir manchmal in der Seelsorge gebeichtet worden ist. Wenn wir nicht wüssten, dass der Endsieg des Herrn ist, dann könnte man manchmal mutlos werden.

B 33 In manchen Besprecherfamilien gibt es eine gewisse Hierarchie, bestimmte Regeln, wie der „Segensspruch“ weitergegeben werden muss. Es sollen dazu einige Angaben gemacht werden, die aus einem Brief stammen, den mir ein gläubiger Arzt zugesandt hat. In dem Schreiben erklärte ein Besprecher: „In unserer Vorfahrenreihe wurde das Besprechen geübt. Die Segensformel begann mit dem Satz: ‚Unser Herr Christus hatte fünf Wunden …‘ Der Schluss des Spruchs war die Nennung der drei höchsten Namen. Ich erinnere mich gut an meine Großmutter, die eine Besprechungsformel gegen Verletzungen hatte. Als eines Tages ein junger Mann sich beim Schlachten die Schlagader am Arm aufschnitt, so dass er heftig blutete, half der ,Segensspruch‘ sofort, sonst wäre der Verletzte verloren gewesen. Warum soll so etwas nicht möglich sein? Das Blutstillen und Besprechen half ja nur, wenn man an die Wirkung glaubte. Hat nicht Jesus auch bei seinen Wundertaten so oft gesagt: ‚Gehe hin, dein Glaube hat dir geholfen‘? Von meiner Großmutter, die ihren Segensspruch an meinen Vater und an mich weitergab, hörte ich, dass sie sagte, die Weitergabe der Spruchformel sei an bestimmte Regeln gebunden. In manchen Familien wird der Spruch an den ältesten Sohn oder die älteste Tochter weitergegeben. Es kommt auch vor, dass eine Generation übersprungen wird und die ,Segensformel‘ an ein Enkelkind übergeben wird. Die Übergabe kann bewusst erfolgen oder im Falle eines Kleinkindes auch unbewusst.“

Der Brief, aus dem dieses Stück stammt, wurde von einem aktiven Besprecher geschrieben. Die Heilformel beginnt vernünftig mit dem Hinweis auf die Wunden Jesu, die Fortsetzung, die ich bewusst weglasse, ist banal und irrsinnig. Eine Gleichstellung mit der Heiltätigkeit Jesu Christi ist absurd. Selbstverständlich glaube ich an biblische Heilungen. Ich habe Bücher darüber geschrieben. Das Besprecherunwesen ist aber die satanische Nachäffung biblischer Vorgänge. Bei Jesus Christus waren Heilungen ein charismatischer Vorgang, bei den Besprechern eine mediale Praxis. Mediale Gaben sind anticharismatisch und stammen aus dem regnum diaboli.

Nun kommt aber die schwerwiegende Frage derer, die sich für die Besprecher einsetzen wie Dr. Rudolph: „Hätte man den Metzgerburschen verbluten lassen sollen, wenn doch das Besprechen lebensrettend gewesen war?“ Der humane Mensch sagt nein – das Neue Testament sagt ja, weil es eine dämonische bzw. teuflische Hilfe war. Besprechen ist das Geschäft Satans: Heilung des Leibes um den Preis der Seele.
I
ch verweise in diesem Zusammenhang auf das Beispiel 13 des baltischen Adligen, der Blutstiller gewesen war, aber bei der lebensgefährlichen Verletzung seines Sohnes um Jesu Christi willen darauf verzichtete. Sein Sohn starb zu seinen Füßen. Es gibt noch andere Möglichkeiten, wie der Mensch medial und zu einem Besprecher werden kann. Davon hören wir in den nächsten Kapiteln.

5. Die Entdeckung der medialen Fähigkeit

In diesem Kapitel geht es um die Tatsache, dass Menschen eines Tages an sich mediale Kräfte entdecken. Es gibt Beispiele der Literatur und viele Beispiele in meinen Karteien. Zunächst ein Zitat von dem ehemaligen Pfarrer Bolte, der im Kirchendienst begonnen hat und dann zu magischen Praktiken übergewechselt ist.

B 34 In seiner Schrift „Von der Pendelforschung zur Wunderheilung“ schreibt er auf S. 56: „Manche Menschen entdecken diese Gabe zufällig. Der italienische Friseur Tranti, der in der Bundesrepublik von sich reden machte, entdeckte diese Gabe (der Heilung), als er einen Herrn bediente, der eine Augenlidlähmung hatte. Als der Mann beim Rasieren oder Haarschneiden seine Augen berührte, verlor er dieses Leiden … Diese Gabe der heilenden Hände kann auf einer großen Odstrahlung des Körpers beruhen. Meistens wird aber noch etwas Überirdisches dabei sein. Der Mensch ist Werkzeug helfender Wesen aus dem Jenseits … Auch ein Jude oder Mohammedaner kann auf religiöser Basis diese Gabe entwickeln. Auch auf der Basis von Joga-Studien können Heilgaben entwickelt werden. Und bei mir entwickelte sich das aus dem wissenschaftlichen Interesse an der Pendelforschung.“

Dieses Beispiel zeigt, dass der italienische Friseur zufällig die Heilgabe an sich entdeckte. Dieses Zitat ist auch zugleich eine Visitenkarte, die Johannes Bolte über seine eigene Tätigkeit abgibt. Darauf eingehen kann ich hier nicht.

B 35 Ein anderes Beispiel über entdeckte Heilgaben ist die Geschichte des Hungerpastors von Gudmannsbach in Estland. In einer abgelegenen Waldgegend mit magerem Boden versorgte Pfarrer Jaesche drei Gemeinden. Zur Pfarrei gehörten 60 Hektar Land, das den Pfarrer ernähren sollte. Der Pächter aber zahlte keine Pacht, weil der felsige Boden nichts hergab. Gebühren für Sonderleistungen in der Gemeinde wurden nicht bezahlt, weil die Gemeindeglieder lieber auf die Trauung verzichteten, um die Gebühr zu sparen. Diese Zustände brachten dem total verarmten Pfarrer den Namen „Hungerpfarrer“ ein. Und doch wurde dieser einsame, wortkarge Pfarrer über die Grenzen seines Landes hinaus bekannt durch seine magnetischen Heilungen. Der Beginn war die Entdeckung dieser Kräfte.

Das ging so zu. Als Jaesche noch Hilfsgeistlicher war, wurde er nachts aus dem Schlaf und Bett geklopft. Er wurde von einem Boten gebeten, sofort zu einem Mann zu kommen, der an einer schweren Blutvergiftung leide und vor Schmerzen nicht aus noch ein wisse. Der junge Geistliche verwies den Boten an einen Arzt. Ein Arzt kostet natürlich Geld. Der Pfarrer wurde so genötigt, dass er schließlich mitkam. Er setzte sich an das Bett des fiebernden Mannes und hielt seine Hand. Auf seinen Rat hin wurden dem Kranken Kamillenumschläge gemacht. Der hoch fiebernde Kranke wurde ruhig und schlief bald ein. Die Wende war gekommen. Dieser Erfolg sprach sich herum. Immer mehr Menschen riefen nach dem kostenlosen Doktor, denn Pfarrer Jaesche verlangte nie ein Honorar. Schließlich merkte der hilfsbereite Geistliche, dass eine besondere Kraft von ihm ausging. Aus dem Hungerpastor war ein Wunderpastor geworden.

Für den Nichtinformierten ist die Beurteilung der Kräfte in diesem Fall besonders schwierig. Bei einem Pfarrer denkt man an einen biblischen Vorgang, und doch waren es auch bei dem Wunderpastor magnetische und damit mediale Kräfte, die entdeckt wurden, als Gemeindeglieder den Pfarrer zu einem Krankenbesuch zwangen. Was der Hintergrund dieser Entdeckungen ist, soll beim letzten Beispiel dieses Kapitels angedeutet werden.

B 36 Ein Entdeckungsbeispiel ist der „Wunderdoktor“ von Hahnenklee. Ferdinand Steinmeyer heißt der Mann, der Hahnenklee zu einem Wallfahrtsort werden ließ. Das ganze Heilungsgeschäft soll uns hier aber nicht interessieren, sondern nur die Frage der Entdeckung der magnetischen Kräfte. Wir hören dazu den Chirurgen und Erforscher okkulter Heilmethoden, Prof. Dr. med. Erwin Liek. In seinem Buch „Das Wunder in der Heilkunde“ schrieb er auf Seite 95: „Wie ist dieser Mann auf den Gedanken gekommen, kranke Menschen zu behandeln? Hellsehen ist in seiner Familie erblich. Schon früh entdeckte Steinmeyer in sich die Fähigkeit, Vorgänge aus weiter Entfernung geistig zu schauen. Vergangenheit und teilweise auch Zukunft lagen vor seinen Augen. Die Heilkraft scheint er verhältnismäßig erst spät entdeckt zu haben … Eines Tages trifft er auf der Straße einen Bekannten, der seit Monaten an schwerem Rheuma leidet. Er legt ihm, wie jeder von uns es gelegentlich tut, teilnahmsvoll die Hand auf die Schulter, und siehe da, der Rheumatismus ist mit einem Schlage fort. Der evangelische Pfarrer hört von dieser Wunderheilung, lernt Steinmeyer kennen und lieben. Im Gemeindehaus werden ‚Heilsitzungen‘ veranstaltet mit großen, an Wunder grenzenden Erfolgen.“

Steinmeyer war wie der Hungerpastor der Meinung, dass diese Kräfte von Gott kommen. Damit soll jeder Zweifel entkräftet und die heilmagnetische Praxis sanktioniert werden.

B 37 Von einer Entdeckung wird auch im Leben von Rudolph Steiner, dem Begründer der Anthroposophie gesprochen. Dr. med. Pfeifer schrieb: „Mit acht Jahren entdeckte der Knabe eine seltsame Fähigkeit, das Hellsehen, wie er es nannte. Immer mehr kam er dadurch mit Geistern von Verstorbenen in Kontakt, doch konnte er mit niemand darüber reden, weil ihn seine Umgebung nicht verstand. Steiner schreibt später. ‚Ich hielt mich verpflichtet, durch die Philosophie die Wahrheit zu suchen. Den gestorbenen Menschen verfolgte ich weiter auf seinem Wege in die geistige Welt hinein.“

Detaillierte Angaben über eine solche Entdeckung erhielt ich von einem Holländer. Nach dem Lesen dieses Buches hatte er mich angeschrieben und um eine Auskunft gebeten, die ihn selbst betraf. Nach meiner Antwort erhielt ich dann einen ausführlichen Brief, in dem der Holländer mir sein Herz ausschüttete. Für diesen Vertrauensbeweis bin ich dankbar. Ich muss das holländisch gefärbte Deutsch etwas in das Hochdeutsche korrigieren:

B 38 „Ich war Kaufmann und lebe seit Jahren mit meiner Schwester zusammen. Wir sind beide unverheiratet. Im Alter von 59 Jahren machte ich plötzlich die Entdeckung, dass ich hellsehen konnte. Mich hatte diese Fähigkeit bisher nicht interessiert. Ich konnte plötzlich durch geschlossene Türen oder in verdeckte Behälter sehen. Bei Frauen, die ein Kind erwarteten, erkannte ich, ob es ein Junge oder ein Mädchen werden würde. Nur meine Schwester erfuhr von der neuen Fähigkeit. Sonst sprach ich mit niemand darüber. Ich sah diese Gabe als von Gott gegeben an, und es war mir klar, dass ich keine Kunststücke treiben durfte. Etwa 2 Jahre später entdeckte ich genauso unmittelbar und plötzlich eine zweite Gabe. Ich konnte heilen. Aber auch bei dieser zweiten Gabe blieb es nicht. Immer neue Gaben gesellten sich dazu. Insgesamt wurden es acht.“

Im Verlauf einiger Jahre stellte sich sein Körper auf diese Gaben ein. Ohne dass kranke Menschen es beachteten, konnte er sie durch festes Anblicken günstig beeinflussen. Die Kraft dazu spürte er von einem kleinen Zirkel auf der Stirn, zwischen den Augen, auf dem Weg über die Augen auf den Patienten übergehen. Eine zweite Heilkraft kam aus seinen Händen. Der Sitz dieser Kraft war ein Ring oder ein Band rund um das Gehirn. Diese Kraft ging über die Schulter durch die Arme aus den Händen auf die Kranken. Eine dritte ausstrahlende Heilungskraft ging vom ganzen Körper aus. Sie war die intensivste und wurde bei Geistes- und Gemütskrankheiten und schweren organischen Erkrankungen benötigt. Die interessanteren Gaben kommen jetzt erst an die Reihe. Um den kleinen Zirkel auf der Stirn schloss sich wie ein konzentrischer Ring ein Kraftzentrum, mit dem geistliche Eigenschaften der Menschen hellfühlend erkannt werden konnten. Betrat er eine Kirche, so erkannte er, wer Christ war oder nur Namenchrist. Auf der Straße, in den Verkehrsmitteln erkannte er die Atheisten. Auch charakterliche Eigenschaften konnte er fühlen. Bis jetzt sind das alles Kräfte, denen manche vielleicht einen natürlichen Charakter zusprechen möchten, obwohl es mediale Gaben sind. Dieses Testvermögen entwickelte sich so stark, dass er bei Verstorbenen, auch wenn sie schon lange tot waren, feststellen konnte, was sie für Menschen waren. Er mußte dazu nur auf einem Friedhof vor ihr Grab treten.

Die Gaben des Holländers wurden immer vielseitiger. Wenn er Menschen begegnete, die bald sterben sollten, so hat er das erkannt. Die Nekroskopie gehört zu dieser Gabe, die in spiritistischen Kreisen zu finden ist. Diese Gabe ist eine seelische Belastung für den Träger, denn es greift das Herz an, ein blühendes Menschenkind zu sehen, das vom Tod vorgezeichnet ist.

B 39 Ein kleines Heilungsbeispiel soll diesen Bericht abschließen. Ein herzleidender 75-jähriger Mann wurde in einer Herzkrise von den Ärzten aufgegeben. Ohne dass der Leidende es merkte, schaute ihn der Holländer eine Minute lang fest an. Der Schwerkranke genas und konnte hinterher mit dem Fahrrad bergauf und bergab Touren von 30 km bewältigen.
Für uns ist die Frage, die bei allen Beispielen dieses Kapitels wiederkehrt: Wie kommt es zu solchen Entdeckungen medialer Fähigkeiten? Gibt es Voraussetzungen dafür? Mein holländischer Berichterstatter gab mir eine Antwort dazu. Er schreibt in seinem Brief: „Mir ist in den letzten Jahren deutlich geworden, dass ich die Gaben des Hellsehens und der Heilung latent (verborgen) in mir herumgetragen habe, bis sie sozusagen ‚zum Ausbruch‘ kamen.“

Dieser Holländer hat richtig beobachtet oder gedacht. Es gibt eine unbewusste Medialität, die einmal im Leben in Erscheinung treten kann. Wo kommt die unbewusste Medialität her? Die Antwort ist sehr einfach. Viele Mütter lassen einen kranken Säugling oder ein Kleinkind besprechen. Das Kleinkind versteht nicht, was mit ihm geschieht, kann sich später auch nicht daran erinnern. Durch das Besprechen entsteht aber eine unbewusste Medialität. Eine andere Möglichkeit ist, dass Kinder durch die Zaubereisünden der Vorfahren medial belastet sind. Sie wissen es nicht. Wenn sie dann aber eines Tages Okkultisten in Anspruch nehmen, kann eine latente Belastung manifest werden.

B 40 Ein geradezu klassisches Beispiel dazu. Ein Junge stammt aus einer Vorfahrenreihe, in der Besprechen und andere mediale Praktiken betrieben wurden. Karfreitagseier wurden gesammelt, ein Kräuterwisch gegen Blitzschlag auf den Speicher gehängt, Osterwasser geholt, Warzen mit Speck eingerieben, der zusammen mit einem Zauberspruch unter einer Dachrinne vergraben wurde. Der Junge war unbewusst medial. Bei einer Erkrankung schleppte ihn die Mutter zunächst zu einem Pendeldoktor, dessen Pendel aber keinen Erfolg brachte. Danach suchte sie einen „Wunderdoktor“ auf, der die mesmerischen Bestreichungen durchführte. Auch ein Astrologe wurde zu Rate gezogen. Danach war die „Bewußtseinsschwelle“ für das Auftauchen medialer Fähigkeiten erreicht. „Wenn das Häfele langsam gefüllt worden ist, dann läuft es eben über.“ Der Junge, zum Mann herangereift, hatte drei Hellsehererlebnisse. Es waren ein präkognitives Erlebnis und die zweimalige Beobachtung von Wiedergängern. Der Mann hat inzwischen Jesus Christus gefunden und lehnt diese medialen Kräfte ab. Er beichtete einem Seelsorger und betete mehrmals ein Lossagegebet. Er wurde danach nicht mehr damit belästigt.

6. Übertragung der medialen Fähigkeiten

Es war in meiner Jugend. Ich beobachtete, wie ein Rutengänger Wasser suchte. Da redete mich dieser Mann an und sagte: „Du kannst das vielleicht auch.“ Er gab mir die Rute in die Hand. Ich war damals schon Christ und betete innerlich, dass der Herr mich vor unrechten Kräften schützen möge. Die Rute schlug in meinen Händen nicht aus.

Oft funktioniert aber diese Übertragung der Rutenfühligkeit, wenn der Rutengänger mit seinen Händen die Handgelenke des Neulings umschließt. Die Rute schlägt dann gewöhnlich aus. Die Fähigkeit kann hinterher wieder verschwinden oder auch bleiben. Das hängt von der Intensität der medialen Kraft des Rutengängers ab. Hören wir ein derartiges Beispiel aus einem seelsorgerlichen Brief.

B 41 „Sehr verehrter Herr Pfarrer Koch, bei mir hat das Rutengehen ein- oder zweimal funktioniert, als mir ein Rutengänger von hinten seine Hände auf meine Hände beziehungsweise Unterarme legte. Der betreffende Rutengänger hat inzwischen einen Nervenzusammenbruch gehabt. Nach dieser Erfahrung mit dem Rutengänger befaßte ich mich mit schwärmerischer Literatur, die mich eine Zeitlang gefangen nahm. Da mir die Sache nicht geheuer vorkam, habe ich diese Literatur verbrannt.“

In dem Brief stehen noch andere Erlebnisse, die aber in diesem Zusammenhang nicht von Bedeutung sind. In einem anderen Brief, 15 Seiten lang, teilte mir ein gläubiger Bruder seine Erfahrungen mit der Wünschelrute mit. Auch er kam, wie der Schreiber des vorangegangenen Briefes, durch Übertragung zu der Rutenfühligkeit. In seinem Bericht taucht sogar ein Hinweis auf, der mir bisher unbekannt war. Hören wir die betreffenden Sätze:

B 42 „Lieber Bruder Koch, ich kaufte für eine Süßmostkelterei ein Obstbaumgrundstück. Da wir Wasser brauchten, ließen wir einen Rutengänger kommen, der auch tatsächlich viel Wasser fand. Der Rutengänger meinte, ich könne das auch erlernen. Ich nahm die Rute in die Hand, sie schlug aber nicht aus. Da fasste der Rutengänger meine Handgelenke, und nach mehrmaligem Probieren funktionierte die Rute auch in meinen Händen. Von diesem Rutengänger lernte ich auch, wie man die Tiefe der Quelle feststellen kann. Er sagte: Vom Strahlungszentrum gehen drei Strahlen in die Höhe, einer senkrecht, die beiden andern schräg, so dass sie ein Dreieck bilden, das auf der Spitze steht. Wenn man den senkrechten Strahl erfasst hat, dann darf man nur noch die beiden Seitenstrahlen suchen. Ihr Schnittpunkt unter der Erde gibt das Strahlungszentrum, also die Quelle oder die Mineralien, an. Wenn dies hier berichtet wird, so heißt das nicht, dass ich das alles für wahr halte. Die Rutengänger haben ja verschiedene Systeme und Methoden, die Tiefen der Quellen zu bestimmen.“

Die sensitiven Experimente, die in diesem langen Brief berichtet worden sind, interessieren hier nicht, sondern die andere Tatsache, dass dieser Bruder mit 17 Jahren eine Bekehrung erlebt hatte und sich mit 30 Jahren die Rutenfühligkeit übertragen ließ. Es steht für mich schon lange fest, dass auch Christen sich in ihrem Leichtsinn mediale Kräfte zu ihrem Schaden übertragen lassen können. Bedeutungsvoll ist mir auch das Bekenntnis dieses Bruders am Schluß des Briefes, daß er sich seiner Sache nicht ganz sicher ist. Er erklärte, er sei bereit, sich von der Rutenfühligkeit loszusagen, wenn ich ihm den Nachweis erbringen könne, dass das nicht schriftgemäß sei.

B 43 Die Medialität macht auch vor einem Jünger Jesu Christi nicht halt. Ein Prediger hatte in seinem Bruderrat einen Pendler. Dieser Gemeindeälteste sah das Pendeln und Ruten gehen für eine wissenschaftliche Sache an. Eines Tages probierte der Prediger selbst mit der Rute zu gehen. Die Rute schlug nicht aus. Dann stellte sich der Älteste hinter ihn und fasste seine beiden Unterarme an. In diesem Augenblick zog die Rute nach unten. Der Prediger war von dieser Zeit an sensitiv und konnte mit der Rute gehen. Gleichzeitig aber setzten seit diesem Vorfall Depressionen und Glaubensstörungen ein. Er betete mit seiner Frau viel über diese seelischen Anfechtungen. Es wurde ihm klar, dass die Übertragung der Rutenfühligkeit seine Depressionen ausgelöst hatte. Er tat Buße und wurde von der Rutenfühligkeit und von seinen Depressionen wieder frei.

B 44 Von einer übertragenden Heilfähigkeit berichtet das folgende Beispiel. Ein Mann wurde in seiner Kindheit gegen eine Hautkrankheit magisch besprochen. Die Ekzeme gingen sofort zurück. Seit dieser Zeit ist er aber hellsichtig, besitzt die Fähigkeit des zweiten Gesichtes und heilmagnetische Kräfte, mit denen er andere behandeln kann. Wenn er aber unter das Wort kommt, packt ihn eine Unruhe, oder es wird ihm übel.

Die Übertragung medialer Fähigkeiten geht dann schnell vor sich, wenn bereits eine latente mediale Belastung vorliegt, die durch den Vorgang der Kumulation (Anhäufung) manifest wird. Ein solches Beispiel haben wir bei den Pendelfähigkeiten von Johannes Bolte. In seiner Schrift „Von der Pendelforschung zur Wunderheilung“ auf S. 13 steht zu lesen:

B 45 „Wie lernte ich pendeln? Ich probierte, und der Pendel lief in meiner Hand. Ich gehörte also wohl zu den sogenannten Sensitiven, die genügend Odstrom in sich haben. Erst später kam ich dahinter, dass ich das keineswegs von Geburt her hatte. Sondern kurz vorher war ich schwer krank gewesen, und durch die Behandlung eines damals sehr bekannten Magnetiseurs und Heilpraktikers, Steinmeyer in Hahnenklee im Harz, zweifellos in diesem Sinne magnetisch geworden, dass ich mit dieser Kraft dann später pendeln lernen konnte. So kann man durch heilmagnetische Behandlung jeden, der es will und reines Herzens ist, magnetisch und pendelfähig machen.“

Der Vorgang, dass Menschen durch eine mediale Heilbehandlung selber mediale Kräfte übertragen bekommen, ist mir oft in der Seelsorge bekannt geworden. Dazu ein Brief, aus dem die betreffende Partie zitiert wird.

B 46 „ … vor einigen Jahren war ich von einem Arzt hypnotisiert worden. Später erhielt ich von dem ,geistigen Heiler‘ Dr. Trampler wegen eines Ekzems eine Behandlung. Seither habe ich unheimliche Fähigkeiten des Hellsehens und Hellfühlens. Ich kämpfe dagegen, weil sie mir im Umgang mit Menschen sehr lästig und peinlich sind. Der Abwehrkampf war seither vergebens. Es ist mir einfach entsetzlich, dass ich am Arbeitsplatz und bei jedem Umgang mit Menschen fühle, was diese Menschen denken. Ich bin aber nicht nur telepathisch passiv, sondern auch aktiv. Ohne dass ich es will, sende ich meine Gedanken aus, die von anderen aufgenommen werden, wie die Kontrollen zeigen. Mein Vater war Missionar, meine Mutter und ich sind Christen. Wir sind aber aus Unkenntnis in diese Belastungen hineingeraten. Es muss doch eine Möglichkeit geben, von diesen Kräften wieder frei zu werden …“

Seit Jahren warne ich davor, sich von okkulten Heilern behandeln zu lassen. Dr. Trampler gehörte in diesen Personenkreis. Er hat unzählige Menschen mit seinen okkulten Kräften belastet. Wenn man die Heiltätigkeit mancher Heilpraktiker untersucht, stößt man immer wieder auf einen Ansatzpunkt, einen Vorgang, bei dem eine mediale Übertragung stattgefunden hat. Ich bringe ein Erlebnis:

B 47 1966 war in Berlin ein Weltkongreß für Evangelisation. Ich war einer der Delegierten. Es waren Vertreter aus der ganzen Welt da, darunter Männer mit großen Namen. Einer von ihnen war Oral Roberts, der insgesamt drei Vorträge über Glaubensheilungen und Zungenreden hielt. Ich habe mir alle drei Vorträge angehört und den anschließenden Diskussionen beigewohnt. In einer solchen Fragestunde fragte ein Teilnehmer: „Oral Roberts, seit wann oder wodurch haben Sie Ihre Heilgabe erhalten?“ Oral Roberts antwortete: „Ich war als Junge krank und wurde von einem alten Indianer geheilt. Seit dieser Zeit hatte ich selbst eine Heilgabe.“

Für mich war das eine übertragene mediale Heilfähigkeit. So hat zum Beispiel dieser Oral Roberts seine Zuhörer im Fernsehen aufgefordert, ein Glas Wasser auf den Fernseher zu stellen und das Wasser nach seinem Vortrag zu ihrer Heilung zu trinken. In meiner Sammlung befindet sich auch ein religiöses Blatt, in dem ein ganzseitiges Foto von Oral Roberts erschien. Die Leser wurden gebeten, dieses Foto unter ihr Kopfkissen zu legen, um dadurch gesund zu werden. Und eine derartige Heiltätigkeit soll vom Heiligen Geist gewirkt sein? Nein, sie ist dämonisch! Alle diese Dinge gehören in das Gebiet des religiösen Aberglaubens, der Weißen Magie und des religiösen Fetischismus!

In 1. Timotheus 5, 22 warnt Paulus: „Die Hände lege niemand schnell auf, mache dich auch nicht fremder Sünden teilhaftig; bewahre dich selbst rein!“ Man kann diese Warnung auch in anderer Weise fortsetzen und sagen: „Lasse dir nicht von jedermann die Hände auflegen!“ Ein Beispiel dazu:

B 48 Eine Frau suchte in einem Krankheitsfall den Rat eines katholischen Priesters. Er „segnete“ sie in den drei höchsten Namen und legte ihr die Hände auf. Als die Frau aufblickte, hatte der Priester eine furchtbare Fratze. Nach dieser merkwürdigen Segnung erklärte die Frau: ‚Der hat mich magisch besprochen statt biblisch gesegnet.‘ Nach dieser medialen Behandlung bekam die Frau Visionen und die Fähigkeit des zweiten Gesichts. Sie konnte Todesfälle in der Familie und Verwandtschaft und öffentliche Unglücksfälle voraussehen. Ihr Mann, der sich bei einer Erkrankung ebenfalls besprechen ließ, bekam hinterher jähzornige Wutausbrüche und wurde sexuell total verwildert. Diese Beispiele dürfen nicht zu dem Schluss führen, als ob alle magischen Anwendungen die gleichen Auswirkungen hätten. Wie die Vielzahl der Praktiken, so die Vielfalt der Auswirkungen.

B 49 Ein Pfarrer, in dessen Kirche ich eine ganze Vortragswoche hielt, berichtete mir, dass er als kleiner Junge von seinen Eltern zu einem Warzenbesprecher geschickt worden war. Der Heilkundige brachte die Warzen an einem Tag weg. Der Pfarrer war aber seither medial und hatte okkulte Erlebnisse. Später, als er schon Theologie studierte, hörte er von einer Krankenschwester, dass jener Spruchheiler unter fürchterlichen Begleitumständen gestorben war. Er hätte tagelang geflucht, gestöhnt und gejammert. Das Sterbezimmer war von einem penetranten Gestank erfüllt. Nach seinem letzten Atemzug lag er ganz schwarz im Gesicht und an den Händen im Bett.

Es ist bereits erwähnt worden, dass es auch gefährliche Handauflegungen gibt. Ein solches Beispiel aus der Schweiz sei hier wiedergegeben. Ich kenne die beteiligten Prediger. Der eine von ihnen ist mein Berichterstatter. Ich habe in seiner Gemeinde gepredigt.

B 50 Prediger S. informierte mich über einen Seelsorgefall seiner Gemeinde. Eine Frau, die seit vielen Jahren Mitglied seiner Gemeinde gewesen war, ließ sich von einem Prediger einer unnüchternen Richtung die Hände auflegen. Bei diesem Vorgang hat eine mediale Übertragung stattgefunden. Die Frau hatte hinterher Visionen. Sie erklärte, der Herr hätte beschlossen, sie bald heimzuholen. Sie würde in Kürze ihre Himmelfahrt erleben. Als der Tag näher kam, versammelten sich ihre Angehörigen und rüsteten sich für dieses Ereignis. Sie badete, legte ein Sterbehemd an und lag mit strahlendem Gesicht im Bett. Ihr Mann, der von der Himmelfahrt seiner Frau nicht überzeugt war, holte Prediger S. und bat ihn, er möchte doch diesen Unfug abstellen. Auch in Gegenwart von Prediger S. erklärte die Frau: „Heute Nacht um 12 Uhr holt mich der Herr.“ Die angegebene Stunde rückte näher. Prediger S. ließ in der Wohnung alle schlagenden Uhren abstellen. Alle Angehörigen waren gespannt, was kommen würde. Sie waren von dem Seelsorger angewiesen worden, die Mutter nicht über die Uhrzeit zu informieren. Als es gegen ½ 1 Uhr war, fragte die Frau: „Es muss doch schon 12 Uhr sein?!“ Prediger S. antwortete ihr: „Es ist gleich halb eins.“ Bei dieser Antwort sackte die Frau innerlich zusammen. Sie war über die nichterfolgte Himmelfahrt enttäuscht.

Prediger S. besprach hinterher diesen Fall mit dem Prediger, der die Handauflegung vorgenommen hatte. Dieser Unbelehrbare antwortete: „Wenn Menschen unter Handauflegung mit dem Heiligen Geist getauft würden, dann würden sich auch leicht fremde Geister einschleichen. Diese Frau hätte bei ihrer Geistestaufe das erlebt und wäre nun durch diese miteingeschlichenen Irrgeister verführt worden.“

Bei den medialen Übertragungen werden oft Kontaktmittel benutzt. Tenhaef nannte sie Induktoren. In der französischen Parapsychologie werden sie temoin (= Zeuge) genannt. Es gibt Naturheilkundige, Heilpraktiker, Magnetopathen und Spruchheiler, die auf Distanz auch durchs Telefon arbeiten. Der Patient muss nicht persönlich erscheinen. Die Heilung erfolgt auf dem Wege der Fernbeeinflussung, auch Mentalsuggestion genannt. Einige Beispiele dazu:

B 51 Ein katholischer Pater, der als Missionar in Indien war, lässt sich einen Hausschuh zusenden. Er hat den Spitznamen „Der Schlappenpater“. Ein Heilpraktiker in der Nähe von Straßburg lässt sich als „Intuitionserreger“ Speichel senden. Der Kranke spuckt auf einen Briefbogen und sendet ihn dem Heiler zu. Der berüchtigte Schäfer Ast ließ sich drei Kopfhaare senden. Sie dürfen aber nicht abgeschnitten sein. Durch das Abschneiden würden sie einen Teil ihrer Bioenergie verlieren. Madame König in Hagenau ließ sich Urin geben, der aber nicht chemisch untersucht wird. Die Heilerin konzentriert sich nur darauf. Zwei Ärzte, die ich kenne, lassen sich einen Blutstropfen senden, der psychometrisch, nicht medizinisch, untersucht wird. In einem anderen Zusammenhang wurde das schon erwähnt. Bei kranken Säuglingen müssen die Mütter eine gebrauchte Windel einsenden. Andere „Wunderdoktoren“ verlangen abgeschnittene Nägel. Wieder andere Heiler verlangen ein Foto. Ein Heiler in Appenzell braucht die Anschrift des Kranken, die aber handgeschrieben sein muss, nicht mit der Schreibmaschine getippt. Bei hochmedialen Heilern genügt ein Telefonanruf, bei dem die Beschwerden und der Name des Kranken angegeben werden müssen. Alle Gegenstände eines Menschen können als Kontaktbrücke gelten.
Übertragungen gibt es in der Psychiatrie, zum Beispiel das induzierte Irresein. Übertragungen gibt es bei den psychotherapeutischen Behandlungen, z. B. die wechselweise auftretenden Hass- und Liebesbeziehungen zwischen Patient und Therapeut. Übertragungen gibt es bei den medialen Praktiken, um die es in diesem Kapitel geht. Übertragungen gibt es auch in der Seelsorge. Dazu liegt mir großes Beobachtungsmaterial vor. Ich bringe dazu einige Beispiele, die sich aber um viele vermehren ließen.

B 52 In der Schweiz war ein Heilsarmeeoffizier in meiner Seelsorge. Er hatte längere Zeit für einen teufelsverschriebenen Mann, der Sadist ist, gebetet. Nach einigen Monaten wurde der Heilsarmeeoffizier selbst Sadist, der anfing, seine Frau zu quälen, zu plagen und zu schlagen. In einer Vollmondnacht erklärte er seiner bestürzten Frau mit veränderter Stimme: „Ich hätte Lust, mich heute Nacht mit der Unterwelt zu verbinden.“

Es gibt ein „ungeschütztes Beten“. Wer für schwerbelastete Menschen intensiv betet, muss sich anhaltend unter den Schutz Jesu Christi stellen!

B 53 Ein Pfingstprediger legte einem Kranken mehrmals unter Gebet die Hände auf. Das ist nach 1. Timotheus 5, 22 durchaus gestattet, sollte aber nur nach vorangegangener gründlicher Seelsorge geübt werden. „Nicht zu voreilig!“ sagte der Apostel Paulus. Der Prediger bekam dann die gleiche Krankheit, gegen die er gebetet hatte, und starb daran. Es war keine ansteckende Krankheit gewesen.

B 54 Ein gläubiger Mann betete für einen seelisch kranken Mann mit Selbstmordgedanken. Schließlich bekam der Prediger selbst solche Gedanken. Der depressive Kranke reiste heim und erschoss sich. Am Todestag wurde der Prediger von Selbstmordgedanken angefochten, ohne zu wissen, dass sein Pflegebefohlener sich an diesem Tag das Leben genommen hatte.

B 55 Ein Prediger, der in seiner Seelsorge viel mit Depressiven und auch Besessenen zu tun hatte, nahm solche Menschen zur besseren Betreuung in seine Familie auf. Da musste er erleben, dass sein eigenes Kind besessen wurde, so dass zum Beispiel tiefe Männerstimmen aus dem Kind redeten. Das war für den Seelsorger Alarmstufe 1. Er nahm keine solche Belasteten mehr in sein Haus. Sein Kind durfte durch die Gnade Gottes und viel Gebet von Seiten der Eltern wieder frei werden.
Ich verweise in diesem Zusammenhang auf mein Buch „Besessenheit und Exorzismus“

B 56 Zu diesem letzten Beispiel einen Bericht von Pfarrer W. Brauer, der seit einigen Jahren im Ruhestand ist. Ich habe mehrmals in seiner Gemeinde in Lübeck evangelisiert. Brauer schrieb mir einen Brief, aus dem ich ein Stück bringe. „Nun noch eine besondere Sache, die in Dein Spezialgebiet hineinragt. Bei meinem letzten Besuch in Sch. bei Berlin lernte ich eine gläubige Frau kennen, die mir sagte, dass sie Händezittern bekommen und behalten habe, seit sie mit einer besessenen Frau gebetet hatte. Sie kann davon nicht frei werden. Mein Gebet mit ihr hat nur für einige Zeit Besserung gebracht. Nun wünscht sie Dein Buch über den Okkultismus. Vielleicht kannst Du diese Schwester zu Dir bestellen und mit ihr eine seelsorgerliche Aussprache haben.“

Der Brief von Pfarrer Brauer enthält zu wenig Angaben, wie diese gläubige Frau zu Händezittern gekommen war. Ein persönlicher Brief der Schwester brachte Licht in die Sache. Diese gläubige Seelsorgerin hat aus Unkenntnis mit einer besessenen Frau unter Handauflegung gebetet. Seit dieser Zeit hatte sie die Störungen. An dieser Seelsorge sind einige Dinge verkehrt. Jesus Christus hat bei Besessenen nur geboten. Bei Kranken hat er auch die Hände aufgelegt. Das ist eine der Grundregeln, die in der Seelsorge an Besessenen zu beachten ist. Eine zweite Regel ist, dass Frauen Gebetshilfe für Besessene nicht allein leisten, sondern in einem kleinen Gebetskreis. Seelsorge an Besessenen ist Teamwork. Es ist auch besser, Frauen überlassen das Brüdern. Ich habe aber Verständnis dafür, dass Frauen solche Hilfe wagen, wenn eben keine geeigneten Brüder da sind.

Ein interessantes und zugleich unheimliches Gebiet sind die medialen Übertragungen bei Fakiren. Ich habe vor dem Vietnamkrieg fast alle Länder Ostasiens bereist, auch Korea, Japan, China und Taiwan. Der Dozent Dr. Heusser von der Bangkoker Universität erzählte mir von den extremen Leistungen der Fakire. Es waren Dinge, für die man in Europa nur ein ungläubiges Kopfschütteln übrig hätte. Es fehlt der Raum, um alles Material von Prof. Dr. Heusser hier auszubreiten. Eine weitere Informationsquelle sind die Berichte von Prof. Tarachand Roy, der sich zum Christentum bekennt.

B 57 Ein Übertragungsbeispiel soll diese letzte Reihe in diesem Kapitel beginnen. Ein indischer Jogi schritt mit seinen Schülern barfuss durch eine Grube mit glühenden Holzkohlen. Die Jogis erlitten bei diesem Feuergang keine Brandwunden oder auch nur die geringste Versengung. Unter der Zuschauermenge befand sich auch ein englischer Richter und sein Freund. Der Europäer unterhielt sich mit dem Jogi und fragte, aus welchen Kräften er so etwas tun könne. Der Inder antwortete. „Das bringen Sie auch fertig. Ich will Ihnen die Kraft dazu geben.“ Bei diesen Worten berührte der Jogi den Richter und seinen Begleiter. Beide Männer spürten, dass eine Kraft sie durchströmte. Sie probierten das Experiment mit dem gleichen Erfolg. Sie blieben bei dem Gang durch die glühenden Kohlen unversehrt.

An dieser Stelle kann ein Mißverständnis entstehen. Nicht jeder ist geeignet, solche medialen Kräfte zu übernehmen. Starke Medien beherrschen den sogenannten medialen Kontakt. Sie empfinden es sofort, wenn ein Mensch medial veranlagt ist. Mediale Belastung kann sich bei einer Einschränkung jeder holen. Sofort wirksame Kräfte zur Ausübung einer medialen Praktik können normalerweise nur solchen Menschen gegeben werden, die schon latent medial sind. Das muss also bei dem Richter und seinem Begleiter der Fall gewesen sein. Die drei weiteren Beispiele stellen für einen „europäischen Verstand“ eine große Zumutung dar. Ich gebe bei allen drei Berichten den Gewährsmann an. Zunächst ein Beispiel von Prof. T. Roy.

B 58 Die Fakire in Ostasien praktizieren gewöhnlich an freien Plätzen, die eine große Zuschauermenge fassen können. Ein Fakir „in Aktion“ fragte einen „Naseweiß“ in der vordersten Zuschauermenge: „Welches Parfüm wollen Sie an Ihren Händen riechen?“ Antwort: „Rosenduft.“ Darauf der Fakir: „Riechen Sie an Ihren Händen.“ Der Besucher hob die Hand und stellte starken Rosenduft an seiner inneren Handfläche fest. Dann folgte ein zweites Experiment. Der Fakir forderte den Fragesteller auf, eine in der Nähe stehende Blume zu pflücken und fragte dann: „Welchen Duft soll die Blume haben?“ – „Jasmin“, nannte der Besucher. Sofort nahm die Blume den artfremden Duft an. Dem zweimaligen Zeugen dieser Duftproduktion kam das nicht geheuer vor. Er fragte sich, ob hier eine Suggestion vorliegt.

Auf dem Heimweg traf dieser Zuschauer seine Schwester, die von den Vorgängen nichts wusste. Er hielt seiner Schwester die Hand unter die Nase. Sie fragte ihn erstaunt: „Seit wann bist du so stark parfümiert?“ Dann hielt er seiner Schwester die Blume mit dem artfremden Geruch hin. Sie sagte erstaunt: „Das stimmt doch nicht. Die Blume riecht ja nach Jasmin.“ Damit hatte der Mann den Beweis, dass er nicht unter Hypnose diesen verschiedenen Duft wahrgenommen hatte.

Wie soll man sich eine solche Übertragung erklären? Eine Geruchshalluzination war es nicht, denn die unbeteiligte Schwester hatte die gleiche „Geruchstäuschung“. Prof. Roy meinte, der Fakir lebe in Harmonie mit kosmischen Kräften und habe die Fähigkeit, Schwingungen zu materialisieren. Damit sind wir aber bei den Postulaten der Spiritisten und Anhängern der Radiästhesie, die erklären, es gäbe außer den bekannten physikalischen Strahlen noch eine auf höherer Ebene sich vollziehende Strahlung der gesamten Materie, die von hochsensitiven Medien wahrgenommen oder gar materialisiert werden kann. Ich kann diese Theorien nicht übernehmen und weiß nur, dass es derartige Zauberei bei den tibetischen Lamas auch gibt. Man muss als Christ aufpassen, dass man nicht in den Sog dieser medialen Vorgänge gerät.

Bei diesen Fakirbeispielen kann der Eindruck entstehen, dass ihre Glaubwürdigkeit angefochten werden kann. Ohne Frage gibt es Tricks, Scharlatanerie und Geldmacherei. Es gibt aber auch unanfechtbare mediale Leistungen, die über das hinausgehen, was in das normale Spektrum unserer Erkenntnisse hineinpasst. Beim nächsten Bericht habe ich als Gewährsmann einen ehemaligen Missionar, der in Indien arbeitete.

B 59 Pfarrer S. war zuerst Missionar in Indien. Danach übernahm er in der Schweiz ein Pfarramt der Reformierten Kirche. Auf Grund dieses Buches erhielt ich von diesem Pfarrer eine Einladung, in seiner Kirche zu sprechen. Nach dem Vortrag erzählte mir dieser Indienkenner eine Fakirgeschichte. Es handelt sich um den bekannten Trick, dass ein Fakir den Kern einer Mangofrucht in eine Schale legt, aus der dann in einigen Minuten ein Bäumchen wächst, das blüht und Früchte bringt. Dieser Vorgang widerspricht dem Gesetz der Natur. Wie ist er aber zu erklären?

Die meisten antworten mit dem Hinweis auf eine Massenhypnose, die wir in Europa in dieser Weise nicht kennen. Die Erklärung bedeutet, dass die Zuschauer en bloc unter die Suggestion des Fakirs geraten. Der Fakir sitzt dabei auf einem erhöhten Podest oder am Boden und hält nur eine kleine Schale in der Hand. Alles andere spielt sich nur über eine Form der Mentalsuggestion ab. Das war auch die Meinung des Missionars und auch meine eigene Überzeugung, bis ich mich eines Besseren belehren lassen musste. Selbstverständlich gibt es Fakire, die nur mentalsuggestiv arbeiten. Es gibt unter ihnen aber auch noch stärkere Medien, die einen Schritt weiter gehen. Worin besteht die nächst höhere mediale Kraftäußerung? Der Missionar war der Meinung, er könne mit einer Kamera den Fakir überführen und machte eine Serienaufnahme von etwa fünf oder sechs Aufnahmen. Er war nun der Meinung, die Kamera würde die Wahrheit offenbaren. Wie groß war sein Erstaunen: Die Filme waren jeweils belichtet und zeigten den ganzen Vorgang: Kernlegung, junge Pflanze, Bäumchen, Blüten, Fruchtansätze und ausgereifte Frucht. Pfarrer S. legte mir die Fotos vor und fragte nach meiner Meinung. Hypnose, Massensuggestion, Trick oder Schwindel scheiden aus. Es bleibt wahrscheinlich nur noch die Gedankenfotografie übrig, auf die ich bei meinen Missionsreisen schon gestoßen bin.

In der Parapsychologie ist das Problem der Gedankenfotografie schon seit dem Ende des letzten Jahrhunderts bekannt. 1896 hielt sich der französische Offizier Darget eine lichtempfindliche Platte in schwarzes Papier eingewickelt an die Stirn. Nach dem Entwickeln zeigten sich die gedachten Bilder. Ein noch stärkeres Medium für Psychofotografie war Ted Serios, mit dem zahlreiche Experimente durchgeführt worden sind. Auch der Japaner Prof. Fukurai betätigte sich erfolgreich auf diesem Gebiet. Die meisten Psychofotos sind Schwarzweißaufnahmen. Allerdings wurden schon 1912 einige Farbaufnahmen erzielt, zu einer Zeit, als die Farbfotografie bei uns noch nicht entwickelt war.

Bei dem Beispiel von Pfarrer S. hatte also die mediale Übertragung einer mentalsuggestiven Energie auf die Zuschauer wie auf den Filmstreifen stattgefunden. Für das Fakirexperiment mit dem Mangokern habe ich weitere Zeugen in Gestalt eines ehemaligen Schiffsarztes, eines Juristen und eines Schiffsoffiziers. Es ist sozusagen ein Paradebeispiel.

B 60 Mein Berichterstatter, Dr. med. B., ist praktizierender Arzt, nachdem er einige Jahre als Schiffsarzt die Weltmeere bereist hatte. Als sein Schiff in Hongkong anlegte, machte er zusammen mit zwei Begleitern einen Landausflug. An einem freien Platz der Stadt stießen sie auf eine große Menge, die sich um einen Fakir scharte. Der Fakir zeigte den üblichen Trick mit dem Mangokern, ging aber noch einen Schritt weiter. Er forderte die drei Europäer auf, die Mangofrüchte von dem in wenigen Minuten gewachsenen Bäumchen zu pflücken und zu essen. Sie taten es und aßen die Frucht. Als die ganze Schau zu Ende war, fragten sich die drei Männer, davon zwei Akademiker waren: „Was haben wir nun eigentlich erlebt? Mangofrüchte kann man ohne Messer nicht essen. Haben wir ein Taschenmesser bei uns? Ja, es ist aber trocken, und die Mangofrüchte sind sehr saftreich und klebrig. Auch die Hände müssten klebrig sein. Wir haben auch keinen Mangogeschmack mehr im Mund.“ Es kam ihnen alles so mysteriös vor. Der Arzt tat ein übriges. Auf das Schiff zurückgekehrt, machte er einen Test nach dem schwedischen Chemiker Nylander benannten Zuckernachweis. Ergebnis negativ. Keine Spur von Zucker.

Die drei Männer gaben dann schließlich zu, dass sie einer Massensuggestion zum Opfer gefallen waren. In dieser Form habe ich von dem Mangokern-Experiment nur einmal gehört. Die Glaubwürdigkeit des Arztes und des Juristen stehen außer Zweifel. Bei dem Schiffsoffizier könnte man von dem berühmten Seemannsgarn reden, obwohl man in diesem Fall dem Offizier unrecht tun würde.

Unsere Parapsychologen sind zwar solchen Übertragungen auf der Spur. Unwidersprochen ist aber die Tatsache, dass die Jogis, die Fakire und die Magie praktizierenden Lamas und Buddhapriester die erbittertsten Feinde des Evangeliums sind. Manche von ihnen, vor allem die tibetischer Herkunft, geben offen zu, dass sie mit dämonischen Kräften operieren und dem Fürsten der Finsternis dienen.

7. Magisches Experimentieren

Mediale Kräfte können erworben werden: durch Vererbung oder Übertragung, sie können eines Tages entdeckt oder durch magisches Experimentieren entwickelt werden. Das Buch, mit dem am meisten experimentiert wird, ist das sogenannte 6./7. Buch Moses. Dieses Buch wird im Volksmund auch „Teufelsbibel“ genannt.

In der Seelsorge wurde mir einige Male dieses Buch ausgehändigt, die ich dann verbrannt habe. Ich habe mich oft gewundert, dass manche Pfarrer, die zugleich an einer höheren Schule Unterricht erteilen, dieses Buch in ihrem Bücherschrank haben. Pfarrhäuser, die dieses Buch besitzen, sind Unglückshäuser! Eine Pfarrfrau sagte mir: „Seit dieses Buch im Hause ist, herrscht Unfrieden und Streit unter uns.“ Ein Pfarrer hat dieses Buch studienhalber für seinen Unterricht am Gymnasium benutzt. Um seinem Sohn den Zugang zu verwehren, schloss er den Bücherschrank ab.

B 61 Der verschlossene Bücherschrank und das sorgsam gehütete Buch reizte die Neugierde des Sohnes. Als er in der reichhaltigen okkulten Literatur des Vaters magische Formeln entdeckte, schrieb er einige ab, um nachzuprüfen, ob sie auch wirklich funktionierten.

Gelegentlich beim Nasenbluten versuchte er es mit einem Blutsegen. Das Bluten hörte augenblicklich auf. Eines Tages entdeckte er Anrufungsformeln für Luzifer. Er ging voller Spannung in den Wald und rief die Formel dreimal. Sofort entstand ein unheimliches Brausen in der Luft, ein Krachen in den Bäumen, dass er erschreckt aus dem Wald eilte. Hinterher dachte er an einen Zufall, dass diese Sturmbö gerade im Augenblick seiner Teufelzitierung durch den Wald raste. Zehn Tage später reizte ihn wieder die Neugierde, das Experiment noch einmal zu versuchen. Er wandte die Formel an und erlebte die gleichen Erscheinungen wie beim ersten Mal. In Zukunft unterließ er das unheimliche Experiment. Es muss dazwischengeschaltet werden, dass der Junge latent medial war, der seine verborgene mediale Kraft durch das Experimentieren geweckt hatte.

Nachdem für den jungen Magier feststand, dass die Formeln in den okkulten Büchern seines Vaters kein Bluff waren, spezialisierte er sich auf Heilungsformeln, weil das mehr einbrachte. Es sprach sich rasch herum, dass er eine Kraft gegen Krankheiten besaß und wurde dafür in Anspruch genommen. Der junge Spruchheiler wurde also schnell im Verwandtenkreis berühmt, doch er selbst merkte, dass er einen bösen Preis dafür bezahlen musste. Er beobachtete an sich selbst psychische Veränderungen. Es zeigten sich Lähmungserscheinungen, Schwermut und Selbstmordgedanken. In seiner Umgebung traten Spukerscheinungen auf. War er mit seiner Familie in den Ferien, setzten dort die gleichen seltsamen Geräusche ein wie zu Hause. Es handelt sich also um einen personengebundenen Spuk. Diese Erfahrungen brachten ihn dazu, Befreiung im Gebet zu suchen. Ein furchtbarer Kampf setzte ein. Er sah, dass sich die dunklen Mächte leicht und gern in den Dienst des Menschen stellen lassen, aber nur sehr schwer die eingenommenen Stellungen wieder freigeben.

Einige Jahre lang wurde dieser experimentierende Magier übel geplagt. Als ich in der Nähe eine Vortragswoche hatte, kam er in meine Seelsorge. Ich zeigte ihm den Weg der Befreiung. Er räumte in einer Beichte alles aus und betete zusammen mit mir ein Lossagegebet.

Weitere Beispiele zu dem Experimentieren:

B 62 Ein Mann beschäftigte sich jahrelang mit dem 6./7. Buch Moses und machte nach dessen Anweisungen praktische Übungen damit. Allmählich gelangen ihm immer stärkere Experimente. Auch er entging nicht den „Nebenwirkungen“. Jahrelang wurden von allen Hausbewohnern Klopfzeichen gehört. Nachts rumorte und krachte es so, dass es allen unheimlich wurde, die in diesem Haus zu übernachten hatten. Die Nachkommen dieses okkulten Praktikers sind charakterlich unnormale Menschen. Der Sohn war ein brutaler, jähzorniger Mann, der seine erste Frau zu Tode drangsalierte. Auch die zweite Frau plagte er unmenschlich. Er ist ein rabiater Tyrann, der auch mit den Kindern unheimlich grob und handgreiflich umgeht. Alle Kinder haben vor Erreichen der Volljährigkeit das elterliche Haus verlassen. Die fleißige, brave Frau macht unter diesem Tyrannen ein Martyrium durch.

Das 6./7. Buch Moses, das mit dem Knecht Gottes außer dem Namen nichts gemeinsam hat, ist ein dämonisches Buch, das seine Benutzer dämonisch entarten lässt. Die nächsten Beispiele zeigen das noch deutlicher:

B 63 Im Elsaß beichtete eine 25jährige folgendes. Ihr Vater besitzt eine ausgedehnte okkulte Literatur. Er experimentiert mit dem 6./7. Buch Moses, besitzt Himmelsbriefe und das Buch „Ägyptische Geheimnisse“. Obwohl die Mutter lebt, hat der Vater bereits die 13jährige Tochter verführt und treibt nun schon 12 Jahre mit der Tochter Blutschande.

B 64 Ein Schullehrer befasste sich jahrelang mit der Schwarzen Magie. Er beschaffte sich nicht nur Literatur darüber, sondern probierte die magischen Experimente aus. Seine Versuchsobjekte waren seine Kinder in der Schule. Er rief Kinder auf, indem er gleichzeitig einen Bannspruch anwandte. Das aufgerufene Kind konnte weder vom Platz aufstehen noch sprechen. Erst, wenn er den Lösespruch sagte, erhob sich das Kind und gab Antwort. Diese Methode des Bannens und Lösens wandte er auch als Strafe an. Nachdem er sich jahrelang an den Kindern in der Schule geübt hatte, nahm er als weitere Versuchsobjekte die eigene Frau und Tochter. Er beherrschte seine Angehörigen so vollkommen, dass er sie nach Belieben bannte. Frau und Tochter konnten manchmal stundenlang, ja auch tagelang kein Wort mehr hervorbringen. Die Ehefrau ging seelisch zugrunde und starb.

Die zweite Frau lief nach dem ersten Bannversuch des Mannes aus dem Haus und kam nie mehr zurück. Der Vater verging sich daraufhin sexuell an seiner Tochter. Die Tochter war in ihrer Abwehr dem Vater gegenüber machtlos. Als der Vater sich einer dritten Frau zuwandte, bannte er seine Tochter. Es stellte sich eine dauernde Sprechlähmung ein. Da die Tochter dem Vater, der sich vielen Frauen zuwandte, im Wege stand, wurde sie von ihrem eigenen Vater in eine Nervenheilanstalt gebracht. Es gelang den Ärzten nicht, die Sprechlähmung des Mädchens zu beseitigen. Die Verwandten des Mädchens, welche von den entsetzlichen Familienverhältnissen des Lehrers wissen, dürfen nach dem Verbot des Vaters das unglückliche Mädchen im Irrenhaus nicht besuchen.

B 65 Eine 55jährige Frau aus B. im Coburger Land berichtete mir in der Seelsorge folgendes Erlebnis. In einem Bauernhaus ihres Wohnortes fing es zu spuken an. Jeden Donnerstag fuhren blitzartige Flammen durch die Wohnung. Im Dorf sprach sich diese Erscheinung schnell herum. Der Bürgermeister suchte den Hausbesitzer auf und erkundigte sich nach dieser merkwürdigen Erscheinung. Bei dieser Unterredung mit dem Bürgermeister kam folgendes heraus: Der junge Hausbesitzer hatte beim Umbau des Hauses ein eingemauertes 6./7. Buch Moses gefunden. Aus der beiliegenden Urkunde war ersichtlich, dass sein Großvater mit diesem Buch Schwarze Magie getrieben hatte. Der junge Mann vertiefte sich in das Buch. In den Wochen, da er sich mit dieser seltsamen Lektüre befasste, traten die Spukerscheinungen auf. Seine Frau erwartete gerade in dieser Zeit ein Kind. Als das Kind zur Welt kam, war es mißgestaltet.

Im Zusammenhang mit der Schwarzen Magie, dem Spiritismus und den Dämonenehen (incubi, succubae) sind mir schon etwa 34 solch schrecklicher Fälle von Mißgeburten bekannt geworden.

Wer sich in die Domäne Satans hineinwagt, muss mit seinen Gegenschlägen und Angriffen rechnen. Medialität, die durch das Experimentieren geweckt und entwickelt wird, zahlt sich furchtbar aus.

8. Formen der medialen Heilkunst

In diesem Kapitel sollen drei Hauptformen der medialen Heilkunst angeleuchtet werden. Die Spruchheilung, die Tranceheilung und die geistigen Heilungsformen.

a. Die Spruchheilung

Als Auftakt zu diesem Unterkapitel werden die beiden Schmöker vorgestellt, die am meisten zur Zauberei benutzt werden: Das „Albert-Magnus-Buch“ und das sogenannte „6./7. Buch Moses“. Die Titelseite des Magnusbuches hat folgendes Gesicht (ist im alten Deutsch wiedergegeben):

„Albertus Magnus bewährte und approbierte sympathetische und natürliche ägyptische Geheimnisse für Menschen und Vieh, enthaltend: Menschen und Vieh vor bösen Geistern sicherzustellen; sich stark zu machen; das Blut zu stillen; wenn man sich verbrannt hat; für das wilde Feuer; für die Schweine; für den Krampf; für die Würmer; für alle Fieber; für den kalten Brand; für die Kolik; Brüche zu heilen bei Jungen und Alten; für die fallende Sucht; für den Grind; für die Mundfäule; für das Verrenken; für das Augenweh; für das Rothlauf; für die Pest; wenn ein Kind angewachsen ist; für Lungenfäule; für den Stein; für die Ruhr; für den Krebs; einen Dieb zu entdecken; gestohlenes Gut wiederzubringen; einen Dieb zu stellen; die Feuersgefahr von seinem Hause abzuwenden; Feuer zu löschen; für Zahnschmerzen; für die Raude; für übel Gehör; Wanzen zu vertreiben; Spinnen und Fliegen zu vertreiben; den Wein recht gut und gesund zu machen; alle Krankheiten aus dem Urin zu erkennen; für die Wasserscheue und noch viele andere Kunststücke. Bis daher im Verborgenen geblieben und zum Besten der Menschheit zum Druck befördert. Für Städter und Landleute.“

Um Missverständnisse zu vermeiden, müssen einige Anmerkungen gemacht werden. Die Albertus-Magnus-Bücher sind nicht einheitlich, sondern weisen stark verschiedene Texte auf. Auch lassen sich die Sammlungen von magischen Spruchformeln nicht auf Albertus Magnus zurückführen. Diese Sammlungen sind Pseudonyme genau wie das 6./7. Buch Moses. Gehen wir in knappster Form kurz auf Albertus Magnus ein, dessen 700. Todestag 1980 durch Sendungen im Fernsehen und durch den Papstbesuch in Erinnerung gerufen wurde:

Albertus Magnus, (1193-1280) mit seinem richtigen Namen Albert Graf von Bollstädt, ist in Bayern geboren. Schon als Junge zeigte er große Begabungen. Er studierte in Padua, später in Bologna. Seine umfassenden naturwissenschaftlichen Kenntnisse erwarben ihm den Titel Doktor universalis und im Volksmund „Meister der Schwarzen Kunst“. Was unsere Techniker im 20. Jahrhundert interessiert, ist die Tatsache, dass A. Magnus den ersten Roboter konstruierte. Sein am besten ausgeklügelter Roboter mit der Gestalt und Stimme einer Frau, an dem der Erbauer 30 Jahre gearbeitet hatte, soll von seinem Meisterschüler Thomas von Aquin zerstört worden sein.

Eine andere Begebenheit mag mitgeholfen haben, A. Magnus als Magier anzusehen. Die Chronisten berichten, dass Magnus 1249 den König Wilhelm von Holland im Garten des Dominikanerklosters in Köln bewirtete. Trotz der strengen Winterkälte stand der Garten im vollen Frühlingsschmuck. Kaum war nach dem Essen das Dankgebet gesprochen, da fielen Blätter und Blüten von den Bäumen. Im Volk sah man das als magisches Kunststück von A. Magnus, dem damaligen Vorsteher des Dominikanerklosters an. Da A. Magnus auch Astrologie und Alchemie betrieb, festigte sich dadurch sein Ruf als Zauberer. Vielleicht hatte A. Magnus in dem von ihm geleiteten Kloster einen Wintergarten mit Pflanzen aus Italien, wo er einige Jahre als Student zugebracht hatte. Zur Entwicklung der Magie in Deutschland und in Europa kam noch ein anderer auslösender Faktor. Die Kreuzfahrer, die ihr Abenteuer im Orient gut überstanden hatten, brachten Einflüsse der arabischen Kultur und Praktiken der Moslemzauberei in ihre Heimatländer. Ein anderer Vorstoß und Zustrom arabischer Einflüsse bestand in dem Vordringen der maurischen Magie… Wie weit sich A. Magnus diesen magischen Einflüssen des Islams geöffnet hat, ist nicht bekannt. Von den 21 Foliobänden, 1651 als Gesamtausgabe seiner Werke in Lyon erschienen, stammen einige nicht von ihm… Aber immerhin ist die Person und Lebensarbeit dieses umfassenden Denkers und Experimentators von Geheimnissen und Legenden umwittert, so dass er für die widerlichen magischen Bücher seinen Namen hergeben musste.

Eine Spruchsammlung zur magischen Heilkunst, die noch mehr Unheil angerichtet hat als das Albertus-Magnus-Buch, ist das sogenannte 6./7. Buch Moses. Seit einigen Jahrzehnten gibt es ferner Buch 8 bis 13.

Es wurden mir in den letzten zwanzig Jahren von Beichtenden Exemplare dieses Buches ausgehändigt. Die älteste mir ausgelieferte Ausgabe stammte aus dem Jahr 1503. Im Vorwort stand, dass das Original im Vatikan in Rom liege, und dass der Druck dieses Buches unter dem Protektorat eines Papstes erfolgt sei. Eine andere, jüngere Auflage des berüchtigten Zauberbuches enthält im Vorwort die Notiz, dass ein Erfurter Mönch diese magischen Sprüche gesammelt habe. Die einzelnen Auflagen der letzten 400 Jahre weichen im Inhalt stark voneinander ab.
Im 19. Jahrhundert wurde das 6./7. Buch Moses mit Teilen eines französischen Zauberbuches „Der feurige Drache“ vermischt. Dieses französische Buch soll Ende des 17. Jahrhunderts nach einer Handschrift aus dem Jahr 1522 gedruckt worden sein. Nach der Französischen Revolution 1789, die Gott entthronen und die Göttin der Vernunft inthronisieren wollte, wurde „Der feurige Drache“ die unheimliche Ersatzbibel der magischen Zirkel in Frankreich. Wir haben hier die häufige biblische Erscheinung: Wer den lebendigen Gott verwirft, verfällt dem Teufel! Der Gottesglaube wurde abgelöst durch einen gräßlichen Teufelsdienst. Nach der bruchstückhaften Verschmelzung dieser beiden magischen Bücher kam das Doppelbuch teils unter dem Namen „Der feurige Drache“ oder „6./7. Buch Moses“, teils unter dem Sammeltitel „Magisch-sympathetischer Hausschatz“ heraus.

Der Titel „6./7. Buch Moses“ ist ein Pseudonym, ein lügnerischer Deckname. Mose hat mit diesen Zaubersprüchen nichts zu tun. Die Zauberer haben lediglich Mose seit seinem siegreichen Kampf mit den ägyptischen Magiern (2. Mose Kapitel 6-8) zu ihrem Schutzherrn und Meister erklärt. Das ist eine teuflische Verkennung der prophetischen Ausrüstung dieses Gottesmannes aus dem alten Testament. Ausführliche Inhaltsangaben sind nicht ratsam. In dem Buch werden Anweisungen gegeben, wie der Mensch mit dem Teufel in Verbindung kommen könne. Es finden sich Sprüche über magische Verfolgung und magische Abwehr, es finden sich Formen des Rachezaubers, Krankheitszaubers, Todeszaubers, Fruchtbarkeitszaubers, Liebeszaubers und anderes mehr. Viele Sprüche haben auch zur Tarnung religiöses Beiwerk. Denen, die studienhalber das Buch lesen und aufbewahren wollen, sei gesagt, dass im Buch 6, Kap. 6 den Lesern und Besitzern des Buches der „besondere Schutz“ Satans verheißen ist.

Nach der Vorstellung dieser beiden magischen Hauptwerke werden nun einige Beispiele aus meiner Seelsorge präsentiert. Zunächst folgt der Brief eines Schweizers, der mediale Heilkunst betreibt. Ich bin diesem Mann dankbar, dass er mich in „seine Werkstatt“ hineinschauen ließ. Normalerweise verbergen die Besprecher ihre Praxis und schweigen über ihren Spruch. Der Länge wegen kann ich nur auszugsweise berichten:

B 66 „Sehr geehrter Herr Dr. Koch, besten Dank für Ihre freundlichen Zeilen, denen ich entnehme, dass wir möglicherweise etwas aneinander vorbeireden. Unter Magie verstehe ich jede mehr oder weniger bewusste Anwendung rein geistiger Kräfte … Dieser Begriff schließt für mich jedes übersinnliche Wirken ein. Allen diesen Dingen liegt das Wort zugrunde … 5. Mose 18, 10-12 („Es soll niemand unter dir gefunden werden, der seinen Sohn oder seine Tochter durchs Feuer gehen läßt, oder einer, der Wahrsagerei betreibt oder Zeichendeuterei oder ein Beschwörer oder ein Zauberer, oder einer, der Geister bannt, oder ein Geisterbefrager, oder ein Hellseher oder jemand, der sich an die Toten wendet. Denn wer so etwas tut, ist dem HERRN ein Greuel, und um solcher Greuel willen vertreibt der HERR, dein Gott, sie von dir aus ihrem Besitz.“) Dort ist ausdrücklich vom Zaubern und Beschwören die Rede, nicht aber vom Besprechen. Was ich mit gutem Grunde bestreite, ist eben die Gleichsetzung von Dingen, die nichts miteinander zu tun haben … Mir scheint, Sie halten etwas für ,Besprechen‘, was nicht Besprechen ist. Diese Kunst ist nicht einfach aus dem 6./7. Buch Moses zu erlernen. Echtes Besprechen ist eine uralte Kunst, die meist nur von Mund zu Ohr weitergegeben wurde und reine Anwendung des Wortes zu Heilzwecken lehrt … Am besten, ich beschreibe Ihnen einen Fall aus der Praxis: Eine Frau leidet an rasch sich verschlimmernder Arthritis, leidet große Schmerzen und vermag sich kaum zu bewegen. Nichts will helfen. Ich schreibe nun, im Vertrauen auf die verborgenen, göttlichen Eigenschaften des Wortes, mit Honig, dem etwas Weihrauch, Myrrhe, Galbanum und Mastix beigemengt sind, folgendes in einen großen Teller: Siehe nun, dass ich, das Wort allein es bin … Diese Honigschrift wasche ich mit etwas gutem Wein aus und gebe ihn der Frau zu trinken … Der Erfolg ist erstaunlich. Die Frau hat keinerlei Schmerzen mehr, ist 100% arbeitsfähig und kann sich nicht genug über diese einfache Kur und den Erfolg wundern. Ich meinerseits fürchte nicht im geringsten, deshalb von Gott oder Christus verworfen zu werden. Ich habe im Gegenteil beiden geglaubt, dass das Wort Gott ist …“

Am liebsten hätte ich den ganzen Brief gedruckt. Unter den mir begegneten Besprechern ist T. E. der offenste und in der Anwendung seines Heilmittels ästhetisch. Es ist nicht schwer, diesem Mann nachzuweisen, dass er auf einem unbiblischen Weg heilt.

Das erste Gegenargument gegen diesen Besprecher ist die Unkenntnis der hebräischen Sprache des Alten Testamentes. Das hebräische Wort lachasch heißt sowohl beschwören wie besprechen. Auch das Substantiv ob (pl. oboth) hat die Doppelbedeutung = Besprecher, Beschwörergeist. Der zweite Irrtum von T. E. ist die Absolutsetzung des „Wortes“. Jesus Christus als das „Wort“ ist absolut, aber darüber kann der Mensch nicht verfügen. Hier wird das Wort als Formel gebraucht. Das Wort wirkt ex opere operato, durch den bloßen Vollzug oder das bloße Zitat. Das ist das große Merkmal der Magie. Die religiöse Verbrämung ist die beste Verkleidung beim satanischen Fasching. 2. Korinther 11, 14: „Und das ist nicht verwunderlich, denn der Satan selbst verkleidet sich als ein Engel des Lichts.“

Besprechen in dieser frommen Aufmachung wird weniger durchschaut, als wenn Satan mit groben Holzpantinen anrückt. Übrigens wird bei dem Beispiel T. E. sichtbar, warum die Schweiz das Besprechen auch „mit Worten heilen“ nennt. Im 6./7. Buch geht es gewöhnlich nicht so anständig zu wie hier in dem Beispiel T. E.. Bei den abscheulichen Spruchheilungen werden manchmal Dinge wie Urin, Kot, Haare, auch Haare vom mons pubis, Blut, auch sanguis menstruus und sperma hominis mitbenutzt. Ich gebe ein solches Beispiel, das mir ein gläubiger Bruder und seine ebenso gläubige Frau aus ihrer Familie mitgeteilt haben. Ohne Angabe der Anschrift darf es veröffentlicht werden.

B 67 „Lieber Bruder Koch, mit etwa drei Jahren konnte unser Vater, der im Juni 1881 geboren wurde, noch nicht gehen, da er an einem Wasserbauch litt. Auf Anraten einer alten Kräuterfrau wurde er durch folgendes Mittel geheilt: Es wurde von seinen Haaren, von den Fuß- und Fingernägeln, vom Urin und Kot ein Brei gemacht, der in den Stamm eines angebohrten, schon gewachsenen Birkenbaumes gestrichen wurde. Dabei wurde ein Spruch gesagt, der mit den drei höchsten Namen endete. Bis zum vollständigen Absterben des Baumes sollte der Knabe von seinem Leiden geheilt sein, was auch eintraf. Als ältester Junge einer sehr großen Familie war er sein Lebtag ein Tunichtgut. Er hat zwei Frauen unter den Boden gebracht mit seiner Trunkenheit. Von der ersten Ehe starben beide Kinder im schulpflichtigen Alter. Der Knabe, der ertrank, brachte dem Vater noch Untersuchungshaft ein, von welcher er wegen Mangels an Beweisen wieder freigelassen wurde, wegen Versicherungsbetrug.

Aus der zweiten Ehe des Vaters sind wir sechs Kinder. Ich kann heute behaupten, dass wir alle davon in irgendeiner Weise Schaden genommen haben. Wir hatten eine schreckliche Jugendzeit verbracht. Mit 68 Jahren hat mein Vater Selbstmord gemacht. Er hat den Lauf eines Karabiners in den Mund genommen und mit den Zehen abgedrückt. Warum wir heute an Sie gelangen, weil ein Sohn meiner Schwester ganz in Satans Macht steht. Meine Schwester wird Ihnen den Fall selber schildern. Liebe Grüße und Gottes Segen Ihre . . . “

Beide Beispiele sind aus der Schweiz. Beide, sowohl das ästhetisch anständige als auch die scheußliche Form des Besprechens, gehören in das Gebiet der Weißen Magie. Die beiden Sprüche enden ja mit der Trinitätsformel. Das Besprechen nach den Regeln der Weißen Magie ist häufiger als das schwarzmagische Beschwören. Vielleicht hängt das damit zusammen, dass der kranke Mensch sich doch eher „guten Kräften“ und nicht dem Teufel anvertrauen will. Der Teufel weiß um diese Tendenz des Menschen, darum trägt er dieser Neigung Rechnung und tritt häufiger als Engel des Lichtes und als guter Helfer auf. Wie diese Hilfe bezahlt wird, sehen wir an den folgenden Beispielen:

B 68 Eine 28jährige Frau kam in die seelsorgerliche Aussprache. Sie leidet seit fünf Jahren unter Ekzemen mit dauernden Schmerzen. Die Hautspezialisten erkannten die Ursache nicht. Ich fragte nach okkulter Betätigung der Familie. Meine Frage wurde bejaht. Der Großvater heilte Menschen und Vieh in den drei höchsten Namen. Auch die Großmutter war Besprecherin. Zwei Schwestern führen ein ausschweifendes Leben. Die Berichterstatterin hat die Fähigkeit des Wahrtraums und des zweiten Gesichts. Einmal erschien ihr im Traum der Schwager, der in Algier war, und erklärte: „Morgen komme ich heim.“ Tatsächlich reiste er am nächsten Tag an. Einmal träumte sie nachts, schwarze Hände würden auf sie zukommen, und schwarze Ratten würden ihr an den Beinen fressen. Am nächsten Tag kam ihre Schwester und fing aus nichtigen Gründen einen furchtbaren Streit mit ihr an, und an ihren Beinen stellten sich offene Ekzeme ein, die durch keinen Arzt geheilt werden konnten. Die Berichterstatterin ließ sich willig zu Jesus Christus führen. Sie legte eine Beichte ab und konnte im Glauben die Vergebung fassen. Ich betete mit ihr. Am nächsten Tag erklärte sie, auf das Gebet hin wären die furchtbaren Schmerzen an den Beinen verschwunden.

B 69 Ein Mann ließ sich von einem Heilmagnetiseur in den drei höchsten Namen und beim zunehmenden Mond magisch besprechen. Seine gläubige Frau warnte ihn vor dieser Behandlung. Er stand aber auf dem Standpunkt: „Gesund will ich werden, ganz egal wie.“ Nach der Behandlung, die tatsächlich zu einer Gesundung geführt hatte, war der Mann nicht mehr zu bewegen, seine Frau in christliche Versammlungen zu begleiten. Die Behandlung hatte ihn für göttliche Dinge unempfänglich gemacht.

B 70 Pfarrer Braunschmidt berichtete mir, in seiner Gemeinde wäre das Besprechen so verbreitet, dass er nur zehn Häuser gefunden hätte, in denen es nicht geübt wird. Entsprechend hoch wäre dann die Selbstmordziffer.

Schwarzmagisches Besprechen erfolgt meistens dadurch, dass der Besprecher für die organische Heilung die Seele des Kranken dem Teufel verschreibt. Das kann mit und ohne Amulett erfolgen. Ich habe ganze Serien solcher Spruchheilungen von Hugentobler in Peterzell. Dieser Mann hat Tausende von Menschen in ein seelisches Unglück gestürzt. An seinem Grabe bezeugte ihm aber der Pfarrer, er sei ein großer Wohltäter der Menschheit gewesen. Einige Beispiele aus Hugentoblers Teufelsküche:

B 71 Eine Geschichte, die ich oft in meinen Vorträgen benutze, ist die Heilung eines Jungen, der eine Poliomyelitis epidemica (spinale Kinderlähmung) hatte. Der Vater des Jungen, ein großer Hofbauer, rief den Arzt zu spät. Der Mediziner erklärte: „Sie hätten mich früher rufen sollen. Ich kann nichts mehr machen.“ Ein Nachbar des Hofbauern riet dem Vater: „Geh zum Hugentobler, der kann mehr als die Ärzte!“ Der Bauer, der unbedingt einen gesunden Hoferben haben wollte, folgte dem Rat. Er fuhr den völlig gelähmten Sohn zum Besprecher Hugentobler. Der Besprecher murmelte etwas zwischen den Zähnen, gab dem Vater eine Arnica-Tinktur und wies ihn an, den gelähmten Sohn dreimal vor Sonnenaufgang zu bringen. So geschah es. Die Lähmung verschwand. Eine vom medizinischen Standpunkt aus gesehen nicht zu glaubende Heilung. Und doch ist sie wahr. Sieben Jahre später nahm sich der Sohn das Leben. Er schnitt sich die Halsschlagader auf. Es war ein Selbstmord aus heiterem Himmel. Es lag keine unglückliche Mädchengeschichte vor, noch war Streit in der Familie gewesen. Als der Sohn tot gefunden wurde, entdeckte man an seinem Hals ein kleines Amulett in Form einer Blechkapsel. Der Vater öffnete es. Darin war ein Zettel mit der Aufschrift: „Diese Seele gehört dem Teufel“. Das Amulett stammte von Hugentobler. Der Vater hatte das ganz vergessen.

Hier liegt ein Fall von „Terminsterben“ vor, wie es bei der Schwarzen Magie häufig vorkommt. Das heißt, der Kranke wird auf bestimmte Zeit geheilt, bis ihn der Teufel nach vereinbarter Zeit holt. Je nach dem Schwierigkeitsgrad der Krankheit wird die Frist bemessen. Weiße und Schwarze Magie zahlen sich nicht aus. Das Geschäft macht nur einer, der diese okkulten Kräfte zu vergeben hat. Noch einige Beispiele von Hugentobler.

B 72 Eine Frau berichtete, dass bei allen Erkrankungen in ihrer Familie stets der Hugentobler um Hilfe gebeten wurde. Die Auswirkungen sind in der ganzen Familie dementsprechend. Der Vater, der stets mit Hugentobler arbeitete, tötete sich mit einem Rasiermesser. Ihre leibliche Schwester, die ebenfalls mehrmals von Hugentobler besprochen worden war, ist sexuell haltlos. Sie verdient mit Pornographie ihren Lebensunterhalt. Sie selbst wurde als Kind gegen Mittelohrentzündung besprochen. Sie leidet seither unter Schwermut.

B 73 Eine schwerkranke Frau wurde von zwei Fachärzten aufgegeben. Die Angehörigen wurden verständigt, dass die Mutter sterben müsste. Der Mann rief daraufhin Hugentobler an. Sofort nahm die Krankheit eine Wendung. Die Frau wurde wieder gesund. Später machte sie dann allerdings drei Selbstmordversuche. Sie kam um dieser Versuche willen zu einem gläubigen Pfarrer in die Seelsorge. Ein Gebetskreis wurde für sie eingesetzt. Durch die Gnade Gottes durfte sie ganz frei werden.

B 74 Bei einem 14jährigen Jungen entwickelte sich ein Kropf, der rasch wuchs. Der Facharzt riet zu einer sofortigen Operation. Die Eltern entschlossen sich nicht dazu, sondern ließen den Jungen magisch besprechen. Der Kropf verschwand sofort. Von dieser Zeit an litt der Junge aber unter furchtbaren seelischen Qualen. Im 48. Lebensjahr kam er zu mir zur seelsorgerlichen Aussprache und bekannte, er hätte 34 Jahre lang entsetzlich gelitten. Er wollte zu Jesus Christus kommen, konnte aber nicht glauben. Sein Bruder, der auch gegen eine Krankheit magisch besprochen worden war, hatte sich erhängt.

Nach den Spruchheilern wird nun eine andere Form der medialen Heilkunst besprochen.


b. Die Tranceheilung

In Südbaden gab es die beiden Brüder Seiler, die im Volksmund „die Schläfer“ heißen. Wenn ein Patient das Sprechzimmer betrat, zog der behandelnde Heiler sich für einen Augenblick in ein dunkles Kabinett zurück. Dort versetzte er sich für einige Sekunden in Trance. Danach war die Diagnose perfekt, ja manchmal war die Diagnose genauer als die der Ärzte. Als Mittel gaben die beiden Brüder homöopathische Medikamente aus. Wenn unter den Wartenden im Wartezimmer ein Christ betete, wurden beide Tranceheiler gestört. Solche Beter wurden dann mit groben Worten weggeschickt. In meiner Briefsammlung ist ein Brief der Brüder Seiler, den ich in vollem Wortlaut wiedergebe. Es ist der älteste Brief von Besprechern, der mich je erreicht hat.

B 75 Ottenheim, März 1933: „Sehr geehrter Herr! Bezugnehmend auf Ihr wertes Schreiben möchte ich Ihnen kurz antworten auf Ihre Fragen. Immer denke ich mit dankbarem Herzen an Gott, der mir diese Gabe verlieh, der Menschheit zu helfen. Ich hoffe und es wäre zu wünschen, dass jeder Mensch, in welchem Beruf er auch von Gott gestellt werden mag, seine Pflicht und Lebensaufgabe zu erfüllen sucht. Ich kann nicht glauben, dass unsere Betätigung gegen Gottes Willen sein sollte, dürfen wir doch auf viele große Erfolge zurückblicken. Sollten Sie mal unsere Sprechstunde aufsuchen, so werde ich Ihnen noch mehr sagen können. Hochachtungsvoll, Seiler.“

Die Auswirkungen der Seilerschen Trancediagnosen konnte ich beobachten, da auch von meinem Heimatdorf, ca. 110 km von Ottenheim entfernt, viele in die Sprechstunde dieser „Schläfer“ gingen. Einmal wurde ich mitten in der Nacht zu einer Frau geholt, die sich hatte behandeln lassen. Es war eine Frau mit einer guten geistlichen Einstellung. Sie wurde nicht geheilt, aber in der Nacht nach dem Behandlungstag erlitt sie einen furchtbaren Angriff. Sie meinte, ersticken und sterben zu müssen. Ihr ganzer Körper brannte. Sie sah dann ein, dass sie falsche Kräfte in Anspruch genommen hatte.

Wenn man den Brief der Gebrüder Seiler überdenkt, kann man zu der Überzeugung kommen, dass es sich um ehrbare Biedermänner handle. So werden in der Tat die medialen Heiler in dem Buch von Rudolph dargestellt. Hinter der Maske des Biedermanns steht aber eine total andere Realität. Wann werden unsere Theologen es einmal erkennen, dass der Teufel ein faszinierender Verwandlungskünstler ist?

Man kann doch nicht behaupten, dass die Besprecher nicht wissen, was sie tun, wenn Gebet sie stört. Dafür habe ich genug Beispiele. Ich räume aber ein, dass es in katholischen Gegenden Spruchheiler gibt, die in guter Meinung ihre Heilungssprüche benutzen oder die sogar selbst behaupten, Beter zu sein. Man muss unterscheiden zwischen einem formelhaften Gebet und dem Beten von Christen mit einer persönlichen Beziehung zu Gott durch Jesus Christus. Das kann aber nicht jeder fassen und begreifen.

Edgar Cayce. Bei meinen Vortragstouren in USA stieß ich im seelsorgerlichen Gespräch oft auf den Namen Edgar Cayce. Im englischen Sprachgebiet ist Cayce der bekannteste Tranceheiler. Ich will kurz über ihn berichten.

Edgar Cayce ist das fähigste amerikanische Medium, ausgerüstet mit medialen Kräften der Heilung und der wahrsagerischen Prophezeiungen. Er ist 1877 auf einer Farm in Kentucky geboren. Sein Großvater war Farmer, der schon mediale Kräfte besaß. Er konnte mit der Rute Wasser suchen. Edgar, sein Enkel, hatte wahrscheinlich von diesem Großvater eine successive Medialität, die er im Alter von sieben oder acht Jahren entdeckte. Die Eltern Cayce waren Mitglieder der Christ Church, einer Nebenrichtung der Presbyterianischen Kirche. Ich habe in verschiedenen Kirchen dieser Glaubensrichtung gepredigt und nichts Unbiblisches darin entdeckt. Cayce hat in seiner Heimatkirche die Sonntagsschule besucht. Später wurde er sogar einer der Sonntagsschullehrer.

Die Entdeckung seiner Medialität basiert auf einem interessanten Jugenderlebnis. Eines Abends sagte Cayces Vater zu seinem Sohn: „Du bleibst heute Abend auf, bis du deine Lektion für die Schule gelernt hast.“ Gegen 23 Uhr war der kleine Knirps furchtbar müde, und er legte seinen Kopf auf das Buch. Da hörte er eine Stimme: „Schlafe ruhig, wir helfen dir.“ Er schlief ein, wachte nach zehn Minuten wieder auf und wusste Wort für Wort die Lektion des Buches. Mir ist diese Hellseherfähigkeit einige Male in der Seelsorge begegnet. Von seinem 24. Lebensjahr an machte Cayce Schlagzeilen. Er konnte sich in die spiritistische Trance versetzen und jede Krankheitsursache eines Menschen finden. Im Wachzustand wusste Cayce nicht, was er gesagt hatte. Oft konnte er nicht einmal die medizinischen Ausdrücke richtig aussprechen, die er in der Trance fachgerecht gebraucht hatte. Was Cayce in der Trance diagnostizierte, wird „readings“ (= Lesungen, Aussagen) genannt.

Über sein erstes Gesundheitsreading heißt es in dem Buch „Der schlafende Prophet“ auf Seite 41: „Der Schulleiter von Hopkinsville, C. H. Dietrich, flehte 1901 Cayce an, seiner fünfjährigen Tochter Aime zu helfen. Sie war wegen einer sonderbaren Krankheit, die sie sich drei Jahre vorher zugezogen hatte, in der Entwicklung zurückgeblieben. Cayce wusste damals noch nicht, dass er auch aus der Ferne Readings vornehmen konnte. An einem Wochenende fuhr Cayce nach Hopkinsville und begab sich direkt in Dietrichs Heim. Cayce versank bald in Schlaf (Trance). ‚Das Leiden ist durch das Rückgrat bedingt‘ sprach er. ,Ein paar Tage vor ihrer Erkrankung rutschte die Kleine aus, als sie aus einem Wagen stieg. Sie schlug sich die untere Wirbelsäule am Wageneinstieg an. Die Verletzung schwächte diesen Bezirk und führte zu dem Geisteszustand …‘ Ein Chiropraktiker mit Namen Layne richtete die von Cayce bezeichneten Wirbel ein. Nach fünf Tagen ging es dem Kind besser. Drei Monate später kam die Kleine mit ihren Altersgenossinnen in die Schule. Sie war vollständig geheilt.“

Cayce wurde um seiner in der Trance gegebenen Diagnosen immer berühmter. Manche Ärzte neideten ihm die Erfolge und prüften die Diagnosen nach, konnten sie aber nur bestätigen. Cayce hatte die Gewohnheit, sich täglich zweimal, um 10 Uhr und um 14 Uhr, für die Readings in Trance zu versetzen. Insgesamt gibt es von 1901 bis 1944 14.246 stenografisch mitgeschriebene Diagnosen. Das heißt nun seelsorgerlich gesehen, er hat Tausende von Kranken mit seiner spiritistischen Praxis belastet. Ein Merkmal der Trancemedien ist zum Beispiel, dass sie in der Trance in Sprachen sprechen können, die sie nicht gelernt haben und im Wachzustand nicht verstehen. Einmal bat ein Italiener Cayce um eine Diagnose. In der Trance gab Cayce dann in fließendem Italienisch Antwort. Er antwortete auch in Französisch, Spanisch, Deutsch und in Sprachen, die kein Umstehender verstand, die aber mitgeschrieben wurden.
Natürlich wurde die Kirchenbehörde auf diesen Mann aufmerksam, der in ihren Reihen ein aktiver Mitarbeiter war. Wie Cayce es fertig brachte, seine unbiblischen Lehren vor dem kirchlichen Forum zu rechtfertigen, ist mir ein Rätsel. Auf jeden Fall wurde er nicht „exkommuniziert“.


Die Filipino-Heiler Auf verschiedenen Vortragstouren auf den Philippinen lernte ich den dortigen Spiritismus kennen. Seine Charakteristik ist, dass die Mitglieder nicht zu Kultgemeinschaften zusammengeschlossen sind wie die Macumbaspiritisten in Brasilien und die Voudooisten auf Haiti. Es gibt auf den Philippinen viele hochmediale Einzelgänger. Zu ihnen zählen San Domingo, Antonio, Flores, Orbito, Supnet, Sison, Oligane, Acierto, Agpaoa und andere. Ihr erfolgverheißender Ruf drang in die westliche Welt. Ein Schweizer Arzt organisierte Gruppenflüge zu den philippinischen Heilern. Er sandte mir einen Brief mit Beschimpfungen, weil ich vor diesen spiritistischen Heilern warnte. Nicht alle spiritistischen Heiler haben die gleiche hochkarätige Kraft. Und es ist eine alte Erfahrung: wenn Medien nicht die gewünschte Leistung erzielen, helfen sie mit Tricks oder plumpem Schwindel nach.

B 76 Eine solche Trickheilung soll kurz berichtet werden. Ein Patient mit Gallensteinen will sein Übel loswerden. Der Heiler setzte ihm einen brennenden Kerzenstummel auf den Bauch und stülpte ein Trinkglas darüber. Er machte dem Gallenkranken klar: „Wenn das Licht ausgeht, sind Ihre Steine weg.“ Der Sauerstoff in dem Glas, das fest gegen die Bauchdecke gedrückt wurde, ging langsam zur Neige. Das Licht begann zu flackern, die Flamme wurde langsam kleiner und verlosch. Ob die Gallensteine hinterher weg waren, weiß ich nicht. Eine Placebowirkung, gepaart mit einer Portion Autosuggestion, wird wohl kaum ausreichen, Gallensteine wegzuzaubern. Eine Möglichkeit gibt es aber, dass der spiritistische Heiler ein Medium für Dematerialisationen ist und er die Steine dematerialisiert hat. Das gibt es tatsächlich. Solche Dematerialisationen sind mir aus der Seelsorge bekannt. In Deutschland kenne ich aber kein Medium, dem ein solch starker medialer Vorgang gelingt.

Es wird berichtet, dass bei den Filipino-Heilern auch Betrügereien vorkommen. Ein Arzt habe das bei einer Operation erschienene Blut als Hühnerblut diagnostiziert. Ein hypnotischer Akt kann dazu beitragen, dass der Patient glaubt, er habe eine erfolgreiche Operation hinter sich. Aus jahrzehntelanger Erfahrung zweifle ich aber nicht daran, dass es auch echte, medial bewerkstelligte Operationen gibt…

Es gibt viele Möglichkeiten der Erklärung:

1. Manche glauben, es handle sich um göttliche Heilungen, weil die Heiler die Bibel, den Rosenkranz, Kruzifixe und kleine Hausaltäre in ihrer Wohnung haben und sich als gläubige Katholiken ausgeben.

2. Kritiker aus dem Westen kommen mit der Vorstellung, es könne sich ja nur um Tricks, Bauernfängerei und Täuschung handeln. Alle noch so intelligenten Forscher und Spezialisten konnten bisher keinen faulen Zauber nachweisen. Wenn von einzelnen Heilern 100 Patienten am Tag „operiert“ werden und viel Blut fließt, dann müsste man doch sehen, wie dieses Blut herbeigeschafft wird. Das gleiche Argument gilt für die blutigen Fetzen Gewebe, oder welches Material es auch sein mag.

3. Manche Psychologen halten die Operationen für eine Massensuggestion. In der Tat sind mir Beispiele bekannt, dass selbst Ärzte und Psychologen einer Suggestion der Fakire unterliegen können. Es ist ein solches Beispiel in diesem Buch. Dieser Theorie ist entgegenzuhalten, dass aber die Operierten hinterher gesund bleiben und zum Beispiel das Gewächs weg ist und nicht wieder erscheint.

4. Viele, die sich in diesen Problemen genauer auskennen, wissen, dass in Ostasien sowohl in der Halbtrance oder in Volltrance die erstaunlichsten Phänomene produziert werden. Nicht nur der Heiler, sondern oft auch der Patient fällt bei diesem Heilungsvorgang in Halb- oder Ganztrance.

Ich lasse einmal die wenigen Fälle weg, bei denen schwach mediale Heiler ihre Zuflucht zu Betrug und Täuschung nehmen. Diese Formen sind in der Tat in der Minderheit. Das Gross dieser Heilungen haben spiritistischen Charakter. Dafür gibt es viele Hinweise:

a. Ich hatte ein Stück undefinierbares, spiritistisch hervorgebrachtes Gewebe in der Hand, ehe ich es vernichtete. Es sah fast aus wie ein Stück stabilisiertes Ektoplasma, wie es starke Medien hervorbringen können. Damit ließen sich die blutigen Gewebestücke erklären, die von den Heilern bei ihren „Operationen“ aus dem Leib des Patienten hervorgeholt werden.

b. Der nächste Hinweis auf Spiritismus ist die Beobachtung, dass Heiler zur Irreführung der Patienten zuerst die Hand auf die Bibel legen und dann in Trance fallen.

c. Eine weitere Hilfe zum Verständnis dieser Vorgänge ist die gelegentliche Beobachtung, dass der Heiler nicht wirklich die Bauchdecke zur Operation öffnet, sondern seine Manipulationen nur am sogenannten Astralleib vornimmt.

d. Manche Besucher kamen zu der Überzeugung, dass die Heiler eine magnetische Kraft übertragen würden. Ein ganz bekannter Heiler stimmte dieser Beobachtung zu. Welchen Charakter hätte dann aber ein solcher Magnetismus, unter dessen Einströmen etwa ein Gehirntumor verschwindet? Der Mesmerische Magnetismus ist zu solchen Kraft- und Wundertaten nicht imstande, es sei denn, es läge reinster Spiritismus vor.

e. Das Auftauchen von den Gewebefetzen und dem vielen Blut bei den Operationen erinnert an spiritistische Apporte und Materialisationen.

f. Wir brauchen mit den Heilern über den Charakter ihrer „Operationen“ nicht streiten, denn sie selbst bekennen, was sie treiben. Nahezu alle Filipino-Heiler gehören zur Union Espiritista Christiana de Filipinas = spiritistisch christliche Vereinigung der Philippinen. Spiritistisch christlich nennen sich diese mysteriösen Vorgänge. Diese Kombination ist nicht möglich. Entweder wir sind Christen oder wir sind Spiritisten. Was hat Jesus Christus zu tun mit Belial? Eine Zweigleisigkeit, eine Vermengung der beiden entgegengesetzten Kraftfelder ist nicht möglich, ohne dass wir schwersten geistlichen Schaden leiden.

Wer sich den Filipino-Heilern in die Hände gegeben hat, hat sich vom Teufel und seinen Dämonen bedienen lassen. Er soll darüber Buße tun, sich lossagen und Jesus Christus um Seine Hilfe und Befreiung bitten!

Der Trance-Chirurg Von den Philippinen gehen wir nach Brasilien, einem Land, das ich neunmal bereist habe. Meine Erfahrungen mit den dortigen Spiritisten habe ich in meinem Buch „Jesus auf allen Kontinenten“ veröffentlicht. Professor Dr. Krebs vom Kultusministerium in Porto Alegre bestätigte mir, dass ich das Wesen des brasilianischen Spiritismus richtig dargestellt habe. Mehrere meiner Vortragstouren wurden von Kreispfarrer Braun vorbereitet. Er hat mich großenteils mit seinem Wagen zu den Einsatzplätzen gefahren. Bei diesen Fahrten kamen wir auch durch Belo Horizonte, der Wirkungsstätte von Arigo, dem spiritistischen Chirurgen-Genie. Was Arigo alles vollbracht hat, ist eine Kette von Wundern – allerdings dämonischen Wundern. Die katholische Kirche selbst bezeichnete ihn als spiritistischen Heiler, obwohl Arigo zur katholischen Kirche gehört.

In dem erwähnten Städtchen Belo Horizonte ereignete sich ein unglaubliches Operationswunder Arigos. Der Senator Lucio Bittencourt hatte eine Wahlversammlung gehalten, zu der auch Arigo und seine Freunde von Cogonhas angereist waren. Bittencourt hatte Lungenkrebs und plante, sich nach der Wahlkampagne in den USA operieren zu lassen. Der Senator und Arigo übernachteten im gleichen Hotel. In der Nacht sieht Bittencourt plötzlich Arigo mit einem Rasiermesser in der Hand in seinem Zimmer. Er hört noch die Worte Arigos: „Sie befinden sich in großer Gefahr.“ Dann verliert er das Bewusstsein. Als er wieder zu sich kommt, fühlt er seinen Zustand verändert. Er macht Licht und entdeckt Blutgerinnsel an seiner Pyjamajacke. Er zieht die Jacke aus und betrachtet den Oberkörper im Spiegel. Er beobachtet am Brustkorb einen feinen Schnitt. Da er um Arigos Heilkunst weiß, eilt er in das Zimmer Arigos und fragt ihn: „Hast du mich operiert?“ – „Nein, Sie haben wohl zuviel getrunken.“ Der Senator antwortet: „Das muss ich genau wissen. Ich nehme das nächste Flugzeug und gehe zu meinem Arzt in Rio.“ Bittencourt erklärt dem Arzt nur, dass er operiert worden sei. Der Spezialist macht Röntgenaufnahmen und bestätigt: „Ja, Sie sind nach den Regeln der amerikanischen Chirurgie operiert worden. So weit sind wir hier in Brasilien noch nicht.“ Erst dann erläutert der Senator, was geschehen war. Diese Geschichte ging als große Sensation durch die Zeitungen und löste eine Flut von Besuchern in Arigos „Klinik“ aus.

Welchen Charakter haben diese merkwürdigen operativen Eingriffe? Zunächst zur Person Arigos. Er durchlief nur vier Jahre Grundschule und hat keine medizinische Ausbildung. Von Beruf ist er Minenarbeiter, später stellte ihn die Behörde an. Die Operationen führt er in Trance aus. Er behauptet, der Geist eines deutschen Arztes, Dr. Adolph Fritz, würde ihn „besessen“ machen. Dieser Hinweis ist deshalb irreführend, weil kein deutscher Arzt solche Operationen ohne Narkose, ohne Desinfektion mit einem einfachen Messer durchführen würde und etwa damit eine Lungenoperation vornehmen könnte. Die Operationsschnitte von Arigo heilen auch ohne Naht mit großer Schnelligkeit zu. Zum andern kann kein Arzt der Welt auf Entfernungen ohne jede Untersuchung exakte Diagnosen stellen. Wenn Arigo in Trance ist, gibt er bei jedem Besucher sofort die exakte Diagnose an. Es handelt sich hier also um die sogenannte hellfühlende Diagnose, wie wir sie nur bei den stärksten spiritistischen Medien finden. Es handelt sich bei Arigo um nichts anderes als um eine Besessenheit. Dabei kann uns auch nicht die Frommtuerei hinweghelfen. Arigo hat über seiner Haustür ein Schild: „Hier in diesem Haus sind wir alle Katholiken.“ Bei der Operation in seinem Haus stellt er die Patienten unter ein Jesusbild und den Spruch „Pense ein Jesus“ (= Denke an Jesus). Bevor er morgens seine Arbeit beginnt, betet er auch ein Vaterunser.

Diese fromme Umrahmung täuscht die Besucher. Wer aber 52 Jahre die Auswirkungen des Spiritismus hat sehen müssen, der kann nur mit aller zur Verfügung stehenden Macht warnen! Heilung des Leibes um den Preis des Seelenheils ist die Sache nicht wert. Übrigens wurde der Senator später durch ein Flugzeugunglück getötet und Arigo durch einen Autounfall. Auch das ist eine Häufigkeitserscheinung, dass okkult Belastete oder gar dämonisierte Menschen oft in einem tödlichen Unfall enden. In meiner Kartei habe ich viele solcher Beispiele. Wollen wir uns nicht endlich warnen lassen?

c. Die geistigen Heilungsformen

Die vier bekanntesten geistigen Heiler sind Harry Edwards, Bruno Gröning, Dr. Trampler und Johannes Bolte. Die drei Erstgenannten sind schon verstorben. Johannes Bolte ist von den vier am wenigsten bekannt, aber er lebt noch und hat noch Ausstrahlung durch sein Schrifttum. Harry Edwards ist bekannt geworden durch sein Buch „Spiritual Healing“. Er war Präsident einer spiritistischen Heilerorganisation. Bei meinen Vortragstouren in England hatte ich in der Seelsorge viel mit ihm zu tun. In meinen englischen Büchern habe ich einige Male über ihn berichtet. Aufschlussreich waren mir zwei kleine Begebenheiten:

B 77 Harry Edwards erklärte, er könne nur heilen, wenn seine geistigen Helfer anwesend seien. Er meinte damit außermenschliche Wesen. Gelegentlich nannte er sie auch seine Engel. Was das für jenseitige Helfer waren, geht auch aus einem anderen Bericht hervor. Harry verdiente mit seinen Heilungen viel Geld. So verkaufte er schließlich sein ursprüngliches Haus und baute sich ein größeres. Als Interessenten und zuletzt als Käufer kam ein gläubiges Ehepaar, das entschieden Jesus Christus nachfolgt. Diese Familie hielt es nicht lange in diesem Haus aus. Mann und Frau kamen zu mir in die Seelsorge und berichteten, dass es in diesem Haus spuke. Sie hätten keine Nacht Ruhe. Der Rumor war so stark, dass sie beschlossen, das Haus wieder zu verkaufen. Es stellte sich ein Liebhaber ein, der durch das Haus ging und entzückt ausrief: „O wie wunderbar. Hier wohnen die Himmlischen.“ Er wollte unbedingt das Haus haben und bot einen höheren Preis. Als das Ehepaar merkte, dass es sich bei dem Käufer um einen Spiritisten handelte, verzichtete es auf das gute Angebot und verkaufte es zu einem niedrigen Preis an einen anderen Interessenten. Der Spiritist hatte sofort gemerkt, dass in dem Haus „Jenseitige“ gegenwärtig waren, in deren Gemeinschaft er sich sofort wohlfühlte. Harry Edwards war ein hochmedialer spiritistischer Heiler, der auch auf Entfernung Menschen mit einem heilenden Impuls angehen konnte. Es war Hilfe und Heilung mit Hilfe der Dämonen.

Über Bruno Gröning will ich aus doppeltem Grund hier nicht berichten. In meinem letzten Kapitel über die Befreiung bringe ich ein Beispiel zur Praxis von Gröning. Der zweite Grund ist die Tatsache, dass die Heilmethode Grönings der geistigen Methode von Dr. Trampler ähnlich ist. Dr. Trampler soll aber hier zu Wort kommen. Seine Methode ist nachzulesen in seinem Buch „Gesundung durch den Geist“. Eine kurz zusammengefasste Beurteilung findet sich in dem Lexikon der Parapsychologie von Bonin, S. 497. Es heißt dort: „Dr. rer. pol. Kurt Trampler war in den 50er Jahren ein bekannter Geistheiler, der seine therapeutischen Bemühungen als ‚geistigenergetische Heilmethode‘ beschrieb. Er übergab seinen Patienten Stanniolfolien, die er vorher in seinen Händen gehalten und ,durchströmt‘ hatte, außerdem stellte er sich zu festgesetzten Zeiten auf die Patienten ein. Dabei verstand sich Trampler als Mittler göttlicher Kräfte.“
Mittler göttlicher Kräfte? Es gibt nur einen Mittler der Kraft Gottes: Jesus Christus. Wir kommen der Wahrheit aber nahe, wenn wir diesen Ausdruck umwandeln in Medium dämonischer Kräfte. Viele Okkultisten rühmen sich der medialen Mittlerrolle für dämonische Kräfte. Paulus spricht in Epheser 6 von den bösen Geistern, die im Luftgebiet ihr Unwesen treiben. Diese bösen Geister haben ihre „Mittler“, ihre Medien in der Menschheit. Wer Trampler einfach als Scharlatan und Kurpfuscher abtun will, tut ihm unrecht. Dieser Mann hat mit seiner medialen Heilgabe viele Erfolge erzielt. Ich gebe drei Beispiele aus seinem Buch „Geistige Heilung“:

B 78 Frau Th. K. schreibt am 29. November 1951: „Mein Sohn, 11 Jahre alt, bekam seit ungefähr zwei Jahren sog. ,Abwesenheitsanfälle‘, die sich bis zu sieben am Tag steigerten. Nach einer Untersuchung in einer Kinder-Universitätsklinik wusste ich, dass es sich um Epilepsie handelt. Im Frühjahr 1951 war ich mit meinem Kind bei einem Vortrag von Dr. Trampler, darnach blieben die Anfälle aus. Im Herbst stellten sie sich wieder ein. Ich habe Dr. Trampler geschrieben und um Ferneinstellung gebeten. Seitdem sind keine Anfälle mehr aufgetreten. Der Junge ist vergnügt und munter, macht einen frischen Eindruck und bessert sich in der Schule so, dass wir ihn im nächsten Jahr in die Oberschule schicken können.“ (Seite 29)

B 79 Der Bericht von Herrn A. D. Augsburg vom 23. 7. 1952 lautet: „Ich litt seit einem halben Jahr an schweren Kreislaufstörungen mit Herzverkrampfung, die täglich und vor allem Nachts sehr heftig auftraten. Linderung erhielt ich nur durch vom Arzt verordnete Medikamente. Nahm ich diese nicht, waren die Schmerzen unerträglich. Jeden Tag hatte ich mehrmals Herzkrämpfe. Am 23. Juni kam ich zum ersten Mal nach Gräfelfing und konnte gesund nach Hause fahren. Vier Wochen später kann ich bestätigen, dass kein einziger Rückfall eingetreten ist.“ (Seite 41)

B 80 Die ebenso rasche wie weitreichende Umstellung eines langwährenden Leidens berichtet Frau E. W. aus Horgauerkreuth, 26. 11. 1951: „Durch Splittereinwirkung bei einem Tieffliegerangriff stellten sich in der Wirbelsäule Lähmungserscheinungen und Gefühllosigkeit in beiden Beinen ein, die mir das Gehen sehr erschwerten. Dazu hatte ich heftige Schmerzen in den Nieren, im Kreuz und in der Rückenmuskulatur, welche mir Atembeschwerden verursachten. Trotz Entfernung der Splitter und jahrelanger Behandlung konnte keine Besserung erzielt werden. Nach meinem ersten Besuch der Vorträge von Dr. Trampler sind die Schmerzen in den Nieren und im Kreuz vollkommen weg. Das Gehen ist viel leichter geworden. Die Rückenmuskeln schmerzen nur noch bei Überanstrengung.“ (Seite 40)

Nun müssen wir aber die mediale Heiltätigkeit Tramplers ein wenig unter die Lupe nehmen. Er macht es uns leicht, da er in einem Flugblatt seine Methode in Kurzfassung dargestellt hat. Wir folgen dieser Selbstdarstellung, die überschrieben ist: „Zur Praxis der geistigen Heilung“.

1. „Eine Gesundung durch den Geist kann ein Kranker dann erfahren, wenn er durch eine richtige geistige Einstellung und durch eine richtige körperliche Schaltung so viel zusätzliche Lebenskraft empfängt, dass sich in ihm ein Wachstumsvorgang aus der Krankheit in die Gesundung vollzieht.

2. Wenn wir eine geistige Heilung erstreben, müssen wir unsere Gedanken bewusst auf die allgegenwärtige von Gott ausgehende Urkraft allen Lebens einstellen.

3. Aufnahme der zusätzlichen Lebenskräfte darf nicht durch eine falsche körperliche Schaltung erschwert werden. Keinen Kurzschluss hervorrufen durch Verschränken der Arme oder Übereinanderschlagen der Beine.

4. Durchströmte Gegenstände wie etwa die beiliegende Aluminiumfolie erleichtern den Empfang von Lebenskraft. Durchströmte Gegenstände können auf die Schmerzstellen oder zwischen Kopfkissen und Kopfkissenbezug gelegt werden.
5. Wer eine Fernheilung erhofft, stelle jeden Abend einen gedanklichen Kontakt mit uns her, wenn ich mich von 21.00 – 21.15 Uhr auf alle Heilungssuchenden einstelle.“
Diese Darstellung ist stark gekürzt, weil nicht das ganze Prospekt abgedruckt werden kann.

Es hat keinen Sinn, das Buch von Trampler und die praktischen Anweisungen seiner Mitarbeiterin zu besprechen. Diese schriftlichen Erläuterungen sind bar der elementarsten Wahrheiten der Heiligen Schrift. Auf diesen beschriebenen Wegen können zwar mediale Heilungen erzielt, aber kein Kontakt zu Gott hergestellt werden. Daran wird auch nichts durch gelegentliche lächerliche Hinweise, dass man auch beten soll, geändert. Stanniolblättchen schaffen keine Verbindung zum lebendigen Gott. Kontakte mit den medialen, okkulten, dämonischen Kräften sind aber starken Heilmedien möglich. Zu diesen exquisiten Heilmedien gehörte Dr. Trampler. Dass seine medialen Kräfte negativ waren, ging auch daraus hervor, dass er betende, treue Christen von seiner Sprechstunde wegschickte. Tramplers Kräfte vertrugen sich nicht mit dem überzeugten biblischen Glauben. Dafür habe ich in meiner Kartei einige Beispiele.

Zu den Geistheilern zählt auch Johannes Bolte. Er gehört zu den medialen Heilern, die mir in der Seelsorge und in der Korrespondenz am meisten Arbeit und Not verursachten. 1954 erhielt ich die Einladung, in Magdeburg eine Pfarrkonferenz über den Zusammenhang „Okkulte Belastung und die seelsorgerliche Betreuung“ zu halten. Dem Konsistorium ging es dabei um einen Pfarrer Joh. Bolte, der als Heilpraktiker großes Aufsehen erregt hatte. Das Konsistorium bekam dieser Heiltätigkeit wegen viele Anfragen. Ich schrieb dem Konsistorium, dass ich nicht kommen könne, da meine Bücher in der DDR auf dem Index stehen. Ich fürchtete Repressalien, da ich damals hörte, wie ein westlicher Journalist, der gegen den Weltkommunismus geschrieben hatte, bei seinem Besuch in der DDR verhaftet und zu 14 Jahren Gefängnis verurteilt worden war.

Anstelle eines Besuches sandte ich dem Konsistorium mein Buch „Seelsorge und Okkultismus“ und ferner an viele Pfarrer und Prediger den gleichen Titel. Es gingen damals einige Tausend meiner Bücher über die Grenze. Zur Ruhe kam ich aber mit Pfarrer Bolte noch nicht. Einige Jahre nach der Einladung durch das Konsistorium erhielt ich von einer Frau, die im Dienst der Verkündigung steht, einen Brief, der zum Teil auch Pfarrer Bolte betraf. Dieser Brief wird ohne Angabe der Adresse hier wiedergegeben.

B 81 „Lieber Bruder Koch, seit 1960 stehe ich im Dienst der Wortverkündigung und Seelsorge. Ihre beiden Bücher ‚Seelsorge und Okkultismus‘ und ‚Unter der Führung Jesu‘ sind mir für meinen Dienst sehr wertvoll. Ich stehe ja verhältnismäßig erst kurze Zeit im hauptberuflichen Verkündigungs- und Seelsorgedienst, aber ich sehe bereits, dass es nur wenig sind, die nicht in irgendeiner Weise mit okkulten Dingen belastet sind. Mir kam der Gedanke, dass vielleicht auch von daher gesehen es in Mitteldeutschland noch keine Erweckung gab und die Ausrichtung der Botschaft von Jesus Christus auf so steinigen Herzensboden fällt. Auch muss ich immer wieder feststellen, dass so mancher aus unseren Kreisen seine Vergangenheit in bezug auf Zaubereidinge vor Gott noch gar nicht in Ordnung gebracht hat. Vielleicht auch darum verhältnismäßig so wenig geistliches Wachstum unter den Gläubigen. Aber deswegen schreibe ich Ihnen nicht. Es geht mir darum, Ihren Rat zu erbitten.

Ich komme aus ungläubigem Elternhaus. In meiner Jugend war ich mehrmals bei einer Kartenlegerin. Seit 1949 war ich sehr krank. Ärzte konnten wenig helfen. 1953 wurde ich auf einen gewissen Pfarrer Bolte in Hemleben/Thüringen aufmerksam gemacht, der angeblich heilen konnte. Da ich damals in der Nähe wohnte, fuhr ich hin. Der Andrang war jeden Tag bei diesem Pfarrer sehr stark. Von weither kamen die Leute, sogar mit Omnibussen. Er suchte sich die Leute, die er behandeln wollte, aus. Da ich vorher angemeldet war, kam ich dran. Er bependelte den ganzen Körper und bestrich mit magnetischen (?) Strichen in der Luft den Körper. Während des Bestreichens geriet sein Gesicht und sein Körper in nicht schön aussehende Zuckungen. Ich war vielleicht 5-6 Mal persönlich bei ihm. Zuletzt versuchte er ja Massenheilungen bei seinen Gottesdiensten. Nicht durch Handauflegen, sondern durch Ausstrahlungen von ihm, besonders wohl von seiner rechten Hand aus. Ob es sich hierbei um bestimmte Suggestivkräfte handelte? Der Gottesdienst ging dabei im üblichen Rahmen vor sich. Ich persönlich habe nie eine wesentliche Erleichterung durch seine Behandlung verspürt. Es gab aber wirklich eine ganze Reihe Menschen, wo er – bzw. die Kräfte, die hinter ihm standen – heilen konnte. Seit ein paar Jahren wohnt dieser Pfarrer Bolte in Westdeutschland. Ob er dort seine okkulte Praxis unter frommem Gewand weiterführt, weiß ich nicht. Auf jeden Fall schickt er an viele ihm bekannte Ostbewohner bis zum heutigen Tage weiterhin okkulte Briefe zwecks Heilung. Ob Ihnen Pfarrer Bolte bekannt ist?

Seit 1954 ging ich unter das Wort Gottes. Die drei Pfarrer in meinem damaligen Wohnort konnten mir innerlich nicht weiterhelfen. Erst unter der Wortverkündigung in einer christlichen Gemeinschaft fand ich dann, was ich mehr unbewusst als bewusst suchte. Eines Tages kam im Gespräch mit einer Glaubensschwester die Rede auf Wahrsagen, Besprechen usw.. Sie sagte, dass der Mensch, der solche Dinge getan habe bzw. an sich habe vollziehen lassen, unter satanischem Bann stehe. Ich hatte so etwas noch nie gehört, war in diesen Dingen wirklich völlig ahnungslos. Ich wollte Klarheit darüber haben und sprach diesbezüglich mit dem Prediger aus dieser christlichen Gemeinschaft, der die Ansicht der Schwester bestätigte. Er fragte mich, ob ich bewusst von diesem dämonischen Bann los sein wollte, und nachdem ich bejahte, sprach er ein Lossagegebet, was ich nachsprechen musste.“

Da dieser Brief sehr lang ist, fasse ich kurz zusammen. Nach der Seelsorge durch den Prediger ging es der Schwester besser, zumal sich noch ein Gebetskreis für sie intensiv einsetzte. Zu Pfarrer Bolte ging sie nicht mehr, hörte aber immer wieder von anderen, die dort Heilung suchten, darunter auch ihre eigene Mutter. Einige Jahre nach dieser Befreiung setzten sich an ihrer Hand Warzen an. Sie ging zum Hautarzt, der ihr erklärte, sie solle die Warzen besprechen lassen, das sei schmerzlos und hinterlasse keine Narben. Die Schwester weigerte sich und ging zu einem anderen Facharzt, der ihr den gleichen Rat gab und auch auf Pfarrer Bolte hinwies. Die Schwester weigerte sich entschieden, okkulte Hilfe in Anspruch zu nehmen. Am Schluss ihres Briefes fragte sie: „Wenn es so offensichtlich ist, dass der Teufel schmerzlos Warzen entfernen kann, dann müsste doch Jesus Christus das mindestens genauso gut, ja noch besser können.“ Meine Einstellung, die ich auch der Schwester mitteilte, ist, dass wir selbstverständlich aus allen Anliegen ein Gebet machen dürfen. Wir haben als Christen aber auch das Recht, ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen. Warzenentfernung durch Magie lehnt die Bibel aber strikt ab!

Dieser Brief ist vorwiegend deshalb hier veröffentlicht, weil er eine Detailschilderung der Heilmethode von Pfarrer Bolte enthält. Eines Tages hörte ich, dass er nur 25 km von meinem Heimatort entfernt seinen neuen Wohnsitz genommen hatte. Joh. Bolte sandte mir von dort drei seiner okkulten Broschüren zu. Ich überflog sie kurz, dann verbrannte ich zwei davon, die dritte Schrift behielt ich zu meiner Orientierung. Sie heißt: „Von der Pendelforschung zur Wunderheilung“. Diese Schrift ist der Ausgangspunkt für die folgenden Erläuterungen. Zunächst eine positive Feststellung. Johannes Bolte kann lebendig und anschaulich erzählen. Ich kann mir gut vorstellen, dass er früher als Pfarrer kurzweilig gepredigt hat und eine große Zuhörerschar hatte. Das zweite, was zugegeben werden muss: Bolte ist kein Scharlatan und kein Betrüger. Er besitzt hochgradige mediale Fähigkeiten, aber es sind eben mediale, dämonische und keine charismatischen Kräfte.

Aufschlussreich für den Charakter der Pendelforschung sind die Querverbindungen. Die medialen Bereiche haben alle untereinander „Metastasen“ wie der fortgeschrittene Krebs. So schreibt Bolte auf S. 9: „In dem kommenden geistigen Zeitalter wird es auch eine neue Medizin geben! Eine Medizin, die aus diesem Geisteserlebnis geboren wird. Pendelforschung und Heilmagnetismus werden dann im Kreise der Ärzte große Bedeutung bekommen.“ Auf S. 11 stellt der Autor fest: „Die Pendelkunde ist überhaupt erst der Schlüssel zu der ungemein komplizierten Homöopathie.“ Pendelforschung – Heilmagnetismus – Homöopathie ist die Querverbindung auf medialer Basis. Der Ausgangspunkt der Pendelpraxis Boltes ist die Annahme einer Strahlung, die von organischen und anorganischen Stoffen ausgeht.

Freiherr von Reichenbach nannte diese Strahlung Od. Der germanische Gott Odin oder Wotan soll bei dieser Wortbildung Pate gestanden haben. Die Chinesen nannten es Chi, das bei der Akupunktur eine Rolle spielt. Diese Odstrahlung wird auch als Ursache der Aurabildung angesehen. Der russische Elektronik-Ingenieur Kirlian hat versucht, mit einer Hochfrequenztechnik die Aura zu fotografieren.

Aus dieser angenommenen Emanation aller Stoffe hat sich die Praxis aller Radiästheten entwickelt. Bolte schreibt dazu S. 27: „Die Pendelkunde ist zunächst Erforschung der geheimen, unbekannten Strahlen! Das sind in erster Linie Od-Strahlen, biologische Strahlen, die der heutigen Physik und Medizin dummerweise noch nicht bekannt sind, obwohl sie in der gesamten Natur eine geradezu ausschlaggebende Rolle spielen, vielleicht noch mehr als die Elektrizität, die der Blitz enthält oder die wir in Drähten leiten … Der Pendel zeigt einem das Wesen der Krankheit, das, wo sie hergekommen ist: sie kam aus den gestörten Strahlungsverhältnissen.“

Eigentlich muss man Bolte dankbar sein, dass er ausführlich über seine Pendelforschung spricht. Dadurch macht er es dem Beurteiler leicht, das Wesen der Pendelreaktionen zu erkennen. Auf S. 29 schreibt Bolte: „Eine zweite ebenso harte Tatsache ist oben auch schon angedeutet: das Vorhandensein einer jenseitigen Welt. Jenseitige können den Pendel auch beeinflussen. Denn Od ist eine Zwischenmaterie zwischen der Materiewelt und der Astralwelt, in der die Jenseitigen der Zwischenstufen leben. Mit dem Od spielen sich auch alle die Phänomene des Spiritismus ab, Tischklopfen, mediales Schreiben, Materialisationen und anderes. Somit ist also der Pendel in gewisser Weise auch ein gefährliches Instrument … Der Pendler muss also auch die Gesetze und Gefahren des Mediumismus kennen. Er könnte sonst unter Umständen sogar verrückt werden.“

Ich bin Bolte dankbar für diese offene Sprache. Er nimmt mir die Arbeit ab, solche Nachweise zu bringen, wenn er als hochqualifizierter Pendler selbst die Zusammenhänge mit dem Spiritismus aufzeigt. Eigentlich könnte man hier dieses Kapitel abschließen. Aber es ist wichtig, dass wir auch in die Praxis des Pendlers hineinschauen. Der Pendel dient dazu, Wasseradern, Öllager, Erzvorkommen, überhaupt alle Bodenschätze und Bodenbeschaffenheiten aufzuspüren. Bolte sagt auf S. 7: „Mit dem Pendel konnte ich die Kupfervorkommen auf der bloßen Landkarte nach Lage, Tiefe und Mächtigkeit regelrecht ablesen.“

Mit dem Pendel kann auf einem Foto der Charakter, ja sogar alle Lebensdaten der dargestellten Person festgestellt werden. Mit dem Pendel kann man auf einem anatomischen Atlas die Krankheiten eines Patienten erkennen, wenn man mit der rechten Hand den Pendel führt und die linke auf den Kranken legt. Der Pendel ist auch zuverlässig bei archäologischen Funden. Das Alter kann exakt ergründet werden. Durch den Pendel kann unser eigenes Unterbewusstsein oder das anderer Menschen zum Sprechen gebracht werden. Der Pendel erschließt Vergangenheit und auch Zukunft. Mir ist das auch zweimal in der Seelsorge begegnet, dass hochmediale Pendler 18 Monate vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges das exakte Datum auf dem Buchstabier- und Zahlenbrett (Ouijaboard) voraussagen konnten. Der Arzt, der das Schlusswort zu diesem Buch geschrieben hat, ist einer dieser beiden Pendler. Der geübte Pendler, der langjährige Erfahrung hat, kann nicht nur Strahlen fühlen, nachweisen, messen und deuten, sondern auch Strahlen aussenden und damit heilen. Das ist das Problem der geistigen Heilung. Es gibt Fernmutungen und Fernheilungen, also den passiven und den aktiven Vorgang auf Distanz. Immer wieder stieß ich in Boltes Buch auf Aussagen, die mir aus der Seelsorge geläufig sind. So schreibt er auf Seite 38:
 „Man soll nicht mit dem Pendel nach Dingen fragen, zu denen unser Geist gar keinen Kontakt haben kann. Was ist die Folge? Es schalten sich sofort niedere Jenseitige ein, die uns ständig umgeben in dieser Welt der Verführungen und Prüfungen. Wenn sie sehen, dass jemand medial ist und seine Medialität anwenden will, dann sind sie da und versuchen aus dem Betreffenden ihr Medium zu machen, also diesen Betreffenden zu missbrauchen.“

Abgesehen davon, dass ich die ganze Pendelpraxis total ablehne, stehen hier Sätze, die meiner eigenen Beobachtung entsprechen. Wer seine Medialität erkennt und anwenden will, wird Operationsbasis der Dämonen. Das sagt also nicht ein Pietist oder Evangelikaler, sondern ein erfahrener Pendler.


9. Umkehrung der medialen Kräfte

Professor E. Liek berichtete in seinem Buch „Das Wunder in der Heilkunde“ auf S. 141 von dem englischen Arzt Wright, der von Jugend an kraft seines Willens Nesselsucht an Armen und Beinen hervorrufen konnte. Liek fährt fort: „Was vom Gesunden gilt, das gilt natürlich viel mehr vom Kranken. Bekannt ist z.B., dass Diabetiker auf jede stärkere seelische Erregung mit größerer Zuckerausscheidung antworten.“ Mir ist dieses Phänomen aus der eigenen Familie bekannt. Meine Mutter war über 30 Jahre lang zuckerkrank und spritzte sich täglich zweimal Insulin. Wenn irgend jemand oder irgend etwas sie aufregte, bekam sie einen höheren Blutzuckerspiegel.

Liek wies in seinem Buch ferner auf den Arzt Brünnemann hin, der in Hypnose Ekzeme, Schuppenflechte, Furunkulose und hartnäckige Geschwüre hervorrufen konnte. Die Umkehr der heilenden Kräfte in eine gesundheitsschädigende Macht ist ein Zeichen der Magie. In der Bibel kennen wir solche Vorgänge als einen vollmächtigen Gerichtsvollzug durch einen Gottesmann. In 2. Könige 5 wird die Heilung Naemans vom Aussatz berichtet. In der gleichen Geschichte hören wir, dass der Prophet Elisa seinem geldgierigen Diener Gehasi fluchte: „So soll nun der Aussatz Naemans an dir haften und an deinem Samen ewiglich! Da ging er von ihm hinaus, aussätzig wie Schnee.“ (2. Könige 5, 27)

Wir haben in diesem Bericht den Vorgang der göttlichen Heilung und die Umkehrung gegen Gehasi. Die Bestrafung mit Aussatz finden wir auch in 4. Mose 12 in dem Bericht von der murrenden Mirjam. Sie wurde durch ein Gericht Gottes aussätzig. Auf das Gebet von Mose hin wurde sie wieder geheilt. Beide Geschichten liegen in entgegengesetzter Folge: Bei Mirjam die Strafe Gottes durch Aussatz und die Heilung nach dem Gebet von Mose. Bei Elisa zuerst die Heilung durch Gottes Tat und danach das Gericht durch den Aussatz an Gehasi. Diese Geschichten zeigen, dass es auch auf biblischer Ebene eine Umkehrung der Kräfte gibt. Natürlich haben die biblischen Vorgänge nichts mit der Magie zu tun. Biblische Ereignisse liegen im göttlichen Machtbereich. Die magischen Vorgänge sind Operationen im Machtbereich Satans.

B 82 In der Seelsorge sind mir viele Umkehrungen der medialen Heilkräfte bekannt geworden. Ein schwerwiegendes Erlebnis, in das ich mich einschaltete, hatte ich in Zürich im Zusammenhang mit einer Evangelisation in der Bethelkapelle. Eine Frau kam zur Seelsorge, die als Medium zu einer spiritistisch-magischen Gruppe in Zürich gehörte, die das Heilen und das Krankmachen praktizierte. Damals war das Buch von Pfarrer Lüscher herausgekommen „Im Bannkreis des Aberglaubens“. Lüscher hatte in dem Buch die Spiritisten angegriffen, darum sannen die Spiritisten auf Rache. Es waren 20 Mitglieder dieses Zirkels, die sich in Séancen vereinigten, um Lüscher „kaputtzumachen“, wie sie sich ausdrückten. Es gelang ihnen nicht, Lüscher zu töten, aber sie legten ihn für einige Monate lahm. Lüscher hat einen Nervenzusammenbruch erlitten und war 3 ½  Monate nicht arbeitsfähig. Als ich durch die Seelsorge von diesem Vorfall gehört hatte, suchte ich Pfarrer Lüscher in Schaffhausen auf und besprach mit ihm die Möglichkeit, sich in Zukunft zu schützen.

Bei solchen Kämpfen zeigt es sich, dass Satan eine Großmacht ist. Es ist nicht damit getan, dass man sich nur formelhaft unter den Schutz Jesu Christi stellt. Mit einem billigen Christsein kommt man nicht durch. Bei diesen Gedankengängen werde ich jeweils an das Erlebnis eines meiner Freunde erinnert. Es handelt sich um Werner Ambühl, einen der Gründer der Telefonseelsorge in St. Gallen. Er gab mir die Erlaubnis, seine Geschichte zu veröffentlichen.

B 83 Als Ambühl noch in der Telefonseelsorge tätig war, erhielt er einen Anruf von einem Zahnarzt, der ihn fragte: „Herr Ambühl, haben Sie gestern nacht etwas gespürt?“ – „Nein“, erwiderte der Angerufene. Der Gesprächspartner hängte aber ohne Antwort zu geben ein. Der Anruf des Zahnarztes erfolgte an einigen Tagen immer mit der gleichen Frage. Beim letzten Anruf sagte der Arzt: „Wenn es durchaus nichts wirkt, dann muss ich die Konsequenzen ziehen.“ Einige Tage später stand in der Zeitung, dass der Zahnarzt Selbstmord begangen hatte.
Im Zusammenhang mit der Todesmagie sind mir mehrere solcher Beispiele bekannt geworden. Der Erfolg der Todesmagie hängt von dem geistlichen Stand des Opfers ab. Auf Neuguinea und auch auf anderen Missionsgebieten sagten mir ehemalige Zauberer, dass die Todesmagie an Ungläubigen wirke, aber nicht bei wiedergeborenen Kindern Gottes, da sie den Heiligen Geist als ihren „Schutzschild“ haben. Das hörte ich in Ilahita, Neuguinea, durch den ehemaligen Todesmagier Daniel, ein andermal hörte ich es in Soe (Timor), ein drittes Mal in Haiti durch Missionar Toirac, der von der Queen of Darkness (Königin der Finsternis) informiert worden war. In der Magie kann jede Kraft in ihre Umkehrung gewandelt werden: Es gibt also:
Heilungszauber und Krankheitszauber
 – Liebeszauber und Hasszauber
 – Bannen und Lösen
 – Angriffszauber und Abwehrzauber
 – Fruchtbarkeitszauber und Frigiditätszauber
 – Magischer Glückszauber und Verfluchungen, Verwünschungen

Es gibt noch andere ausgefallene Formen. Die letzten Dinge meiner seelsorgerlichen Erfahrungen gebe ich in meinen Büchern sehr ungern preis, weil ihr Bericht nicht nur auf Unverständnis stoßen, sondern sogar Verwirrung stiften kann.

B 84 Zunächst ein Beispiel aus Nürnberg, wo ich vor Jahren einige Evangelisationen hatte. Eine Frau, 46 Jahre alt, berichtete in der Seelsorge folgendes. Ihre Schwägerin besitzt das 6./7. Buch Moses, mit dem sie Krankheiten heilt oder auch ihren Feinden anhängt. Sie ist Spezialistin dafür, ihren Feinden Ungeziefer anzuhängen. Sie erklärte, sie hätte durch ihre Schwägerin jahrelang entsetzlich mit Läusen zu tun gehabt. Trotz aller medizinischen Behandlung sei sie der Läuse nicht Herr geworden. Als sie eines Tages ihr Leben Jesus Christus auslieferte und sich ganz unter den Schutz Jesu stellte, waren die Läuse schlagartig weg.

Das Phänomen, dass durch Magie und Zauberei Ungeziefer entstehen kann, ist bereits bei den ägyptischen Zauberern in 2. Mose 6-8 bekannt. In der Seelsorge wird das einem im Zusammenhang mit der Schwarzen Magie manches mal gebeichtet.

B 85 Im Blick auf die Umkehrung der Heilkräfte hatte ich schon mehrfach Auseinandersetzungen mit Anhängern der Christlichen Wissenschaft (Christian Science), die ein Kind der Freimaurerei ist. Diese unter religiöser Flagge laufende Bewegung hat okkulten Charakter. Man darf nur einmal die Lebensgeschichte von Mary Baker Eddy betrachten und ihr Hauptwerk „Science and Health“ lesen. Es gibt in dieser Bewegung mediale Heilungen, auch Fernheilungen und ihre Umkehrung. Mehrmals wurde mir in der Seelsorge berichtet, dass die praktizierenden Ausüber – so heißen die Boten der Christlichen Wissenschaft – ihre Kräfte für Kranke einsetzen und auch gewisse Erfolge erzielen. Wenn aber Mitglieder der Bewegung austreten, dann setzen sie gelegentlich ihre Kräfte auch im Gegensinn ein.

So berichtete mir eine Frau, die einige Jahre zur Bewegung gehört hatte und austrat, dass sie bedroht wurde und nach dem Austritt Ekzeme am ganzen Körper erhielt. In dem Buch von M. B. Eddy „Miscellaneous Writings” (Vermischte Schriften) ist die Frage nach der Umkehrung der Heilkräfte behandelt. M. B. Eddy nennt die Umkehrung „Malpraxis“. Sie schreibt dazu: „Was verstehen Sie unter mentaler Malpraxis? – Malpraxis bedeutet, gedanklich so zu wirken, dass dadurch das Glück eines Menschen verhängnisvoll angegriffen, dass er sittlich, körperlich, oder geistig geschädigt werden kann … Dies ist nicht der Gebrauch, sondern der Missbrauch der Gedankenbehandlung, es ist mentale Malpraxis.“

Selbstverständlich heißt M. B. Eddy die Malpraxis nicht gut, sondern verwirft sie. Es liegen mir aber genug Beispiele vor, dass diese Grenzen überschritten werden.

B 86 Ein möglicher oder wahrscheinlicher Hinweis dazu ist folgender Bericht. Ein Akademiker war lange Zeit Mitglied der Christlichen Wissenschaft. Nach und nach erkannte er den Ungeist dieser Bewegung, und er entschloss sich auszutreten. Der Ausüber drohte ihm darauf: „Das werden Sie zu bereuen haben.“ Trotzdem vollzog der Akademiker die Trennung. Es stellten sich aber hinterher viele Störungen ein. Er litt unter furchtbaren Kopfschmerzen, Schlaflosigkeit, hatte oft ein Flimmern vor den Augen und Bewusstseinstrübungen. Auch im Geschäft erlebte er viel Unglück. Die Drohung hatte sich also erfüllt.

Nicht nur manche Ausüber, auch viele Spruchheiler beherrschen den umgekehrten Besprechungsvorgang. Dazu ein Beispiel aus meiner Seelsorge.

B 87 Ein Fabrikant aus dem Ruhrgebiet berichtete mir folgende Begebenheit aus seinem Leben. In seiner Heimat war es ein vielgepflegter Brauch, dass junge Leute vor der Musterung zu einem Besprecher gingen. Der Besprecher hatte die Aufgabe, die jungen Männer durch einen Besprechungsakt krank zu machen, damit sie um die Ableistung ihrer militärischen Dienstpflicht herumkamen. Das Besprechen funktionierte tadellos. Der Vater des berichtenden Fabrikanten ging mit seinem Sohn ebenfalls zu diesem Besprecher. Als der Besprecher den frischen, gesunden jungen Mann sah, erklärte er: „Der ist mir zu schade.“ Ein Jahr darauf fand dieser junge Mann während seiner Militärdienstzeit den Weg zu Jesus Christus. Der Fabrikant beschloss seinen Bericht mit dem Bekenntnis: „Ich sehe heute die Erklärung jenes Besprechers als eine Auswirkung der vorlaufenden Gnade Gottes an. Wäre ich damals besprochen worden, so hätte ich hinterher den Weg zu Jesus Christus kaum noch finden können, denn der Besprechungsakt ist nach meiner Meinung ein furchtbares Glaubenshindernis.“

Dr. Rudolph hat in seinem schon mehrfach erwähnten Buch, in dem er sich für die Spruchheiler einsetzt, dennoch darauf hingewiesen, dass die Heiler ihre Kräfte auch ins Gegenteil verkehren können. Er spricht auf S. 164 vom Schadzauber, er erwähnt auch die Blockierung des Urinflusses, das sogenannte „Wasserabstellen“ (S. 35) und die schmerzhafte Diebesbannung. Besprecher können also nicht nur mediale Heilkräfte übertragen, sondern auch krankmachende Vorgänge auslösen.

Wir stehen hier nicht nur vor der Umkehrung der heilenden in krankmachende Kräfte, sondern vor dem weiten Gebiet der Abwehrmagie. Ich habe ganze Ringbücher voll mit solchen Fällen, die ich bei meinen Missionsreisen als Originalberichte aufgenommen habe. Es folgen dazu einige Beispiele.

B 88 Eine Frau, 50 Jahre alt, berichtete in der Seelsorge, dass sie nachts von unsichtbaren Mächten geschlagen würde. Sie kann sich diese Dinge nicht vorstellen. Dann erfuhr sie, dass eine Hausbewohnerin das 6./7. Buch Moses und den „Geistlichen Schild“ besitzen würde. Diese Hausbewohnerin treibt Schwarze Kunst. Die geplagte Frau war schon bei Besprechern, um einen Abwehrzauber gegen die Belästigungen der Schwarzmagierin zu erfahren. Ihr letzter Rat war, wenn das alles nicht helfen würde, sollte sie die Kapuziner aufsuchen, die wären in der Abwehrmagie am stärksten.

Eine Frau schrieb mir über nächtliche Plagegeister und ihre Methode, sie abzuwehren.

B 89 „Sehr geehrter Herr Dr. Koch, ich war ein Kind von etwa sieben Jahren, als meine Eltern und meine drei Geschwister jede Nacht geplagt wurden. Entweder flog etwas gegen unsere Schlafzimmertür, oder es rollte etwas Schweres den langen Gang entlang. Auch hatten wir Kinder ein Roulette-Spiel mit Kugeln. So kam es vor, dass die Kugeln darin laut umherrollten. Dann sagte einmal jemand zur Mutter, sie könne diesem Tun gut abhelfen. Wir sollten nur des Nachts punkt 24 Uhr in den drei höchsten Namen einen Mannshut nehmen, einen Spruch sagen und mit einem Stecken drauflosschlagen. Das hatten wir alle dann getan. Am anderen Morgen kam ein alter Mann zu uns und bat aufzuhören, auf ihn des Nachts loszuschlagen. Er wäre über und über voller Beulen und hatte ein geschwollenes Gesicht. Er sagte, dass er uns wohl ein wenig geplagt hätte, aber es sei ja nur ein ,Schrätteli‘. Nun haben wir uns aber alle schuldig gemacht, indem wir ja mit Gleichem vergolten haben. Damals wussten wir wohl nicht, was wir damit anstellten. Aber der Fluch muss von daher wohl auch auf uns liegen. Wenn ich auch nur ein Kind war und von nichts wusste, möchte ich doch auch von dieser Schuld los werden. Meine Mutter ist vor zwei Jahren als gläubige Frau gestorben. Ob sie diese Begebenheit auch einmal bekannt hat, weiß ich nicht. Mir kam diese Begebenheit erst zum Bewusstsein, als ich Ihre Vorträge hörte. Bitte beten Sie auch für mich, dass ich von dieser Schuld los werde.“
Der Ausdruck „Schrätteli“ ist die im Schweizer Dialekt übliche Verkleinerungsform von Waldschrat. Man versteht darunter einen Waldgeist, Waldteufel, Plagegeist. In Jesaja 13, 21 und Jesaja 34, 14 wird von Feldgeistern und Kobolden geredet. In diese dämonische Familie der Feld- und Waldgeister gehört der Waldschrat. Der alte Zauberer bekennt also, dass er dieser Familie einen niederen Plagegeist ins Haus geschickt hat. In meinem Buch „Besessenheit und Exorzismus“ habe ich ab Seite 71 über die verschiedenen Dämonen berichtet, die in der Bibel genannt sind.

Natürlich weiß ich, dass es für die meisten Tiefenpsychologen und nahezu für alle modernen Theologen keine Dämonen gibt, sondern nur ein allwissendes, allmächtiges Unterbewusstsein. Vier Zeugen verbürgen sich für die Wahrheit dieses Berichtes: Eine Ärztin, ein Pfarrer und seine Frau sowie die Hausgehilfin der Pfarrfamilie.

B 90 Pfarrer Karle vom Pfarramt der Christuskirche in Mannheim suchte mich eines Tages zusammen mit seiner Frau auf. Sie berichteten mir folgendes. Ihre Hausgehilfin, Fräulein S., hatte Kontakt mit einer Rauschgiftsüchtigen, die anhand des 6./7. Buch Moses allerlei Experimente, auch Heilungsversuche, durchführte. Die Rauschgiftsüchtige sandte ihrer Bekannten, der Haustochter von Familie Karle, dieses Teufelsbuch, um sie damit zur Magie zu verführen. Die Empfängerin las einiges in dem Buch. Es wurde ihr dabei so unheimlich, dass sie sich des Buches entledigen wollte. Sie warf es in den Rhein. Als die Absenderin des Teufelsbuches, Iris mit Namen, davon hörte, war sie zornig und erklärte ihrem Opfer: „Ich werde dafür sorgen, dass du dich auch in den Rhein wirfst.“ Die Haustochter berichtete alles Pfarrer Karle und suchte seinen Rat und Hilfe. Pfarrer Karle wandte sich daraufhin an die Ärztin der Iris, die sich in einer Entwöhnungsanstalt für Rauschgiftsüchtige befand. Die Ärztin hielt es für unwahr, dass man mit dem 6./7. Buch Moses solchen Unfug treiben könne. Sie erklärte das für Aberglauben, der eventuell durch Suggestion wirken könne. Dabei blieb es aber nicht. Alle Beteiligten erhielten in der Folgezeit einen Beweis für die Gefährlichkeit der Verfolgungsmagie.

Die Ärztin benutzte die Abhörvorrichtung der Anstalt und belauschte ein Gespräch der Iris mit den anderen Anstaltsinsassen. Iris erklärte: „Die hat mein Buch in den Rhein geworfen, die mache ich kaputt. Am nächsten Montag um 20 Uhr steigt der Coup.“ Die Ärztin verständigte Pfarrer Karle. Pfarrer Karle informierte das Opfer, Fräulein S., nicht von dem geplanten Angriff. Sie wollten vermeiden, dass eine Suggestion erfolgte. Da er als Pfarrer noch nie eine derartige Seelsorge gehabt hatte, war es für ihn eine wertvolle Information und Instruktion zu sehen, ob Zauberei objektiv wirksam sei.

An dem angekündigten Montagabend 20 Uhr saßen Pfarrer Karle und seine Frau mit der Hausgehilfin zusammen. Um 20 Uhr wurde Fräulein S. bleich, fing an unruhig zu werden und zu zittern. Der Pfarrer wollte daraufhin beten. Die Angegriffene konnte aber nicht die Hände zusammenlegen. Ihre Knie zitterten. Es kam eine Todesangst über das Opfer. Durch das Gebet der beiden Pfarrersleute wurde der Angriff abgewehrt. Die „Todeskandidatin“ wurde wieder ruhig. Danach rief Pfarrer Karle die Ärztin an und sagte, dass der Angriff funktioniert hätte. Die Ärztin ihrerseits hatte etwas Interessantes zu berichten. In der fraglichen Zeit saß sie in der Anstalt bei Iris, die um 20 Uhr in Trance lag und auf die Anrede der Ärztin nicht reagierte. Auf ein Kneifen gab Iris auch keine Reaktion. Iris kam nach einer Stunde wieder aus der Trance. Als sie erfuhr, dass ihr Angriff abgeschlagen worden war, wurde sie wütend und plante acht Tage später einen zweiten Angriff. In der Zwischenzeit suchte mich Pfarrer Karle auf, und wir sprachen die geistliche Lage durch. Pfarrer Karle wollte vor dem zweiten Angriff beten und fasten. Über das Ergebnis erfuhr ich zunächst nichts, da ich für einige Monate zu einer Vortragstour nach den Vereinigten Staaten abreiste. Etwa ein halbes Jahr später wurde ich in einem kurzen Telefongespräch informiert, dass auch der zweite Angriff geistlich abgewehrt werden konnte.
Eine geistliche Abwehr darf nicht mit der Abwehrmagie verwechselt werden.  „… denn die Waffen unseres Kampfes sind nicht fleischlich, sondern mächtig durch Gott zur Zerstörung von Festungen, …“ 2. Korinther 10, 4.

B 91 Das letzte Beispiel dieses Kapitels zeigt ein doppeltes Problem: Eine Pfarrfrau begleitete aus Neugierde ein krankes Gemeindeglied zu einem Besprecher. Sie saß betend im Wartezimmer, während der Patient im Sprechzimmer des magischen Heilers weilte. Schließlich trat der Besprecher in den Warteraum und erklärte der Wartenden: „Ich kann heute an dem Mann nichts tun, es ist eine Gegenströmung da.“ Die Pfarrfrau erwiderte dem Besprecher: „Ich betete. War das vielleicht der Einfluß, den sie spürten?“ Der Besprecher wurde daraufhin furchtbar wild und drohte ihr mit den Worten: „Das müssen Sie büßen!“ Auf der Heimfahrt berichtete der magisch behandelte Patient der Pfarrfrau von der seltsamen Therapie des magischen Heilers. Er erklärte, der Mann hätte mehrmals das magische Besprechen versucht, bis er schließlich schweißtriefend aufhörte und behauptete, es wäre eine Abwehrkraft da. Sofort nach der Ankunft der Pfarrfrau in ihrer Wohnung verspürte sie merkwürdige Anfechtungen und wurde am gleichen Tag noch schwermütig. Fünf Monate hielten die Depressionen an. Dem magisch behandelten Gemeindeglied tat das sehr leid, weil die Pfarrfrau sich seiner in der Krankheitszeit immer so herzlich angenommen hatte. Er erzählte das ganze seltsame Erlebnis mit dem magischen Besprecher einem mir bekannten Evangelisten. Der Evangelist klärte den magisch behandelten Mann über diese Dinge auf und bildete für die schwermütige Pfarrfrau einen Gebetskreis. Es dauerte nur einige Tage, da war die Frau von ihrer Schwermut restlos befreit.

Bei diesem Erlebnis wird folgendes deutlich. Der Spruchheiler wurde durch das Gebet in seiner magischen Tätigkeit gestoppt – also ein „Stopperlebnis“. Zum andern wird der Racheakt des Spruchheilers gezeigt. Er kehrte seine Heilkräfte um und machte die Pfarrfrau krank, deren geistliche Kraft, durch den Heiligen Geist, der magischen Kraft des Heilers entgegenwirkte.

10. Die Auswirkungen

Zur Einleitung in das umfangreiche Gebiet der Auswirkungen soll zunächst ein Brief wiederholt werden, den mir vor mehr als 20 Jahren Dekan Knoch zugesandt hat. Er schrieb:
B 92 „Lieber Amtsbruder, vor einigen Jahren hatte ich schon einmal einen Schriftwechsel mit Ihnen auf Grund Ihres Buches ,Seelsorge und Okkultismus‘. Damals war ich noch in Geislingen a. d. Stg.. Seit etwa über zwei Jahren bin ich im Ruhestand und wohne jetzt hier in Frommern. Ich habe den Seelsorgedienst am Kreiskrankenhaus in Balingen übernommen und bemühte mich darum, auch die Krankenschwestern in die Seelsorge einzubeziehen. Dabei wurde ich sehr rasch dazu geführt, Frageabende zu halten. Heute bat mich die Lehrschwester um ein Gespräch.
In demselben berichtete sie mir von einer jungen Lernschwester. Dieselbe hatte schon zwei Selbstmordversuche unternommen, war dann ein halbes Jahr in psychotherapeutischer Behandlung im „Christophsbad“ bei Göppingen. Danach hatte sie dringend um Aufnahme als Lernschwester gebeten. So ist sie nun seit einigen Monaten in Balingen. Dort hat sie inzwischen schon wieder einmal Schlaftabletten genommen. Doch kam in dem Gespräch mit der Lehrschwester und mit anderen Schülerinnen heraus, dass sie drei Amulette hat, dass sie Besprechen, Kartenlegen und wohl auch anderes getrieben hat; man müsse das doch alles einmal kennen lernen! Nach dem 1 ½ Stunden dauernden Gespräch mit der Lehrschwester scheint mir ganz klar zu sein, dass die psychotherapeutische Behandlung falsch – übrigens auch ergebnislos – war, weil okkulte Behaftung vorliegt.
Nun hoffe ich, diese Lernschwester auch persönlich kennen lernen zu können und allmählich dazu zu bringen, dass sie den Willen bekommt, von ihren Bindungen frei zu werden. Bis jetzt hat sie noch alles abgelehnt, was in dieser Richtung ging. Doch wäre ich Ihnen nun dankbar, wenn Sie mir jemanden nennen könnten, der das Charisma hat, den hier erforderlichen Kampf aufzunehmen, und zu dem ich die Betreffende schicken kann, wenn sie so weit ist, dass sie frei werden will. Bis dahin habe ich mit der Lehrschwester vereinbart, dass wir in dringender Fürbitte für sie einstehen wollen – mehr läßt sich wohl vorerst nicht tun. Ich selbst weiß mich nicht zu diesem Dienst berufen. Seit zwei Jahren habe ich zwar den Dienst an Schwermütigen in besonderer Weise aufgenommen; aber an okkult Behaftete würde ich mich bis jetzt nicht heranwagen.“

Das ist ein Stück aus dem Brief des Dekans, der zeigt, was sich diese Lernschwester mit ihren okkulten Praktiken alles geholt hat. Dieses Beispiel wirft einige Fragen auf, die nicht alle in ihren Einzelheiten behandelt werden können. Wie üblich, wird der Psychiater sagen: „Hier sind Ursache und Wirkung vertauscht. Weil die Lernschwester eine anomale seelische Struktur aufwies, hat sie sich mit all diesen abergläubischen Künsten eingelassen.“
Diese Beurteilung stimmt in vielen Fällen, aber bei Tausenden von Erlebnissen trifft sie nicht zu. Wie kommt es denn, dass praktische Ärzte, Psychiater, Psychologen, Theologen sich besprechen lassen oder es aktiv betreiben? Oder sie sind regelmäßig Besucher spiritistischer Séancen. Man kann nicht mit einer billigen Ausrede alle ernsthaften Zusammenhänge entkräften.
Ein zweites Problem dieses Beispiels ist der Hinweis des Dekans, dass die psychotherapeutische Behandlung, die ein halbes Jahr dauerte, keine Heilung herbeigeführt hatte. Ich kann hier in dem praktischen zweiten Teil des Buches nicht die psychologischen Zusammenhänge behandeln. Zwei Punkte seien aber kurz erwähnt.
Die Psychotherapie kennt die Traumabildung durch Verdrängungen vom Bewusstsein in das Unbewusste. Diese Traumata können durch den Vorgang des Bewusstmachens abgebaut werden. Die Verdrängungen in den unteren Quadranten des psycho-organischen Kreislaufs mit der Bildung von Engrammen (engrapho = griechisch hineinschreiben, einprägen, eingravieren) sind in der Psychotherapie noch nicht bekannt oder wenigstens nicht wissenschaftlich oder therapeutisch angegangen worden. Verständlich ausgedrückt heißt das: Mediale Heilungen bilden auf dem Weg vom organischen Bereich über das organische Unbewusste im Unterbewusstsein Engramme, d. h. Einprägungen, Festlegungen, Blockierungen, Eingravierungen, die von der Psychotherapie noch nicht erkannt und behandelt werden. Dass man diesen Engrammen, Festlegungen, geistlichen Blockaden aber durch vollmächtige Seelsorge beikommen kann, kennzeichnet den antigöttlichen Charakter dieser magisch geprägten Engramme.
Das bedeutet, dass bei dem Abbau der medial verursachten Blockierungen jede Wissenschaft, sei es Psychiatrie, Psychotherapie, Psychologie oder Theologie am Ende ihrer Möglichkeiten ist. Hier hilft nur einer, von dem es in Johannes 8, 36 heißt: „Wenn euch nun der Sohn frei machen wird, so seid ihr wirklich frei!“ Die Theologie ist bewusst miteingeschlossen; denn der nur wissenschaftliche Theologe ohne das Leben aus Gott ist geistlich auch „eine taube Nuß“. Andererseits kann der Mediziner oder Psychologe helfend eingreifen, wenn sie Jünger Jesu Christi sind. Eine gute Lösung ist natürlich, wenn der Theologe zugleich ein Nachfolger Jesu Christi ist.

Zum Thema Auswirkungen stehen mir – ohne jede Übertreibung – Tausende von Beispielen aus der Seelsorge zur Verfügung. Natürlich gibt es verschiedene Fehlerquellen, die ohne Hemmungen genannt werden sollen.

a. Die negative Auslese. Zum Seelsorger kommen nur solche medial belastete Menschen, die eine negative Auswirkung spüren. Wer keine seelischen Belastungen verspürt, fühlt sich nicht gedrungen, einen Seelsorger aufzusuchen. Einschränkend muss hier wiederholt werden, dass die Auswirkungen der magisch geprägten Eingravierungen sich erst dann zeigen, wenn der Belastete sich für Jesus Christus entscheiden will. Vorher „fühlt er sich in seiner Haut wohl“.
Es gibt also sehr viel mehr okkult Belastete, ohne dass sie es wissen. Ob es unter den medial Geheilten auch solche gibt, die keine negativen seelischen Auswirkungen haben, entzieht sich meiner Kenntnis. Ich halte es aber grundsätzlich für möglich. Auf jeden Fall ist aber die Tatsache von Zaubereisünden ein Greuel vor Gott und Schuld, um deren Vergebung man bitten sollte, wenn man sich nicht unter den Zorn Gottes stellen will.

b. Eine verhängnisvolle Fehlerquelle ist die Verwechslung einer Gemütskrankheit mit einer okkulten Belastung. Hier werden in der Seelsorge furchtbare Fehler begangen, wenn man kranke Menschen einfach als okkult belastet bezeichnet. Eine Ideallösung ist, wenn ein gläubiger Seelsorger zugleich Psychiater wäre. Ein Lossagegebet und Gebieten im Namen Jesu Christi ist bei einem Gemütskranken nicht nur nutzlos, sondern kann sogar zu einem vom Seelsorger induzierten Gefühl der Belastung führen.

c. Ein Warnsignal in dieser speziellen Seelsorge ist die Tatsache, dass manche Seelsorger seelsorgerlichen Zwangsvorstellungen verfallen, wenn sie keiner Korrektur mehr zugänglich sind. Wer es jahrzehntelang mit okkult Belasteten zu tun hat, kann zuletzt alle Seelsorge nur unter diesem Gesichtspunkt sehen. Eine solche Haltung führt in eine okkulte Neurose hinein und bringt den Beichtenden großen Schaden. Mir sind solche Fälle bekannt. Ich habe in anderen Büchern schon darauf hingewiesen.
Nun soll aber nach allen Absicherungen ein Paradebeispiel von großer Beweiskraft berichtet werden. Es handelt sich um einen Seelsorgefall des bekannten gläubigen Psychiaters Dr. med. A. Lechler. Wir waren viele Jahre hindurch befreundet. In meinem Buch „Belastung und Befreiung“ hat er den medizinischen Teil und ich den theologischen Teil geschrieben. Dr. Lechler hat bei der Zusammenkunft von „Arzt und Seelsorger“ am 07.05.1949 in der Hohe Mark einen Vortrag über „Dämonie und Psychopathie“ gehalten. Er gab mir eine Kopie und Veröffentlichungsrecht. Es soll hier das Wesentliche aus seinen Darbietungen wiedergegeben werden. Am liebsten würde ich den ganzen Vortrag hier abdrucken, doch seine Länge hindert die ganze Aufnahme. Lechler hat in einer seiner  Veröffentlichungen dieses Thema wiederholt.

B 93 Dr. Lechler führte aus: „Ich gehe von einer Beobachtung aus. Vor einiger Zeit befand sich hier eine 40 Jahre alte ledige Patientin, die seit drei Jahren unter Migräneanfällen litt. Wegen dieses Leidens und wegen Gemütsverstimmungen war sie in unsere Kuranstalt eingewiesen worden. Sie hatte im Alter von acht Jahren eine Hüftgelenkentzündung durchgemacht und war mit 21 Jahren an der Hüfte operiert worden. Nach der Operation blieb das Hüftgelenk steif. Die hiesige Beobachtung ergab neben der Migräne in psychischer Hinsicht eine Depression, wie sie sie schon früher gehabt hatte, die aber seit zwei Jahren in stärkerer Weise auftrat. Sie gab an, sie finde keine Ruhe mehr, oft überfalle sie eine Wut, in der sie die Bibel zerreißen möchte. Sie könne nicht mehr essen und schlafen, auch verfolge sie dauernd der Gedanke, sie müsse mit ihrem Leben Schluss machen. Mit ihrer Mutter stand sie in sehr schlechtem Verhältnis. Deren Christentum stieß sie so sehr ab, dass sie sich vornahm, niemals Christ zu werden. Sie hatte einen Abscheu vor allen gläubigen Menschen, die sie geradezu hasste. In der christlichen Gemeinschaft, die sie manchmal besuchte, widerte sie das Beten der Teilnehmer an. Vor den seelsorgerlichen Aussprachen mit dem Arzt fürchtete sie sich. Beim gemeinsamen Gebet wurde sie unruhig und versuchte wegzulaufen. Die täglichen Hausandachten gaben ihr nichts, weil sie den Ausführungen nicht folgen konnte. Zum Bibellesen hatte sie keinerlei Lust. Beten konnte sie überhaupt nicht, obwohl sie es manchmal wünschte. Sobald sie zu beten versuchte, war es ihr, als sei ihr der Hals zugeschnürt. Wenn man ihr einige Sätze vorsprach, konnte sie diese trotz ehrlichem Willen nur mit großer Mühe nachsprechen. Den Namen ,Jesus‘ konnte sie überhaupt nicht über die Lippen bringen. Wenn sie dazu aufgefordert wurde, ‚tobte‘ es in ihr. Auch Lieder, in denen der Name Jesu vorkam, konnte sie nicht singen. Den Glauben an Jesu Sühnopfer hielt sie für eine Idee der Menschen. Las man mit ihr in der Bibel, so konnte sie nicht folgen. Der Inhalt war ihr ein ‚böhmisches Dorf‘. Anschluss an andere Patientinnen suchte sie nicht. Sie sträubte sich vielmehr, mit Gläubigen zusammen zu sein.
Der Zustand der Patientin ging entschieden über eine Protestreaktion gegen ihre Mutter hinaus. Auch Zeichen von Hysterie waren nicht nachzuweisen. Die Patientin brachte alle Angaben völlig sachlich vor und machte einen durchaus nüchternen Eindruck. Ich glaube, dass es sich in diesem Falle nicht um eine Psychoneurose handelte, sondern dass eine Dämonie vorlag. Die Patientin selbst hatte das Empfinden, es liege ein Bann auf ihr. In dieser Annahme wurde ich bestärkt durch die Angabe, sie höre bei Nacht öfters Schritte sich nähern und fühle eine Gestalt auf sich zukommen, die sie am Hals drückte oder deren Hand sich auf ihre Brust legte. Sie wachte gewöhnlich an den Schritten auf und war hellwach, wenn sie die erwähnten Empfindungen hatte.“

Das ist die Aufnahme einer Krankengeschichte, von einem bekannten Psychiater durchgeführt. Hören wir noch einige Partien aus dem Vortrag von Dr. Lechler:
„Was ist als Ursache der dämonischen Bindung wie auch der Besessenheit anzusehen? Fragt man solche Menschen, die die erwähnten Merkmale an sich tragen, eingehender aus, dann findet man in der Vorgeschichte sehr häufig den Gebrauch von Zaubermitteln, wie sie bei der Schwarzen Magie angewandt werden: das Besprechen oder Besprochensein, die Sünde der Wahrsagerei oder den Besuch von Wahrsagerinnen und Kartenlegerinnen wie auch die Teilnahme an spiritistischen Sitzungen. Die Schwarze Magie ist viel häufiger als gewöhnlich angenommen wird. Auch die Benutzung des 6./7. Buch Moses gehört dazu. Dieses Buch enthält eine Menge von Vorschriften für die Zauberei wie auch Geheimnisse des Verkehrs mit der Geisterwelt und Anweisungen für Verträge mit Geistern … Sehen wir in die Bibel hinein, dann entdecken wir, dass die Heilige Schrift die Zauberei sehr gut kennt. In Apostelgeschichte 19, 19 wird sie als vorwitzige Kunst bezeichnet. An dieser Stelle ist auch von Zauberbüchern die Rede.
Die Zaubereisünden nehmen mitsamt der spiritistischen Betätigung eine Sonderstellung gegenüber anderen Sünden ein, wenn es sich dabei um eine Inanspruchnahme von Diensten Satans oder gar um einen förmlichen Vertrag mit Satan handelt. Auch davon berichtet die Schrift in Jesaja 28, 15 und 18. In der Zauberei versucht der Mensch mit Hilfe satanischer Mächte etwas zu erlangen, was Gott ihm versagt hat. Man kann sich also in der Tat dunkle Mächte dienstbar machen. Es handelt sich aber um ’lügenhafte Kräfte, Zeichen und Wunder’ (2. Thessalonicher 2, 9: „ … ihn, dessen Kommen aufgrund der Wirkung des Satans erfolgt, unter Entfaltung aller betrügerischen Kräfte, Zeichen und Wunder …“) durch die Menschen, die sich besprechen lassen, meist gesund werden. Wenn in solchen Fällen scheinbar die Hilfe Gottes angefleht wird, liegt doch eine teuflische Wirkung vor, da Gott sich zu solchem Aberglauben und einer Zauberformel keinesfalls bekennt. Der Teufel leistet nicht umsonst seine Dienste. Er kettet vielmehr die Menschen, die ihn beanspruchen, mit schwersten Fesseln an sich. Die Merkmale oben weisen darauf hin … Betrachten wir den eingangs erwähnten Fall, so war auch hier die Großmutter der Patientin Kartenlegerin. Unsere Patientin selbst war in ihrer Jugend wegen der Hüftgelenkentzündung besprochen worden, legte später auch die Karten und nahm an spiritistischen Sitzungen teil.“ – Soweit Dr. Lechler

Das sind alles Worte des Psychiaters, die ich genauso zu sagen hätte. Wie erwähnt, kann nicht der ganze Vortrag gebracht werden. Ein Unterscheidungsmerkmal – neben anderen – zur Psychopathie soll erörtert werden, weil es genau meiner eigenen Beobachtung entspricht. In Punkt 3 in seiner Unterscheidung zwischen dämonischer Bindung und Psychopathie sagt Dr. Lechler:
„Bei dämonischer Gebundenheit tritt meist eine wunderbare befreiende Wirkung ein, wenn der Mensch sich entschlossen hat, in voller Offenheit alles zu bekennen, das Absagegebet zu sprechen, seine Zauberbücher auszuliefern und sich von den Menschen zu lösen, die ihn zur Zauberei und zum Spiritismus veranlasst hatten … In dem eingangs erwähnten Fall wurde, nachdem Psychotherapie erfolglos geblieben war, schließlich nach einem offenen Bekenntnis der Patientin dem Satan geboten, sie in Ruhe zu lassen. Plötzlich wurde es ihr möglich, zu Jesus zu beten, und sie verspürte eine ganz wesentliche Erleichterung. Sie konnte bald darauf in recht guter Verfassung nach Hause zurückkehren. Wenn jedoch trotz des Absagegebets und aller Lösungen keine Befreiung eintritt, dann ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass es sich um eine Psychopathie handelt. Die kranke Anlage macht sich eben als ein kaum überwindbares Hindernis geltend.“

Diesen letzten Abschnitt Dr. Lechlers muss ich durch meine jahrzehntelange Erfahrung etwas einschränken. Wenn ein okkult belasteter oder dämonisierter Mensch in die Hände eines Seelsorgers gerät, der Teufel und Dämonen, Zauberei und Besprecherei als Ausgeburt des Mittelalters oder einer irregeführten Vernunft überlegen lächelnd ablehnt, dann tritt keine Befreiung des Belasteten ein.
Und es handelt sich dennoch nicht um eine Psychopathie.
Nur als Beispiel füge ich hinzu: Ein Modernist kann auf diesem gefährlichen Gebiet kein Seelsorger sein. … Der Apostel Paulus sagt: Geistliche Dinge wollen geistlich gerichtet sein. Mit dem allerbrillantesten Intellekt ohne Rüstzeug des Heiligen Geistes ist eine biblische Seelenführung nicht möglich.

11. Querverbindungen

Die mediale Heiltätigkeit befindet sich in Nachbarschaft zu vielen okkulten Praktiken und weist damit ihren eigenen Charakter aus. Als Kostprobe gebe ich die Partie eines Briefes, der mir von einer Christin geschrieben worden ist.

B 94 „Meine Schwester arbeitete in ihrer ersten Bürostelle in einem Verlag, der okkulte Bücher über das Pendeln, Astrologie, Horoskopstellerei, geistige und spiritistische Lebensreformen und ähnliches veröffentlichte. In ihren freien Stunden probierte sie selbst aus, was sie im Büro zu bearbeiten hatte. Sie pendelte, stellte Horoskope her und kam in Kontakt mit Menschen, die in diesem Milieu lebten. Sie wurde in spiritistische Sitzungen eingeladen, in denen das Glasrücken oder das sogenannte Gläschenschieben und die Praxis des Ouijaboard betrieben wurde. Zweimal nahm sie auch an einer Trancesitzung teil. Bei diesen spiritistischen Sitzungen erhielt sie eine Geisterbotschaft, sie solle sich wegen einer Erkrankung magnetisch bestreichen lassen. Sie folgte diesem Rat, wurde aber nicht gesund. Mit 21 Jahren hörte sie bei einer Evangelisation zum ersten Mal über Jesus Christus und die volle Erlösung durch Ihn. Als der Evangelist zur Umkehr aufforderte, wurde meine Schwester davon erfaßt. Sie machte eine Kehrtwendung um 180 Grad. Sie löste sich von den Spiritisten, beendete auch ihr Arbeitsverhältnis in dem okkulten Verlag. Was ihr der Herr Jesus zeigte, bereinigte sie. Meine Schwester wurde ihres Heils gewiß.

Ihre Bekehrung hatte ein Nachspiel. Meine Schwester lag wegen eines Unwohlseins im Bett. Da hatte sie morgens um 10 Uhr eine merkwürdige Erscheinung. Sie sah auf ihrer Bettdecke ein unheimliches Wesen. Das Gesicht war nur schattenhaft zu sehen, aber die Zähne waren klar zu erkennen. Dann hörte sie eine Stimme, die sagte: ,Ich bin gestorben und du mußt auch sterben.‘ Weiter geschah nichts. Das ängstigende Erlebnis wiederholte sich nicht.“

Das ist nur ein Stück aus dem langen Brief. Dieses Schreiben zeigt, was unter Querverbindungen gemeint ist. Die magnetische Bestreichung geschah auf Grund einer spiritistischen Geisterbotschaft. Das Milieu, das uns hier gezeigt ist, umfaßt: Pendeln, Horoskopstellerei, geistige Lebensreformen, Glasrücken, Trancesitzungen und den Mesmerschen Heilmagnetismus. Bemerkenswert ist auch die oft gemachte Beobachtung, dass nach der Bekehrung eines okkult belasteten Menschen die Macht der Finsternis noch einmal zurückschlägt.


Zu dem Mischmasch medialer und magischer Heilungen folgt auszugsweise der Brief eines Pfarrers, mit dem ich seit meiner Studentenzeit, also rund 50 Jahre, befreundet bin. Mit dem Brief erweist sich dieser Seelsorger als guter Beobachter.

B 95 „Im Schloß Lindach bei Schwäbisch Gmünd, 2 km neben dem altpietistischen Haus ,Schönblick‘, hat sich ein Dr. A. eingekauft. Er macht fabelhaft sichere Diagnosen, wo andere Ärzte jahrelang falsch dokterten. Da unser Hans ein wenig ein Dickerle ist und unser Hausarzt bei seiner überlaufenen Praxis einfach zu oberflächlich hinwischt, fuhr ich auf dringendes Anraten einer Freundin meiner Frau zu diesem Dr. A. Er hatte dieser Frau ein verstecktes Leiden glänzend richtig diagnostiziert, darum ihr großes Vertrauen zu ihm. Ich war entsetzt, als ich das Sprechzimmer sah. Hinter seinem Arbeitsplatz ein Regalschrank ohne Bücher, ein Christallturm auf ihm aufgebaut. An der Wand einen kreisrunden Spiegel eingemauert. Über dem Liegebett zu Häupten ein riesiger chinesischer Wandteppich mit zwei feurigen, stürzenden Drachen und dazwischen Geschwirrsymbole. Der Arzt ließ den Jungen auf dieses Bett sitzen. Er selbst setzte sich direkt unter die Drachen hinter den Jungen. Dann strich er nach Art der Mesmerschen Bestreichung einige Male vom Hals aus parallel der Wirbelsäule entlang und sagte dabei: ‚Ich sehe jetzt die Organe. Die Hypophyse ist etwas gedrückt, deshalb arbeitet die Niere schlecht.‘ Das dürfte wohl stimmen. Hinten im Raum befand sich ein Bücherschrank mit einer Reihe Steinerbücher – also ist er mindestens Anthroposoph. Dazu sah ich Titel wie ,Tibetanische Heilkunst‘, ‚Japanische Heilkunst‘ und weitere ostasiatische Literatur. Es kam mir alles sehr verdächtig vor, darum habe ich alles abgebrochen. Wir nahmen diese Begegnung, was wir schon vorher getan hatten, ins Gebet und baten den Herrn, etwaige Nachwirkungen auszuschalten. Zu beachten ist noch das Arztschild vor dem Eingang: Dr. A., praktischer Arzt, Biologische Heilweise.“

Das ist das wesentliche Stück des Briefes, das wieder den Heilungs-Synkretismus zeigt: anthroposophisch, tibetisch, japanisch, chinesisch, Mesmersche Bestreichung und eine mediale, hellfühlende Diagnose als Hauptstück der Behandlung. Okkulte Querverbindungen von Ostasien bis zu dem anthroposophischen Gewächs Europas.


Ein anderer Brief, wieder aus dem schwäbischen Raum, befasst sich mit den anthroposophischen Heilmitteln.

B 96 „Ich habe folgendes Anliegen an Sie. Ich bin gläubig. Seit einigen Jahren ist ein anthroposophischer Arzt unser Hausarzt. Nun sagte mir dieser Tage jemand, die anthroposophischen Arzneimittel, die in der Firma Weleda in Schwäbisch Gmünd hergestellt werden, würden unter bestimmten Mond- oder Gestirnstellungen produziert werden. Ja, sie sollen sogar bependelt sein. Stehen nun diese Arzneien unter dem Fluch der Zauberei, und ist derjenige, der sie einnimmt, ebenfalls dadurch mit Zauberei belastet? Ich bitte um eine briefliche Beantwortung meiner Fragen. Ich wäre Ihnen sehr dankbar dafür, da ich doch als Gotteskind in solchen Fragen klar sehen möchte, zumal ich auch seit einem Jahr an furchtbaren seelischen Anfechtungen leide. – Auch wäre ich noch interessiert zu erfahren, ob die Akupunktur etwas mit Zauberei zu tun hat.“

Auch in diesem Brief wie in vielen anderen treten wieder die Querverbindungen der medialen Heilkunst zutage: Anthroposophischer Arzt, anthroposophische Arzneimittel, astrologische Gesichtspunkte – Pendelei – Akupunktur und seelische Erkrankung.

Ich bin seit Jahren nach den Weledamitteln gefragt worden. Ich habe mir deshalb ein anthroposophisches Lehrbuch gekauft: „Grundlagen der Potenzierungsforschung“. In diesem Buch wird gesagt, dass die Weledamittel biorhythmisch vorbehandelt werden. In einer Vollmondnacht wird eine Substanz in 12 mal 12 Schwingungen gegen den Mond versetzt. Dadurch soll die Substanz dynamisch mit kosmischen Kräften aufgeladen werden. Das Buch „Die geheimnisvollen Kräfte des Mondes“ will den Nachweis bringen, dass der Mond auf Menschen und Tiere gewisse Einflüsse ausübt. Das ist teilweise richtig, wird aber übertrieben.
Auf Grund der Aussagen des erwähnten Buches nehme ich keine Weledamittel. Anthroposophische Ärzte, die Vertreter der Steinerschen Philosophie und Magie sind, kommen für mich sowieso nicht in Frage. Das ist meine Entscheidung, die ich aber nicht anderen Menschen aufzwingen will. Wer also, ohne es zu wissen, anthroposophische Ärzte und anthroposophische Heilmittel in Anspruch genommen hat, soll sich nicht damit abquälen. Jesus Christus kann von jeder Bindung und Belastung freimachen. Wer aber vorher um den diesbezüglichen Sachverhalt weiß, sollte keine leichtsinnige Entscheidung treffen.

Ein weiterer Brief soll auszugsweise zitiert werden, weil hier wieder neue Probleme auftauchen. Der Brief ist von einer gläubigen Schweizerin geschrieben.

B 97 „Eine zuckerkranke Frau ist zugleich einem schweren Arthritisleiden unterworfen. Fünf Jahre wurde sie ärztlich, doch ohne Erfolg, behandelt. Sie hat darum alles Vertrauen zu den Ärzten verloren und nahm daher ihre Zuflucht zur Homöopathie. Da Sie in Ihren Vorträgen erwähnt haben, dass es wenig echte Homöopathen gibt, befragten wir die kranke Frau nach der Art ihrer Behandlung durch die Homöopathin. Frau K. erzählte uns, dass die Homöopathin keine Untersuchungen und Befragung durchführte, sondern sie nur mit einem stechenden, hypnotischen Blick gemustert habe. Dann erklärte die Heilerin: ‚Sie haben eine Zyste an der rechten Niere, Sie sind außerdem zuckerkrank. Sie werden in Kürze rechtseitig gelähmt werden.‘ Die Diagnose stimmte, und die Prophezeiung erfüllte sich. Durch Massage und Elektrobehandlung wurde die Lähmung langsam beseitigt. Diese zuckerkranke Frau war auch mit ihrem fünfjährigen Kind bei dieser Homöopathin. Seltsamerweise konnte diese unheimliche Frau bei dem Kind keine Diagnose stellen. Dieses Kind hat eine gläubige Patin, die Heilsarmeeoffizierin ist. Vielleicht ist deren intensive Fürbitte der Grund, dass die Homöopathin keine Diagnose stellen konnte. Ich bat die zuckerkranke Frau, sie möchte doch einmal rundheraus die Heilerin fragen, wie sie die Krankheiten erkennen kann. Beim Befragen antwortete die Homöopathin: ‚Ich habe Röntgenaugen und erkenne alles. Diese Fähigkeit habe ich von meinem Vater übernommen, als er starb.‘ Die Patienten haben dieser Frau mit Röntgenaugen kein Honorar zu zahlen. Sie bekommen aber homöopathische Mittel und Tees, die sie sehr teuer bezahlen müssen.“

Wir stehen hier wieder vor den üblichen Querverbindungen. Hellseherische Diagnose – homöopathische Mittel – mediale Übertragung vom sterbenden Vater – Gebetsschutz für das kranke fünfjährige Kind. Die Ankündigung und das Eintreten der Lähmung kann als Erfüllungszwang angesehen werden. Manche Menschen sind für Suggestionen sehr offen.

B 98 Ein anderes Beispiel zeigt den starken Kontakt zwischen Natürlichem und Okkultem. Es handelt sich um einen Brief aus Norddeutschland, aus einer Gegend, die für Schwarze Magie bekannt ist. Eine Frau nennt sich Homöopathin. Sie hat die Fähigkeit einer hellfühlenden Diagnose. Die Krankheit ihrer Patienten geht zunächst auf sie über. Nach einiger Zeit gibt sie dann nach ihren Angaben die Krankheiten weiter an den Kosmos. Das ist aber nur eine Seite ihrer Heiltätigkeit. Diese Homöopathin ist bekannt für ihre heißen Hände. Sie kann Geschwüre und Furunkel nur durch Handauflegen öffnen. Als Kontaktmittel gibt sie wie viele andere Heiler an die Patienten Kräuter aus.

Hier liegt wiederum eine vielseitige Mischung vor: Homöopathie – Kräuter – heiße, heilende Hände und das nicht häufige Übertragungsphänomen zuerst auf sich selbst und dann auf den Kosmos.

Der Brief einer Frau, die aus Ostpreußen stammt, bringt die mediale oder auch magische Heilkunst in Zusammenhang mit vielen anderen Zauberpraktiken. Ich kann aus dem fünfseitigen Brief nur das Wesentliche herausnehmen.

B 99 „Sehr geehrter Herr Pfarrer Dr. Koch, wir danken Ihnen für Ihren Brief. Sie haben uns auf eine eventuelle mediale Veranlagung hingewiesen. Darum will ich einiges aus unserem Leben erzählen. Wir sind Flüchtlinge aus Ostpreußen. Bei uns gab es noch viele heidnische Sitten und Gebräuche mit der Zauberei verbunden. Meine Eltern waren fromm und gingen fleißig zur Kirche. Inneren Frieden hatten sie nicht. Wir Kinder wurden auch zum Kirchgang angehalten. Meine Mutter hat immer geweint und gebetet. Es wurde nur immer Buße gepredigt, weiter sind sie nicht gekommen.
Meine Eltern hatten eine kleine Bauernwirtschaft. Ich weiß, dass mein Vater öfters zu einem Mann gefahren ist, der ein Besprecher war, wenn mit unserem Vieh etwas los war. Mein Vater holte sich bei diesem Besprecher Gegenmittel. Meine Mutter ließ sich manchmal von Zigeunerinnen die Karten legen oder die Handlinien deuten. Es gab noch andere Bräuche.
Am Johannisabend wurden allerlei Kräuter gesammelt, gebündelt und auf das Dach hinaufgeworfen. Wenn sie getrocknet waren, holte man sie mit Stangen vom Dach herunter. Sie wurden dann zum Schutz von Haus, Hof und Stall aufbewahrt und bei Krankheiten zur Heilung benutzt. Wenn wir Kinder Zahnschmerzen oder sonst etwas hatten, wurden solche Kräuter langsam verbrannt. Wir hatten dann den Rauch einzuatmen, um damit die Schmerzen loszuwerden. Es gab bei uns noch andere Sitten. Wer Warzen bekam, konnte sie bei abnehmendem Mond besprechen. Als meine Schwester mit 12 Jahren ein Gewächs bekam, suchte sie auf dem Friedhof einen Totenknochen, den sie dann mit einem Spruch in dem jüngsten Grab, also im Grab des zuletzt verstorbenen Menschen, vergraben, oder, wenn es ging, vorher schon in das offene Grab geworfen hat. Tatsächlich verschwand das Gewächs. Unser Vater war für alles Außergewöhnliche und Okkulte offen. Einmal brachte er einen Himmelsbrief nach Hause. Ein andermal schenkte er mir ein Buch mit den Berichten eines somnambulen Mädchens. Ich habe das Buch geradezu verschlungen. Wenn im Spätherbst Gänse und Enten geschlachtet wurden, so wurden die Flügel und Schwanzfedern geschlissen und die Federkiele auf den Kreuzweg geschüttet. Mit dem Gesangbuch und einem übers Kreuz aufgebundenen Schlüssel wurde Wahrsagerei betrieben.“

Es ist unmöglich, auf alles in diesem schauerlichen Brief einzugehen. Wir haben damit einen Hexenkessel an Zauberei und Aberglauben vor uns – und das alles in einem christlichen Hause. Mit diesem Schreiben hat die ostpreußische Bäuerin meine Vermutung, die ich im ersten Brief ausgesprochen hatte, bestätigt. Die ganze Familie hat nicht nur eine mediale Veranlagung, sondern schwere okkulte Belastungen. In ihrem Hause stellten sich später auch Spukphänomene ein. Die Bäuerin wies auch darauf hin, dass schon ihre Großmutter dieses Brauchtum betrieben und vor allem auch Schwarze Magie praktiziert hatte.
Nun soll aber ein einziger Punkt aus dem Brief herausgenommen und kurz beleuchtet werden. Es geht um die Heilmethode durch „Räuchern“. Das „Räuchern“ ist in vielen heidnischen Stämmen Sitte. Denken wir etwa an die Rothäute, die eine Pfeife rauchen und den Rauch einem Kranken ins Gesicht blasen. Bei diesem Räuchern spielt das Kräuterbüschel oder Würzbüschel, auch Würzwisch genannt, eine Rolle. Vor Maria Himmelfahrt, dem 15. August, wird in katholischen Gegenden ein Bündel Kräuter gesammelt. Es müssen verschiedene Kräuter sein und in verschiedener Zahl. In manchen Gegenden werden neun (3 mal 3), in anderen Gegenden 33 oder auch 100 zusammengebunden. Beim Pflücken werden die drei höchsten Namen genannt, ein Hinweis, dass es sich um Weiße Magie handelt. Früher war mit dem Abpflücken eine Beschwörungsformel verbunden. Dieser Würzbüschel wird dann in der katholischen Kirche an Maria Himmelfahrt vor der Messe geweiht. Der geweihte Würzwisch wird danach zum Schutz gegen Blitzschlag und Brand unter die Dachsparren gesteckt. Gegen Viehseuchen bringt man sie auch im Stall an. Vor allem fand und findet der Würzwisch seine Verwendung bei Erkrankungen aller Art.
Bei dem „Verräuchern“ eines Würzwischs wird es sich teilweise um einen religiösen Aberglauben handeln, der suggestiv wirkt. Bei den heidnischen Medizinmännern herrscht aber der magische Brauch vor. Hier dient der Rauch als Induktor. Die Verwendung von Kräutern bei der Zauberei ist unter den Zuluzauberern wohlbekannt und wird geübt. Aber nicht nur bei ihnen. In meiner Sammlung – die ich von Zeit zu Zeit verbrenne – befindet sich ein Buch mit dem Titel „Kräuter – die magischen Heiler“. Das vierte Kapitel dieses Buches ist überschrieben „Die Zauberkraft der Wunderkräuter“.
Das andere Buch trägt den Titel „Die Magie der Heilkräuter“. Bevor ich es verbrannte, warf ich einen kurzen Blick hinein. Es heißt zum Beispiel auf Seite 189: „Gartenraute – die okkulte Pflanze für die psychischen Fähigkeiten. Gartenraute wurde als Gegenzauber bei Schwarzer Magie gebraucht. In Tirol trugen die Leute zum Beispiel die Pflanze bei sich, um die Anwesenheit von Hexen zu erspüren. Auf den Britischen Inseln wurde die Gartenraute so verehrt, dass sie die ,Pflanze der Gnade‘ genannt wurde und Missionare geweihtes Wasser mit Wedeln aus ihr verspritzten.“ Die Kräuter und ihre Verwendung in der Phytotherapie sind also nicht auf allen Ebenen harmlos. Kräuter können ein Segen sein, aber auch zum Fluch und zu einem Zaubermittel werden.

B 100 Ein Beispiel soll zeigen, dass Kräuter auch zu einem Heilungszauber benutzt werden können. Eine Frau aus dem Gebiet Zürich schrieb mir folgendes: Als ihr jüngster Bruder ein Jahr alt war, sah er aus wie ein Kind von drei Monaten. Man wartete auf seinen Tod. Ärztlicher Rat fruchtete nicht. Da gab man der Mutter den Rat, zu den Kapuzinern zu gehen. In der Not wird ja alles versucht. Die Kapuziner gaben der Mutter Kräuter und gedörrte Blätter und wiesen sie an, diese Blätter in die Windeln und Schlüttchen zu nähen. Es geschah nach Anweisung. Von Stund an wurde es mit dem Jungen besser, und ein normales Wachstum setzte ein. Der Bub löste sich später von allen christlichen Vorstellungen und wurde ein gottloser Mann.

Ich kenne den Brauch, gedörrte Blätter oder Gräser im Zusammenhang mit der Weißen Magie in Beutelchen zu nähen, die man auf dem Körper tragen muss. Die Verquickung von Kräutern und Medialität kann auch mit einem sehr bekannten Beispiel dargestellt werden. Mir ist schon einige Male das Kräuterbuch von Pfarrer Künzli ausgehändigt worden. Der katholische Pfarrer hat die Kräuter mit dem Pendel auf ihre Verwendbarkeit und Heilkraft bestimmt. Also auch hier Heilung mit kombinierter Kräuterkraft und Pendelei. Natürlich kann hier ein Mißverständnis entstehen. Wir haben das Recht, die Kräuter für unsere Gesundheit zu verwenden, aber nicht unter Hinzuziehung des Pendels. Als Pfarrer Künzli starb, hat der katholische Pfarrer Emmenegger die Pendel- und Kräuterpraxis weitergeführt.

In diesem Kapitel will ich also zeigen, dass die mediale Heiltätigkeit mit allen Formen der Magie und Zauberei verflochten und verkettet ist. Da in diesen Beispielen der Heilmagnetismus und die Homöopathie genannt sind, wird in einem kleinen Exkurs einiges über Mesmer und Hahnemann berichtet.

Teil 3  –  Heilmagnetismus und Homöopatie

Kein Gebiet der Grenzwissenschaften oder auch der medialen Praktiken hat mir soviel Kopfzerbrechen verursacht wie der Heilmagnetismus.
Den ersten Ansatzpunkt zu der heilenden Kraft des Magnetismus findet man schon bei Paracelsus. Er stellte den Grundsatz auf, dass gleichartige Dinge sich anziehen. Die bewirkende Kraft nannte er Magnet (lat. magnes, magnetis). Eine weitere Stufe dieser Vorstellung finden wir bei Abbé Lenoble, der 1771 eine Heilbehandlung mit Stahlmagneten einführte. Populär wurde diese Methode dann durch Franz Anton Mesmer, der die Methode Lenobles wirksam ausbaute.

Mesmer wurde 1734 in Itznang am Bodensee geboren. Er studierte zuerst Jura in Wien. Nach einigen Jahren hatte er diesen trockenen Stoff über und sattelte um auf Medizin. 1766 promovierte er zum Doktor der Medizin. Die Grundsubstanz seiner Dissertation „De influxu planetarum in hominem“ (Einfluss der Planeten auf den Menschen) ist die Astrologie. Mesmer meint, dass zwischen den Planeten und der Erde ein gegenseitiger Einfluss bestehe, in den auch Tiere und Menschen einbezogen sind. Diesen Einfluss nannte Mesmer „animalischen Magnetismus“, weil seiner Meinung nach die Tiere am meisten für diese wechselseitigen Einwirkungen empfänglich seien.
Bei dieser Hypothese Mesmers stehen wir vor einer Grundposition vieler magischer Systeme. Der Kosmos ist durchweht von einem Uräther, einem Fluidum, das physikalisch nicht nachzuweisen ist. Es ist eine Weltbeseelung, eine kosmische Kraft, eine feinstoffliche elektromagnetische Energie oder, wie sie Brunner nennt, eine „biokosmische Energie“. Der griechische Arzt Hippokrates (460-377 v. Chr.) nannte sie „vis medicatrix naturae“ (heilkräftige Kraft der Natur). Bei den indischen Jogis heißt diese Kraft „Prana“. Freiherr von Reichenbach, Chemiker und Naturphilosoph (1788-1869), nannte sie „Odische Kraft“ oder einfach „Od“. Die Chinesen bezeichneten diese Kraft oder Strömung „Chi“, das bei der Akupunktur eine Rolle spielt. Die Kahuna-Zauberer, auf deren Tätigkeit ich auf Haiti stieß, nennen diese kosmische Kraft „Mana“. Diese magische kosmische Kraft oder Strömung, die rational nicht nachweisbar ist, hat mit den physikalisch erfaßten kosmischen Strahlen nichts zu tun.

Nahezu alle Medien, Zauberer, Pendler, Naturheiler, okkulten Praktiker geben als Quelle ihrer Kraft den Kosmos oder die Natur an. Die religiös gefärbten Okkultisten nennen Gott als den Ursprung ihrer Kräfte und Gaben. Mesmer machte die Planeten für die magnetische Zirkulation zwischen diesen Himmelskörpern und den Lebewesen auf Erden als Ursache verantwortlich…
Der Mesmerismus hat Wandlungen durchgemacht. Seiner Entstehung und Entwicklung nach ist der Mesmersche Heilmagnetismus eine okkulte Bewegung, die natürlich abzulehnen ist.  –  Nur einige wenige Orientierungen dazu.

B 101 In Süddeutschland begegnete ich einem Heilmagnetiseur, der aktiver Christ und Mitglied einer landeskirchlichen Gemeinschaft war. Wir kamen auf seinen Heilmagnetismus zu sprechen. Er meinte, es sei eine natürliche Gabe, denn er sei beim Beten und Bibellesen nicht behindert. Er informierte mich, dass seine magnetische Kraft nur für eine oder zwei Behandlungen am Tag ausreiche. Dann fügte er den ausschlaggebenden Satz hinzu: „Wer mit seinem Magnetismus mehr als zwei Patienten am Tag behandelt, hat seine Steckdose unten, oder er ist ein Scharlatan.“ Damit war gemeint, dass solche Magnetiseure den verbrauchten Heilmagnetismus auf okkulte Weise ergänzen, denn von zwei Patienten am Tag kann kein Heilpraktiker leben.  –  Ein anderer Magnetiseur meinte, er könne nur drei, höchstens vier Personen am Tag behandeln, dann sei seine Kraft aufgebraucht.

Noch ein Argument veranlaßte mich, den Heilmagnetismus kritisch zu sehen. Ich muss dazu einen Parallelvorgang erwähnen. In der Skala der medialen Kräfte ist die Rutengängerei am schwächsten. Hier sind die Auswirkungen geringer als bei den anderen medialen Praktiken. Und dennoch ist die Rutenfühligkeit medial, auch wenn das nicht erkannt wird, und sogar bekannte Männer Gottes mit der Rute arbeiten. Beim Heilmagnetismus ist es ähnlich. Es gibt einen ganz starken Heilmagnetismus bis hin zu einer ganz schwachen Form. Und dennoch scheint auch die ganz schwache Form medial zu sein, auch wenn der Träger ein aktiver Christ ist. Als Beispiel für die ganz schwache Form mag die Fähigkeit des Mannes dienen, den ich erwähnt habe. Ein Beispiel für die ganz starke Form erlebte ich auf den Philippinen.

B 102 Auf den Philippinen nahm ich von einem Missionar einen Bericht auf, der einen einheimischen Stammeshäuptling betraf. Dieser Datu (= Führer) hatte „heiße Hände“, die er zum Segnen und zum Fluchen verwenden konnte. Was einem westlichen Menschen unglaubhaft vorkommt und dennoch Wahrheit ist, ist die Tatsache, dass Datu in seinen bloßen Händen Eier abkochen konnte. Datu wurde Christ, und die Kraft seiner Hände war sofort erloschen. Ein sensationshungriger Amerikaner, der diesen Bericht gehört hatte, wollte Datu fotografieren. Er gab dem ehemaligen Heiden einige Dollar und bat um ein spezielles Foto. Datu sollte in der einen Hand die Bibel und in der anderen Hand ein Ei halten. Der Christ willigte ein, aber schon nach kurzer Zeit warf er das Ei weg und sagte: „Es geht nicht, die Kraft kommt zurück.“

Ein noch stärker umstrittenes Gebiet der Heilkunde ist die Homöopathie. Klären wir zuerst die Begriffe der verschiedenen medizinischen Richtungen. In der Medizin spricht man von der Allopathie, Phytologie, der Homöopathie und der Biochemie.
Die Allopathie ist der Name für die Schulmedizin. Die klassische Medizin stellt eine Therapie dar, die den Krankheitssymptomen mit entgegengesetzten Mitteln beikommen will.
Die Phytologie (gr. phyton: Pflanze – logos: Kenntnis) ist die Pflanzenheilkunde. Es handelt sich dabei um eine Krankheitsbehandlung mit getrockneten Pflanzen oder deren Extrakte. Natürlich hat der Schöpfer in viele Pflanzen Heilkräfte hineingelegt, die wir dankbar gebrauchen dürfen. Leider wird in vielen Fällen die Phytologie mit okkulten Praktiken, zum Beispiel Pendeln, verquickt. Das ist nicht akzeptabel.


Die Homöopathie wurde 1790 von dem Arzt Samuel Hahnemann entwickelt. Er verfolgte den Grundsatz „Similia similibus curanter „Gleiches wird mit Gleichem geheilt“. Das Verfahren bedeutet, die Krankheiten in niedrigen Dosen mit den Mitteln zu behandeln, die in höheren Dosen die gleichen Erkrankungen hervorrufen.
Die Biochemie ist die Lehre von den chemischen Vorgängen der organischen Welt. Dieser Nebenzweig der Homöopathie, von Dr. W. Schüßler (1821-1898) entwickelt, führt alle Krankheiten auf Störungen des Mineralstoffwechsels zurück. Zu ihrer Behebung gibt der Biochemiker Gaben von 11 verschiedenen Mineralsalzen mit 5 Ergänzungsstoffen.
Nach dieser Begriffserklärung folgt nun zuerst eine persönliche Stellungnahme zu den verschiedenen Heilmethoden. Vor der medizinischen Wissenschaft habe ich eine ganz große Hochachtung. Was heute auf dem Gebiet der Chirurgie vollbracht wird, grenzt ans Wunderbare. Ich habe aber nicht die gleiche Hochachtung vor jedem Doktor der Medizin. Der Dr. med. gibt heute keine Sicherheit mehr, dass man gegen jeden Mißbrauch auf dem okkulten Gebiet geschützt ist

B 103 In meiner Briefsammlung habe ich wiederholte Anfragen mit der Bitte um Auskunft über einen Arzt im süddeutschen Raum, der nur mit Hilfe eines Blutstropfens die Diagnose stellt. Der Patient braucht nicht einmal zur Sprechstunde zu kommen, es genügt, wenn er auf einem Briefbogen oder einem Glasträger einen Tropfen Blut einsendet. In der Tat lassen sich aus dem Blut viele Werte bestimmen, aber nicht aus einem einzigen Tropfen. Dieser Arzt, der seiner sicheren Diagnosen wegen überlaufen ist, führt keine Laboruntersuchungen durch, sondern er bestimmt die Diagnosen psychometrisch. Der Blutstropfen ist für ihn nur der Induktor.
Haargenau die gleiche okkulte Hellsehdiagnose betreibt ein dänischer Arzt, der auch Patienten aus Deutschland und der Schweiz hat.

B 104 Wiederholt hatte ich auch andere Ärzte in der Seelsorge, die zusätzlich zur medizinischen Diagnose den Pendel oder eine okkulte Form der Irisdiagnose benutzten. Einer von diesen Ärzten war viermal in meiner Sprechstunde. Er gab mir nicht nur Veröffentlichungsrecht, sondern händigte mir sogar einen fünfseitigen, mit der Schreibmaschine geschriebenen Bericht aus mit der Bitte, in seinem Namen vor den okkulten Diagnosen zu warnen.

B 105 Sogar über einen Fall einer psychokinetischen Diagnoseform wurde mir von einem schwäbischen Arzt berichtet. Mein Berichterstatter informierte mich über einen seiner Kollegen, der auf folgende Weise Diagnosen stellte. Jener Arzt gab jeweils dem Patienten ein Fläschchen mit einem Medikament in die Hand. An dem Fläschchen war ein Draht angeschlossen, der über ein Voltmeter lief. Die zweite Elektrode hatte der Patient in der linken Hand zu halten. Diese Art von Medikamentenbestimmungen betreiben auch manche Heilpraktiker. Was bei dem Arzt das Besondere ist, er hat die mediale Kraft, das Voltmeter auch ohne die beiden Elektroden zum Ausschlag zu bringen. Für den Patienten ist es eindrucksvoll, wenn das Voltmeter einen großen Ausschlag zeigt und ist dann von dieser Diagnose überzeugt.

Wir leben heute in einem okkult verseuchten Zeitalter, in dem man die Augen offen halten und wachsam sein muss. Prof. Köberle sagte: „Es sieht aus, als ob wir in ein magisches Zeitalter eintreten würden.“

Meine Stellung zur Phytologie sei nur kurz angedeutet. Mein Herz ist weit offen für die Natur und die Pflanzen. In meiner Kindheit schon machte mich meine Großmutter auf einzelne Pflanzen und deren Heilwirkung aufmerksam. Die erste Pflanze, die ich von ihr kennen lernte, war Huflattich. Der lateinische Name schon zeigt, für was er gut ist: Tussilago heißt hustenvertreibend (tussis: Husten – agere: vertreiben). Ein anderes Kräutlein lernte ich besonders im Alter schätzen. Es ist die Melisse (Melissa officinalis). Der Name kommt vom griechischen melissa (= Biene) oder meli (= Honig). Diese Pflanze zählt zu den besten Futterpflanzen für die Bienen. Mir dient sie in Zeiten schlechten Schlafes
Zu den Kräutern also mein volles ja, aber sie dürfen unter keinen Umständen mit okkulten Praktiken, etwa dem Pendeln, verquickt sein. Das ist bereits im Zusammenhang mit Pfarrer Künzli erwähnt worden. Da meine Sammlungen eine unüberschaubare Menge an Einzelheiten enthalten, will ich noch zwei Beispiele anfügen, die den Mißbrauch der Phytologie zeigen.

B 106 Ein Mann wurde als Kind gegen Lähmungserscheinungen von einem Naturheilkundigen behandelt. Der Heiler benutzte ein geweihtes Kräuterbüschel und machte in den drei höchsten Namen Schwenkbewegungen gegen den Patienten. Das Kind wurde kräftig und stark. Im Alter von 50 Jahren bekam der Mann aber plötzlich einen unerhörten Laufdrang. Tag und Nacht marschierte er in der Wohnung umher und mußte in die Nervenheilanstalt verbracht werden, obwohl sein Geist völlig klar war.
Hier haben wir die Verbindung der Kräuteranwendung mit Weißer Magie. Die späten Auswirkungen sind kein Zufall, sondern sogar symptomatisch für derartige Heilmethoden.

B 107 Eine andere „Phytologie“ kann man jedes Jahr beim Viehabtrieb in den Alpen beobachten. Am 1. September ziehen die Sennen mit der Herde talwärts. Nicht nur der alten Sitte wegen, sondern als wirksamer Liebeszauber binden die ledigen Sennen drei Kräutlein von der Gebirgsweide ins Seil der Leitkuh. Das ist weniger als Schmuck gedacht, sondern soll dem Sennen Glück in der Liebe bringen. Das ganze Brauchtum in den Wäldern, auf den Bergen und in den Gebirgstälern ist abergläubisch und magisch durchsetzt.

Verlassen wir das Gebiet der Phytologie. Es gibt einen rechten Gebrauch der Pflanzen und Heilkräuter, die der Schöpfer uns beschert hat, und es gibt einen Mißbrauch in der Kombination Pflanzen plus Medialität und Magie.  . . .

B 108 Eine Mutter schrieb, dass ihr Kind an einem schweren Darmleiden erkrankt war. Hausarzt und Facharzt arbeiteten mit allopathischen Medikamenten. Mit dem kleinen Patienten wurde es immer schlimmer. Da suchte die Mutter in ihrer Verzweiflung einen vielgerühmten Homöopathen auf, der sie anwies, sofort alle allopathischen Mittel abzusetzen. Dem Kind sei damit die ganze Darmflora zerstört worden. Er verordnete homöopathische Arznei, und siehe da, das Kind erholte sich langsam und wurde wieder gesund.

B 109 Bei einer Evangelisation kam eine Mutter sehr bekümmert zur Aussprache. Ihr Säugling hatte eine colitis, die bösartig verlief (colitis ulcerosa). Ich zeigte dieser Frau den Weg zu Jesus Christus. In ihrer Not war sie bereit, eine Entscheidung für Jesus Christus zu treffen. Wir beteten auch gemeinsam für das kranke Kind. Ich gab ihr nicht den Rat, die verordneten Medikamente abzusetzen. Einen solchen Rat habe ich noch nie in meinem Leben gegeben. Die Mutter nahm sich aber auf dem Heimweg vor, mit allen allopathischen Mitteln aufzuhören. Daheim betete sie nochmals für das Kind, vernichtete die Arznei und gab dem Kind eine normale Babynahrung. Der kleine Patient erholte sich zusehends und wurde gesund, wie mir die Mutter später mitteilte.
Hier hat also das Absetzen der allopathischen Mittel einen Umschwung und den Beginn einer Heilung verursacht. Der ungläubige Arzt wird diesen Ausgang einer Verachtung der Schulmedizin der natürlichen gesunden Lebenskraft des Kindes zuschreiben. Dürfen die Christen hier nicht auch an die Erhörung der Gebete denken und auch an die Auswirkung der Bekehrung der Mutter?!

Wir fragen nun: Welchen Charakter hat die Homöopathie und welche Stellung nimmt sie unter den Heilmethoden ein?


Sehen wir uns zunächst den Gründer an. Samuel Hahnemann, 1755 in Meißen geboren, war ein begabter Schüler, so dass sich ihm die Möglichkeit bot, in Leipzig, Wien und Erlangen Medizin zu studieren. . .

Hahnemanns Leben ist voll düsterer Ereignisse. In 30 Jahren hat er 27mal die Wohnung gewechselt. Nirgends fand er Frieden. Bei seinen Kindern folgte eine Katastrophe nach der anderen. Ein Sohn wurde geisteskrank und verschwand spurlos. Zwei Töchter starben früh. Drei Töchter wurden geschieden. Zwei Töchter wurden ermordet. Mit 80 Jahren heiratete er zum zweiten Mal eine 45 Jahre jüngere Französin. Wahre Freunde hatte er nie. Er überwarf sich mit allen. Dem Christentum stand er fern. Den chinesischen Philosophen Konfuzius verehrte er als Lehrer, der den Weg zu Gott zeigt. Jesus Christus nannte er einen Erzschwärmer.
Das ist der Mann, dessen medizinisches System heute noch in Deutschland von vielen Ärzten anerkannt und befolgt wird. Welches sind nun die Grundvoraussetzungen der Homöopathie? Es sind drei Positionen zu nennen.

Bei der Begriffserklärung wurde Punkt 1 schon genannt. Es sei hier mit den Worten von Dr. med. S. Pfeifer wiederholt:

„Die Homöopathie ist die Behandlung, die darin besteht, dass der Kranke ein Medikament bekommt, das im Versuch am Gesunden ähnliche Symptome auslöst, wie sie beim Kranken vorliegen.“
Der zweite Grundsatz der Homöopathie ist die Verdünnungslehre. Hahnemann meinte, mit der kleinsten Arzneimenge auszukommen. Die Verdünnungen bezeichnet er mit dem Buchstaben D (= diluere: auflösen). Eine Verdünnung von D 10 bedeutet 1 Kubikzentimeter auf 10 Milliarden Kubikzentimeter. Die Homöopathen kennen Verdünnungen bis zu D 1000 … Das findet sich in dem Buch von F. Gauß, einem gelehrigen Schüler von Hahnemann. Der Titel heißt „Wie finde ich das passende Heilmittel?“ 
Die Physiker sagen, dass bei einer Verdünnung von D 23 kein Molekül der Ursubstanz mehr in der Mischung zu finden ist…

B 110 Ich bin mit einem fähigen Chirurgen bekannt, der Herzoperationen durchgeführt hat. Seine Frau war chronisch leidend. Die besten Internisten konnten ihr nicht helfen. Da sagte ein Kollege zu dem Chirurgen: „Probiere es doch mit der Homöopathie. Schaden kann es ja nicht.“ Der Chirurg lachte und antwortete: „Das heißt, ich schütte einen Teelöffel eines Medikamentes in die Ostsee, rühre es um und benutze die Mischung als Arznei.“ Der Kollege antwortete: „Probieren geht über studieren.“
Der Chirurg befolgte als Ungläubiger diesen Rat. Die Frau nahm homöopathische Mittel in großer Verdünnung und genas. War das nur eine Placebowirkung? Bei der Frau eines hochqualifizierten Arztes ist dies kaum anzunehmen. Es muss also noch ein anderes Geheimnis hinter der Homöopathie stecken. In der Tat, so ist es.

Der dritte und entscheidende Grundsatz der Homöopathie ist die Potenzierung oder auch Dynamisierung genannt. Beide Ausdrücke haben die gleiche Bedeutung. Potentia heißt lateinisch Kraft… Das Wesen der Homöopathie ist die Aufladung mit kosmischer Kraft. Ich erinnere daran, was ich bei den Weleda-Heilmitteln geschrieben habe. Die homöopathischen Grundsubstanzen werden durch Schwingungen, durch Verschütteln oder durch Verreiben mit Kräften aus dem Universum aufgeladen. Sie sind die eigentlichen heilenden Faktoren. Die kosmischen Kräfte sind das generelle Eingangstor für alle magischen Vorgänge. Die Homöopathie weist damit zumindest ihre Verwandtschaft mit den magischen Heilmethoden aus.

Hahnemann ist ein jüngerer Zeitgenosse von Mesmer. Die Grundeinstellung beider ist die gleiche. Mesmer erklärte, dass der Mensch sich mit der Kraft des erdmagnetischen Feldes aufladen kann. Zu diesem Zweck soll man sein Bett genau in der Nord-Süd-Richtung aufstellen. Dann kann der Mensch sich nachts im Schlaf mit neuen Kräften aufladen lassen. Es müßte dann aber nicht die geographische, sondern die magnetische Nord-Süd-Richtung sein.  –  Hahnemann dagegen will nicht die Kraft des erdmagnetischen Feldes ausnutzen, sondern die kosmische Kraft der Gestirne. In beiden Fällen handelt es sich um mediale Vorgänge, die bei den Patienten nicht ohne Folgen bleiben.

Bei all diesen Erörterungen erhebt sich immer dringlicher die Frage:
Kann ein christlicher Arzt homöopathisch arbeiten, und darf ein Christ homöopathische Medikamente benutzen? Die Antwort ist nicht mit Ja oder Nein zu entscheiden. Ich selbst würde nie homöopathische Medizin nehmen. Das Problem ist aber komplizierter…

Genau wie der Heilmagnetismus hat auch die Homöopathie Wandlungen durchgemacht. Es gibt Homöopathen, die den weltanschaulichen Hintergrund Hahnemanns ablehnen. Sie wollen nichts mit den kosmischen Kräften zu tun haben und verordnen nur niedere Potenzen bis zu D 6, wo anzunehmen ist, dass von der Urtinktur, der Grundsubstanz, noch etwas in der Medizin enthalten ist. Dazu kommt noch ein Gesichtspunkt. Die Verdünnungen werden von Fabriken vereinfacht und mechanisch hergestellt. Bei dem harten Konkurrenzkampf muss heute alles Nebensächliche weggelassen werden. Der mystische Vorgang der kosmischen Aufladung fällt einfach weg. Es kann sowieso niemand feststellen, ob in einem Präparat „noch kosmische Energie zusätzlich hineingepackt ist“. …

Es wurden nun mit einem Podiumscheinwerfer der Reihe nach angeleuchtet: Allopathie – Phytologie – Homöopathie. Der Vollständigkeit halber muss noch die Biochemie kurz angestrahlt werden. Entwickelt wurde die Biochemie von dem Arzt Dr. Schüssler (1821-1898), der aus der Asche verbrannter Organe seine Erkenntnis gewonnen haben will. Die Störungen des Mineralstoffwechsels, die er als Ursache der Krankheiten ansieht, will er mit hohen Verdünnungen homöopathischer Medikamente beseitigen. – Es sei noch vermerkt, dass die Schulmedizin nichts von der Biochemie hält.
(Ausführlicher ist das Thema Homöopathie dargestellt unter ALTERNATIVMEDIZIN   www.horst-koch.de )

12.  Das Resistenzphänomen

1953 hatte ich von Prof. Dr. Bender, Freiburg, eine Einladung erhalten, in seinem Institut für Grenzwissenschaften einen Vortrag über Besessenheit zu halten. Es war ein ausgesuchter Teilnehmerkreis von Psychologen, Psychiatern und Theologen. In der Diskussion erklärte ein Professor für Psychiatrie: „Besessenheit gibt es für mich nicht, höchstens eine ausgefallene Form der Hysterie, die mir aber noch nicht begegnet ist.“ Von einem ungläubigen Psychiater können wir nichts anderes erwarten. Prof. Bender war indessen vorsichtiger. Er meinte: „Wenn man einen Hinweis für die Existenz der Besessenheit gelten lassen wollte, dann käme nur das Resistenzphänomen in Frage.“

Unter diesem Begriff verstehen wir den Widerstreit zwischen medialen und geistlichen, biblischen Kräften. In dem ganzen Buch wird dieser Widerstreit zwischen diesen großen Gegensätzen (Diabolisches und Göttliches) sichtbar.
Ich bringe in diesem Kapitel eine ganze Serie von Beispielen aus meiner evangelistischen, missionarischen und seelsorgerlichen Arbeit. Man kann aber Menschen, die sich nicht überzeugen und aufklären lassen wollen, nicht beikommen. Ihre Haltung ist: Quae non volumus ea non credimus (= Was wir nicht haben wollen, glauben wir auch nicht). Eine Bedeutung haben diese Berichte: Ich erfülle damit meinen Auftrag, ungeachtet, ob er angenommen oder abgelehnt wird.

Spruchheiler durch Gebet gestört
B 111 Eine Frau, die sich zu einer christlichen Gemeinschaft hielt, wurde schwermütig. In einem depressiven Anfall öffnete sie sich die Pulsadern. Ihre Hausgenossen fanden sie rechtzeitig und riefen sofort einen Arzt herbei. Durch Bluttransfusionen wurde sie gerettet. Nach diesem Vorfall besuchte die Frau einen mit mir befreundeten Beamten, der die hilfesuchende Frau an einen gläubigen Arzt verwies. Da die Reise zu dem gläubigen Arzt ungelegen kam, ließ sie sich von einem Kirchenältesten erneut beraten. Dieser merkwürdige Mann wies die Frau an einen magischen Besprecher. Die Frau befolgte den Rat und suchte den magischen Heiler auf. Dieser Wunderdoktor erklärte der erstaunten Frau: „In Ihrem Fall kann ich nicht helfen, es wird für Sie gebetet. Wenn die Leute mit der Fürbitte aufhören, dürfen Sie wieder kommen. Dann kann ich Sie gesund machen.“ Der mit mir befreundete Beamte berichtete mir diesen Vorfall und fügte hinzu, dass er und seine Frau schon lange für diese Schwermütige gebetet hatten.

B 112 Einer meiner Studienfreunde, Pfarrer W. in Herringen, berichtete mir folgendes. Ein ihm bekannter Magnetiseur heilte ein Mädchen, das von Geburt an gekrümmt war. Durch diesen Heilerfolg aufmerksam gemacht, trug sich Pfarrer W. mit dem Gedanken, seinen Sohn und sich selbst durch diesen Heilmagnetiseur behandeln zu lassen. Vor Beginn der Behandlung sagte Pfarrer W. zu dem Heilpraktiker: „Wenn Sie mit Christus arbeiten, dann kommen Sie zu mir zur Behandlung.“ Der Magnetiseur kam in das Pfarrhaus, bestrich Vater und Sohn und erreichte nichts. Einige Tage später sprach ein Bekannter von Pfarrer W. den Heilpraktiker an und fragte: „Warum gehen Sie nicht mehr ins Pfarrhaus?“ Der Heilpraktiker erwiderte: „Die haben einen anderen Geist. Da kann ich nichts ausrichten.“
B 113 Ein gläubiger Mann wurde krank. Ohne sein Wissen ging die Frau zu einem magischen Besprecher und Fernheiler. Der Gatte erfuhr es und war über seine Frau sehr böse. Er ging am anderen Tag selbst zu dem magischen Besprecher, um ihn zu kontrollieren. Er saß betend im Wartezimmer. Der Besprecher nahm dauernd andere Patienten vor. Um 12 Uhr fragte er entrüstet: „Warum nehmen Sie den ganzen Vormittag andere Patienten vor?“ Der Besprecher antwortete: „Ihnen kann ich nicht helfen.“ Der gläubige Mann ging heim, und sein Krankheitszustand verschlimmerte sich außerordentlich.

B 114 Ein bekannter Besprecher gebraucht drei Vaterunser oder die drei höchsten Namen. Es sind mir viel Heilerfolge dieses Mannes bekannt geworden. Ein Mädchen, deren rechter Fuß 5 cm verkürzt war, streckte sich wieder um 4 cm. Alle ihre Geschwister wurden bei Erkrankungen von diesem Besprecher geheilt. Seither ist aber der Frieden von der Familie gewichen. Streit- und Jähzornausbrüche sind an der Tagesordnung. Ich habe ferner schon ungefähr zehn Patienten in der Seelsorge gehabt, die bei diesem Besprecher unter christlichen Symbolen besprochen wurden. Alle diese Patienten bekamen nach dem Heilerfolg starke seelische Störungen.
Ein Beispiel kann den Charakter dieser magischen Besprechungen deutlich machen. Ein Beamter in höherer Position, ein Christ, berichtete mir folgendes. Er ist Vormund eines 13jährigen Jungen. Täglich betet er mit seiner Frau für sein Mündel. Eines Tages wurde der Junge krank. Die Pflegeeltern des Jungen brachten den Patienten ohne Wissen des Vormundes zu dem oben erwähnten Besprecher. Der Besprecher versuchte seine übliche Heilmethode. Es gelang ihm nichts. Schließlich stellte er seine Heilversuche ein und erklärte den Pflegeeltern, dass er für den Jungen nichts tun könne, denn es würde für ihn gebetet.

B 115 Eine gläubige Frau suchte eine okkulte Magnetopathin auf. Die Behandlung verlief ohne Schaden für die Patientin. Die Magnetopathin erklärte der Kranken: „Für Sie wird vermutlich viel gebetet. Ich komme bei Ihnen nicht durch.“ In der Tat war es so. Die Eltern und Großeltern der Patientin waren gläubig. Sie stammten aus der Erweckung durch Volkening.

B 116 Ein gläubiger Diakon schrieb mir folgendes Erlebnis auf: „Als ich Anfang der dreißiger Jahre die Erziehungsanstalt Knabenheim in Opherdicke b. Holzwickede (Ruhr) leitete, hatte eine Kuh nach dem Kalben – es gehörte Landwirtschaft zur Anstalt – harte Euter und gab keine Milch. Man riet mir, Frau Schoof zu holen, die etwas von Vieh verstünde. Harmlos folgte ich dem Rat. Als sie kam, sagte sie: ,Oh, das ist eine einfache Sache. Ich kann Sie das lehren, und Sie können es an eine Frau weitergeben. Man sagt nur: Das Übel, das ich jetzt finde … (Heilsprüche werden nicht zitiert) Dabei brauchen Sie nur über das Euter zu streichen; dann gibt die Kuh Milch.‘ Ich sagte ihr: ‚Aber in meinem Stall gibt es das nicht.‘ Denn der Geist Gottes warnte mich, der ich so etwas noch nicht mitgemacht hatte, spürbar. Darauf sagte sie: ‚Aber warum denn nicht? Das ist doch eine harmlose Sache, ich mache das immer so, und es hilft.‘ Ich erklärte ihr, dass das eine Sache von unten wäre. Sie war ganz entrüstet und erklärte, sie sei eine fromme Frau und ginge immer in den Gottesdienst (Landeskirche). Ich verwies sie an den Ortsgeistlichen, der ein frommer Mann war. Darauf drängte sie auf die Ausübung der Besprechung. Ich sagte ihr, ich wolle es auf eine Machtprobe ankommen lassen, ging in mein Büro und betete eindringlich, der Herr möge seine Macht erzeigen und den falschen Geistern wehren. Als ich nach unten kam, stand sie in der Tür und sagte mir, es ginge nicht und fragte, warum es nicht ginge. Ich sagte ihr, dass es der Herr sei, der ihr wehre. Darauf war sie sehr erstaunt und ließ sich noch einmal zum Ortsgeistlichen weisen. Der hat ihr dann auch klaren Bescheid gegeben. Was aus der Frau geworden ist, weiß ich nicht, weil ich bald darauf wegkam. Mir war es aber wiederum eine Bestätigung, dass der, der unter der göttlichen Bewahrung steht, vor den Mächten der Finsternis keine Furcht zu haben braucht.“

B 117 Ein Diakon in Bielefeld berichtete mir von seinem Besuch bei Frau Sommer. Frau Sommer war bekannt als Spiritistin, Besprecherin und Heilmagnetiseur. Der Diakon war mit seiner Frau zu dieser Besprecherin gegangen. Frau Sommer legte der kranken Frau die Hände auf. In diesem Augenblick betete der Diakon innerlich: „Herr Jesus, wenn diese Kräfte nicht von dir sind, so bewahre meine Frau.“ Frau Sommer fragte: „Was machen Sie? Ich bin gehemmt.“ Sie versuchte es ein zweites Mal, die Patientin zu magnetisieren. Der Ehemann betete in der gleichen Weise. Dann wurde Frau Sommer wütend und jagte beide fort.

B 118 Ein kranker Mann ging mit seiner Frau zum magischen Besprecher. Der Besprecher behandelte zuerst den Mann und konnte ihn sofort heilen. Dann erklärte er seinem Patienten: „Ihrer Frau kann ich nicht helfen, sie betet.“ Bei einer späteren Unterredung berichtete der Besprecher: „Ich muss drei Leuten das magische Besprechen beibringen, erst dann kann ich sterben.“

B 119 Der okkulte Heilpraktiker Schneider in Niederteufen kann nicht helfen, wenn sich eine Frau betend bei ihm im Sprechzimmer befindet. Er wird dann immer wütend und schreit die Betreffende an: „Mit Ihnen kann ich nichts anfangen. Machen Sie, dass Sie heimkommen.“ Eine Frau, die ebenfalls betend in seinem Zimmer saß, wurde angebrüllt: „Du alte Kuh, mach, dass du fortkommst!“ – Die Frau, die diese Beschimpfung und den Rausschmiß erlebte, hat mir das selbst erzählt.
Ich weiß, dass sowohl Parapsychologen als auch moderne Theologen daran herumrätseln, ob sich nicht solche Reaktionen auch anders erklären lassen. Prof. Bender sprach zum Beispiel davon, dass auf Grund innerer Zweifel und eventueller Angst ein affektives Feld aufgebaut werde. Da Spruchheiler durch ihre Medialität sehr sensible Männer sind, spüren sie diese Kritik und werden dadurch gestört. Den Aufbau eines affektiven Feldes, die hohe Empfindsamkeit und das feine Gespür der Spruchheiler bejahe ich, aber nicht die Schlußfolgerung. Wenn die Spruchheiler mit den Kräften Gottes arbeiten würden, dann würde ihre Tätigkeit durch das Beten eines Patienten gestärkt und nicht gestört werden! Das ist logisch, denn wenn Spruchheiler und Patienten im Reich des Lichtes stehen würden, dann würden ja zwei positiv ausgerichtete affektive Felder parallel geschaltet werden und sich dadurch ungemein verstärken. Der Konflikt entsteht aber dadurch, dass die beiden affektiven Felder entgegengesetzt geschaltet sind, und das stärkere Feld um den Beter trägt den Sieg davon

B 120 Bei einer Evangelisation blieb eine Frau zur Aussprache zurück. Sie zitterte und vibrierte am ganzen Körper. Sie konnte ihre Nerven nicht mehr beherrschen. Die Aussprache ergab folgenden Sachverhalt: Die Frau war früher lungenkrank und wurde magisch besprochen, außerdem führte der Besprecher eine Amulettverschreibung durch. Die Patientin erfuhr von dem Inhalt der Verschreibung nichts. Nach dieser seltsamen Therapie verschwand die Lungentuberkulose, dafür setzten aber seelische und nervöse Störungen ein. Bei der seelsorgerlichen Aussprache wurde die Frau über das Wesen der magischen Besprechung und Amulettverschreibung aufgeklärt. Nach einigem Widerstreben lieferte sie das Amulett aus. Die kleine Kapsel enthielt folgenden Verschreibungsspruch: „Meine Seele gehört dem Teufel.“ Die Frau fand den Weg zu Jesus Christus und wurde überraschend schnell von ihren nervösen und seelischen Störungen frei. Allerdings trat dann ihre frühere Lungentuberkulose wieder auf. Die Patientin stand aber dieser Erkrankung zuversichtlich und im Vertrauen auf Jesus Christus gegenüber.

Noch ein ähnliches Beispiel dazu:
B 121 Eine kranke Frau mit einem organischen Leiden ging zur Wahrsagerin, die gleichzeitig auch magische Besprecherin war. Die Hilfesuchende bekam von der Besprecherin ein Amulett. Das organische Leiden ging sofort zurück. Nach einiger Zeit stellten sich dafür aber Depressionen ein. Die seelisch Kranke wurde von Selbstmordgedanken geplagt. Eines Tages kam es zu einem Selbstmordversuch, an dem sie gehindert wurde. Nach diesem verzweifelten Schritt fand sie sich zur Beratung bei einem Seelsorger ein. Bei der Aussprache wurde das Amulett und die damit verbundene magische Besprechung entdeckt. Die Frau weigerte sich, das Amulett auszuliefern. Die Besprecherin hatte ihr befohlen, es nie aus der Hand zu geben, sonst würde sie am dritten Tag danach sterben. Nach einer sachkundigen Aufklärung durch den Seelsorger rang sich die Frau unter furchtbaren Anfechtungen durch, das Amulett dem Seelsorger auszuliefern. Sie wurde hinterher von allen ihren seelischen Störungen frei. Das Amulett enthielt ein kleines Zettelchen mit einem Verschreibungsspruch an den Teufel. Aus seelsorgerlichen Gründen wird dieser Verschreibungsspruch hier nicht wiedergegeben, obwohl er mir dem Wortlaut nach vorliegt.

Manche Besprecher geben zur Unterstützung ihres Heilungsspruches dem Patienten ein Amulett. Man findet das häufig bei der Schwarzen Magie. Solche Amulette enthalten dann gewöhnlich eine Verschreibung an den Teufel. Wenn in der Seelsorge solche Amulette und ähnliches nicht ausgeliefert und vernichtet werden, gibt es keine Befreiung!

Wenn sie aber ausgeliefert worden sind, kommt die frühere Erkrankung häufig wieder zurück. Es ist aber nicht in allen Fällen so. Die Wiederkehr der alten Erkrankung ist das Zeichen dafür, dass der Besprechungsbann gebrochen ist. Der Kranke soll dann mit Glauben zum Arzt aller Ärzte gehen und selbstverständlich darf er auch einen irdischen Arzt aufsuchen, je nach Erkrankung. Tritt nach Auslieferung des Amulettes die ehemalige Erkrankung nicht wieder auf, so ist das kein Zeichen zur Beunruhigung. Jede seelsorgerliche Begegnung hat ihre eigene Charakteristik. Der Herr Jesus Christus tut oft das doppelte Wunder: die Befreiung aus dem Bann des Besprechens und die sofortige Heilung der zurückgekehrten Erkrankung.

B 122 Ein solches Beispiel will ich bringen. Eine christlich eingestellte Frau ließ ihre Tochter gegen Ekzeme, die sich über den ganzen Körper auszubreiten drohten, magisch besprechen. Die Hauterkrankung verschwand sehr rasch. Seit dieser Zeit waren beide geistlich nicht mehr ansprechbar. Bibellesen und Gebet hörten auf. Gottesdienstbesuch fand nur gelegentlich statt. Bei einer Evangelisation wurde diesen beiden Frauen die Augen geöffnet. Beide kamen zur Seelsorge, beichteten und übergaben ihr Leben Jesus Christus. Es wurde auch ein Lossagegebet mit beiden gesprochen. Nach zwei Tagen kamen sie etwas ängstlich wieder. Ihre Ekzeme machten sich erneut bemerkbar. Es wurde wieder mit beiden nach Jakobus 5, 14 gebetet. Die Ekzeme gingen zurück und kamen nicht mehr.

Wiederkehr der Krankheit
Im Anschluß an das letzte Beispiel sollen Hinweise dafür gegeben werden, dass manchmal die alten Erkrankungen wieder auftauchen, wenn der Bann des Besprechens durch die Hinkehr zu Jesus Christus gebrochen worden ist.

B 123 Ein 12jähriger Junge hatte einen Leistenbruch und eine Sehnenscheidenentzündung. Die Mutter nahm ihren Jungen zur magischen Besprecherin. Übrigens hätte diese Frau als Mitglied einer kirchlichen Gemeinschaft wissen müssen, dass ein Christ die magische Hilfe nicht in Anspruch nehmen darf. Der Junge wurde nach dem magischen Besprechen sofort gesund, der Bruch war weg. Die Sehnenscheidenentzündung wurde ebenfalls auskuriert. 15-20 Jahre blieb er von allen organischen Leiden verschont. Die magische Linie fand aber ihre Fortsetzung in einem wiederholten Besuch bei der Kartenlegerin, bei Handleserinnen und Pendelmantikern. Auch las er magische Bücher, die er in seiner Wohnung aufbewahrte. Und das alles in einem Haus, in dem die Vorfahren, Großeltern und Eltern, überzeugte Christen waren. Bei einer Evangelisation wurde dieser junge Mann nun innerlich erfaßt und erweckt. In diesem Augenblick trat das seit 20 Jahren magisch weggebannte organische Leiden wieder auf. Die Sehnenscheidenentzündung war wieder da. Der magische Bann ist aber noch nicht restlos gebrochen. Der innerlich erweckte Mann findet Tag und Nacht keine Ruhe. Er kann das Wort Gottes nicht lesen. Er kann nicht beten. Er empfindet zwischen Jesus Christus und sich eine eherne Mauer.
 B 124 Ein Mädchen, dessen völlige Erblindung durch magisches Bestreichen geheilt wurde, empfand von dieser Zeit an seelische Störungen und eine furchtbare innere Zerrissenheit und Unruhe. Ihre Not trieb sie zur seelsorgerlichen Aussprache. Sie beichtete und entschloß sich, Jesus Christus nachzufolgen. Nach der Übergabe ihres Lebens an Jesus Christus kam sie nach einiger Zeit wieder zur Aussprache und berichtete, dass das Augenleiden, das jahrelang verschwunden war, wieder aufgetreten war.

B 125 Eine christlich eingestellte Frau hatte Monate hindurch ein organisches Leiden. Da die ärztliche Hilfe keine Besserung brachte, ließ die Frau sich magisch besprechen. Das organische Leiden verschwand. Gleichzeitig setzten aber seelische Störungen ein. Einige Freunde der Leidenden, die voller Entsetzen von dem magischen Besprechen hörten, setzten sich in der Fürbitte für die Kranke ein. Einige Zeit hindurch hielten sie mit dem Gebet an. Schließlich verlor die Kranke ihre seelischen Störungen. Gleichzeitig trat das frühere organische Leiden wieder auf. Auf Bitten der Freunde nahm die Kranke nochmals die Hilfe des Arztes in Anspruch und wurde dann tatsächlich wieder gesund.
Verlagerungen
Die Spruchheilungen sind gewöhnlich nur Verlagerungen vom Organischen ins Seelische. Wie schon erwähnt, treten die Störungen meistens erst auf, wenn der Geheilte sich Jesus Christus ausliefern will. Es folgen hier einige Beispiele, wie sich diese Heilungen zum Negativen auswirken.

B 126 Ein Pfarrdiakon berichtete mir folgendes. Als kleiner Junge wurde er von Frau Blattner gegen eine Krankheit magisch besprochen. Er empfand keinerlei Unruhe und Störungen. Erst als er Jesus Christus nachfolgen wollte, traten die Störungen auf. Er wurde jähzornig, bekam Tobsuchtsanfälle, lästerte und fluchte, litt unter Depressionen und einer scharfen Abwehr gegen alles Göttliche. Er war nicht der einzige in der Familie, der solche Auswirkungen der Magie erlebt hatte. Schon sein Vater hatte sich von magischen Besprechern behandeln lassen. Dieser Vater wurde charakterlich haltlos. Er wurde Trinker, Ehebrecher und ließ sich dann scheiden. Seine Schwester, die ebenfalls bei Magiern und Wahrsagern gewesen war, hatte hinterher schwere Störungen. Sie kam durch einen tödlichen Unglücksfall ums Leben. So bekam die ganze Familie die unheimlichen Kräfte der Magie zu spüren.

B 127 Ein Mann ging mit einer Lungentuberkulose in die Behandlung eines Lungenspezialisten. Die Röntgenaufnahme zeigte in der Lunge ein Loch in der Größe eines Hühnereis. Der Patient wurde sofort nach Davos überwiesen. Die Ärzte machten der Frau keine Hoffnung auf Heilung. Daraufhin ging seine Mutter zu dem okkulten Heilpraktiker Grätzer nach Maria Einsiedeln. Gegen ein reichliches Honorar nahm Grätzer an dem Lungenkranken eine Fernbehandlung vor. Wider Erwarten der Arzte und des Patienten selbst führte die Fernbehandlung zu einer vollen Heilung. Von der Zeit der Heilung an veränderte sich der Patient charakterlich und geistlich. Er trat aus der christlichen Versammlung aus und schob alles Göttliche von sich weg. Er stürzte sich in ein lasterhaftes und vergnügungssüchtiges Leben und ließ seiner sexuellen Triebhaftigkeit freien Lauf. Gleichzeitig stellten sich auch Selbstmordgedanken ein. Seine seelischen und nervösen Störungen brachten ihn schließlich in die Seelsorge. Jedes mal, wenn man mit ihm beten wollte, war seine Gedächtniskraft und seine Aufnahmefähigkeit weg. Er fiel jedes mal in eine Absence. Die Absencen, die durch Gebet ausgelöst werden, sind übrigens ein Symptom, dass der Betreffende magisch besprochen worden ist.

B 128 Ein Mädchen verstauchte sich den Finger. Eine gute Bekannte besprach den Finger in den drei höchsten Namen. Verstauchung und Bluterguß verschwanden sofort. Auch das Schmerzgefühl wich. Von diesem Tag an stellten sich aber bei dem Mädchen Selbstmordabsichten und Schwermutsgedanken ein. Ferner entwickelte sich eine merkwürdige Gedächtnisschwäche.

B 129 Ein Kind hatte einen steifen Arm. Seine Mutter ließ es von einer Zigeunerin besprechen. Das Kind erklärte nach dem Besprechen: „Die Zigeunerin hat mich gebrannt.“ Die Mutter beobachtete aber, dass die Zigeunerin keineswegs das Kind gebrannt hatte. Die Lähmung ging tatsächlich zurück. Als das Mädchen älter wurde, stellten sich merkwürdige Zwangsgedanken ein. Es erklärte immer wieder: „Ich gehöre dem Teufel.“ Trotz aller seelsorgerlichen Hilfe drang das Mädchen nicht zum Glauben durch. Es konnte weder beten noch das Wort Gottes lesen.

B 130 Ein Kind verbrühte sich die Beine. Die gläubige Mutter des Kindes holte nicht den Arzt, sondern eine Besprecherin. Das Kind wurde sofort gesund. Von dieser Zeit an hatte aber die gläubige Mutter Hemmungen und Störungen ihres Glaubenslebens. Sie mußte sich zum Beten und Bibellesen geradezu zwingen. Als eines Tages ihr Mann erkrankte, nahm sie noch einmal magische Hilfe in Anspruch, ohne den Hintergrund der magischen Heilungen zu kennen. Von diesem Zeitpunkt an war ihre Verbindung zu Jesus Christus ruckartig abgeschnitten, wie wenn etwa ein Telefonkabel durchgeschnitten wird. So drückte sich die Frau selbst aus. Ich klärte sie über das Wesen des magischen Besprechens auf. Die Frau verstand dann sofort, warum sie nach der magischen Hilfe Störungen ihres Glaubenslebens empfunden hatte.

B 131 Ein junger Mann ließ sich gegen ein organisches Leiden magisch besprechen. Bei einer Evangelisation fühlte er sich vom Wort Gottes angesprochen. Er legte eine Generalbeichte seines Lebens ab und konnte im Glauben die Vergebung seiner Schuld fassen. Nach seiner Umkehr setzten dann schwere Anfechtungen ein, die er vorher nicht hatte. Angst, Unruhe, jähzornige Anwandlungen und Schwermut plagten ihn. Auch zeigten sich im Stall beim Vieh merkwürdige Spukphänomene. Diese Erscheinungen brachten ihn zur seelsorgerlichen Aussprache.

Das Problem der Verlagerung will ich auch mit einem Brief zeigen. Eine Frau, die bei dem „Geistheiler“ Dr. Trampler gewesen war, schilderte mir ihr Erlebnis:

B 132 „Ich bin zu Dr. Trampler in Gräfelfing gefahren, weil ich meinte, er würde durch seine Fürbitte all den Menschen helfen können, die an Gott glauben. Ich bekam jedoch den Beweis, dass er nicht in der Kraft Gottes heilt; denn seit meinem Besuch bei ihm kann ich nicht mehr beten. Es drängen sich Lästergedanken und Beleidigungen gegen Gott in mein Beten. Dazu veränderte sich mein Verhalten gegen die Mitmenschen. Ich bekam zunehmend Kontaktschwierigkeiten. Ruhe und Frieden habe ich nur dann, wenn andere Christen mit mir beten, dann treten die Störungen zurück. Ich wäre Ihnen für Ihre Stellungnahme sehr dankbar. Können Sie mir ein Heim nennen oder einen Fürbittekreis, die sich meiner annehmen können? …“

Blockierungen

Das deutlichste Resistenzphänomen ist bei besprochenen Menschen die Blockierung gegenüber dem christlichen Glauben. Dazu einige Beispiele aus meiner Arbeit:

B 133 Eine Frau war bei mir zur seelsorgerlichen Aussprache. Trotz einer Beichte drang sie nicht zur Glaubensgewißheit durch. Da ihre Glaubenshemmungen dem Phänomen der Resistenz glichen, fragte ich nach okkulten Beziehungen. Es kam folgender Tatbestand zum Vorschein. Ihre Mutter hatte alle ihre Kinder bei Erkrankungen besprochen. Dabei wurden die Arme der Kinder verschränkt, und die Mutter sagte in den drei höchsten Namen eine magische Formel. Als ich mich nach dem seelischen Zustand der anderen Geschwister bei dieser Frau erkundigte, erklärte sie, alle ihre Geschwister würden unter Depressionen leiden. Sie hätten auch sexuelle Anfechtungen. Einerseits wollten ihre Geschwister ihr Leben Jesus Christus ausliefern – sie würden manchmal im Gebet darum ringen -, andererseits würden sie wieder in das andere Extrem fallen und alles Göttliche ablehnen. Einmal hätte ihre Schwester auch ihr gegenüber geäußert: „Ich stehe unter einem finsteren Bann.“ Ich habe dann dieser angefochtenen Frau den Weg zu Jesus Christus gezeigt, ihr alle Dinge gesagt, die zur Überwindung okkulter Behaftung gehören. Die Frau ging daraufhin heim, betete und kämpfte die ganze Nacht und wurde durch die Gnade Gottes in derselben Nacht frei.
Einige Tage später kam sie wieder und erzählte freudestrahlend, dass sie völlig frei geworden wäre und sich befreit und glücklich fühle wie nie in ihrem Leben zuvor.

B 134 Ein Mann hatte eine Knochentuberkulose, die nach der Art der Weißen Magie besprochen wurde. Die Schmerzen ließen nach dem Besprechen sofort nach. Der Mann beschäftigte sich mit verschiedenen Formen der Magie. Er bewahrte eine Menge Zauberbücher in seiner Wohnung auf, zum Beispiel „Die Sieben Himmelsriegel“, den „Tobiassegen“, den „Schutzbrief des Johannes“, „Kettenbriefe“ und „Glücksbriefe“. Er führte sogar solche Schutzbriefe, in die Kleider eingenäht, mit sich. Eines Tages, in seiner großen seelischen Not, suchte er den Weg zu Jesus Christus. Er versuchte zu beten und konnte nicht. Auf der einen Seite trug er ein großes Verlangen danach, zu Jesus Christus zu kommen, andererseits empfand er wieder einen lebhaften Widerwillen und Ekel vor Jesus Christus und Gottes Wort. Diese Not führte ihn zur seelsorgerlichen Aussprache, bei der er seine ganzen Zauberbücher ablieferte. Es trat in seinem seelischen Befinden dabei eine spürbare Erleichterung und Entspannung ein.

B 135 Eine Schülerin war in einem Mädchenpensionat mit einer gleichaltrigen Kameradin zusammen, die aus einer Spiritistenfamilie stammte. Das spiritistisch eingestellte Mädchen war medial veranlagt und führte ihren Schulkameradinnen mediale Experimente vor. Als Versuchsperson benutzte sie gewöhnlich meine Berichterstatterin. Diese medialen Experimente spielten jetzt bei der seelsorgerlichen Aussprache eine gewisse Rolle. Die damalige Schülerin ist seit Jahren glücklich verheiratet, hat mehrere Kinder und lebt in harmonischer Ehe. Sowohl sie als auch ihr Mann befinden sich auf christlichem Weg. Sie wollen beide mit ganzer Entschiedenheit Jesus Christus nachfolgen. Bei der Frau, meiner Berichterstatterin, zeigen sich beim Beten oder Hören des Wortes Gottes folgende Symptome. Jedes mal, wenn sie beten will oder einer Predigt zuhören möchte, läßt ihre Konzentration nach. Sie wird schläfrig, fängt an zu gähnen und hört nichts mehr. Das Symptom dieser sich zerstreuenden Konzentration zeigt sich nur bei biblischen Vorträgen. Wenn sie irgendeinen wissenschaftlichen Vortrag hört, kann sie mit bester Konzentration folgen, auch wenn er zwei Stunden dauert. Das sorgfältige seelsorgerliche Gespräch brachte nun jene medialen Experimente ans Licht, die ohne Zweifel als die Ursache dieser Schläfrigkeit unter dem Wort Gottes anzusehen sind.

B 136 Eine Frau ringt seit Jahren um den Durchbruch zum Glauben. Sie läßt es sich alles kosten und liest täglich treu die Bibel. Der regelmäßige Besuch der Bibelstunden und das treue Gebet gehören bei ihr zur festen Ordnung des Lebens. Sie beherbergt die Gläubigen und bringt viel Opfer für die Reichgottesarbeit. Trotzdem bekommt sie keine Glaubensgewißheit. Zweifel und Anfechtungen plagen sie. Die Aussprache erbrachte folgenden Befund: Als Kind hatte sie an einer spinalen Lähmung gelitten. Die Eltern ließen sie daraufhin besprechen. Die Lähmung der Glieder und die Sprechlähmung verschwanden. Mit acht Jahren bekam sie eine große Hautflechte auf der Brust. Die eigene Mutter besprach die Tochter bei Sonnenaufgang und bestrich die Flechte mit einem Strohhalm. Die Flechte verschwand sofort und kam seit 46 Jahren nie wieder. Außer diesen magischen Heilungen hatte sich diese Frau auch einige Male mit anderen okkulten Dingen befasst. Zweimal ließ sie sich bei Astrologen Horoskope anfertigen, einmal besuchte sie eine Wahrsagerin. Dann bekam sie auch einmal Verbindung mit einem spiritistischen Kreis. Die Auswirkung ist, dass sie trotz Bibellesen und Gebet keine Heilsgewissheit und keinen inneren Frieden finden kann.

B 137 Ein Arzt, 48 Jahre alt, möchte Jesus Christus nachfolgen, kann aber nicht. Seine Mutter und seine Großmutter waren Besprecherinnen. Zwei Onkel und eine Tante waren Selbstmörder.

B 138 Ein Arzt erklärte mir in der seelsorgerlichen Aussprache, dass seine Frau depressiv veranlagt wäre. Sie würde auch unter Selbstmordgedanken und Zwangsideen leiden. Der Arzt, der jahrelang seine Frau in dieser Hinsicht beobachtete, kam selbst zu der Auffassung, dass es sich nicht um rein medizinische Sachverhalte handeln würde. Er fragte seine Frau nach okkulten Vorgängen in ihrem Leben. Sie gestand dann willig, dass sie als Mädchen ihre Warzen hatte besprechen lassen. Ferner war sie oft Teilnehmerin an spiritistischen Sitzungen gewesen. Nach diesen magischen und spiritistischen Dingen kam für sie eine Zeit schwerer Anfechtungen. Sie konnte nicht mehr beten und die Bibel lesen und empfand einen Ekel gegen alles Göttliche.
Mir sind die Einwände der Psychologen bekannt, die sagen, dass Resistenz gegen geistliche Beeinflussung auch auf anderem Wege zustande kommen kann. Das bestreite ich nicht. Es gibt sogar sehr viele Faktoren, die einem Menschen die Bibel, das Gebet und Jesus Christus selbst verleiden können. Darüber wäre ein neues Buch zu schreiben. Ich gebe nur einige Hinweise:

In Kanada und USA sprach ich manchmal in Mennoniten-Gemeinden. Sie haben ihr deutsches Volkstum über 10 Generationen hinweg bewahrt. Auch ihre menschlichen Sitten sind noch so wie vor 200 oder 300 Jahren. In einigen Richtungen unter ihnen, den sogenannten Amish-People, dauern die Gottesdienste normal 3 Stunden. Mittags oder abends kommt dann noch ein kurzer Gottesdienst. Die Kinder werden leider zur Teilnahme nach dem Wort: „… Lasst die Kinder zu mir kommen …!“ (Markus 10,14) gezwungen. Wenn diese jungen Leute dann zu einer Berufsausbildung das Elternhaus verlassen, sind sie in keinen Gottesdienst mehr zu bringen. Dazu holen sie alles doppelt und dreifach nach, was im Elternhaus verboten war. Eine gesetzliche Erziehung schafft einen antichristlichen Komplex, aus dem heraus solche Menschen auf geistliche Betreuung negativ reagieren. Das ist aber nur ein Grund, der zu einer Resistenz führen kann. Es gibt noch viel mehr Ursachen. Jede starke Bindung an Sünde macht den Menschen träge, unwillig und scharf ablehnend. Um diese Komplexe der Gesetzlichkeit, der Süchte und Bindungen geht es in diesem Buch aber nicht.
Wir haben nur das Resistenzphänomen im Zusammenhang mit der Zauberei zu behandeln. Das Resistenzphänomen zeigt sich am deutlichsten und ist da am beweiskräftigsten, wenn der Belastete gar nichts von einer geistlichen Betreuung weiß. Es gibt ja Gebetskreise (die leider sehr selten sind), die sich für Belastete, ja auch für Besessene in der Fürbitte einsetzen, ohne dass es die Betreffenden wissen. Prompt setzen dann zur gleichen Zeit die Reaktionen ein. Zur Klärung muss ich ein Beispiel gebrauchen, das ich schon vor vielen Jahren veröffentlicht habe.

B 139 Ich kannte einen gläubigen Mann, der in sein Haus belastete Menschen, Besessene und auch Geisteskranke aufnahm. Er hatte in seinem Haus einen Gebetskreis, der sich täglich zur Fürbitte versammelte. Abends um 10 Uhr, wenn alle Kranken und Besessenen zur Ruhe gegangen waren, vereinigte sich der Gebetskreis im Kellergeschoß. Die Patienten und „Gebundenen“ wußten nichts von der gerade stattfindenden Gebetsversammlung. Was geschah? Die Geisteskranken und organisch Kranken blieben ruhig. Die Besessenen fingen an zu toben.
Das ist die Resistenz. . . .  Fassen wir zum Schluss kurz zusammen, wie das Resistenzphänomen sich äußert.

Es seien die wichtigsten Punkte genannt:

1. Wenn für einen Menschen intensiv gebetet wird, der zum Spruchheiler geht, dann mißlingt das Besprechen.

2. Wenn ein Christ betend im Wartezimmer des Besprechers sitzt, dann wird er nicht angenommen oder sogar fortgejagt.

3. Wenn ein Namenschrist oder lauwarmer Christ zum Besprecher geht, dann hat er keinen Schutz. Er gerät in die Gefahrenzone.

4. Namenschristen und total Ungläubige werden durch den Besprechungsakt geistlich blockiert. Sie können nicht zum Glauben durchdringen oder nur unter ganz schweren Kämpfen.

5. Spruchheilungen sind Verlagerungen vom Organischen ins Seelische. Die Gesundung wird mit seelischen Störungen oft schwer bezahlt.

6. Heilungen durch Besprechen wirken sich manchmal so aus, dass der Geheilte charakterlich und sexuell entartet oder viele Unglücksfälle durchzustehen hat.

7. Wenn durch das Besprechen keine Heilung eintritt, dann ist das ein günstiger Fall. Vielleicht hat das Besprechen dann nicht gewirkt.

8. Wenn bei einer Hinkehr zu Jesus Christus der Bann des Besprechens gebrochen wird, kommt manchmal – nicht in jedem Fall – die frühere Krankheit zurück.

9. Die Wiederkehr der Krankheit ist dann ein positives Zeichen. Der Kranke kann dann zum Arzt gehen oder auch nach Jakobus 5, 14 mit sich beten lassen.

10. Eine Befreiung aus einem Bann ist die Tat Jesu Christi, nicht des Seelsorgers.

13. Tarnung und Täuschung

Es liegt mehr als 20 Jahre zurück. Erich Schnepel, der Leiter der Pfarrer-Gebetsbruderschaft, lud mich ein, auf einer Rüste der PGB einige Vorträge zu halten. Er stellte mir als Thema: „Blockierte Pfarrhäuser und blockierte Gemeinden.“ Gemeint war: durch okkulte Praktiken blockierte Pfarrer. Zur Illustration meiner Vorträge nahm ich nur Pfarrhausbeispiele, damit die Amtsbrüder nicht sagen konnten: Das geht uns nichts an. Zunächst sei die Geschichte eines blockierten Pfarrhauses berichtet.

B 140 Eine Frau beichtete: „Ich habe meine Tochter magisch besprochen und verflucht.“ Die Tochter kam ins Irrenhaus. Auch die anderen Kinder wurden von der eigenen Mutter besprochen. Eine der Töchter suchte in ihrer seelischen Not den Weg zu Jesus Christus. Sie wollte glauben, konnte aber nicht. In der Seelsorge wurde mit ihr das Lossagegebet gesprochen. Sie beichtete und übergab ihr Leben Jesus Christus. Daraufhin trat eine Entspannung in ihrem seelischen Zustand ein. Die Erforschung der Familienverhältnisse bei den Vorfahren ergab ein erschütterndes Bild. Der Vater dieser Frau, die alle ihre Kinder magisch besprochen hatte, war evangelischer Pfarrer, der aber Schwarze Magie getrieben hatte. Zwei Söhne von diesem Pfarrer nahmen sich das Leben. Die Tochter übernahm von dem sterbenden Vater die magische Praxis.
Das ist für ein Pfarrhaus eine schauerliche Bilanz.  . . . Sollte man nicht erwarten können, dass ein evangelischer Pfarrer den Unterschied zwischen der Magie und der Wirklichkeit des Heiligen Geistes kennt? Wie konnte dieser Amtsträger so getäuscht werden? Das nächste Beispiel zeigt nicht nur die okkulten Praktiken eines Pfarrers, sondern auch die Auswirkungen auf die ganze Gemeinde. Einer meiner Freunde, mit dem ich viele Jahre zusammenarbeitete, lud mich mehrmals zu einer Evangelisation in seine Gemeinde ein. Was mir dort begegnete, soll berichtet werden.

B 141 Während der Vortragswoche erschienen jeden Abend mehr Gemeindeglieder. Zugleich wuchs der Widerstand. Es herrschte „eine dicke Luft“ in der Kirche. Am sechsten Abend verspürte ich bei der Verkündigung einen derartigen Widerstand, dass ich kaum mit dem Sprechen durchkam. Es war eine solche Abwehr und Gegenreaktion der vollbesetzten Kirche da, dass ich schier erdrückt wurde. Nach Beendigung des Gottesdienstes erklärte ich der Gemeinde, dass ich kaum noch in der Lage wäre, die Evangelisation weiterzuführen, da solche Abwehrmächte bei der Verkündigung auf mich einstürmen würden. Ich sagte der Gemeinde auch, dass ich mir diesen merkwürdigen Widerstand gar nicht erklären könnte. Am nächsten Tag erzählte mir der Gemeindepfarrer aus der Geschichte seines Dorfes. Einer seiner Vorgänger, ein alter Pfarrer, war langjähriger Spiritist. Er hielt im Pfarrhaus spiritistische Sitzungen ab und war Spezialist für Apporte. Er ließ Rosen regnen. Im Dorf selbst ist das Besprechen gang und gäbe. Generationen hindurch wurden die Kinder bei der Taufe gleichzeitig besprochen. Diese doppelte Handlung soll bedeuten: Wenn Gott nicht hilft, soll eben der Teufel helfen. Täuflinge, die von ihren Angehörigen dazu ausersehen waren, selbst einmal das aktive Besprechen zu üben, erhielten bei der Taufe in der Kirche einen Wurm in die Hand. Der Gemeindepfarrer, der mir all das berichtete, erzählte mir auch, dass er es beim Abendmahl erlebt hätte, dass ein Nachbar, der ebenfalls aktiver Besprecher ist, ein einziges Mal beim Abendmahl teilnahm. Beim Gang um den Altar zog dieser Besprecher einen Wurm aus der Tasche und legte ihn auf den Altar unter den hohlen Fuß eines Leuchters. Das Besprechen liegt wie ein Bann über der ganzen Gemeinde. Mit diesem Bericht war mir klar, warum ich bei der Verkündigung einen so entsetzlichen Widerstand verspürt hatte.

B 142 Ein anderes Beispiel auf ähnlicher Ebene erlebte ich in Frankreich. Ein gläubiger Pfarrer hatte mich eingeladen und mich gebeten, unter anderem auch einen Vortrag über das Pendeln zu halten, weil viele Gemeindeglieder von ihm in einen Nachbarort zu einem ganz berühmten Pendler gingen. Der Pfarrer hat mich vor dem Vortrag nicht informiert, um eine Voreingenommenheit zu vermeiden. Ich hielt also meinen Vortrag, ohne zu wissen, dass dieser fähige Pendler unter den Zuhörern saß. Nach dem Vortrag stand ein Mann auf und fragte, ob er sich zum Vortrag äußern dürfe. Ich wußte nicht, wie ich mich verhalten sollte, weil manchmal solche spontanen Redner eine Gegenrede vom Stapel lassen. Ich blickte daher auf den Pfarrer, um zu sehen, ob er damit einverstanden sei. Er nickte mit Zustimmung und flüsterte mir zu: „Du mußt ihn sprechen lassen. Er ist ja unser Dekan, unser Vorgesetzter.“ Was ich hinzufügen muss, ist, dass dieser Dekan der beste und fähigste Pendler der dortigen Gegend war. Dann drehte sich der Dekan zur Gemeinde um und erklärte: „Ihr kennt mich ja alle. Ich muss bekennen, dass ich 25 Jahre lang das Pendel benutzt habe, um verborgene Dinge aufzuspüren. Ich habe bei allen ungeklärten Fragen das Pendel zu Rate gezogen und damit auch meiner Gemeinde gedient. Ich habe erkennen müssen, dass das Pendeln keine Gabe Gottes, sondern eine Gabe von unten ist. Und ich muss darüber Buße tun und Sie alle um Vergebung bitten.“
Nach diesem Bekenntnis fragte ich den Dekan, ob er mir die Erlaubnis gebe, seine Geschichte zu veröffentlichen. Er sagte zu unter der Bedingung, dass ich nicht seinen Namen verwende. Ich habe also hiermit die Warnung des Dekans an seine Gemeinde weitergegeben.

Dieses Beispiel zeigt, dass ein Pfarrer, der in der ganzen Umgebung als ein gläubiger Mann galt, 25 Jahre lang Zauberei getrieben hatte und damit seine Gemeinde belastete. Er hat in seinem eigenen Leben noch schwerwiegende Folgen erlebt, die ich aber hier nicht veröffentliche. Es kommt eigentlich häufig vor, dass Pfarrer gern mit Rute oder Pendel arbeiten, da sie das als Hilfestellung für Angefochtene ansehen. Das soll auch mit einem Brief gezeigt werden.

B 143 „Lieber Herr Pfarrer, vor mir liegt ein Brief eines elsässischen Pfarrers an meinen Vater. Dieser Pfarrer ist Pendler und verkaufte meinen Eltern vor einigen Monaten ein sogenanntes Abschirmgerät. Das Kästchen räumte ich nach einiger Zeit weg und gab es dann einem Straßburger gläubigen Bruder. Er öffnete es und fand darin folgende Dinge: eine Taschenlampenbatterie, einen Kupferdraht und Zeitungspapier. Ich schrieb nach diesem Befund jenen Pendelpfarrer an und verwies ihn in aller Liebe an einige Bibelstellen. Ich nannte dabei auch Ihr Buch Seelsorge und Okkultismus, ferner auch einige Schriften des Schweizer Gottesmannes Samuel Furrer. Möge Gott diesem Pendlerpfarrer die Augen öffnen …“
Der Brief ist viel länger, es sollte aber nur das wesentliche Stück berichtet werden. Um ein Mißverständnis zu vermeiden, muss ich hinzufügen, dass mit dem Pendlerpfarrer in diesem Brief nicht jener Dekan gemeint ist, von dem vorher berichtet worden ist. Ich kenne beide Pfarrer. Der Dekan kam zum Glauben und hörte total mit dem Pendeln auf. Der Pendlerpfarrer, der Abschirmgeräte verkauft, pendelt aber weiter und ruiniert seine ganze Gemeinde. Es gibt in seiner Gemeinde kaum noch ein Haus, in dem er nicht über Krankheiten, verlorenen Gegenständen, Wasseradern, nach Vermißten und über Fotos gependelt hätte. Ich schrieb diesen Pfarrer an und versuchte ihn zu überzeugen. Es gelang mir nicht. Er hält seine Fähigkeiten für Kräfte des Heiligen Geistes. Eine furchtbare Verwirrung! Die beiden vorangegangenen Beispiele waren aus Frankreich. Ich füge noch eines aus der Schweiz hinzu. Es handelt sich wieder um einen Brief.

B 144 „Sehr geehrter Herr Doktor, Sie erinnern sich vielleicht an das Ehepaar, das vergangenen Freitag bei Ihrem Vortrag in W. anwesend war und Sie hinterher wegen der Abschirmgeräte ansprach. Wir stehen nämlich in U. schon drei Jahre im Kampf gegen diese Form des Aberglaubens. Der Vorgänger des jetzigen Pfarrers wurde an die Freie Gemeinde in U. berufen. Wir gehören zu dieser Gemeinde. Schon bald nach seinem Dienstantritt empfahl er bei Krankenbesuchen verschiedene Mittel, die er über die Naturärzte bezog. Dann ließ er durch einen katholischen Pendler und Rutengänger das Pfarrhaus abschirmen, angeblich wegen Schlafstörungen. Es blieb nicht bei dieser privaten Entscheidung, sondern er propagierte das in der Gemeinde. Das ging soweit, dass er den Pendler kommen ließ und mit ihm in die Häuser kam, wo sich Kranke befanden. In der evangelischen Allianz (von Freimaurern gegründet übrigens!) gab es einen harten Kampf zwischen unserem Pfarrer und einigen Brüdern, welche die Pendelpraxis als Zauberei erkannten. Diese Brüder brachten ihm viel Beweismaterial, darunter auch Ihr Buch Seelsorge und Okkultismus. Der Pfarrer lehnte das alles als unglaubwürdig ab.
Es gab in der Allianz viele Auseinandersetzungen. Die Brüder suchten oft den Pfarrer von seinem verwerflichen Treiben zu überzeugen. Es nützte alles nichts, zumal der ganze Kirchenvorstand hinter seinem Pfarrer stand. Endlich nach 2½ Jahren wurde ihm der Boden in U. doch zu heiß, und er ließ sich in den Kanton Glarus wählen, wo er dieselben Praktiken weiterführte. Er ging dort noch einen Schritt weiter und empfahl in Zeitungsartikeln die Pendelpraxis und Abschirmung. Die Artikel waren von dem Pfarrer mit vollem Namen unterzeichnet. Diese Angelegenheit ist hier zu einer wahren Seuche ausgeartet. Leute, die auf Wohnungssuche sind, fragen den Hausbesitzer, ob das Haus schon abgeschirmt sei, sonst könne man darin ja nicht schlafen. Auf Grund dieser allgemeinen Meinung werden neue Häuser stets von vornherein abgeschirmt und die Mieter belastet …“

In diesem Beispiel handelt es sich nicht um einen landeskirchlichen, sondern freikirchlichen Pfarrer. – Ich will einwenden, dass man auch übers Ziel hinausschießen kann. Wer nicht weiß, dass er in einer „abgeschirmten“ Wohnung lebt, soll sich keine Sorgen machen. „Wer unter dem Schirm des Höchsten sitzt, der bleibt unter dem Schatten des Allmächtigen. Ich sage zu dem HERRN: Meine Zuflucht und meine Burg, mein Gott, auf den ich traue!“  Wenn er erfährt, dass die Wohnung durch einen Pendler abgeschirmt worden ist, soll er den Vermieter fragen, ob er die Kästchen entfernen darf. Wenn es nicht erlaubt wird und der gläubige Mieter keine andere Wohnung finden kann, soll er sich im Glauben unter die Abschirmung Gottes stellen. Die Kästchen mitsamt ihrem Pendelmeister können ihm dann nichts anhaben. Wir dürfen dem Teufel nicht mehr zutrauen als dem lebendigen Gott.

B 145 Aus dem Raum der katholischen Kirche bekam ich eine Zuschrift, die das Besprechen verteidigt. In dem Brief stehen folgende Sätze: „Wenn ein anerkannter guter Volkskenner wie Dr. Heinrich Hansjakob (1837-1916) von guten Erfahrungen mit den Schwarzwälder Besprechern berichtete, so ist das selbstverständlich ein sehr beachtliches und starkes Gegenargument gegen Ihre Verurteilung des magischen Besprechens.“
Dieses Gegenargument besteht doch zurecht, denn wir leben nicht von der Meinung „der Autoritäten“, sondern von der Wahrheit der Heiligen Schrift. Die Bibel nennt aber das Besprechen Zauberei. Es ist beschämend, wie in christlichen Kreisen die biblischen Aussagen so vernebelt und verschleiert werden. Vor einiger Zeit hatte ich eine sehr schmerzliche Erfahrung in meinem Freundeskreis.

B 146 Eine Schwester, die mehr als zehn Jahre meine Bücher las und sich aktiv an den Aufgaben meiner Bibelmission beteiligte, wurde von einer Pfarrfrau in die Geistige Loge in Zürich eingeladen. Ein Geist aus dem Jenseits sprach über ein Medium. Es ging alles sehr feierlich und „christlich“ zu. Mit Bibellesen, Gebet, Gesang und Feier des heiligen Mahls. Daraufhin meldete sich die Schwester von meinem Freundeskreis ab und begleitet seither die Pfarrfrau zu den spiritistischen Gottesdiensten der Loge. Ich warnte die irregeleitete Schwester mehrmals. Es war umsonst. Der Sog des Spiritismus hatte sie erfaßt. Was für eine Rolle spielt diese Pfarrfrau, die unterscheiden sollte zwischen Wahrheit und Dämonie.
Öfter kennt man in Missionsseminaren die medialen Praktiken noch besser als in kirchlichen Kreisen.

B 147 Der Direktor eines Seminars schrieb mich an und fragte um die Beurteilung eines ihrer Prediger, der alles bependelte. Der Vorstand hatte den Prediger mehrmals gewarnt. Es brachte keinen Erfolg. Der Mann pendelte weiter, so dass man ihn aus dem Dienst entließ. Dann beschwerte sich der Entlassene und schaffte viel Literatur und Urteile von bekannten Männern heran, um sich zu rechtfertigen. Der Missionsdirektor schrieb mich dann an und bat um meine Meinung in dieser Sache. Ich hatte mehrere Gespräche mit dem pendelnden Prediger, konnte ihn aber nicht überzeugen. Er hielt seine Fähigkeit für eine Gabe Gottes, die er zum Wohl seiner Mitmenschen einsetzen wollte. Ich konnte nicht anders als dem Missionsdirektor zuzustimmen, dass die Entlassung meiner Meinung nach zurecht bestand.

Ein Pfarrersohn in höherer Beamtenlaufbahn schrieb mich nach der Lektüre von „Seelsorge und Okkultismus“ an und verteidigte die Tätigkeit seines Vaters, der sich als Naturheilpraktiker, Magnetopath und Pendler betätigt. In seinem Brief heißt es:

B 148 „Sehr geehrter Herr Pfarrer, leider ist es mir nicht möglich, an Ihrer Vortragswoche teilzunehmen. Ich will in der genannten Zeit meinen 91jährigen Vater, den Pfarrer und erfolgreichen Naturheilpraktiker G. K. besuchen. Als mir am Sonntag nach dem Gottesdienst der Handzettel über Ihre Vorträge angekündigt wurde, traute ich meinen Augen nicht, dass Sie vermutlich rutenfähige Menschen, die überzeugte Christen sind, in das Heer der Okkultisten einreihen wollen. Dabei handelt es sich doch bei der Rutenreaktion um einen rein physikalischen Vorgang, dessen Ursache das verborgene Objekt in der Erde, zum Beispiel Wasser ist … Unter Bezugnahme auf Ihren geplanten Vortrag ,Krankenheilung als Irrweg und Auftrag‘ möchte ich darauf aufmerksam machen, dass es durchaus möglich ist, Krankenheilungen mittels Heilmagnetopathie vorzunehmen. Mein Vater hat das bewiesen.“

Der Kampf gegen festgefahrene Meinungen, die durch mediale Praktiken verhärtet sind, ist aussichtslos.
Ich stehe immer wieder bestürzt vor der Situation in der evangelischen Kirche. Wir haben das Alte Testament vor Augen mit seinem Abwehrkampf gegen die Zauberei. Wir sehen durch die Apostelgeschichte, wie Paulus, einer der größten Missionare aller Zeiten, gegen die Magie und Beschwörungskünste Zyperns und Kleinasiens zu Felde zog – und doch gibt es Theologen, die ihre Zauberei als Werk Gottes hinstellen wollen. Zum Schluß dieser Berichte ein Brief, der mich am meisten erschütterte. Er stammt von einem in Deutschland sehr bekannten Pfarrer.

B 149 Es heißt in dem Brief, der an einen Rutengänger gerichtet ist: „Sehr herzlich danke ich Ihnen für Ihren brüderlichen Brief. Ich stehe ganz zu Ihrer Meinung, dass das Wünschelrutengehen eine von Gott geschenkte Naturgabe ist, die nicht jeder Mensch hat, die aber nichts mit Zauberei zu tun hat. Ich habe diese Gabe auch, ohne dass ich es früher gewußt habe. Und wie gut, dass Karl Sundermeier im Jugenddorf Silangit auf Sumatra mit der Wünschelrute die Wasserquelle entdeckte, ohne die die ganze Arbeit dort gar nicht geschehen könnte. Ich bedauere sehr, dass manche Christen das Wünschelrutengehen und die Augendiagnostik des Heilpraktikers verteufeln. Das sind doch Gottesgaben. Natürlich kann ich auch die Gottesgaben sündhaft mißbrauchen, sie sind aber an sich nicht teuflisch …“

In den vorstehenden acht Beispielen dieses Kapitels tauchen verschiedene Fragen auf, die hier kurz diskutiert werden sollen.
1. Zuerst die Nebenfrage der Augendiagnostik der Heilpraktiker. Es gibt eine natürliche Irisdiagnostik, die aber nicht viel taugt. Die Iris wurde in 30 Organfelder eingeteilt, in denen alle Erkrankungen des Körpers zu erkennen sein sollen. Bei rund 10.000 Erkrankungen müssten dann pro Organfeld rund 330 Krankheiten zu erkennen sein. Das ist unmöglich. Die meisten Irisdiagnostiker benutzen die Iris psychometrisch, das heißt als Induktor für eine spezielle Form der Hellfühlerei. Es führt zu weit, das alles hier zu erläutern. In meinem Buch Okkultes ABC stehen diese Dinge ab Seite 151.

2. Es ist seltsam, dass man im Heidentum weiß, was Zauberei ist, nur unsere „Pfarrer“ wissen es oft nicht. Vor 5000 Jahren nannte man die Rutengänger Geomanten (= Erdwahrsager). Aber heute heißt es, die Rutenfühligkeit sei eine Gabe Gottes.

3. Es war mir vergönnt, alle gegenwärtigen Erweckungsgebiete aller Kontinente zu besuchen. Wo der Geist Gottes weht und Menschen zum wahren Glauben kommen, da weiß man unmittelbar, was zu den medialen Paktiken rgehört. Nur unter den Christen Europas wird die Wahrheit oft vernebelt.

4. Die Rutenfühligkeit und Pendelreaktion kann vererbt, übertragen oder erworben sein. Ich kenne in Deutschland drei Pfarrer, die weithin bekannt sind. Alle drei können mit der Rute gehen und meinen, es sei eine Gabe Gottes. Wenn man bei vererbter Rutengängerei die Vorfahrenreihe untersucht, stößt man wieder auf mediale Praktiker. Bei diesen drei Pfarrern handelt es sich um eine vererbte Veranlagung, deshalb fällt es ihnen so schwer, den wahren medialen Charakter ihrer Gabe zu erkennen. Bei allen dreien sind aber typische Auswirkungen der medialen Praktiken da.

5. In dem achten Beispiel meint der gläubige Pfarrer, die Rutenfühligkeit sei eine Gabe Gottes, die aber mißbraucht werden kann. Es entsteht hier die Frage, ob es einen schmalen natürlichen Streifen der Rutenfühligkeit gibt, ähnlich wie bei der Telepathie. Das konnte ich bisher nirgends feststellen. Wenn ein Rutengänger sich bekehrt und ernsthaft den Herrn darum bittet, diese Gabe wegzunehmen, wenn sie nicht von Ihm ist, dann verliert er sie. Leichtfertiges und oberflächliches Beten nützt natürlich nichts. Wenn ein Christ die vererbte Medialität entdeckt, sollte er genauso beten. Die Not ist, dass Pfarrer, auch die drei erwähnten, gar nicht in dieser Weise beten, weil sie überzeugt sind, dass es eine harmlose Naturgabe oder göttliche Gabe ist.

6. Außer dem erwähnten brasilianischen Pfarrer (B 156) habe ich es in Deutschland nur einmal erlebt, dass ein Pfarrer, der zugleich Evangelist ist, sich von mir informieren ließ. Er kam zu mir zur Aussprache und berichtete, dass mein Buch Seelsorge und Okkultismus ihm die Augen geöffnet habe. 25 Jahre lang stand er stets in seinem Dienst unter einer bestimmten Depression, die er sich nicht erklären konnte. Er legte bei mir eine Lebensbeichte ab, und wir beteten gemeinsam das Lossagegebet, weil in seiner Familie mediale Dinge getrieben worden waren. Er wurde durch Jesus Christus völlig frei. Einige Zeit später schrieb er mir, dass sein Dienst ganz neu und unbeschwert sei.

7. Bei den in diesem Kapitel dargebotenen Beispielen kann auch die Frage entstehen, ob denn unter den Pfarrern das Pendeln und Rutengehen besonders verbreitet sei, weil es fast nur Pfarrerberichte sind. Nein, in anderen Berufsgruppen ist der Prozentsatz noch höher. Von den Radiästheten brauchen wir nicht zu reden, denn diese betreiben es alle offiziell. Auch die meisten Heilpraktiker und Naturärzte betreiben Pendeldiagnose. Ferner gibt es viele Ärzte, die zusätzlich pendeln. Prozentual gibt es mehr Ärzte als Pfarrer, die pendeln. Hinter dieser Aussage steht die Erfahrung von 52 Jahren Seelsorge.

8. Wenn schon andere Berufsgruppen noch mehr mediale Praktiken üben als die Pfarrer, warum dann hier die einseitige Auslese? Ganz einfach darum, weil man von Theologen (= Gottesgelehrte) einfach erwartet, dass sie sich in der Wahrheit besser auskennen als andere, die sich nicht mit der Bibel beschäftigen. Man wird aber heute durch sie leider oft getäuscht und irre geführt. Denn wir haben sehr viele Wölfe im Schafspelz als Theologen heute.

9. Das negative Beispiel pendelnder Pfarrer zeigt aber, dass die Wahrheit nicht das Ergebnis eines Studiums ist. In Johannes 7, 17a steht: „Wenn jemand Seinen Willen tun will, wird er erkennen, …“ Die Erkenntnis der Wahrheit ist nicht ein Akt unserer Intelligenz, sondern ein Akt der Lebenshingabe an Jesus Christus und ein Akt des Gehorsams. Anselm von Canterbury (1033-1109) prägte den Satz: Credo ut intelligam (= Ich glaube, um zu erkennen). Wer der Wahrheit gehorchen und sich nicht selbst behaupten will, der wird die Wahrheit erkennen.

10. Ist die Seelsorge an okkult Belasteten und die Erkenntnis der medialen Praktiken nicht ein gewisses Spezialistentum? Nein, es kann ein spezieller Auftrag Gottes vorliegen, aber im Grunde genommen sollte jeder einfache Christ zwischen Gaben Gottes und medialen Gaben unterscheiden können. Auf den Erweckungsgebieten ist diese Unterscheidungsgabe da. Sie ist im zunehmenden Chaos der Endzeit die wichtigste Geistesgabe.

14. Der Ursprung der medialen Fähigkeit

Die Medialität gehört teilweise in das Gebiet der Psychologie und Parapsychologie. Fragen wir daher zuerst die Fachleute der Psychologie nach dem Ursprung der medialen Kräfte. Wie es bei zünftigen Wissenschaftlern nicht anders sein kann, sagen sie uns kurz und bündig: „Die medialen Kräfte haben ihren Sitz im Menschen selbst, sie sind immanent, nicht transzendent.“
Seit Jahrtausenden ist das die Meinung der fernöstlichen Philosophien und Religionen.  . . .  . . .

Die Frage nach den Ursachen der medialen Phänomene wird von den Wissenschaftlern verschieden beantwortet, wie angedeutet worden ist. Steigen wir nun wieder in die Praxis hinein, die auf andere Erklärungsmöglichkeiten schließen läßt.
Eines der umstrittensten Gebiete in der Parapsychologie ist die Präkognition, das Vorauswissen von Ereignissen, die in der Zukunft liegen. …

B 151 Eine Südafrikanerin, die zum ersten Mal in ihrem Leben England besuchte, kam in London auf die Idee, einmal eine Wahrsagerin zu befragen. Die Hellseherin erklärte der Fremden, die sie nicht kannte: „Bei dem nächsten Pferderennen hier sollten Sie auf ein Pferd setzen, dessen Name den Anfangsbuchstaben M hat. Dieses Pferd wird gewinnen.“ Die Südafrikanerin befolgte den Rat. Sie sah die Liste der eingesetzten Pferde durch und fand ein Pferd mit dem Namen Mary. Diese Stute war durchaus nicht unter den Favoriten. Und siehe da, dieses Pferd, dem man nichts Außerordentliches zutraute, gewann im Derby. Die Südafrikanerin bekam eine Summe ausbezahlt, die ausreichte, ihre ganze Reise von Johannesburg nach London und zurück samt allen Aufenthaltskosten zu finanzieren.  . . .

B 153 Ein ebenso relevantes Beispiel wie das des Ingenieurs ist ein Erlebnis in Port Elizabeth. Seit 1963 habe ich bis jetzt 18 mal den „Schwarzen Kontinent“ besucht, am meisten aber Südafrika. 1963 hatte ich in der schönen Hafenstadt Port Elizabeth einige Vorträge. Im Anschluss daran kam eine Frau zur Seelsorge, die ihre leidvollen und beängstigenden Erlebnisse ausräumte. Mit ihrer Genehmigung darf darüber berichtet werden. Frau H. S. hatte die Fähigkeit des zweiten Gesichtes, der Nekroskopie und des „Death Knock“. Das ist das Symptom der Ankündigung von Sterbefällen durch Klopfzeichen. Sie litt sehr unter diesen okkulten Belastungen und wünschte, davon frei zu werden. Ihre unheimlichen Erlebnisse zeigen wiederum den Ursprung, den Hintergrund ihrer Fähigkeiten. Hören wir einige Berichte.

a. Frau H. S. sah bisher alle Sterbefälle ihrer Familie und Verwandtschaft voraus. Bei ihrem Vater, ihrem Bruder und eines Verwandten hörte sie am Todestag morgens ein scharfes Klopfen. Sie wusste jedes mal, dass an diesem Tag jemand sterben würde, wusste aber nicht, wem es galt, da ja ein Teil ihrer Verwandten in großen Entfernungen wohnten. Einmal übernachtete sie im Hotel. Sie wachte morgens durch ein scharfes Klopfen auf. Beim Frühstück hörte sie dann vom Kellner, dass jemand im Hotel gestorben war.

b. Ein ganz typischer Fall ist das Erlebnis mit einer Nachbarin. Frau H. S. wachte eines Nachts auf und sah eine Gestalt in der offenen Türe stehen. Sie nahm an, dass es ihre Mutter sei, weil sie ein Kleid anhatte, das sie ja kannte. Die Mutter lebte mit im Haus. Die Tochter wunderte sich nur, dass die alte Frau sich Nachts angezogen hatte. Sie rief mehrmals: „Mutter“. Die Gestalt gab keine Antwort. Sie stand darum auf und wollte die Mutter am Arm fassen. In diesem Augenblick löste sich die Gestalt auf und die Tochter griff ins Leere. Ein Angstgefühl hatte Frau H. S. nicht. Sie dachte nur, ihre Mutter müsse nun sterben. Bei diesem Gedanken hörte sie die Stimme der Mutter aus dem anderen Zimmer. Sie schliefen ja alle bei offenen Türen, weil Port Elizabeth ein warmes Klima hat. Die Mutter fragte: „Du hast mich gerufen. Was ist los?“ Die Tochter wollte nicht die Wahrheit sagen, um der Mutter die Angst zu ersparen. Die Mutter bestand aber darauf. Schließlich sagte die Tochter: „Ich sah dich in einem bestimmten Kleid.“ Dabei ging sie zum Schrank und holte das betreffende Kleid heraus. Die Mutter antwortete: „Ich lag im Bett, und du siehst meinen Geist herumlaufen.“
Einige Tage später erlitt die Nachbarin von Frau H. S. einen Herzanfall. Ein Heilsarmeeoffizier wurde geholt. In seiner Gegenwart starb die Nachbarin. Als Frau H. S. davon hörte, eilte sie zur Nachbarin. Die Verstorbene hatte das gleiche Kleid an wie die Mutter von Frau H. S.. Die nächtliche Erscheinung hatte sich also nicht auf die Mutter, sondern auf die Nachbarin bezogen.

c. Der tragischste Tod ist der Unfalltod ihres elfjährigen Enkels, erst vier Wochen vor unserer Begegnung. Frau H. S. hatte von ihrem Sohn in East London die Einladung erhalten, ihre Ferien bei ihm zu verbringen. Einige Tage vor der geplanten Ferienfahrt hörte sie wieder das „Death Knock“, ohne zu ahnen, wem es galt. Sie schrieb es ihrem Sohn, der dann bereit war, seine Mutter mit dem Wagen zu holen. Sie weilte fünf Wochen in East London. Einige Tage vor der Rückreise nach Port Elizabeth wachte Frau H. S. nachts auf und sah in der offenen Türe einen Sarg senkrecht stehen. Es war Vollmond, und sie sah das Mondlicht zu beiden Seiten des Sarges. Wo der Sarg stand, war es dunkel. Sie stieß einen Schrei des Entsetzens aus. Ihre Schwiegertochter, die mit im Zimmer schlief, wachte auf und fragte: „Was hast du?“ Frau H. S. antwortete: „Da steht ein Sarg senkrecht.“ Die junge Frau meinte: „Ich sehe aber nichts.“ Frau H. S. stand auf und ging auf den Sarg zu. Da lösten sich seine Konturen auf. Als der Sohn später von diesem nächtlichen Erlebnis hörte, zwinkerte er seiner Frau zu. Sie lächelten beide über die angeblichen Schrullen der Mutter. Immerhin änderte der Mann den Rückreiseplan. Ursprünglich sollte die Mutter am Samstag reisen. Ihr Sohn fuhr sie dann aber schon am Freitag zurück.
In dem Haus von Frau H. S. in Port Elizabeth war Hochbetrieb, weil Ferienzeit war und insgesamt sechs Enkel ihre Ferien dort verbrachten. Bei der Ankunft sprang ihr der elfjährige Enkel entgegen und hängte sich an ihren Hals. Zwei Tage später fuhr die Schwiegertochter die sechs Kinder zur Sonntagsschule. Auf dem Heimweg, nur etwa vier Häuser von der eigenen Wohnung entfernt, raste aus einer Seitenstraße ein Auto mit einem Farbigen am Steuer in den vollbesetzten Wagen hinein. Der Farbige hatte in großer Geschwindigkeit das Stoppzeichen überfahren. Alle sechs Kinder waren teilweise schwer verletzt. Der Elfjährige musste sofort operiert werden, weil die Milz zerrissen war. Einige Stunden nach der gelungenen Operation trat eine Komplikation ein. Die Ärzte entdeckten eine weitere Verletzung am Rückenmark. Der Junge überlebte den Sonntag nicht. Er starb am 04.08.1963. Seine Großmutter war einige Wochen später, am 31.08.1963, in meiner Seelsorge, weil sie seelisch und nervlich ihren Vorausschauerlebnissen nicht mehr gewachsen war. Sie wollte davon frei werden. Ihre Mitmenschen haben ihr deshalb auch schon Vorwürfe gemacht und ihr gesagt, sie sei besessen, und der Teufel würde ihr diese verhängnisvollen Todesfälle voraussagen.

Ich versuchte in der Seelsorge zuerst die Vorgeschichte der Nekroskopie aufzuhellen und erwähnte, dass normalerweise die Fähigkeit des zweiten Gesichtes aus den Zaubereisünden der Vorfahren abzuleiten ist. Frau H. S. kannte kaum ihre Großeltern, da sie ca. 1500 km weit entfernt wohnten. Beim Stichwort Großvater fiel ihr dann ein Erlebnis ein. Als ihr viertes Kind geboren war, lag es neben ihr in seinem Bettchen. Eines Nachts wachte sie auf und sah einen alten Mann mit langem Haar und langem Bart neben dem Kinderbett stehen. Der Alte beugte sich drohend über das Kind. Die Mutter sprang dazwischen und hielt schützend die Arme über das Kind. Am anderen Tag erzählte die junge Frau H. S. ihrer Mutter dieses Erlebnis. Als sie das Aussehen des alten Mannes geschildert hatte, erwiderte die Mutter: „Das ist dein Großvater.“ Frau H. S. hatte ihn nicht erkannt, weil sie seit ihrer Kindheit den Großvater nicht mehr gesehen hatte.

Was ist des Rätsels Lösung? Der Großvater war ein aktiver Besprecher und Spiritist gewesen. Nach der Art vieler Zauberer konnte er erst sterben, nachdem er seine Fähigkeiten jemand angehängt hatte. Das gehört zu den Spielregeln des Teufels. Da er niemand in seiner Umgebung fand, der willig war, sein dämonisches Amt zu übernehmen, wollte er es dem kleinen Säugling anhängen, den er aufgrund einer spiritistischen Exkursion der Seele nachts besuchte. Als die junge Mutter ihn störte, verfluchte er sie, sie dürfe weiterhin keine Kinder mehr haben. Sie konnte von da an auch nicht mehr mit ihrem Mann eheliche Gemeinschaft haben. Das Kind wurde später gläubig und wollte Verkündiger des Evangeliums werden. Durch eine Serie schwerer Unfälle wurde es gelähmt und musste sein Berufsziel aufgeben. Nachdem so die Vorgeschichte aufgehellt war, konnte ich der bekümmerten Frau den Weg der Befreiung zeigen. Die Art der Seelsorge ist in dem Kapitel über die Befreiung kurz dargestellt. Ein Mensch, der zum ersten Mal eine solche Geschichte hört, ist überfordert und lehnt sie daher als „Spinnerei“ ab. Wer Jahrzehnte auf diesem Sektor zu arbeiten hat, dem ist das eine schauerliche Realität.

Einen Hinweis auf die Herkunft der medialen Gaben und Kräfte erhalten wir auch durch die Tatsache, dass es zu allen Charismata mediale Gegengaben, Pseudocharismata, gibt. Der Teufel ist der Affe Gottes.
 Er verdreht und ahmt alles nach, was uns in der Heiligen Schrift geboten wird.

Wir geben einige Gegenüberstellungen. . . .
Insgesamt sollen 15 Parallelen aus der Bibel und der medialen Praxis gegenübergestellt werden.

Die biblische Linie (BL)  –  Die mediale Nachäffung (MN)
BL: 2. Mose 7, 10b: „… Und Aaron warf seinen Stab vor den Pharao und vor seine Knechte hin, und er wurde zur Schlange.“
MN: 2. Mose 7, 11-12: „Da rief der Pharao die Weisen und Zauberkundigen. Und auch die ägyptischen Zauberer taten dasselbe mit ihren Zauberkünsten. Und jeder warf seinen Stab hin, und es wurden Schlangen daraus; aber Aarons Stab verschlang ihre Stäbe.“
BL: 2. Mose 8, 2: „Und Aaron streckte seine Hand über die Wasser in Ägypten; und die Frösche kamen herauf und bedeckten das Land Ägypten.“
MN: 2. Mose 8, 3: „Und die Zauberer taten dasselbe mit ihren Zauberkünsten und ließen Frösche über das Land Ägypten kommen.“
BL: In 2. Mose 16 wird berichtet, dass das Volk Israel Wachteln und Manna zur Versorgung erhielt.
MN: Die Spiritisten nennen das Apporte und ahmen das Auftauchen und Verschwinden von Gegenständen nach.
BL: 2. Könige 1, 10: „Aber Elia antwortete …: „Wenn ich ein Mann Gottes bin, so soll Feuer vom Himmel fallen und dich und deine Fünfzig verzehren! Da fiel Feuer vom Himmel und verzehrte ihn und seine Fünfzig.“
MN: In den Feuerkulten von Tibet, Thailand, Malaysia und Fidji lassen die Kultmitglieder an beliebigen Orten ohne äußere Ursachen Feuer auflodern. Ich habe solche Beispiele in diesen Ländern gesammelt.
BL: 2. Könige 2, 23-24: „… Als er (Elisa) nun den Weg hinaufging, kamen kleine Knaben zur Stadt hinaus; die verspotteten ihn und riefen ihm zu: Kahlkopf, komm herauf! Kahlkopf, komm herauf! Da wandte er sich um, und als er sie sah, fluchte er ihnen im Namen des HERRN. Da kamen zwei Bären aus dem Wald und zerrissen 42 Kinder.“
MN: In der Seelsorge wurden mir manchmal Verfluchungen gebeichtet. So wurde ein gutaussehender und vermögender junger Mann von einer Besprecherin verflucht, dass er niemals heiraten könne. So geschah es auch.
BL: 2. Könige 6, 6: „Aber der Mann Gottes sprach: Wohin ist es gefallen? Und als er ihm die Stelle zeigte, schnitt er ein Holz ab und warf es dort hinein. Da brachte er das Eisen zum Schwimmen.“
MN: In der Parapsychologie nennt man einen solchen Vorgang Psychokinese oder Telekinese. Akausale Bewegung von Gegenständen.
BL: Markus 6, 56: „Und wo Er in Dörfer oder Städte oder Gehöfte einkehrte, da legten sie die Kranken auf die freien Plätze und baten Ihn, dass sie nur den Saum seines Gewandes anrühren dürften. Und alle, die Ihn anrührten, wurden gesund.“ – Matthäus 12, 15: „Jesus aber zog sich von dort zurück, als Er es bemerkte. Und es folgte Ihm eine große Menge nach, und Er heilte sie alle.“
MN: Es gibt viele Formen der medialen Heilung. Im Kapitel „Mediale Heilung“ werden diese Zauberpraktiken genannt.
BL: Johannes 20, 26b: „… Da kommt Jesus, als die Türen verschlossen waren, und tritt in ihre Mitte und spricht: Friede sei mit euch!“
MN: Im Spiritismus entsprechend gibt es die Dematerialisationen und Rematerialisationen. Dafür bekannt war Daniel Home.
BL: Apostelgeschichte 11, 27-28: „In diesen Tagen aber kamen Propheten von Jerusalem herab nach Antiochia. Und einer von ihnen, mit Namen Agabus, trat auf und zeigte durch den Geist eine große Hungersnot an, die über den ganzen Erdkreis kommen sollte; diese trat dann auch ein unter dem Kaiser Claudius.“
MN: Das Gegenstück zum biblischen Weissagen ist das mediale Wahrsagen. Apostelgeschichte 16, 16: „Es geschah aber, als wir (Paulus und Silas) zum Gebet gingen, dass uns eine Magd begegnete, die einen Wahrsagegeist hatte und ihren Herren durch Wahrsagen großen Gewinn verschaffte.“
BL: Apostelgeschichte 21, 10-11: „Als wir uns aber mehrere Tage dort aufhielten, kam aus Judäa ein Prophet namens Agabus herab. Der kam zu uns, nahm den Gürtel des Paulus und band sich die Hände und die Füße und sprach: So spricht der Heilige Geist: Den Mann, dem dieser Gürtel gehört, werden die Juden in Jerusalem so binden und in die Hände der Heiden ausliefern!“
MN: Die Parapsychologen nennen das psychometrisches Wahrsagen oder Hellsehen. Ein Gegenstand dient als Induktor oder Temoin.
BL: Apostelgeschichte 8, 39a: „Als sie aber aus dem Wasser heraufgestiegen waren, entrückte der Geist des Herrn den Philippus, und der Kämmerer sah ihn nicht mehr; …“ Entrückungen gab es ferner bei Henoch, Elia und Jesus Christus, auch Melchisedek kann man dazurechnen, weil er ohne Ende war.
MN: Eine Nachahmung auf diesem Gebiet ist das sogenannte Windreiten. Ich hörte solche Erlebnisse in Japan, Südafrika und Peru. Aber auch das Dematerialisieren bzw. sich unsichtbar machen kommt hier in frage.
BL: Apostelgeschichte 14, 19-20: „Es kamen aber aus Antiochia und Ikonium Juden herbei; die überredeten die Volksmenge und steinigten Paulus und schleiften ihn vor die Stadt hinaus in der Meinung, er sei gestorben. Doch als ihn die Jünger umringten, stand er auf und ging in die Stadt. Und am folgenden Tag zog er mit Barnabas fort nach Derbe.“
MN: Hierher kann man die Praxis der sogenannten Knochenrichter nehmen. Diese magischen Heiler bei den Lappen und Finnen können komplizierte Knochenbrüche in zwei Tagen zum Heilen bringen.
BL: Apostelgeschichte 28, 3 … 5: „Als aber Paulus einen Haufen Reiser zusammenrafte und auf das Feuer legte, kam infolge der Hitze eine Otter heraus und biss ihn in die Hand. … Er jedoch schleuderte das Tier ins Feuer, und ihm widerfuhr nichts Schlimmes.“
MN: Die Glieder der Schlangenkulte in Liberia, Ghana und Elfenbeinküste haben Macht über die Giftschlangen. Ihr Gift kann sie nicht töten.
BL: Die biblischen Handauflegungen. Jakobus 5, 14-15: „Ist jemand von euch krank? Er soll die Ältesten der Gemeinde zu sich rufen lassen; und sie sollen für ihn beten und ihn dabei mit Öl salben im Namen des Herrn. Und das Gebet des Glaubens wird den Kranken retten, und der Herr wird ihn aufrichten; und wenn er Sünden begangen hat, so wird ihm vergeben werden.“
MN: Die dämonischen Handauflegungen.
BL: Daniel 3: Die drei Männer im Feuerofen.
MN: Die Feuergänger auf den Fidji-Inseln.

Diese Gegenüberstellungen, die einen biblischen Sachverhalt und eine dämonische Imitation zeigen, sind dennoch kein Beweis, aber ein starker Hinweis. Gott und der Teufel, die Engel und die Dämonen lassen sich nicht beweisen, aber sie sind erfahrbar. Alle irrationalen Wahrheiten lassen sich aber mit der Vernunft allein nicht bewältigen und begreifen.
Ohne ein persönliches Glaubensverhältnis und die Lebensgemeinschaft mit Jesus Christus sind die parapsychologischen Phänomene in ihrer Tiefe und Bedeutung nicht zu begreifen.

15. Die Befreiung

In einer christlichen Zeitschrift las ich den Artikel eines Reichgottesarbeiters, der die Meinung vertrat, man solle nicht über okkulte Dinge zuviel reden, sonst würde man dem Teufel zu große Ehre antun. In dieser Aussage steckt ein wahres Anliegen und ein falsches Argument!

Die Wahrheit, die hier zum Ausdruck kommt, ist die Tatsache, dass wir Christologie und nicht Satanologie zu treiben haben. Durch Jesus Christus ist grundsätzlich die Macht Satans gebrochen. Das heißt aber nicht, dass wir als Christen nichts mehr mit dem Teufel zu tun haben. Schon oft zitierte ich den Ausspruch meines Lehrers Karl Heim: „Der Teufel leistet sich erbitterte Nachhutgefechte.“

In dem Augenblick, da ich diesen Abschnitt niederschrieb, erreichte mich ein Telefonanruf, in dem ich für eine sterbende Pfarrfrau um Fürbitte gebeten wurde. Der Ehemann, die Tochter und der Sohn sind Christen. Die sterbende Mutter erlitt aber im Todeskampf schwere Angriffe der Finsternis, nicht etwa nur die bekannten Schwächezustände einer Agonie. Als der Vater mit den Kindern der Sterbenden ein christliches Glaubenslied vorsang, krümmte sich die Sterbende und schrie: „Hört auf! Hört auf damit!“ In den letzten Tagen kam zum Vorschein, dass die Pfarrfrau einer religiösen Sekte, die spiritistischen Charakter hat, in der Vergangenheit angehört hatte. Im Todeskampf meldete nun Satan seine vermeintlichen Rechte an. Satan wartet stets auf seine Chance und ringt mit letzter Energie um eine einzige Seele – muss aber bei Gläubigen gewöhnlich diese letzte Auseinandersetzung verlieren.

Das falsche Argument in der oben erwähnten Aussage ist die Verharmlosung, mit der man den Erzfeind ausmanövrieren will – bis einem zuletzt in einem jähen Erwachen die Augen zu spät aufgehen.
Wer die Werke der Zauberei aufdecken will, muss von dem Urheber der letzten Feindschaft gegen Gott reden und die Dinge beim Namen nennen. Nicht davon zu reden ist nicht nur Feigheit, sondern schwere Schuld! Man überlässt mit einigen frommen Sprüchlein kostbare Menschenseelen dem „Mörder von Anfang an“. Ich aber habe einen Auftrag Gottes zu erfüllen. Das kann ich mit letzter Gewißheit und Autorität sagen.

Verschiedene Befreiungsbeispiele.

B 154 Zunächst ein Beispiel aus dem Gebiet der Schwarzen und Weißen Magie. Bei einer Evangelisation in Norddeutschland kam ein Bauer zur Aussprache. In dem Bauerndorf war ein Schmied, der es nicht nur mit Feuer, Ruß und Eisen zu tun hatte, sondern der sich auch auf Schwarze Magie und die Hypnose verstand. Er suchte stets nach Versuchsobjekten, an denen er seine dunklen Künste erproben konnte. Sein Nachbar, mein Berichterstatter, war ein williger Schüler für den Magier.
Schließlich wurde dem Opfer langsam bewußt, dass es sich auf einem gefährlichen Experimentierfeld befand. So kündigte der Bauer dem Schmied seine Gefolgschaft auf. Der Magier äußerte ärgerlich: „Das wirst du zu bereuen haben.“ In der folgenden Zeit wurde der Bauer mit dunklen Machenschaften geplagt. Da merkte er, dass er immer noch in der psychischen Gewalt des Magiers war. Die Attacken waren nachts so heftig, dass der geplagte Mann sich entschloß, in einem Nachbardorf die Hilfe einer Spruchheilerin in Anspruch zu nehmen. Diese Frau konnte mit Hilfe der Weißen Magie Krankheiten heilen. Sie war aber auch in der Lage, mit der gleichen Kraft Angriffe abzuwehren.
Bei der Konsultation erklärte sie dem Hilfesuchenden: „Sie werden mit Schwarzer Magie verfolgt, aber ich helfe Ihnen mit Weißer Magie.“ Sie wies ihn an, bestimmte Kräuter zu sammeln und sie abends zwischen 6 und 7 Uhr auf seinem Hof zu verbrennen. Er hatte dabei einen Schutzzauber zu sprechen und danach drei Vaterunser zu beten. Der Bauer wurde von der Besprecherin noch aufgefordert, abends vor dem Zubettgehen eine gespreizte Schere vor das Bett und ein abgewinkeltes Taschenmesser unter das Kopfkissen zu legen. Der Bauer folgte diesen Ratschlägen. Die nächtlichen Angriffe ließen etwas nach, er spürte aber von dieser Zeit an, dass zwei Mächte um ihn herum waren. Es folgten aber noch andere Dinge.

Das Repertoire der Magier ist noch lange nicht erschöpft, wenn ein Angriff abgewehrt worden ist. Sie wechseln sofort die Angriffstaktik in einem Ausmaß, wie sie ein unerfahrener Rationalist und die Harmlosen unter den Christen nicht begreifen und für möglich halten.
Die junge Frau des Bauern, die von ihrem Mann sehr geliebt wurde, erkrankte schwer. Nach einem Krebstest wurde zur sofortigen Operation geraten. Der Chirurg eröffnete den Magen. Er war total verkrebst. Dem dringend bittenden Mann wurde die Wahrheit gesagt. Die Patientin wurde in dem Glauben gelassen, es sei alles gut verlaufen.

Die hoffnungslose Kranke wurde nach Hause entlassen. Auf der Bahre sah sie schon aus wie eine Tote. Der verzweifelte Bauer ging auf sein Feld hinaus, grub sein Gesicht in die Erde und schrie zu Gott um seine Frau. In dieser Kirchengemeinde war ein gläubiger Pfarrer, unter dessen Dienst auch ein Gebetskreis entstanden war. Dieser gläubige Kreis betete intensiv für die Todgeweihte, aber auch für die Umkehr des Mannes.

Das vereinigte Flehen der Kinder Gottes erreichte den Thron des himmlischen Vaters. Zum Erstaunen der Ärzte wurde die „abgeschriebene Patientin“ wieder gesund. Die Mediziner sahen sich wieder einmal vor ein Rätsel gestellt. Das Herz des Bauern wurde durch das Eingreifen Gottes so bewegt und weich, dass er sich entschloß, sein Leben der Führung Jesu Christi anzuvertrauen. Er kam zur Beichte, räumte seine Vergangenheit aus und übergab Gegenwart und Zukunft dem Herrn Jesus.

Dieses Beispiel wirft einige Fragen auf, die aber in extenso hier nicht behandelt werden können. Zunächst muss ich noch einmal der Meinung entgegentreten, dass Schwarze Magie vom Teufel und Weiße Magie von Gott sei. Bei beiden Formen handelt es sich um das gleiche Kraftfeld! Die Seelsorge zeigt, dass die Auswirkungen gleich sind. Die Magier, ob „schwarz“ oder „weiß“, sind Marionetten Satans. Ich gebrauche ein Gleichnis.

In der Kindheit sahen gerne viele einmal das Kasperletheater. Gruselig war stets der Kampf des tapferen Kasperle mit dem Teufel. Unter dem Jubel der Kinder schlug das Kasperle den Teufel tot. Was war aber der Hintergrund des Kampfes? Der Schausteller hat die Fäden der Puppen in seinen Händen. Die einen rechts, die anderen links. So hat der Teufel bei den Besprechern und Magiern die Fäden in der Hand. Alle Zauberer arbeiten im Kraftfeld Satans. Der Stärkere siegt. Der unheimlich Starke gibt aber die Fäden nicht aus den Händen – es sei denn, der Sohn Gottes zerschlägt ihm sein grausames seelenmordendes Spiel. Das war auch bei dem Bauern und seiner krebskranken Frau der Fall gewesen. Ich will aber noch ein anderes Beispiel bringen.

B 155 Vor einigen Jahren hatte ich auf Bali in einigen Kirchen Vorträge. Die Pfarrer sagten mir, dass zur Zeit ein magischer Krieg zwischen verschiedenen Magiergruppen stattfinden würde. Die Gruppen saßen in einem Wald einige Kilometer auseinander. Wenn zwei Lichtkugeln am Himmel gegeneinanderprallen – durch die Magier hervorgerufen -, beginnt der Kampf.
Die Magier kämpfen mit mentalen und magischen Waffen und praktizieren auch die Todesmagie. Auf beiden Seiten fallen Magier ohnmächtig um und sterben an Ort und Stelle. Der Kampf kann ein doppeltes Ende haben. Sie hören entweder bei einer vorher vereinbarten Zeit auf, oder sie kämpfen, bis nur einer übriggeblieben ist. In Europa ist das in diesem Ausmaß unbekannt. Bali heißt aber die Teufelsinsel, auf der solche Machtverhältnisse herrschen. Von den Ärzten hörte ich, dass 85 % der Kranken nicht organisch, sondern psychisch krank sind. Diese hohe Ziffer, die in der ganzen Welt an erster Stelle steht, ist eine Auswirkung der Zauberei der Balinesen.

Noch einmal: Das Reich des Teufels wird nicht dadurch entzweit, dass die Magier sich bekämpfen, sondern die Mordopfer Satans werden gerade dadurch vermehrt. Die Menschenseelen sind von Gott geschaffen, darum ist Seelenmord Satans oberstes Ziel. Er will den Schöpfer damit treffen – und Satan wird zuletzt das Ziel seiner Urrebellion nicht erreichen, sondern dem Gericht Gottes ausgeliefert sein.

B 156 Als zweites Befreiungsbeispiel wird ein Brief aus dem Gebiet der Pendeldiagnose angeführt. Die Pendeldiagnostiker sind zwar keine Besprecher, aber ihre Fähigkeit gehört zur medialen Praxis. Und hier in diesem Buch geht es ja um mediale Praktiken.

Aus einem langen Brief, der mich von Brasilien erreichte, schneide ich einige wesentliche Stücke ab. Der Briefschreiber, ein lutherischer Pfarrer, teilte mir folgendes mit:

„An Ihrem Buch ‚Seelsorge und Okkultismus‘ interessierte mich speziell, was Sie über das Pendeln schrieben, denn ich habe es in meiner ersten Gemeinde während und nach dem Kriege geübt… Da ich in einem Arzthaushalt aufgewachsen bin, interessierte mich die Pendelpraxis. Ich probierte das Pendel, es begann in meiner Hand zu schwingen. Ich pendelte erst für meine kranke Frau die geeigneten Medikamente heraus, dann für mich selbst und zuletzt für kranke Gemeindeglieder. Verordnet wurden nur homöopathische und biochemische Mittel. Es stellten sich Erfolge ein, die mir Mut machten, es auch mit Ferndiagnosen zu versuchen. Ich hielt diese Art der Diagnosestellung für eine besondere Gabe Gottes …

Eines Tages wurde ich in meiner Tätigkeit als Heiler unruhig. In einer meiner Gemeinden hatte ich einen gläubigen Mann aus der Schweiz als Gemeindeältesten. Er fragte mich bei einer Begegnung: ‚Herr Pfarrer, beten Sie auch vorher, bevor Sie das Pendel benutzen?‘ Diese Frage machte mich unsicher. In dieser Zeit merkte ich auch, dass meine Diagnosen nicht immer stimmten. Ich verlor langsam die Fähigkeit, mit Erfolg die biochemischen Salze auszupendeln. Schließlich steckte ich die Pendelei ganz auf. Ich vergaß mitzuteilen, dass ich manchmal das Pendel fragte, über welchen Text ich am Sonntag predigen sollte, da ich mit meinen Predigtvorbereitungen immer viel Mühe und Not hatte.

Vergessen darf ich nicht, dass ich in der Periode des Pendelns auch okkulte Bücher las, vorwiegend solche über die Verwendung von Heilkräutern und über die Deutung der Handlinien zum Zweck der Diagnose. Der Eigentümer dieser Bücher war ein ehemaliger Katholik, der durch den Spiritismus zum Glauben an ein Leben nach dem Tode gekommen war. Der ehemalige Katholik hatte sich einer meiner Gemeinden angeschlossen. Er war ein treuer Kirchgänger und wurde schließlich Präsident der evangelischen Kirchengemeinde. Dieser Mann hatte nach seiner religiösen Umstellung immer noch Gaben aus seiner spiritistischen Zeit. Er verfügte über eine Art magnetischer Ausstrahlung seiner Hände. Die Brasilianer nennen das ,Dar Passos‘. Diese Ausstrahlung war für Kranke wohltuend, und wir baten ihn, auch diese Kraft bei meiner Frau einzusetzen, vor allem dann, wenn sich ihre Migräne eingestellt hatte.

Wir hatten in unserer Gemeinde noch mehr außergewöhnliche Menschen. Eine Dame gehörte 20 Jahre lang zu unserem Kirchspiel und hat sich in rührender Weise eingesetzt und mitgeholfen, wo es erforderlich war. Sie erwarb sich unser Vertrauen, so dass wir sie als Patentante unseres Sohnes nahmen. Leider nahm sie eine Entwicklung zum Spiritismus hin. Sie betätigt sich heute als spiritistisches Medium, pflegt Geisterverkehr und treibt böse Geister aus. Bei der Lektüre Ihrer Bücher kam mir nun der Gedanke, ob ich nicht durch meine Pendelei großen Schaden angerichtet habe, ohne es zu wissen. Ich bin allerdings schwermütig und oft mürrisch. Da ich die Ungewissheit und Unruhe nicht mehr loswurde, habe ich einem älteren Kollegen gegenüber eine Lebensbeichte abgelegt. Einem anderen Kollegen beichtete ich alle meine Sünden, soweit sie mir bewusst wurden. Von dieser Zeit an erlebte ich einen kleinen geistlichen Aufschwung. Nach jeder Verkündigung bitte ich den Herrn um Vergebung für all das, was ich verkehrt gemacht habe. Es fällt mir immer noch schwer, mich auf einen biblischen Text zu konzentrieren und eine Predigt vorzubereiten. Ich glaube, ich bin der einzige Pfarrer in unserer Synode, der soviel Nöte hat und durch dauernde Ängste geht. Und dabei bin ich schon 30 Jahre im Amt. Ich vergaß zu sagen, dass ich bei einem Deutschlandaufenthalt zum dritten Mal bei einem Pfarrer im Tropengenesungsheim beichtete …“

Das sind einige Ausschnitte aus dem langen Bericht aus Brasilien. Sein Weg war richtig, dass er beichtete und sich Seelsorgern anvertraute.

B 159 Als junger Pfarrer lernte ich einen fähigen Rutengänger kennen, der nicht nur Quellen fand, sondern auch Tiefe und Wassermenge angeben konnte. Manchmal ist es ihm gelungen, die Minutenliter genau anzugeben. Suchbohrungen bestätigten seine Angaben. Ein Zweifler nahm sich vor, diesen Mann auf die Probe zu stellen, und der Rutengänger versagte. Ist damit der Fall entschieden? Keineswegs. Die Zweifel des Experimentators hatten den Rutengänger aus dem Konzept gebracht. Für ein erfolgreiches Suchen brauchte der rutenfühlige Mann innere Sammlung, auch eine Harmonie mit seinem Experimentator. Weil das fehlte, ging der Versuch schief. Noch ein Argument wäre zu nennen. Die mediale Rutengängerei ist ein Vorgang, der zum irrationalen Bereich gehört. Irrationales kann aber nicht durch Rationales getestet werden. Der Vorgang aus dem Bereich der „vierten Dimension“ – wenn ich einmal gefährlicherweise so sagen darf – kann nicht mit Denkmaßstäben und Versuchsanordnungen, die zur dritten Dimension gehören, bestätigt oder abgelehnt werden. Hier liegen Größenordnungen und Fakten verschiedener Bereiche vor.

B 161 Einer meiner Freunde kam im Elsaß zum Neubau eines Arztes, der sich ein Wochenendhaus gebaut hatte. Während er sich im Haus aufhielt, beobachtete er, dass draußen im Hof und Garten ein Rutengänger Wasser suchte. Mein Freund ging auf die Knie und betete um ein Gottesurteil: „Herr, trete Du dazwischen. Ich will nichts mit medialen Dingen zu tun haben.“ Plötzlich hörte er draußen Fluchen und Schimpfen: „Nun habe ich doch vorher hier Wasser gefunden, und jetzt schlägt die Rute nicht mehr aus.“ Es war der Rutengänger, der noch einmal die gefundenen Stellen kontrollieren wollte.

Der Radiästhesist hatte von dem betenden Mann im Hause keine Ahnung. Hier kann man also nicht die These erhärten, dass ein innerer Konflikt den Rutengänger stoppte. Ich weiß aber, dass man Animisten und Negativisten mit keinem Argument beikommt …

Bei den Beispielen über die Befreiung entsteht die Frage: Wie werden Menschen mit einer okkulten Belastung in der Seelsorge betreut?

Trotz der dringenden Notwendigkeit seelsorgerlicher Ratschläge muss ich in diesem zweiten Teil des Buches darauf verzichten. In verschiedenen Büchern habe ich bereits einen solchen Überblick über diese Seelsorge gegeben. Ich müsste nur mit anderen Worten wiederholen, was ich dort schon gesagt habe. Nachlesen kann man die Einführung in eine derartige Seelsorge in dem Taschenbuch „Heilung und Befreiung“. In ausführlicher Weise wird diese Seelsorge dargestellt in dem Buch Okkultes ABC. Was im „Okkulten ABC“ auf den Seiten 461-544 gesagt ist, wird wenigstens in Form einer Gliederung hier als seelsorgerliche Anweisung wiederholt:

a. Komm zu Christus (Matth. 11, 28; Johannes 6, 37)

b. Vernichte alle okkulten Gegenstände und Bücher (Apostelgeschichte 19, 19)

c. Brich mit allen medialen Kontakten (Epheser 5, 11)

d. Erkenne und bekenne deine Schuld (1. Johannes 1, 9)

e. Sage dich von den Zaubereisünden der Vorfahren und des eigenen Lebens los (Jesaja 2, 22)

f. Ergreife im Glauben die Vergebung (Hebräer 11, 6; Epheser 1, 7)

g. Bleibe nicht auf halbem Wege stecken (Lukas 14, 33)

h. Suche für das Lossprechen einen vollmächtigen Seelsorger (Matthäus 18, 18)

i. Gliedere dich einer Gebetsgruppe ein (Matthäus 18, 19)

k. Praktiziere Beten und Fasten (Matthäus 17, 21)

l. Stelle dich unter den Schutz des Blutes Jesu Christi (Hebräer 9, 14)

m. Gebiete dem Feind im Namen des Herrn (Apostelgeschichte 16, 18)

n. Benutze fleißig die Gnadenmittel (Apostelgeschichte 2, 42)

o. Lege die Waffenrüstung des Geistes an (Epheser 6, 10f.)

p. Realisiere den Sieg Jesu Christi über die finsteren Mächte (1. Korinther 15, 57)

q. Hüte dich vor der Rückkehr der Dämonen (Lukas 11, 24)

r. Sei bereit zu einer völligen Auslieferung an Jesus Christus (Epheser 4, 24)

s. Sei dir bewusst, dass Befreiung nur durch Jesus Christus möglich ist (Apostelgeschichte 4, 12; Johannes 8, 36)

t. Gehorche dem Herrn in allen Dingen (2. Thessalonicher 3, 14; 5. Mose 11, 17) u. Werde voll Geistes (Epheser 5, 18)

v. Im Triumphzug des Siegers (2. Korinther 2, 14)

Diese einzelnen Punkte sollen nicht als Schema oder Methode verstanden werden. Der Seelsorger hat nur zusammenzutragen, was uns die Bibel lehrt. Der Heilige Geist braucht keine methodischen Erwägungen. Er ist souverän. Es ist aber sein Stil, sich des Wortes Gottes zu bedienen. Das Wort Gottes ist der Wagen des Heiligen Geistes.


Medialität – seelsorgerlich gesehen

Theologen behaupten manchmal, die medialen Kräfte seien schöpfungsbedingt und könnten gereinigt in den Dienst Gottes gestellt werden.


Die Bibel widerspricht dieser Auffassung und die Seelsorge zeigt andere Sachverhalte. Im Alten Testament werden die Zauberer, die durch Beschwörungsformeln mediale Kräfte einsetzen, verworfen. (5. Mose 18, 10-12: “Es soll niemand unter dir gefunden werden, der seinen Sohn oder seine Tochter durchs Feuer gehen lässt, oder einer, der Wahrsagerei betreibt oder Zeichendeuterei oder ein Beschwörer oder ein Zauberer, oder einer, der Geister bannt, oder ein Geisterbefrager, oder ein Hellseher oder jemand, der sich an die Toten wendet. Denn wer so etwas tut, ist dem HERRN ein Greuel . . .“)

Das Neue Testament zeigt uns am Verhalten des Apostels Paulus in Apg. 16, 16-18, daß die echten medialen Kräfte der Wahrsagerin nicht gereinigt und für den Dienst Gottes eingesetzt, sondern gestoppt und ausgetrieben wurden, da es sich um einen unreinen Geist handelte.

In der Seelsorge zeigt es sich, dass die medialen Kräfte im Zusammenhang mit der Zauberei entstehen, entweder durch Vererbung oder Übertragung oder magisches Experimentieren.

Ferner erleben Menschen bei einer entschlossenen Hinkehr zu Jesus Christus, also bei ihrer Bekehrung, dass sie dabei von medialen Kräften frei werden. Es kommt allerdings bei einer halbherzigen Hingabe an Jesus Christus vor, dass solche Christen teilweise ihre medialen Kräfte mit in die Nachfolge Jesu Christi hineinschleppen. Man kann fast sagen: bei halbem Einsatz nur ein halbes Ergebnis. Es gibt in der Tat mehr unentschiedene als entschiedene Christen. Ein starkes Argument für den Zaubereicharakter der medialen Kräfte ist, wie schon gezeigt, die Resistenz gegenüber geistlicher Beeinflussung. Am deutlichsten ist das erfahrbar beim intensiven glaubensstarken Gebet. Mediale Kräfte können durch Gebet gestoppt werden, deshalb sind solche Kräfte keine Gaben des Schöpfergottes oder neutrale Naturkräfte. Dazu einige Erlebnisse:

B 162 Ein bekannter amerikanischer „Gottesmann“, so wird er von seinen Freunden und Anhängern angesehen, sprach in Lausanne. Ein Freund von mir nahm einige gläubige Beter mit sich und besuchte eine seiner Versammlungen. Sie beteten nach vorheriger Abmachung: „Herr, wenn die Heilungskräfte dieses Mannes nicht von dir sind, stoppe ihn.“ Nach dem Vortrag des Amerikaners sollte eine Heilungsversammlung folgen. Die betenden Brüder waren in der Menge. Da erklärte der amerikanische Heilungsevangelist: „Ich kann heute Abend nichts tun, es sind hier Gegenkräfte, die mich stören.“ Damit hatte die betende Gruppe die Antwort, um die es ihr ging.

B 163 Das gleiche Erlebnis hatte ich mit einer betenden Gruppe in Karlsruhe. Der gleiche Amerikaner W. Branham sprach in einem Zelt vor etwa 6.000 Menschen. Ich saß mit einigen Betern inmitten der Menge. Während der Redner sprach, beteten wir um ein Gottesurteil. Beim nachfolgenden Heilungsdienst konnte der sonst hochgefeierte Mann nichts ausrichten. Er spürte wieder die Gegenkräfte und brachte das zum Ausdruck. Wenn diese Heilungskräfte von Gott gewesen wären, hätte unser Gebet ihn gestärkt und nicht gehindert!

B 164 Stopperlebnisse gibt es auch auf einer viel größeren Ebene. Der Ausdruck „Stopperlebnis“ klingt schnodderig und entweihend für das große Geschenk eines Eingreifens Gottes. Ich bringe also die folgenden Beispiele nicht in Hybris, sondern in Ehrfurcht.

In den fünfziger Jahren trat ein holländischer Hypnotiseur zusammen mit seinem Medium Mirin Dajo öffentlich auf. Der Hypnotiseur führte auf dem Podium der neugierigen Menge ein furchtbares Experiment durch. Er versetzte Mirin Dajo in Halbtrance und stieß ihm in diesem Zustand ein Florett vom Rücken her durch den Brustkorb, so dass die Spitze des Säbels vorn an der Brust herausstand. Mancher wird nun an den Jahrmarkttrick des einklappbaren Säbels denken. Das war es aber nicht. Ein Professor Brunner von der Züricher Universität führte Mirin Dajo vor einen Röntgenapparat, um den Verlauf des Floretts zu kontrollieren. Es zeigte sich, dass die wichtigsten Organe nicht berührt worden waren. Das Florett war tatsächlich durch den ganzen Brustkorb durchgestoßen worden.

Die Zeitungen brachten diese Sensation in großen Schlagzeilen. In Zürich gab es auch Christen, die in dieser Sache beteten. Was geschah? Beim 501ten Versuch gelang das Experiment nicht mehr. Mirin Dajo starb. Soll man nun die Beter Mörder schimpfen, weil sie um ein Eingreifen Gottes gebetet hatten? Nein, sie unterstellten sich dem Willen Gottes.

B 165 Auf gleicher Ebene, nur nicht so drastisch, ist ein Erlebnis mit Uri Geller. Es handelt sich um den Brief eines Bruders H. W. aus Leonberg, der eine ZDF-Sendung mit Uri Geller miterlebt hatte. Ich zitiere die wichtigsten Stücke aus diesem Brief:

„Mein Vater nahm in den dreißiger Jahren an einer Veranstaltung in einer Gaststätte teil, bei der ein Zauberkünstler in den Nebenräumen seine Experimente zeigte. Er holte zum Beispiel anwesenden Personen, ohne die Hände zu benutzen, Gegenstände aus der Tasche. Als er dies in Gegenwart meines Vaters nicht mehr konnte, sagte er, es sei ein Stärkerer im Raum, so dass er nichts mehr machen könne. Mein Vater hatte in seinem Herzen gebetet: ,Herr, wenn dies nicht von dir ist, so laß ihm nichts gelingen.‘ Nachdem mein Vater den Raum wieder verlassen hatte, konnten die Tricks wieder durchgeführt werden. Soweit der Bericht meines Vaters. Nachdem ich bei der Fernsehsendung mit Uri Geller das Gelingen der beiden ersten Experimente (Gabel verbiegen, Uhr in Gang bringen) gesehen hatte, erinnerte ich mich an das Erlebnis meines Vaters. Daraufhin habe ich in Gedanken intensiv in ähnlicher Weise gebetet. Als Geller dann die sich in einem doppelten Umschlag befindende Zeichnung nachskizzieren wollte, gelang es ihm nicht. Er wurde in wenigen Sekunden unruhig, hatte seinen vorher zur Schau getragenen Optimismus völlig verloren, wußte kaum einen Strich zu machen und gab es schließlich auf.

Nun meine Fragen: Halten Sie es auf Grund obiger Schilderung für möglich, dass magische Kräfte mit im Spiel sein könnten? Ich selbst glaube, dass mein Erlebnis ein Beweis dafür ist, dass Jesus Christus lebt und auch so seine Allmacht zeigen kann.“

Es steht noch mehr in diesem Brief. Das Wichtigste ist aber berichtet. Ich weiß aus vielen Erlebnissen, dass Uri Geller hochmedial ist. Darum konnte er durch den betenden Bruder gestoppt werden. Dieser Ausdruck ist hier wiederum nicht ganz angebracht. Stoppen ist Sache Gottes, nicht die des Beters. Der Beter durfte aber Gottes Arm bewegen.

B 166 Es folgt hier ein Beispiel, das mir ein gläubiger Pfarrer als sein eigenes Erlebnis berichtete. Ein Entertainer wollte einen Abend mit okkulten Experimenten durchführen. Der gläubige Pfarrer, mein Berichterstatter, bat einige gleichgesinnte Männer zu sich. Sie besuchten die Veranstaltung und beteten während der Vorführung. Dem Okkultisten gelangen an diesem Abend die Experimente nicht. Schließlich erklärte der Vorführer aufgeregt, es seien Störungen und Gegenströmungen da. Die Störenfriede möchten den Saal verlassen. Die gläubigen Männer leisteten dieser Aufforderung nicht Folge. Sie hatten ja das Eintrittsgeld bezahlt. Dieser okkulte Experimentalvortrag ist völlig mißlungen.

Gläubige Beter sind ein Machtfaktor in Gottes Reich. Beter können daher auch Live-Übertragungen mit spiritistischem, magischem und medialem Charakter durch Gebet stören. Eine Störaktion habe ich selbst in einem anderen Fall erlebt. Ich berichte das nicht in Selbstbeweihräucherung, sondern zur Ehre Gottes, der bei diesem Erlebnis den Sieg davontrug.

B 167 Bei einer Evangelisation in einer süddeutschen Großstadt bekam ich die Grippe. Ich wollte meine Vortragsreihe nicht unterbrechen und fragte daher nach einem guten, wenn möglich gläubigen Arzt. Mir wurde ein Dr. S. genannt, den ich aufsuchte. Als ich sein Sprechzimmer betrat, sah ich einen Pendel an der Wand hängen. Ich fragte den Arzt: „Pendeln Sie?“ – „Ja, zur Sicherung meiner Diagnose“, war die Antwort. „Dann kommen Sie für mich als Arzt nicht in Frage“, sagte ich dem erstaunten Mediziner. Er bat um die Begründung meiner Ablehnung. Da ich der Letzte im Wartezimmer gewesen war, hatte der Arzt Zeit für mich, und ich nahm mir die Zeit, da ich merkte, dass etwas Wichtiges auf dem Spiel stand. Ich erklärte dem gut zuhörenden Mann die Zusammenhänge zwischen Pendelei und Medialität. Er ließ sich aber nicht überzeugen. Da bekam ich plötzlich die innere Freiheit, dem Arzt zu sagen: „Gut, Sie dürfen mit mir pendeln.“ Ich sagte das nicht, um irgendeine Diagnose zu erfahren, sondern ich betete in meinem Herzen um ein Gottesurteil, um den Arzt zu überzeugen. Ich sagte mir, dieser Mann bringt durch sein Pendeln viele Menschen unter einen Bann. Vielleicht kann Gott ihn jetzt überzeugen, da es mir nicht gelungen war. Der Arzt versuchte, mit mir zu pendeln. Der Pendel stand und rührte sich nicht. … Nach allem Mißlingen schaute mich mein „Duell-Partner“ fragend an und wollte wissen:

„Was sind Sie für ein Mann? Sie sind der erste, bei dem der Pendel nicht funktioniert.“ Ich erwiderte ihm: „Ich will Ihnen die volle Wahrheit sagen. Ich habe um ein Gottesurteil gebetet, weil Sie sich von mir nicht überzeugen lassen. Nun wurde Ihnen von Gott gezeigt, dass hinter der Pendelei andere Kräfte stehen.“ Dieses Gottesurteil hat den aufrichtigen Arzt überzeugt. Er antwortete: „Gut, ich akzeptiere. Ich lege von heute an den Pendel weg.“ Das Versprechen hielt er auch. Acht Jahre später traf ich einen Patienten dieses Arztes, der mir berichtete, dass Dr. S. nicht mehr pendle.

Schon manchmal bin ich gefragt worden, ob alle medialen Kräfte einen negativen Charakter haben. Gibt es einen neutralen Streifen? Ich kann nicht mit einem Satz antworten.

Es gibt Menschen, die durch Vererbung unbewußt medial sind und es in ihrem Leben nicht entdecken. Diese unbewußte, verborgene Medialität, die nicht in Anspruch genommen wird, ist keine Schuld. Sie wirkt sich aber häufig als Belastung aus. Wer aber seine Medialität entdeckt und dann damit experimentiert, dem wird diese praktizierte Medialität zur Schuld.
Wer seine Medialität entdeckt, soll sich davon lossagen und sie nicht gebrauchen. Es kommt noch ein anderer Gesichtspunkt hinzu. Wenn Gott nach dem ersten Gebot die Sünden der Väter an den Kindern bis ins dritte und vierte Glied heimsucht, dann ist das ein indirekter Hinweis, dass wir als die Mitschuldigen unserer Vorväter uns auch von den okkulten Praktiken der Vorfahren lossagen. Das wird von erfahrenen Seelsorgern so gehandhabt, von den unerfahrenen aber manchmal lächerlich gemacht.

Bei einem Gebiet glaube ich aber an einen neutralen Streifen, und zwar bei der Telepathie. Fast alle Menschen haben einmal oder mehrmals in ihrem Leben die Erfahrung gemacht, dass sie eine Gedankenübertragung erlebt haben. Vor allem bei Menschen, die sich nahe stehen wie Mutter und Sohn oder Braut und ihr Verlobter oder bei Partnern einer guten Ehe, kommen telepathische Erlebnisse gelegentlich vor, ohne dass eine Medialität oder gar eine okkulte Belastung vorliegt. – Zum Thema Telepathie habe ich geradezu ein klassisches Beispiel, das hier folgt:

B 169 Ich berichte kurz die Geschichte vom „Schwarzen Peter“. Er ist ein junger Häuptling des Wongaistammes der westaustralischen Wüste. Sein richtiger Name ist Puwantjara. Sein Bericht steht als erstes Kapitel in meinem Buch „Name über alle Namen Jesus“. Peter gab mir einen Bericht über seinen Stamm und sagte, dass ich der erste Weiße sei, der das zu hören bekomme. Der Wongaistamm hat 2.000 Mitglieder und lebt in Westaustralien verstreut auf einem Gebiet, das einige Male größer als die Bundesrepublik Deutschland ist. Der Stamm hat keine Post oder Telefonverbindung. Der Häuptling regiert und informiert die Stammesgenossen per Telepathie. Er hat sogar ein Rufzeichen mit bestimmten Zeichen, die an der Schädeldecke gespürt werden. Es ist sendende und empfangende Telepathie. Peter wurde als erster seines Stammes Christ. Ich lernte ihn in Australien kennen. Dann begegneten wir uns in Neuseeland, wo er zur Zeit als Missionar tätig ist. Ja, ich habe Peter sogar vier Wochen auf einer Vortragsreise in Deutschland mitgenommen. Er war mein Gast und ist mein Freund. Ich wollte von ihm wissen, ob er seine Telepathie behalten hätte, als er Christ wurde. Er antwortete, dass er die Stammestelepathie verloren habe. Er könne den Stamm nicht mehr dadurch regieren. Die Telepathie innerhalb der Familie hat er behalten. Er sagte, er habe einmal, als er kniend betete, den telepathischen Anruf seiner Mutter erhalten. Peter ist der Meinung, dass die Stammestelepathie dämonischen Charakter hat. Darum hat er sie bei seiner Bekehrung verloren. Die Familientelepathie sieht er als natürlich an. Diese konnte er bei seiner Hinkehr zu Jesus Christus behalten.

Damit schließen wir den Rundgang durch die medialen Phänomene. Die Seelsorge zeigt einerseits die medialen Heilerfolge, die es unbestreitbar gibt, andererseits wird der belastende Charakter sichtbar, wenn ein solcher Mensch sich voll und ganz Jesus Christus ausliefern will. Traditionschristentum und Namenschristentum ändern die Situation nicht! Nur die kaine ktisis – die totale Erneuerung des Menschen – macht den zerstörerischen Charakter der medialen Praktiken sichtbar. Solche Auswirkungen stammen nicht aus dem Kraftfeld der civitas dei, sondern aus dem Sumpf der civitas diaboli.
Nun befehle ich dieses Buch, aber auch seine dankbaren oder kritischen Leser, dem Schutz Jesu Christi. Ich habe in seinem Auftrag geschrieben.


Die Hervorhebungen im Text sind von mir, auch ganz geringe Kürzungen. Horst Koch, Herborn, im Jahre 2008

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Zeichen u. Wunder (Heijkoop)

Von H. L. Heijkoop

Gebetsheilungen, Zungenreden, Zeichen und Wunder  –  im Licht der Schrift

 

 

INHALT
Das Bitten um den Heiligen Geist und die Taufe mit dem Heiligen Geist
Reden in Sprachen (Zungenreden)
Die Stellung der Frau nach der Schrift
Zeichen und Wunder
Krankenheilungen
Ist die Heilung des Leibes in der Versöhnung inbegriffen
Die Gottheit des Herrn Jesu

  –  Die Schriftstellen sind nach der Elberfelder Übersetzung angeführt.  –

„Werdet mit dem Geiste erfüllt”

Es wird in den letzten Jahren viel über das Erfülltsein mit dem Heiligen Geist gesprochen, und es werden viele Dinge damit in Verbindung gebracht. Um zu beurteilen, ob das, was gesagt wird, richtig ist, haben wir einen untrüglichen Prüfstein: Das Wort Gottes. Die Schrift nennt die Juden von Beröa edler als die von Thessalonich, weil sie das Wort von Paulus nicht nur mit aller Bereitwilligkeit aufnahmen, sondern auch täglich die Schriften untersuchten, ob dies sich also verhielte. Und in Galater 1, 8 schreibt Paulus: „Aber wenn auch wir oder ein Engel aus dem Himmel euch etwas als Evangelium verkündigte, außer dem, was wir euch als Evangelium verkündigt haben: er sei verflucht!”

Wie nötig ist es da, daß wir, die wir in einer Zeit leben, da viele falsche Propheten in die Welt ausgegangen sind (1. Joh. 4, 1) und da „sie die Ohren von der Wahrheit ab­kehren und zu den Fabeln sich hinwenden” (2. Timotheus 4, 3), daß wir alles, was uns vorgestellt wird, sorgfältig an Gottes Wort prüfen. „Denn solche sind falsche Apostel, be­trügerische Arbeiter, welche die Gestalt von Aposteln Christi annehmen. Und kein Wunder, denn der Satan selbst nimmt die Gestalt eines Engels des Lichts an; es ist daher nichts Großes, wenn auch seine Diener die Gestalt als Diener der Gerechtigkeit annehmen, deren Ende nach ihren Werken sein wird (2. Korinther 11, 13-15).

Ich will vorweg auf einige Punkte hinweisen. Die Bibel ist Gottes Wort. Heilige Männer Gottes haben es geschrieben, getrieben vom Heiligen Geiste. So ist in Wirklichkeit der Heilige Geist der Verfasser der ganzen Bibel, und das bedeutet, daß das Wort vollkommen ist. Es steht alles darin, was wir wissen müssen. und wenn wir genau und sorgfältig lesen und Schrift mit Schrift vergleichen, stellen wir fest, daß auch alles hinreichend deutlich darin steht.

Daraus geht weiter hervor, daß jedes Wort der Schrift seine Bedeutung hat, die die Schrift selbst deutlich macht; und daß niemals zwei oder mehr verschiedene Worte dieselbe Be­deutung haben. Wir Menschen können, wenn wir reden oder schreiben, wohl einmal ein unrichtiges Wort gebrauchen. Got­tes Wort tut das nie. Wenn ein anderes Wort gebraucht wird, hat es auch eine andere Bedeutung. Für jemand, der darüber einmal nachgedacht hat, ist das vollkommen klar. Doch gibt man sich hierüber oft wenig Rechenschaft und kommt dadurch dann manchmal zu einem ganz schiefen Bild der Gedanken Gottes.

Der Ausdruck „mit dem Geiste erfüllt” kommt dreimal in den Evangelien, sechsmal in der Apostelgeschichte und einmal in den Briefen vor. Daneben finden wir in 2. Mose 31, 3 und 35, 31, daß Bezaleel mit dеm Geiste Gottes erfüllt wurde, „in Weisheit und in Verstand und in Kenntnis und in jeglichem Werk; und zwar um Künstliches zu ersinnen“ und auszuführen. In 2. Mose 28, 3 müssen alle, die Gott mit dem Geiste der Weisheit erfüllt hat, die heiligen Priesterkleider für Aaron machen und von Josua wird gesagt, daß er mit dem Geiste der Weisheit erfüllt war.

In Lukas 1, 15 wird von Johannes dem Täufer gesagt, daß er schon von Mutterleibe an mit Heiligem Geiste erfüllt werden sollte „und viele der Söhne Israels wird er zu dem Herrn, ihrem Gott, bekehren”. In Vers 41 und 67 werden Elisabeth und Zacharias mit Heiligem Geist erfüllt, um Zeugnis abzu­legen.

In Apostelgeschichte 2, 4 wird der Heilige Geist ausgegossen; alle Jünger wurden mit Heiligem Geiste erfüllt und legten ein so mächtiges Zeugnis ab, daß an jenem Tage dreitausend Seelen hinzugetan wurden.

In Apostelgeschichte 4, 8 legt Petrus, erfüllt mit Heiligem Geiste, ein kraftvolles Zeugnis vor dem Synedrium ab.  Und in 4, 31 heißt es: „Als sie gebetet hatten, bewegte sich die Stätte, wo sie versammelt waren; und sie wurden alle mit Heiligem Geiste erfüllt und redeten das Wort Gottes mit Freimütigkeit”.

In Apostelgeschichte 9, 17 sagt der Herr zu Ananias, er solle zu Saulus gehen, der zu einem großen Werkzeug bestimmt sei. Ananias geht und sagt ihm: „Jesus, der dir erschienen ist, hat mich zu dir gesandt, damit du wieder sehend und mit Hei­ligem Geiste erfüllt werdest”. In Kapitel 13 Vers 9 wird be­richtet, wie Paulus, erfüllt mit Heiligem Geiste, den Wider­stand von Elymas, dem Zauberer, bricht. Und in Vers 52, nach­dem die Juden Feindschaft und Verfolgung wider die Boten des Evangeliums erweckt haben, lesen wir: „Die Jünger aber wurden mit Freude und Heiligem Geiste erfüllt”.

In Epheser 5, 3-21 wird gesagt, wie die Kinder des Lichts wandeln sollen inmitten der Söhne des Ungehorsams. Und in Verbindung damit heißt es in Vers 18: „Berauschet euch nicht mit Wein, in welchem Ausschweifung ist, sondern werdet (seid) mit dem Geiste erfüllt”.

Das sind alle Stellen der Schrift, in denen von dem Erfülltsein mit Heiligem Geiste gesprochen wird. Wenn wir diese Stellen lesen, fällt uns folgendes auf:

1) Das Erfülltsein mit Heiligem Geist ist nicht dasselbe wie die Innewohnung des Heiligen Geistes. Der Heilige Geist wohnt in dem Gläubigen erst seit dem Pfingsttage (Apostelge­schichte 2). In Johannes 14, Verse 16 18 u. 26 und anderen Stellen wird dies ausdrücklich gesagt. So nimmt auch nach Epheser 1, 13 und 2. Korinther 1, 22 der Heilige Geist erst in jemand Wohnung, nachdem er dem Evangelium geglaubt hat, während Johannes der Täufer schon von Mutterleibe an mit Heiligem Geiste erfüllt sein würde nach Lukas 1, 15, und in Apostelgeschichte 4, 31 wurden alle erfüllt mit Heiligem Geiste, obwohl sie in Apostelgeschichte 2 den Heiligen Geist empfangen hatten und da schon mit dem Heiligen Geist erfüllt waren, wie auch von Petrus in Apostelgeschichte 4, 8 gesagt war, daß er mit Heiligem Geiste erfüllt war. Und nachdem die Epheser laut Epheser 1, 13 (vergleiche 2. Korinther 1, 22) den Heiligen Geist empfangen hatten, heißt es in Kapitel 15, 18, daß sie mit dem Geist erfüllt sein sollen. Es wird ihnen dies ge­radezu als ihre Verantwortung vorgestellt, daß sie erfüllt sein müssen.

2) Aus diesem allem geht hervor, daß das Erfülltsein mit Heiligem Geiste kein bleibender Zustand ist, sondern eher ein zeitlicher, – wenn auch Johannes der Täufer darin einе Aus­nahme gewesen zu sein scheint, wegen seiner einmaligen und besonderen Stellung.

3) Ferner geht aus den genannten Stellen hervor, daß das Erfülltsein mit Heiligem Geist gegeben wird für das Werk des Herrn und für das Zeugen für Ihn.

4) Daß die Schrift das Erfülltsein mit Heiligem Geist nicht ver­bindet mit dem Tun von Zeichen und Wundern oder Reden in fremden Sprachen. In keiner der Stellen im Alten oder Neuen Testament, wo über Erfülltsein mit Heiligem Geiste gesprochen wird, werden Zeichen oder Wunder genannt, mit Aus­nahme von Apostelgeschichte 2, 4, wo über „andere Sprachen” gesprochen wird, und von Apostelgeschichte 13, 9, wo Elymas blind wird. Aus den drei Kapiteln der Apostelgeschichte, in denen wir das Reden in Sprachen finden (Apostelgeschichte 2, 4. 8. 11; 10, 46 und 19, 6) geht vielmehr hervor, daß das Reden in Sprachen in Verbindung steht mit der Ausgießung des Heiligen Geistes (Juden in Jerusalem, Nationen und Jünger von Johannes dem Täufer außerhalb Palästinas), also nicht mit dem Erfülltsein mit Heiligem Geist (siehe auch 1. Korinther 12 und 14). Auch geht aus den Stellen in den Evangelien, wie aus den 17 Stellen der Apostelgeschichte, in denen von Zeichen gesprochen wird, deutlich hervor, daß die Schrift die Zeichen nicht verbindet mit dem Erfülltsein mit dem Heiligen Geist, wenn auch in einem Fall gesagt wird, daß der, der ein Zeichen tut, mit Heiligem Geist erfüllt ist.

Es ist zu beachten, daß die Gläubigen in Apostelgeschichte 4, 23-31 beteten: „Gib deinen Knechten, dein Wort zu reden mit aller Freimütigkeit, indem du deine Hand ausstreckst zur Heilung, und daß Zeichen und Wunder geschehen …“  Gott gibt ihnen die erbetene Freimütigkeit, aber nicht durch Zeichen usw. Er erfüllt sie mit Heiligem Geist, und dann reden sie das Wort mit Freimütigkeit.

5) Nirgends wird von jemand gesagt, daß er mit Heiligem Geist erfüllt wird, nachdem ihm die Hände aufgelegt wurden, mit Ausnahme von Apostelgeschichte 9, 17. Da legt Ananias dem Paulus die Hände auf und sagt, daß der Herr ihn gesandt hat, damit er mit Heiligem Geist erfüllt werde. Aber die Schrift sagt nicht, daß Paulus in diesem Augenblick erfüllt wurde, und durchaus nicht, daß es durch das Auflegen der Hände geschah. In allen anderen Stellen kann es nicht durch das Auflegen der Hände geschehen sein.

Außer dem „Erfülltsein“ finden wir viermal in der Schrift den Ausdruck „voll Heiligen Geistes”. Und zwar wird dies gesagt von dеm Herrn Jesus (Lukas 4, 1), von Stephanus (Apostelge­schichte 6, 5 und 7, 55) und von Barnabas (11, 24). Wenn wir diese Stellen lesen, sehen wir, daß es sich hier nicht so sehr um die Kraft für den Dienst handelt, sondern mehr um den praktischen Zustand. Der Gläubige befindet sich hier bleibend in einem Zustand, in dem der Heilige Geist sein ganzes Leben beherrscht und dies ungehindert tun kann. Sowohl bei Stephanus als bei Barnabas geht dies zusammen mit „voll Glaubens” sein, aber nirgends wird der Ausdruck verbunden mit Reden in Sprachen oder Tun von Zeichen und Wundern.

Auch spricht die Schrift über Salbung und Versiegelung mit dem Heiligen Geist. Salbung finden wir nur in 2. Korinther 1, 21 und in 1. Johannes 2, 20. 27. Aus den beiden zuletzt ge­nannten Versen wird deutlich, daß gemeint ist, in die Nähe Gottes gebracht zu sein und dadurch unterscheiden zu kön­nen, was nicht aus Gott ist. Vergleiche Offenbarung 3, 18.

Über Versiegelung wird nur in 2. Korinther 1, 21; Epheser 1, 13 und 4, 30 gesprochen und ist an allen drei Stellen mit der Sicherheit, demnächst das Erbteil zu erlangen, verbunden. Gott hat jetzt schon Sein Siegel auf uns gesetzt und uns so die Ver­sicherung gegeben, daß wir Ihm gehören. (Vergleiche Offenbarung 7, 3). Sowohl die Salbung als auch die Versiegelung hat Bezug auf alle Gläubigen und wird in 2. Korinther 1, 21 als eins gesehen mit der Innewohnung des Heiligen Geistes.

Das Bitten um den Heiligen Geist und die Taufe mit dem Heiligen Geist

Aus Römer 8, 11; 1. Korinther 6, 19; 2. Korinther 1, 21. 22; Epheser 1, 13 und anderen Stellen geht hervor, daß der Heilige Geist in unserer Zeit in jedem Gläubigen wohnt. Ich will etwas näher darauf eingehen, weil oft Lukas 11, 13 angeführt wird als Beweis dafür, daß es auch heute richtig sei, um den Hei­ligen Geist zu bitten.

Ich lasse es offen, ob der Herr in diesem Vers wirklich Seine Zuhörer auffordert, um den Heiligen Geist zu bitten, weil das überwiegend eine Frage der Übersetzung ist. Jedenfalls wird es im Griechischen nicht ausdrücklich gesagt. Nehmen wir aber nun einmal an, daß es wirklich so die Absicht des Herrn war. Dann entsteht die Frage, ob das auch für uns heute noch gilt. Denn in Lukas 11 hatte der Herr Sein wunderbares Werk auf dem Kreuz noch nicht vollbracht und war noch nicht gen Himmel gefahren. Der Tod des Herrn, Seine Auferstehung und Seine Himmelfahrt veränderten ja doch alles, auch die Stellung der Gläubigen.

In Johannes 7, 39 heißt es: „Dies aber sagte er von dem Geiste, welchen die an ihn Glaubenden empfangen sollten; denn der Geist war noch nicht, weil Jesus noch nicht verherr­licht worden war”. Hier wird also ausdrücklich gesagt, daß die Gläubigen damals den Heiligen Geist noch nicht empfangen hatten. Das sollte erst nach der Verherrlichung des Herrn, also nach Seiner Himmelfahrt, stattfinden. In Johannes 14, 16-18. 25. 26. und 16, 5-7 wird das ganz nachdrücklich bestätigt. Der Herr Selbst sagt in dieser letzten Stelle: „Es ist euch nützlich, daß ich weggehe; denn wenn ich nicht weggehe, wird der Sachwalter nicht zu euch kommen; wenn ich aber hingehe, werde ich ihn euch senden”.

In der Apostelgeschichte finden wir die Erfüllung dieser Ver­heißung des Herrn. In Kapitel 1, 5 sagt der auferstandene Herr den Jüngern: „ … ihr aber werdet mit Heiligem Geiste getauft werden nach nunmehr nicht vielen Tagen”, genau wie Johannes der Täufer es angekündigt hatte. Zehn Tage nach der Himmel­fahrt des Herrn fand die Ausgießung des Heiligen Geistes statt (Apostelgeschichte 2). Petrus sagte den Juden, die in ihren Herzen durch das Wort getroffen waren: „Tut Buße, und ein jeder von euch werde getauft auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung der Sünden, und ihr werdet die Gabe des Heiligen Geistes empfangen”. Das stimmt völlig mit dem überein, was der Apostel Paulus den Ephesern schreibt, daß sie nämlich mit dem Heiligen Geiste der Verheißung versiegelt worden waren, nachdem sie das Evangelium im Glauben erfaßt hätten. Auch den Gläubigen in Rom, in Korinth und in Thessalonich schrieb er, daß sie den Heiligen Geist empfangen hatten, und daß Er nun in ihnen wohne (Römer 8, 11; 1. Korinther 6, 19; 2. Korinther 1, 22; 1. Thessalonicher 4, 8). Römer 8, 9 sagt ja sogar, daß jemand, in dem der Geist Gottes nicht wohnt, kein Christ ist.

Nachdem der Herr Jesus also aufgefahren und verherrlicht ist, und der Heilige Geist auf diese Erde gekommen ist, um die Versammlung (Gemeinde, Kirche) zu bilden durch die Taufe mit dem Heiligen Geist (1. Korinther 12, 13) und in ihr zu wohnen (1. Korinther 3, 16; Epheser 2, 22), empfängt jeder, der das Evangelium im Glauben annimmt, den Heiligen Geist, der dann in ihm wohnt und bleibt. Dieses Wohnen des Heiligen Geistes in einem Gläubigen ist also nicht auf das Bitten um den Heiligen Geist zurückzuführen, sondern auf den Glauben an das Evangelium (Epheser 1, 13). Die Bitte um den Heiligen Geist mag vor der Verherrlichung des Herrn und vor dem Herabkommen des Heiligen Geistes auf diese Erde am Platze gewesen sein; heute aber kann es nur ein Zeichen von Unglauben sein gegenüber dem, was Gott uns in Seinem Wort versichert.

Ganz ähnlich verhält es sich auch mit der Taufe mit dem Heili­gen Geist. Die einzigen Stellen im Wort Gottes, wo darüber gesprochen wird, sind Matthäus 3, 11; Markus 1, 8; Lukas 3, 16; Apostelgeschichte 1, 5; 11, 16 und 1. Korinther 12, 13. In den drei ersten Stellen kündigt Johannes der Täufer an, daß der Herr mit (oder „in“) Heiligem Geiste taufen werde. In Apostel­geschichte 1, 5 sagt der Herr Selbst, daß dies jetzt „nach nun­mehr nicht vielen Tagen“ geschehen werde. Daran erinnert Petrus in Apostelgeschichte 11, 16, als er kritisiert wurde, weil er Kornelius und andere gläubige Nicht-Juden zur Ver­sammlung (Gemeinde) zugelassen hatte. In 1. Korinther 12, 13 wird uns schließlich die Bedeutung dieser Taufe mitgeteilt: „Denn auch in einem Geiste sind wir alle zu einem Leibe getauft worden, es seien Juden oder Griechen, es seien Sklaven oder Freie”.

Das Ziel des Todes des Herrn Jesus war nicht nur, Sünder zu erretten, sondern „daß er auch die zerstreuten Kinder Gottes in eins versammelte” (Johannes 11, 52). Als Er das Erlösungs­werk vollbracht und damit die Grundlage für die Vereinigung aller Gläubigen gelegt hatte, kam der Heilige Geist auf diese Erde, um das zu verwirklichen. Der Heilige Geist ist das Band, wodurch jeder Gläubige mit dem verherrlichten Herrn im Himmel und mit jedem Gläubigen auf der Erde verbunden ist. Das wird uns in der Taufe mit dem Heiligen Geist vorgestellt, die am Pfingsttage (Apostelgeschichte 2) stattfand.

Diese Taufe ist also ein einmaliges Ereignis gewesen, und zwar für alle, die damals an den Herrn Jesus und Sein Werk glaub­ten. Sie kann nie wiederholt werden, denn der Leib Christi ist damals entstanden und wird in Ewigkeit bestehen, er kann nie zugrundegehen. Jeder Sünder, der sich jetzt bekehrt und der dem Evangelium glaubt, empfängt den Heiligen Geist, der dann in ihm wohnt; gleichzeitig ist er als ein Glied dem Leibe Christi hinzugefügt worden, der am Pfingsttage durch die Taufe mit dem Heiligen Geist gebildet worden ist. Wir finden deshalb auch, daß diese Taufe in der Schrift nie mit einem einzelnen Gläubigen in Verbindung gebracht wird, sonder immer mit den Gläubigen als Gesamtheit.

Wenn jemand denkt oder lehrt, daß ein Gläubiger heute noch mit dem Heiligen Geist getauft werden muß, dann geschieht es aus Unwissenheit über die wirkliche Bedeutung dieser Taufe, oder aber man verwirft mutwillig das Wort Gottes. – Ausführlicher behandelt findet der Leser dieses Thema in meinem Buch „Der Heilige Geist”.

Reden in Sprachen (Zungenreden)

Reden in anderen Sprachen (Zungen), ohne daß man diese Sprache gelernt hat, kommt im Alten Testament nicht vor. Nur eine Prophezeiung (Jesaja 28, 11-13) findet sich darüber, und wenn diese nicht ausdrücklich in 1. Korinther 14, 11 mit Bezug auf das Sprachenreden angeführt wäre, würden wir sie wahrscheinlich gar nicht damit in Verbindung gebracht haben. Der Sinn der Stelle wird aus dem Zusammenhang deutlich. Weil die Priester und Propheten in Israel nicht mehr zugäng­lich waren für wahre Erkenntnis und göttliche Botschaft (Verse 7-10), wird Gott durch Menschen mit unverständlicher Sprache und fremder Zunge zu ihnen reden. Es sind ihre Feinde, die das Gericht über sie bringen werden. Und diese Stelle gebraucht der Heilige Geist, um in 1. Korinther 14 klarzustellen, daß die Sprachen ein Zeichen für Ungläubige sind und nicht für Gläubige (Vers 21 u. 22).

Auch in den Evangelien finden wir das Reden in Zungen nicht, außer der Weissagung des Herrn Jesus in Markus 16, 17. Weil aber dieser Vers aus Markus so häufig als Beweis angeführt wird, muß ich hierbei etwas verweilen. Der Herr kommt in Vers 14 zu den Elfen und schilt ihren Unglauben und ihre Herzenshärtigkeit. Dann gibt er ihnen in Vers 15 den Auftrag, das Evangelium zu predigen der ganzen Schöpfung, und sagt in Vers 16, was für die Hörer die Folgen davon sein werden. In Vers 17 sagt Er dann zu ihnen (den Elfen, in Verbindung mit Seinem Verweis ihres Unglaubens in Vers 14), daß denen, welche glauben, Zeichen folgen werden. In Vers 20 gehen sie aus, und der Herr erfüllt Seine Verheißung und bestätigt das Wort durch Zeichen, die darauf folgen.

Wir sehen daraus:

1) Daß die Zeichen nur als Bestätigung des Wortes gegeben werden (Vergleiche Johannes 2, 23-25).

2) Es steht nicht da, daß die Zeichen allen Gläubigen folgen werden.

3) Unmittelbar wird die Verheißung nur den Elfen gegeben, und Vers 20 sagt, daß, als dies Evangelium geschrieben wurde, die Verheißung erfüllt war. Dies ist in Übereinstimmung mit Hebräer 2,3: „eine so große Errettung … , welche den Anfang ihrer Verkündigung durch den Herrn empfangen hat und uns von denen bestätigt worden ist, die es gehört haben, indem Gott außerdem mitzeugte, sowohl durch Zeichen als durch Wunder und mancherlei Wunderwerke und Austeilun­gen des Heiligen Geistes nach seinem Willen”.

Auch aus 2. Korinther 12, 12 geht hervor, daß die Zeichen ein Beweis der Apostelschaft waren. Und ein Apostel mußte den Herrn gesehen haben (Apostelgeschichte 1, 21-26; 1. Korin­ther 9, 1; 15, 8. 9).

In Apostelgeschichte 2 finden wir zum ersten Mal, daß in Sprachen geredet wird. Der Heilige Geist kommt auf die Erde und tauft die bis dahin in gewissem Sinne einzeln für sich stehenden Gläubigen zu einem Leibe, der Versammlung 1. Korinther 12, 13. Bis zu jenem Tage hatte der Heilige Geist wohl auf Erden gewirkt, aber niemals gewohnt, außer in dem Herrn Jesus (Johannes 3, 34; Kolosser 1, 19). Jetzt kam Er auf die Erde, um hier zu wohnen, in der Versammlung, die Er durch Seine Taufe bildete, und in jedem einzelnen Gläubigen. Sollte diese mächtige Tatsache, daß Gott der Heilige Geist kam, um auf Erden zu wohnen, unbemerkt vorübergehen? Wie die Ankunft des Sohnes Gottes auf Erden durch Zeichen begleitet wurde: Eine Menge von Engel im Land von Bethlehem, und ein Stern im Osten, – so auch die Ankunft des Heiligen Geistes. Aber auch hier sind die Zeichen nicht vor aller Welt sichtbar, sondern nur einer kleinen Gruppe von Menschen. Aber die Folgen dieser großen Tatsache werden jedem sichtbar, der überzeugt werden will (Johannes 7, 17).

In Apostelgeschichte 2 kommt der Heilige Geist nicht in Ge­stalt einer Taube. Das war nur bei dem Herrn Jesus möglich, Dem einen Reinen, Unbefleckten, der in Sanftmut und Ge­radheit Seinen Weg ging. Hier wird der Nachdruck gelegt auf Zeugnis: Zerteilte Zungen wie von Feuer.

Ich mache darauf aufmerksam, daß das griechische Wort „glossa”, das hier gebraucht wird, sowohl Sprache als Zunge bedeutet. Wenn z. B. im Jakobusbrief über die Zunge ge­sprochen wird, wird dieses Wort gebraucht. Aber es wird auch gebraucht für Sprache, wie in 1. Korinther 13 „Wenn ich mit den Sprachen der Menschen und der Engel rede, und in Offenbarung 5, 9; 7, 9; 10, 11; 11, 9; 13, 7; 14, 6; 17, 15: „aus jedem Stamm und Sprache und Volk und Nation” usw.

Nun, dieses Wort wird in Apostelgeschichte 2, 3 gebraucht (zer­teilte Zungen wie von Feuer), aber auch in Vers 4 (fingen an in anderen Sprachen zu reden) und ebenso in Vers 11, wo die Menge der ausländischen Juden sagt: „Wie hören wir sie die großen Taten Gottes in unseren Sprachen reden”? Dieses Wort glossa wird ferner überall gebraucht, wo über das Reden in Sprachen (Zungen) gesprochen wird (Apostelgeschichte 10, 46; 19, 6 und 1. Korinther 12, 13 und 14). Daneben kommt das griechische Wort dialektos (Dialekt) vor, aber nur in Apostel­geschichte 1,19;2, 8; 21, 40; 22, 2 und 26,14.

Daraus geht hervor, daß der Heilige Geist – in Übereinstim­mung mit der Ankündigung durch den Herrn Jesus (Johannes 15, 26; 16, 7-14) – sich in Apostelgeschichte 2 offenbart im Charakter des Zeugnisses: „Zerteilte Zungen wie von Feuer”. Es ist nicht eine, sondern zerteilte Zungen. Das Zeugnis wird also nicht mehr beschränkt sein auf eine Sprache, wie vor dem Pfingsttage (siehe z. B. Matthäus 10, 5), sondern wird zu vielen Völkern ausgehen. Und als Folge davon reden sie in anderen Sprachen, und alle die ausländischen Juden hören sie in ihrer eigenen Sprache von dem großen Taten Gottes reden. Dies läßt den Zweck des Redens in Sprachen erkennen, näm­lich, daß die Frohe Botschaft von Gottes Gnade die Grenzen Israels durchbricht und jetzt ausgeht zu allen Völkern und Nationen und Sprachen und damit vom Heiligen Geiste als Mittel gebraucht wird, das seit der Sprachverwirrung von Babel (1. Mose 11, 1-9) bestehende Hindernis, das Evangelium allen Völkern zu predigen, wegzunehmen (Apostelgeschichte 2, 7. 8). Die Jünger, die ungelehrte und ungebildete Leute waren (4,13), reden über Gott zu Menschen fremder Zunge, in den Sprachen dieser Menschen, obwohl sie diese Sprache nicht gelernt hatten.

Dadurch wird das Übernatürliche, Göttliche ihrer Botschaft be­wiesen. Und die Menschen, dadurch überzeugt, lauschen voll Andacht, als Petrus zu ihnen redet, und dreitausend Seelen werden bekehrt.

Wie wir oben gesehen haben, finden wir in der Apostelge­schichte, außer in Kapitel 2, Reden in Sprachen nur in 10, 46 und 19, 6. In Kapitel 10 sind es solche aus den Nationen, während es in Kapitel 19 von gläubigen Juden gesagt wird, die bis dahin wohl Jünger von Johannes dem Täufer, aber noch keine Christen waren, die zu der Versammlung hinzugetan werden.

Alle drei Fälle in der Apostelgeschichte tragen also ausge­sprochen den Charakter des Beginns der Versammlung, und in allen drei Fällen betrifft es ganze Gruppen von Menschen, die alle in Sprachen reden und diese Gabe empfangen, ohne darum gebeten zu haben.

In den Briefen finden wir nur in 1. Korinther 12-14 das Re­den in Sprachen. Und zwar finden wir folgende Aussagen:

1) Alle Offenbarungen des Geistes, also auch das Reden in Sprachen, werden zum Nutzen gegeben (12, 7).

2) Nicht alle redeten in Sprachen, sondern der Geist gab dies einigen (12, 8-11. 28-30).

3) In der Rangordnung von Gottes Wort steht das Reden in Sprachen ganz unten (12, 8-10. 28-30). Daß es wirklich eine Rangordnung ist, wird deutlich beim Lesen dieser Abschnitte. Sowohl in Vers 28 wie 29 werden die Apostel zuerst genannt.

4) Es ist daher keineswegs zu folgern, daß das Reden in Spra­chen bleibend sein würde, denn die Apostel, die zuerst genannt werden, waren auch nur für den Anfang. Nach 1. Korinther 9, 1 (siehe auch Apostelgeschichte 1, 21-22) war es nötig, daß ein Apostel den Herrn gesehen hatte. Es konnten also keine neuen Apostel mehr kommen. Aber außerdem sagen 1. Korinther 3 und Epheser 2 und 3, daß die Apostel den Grund der Ver­sammlung gelegt haben. Nun, es ist deutlich, daß dies nur ein­mal, im Anfang, geschieht.

5) Die Gabe der Sprachen war nicht gegeben, um in der Ver­sammlung ausgeübt zu werden, sondern als ein Zeichen für die Ungläubigen (1. Korinther 14, 19-25). Und auch nicht für Ungläubige, die es nicht verstehen können (14, 23), sondern für solche, die es verstehen können, und wo es wirklich ein Zeichen ist für die Macht Gottes. Dies ist also in völliger Übereinstimmung mit dem, was wir in Apostelgeschichte 2 gesehen haben.

Wir haben also gefunden:

a) Das Reden in Sprachen wird nur in Markus 16 angekündigt und wird gegeben als eine Bestätigung des gesprochenen Evan­geliumswortes, und nur angewendet auf die Predigt der Apo­stel.

b) Wir finden es nur in Apostelgeschichte 2, 10 und 19, wo es deutlich in Verbindung steht mit dem Anfang der Versammlung.

c) Außerdem finden wir, daß nur noch in 1. Korinther 12 und 14 darüber gesprochen wird, und zwar in einem korrigierenden Sinn.

d) Sowohl aus Apostelgeschichte als auch aus 1. Korinther geht hervor, daß bestehende Sprachen da gesprochen wurden, da wo sie verstanden wurden, und daß die Gabe, in Sprachen zu re­den, nicht gegeben war, um in der Versammlung ausgeübt zu werden, wenn dies auch in beschränktem Maße zugelassen wurde, aber nur wenn ein Ausleger da war.

e) Das Reden in Sprachen steht nicht in Verbindung mit dem Erfülltsein mit Heiligem Geiste.

Wenn also alles in der Schrift darauf hinweist, daß die Gabe der Sprachen in Zusammenhang steht mit dem Anfang der Versammlung, ist es wohl nötig, sehr vorsichtig zu sein und alle Äußerungen sorgfältig an Gottes Wort zu prüfen. Dies um so mehr, als die Schrift uns ausdrücklich sagt, daß der Teufel und seine Engel die Gestalt von Engeln des Lichts an­nehmen, und auch, daß Zeichen und Wunder und Lügengei­ster vom Teufel kommen können (2. Thessalonicher 2, 9; 2. Chronika 18, 21; Apostelgeschichte 16, 16 u. a.).

Die Geschichte bestätigt dies auch ausdrücklich. Das Reden in Sprachen, die unbekannt waren, wird auch in der Heiden­welt gefunden. Der heidnische Schriftsteller Plato, der um 400 vor Christus lebte, schrieb schon, daß gewisse Menschen nicht ihre eigene Sprache sprachen, sondern die von Dämonen, die in ihnen wohnten. Vergil spricht ebenfalls darüber.

Die Wiedertäufer in der Reformationszeit, die in großer Sittenlosigkeit und anderem Bösen lebten, redeten in Sprachen. Irving, der erklärte, daß der Herr Jesus eine sündige Natur hatte, redete in Sprachen. Die Mormonen bekennen, in Spra­chen zu reden u. s. w.

Laßt uns beim Prüfen bedenken, daß Satan nicht allein die Gestalt eines Engels des Lichts annimmt, sondern daß er sein Werk auch oft vermischt mit guten Dingen und durch wirklich Gläubige ausführen läßt (Matthäus 16, 21-23). Aber das Gute, das manchmal bei einer Bewegung gefunden wird, macht nicht die ganze Bewegung gut. Ja, wenn wahre Gläubige dar­in gefunden werden, kann nicht alles verkehrt sein. Aber die Frage ist auch nicht, ob alles verkehrt ist, sondern ob alles in Übereinstimmung mit der Schrift ist. Und dann fällt z. B. auf, was nicht durch die, die in Sprachen reden, öffentlich gelehrt wird, was aber doch eine kennzeichnende praktische Erscheinung ist, daß nämlich überall, wo Reden in Sprachen vordergründig in Erscheinung tritt, in der Hauptsache Frauen die Leitung haben, daß also 1. Timotheus 2, 11-15 vollständig mißachtet wird. Und dies ist eine bekannte Erscheinung in allen bösen und unchristlichen Gruppen. Denken wir nur an Christian Science (Frau Eddy), die Theosophen (Frau Blavatsky und später Annie Besant), die Siebentagsadventisten (Frau White) usw. Es ist bekannt, daß bei den Spiritisten auf jedes männliche Medium jeweils mindestens ein Dutzend weibliche Medien kommen.

Die Stellung der Frau nach der Schrift

Gott hat der Frau einen ehrenvollen Platz gegeben. Sie ist die Eva, die Mutter aller Lebendigen (1. Mose 3, 20; 1. Korinther 11,12). Eine Frau hatte das unendliche Vorrecht, von der Kraft des Höchsten überschattet und so die Mutter des Sohnes Gottes zu werden. Eine Frau durfte die Füße und das Haupt des Herrn salben, und eine Frau war die erste, die den auferstandenen Herrn sehen durfte. Und Er gab ihr dabei die Offenbarung über die höchste und herrlichste Auswirkung Seines Werkes am Kreuz: „Ich fahre auf zu meinem Vater und eurem Vater ” – eine Wahrheit, über die wir nur an­betend staunen können. Gottes Ratschluß für die Frau ist jedoch nicht, öffentlich in den Vordergrund zu treten. Sie ist ein Vorbild von der Gemeinde, der Braut Christi (Epheser 5, 32); deshalb geziemt ihr der Platz der Unterordnung unter den Mann, denn der Mann ist das Vorbild von Christus, dem Bräutigam der Kirche.

In allen Wegen Gottes mit dem Menschen sehen wir für die Frauen diesen Platz im Hintergrund, in der Zurückgezogenheit. Keiner der von Gott erwählten Schreiber der 66 Bücher der Bibel war eine Frau. Die Geschlechtsregister geben uns die Geschlechter der Männer. Es waren Männer, die Gott berief, um ein Zeugnis zu beginnen (Noah, Abraham, Mose usw.). Die zwölf Apostel, die der Herr berief, und die siebzig, die Er später aussandte, waren sämtlich Männer. Die Sieben in Apostelgeschichte 6, die ein gutes Zeugnis hatten und voll Heiligen Geistes und Weisheit waren, waren Männer. Unter all den Zeugen für die Auferstehung des Herrn, die in 1. Ko­rinther 15 genannt werden, war nicht eine einzige Frau, und das, obwohl Maria die erste war, die den Herrn nach Seiner Auferstehung gesehen hat und dies den Aposteln verkünden durfte. Wo über Älteste, Aufseher und Diener gesprochen wird, ist nur von Männern die Rede. Auch die beiden Zeugen in Offenbarung 11 sind Männer. So könnte ich fortfahren.

Wir sehen das auch bei den Anweisungen, die für die Zu­sammenkünfte und für das ganze öffentliche Auftreten der Frauen gegeben wurden. 1. Korinther 11 sagt ausdrücklich, daß die Frau, wenn sie einen Dienst tut, bei dem es so aus­sehen könnte, als ob sie sich neben den Mann stellt, ihr Haupt bedecken muß, als Zeichen dafür, daß sie anerkennt, daß sie einen Platz des Unterworfenseins unter den Mann einzuneh­men hat. Und damit keine Unklarheit darüber besteht, daß sie nur dann öffentlich beten oder weissagen kann, wenn kein Mann da ist, der dazu imstande ist, sagt die Schrift drei Ka­pitel weiter ausdrücklich, daß die Frauen in den Zusammenkünften der Versammlung, die ja doch am allerwenigsten öffentlich waren, völlig schweigen sollen (1. Korinther 14, 34-38). In 1. Timotheus 2, 11-15 wird noch besonders betont, daß eine Frau unter gar keinen Umständen als Lehrer auf­treten soll. Und die Schrift gibt als Begründung dafür an, daß die Frau beim ersten mal, als sie es tat, ihren Mann und uns alle mitriß ins Verderben.

Manchmal wird behauptet, daß das Wort „reden” in 1. Korinther 14, 34 lediglich „schwatzen” bedeute. Doch das ist eine glatte Unwahrheit. Genau dieses selbe Wort kommt in diesem Kapitel 25 mal vor, u. a. in Vers 21 für das Reden Gottes. Es kann also an keiner einzigen Stelle mit „schwatzen” übersetzt werden.

Bekanntlich spielen ja nun in den sogenannten Pfingstgruppen und in anderen Gruppen, in denen das Zungenreden geübt wird, im allgemeinen Frauen die Hauptrolle; jedenfalls beten sie öffentlich und sprechen in den Zusammenkünften. Sind das keine deutlichen Symptome, um die Geister, die dort am Werk sind, zu erkennen? Ist das keine offene Verachtung des Wortes Gottes?

 

Zeichen und Wunder

Zeichen und Wunder sind nicht das gleiche. Ein Zeichen ist immer ein Wunder, aber nicht jedes Wunder ist ein Zeichen. Ist die Geburt eines Menschen nicht ein Wunder? Ist der menschliche Leib mit all seinen Organen nicht ein Wunder? Ist die ganze Natur mit allem, was darin vorkommt, nicht ein Wunder? Und ist die Wiedergeburt eines Menschen nicht ein noch größeres Wunder?

Alle diese Wunder kommen aber so oft vor, daß wir daran gewöhnt sind und nicht mehr daran denken, daß es Wunder sind. Wir sehen gewöhnlich nur Dinge als Wunder an, die wenig vorkommen und die also von der gewöhnlichen Er­scheinung, von der gewohnten Weise Gottes, zu handeln, ab­weichen.

Seit der Mensch geschaffen wurde, gab es für ihn Wunder zu sehen, und er wird sie bis in Ewigkeit sehen können. Denn Gott ist unumschränkt und weicht, wenn Er will, von dem ab, was Er selbst als eine Gewohnheit oder als ein Naturge­setz eingesetzt hat.

Zeichen aber setzen Sünde voraus, und daß Menschen Gott nicht glauben oder selbst nicht an Ihn glauben. Ein Zeichen ist ein Wunder, das Gott tut, um den Menschen erkennen zu lassen, daß Er ist und über allem steht. Darum werden in der Ewigkeit keine Zeichen mehr sein, weil es dann keinen Unglauben mehr gibt.

Wir wollen uns in diesem Abschnitt aber auf die Zeichen und Wunder beschränken, die Gott durch Menschen getan hat.

In den ersten 2500 Jahren nach Erschaffung des Menschen finden wir nicht ein einziges Zeichen, das durch Menschen getan wurde. Gab es denn in jenen Tagen keine Gläubigen oder Knechte Gottes? O, sicher. Denken wir nur an einen Mann wie Henoch, von dem Gottes Wort sagt, daß er mit Gott wandelte und durch Gott aufgenommen wurde. Denken wir an Noah, der mit Gott wandelte und den Gottes Wort einen Prediger der Gerechtigkeit nennt. Denken wir an Abraham, den Vater aller Gläubigen. Gibt es im Alten Testament einen größeren und treueren Mann als Abraham? Und so könnte ich noch mehr Gläubige nennen. Aber diese alle haben nicht ein einziges Zeichen getan.

Die ersten Zeichen finden wir bei Mose im Anfang des 2. Buches Mose. Als Gott Moses sandte, um Israel zu befreien, wußte Er, daß Pharao nicht auf Moses hören würde. Darum würde Gott „Ägypten schlagen mit allen meinen Wundern, die ich in seiner Mitte tun werde; und danach wird er euch ziehen lassen” (2. Mose 3, 20). Und als Mose fürchtet, daß auch die Ältesten von Israel ihm nicht glauben würden, gibt Gott auch dafür Zeichen, damit sie dadurch überzeugt würden, daß Mose wirklich von Jehova gesandt war (4, 1-9).

Wir sehen daraus, daß Zeichen gegeben wurden

1) als ein Gericht über den Unglauben;

2) als ein Beweis, daß der, der das Zeichen tut, wirklich einen besonderen Auftrag von Gott hat.

Was unterscheidet nun Mose von Abraham, Noah usw., daß er Zeichen tat, und sie nicht? Hatte er mehr Glauben als diese beiden? Wenn wir 2. Mose 4 lesen, sehen wir es anders. Der Glaube von Abraham und Noah war viel größer als der von Mose. Und nicht allein Moses, sondern auch Noah kündigte das Gericht an und wies den Weg, ihm zu entgehen. Und nicht allein bei Mose, sondern auch bei Abraham finden wir den Anfang einer neuen Periode in den Wegen Gottes auf der Erde.

Was ist denn das Besondere, das Moses von den anderen unterscheidet? Es ist nicht allein, daß er Licht über neue Dingе empfing und der durch Gott auserwählte Anfang dieser neuen Haushaltung wurde. Das waren Noah und Abraham auch. Aber er empfing einen besonderen Auftrag von Gott, um die­ses Neue denen zu verkündigen, die nicht wußten, daß dieses Zeugnis von Gott war.

Wir sehen auch, daß diese Zeichen in einer sehr kurzen Zeit im Anfang getan wurden. Wo finden wir noch Zeichen, die Moses tat, nach den ersten Wochen des Auszugs, außer daß er den Felsen schlug? Wunder geschehen genug! War es kein Wunder, daß Mose vierzig Tage ohne zu essen und zu trinken auf dem Berge war (2. Mose 34)? Und so könnten wir mehr Wunder nennen. Aber es waren keine Zeichen, die er tat.

Dann finden wir, als Josua das Volk in das Land führt, das Zeichen von Josua 10, 12-14. Aber danach 700 Jahre lang keine Zeichen mehr bis Elia und Elisa. Diese taten auch wieder Zeichen und Wunder, aber nicht in Juda, wo der Tempel war, und wo das Gesetz gefunden wurde, sondern nur in Israel, das sich von Juda getrennt, die Anbetung Jehovas offiziell abgeschafft hatte und sich öffentlich zum Götzendienst gekehrt hatte. Gott gibt Seinem abgefallenen Volk durch zwei besonders dazu berufene Knechte ein besonderes Zeugnis, so wie Er das auch in den letzten Tagen tun wird (Offenbarung 11, 3-6).

Nachdem Israel auch dieses Zeugnis verworfen hatte, finden wir keine Zeichen mehr in dem Charakter, wie Moses und Elias sie taten. Wir müssen wieder 700 Jahre überschlagen, bis der Herr Jesus durch das Land ging, und wir wieder Zeichen sehen.

Es ist bemerkenswert, daß Johannes der Täufer keine Zeichen tat (Johannes 10, 41), obwohl der Herr Jesus von ihn sagt, daß Moses und Elias nicht größer waren als er, und obwohl er außerdem von Mutterschoße an mit Heiligem Geiste erfüllt war (Lukas 1, 15). Und ebenso, daß der Herr Jesus Selbst keine Zeichen tat, bevor Er öffentlich auftrat, Seinen Dienst auszu­üben (Matthäus 4, 23. 24). Matthäus 11, 3-5 sagt uns, was der Zweck dieser Zeichen war: zu beweisen, daß Er von Gott gesandt war. Siehe auch Johannes 2, 23; 4, 48; 5, 36; 6, 2. 30; Apostelgeschichte 2, 22 usw.

Der Herr wählt die zwölf Apostel und sendet sie aus mit dem ausdrücklichen Auftrag, das Evangelium des Reiches zu verkündigen und Zeichen zu tun (Matthäus 10). Und danach die Siebzig mit dem gleichen, aber etwas begrenzteren Auftrag. Wir müssen dabei beachten, daß der Auftrag beider Gruppen aus­drücklich begrenzt war auf Israel. Sie durften nicht über die Grenzen Israels hinausgehen. Die Zeit der Gnade für die Nationen war noch nicht gekommen.

Als dann der Herr von Israel verworfen, und das Werk der Erlösung vollbracht war, sendet Er als der auferstandene Herr, der im Begriff stand, gen Himmel zu fahren, die Apostel aufs neue aus (Markus 16, 14-20). Aber jetzt ist es nicht mehr das Evangelium des Reiches. Es ist die neue Haushaltung der Gnade, und darum mußte das Evangelium der ganzen Welt verkündigt werden, auch den Nationen, die in der Haushaltung des Gesetzes draußen standen (Epheser 2). Mit diesem Zeugnis verbindet der Herr aufs neue Zeichen, und zwar, wie bei Moses, Zeichen, die den Charakter dessen tragen, was Gott in der verkündigten Botschaft anbieten ließ. Markus 16, 20 sagt uns, daß die Apostel den Auftrag ausführten, und daß Gott Seine Zusage hinsichtlich der Zeichen erfüllte und so das Wort bestätigte. Hebräer 2, 3. 4 bestätigt dies.

In der Apostelgeschichte wird uns beschrieben, wie die Apostel den Auftrag des Herrn ausgeführt haben. Sie predigen das Evangelium und tun Zeichen zur Bestätigung ihres Wortes. Es ist beachtenswert, daß von elf Aposteln (und wenn wir die Stellen im Zusammenhang lesen, sehen wir, daß es praktisch Petrus war) siebenmal , gesagt wird, daß sie Zeichen taten (2, 43; 3, 7; 5, 5-10.12.15-16; 9, 33, 42). Danach finden wir es siebenmal von Paulus (13,11; 14,10; 16,18; 19,12; 20, 10; 28, 3-6 und 28, 8-10) und dreimal von Stephanus und Philip­pus gesagt (6, 8; 8, 6.13).

Wenn wir die Apostelgeschichte andächtig lesen, machen wir bemerkenswerte Entdeckungen in Verbindung mit diesem Ge­genstand:

1) Außer den Aposteln tun nur Stephanus und Philippus, diese besonderen durch Gott berufenen Knechte, Zeichen, und zwar auch nur ein- und zweimal. Darauf wird mehrmals Nachdruck gelegt; siehe z. B. 2, 43; 5, 12. 15; 13, 7-9 usw. Keine der anderen in der Apostelgeschichte genannten Knechte wie Barnabas, Jakobus, Silas usw. haben Zeichen getan.

2) Die ersten sieben Zeichen in der Apostelgeschichte werden alle in Jerusalem getan. Danach tut Philippus Zeichen in Samaria. Danach Petrus zwei Zeichen im jüdischen Land außer­halb Jerusalems. Und danach Paulus siebenmal unter den Nationen.

3) Die Zeichen außerhalb Jerusalems geschehen alle an ver­schiedenen Orten. Nirgends wird berichtet, daß zweimal Zei­chen an demselben Ort geschahen. Und fast immer geschehen die Zeichen dann, wenn derjenige der die Zeichen tut, an die­sem Ort das Evangelium zum erstenmal predigt. Die einzigen Ausnahmen davon sind:

a) Ephesus. Da war Paulus nach 18, 19-20 schon gewesen, aber nur sehr kurz, da er keine Zeit hatte.

b) Troas. Da war er nach 16, 8-11 und 2. Korinther 2, 12 zweimal gewesen, aber wahrscheinlich ohne oder fast ohne das Evangelium zu verkündigen.

4) Im Anfang der Apostelgeschichte finden wir einen Strom von Zeichen. Je mehr das Zeugnis bekannt und ausgebreitet wurde, umso länger waren die Pausen.

5) Die durch das Zeichen geheilt wurden, waren Ungläubige. Nur die gläubige Dorkas wurde aus den Toten auferweckt. Manchmal war bei den Kranken Glaube da an die Macht zur Heilung. In anderen Fällen, wie z. B. Apostelgeschichte 3, war das sicher nicht der Fall. Der Mann wußte nicht, wer vor ihm stand und erwartete nichts anderes als ein Almosen. In anderen Fällen war das Zeichen ein Gericht Gottes.

In den Briefen wird nur in 1. Korinther 12 über Wunderkräfte und Gaben der Heilungen gesprochen. Gott hatte etlichen diese Gaben gegeben. Es wird aber nicht gesagt, wer die „etlichen“ sind; auch wird nichts über die Ausübung der Gabe gesagt (12, 28-31). Der erste Brief an die Korinther ist in der Zeit von Apostelgeschichte 19 geschrieben (siehe 1. Korinther 15, 32; 16, 5-9). In keinem der Briefe, die nach Apostelge­schichte 28, 29 geschrieben sind, werden Zeichen oder Hei­lungen oder Reden in Sprachen gefunden.

Es ist sehr zu beachten, daß über Reden in Sprachen und die Gabe der Heilung nur in Korinth gesprochen wird, wo der Zustand so schlecht war: Sie waren fleischlich, hatten Rechts­sachen miteinander, griffen die Autorität der Apostel an. Es war schreckliche, ungerichtete Hurerei in ihrer Mitte, was anscheinend keinen Eindruck auf sie machte. Einige betranken sich beim Abendmahl, und es war falsche Lehre in ihrer Mitte. In den anderen Briefen an Versammlungen, wo der Zustand so viel besser war, werden jene Gaben nicht genannt, und besonders nicht in den Briefen, die nach dem Ende der Apostelgeschichte geschrieben worden sind.

Wohl wird in 2. Thessalonicher 2, 9 von „aller Macht und Zeichen und Wundern“ gesprochen, aber das sind Zeichen des Antichristen, die er durch die Macht des Teufels tut. Siehe auch Offenbarung 13.

Ferner finden wir in Matthäus 7, 22 Menschen, die durch den Namen des Herrn Jesus geweissagt, Dämonen ausgetrieben und viele Wunderwerke getan haben, und zu denen der Herr Jesus doch sagen wird: „Ich habe euch niemals gekannt; weichet von mir, ihr Übeltäter” ! Hat nicht auch Judas Iskariot Zeichen getan? Er war einer von den zwölf Ausgesandten.

Auch finden wir, daß bei Gläubigen teuflische Einflüsse wirk­sam sein können, wenn auch verbunden mit Dingen, die durch den Heiligen Geist gewirkt sind. Siehe Petrus in Matthäus 16 und die, die das Evangelium aus Neid und Streit predigten (Philipper 1, 15- 17).

Zusammenfassung:

Wir können sagen, daß im Alten Testament Zeichen nur durch einzelne Knechte Gottes getan wurden, die einen be­sonderen Auftrag von Gott empfangen hatten, den Ungläubigen ein neues Zeugnis zu verkündigen. Neben diesen lebten zu gleicher Zeit Tausende andere, die keine Zeichen taten. In den Evangelien fanden wir, daß, außer dem Herrn Jesus, nur die Zwölfe und die Siebzig Zeichen taten; und im weiteren Neuen Testament nur die Apostel und einmal Stephanus und zweimal Philippus.

Ferner fanden wir, sowohl im Alten wie im Neuen Testament, daß diese Zeichen gegeben wurden als Bestätigung der Predigt dieser besonders beauftragten Knechte. Darum nahmen die Zeichen ab und hörten ganz auf, als das Zeugnis befestigt war.

Auch haben wir gesehen, daß Ungläubige Zeichen tun können durch den Namen des Herrn Jesus, und anscheinend auf Erden nicht immer entlarvt werden, sowie daß Gläubige auch unter teuflischem Einfluß Dinge tun können, die äußerlich sehr schön aussehen, weil sie mit guten Dingen verbunden sind.

 

Wunder in der Geschichte

In der Geschichte wird oft über Heilung von Kranken, Reden in Sprachen usw. gesprochen.

Unter den Heiden war der Glaube an wunderbare Heilungen weit verbreitet. Ägypter, Griechen, Römer und Germanen hatten ihre Priester und heiligen Männer, die auf übernatür­liche Weise Krankheiten heilten. Über das Reden in Sprachen berichtete schon Plato, wie im vorigen Kapitel erwähnt ist.

Ich kann natürlich nicht die ganze Geschichte durchgehen. Das würde viel zu viel werden. Ich beschränke mich daher auf ein­zelne Erscheinungen.

Montanus, der in der zweiten Hälfte des zweiten Jahrhunderts lebte, sagte von sich selbst, daß er ein Prophet sei. Die Prophezeiung von Joel sei nun erfüllt. Er redete in Sprachen und legte Kranken die Hände auf. Zwei bekannte Frauen verließen ihre Männer und folgten ihm. In seinem Sprachenreden behauptete er manchmal, daß er Gott sei. Die Bewegung nahm einen großen Umfang an und hielt sich einige Jahrhunderte hindurch.

Im 17. Jahrhundert gab es eine fanatische Sekte in Frankreich, genannt die Camisarden. Sie fand auch in England Eingang, wo sie die französischen Propheten genannt wurden. Ebenso wie Montanus und verschiedene gegenwärtige Sekten nahmen sie für sich in An­spruch, göttlich inspiriert zu sein. Sie behaupteten, daß sie die Gabe der Weissagung, des Zungenredens und besonders der Krankenheilung hätten. Die ganze Bewegung war durch große Unsittlichkeit bekannt. Hurerei, Ehebruch und Blutschande wurden viel unter ihnen gefunden.

In demselben Jahrhundert war der Glaube allgemein ver­breitet, daß ein regierender Fürst Krankheiten heilen könne, nur durch das Anrühren der Kranken. Am Oster­sonntag 1686 rührte Ludwig XIV. 1600 Personen an, indem er sprach: „Der König rührt euch an, Gott heilt euch”. Karl II., gestorben 1700, hat auf diese Weise ungefähr 100.000 Perso­nen angerührt. Der Geschichtsschreiber Macauley berichtet, daß, als Wilhelm III. von Oranien sich weigerte, dies zu tun, sich eine Flut von Tränen und Verzweiflungsschreien von Eltern und Kindern erhob, die an Krankheit litten. Meist wurde bei solchen Gelegenheiten Markus 16, 17-18 gelesen.

 

Die Mormonen, diese antichristliche Sekte mit ihrer Viel­weiberei usw. reden in Sprachen, heilen Kranke und sagen, daß sie die Gabe der Weissagung haben.

 

Die Spiritisten reden in Zungen und heilen Kranke.

 

Die Christian Science (Christliche Wissenschaft), die weder christlich noch Wissenschaft ist, – sie leugnet die Gottheit des Herrn Jesus, Sein Versöhnungswerk, den Heiligen Geist usw. – sagt, daß sie dieselben Werke tue wie der Herr Jesus. Und tatsächlich werden Kranke geheilt.

 

Dr. Coué, ein französischer Arzt, heilte Kranke auf wunder­bare Weise. Er war nicht religiös und gab sich auch nicht dafür aus. Er ließ seine Patienten viele Male wiederholen: „Es geht mir schon viel besser”, und dann „Ich bin geheilt”. Und tatsächlich sind Hunderte auf diese Weise geheilt worden.

Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung” berichtete im Nov. 1968 von „Heilungen durch den Glauben an den großen Parteivorsitzenden Mao Tse-Tung” in Rotchina.

Offensichtlich spielen Suggestion und Selbstsuggestion bei solchen Heilungen eine große Rolle.

 

Krankenheilungen

 

Gottes Geist ist in diese Welt gesandt worden, um die Gläu­bigen „in die ganze Wahrheit zu leiten” (Johannes 16, 13) und sie mit Dem zu beschäftigen, der nach Vollendung des Erlö­sungswerkes zur Rechten Gottes hinaufgestiegen ist und von dort wiederkommen wird, um die Seinigen zu Sich zu holen, damit sie für immer bei Ihm seien.

 

Der Feind, der sich außerstande sieht, denen das Heil zu neh­men, die es in Christo besitzen, ist seinerseits darauf bedacht, sie wenigstens von der Betrachtung Christi abzulenken und ihnen so die einzige Quelle ihres Glücks, ihrer Fortschritte und eines gesegneten Zeugnisses zu rauben. Um diesen Zweck zu er­reichen, bedient er sich vornehmlich eines Mittels: er sucht. die Gläubigen mit sich selbst und ihrem irdischen Umständen zu beschäftigen. Er stellt allerlei Dinge vor ihre Blicke, von denen vielleicht mache an sich gut sein mögen, die aber doch dazu angetan sind, ihre Gedanken und ihre Tätigkeit zum Schaden der Verherrlichung des Herrn in Anspruch zu nehmen. Angeb­lich sollen diese Dinge dem Herrn besser dienen und dem Chri­sten ein größeres Glück verschaffen, als es der einfältige Gehor­sam dem Worte gegenüber tut. In Wirklichkeit ist das Gegenteil der Fall.

 

Vor allem spielt auf diesem Gebiet in den letzten Zeiten ein Thema eine große Rolle, nämlich die Leiden, durch die Gott die Seinigen gehen läßt. Da die Leiden unserer menschlichen Natur, die einst dazu geschaffen wurde, um auf diesen Erde zu leben und sie zu genießen, zuwider sind, so ist es begreiflich, daß die Menschen gern allem das Ohr leihen, was sie, wie man ihnen vorstellt, von diesen Leiden befreien soll. Aus diesem Grunde legt man auch den Stellen der Heiligen Schrift besonderes Gewicht bei, die sich auf das Gebet beziehen, in welchen Gott verspricht, denen zu antworten, die Ihm im Glauben nahen.

 

Wenn wir uns nun zunächst fragen, was die Schrift betreffs der Leiden sagt, so werden wir belehrt, daß jede Prüfung in der Hand Gottes ein Mittel zu einer Segnung ist, deren Folgen für die Seele von ewiger Dauer sind. Auch die Krankheit, ob­wohl sie wie der Tod eine Folge der Sünde ist, gehört zu dem Prüfungen, die der Herr uns sendet, um diesen Zweck zu er­reichen. In Römer 8, wo von den Leiden die Rede ist, die mit dieser gefallenen Schöpfung in Verbindung stehen, einer Schöp­fung, welche seufzt, und in deren Mitte auch wir seufzen, indem wir die Erlösung unseres Leibes erwarten, wird nichts davon gesagt, daß Gott Seinen Kindern die Leiden ersparen werde. Wohl aber heißt es, daß „denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Guten mitwirken” (Vers 28). Und in 2. Korinther 4, 17. 18 lesen wir: „Denn das schnell vorübergehende Leichte unserer Drangsal bewirkt uns ein über die Maßen überschwengliches, ewiges Gewicht von Herrlichkeit, indem wir nicht das an­schauen, was man sieht, sondern das, was man nicht sieht; denn das, was man sieht, ist zeitlich, aber das, was man nicht sieht, ewig.”

 

Dieses „schnell vorübergehende Leichte unserer Drang­sal”, das solche herrlichen Ergebnisse hat, währt manchmal das ganze Leben hindurch, denn Gottes Tätigkeit an uns hat nicht diese Erde, sondern den Himmel zum Ziel. Jakobus sagt sogar: „Achtet es für lauter Freude, meine Brüder, wenn ihr in mancherlei Versuchungen fallet (hier in dem Sinne von Prüfungen), da ihr wisset, daß die Bewährung eures Glaubens Ausharren bewirkt. Das Ausharren aber habe ein vollkommenes Werk, auf daß ihr vollkommen und vollendet seid und in nichts Man­gel habt” (Jakobus 1, 2-4).

 

Der Zweck, weshalb Gott Glau­bensprüfungen mit ihren herrlichen Ergebnissen sendet, kann nicht erreicht werden, wenn man die Prüfung zu beseitigen sucht. Im Gegenteil, es wird uns empfohlen, im Glauben die Weisheit zu erbitten, die imstande ist, uns dem Gedanken Gottes gemäß so durch die Prüfungen zu führen, daß deren voll­kommene Ergebnisse erreicht werden (Vergl. Verse 5-8). Die Prüfung ist also keineswegs etwas Außergewöhnliches (vergl. auch 1. Petrus 4, 12), das man so schnell wie möglich loszu­werden suchen sollte. Mag es Verfolgung, Krankheit oder sonst irgendeine Prüfung sein, die Kinder Gottes haben sie heute genau so nötig wie zu jeder anderen Zeit, ja, heute um so mehr, da Gott das Gericht über Sein Haus bringt, bevor Er es an der Welt vollzieht (1. Petrus 4, 17). Er reinigt und heiligt die Sei­nigen, um sie fähig zu machen, treu zu wandeln und Seine Gemeinschaft zu genießen. Prüfungen sind also Beweise des Wirkens der Gnade Gottes, Seines Liebe und Seiner Weisheit gegenüber Seinen Geliebten, und zwar im Blick auf die Herr­lichkeit, wo alle Ergebnisse Seines Tuns mit uns in Erscheinung treten werden. Es bedarf daher schon einer besonderen. und wirklich großen Unkenntnis der Wege Gottes, wenn man Ihn veranlassen will, Sein erzieherisches Wirken an den Seinigen aufzugeben.

 

Zieht man das in Betracht, so fällt es nicht schwer, einzusehen, wie weit die neuzeitlichen Krankenheiler von den Gedanken Gottes entfernt sind, wenn sie uns sagen: „Ihr braucht nicht krank zu sein. Ihr könnt auf der Stelle gesund werden, wenn ihr nur den Glauben dazu habt.” Heißt das nicht mit anderen Worten: „Gott behandelt euch verkehrt. Er täuscht sich im Blick auf euch, und wir wollen euch die Gesundheit wiedergeben”? Diese ganze Richtung leugnet die Regierungswege des Vaters Seinen Kindern gegenüber oder geht mit Still­schweigen darüber hinweg. Was machen die Leute, von denen wir reden, z. B. aus der Belehrung in Hebräer 12, 4-17? Wo findet in diesem Kapitel der Wille Raum, geheilt zu werden, wenn Gott uns sagt: „Mein Sohn, achte nicht gering des Herrn Züchtigung, noch ermatte, wenn du von ihm gestraft wirst; denn wen der Herr liebt, den züchtigt er; er geißelt aber jeden Sohn, den er aufnimmt. Was ihr erduldet, ist zur Züchtigung: Gott handelt mit euch als mit Söhnen; denn wer ist ein Sohn, den der Vater nicht züchtigt?”? Wie will man wirklich den Christen das Ergebnis der Zucht nehmen, die allein imstande ist, uns „Seiner Heiligkeit teilhaftig” zu machen und „die fried­same Frucht der Gerechtigkeit” bei denen hervorzubringen, „die durch sie geübt sind” (Verse 10 und 11)?

 

Wir wiederholen:

 

Der bestimmte Wille, jemand zu heilen, ist eine Verachtung der Zucht; er trägt ihr in keiner Weise Rech­nung. Die, welche dahingehende Ratschläge erteilen, entmutigen die Bekümmerten, indem sie sie beschuldigen, keinen Glau­ben zu haben, oder die Meinung in ihnen erwecken, ihre Lei­den seien nutzlos. Solche Ratschläge stehen in unmittelbarem Widerspruch mit den Gedanken Gottes und berauben die Seelen der Segnungen, die aus den vollkommenen Wegen Gottes her­vorgehen. Überdies ist es kein Zeichen von Gottesfurcht, wenn man Gott vorschreiben will, etwas zu tun oder nicht zu tun.

 

Die Krankenheiler von heute würden zweifellos den Apostel Paulus aufgefordert haben, seinen „Dorn im Fleische” von sich abzuschütteln. Der Apostel selbst hatte, bevor er die Gedanken des Herrn über diese Sache kannte, dreimal zum Herrn gefleht, Er möge von ihm abstehen, da er meinte, sie würde ihn in dem Werke, das ihm anvertraut war, hinderlich sein. Aber für ihn, wie für uns heute, lautete die vollkommene Antwort des Herrn: „Meine Gnade genügt dir, denn meine Kraft wird in Schwach­heit vollbracht”. Jetzt wußte Paulus, daß sein Wunsch, der ihn um Wegnahme des Dornes bitten ließ, viel sicherer in Erfüllung gehen würde, wenn der Dorn ihm blieb. Und nun rühmte er sich seiner. Oder ist ihm etwa der Dorn deswegen nicht ge­nommen worden, weil er nicht Glauben genug hatte, wie man von denen sagt, die dieser Art von Suggestion (Einwirkung, Beein­flussung) gegenüber unempfindlich sind.

 

Ist es diesen Krankenheilern niemals aufgefallen, daß unter all den Hunderten von wunderbaren Krankenheilungen, die uns im Neuen Testament berichtet werden, auch nicht ein einziger Fall ist, in dem ein Gläubiger geheilt wurde? Und das nicht, weil keine Gläubigen krank waren. Gott hat dafür gesorgt, daß wir erfahren sollten, daß auch Seine Kinder an Krankheiten teilhaben, solange sie auf dieser verfluchten Erde sind.

 

Der Herr Jesus sagt in Matthäus 25, 36: „Ich war krank … “. Epaphroditus war krank, dem Tode nahe (Philipper 2, 25-30). Und das nicht im Blick auf eine Sünde, wie in 1. Korinther 11, sondern um des Werkes des Herrn willen. Und Paulus hat ihn nicht durch ein Wunder geheilt.

 

Timotheus hatte Magenbeschwerden und war häufig krank (1. Timotheus 5). War Sünde die Ursache? Aus allem geht klar hervor, daß es nicht so war. Dennoch heilt Paulus ihn nicht, sondern gibt ihm den Rat, nicht länger nur Wasser zu trinken, sondern auch ein wenig Wein, denn dies sei besser für seinen Magen. Warum läßt Paulus Trophimus krank in Milet zurück und heilt ihn nicht? Geht aus dem 3. Johannesbrief Vers 2 nicht hervor, daß Gajus manchmal krank war? Warum wünscht der Apostel Johannes ihm so ausdrücklich Gesundheit des Leibes, „gleichwie es deiner Seele wohlgeht”?

 

Die Apostel taten nichts, um damit in Gottes Wege mit Seinen Kindern einzugreifen! Sollten sie so viel weniger Licht in Gottes Gedanken gehabt haben als diese Krankenheiler? O nein, sie wußten, daß ihr Vater, wenn Er sie durch Krankheiten gehen ließ, höhere Dinge im Auge hatte als leibliche Gesundheit.

 

 

 

Heilung von Ungläubigen

 

Aber wenn es nun nicht nach Gottes Gedanken ist, Gläubige auf solche Weise zu heilen, bleibt dann nicht die Heilung vom Ungläubigen als Zeichen übrig? Denn es ist doch nicht zu be­streiten, daß sowohl der Herr Jesus als auch die Apostel viele Ungläubige von ihren Krankheiten geheilt haben. Die Kranken­heiler berufen sich darauf, daß Gott unveränderlich Derselbe ist, und daß, so wie es früher Heilungen gegeben hat, es diese auch jetzt gibt.

 

Nun, es ist sicher wahr, daß Gott unveränderlich ist. „Denn ich, Jehova, ich verändere mich nicht” (Maleachi 3, 6). „Jesus Christus ist derselbe gestern und heute und in Ewigkeit” (Hebräer 13, 8). Aber das sagt nicht, daß Gott Sich immer auf dieselbe Weise offenbart! Hebräer 13, 8 heißt nicht: „Jesus Christus tut dasselbe gestern …” (Im Griechischen steht eigentlich nur: „Jesus Christus, gestern und heute derselbe und in Ewigkeit”. Es geht hier um die Unveränderlichkeit Seiner Person, nicht Seiner Handlungsweise).

 

Gott hat Sich in jeder der verschiedenen Zeitperioden der Geschichte des Menschen auf eine andere Weise geoffenbart.

 

Adam offenbarte Er Sich als der Schöpfer. Noah gegenüber als Der, der mit der Erde einen Bund schloß. Abraham gegenüber als der Allmächtige. Israel als Jehova, der Ewigseiende. Den Gläubigen heute als Vater. Und in dem kommenden Friedens­reich wird Er sich offenbaren als „Gott, der Höchste, der Him­mel und Erde besitzt”. Seine Offenbarung steht immer mit dem jeweiligen Charakter der Dinge in Verbindung.

 

Obwohl Gott der Unveränderliche ist, handelt Er deshalb nicht immer auf dieselbe Weise. Er offenbart sich und handelt in Übereinstimmung mit den Umständen. Das sehen wir zum Beispiel deutlich in Seinen Gerichten. Welch ein Unterschied zwischen der großen Flut, der Sprachverwirrung von Babel, den 10 Plagen, dem Umkommen von Pharao im Roten Meer, dem Gericht über Korah, Dathan und Abiram, über Nadab und Abihu und über Mirjam.

 

Nachdem Gott in 1. Mose 7 durch die Flut alles vertilgt hatte, was auf der Fläche des Erdbodens war, ausgenommen das, was mit Noah in der Arche war, sagte Er in Kapitel 8: „Nicht mehr will ich hinfort alles Lebendige schlagen, wie ich getan habe”.

 

Die Sünde von Ananias und Saphira kommt heute im Prinzip sicher sehr oft vor (man will mehr scheinen als man wirklich ist), und doch straft Gott sie heute nicht wie damals (Apostel­geschichte 5). Der Apostel Jakobus wurde durch Herodes gefangen genommen und getötet, während Petrus auf wunder­bare Weise aus dem Gefängnis befreit wurde.

 

Was wir in dem Abschnitt „Zeichen und Wunder” schon ge­sehen haben, finden wir bei der Heilung von Ungläubigen bestätigt. Das sind Zeichen, denn wir sprechen jetzt nicht über Gebetserhörungen. Gott erhört die Gebete seiner Kinder, und manchmal erhört Er auch Gebete von Unbekehrten. „Sie heuchelten ihm mit ihrem Мundе, und mit ihrer Zunge logen sie ihm; denn ihr Herz war nicht fest gegen ihn, und sie hielten nicht treulich an seinem Bunde. Er aber war barmherzig, er vergab die Ungerechtigkeit und verderbte sie nicht” (Psalm 78, 36). „Da gab er ihnen ihr Begehr, aber er sandte Magerkeit in ihre Seelen” (Psalm 106, 15). Ich kenne selbst einen Fall, wo Gott so das Gebet einer ungläubigen Mutter für ihr sterbendes Kind erhörte, daß der Arzt sagte, hier sei ein Wunder geschehen. Und dies wurde die Veranlassung, daß sie und ihr Mann zur Bekehrung kamen. Und daß Gott das Gebet seiner Kinder erhört – wer wüßte das nicht aus Erfahrung, auch in Fällen von Krankheit! Aber es geht hier nicht um wunderbare Gebetserhörungen, sondern um offenbare Dinge, um Zeichen.

 

„Gott war in Christo, die Welt mit sich selbst versöhnend, ihnen ihre Sünden nicht zurechnend” (2. Korinther 5, 19). Zum Beweis kam der Herr Jesus in wunderbarer Gnade auf die Erde, wie einer der Menschen. Er offenbarte Seine Güte, indem Er ihre Kranken heilte, Aussätzige reinigte, Hungrige speiste. Ja, Er ließ erkennen, daß Er alle Folgen der Sünde wegnehmen wollte, indem Er ihre Toten auferweckte.

 

Die Welt verwarf die Gnade Gottes: sie kreuzigte den Herrn der Herrlichkeit. Aber Gott erweckte Ihn auf aus den Toten und setzte Ihn zu Seiner Rechten, indem Er sprach: „Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde lege zum Schemel deiner Füße“ (Hebräer 1,13). Bald kommt die Zeit, da Gott alles unter dem Herrn Jesus zusammenbringen wird, das, was in den Him­meln, und das, was auf der Erde ist (Epheser 1, 10). Und Gott kann das tun auf Grund des Werkes des Herrn Jesus am Kreuz, wo Er dеn Grund gelegt hat, auf dem alle Dinge mit Gott ver­söhnt sein werden (Kolosser 1, 20). Wir sind jetzt schon ver­söhnt. Aber alle Dinge (nicht alle Menschen) werden bald versöhnt werden.

 

Wenn der Herr Jesus auf die Erde kommt, um alles in Besitz zu nehmen (Matthäus 24, 30-31; Offenbarung 1, 7), wird der Fluch von der Erde weggenommen werden. Dann wird die Schöpfung freigemacht werden (Römer 8, 21). Die Wüste und das dürre Land werden sich freuen (Jesaja 35). „Kein Ein­wohner wird sagen: Ich bin schwach. Dem Volk, das darin wohnt, wird die Missetat vergeben sein” (Jesaja 33, 24). Krankheit und Tod werden nicht mehr sein (Jesaja 25, 8; 65, 20-22), ausgenommen im Fall öffentlichen Widerstandes ge­gen den Herrn Jesus (66, 24; Psalm 101, 6-8).

 

Aber dies ist noch zukünftig. Noch ist der Herr Jesus verworfen und verborgen auf dem Thron des Vaters. Aber Er ist durch die Apostel dеn Juden (und später den Nationen) vorgestellt wor­den als Der, durch den Zeiten der Erquickung kommen, wenn sie Ihn annehmen würden (Apostelgeschichte 3, 19-21). Und als Bestätigung ihres Wortes wirkte Gott mit durch Zeichen und Wunder, die Wunderwerke des zukünftigen Zeitalters (He­bräer 6, 5). So erkannte Gott das Neue an, als von Ihm kom­mend, und zeigte damit, daß der volle Segen bereit sei zu kom­men, wenn das Volk den Herrn Jesus annehmen würde.

 

Israel aber verwarf auch das Zeugnis des Heiligen Geistes und wurde beiseite gesetzt (Apostelgeschichte 7, 51-60; 28, 28). Und Gott gab Sein geschriebenes Wort, das Neue Testament, so daß keine Zeichen mehr nötig waren, um zu bestätigen, daß das Zeugnis von Ihm war. Konnte Gott Sich doch nicht länger öffentlich einsmachen mit denen, die von Ihm abwichen und in Ungehorsam ihren Weg gingen.

 

 

 

Die Bedeutung von Jakobus 5

 

Es ist vielleicht gut, hier noch etwas über Jakobus 5, 14-16 zu sagen, weil diese Verse auch oft gebraucht und mißbraucht wer­den. Wenn wir sie genau lesen, wird uns klar, daß sie nichts mit den „Gaben der Heilungen” in 1. Korinther 12, 9 zu tun haben. Aus dem Zusammenhang geht hervor, daß es sich in Jakobus 5 um praktische Gerechtigkeit handelt in Verbindung mit den Regierungswegen Gottes, und das ist auch in Übereinstimmung mit dem ganzen Charakter des Briefes. Wie Hiob 36, 7 sagt, zieht Gott Seine Augen nicht ab von dem Gerechten. Die fol­genden Verse in Hiob 36 aber zeigen klar, daß das bei einem Abweichen Zucht zur Folge hat, auch um bei Sünden Einkehr und Umkehr zu bewirken. Aus dem Zusammenhang können wir sehen, daß Jakobus über Krankheiten spricht, die die Folge von Sünden sind, wo Gott also Krankheiten schickt als Zucht, weil der Betreffende gesündigt und sich darüber nicht gede­mütigt hat.

 

Kommt er nun zur Einkehr, so daß er sich unter Demütigung zu Gott wendet, dann ist Gott bereit, Gnade zu üben (Hiob 36, 11-14) – ausgenommen natürlich in dem Fall, wo eine Sünde zum Tode (1. Johannes 5) vorliegt. Diese Macht, Sünden zu vergeben (in Gottes Regierungswegen, also was diese Erde be­trifft), hat Gott auch der Versammlung gegeben (Matthäus 18, 18; 2. Korinther 2, 7-10), in bestimmten Fällen sogar allen Jüngern.

 

Der Kranke, der zur Einkehr kam, konnte sich also an die Ältesten wenden, als die durch Gott angewiesenen Personen, diese Vergebung zu gewähren. Als „Älteste” haben sie die geistliche Erfahrung und Nüchternheit, die Gedanken Gottes in solchen Umständen zu kennen. Bei den Juden, auch in den Versammlungen der Juden, finden wir keine offiziell angestellten Ältesten. Dort waren es einfach die ältesten Brüder, die auch in geistlicher Hinsicht Älteste waren. Wir können keine angestellten Ältesten haben, weil niemand da ist, der sie an­stellen kann. Überdies sind wir nicht die Versammlung, son­dern nur ein kleiner Teil von ihr.

 

Das ist jedoch für diese Frage nicht so entscheidend, denn Vers 16 enthält Gottes Vorsorge auch für unsere Zeit: „Be­kennet denn einander die Vergehungen und betet füreinander, damit ihr geheilt werdet”. In Verbindung mit Vers 14 sehen wir also, daß ein Gläubiger die Brüder, die den Charakter und die geistlichen Eigenschaften von Ältesten tragen, bitten kann, an sein Krankenbett zu kommen; er bekennt ihnen seine Sün­den, die gemäß den Regierungswegen Gottes die Ursache für seine Krankheit sind, und er bittet sie, mit ihm und für ihn um Heilung zu beten. Und wenn dann sein Gebet und das Gebet dieser Brüder ein Gebet des Glaubens ist, wird Gott ihn wiederherstellen.

 

Es ist wichtig, daß die Heilung in diesen Versen nicht von der Stellung der Ältesten abhängig gemacht wird oder von der Salbung mit Öl, sondern von dem Gebet des Glaubens. Es ist also nicht so, daß sie hoffen, daß Gott Heilung schenken wird, sondern daß sie es sicher wissen. Könnte der Kranke diese Ge­wißheit haben, wenn er sich nicht wirklich gedemütigt hätte, wenn er die Krankheit nicht als Zucht aus Gottes Hand nehmen würde und nun wußte, daß Gott vergeben will? Können die Ältesten in diesem Glauben beten, wenn sie nicht die feste Überzeugung haben, daß Gott Sein Ziel mit der Krankheit erreicht hat und daß es keine Krankheit zum Tode ist (1. Johannes 5, 16)? Das ist nur möglich, wenn sie diesen Glauben in Gemeinschaft mit dem Herrn empfangen haben und dadurch gewiß sind, daß Gott dem Kranken Heilung schenken will.

 

Es ist völlig klar, daß dies etwas ganz anderes ist als das, was bei vielen sogenannten Glaubensheilungen geschieht. Wir müssen dabei auch noch berücksichtigen, daß der Jakobus­brief ein Übergangsbrief ist, der einzige Brief im Neuen Testament, der sich an die zwölf Stämme Israels richtet, wenn er auch die Gläubigen von der Masse des Volkes unterscheidet.

 

 

 

Wunderkräfte oder Gehorsam

 

Wir leben in den Tagen des Verfalls. Ein Kennzeichen der Endzeit, diesen schweren Zeiten in denen wir leben, ist dieses, daß man viel über Kraft spricht, aber wenig über Gehorsam gegenüber Gottes Wort. Die Erkenntnis, die man dadurch erwirbt, daß man einfältig den Schriften glaubt, wird verworfen. Dafür ist man geneigt, an die eine oder andere Kraft zu glauben, die nichts mit dem Heiligen Geist zu tun hat, aber die von dem Menschen bewundert wird, und die später, konzentriert in dem „Menschen der Sünde”, vollkommen ge­offenbart sein wird. Satan will sehr gerne denen, die begierig nach der einen oder anderen übernatürlichen Kraft ausschauen, seine Kraft geben, anstatt des Heiligen Geistes. Man braucht keinen außergewöhnlich scharfen Blick zu haben, um in un­seren Tagen die Vorläufer der „wirksamen Kraft des Irrtums” zu erkennen, von der der Apostel in 2. Thessalonicher 2 spricht.

 

Bei vielen Christen herrscht eine große Sehnsucht und Unzu­friedenheit auf geistlichem Gebiet. Sie fühlen, daß ihr Leben fruchtleer ist und sehnen sich nach einem höheren Niveau ihrer Erfahrungen. Vielfach kennen sie ihre Bibel und ihre herrlichen Segnungen in Christo viel zu wenig, und so entsteht in ihnen ein ungesundes Verlangen nach immer neuen, handgreiflichen Erfahrungen und starken Gemütsbewegungen. Aus Mangel an geistlichem Unterscheidungsvermögen schreibt man Gott und Seinem Geist etwas zu, was im Grunde das Ergebnis von Einbildung ist oder seelischen, ja oft sogar satanischen Ursprung hat (Spiritismus, Okkultismus).

 

Viele mögen aufrichtig sein, aber Aufrichtigkeit ist nicht Wahr­heit. Aufrichtigkeit allein ist kein Schutz gegen die vielerlei Verführungen. Nur die Liebe zur Wahrheit und der Gehorsam gegen die Wahrheit schützen uns gegen die religiöse Verwirrung unserer Zeit. Ist das Leben eines Gläubigen fruchtleer, so ist die Diagnose meist sehr einfach: Es fehlt an Erkenntnis und an Hingabe.

 

Die Getreuen, die den wahren Zustand der Versammlung sehen, sind vor allem um die geistliche Gesundheit besorgt, daß die Heiligen in der Wahrheit wandeln, in wahrer Ab­sonderung von der Welt und von allem, was nicht nach dem Willen des Herrn ist. Sie verlangen danach, daß dem Heiligen Geist und Seinem Dienst der Verherrlichung des Christus der volle Platz eingeräumt wird, daß die Glieder des Leibes des Christus ihr Verbundensein untereinander erkennen und an dem von Gott gegebenen Platz verwirklichen, da­mit die Heiligen, die Wahrheit festhaltend in Liebe, heranwachsen in allem zu Ihm hin, der das Haupt ist, der Christus. Wer so seinen Weg gehen will in einfältigem Gehorsam, erhält von Gott die Antwort auf das erhabene Gebet, das der Sohn an Ihn richtete in der Nacht, in welcher Er überliefert wurde: „Heilige sie durch die Wahrheit: Dein Wort ist Wahr­heit (Johannes 17, 17).

 

 

 

Ist die Heilung des Leibes in der Versöhnung inbegriffen?

 

Um die Behauptung zu bekräftigen, daß ein Gläubiger nicht krank zu sein braucht, behaupten die Krankenheiler (Gesundbeter), daß der Herr Jesus auch unsere Krankheiten getragen hat, und daß daher die Heilung des Leibes in dem Versöhnungswerk inbegriffen ist. Obwohl sie hierin alle übereinstimmen und alle auch als Schriftbeweise Jesaja 53, 4 und Matthäus 8, 17 anführen, stimmen sie doch in ihren Beweis­führungen nicht überein.

 

Matthäus 8, 17 sagt ausdrücklich, daß Jesaja 53, 4 erfüllt worden ist in dem Leben des Herrn Jesus und nicht bei Seinem Sterben. Und Matthäus gibt dazu auch die Erklärung. Der Herr trieb die Geister aus und heilte alle Leidenden, „damit erfüllt würde, was durch Jesaja gesagt ist, welcher spricht: „Er selbst nahm unsere Schwachheiten und trug unsere Krankheiten” (Matthäus 8, 17).

 

Manche sagen, daß Satan durch den Sündenfall einen doppel­ten Fluch gebracht hat, nämlich Sünde und Krankheit, aber daß der Herr Jesus in Seinem Versöhnungswerk eine doppelte Wiederherstellung gegeben hat, nämlich Errettung und Hei­lung. Sie teilen nun Jesaja 53, 5 eigenmächtig in zwei Teile und damit ebenso das Versöhnungswerk des Herrn Jesus. „Doch um unserer Übertretungen willen war er verwundet, um unserer Missetaten willen zerschlagen. Die Strafe zu un­serem Frieden lag auf ihm”: Dies bezieht sich auf unsere Sünden und ist an dеm Kreuze erfüllt. Das Folgende aber „und durch seine Striemen ist ins Heilung geworden” bezieht sich nach ihrer Meinung auf unsere Krankheiten, und dies habe sich erfüllt vor dem Kreuze, als der Herr Jesus vor dem Hohenpriester und vor Pilatus geschlagen und mißhandelt wurde.

 

Wahrscheinlich ist man einfach ausgegangen von dem Klang der Worte „Striemen” und „Heilung” und ist so zu dieser Schlußfolgerung gekommen. Man hat dabei vergessen, daß das Buch Jesaja Weissagung ist und wie alle anderen Weissagungen Bildersprache gebraucht. Und dabei hat man die wich­tige Grundregel vergessen, die Gottes Wort selbst für die Aus­legung von Weissagung gibt in 2. Petrus 1, 20. 21: „indem ihr dies zuerst wisset, daß keine Weissagung der Schrift von eigener Auslegung ist. Denn die Weissagung wurde niemals durch den Willen des Menschen hervorgebracht, sondern heilige Männer Gottes redeten, getrieben vom Heiligen Geiste. Nur wenn wir Schrift mit Schrift vergleichen, lernen wir die wirkliche Bedeutung einer Schriftstelle kennen.

 

Wer gibt uns denn das Recht, den Vers Jesaja 53, 5, der von dem Versöhnungswerk für unsere Sünden handelt, einfach zu teilen und damit auch das Werk des Herrn in einen Teil, der am Kreuz, und einen Teil, der vor dem Kreuze stattfand? Es gibt keine Schriftstelle hierfür. Spricht die Schrift nicht von Heilung der Seele in Verbindung mit Sünde (Psalm 41, 4 Matthäus 13, 15 und Markus 4, 12; Jeremia 3, 22; 6, 14; 14, 19)? Und wendet Petrus nicht gerade die Worte aus Jesaja 53, 5 auf das Werk des Herrn für unsere Sünde an (1. Petrus 2, 24)? Hier haben wir die Erklärung der Schrift selbst.

 

Bedeutet denn „das Tragen unserer Sünden” durch den Herrn in 1. Petrus 2, 24 keine Stellvertretung? Und wenn ja, warum bedeutet das Tragen unserer Krankheiten in Matthäus 8, 17 dann keine Stellvertretung?

 

Nun führen die Behauptungen der Krankenheiler oft zu den schlimmsten Folgerungen. Wenn der Herr Jesus unsere Krankheiten und Schmerzen stellvertretend getragen hat, dann war das nach Matthäus 8, 17 in Seinem Leben vor dem Kreuz. Aber dann wird Sein Werk geteilt in zwei Teile; ein Teil auf dem Kreuz, und ein Teil vor dem Kreuz. Während der drei Jahre soll der Herr also eine Versöhnung ohne Blut zustande gebracht haben für unsere Krankheiten und danach auf dem Kreuz eine Versöhnung mit Blut für unsere Sünden. Das ist eine Ketzerei, die bei keinem ein­sichtigen Christen Verteidigung finden wird.

 

Man hört auch die Ansicht:

 

„Diese drei: Sünde, Krankheit und Tod, sind die Werke des Teufels; Jesus war gekommen, sie zu vernichten (1. Johannes 3, 8). Und sie sind vernichtet durch das Leiden, Sterben und Auferstehen von Jesus Christus. Jesus hat unsere Krankheit getragen auf Golgatha“. Und daraus zieht man die Schlußfolgerung, daß Gott nicht will, daß wir krank sind, ebenso­wenig wie Er will, daß wir sündigen.

 

Nun, wenn Vorstehendes wahr wäre, würden wir sicher er­warten, dies im Brief an die Römer zu finden. Denn in diesem Brief wird uns die Lehre des Heils so deutlich vorgestellt: Vergebung der Sünden und Befreiung von der Sünde.

 

Aber dieser Brief sagt davon kein Wort. Im Gegenteil sagt Römer 8, 23. 24, daß wir in einer seufzenden Schöpfung leben und selbst auch seufzen, erwartend die Erlösung unseres Leibes; denn in Hoffnung sind wir errettet worden. Und 8, 11, sagt, daß unsere sterblichen Leiber in Zukunft lebendig ge­macht werden sollen.

 

Wenn die Heilung des Leibes von Krankheit und Tod tatsäch­lich in dem Versöhnungswerk stattgefunden hätte, ebenso wie die Sühnung für unsere Sünden, dann müßten wir doch an­nehmen, daß dies für alle drei dieselben Folgen hat.

 

Nun, niemand, der die Schrift kennt, wird leugnen, daß jeder, der den Herrn Jesus angenommen hat, vollkommen teil hat an Seinem Werk. Die Frage seiner Sünden ist dann endgültig ge­ordnet: sie sind für immer hinweggetan. Römer 4, 7; 5, 1. 9. 19; Epheser 1, 7; Kolosser 1, 12-14. 21; 2, 13; Hebräer 10, 14-18; 1. Petrus 2, 24 usw. Das hängt nicht von seinen Werken vor oder nach seiner Bekehrung ab, noch von seiner Einsicht in die Ausdehnung des Werkes des Herrn. Das ist allein aus Gnade.

 

Nun, dann müßten wir doch von unserer Bekehrung ab Krank­heit oder Tod nicht mehr kennen. Dann dürfte es auch für Gläubige keine Altersbeschwerden und kein Sterben mehr geben. Und das dürfte ebensowenig von unseren Werken abhängen, denn dann würde es keine Gnade mehr sein.

 

Und wenn Gott tatsächlich unser Teilhaben an dieser Seite des Werkes des Herrn Jesus davon abhängig gemacht hätte, daß wir es annehmen, dann würde das bedeuten, daß weder Paulus noch Petrus noch Johannes noch irgendein anderer Gläubiger in diesen mehr als neunzehnhundert Jahren es angenommen hat. Denn alle sind gestorben, wie ja auch die größten Führer dieser Bewegung.

 

Dann könnte es nicht wahr sein, was Philipper 1, 21 steht, daß Sterben Gewinn ist. Könnte ein Zustand, der im Wider­spruch mit Gottes Willen ist und aus dem Unglauben gegen­über Gottes Gedanken stammt, besser sein als das, was der Herr Jesus für uns am Kreuz bewirkt hat, und was Gott uns geben will?

 

Wie schrecklich würde dann das Wort von Paulus in 2. Ti­motheus 4, 6 sein: „die Zeit meines Abscheiden ist nahe”; und was Petrus in 2. Petrus 1, 14 schreibt: „da ich weiß, daß das Ablegen meiner Hütte bald geschieht, wie auch unser Herr Jesus Christus mir kundgetan hat”. Und alle Märtyrer, von Stephanus an, die dachten, für den Herrn zu sterben, wären dann nur wegen ihres Unglauben gestorben.

 

Wie schrecklich würde dann Paulus sich geirrt haben, als er in 1. Korinther 15 die Ankunft des Herrn als das einzige Geschehen vorstellte, wodurch Gläubige nicht mehr zu sterben brauchten. Und das in dem inspirierten Wort Gottes!

 

Doch genug! Es wird für jeden Unvoreingenommenen deutlich sein, daß diese Lehre in direktem Widerspruch steht zu Gottes Wort und in ihren Folgen geradezu verheerend wirken muß.

 

Gottes Wort lehrt uns, daß Krankheit, Leiden und Tod Folgen der Sünde sind. Der Herr Jesus hat durch Sein Werk am Kreuz den Grund gelegt zur Abschaffung der Sünde durch Sein Opfer (Hebräer 9, 26-28), und daß einmal Himmel und Erde, die ganze Schöpfung gereinigt und zu Gott zurückge­bracht werden wird (Kolosser 1, 20-22). Wir sind jetzt schon versöhnt und haben die Vergebung unserer Sünden. Die Frage der Sünde, was unser Verhältnis als Geschöpfe dem Schöpfer gegenüber betrifft, ist vollkommen gelöst. Wir sind auf immer­dar vollkommen gemacht (Hebräer 10, 14). Das ist die Errettung der Seele, die wir jetzt schon besitzen (1. Petrus 1,9).

 

Was unseren Leib betrifft, gehören wir noch zu dieser Schöpfung. Und obwohl der Herr Jesus auch unseren Leib erkauft hat (1. Korinther 6, 20), hat dieser doch praktisch noch nicht teil an der Errettung. Wir erwarten den Herrn Jesus als Heiland, „der unseren Leib der Niedrigkeit umge­stalten wird zur Gleichförmigkeit mit seinem Leibe der Herr­lichkeit” (Philipper 3, 21). Jetzt haben unsere Leiber noch teil an der Sterblichkeit und Verweslichkeit (1. Korinther 15, 48-54).

 

Wir seufzen mit der ganzen Schöpfung, erwartend die Er­lösung unseres Leibes (Römer 8, 23). Wir haben teil an den Drangsalen und Leiden hier auf Erden (Römer 5, 3-6). Aber weil der Heilige Geist in uns wohnt, wissen wir, daß unser Vater diese Leiden zu unserer Erziehung gebraucht (Römer 5, 5; Hebräer 12). Und dabei gibt uns die Schrift die herrliche Versicherung, daß der Herr Jesus als Mensch auf Erden an all den Leiden teilgenommen hat, die unser Teil auf Erden sind, damit Er jetzt, als Hoherpriester im Himmel, Mitleid zu haben vermag mit unseren Schwachheiten, um uns zu Hilfe zu kommen als unser Mittler und Fürsprecher in vollem Be­wußtsein unserer Lage, unserer Schwierigkeiten, unserer Ge­fühle und der Gefahren, denen wir ausgesetzt sind (Hebräer 2, 10. 11. 18; 4, 15. 16; 5, 7. 8; 7, 25. 26 usw).

 

Das ist die Erklärung, die die Schrift uns von Jesaja 53, 4 und Matthäus 8, 17 gibt, das heißt, soweit wir diese Stellen auf uns anwenden können.

 

Wir dürfen nicht vergessen, daß Jesaja 53 Prophezeiung ist. Da werden uns prophetisch die Gefühle des gläubigen Überrests aus den zwei Stämmen (Juda und Benjamin) wiederge­geben, wenn sie den Herrn Jesus aus dem Himmel kommen sehen werden und erkennen, daß sie ihren Messias verworfen und gekreuzigt haben (Sacharja 12, 10-14; 13, 6-9). Wenn wir Jesaja 52, 53 und den Anfang von Kapitel 54 lesen, ist das vollkommen deutlich. Nun, das ist der Beginn des tausendjährigen Friedensreiches, wenn wirklich der Fluch von der Erde weggenommen sein wird, und die Menschen nur noch sterben werden durch ein öffentliches Gericht Gottes, wenn sie offenbar gesündigt haben (Jesaja 65, 19-25).

 

Das gleiche ist der Fall mit Psalm 103, der durch Hermann Zaiss, einem bekannten Gesundbeter, oft angeführt wurde, um das sogenannte Glaubensheilen zu rechtfertigen. Auch da finden wir den gläubigen Überrest aus Israel, der nach dem herrlichen Tag der Herrschaft des Christus ausschaut. Wenn Er jeden Morgen die Gesetzlosen des Landes vertilgen wird (Psalm 101, 8), wenn Sein Reich über alles herrschen wird (Psalm 103, 19), dann wird Er die Ungerechtigkeit von Jakob vergeben und seine Krankheiten heilen (Römer 11, 26). Dann wird sein Leben erlöst sein von der Grube (Psalm 103, 3-5), wie wir in Jesaja 65 gesehen haben.

 

Wenn die Lehrer der sogenannten Glaubensheilung „das Wort der Wahrheit recht geteilt hätten”, dann würden sie sich nicht zu schämen haben und vor Gott bewährt bestehen können (2. Timotheus 2, 15). Aber dann würden sie nicht mit dieser beklagenswerten Lehre gekommen sein, die der Heiligen Schrift direkt widerspricht, durch die so viele einfältige Seelen verführt werden, und dem Glaubensleben so viel Schaden zu­gefügt wird.

 

 

 

Einige weitere Kennzeichen des Irrtums

 

Wir haben bereits gesehen, daß die Grundsätze dieser Heilungs­bewegungen im Widerspruch stehen zur Heiligen Schrift; aber auch in anderer Richtung müssen wir leider feststellen, daß sie nicht das Kennzeichen des Heiligen Geistes tragen. Es werden in ihren Schriften die Stellen aus Gottes Wort so aus dem Zusammenhang gerissen und daraus so unmögliche Schußfolgerungen ge­zogen, daß es nicht möglich ist, auf alles einzugehen, ohne ganze Bücher zu schreiben. Die Anführung einzelner Zitate wird deutlich machen, welcher Geist aus diesen Schriften spricht.

 

Bei vielen Gelegenheiten wird Johannes 14, 12 angeführt: „Wer an mich glaubt, der wird auch die Werke tun, die ich tue, und wird größere als diese tun, weil ich zum Vater gehe”. Dies wird dann nur auf das Tun von Wundern bezogen. Und jeder Gläubige kann und muß somit größere Werke (und sie lesen dann: Zeichen) tun als der Herr Jesus tat.

 

Dies macht doch wohl deutlich, daß das nicht dem Sinn ent­spricht. Der Herr spricht nicht von Zeichen, sondern von Werken. Nun, am Pfingsttage und später sehen wir größere Werke. Nirgends sind durch die Predigt des Herrn 3000 Menschen an einem Tag bekehrt worden. Die größte Zahl an Gläubigen, von der wir vor dem Pfingsttage lesen, ist 500 (1. Korinther 15, 6). In Jerusalem waren nach der Himmelfahrt nur 120 zu­sammen.

 

Es ist ein Kennzeichen dieser Bewegung, dаß die irdischen Dinge für sie wichtiger sind als die himmlischen, geistlichen. Bei all den Zeichen, die Gott durch Seine Knechte tun ließ, war auch das Geben von Leben. Wir sehen das bei Moses in 2. Mose 8, 16-19. Alle Zeichen ahmten die Zauberer nach. Aber als Moses aus Staub Stechmücken machte, konnten sie dies nicht. Satan kann vieles nachmachen, aber Leben kann er nicht geben. Er kann durch seine Knechte Zeichen und Wunder tun, siehe z. B. Matthäus 24, 24 „Denn es werden falsche Christi und falsche Propheten aufstehen und werden große Zeichen und Wunder tun, um so, wenn möglich, auch die Auserwählten zu verführen”. Die Ankunft des Gesetzlosen wird sein „nach der Wirksamkeit des Satan, in aller Macht und allen Zeichen und Wundern der Lüge”. Er wird bald selbst die Auferstehung nach­ahmen, als ob er auch Leben geben könnte (Offenbarung 13, 3). Aber Gottes Wort läßt uns erkennen, daß das Tier wohl „wie tot“ war, aber nicht wirklich tot. Der Antichrist wird große Zeichen tun und selbst Feuer vom Himmel herabkommen las­sen, – das bekannte Zeichen der Gegenwart Gottes. Dem Bilde des Tieres kann er nur Odem geben, nicht aber wirkliches Le­ben (13, 15).

 

Gott ist der Ursprung alles Lebens. Darum nennt Ihn die Schrift „den lebendigen Gott“. Darum gab Gott Seinen Knechten mit den Zeichen, die Er durch sie tun ließ, auch die Macht, Leben zu geben. Denn das konnte Satan nicht nachahmen, und das war schließlich das sichere Zeichen, daß Gott wirkte.

 

Wir sahen das schon bei Mose. Auch sehen wir es bei Elia und Elisa (1. Könige 17, 22; 2. Könige 4, 32-36). Wir sehen es bei dem Herrn Jesus, der sowohl eine eben Gestorbene, wie einen, der gerade zu Grabe getragen wurde, und einen, der schon vier Tage im Grabe gelegen hatte, auferweckte, so daß niemand sagen konnte, es sei nur ein Scheintoter gewesen. Der Herr gab auch den Auftrag, Tote aufzuwecken, als Er die Zwölfe aus­sandte (Matthäus 10, 8). Und in der Apostelgeschichte sehen wir, daß auch die Apostel Tote auferweckten (Apostelgeschichte 9, 36-41; 20, 9-12).

 

 

 

Die Anerkennung des Herrn JESUS als HERR

 

Römer 10, 9 sagt: „Wenn du mit deinem Munde Jesum als Herrn bekennen und in deinem Herzen glauben wirst, daß Gott ihn aus den Toten auferweckt hat, wirst du errettet werden“.

 

In 1. Korinther 1, 2 werden alle Jünger zusammengefaßt mit den Worten: „samt allen, die an jedem Orte den Namen unse­res Herrn Jesu Christi anrufen, sowohl ihres als unseres Herrn”. Und in 1. Korinther 12, 3 steht: „niemand kann sagen: „Herr Jesus! als nur im Heiligen Geiste”.

 

Aus diesen Stellen geht hervor, daß Gottes Wort das Bekennen des Herrn Jesus als Herr, und das Sprechen von Ihm als dem „Herrn Jesus” das Kennzeichen der Jüngerschaft nennt, ja es mit der Errettung verbindet. Und nur durch die Wirkung des Heiligen Geistes kann ein Mensch Herr Jesus sagen, denn nie wird ein böser Geist das tun. Die Teufel (Dämonen) erkennen niemals den Herrn Jesus als Herrn an. Satan kann die Gestalt eines Engels des Lichts annehmen (2. Korinther 11, 14). Seine Engel können den Herrn Jesus „Sohn Gottes“ nennen (Matthäus 8, 29) oder „der Heilige Gottes“ (Markus 1, 24). Sie können öffentlich die Ehre von Knechten des Herrn ausrufen (Apostel­geschichte 16, 17). Aber niemals finden wir, daß ein böser Geist den Herrn Jesus Herr nennt.

 

Der Titel Herr ist nicht die höchste Herrlichkeit des Herrn Jesus. Er gibt nicht Seine persönliche und ewige Herrlichkeit an, son­dern eine Stellung, die Ihm nach dem Vollbringen des Ver­söhnungswerks und nach der Auferstehung gegeben worden ist (Apostelgeschichte 2, 36). Ihn als Herrn zu kennen, ist die einfachste Kenntnis, die ein Bekenner besitzen kann, denn das bedeutet nur die Anerkennung, daß der Herr Jesus Autorität über ihn hat. Aber die bösen Geister erkennen diese Autorität nicht an! Es kommt einmal der Tag, daß „in dem Namen Jesu” jedes Knie sich beugen wird, der Himmlischen und Irdischen und Unterirdischen, und „jede Zunge bekennen wird, daß Jesus Christus Herr ist” (Philipper 2). Jetzt ist dies noch nicht so. Aber der Vater verlangt dies und stellt es zur Bedingung für das Errettetwerden. Das besagt natürlich keineswegs, daß je­mand, der Herr Jesus sagt, damit wiedergeboren ist. 1. Ko­rinther 12 sagt nur, daß niemals ein böser Geist einen Menschen dazu bringt, „Herr Jesus” zu sagen.

 

Nun, dieses Kennzeichen der Jüngerschaft wird in dieser Be­wegung so gut wie nicht gefunden. In ihren Schriften steht sehr oft „Jesus” oder „Christus” oder „Jesus Christus”, aber fast nie „Herr Jesus”.

 

 

 

Die Gottheit des Herrn Jesus

 

In der Broschüre „Leben in Überfluß” steht: „Vielleicht denkt jemand, daß Jesus Wunder tun konnte, weil Er eigentlich Gott war, aber so ist es nicht. Er war Gott vor der Schöpfung, aber Er legte alle Seine Gottheit ab und wurde Mensch wie wir, aus­genommen die Sünden”.

 

Selbst die ersten Worte aus dem zweiten Satz, die bei ober­flächlichem Lesen sehr schön klingen, gehen nicht weiter als das Gott entehrende Bekenntnis der Arianer: „Ich behaupte, dаß der Sohn vor den Zeiten seinen Anfang hatte aus dem Vater, Gott aus Gott, Licht aus Licht. Aber ich behaupte, daß Er dem Vater nicht gleich ist” (Bischof Germinius in dem theologischen Gespräch, das am 3. Januar 366 in Ser­mium, im heutigen Jugoslawien, stattfand).

 

Der Herr Jesus ist nicht „Gott seit vor der Schöpfung”, sondern Er ist der „ICH BIN”, der EWIGE, so wie der Vater, und so wie der Heilige Geist. Und das war Er auch auf Erden. Er war der ewige Gott, als Er in der Krippe von Bethlehem lag. Er war es, als Er, ermüdet von der Reise, hungrig und durstig am Jakobs­brunnen saß (Johannes 4). Und Er war es, als Er am Kreuz das wunderbare Erlösungswerk vollbrachte.

 

Er ist wahrhaftiger Mensch geworden, geboren von einem Weibe. Aber Er war „Gott geoffenbart im Fleische” (1. Tim. 3, 16); „Der eingeborene Sohn, der in des Vaters Schoß ist” (Johannes 1, 18). In Ihm wohnte die ganze Fülle der Gott­heit leibhaftig (Kolosser 2, 9). Gott sprach im Sohn (wörtlich: „Gott sprach in Sohn” – ohne Artikel) Hebräer 1, 1. Konnte Gott aufhören, Gott zu sein? Konnte der Dreieinige Gott auf­hören, der Dreieinige Gott zu sein?

 

Er war der wahrhaftige Gott, und Er war wahrhaftig Mensch. Doch eine Person. Wehe dem Menschen, der in dieses Wunder­bare eindringen will. Wehe dem Menschen, der Ihn auf einen Boden mit uns bringen will, und wäre es auch als den Vor­nehmsten (Lukas 9, 33-36). Der Vater wacht über die Ehre Seines Sohnes, der in wunderbarer Herrlichkeit den Platz der Unterwürfigkeit unter den Willen des Vaters freiwillig ein­nehmen wollte (Johannes 8, 50).

 

Selbst der letzte Buchstabe des oben zitierten Satzes ist falsch und greift die Herrlichkeit des Sohnes Gottes an. Es muß nicht heißen „ausgenommen die Sünden”, sondern „ausgenommen die Sünde”. Er hatte nicht nur nicht gesündigt, sondern es war auch keine Spur von einer sündigen Natur in Ihm. „Der, der Sünde nicht kannte” (2. Korinther 5, 21). „Sünde ist nicht in ihm” (1. Johannes 3, 5). „Das Heilige, das geboren werden wird, wird Sohn Gottes genannt werden“ (Lukas 1, 35). Hier muß ich an das Wort von Maria denken: „ …Weil sie meinen Herrn weggenommen, und ich nicht weiß, wo sie ihn hingelegt haben” (Johannes 20,13).

 

Das schlimmste dabei ist, daß Menschen dies schreiben und lehren, die behaupten, die Fülle des Geistes empfangen zu haben; und die behaupten, daß das, was sie sagen und schrei­ben, durch den Heiligen Geist inspiriert ist.

 

Gottes Wort lehrt uns, daß es drei Quellen gibt, aus denen Zeichen, Wunder, Prophezeiung, Heilungen usw. hervorkom­men können:

 

1) Die göttliche Quelle, Joel 2, 28 – 32
2) Eine menschliche Quelle, Jeremia 23, 16. 25 – 27; Hesekiel 13, 2
3) Die teuflische Quelle, Offenbarung 16, 13. 14; Apostel­geschichte 16, 16; 1. Könige 22, 21- 22.

 

Und daneben lehrt uns Gottes Wort, daß eine Vermengung von Einflüssen vorliegen kann (siehe Matthäus 16, 21-23; Philipper 1, 14-17).

 

Kann eine Bewegung, bei der sowohl die Grundsätze als auch die praktischen Äußerungen so sehr in Widerspruch zu Gottes Wort stehen, und in der so viele Dinge vorkommen, durch die der Herr Jesus entehrt wird, aus Gott sein? Aber aus welcher Quelle kommt sie dann?

 

Ja, es gibt Gläubige in dieser Bewegung. Ich kenne einige per­sönlich, die ich sehr liebhabe, und ich bete für sie, daß Gott sie aus diesen Banden befreie.

 

Weil es Gläubige darin gibt, vielleicht sogar viele, kann nicht alles verkehrt sein. Wo die göttliche Natur da ist, muß sie sich auf die eine oder andere Weise zeigen. Aber die Frage ist nicht, ob alles verkehrt ist, sondern die einzige Frage ist, ob die Grundsätze nach Gottes Gedanken sind, und ob der Ge­horsam gegen den Herrn Jesus uns dahin bringt. Und darin gibt es für mich nur eine Antwort: Nein! Die Stimme, die aus dieser Bewegung klingt, ist nicht die Stimme des guten Hirten, die Stimme Dessen, der Sein Leben für mich gelassen hat. Und mein tägliches Gebet ist:

 

O Herr, dies eine bleibe mir,
daß stets ich wandle treu mit Dir!

 

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Modernistische Theologie (E.Linnemann)

Eta Linnemann


Original oder Fälschung


Historisch – kritische Theologie im Licht der Bibel

 

Inhaltsverzeichnis

– Anmerkungen zum Studium der historisch-kritischen Theologie
– Der Glaube der Theologie und die Theologie des Glaubens
– Die Denkweise der historisch-kritischen Theologie
– Die Bibel und der moderne Mensch

Einleitung
»Warum sagen Sie NEIN zur historisch-kritischen Theologie?« Diese Frage wurde mir gestellt und ich möchte vorab auf sie antworten: Mein NEIN zur historisch-kritischen Theologie entspringt dem JA zu meinem wunderbaren Herrn und Heiland Jesus Christus und zu der herrlichen Erlösung, die Er auf Golgatha auch für mich vollbracht hat.

Als Schülerin von Rudolf Bultmann und von Ernst Fuchs, von Friedrich Gogarten und Gerhard Ebeling habe ich die besten Lehrer gehabt, welche die historisch-kritische Theologie mir bieten konnte. Auch sonst war ich keineswegs zu kurz gekommen: Mein erstes Buch erwies sich als ein Bestseller. Ich wurde ordentliche Professorin für Theologie und Methodik des Religionsunterrichtes an der Technischen Universität in Braunschweig. Aufgrund meiner Habilitation ernannte man mich zur Honorarprofessorin für Neues Testament an der theologischen Fakultät der Philipps-Universität in Marburg und nahm mich als Mitglied in die Society for New Testament Studies auf. Ich durfte mich der zunehmenden Anerkennung durch meine Kollegen erfreuen.

Geistig beheimatet in der historisch-kritischen Theologie, war ich fest davon überzeugt, mit meiner theologischen Arbeit Gott einen Dienst zu tun und einen Beitrag zu leisten zur Verkündigung des Evangeliums. Dann aber mußte ich – aufgrund von Einzelbeobachtungen und -informationen ebenso wie aus Selbsterkenntnis – einsehen, dass bei dieser »wissenschaftlichen Arbeit am Bibeltext« unter dem Strich keine Wahrheit herauskommen kann und dass diese Arbeit der Verkündigung des Evangeliums nicht dient.

Damals war das nur eine praktische Erkenntnis, aus Erfahrungen gewachsen, die ich nicht länger wegzuleugnen vermochte. Inzwischen hat mir Gott durch Seine Gnade und Sein Wort auch theoretische Einsicht gegeben in den Charakter dieser Theologie: Anstatt im Worte Gottes gegründet zu sein, hat sie Philosophien zu ihrem Fundament gemacht, welche sich entschieden haben, Wahrheit so zu definieren, dass Gottes Wort als Quelle der Wahrheit ausgeschlossen und der Gott der Bibel, der Schöpfer Himmels und der Erde und Vater unseres Heilandes und Herrn Jesus Christus auf der Grundlage dieser Voraussetzung nicht denkbar ist.

Heute darf ich erkennen, dass sich in dem Monopolcharakter und der weltweiten Verbreitung der historisch-kritischen Theologie Gottes Gericht vollzieht (Röm 1,18 ff.). Gott hat es in Seinem Wort vorhergesagt: »… es wird eine Zeit sein, da sie gesunde Lehre nicht ertragen können, sondern nach ihren eigenen Lüsten selbst Lehrer aufhäufen, weil es ihnen in den Ohren kitzelt« (2Tim 4,3). Er hat auch verheißen, dass er »eine wirksame Kraft des Irrwahns« sendet, »dass sie der Lüge glauben« (2Thes 2,11).

Gott ist nicht tot; Er hat auch nicht abgedankt, sondern Er regiert und Er vollzieht bereits das Gericht an denen, die Ihn für tot erklären oder als einen Götzen deklarieren, der weder Gutes noch Böses tut.
Heute weiß ich, dass ich jene anfänglichen Einsichten der vorlaufenden Gnade Gottes verdanke. Zunächst aber führten sie mich in eine tiefe Frustration, auf die ich mit Abgleiten in Süchte reagiert habe. Ich versuchte, mich zu betäuben; ich wurde ein Sklave des Fernsehens und geriet in zunehmende Abhängigkeit vom Alkohol.

Als ich vor dem Hintergrund eigener bitterer Erfahrung die Wahrheit des Bibelwortes erkennen konnte: »Wer sein Leben gewinnen will, der wird es verlieren« (Mt 10,39), führte Gott mich zu lebendigen Christen, die Jesus persönlich als ihren Herrn und Heiland kennen. Ich durfte ihre Zeugnisse hören, in denen sie berichteten, was Gott in ihrem Leben getan hat. Schließlich sprach Gott selber durch das Wort eines Bruders zu meinem Herzen und durch Seine große Gnade und Liebe habe ich mein Leben Jesus übergeben.

Er hat es sogleich in Seine Heilandshände genommen und damit angefangen, es radikal zu verändern. Ich wurde frei von der Sucht, war hungrig und durstig nach Seinem Wort und nach Gemeinschaft mit Christen und ich durfte Sünde klar als Sünde erkennen, für die ich bisher nur Entschuldigungen gehabt hatte. Ich kann mich noch an die herrliche Freude erinnern, als zum ersten Mal Schwarz wieder Schwarz und Weiß wieder Weiß für mich wurde und aufhörte, zu einem unterschiedslosen Grau ineinanderzufließen.

Etwa einen Monat nachdem ich mein Leben Jesus übergeben hatte, wurde ich von Gott überführt, dass Seine Verheißungen Realität sind. Ich hörte den Bericht eines Wycliff-Missionars, der in Nepal diente. Er teilte mit, dass sein Sprachhelfer während seiner Abwesenheit ins Gefängnis gekommen war, weil es in Nepal verboten ist, Christ zu werden und was dieser junge Christ bei der Gerichtsverhandlung gesagt hatte. Aufgrund von früheren Berichten, in denen ich von diesem Sprachhelfer gehört hatte, war mir augenblicklich klar, dass er diese Antwort niemals aus seinem eigenen Vermögen hätte geben können. Markus 13,9-11 drängte sich in mein Bewußtsein – ein Wort, das ich bisher nur mit akademischem Interesse zur Kenntnis genommen hatte – und ich konnte nicht umhin, zuzugeben, dass diese Verheißung hier erfüllt war.

Schlagartig wurde ich davon überführt, dass Gottes Verheißungen Realität sind, dass Gott ein lebendiger Gott ist und dass Er regiert. »Denn so er spricht, so geschieht’s; so er gebeut, so steht’s da« (Ps 33,9). Alles, was ich in den Monaten vorher an Zeugnissen gehört hatte, fügte sich in diesem Augenblick wie Puzzle-Stücke ineinander und mir wurde meine Torheit bewußt, angesichts dessen, was Gott heute tut, zu behaupten, die Wunder, welche im Neuen Testament berichtet werden, seien »nicht passiert«. Schlagartig wurde mir klar, dass ich für meine Studenten ein blinder Blindenleiter gewesen war und ich tat Buße darüber.
Etwa einen Monat danach stand ich – ohne Zutun von Menschen, allein in meinem Kämmerlein – vor der Entscheidung, entweder die Bibel weiter durch meinen Verstand zu kontrollieren oder mein Denken durch den Heiligen Geist verwandeln zu lassen.

An Johannes 3,16 wurde mir diese Entscheidung klar, denn ich hatte inzwischen die Wahrheit dieses Wortes erfahren. Es machte jetzt mein Leben aus, was Gott für mich und für die ganze Welt getan hat – seinen lieben Sohn dahinzugeben. Das konnte ich nicht mehr als ein unverbindliches Theologumenon eines – mehr oder weniger – von der Gnosis beeinflußten theologischen Schriftstellers beiseite schieben. Auf Gottes verbindlicher Zusage kann der Glaube ruhen. Theologische Sätze sind nur von akademischem Interesse.

Durch Gottes Gnade durfte ich dann Jesus als den erfahren, dessen Name über alle Namen ist. Ich durfte erkennen, dass Jesus Gottes Sohn ist, von der Jungfrau geboren, dass Er der Messias und Menschensohn ist und Ihm solche Titel nicht durch menschliche Überlegungen beigelegt wurden. Ich durfte die Inspiration der Heiligen Schrift zunächst erkennen und dann auch lebendig erfahren.
Ich habe – nicht durch Reden von Menschen, sondern durch Zeugnis des Heiligen Geistes im Herzen – klare Erkenntnis, dass mein verkehrtes Lehren Sünde war und bin froh und dankbar, dass mir diese Sünde vergeben wurde, weil JESUS sie ans Kreuz getragen hat. Deshalb sage ich NEIN zur historisch-kritischen Theologie.

Nach wie vor erachte ich alles, was ich gelehrt und geschrieben habe, bevor ich Jesus mein Leben übergab, für einen Dreck. Ich möchte die Gelegenheit benutzen, um darauf hinzuweisen, dass ich meine beiden Bücher »Gleichnisse Jesu …« und »Studien zur Passionsgeschichte« samt meinen Beiträgen in Zeitschriften, Sammelbänden und Festschriften verworfen habe. Was sich davon in meiner Wohnung befand, habe ich 1978 eigenhändig in den Müll getan und bitte Sie herzlich, mit dem, was sich davon etwa noch auf Ihrem Bücherbord findet, das Gleiche zu tun.
Dr. Eta Linnemann, Prof. i.R. –  5. Juli 1985

 

Anmerkungen zum Studium der historisch-kritischen Theologie

Vorbemerkung: An der Formulierung des Themas wurde Anstoß genommen. Man hat gesagt, es müsse heißen: Anmerkungen zum Studium der historisch-kritischen Methode.
Dazu ließe sich manches sagen; ich möchte mich jedoch auf zwei Bemerkungen beschränken:

1. Die Formulierung »historisch-kritische Theologie« hält sich durchaus im Rahmen des allgemeinen Sprachgebrauchs.
Wenn jemand zum Beispiel erzählt, dass er zu einer Kneippkur fährt, dann weiß man, was er dort verordnet bekommt: Wassertreten, Kniegüsse und Ähnliches mehr. Exakt müßte es freilich heißen: Er fährt zu einer Kur, in der er nach den weiland von Pfarrer Kneipp gefundenen Methoden behandelt wird. Jeder weiß, dass eine Kneippkur nach diesen Methoden erfolgt und sich gerade darin von anderen Kuren unterscheidet.

Ebenso ist es in der Theologie. Die Theologie, wie sie heute rings um den Erdball an den meisten Universitäten gelehrt wird und die ganz gewiß in Deutschland an den staatlichen Universitäten das Monopol hat und den Alleinvertretungsanspruch erhebt, basiert auf der historisch-kritischen Methode. Diese ist nicht nur Grundlage in den exegetischen Disziplinen. Sie entscheidet auch darüber, was der Systematiker sagen kann und was man ihm abnimmt und wie man in Katechetik, Homiletik und Ethik vorzugehen pflegt. Vielleicht ist das denen, die darin leben, gar nicht so bewußt. Das Historisch-kritische hat wirklich – wie ein Sauerteig den Teig – die gesamte Universitätstheologie durchdrungen. Wenn man aber ständig mit Sauerteig arbeiten muß, nimmt man den Geruch wahrscheinlich gar nicht mehr wahr.

2. Meine früheren Kollegen, mit denen ich bei den Meetings der Society for New Testament Studies Gemeinschaft hatte, würden sich streng dagegen verwahren, wenn man sie als historisch-kritische Methodiker einstufen würde anstatt als Theologen. Denn sie selber verstehen sich als Theologen und wollen als solche ernst genommen werden. Dann ist es aber doch wohl nicht verkehrt, ihre Arbeit als historisch-kritische Theologie anzusprechen und nicht bloß von historisch-kritischer Methode zu reden.
Es ließe sich gewiß noch mehr dazu sagen. Aber lassen wir es dabei bewenden und kommen zur Sache.

A. Der Grundansatz der Theologie als Wissenschaft 

1. Es wird geforscht, ut si Deus non daretur, d.h. die Realität Gottes wird von vornherein theoretisch ausgeklammert, auch wenn die Forscher einräumen, dass er sich in seinem Wort bezeugen könne.

2. Der Maßstab, an dem alles gemessen wird, ist nicht Gottes Wort, sondern das Prinzip der Wissenschaftlichkeit. Aus der Schrift entnommene Angaben über Ort und Zeit, Handlungsabläufe und Personen werden nur soweit akzeptiert, wie sie sich mit den anerkannten Unterstellungen und Theorien in Einklang bringen lassen. Alles übrige wird als »unwissenschaftlich« abgewiesen. Die Wissenschaftlichkeit ist zum Götzen geworden.

3. Voraussetzung der wissenschaftlichen Theologie ist die Einordnung der Bibel und des christlichen Glaubens in die Vergleichsebene mit anderen Religionen und ihren heiligen Schriften. Auch da, wo man das Besondere des Christentums betont, ist die allgemeine religionswissenschaftliche Einordnung die Grundvoraussetzung. Diese Vergleichsebene ist aber keine Tatsache, keine Gegebenheit, sondern sie ist eine Abstraktion, ein Kunstgebilde, das man gewonnen hat aufgrund der Abwendung vom lebendigen Gott. (Wer Theologie studiert, wird zwangsläufig mit seinem Denken auf den Boden dieser lügenhaften Unterstellung versetzt.)

4. Der Begriff »Heilige Schrift« wird religionsgeschichtlich relativiert: Da auch andere Religionen ihre heiligen Schriften hätten, könne man nicht von vornherein davon ausgehen, dass die Bibel die Heilige Schrift sei. Deshalb wird mit ihr umgegangen wie mit jedem anderen Buch. Man macht keinen Unterschied in der Untersuchung der Bibel und der Untersuchung der Odyssee, wenngleich man in solcher Untersuchung Unterschiede zwischen beiden feststellt.
Gerade im Feststellen solcher Unterschiede meint man der Verkündigung des Evangeliums einen Dienst zu tun. Man übersieht dabei, dass man in solchem Vergleichen das Wort Gottes zu religiösen Vorstellungen und theologischen Begriffen reduziert und dadurch aus dem lebendigen Wort einen toten Buchstaben macht. Erst auf der Kanzel wird das offenbar, wenn der Prediger sich vergeblich darum bemüht, diesen toten Buchstaben zum Reden zu bringen und schließlich versucht, ihm mit Hilfe von Psychologie, Soziologie, Sozialismus und anderen -ismen Leben einzuhauchen.

5. Man geht mit der Bibel nicht so um, dass man sie als Gottes Wort respektiert.

a) Es wird unterstellt, dass Bibelwort und Gotteswort nicht identisch sind. Das, was zwischen den beiden Buchdeckeln des Bibelbuches an Gedrucktem stehe, sei an und für sich noch nicht Gottes Wort. Gottes Wort sei es lediglich dann, wenn es sich je und dann beim Lesen oder im Hören der Predigt als solches erweise.

b) Man spielt das Neue Testament gegen das Alte aus, bis hin zu der Unterstellung, dass der Gott des Neuen Testaments nicht derselbe sei, denn Jesus habe einen neuen Gottesbegriff gebracht. Paulus wird gegen Jakobus ausgespielt. Es wird auch behauptet, der Paulus der Apostelgeschichte sei nicht vereinbar mit dem Paulus, der die Briefe an die Römer, Korinther, Galater usw. geschrieben habe. Der Apostelgeschichte wird vielfach nur literarischer Wert zuerkannt. Als Berichterstatter wird Lukas ebensowenig ernst genommen wie als Theologe; ja, seine »Theologie«, die man anstelle einer treuen Wiedergabe des Geschehenen in jedem Satz vermutet, wird geradezu als negatives Paradebeispiel herausgestellt. Mit grotesken literarkritischen Methoden, die sich sofort ad absurdum führen ließen, wenn man sich nur einmal daran machte, sie auf das biografisch überschaubare Werk eines Dichters oder eines Theologen – sagen wir Johann Wolfgang von Goethe oder Karl Barth – anzuwenden, wurden für die Pastoralbriefe und für den Epheser- und Kolosserbrief Behauptungen der Unechtheit aufgestellt und werden unbesehen von einer Theologengeneration an die nächste überliefert. Unterschiede zwischen einzelnen Büchern der Heiligen Schrift werden aufgebauscht und als Unvereinbarkeiten hochgespielt.

c) Da man nicht an die Inspiration der Schrift glaubt, kann man nicht annehmen, dass die einzelnen Bücher der Schrift sich ergänzen. Man findet durch dieses Vorgehen in der Bibel nur noch ein paar Hände voll unverbundener schriftstellerischer Erzeugnisse. Man räumt zwar ein, dass sich in ihnen der Glaube ihrer Verfasser bezeugt, aber man will nicht sehen, dass sich in ihnen der bezeugt, an den diese Verfasser glauben. Anders gesagt, man läßt sie nicht als Offenbarung gelten. Sie werden nur als schriftstellerische und theologische Erzeugnisse betrachtet. Als solche – zwei- bis dreitausend Jahre alt, von antiken Verfassern für antike Leser geschrieben, in Verhältnissen, die nach historisch-kritischer Untersuchung angeblich völlig anders als die unsern sind, bescheinigt man ihnen, alles andere als aktuell zu sein.

d) Um dem Anspruch der Verbindlichkeit gerecht zu werden, den der Kanon für die Kirche hat und natürlich auch zur eigenen Orientierung, sucht man nach dem »Kanon im Kanon«. Für einige bleibt nicht viel mehr übrig als Römer 7, der barmherzige Samariter, Lukas 10 und das »Gleichnis vom Weltgericht«, Matthäus 25. Bei anderen fällt dieser »Kanon im Kanon« breiter aus. An diesem Maßstab wird dann die ganze Bibel gemessen und es wird – ausgesprochen oder unausgesprochen – Sachkritik getrieben. Mit dem Römerbrief wird der Jakobusbrief abgewertet; vom paulinischen Glaubensverständnis wird 1. Korinther 15,5-8 kritisiert: Paulus sei hier nicht auf der Höhe seiner Theologie, da er von der Auferstehung Jesu wie von einer historischen Tatsache rede.

e) Da man in den biblischen Büchern nur Erzeugnisse theologischer Schriftsteller sieht, wird das einzelne Bibelwort zu einem unverbindlichen »Theologomenon«. Johannes 3,16 zum Beispiel ist demnach nur eine theologische Aussage eines urchristlichen Theologen, der gegen Ende des 1. Jahrhunderts sein Evangelium geschrieben hat und der entweder Gnostiker (d.h. ein Häretiker) war oder die Gnosis mit Hilfe ihres Vokabulars bekämpfte oder nur mehr oder weniger von der Gnosis – einer antichristlichen, teilweise auch pseudochristlichen Heilslehre – beeinflußt wurde. Anders gesagt: Für die historisch-kritische Theologie ist Johannes 3,16 keine verbindliche Heilszusage Gottes, sondern nur eine unverbindliche Menschenmeinung.
In gleicher Weise verfährt man mit sämtlichen Gottesverheißungen in der Bibel, obwohl sie doch nach Gottes Wort »Ja« und »Amen« in Jesus Christus sind (2Kor 1,20).

6. Die Heilige Schrift wird als »Text« verstanden, welcher der Auslegung bedarf.

Der unmittelbare Zugang zur Schrift wird zwar nicht bestritten, aber er wird in Frage gestellt als subjektive, nur für den Auslegenden selbst verbindliche »existentielle Interpretation« und ohne einen vorherigen Durchgang durch die historisch-kritische Interpretation allein im Privatgebrauch für zulässig erklärt.

Verantwortliche Auslegung für andere, z.B. in Predigt und Unterricht habe »methodisch«, nach Regeln, zu erfolgen, damit sie kontrollierbar sei. Der Heilige Geist, der weht, wo er will, wird beiseitegestellt, »weil kein Mensch jederzeit garantieren könne, dass er ihn hat« (so Rudolf Bultmann). An seine Stelle wird die Auslegungsmethode gesetzt, welche die Objektivität der Auslegung und ihre Angemessenheit an den Bibeltext garantieren soll.
Doch, der im Himmel sitzt, spottet ihrer. Abgesehen von einigen Grundannahmen und der Übereinstimmung in den Methoden kann man sicher sein, dass da, wo sich zwei Theologen über Ergebnisse ihrer Arbeit austauschen, in der Regel zwei verschiedene Meinungen zutage treten. Wo dagegen Bibellehrer, die Gottes Wort wörtlich nehmen, im Vertrauen auf den Heiligen Geist mitteilen, was sie empfangen haben, wird man immer wieder die Einheit im Geist und die Übereinstimmung in der Lehre feststellen können – quer durch Konfessionen, Kontinente und Zeitalter.

7. Der nicht erklärte, aber praktizierte Grundsatz alttestamentlicher und neutestamentlicher Wissenschaft ist: So, wie es dasteht, kann es auf keinen Fall gewesen sein. Der Exeget ist darauf eingestellt, »Schwierigkeiten« im »Bibeltext« zu entdecken und zu lösen. Je besser der Ausleger ist, um so größer wird seine Findigkeit darin sein. Denn wenn er als Professor etwas taugen will, muß er sich »einen Namen machen«. Dazu ist er verpflichtet, wenn er nicht ein Dieb sein will, der sein Professorengehalt umsonst bezieht. Er ist in der Zwangslage: Er muß nach Menschenehre trachten, auch wenn er charakterlich alles andere als ehrsüchtig ist. Dem Charakter nach sind die meisten meiner früheren Kollegen weithin eher demütig und bescheiden, wie ich ihnen gerne bescheinige. Aber durch das System der Universitätstheologie stehen sie unter dem Zwang, sich einen Namen zu machen und nach Menschenehre trachten zu müssen.

Unser Herr Jesus aber sagt: »Wie könnt ihr glauben, die ihr Ehre voneinander nehmt und die Ehre, die von dem alleinigen Gott ist, nicht sucht?« (Joh 5,44).

Ein Theologiestudent, der dem Bedürfnis nach Anerkennung durch Menschen noch nicht gestorben ist, steht unter dem gleichen Druck. Kein Wunder, dass viele gläubige Theologiestudenten bald ernsthafte Glaubensschwierigkeiten haben. Oft ist es auch so, dass sie vom Glauben abdriften, ohne es selber wahrzunehmen. Es bleibt so einiges hängen von dem, was sie gelernt haben – wie sollte es anders sein? Dazu studieren sie ja doch. Es werden Abstriche gemacht an Gottes Wort. Es wird ihm nicht mehr alles abgenommen, was er sagt und deshalb wird auch seine Kraft nicht mehr so erfahren. »Die Pastoralbriefe sind nicht von Paulus«, hat man gelernt; »der Verfasser des Johannesevangeliums ist natürlich nicht der Zebedaide Johannes«, »die 5 Bücher Mose sind nicht von ihm, sondern aus verschiedenen Quellen zusammengeschrieben«. Wer das im 6. Semester noch nicht gelernt hat, gilt als »bescheuert« und so wird der Weinberg von den kleinen Füchsen verwüstet. Das sieht alles so harmlos aus: Das sind doch alles nur Kleinigkeiten, nicht entscheidend für den Glauben, was hängt schon daran. Aber die Autorität des Wortes Gottes wird dadurch in Frage gestellt. Es verliert an Verbindlichkeit und das macht sich bald dort bemerkbar, wo es uns unbequem wird. Lassen wir uns nicht beirren. Selbst ein Mauseloch kann einen Deich gefährden. Wenn eine Sturmflut kommt, wird das offenbar.

8. Der kritische Verstand entscheidet in der historisch-kritischen Theologie darüber, was in der Bibel Realität ist und was es nicht sein kann und zwar aufgrund der alltäglichen, jedermann zugänglichen Erfahrung. Nur das wird als Tatsache genommen, was allgemein für möglich gehalten wird. Geistliches wird fleischlich beurteilt. Erfahrungen von Gotteskindern werden völlig ignoriert.

Es kommt aufgrund der Voraussetzungen, von denen man ausgeht, gar nicht in den Blick, dass der Herr, unser Gott, der Allmächtige, regiert. Man ist offensichtlich nicht einmal in der Lage, Wunder, die heute geschehen, zur Kenntnis zu nehmen, selbst wenn sie glaubhaft bezeugt und medizinisch nachgewiesen sind. Zumeist bekommt man sie gar nicht erst in den Blick, weil die Bücher, die solches zur Ehre des Herrn berichten, nur in Verlagen erscheinen können, deren Veröffentlichungen für den historisch-kritischen Theologen von vornherein und unbesehen »unter dem Strich« sind und als »Erbauungsliteratur« abgewertet werden.

9. Nach ihrem eigenen Selbstverständnis will die historisch-kritische Theologie Hilfe zur Verkündigung des Evangeliums leisten durch eine Bibelauslegung, die wissenschaftlich zuverlässig und objektiv ist. Es besteht jedoch ein ungeheuerlicher Widerspruch zwischen diesem Selbstverständnis und der Realität.
Dass die Verkündigung des Evangeliums durch einen solchen Umgang mit Gottes Wort nicht gefördert, sondern behindert wird, das sollte nach dem Vorangegangenen offenbar sein. Aber auch die Objektivität und wissenschaftliche Zuverlässigkeit der Schriftauslegung, die man unterstellt, ist keineswegs gegeben. Es stimmt nicht, dass anstelle subjektiver Eindrücke eine gegründete Wahrheitsfindung durch Abwägen von Argumenten getreten sei.

a) Der Widerspruch von Theorie und Praxis, von Ideal und Wirklichkeit zeigt sich bereits im Umgang mit der einschlägigen Literatur. Der Theorie nach müßten alle einschlägigen, historisch-kritischen Veröffentlichungen zum Thema berücksichtigt werden. In der Praxis erweist sich das angesichts der ständig wachsenden Literaturflut als unmöglich.

– Auf der Zeitlinie ist man deshalb zu einer mehr oder weniger willkürlichen Beschneidung genötigt. Der Schnitt wird entweder in das Jahr 1900 oder in das Jahr 1945 gelegt. Aus der Zeit von 1900 bis 1945 werden nur ausgewählte Klassiker der historisch-kritischen Theologie benutzt, aus der Zeit vor 1900 nur einige wenige Werke.

– Obwohl heute in allen Ländern und Erdteilen historisch-kritische Theologie betrieben wird, bleiben die Veröffentlichungen dieser Theologen oft allein aus dem Grunde unberücksichtigt, weil sie in einer Sprache abgefaßt sind, die ihre Kollegen nicht beherrschen. Bereits das Französische stellt für viele angelsächsische und deutsche Forscher eine Sprachbarriere dar, die zu übersteigen eine Mühe macht, die man nur bei wichtigen Klassikern auf sich nimmt. Wer aber macht sich schon daran, die Sprachen zu lernen, um die Bücher neugriechischer, spanischer oder japanischer Kollegen zu studieren, um nur einige Beispiele zu nennen. Solche sprachlich nicht zugängliche Literatur bleibt für die Wahrheitsfindung von vornherein unberücksichtigt.

– Vielfach gibt es obendrein noch Schwierigkeiten bei der Beschaffung der bekannten und sprachlich zugänglichen Literatur. Wartezeiten bei der Fernleihe können ein Vierteljahr und länger sein. Ausdrücklich oder stillschweigend beschränkt man sich deshalb »auf die mir zugängliche Literatur«.

– Ein in jüngerer Zeit zunehmend angewandtes Hilfsmittel, um die Literaturflut einzudämmen, das besonders von Linguisten gerne gebraucht wird, ist die grundsätzliche Ausklammerung der einschlägigen Literatur, welche nicht die gleichen Spezialmethoden verwendet.

– Mehr und mehr setzt sich die fragwürdige Technik durch, sich Literatur, deren intensive Bearbeitung eindeutig vom Thema her erforderlich wäre, dadurch vom Halse zu schaffen, dass man ein solches Buch in einer einzigen Anmerkung nennt und nach einer verzerrten Kurzdarstellung von wenigen Zeilen so abfällig beurteilt, dass man damit eine weitere Bearbeitung ausschließt. Auf diese Weise erspart man sich eine Mühe, welche die eigene Veröffentlichung um Jahre verzögern würde. Angesichts der bestehenden Verhältnisse kann man das als Notwehr gelten lassen. Allerdings wird bei diesem Verfahren übersehen, dass dadurch Bücher, welche von namhaften theologischen Fakultäten als Dissertationen oder Habilitationsschriften angenommen und somit gutgeheißen wurden, als indiskutabel hingestellt werden – ein Sachverhalt, der bisher anscheinend niemandem aufgegangen ist.
Als Ergebnis ist festzustellen, dass bereits die Praktiken der Literaturbenutzung die behauptete Objektivität der historisch-kritischen Theologie in Frage stellen.

b) Dass Wahrheitsfindung aufgrund von kritischen Argumenten stattfindet, ist eine Selbsttäuschung:
– Für entgegenstehende Hypothesen lassen sich in der Regel gleichgewichtige Argumente finden, wenn auch nicht beim selben Forscher. Entsprechend der Blickrichtung auf Figur oder Grund springt jedem das ins Auge, was seine eigene Unterstellung bestätigt. Werden gegnerische Argumente im eigenen Bezugsrahmen geprüft, erweisen sie sich zwangsläufig als schief. Eine solche Überprüfung führt deshalb in der Regel zur Erhärtung und Stabilisierung der eigenen These.
Die grundsätzliche Bereitschaft in der historisch-kritischen Bibelauslegung, die eigenen Thesen für überholbar zu halten und zur Diskussion zu stellen, bedeutet deshalb keineswegs, dass auf diesem Weg Wahrheit ermittelt würde.
Wo im Einzelfall eine Ansicht geändert wird – was besonders bei Forschern von Rang nicht allzu häufig vorkommt, werden sofort genauso gute Argumente für die neue Ansicht gefunden, denn die Vernunft ist nun einmal eine Hure.

– In der Praxis des Umgangs der Forscher miteinander, abgesehen von den Veröffentlichungen, herrscht das Beharren auf einmal gewonnenen Positionen vor. Auf die Zusendung von Sonderdrucken wird gerne geantwortet: »Ihre Ausführungen finde ich sehr interessant, aber ich kann mich ihnen nicht anschließen.« Gründe werden dafür nicht genannt. Das ist kein Charakterfehler, sondern in der Sachlage begründet: Der Professor muß in der Lehre ein verhältnismäßig breites Gebiet repräsentieren und soll in der Lage sein, aus dem Gesamtbereich alttestamentlicher oder neutestamentlicher Forschung Informationen aufzunehmen. Aber nur auf dem kleinen Spezialgebiet, das er zur Zeit bearbeitet, kann er solchen Fragen wirklich nachgehen. Aber selbst dort ist er durch frühere Forschungen bereits stark festgelegt, so dass die Aufnahme neuer Gedanken ein unverhältnismäßig großes Maß an Neubearbeitung erfordern würde, das sich oft im Rahmen der übrigen Pflichten: Lehre, Verwaltungsarbeit, Betreuen von Examensarbeiten und Dissertationen, Arbeit an der Fertigstellung eigener Publikationen oder als Herausgeber von Zeitschriften u.a. gar nicht aufbringen läßt.

Die Aufnahme von neueren Forschungsergebnissen durch Forscher, welche sich bereits in einem breiten Bereich eine Meinung gebildet haben, wird dadurch zwangsläufig willkürlich. Der »Name« des Verfassers einer Veröffentlichung und die »Schule«, welcher derselbe angehört, entscheiden vielfach darüber, wie dieselben aufgenommen werden.
Unter diesen Voraussetzungen kann die behauptete Objektivität historisch-kritischer Bibelauslegung von vornherein unmöglich zustande kommen.

10. Unter der nachwachsenden Forschergeneration breitet sich vielfach Resignation in Bezug auf Wahrheit aus. Sie wird ausgemünzt in Theorien der Subjektivität. Eigentlich müßte sie das Ende wissenschaftlicher Arbeit in der Theologie markieren, wird aber in dieser Weise nicht ernstgenommen. Man muß sich fragen, ob hier Wissenschaft als Selbstverwirklichung getrieben wird. Man darf aber auch nicht übersehen, dass das Verhältnis von Angebot und Nachfrage, das besteht, solange die Kirchen den Zugang zum Pfarramt in der Regel nur über das Studium an diesen theologischen Fakultäten freigeben, diesen Fakultäten so, wie sie sind, ein gutes Gewissen bei ihrer Arbeit gibt.

11. In zunehmendem Maße ist bei der jüngeren Theologengeneration eine sozialistische Unterwanderung festzustellen.
An die Stelle des Heilsplanes Gottes und die ewige Erlösung in Jesus Christus sind menschliche Ziele der Weltverbesserung getreten. Sie werden verbrämt mit willkürlich ausgewählten Worten des sogenannten »historischen Jesus«, der je nach Spielart als Sozialreformer oder als Revolutionär gedeutet wird. Vorzugs»texte« sind: die Gleichnisse vom barmherzigen Samariter (Lk 10,25-37) und vom Weltgericht (Mt 25,31-46), ferner Jesu Wort über den Sabbat (Mk 2,27-28), wobei das Wort »Menschensohn« in Vers 28 einfach als »Mensch« interpretiert wird, was sprachlich möglich ist. Jesu Tischgemeinschaft mit Zöllnern und Sündern (Mk 2,15-17) wird als Beweis genommen, dass er ungerechte soziale Strukturen verändert hat und wir es ihm darin gleichtun sollen.
Kennzeichnend ist die Theorie vom »Überbau«, mit der das Alte Testament weitgehend beiseite geschoben wird als etwas, das uns nichts angeht. Es wird verstanden – ganz oder in Teilen – als eine geistige Konstruktion, die Ausfluß damaliger patriarchalischer Gesellschaftsstrukturen und bäuerlicher Produktionsverhältnisse ist und die Funktion hatte, dieselben zu rechtfertigen und zu stabilisieren. Aufgrund dieser Theorie sind selbst die Zehn Gebote für uns nicht mehr verbindlich. Jesus habe sie im Liebesgebot aufgehoben. Was aber unter Liebe zu verstehen ist, wird nicht an Gottes Wort abgelesen, sondern fleischlich beurteilt.
Die Propheten werden als Sozialreformer eingestuft, wofür Amos als Alibi herhalten muß.


B. Die Praxis der historisch-kritischen Theologie

1. Wie jede Wissenschaft ist auch die Theologie angewiesen auf Hypothesen. Eine Hypothese ist eine Unterstellung, dass etwas sich so verhält.

In den Naturwissenschaften werden aufgrund von Erfahrungen Gesetzmäßigkeiten unterstellt und durch Experimente nachgeprüft. In den Geisteswissenschaften dagegen haben Hypothesen keineswegs die gleichen Funktionen und können auch nicht auf dieselbe Weise geprüft werden. Die alttestamentliche und die neutestamentliche Wissenschaft haben sich u.a. die Fragestellungen der Geschichtswissenschaft und der Literarkritik zu eigen gemacht.

a) In der Geschichtswissenschaft benutzt man vorliegende Sachfunde und sprachliche Zeugnisse als Quellen für Informationen über eine vergangene Epoche, in welche man diese Funde und Zeugnisse datiert. Bei solcher Datierung setzt bereits das Unterstellen ein; sie ist ein wichtiger Komplex der Hypothesenbildung.

Zwei Beispiele sollen das verdeutlichen:

– Wenn man unterstellt, dass das Gleichnis von den zehn Jungfrauen (Mt 25,1-13) nicht von Jesus selbst gesprochen ist, sondern erst in der Urgemeinde entstand, dann ordnet man es in einen anderen Zusammenhang ein. Man entnimmt ihm dann keine Informationen über Jesus, sondern über die Urgemeinde. Man zieht zu seinem Verständnis auch nicht das heran, was man über Jesus weiß, sondern dasjenige, was einem über die Urgemeinde bekannt ist.

– Unterstellt man aufgrund der Unterschiede zwischen dem Johannesevangelium und den drei übrigen Evangelien, dass der Verfasser dieses Evangeliums nicht Johannes, der Jünger Jesu ist, dann zieht diese Unterstellung eine Kette von weiteren nach sich: In diesem Fall konnte der Verfasser das, was er mitteilt, nicht von Jesu selbst erfahren. Also mußte er Vorlagen benutzen. Sofort erhebt sich die weitere Frage, welcher Art die Vorlagen gewesen sind. Daraus folgt die Frage, wie diese Vorlagen von dem eigenen Beitrag des Evangeliums abzugrenzen sind. Das setzt weitere Unterstellungen in Bezug auf dessen Theologie, Tendenz und Gruppenzugehörigkeit in Gang. Dabei taucht die Frage nach dem religionsgeschichtlichen Hintergrund auf (wobei zwischen dem Evangelisten und seinen Vorlagen zu unterscheiden ist): Welche Einflüsse haben auf den Verfasser des Johannesevangeliums eingewirkt? Gnosis? Qumran? Gnostizierendes Judentum? Oder orientiert er sich wirklich nur am Alten Testament? Und wenn Gnosis, wie ist seine Beziehung dazu: polemisch? positiv? oder kritisch?

b) In der Literarkritik hat die Hypothesenbildung eine andere Funktion. Es wird Antwort auf die Frage nach Struktur und Überlieferung des »Textes« gesucht. Unter anderem spielen folgende Fragen eine Rolle: Mündlich geprägt oder von vornherein schriftlich fixiert? Mündlich oder/und schriftlich überliefert? Literarisch einheitlich oder nicht? Wurden Quellen benutzt oder Traditionszusammenhänge oder Einzelüberlieferungen? Liegt literarische Abhängigkeit vor? Ist mit einer späteren Bearbeitung zu rechnen oder gar mit mehreren? Lassen sich Gesetzmäßigkeiten in der Formbildung erkennen, die den Aufbau charakterisieren?

Diese Fragen sind herausgegriffen ohne Zusammenhang und ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Auf jede solcher Fragen wird durch Unterstellungen Antwort gegeben. Diese Antworten lassen sich samt und sonders nicht überprüfen. Sie sind lediglich ausgewiesen durch Plausibilität und durch die Kunst des Forschers, seine Unterstellungen mit Argumenten zu begründen. Sie werden dadurch für andere Forscher annehmbar, dass sie sich in die Komplexe der bereits mehr oder weniger allgemein angenommenen Unterstellungen gut einfügen, d.h. durch einen sorgfältigen Rückbezug auf die bisherige Forschung. Anders gesagt: Die Hypothesenbildung in der alt- und neutestamentlichen Wissenschaft ist ein sich selbst stabilisierendes System.

Es ist ein müßiges Spielen mit Gottes Wort, das nicht nach Gott fragt, auch wenn der einzelne Forscher in dem Glauben sein kann, damit Gott einen Dienst zu tun. Sehr viel Arbeit und Entbehrung wird darin investiert – eine 60-Stunden-Woche ist für solche Forscher durchaus normal – und das ein ganzes Leben lang, bis die geistigen und körperlichen Kräfte verfallen.

Soll diese Lebensarbeit nicht vergebens sein, dann ist der Alt-oder Neutestamentler darauf angewiesen, dass seine Hypothesen Anerkennung finden. Er muss danach trachten, Ehre von den Menschen zu nehmen. Allein durch dieses wechselseitige Ehre-Geben und -Nehmen gewinnt diese Arbeit, welche unter so viel Einsatz und Entbehrung geschieht, den Schein der Realität.

c) Aufgrund seiner Arbeit gewinnt der Theologieprofessor zwangsläufig die feste Überzeugung, dass man Gottes Wort nicht verstehen kann, ohne sich die Hypothesengebilde alt und neutestamentlicher Wissenschaft zu eigen gemacht zu haben. Er ist wirklich überzeugt davon und deshalb in der Lage, diese Überzeugung auch seinen Hörern zu übermitteln.

Da die Studenten sich nie im gleichen Umfang die in lebenslanger Arbeit erworbenen »Ergebnisse der Forschung« zu eigen machen können, werden sie unsicher und geraten in Abhängigkeit. Anstatt den Heiligen Geist nicht nur formal zu bitten, sondern wirklich von ihm zu erwarten, dass er ihnen sein Wort aufschließt, greifen sie nach einem »Kommentar«, einem Werk, das ein Buch der Bibel Vers für Vers historischkritisch »erklärt«. Sie werden durch das Studium so darauf getrimmt, »Schwierigkeiten« im »Text« zu entdecken, dass sie gar nicht mehr damit rechnen können, ohne Hilfe eines Kommentars mit dem »Text« zurechtzukommen.

Da jede Unterstellung eine Kette von weiteren Unterstellungen nach sich zieht, genügt es überdies, dass zu einem Bibelwort eine der gelernten Hypothesen ins Gedächtnis kommt, um das Bedürfnis, »nachzuschlagen« zu wecken.
Der studierte Theologe ist meistens unfähig, Gottes Reden in Seinem Wort zu vernehmen. Deshalb gibt er die ihm eingeimpfte Überzeugung, dass allein durch die historisch-kritische Theologie die Heilige Schrift erschlossen werden könne, an seine Gemeinde weiter und lehrt sie unter Abstrichen, was er selber an der Hochschule gelernt hat. Je mehr Mühe ihn der Erwerb dieses Wissens gekostet hat, je kostbarer ist es ihm geworden. Überdies bringt es ihm die Ehre ein, als »Sachverständiger« vor seinen Schülern oder Gemeindegliedern zu stehen. Der schlichte Umgang mit Gottes Wort, der darauf abzielt, ein Täter des Wortes zu werden, verschafft ihm solche Ehre nicht. Denn dabei teilt der Heilige Geist zu, wem Er will und das muss keineswegs der »Herr Pfarrer« sein.
Überwältigt durch den »Sachverstand« des Theologen verliert der Schüler, der Konfirmand oder das Gemeindeglied das Zutrauen, er könne selber Gottes Wort verstehen und zumeist auch die Freude am Umgang damit.

2. Nirgendwo wird so viel »geglaubt« wie im wissenschaftlichen Studium, zumindest im Studium der Theologie.

a) Den einzelnen Hypothesen liegen zwar Argumente zugrunde, aber der durchschnittliche, ja selbst der sorgfältigere Student nimmt 80-90% der Hypothesen auf, ohne in der Lage zu sein, die Argumente abzuschätzen und zu wägen und etwa 40-50%, vielleicht sogar mehr, ohne die Argumente auch nur zu kennen. Denn die Argumente werden in den Lehrveranstaltungen im Allgemeinen nur soweit in den Blick gebracht, wie Thesen vertreten werden, die relativ neu und noch nicht allgemein anerkannt sind oder soweit die Ausführungen des Lehrenden auf Widerspruch stoßen. Ein sorgfältiges Einarbeiten in die Lehre kommt im Einzelfall zwar vor, ist aber nicht die Regel und kann es auch nicht sein. Denn das Gebäude der Wissenschaft besteht aus einer Vielzahl von Hypothesen, von denen jede einzelne zu ihrer Unterstützung zahlreicher Argumente bedarf.

b) Eine Reihe von Grundannahmen, die den Charakter eines Consensus Communis haben, d.h. betreffs deren eine allgemeine Übereinstimmung unter den Forschern besteht, bilden einen Raster, ohne den es überhaupt nicht möglich ist, in Vorlesungen und Seminaren Informationen aufzunehmen oder zu verarbeiten.

Diese Grundannahmen werden zwar nicht in der Theorie, wohl aber im praktischen Umgang Tatsachen gleichgesetzt, d.h. man geht mit ihnen um, als ob es Tatsachen wären. Wer sie solchermaßen in sein Denken einbezieht, wird durch sie geprägt und verändert.

Das Risiko des Theologiestudiums ist deshalb sehr groß, denn diese Veränderungen geschehen zwangsläufig und unbemerkt. Man atmet eine Atmosphäre ein, die tödlich ist wie Kohlenmonoxid und von demjenigen, der sich darin aufhält, ebensowenig wie dieses wahrgenommen wird, wenn nicht Gottes Gnade in besonderer Weise helfend eingreift.

c) Objektivität wissenschaftlicher Arbeit ist weithin Schein. In der Praxis spielen außerwissenschaftliche Elemente eine erhebliche Rolle: z.B. Gruppenbildung, personale Vertretung, der »Name« des Wissenschaftlers (der in verschiedenen theologischen Lagern unterschiedliche Bedeutung haben kann), Schlüsselstellungen als Inhaber eines Lehrstuhles oder Leiter eines Institutes, vor allem aber Herausgeber von Zeitschriften oder Fachberater von Verlagen für die Publikation von Reihen.

d) Scheinbar ist der Student in der Lage, sich ein objektives Urteil zu bilden. In Wirklichkeit ist seine Informationsaufnahme vorgefiltert. Dieser Filter wird gebildet
– durch seine Lehrer. Die »Wahl« des Hochschulortes, oft nach völlig anderen Kriterien als der an der Hochschule vorherrschenden Richtung getroffen, kann für die theologische Prägung des Studenten entscheidend sein.

– Gleichermaßen wird der Filter gebildet durch die Begrenzung seiner Möglichkeiten zum Buchstudium in der begrenzten Studienzeit. Der Student kann nur eine Auswahl verarbeiten und hält sich deshalb zunächst an das, was ihm empfohlen wird in den besuchten Lehrveranstaltungen. Aber auch da, wo er unabhängig wählt, bekommt er nur einen Ausschnitt in den Blick. Die Literatur, welche ihm in den Seminarbüchereien und der Universitätsbibliothek zur Verfügung steht, ist vorgefiltert. Christliche Literatur von bibeltreuen Verfassern ist weithin tabu. Die Erzeugnisse mancher Verlage gelten von vornherein als indiskutabel und können im Literaturverzeichnis einer wissenschaftlichen Arbeit nicht angeführt werden, wenn man sich keine Minuspunkte einhandeln will. Der Professor kennt sie auch nicht und man setzt ihn unter Druck, wenn man sie in seiner Arbeit anführt. Er müßte sie erst einmal anschaffen, sie lesen und sich damit auseinandersetzen. Da er aber ohnehin unter Zeitdruck steht und von vornherein von der Fragwürdigkeit dieser Druckerzeugnisse überzeugt ist, wird er sie in der Regel abweisen.

– Heutzutage bietet man den Studenten im Seminar sogar die Möglichkeit an, »sich an der Forschung zu beteiligen«.

Genau gesehen handelt es sich dabei aber entweder um die Übernahme von zeitaufwendigen Routineaufgaben, die der Professor in einem von ihm zuvorbedachten Arbeitsvorhaben erledigt haben möchte oder aber um eine Arbeit mit vorgefertigten Materialien. Sie verläuft dann ähnlich, wie Kinder mit Lego-Spezialkästen ein bestimmtes Haus oder Fahrzeug zusammenbauen. Natürlich sind Abweichungen möglich, aber sie erweisen sich gegenüber dem vorgeplanten Modell als nicht optimal, was der Professor oder selbst der ältere Student mit Leichtigkeit demonstrieren kann. Durch das Material wird das erwartete Ergebnis sichergestellt; doch scheinbar hat sich der Student »selbst überzeugt«. Auf diese Weise werden Rebellen ins System eingebunden. Die Ehre, als »Forscher« ernstgenommen zu werden, tut das ihrige hinzu.

3. Der Studienverlauf hat den Charakter einer sekundären Sozialisation. Der Student erfährt eine starke Prägung. Er kommt als homo novus in das Studium hinein, als einer, der nichts weiß und nichts kann und die Gepflogenheiten und Spielregeln nicht kennt. Um akzeptiert zu werden, muss er sich diese Regeln und Gepflogenheiten zu eigen machen und dasjenige Können und Wissen erwerben, das in seinem Studium zählt.

a) Der Student steht unter dem Druck eines gewaltigen Informationsgefälles, das nicht durch pädagogische Staustufen abgemildert ist. Der Professor breitet in Vorlesungen und Seminaren die Ergebnisse seiner Lebensarbeit aus, die auf der Arbeit von Forschergenerationen vor ihm beruht, während die Studenten noch Mühe haben, die Methoden zu erfassen, nach denen diese Ergebnisse erarbeitet wurden.
Angesichts dieses Informationsdruckes ist es schwer, an mitgebrachten Einsichten aus Gottes Wort festzuhalten, wenn diese als »unwissenschaftlich« disqualifiziert werden. Von seiten der Lehrenden begegnet dem gläubigen Studenten vielfach Widerstand in folgenden Spielarten:

Herablassung: »Sie werden es schon noch lernen!«
Versuchung: »Stellen Sie sich doch wenigstens theoretisch auf diesen Standpunkt.«
Verführung: »Ist denn Ihr Glaube so schwach und trauen Sie Gott so wenig zu, dass Sie sich auf diese Gedanken nicht einlassen wollen?«
So wird er dazu gebracht, sich Gedanken zu eigen zu machen, die dem, was er im Worte Gottes gelernt hat, widerstreiten.

b) Der Studierende steht zugleich unter einem starken Gruppendruck. Die Kommilitonen, besonders diejenigen aus den höheren Semestern oder solche, die sich durch besondere Begabung auszeichnen, sind »Miterzieher«, die entscheidenden Mit-träger dieser Sozialisation. Ein gläubiger Student, der auf Grund seiner anderen Einstellung zu Gottes Wort nicht bereit ist, bestimmte Methoden oder Ergebnisse der historisch-kritischen Theologie zu akzeptieren, wird meistens diskriminiert. Er wird belächelt, verspottet und – bei allem heimlichen Respekt – als Außenseiter behandelt. Wenn er seine Ansichten geschickt zu vertreten weiß, kann er vielleicht hier und da auch einen Achtungserfolg erringen. Mit einer Anerkennung seiner Ansichten als gleichberechtigt darf er höchstens in Einzelheiten rechnen, mit denen er sich nicht zu weit vom Traditionszusammenhang der in Frage stehenden wissenschaftlichen Disziplin entfernt.

c) In dem Maße, wie der Student zunehmend in die historisch-kritischen Gedankengänge eingeweiht wird, wird er den Menschen entfremdet, mit denen er zuvor im Glauben verbunden war. Sie können jetzt »nicht mehr mitreden« und es wird ihm schwer, auf sie zu hören. Er versteht sie nicht mehr und wird von ihnen nicht mehr verstanden. Er wird isoliert und steht in der Gefahr, sich zu überheben. Um so anfälliger wird er für den Gruppendruck durch die Lehrenden und durch die Mitstudenten.

d) Der Student hat Arbeiten vorzulegen, in denen er nachweisen muss, dass er sich die Arbeitsweise der historisch-kritischen Theologie hinreichend zu eigen gemacht hat. Er steht unter dem Zwang, selber historisch-kritisch zu denken, zu reden und zu schreiben. Ohne besondere Gnade Gottes führt das zu einer schwerwiegenden Veränderung in seinem Denken und in seinem Glauben. Er ist nicht mehr derselbe. Sein Umgang mit Gottes Wort wird grundlegend verändert, auch dann, wenn er es zu seiner eigenen Erbauung lesen will. Das im Studium Gelernte schiebt sich vor das Wort und verstellt ihm den Zugang.

4. In der Praxis des Umgangs mit der christlichen Überlieferung geschieht in der historisch-kritischen Theologie das, was man in der Gnosisforschung mit dem Begriff Pseudomorphose belegt hat. Pseudomorphose besagt, dass Begriffe ihres ursprünglichen Sinnes entleert und mit einem neuen Inhalt gefüllt werden, der mit dem ursprünglichen Sinn nicht viel mehr als nur den Namen gemein hat. Diese Sinnvertauschung ist eine Erscheinung, die in der theologischen Wissenschaft auf Schritt und Tritt vorkommt. Die biblischen Begriffe wie Rechtfertigung aus Glauben, Stellvertretung, Gnade, Erlösung, Befreiung, Erbsünde, Glaube, Gebet, Gottessohnschaft Jesu werden zwar weiterhin gebraucht, aber so, dass diesen Begriffen ein anderer Sinn unterlegt ist.

Dass Jesus Gottes Sohn ist, wird z.B. vielfach nicht so verstanden, dass er »Gott von Gott, Licht von Licht, wahrhaftiger Gott aus wahrhaftigem Gott« ist, sondern lediglich als eine Chiffre, die aussagen soll, dass am »historischen Jesus« etwas Besonderes ist, wodurch er sich von anderen Großen der Geschichte unterscheidet und dass wir es in ihm – irgendwie – mit Gott zu tun bekommen. In diesem Zusammenhang begegnet die Aussage, dass jede Epoche ihr eigenes Geschick habe und ihre eigene Christologie hervorbringen müsse. Diese Formel kenne ich seit 30 Jahren. Ich habe sie früher selbst verbreitet und allen Ernstes auf eine solche Christologie gewartet – vergeblich. Es erwies sich, dass diese Formel lediglich ein Freibrief war, um das, was uns Gottes Wort von unserem Herrn und Retter Jesus sagt, als unverbindlich beiseite zu schieben als »Christologie« einer vergangenen Epoche.

Man pflegt zu sagen: Messias sei nur ein Würdetitel, Gottessohn ebenso, Retter desgleichen, den verschiedene Gruppen des Urchristentums Jesus angehängt hätten, um seine »Bedeutsamkeit« denjenigen klarzumachen, welche mit diesen Titeln Heilserwartungen verbanden. Man scheut sich heutzutage nicht zu sagen, Jesus sei durch solche Titel »von seinen Anhängern hochgejubelt worden«. Wer sich auf diese Denkweise einläßt, der verläßt den einfältigen Glauben an Gottes Wort und wird Schaden leiden. »Glaubst du, so hast du«, sagt Luther mit Recht. Wenn ich Gottes Wort keinen oder nur halben Glauben schenke in dem, was es über Jesus sagt, dann werde ich Mangel haben an dem, was Er für mich ist. Ich werde Jesus nur erfahren entsprechend meinem Glauben und ich werde bei solcher Einstellung Mangel haben an Seinem Segen und an Gemeinschaft mit Ihm. Lassen wir uns nicht davon abbringen, dass Jesus der Messias, der Gottessohn, der Retter ist, auch wenn man uns deswegen den Gebrauch einer überholten und unzulänglichen Philosophie unterstellt, weil wir nach ihrer Ansicht bloße Worte für Tatsachen nehmen.

Nur einen Heilsbegriff aus der Heiligen Schrift kenne ich, der von dieser Sinnvertauschung nicht erfaßt worden ist: das Blut Jesu. Diesen Begriff schiebt man beiseite mit der Behauptung, die Rede vom Blut sei ein fragwürdiges Überbleibsel aus einer Epoche, in der bei Juden und Heiden blutige Opfer an der Tagesordnung waren.

Nur der Heilige Geist kann uns Licht geben, dass wir diese Sinnvertauschungen durchschauen. Wir dürfen Gott dafür um Weisheit bitten. Es sind Lügengewebe vom Feind, so fein gesponnen und gewebt, dass man ihnen nur mit Hilfe des Heiligen Geistes beikommen kann. Wir sollten uns nicht täuschen – die Theologieprofessoren glauben, was sie sagen. Sie sind selber in diesen Lügennetzen gefangen, bis Gott sie aus Gnade herausholt und versetzt aus der Verfügungsgewalt der Finsternis in das Reich Seines lieben Sohnes (Kol 1,13f.).
Es wird gesagt, die alten Begriffe seien so, wie sie einmal ursprünglich gebraucht wurden, den modernen Menschen nicht mehr zugänglich und man müsse deshalb das, was sie meinen, in die heutige Situation übertragen. Es wird aufgefordert in Gottes Wort zwischen Gesagtem und Gemeintem zu unterscheiden. Dagegen ist geltend zu machen: »Alle Schrift ist von Gott eingegeben und nütze zur Lehre, zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur Unterweisung in der Gerechtigkeit, damit der Mensch Gottes vollkommen sei, zu jedem guten Werk völlig zugerüstet« (2Tim 3,16-18).

Man sagt, die Heilige Schrift sei Gotteswort und Menschenwort, wie unser Herr Jesus Gott und Mensch ist nach dem Bekenntnis der Kirche. Aber in dem gleichen Bekenntnis heißt es: unvermischt und ungeschieden. Deshalb ist es nicht zulässig und auch nicht möglich, zeitbedingtes Menschenwort und ewig gültiges Gotteswort auseinanderzuklauben. In einer Mischung von Eisenfeilspänen und Sägemehl kann ich das Eisen mit einem Magneten aussortieren. Aber Gottes Wort ist keine Mischung von gültigem Gotteswort und zeitbedingtem Menschenwort, die sich auseinandersortieren ließe.

C. Konsequenzen

Diese Zeilen sind nicht zu dem Zweck geschrieben, Menschen zu verurteilen, für die doch unser Herr Jesus ans Kreuz gegangen ist. Vielmehr soll das System der historisch-kritischen Theologie in seiner Gefährlichkeit gekennzeichnet werden, so, wie man auf eine Giftflasche ein entsprechendes Etikett aufklebt, damit niemand aus Versehen daraus trinkt und meint, er würde sich etwas Gutes einverleiben.

Wenn man weiß, was man im Theologiestudium zu erwarten hat, dann wird man nicht mehr ohne weiteres den Schluß ziehen, dass jemand, der vom Herrn berufen ist, Apostel, Missionar, Evangelist, Hirte oder Lehrer zu werden, selbstverständlich Theologie studieren müsse.

In der Welt muss man – wenn möglich – studieren, um ein gutes Einkommen zu erringen und »etwas aus seinem Leben zu machen«. Wir sind aber nicht in der Welt zu Hause, sondern unser Bürgerrecht ist im Himmel (Phil 3,20). Wir werden aufgefordert, uns nicht der Welt gleichzustellen (Röm 12,2). Wir dürfen nicht vergessen, dass die Welt uns haßt (Joh 15,19; 1Jo 3,13). Wir sind Soldaten Jesu Christi und kein Soldat bewegt sich ohne Marschbefehl, schon gar nicht in Feindesland. Sollte er es aber doch tun, dann zieht er sich Schwierigkeiten zu.
Ein junger Mensch, der vor der Frage steht, ob er diese Theologie studieren soll, der sollte mit lauterem Herzen, bereit die eigenen Pläne dranzugeben, Gott fragen, ob das Sein Wille ist. Er sollte Klarheit gewinnen, ob er vom Herrn dazu berufen ist, nicht nur dazu, »ein Gelenk des Dienstes« (Eph 4,16) zu werden, sondern ausdrücklich auch zu solchem Studium der Theologie.

Wen der Herr dazu beruft, der begebe sich fröhlich – und getrost an die Theologische Fakultät. Er ist ein Gesandter seines Königs und der wird ihn auch an diesem Ort zu bewahren wissen. Nur muss er sich mit aller Vorsicht dort bewegen, wie das ein Soldat in Feindesland tut.

Wer zu diesem Theologiestudium keinen Ruf hat, der sollte wissen, dass unser Vater im Himmel über viele Möglichkeiten verfügt, einen Menschen zum Dienst vorzubereiten:
Josef wurde nicht an der königlichen Verwaltungsakademie ausgebildet, der zweite im Reich des Pharao zu sein, sondern im königlichen Gefängnis.
Mose war zwar, da er als Sohn der Tochter des Pharao galt, in allen Wissenschaften und Künsten der Ägypter unterwiesen. Aber er wurde zubereitet, sein Volk aus Ägypten bis zum verheißenen Land zu führen, in einer vierzigjährigen Ausbildung als Schafhirte seines Schwiegervaters Jethro in der Wüste Midian.
Josua hat seine Zubereitung durch eine jahrzehntelange Tätigkeit als Diener Moses erhalten.
Gott spricht: »Gib mir, mein Sohn, dein Herz und laß deine Augen Gefallen haben an meinen Wegen« (Spr 23,26).
Der Glaube der Theologie und die Theologie des Glaubens

I. Vorbemerkungen zum wissenschaftlichen Studium

A. Wissenschaftliches Studium ist zunächst einmal eine Disziplinierung des Denkens.

1. Der Vollzug des Denkens wird von der persönlichen Betroffenheit gelöst. Die das Herz bewegenden, den Verstand beschäftigenden und den Menschen umtreibenden, antwortheischenden Fragen werden verworfen zugunsten »wissenschaftlicher Fragestellungen«. Eine Weile mag der Student meinen, in der Wissenschaft Antworten auf seine mitgebrachten Fragen zu erhalten. Mit der Zeit muss er begreifen, dass es für »vorwissenschaftliche« Fragen keine wissenschaftlichen Antworten gibt. Sie sind im Bereich der Wissenschaft auch gar nicht relevant.

2. Die Verstandestätigkeiten werden geschult und geläufig gemacht.
Der Student übt sich im: Beobachten, Benennen, Vergleichen, Unterscheiden, Zuordnen, Einordnen, Voraussetzen, Schließen u.a.m.
Das Ergebnis solcher – anfangs oft mühseligen – Übung erfährt er als persönlichen Gewinn: Er hat etwas gelernt, er kann etwas und er unterscheidet sich dadurch von anderen, denen dieses Können abgeht.

3. Der Student lernt es, sich Einzelinformationen zu besorgen und so in vorgegebene Raster einzufügen, dass ihm allmählich größere Zusammenhänge geläufig werden. Aufgrund der notwendig aufzuwendenden Mühe wird dieses Ergebnis natürlicherweise als erhebliche Bereicherung erfahren. Der Student hat den Eindruck, Durchblick zu gewinnen, wo er sich in den ersten Semestern wie durch einen Nebel hindurchtasten mußte und bekommt dadurch automatisch ein Überlegenheitsgefühl solchen gegenüber, die diesen Durchblick (noch) nicht besitzen. Was er erworben hat, ist ihm wert und teuer, denn er hat zuvor unter der Situation gelitten, zumeist nur Glocken läuten zu hören, von denen er nicht wissen konnte, wo sie hingen.

4. In den höheren Semestern lernt der Student, angesichts der Vielzahl abweichender Meinungen Stellung zu beziehen und eine durch Argumente gestützte Position zu gewinnen, die ihm von sich selbst den Eindruck geistiger Eigenständigkeit vermittelt. Das ist ein großer Lustgewinn, der für manche Mühe vorangegangener Monate und Jahre entschädigt.

5. Ein Teil der Studierten erreicht in der Disziplinierung des Denkens die Stufe der disziplinierten Kreativität, die zu neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen führt. Das wird von einer gar nicht so kleinen Zahl von Menschen als ein sinnvolles Lebensziel und ein so tiefes Glückserlebnis erfahren, dass sie dafür bereit sind, ein wahrhaft asketisches Leben mit 60 Wochenarbeitsstunden über Jahre und Jahrzehnte zu führen und den Großteil ihrer Finanzen in Arbeitsmittel zu investieren.

B. Wissenschaftliches Studium ist nicht nur eine Disziplinierung, sondern auch eine Reglementierung des Denkens.

Jede Wissenschaftsdisziplin stellt einen Traditionszusammenhang dar, der durch die im Zeitverlauf gesehenen Probleme des Fachbereichs, die angebotenen Lösungsversuche, ihre Annahme und Abstoßung unter dem Einfluß wissenschaftlicher Gesichtspunkte und außerwissenschaftlicher Faktoren gebildet wird. Auch wenn diese Geschichte der Disziplin gar nicht bewußt im Blick und den Vertretern der Fachrichtung möglicherweise nicht einmal hinreichend bekannt ist, reglementiert dieser Traditionszusammenhang dennoch die gesamte wissenschaftliche Arbeit innerhalb der Disziplin.
Neue wissenschaftliche Erkenntnisse können nur in Anbindung an den Traditionszusammenhang zur Geltung gebracht werden.

Die fachwissenschaftliche Reglementierung des Denkens ist ein Lernprozeß, der von der Fremdbegrenzung zur Selbstbegrenzung führt. Die Reglementierung des Denkens ist an sich keineswegs negativ zu sehen, sondern ist eine Notwendigkeit, wenn Denken kommunizierbar sein soll. Ich kann mir über vieles meine Gedanken machen, aber es bleibt fruchtlos, wenn es nicht auf einer Ebene geschieht, die anderen ermöglicht, daran teilzuhaben und darauf hinzuweisen.
Der Theorie nach ist wissenschaftliches Denken frei und erkennt keine Begrenzung an. »Freiheit der Wissenschaft«. »Lehr- und Lernfreiheit« sind allgemein als berechtigt anerkannte Forderungen. In der Praxis gibt es diese Freiheit nur innerhalb des Traditionszusammenhanges der verschiedenen Fachrichtungen und Disziplinen. Für diesen Tatbestand besteht weithin Betriebsblindheit, auch wenn der einzelne Wissenschaftler mehr oder weniger schmerzliche Erfahrungen damit macht. In wissenschaftlichen Darstellungen kommt der Tatbestand manchmal in den Blick, wenn es heißt, die Zeit sei noch nicht reif gewesen für eine bestimmte Erkenntnis. De facto war jedoch ihre Einbindung in den Traditionszusammenhang nicht zufriedenstellend vollzogen. So entstehen Außenseiterpositionen – teils im Abseits verschwindend, teils vom Lavafluss des Traditionsstromes eingeholt, mitunter auch, wenn durch Gruppenbildung eine Außenseiterposition sehr stark besetzt wird, in bewußtem Brückenschlag allmählich einholt.

Wissenschaftliche Fragestellungen ergeben sich in der Regel nicht (oder nicht primär) aus dem untersuchten Gegenstand, sondern aus den jeweiligen Gegebenheiten des Traditionszusammenhanges. Eine freie Wissenschaft in dem Sinne, dass sie nur den Gesetzmäßigkeiten eines disziplinierten Denkens unterworfen und dem Gegenstand, den sie erforscht, verpflichtet sei, gibt es nicht, zumindest nicht im Sinne der Freiheit des einzelnen Forschers. Die Entstehung eines separaten Zusammenhanges ist möglich und, soweit ich sehe, teilweise auch schon verwirklicht worden. In solchem Fall ist einerseits mit weitgehender Diskriminierung und Negierung der Neubildung zu rechnen. Auf der anderen Seite werden in dem Fall, dass sich die Neubildung als lebensfähig erweist, Integrationsbemühungen kaum ausbleiben, die Umklammerungstendenzen haben.

C. Wissenschaftliches Studium verändert den Studierenden

Aus dem Vorangegangenen sollte deutlich geworden sein, dass wissenschaftliches Studium nicht lediglich ein Sammeln nützlicher Erkenntnisse oder das Einholen von Antworten auf wichtige Fragen ist. Es ist nicht nur eine Ausbildung, in der Fähigkeiten geschult und Fertigkeiten gewonnen werden.
Wissenschaftliches Studium bewirkt vielmehr eine tiefgreifende Veränderung in der Person des Studierenden. Die Disziplinierung des Denkens bedeutet eine starke Prägung, die vom Studierenden ungeachtet aller möglichen Nebenwirkungen notwendig als Gewinn verbucht wird. Auch der Reglementierung des Denkens kann er sich nicht entziehen, wenn er sein Studium erfolgreich zum Abschluß bringen will. Er kann sie nicht nur übungsweise über sich ergehen lassen, sondern er ist zwangsläufig genötigt, sich dieselbe weitgehend zu eigen zu machen. Ihm werden ja weniger die Antworten diktiert, als vielmehr die Fragestellungen vorgegeben, durch welche die Antworten bereits vorprogrammiert sind, auch wenn sie von ihm relativ eigenständig gewonnen werden sollen.
Diese Einsichten müssen wir im Blick behalten, wenn wir im Folgenden die wissenschaftliche Theologie, wie sie an unseren Universitäten gelehrt wird, ins Auge fassen wollen.

II. Der Glaube der Theologie

1. Der Studierende wird genötigt, »vorurteilslos« an das theologische Studium heranzugehen, »radikal und rückhaltlos nach der Wahrheit zu fragen«. Es wird von ihm erwartet, das, was er bisher aus Gottes Wort gelernt hat und was er im Glauben erfahren durfte, beiseite zu stellen zugunsten dessen, was er im Studium zu lernen hat.
Der Studierende ist ja an die Hochschule gekommen, um zu lernen und er geht von der Voraussetzung aus, er werde im Verlauf seines Studiums tiefer eindringen in die Erkenntnis der Wahrheit. Deshalb scheint ihm diese Zumutung tragbar, selbst wenn sie ihn vielleicht schmerzlich anmuten mag. Er strebt ja der Wahrheit nach und Wahrheit wird ihm versprochen.
Was ihm verschwiegen wird, ist die Tatsache, dass die Wissenschaft selber, auch und besonders die theologische Wissenschaft, keineswegs vorurteilsfrei und voraussetzungslos ist. Die Voraussetzungen, die den Arbeitsvollzug jeder ihrer Disziplinen bestimmen, walten im Verborgenen und werden nicht offen dargelegt.

Die grundlegende Voraussetzung der gesamten wissenschaftlichen Theologie, wie sie an unseren Universitäten gelehrt wird, besteht darin, dass der disziplinierte, fachmäßig reglementierte kritische Verstand die letzte Instanz in der Frage der Wahrheit ist. D.h.: Der Verstand wird der Heiligen Schrift übergeordnet. Der Verstand entscheidet, was in der Schrift wahr und was wirklich ist. Der Verstand entscheidet, was sicher, wahrscheinlich, wenig wahrscheinlich oder gar nicht geschehen ist, geschieht oder geschehen wird. Der Verstand entscheidet, ob Gott als handelndes und redendes Subjekt anzusehen ist oder ob man es nur mit menschlichen Gottesvorstellungen und Gottesbegriffen zu tun hat.

Der Verstand bedient sich dabei seiner ihm innewohnenden Möglichkeiten des Erkennens: Singuläres Geschehen entzieht sich dem Verstand; also muss er die grundsätzliche Gleichartigkeit allen Geschehens voraussetzend behaupten.
Erkenntnis ist dem Verstand nur möglich durch Vergleichen und Unterscheiden. Also muss er da, wo er erkennen möchte, zunächst einmal Vergleichsebenen entwerfen. Offenbarung ist dem Verstand nicht faßbar; er geht aus von zu jeder Zeit von jedermann machbaren Erfahrungen. Er urteilt fleischlich und ist von sich aus völlig außerstande, Geistliches zu beurteilen, das geistlich beurteilt werden muss. Es wird für ihn zum bloßen Begriff und zu einer Vorstellung ohne Realitätsgehalt.

2. Machen wir uns das an einem Beispiel klar: Für den Glaubenden ist Johannes 3,16 Realität: »Also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einziggeborenen Sohn gab, auf dass alle, die an ihn glauben, nicht verlorengehen, sondern das ewige Leben haben.« Er dankt Gott dafür.

Von dieser Realität soll er als Student in der theologischen Arbeit Abstand nehmen und statt dessen zusehen, wie ein solches Wort auf das Prokrustesbett des religionsgeschichtlichen Vergleichs geschnallt wird: Der religionsgeschichtliche Vergleich sieht völlig ab von Realität und Wahrheit. Das zu Vergleichende wird von vornherein reduziert auf Gedanken, Vorstellungen und Begriffe. Gedanken, Vorstellungen und Begriffe aus verschiedenen Religionen werden miteinander verglichen, wobei immer auch die Frage der Korrelation gestellt ist. Läßt sich das eine aus dem anderen ableiten oder besteht eine wechselseitige Beeinflussung?

Für Johannes 3,16 kann das – grobschlächtig dargestellt – etwa folgendermaßen aussehen:
Da das Judentum keinen Sohn Gottes von Herkunft kennt, sondern nur von Adoption und die heidnischen Göttersöhne keine Offenbarergestalten sind, kommen als Vergleichsmaterial nur gnostische, speziell mandäische Schriften in Frage. Dafür scheint zu sprechen, dass mandäische Offenbarergestalten darin in Begriffen reden, die im Johannesevangelium Jesus gebraucht (Licht/Finsternis; Leben/Tod; u.a.m.). Ansonsten kann von Parallelität kaum die Rede sein. Der »Logos« des Johannesevangeliums ist Weltschöpfer, die mandäischen Offenbarergestalten sind es nicht. Von einer Erlösung am Kreuz ist bei ihnen schon gar keine Rede. Die zeitliche Bezugslinie stimmt ebenfalls nicht: Die mandäischen Schriften sind Jahrhunderte jünger und man sieht sich deshalb genötigt, ein Urmandäertum zu konstruieren. Diese Probleme werden zwar gesehen, aber man betrachtet sie nicht als Infragestellung des religionsgeschichtlichen Vergleichs. Man zieht sie lediglich als ausgedehntes Arbeitsfeld für Hypothesenbildung in Betracht, d.h. für Kartenhäuser von Unterstellungen, bei denen die eine die andere stützen muss.

Wird der religionsgeschichtliche Bezugspunkt nicht im Mandäertum, sondern statt dessen in den Schriften von Qumran gesehen, ergeben sich gradweise Unterschiede und gewisse Verschiebungen. Es liegt aber genauso die Anschauung zugrunde, dass das Bibelwort seine Entstehung mehr oder weniger solcher Beziehung zu außerchristlichen antiken Religionen verdankt, sei es in Aufnahme ihrer These, sei es in völliger oder teilweiser Antithese. Das original Christliche wird lediglich als Abweichung vom vorgegebenen Muster konstatiert.
Welcher Art auch die religionsgeschichtlichen Beziehungen sind, die man unterstellt, immer ist man auf dieser Basis genötigt, ein Kartenhaus von Hypothesen aufzubauen. Im Ergebnis bleiben dann Vermutungen übrig, die mehr oder weniger durch Argumente plausibel gemacht werden.
Das Nebenprodukt ist natürlich eine erhebliche seelische Befriedigung im Selbstbeweis des Intellekts. Es hat Mühe gekostet, einander widersprechende Vermutungen und Lösungsversuche aufzuarbeiten und miteinander auszugleichen. Man hat den Eindruck der Überlegenheit, da es einem gelungen ist, vorliegende Erklärungen, die vom eigenen Blickwinkel aus offensichtlich Mängel zeigten, in einer neuen, umfassenderen Erklärung aufzuheben. Man ist zutiefst überzeugt, damit der Wahrheit einen Dienst erwiesen und einen Beitrag zur Verkündigung des Evangeliums geleistet zu haben.

Solche Überzeugung ist unbestreitbar ehrlich, aber mit der Wahrheit, dem Weg und dem Leben hat solches Unterfangen nichts zu tun. Durch derartige intellektuelle Anstrengungen wird ein Bibelwort wie Johannes 3,16 zu einem Bündel religiöser Vorstellungen und theologischer Begriffe erklärt und hört auf, Gottes Wort zu sein, das Menschen zur Rettung führt. Die Voraussetzung, unter der man angetreten ist – zu forschen, als ob es Gott nicht gäbe –, legt die Ergebnisse im vorhinein fest.

3. Es ist Vorurteil, dass nur geschehen sein kann, was jedermann zu jeder Zeit in ähnlicher Weise widerfährt. Auf dieser Basis wird – um ein Beispiel zu nennen – Markus 13,2 für ein »vaticinium ex eventu« erklärt: Weil genau das geschehen ist, was das Wort sagt, kann es nach Ermessen der Forschung keine echte Weissagung sein. Denn die historischkritische Theologie erkennt wohl menschliche Vorahnung und Vorausschau an, so dass man z.B. Jesus zubilligt, er habe seine Tötung vorausgesehen. Eine von Gott gegebene Erkenntnis zukünftiger Dinge läßt sie jedoch nicht gelten.

Welche Kartenhäuser die Forschung baut, mag man auch daran sehen, dass jene Stelle, Markus 13,2, nachdem sie zuvor willkürlich zum vaticinium ex eventu erklärt wurde, die Beweislast dafür tragen muss, dass das Markusevangelium »nach 70« entstanden sei. Diese Unterstellung wird dann als Eckdatum der Datierung der übrigen Evangelien und der Apostelgeschichte zugrundegelegt.
Wahrlich, die historisch-kritische Methode ist ein Koloss, der auf sehr gebrechlichen tönernen Füßen steht!

4. Es ist Vorurteil – nicht Ergebnis wissenschaftlicher Untersuchung –, dass man nach der historisch-kritischen Methode die Wundergeschichten im Neuen Testament nicht als Berichte von geschehenen Wundern lesen darf. Ich selber habe oft genug gelehrt – wie ich es Jahrzehnte vorher gelernt hatte – dass man, selbstverständlich, nicht annehmen dürfe, diese Wunder seien so passiert. Nachdem ich durch die Gnade Gottes überführt worden war, dass Gott heute noch dieselben Wunder tut, fing ich an nachzudenken, welche Argumente für diese Behauptung zur Verfügung stehen und mußte beschämt feststellen: keine. Denn das Vorhandensein religionsgeschichtlicher Parallelen ist wirklich kein Beweis. Dass im Alten Testament Speisungswunder, Totenauferweckungen u.a. berichtet werden, ist doch kein Argument, es sei denn, man setzt voraus, was zu beweisen wäre, dass die neutestamentlichen Berichte von den alttestamentlichen literarisch abzuleiten seien. Von den bei Weinreich gesammelten antiken Heilungswundern wird der größte Teil von Personen erzählt, die weit später gelebt haben, als die Evangelien nach der Ansetzung der historisch-kritischen Methode geschrieben worden sind. Ohne Vorurteil würde man sie eher als Beweis dafür nehmen, dass hier das Neue Testament eingewirkt hat, anstatt der umgekehrten Annahme Raum zu geben. Dass für antike Heilorte wie Epidaurus Wunder berichtet werden, trifft zu. Auch das ist aber kein Beweis dafür, dass die neutestamentlichen Wundergeschichten sekundäre literarische Gebilde sind. Eine literarische Abteilung ist schon vom Befund her nicht möglich. Und im Übrigen gibt es den negativen Teil der unsichtbaren Welt, mit dessen Wirken an derartigen Plätzen zu rechnen ist.

5. Dies sind nur einige Andeutungen. Eine genauere Untersuchung würde zeigen, dass der Arbeitsweise der historischkritischen Methode eine Reihe von Vor-Urteilen zugrunde liegen, die selber nicht Ergebnis wissenschaftlicher Untersuchung sind, sondern dogmata, Glaubenssätze, deren Grundlage die Absolutsetzung der menschlichen Vernunft als Kontrollorgan ist.
Soweit auf dieser Grundlage von Gott und von Jesus Christus die Rede ist, haben wir es demnach offensichtlich mit einem Synkretismus zu tun – eine These, für die der Beweis im Einzelnen noch angetreten werden muss.

III. Die Theologie des Glaubens

Die Verneinung einer Theologie, deren Grundlage der Vernunftglaube ist, bedeutet keineswegs die Verneinung von Theologie überhaupt noch eine Verneinung des Verstandes im Bereich der Theologie.

1. Der Heilige Geist weht, wo er will und ist nicht auf die Voraussetzung eines akademisch disziplinierten Verstandes angewiesen. Er kann Köche, Bäcker, Schuster und Fabrikarbeiter zu vollmächtigen Predigern des Evangeliums machen. Die akademische Ausbildung ist kein Anrechtschein für Bevollmächtigung durch den Heiligen Geist. Aber der disziplinierte Verstand kann durch den Heiligen Geist benutzt und in seiner Hand ein Präzisionswerkzeug werden, wann und wo Gott es will.

2. Die notwendige Reglementierung des Denkens muss in der Theologie des Glaubens geschehen durch die Heilige Schrift. Sie kontrolliert das Denken. Es hat sich dem Wort Gottes unterzuordnen. Wenn Schwierigkeiten auftauchen, zweifelt es nicht an Gottes Wort, sondern an der eigenen Weisheit. Es bittet Gott um Weisheit in der Erwartung, zu empfangen, worum es gebeten hat und in demütigem Warten auf Gottes Stunde. Es setzt die Wahrheit und Einheit des Wortes Gottes voraus und ist darum auch in der Lage, sie ganz real zu erkennen und zu erfahren. Es glaubt der Schrift, die von sich selber sagt, dass sie von Gott eingegeben ist. Es ist dessen eingedenk, dass Jesus Christus uns zur Weisheit gemacht ist und weiß darum, dass göttliche Weisheit und »irdische, sinnliche, teuflische« (Jak 3,15) unterschieden werden müssen.

Ein Denken, das sich durch die Heilige Schrift reglementieren läßt, enthält sich der müßigen Streitfragen und der intellektuellen Neugier. Es gibt seine Gedanken gefangen unter Gottes Wort und spielt nicht herum: Was wäre aber, wenn? Kann man aber nicht auch …? usw. usw. Die Heilige Schrift ist ja Vaters Wort an uns. Wie wir mit ihr umgehen, so begegnen wir unserem Vater im Himmel.

Fragen werden auf den Knien gelöst, nicht durch das Wälzen von Kommentaren. Gott kann das Werk der Brüder, die Kommentare geschrieben haben, benutzen zu unserer Belehrung und wir dürfen dankbar dafür sein. In Gottes Regie ist es Hilfe; in unserer Hand bedeutet es, dass wir uns auf Fleisch verlassen.

3. Die Frucht eines Studiums der Theologie des Glaubens sollte sein:

a) Grammatischer und lexikalischer Durchblick; die Fähigkeit, mit Gewinn Gottes Wort in den Ursprachen zu lesen und Übersetzungen prüfen zu können.

b) Der Erwerb von Hintergrundinformationen und die Fähigkeit, solche Informationen zu prüfen und einzuordnen, z.B. über Völker und Könige, die im Alten und Neuen Testament erwähnt werden, über kulturgeschichtliche Besonderheiten, über Geographie und Klima, Rechtsverhältnisse u.a.m.

c) Einen breiten Überblick über Gottes Heilsplan zu haben und in der Lage zu sein, den ganzen Ratschluß Gottes mitzuteilen. Fähig zu sein, Gottes Wort in gerader Richtung zu schneiden (1Tim 1,15), an dem der Lehre gemäßen, zuverlässigen Wort festzuhalten und dadurch imstande zu sein, sowohl mit der gesunden Lehre zu ermahnen, als auch die Widersprechenden zu überführen (Tit 1,9) und für den ein für allemal den Heiligen überlieferten Glauben zu kämpfen (Jud 3).

d) Es sollte Erkenntnis von Beziehungen und Zusammenhängen in Gottes Wort gewonnen worden sein; z.B. wie die Opfergesetze das Heilswerk Jesu vorschatten oder wie das, was in der Offenbarung mitgeteilt wird, stückweise bereits von den Propheten vorhergesagt worden ist.

e) Es sollte die Erfahrung gemacht worden sein, dass es in Gottes Wort durch demütiges Bitten verborgene Schätze zu heben gibt, z.B. Jesus in der Stiftshütte, der Lobpreis Gottes in den Geschlechtsregistern.

f) Es sollte aber auch die Fähigkeit gewonnen sein, solche Schätze von eigenen Fündlein bei sich und anderen zu unterscheiden. Das intellektuelle Vergnügen ist nun einmal da. Gott kann es gebrauchen, aber wenn das Fleisch es in die Finger bekommt – und das Biest kann wirklich schwimmen! –, dann werden keine verborgenen Schätze aus Gottes Wort gehoben, vom Urheber des Wortes aufgezeigt, sondern es werden intellektuelle Fündlein gemacht und auf Nebensätzen in der Bibel ganze Theologien aufgebaut. Das Schlimme ist, dass der Autor ehrlicherweise meinen kann, das, was er von sich gibt, durch den Heiligen Geist empfangen zu haben. So sind wir, deshalb brauchen wir brüderliche Korrektur. Wer etwa meint, er wolle sich lieber gleich auf seinen Intellekt verlassen, ist deswegen auch nicht besser dran. »Wir irren alle mannigfaltig« (Jak 3,2).

Solide Kenntnis des gesamten Wortes Gottes, wie sie oben beschrieben wurde, kann von Gott gebraucht werden, solche Fündlein und Nebensatz-Theologien zu entlarven. Aber, wohlgemerkt, von Gott. Der Theologe sitzt nicht kraft seines akademischen Studiums auf einem Richterstuhl. Gott allein hat recht.
Wenn wir meinen, recht zu haben, kann es uns ergehen, wie es in Richter 20,12-28 beschrieben wird: Wegen einer scheußlichen Greueltat, die in Gibea verübt worden war, zogen elf Stämme Israels gegen den zwölften, den Stamm Benjamin, aus, weil dieser nicht bereit gewesen war, die Urheber des Verbrechens auszuliefern. Die Sache, für die sie zu Felde zogen, war wirklich gerecht und sie hatten auch den Herrn gefragt, ob sie ausziehen sollten. Dennoch ließ der Herr es zweimal zu, dass die elf Stämme von dem einen geschlagen wurden – vermutlich, weil es nicht nur die Sache des Herrn, sondern in ihrem Herzen auch ihre eigene Sache war, ihre eigene »gerechte Empörung«. Als dann der Herr beim dritten Anlauf die Benjaminiten in ihre Hand gab, machten sie ihre Arbeit so gründlich, dass sie darüber vergaßen, dass es ja ein Teil des Volkes Gottes war, gegen den sie zu Felde zogen. Der Stamm Benjamin wurde beinahe ausgerottet und da Israel nur vollzählig vor dem Herrn erscheinen durfte, mußte das Problem gelöst werden, wie dieser Stamm, von dem es nur noch sechshundert junge Männer, aber keine Frauen gab, vor dem Aussterben bewahrt werden konnte.

Nicht wir sind es, die nach unserem Gutdünken in Aktion zu treten haben; Gott kann uns als Instrument gebrauchen, wenn es ihm gefällt und dann haben wir zu gehorchen. Die Denkweise der historisch-kritischen Theologie 

Das Charakteristische der Denk- und Arbeitsweise der historisch-kritischen Theologie soll an einem Beispiel verdeutlicht werden. Wir wollen daran das allgemein Übliche zeigen. Deshalb wählen wir einen Abschnitt aus einem Buch, das für einen breiteren Leserkreis geschrieben ist, der Nichttheologen einschließt. Der Verfasser dieses Buches ist ein namhafter Theologe und fleißiger Gelehrter, der eher konservativ als kritisch ist. Diese behutsame Wahl der Vorlage gibt uns umso eher das Recht, unsere Beobachtungen zu verallgemeinern.

In seiner Theologie des Neuen Testaments stellt Werner Georg Kümmel fest, dass sich »in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts im Zusammenhang mit der geistigen Bewegung der Aufklärung innerhalb der protestantischen Theologie die Erkenntnis durchzusetzen begann, dass die Bibel ein von Menschen geschriebenes Buch sei, das wie jedes Werk menschlichen Geistes nur aus der Zeit seiner Entstehung und darum nur mit den Methoden der Geschichtswissenschaft sachgemäß verständlich gemacht werden könne«.

Der unbefangene Leser wird durch die Formulierung zu der Annahme verführt, er habe als Tatsache zur Kenntnis zu nehmen, dass die Bibel nur ein Werk menschlichen Geistes sei. Denn der Grundsatz der historisch-kritischen Theologie, die Bibel als ein Werk menschlichen Geistes anzusehen, mit dem nicht anders umgegangen werden darf, als mit anderen menschlichen Geisteswerken, wird ihm als Erkenntnis präsentiert, d.h. als Einsicht aufgrund der Kenntnis gegebener Tatsachen. Zwangsläufig wird der Leser diese sogenannte »Erkenntnis« als ein Forschungsergebnis ansehen, das sich durchgesetzt und allgemeine Anerkennung gefunden hat. Als Laie, der die Zusammenhänge nicht kennt, wird er das Gelesene akzeptieren, weil dahinter ja die ganze Autorität der Wissenschaft steht, in der sich die »Erkenntnis« bereits vor Jahrhunderten durchgesetzt hat.

Auf diese Weise wird ein Mensch im Netz der Lüge gefangen. Die sogenannte Erkenntnis war in Wahrheit nur eine Entscheidung. Eine Minderheit, klein an Zahl, wenngleich zur Elite des abendländischen Geistes gehörig, hat sich dafür entschieden, den Menschen als Maß aller Dinge anzusehen (Humanismus) und folgerichtig erkannte man nur noch das als Wahrheit an, was induktiv gewonnen wurde (Aufklärung, Francis Bacon).

Das war die Entscheidung, die Wahrheit in Ungerechtigkeit darniederzuhalten. Damit entschied man sich gegen Gottes Wort als geoffenbarte Wahrheit, für die Weisheit dieser Welt, die in ihrem Wesen atheistisch ist, auch wenn sie sich fromm gebärdet und den Namen Gottes im Munde führt. Diese Entscheidung, die Wahrheit in Ungerechtigkeit darniederzuhalten, die zunächst nur von einigen wenigen getroffen wurde, die sich selbst für weise hielten, hat sich inzwischen so weit durchgesetzt, dass heute in Deutschland selbst der letzte Grundschüler von ihr erreicht wird.

Wie diese Verbreitung geschieht, können wir an unserer Vorlage studieren:
Man gibt vor – wie gesagt –, ein Fundament klarer Erkenntnis zu haben, auf dem Boden der Tatsachen und der Wahrheit zu stehen; davon ausgehend wird dann die Unausweichlichkeit der Folgerungen behauptet: Weil die Bibel »ein Werk menschlichen Geistes« sei, könne sie »nur mit den Methoden der Geschichtswissenschaft sachgemäß verständlich gemacht werden«.
Derartige demagogische Vereinnahmung ist nicht allein die Grundstruktur der historisch-kritischen Theologie, sondern wahrscheinlich darüber hinaus auch der gesamten Geisteswissenschaften. »Wie jeder sehen kann …«; »… muss jeder erkennen …«; »die Folgerung ist unausweichlich …«; »die Annahme ist zwingend …«; »es ist nicht zu übersehen, dass …«; »man muss …«; »man darf nicht …«; »man konnte

nicht auf halbem Weg stehenbleiben …« – wann immer Ihnen derartige Formulierungen begegnen, sehen Sie in der Regel die tönernen Füße des Kolosses Wissenschaft bloß vor Ihren Augen.

Wer behauptet, die Bibel könne nur mit Methoden der Geschichtswissenschaft verständlich gemacht werden, der ernennt eine von Grund auf antichristlich konzipierte Wissenschaft zum »Haushalter der Geheimnisse Gottes«! Gottes Wort sagt uns, dass Gott die Geschicke der Völker lenkt; die Geschichtswissenschaft weigert sich von vornherein, Gottes Handeln in der Geschichte auch nur als Möglichkeit in Betracht zu ziehen – und diese atheistische, antichristliche Wissenschaft wird von der historisch-kritischen Theologie als der einzig sachgemäße Zugang zu Gottes Wort anerkannt. Jeder, der als theologisch gebildet gelten will, soll das akzeptieren.

Um einen akademischen Grad in der Gottesgelehrsamkeit zu erhalten, muss ich mich entscheiden, in meinem Denken dem Atheismus Raum zu geben. Fromme Gefühle wird man mir freundlicherweise erlauben, aber mein Denken hat die atheistische Grundsatzentscheidung nachzuvollziehen und »methodisch« vorzugehen – ut si Deus non daretur. Das ist Perversion!

Sowohl die historisch-kritische Theologie als auch die Geschichtswissenschaft ist auf das Fundament der Lüge gegründet. Wissenschaft ist demnach nicht das Synonym für Wahrheit, sondern für Rebellion gegen Gott, welche die Wahrheit in Ungerechtigkeit darniederhält. Was sie an richtigen Einzelerkenntnissen zutage fördert, ist durch das Element der Lüge gebrochen und verzerrt, so wie man einen Löffel durch ein Glas Wasser nur optisch verzerrt erkennen kann.
Kümmel fährt fort: »Aus dieser Erkenntnis ergab sich nämlich die unausweichliche Folgerung, dass auch die Darstellung des Gedankengehalts der Bibel, die ›Biblische Theologie‹, nur mit Hilfe geschichtlicher Fragestellung sachgemäß geschehen könne, wenn der Gedankengehalt der Bibel unbeeinflußt von der Dogmatik und wirklich selbständig erkannt werden sollte.«

Damit unterstellt Kümmel, dass ich nur mit Hilfe der Geschichtswissenschaft den Gedankengehalt der Bibel »unbeeinflußt von der Dogmatik« lesen kann. Anders gesagt, dass ich in dem Fall, dass ich es ablehne, mein Denken durch das Nadelöhr der Geschichtswissenschaft hindurchzuschicken und die Bibel schlicht so lese, wie sie dasteht, von der Dogmatik beeinflußt sei. Er stellt also zur Alternative:
Entweder lese ich die Bibel beeinflußt von der Dogmatik; das ist dann unsachgemäß und die Bibel wird nicht »wirklich selbständig erkannt«. Oder ich lese die Bibel mit Hilfe geschichtlicher Fragestellung; das ist sachgemäß und führt dazu, dass der Gedankengehalt der Bibel »wirklich selbständig erkannt« wird.

Ziel ist das »wirklich selbständige Erkennen«, bei dem der Mensch das Maß aller Dinge ist. Die atheistische Geschichtswissenschaft liefert dafür das »pou stoo«, um mit Gottes Wort umzugehen, ohne sich auf Gottes Wort einzulassen. Bei diesem Zugriff von außen wird die Bibel auf einen »Gedankengehalt« reduziert und das nennt man dann noch Theologie – Reden von Gott! Die Perversion ist ungeheuerlich. Gottes Offenbarung soll »sachgemäß« und »wirklich selbständig« so erkannt werden, dass von Gott keine Rede mehr ist, dass Gott nicht mehr als Gott geehrt wird, noch Ihm gedankt. Generation um Generation von Gotteskindern, die bereit und eifrig waren, Gott zu dienen, haben wir »durchs Feuer gehen« lassen und diesem Moloch einer atheistischen Theologie geopfert. Das Ergebnis ist Generation um Generation von verführten Verführern. Wann werden wir endlich umkehren und uns lossagen von diesem Götzendienst?
Kümmel setzt seinen Gedankengang fort, indem er aufzeigt, zu welchen Konsequenzen sich die historisch-kritische Theologie genötigt sieht, nachdem sie es unternommen hat, »die Bibel als Werk menschlicher Verfasser geschichtlich zu erforschen«: »Sobald man aber mit einer solchen geschichtlichen Fragestellung gegenüber den Gedanken der Bibel wirklich ernst machte, wie es um 1800 zuerst geschah, sah man sich nicht nur gezwungen, die Darstellung des Alten und des Neuen Testamentes völlig voneinander zu trennen, sondern auch bei der Schilderung der Gedanken des Neuen Testamentes Jesus und die verschiedenen apostolischen Schriftsteller je für sich zu Wort kommen zu lassen.«

Die Sprache verrät ihn bzw. die historisch-kritische Theologie, als deren Repräsentant Kümmel hier spricht: »sah man sich gezwungen, nicht nur … sondern auch«. Wer sich auf diesen Weg der Gottlosigkeit einläßt, ist also fortan nicht mehr frei in seiner Entscheidung; ein Es oder ein Er ist da, der zwingt. Das ist wahr gesprochen. Dieser Zwang wird nicht ausgeübt durch Regeln der Logik noch durch eingeübte Methoden; das vermag nicht zu zwingen. Es sind dämonische Mächte, unter deren Zwang jeder gerät, der sich auf diesen Weg begibt. Er ist fortan nicht mehr frei, sondern unterliegt einem Bann.

Kümmel zieht aus dem vorher Gesagten den Schluß: »Man konnte eben nicht auf halbem Wege stehen bleiben: Muss die Bibel als Werk menschlicher Verfasser geschichtlich erforscht werden, um ihren wirklichen Sinn zu verstehen, so darf und kann man nicht an der Voraussetzung festhalten, dass das Alte Testament und das Neue Testament in sich je eine gedankliche Einheit bilden; dann muss man auch auf die Unterschiede innerhalb der beiden Testamente achten und auch eine etwaige Entwicklung und Verfälschung der Gedanken in Betracht ziehen. Infolgedessen sah sich die Bemühung um eine Theologie des Neuen Testamentes von Anfang an vor das Problem der Verschiedenheit und Einheitlichkeit im Neuen Testament gestellt.«

Es ist ungeheuerlich, aber es steht wirklich da: »Die Bibel muss als Werk menschlicher Verfasser … erforscht werden, um ihren … Sinn zu verstehen.« Das wird nicht erst nachgewiesen, sondern von vornherein vorausgesetzt. Das ist nicht die Privatmeinung von Herrn Kümmel, sondern Allgemeingut der historisch-kritischen Theologie, hier nur noch einmal genannt, um die Konsequenzen aufzuzeigen. Konsequenz ist die Atomisierung der Bibel, bei der man Teile in der Hand hat, ohne noch den lebendigen Zusammenhang zu erkennen und sich schließlich in seiner selbstverschuldeten Hilflosigkeit sogar dazu versteigt, Verfälschung der Gedanken in Betracht zu ziehen.

So geht man mit der Heiligen Schrift des Heiligen Gottes um! So tritt man das Wort unseres Erlösers mit Füßen. Auf dem Missionsfeld treten dann Moslems den Missionaren mit einer Blütenlese aus den Werken historisch-kritischer Theologen entgegen und stellen sarkastisch fest: Eure Leute sagen ja selber, dass die Bibel nicht stimmt! Wahrlich, Gott ist langmütig und geduldig. Aber irret euch nicht, Er läßt sich nicht spotten.

Das Gericht kommt. Wohl dem, der seine Zuflucht zum Blute Jesu genommen hat!
Kümmel fährt fort: »Die Bemühungen um den theologischen Gehalt des Neuen Testaments als einer selbständigen geschichtlichen Größe stand darum von Anfang an in einer Spannung zu jeder Form von dogmatischer Theologie. Denn die Darstellung der christlichen Lehre als Antwort auf die Frage nach dem Wesen der Offenbarung Gottes in Jesus Christus wird selbstverständlich, von welchen Voraussetzungen sie auch ausgeht und welche Bindungen sie sich auch auferlegt, das Ziel haben müssen, eine einheitliche Lehre vorzutragen und die Dogmatik muss darum in Schwierigkeiten geraten, wenn sie sich auf das Neue Testament als Grundlage ihrer Aussagen stützen will und die biblische Theologie ihr dazu keine einheitliche Lehre im Neuen Testament aufzuzeigen vermag. Damit stehen wir aber vor dem eigentlichen Problem einer ›Theologie des Neuen Testaments‹.«
An dieser Stelle läßt sich besonders deutlich erkennen, wie gearbeitet wird:

1. Durch die Einführung des Begriffs Spannung (steht in Spannung) wird die Fragestellung von vornherein aus dem Bereich der Koordinaten Wahrheit – Lüge herauskatapultiert.

2. Als Bezugsgröße wird die dogmatische Theologie eingeführt. D.h., Einwände, welche sich gegen eine derartige Theologie des Neuen Testaments vom Glauben her erheben, werden von vornherein diskriminiert, indem man sie nicht als grundsätzliche In-Frage-Stellung gelten läßt, sondern abschiebt als etwas, das sich aus der Sichtweise einer anderen Fachdisziplin ergibt, die – nicht anders als die eigene – bloß eine menschliche Konzeption darstellt. Diese Art zu argumentieren ist zwar nicht neu, wird aber dadurch keineswegs besser.

3. Die Dogmatik, als Widerpart genommen, wird für den Blickwinkel der Wissenschaft von vornherein disqualifiziert:
Sie geht von Voraussetzungen aus, hat sich Bindungen auferlegt und ist – bei allen zugegebenen möglichen Unterschieden – in solchen Voraussetzungen und Bindungen einheitlich tendenziös. Soweit sie der Theologie des Neuen Testaments entgegensteht, wird das als ihre – begreifliche – Tendenz gewertet. Auf diese Weise schottet man sich in der historisch-kritischen Theologie von vornherein gegen unbequeme Fragen ab.

Das oben genannte Problem ist für Kümmel nur eines unter vielen. Er scheut nicht vor der Behauptung zurück: »Denn schon dann, wenn sich der Ausleger zunächst einmal um den Sinn der einzelnen Schriften des Neuen Testaments bemüht …, steht er im Grunde vor einer unlösbaren Aufgabe« (S. 13).
Damit behauptet der Theologe Kümmel klar und eindeutig, dass Gottes Wort, uns zum Heil gegeben, in seinem Sinn im Grunde nicht zu erkennen sei.

Eigentlich sollte ein derartiger Bankrott der Auslegung ja wohl dazu führen, dass man das Gesetz, nach dem man angetreten ist, in Frage stellt. Aber Kümmel fährt stattdessen fort: »Die im Neuen Testament gesammelten Schriften sind ihrer geschichtlichen Art nach ja Urkunden antiker Religionsgeschichte, in einer toten Sprache und einer uns nicht mehr ohne weiteres verständlichen Begrifflichkeit und Vorstellungswelt geschrieben; sie können darum nur auf dem Weg geschichtlicher Forschung zum Reden gebracht und es kann nur auf diesem Weg ein Verstehen des von den Verfassern Gemeinten annähernd erreicht werden.«
Es ist ungeheuerlich! Das Buch des Neuen Bundes, das von unserer Erlösung handelt – eine Sammlung von Urkunden antiker Religionsgeschichte! »Also hat Gott die Welt geliebt, dass Er Seinen eingeborenen Sohn gab, auf dass alle, die an Ihn glauben, nicht verloren gehen« – ein Satz aus einer Urkunde antiker Religionsgeschichte! »Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben« – das Wort unseres Herrn und Heilandes – ein Gedankensplitter antiker Religionsgeschichte! »Es ist in keinem anderen Heil und ist auch kein anderer Name unser den Menschen genannt, darin sie sollen selig werden« – desgleichen Bruchteil einer Urkunde antiker Religionsgeschichte!

»… in einer toten Sprache und einer uns nicht mehr ohne weiteres verständlichen Begrifflichkeit und Vorstellungswelt geschrieben.« – Hier wird mit aller Gewalt versucht, Gottes Wort in ein historisches »Damals« abzuschieben, es dem Gebrauch zu entziehen und zu einem Museum zu machen, für das gelegentlich Führungen angeboten werden.

Millionen von Gotteskindern erfahren heute täglich das Neue Testament und darüber hinaus die ganze Bibel als Gottes lebendiges Wort, durch das Gott zu ihnen redet. Ungeachtet solcher weltweiten Erfahrungen wird behauptet: »Die im Neuen Testament gesammelten Schriften … können … nur auf dem Weg geschichtlicher Forschung zum Reden gebracht werden.«

Damit wird der Heilige Geist verleugnet und Jesus widersprochen, der gesagt hat: »Ich preise Dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, der Du dieses vor Weisen und Verständigen verborgen hast und hast es Unmündigen geoffenbart. Ja, Vater, denn so war es wohlgefällig vor Dir« (Mt 11,25 f.). Gilt der Weheruf Jesu: »Wehe aber euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, Heuchler! Denn ihr verschließt das Reich der Himmel vor den Menschen; denn ihr geht nicht hinein, noch laßt ihr die, welche hineingehen wollen, hineingehen« (Mt 23,13) nicht auch für eine solche Theologie?

Halten wir uns dabei immer vor Augen: Wir haben es nicht mit einem »Fall Kümmel« zu tun. Werner Georg Kümmel gilt mit seinen Äußerungen lediglich als ein Exempel und er ist, was wir nicht vergessen dürfen –, noch ein gemäßigter Vertreter dieser weltweit verbreiteten Theologie.

Kümmel läßt uns keineswegs im Zweifel, wie fragwürdig die Ergebnisse der Bemühungen sind, »die Schriften des Neuen Testaments« »auf dem Weg geschichtlicher Forschung zum Reden« zu bringen:
»Solche Bemühung um wissenschaftliches Verständlichmachen kann ihrem Wesen nach nur zu wahrscheinlichen und oftmals nur zu hypothetischen Resultaten führen und es bedarf des abwägenden Urteils, ob man sich einem erzielten Resultat anschließen oder es durch einen anderen Erklärungsversuch ersetzen will.«

Weil man sich entschieden hatte, dass der »Gedankengehalt der Bibel« »wirklich selbständig erkannt werden sollte«, löste man die Einheit der Bibel auf und machte keinen Gebrauch mehr davon, dass Gottes Wort sich selber interpretiert. Folgerichtig ist man nunmehr genötigt, anstatt Tatsachen zu erkennen, sich in Unterstellungen zu ergehen, Hypothese an Hypothese anzuschließen, bis ganze Kartenhäuser von Hypothesen aufgerichtet werden.

Den Ausschlag in der Beurteilung und Einstufung der Hypothesen gibt jeweils ein selbstmächtiges Ich, das nach seinem Gutdünken über Gottes Wort entscheidet. Man erhielt, was man erwählte, das Ich sitzt auf dem Thron. Wie König Midas nur noch Gold zu fassen bekam und verhungern mußte, weil alles, was er berührte, nach seinem eigenen habsüchtigen Verlangen zu Gold wurde, so ist der Mensch, der sich Gottes Wort gegenüber für seine Selbstmächtigkeit entschieden hat, seinem Selbst ausgeliefert und bekommt wirklich nur noch die Gebilde seines Selbst zu fassen. Für ihn wird Gottes Wort wirklich zu einem toten Buchstaben. Das ist Gottes Gericht!

»Dieselben Schriften des Neuen Testaments sind nun aber von der alten Kirche in einen Kanon heiliger Schriften zusammengeordnet worden, dessen Umfang seit dem Ende des 4. Jahrhunderts nicht mehr ernstlich umstritten war und haben dadurch den Charakter normativer, für den Glauben des Christen grundlegender Schriften erhalten, denen der Christ glaubenden Gehorsam entgegenbringen müßte. Es ist aber leicht zu sehen, dass es im Grunde unmöglich ist, den Schriften des Neuen Testaments zu gleicher Zeit als urteilend forschender und als gläubig hörender Mensch gegenüberzutreten.«

Das ist wahr! Mir ist nicht bekannt, dass noch ein anderer historisch-kritischer Theologe diesen Sachverhalt mit gleicher Klarheit gesehen hätte. Spätestens an dieser Stelle müßte die eigene, historisch-kritische Position in Frage gestellt werden. Wenn sie zu solchen Konsequenzen führt, dann muss sie verkehrt sein. Aber das geschieht nicht. Stattdessen wird zu einem Salto mortale angetreten: »Wenn man daher begreiflicherweise immer wieder auf verschiedene Weise versucht hat, diesem Dilemma zu entgehen, so waren und sind doch alle solche Versuche zum Scheitern verurteilt, weil sie dem Sachverhalt nicht entsprechen. Das wissenschaftliche Bemühen um das Verstehen des Neuen Testaments muss, gerade wenn es im Raum der Kirche und von der Voraussetzung des Glaubens aus betrieben wird, der Tatsache Rechnung tragen, dass wir auch zum gläubigen Hören auf die Botschaft des Neuen Testaments nur auf einem Weg gelangen können: nämlich dadurch, dass wir uns die Aussagen der antiken Verfasser der neutestamentlichen Schriften verständlich zu machen suchen, so wie sie ihre zeitgenössischen Hörer oder Leser verstehen konnten und mußten.«

Es sei Kümmel zugegeben, dass Kompromisse keine tragfähige Basis sind. Das gibt ihm aber keineswegs das Recht zu der bodenlos unbegründeten Behauptung, dass es Tatsache sei, dass gläubiges Hören auf die Botschaft des Neuen Testaments nur durch das Hörgerät der historisch-kritischen Theologie geschehen könnte. Das kleinste und jüngste Gotteskind kann ihn bei dieser unverschämten Behauptung der Lüge überführen.

Kümmel jedoch stellt anschließend noch einmal die These hin: »Es gibt darum keinen andern Zugang zum Verstehen der neutestamentlichen Schriften, als die für alle Schriften des Altertums gültige Methode historischer Forschung.«
Die selbstmächtigen Ich-Entscheidungen darüber, welches hypothetische Resultat ich als gelungenen Erklärungsversuch gelten lasse, sollen also der einzige Zugang sein »zum gläubigen Hören auf die Botschaft des Neuen Testaments«.

Wohlgemerkt ist nicht vom glaubenden, sondern vom gläubigen Hören die Rede. Gläubig sein ist eine subjektive Eigenschaft; Glaube dagegen hält sich an die objektiv gegebene Zusage.

Kümmel versucht zwar, obwohl man ihm das nach den vorangegangenen Aussagen schwer abnehmen kann, die Wichtigkeit des Glaubens für den Umgang mit der Bibel festzuhalten: »Es kommt freilich sehr viel darauf an, ob man solche Forschung als Unbeteiligter und in bewußter Distanz oder als innerlich Beteiligter und darum als mit letzter Aufgeschlossenheit Hörender betreibt.«
Aber dennoch bleibt Kümmel dabei, dass es »keinen anderen Zugang gibt zum Verstehen der neutestamentlichen Schriften«. Er fährt fort: »Sieht sich so derjenige, der nach dem Gedankengehalt und der Anrede einer neutestamentlichen Schrift fragt, vor die Notwendigkeit gestellt, auf dem umständlichen Weg der wissenschaftlichen Erhellung des antiken Textes zu einem persönlichen Hören zu gelangen, so zeigt sich diese Schwierigkeit bei der Bemühung um die Theologie des Neuen Testaments in verstärktem Maße.«
Keinen anderen Zugang – wehe dem, der mit solcher Behauptung vor Gottes Richterstuhl erscheinen muss! Ich bin so dankbar, dass das Blut Jesu meine Verfehlungen abgewaschen hat! Ich war ja nicht besser, eher schlimmer und habe ebenfalls solche unverantwortlichen Aussagen gemacht. Und wer auch immer sich auf die historisch-kritische Theologie einläßt, wird ebenfalls dahin kommen. Ebensowenig wie ein bißchen schwanger kann man ein bißchen historisch-kritisch sein.

Exkurs: Verführungen

1. Gotteskindern, die davor zurückschrecken, an einer theologischen Fakultät zu studieren, weil sie in ihrem Herzen wissen, dass in der historisch-kritischen Theologie nicht die Stimme des guten Hirten zu hören ist, wird von solchen, die es besser wissen müßten, entgegengehalten: »Ist denn dein Glaube so klein, dass du dich nicht auf die historisch-kritische Theologie einlassen willst?« Das ist Verführung!

Gott fordert uns nicht auf, unseren Glauben zu testen. Schon die Vorstellung, dass wir in solcher Weise über unseren Glauben verfügen könnten, ist irrig. Jesus ist der Anfänger und der Vollender des Glaubens (Hebr 12,2) und das Maß unseres Glaubens ist von Gott gegeben (Röm 12,3).

Keiner der Verführer, welche Gotteskinder dazu ermuntern, sich dorthin zu begeben, wo ihre Seelen verdorben werden durch eine auf Langzeit dosierte geistliche Vergiftung, wäre bereit, in gleicher Weise seinen eigenen Leib mit kleinen, aber auf Dauer tödlichen Dosen von Arsen vergiften zu lassen. Er würde sich mitnichten darauf einlassen, unter Berufung auf Markus 16,18 seinen eigenen Glauben und Gottes Bewahrung solchermaßen zu testen!
Möge Gott ihnen Gnade zur Buße schenken, damit sie aufhören, die ihnen anvertrauten Seelen verführerisch zu nötigen, sich in ein Abhängigkeitsverhältnis zu begeben in einem Lehrsystem, das methodisch von der Voraussetzung ausgeht, als gäbe es Gott nicht und somit atheistisch und antichristlich ist.

Die historisch-kritische Theologie ist Irrlehre. Darüber ist man sich mindestens im Fall Rudolf Bultmann in evangelikalen Kreisen einig. Es gibt aber keine grundsätzlichen, sondern selbst im günstigsten Fall höchstens gradweise Unterschiede zwischen Rudolf Bultmann und den übrigen Vertretern dieser Richtung.

1. Gottes Wort hat uns klare Anweisungen gegeben, wie wir uns Irrlehrern gegenüber zu verhalten haben (2 Jo 10 f.; Röm 16,17; Jud 23; Kol 2,8; 2Petr 3,17; u.a.m.). Die Befolgung dieser Anweisungen dürfte mit einem Studium der historisch-kritischen Theologie nicht vereinbar sein. Wenn ich mich ohne Gottes Führung und ohne dazu gezwungen zu sein, in eine Situation begebe, in der ich gegenüber klaren Anweisungen aus Gottes Wort ungehorsam sein muß, kann ich in dieser Situation nicht mit dem sonst verheißenen Schutz Gottes rechnen, sondern ich muß darauf gefaßt sein, dass Er diesen Schutz zum mindesten teilweise zurückzieht. Deshalb ist der Verführung zu widerstehen.

2. Die erste Verführung wird gelegentlich durch eine weitere ergänzt. Es wird auf Beispiele verwiesen, welche zeigen, dass Gott Menschen aus der historisch-kritischen Theologie herausgerettet hat, um dadurch zu beweisen, dass die Gefahr ja so groß nicht sei, wenn jemand diese Theologie studiert.

Es ist wahr: Gott rettet Menschen aus der historisch-kritischen Theologie heraus, Ihm sei Dank dafür. Gott kann das! Aber sollen wir uns deshalb in Gefahr begeben? Der Teufel sprach zu Jesus, nachdem er Ihn auf die Zinne des Tempels gestellt hatte: »Wenn du Gottes Sohn bist, so wirf dich hinab, denn es steht geschrieben: ›Er wird seinen Engeln über dir befehlen und sie werden dich auf Händen tragen, damit du nicht etwa deinen Fuß an einen Stein stoßest.‹ Jesus aber, der gewiß gewußt hat, dass Gott ihn ohne Zweifel bewahren konnte, begab sich nicht in die Gefahr, sondern antwortete dem Versucher: »Wiederum steht geschrieben: ›Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht versuchen‹« (Mt 4,6f.).
Ohne klare Führung von Gott sich in das Studium der historisch-kritischen Theologie hineinzubegeben, weil Gott ja bewahren kann, heißt Gott versuchen.

3. Es wird damit argumentiert, dass ein junger Mensch, der Theologie studieren wolle, um Gott zu dienen, ja gezwungen sei, an die Universität zu gehen, zum mindesten dann, wenn er in der Volkskirche dienen wolle.

Hier wird den Fakten mehr vertraut als Gott, der doch die Fakten in der Hand hat und die Umstände verändern kann. Solange die Mehrzahl der Studenten an die Uni geht und das Risiko nicht auf sich nimmt, in der Institution Volkskirche keinen Dienstplatz zu bekommen, läßt Er diese Umstände vielleicht noch länger zu. Wenn Seine Kinder jedoch einsehen würden, dass sie durch das Studium zwar den Dienstplatz bekommen, aber untauglich werden für den Dienst des Herrn und deshalb einmütig zu Gott schreien würden, dass Er das Ausbildungsmonopol der historisch-kritischen Theologie aufheben möge –, dann wird unser Vater im Himmel gewiß das Schreien Seiner Kinder erhören. Er hat uns ja schon jetzt in Seiner Gnade einige bibeltreue Ausbildungsstätten (z.B. FTA Gießen und STH Basel) geschenkt und die Abgänger dieser Institute sind in Seinem Reich nicht arbeitslos geblieben.

4. Eine weitere Verführung – unter Mißbrauch des Wortes Gottes! – lautet folgendermaßen: »Paulus wurde den Juden ein Jude und den Griechen ein Grieche; also laßt uns den Historisch-Kritischen ein Historisch-Kritischer werden!«
Gottes Wort wird dabei nur zur Hälfte zitiert, weil es sich nur so für diese Verführung gebrauchen läßt. Man möge jeweils den ganzen Bibelvers beachten: »Und ich bin den Juden wie ein Jude geworden, damit ich die Juden gewinne; denen, die unter Gesetz sind, wie einer unter Gesetz – obwohl ich selbst nicht unter Gesetz bin –, damit ich die, welche unter Gesetz sind, gewinne; denen, die ohne Gesetz sind, wie einer ohne Gesetz – obwohl ich nicht ohne Gesetz vor Gott bin, sondern unter dem Gesetz Christi –, damit ich die, welche ohne Gesetz sind, gewinne« (1Kor 9,20f.).

Paulus wurde wie einer unter dem Gesetz, obwohl er selbst nicht unter dem Gesetz war. Galater 2,1ff. und Philipper 3,2 sowie Römer Kap. 1-4 zeigen u.a., wie solches Den-Juden-ein-Jude-Werden praktisch aussieht.

Zu einem derartigen Verhalten ist aber der Student in seiner inneren und äußeren Abhängigkeit als Lernender im Regelfall gar nicht in der Lage. Selbst Paulus hat dafür eine lange Zeit der Zubereitung gebraucht. Außerdem ist es gar nicht die Aufgabe eines jeden, der sich auf seinen zukünftigen Dienst als Hirte, Evangelist und Lehrer vorzubereiten hat.

Ohne eine spezielle Gnade Gottes, die ihm durch ein besonderes Reden Gottes zugesagt ist, wird der Student den Historisch-kritischen nicht wie ein Historisch-Kritischer; er wird ein Historisch-Kritischer – möglicherweise mit einigen Abstrichen. Aber diese Abstriche wirken sich nicht aus als missionarische Kraft; sie wirken auf die Historisch-Kritischen lediglich als Inkonsequenz, werden belächelt und gegebenenfalls geduldet, wenn nur im Übrigen die historisch-kritische Arbeitsweise stimmt.

Paulus wurde »den Juden ein Jude« – nicht im Rabbinat, nicht als Angehöriger des Synhedriums, nicht als ordinierter Rabbi und Mitarbeiter an einer Synagoge –, nicht während seiner Ausbildung, sondern als ein gestandener Christ in Unabhängigkeit, der zwar an jedem Ort seinen Dienst in der Synagoge beginnen, aber jederzeit auch aus ihr herausgehen konnte. Unter dieser Bedingung konnte er den Juden so ein Jude werden, dass er ihnen aufgrund ihrer eigenen Voraussetzungen die Notwendigkeit der Umkehr aufzeigen konnte, die darin besteht, die von Jesus auf Golgatha vollbrachte Erlösung anzunehmen.

5. Auch das Schriftwort »Alles ist euer« (1Kor 3,21) wird aus dem Zusammenhang gerissen, um zu belegen: »In der Freiheit des Glaubens an Christus ist die Auseinandersetzung mit jeglichen, auch mit historisch-kritischen Hypothesen möglich. Angsthaltungen sollten überwunden werden.«

2
Formal lassen sich zwar unter »Welt oder Leben« und unter »Gegenwärtiges« auch historisch-kritische Hypothesen subsumieren. Man darf jedoch den Zusammenhang des Verses nicht außer Acht lassen:
»Niemand betrüge sich selbst! Wenn jemand unter euch meint, weise zu sein in dieser Welt, so werde er töricht, damit er weise werde. Denn die Weisheit dieser Welt ist Torheit bei Gott; denn es steht geschrieben: ›Der die Weisen fängt in ihrer List‹. Und wieder: ›Der Herr kennt die Überlegungen der Weisen, dass sie nichtig sind‹. So rühme sich denn niemand (im Blick auf) Menschen, denn alles ist euer« (1Kor 3,18-21).

Historisch-kritische Theologie ist »Weisheit dieser Welt«, und durch Hypothesen wird der Ruf von Wissenschaftlern begründet, so dass man sich ihrer rühmt und sich zu ihrer »Schule« zählt. Wir aber werden ermahnt, »töricht zu werden, damit wir weise werden«, anstatt von der Weisheit dieser Welt in der Freiheit Christi Gebrauch zu machen.

Nebenbei bemerkt: Auseinandersetzung mit Hypothesen – sofern sie nicht als ihre Zurückweisung durch Gottes Wort geschieht – ist nichts anderes, als sich einzulassen auf das Hypothesenspiel. Solche »Auseinandersetzung« stellt sich von vornherein auf den Boden, auf dem derartige Hypothesen gebildet werden und hat den festen Grund des Wortes Gottes bereits verlassen. Überdies setzt sie solche Hypothesen keineswegs außer Kurs, sondern trägt letztendlich nur zu ihrer Stabilisierung bei.

6. Deshalb ist auch die Fragestellung verderblich: »Da wollen wir erst einmal sehen: Wie ist es denn nun wirklich?«

Wenn ich mit dieser Haltung an Gottes Wort herangehe, bin ich schon abgewichen, auch wenn das Ergebnis »positiv« ist. Ich habe mich auf meinen Verstand verlassen und traue mir zu, das Richtige herauszubekommen.
Die angemessene Haltung wäre dagegen: »Mein Vater, ich danke Dir für Dein Wort. Es ist durch und durch wahr. Aber ich habe Probleme. Ich habe mich verunsichern lassen. Als ich in die Enge getrieben wurde, habe ich Deinem Wort mißtraut. Bitte, bring mich zurecht und zeige Du mir durch den Heiligen Geist aus Deinem Wort, wie es sich verhält.«

Die Versuchung besteht darin, als Sieger dastehen zu wollen durch die Kraft meines Intellekts und die Stärke meiner Argumente. Gott hat aber gesagt. »Nicht durch Heer und nicht durch Kraft, sondern durch meinen Geist« (Sach 4,6).

7. Der Tiefschlag unter den Verführungen ist die Frage: »Willst du denn besser sein … ?«
Gottes Wort sagt uns (Röm 6,11): »Achtet euch als tot für die Sünde.« Es wird nicht von uns verlangt, uns mit anderen so zu identifizieren, dass wir uns mit ihrer Sünde identifizieren. Ich bin nicht besser als Diebe, Hurer, Ehebrecher und historischkritische Theologen. Aber genauso, wie ich dem Ehebruch im Namen Jesu widerstehe, darf ich auch der historisch-kritischen Theologie widerstehen und meinen Heiland anrufen in der Not.

Kleine Handreichung aus dem Worte Gottes

»Alle Worte meines Mundes sind in Gerechtigkeit; es ist nichts Verdrehtes und Verkehrtes in ihnen. Sie alle sind richtig dem Verständigen und gerade denen, die Erkenntnis erlangt haben« (Spr 8,8 f.).
»Die Furcht des Herrn ist der Weisheit Anfang; und die Erkenntnis des Heiligen ist Verstand« (Spr 9,10).
»Der Mund des Gerechten sproßt Weisheit, aber die Zunge der Verkehrtheit wird ausgerottet werden« (Spr 10,31).
»Laß ab, mein Sohn, auf Unterweisung zu hören, die abirren macht von den Worten der Erkenntnis« (Spr 19,27).
»Wer Aufrichtige irreführt auf bösen Weg, wird selbst in seine Grube fallen; aber die Vollkommenen werden Gutes erben« (Spr 28,10).
»Wehe denen, die in ihren Augen weise und bei sich selbst verständig sind!« (Jes 5,21).
»So spricht der Herr: Verflucht ist der Mann, der auf den Menschen vertraut und Fleisch zu seinem Arm macht und dessen Herz von dem Herrn weicht« (Jer 17,5).
»Wie könnt ihr glauben, die ihr Ehre voneinander nehmt und die Ehre, die von dem alleinigen Gott ist, nicht sucht?« (Joh 5,44).

»Ich ermahne euch nun, Brüder, durch die Erbarmungen Gottes, eure Leiber darzustellen als ein lebendiges, heiliges, Gott wohlgefälliges Opfer, was euer vernünftiger Gottesdienst ist. Und seid nicht gleichförmig dieser Welt, sondern werdet verwandelt durch die Erneuerung des Sinnes, dass ihr prüfen mögt, was der Wille Gottes ist: das Gute und Wohlgefällige und Vollkommene« (Röm 12,1 f.).

Die Bibel und der moderne Mensch

Die Bibel ist ein sehr altes Buch, und was alt ist, wird heutzutage nicht mehr als ehrwürdig angesehen. Man redet zwar von Altertumswert, schwelgt in Nostalgie und kauft sich Antiquitäten, aber solche alten Dinge stehen nur zum Bestaunen in den Vitrinen, heben den Besitzerstolz und bedeuten Prestigegewinn, sind jedoch überwiegend nicht zum Gebrauch bestimmt. Was alt ist, gilt heute im Allgemeinen als antiquiert.

Was zählt, ist modern: die jüngsten technischen Errungenschaften, die neueste wissenschaftliche Erkenntnis, die neuesten Nachrichten, die neue Mode, modernes Wohnen, usw., usw.
Unmodern zu sein, ist zu einem schwerwiegenden Vorwurf geworden. Man versteht sich als »moderner Mensch«.

1. Aber wie modern ist der moderne Mensch?

Beim Einräumen meiner Bücher nach dem Umzug hielt ich ein Buch in der Hand mit dem Titel: »Moderne Predigtlehre«. Dieses Buch ist Anfang der zwanziger Jahre erschienen. Heutzutage würde niemand ein Produkt aus den zwanziger Jahren als modern ansehen. Das sind inzwischen alles »Oldtimer« geworden. Der moderne Mensch von 1920 ist inzwischen gestrig und der moderne Mensch nach der Französischen Revolution, der die Göttin Vernunft auf den Thron gesetzt und in den Kathedralen angebetet hat, ist inzwischen längst vorgestrig geworden.
Demnach scheint der moderne Mensch eine sehr relative Größe zu sein. Wir wollen aber nicht versäumen zu fragen, ob es nicht dennoch Merkmale gibt, die den Menschen früherer Zeitalter von dem jetzigen unterscheiden.

Meine theologischen Lehrer pflegten den Menschen des Neuen Testaments (und natürlich erst recht den des Alten) als den mythischen Menschen anzusehen und ihn damit vom Menschen der Moderne, dem Menschen des Logos, zu unterscheiden. Aber bei näherem Hinsehen ist dieser sogenannte mythische Mensch von den heutigen Menschen gar nicht wesentlich verschieden. Gewiß zog er Wunder in Betracht; aber dennoch waren Wunder für ihn keineswegs das Normale, sondern versetzten ihn in Erstaunen und Erschrecken.
Normalerweise rechnete er mit den Naturgesetzen:

Die Angestellten des Jairus sagen ihrem Arbeitgeber: »Deine Tochter ist gestorben, was bemühst du weiter den Meister« (Mk 5,35).

Jesus wird von den Klageweibern ausgelacht, als er am Totenbett des Mädchens zu ihnen sagt: »Was lärmt und weint ihr? Das Kind ist nicht gestorben, sondern es schläft« (Mk 5,39). Denn sie waren von Berufs wegen sehr wohl in der Lage, die Merkmale des Todes zu erkennen.

Als Jesus den Befehl gibt, den Stein von der Grabhöhle des Lazarus zu entfernen, »spricht zu ihm Martha, die Schwester des Verstorbenen: Herr, er stinkt schon, denn er hat vier Tage gelegen« (Joh 11,39).

Die Wunder der Totenauferweckungen, die Jesus wirkte, geschahen vor Menschen, die mit den Gesetzmäßigkeiten des Sterbens durchaus vertraut waren. Natürlich konnten sie den eingetretenen Tod noch nicht an Instrumenten ablesen, welche die wesentlichen Körperfunktionen darstellen. Aber wenn das die Voraussetzung dafür wäre, ein moderner Mensch zu sein, dann wären nur die Techniker moderne Menschen, die solche Geräte herstellen und die Ärzte und Krankenschwestern, die mit ihnen umgehen; Sie und ich wären es nicht.
Die Menschen zur Zeit Jesu waren auch in der Lage, aufgrund von Beobachtungen Wettervorhersagen zu machen. Jesus setzte das voraus, als er zum Volk sprach: »Wenn ihr eine Wolke von Westen aufgehen seht, so sprecht ihr alsbald, ›es kommt Regen‹. Und es geschieht also. Und wenn ihr den Südwind wehen seht, so sprecht ihr: ›es wird heiß werden‹. Und es geschieht also« (Lk 12,54f.).

Gewiß hatten die Menschen damals keine Wettersatelliten und sonstige Meßgeräte für die Wettervorhersage. Aber wenn ein solches Instrumentarium die Voraussetzung dafür wäre, ein moderner Mensch zu sein, dann wären zwar die Meteorologen moderne Menschen, aber Sie und ich wären es nicht, denn mit unserem Barometer können wir da wohl nicht mitreden.

Der Mensch der Bibel ist auch durchaus in der Lage, wirtschaftlich zu denken: Im Blick auf die bevorstehenden sieben Hungerjahre nach den vorher zu erwartenden sieben reichen Erntejahren gibt Josef den Rat: »Nun sehe der Pharao nach einem verständigen und weisen Mann, den er über Ägyptenland setze, und sorge dafür, daß er Amtsleute verordne im Lande und nehme den Fünften in Ägyptenland in den sieben reichen Jahren und lasse sie sammeln den ganzen Ertrag in den guten Jahren, die kommen werden, dass sie Getreide aufschütten in des Pharao Kornhäuser zum Vorrat in den Städten und es verwahren, damit für Nahrung gesorgt sei für das Land in den sieben Jahren des Hungers, die über Ägyptenland kommen werden, und das Land nicht vor Hunger verderbe« (1Mo 41,33-36).

Traktoren und Mähdrescher kannte man damals nicht; das ist wahr. Aber ich frage mich, wie viele von Ihnen so etwas konstruieren oder damit umzugehen vermögen. Sollte die Technik wirklich für die Modernität entscheidend sein?
Auch ein Papua in Neuguinea, der heute noch so lebt, wie wir uns das Leben der Steinzeitmenschen vorstellen, wird in der Regel ziemlich bald den Zusammenhang zwischen dem Lichtschalter und dem Licht in der elektrischen Glühbirne erfassen. Unzählige, nach allgemeinem Urteil zweifellos »moderne« Menschen in unseren Breiten haben von der Technik auch nicht viel mehr als ein solches Schalterverständnis.

Der Landsmann des genannten Papuas in Djakarta entwirft vielleicht in seinem Konstruktionsbüro die modernste Reispflanzmaschine. Aber in seinem Neubauhaus in einem modernen Viertel der Stadt hat er seine Djimats in Gebrauch, mit denen er an Dämonen gebunden ist. Ist das ein »moderner Mensch«?

Das ist Indonesien. Aber wie steht es in Europa und Nordamerika? Jede Wohnung ist ausgestattet mit den modernsten elektrischen und elektronischen Geräten. In Büros und Fabriken wird mit den modernsten Maschinen gearbeitet. Was einige Jahre alt ist, wird im buchstäblichen Sinne zum »alten Eisen« geworfen.

Als Auto fährt man, wenn man es erschwingen kann, das neueste Modell. Sofern man sich bewußt einen »Oldtimer« zulegt, ist man dabei auch nur einer neueren Mode gefolgt.

Wenn es danach geht, sind wir wirklich modern. Moderne Literatur und moderne Kunst werden bis in die Grundschule hinein verbreitet. Man führt eine moderne Ehe und denkt modern in allen Lebensbereichen.

Zur gleichen Zeit aber ist der älteste Aberglaube noch lebendig: Man »klopft an Holz« und sagt »toi, toi, toi«, was nichts anderes als »Teufel, Teufel, Teufel« bedeutet. Man wünscht sich »Hals- und Beinbruch«, hält sich den Daumen und beachtet den »Montag, der nicht wochenalt« wird. Bei Jahresbeginn werden wie im alten China die bösen Geister durch ein gewaltiges Feuerwerk vertrieben und die Katze, die ihm in verkehrter Richtung über den Weg gelaufen ist, hat schon manchem Menschen den ganzen Tag verdorben.

Aber nicht nur alter Aberglaube ist weiter im Schwange, der neue Aberglaube hat überhand genommen und ist vorherrschend geworden in eben dem Maße, wie man den Glauben an unseren Herrn und Heiland Jesus Christus verleugnet hat.

– Der sogenannte »moderne Mensch« beschäftigt sich mit Horoskopen und geht zur Wahrsagerin. Selbst das bescheidenste Anzeigenblättchen auf dem Lande, das jedermann frei Haus geliefert wird, bietet per Inserat Dienste von Astrologen und Wahrsagern an.

– Große Illustrierte boten schon vor Jahren per Inserat Glück und Gesundheit versprechende Amulette zum Verkauf an.

– Okkulte Praktiken, Tischrücken u.ä. sind zu Gesellschaftsspielen geworden.

– Das okkulte Nerokreuz, das satanische Gegenbild des Kreuzes, an dem unser Herr Jesus Christus die Sünde der ganzen Welt getragen hat, wird als Zeichen des Kampfes gegen atomare Aufrüstung und als Friedenssymbol an die Wände gepinselt.

– In der transzendentalen Meditation meditieren diejenigen, welche das Mantra empfangen haben, wissentlich oder unwissentlich, über Verse, die zu Ehren hinduistischer Gottheiten geschrieben wurden.

– Magische Praktiken werden in unserem Kulturkreis heutzutage sogar planmäßig verbreitet.

– Mehr und mehr ergreift selbst der unverhüllte Satanskult Raum.
Ist ein Unternehmer, der eine vollelektronische Fabrikanlage besitzt und sich in transzendentaler Meditation »entspannt«, ein »moderner Mensch«?
Ist der rasante junge Sportwagenfahrer mit dem Amulett um den Hals und/oder der Christophorusplakette am Handgelenk ein »moderner Mensch«?
Ist der Politiker, der sich vor schwerwiegenden Entscheidungen von einer renommierten Wahrsagerin beraten läßt, ein »moderner Mensch«?
Ist der Revoluzzertyp, der mit Farbtopf und Sprühpistole okkulte Zeichen an die Wände schmiert, ein »moderner Mensch«?

Wie steht es dann aber mit den durch die theologische Aufklärung inzwischen eingebürgerten Redensarten:

– »Ein moderner Mensch kann die Lehre von der stellvertretenden Genugtuung durch den Tod Jesu Christi nicht verstehen.«

– »Man kann dem modernen Menschen, der den elektrischen Lichtschalter bedient, unmöglich zumuten, an Engel oder an Dämonen zu glauben.« (Um Mißverständnissen vorzubeugen: Christen glauben nicht an Engel oder Dämonen, sondern an Gott, den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist. Aber sie wissen aus Gottes Wort, dass es Engel und Dämonen gibt.)

Wie steht es mit der Behauptung: »Die Normen der Bibel gelten nicht mehr für den modernen Menschen«?
Was haben wir von dem vielfältigen Gerede zu halten in der Art: »Ein moderner Mensch kann unmöglich …« wobei unterstellt wird, dass einer, der heute lebt und es trotzdem tut, kein »moderner Mensch« ist, sondern ein »ewig gestriger«, der es ja, bei genügender Aufklärung und dem nötigen Gruppendruck vielleicht doch noch lernen wird?
Angesichts der Relativität des Begriffes »modern« bzw. »moderner Mensch« erweisen sich die oben zitierten theologischen Redensarten mit ihrer Vermischung von Relativen und Absoluten als ungegründete Schlagworte mit demagogischem Charakter.

2. Der moderne Mensch will von der Bibel angeblich nichts wissen. Weiß denn die Bibel etwas von dem modernen Menschen?

Die relative Modernität, in der das, was heute modern ist, morgen schon als gestrig und übermorgen als vorgestrig gilt, wird in der Bibel als das genommen, was es ist, als »Haschen nach Wind« (Pred 1,14) und das Urteil darüber steht im Prediger Salomons: »Es gibt nichts Neues unter der Sonne« (Pred 1,9).
Gottes Wort redet aber auch über den modernen Menschen, der den »modernen Menschen« von 1525, 1789, 1848, 1918, 1945, 1984 usw. überholt. Es redet nämlich über den Menschen in den letzten Tagen, bevor Gottes gewaltige Endgerichte über diese Erde gehen werden und danach unser Herr Jesus, der Menschensohn, als Richter auf ihr erscheint. Über diesen Menschen der letzten Tage sagt Gottes Wort zweierlei:

Zum Ersten: Dieser Mensch lebt grundsätzlich nicht anders, als die Menschen vor ihm gelebt haben. Was für ihn das Leben ausmacht, ist das Gleiche geblieben:
– »Denn wie sie waren in den Tagen vor der Sintflut – sie aßen, sie tranken, sie freiten und ließen sich freien bis an den Tag, da Noah in die Arche hineinging und sie achteten es nicht, bis die Sintflut kam und nahm sie alle dahin –, so wird auch das Kommen des Menschensohnes sein« (Mt 24, 37-39).
– »Desgleichen, wie es geschah zu den Zeiten Lots: sie aßen, sie tranken, sie kauften, sie verkauften, sie pflanzten, sie bauten; an dem Tag aber, als Lot aus Sodom ging, da regnete es Feuer und Schwefel vom Himmel und brachte sie alle um. Auf diese Weise wird’s auch gehen an dem Tage, an dem des Menschen Sohn wird offenbar werden« (Lk 17,28-30).

Der unüberholbar moderne Mensch, der Mensch der letzten Tage, lebt wie die vielen Generationen vor ihm gelebt haben:
Er ißt, trinkt, heiratet, kauft, verkauft, pflanzt und baut. Dieses »normale« menschliche Leben, das an sich nicht verkehrt ist, erweist sich in seiner Blindheit gegenüber den Zeichen der Zeit als verhängnisvoll. Es ist das Leben, das sich mit dem Natürlichen begnügt und nicht nach Gott fragt. Dieses Leben steht unter Gottes Gericht:
»Denn Gottes Zorn vom Himmel her ist offenbart über alles gottlose Wesen und Ungerechtigkeit der Menschen, die die Wahrheit in Ungerechtigkeit gefangen halten. Denn was man von Gott erkennen kann, ist unter ihnen offenbar; Gott hat es ihnen offenbart. Denn Gottes unsichtbares Wesen, das ist seine ewige Kraft und Gottheit, wird ersehen seit der Schöpfung der Welt und wahrgenommen in seinen Werken, so dass sie keine Entschuldigung haben. Sie wußten, dass ein Gott ist und haben ihn nicht gepriesen als einen Gott noch ihm gedankt, sondern haben ihre Gedanken dem Nichtigen zugewandt und ihr unverständiges Herz ist verfinstert … Darum hat sie auch Gott dahingegeben in ihrer Herzen Gelüste, in Unreinigkeit, zu schänden ihre eigenen Leiber an sich selbst, sie, die Gottes Wahrheit verwandelt haben in Lüge und haben geehrt und gedient dem Geschöpf statt dem Schöpfer, der da gelobt ist in Ewigkeit. Amen … Und gleichwie sie es für nichts geachtet haben, dass sie Gott erkannten, hat sie auch Gott dahingegeben in verworfenem Sinn, zu tun, was nicht taugt« (Röm 1,18-21.24f.28).

Zum Zweiten zeichnet Gottes Wort von dem Menschen der letzten Tage, dem unüberholbar modernen Menschen, ein deutliches Porträt, in dem jene besonderen Züge hervorgehoben sind, die ihn von den früheren Geschlechtern unterscheiden:
»Das sollst du aber wissen, dass in den letzten Tagen gräuliche Zeiten kommen werden. Denn es werden die Menschen viel von sich halten, geldgierig sein, ruhmredig, hoffärtig, Lästerer, den Eltern ungehorsam, undankbar, gottlos, lieblos, unversöhnlich, Verleumder, zuchtlos, wild, ungütig, Verräter, Frevler, aufgeblasen, die die Lüste mehr lieben als Gott, die da haben den Schein eines gottesfürchtigen Wesens, aber seine Kraft verleugnen sie; solche meide. Zu diesen gehören, die hin und her in die Häuser schleichen und umgarnen die losen Weiber, die mit Sünden beladen sind und von mancherlei Lüsten umgetrieben, immerdar lernen und nimmer zur Erkenntnis der Wahrheit kommen. Gleicherweise wie Jannes und Jambres dem Mose widerstanden, so widerstehen auch diese der Wahrheit: Menschen mit zerrütteten Sinnen, untüchtig zum Glauben« (2Tim 3,1-8).

Ist Ihnen auch die Porträtähnlichkeit mit dem heutigen Menschen aufgefallen? Es lohnt sich, diese Bibelstelle aufgeschlagen neben die Tageszeitung zu legen und zu vergleichen!

Bei diesem Menschen der Endzeit hat der Geist des Widerchrists Raum gewonnen, der in Gottes Wort klar gekennzeichnet wird:
»Wer ist ein Lügner, wenn nicht, der da leugnet, dass Jesus der Christus sei? Das ist der Widerchrist, der den Vater und den Sohn leugnet« (1Joh 2,22).
»Ihr Lieben, glaubet nicht einem jeglichen Geist, sondern prüfet die Geister, ob sie von Gott sind; denn es sind viele falsche Propheten ausgegangen in die Welt. Daran sollt ihr den Geist Gottes erkennen: ein jeglicher Geist, der da bekennt, dass Jesus Christus ist im Fleisch gekommen, der ist von Gott und ein jeglicher Geist, der Jesus nicht bekennt, der ist nicht von Gott. Und das ist der Geist des Widerchrists, von welchem ihr habt gehört, dass er kommen werde und ist jetzt schon in der Weit« (1Joh 4,1-3).

»Wir haben gesehen und bezeugen, dass der Vater den Sohn gesandt hat als Heiland der Welt« (1Joh 4,14). Das ist das Bekenntnis des Glaubens. Aber dieses Bekenntnis ist rar geworden in Kirche und Theologie und wo es noch sonntäglich gesprochen wird, ist es weithin zu einem Lippenbekenntnis geworden, bei dem jeder das, was er meint, von dem, was er sagt, unterscheidet.

Gottes Wort hat vorhergesagt, wie die Theologie des modernen Menschen, des Menschen der letzten Tage, aussehen wird:
– »Es waren aber auch falsche Propheten unter dem Volk, wie auch unter euch falsche Lehrer sein werden, die verderbliche Lehrmeinungen heimlich einführen werden, indem sie den Gebieter, der sie erkauft hat, verleugnen und sich selbst schnelles Verderben zuziehen. Und viele werden ihren Ausschweifungen nachfolgen, um derentwillen der Weg der Wahrheit verlästert wird. Und aus Habsucht werden sie euch mit betrügerischen Worten kaufen, denen das Gericht von Alters her nicht zögert und ihr Verderben schlummert nicht« (2Petr 2,1-3).

– »Denn gewisse Menschen haben sich heimlich eingeschlichen, die längst zu diesem Gericht vorher aufgezeichnet sind, Gottlose, welche die Gnade unseres Gottes in Ausschweifung verkehren und den alleinigen Gebieter und unseren Herrn Jesus Christus verleugnen … Diese sind Murrende, die mit dem Schicksal hadern und nach ihren Begierden wandeln und ihr Mund redet stolze Worte, obwohl sie des Vorteils halber Personen bewundern. Ihr aber, Geliebte, gedenkt der von den Aposteln unseres Herrn Jesus Christus vorausgesagten Worte. Denn sie sagten euch, dass am Ende der Zeit Spötter sein werden, die nach ihren Begierden der Gottlosigkeit wandeln. Diese sind es, die Trennungen verursachen, irdisch Gesinnte, die den Geist nicht haben« (Jud 4,16-19).

– »… dies wißt, dass in den letzten Tagen Spötter mit Spötterei kommen werden, die nach ihren eigenen Begierden wandeln und sagen: Wo ist die Verheißung seiner (d.h. des Herrn) Ankunft? Denn seitdem die Väter entschlafen sind, bleibt alles so von Anfang der Schöpfung an« (2Petr 3,3f.).

Gott kennt den »modernen Menschen«. Er hat ihn längst durchschaut. Das nach dem Gerede vieler antiquierte Bibelbuch hat als Gottes Wort längst offenbar gemacht, wie es um den modernsten aller modernen Menschen steht, um den Menschen der Endzeit. Er ist vor Gott offenbar und kann in der Bibel nachlesen, wie Gott über ihn denkt!

Kommt uns in dieser Situation ein Schrecken an? Müssen wir mit Psalm 139 bekennen: Herr, du erforschest mich und kennest mich. Ich sitze oder stehe auf, so weißt du es; du verstehst meine Gedanken von ferne. Ich gehe oder liege, so bist du um mich und siehst alle meine Wege. Denn siehe, es ist kein Wort auf meiner Zunge, das du, Herr, nicht schon wüßtest. Von allen Seiten umgibst du mich und hältst deine Hand über mir. Diese Erkenntnis ist mir zu wunderbar und hoch, ich kann sie nicht begreifen. Wohin soll ich gehen vor deinem Geist, und wohin soll ich fliehen vor deinem Angesicht?

Psalm 139,1-7
Es gibt einen Zufluchtsort, an dem wir uns bergen können vor Gottes Zorn, der zu Recht über unsere Sünde ergeht: Das ist unser Heiland Jesus Christus und Sein Werk von Golgatha.

Laßt uns heute zu Ihm gehen. »Heute, so ihr seine Stimme hört, so verstocket euer Herz nicht!« (Ps 95,7f.) Für die Sünde unserer Gottlosigkeit und für die zahlreichen Sünden, die daraus gekommen sind, ist Jesus Christus ans Kreuz gegangen. An unserer Stelle hat Er dort gehangen. An unserer Stelle hat Ihn der Zorn unseres Schöpfers dort getroffen. »Die Strafe lag auf Ihm, auf dass wir Frieden haben« (Jes 53,5). Gott selber hat Seinen geliebten Sohn als Opferlamm für uns gegeben: »So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzig geborenen Sohn gab, auf dass alle, die an ihn glauben, nicht verlorengehen, sondern das ewige Leben haben« (Joh 3,16).

Ewiges Leben, das ist nicht nur »Leben nach dem Tode«. Es ist das kostbare, wunderbare, sinnvolle und erfüllte Leben, das Gott denen gibt, die den Weg der Nachfolge Jesu gehen. Es ist Leben in Ewigkeit, das einmündet in die ewige Herrlichkeit und Freude vor Gottes Angesicht.

Wer Jesus in sein Leben aufnimmt, dem gibt Gott der Vater Vollmacht, sein Kind zu sein (Joh 1,12). Können wir überhaupt erfassen, was es heißt, Kinder dessen zu sein, der Himmel und Erde geschaffen hat? Noch ist die Herrlichkeit verborgen, die das bedeutet. Aber eines Tages wird sie offenbar werden.
Laß dich versöhnen mit Gott, der das alles für dich bereit hält. Nimm Seine größte Gabe heute an: Seinen lieben Sohn, dahingegeben um unserer Sünde willen und auferweckt um unserer Gerechtigkeit willen (Röm 4,2). Mit ihm will Gott uns alles schenken (Röm 8,32).

Eines sollst du aber wissen: Wenn Jesus dein Heiland wird, dann will Er auch dein Herr sein. Er will dein Leben regieren. Nur so kann Er aus deinem Leben etwas Gutes machen – zum Lobe Seiner Herrlichkeit. Du sollst nicht länger beherrscht werden durch Süchte, Sünden und Begierden und durch Todesfurcht ein Leben lang versklavt sein. Du sollst geführt und geleitet werden von dem Guten Hirten, der dich liebt.

Gottes Wort

1. Das Wort Gottes ist inspiriert.

a) Wir haben darüber zwei direkte Zeugnisse in der Heiligen Schrift.
Das erste finden wir in 2. Timotheus 3,16f.: »Die gesamte Schrift ist von Gott eingegeben und nütze zur Lehre, zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur Unterweisung in der Gerechtigkeit, damit der Mensch Gottes vollkommen sei, zu jedem guten Werk völlig zugerüstet.«

Das zweite Zeugnis steht in 2. Petrus 1,19-21: »Und so besitzen wir das prophetische Wort um so fester und ihr tut gut, darauf zu achten als auf eine Lampe, die an einem dunklen Ort leuchtet, bis der Tag anbricht und der Morgenstern in euren Herzen aufgeht, indem ihr dies zuerst wißt, dass keine Weissagung der Schrift aus eigener Deutung geschieht. Denn niemals wurde eine Weissagung durch den Willen eines Menschen hervorgebracht, sondern von Gott her redeten Menschen, getrieben vom Heiligen Geist.«

Diese beiden Zeugnisse drücken nicht bloß aus, »dass Gottes Geist, Gottes Weisheit in diese Schriften eingegangen sind«.1 Sie beschränken sich auch nicht auf die Feststellung, dass die Verfasser der Schrift die Erfahrung von Römer 8,14 gemacht haben und deshalb der Geist Gottes ihnen wie im Allgemeinen, so »auch beim Abfassen der neutestamentlichen Schriften […] beigestanden und geholfen hat«.

Theopneustos, 2. Timotheus 3,16, heißt nicht: »den Geist Gottes atmend«, sondern »von Gott eingehaucht«. Das ist ein gewaltiger Unterschied. Es besagt, dass Gott der Urheber der Schrift ist.
Die biblischen Verfasser wurden nicht »zu fehl- und irrtumslosen Menschen«, auch nicht »für die Zeit der Abfassung ihrer Schriften«, sondern »sie redeten von Gott her, getrieben durch den Heiligen Geist«.

Gottes Wort selbst bezeugt klar Gottes Heiligen Geist als Urheber der Schrift. Die Inspiration der Schrift ist durch die Schrift selbst bezeugt. Die Inspirationslehre ist deshalb keine »unnötige Schutzmauer um die Bibel«,5 sondern die lehrmäßige Zusammenfassung dessen, was Gottes Wort von sich selber sagt. Das ist nicht »Römer 8,14 und verwandten Stellen« zu entnehmen, 6 sondern in erster Linie 2. Timotheus 3,16f. und 2. Petrus 1,19-21. Dort wird »eine besondere Geistesleitung für die Niederschrift der biblischen Bücher« ausdrücklich bezeugt. Deshalb setzt man sich in Widerspruch zur Heiligen Schrift, wenn man diese Annahme für »unnötig und biblischtheologisch bedenklich« erklärt.

b) Das Selbstzeugnis der Heiligen Schrift bezeugt die Inspiration gleicherweise als Verbalinspiration und als Personalinspiration.
Das Zeugnis für die Verbalinspiration ist 2. Timotheus 3,16f. Diese Stelle sieht auf das Ergebnis der Inspiration: »Die gesamte Schrift ist von Gott eingegeben und nütze zur Lehre, zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur Unterweisung in der Gerechtigkeit….« D.h.: Es ist nichts ausgenommen, es gibt keine Worte in der Schrift, für welche die Inspiration nicht gilt.
Das Zeugnis für die Personalinspiration finden wir in 2. Petrus 1,19-21. Es hat die Weise der Inspiration im Blick: »Von Gott her redeten Menschen, getrieben vom Heiligen Geist.« D.h.: Es geschah durch die Leitung des Heiligen Geistes von innen, nicht nach mechanischem Diktat.

Die Verbalinspiration ist also keine Idee, welche im 16. Jahrhundert aufkam. Sie wird von der Heiligen Schrift bezeugt und dementsprechend auch von den Kirchenvätern vertreten. Personalinspiration und Verbalinspiration sind keine konkurrierenden Lehrmeinungen, zwischen denen wir die Wahl treffen können, sondern sind lediglich zwei Sichtweisen ein und desselben Sachverhaltes, die Gottes Wort uns vermittelt.

Von der Verbalinspiration ist die im 16. Jahrhundert aufgekommene Diktattheorie zu unterscheiden. Sie ist ein mißglückter menschlicher Versuch, die Verbalinspiration zu erklären.

Rechte Lehre von der Personalinspiration steht zwar im Gegensatz zur Diktattheorie, aber nicht im Gegensatz zur Verbalinspiration. Wenn sie sich zur Verbalinspiration in Gegensatz stellt, dann hat sie aufgehört, Inspirationslehre zu sein und ist nicht mehr schriftgemäß.

c) Treue gegenüber Gottes Wort verbietet auch die Behauptung: »Die Schrift ›ist‹ also nicht Gottes Wort, denn Gottes Wort ist ewig, die Schrift ist zeitlich.«9 Durch seine Inspiration hat Gott das von Menschen geredete und geschriebene Wort der Zeitlichkeit entnommen.

Über die beiden Hauptzeugnisse hinaus finden wir nahezu auf jeder Seite der Bibel das Selbstzeugnis, Gottes Wort bzw. Heilige Schrift zu sein. Wenn wir diesem Selbstzeugnis der Bibel keinen Glauben schenken, setzen wir uns nicht nur in Widerspruch zu Gottes Wort, sondern erklären damit zugleich Gott selber, den Urheber der Schrift, zum Lügner. Wir widerstehen damit auch dem, der das Wort selber ist (Joh 1,1ff.) und »treu und wahrhaftig« heißt (Offb 19,11). Er ist »der Weg, die Wahrheit und das Leben« (Joh 14,6). An Ihm entscheidet sich darum auch, was Wahrheit ist: »Wer aus der Wahrheit ist, der höret meine Stimme« (Joh 18,37).

Sollte ich ein Professor, ein Pastor, ein Superintendent oder ein Bischof sein und Gott keinen Glauben schenken? Kann ich Ihm denn dienen, wenn ich Ihm nicht glaube, was Er sagt? Ich behandle Ihn dann wie einen Vater, dem ich auf Schritt und Tritt zeige: Du bist alt, ich habe keinen Respekt mehr vor dir, dein Wort gilt mir nichts.
Gott ist unser Schöpfer und wir leben von Seiner Gnade, dass Er Jesus für uns dahingegeben hat. Wer da meint, er könne sich solche Respektlosigkeit gegenüber Seinem Wort herausnehmen, der sei gewarnt: »Irret euch nicht, Gott läßt sich nicht spotten« (Gal 6,7).

Vielleicht sind hier Menschen, denen jetzt die Augen aufgegangen sind. Sie haben nicht gewußt, was sie taten. Sie sind mit Gottes Wort umgegangen, wie sie es gelernt haben. Für sie ist heute ein guter Tag. Sie können umkehren von ihren verkehrten Wegen. Gott ist barmherzig und gnädig und wartet darauf, jeden, der umkehrt, in Seine Vaterarme zu schließen. Er vergibt ihm gern um Jesu willen.
d) Die historisch-kritische Theologie sagt: Wir können die Bibel nicht als Heilige Schrift betrachten, sondern höchstens als ein Buch, das den Anspruch erhebt, Heilige Schrift zu sein. Es gibt andere Bücher, welche den gleichen Anspruch erheben: den Koran, die Veden und andere mehr. Laßt uns deshalb von diesem Anspruch absehen und an die Bibel herangehen wie an jedes andere Buch.
Es stimmt, dass es auch andere Bücher gibt, die den Anspruch erheben, Heilige Schrift zu sein. Sollen wir deshalb die Bibel als eine Schrift unter vielen ansehen? Sollen wir sie vergleichen mit den Veden oder dem Koran, um zu sehen, ob sie nicht vielleicht hier und da noch ein wenig besser ist?

Das tut die historisch-kritische Theologie. Aber sie ist damit auf einem verkehrten Weg. So, wie die Götter aller Völker »Nichtse« sind (1Chr 16,26; Ps 96,5; Ps 97,7; Jer 2,11; Jer 5,7), so sind auch die heiligen Bücher anderer Religionen, welche den Anspruch auf Offenbarung erheben, nichts. Ich weiß, unsere gute Erziehung zur Toleranz lehnt sich gegen diesen Gedanken auf. Wir möchten das für ehrwürdig halten, was anderen Menschen, die wir achten, lieben und schätzen, heilig ist. Aber der Satz ist dennoch wahr. Wenn nach Gottes Wort die Götter aller Völker »Nichtse« sind, dann sind zwangsläufig auch ihre heiligen Bücher, welche den Anspruch auf Offenbarung erheben, nichts, denn sie offenbaren nicht den einen wahren Gott, der nicht nur Schöpfer Himmels und der Erden, sondern auch der Vater unseres Herrn Jesus Christus ist und mit Ihm und dem Heiligen Geist ein Gott und sie können nicht den Weg zur Rettung weisen.

Wenn wir uns auf die Ebene herunterziehen lassen, auf der man solche »Heiligen Schriften« miteinander vergleicht, um dann vielleicht der Bibel einen relativen Vorrang zuzubilligen, dann machen wir uns des Götzendienstes schuldig. Laßt uns aus Gottes Wort lernen, wie gewaltig unser Gott ist und wie erbärmlich und töricht solch ein Götzendienst.

Gottes Wort beschreibt uns in Jesaja 40,12-17 unseren Gott: »Wer hat die Wasser gemessen mit seiner hohlen Hand und die Himmel abgegrenzt mit der Spanne und hat den Staub der Erde in ein Maß gefaßt und die Berge mit der Waage gewogen und die Hügel mit Waagschalen? Wer hat den Geist des Herrn gelenkt und wer, als sein Ratgeber, ihn unterwiesen? Mit wem beriet er sich, dass er ihm Verstand gegeben und ihn belehrt hätte über den Pfad des Rechts und ihn Erkenntnis gelehrt und ihm den Weg der Einsicht kundgemacht hätte? Siehe, Nationen sind geachtet wie ein Tropfen am Eimer und wie ein Sandkorn auf der Waagschale. Siehe, Inseln sind wie ein Stäubchen, das emporschwebt. Und der Libanon reicht nicht hin zum Brennholz und sein Wild reicht nicht hin zum Brandopfer. Alle Nationen sind wie nichts vor ihm und werden von ihm geachtet wie Nichtigkeit und Leere.«

An der gleichen Stelle führt uns Gottes Wort die Torheit des Götzendienstes vor Augen: Da werden »Götter« angebetet, die sich der Mensch selber gemacht hat: »Und wem wollt ihr Gott vergleichen und was für ein Gleichnis wollt ihr ihm an die Seite stellen? Hat der Künstler das Bild gegossen, so überzieht es der Schmelzer mit Gold und schweißt silberne Ketten daran. Wer arm ist, so dass er nicht viel opfern kann, der wählt ein Holz, das nicht fault; er sucht sich einen geschickten Künstler, um ein Bild herzustellen, das nicht wanke« (Jes 40,18-20) .
Wie kann man nur den lebendigen Gott mit den Machwerken von Menschen vergleichen! Er ist nicht nur der Schöpfer, er ist auch der Herr, unser Gott, der Allmächtige, der regiert. Er ist es, der die ganze Schöpfung in jedem Augenblick erhält und alles Geschehen darin lenkt:

»Wißt ihr es nicht? Hört ihr es nicht? Ist es euch nicht von Anbeginn verkündet worden? Habt ihr nicht Einsicht erlangt in die Grundlage der Erde? Er ist es, der da thront über dem Kreise der Erde und ihre Bewohner sind wie Heuschrecken; der die Himmel ausgespannt hat wie einen Flor und sie ausgebreitet wie ein Zelt zum Wohnen; der die Fürsten zu nichts macht und die Richter der Erde in Nichtigkeit verwandelt. Kaum sind sie gepflanzt, kaum sind sie gesät, kaum hat ihr Stock Wurzeln in die Erde getrieben: da bläst er sie schon an und sie verdorren und ein Sturmwind rafft sie wie Stoppeln hinweg. Wem denn wollt ihr mich vergleichen, dem ich gleich wäre? spricht der Heilige. Hebet zur Höhe eure Augen empor und sehet: Wer hat diese da geschaffen? Er, der ihr Heer herausführt nach der Zahl, ruft sie alle mit Namen; wegen der Größe seiner Macht und der Stärke seiner Kraft bleibt keines aus« (Jes 40,21-26).

Unser Gott allein ist es, der die Zukunft heraufführt und deshalb ist Er auch allein in der Lage, das Zukünftige zu verkünden. Auch daran gemessen erweisen sich die Götter der Völker als Nichtse. »Bringet eure Rechtssache vor, spricht der König Jakobs. Sie mögen herbeibringen und verkünden, was sich ereignen wird: das Zunächstkommende, was es sein wird, verkündet, damit wir es zu Herzen nehmen und dessen Ausgang wissen; oder laßt uns das Künftige hören, verkündet das späterhin Kommende, damit wir uns gegenseitig anblicken und miteinander es sehen. Siehe, ihr seid nichts und euer Tun ist Nichtigkeit; ein Greuel ist, wer euch erwählt« (Jes 41,21-24).

Wer Gottes Wort, das Wort des Schöpfers des Himmels und der Erde, des Herrn, unseres Gottes, des Allmächtigen, der regiert, des Vaters unseres Herrn Jesus Christus« für grundsätzlich vergleichbar hält mit anderen »heiligen Schriften«, der macht sich des Götzendienstes schuldig. Er zieht Gott auf die Ebene der Götzen herab.

Somit erwies sich der religionsgeschichtliche Vergleich, der grundlegend ist für die historisch-kritische Theologie, als Greuel von Götzendienst. Er duldet andere Götter neben Gott und erweist ihnen die gleiche Ehre.

e) Als inspiriertes Gotteswort ist die Heilige Schrift von Irrtümern frei, nicht nur im Bereich von Glauben und Leben, sondern in allen übrigen Bereichen auch. Im Zweifelsfall gilt Gottes Wort und nicht unsere vermeintliche Einsicht.

Gott sagt von sich selber: »Ich wache über meinem Worte, es auszuführen« (Jer 1,12). Sollte Er nicht über Seinem Wort gewacht haben, als es niedergeschrieben und gesammelt wurde?
Gott sagt von sich selbst in Seinem Wort: »Gleich Wasserbächen ist eines Königs Herz in der Hand des Herrn, wohin immer er will, neigt er es« (Spr 21,1). Sollte Er die Herzen derer, denen Er Sein Wort eingehaucht hat, nicht davor bewahrt haben, aus begrenzter menschlicher Kenntnis und Einsicht der Heiligen Schrift Irriges oder Unzutreffendes beizumischen? Wer wagt es, Ihm darin Ohnmacht oder Versäumnis zu unterstellen?

2. Timotheus 3,16f. besagt klar und deutlich, dass die Heilige Schrift nichts Irriges oder Unzutreffendes enthält. Denn andernfalls wäre nicht »die gesamte Schrift« »nütze zur Lehre, zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur Unterweisung in der Gerechtigkeit«. Irriges oder Unzutreffendes kann solchen Dienst nicht tun.
Wie können wir es wagen, im Bereich der Naturwissenschaften oder Geschichte oder auf anderen Fachgebieten Gottes Wort Irrtümer nachzurechnen; wir, deren wissenschaftliche Erkenntnisse von gestern und vorgestern heute schon Makulatur geworden sind? Wehe uns, wenn wir solche Vermessenheit besitzen! Müssen wir uns nicht in Grund und Boden schämen, wenn wir zu sagen wagen: »Hier irrt Gottes Wort«? Wie wollen wir damit dereinst vor den Flammenaugen Jesu bestehen, wenn unsere gelehrten Bücher, die solches verbreitet haben, wie Spreu verbrennen? Laßt uns umkehren und Zuflucht nehmen bei unserem Heiland Jesus Christus!

Gottes Wort hat die heutige Theologie längst durchschaut:
Der Gemeine, wörtlich: der Tor (dessen Torheit aber nicht Mangel an Intelligenz ist, sondern Gottlosigkeit) wird edel genannt und der Arglistige, der Betrüger wird vornehm geheißen (vgl. Jes 32,5). Sind wir nicht gottlose Toren, wenn wir mit Gottes Wort so umgehen, als ob es Gott nicht gäbe? Und genau das tut die historisch-kritische Theologie! Sind wir nicht arglistige Betrüger, wenn wir durch einen solchen Umgang mit der Heiligen Schrift Gottes Wort verfälschen, so dass es der Gemeinde nicht mehr rein und lauter dargereicht wird? Aber jene, die solches tun, werden edel genannt, gelten als ehrbare Wissenschaftler, finden Anerkennung in der Kirche und in der Welt. Sie werden vornehm geheißen – sie erwerben Titel, werden Doktor und Professor und werden oft sogar zu Bischöfen ernannt.

Gottes Wort aber sagt von solchen: »Denn ein gemeiner Mensch redet Gemeinheit; und sein Herz geht mit Frevel um, um Ruchlosigkeit zu verüben und Irrtum zu reden wider den Herrn, um leer zu lassen die Seele des Hungrigen und dem Durstigen den Trank zu entziehen. Und der Arglistige, seine Werkzeuge sind böse: er entwirft böse Anschläge, um die Sanftmütigen durch Lügenreden zugrunde zu richten, selbst wenn der Arme sein Recht dartut« (Jes 32,6-8).

Genauso geschieht es heute: Gottes Wort, verfälscht durch historische Kritik, läßt die Seele des Hungrigen leer. Der Trank des lebenspendenden Wassers, des lebendigen Gotteswortes, wird dem Durstigen dadurch entzogen. Wenn aber einer der Sanftmütigen, der durch Gottes Wort belehrt ist, aus Gottes Wort sein Recht dartut, dann wird er – im Namen der Wissenschaft – in Grund und Boden debattiert. Denn er steht als Armer da: er hat nicht studiert, er besitzt keinen Titel und kann kein Examen vor einer menschlichen Instanz nachweisen.

Aber so muß es nicht bleiben, denn unser Heiland Jesus ist erschienen: »Siehe, ein König wird regieren in Gerechtigkeit und die Fürsten, sie werden nach Recht herrschen. Und ein Mann wird sein wie ein Bergungsort vor dem Winde und ein Schutz vor dem Regensturm, wie Wasserbäche in dürrer Gegend, wie der Schatten eines gewaltigen Felsens in lechzendem Lande. Und die Augen der Sehenden werden nicht mehr verklebt sein und die Ohren der Hörenden werden aufmerken und das Herz der Unbesonnenen wird Erkenntnis erlangen und die Zunge der Stammelnden wird fertig und deutlich reden. Der gemeine Mensch wird nicht mehr edel genannt und der Arglistige nicht mehr vornehm geheißen werden« (Jes 32,1-5).

Laßt uns durch Gottes Gnade Erkenntnis erlangen und Edle werden, die Edles entwerfen und auf Edlem bestehen (Jes 32,8), damit die Seelen der Hungrigen nicht leer bleiben und den Durstigen nicht der Trank entzogen wird und die Sanftmütigen nicht länger durch Lügenreden zugrunde gerichtet werden. 2. Das Wort Gottes ist ungeteilt

a) Es ist ganz und gar Gottes Wort. Es nach unserer Wertschätzung einzustufen, ist Anmaßung. In der historisch-kritischen Theologie ist es jedoch üblich,
den einzelnen Teilen des Wortes Gottes nicht die gleiche Wertschätzung zuzuerkennen, sondern stattdessen einige Bestandteile der Heiligen Schrift zum Maßstab zu machen, um das Übrige daran zu messen und abzuwerten. Man sucht solchermaßen nach dem »Kanon im Kanon« und betreibt, wie man sagt, Sachkritik.

Zwei Beispiele sollen hier genannt werden:
– Die sogenannte »präsentische Eschatologie« im Johannesevangelium wird ausgespielt gegen die futurische Eschatologie in den drei übrigen, sogenannten synoptischen Evangelien. Dabei sieht man sich allerdings genötigt, diejenigen Aussagen im Johannesevangelium, welche sich der unterstellten präsentischen Eschatologie nicht einfügen, einer »kirchlichen Redaktion« zuzuschreiben.

– Die christologischen Aussagen im Römerbrief werden ausgespielt gegen die sogenannte »kosmische Christologie« des Epheser- und Kolosserbriefes. Das dient u.a. dazu, jene Briefe als unpaulinisch hinzustellen und damit faktisch als geringerwertig einzuschätzen. Paulus rangiert vor den »Deuteropaulinen«.
Wo der Feind uns nicht vom ganzen Wort abbringen kann, versucht er, uns zur Anmaßung eigener Wertung zu verführen. Das ist ihm selbst bei Martin Luther gelungen, der nun mit seiner Abwertung des Jakobusbriefes als »stroherner Epistel« zum Kronzeugen für die historisch-kritische Theologie gemacht worden ist. Lasst uns wachsam sein, denn unser »Widersacher, der Teufel, geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlingen könne« (1Petr 5,8).
Wer in Form von Sachkritik aus Gottes Wort auswählt, was er für maßgeblich hält, ist einem Götzenbildner zu vergleichen, der sich selbst den Gott schafft, den er anbetet. Welche Torheit: Ein vergänglicher Mensch, der Speise und Trank benötigt für seine Erhaltung, wagt es, einen Gott zu schaffen. Er schafft ihn nach seinem eigenen Bild, entsprechend seiner Begrenztheit. Er ist genötigt, das Material dazu aus der Schöpfung des Gottes zu nehmen, der Himmel und Erde und auch ihn selber geschaffen hat. Das gleiche Material, das zur Befriedigung seiner übrigen Bedürfnisse gebraucht wird, dient ihm zur Erschaffung des Gottes, den er anbetet:

»Die Bildner geschnitzter Bilder sind allesamt nichtig und ihre Lieblinge nützen nichts; und die für sie zeugen, sehen nicht und haben keine Erkenntnis, damit sie beschämt werden. Wer hat einen Gott gebildet und ein Bild gegossen, dass es nichts nütze? Siehe, alle seine Genossen werden beschämt werden; und die Künstler sind ja nur Menschen. Mögen sie sich alle versammeln, hintreten: erschrecken sollen sie, beschämt werden allzumal! Der Eisenschmied hat ein Werkzeug und er arbeitet bei Kohlenglut und er gestaltet es mit Hämmern und verarbeitet es mit seinem kräftigen Arm. Er wird auch hungrig und kraftlos; er hat kein Wasser getrunken und ermattet. Der Holzschnitzer spannt die Schnur, zeichnet es ab mit dem Stift, führt es aus mit den Hobeln und zeichnet es ab mit dem Zirkel; und er macht es wie das Bildnis eines Mannes, wie die Schönheit eines Menschen, damit es in einem Haus wohne. Man haut sich Zedern ab oder nimmt eine Steineiche oder eine Eiche und wählt sich aus unter den Bäumen des Waldes; man pflanzt eine Fichte und der Regen macht sie wachsen. Und es dient dem Menschen zur Feuerung und er nimmt davon und wärmt sich; auch heizt er und bäckt Brot; auch verarbeitet er es zu einem Gott und wirft sich davor nieder, macht ein Götzenbild daraus und betet es an. Die Hälfte davon hat er im Feuer verbrannt; bei der Hälfte davon ißt er Fleisch, brät seinen Braten und sättigt sich; auch wärmt er sich und spricht: Ha! mir wird’s warm, ich spüre Feuer. Und das Übrige davon macht er zu einem Gott, zu seinem Götzenbild –, er betet es an und wirft sich nieder und er betet zu ihm und spricht: errette mich, denn du bist mein Gott« (Jes 44,9-17).

Bin ich nur ein Götzendiener, wenn ich meinen Gott aus Erz oder Stein oder Holz mir bilde? Bin ich nicht genauso ein Götzendiener, wenn ich Gottes Wort benutze wie eine Erzgrube wie einen Steinbruch oder einen Wald zum Holzfällen? Wenn ich daraus entnehme, was mir gut scheint und mir daraus mit Hilfe meines Verstandes einen Gott zusammensetze nach dem Bild meiner begrenzten Einsicht?

Der gleiche Verstand, mit dem ein solcher Mensch sein Auto kauft und sein Häuschen finanziert, sich für Öl- oder Kohleheizung entscheidet und sein Geld verdient, muß dafür herhalten, einen Gott herzustellen. Aber Gott sagt: »Ich bin der Herr, das ist mein Name; und meine Ehre gebe ich keinem anderen, noch meinen Ruhm den geschnitzten Bildern« (Jes 42,8). »Die auf das geschnitzte Bild vertrauen, die zu dem gegossenen Bild sagen: Du bist unser Gott! werden zurückweichen, werden gänzlich beschämt werden« (Jes 42,17).

Kann man wohl im Ernstfall solch einem selbstgemachten Gott vertrauen? Wahrlich nicht! Möge deshalb ein jeder, der so mit Gottes Wort umgeht, sich ernsthaft prüfen, ob er sich wirklich auf Gott verläßt oder ob er nicht vielmehr in den Dingen dieser Welt seine Sicherheit sucht.

Mögen wir doch darüber erschrecken, dass ein solcher Götzendienst unter Gottes Volk heute so weit verbreitet ist. Lasst uns Gottes Klage hören: »… mein Volk hat seine Herrlichkeit vertauscht gegen das, was nicht nützt. Entsetzt euch darüber, ihr Himmel und schaudert, starret sehr! spricht der Herr. Denn zwiefach Böses hat mein Volk begangen: Mich, den Born lebendigen Wassers, haben sie verlassen, um sich Zisternen auszuhauen, geborstene Zisternen, die kein Wasser halten« (Jer 2,11-13).

Lasst uns umkehren, wo wir auf verkehrtem Wege sind. Lasst uns Gott bitten, es uns zu zeigen. Oft sind es kleine Anfänge, durch die eine Weiche in die verkehrte Richtung gestellt wird. Die Abweichung kann zuerst ganz gering sein, aber allmählich kommt es heraus, dass wir auf falschem Geleise sind: Hier ein paar Abstriche an Gottes Wort, da ein Achselzucken, dort ein Vorbehalt; die Annahme von ein paar kritischen Gedanken, die sich als Lösung anbieten, wo wir Probleme haben oder man sie uns eingeredet hat, – und schon ist die Bibel für uns nicht mehr ganz das Heilige Wort des lebendigen Gottes.

Lasst uns zum Kreuz gehen, wenn wir gefehlt haben. Auch dafür hat unser Herr Jesus Sein Blut vergossen.

b) Als inspiriertes Wort Gottes, das zwar viele menschliche Verfasser, aber nur einen göttlichen Urheber hat, ist Gottes Wort eine wunderbare Einheit. Sobald ich das Selbstzeugnis des Wortes Gottes von der Inspiration der Schrift im Glauben angenommen habe, fange ich an, die wunderbare Einheit des Wortes Gottes zu erfahren: Wie herrlich ist das Gefüge der Verheißungen auf unseren Herrn und Heiland Jesus Christus und ihrer Erfüllung. Wie kostbar ist die Übereinstimmung zwischen Ezechiel 16 und Lukas 15, zwischen Johannes 10 und Ezechiel 34,11ff. Wie wunderbar ist alles, was in der Offenbarung gesammelt steht, im Einzelnen schon von den Propheten vorhergesagt. Wem noch die Decke vor den Augen hängt, vermag es zwar nicht zu sehen, wer aber Gottes Wort nicht länger ungehorsam ist, dem öffnet es der Heilige Geist.

Wo man Gottes Wort nicht als Einheit sehen will, die einen Urheber hat und in der eines das andere ergänzt, sondern als ein Sammelwerk verschiedener Autoren, deren Profile man herauszuarbeiten sucht, da nimmt man die Einheit des Wortes Gottes auch nicht wahr. Da wird versucht, das Neue Testament gegen das Alte auszuspielen, Paulus gegen Jakobus, 1. Mose 1 gegen 1. Mose 2, 1. Korinther 15 gegen Johannes 5. Da soll denn gar in 1. Mose 2 ein anderer Gottesbegriff vorliegen als in 1. Könige 18 und Jesus einen anderen Gott gebracht haben, als es der Gott des Alten Testamentes war.

Der Grund für solche Fehlurteile ist, wie gesagt, dass man sich zuvor ein Bild von Gott gemacht hat, das als Menschenwerk viel zu klein ist, um die ganze Fülle der Selbstoffenbarung Gottes in Seinem Wort in sich aufzunehmen. Außerdem fehlt es aufgrund der in der theologischen Wissenschaft eingebürgerten Spezialisierung sehr oft an gründlicher Kenntnis des gesamten Wortes Gottes. Wer das Alte Testament wirklich kennt und nicht nur einen zurechtgemachten Begriff davon hat, kann es doch unmöglich gegen das Neue ausspielen und umgekehrt.

3. Das Wort ist identisch

Eine der großen Lügen des Feindes, mit denen er die Menschen von Gottes Wort wegtreibt, ist die Behauptung der »epochalen Bedingtheit« des Menschen. Es wird gesagt, der Mensch habe ein »Zeitgeschick«. Jede Generation sei im Glauben anders dran als die ihrer Väter und Vorväter, da sich ja die äußeren Verhältnisse verändert haben und man in der Technik Fortschritte gemacht hat. Dabei gilt es als unwesentlich, ob es der Fortschritt vom Reismesser zur Sichel oder von der Mähmaschine zum Mähdrescher ist. Es wird behauptet, jede Generation brauche ihren eigenen Zugang zum Wort Gottes, ihre eigene Auslegung und ihre eigene Christologie. Es wird behauptet, dass das Wort Gottes auslegungsbedürftig, auf Auslegung angewiesen sei. Das Frühere gilt als veraltet, wobei auch das Wort Gottes nicht ausgenommen wird. Man sagt, damals habe es andere Produktionsmittel und andere gesellschaftliche Verhältnisse gegeben. Deshalb könnten wir es nicht so wörtlich nehmen, wie es dasteht, sondern nur noch in einer Auslegung, die herausstreicht, was daran für uns heute (noch) gilt.
Aber Gottes Wort sagt dem Menschen im 20. Jahrhundert das Gleiche wie dem im ersten. Der Mensch steht heute vor Gott nicht anders da wie vor ein paar tausend Jahren. Die Produktionsmittel des technischen Zeitalters haben den Menschen nicht wesentlich verändert. Wie in den Tagen Lots und Noahs ist es auch heute noch: Sie essen, sie trinken, sie kaufen, sie pflanzen, sie bauen, sie heiraten und werden geheiratet (vgl. Lk 17,27 und 28). Es wird gesagt, man könne dem modernen Menschen, der den Umgang mit der Technik gewohnt ist, der Radio und Kühlschrank, elektrisches Licht und Auto hat, nicht mehr zumuten, an Totenauferweckung und Wunder, Engel und Dämonen zu glauben. Aber eben dieser moderne Mensch ist einem Aberglauben verfallen, wie man ihn seit Jahrhunderten bei uns nicht mehr gekannt hat: Er verläßt sich auf Amulette und Horoskope, sucht Weisung bei Wahrsagern und befaßt sich sogar mit Satanskult!

Gottes Wort kennt den Menschen, auch den Menschen von heute. Worin er sich wirklich vom Menschen früherer Zeitalter unterscheidet, hat Gott in Seinem Wort bereits vorausgesagt: »Dies aber wisse, dass in den letzten Tagen schwere Zeiten eintreten werden: denn die Menschen werden selbstsüchtig sein, geldliebend, prahlerisch, hochmütig, Lästerer, den Eltern ungehorsam, undankbar, unheilig, lieblos, unversöhnlich, Verleumder, unenthaltsam, grausam, das Gute nicht liebend, Verräter, unbesonnen, aufgeblasen, mehr das Vergnügen liebend als Gott, die eine Form der Gottseligkeit haben, deren Kraft aber verleugnen; und von diesen wende dich weg. Denn aus diesen sind, die sich in die Häuser schleichen und lose Frauen verführen, die mit Sünden beladen sind, von mancherlei Begierden getrieben werden, immer lernen und niemals zur Erkenntnis der Wahrheit kommen können. Auf diese Weise aber, wie Jannes und Jambres Mose widerstanden, so widerstehen auch sie der Wahrheit, Menschen, verdorben in der Gesinnung, im Glauben unbewährt« (2Tim 3,1-8).

Die These, dass Gottes Wort auf Auslegung angewiesen sei und jede Generation ihrer eigenen Auslegung bedürfe, steht der Wahrheit entgegen. Die Auslegungsbedürftigkeit des Wortes Gottes ist ein Kunstprodukt historisch-kritischer Theologie, die das Wort nicht nehmen will, wie es dasteht und deshalb viel Mühe aufwenden muß. Da sie das Wort Gottes auch nicht als Einheit gelten lassen will, kann sie wenig Gebrauch davon machen, dass die Heilige Schrift ihr eigener Ausleger ist. Und da sie den Heiligen Geist nicht als Urheber der Schrift gelten läßt, kann sie ihn auch nicht als Ausleger erfahren. Überdies ist sie durch Unkenntnis behindert, da dem Theologen aufgrund der weitgehenden Spezialisierung zumeist nur Bruchteile der Bibel regelmäßig unter die Augen kommen. Er kennt in der Regel unzählige Bücher über sein Spezialgebiet, aber er kennt seine Bibel nicht.

Es soll aber nicht vergessen werden zu erwähnen, dass bibeltreue Lehrer, die uns im Wort Gottes unterweisen, eine Gnadengabe sind (Eph 4,11). Wir wollen ihren Dienst und die Hilfe ihrer Bücher nicht verachten.

4. Das Wort Gottes ist gewachsen

Abraham und Noah hatten noch nicht das Gesetz und unser Herr Jesus sagt von den Propheten und Gerechten des Alten Bundes: »Wahrlich, ich sage euch, viele Propheten und Gerechte haben begehrt zu sehen, was ihr anschaut und haben es nicht gesehen und zu hören, was ihr hört und haben es nicht gehört« (Mt 13,17). Das Gesetz hat »einen Schatten der zukünftigen Güter, nicht der Dinge Ebenbild selbst« (Hebr 10,1). Irdisches und himmlisches Jerusalem müssen unterschieden werden (Gal 4,25f.) und es ist zu beachten, was für die Nachkommenschaft Abrahams nach dem Fleisch und was für die Kinder der Verheißung geschrieben steht (Röm 4,16; Gal 4,28). Gottes Wort muß in gerader Richtung geschnitten werden (2.Tim 2,15). Wir müssen den Heilsplan Gottes im Blick behalten.
Gottes Wort gibt uns selber Anleitung dafür, es recht zu lesen: »Alle Schrift ist von Gott eingegeben und nütze zur Lehre, zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur Unterweisung in der Gerechtigkeit« (2Tim 3,16).

Gottes Wort belehrt uns, wie wir die Geschichten im Alten Testament zu verstehen haben: »Denn ich will nicht, dass ihr in Unkenntnis darüber seid, Brüder, dass unsere Väter alle unter der Wolke waren und alle durch das Meer hindurchgegangen sind und alle in der Wolke und im Meer auf Mose getauft wurden und alle dieselbe geistliche Speise aßen und alle denselben geistlichen Trank tranken; denn sie tranken aus einem geistlichen Felsen, der sie begleitete. Der Fels aber war der Christus. An den meisten von ihnen aber hatte Gott kein Wohlgefallen, denn sie sind in der Wüste hingestreckt worden. Diese Dinge aber sind als Vorbilder für uns geschehen, damit uns nicht nach bösen Dingen gelüstet, wie es jene gelüstete. Werdet auch nicht Götzendiener wie einige von ihnen, wie geschrieben steht: ›Das Volk setzte sich nieder, zu essen und zu trinken und sie standen auf, zu spielen‹. Auch laßt uns nicht Unzucht treiben, wie einige von ihnen Unzucht trieben und es fielen an einem Tag dreiundzwanzigtausend. Lasst uns auch den Herrn nicht versuchen, wie einige von ihnen ihn versuchten und von den Schlangen umgebracht wurden. Murret auch nicht, wie einige von ihnen murrten und von dem Verderber umgebracht wurden. Alles dieses aber widerfuhr jenen als Vorbild und ist geschrieben worden zur Ermahnung für uns, über die das Ende der Zeitalter gekommen ist« (1Kor 10,1-11).

Wir werden auch angewiesen, Christus in der Schrift zu suchen: »Der Fels aber war Christus«, heißt es in 1. Korinther 10,4. »Ihr erforscht die Schriften«, sagt unser Herr Jesus in Johannes 5,39, »denn ihr meint, in ihnen ewiges Leben zu haben und sie sind es, die von mir zeugen.«
Gottes Wort sagt deutlich genug, wozu es da ist und wie wir es recht gebrauchen: »Denn alles, was zuvor geschrieben ist, ist zu unserer Belehrung geschrieben, damit wir durch das Ausharren und durch die Ermunterung der Schriften die Hoffnung haben« (Röm 15,4). Wenn wir diesen Anweisungen folgen, werden wir mit Gottes Wort recht umgehen und das Erforschen der Schrift wird fruchtbar sein.

5. Das Wort Gottes ist genug
Es ist voll und ganz ausreichend: für jeden Menschen, für jede Epoche, für jede Situation. »Gottes Brünnlein hat Wassers die Fülle« (Ps 65,10). Wir können Gottes Wort nie ausschöpfen. Situationen, von denen die Schreiber des Wortes Gottes nichts wissen konnten, hat Gottes Geist sehr wohl bedacht. Dinge, von denen wir vor wenigen Jahren noch nichts gewußt haben, sind vor zwei- oder dreitausend Jahren bereits aufgeschrieben worden. Als Beispiel dafür sei Daniel 12,8f. genannt: »Und ich hörte es, aber ich verstand es nicht; und ich sprach: Mein Herr, was wird der Ausgang von diesem sein? Und er sprach: Gehe hin, Daniel; denn die Worte sollen verschlossen und versiegelt sein bis zur Zeit des Endes.«
Das Wort Gottes bedarf keiner Ergänzung, weder durch Psychologie oder Tiefenpsychologie noch durch moderne Pädagogik.

Es kennt den Menschen besser, als Psychologie und Tiefenpsychologie ihn zu erkennen vermögen. Soweit beide Elemente von Wahrheit enthalten, sind diese längst zuvor in Gottes Wort zu finden. Überwiegend haben jedoch Psychologie und Tiefenpsychologie antichristlichen Charakter und stehen im Gegensatz zu Gottes Wort.
Wo man gemeint hat, dem Wort Gottes aufgrund von besserer Einsicht und größerer Barmherzigkeit widersprechen zu müssen – zum Beispiel in der Frage des vorehelichen Geschlechtsverkehrs, von Ehe und Ehescheidung – ist am Ende nichts als Elend herausgekommen.

Das gleiche gilt für die moderne Pädagogik. Man hat gemeint, den Kindern wohl zu tun, indem man sich von den Prinzipien der Kindererziehung abwandte, die Gottes Wort uns lehrt. An den Produkten solcher Erziehung läßt sich mittlerweile bereits ablesen, dass Gott es besser weiß, was dem Menschen frommt.
Gottes Wort sagt z.B.: »Narrheit ist gekettet an das Herz des Knaben; die Rute der Zucht wird sie davon entfernen« (Spr 22,15).

»Entziehe dem Knaben nicht die Züchtigung. Wenn du ihn mit der Rute schlägst, wird er nicht sterben. Du schlägst ihn mit der Rute und du errettest seine Seele von dem Scheol« (Spr 23,13f.).
»Wer seine Rute spart, haßt seinen Sohn, aber wer ihn liebhat, sucht ihn früh heim mit Züchtigung« (Spr 13,24).

Die moderne Pädagogik wollte es besser wissen. Sie sagt: Kinder dürfen nicht geschlagen werden, schon gar nicht mit der Rute. Man geht jetzt sogar so weit, dass man behauptet, es sei besser, Kinder überhaupt nicht zu erziehen, sondern sich selbst entfalten zu lassen. Aber wie viele junge Narren laufen bereits heute bei uns herum: unfähig, Verantwortung zu übernehmen und ein normales menschliches Leben zu führen. Sie sind im Herzen daran gebunden, jeder Empfindung von Lust oder Unlust Raum zu geben. Viele verfallen den Drogen und dem Alkohol, sterben an einer Überdosis oder landen schließlich in der Heilanstalt.

Gottes Wort bedarf auch nicht der Ergänzung durch Soziologie. Gott weiß mehr vom Menschen und seinen Beziehungen untereinander, als unsere Vernunftschlüsse ergründen können.
Gottes Wort bedarf ebensowenig der Korrektur durch die Naturwissenschaften. Es hat sich herausgestellt, dass inzwischen naturwissenschaftliche Bibelkritik von den Naturwissenschaften selber überholt worden ist.

Lasst uns doch endlich wie der junge Daniel auf die Tafelkost dieser Welt als Zubrot zu Gottes Wort verzichten. Es wird sich dann schon herausstellen, dass »unsere Angesichter keineswegs verfallener sein werden« (Dan 1,10) als die Angesichter derjenigen, die sich von der königlichen Weisheitskost der Welt ernähren. Wir werden vielmehr in Sachen einsichtsvoller Weisheit solchen Schriftgelehrten überlegen sein (vgl. Dan 1,20).
»Alle Rede Gottes ist geläutert. Ein Schild ist er denen, die auf ihn trauen. Tue nichts zu seinem Wort hinzu, damit er dich nicht überführe und du als Lügner erfunden werdest« (Spr 30,5).

Gottes Wort bedarf auch nicht der Hinzufügung unserer Erfahrungen. Wenn sie nicht im Wort Gottes erfunden werden, dann haben sie beim Wort Gottes nichts zu suchen. Selbst ein Gebrauch der Gaben des Heiligen Geistes, der dem Wort Gottes etwas hinzufügt, indem er Weissagungen neben dem Wort als Offenbarung tradiert, ist verwerflich.

6. Das Wort Gottes ist wirksam
»Denn er spricht und es geschieht, er gebietet und es steht da« (Ps 33,9).
Diese Wirksamkeit erweist sich aber nur dort, wo es im Glauben einfältig genommen wird, wie es dasteht. Deshalb geschehen so viele Wunder Gottes in Gegenden, zu denen das theologische, psychologische, soziologische und historisch-kritische »Sollte Gott gesagt haben?« noch nicht durchgedrungen ist. Deshalb erfahren auch hier die Menschen Gottes Wunder, die Seinem Wort einfältig Glauben schenken.
Zwei Fehlwege sind zu vermeiden. Beide werden in Jakobus 4,2f. genannt: »Ihr habt nichts, weil ihr nicht bittet; ihr bittet und empfangt nichts, weil ihr übel bittet, um es in euren Lüsten zu verzehren.«

Voraussetzung für das Bitten ist das Belehrt- und Vertrautsein mit Gottes Wort. Ich muß wissen, was Gott geben will, damit ich bitten kann. Jede Schmälerung des Wortes Gottes durch theologische Theorien (Gott will heute solches nicht mehr tun, das galt nur für die Zeit der Apostel) oder durch kritisches Messen an der alltäglichen Erfahrung hat weitreichende praktische Folgen: »Ihr habt nicht, weil ihr nicht bittet.« Selbst ein Raumgeben dem Zweifel, ob denn Gott wirklich solches geben wolle, ist verhängnisvoll. Gottes Wort sagt: »Er bitte aber im Glauben und zweifle nicht, denn der Zweifler gleicht einer Meereswoge, die vom Wind bewegt und hin und her getrieben wird. Denn jener Mensch denke nicht, dass er etwas von dem Herrn empfangen werde, ist er doch ein wankelmütiger Mann, unbeständig in allen seinen Wegen« (Jak 1,68). Durch Erwartungslosigkeit hindern wir Gott daran, uns zu geben, was Er uns schenken möchte und was er uns deshalb schon in Seinem Wort verheißen hat. Wir hindern Sein Wort daran, dass es geschieht!

Der andere Fehlweg besteht im »übel bitten« – einer Anspruchshaltung, die Gottes Verheißungen wie einklagbare Schuldforderungen nimmt. Wenn wir wie trotzige, verzogene Kinder vor Gott stehen, die alles gleich haben wollen, wonach es ihnen gelüstet und nicht zuerst nach Seinem Reich trachten, sondern nach der Erfüllung selbstsüchtiger Wünsche dann nötigen wir Gott, uns zu verweigern, was Er uns doch in Seinem Wort verheißen hat. Wir hindern Sein Wort daran, dass es geschieht!

7. Gottes Wort ist der Spiegel Gottes

Wir können in ihm Gottes Herz und die Prinzipien Seines Handelns erkennen. Zwei Beispiele dafür:

Wie groß Gottes Erbarmen und Seine Retterliebe ist, können wir zum Beispiel erkennen an Gottes Handeln gegenüber Ahab, 1. Könige 21,27-29. Von Ahab wurde zuvor gesagt: »Es ist gar keiner gewesen wie Ahab, der sich verkauft hätte, um zu tun, was böse ist in den Augen des Herrn, welchen Isebel, sein Weib, anreizte« (1Kö 21,25). Als Ahab den durch Mord erworbenen Weinberg Naboths besichtigt, geht der Prophet Elia zu ihm, um ihm Gottes Strafgericht an seiner Person und an seinem Hause anzusagen. »Und es geschah, als Ahab diese Worte hörte, da zerriß er seine Kleider und legte Sacktuch um seinen Leib und fastete; und er lag im Sacktuch und ging still einher. Da geschah das Wort des Herrn zu Elia, dem Tisbiter, also: Hast du gesehen, dass Ahab sich vor mir gedemütigt hat? Weil er sich vor mir gedemütigt hat, will ich das Unglück in seinen Tagen nicht bringen; in den Tagen seines Sohnes will ich das Unglück über sein Haus bringen« (1Kö 21,27-29).

Wahrlich, wenn Gott uns auffordert, »langsam zum Zorn« zu sein (Jak 1,19), dann ist Er es zuerst allemal selber. Das überwältigendste Bild des Charakters Gottes sehen wir im Spiegel von 1. Korinther 13,4-7:

»Die Liebe ist langmütig; die Liebe ist gütig; sie neidet nicht; die Liebe tut nicht groß, sie bläht sich nicht auf, sie benimmt sich nicht unanständig, sie sucht nicht das Ihrige, sie läßt sich nicht erbittern, sie rechnet Böses nicht zu, sie freut sich nicht über die Ungerechtigkeit, sondern sie freut sich mit der Wahrheit, sie erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie erduldet alles.«

Lasst uns forschen in der Schrift und laßt es uns so tun, dass wir darin den Weg zum Herzen Gottes finden. Wahre Schrifterkenntnis führt zur Anbetung Gottes im Geist und in der Wahrheit.

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