Tempel der Freimaurer (K.Lerich)

Konrad Lerich

Der Tempel der Freimaurer

Die Idee des radikalen Internationalismus
Der Freimaurerbund, der mit der Gründung der Londoner Großloge im Jahr 1717 in die Weltgeschichte eintrat, hat sich aus der Werkmaurerei, aus der englischen Steinmetzgilde entwickelt. Die heutige »spekulative« Maurerei, die Geistesmaurerei, ist aus den Steinmetzbruderschaften, den Bauhütten der Werkmaurerei hervorgegangen, von denen sie auch den Grundstock des Brauchtums übernommen hat.

Aus den klösterlichen Brüderschaften der Bauhandwerker waren die Bauhütten entstanden, die von den am Bau beteiligten Steinmetzen als zünftige Vereinigungen gebildet wurden. Die »Loge« als Bauhütte und Mittelpunkt einer Brüderschaft findet sich in der ältesten »Verfassung« der alten Steinmetzen, dem sogenannten Halliwell-Gedicht erstmalig bezeugt, das gegen Ende des 14. Jahrhunderts niedergeschrieben wurde. Die Mönche als Baukünstler ihrer Klöster und Klosterkirchen schlössen sich in Deutschland, England und Frankreich als erste zu Baubrüderschaften zusammen.

Mischung von geistlichen und weltlichen Mitgliedern
Ihre Bauhütten, die mächtige Kirchen, Kathedralen und Münster errichteten, die oft von vielen Seiten Aufträge erhielten, mußten, um die Arbeiten bewältigen zu können, bald zahlreiche Laienbrüder, Architekten ohne geistliche Weihen und weltliche Steinmetzen in ihren Verband aufnehmen. Der Mischung von geistlichen und weltlichen Mitgliedern in den Klosterhütten folgte in der weiteren Entwicklung die Stiftung rein weltlicher Steinmetzbruderschaften. Der deutsche Dombaumeister Erwin von Steinbach, der Schöpfer des Straßburger Münsters, gründete im Jahre 1275 die erste Laienbruderschaft der Steinmetzen und löste diese damit von den mönchischen Bauvereinigungen los.

Die englischen Baubrüderschaften, Gild of Masons, Company of Freemasons, sollten die unmittelbaren Vorläufer der Geistesmaurerei werden. Schon frühzeitig wurden bei den geistlichen und weltlichen Innungen die Bruderliebe und die Geselligkeit gepflogen. Langsam gestalteten sich »Ordnungen« heraus, ein immer mehr bestimmt geartetes Brauchtum.

Die Zünfte schufen sich einen eigenen Vorstand, häufig auch ein eigenes Vereinshaus. Sie hatten ihre Versammlungen, ihre Kapitel, Pflichten und Eide. Das ganze soziale und gesellschaftliche Leben der Zunftmitglieder spielte sich in der Bauhütte ab, die allmählich zum Symbol der Brüderschaft wurde, in der sich Meister und Gesellen gemeinsam verbanden. Sie war eine Welt im kleinen, in der sich das tägliche Leben infolge seiner Abschließung mit poetischen Formen umkleidete. Da die Steinmetzen häufig den Ort ihrer Betätigung wechselten, traten die verschiedenen Bauhütten miteinander in Verbindung, die Gebräuche tauschten sich aus, näherten sich einander und wurden schließlich gleichmäßige Übung, ein einheitliches Ritual.

Was trägt er unter der Zunge?
Einen sprechenden Beweis dafür, daß die Freimaurerei aus der Werkmaurerei hervorgegangen ist, liefert die Tatsache, daß sich in der Steinmetzordnung die innere Gliederung der späteren »spekulativen« Loge findet. Die Baubrüderschaften kannten bereits Meister, Gesellen und Lehrlinge, und jede der drei Mitgliedsstufen hatte ihr »Geheimnis«: die verschiedenen Erkennungszeichen.

Im Bruderbuch der Breslauer Steinmetzen aus dem Jahr 1707 kann man lesen: »Ich gelobe und verspreche, daß ich den Steinmetzen-Gruß und die Bruderschaft wie auch die Schenk (Handgriff) niemandem eröffnen und sagen will.« Die Erkennungszeichen waren eingeführt worden, um Nichtzünftigen den Eintritt in die Bauhütte unmöglich zu machen. Der Einlaßheischende mußte sich einer Prüfung unterwerfen, bei der er sein Wissen von den vorschriftsmäßigen Zeichen, Worten und Griffen (Handschenk) ausweisen mußte: »Was trägt er unter der Zunge? – Verschwiegenheit! Was trägt er unter seinem Hut? – Zucht und Ehrbarkeit! Warum trägt er einen Stock? – Gott und allen braven Steinhauern zur Ehr’, mir zum Nutz und Hundsfottern zum Trutz! Warum trägt er einen Schurz? – Allen braven Steinmetzen zur Ehr’ und mir zum Nutz!«

Die Steinmetzen trugen alle einheitlich Hut, Stock und Schurz; in der späteren »spekulativen« Loge wurde, wie auch heute noch in vielen freimaurerischen Werkstätten, mit aufgesetztem Hut gearbeitet. An Stelle des Stockes trat unter dem Einfluß der adeligen Mitglieder und der eingedrungenen Ritterlegenden der Degen, der in der Gegenwartsmaurerei nur mehr bei bestimmten Ritualen und Zeremonien eine Rolle spielt. Den Schurz jedoch band und bindet der »speculative mason« immer um die Hüften, wenn er das »längliche Viereck«, die Loge betritt. Die hauptsächlichsten Sinnbilder der Freimaurerei, wie Winkelmaß und Zirkel, Senkblei und Wasserwaage, Maßstab und Spitzhammer, stammen neben anderen durchgängig aus der Symbolik der Werkmaurerei.

John Boswell von Auchinleck war der erste Nichtzünftige, von dem es feststeht, daß er in eine Loge von »operative masons«, also in eine Werkmaurerloge, aufgenommen wurde. Das Protokoll der Edinburger Loge »Mary’s Chapel« vom 8. Januar 1600 hält dieses Ereignis ausdrücklich fest. Als in die mönchischen Baubrüderschaften auch Laienmitglieder, nichtgeweihte Steinmetzen aufgenommen werden mußten, wurde für die Werkmaurerei ein neues Stadium vorbereitet: das der Entstehung rein weltlicher Baubrüderschaften aus den geistlichen.

Die Entwicklung der »Königlichen Kunst«
Als Nichtzünftige in die weltlichen Logen der Werkmaurerei aufgenommen wurden, war der Keim zu einer neuen Entwicklung der Maurerverbände gelegt worden, zur Entstehung der Geistesmaurerei, der heutigen Freimaurerei aus der Werkmaurerei. Aus der alten Sloane-Handschrift, die bis zum Jahr 1640 zurückreicht, entnimmt man, daß sich bei den Bauhütten die Sitte eingebürgert hatte, zur Erhöhung der Geselligkeit und Unterhaltung, Gewinnung des Wohlwollens der königlichen Förderer und Mäzene der »Königlichen Kunst«, wie sich die Freimaurerei symbolisch noch heute bezeichnet, und aus Dank Männer, die nicht zum Handwerk gehörten, in die Engbünde aufzunehmen.

Die Entwicklung der modernen Geistesmaurerei, die durch Aufnahme von Laien im handwerklichen Sinn in die Steinmetzbruderschaften ihren Anfang nahm, setzte zuerst in England ein, das dadurch zum Mutterland der Weltfreimaurerei wurde. Die »symbolischen«, von den Werklogen »freien und angenommenen«, also nichtzünftigen Maurer gewannen mit der Zeit in manchen Bauhütten die Mehrzahl. Es entstanden ferner mehrere Logen, deren sämtliche Mitglieder mit der Zunft gar nichts mehr zu tun hatten und sich auch nicht an den Zunftstätten der Bauleute, sondern in Tavernen versammelten.

Der ideelle Unterbau und organisatorische Aufbau des »Tempels der Humanität«, der heutigen Freimaurerei, sollte erst mit der am 24. Juni 1717 gestifteten ersten Großloge der Welt beginnen. An jenem denkwürdigen Tag, dem Tag Johannes des Täufers, des dritten Jahres der Regierung Georgs II., fand in der Londoner Schenke »Goose and Gridiron« (»Zur Gans und zum Bratrost«) eine feierliche Zusammenkunft der »freien und angenommenen« Maurer statt.

Fünf Logen, die sich nach ihren Versammlungsorten »Zur Gans und zum Rost«, »Zur Krone«, »Zum Apfelbaum«, »Zum großen Glas« und »Zur Traube« benannten, gründeten eine gemeinsame Oberbehörde, eine Großloge und wählten deren erstes Direktorium, das keinen Werkmaurer mehr in seinen Reihen sah. Der Keim zur Weltfreimaurerei war gelegt worden.

Die Vereinigung von Männern verschiedenster Berufe zu einem Bund mit Bausymbolen und Baugebräuchen, die Geistes-Maurerei, ist also organisatorisch nicht älter als zwei Jahrhunderte. Die Werkmaurerei wurde von ihr ins »Symbolische« umgesetzt, vergeistigt. Die sittliche Baukunst, die Errichtung eines Tempels der Humanität und der allgemeinen Menschenliebe wurden die Grundideen und Ziele der Freimaurerei. Sie will den Menschen über alle Rassen und Nationen, über alle konfessionellen und sozialen Schranken hinweg zu Weltbürgern erziehen, in den weltbürgerlichen Gemeinden, den Logen, verbrüdern. Deshalb predigt sie absolute Gewissensfreiheit und Toleranz, Pazifismus und bloß »jene Religion, in der alle Menschen übereinstimmen«. So lautet es in den »Alten Pflichten«, den Grundgesetzen, die, von der Großloge von England ausgehend, für die gesamte Maurerei verpflichtend wurden.

Von der Idee aus gesehen wäre die Freimaurerei ein schönstes Beginnen, eine unpolitische Organisation, die zu bekämpfen kein Grund vorläge. Aber schon in den ersten Jahrzehnten ihres Bestandes wurde die Zugehörigkeit zum Logentum ein politisches Bekenntnis, eine politische Weltanschauung. Als Vorkämpferin der liberalistischen Aufklärung wurde die Freimaurerei die Gegenkirche zur katholischen, ein politischer Ausdruck der Religionslosigkeit und Religionsfeindlichkeit. Die absolute Gewissensfreiheit dogmatisierte sich mit innewohnender Folgerichtigkeit über die religiöse Bekenntnislosigkeit zuerst zum philosophischen Atheismus, dann zum marxistischen Gottlosentum. Die Idee der Verbrüderung der Menschen über alle Nationen hinweg politisierte sich im Lauf der Entwicklung zum radikalen) Internationalismus, zum vaterlandslosen Pazifismus, zum Antinationalismus.

Wie wird man nun Freimaurer?

Was geht in der Loge vor? Worin besteht die sogenannte »Arbeit« der Freimaurer? Was wollen! die verschiedenen Grade? Was bedeuten die Symbole? Unzählige Bücher sind schon über das Logentum geschrieben worden. Antworten auf vorstehende Fragen in erschöpfender Weise geben sie jedoch alle nicht. Müssen doch diese Antworten die intimsten Geheimnisse der Freimaurerei enthüllen, Geheimnisse, die nur jemand im vollen Umfang kennen kann, der selber als Freimaurer alle Grade bis zum höchsten, dem 33. Grad, durchwandert hat.

In der regulären, sich durch ihre Großlogen und Obersten Räte gegenseitig als »gerecht und vollkommen« anerkennenden Weltfreimaurerei dürfen nur Männer Mitglieder sein. Die »Schwester«, diejenige Frau, die dem Herzen des einzelnen Bruders am nächsten steht, also entweder die Gattin, die Braut, die Verlobte oder auch die leibliche Schwester und Mutter, gilt wohl als mit dem Bund verknüpft, darf aber nicht selbst als ordentliches Mitglied der Loge angehören und den Sitzungen beiwohnen.

Die schwarze oder weiße Kugel
Der Mann, der den Weg zur Loge sucht, zur Mitgliedschaft im Freimaurerbund, wird »Suchender«, »Suchender nach dem
Licht« genannt. Er muß ein
»freier Mann von gutem Rufe
 sein«. Die Freiheit, die Unabhängigkeit des Aufnahmebewerbers, bezieht sich nicht in erster
Linie auf die wirtschaftliche Unabhängigkeit, die wohl auch genfordert wird, sondern auf die Freiheit von nationalen, religiösen und rassischen »Vorurteilen«. Soll der Wunsch, einer Loge beitreten zu dürfen, Erfolg
 haben, dann ist es am geeignetsten, wenn der Suchende in seinem Bekanntenkreis einen Freimaurer hat, der das Begehren
 vermittelt. Mangels eines solchen Verbindungsmannes kommt es nicht selten vor, daß 
sich Suchende unmittelbar 
schriftlich an das Sekretariat der Großloge eines bestimmten Landes wenden.

Hat eine Loge, entweder durch die Großloge oder durch eines ihrer Mitglieder, erfahren, daß jemand den Wunsch hat, Freimaurer zu werden, so setzt das Vorverfahren ein. Voraussetzung zu diesem ist, daß die Großloge für den Suchenden einen Bürgen bestellt oder daß ein Logenmitglied, dem der Suchende persönlich gut bekannt ist, die Bürgschaft für dessen Würdigkeit übernimmt. Zur Eignung gehört, nach Auffassung der Loge, in erster Linie ein gewisses Maß allgemeiner Bildung und die schon erwähnte Vorurteilslosigkeit. Der Suchende muß, in der freimaurerischen Sprache ausgedrückt, ein »Maurer ohne Schurz«, das heißt, in seinem Sinnen und Trachten schon ein angehender Freimaurer sein, bevor er der Loge beigetreten ist, die ihn nach vollzogener ritueller Aufnahme mit dem Schurz bekleidet.

Verlaufen die Recherchen günstig und kann mit einer »hellleuchtenden« Ballotage (Kugelung) gerechnet werden, dann wird diese, meistens zusammen mit der Ballotage über andere Suchende, für eine bestimmte Logensitzung ausgeschrieben. Sind die Erkundigungen über den Aufnahmebewerber derartig, daß mit seiner sicheren Ablehnung gerechnet, die Kugelung eine »schwarze« werden muß, wird der Bürge beauftragt, seinem Schützling nahezulegen, das Gesuch zurückzuziehen.

In der Sitzung, während der die Kugelung durchgeführt wird, geht die nochmalige Verlesung des Lebens- und Motivenberichts voran. Nach dieser durch den Meister vom Stuhl vorgenommenen Lesung werden die schriftlich niedergelegten Auskünfte über den Suchenden zur Kenntnis gebracht. Der Kugelungsakt selbst vollzieht sich in der Weise, daß stillschweigend, ohne Debatte, jeder Bruder dadurch sein Urteil abgibt, daß er entweder die weiße oder schwarze Kugel im Geheimen abgibt. Wurde keine schwarze Kugel abgegeben, dann ist die Ballotage »helleuchtend«, der Suchende für die Aufnahme würdig.

Drei schwarze Kugeln bedeuten seine Ablehnung. Weniger als drei schwarze Stimmen machen die Ballotage »trübe«. Ein oder zwei absprechende Stimmen müssen beim Meister vom Stuhl begründet werden, der sie dann für gerechtfertigt oder ungerechtfertigt erklärt. Von dieser Entscheidung hängt das weitere maurerische Schicksal des Bewerbers ab.

Im Verlauf einiger Monate hat eine Loge gewöhnlich mehrere Bewerber helleuchtend ballotiert. Wieder für eine bestimmte Logensitzung wird die feierliche rituelle Aufnahme der Kandidaten, deren Eingliederung in die weltumspannende Bruderkette festgesetzt. Die »Arbeit«, die der Aufnahme des Suchenden gilt, ist das bedeutendste Fest im Maurerjahr.

Wegen der ziemlich hohen Kosten der Aufnahmearbeit werden die Kandidaten auch nicht einzeln aufgenommen. Sie müssen nach ihren Vermögensverhältnissen eine Aufnahmegebühr bezahlen, ebenso wie später den laufenden Mitgliedsbeitrag. Doch haben alle Logen für diese materiellen Verpflichtungen Mindestsätze, die einem Mittellosen oder wenig Begüterten die Zugehörigkeit zur Freimaurerei unmöglich machen.

Eine bourgeoise Angelegenheit
Das Logentum – Ausnahmen bestätigen nur die Regel – schließt durch die materiellen Bestimmungen die ärmeren sozialen Schichten von sich aus. Der Großteil der Weltfreimaurerei ist eine durchaus bürgerliche, ja sogar, besser gesagt, bourgeoise Angelegenheit.

Die Kandidaten haben sich, von ihren Bürgen begleitet, in das Logenhaus begeben und dort versammelt. Unterdessen haben sich die Logenmitglieder im festlich ausgeschmückten »länglichen Viereck«, im Logentempel, eingefunden, und es wurde die »Arbeit« durch die drei symbolischen Hammerschläge des Meisters eröffnet. Zu den Suchenden, die sich abseits vom Logentempel befinden, tritt ein »dienender Bruder«, der ihnen mit einem doppelten Flor, einem schwach durchsichtigen und einem gänzlich undurchsichtigen, die Augen verbindet. Nach langen Umwegen wird in einem anderen Raum gehalten, und den Kandidaten wird die Augenbinde abgenommen. Sie befinden sich jetzt in der »dunklen Kammer«, im Vorbereitungsraum.

Die im 18. Jahrhundert üblichen schreckenerregenden Einrichtungsgegenstände sind, dem modernen Geist entsprechend, heute zumeist abgeschafft. Es befindet sich in dem gänzlich schwarz ausgeschlagenen, nur schwach erleuchteten Raum lediglich ein vollständiges Totengerippe, als Sinnbild der Vergänglichkeit. Die dunkle Kammer soll überhaupt den Zustand des Suchenden symbolisieren, sein bisheriges, unerleuchtetes Leben, das nun ein neues werden soll, aus dem Dunkel zum Licht, zum Licht und wahren Leben der Freimaurerei führen soll.

Neben dem Totengerippe steht ein lebender Mensch, schwarz vermummt, mit schwarzer Kapuze, nur die Augen, die durch Schlitze hervorleuchten, lassen die Lebendigkeit der Gestalt erkennen. Der »schreckliche Bruder«, wie er in der Logensprache genannt wird, hält ein blankes Schwert in der rechten Hand.

Die Kandidaten sitzen nun je vor einem Tisch, auf dem sich Schreibpapier und Federzeug befinden. Seltsam ist der Gegensatz des weißen Papiers zu dem völligen Schwarz der Wände, zu dem matten Licht, dem schwarzen Bruder und dem Totengerippe. Ein anderer Bruder tritt ein. Auch von ihm sieht man nur die Augen. Doch er schlägt die Kapuze zurück: Es ist der wichtigste Mann der Aufnahmearbeit, der »vorbereitende Meister«, unter dessen Führung die Kandidaten in die Kette der Freimaurerei eingegliedert werden sollen.

Die letzten und wahren Geheimnisse bleiben verborgen
Er tritt vor die Suchenden, die die ungewissen kommenden Ereignisses zagend, nicht ganz furchtlos erwarten. Er erteilt ihnen eine Frist, innerhalb welcher sie schriftlich auszuführen haben, was sie von der Loge erwarten, was die Loge von ihnen erwarten könne, und wie sie sich, jeder in seinem besonderen Beruf, die Verwirklichung der maurerischen Ideen vorstellen. Die Bekenntnisse der Kandidaten werden vom vorbereitenden Meister der Loge übermittelt und dort verlesen. Noch immer kann gegen einen Bewerber Einspruch erhoben werden, falls die Erklärung desselben ungenügend sind. Es kann ihm der weitere Einweihungsakt vorenthalten werden.

Wieder beraubt die Suchenden die doppelte Binde jeglichen Lichtes. Wieder werden sie auf langen Wegen geführt, diesmal an die Pforte des Tempels. Die oft wirklich ernsten und nicht ungefährlichen Proben der Standhaftigkeit und des Mutes, wie sie im 18. Jahrhundert, vor allem im französischen Logenleben, angewandt wurden, sind in der Gegenwart gänzlich aus dem Ritual gestrichen. Der vorbereitende Meister begehrt durch Klopfen an die Tür für die Suchenden Einlaß in die Loge, aus der ihnen Musik, entgegendringt. Sie werden in den Tempel geleitet und stehen mit verbundenen Augen vor den Geheimnissen, in die sie eingeweiht werden sollen.

Die Musik hört auf. Der Meister vom Stuhl richtet seine Worte an die Kandidaten. Er erklärt ihnen die menschenverbrüdernden Ziele der Freimaurerei, die Ideen der Toleranz und der Gewissensfreiheit, freilich aber nicht jene letzten und wahren Geheimnisse, die sich dem Freimaurer erst im dreißigsten Grad enthüllen, wenn er ein wirklich Erprobter und Auserwählter ist. Er fragt die Suchenden, ob sie mitbauen wollen am Tempel der Humanität, am Tempel der allgemeinen Menschenliebe. Noch sei es Zeit, zurückzutreten, noch bände die Kandidaten kein Gelöbnis.

Es folgen die »drei Reisen« der Suchenden, die das Wandern zum Licht symbolisieren, den Weg versinnbildlichen aus der »dunklen Kammer«, dem Tod, zum »großen Licht«, dem neuen Leben, da ihre Augen entschleiert den geheimnisvollen Innenraum der Loge erblicken. Diese Reisen werden von Musik von rituellen Wechselreden zwischen dem Meister vom Stuhl und den Aufsehern der Loge begleitet. Die Worte und die Musik dringen dem Kandidaten um so tiefer ins Herz, da er verbundenen Auges ist.

Die drei symbolischen Reisen sind vorüber. Der Vorsitzende verweist neuerlich in ausführlicher Rede auf das Wesen der Freimaurerei, auf die Idee der Menschlichkeit, die alle Rassen, Nationen, Konfessionen und sozialen Stände verbrüdern will. Die Kandidaten sind entzückt und beglückt von dem Tugendbund, in den sie aufgenommen werden sollen. Ein zweitesmal richtet «der Stuhlmeister an sie die Frage, ob sie Freimaurer werden wollen; noch immer sei es nicht zu spät, um zurückzutreten.
Nach längeren, vom Ritual vorgeschriebenen Zwiegesprächen, erteilt der Vorsitzende dem vorbereitenden Meister den Befehl: »Bruder vorbereitender Meister, gib dem Suchenden das kleine Licht!«

Der Bund fürs Leben
Hinter jeden Kandidaten ist ein helfender Bruder «getreten und hebt seinem Schützling den undurchdringlichen Flor über die Stirn zurück, so daß der Suchende durch die .etwas durchsichtige Augenbinde die Loge erblickt: Nicht eigentlich schauend, sondern mehr ahnend. Das halbverschleierte Tasten seiner Augen nach den Dingen im Raum umhüllt ihn fast noch mit mehr mystischer Dunkelheit als die frühere völlige Finsternis. Doch nicht lange währen diese Empfindungen, denn wieder fällt die schwere Binde über die Stirn, über die Augen.

Nun werden die Einzuweihenden vor den »Altar« der Loge geführt, dem erhöhten, unter einem Baldachin befindlichen Sitz und Tisch des Meisters vom Stuhl. Zum letzten Mal richtet dieser an sie die Frage, ob sie dem Bund der Freimaurerei einverleibt werden wollen und nimmt ihnen das feierliche Gelöbnis der Verschwiegenheit ab, schließt mit ihnen im Namen des Weltbundes, im Namen der betreffenden Großloge, als der Oberbehörde jener Loge, der sie von nun ab angehören sollen, und kraft seines Amtes als Meister vom Stuhl dieser Loge den Bund fürs Leben.

Die Kandidaten sind nunmehr in die Bruderkette eingegliedert, sind »gerechte und vollkommene« Freimaurer. Aber noch immer mit verbundenen Augen werden sie vom vorbereitenden Meister in die Mitte der Loge geführt, deren räumliche Weite, deren Anordnung der Dinge und Menschen sie noch immer nicht abzuschätzen wissen.

»Bruder vorbereitender Meister, gib den Suchenden das große Licht!« Mit diesen Worten erreicht der Initiationsritus seinen Höhepunkt und Schlußpunkt zugleich, ist der bedeutsamste Augenblick der Einweihungszeremonie für Suchende und Brüder zugleich gekommen. Wieder sind die helfenden Brüder hinter die Männer getreten, die das volle maurerische Licht, symbolisiert durch die Loge, erblicken sollen. Ein rascher Zugriff, beide Binden fallen von den Augen.

Im rauschenden Licht der Festlichkeit erblickt der junge Freimaurer die Loge. Das obere Ende des großen länglichen Vierecks – die Loge ist ein großer rechteckiger Saal – ist der »Osten« der Loge, wo die Sonne aufgeht, das Licht der Freimaurerei ausgestrahlt wird, in welchem der Stuhlmeister seinen Platz hat, umgeben von der stattlichen Runde der Großwürdenträger der Großloge und den jeweils anwesenden hohen maurerischen Persönlichkeiten des Auslandes. Sie alle geben in der Tracht ihrer verschiedenfarbigen und verschieden bestickten Bänder und Schürzen ein prunkendes Bild ab. Sie alle stehen, reichen sich gegenseitig die weißbehandschuhten, vor ihrer Brust gekreuzten Hände – sie stehen in der Kette – und mit ihnen die übrigen Brüder der Loge und der befreundeten Bauhütten, die sich ebenfalls von ihren Sitzreihen an den Längsseiten des Rechtecks erhoben haben.

Die Schwerter senken sich
Am unteren Ende der Loge, dort wo sich der Tempeleingang, flankiert von den beiden Säulen des Tempels, befindet, wird die Kette von den beiden Tempelhütern geschlossen. Alle Brüder sind im Festgewand, in Smoking oder Frack, mit weißer Binde. Sie tragen das blaue Bijou (das Logenabzeichen), am blauen Halsband die Medaillen ihrer Logen und das weiße Schurzfell. Ein Teil der Brüder steht außerhalb der Kette, dicht vor den Neuaufgenommenen. Sie strecken Schwerter waagrecht vor sich hin, gezückt gegen die Herzen der Jüngsten des Bundes. Ein symbolischer Akt, der nötigen Schutz, aber auch mögliche Bestrafung durch die Loge andeutet.

Die Schwerter senken sich. Der Höhepunkt ist vorüber. Die Schwertträger und die Neuaufgenommenen treten ebenfalls in die Kette. Eine feierliche Begrüßungsrede des Meisters vom Stuhl. Dann waltet der vorbereitende Meister seines letzten Amtes, er teilt den jungen Brüdern »Lehrlingen« das Erkennungszeichen, das Erkennungswort und den Erkennungsgriff des ersten Grades Freimaurerei mit. Aus dem Suchenden ist der Lehrling der Loge geworden.

Ist die Freimaurerei eine geheime Gesellschaft? Sie selbst weist natürlich die Behauptung zurück, daß ihr Bestand und Wirken geheim sei: Der Bund der Freimaurer sei vielmehr bloß eine geschlossene Gemeinschaft. Geschlossene oder geheime Gesellschaft? Das Aufwerfen dieser Frage ist eine Ausflucht in rechtliche Begriffsbestimmungen. Die Tatsachen, daß der Freimaurer jeden Grades seine geheimen Erkennungszeichen, Worte und Griffe hat, daß die Mitgliederlisten nicht der Öffentlichkeit bekanntgegeben werden, die rituellen und sonstigen Vorgänge in den Logen nur dem eingeweihten Freimaurer zugänglich sind, stempeln die Freimaurerei über alle juristischen Spitzfindigkeiten hinweg zu einem Geheimbund. Als solcher wurde er auch zu jeder Zeit und an jedem Ort empfunden.

Nach dem Vereinsgesetz der meisten Staaten müssen die alljährlich neugewählten Vorstände der maurerischen Körperschaften, die Namen und Anschriften der verschiedenen Stuhlmeister, deren Stellvertreter, der Schriftführer und der Kassierer bekannt gegeben werden. Aber der Beamtenrat der Loge und der Großbeamtenrat der Großloge besteht aus mehr Funktionären, als der Vereinsbehörde gemeldet werden müssen, und die Meldungen selbst sind schwer oder kaum überprüfbar.

Der Saal der verlorenen Schritte
Es ist heute in der maurerischen Welt üblich, daß jede Loge wöchentlich an einem bestimmen Tag und zwar um 7 Uhr oder halb 8 Uhr abends, zur »Arbeit« zusammentritt. Nach der feierlichen Aufnahme, die gewöhnlich an einem Sonntag abgehalten wurde und von vormittags bis spät nachmittags dauerte, betritt wenige Tage später der junge Freimaurer, das neuaufgenommene Bundesmitglied, der Neophyt, den Tempel, der sich ihm diesmal nicht im Festglanz, sondern im Gewand des Werktages darbietet.

Die Brüder erscheinen zu den normalen Logenzusammenkünften auch nicht im Smoking oder Frack, sondern meist im dunklen Straßenanzug. Sie versammeln sich, den Beginn der Arbeit abwartend, in einem Vorraum des Tempels, im Saal der »verlorenen Schritte«. Die Vorhalle wird deshalb so benannt, weil in sie nicht mit vorgeschriebenen symbolisch geregelten Maurerschritten eingetreten wird, mit denen dann später die Loge selbst betreten werden muß. Es werden zwanglose Gespräche geführt, es darf noch geraucht werden, es herrscht keine Symbolik, kein Ritual im Saal der »verlorenen Schritte«.

Endlich wird die Tür zum eigentlichen Logenraum aufgetan, und der Tempelhüter, einen langen Stab in der Hand, lädt die Brüder ein, auf Geheiß des Meisters vom Stuhl einzutreten. Inzwischen hat jedes Mitglied den Schurz umgebunden und das Bijou umgehängt. Meistens zu zweit treten die Brüder mit den drei symbolischen Schritten des ersten Grades, während sie gleichzeitig die Hand im Zeichen dieser Erkenntnisstufe halten, in das »längliche Viereck« ein.

Die gewöhnliche Logenarbeit findet, damit die Brüder aller Grade daran teilnehmen können, als Lehrlingsarbeit statt. Daher treten auch die Gesellen und die Meister nach Lehrlingsart in die Loge. Die Gradstufe, die das einzelne Mitglied besitzt – soweit es die ersten drei Grade betrifft – ist am Schurz, der aus feinem Glace-Leder besteht, erkenntlich. Der des Lehrlings ist ganz weiß, der des Gesellen blau umrandet, der des Meisters blau umrandet und mit drei blauen Rosetten im weißen Feld. Die Brüder, die Hochgrade besitzen, treten als einfache Meistermaurer auf und sind in ihrer höheren oder höchsten Einweihung gänzlich unkenntlich.

An den Längsseiten der Loge befinden sich die Sitzreihen. In ihnen wird stehend die Eröffnung der Arbeit mitgemacht, die der Stuhlmeister vom Ende des Tempels aus unter erhöhtem Baldachin in Wechselrede mit dem ersten und zweiten Aufseher, die beide ihren Platz am Eingang der Loge haben, durchführt. In der Mitte des Raumes liegt der mit Symbolen durchwirkte Teppich der Loge, den drei hohe Kerzenständer umgeben, die Leuchter der Weisheit, Stärke und Schönheit.

Humanität als Symbol
Der erhöhte Endraum der Bauhütte, auf dem der Meister vom Stuhl seinen Platz hat, Würdenträger der Großloge oder fremder »Oriente«, ferner der Redner und der Schriftführer Sitz nehmen, wird wie schon gesagt der »Osten« genannt: Vom ihm strahlt das Licht der Maurerei aas. Vor dem Meister befindet sich der »Altar« der Loge, auf dem ein Winkelmaß, ein Zirkel und die Bibel liegen. Die Wände und die Decke der »Bauhütte« sind in blauer Farbe gehalten. Der Eingang des Tempels, der »Westen«, ist von zwei Strebepfeilern flankiert, die die Buchstaben J und B tragen, die Anfangsbuchstaben der hebräischen Worte »Jakin« und Boas«, die Namen der beiden Säulen des salomonischen Tempels, der das Symbol des Tempelbaues der Humanität ist.

Nachdem der Tempelhüter versichert hat, daß die Loge nach außen gehörig »gedeckt« ist und die Arbeit in Ruhe und Sicherheit vorgenommen werden könne, wird mit dem Eröffnungsritual begonnen. Alle Brüder stehen im Erkennungszeichen des ersten Grades, und die beiden Aufseher können dem Meister vom Stuhl melden, daß die Loge auch von innen gehörig gedeckt, also kein Nichtfreimaurer anwesend ist.

Nunmehr erklärt der Vorsitzende, daß die richtige Zeit gekommen sei, die Loge zu »erleuchten«, und es werden die drei hohen Kerzen der Weisheit, Stärke und Schönheit vom Meister und den beiden Aufsehern entzündet: »Weisheit leite den Bau, Stärke führe ihn, Schönheit ziere ihn!« Nach altem Brauch der Freimaurer verkündet schließlich der Meister vom Stuhl unter drei Hammerschlägen, daß die Arbeit eröffnet ist. Alles nimmt Platz.

Dient die Arbeit nicht einem besonderen, vorher bestimmten Zweck, wie der Kugelung von Suchenden, der festlichen Aufnahme solcher (Rezeptionsloge), der Trauer und des Gedenkens an verstorbene Brüder (Trauerloge), der ausdrücklichen Belehrung der Neophyten über die Symbolik und Ritualistik (Instruktionsarbeit), dann werden bestimmte ständige Programmpunkte abgewickelt. Nachdem das Protokoll der letzten Logenarbeit verlesen und genehmigt wurde, bringt der Meister vom Stuhl die verschiedenen jüngsten Erlasse und Mitteilungen, die »Tafeln«, der Großloge und der befreundeten Bauhütten der Versammlung zur Kenntnis.

Der rauhe Stein der Menschlichkeit
Die administrativen und organisatorischen Fragen und Gegenstände geben zu den Debatten und Beschlüssen der Loge Anlaß. Ihnen folgt der eigentliche, der Hauptteil der »Arbeit«: Ein durchschnittlich einstündiger Vortrag eines Bruders der betreffenden Bauhütte oder irgendeiner befreundeten, häufig auch ausländischen Loge. Über alle möglichen Themen werden Vorträge gehalten, die letzten Endes den Zweck haben, in Art freimaurerischer Exerzitien die Geisteshaltung der Mitglieder zu den verschiedensten Fragen nach den ideellen Grundsätzen der Loge zu bestimmen und zu beeinflussen.

Der liberalistische Aufklärungsgeist, der philosophische Relativismus, die Überbekenntlichkeit und Überstaatlichkeit, Humanität und Sozialismus sind das geistige Antlitz der Loge, die Grundlinien einer Weltanschauung, die der einzelne Freimaurer, vor allem der Neophyt, zu seiner eigenen machen soll. Ohne Zwang, kaum merklich vollzieht sich im Jünger der »Königlichen Kunst« durch das allwöchentliche Anhören der immer auf die gleichen Grundsätze abgestimmten Vorträge ein Wandel seiner Standpunkte, er wird, falls er nicht schon vor seiner Aufnahme ein Freimaurer ohne Schurz gewesen ist, unterstützt von seiner inneren Bereitschaft und Geneigtheit mit der Zeit von den Ideen der Loge vollkommen durchsetzt, die Loge nimmt von ihm geistig Besitz.

Er selbst aber glaubt, von der Loge seinerseits ebenso geistig Besitz genommen zu haben: Eine arge Täuschung, die er lange nicht ahnt, denn er ist bei weitem noch kein »Wissender«, wenn er es auch von sich glaubt. Noch immer ist er Lehrling, ist er im ersten Grad, und das volle Wissen über die Maurerei wird erst den höchsten Graden, dem Ritter Kadosch, dem Prinzen des »Königlichen Geheimnisses« und den »Souveränen Generalgroßinspektoren« unverhüllt eröffnet.

Wohl wird der Lehrling in die schönste Symbolik eingeweiht. Er weiß, daß er den »rauhen Stein« seiner Menschlichkeit zu behauen hat, um als kubischer in den Tempelbau der allgemeinen Menschenliebe eingefügt zu werden. Es wird ihm eingeprägt, daß das Winkelmaß das Symbol der Rechtschaffenheit und Gewissenhaftigkeit ist, als Sinnbild die menschlichen Handlungen nach dem Gesetz der Rechtwinkeligkeit ordnet und richtet. Er lernt, daß der Spitzhammer das eigentliche Lehrlingswerkzeug ist, um den rauhen Stein zu bearbeiten, daß der Zirkel das Symbol der allumfassenden Menschenliebe, der seelischen Einstellung zur Brüderschaft ist, daß Winkelmaß und Zirkel zusammen mit der Bibel die drei »großen Lichter« der Freimaurerei sind, über die Bibel hört er Besonderes.

Die Bibel ist der Freimaurerei nur ein Symbol für die allgemein verpflichtende Sittenlehre: der Bund verlangt ja keinen Bibelglauben. Jeder Bruder kann sich in die Bibel sein eigenes Sittengesetz eingetragen denken. In manchen Logen hegt daher statt der Bibel das sogenannte »weiße« Buch am Altar auf, ein Buch mit lauter leeren Seiten als Symbol der absoluten Undogmatik und Gewissensfreiheit der Freimaurerei.

Die Bibel spricht also keineswegs für eine positive religiöse Einstellung des Bundes. Ebensowenig beweist das Symbol des »Allmächtigen Baumeisters aller Welten, das Gottessymbol der Freimaurerei, eine Religionsbejahung durch die Loge. Abgesehen davon, daß mächtige Großlogen, wie zum Beispiel der Großorient von Frankreich dieses Gottessymbol überhaupt aus ihrer Konstitution gestrichen haben, kann der in keiner Weise festgelegte Inhalt des Begriffes eines »Baumeisters aller Welten« wiederum von jedem Freimaurer beliebig bestimmt werden: auch im Sinn eines materialistischen oder atheistischen Weltbildes.

Der kubische Stein
Mit der Teilnahme an der zehnten Logenarbeit wird der Neophyt stimmberechtigt: er kann bei Beschlüssen, bei Kugelungen mitentscheiden. An Logenarbeiten zweiten Grades, die von Zeit zu Zeit stattfinden, dürfen nur Gesellen und Meister, an solchen dritten Grades nur Meistermaurer teilnehmen. In einer Arbeit zweiten Grades wird auch, wenn ungefähr ein Jahr seit der Aufnahme der Neophyten verstrichen ist, über die »Erhebung« der Lehrlinge in den zweiten, in den Gesellengrad, durch Kugelung beschlossen. Zur Beförderung in den zweiten Grad genügt es, daß der Kandidat den Logenarbeiten nicht unentschuldigt ferngeblieben ist, die Mitgliedsbeiträge in Ordnung entrichtet und sonst kein Bundesgesetz grob verletzt hat.

Im allgemeinen wird jeder Freimaurer innerhalb von drei bis fünf Jahren Meistermaurer, Inhaber des dritten Grades. Die Weiterbildung des Lehrlings im Gesellengrad wird als eine Belohnung für geleistete Arbeit aufgefaßt, daher auch der Ausdruck »Beförderung«.

Das Beförderungsritual in den zweiten Grad ist eines der wenigen dürftigen innerhalb der Freimaurerei. Das Ritual erhebt sich dagegen bei der Erhebung in den Meistergrad zu dramatischer Höhe und zu einer von starken Motiven und Symbolen getragenen Kulthandlung. Im zweiten Grad, in seiner Lehre und seinem Ritus wird das symbolische Wandern zum Licht wie im ersten Grad weiter fortgesetzt. Auch der Kandidat für den Gesellengrad muß, wie der Lehrling, allerdings nur mit leicht verschleierten Augen, im Tempel drei »Reisen«, die symbolischen »Wanderungen«, zur weiteren, volleren Erschauung des Lichts machen. Sein Gesicht ist deshalb nur durch einen leichten Hör bedeckt, weil er ja bereits in das Licht des Tempels als Lehrling eingeweiht wurde.

Durch Mitteilung der Erkennungszeichen, Worte und Griffe des zweiten Grades erhält er schließlich die Erkenntnisstufe des Gesellen. Er ist zum kubischen Stein geworden, den er als Lehrling aus dem rauhen Stein seiner Menschlichkeit erarbeitet hat. Er kann dem Bau des Tempels eingefügt werden.
Der kubische Stein ist das Sinnbild der Gesellen.

Der salomonische Tempel

Die Freimaurerei nimmt gegenüber dem Vereinsgesetz in allen Staaten stillschweigend eine Ausnahmestellung ein. Die gesetzlichen Bestimmungen über die Vereinstätigkeit geben der Behörde das Recht, in jede Versammlung eines Vereins entweder stichprobeweise oder regelmäßig Polizeifunktionäre zu entsenden, die festzustellen oder zu überwachen haben, ob das Vereinsleben mit den Gesetzen in Einklang steht und wirklich dem gemeldeten Vereinszweck dient. Gegenüber der Freimaurerei wird dieses Recht normalerweise niemals geübt. Die Loge würde auch nie vor einem Nichteingeweihten, einem »Profanen«, eine zeremonielle Arbeit, zum Beispiel die Aufnahme von Suchenden, die Erhebung in den zweiten oder dritten Grad, abhalten. Aber auch die gewöhnliche Logenarbeit mit ihrer rituellen Eröffnung und Schließung wird vor einem Nichtfreimaurer auf keinen Fall abgewickelt.

Die Bauhütten der Großlogen von Wien sahen seit ihrer gesetzlichen Duldung, seit dem Jahr 1919, als sie von dem damaligen sozialdemokratischen Staatssekretär Hanusch die behördliche Genehmigung zu ihrem Wirken «hielten, bis zum Jahr 1934 kein einziges Mal einen Vertreter der Vereinsbehörde bei ihren »Arbeiten«.

Mit dem Jahr 1934 änderte sich das Bild, als die Regierung regelmäßig Betraute der Vereinsbehörde zu den Logenzusammenkünften entsenden ließ. Es setzte ein Überwachungsdienst über das Wirken der österreichischen Freimaurerei ein. Solche Maßnahmen haben zur Folge, daß die Logenarbeit natürlich anders vonstatten geht: alles Ritual wird unterlassen, keine Erkennungszeichen und Erkennungsworte werden gegeben, der Logenabend beschränkt sich auf das Administrative und die entsprechend gestellten Vorträge, Aufnahme und Beförderung in alle Grade können auch »historisch« vorgenommen werden, das heißt ohne jeden Ritus, ohne jede Feierlichkeit, ja selbst nicht einmal in einer Loge, sondern in einer privaten Wohnung.

Lernt man die Rituale der verschiedenen Grade kennen, ihre Symbolik und Esoterik, so kann man höchstens daran die Frage knüpfen, wie sich ernste, »aufgeklärte, vorurteilsfreie« Männer solchen Gebräuchen hingeben, derart weitgehende Zeremonien üben und mitmachen können. Man kann in dieser Frage verschiedener Meinung sein: der eine sieht nur Mummenschanz und Hokuspokus, der andere den Zweck, wirkliche Geheimnisse, wahre Ziele unter Sinnbildern und ritualistischen Handlungen zu verbergen, ein Dritter schließlich mag zugeben, daß man von Symbolen und Riten wirklich gefangengenommen werden kann.
Tatsache ist, daß der freimaurerische Ritus, mit Ausnahme des 30. Grades, nirgends die realpolitischen und kulturellen Ziele, die Außenarbeit der Loge aus den Sinnbildern deutlich durchblicken läßt.

Die Feinde des Friedens
Ist die Freimaurerei eine politische Geheimgesellschaft? Was zwingt die Regierungen so oft, das Logentum als Staat im Staate zu verbieten?

Der Bund leugnete zu jeder Zeit, irgendeine Politik zu betreiben. Nach einem über zweihundertjährigen Bestand des Logentums kann man den Beteuerungen der Freimaurer keinen Glauben mehr schenken. Ist doch die Geschichte der Weltfreimaurerei, ob es sich nun um Italien, Spanien, Portugal, Frankreich, Polen und Griechenland, sämtliche südamerikanische Länder und andere Staaten handelt, einwandfrei als mit der Geschichte der politischen Revolutionen aufs innigste verknüpft erwiesen.

Als das faschistische Italien daranging, dem hochpolitischen Treiben des römischen Großorients ein Ende zu bereiten, die »serpente verde« (»die grüne Schlange«) – wie die Freimaurerei in Italien wegen der grünen Bänder und Schürzen der Brüder des Großorients bezeichnet wurde – auszurotten, hielt Mussolini im Jahr 1932 die berühmt gewordene Rede zu Turin, in der er die Sätze aussprach:

»Für die Freimaurerei ist das Volk nicht dazu da, um ihm in unserer offenen Art entgegenzukommen, für sie ist es nur dazu da, betrogen zu werden, ihm eingebildete Bedürfnisse und trügerische Rechte vorzugaukeln. Sie wären gar nicht abgeneigt, bloß wegen der entgegengesetzten Lehrmeinungen und Prinzipien einen Krieg ins Auge zu fassen, denn niemand ist ein ärgerer Feind des Friedens als jene, die sich öffentlich als Anhänger der Neutralität und des Friedens um jeden Preis bekennen.«

Der Staat im Staate
Von den wenigsten Männern an entscheidenden Staats-, Industrie- und Wirtschaftsstellen, in der Armee und Marine, in der Presse und im Unterrichtswesen weiß die Öffentlichkeit etwas von deren Zugehörigkeit zur Loge. Was sich aber gänzlich im geheimen unkontrollierbar abspielt, sind die Weisungen und Richtlinien, nach denen sich das öffentliche Handeln der führenden und bestimmenden Freimaurer im Staat abwickelt, ist die Freimaurerei als Staat im Staate, die erst, wenn die Gefahr ihres unterirdischen Wirkens aufs höchste gestiegen ist, erkannt und dann, wenn ihre Gegner machtvoll genug sind, verboten wird.

Die Loge fordert von dem Aufnahmebewerber, vom »Suchenden«, daß er nicht aus Neugierde, aus persönlichem Vorteil, zu geschäftlichem Nutzen und politischen Zwecken dem Freimaurerbund beitrete. Nur wenige gibt es, die diese Fragen ebenso innerlich bejahen, wie sie es nach außen hin beteuern. Die Verpflichtung, jeden Bruder zu fördern und zu stützen, ist so lange verständlich und unanfechtbar, als sie sich in gewissen Grenzen hält.

Vielfach wächst sich aber der Protektionismus innerhalb der Freimaurerei zur sogenannten »Geschäftsmaurerei« aus, zur gegenseitigen Förderung im politischen, wirtschaftlichen und literarischen Leben, bei der nicht die persönlichen Werte der Brüder ausschlaggebend sind, sondern bloß die Tatsache, daß sie Freimaurer sind. Viele wurden aber auch darum »Brüder«, weil sie aus Sucht nach Geheimniskrämerei ihr Selbstbewußtsein gesteigert fühlen, ein Glied einer derart geheimen und exklusiven Gesellschaft, eingebildete oder wirkliche Mitwisser der geheimen Ziele und Machinationen des Ordens zu sein.

Wird der Bruder Geselle, der in den Meistergrad erhoben wird, durch diese Erhebung und Beförderung ein wirklich Wissender der »Königlichen Kunst«? Nein! Er lernt nur ein weiteres Stück des freimaurerischen Ritus kennen, das ihm über jenen politischen Innenraum der Loge gar nichts sagt, den erst die Brüder des 30. Grades und darüber hinaus betreten dürfen.

Der Logenraum ist für die Zeremonie der Meistererhebung vollkommen schwarz ausgeschlagen. Die drei in der Mitte des Tempels stehenden hohen Leuchter, die Säulen der Weisheit, Stärke und Schönheit, tragen Becken, in denen je eine freie Flamme lodert, die einzige Beleuchtung des großen Saals. Zwischen den Säulen hegt ein schwarzer offener Sarg. Die Brüder, an ihrer Spitze im »Osten« der Meister vom Stuhl, sind sämtlich im schwarzen, bis zu den Füßen reichenden Talar, die Kapuzen sind vorn übergeschlagen und tragen nur die Schütze für die Augen.

Die zu erhebenden Gesellen, an denen der Ritus vollzogen wird, treten, vom »vorbereitenden« Meister geführt, in die Loge ein. Sie sehen die schwere Düsternis, die vermummten Brüder in schauriger Undeutlichkeit, denn diesmal sind ihnen nicht, wie bei der Einweihung in den Lehrlingsgrad, die Augen verbunden. Diesmal ist nicht ihr Gesicht durch Binden in Finsternis gehüllt, sondern die Dinge und Menschen, die sie als geheimnisvolle Schemen sehen, haben sich in die Farbe der Nacht und des Todes gekleidet.

Ein Teil der verhüllten Gestalten steht in den Sitzreihen, an den Längsseiten des Logenraumes, ein anderer Teil der schwarzen Männer umsteht im Kreis, den Brüdern in den Sitzreihen den Rücken kehrend, die in der Mitte des Tempels befindlichen Flammenträger und den zwischen diesen ruhenden Sarg. Sie umstellen den Sarg derart, daß er den Kandidaten bis zu jenem Zeitpunkt unsichtbar bleibt, wo der dramatische Höhepunkt der Zeremonie einsetzt. Dumpfe Musik, dumpfe Zurufe und rituell vorgeschriebene Wechselreden zwischen dem Vorsitzenden, dem »vorbereitenden« Meister und den beiden Aufsehern begleiten die ganze Kulthandlung.

Die Suche nach dem Leichnam Hirams
Der Meister vom Stuhl erklärt den Kandidaten, warum die Loge in tiefer Trauer ist: Sie beklagt den erschlagenen Meister Hiram Abif. Es soll aber auf »mystischen Reisen« der Leichnam Hirams symbolisch gesucht, gefunden und wiedererweckt werden. Der Redner der Loge erhält den Auftrag, die überlieferte Legende vom Hergang der Ermordung Hirams vorzutragen. In melodramatischer Weise – den Redner begleitet untermalende Orgelmusik – wird erzählt, wie Hiram im Tempel Salomos, mit dessen Erbauung er betraut ist, von neugierigen Gesellen gestellt wird, die von ihm die vorzeitige Einweihung in das Meistergeheimnis fordern, ihm das Meisterwort abverlangen.

Trotz der Bedrohung mit dem Tod bleibt Hiram standhaft. Da versetzt ihm einer der Gesellen einen Schlag vor die Brust, der Hiram straucheln macht. In diesem Augenblick schlägt ihm ein anderer mit dem Spitzhammer auf den Kopf, so daß der Meister tödlich zu Fall kommt. Hiram ist erschlagen, mit ihm das Meisterwort verloren. Die Legende berichtet noch, wie Salomo die Mörder dingfest macht, der Leichnam Hirams gesucht und gefunden wird, die Missetäter die verdiente Strafe erhalten.

Auch die Beförderung in den Meistergrad wird nicht an einem einzelnen Gesellen, sondern gleichzeitig an mehreren vollzogen. Von den Kandidaten ist jedoch einer, völlig ahnungslos, dazu ausersehen, daß an ihm, was die Legende dramatisch von Hirams Tod erzählt, symbolisch vollzogen wird. Bevor der Vortrag der Legende beginnt, hat sich der Kreis der Brüder, die den Sarg umstehen, an dessen Ende geöffnet. Mit dem Rücken zum Sarg wird der eine ausersehene Meisteranwärter gestellt. Vor ihn ist der Meister vom Stuhl getreten.

Die anderen Kandidaten stehen so, daß sie Zeugen der Handlung sind, die nun folgt. Der Redner Best die Legende. Wenn er zu der Stelle gelangt ist, da Hiram den Schlag vor die Brust bekommt, stößt der Meister vom Stuhl den Kandidaten vor die Brust. Wenn dann dem strauchelnden Hiram in der Legende mit dem Spitzhammer der Tod gegeben wird, schlägt der Meister mit dem Hammer – dem Sinnbild und Kleinod des Stuhlmeisters – den Kandidaten leicht auf die Stirn, während ihn mehrere Arme von rückwärts erfassen und in den hinter ihm stehenden Sarg niederreißen. Der Sarg ist mit einem Trauertuch bedeckt. Einer für alle der zu Erhebenden hat symbolisch den Tod, die Erschlagung Hirams, durchgemacht. Der Kreis um den Sarg schließt sich wieder.

Söhne der Witwe Hirams
Der Meister vom Stuhl, einzeln hinter ihm die Brüder Gesellen, die bald die letzte Szene ihrer Beförderung erfahren sollen, vollführen nun die »mystischen Reisen«, sie umwandern dreimal den Kreis der Brüder, die den Sarg umgeben: es wird gemessenen Schrittes symbolisch der Leichnam des erschlagenen Meisters gesucht.

Nach der dritten Wanderung treten der Stuhlmeister, der »vorbereitende« Meister und die beiden Aufseher der Loge – die Brüder um den Sarg machen ihnen Platz – zu dem symbolischen Leichnam. Das Tuch wird vom Sarg gehoben. Die Leiche Hiram Abifs ist gefunden!

Vergeblich versuchen nun die Aufseher und der »vorbereitende« Meister unter vorgeschriebenen Worten den Leichnam zu heben. Schließlich erklärt der Meister vom Stuhl, daß er es seinerseits anstellen wolle, kraft seiner Meisterschaft als Hammerführender der Loge, die Leiche aus dem Sarg zu heben. Die Aufhebung des Toten versinnbildet seine Wiedererweckung zum Leben.

Nicht mit dem Wort, das ja mit Hirams Tod verlorenging, kann die Leiche erweckt werden. Aber Salomo ersetzte das Wort Hirams durch ein anderes bleibendes Wort, das neue Meisterwort, und durch dieses gelingt es dem Meister vom Stuhl, den Kandidaten zu erwecken: Hiram wird dadurch versinnbildlicht dem Leben wiedergegeben, das er in der Nachkommenschaft der Freimaurer weiterlebt: er lebt im Sohne! Die Freimaurer nennen sich darum auch die »Söhne der Witwe« (Hirams).

Das neue Meisterwort wird allen Beförderten, zugleich mit den Erkennungszeichen und dem Meistergriff, mitgeteilt, nachdem die Handlung um den Sarg vorüber ist. Die Einweihung in den dritten Grad schließt mit einem Treuegelöbnis der Neuerhobenen und einem Vortrag des »vorbereitenden« Meisters über die symbolische und esoterische Bedeutung des Meistergrades und der Hirams-Legende.

Das Ritual der Meistererhebung ist die unter Symbolen und Kulthandlungen ausgedrückte Stellungnahme der Freimaurerei zum Problem des Todes. Der zu erhebende Geselle soll die Zusammenhänge von Leben, Tod und Auferstehung versinnbildet durcherleben. Wie er im ersten Grad aus dem Vorbereitungsraum, der »dunklen« Kammer mit dem Totengerippe, durch die drei Reisen zum vollen Licht der Maurerei, symbolisch zu neuem bewußtem Leben, aufsteigt, so soll er durch die drei mystischen Wanderungen bei der Meistererhebung durch den Tod zur Auferstehung gelangen.

Das Mysterium vom Tod und der Auferstehung Gottes wird im freimaurerischen Ritus bewußt ganz ins Menschliche umgedreht. An die Stelle Gottes tritt, um in der Unsterblichkeit durch die Nachkommenschaft der Krone des ewigen Lebens teilhaftig zu werden, ja der Vergottung zugeführt zu werden, die hebräische Sagenperson Hiram Abif, der Baumeister des salomonischen Tempels.

Gehorsam und Verschwiegenheit
Der Ritus und die Lehren der Grade des Lehrlings, Gesellen und Meisters sind aus der jüdisch-biblischen Geschichte herübergeholt. Im Mittelpunkt der »Bausage« der Johannisfreimaurerei stehen die Erbauung des salomonischen Tempels und dessen Baumeister Hiram. König Salomo ist die wichtigste Figur im Gestaltenschatz der »blauen« Loge. Die Errichtung des Tempels der »Humanität« wird durch den salomonischen Tempel versinnbildet. Salomo ist auch für die Freimaurerei das Sinnbild der strafenden und vollziehenden Gerechtigkeit, er führt die Mörder seines Baumeisters der verdienten Strafe zu und sichert die Weiterleitung der »Arbeit« an seinem und dem symbolischen Tempel der Freimaurerei.

Das Geheimnis der Freimaurerei sind die Hochgrade. Aus den verschiedenen, vorzüglich im 18. Jahrhundert in das Logentum eingedrungenen Hochgrad-Riten, jenen Lehrarten, die zu den Erkenntnisstufen des Lehrlings, Gesellen und Meisters noch weitere »höhere« hinzufügen, entstand nach vielen Wirrnissen und Systemstreitigkeiten das in der Gegenwart herrschende Lehrgebäude des »Schottischen Ritus«.

Der »Alte und Angenommene Schottische Ritus vom 33. und letzten Grad«, wie die vollständige Bezeichnung lautet, ist jenes einzige mächtige Hochgradsystem, das die ganze Welt umspannt, überall seine »Obersten Räte«, das sind die verwaltenden und leitenden Oberbehörden, besitzt. Wenn im allgemeinen von Hochgradfreimaurern gesprochen wird, dann sind immer nur Mitglieder dieses Schottischen Ritus gemeint.

Die Hochgrade, vor allem in den romanischen Ländern, waren und sind die Träger jenes hochpolitischen Freimaurertums, das auf die Macht im Staat abzielt. Mussolini wußte nur zu gut, warum er mit dem Logentum des italienischen Großorients und des römischen »Obersten Rates« gänzlich aufräumte. Waren doch die Hochgradfreimaurer seit den Zeiten Mazzinis und Garibaldis, seit den Unabhängigkeits- und Einigungskämpfen des jungen Italien bis zur Herrschaft des Faschismus die unbeschränkten politischen Machthaber gewesen. Die Inhaberschaft des 33. Grades beim römischen Großorient und »Obersten Rates« war mit der Inhaberschaft eines Ministerpostens im Kabinett oder gar der Ministerpräsidentenschaft selbst verknüpft gewesen.

Erst dem Freimaurer des dritten Grades ist es natürlich möglich, in die Hochgrade aufgenommen zu werden. Der Kandidat für den Schottischen Ritus muß zunächst ein vollwertiges Mitglied der gewöhnlichen Loge geworden sein, also die Erkenntnisse des Meistergrades besitzen. Durch die Erhebung in den dritten Grad hat der Drei-Punkte-Bruder auch andere Rechte bekommen. Er ist für die Logenämter wählbar geworden. Er kann in den leitenden Ausschuß der Bauhütte, in den »Beamtenrat« gewählt werden. Dieser setzt sich aus dem Meister vom Stuhl, der als solcher nur ein Logenamt bekleidet und keinen höheren Grad besitzen muß, seinen beiden Stellvertretern, dem Redner, den beiden Aufsehern, dem korrespondierenden und dem protokollierenden Schriftführer, dem Almosenier (Vermögensverwalter), dem Bibliothekar und Tempelhüter zusammen.

Der Almosenier läßt am Ende jeder Logenarbeit den »Sack der Witwe« kreisen, in den jeder Bruder eine Spende für wohltätige Zwecke, zur Unterstützung von Logenmitgliedern oder deren mittellosen Hinterbliebenen (Witwe) gibt. Erst der Meistermaurer besitzt das Recht, mit anderen Brüdern des dritten Grades eine Loge zu gründen, zu »stiften«. Zumindest sind sieben »Meister« für eine Neugründung nötig. Sie müssen vom Großmeister die Erlaubnis zur Abhaltung einer Versammlung »unter freiem Himmel« erhalten. Früher war dies wortwörtlich zu verstehen, heute symbolisiert der »freie Himmel« den Umstand, daß sich die Versammlung nicht unter dem Schutz einer schon bestehenden Loge vollzieht.

In dieser Zusammenkunft wird der künftigen Bauhütte ein Name gegeben, zum Beispiel »Zur Freundschaft«, »Zu den drei Säulen«, »Hiram«, »König Salomos Tempel«, »Archimedes«, »Zum Reißbrett« und viele andere. Auch werden die besonderen Richtlinien der Logenarbeiten, das Programm der Bauhütte festgelegt. Die Großloge erteilt nach Prüfung und Beratung ein Patent, die Arbeitsbewilligung, oder verweigert es. Eine Logengründung ist schließlich erst dann ganz vollzogen, wenn seitens der Großloge, meistens durch den Großmeister selbst, in die neue Bauhütte das maurerische »Licht« eingebracht und die Loge in die Register der Großbehörde eingetragen worden ist.

Apostel Andreas und die rote Farbe
Das Symbol des Meistermaurers ist das Reißbrett, auf dem er seine Entwürfe fertigt, den Arbeiten am Werk den Bauriß gibt. Mit der Meistererhebung findet die Laufbahn des durchschnittlichen Freimaurers, der nicht dazu berufen ist, in die Hochgrade aufgenommen zu werden, ihren Abschluß.

Den Hochgraden des Schottischen Ritus ist traditionell der Apostel Andreas heilig, sie sind die Andreasmaurerei. Hier herrscht die rote Farbe.

Die Logen der Hochgradfreimaurerei werden Ateliers genannt und bearbeiten die Grade vom 4. bis zum 33. Sie unterstehen nicht der Verwaltung und Leitung, der »Jurisdiktion« der Großloge, sondern haben in jedem Staat ihre eigene, selbständige »souveräne« Oberbehörde, den »Suprême Conseil«, den »Obersten Rat«. Die Großloge regiert und verwaltet einzig und allein die Logen der Johannisfreimaurerei, die maurerischen Werkstätten, in denen die Hochgradfreimaurer, in ihren Würden und in ihren Einweihungsstufen den anderen Brüdern gänzlich unbekannt, als einfache Meistermaurer sitzen.

Die Mitglieder des Schottischen Ritus sind aufs strengste verpflichtet, in der Johannisloge niemals anders als im Zeichen des Meistergrades aufzutreten, nur die »Bekleidung« des Meisters zu tragen, niemals die farbenprächtigen Bänder und Schürzen der hohen und höchsten Grade, sie dürfen keinem Bruder, Lehrling, Gesellen oder Meister davon Mitteilung machen, daß sie den Hochgraden angehören. Nicht nur die Lehren und Riten der Schottischen Maurerei, sondern sogar die Namen der Hochgradbrüder bleiben demnach dem Durchschnittsfreimaurer unbekannt.

Die Hochgrade sind das Geheimnis innerhalb des Geheimbundes, ein doppeltes für die »profane« Außenwelt. Da sie die eigentlichen Träger des freimaurerischen Aktivismus, soweit sie den höchsten Graden angehören, die wirklich Eingeweihten, die »Wissenden« sind, besitzen sie die wahre Macht im Orden. In den Leitungen der Logen und Großlogen schalten sie als Brüder dritten Grades, scheinbar als Gleiche unter Gleichen, sind aber ausschlaggebend durch die Kenntnisse, Fähigkeiten und Beziehungen.

Anonymität der Führung
Die anderen Brüder wissen natürlich noch weniger, nach welchen Weisungen des »Obersten Rates« die unerkannten Hochgradbrüder die Logen und Großlogen beeinflussen und lenken. Mehr als einmal hat es sich ereignet, daß sich Logen ziemlich einmütig gegen die unkontrollierbare Vorherrschaft der Hochgradmaurer in ihren Reihen aufgebäumt haben. Immer aber war dieses vergeblich. Die Autonomie der Großloge und ihre Regierung der Logen besteht nur auf dem Papier. In Wahrheit hat der »Oberste Rat« die gesamte Führung des Ordens mitsamt der Großlogen und den Logen inne.

Bei den Beratungen, Beschlüssen und Erlassen der Großloge gehen natürlich die Hochgradbrüder, unter sich einig, im Sinne des »Obersten Rates« vor, so daß die Johannisfreimaurerei nach den Grundsätzen, Aktionen und Zielsetzungen des Schottischen Ritus gelenkt wird, ohne daß sie davon mehr als eine Ahnung hat. Eine wohl einzig dastehende, raffinierte, meisterhaft durchdachte und angelegte Organisation, die den Hochgraden neben der Anonymität der Führung auch die Möglichkeit gibt, sich der Verantwortung für die Leitung zu entziehen.

Wenn ein Bruder des dritten Grades, ein Meistermaurer, den Wunsch besitzt, in die Hochgrade eingeweiht zu werden, von deren Existenz als solcher er nur ganz allgemeine Kenntnisse erhielt, so nützt ihm das Aussprechen dieses Strebens in keiner Weise. Weiß er doch auch nicht, daß man sich nicht für die Hochgrade melden kann wie für die gewöhnliche Maurerei, sondern daß man berufen werden muß. Als Lehrling, meistens auch noch als Geselle, ahnt der Durchschnittsmaurer nicht einmal etwas vom Bestand des Schottischen Ritus.

Ist er als Meistermaurer beflissen, hat er wache Ohren und gute Beobachtung, betreibt er eifrige Lektüre der maurerischen Schriften, dann weiß er natürlich, wenn auch nichts Genaues, vom Bestehen der Hochgrade. Mit diesem grundlegenden Wissen kann er sich auch eine Frage beantworten, die ihn, wenn er kritischen Verstand besitzt, während seiner Maurerschaft immer lebhafter beschäftigen mußte: die Frage, wo und wann fassen die Freimaurer eigentlich jene Beschlüsse, die notwendig sind, daß die Maurerei ihre Prinzipien im öffentlichen Leben durchsetze? Denn in den »Arbeiten« der Johannislogen hörte er doch immer nur Vorträge, nur wenige über das enge Vereinsleben hinausgehende Beschlüsse und Erlässe, machte er bloß solche Abstimmungen und die ritualistischen Vorgänge und Zeremonien mit.

Der Ausdruck »Arbeit« wurde ihm immer mehr und mehr wirklich zu einem Symbol für etwas, das er nicht sah und das ihm darum fehlte: für die »Außenarbeit«, die Verwirklichung der Ideen, die konkrete Verfolgung der kultur-politischen Ziele der Freimaurerei. Mit dem grundsätzlichen Wissen vom Bestehen der Hochgrade beantwortet er sich die Frage nach der tatsächlichen Arbeit dahin, daß diese eben den höheren Erkenntnisstufen vorbehalten sein müssen. Mit dieser Annahme geht er nicht fehl!

Die Weltkette der Hochgrade
Die Beförderung vom ersten bis zum dritten Grad ist nur eine Frage der Zeit, in der sie sich rein automatisch abwickelt. Die Erhebung vom dritten in den vierten Grad ist dagegen eine Frage prinzipieller Würdigkeit und Befähigung. Ein Freimaurer kann zeitlebens im Meistergrad sitzenbleiben, ja, deren Zahl ist weitaus größer als die jener Brüder, die der Einweihung in die vierte Erkenntnisstufe teilhaftig werden, in jenen Grad erhoben werden, mit dem sie in das System des Schottischen Ritus eintreten, in die Weltkette der Hochgrade eingegliedert werden. Mit der Erhebung in den vierten Grad werden sie, wie ihnen das Ritual ausdrücklich sagt, Lehrlinge der Hochgradfreimaurerei, müssen sie, obwohl sie bereits Meister der Johannisloge sind, neuerlich von vorne anfangen. Der vierte Grad beleiht ihnen die Würde des »Geheimen Meisters«.

Die Hochgrade sind auf dem Grundsatz der Auswahl der Fähigsten aufgebaut. Deshalb nützt eine Selbstanmeldung nichts. Hat sich dagegen ein Mitglied in den drei unteren Graden besonderer Tätigkeit befleißigt, Fähigkeiten aufgewiesen, die darauf schließen lassen, daß er berufen ist, Arbeiten über das »längliche Viereck«, über die »blaue« Loge hinaus zu leisten, dann tritt die Perfektionsloge, ohne daß er es weiß, über ihn zu einer Abstimmung zusammen.

In der Perfektionsloge sitzen die fälligen, die würdig befundenen Brüder der verschiedensten Bauhütten eines Landes. Über den Bruder, über dessen Aufnahme abgestimmt werden soll, hat ein Hochgradfreimaurer, der dessen Aktivität im Logenleben verfolgt hat, ausführlich berichtet. Die »Ballotage« vollzieht sich dann im Unterschied zur Johannisloge nicht durch Abgeben von weißen und schwarzen Kugeln, sondern durch mündliche Aussprache und nicht geheime Abstimmung. Es ist Stimmeneinhelligkeit notwendig. Eine einzige Stimme verschließt dem Kandidaten die Tür.

Ist die Abstimmung verneinend ausgefallen, so erfährt der Vorgeschlagene nichts. Weder daß er in Aussicht genommen war, noch daß über seine Beförderung abgestimmt wurde. Waren alle Stimmen der Hochgradbrüder für seine Beförderung, dann wird ein Mitglied der Perfektionsloge beauftragt, mit dem Kandidaten in Fühlung zu treten. Mit dem Meistermaurer wird ein unverbindliches, rein grundsätzliches Gespräch über die Hochgrade geführt, und ganz nebenbei wird er gefragt, ob er für die höheren maurerischen Werkstätten und Tätigkeit Interesse habe.

Der Strick als Sinnbild der Vorurteile
Der betreffende Meister ist fast in jedem Fall über seine Unterhaltung erstaunt, weiß nicht, was mit ihr bezweckt wird, worauf sie hinaus will. Fast immer wird aber auch die Frage nach dem Interesse für die Hochgrade bejaht. Einige Tage später teilt derselbe Hochgradbruder dem Kandidaten mit, daß er zur Aufnahme würdig erkannt wurde und strengstes Stillschweigen über alles bisher Vernommene bewahren müsse.

Das Atelier des »Geheimen Meisters« ist schwarz ausgeschlagen und mit weißen, unregelmäßigen Tupfen, den »Tränen« besät. Auch der vierte Grad steht im Zeichen der Trauer um den erschlagenen Hiram. Die Kandidaten tragen leichte Augenbinden. Sie werden an Stricke, die um den Hals gelegt sind, in die Loge geführt. Der Strick ist das Sinnbild der Vorurteile und der Leidenschaften, von denen die Menschen im Leben hin und her gezerrt werden.

Bei der Erhebung in den vierten Grad werden vier »mystische Reisen« nach dem Licht, nach dem vollen Leben im Geist der Freimaurerei durchgeführt. Stimmen aus dem »Osten«, »Westen«, »Süden« und »Norden« rufen dem Kandidaten Erkenntnissprüche zu, verweisen darauf, daß die Haupttugenden des »Geheimen Meisters« Gehorsam und Verschwiegenheit sein müssen. Im ausdrücklichen Gelöbnis ist dies besonders unterstrichen.

Der »Dreimalmächtigste Meister«, der Vorsitzende, nimmt einen Kranz aus Lorbeer- und Olivenzweigen. Die Kandidaten haben vor dem Altar der Loge, das rechte Knie leicht gebeugt, eine brennende Kerze, das Symbol der Suche nach dem Licht, zu tragen. Jedem einzelnen legt der Vorsitzende den Lorbeer- und Olivenkranz im Vorübergehen auf die Stirn. »Ich kröne euch mit Lorbeer und Oliven!«

Dann greift er zum Schwert, das er waagerecht über die Köpfe der Kandidaten hebt: »Im Namen und unter den Auspizien des Obersten Rates unseres Staates und aller Obersten Räte, die mit uns die Weltkette des Schottischen Ritus bilden, im Auftrag der Souveränen Generalgroßinspektoren dieses Obersten Rates, weihe ich euch und nehme ich euch auf als Brüder Geheime Meister dieser Perfektionsloge.«

Während der Einweihung wurden den Neuerhobenen die Binden von den Augen genommen. Der Strick wird nunmehr auch entfernt. Die Kerzen werden gelöscht.

Die Zusammenkünfte der Hochgradfreimaurer finden in denselben Räumlichkeiten statt, in denen die Logenarbeiten der drei unteren Grade abgehalten werden. Natürlich an anderen Tagen und zu anderen Tageszeiten, die nur den Mitgliedern des Schottischen Ritus bekannt sind.

Die weltumspannende Kette

Der Schottische Ritus will mit seinen verschiedenen Erkenntnisstufen symbolisch die geistige und kulturelle Entwicklung der Menschheit durchwandern. Seine 33 Grade, in welchen die drei Stufen der Johannis-Freimaurerei, die des Lehrlings, Gesellen und Meisters mitgezählt sind, teilt er in drei Perioden, denen die großen Kulturabschnitte der Menschheitsgeschichte, die jüdisch-architektonische, die religiös-christliche und die freiheitlich aufgeklärte Zeit entsprechen sollen. Die Werkstätten vom vierten bis 14. Grad, die sogenannten Perfektions- oder Vervollkommnungslogen, kennzeichnen zusammen mit den drei Graden der blauen Loge die jüdisch-architektonische Periode, denn ihre Rituale wurzeln ausschließlich in biblischen Oberlieferungen, spielen im jüdischen Milieu des Alten Testaments, und in ihrem Mittelpunkt stehen das Bausymbol des salomonischen Tempels und dessen Erbauer Hiram Abif.

Nach der Gradfolge heißen die Würden der vierten bis zu der 14. Erkenntnisstufe: 4. Geheimer Meister; 5. Vollkommener Meister; 6. Geheimer Sekretär; 7. Vorgesetzter und Richter; 8. Intendant der Gebäude; 9. Auserwählter Meister der Neun; 10. Auserwählter Meister der Fünfzehn; 11. Erhabener Auserwählte Ritter; 12. Großmeister-Architekt; 13. Meister des Königlichen Gewölbes; 14. Großer Auserwählter.

Mit Ausnahme der Vereinigten Staaten Nordamerikas, deren zwei »Oberste Räte«, in Washington und Boston, jeden einzelnen dieser Grade in eigenen Logen rituell bearbeiten und erteilen, werden in der übrigen maurerischen Welt nur der schon dargestellte vierte Grad, der des »Geheimen Meisters«, und der 13., der des »Königlichen Gewölbes«, in ihrem vollen Ritual gepflegt. Die anderen Erkenntnisstufen werden mit ihrem Ritus, ihren Erkennungszeichen, Worten und Griffen den Kandidaten bloß »historisch«, das heißt ohne Zeremonie, rein erzählungsweise zur Kenntnis gebracht.

Das Hochgradsystem des Schottischen Ritus ist eine wirklich weltumspannende, straff organisierte Kette. Gegenüber der Behauptung, daß das Logentum eine einheitliche, überstaatliche Weltorganisation sei, weisen die Brüder, um abzuschwächen oder abzuleugnen, gerne auf die oft weltanschaulich, politisch oder national gesondert marschierenden Großlogen der Johannis-Freimaurerei hin. Sie unterstreichen die Tatsachen, daß häufig in einem Staat mehrere maurerische Körperschaften, Oberbehörden der blauen Logen, bestehen, die keineswegs in reinem Frieden und in grundsätzlicher Übereinstimmung zusammenarbeiten. Sie sind aber trotz allem fadenscheinig, weil sie, meist geflissentlich, die Hochgrade übersehen, deren Verhältnis und Zusammenhalt untereinander ganz andere sind. Die symbolische Freimaurerei, die der drei unteren Grade, und ihre Großlogen besitzen nur zwei lose überstaatliche Zusammenhänge. Die eine Dachorganisation, die die maurerischen Großkörperschaften, die Großlogen, zusammenfaßt, ist die »Association Maconnique Internationale«, kurz AMI genannt.

Überstaatlicher Zusammenhang der Hochgradfreimaurerei
AMI hat ihren Zentralsitz, ihre Großkanzlei, in Genf. Dieser Großlogenverband und seine Weltgeschäftsstelle wurde beim Internationalen Konvent im Oktober 1921 auf Initiative des jüdischen Großmeisters der schweizerischen Großloge »Alpine«, Isaac Reverchon, gegründet. Die AMI umfaßt aber keineswegs sämtliche Großlogen der Welt, vielmehr fehlen in ihr die die maurerische Weltmehrheit vertretenden Großlogen von England, Schottland, Irland, der USA und des australischen Staatenbundes.

Der zweite Dachverband der Johannis-Maurerei ist die »Allgemeine Freimaurerliga«. Sie pflegt in ihrem überstaatlichen Wirken die Esperantosprache, wie sie überhaupt aus einer freimaurerischen Esperantistenvereinigung hervorgegangen ist. Offiziell heißt sie in Esperanto »Universala Framasona Ligo«. Die Zentralstelle ihrer über die ganze Welt verstreuten Landesgruppen befindet sich ebenfalls in der Schweiz und zwar in Basel.

Die AFL, wie sie kurz bezeichnet wird, ist im Unterschied zur AMI keine Organisation von Großloge zu Großloge, sondern von Bruder zu Bruder, von Mann zu Mann. Ihr kann jeder reguläre Freimaurer auf der ganzen Welt beitreten. Auch sie ist keine allgemein durchgreifende und wirklich die ganze Erde umspannende Weltkette.

Anders steht es, wie gesagt, um den überstaatlichen Zusammenhang der Hochgradfreimaurerei. Im Jahre 1875 begründeten sämtliche damals bestehenden »Obersten Räte«, die maurerischen Großmächte der Hochgrade, eine Gesamtvereinigung, wieder in der Schweiz, die sogenannte Lausanner Konföderation. In der Verfassung des Weltverbandes sind alle jene Grundsätze niedergelegt, die eine straffe administrative Organisation, einen einheitlichen geistigen Zusammenhalt, ein konkretes Zusammengehen in allen wichtigen Belangen und Aktionen gewährleisten.

Mit der Lausanner Konföderation wurde wirklich jene Weltfreimaurerei ins Leben gerufen, die von den Gegnern der Loge immer wieder behauptet, von den Brüdern selbst jedoch stets, entweder wissentlich oder unwissentlich, abgeleugnet wird. Eine der wichtigsten Bestimmungen der Konföderation ist die, daß in jedem Staat, im Unterschied zu den Großbehörden der Johannis-Freimaurerei, nur eine einzige Großkörperschaft der Schottischen Hochgrade, nur ein einziger »Suprême Conseil« bestehen darf.

Eine einheitliche Symbolik und Esoterik
Eine Ausnahme wurde einzig und allein für die USA, wegen der territorialen und numerischen maurerischen Verhältnisse, vorgesehen. In den Vereinigten Staaten dürfen zwei »Suprêmes Councils« walten, der der »nördlichen Jurisdiktion« in Boston, der der »südlichen Jurisdiktion« in Washington. Letztere ist der älteste »Oberste Rat« der Welt; 1801 gegründet, gilt er als der Mutter-Suprême-Conseil der gesamten Hochgradfreimaurerei.

Der Washingtoner »Oberste Rat« hat nur eine moralische Vormachtstellung, er stellt keineswegs eine Zentralregierung des Schottischen Ritus dar. Der Angelpunkt der Schottischen Weltkette ist die Lausanner Konföderation, in der auch ein einheitlicher Ritus, eine einheitliche Symbolik und Esoterik, vor allem aber eine einheitliche weltanschauliche Prinzipienerklärung für die gesamte rote Maurerei geschaffen wurde. Die kulturaktivistischen, besser gesagt, die kulturkämpferischen romanischen Hochgradfreimaurer, die der liberalrevolutionären und marxistisch-freidenkerischen »Obersten Räte« von Frankreich, Belgien, Spanien, Mexiko, seinerzeit auch von Italien und Ungarn, spielen in der Konföderation die gewichtigste Rolle.

In den Vereinigten Staaten von Nordamerika geht die Freimaurerei in die Weite und in die Breite, wie sonst nirgends in der Welt, höchstens noch wie im britischen Imperium. Schon die Gründung der USA ist mit der Geschichte der Freimaurerei aufs engste verknüpft.

Der »Vater des Vaterlandes«, der »Columbus des Unabhängigen Staates«, der erste Präsident George Washington, war Freimaurer und legte als erster -seitdem ist dies üblich geworden – auf die Freimaurerbibel den Staatseid ab.

Präsident Roosevelt war Inhaber des 32. Grades und Mitglied der »Holland Lodge Nr. 8« in New York. In seinem Kabinett saßen fünf Brüder. Die öffentlich aufliegenden amtlichen Listen der Mitglieder des Weißens Hauses enthielten hinter jedem Namen des Senators beigefügt die Gradziffer seiner maurerischen Würde.

Die öffentliche Politik ist freimaurerisch
Die Freimaurerei Nordamerikas ist ebenso wie in England eine öffentliche Macht, die Loge muß in diesen Staaten nicht mehr um ihre Vorherrschaft oder gar ihren Bestand kämpfen. Deshalb ist die angelsächsische Maurerei nicht militant, wie das Logentum in jenen Ländern, wo es sich einer starken Gegnerschaft gegenüber sieht. Staatsregime und Politik vollziehen sich in den USA und in England derart ganz im Geist der Freimaurerei, daß die Loge einfach deshalb unpolitisch sein kann, weil die öffentliche Politik eine freimaurerische ist.

Der Hinweis zur Verteidigung des Freimaurertums auf die unpolitische Haltung der Großloge von England oder der Großlogen von Nordamerika ist eine bewußte oder unbewußte Verkennung der tatsächlichen Verhältnisse, eine Verwechslung der Ursache und Wirkung. Es sei noch erwähnt, daß buchstäblich alles, was in den Vereinigten Staaten und im britischen Inselreich nur irgendwie Rang und Namen besitzt, nur irgendwie an öffentlichen Posten steht, der Bruderkette angehört.

Gleich in den ersten Jahren, nachdem die Freimaurerei durch Washington und seine Mitkämpfer in Nordamerika Fuß gefaßt hatte, nahm die »Königliche Kunst« einen gewaltigen Aufschwung. Auch das Wachsen des Geheimbundes vollzog sich im Land der unbegrenzten Möglichkeiten mit dem dort herrschenden Tempo.

Die größte Großloge, die New Yorker, zählte 1826 allein bereits 20 000 Mitglieder und 227 Logen, ein Jahr später aber überraschenderweise 1500 Mitglieder und 41 Logen. Was war die Ursache dieses gewaltigen Rückschlages, der sich bei allen anderen Großbehörden der Bundesstaaten in gleich krasser Weise ausdrückte und durch ein Jahrzehnt anhielt?

Die Morgan-Affäre war in die Entwicklung der nordamerikanischen Freimaurerei geplatzt und führte zu den Massenaustritten, zu den schwersten Verfolgungen des Bundes, der bereits auf dem Weg zur vollen Macht war, schlug ihn derart zurück, daß er erst, nachdem Gras über die Sache gewachsen war, wieder seinen Aufstieg bis zur Vorherrschaft von heute nehmen konnte.

Im Jahre 1826 verbreitete sich über William Morgan, der in Batavia im Staate New York lebte, das Gerücht, daß er zusammen mit einem David C. Miller ein Buch über die Freimaurerei herausgeben wolle, in dem alle ihre Lehren, Rituale, Symbole und Erkennungszeichen dargestellt werden sollten. Der Freimaurerei bemächtigte sich gewaltige Aufregung. Zunächst warnten sie Morgan in der Zeitung von Batavia, dem »Spirit of the Times«. Morgan erwiderte, daß das Werk dennoch erscheinen werde.

Der Tempel der maurerischen Humanität
Da beschlossen die Brüder im engsten Kreis eine Handlung, die später gerichtlich nachgewiesen wurde und auch vom »Internationalen Freimaurerlexikon« zugegeben wurde: nämlich Morgan zu entführen und in sicheren Gewahrsam zu bringen. Sie wollten dann wahrscheinlich ihrem Gefangenen seine Pläne ausreden. Tatsächlich wurde Morgan entführt und verschwand.

Immer weitere Kreise der Bevölkerung, zuletzt buchstäblich die gesamte Öffentlichkeit der Vereinigten Staaten, gerieten unter den ungeheures Aufsehen erregenden Eindruck von dieser Tat der Loge. Die wildesten Gerüchte entstanden: Morgan sei von den Freimaurern erschossen worden, Morgan sei in einer Loge des »Royal Arch«, in einer Loge des 13. Grades, des Königlichen Gewölbes, in deren unterirdisches, von neun hohen Bogen getragenes Tempelgewölbe hinuntergestoßen worden und habe sich dabei das Genick gebrochen. Die Freimaurer behaupteten später wohl, daß Morgan 1831, allerdings in Smyrna, angeblich wieder aufgetaucht sei.

Wie dem auch sei, durch die Morgan-Affäre wurde Antifreimaurerei zum Programm bei den Staats- und Präsidentenwahlen. Das Logentum war wieder einmal in den Mittelpunkt eines Kriminaldramas gerückt worden. Schwer nur konnte es jene Zeiten überstehen, die angefüllt waren mit antifreimaurerischen Konventen, der unermüdlichen Tätigkeit einer im Jahre 1827 entstandenen Anti-Masonic-Party, deren Führer der spätere Präsident Fillmore war, und einer Flut logenfeindlicher Publizistik.

Der wichtigste Grad der Vervollkommnungslogen ist die Erkenntnisstufe des Königlichen Gewölbes, jenes Ateliers des 13. Grades, das dem Bau eines Idealtempels dient, des zweiten Tempelbaues, der an Stelle des salomonischen den der freimaurerischen Humanität setzt. Über allen Wassern der Sintflut soll er stehen, welche die Erde vernichten können: deshalb ruht sein Gewölbe auf neun hohen Strebepfeilern.

Bausymbolik und Bausage der Freimaurerei erreichen im 13. Grad ihren esoterischen Höhepunkt. Mit dem 14. Grad, der letzten Perfektionsloge – an sie schließen sich die Kapitelgrade der Rosenkreuzer an -, hört die architektonische Versinnbildlichung der Freimaurerei auf, der die christlich-religiöse Periode folgt.

Die Beförderung durch die Logen der Perfektion bis an die Schwelle des Kapitels vom 15. Grad erlebt der einzelne Hochgradbruder nur nach Maßgabe seiner erwiesenen Leistungen und Fähigkeiten, nur als Belohnung für seine Aktivität. Es gibt keinen zeitlichen Anspruch auf die Einweihung in die verschiedenen Erkenntnisstufen der Vervollkommnung, die in ihren Lehren und Zeremonien, in ihrer Symbolik und Ritualistik in verschiedenfältigster Weise, farbenprächtig in der Ausschmückung der Logenräumlichkeiten, phantastisch in den Legenden, prunkvoll in den Schürzen und Bändern, immer wieder das Thema vom symbolischen Bau der Freimaurerei abwickeln.

Es geht um ganz reale Pläne
Die Werkstätten des 15. bis 18. Grades sind die Kapitel-Logen, deren Rituale die christlich-religiöse Periode der Menschheitsgeschichte, die Zeit der Kreuzzüge, versinnbildlichen. Die Lehren und Kulthandlungen, die Symbole und Zeremonien der Kapitel kreisen nicht mehr um die Bausage der Freimaurerei, in ihrem Mittelpunkt stehen nicht mehr der Salomonische Tempel und dessen Erbauer, der erschlagene Meister Hiram Abif. Sie knüpfen wohl an jene Ritualistik und Symbolik an, die die Grade ans bis 14 aus der jüdisch-biblischen Geschichte schöpfen, spinnen sie aber nicht mehr fort.

Die Arbeiten der Hochgradfreimaurer, schon der Perfektionslogen (vierter bis 14. Grad), erst recht der Kapitel, finden durchschnittlich nur einmal im Jahr in ritueller, kultischer Weise, in Verbindung mit der Aufnahme, beziehungsweise Beförderung neuer Mitglieder in die betreffende Erkenntnisstufe statt. Alle anderen Zusammenkünfte, die gewöhnlich monatlich abgehalten werden, vollziehen sich ohne Ritus und ohne Zeremonien, die rituelle Eröffnung und Schließung der Arbeit ausgenommen.

Der ehemalige Meister der blauen Loge, der sich früher bei den Sitzungen der Johanniswerkstätte immer fragte, wann und wo denn eigentlich die aktive, kulturelle Außenarbeit der Freimaurerei geleistet werde, gewinnt mit dem Aufrücken in die höheren Grade, über die Vervollkommnungslogen in die Kapitel, die Erkenntnis, daß der Schwerpunkt der positiven konkreten Arbeit in den höheren und höchsten Graden liegt. Wohl wird noch die Innenarbeit, die Arbeit am maurerischen Menschentum des einzelnen Bruders, gepflegt, doch tritt sie gegenüber dem kulturpolitischen Aufgabenkreis in den Hintergrund.
Die Abführung des Ritus ist, wie schon gesagt, auf einmal im Jahr beschränkt. Vorträge als freimaurerische Exerzitien werden nicht mehr oder nur ganz selten über die Geschichte der Symbolik der Hochgrade im Sinn einer Instruktion gehalten. Der Inhalt der Arbeiten sind Debatten und Beschlußfassungen über ganz reale Aktionen, Zielsetzungen und Pläne. Vorzüglich in der romanischen Freimaurerei sind bereits die Kapitel politische Klubs.

Das Kapitel des 18. Grades – wir wählen diese Erkenntnisstufe als Beispiel für die anderen Kapitelgrade, weil sie die höchste ist – tritt deshalb nur allmonatlich zusammen, weil die Ausführung der Beschlüsse und die Durchführung der Aufträge, die die einzelnen Brüder erhalten, für gewöhnlich diese Spanne Zeit brauchen, um dann als geleistet überprüft werden zu können.

Zu normalen Arbeiten versammeln sich die Brüder im Straßenanzug, ohne jede maurerische Bekleidung. Jedes Mitglied kennt das andere, so daß keine Erkennungszeichen gegeben werden müssen, und man nimmt in der Loge zwanglos Platz.

Fremde Besucher, Hochgradbrüder auswärtiger »Oriente« Werden schon in den Vorräumen einer Prüfung über ihre Gradstufe, über die Erkennungszeichen, Worte und Griffe derselben unterzogen. Wie in der blauen Loge der Johannisfreimaurerei die Inhaber von Hochgraden für die Brüder der unteren Erkennungsstufen als solche unerkannt und unkenntlich in der Kette stehen, so sitzen im Kapitel der Ritter vom Rosenkreuz, ebenso für diese in ihrer Einweihung unkenntlich, die Brüder der noch höheren Grade, des 20., des 33. und die Souveränen Generalgroßinspektoren des Obersten Rates.

Das Atelier der Rosenkreuzer ist eine reine Aktionsloge. Die Arbeit eröffnet dem Teilnehmer einen ausschließlich kulturpolitischen Innenraum. Da wird zum Beispiel die Abhaltung einer großen Versammlung beraten, in der die Öffentlichkeit über Zwecke und Ziele der Freimaurerei »aufgeklärt« werden soll, also die Veranstaltung einer sogenannten »Tenue Blanche«, wie sie zum Beispiel der Großorient von Frankreich in allen Teilen des Landes regelmäßig stattfinden läßt. Es werden die Redner bestimmt, und ihnen wird die Ausarbeitung der Themen aufgetragen.

Es wird zum Beispiel die Gründung einer Liga für Menschenrechte beschlossen. Wo immer solche Ligen bestehen, es sind freimaurerische Gründungen. Der Oberste Rat hat schon früher Befehl gegeben, welche Hochgradbrüder in dem leitenden Ausschuß sitzen sollen, und welche Freimaurer ohne Schurz, das heißt Profane (Nichtmitglieder), die aber im Geist der Loge arbeiten, zur Tarnung als Mitfahrer der Liga zu gewinnen sind.

Weiter wird zum Beispiel über die Förderung der Paneuropa-Bewegung diskutiert, es werden dazu nötige Schritte beschlossen, und einzelne Brüder, je nach ihren Fähigkeiten und Ingerenzen, mit den Detailaufgaben betraut, deren Durchführung den beiden Grundgesetzen Gehorsam und Verschwiegenheit unterworfen ist.

Vom »Kapitel >Mozart< im Tale von Wien«, das vom »Suprême Conseil pour la France« eingesetzt wurde, war seinerzeit die paneuropäische Idee ausgegangen, da der Urheber dieser Bewegung, Nikolaus Coudenhove-Kalergi, Mitglied der österreichischen Hochgrade war. Das Kreuz, welches das Wahrzeichen der Paneuropäischen Vereinigung in seinem Kreisfeld trägt, ist in der Symbolik des Rosenkreuzerkapitels vorgebildet.

Es werden im Verlauf der Arbeit diese oder jene Abwehrartikel in der liberalen Presse beschlossen, wer sie zu veranlassen oder selbst zu veröffentlichen habe, es werden Beträge bewilligt zur Unterstützung kulturpolitischer Vereine, die freimaurerische Gründungen sind, ohne daß die Öffentlichkeit etwas davon weiß, oder für Organisationen, die durch personelle Zusammenhänge unter der Führung der Loge stehen, ohne daß die Mehrzahl der Mitglieder es weiß.

Schon das Ritual des Ritters des Degens, des 15. Grades, versinnbildlicht die Geschichte der Kreuzfahrer, und zwar im Licht einer Lehre des Kampfes für die Freiheit und gegen den »Fanatismus«. Der Titel des 16. Grades »Prinz von Jerusalem« deutet mit sich selbst auf die Kreuzzugmotive hin, die seine Symbolik und Kulthandlung tragen. Ebenso ist dies mit dem 17. Grad der Fall, dem »Ritter vom Osten und Westen«, der den Austausch von Okzident und Orient durch die Kreuzzüge symbolisch bearbeitet.

Symbolischer Austausch von Okzident und Orient
Der letzte und höchste Kapitelgrad, der 18., der des »Ritters vom Rosenkreuz« hat keinen unmittelbaren historischen Zusammenhang mit den alten Gold- und Rosenkreuzern. Es bestehen zwar Rosenkreuzer-Theorien, die eine direkte Verknüpfung zwischen Freimaurerei und Rosenkreuzertum behaupten, starke rosenkreuzerische Einflüsse auf das Freimaurertum im 18. Jahrhundert zu beweisen suchen. Ein unmittelbarer Zusammenhang besteht darin, daß der Schottische Ritus in die vielgestaltige Ritualistik seiner 33 Grade, in seine Hierarchie zahlreiche frühere Hochgradsysteme, an denen das Logentum des 18. Jahrhunderts so reich war, in sich aufgenommen und verarbeitet hat.

Im Zug des Aufbaues seines Systems tat er dies auch mit den rosenkreuzerischen Freimaurerriten, wenn auch kein historisches Verhältnis zwischen seinem Orden und dem der wirklichen Rosenkreuzer bestand. Wie der Schottische Ritus ein Ideengut des Rosenkreuzertums in ganz eigener Geistigkeit geschaffen hat, geht am klarsten aus einer der stärksten Kulthandlungen und zweifellos auch einer der schönsten der Freimaurerei hervor, aus dem Initiationsritus des Kapitels der Rosenkreuzer.

Die Aufnahme in das Rosenkreuzerkapitel vollzieht sich in zwei Logen. Zuerst ist der Schauplatz ein vollkommen schwarzer, düster erleuchteter Tempel. Der zweite Teil des Ritus ist in eine flammend rote, strahlend erleuchtete Loge verlegt. Die Kandidaten, die »Ritter vom Osten und Westen«, werden sehenden Auges vom vorbereitenden Meister in die schwarze Loge geführt.

Das Feuer wird die Natur erneuern
Die Gradlegende deutet noch einmal auf die Trauer um den erschlagenen Meister Hiram hin und auf das Meisterwort, das mit der Ermordung Hirams verloren ging. Der »weise Meister« als Vorsitzender und die Brüder des Kapitels vollführen drei symbolische Reisen, Rundgänge durch die Loge, wobei sie zuerst das verdüsterte Licht auf der Säule des Glaubens, dann auf der der Liebe, zuletzt auf der der Hoffnung verlöschen: Glaube, Liebe und Hoffnung sind erstorben!

Die Ritter vom Rosenkreuz verlassen den nunmehr vollkommen finsteren Tempel, indem die Ritter vom Osten und Westen zurückbleiben. Erst nach geraumer Zeit werden sie in den Vorbereitungsraum außerhalb des Tempels zurückgeleitet. Dort erteilt ihnen der vorbereitende Meister, der »Experte«, eine Instruktion über die Geschichte der Symbolik des Rosenkreuzertums. Hiernach werden ihnen die Augen mit einem undurchsichtigen Flor verbunden. Sie werden vor das eigentliche Kapitel der Prinzen oder Ritter vom Rosenkreuz geleitet.

Die Kulthandlung beginnt mit der Frage des »weisen Meisters«, ob die Kandidaten das verlorene Wort gesucht und gefunden hätten. An ihrer Stelle erzählt der vorbereitende Meister die Legende ihres mühsamen Suchens, und daß ihnen, als sie schon vollkommen hoffnungslos und erschöpft zusammengesunken waren, plötzlich eine geheimnisvolle Stimme ein Wort zugeraunt habe. Sie hätten dieses aufgeschrieben, in eine goldene Kapsel gelegt und überbrächten es nun dem Chef des Kapitels, damit er überprüfe, ob das Wort wirklich das verlorene der Freimaurerei sei.

Der »weise Meister« öffnet die Kapsel, schlägt im bestimmten Rhythmus siebenmal mit dem Hammer auf dem Altar der Loge und buchstabiert: I.N.R.I.! Er erklärt kraft seiner Einweihung als Meister des Kapitels, daß dieses Wort das richtige sei, doch bedeute es nicht: Jesus Nazarenus, Rex Judaeorum, wie es das Christentum lehre, sondern: Igne Natura Renovatur Integra, das heißt, durch das Feuer wird die Natur zu Reinheit und Lauterkeit erneuert!

Die Auslegung spielt unverkennbar in den mystischen und alchemistischen Gedankenkreis der alten Gold- und Rosenkreuzer hinüber. Bevor die zu Befördernden als Belohnung für die Auffindung des verlorenen Wortes das volle Licht des Rosenkreuzerkapitels erschauen dürfen, spielt sich eine kurze Symbolhandlung ab. Der vorbereitende Meister tritt vor den Altar. Er trägt eine rote Rose in der Hand. Der »weise Meister« ergreift ein kleines Kreuz und legt es dem Experten auf die Schulter: »Was würdest du tun, Bruder Ritter vom Rosenkreuz, wenn ich dir als irrender Mensch ein Leid, ein Kreuz auferlegen würde?«
Der vorbereitende Meister reicht dem Vorsitzenden die Blume: »Meine Antwort würde die Rose sein.«

Die Kandidaten legen das Gelöbnis ab, die Binden fallen von den Augen, sie sehen die flammend rote, blendend erleuchtete Loge. Alle Brüder tragen ein rotes, breites Ordensband, in das, umrankt von Dornen, eine silberne Rose und ein schwarzsamtenes Kreuz eingewirkt sind. Am Ende des Ordensbandes hängt das »Kleinod« des Kapitels; zwischen einem weitgeöffneten Zirkel ein goldener Pelikan, der sich mit seinem Schnabel die Brust aufreißt, um mit seinem Herzblut die hungernden Jungen zu nähren. Das Symbol der Aufopferung bis zum Letzten!

Das Liebesmahl der Kapitelbrüder
Vor dem weisen Meister steht ein siebenarmiger Kerzenleuchter. Die Säulen des Glaubens, der Liebe und der Hoffnung tragen jetzt Becken, aus denen Weihrauch emporsteigt. Hinter dem Meister hält der Fahnenträger das große seidene Banner des Kapitels über den Altar geneigt. Die Brüder stehen im Erkennungszeichen und alle tragen Schwerter. Eine lange, schmale Tafel wird in die Mitte der Loge getragen. Sie ist mit weißem Linnen bedeckt. Auf ihr steht ein Kelch mit Wein, eine Schüssel mit Broten und eine schwelende Räucherpfanne.

Die Ritter vom Rosenkreuz erhalten lange, übermannshohe Stöcke, die Stäbe des »guten Hirten«. Sie treten um den Tisch herum. Der Meister ergreift den Kelch, trinkt aus demselben, und nun wandert das Gefäß von Ritter zu Ritter. Dieselbe Verbrüderungshandlung geschieht hernach mit dem Brechen und Reichen der Brote.

Dieser Kult ist das Agapé, das Liebesmahl der Kapitelbrüder, die freimaurerische Wiedergabe des christlichen Abendmahles. In seiner Zeremonie haben die christlich-religiösen Kapitelrituale ihren Höhepunkt erlangt. Bevor die Arbeit geschlossen wird und die Prinzen vom Rosenkreuz, auf die Stäbe des guten Hirten gestützt, aus dem Tempel hinauswandern, um in der Welt zu wirken, was ihnen im Kapitel gelehrt wurde, erklärt der weise Meister den Neuaufgenommenen, daß die Rosenkreuzer die guten Hirten des Volkes sein wollen, die Kämpfer für die Freiheit der Völker und deren Versöhnung untereinander. Die Johannisfreimaurerei schlage Brücken von Mensch zu Mensch, die Hochgradfreimaurerei des 18. Grades Brücken von Volk zu Volk.

Zum Abschied treten die Brüder paarweise zueinander und geben sich gegenseitig in einer Umarmung, ins Ohr flüsternd, die Erkennungsworte.

Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit

Mit der Aufnahme in das Ateliers des 19. Grades beginnt für den Hochgradfreimaurer der Weg zur »vollen Einweihung«, die sich im 30. Grad vollzieht. Die maurerischen Werkstätten vom 19. bis 30. heißen die Areopage, benannt nach dem altgriechischen Gerichtshof zu Athen. Sie bilden zusammen die dritte Periode der Erkenntnisstufen des Schottischen Ritus, der in der Menschheitsgeschichte das Zeitalter der Aufklärung und Gewissensfreiheit und die Zukunft der Menschheit, die durch den Sieg der Freimaurerei beherrscht werden soll, entsprechen. In den Riten und der Symbolik der Areopaglogen offenbaren sich in steigendem Maß die kulturpolitischen Doktrinen der Freimaurerei, um durch ihre völlige Enthüllung im 30. Grad den Inhaber dieser Erkenntnisstufe wirklich zu einem »Wissenden«, zu einem »Eingeweihten« der »Königlichen Kunst« zu machen.

Die Lehren der Areopage der roten Maurerei zeigen deutlich auf, worauf die Loge in ihren eigentlichen und letzten Zielen hinaus will: auf den Kampf gegen die »Vorurteile«. »Vorurteile« im Geiste der Loge sind das Bekenntnis zum Vaterland, zur eigenen Nation, das Bekenntnis zur angestammten Religion, zu einer bestimmten Konfession, das Bekenntnis zur Verteidigung des eigenen Landes und der eigenen Nation, das Bekenntnis zur Gemeinschaft seines eigenen Volkes.

Die Hochgradfreimaurerei hebt diese Vorurteile auf und setzt an ihre Stelle den vaterlandslosen Antinationalismus, die kulturelle und politische Überstaatlichkeit, die religionslose Gewissensfreiheit, die kulturelle und politische Überbekenntlichkeit, die im marxistischen Gottlosentum ihre aktivistische Ausprägung findet, den absoluten Pazifismus um seiner selbst willen, der mit dem Antinationalismus ursächlich verknüpft ist, das Bekenntnis zur Volksherrschaft, zur Herrschaft des marxistischen Sozialismus mit seiner Devise »Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit«, die zuerst Wahlspruch des französischen Logentums war, um dann Leitspruch der internationalen Hochgradfreimaurerei überhaupt zu werden.

Schon der 19. Grad, der des »Groß-Pontifex«, der erste Areopag, lehrt wie alle übrigen, unter gewissen symbolischen Begriffen und im freimaurerischen Geist auszulegenden Worten den Kampf gegen alle nationalen und religiösen Werte, Gesetze, Ordnungen und Autoritäten. Er lehrt den Kampf gegen »Unwissenheit«, »Aberglaube«, »Dogmatik« und »Fanatismus« in jeder Form.

Der »Großmeister aller symbolischen Logen«, der 20. Grad, bedeutet esoterisch das Streben des Hochgradfreimaurers zur höchsten »Meisterschaft«. Exoterisch bedeutet er, daß bereits diese Erkenntnisstufe über die ganze Johannisfreimaurerei souverän ist.

Jede einzelne Religion überwinden
Der 21. Grad gibt die Würde des »Noachiten oder preußischen Ritters«. Seine Lehre preist die von den Ideen der Freimaurerei gelenkte Volksherrschaft, verwirft die Despotie der Massen, die auf die völlige Anarchie ausgeht.
Der »Ritter der königlichen Axt«, der Inhaber des nächstfolgenden Grades, verpflichtet sich, für das Los der arbeitenden Klassen zu kämpfen, die Massen unter die Führung des Logentums zu bringen.

Der 23. und 24. Grad, der »Chef des Tabernakels« und der »Prinz des Tabernakels«, müssen die Volksrechte zu erkennen und nach außen hin zu vertreten trachten.

Der »Ritter der ehernen Schlange«, der Eingeweihte des nächst höheren Areopages, übernimmt die Verpflichtung zur Heilung der sozialen Schäden in der menschlichen Gemeinschaft. Ihm folgt der »Prinz der Gnade«, der jede einzelne Religion zu überwinden hat, indem er die in allen Religionen enthaltenen Wahrheiten zu einer Überreligion zusammenfaßt.

Der »Ritterkommandeur des Tempels« und der »Ritter der Sonne«, der 27. und 28. Grad, haben bereits alle Stadien religiöser Zweifel hinter sich und stehen auf der Stufe einer über alle »Dogmatik«, alle »Vorurteile« erhabenen Ethik und Weltanschauung.

Der Würdenträger des 29. Grades, des letzten Areopages vor der völligen Einweihung, der »Großschotte des heiligen Andreas«, gelobt alle freimaurerischen Grundsätze und Pflichten zum Wohl der Menschheit im kulturellen und sozialen Sinne zu verwirklichen.

Geistige Zersetzung und kulturelle Unterhöhlung
Diese Grade, deren symbolische Begriffe und rituellen Sinnbilder immer deutlicher, wenn auch durch schöne, gleißnerische Worte verbrämt, das geistige Antlitz der Freimaurerei erkennen lassen, werden – wenige Ausnahme bestätigen nur die Regel – im allgemeinen innerhalb des Schottischen Ritus in eigenen Logen mit ihren eigenen Kulthandlungen nicht gepflegt. Sie werden bloß »historisch« durch mündliche Mitteilung und Ausbeutung den aufsteigenden Kandidaten verliehen. Einzig und allein der 28. Grad, der des »Ritters der Sonne«, wird mit seinem vollen Brauchtum geübt, und es arbeiten in den verschiedenen Staaten besondere Areopage dieser Erkenntnisstufe.

Nicht zu jeder Zeit konnte und wollte die Freimaurerei ihre Grundsätze und Ziele im Machtkampf des politischen Alltags, im Machtkampf der Parteien und Regierungen verfolgen und der Verwirklichung näher bringen. Oft vermied sie es mit Absicht und Einsicht, auf diese Art von Tag zu Tag und auf kurze Sicht Fortschritt, Politik und Weltgeschichte zu machen.

Die großangelegten Pläne, die die Meister der »königlichen Kunst« mit Winkelmaß und Zirkel auf dem Reißbrett vorgezeichnet haben, ihre weitgesteckten Ziele, verlangten vielmehr sehr häufig einen ungleich weiteren Horizont, eine Arbeit auf lange Sicht, forderten, durch eine andere Art Politik, die Menschheit mit den Ideen der Freimaurerei zu durchsetzen. Ein Geheimbund kann auf zweierlei Art Politik betreiben: Entweder dadurch, daß seine Organisation, nach außen hin Partei, die Mehrheit in den gesetzgebenden und regierenden Körperschaften des Staates zu erlangen und durch diese Einflüsse unmittelbar Kultur und Politik zu beherrschen und zu lenken trachtet.

Eine Organisation kann aber ruhig auf eine Herrschaft als Partei in der unmittelbaren Gegenwart verzichten, wenn sie ihre Ideen in der Weise wirksam sein läßt, daß diese in geistiger Infektion die Massen immer mehr und mehr durchsetzen und im Verlauf von Jahren und Jahrzehnten jenen Zeitgeist vorbereiten und voraus schaffen, aus dem dann naturnotwendig ganz bestimmte Parteien, ganz bestimmte Gesetze, Ideen und kulturelle Komplexe hervorgehen müssen.

Die Politik der schleichenden Infektion, die der unauffälligen Durchdringung des ahnungslosen Volkes durch die Ideen einer lautlos wirkenden Geheimorganisation, die Politik der Prägung eines Zeitgeistes, der einmal die
Herrschaft, aber dann auf allen Gebieten, an sich zu reißen vermag, war zumeist die Politik der Schottischen Hochgrade. Durch diese Methoden brachte die. Freimaurerei Jahrhunderte der Menschheitsgeschichte in den meisten Belangen geistig in ihren Besitz: das Zeitalter der religionsfeindlichen Aufklärung, das des revolutionären Liberalismus, Marxismus und Bolschewismus.

Der freimaurerische Geist beherrscht auch heute noch die Weltmeinungen, trotz des ihm feindlichen, in manchen Staaten zur Macht gelangten autoritären Staatsgedankens. Der freimaurerische Geist grassiert nach wie vor durch seine willens- und gedankenbestimmenden Begriffe und Schlagworte, Ideen und Phrasen gerade in den Köpfen jener intellektuellen Schichten, die die Geschicke des Staates auf mehr oder weniger wichtigen Posten bewußt oder unbewußt beeinflussen.

Die Presse ist in vielen Ländern ein restloses Werkzeug des freimaurerischen Geistes. Nicht darin besteht die Gefahr einer Herrschaft des Freimaurertums, daß soundso viele maßgebende Persönlichkeiten Mitglieder der Loge sind, sondern dadurch, daß der freimaurerische Geist in seiner Ideologie durch Journalistik und Literatur, durch Unterricht und Volksbildung gerade die Intelligenz, die der Loge organisatorisch ferne steht, geistig gefangengenommen hat. Die geistige Zersetzungs- und kulturelle Unterhöhlungsarbeit ist die bewußte Politik der Hochgrade, ist die bewußte »Arbeit« der Areopage des Schottischen Ritus.

Das »Blaubuch der Weltfreimaurerei« (Wien, 1933) enthält einen Aufsatz »Die rote Maurerei«, der mit wenig Aufwand von Worten einen ernsten Einblick in die organisatorischen und disziplinaren Grundsätze des Schottischen Hochgradsystems gewährt. Danach qualifizieren sich aus der Bruderkette der Johannisfreimaurerei für die Arbeiten des Schottischen Ritus jene Brüder von selbst, die über die interne Logenarbeit hinaus gewillt und befähigt sind, als aktive Experten für bestimmte freimaurerische Arbeiten in der Öffentlichkeit und oft über die Landesgrenzen hinaus organisatorisch zu wirken.

Die freimauerische
Weltkette
Soll den freimaurerischen Ideen und Prinzipien zur Durchsetzung verholfen werden, denn bedarf es eben eines Hinausgehens über den Wirkungskreis der symbolischen Logen. Da einzugreifen und eine systematische interlogäre Zusammenfassung gewillter und befähigter Kräfte zu schaffen, fällt dem Schottischen Ritus zu, der zäh und optimistisch an der Verwirklichung seiner maurerischen Hochziele arbeitet. Die Organisation des Schottischen Ritus ist zur Verfolgung und Erreichung seiner weitgesteckten Pläne sehr geeignet. Das tatsächliche Bestehen einer freimaurerischen Weltkette durch ihn ist im Gegensatz zu den sich oft aus dogmatischen, politischen und kulturellen Gründen vielfach gegenseitig befehdenden Großlogen der grundlegende Vorteil für die erfolgreiche Tätigkeit der Hochgrade.

Der Schottische Ritus mit seinen 36 Obersten Räten (Suprêmes Conseils) ist für die gesamte Hochgradwelt eine gleiche Lehrart, eine gleiche Arbeitsweise, also eine einheitliche freimaurerische Front. Im Zusammenhang mit der Auswahl arbeitsfreudiger Kräfte, durch Berufungen und Beziehungen befähigter Experten steht die große Durchschlagkraft der kleinen, aber aktiven Mitgliederzahl.

Das Prinzip der Diszipliniertheit, der gesteigerten Arbeitsleistung und Systematik wird mit der möglichen Einschränkung des Zeitaufwandes für Verwaltung und
vereinsmäßige Förmlichkeiten verbunden. Der Schottische Ritus ist überdies ein »Passepartout« zu allen bezüglichen freimaurerischen Werkstätten der Welt und gibt so größten Aktionsradius. Der Schottische Ritus tritt in jeder Weltsituation aus der reinen Beschaulichkeit der unteren Grade heraus, geht zur Organisierung aktiven Angriffes oder tätiger Abwehr in den jeweiligen Aufgaben seiner Kulturaktivität über.

Bruderschaft über Freund und Feind
Als die wirksamsten Mittel zur Erreichung seiner Ziele erkennt er: Planmäßige Aufklärung im freimaurerischen Sinn, insbesondere Einflußnahme auf die Kreise der Volkserziehung und Volksbildung, wie auf die Jugend selbst; Unterstützung möglichst aller profanen Organisationen und Aktionen, deren Ideen und Ziele mit denen des Freimaurerbundes gleichlinig sind; fortlaufende intensive Orientierung der Bruderschaft über Freund und Feind, planmäßige Anleitung zu bestimmten Arbeitsleistungen in allen Belangen des Weltbundes.

Der Schottische Ritus sagt von sich, daß er durch seine vereinigten Mittel und Kräfte, durch seine Weltverbundenheit und die daraus sich ergebenden Einflüsse und weitverzweigten Beziehungen, sowie durch seine latente Aktionsbereitschaft Besonderes leisten könne und müsse.

Der 30. Grad ist die eigentliche Spitze des ritualistischen Lehrgebäudes der roten Maurerei. Mit ihm erhält der Freimaurer die »volle Einweihung«, wird er ein wirklich »Wissender« der »Königlichen Kunst«, ein »höchsterleuchteter Bruder«. Die Inhaberschaft des 30. Grades verleiht die Würde eines »Ritters Kadosch« oder, wie sie auch heißt, eines »Ritters vom weißen und schwarzen Adler«.

An Stelle Hiram Abifs, des Erbauers des salomonischen Tempels, dessen Ermordung in der Johannisfreimaurerei als rituelle Legende eine große Rolle spielt, tritt in den Areopagen, in den Werkstätten vom 19. bis zum 30. Grad, der letzte Templergroßmeister Jakob de Molay, der auf Befehl König Philipps des Schönen von Frankreich und Papst Clemens V. am 3. März 1314 am Scheiterhaufen den Tod fand. Die Geschichte der Tempelherren, des Templerordens (1118 bis 1314) hatte im 18. Jahrhundert auf eine Reihe freimaurerischer Lehrarten starken Einfluß, obwohl auch zwischen Freimaurerei und Templertum kein direkter historischer Zusammenhang nachweisbar ist.

Wie aber der Schottische Hochgradritus schon die Kapitellogen des Rosenkreuzertum in seine Hierarchie, allerdings zu gänzlich neuer Ausdeutung übernahm, so tat er dies auch in seinen Areopaglogen mit dem Templertum. Die Hinrichtung des Molays findet in der Kulthandlung des 30. Grades, im Initiationsritus eine realistische Darstellung.

Der Lehrgehalt des Ritter-Kadosch-Grades symbolisiert den Untergang des Templertums durch die geistige und weltliche Gewalt, an deren Stelle der Sieg der Gewissensfreiheit gesetzt wird. Dadurch, daß der Kadosch-Ritter durch alle Erkenntnisstufen, durch alle die Menschheitsgeschichte symbolisierenden Grade hindurchgegangen ist, in den Kapiteln alle »Vorurteile« kennen und überwinden gelernt hat, ist er zu dieser Freiheit des Gewissens befähigt.

Geistige Rache und Vergeltung
Der realistische Ritus des 30. Grades enthüllt dem Kandidaten zum ersten Mal unzweideutig die eigentlichen Ziele der Freimaurerei: Rache und Vergeltung an den Gewalten, die am Tod de Molays schuldig sind, die dem Sieg der absoluten Gewissensfreiheit und damit der Freimaurerei als Feinde gegenüberstehen; Rache und Vergeltung an der geistlichen und weltlichen Gewalt, an Thron und Altar. Die Anschauungen über die Vergeltung der Freimaurer haben zu den Gedanken an blutige, physische Rache geführt. Geistige Rache und Vergeltung, politischer und kultureller Kampf mit dem Gegner der Freimaurerei, politische und kulturelle Auseinandersetzung mit den Autoritäten von Thron und Altar sind zumindest der Sinn des Kadosch-Grades des Schottischen Ritus.

Die Aufnahmezeremonie in diese Erkenntnisstufe enthält eine deutliche rituelle Handlung des Kandidaten. Wenn der Großkanzler, das ist der Redner des Areopages, in melodramatischer Weise die Schilderung der Hinrichtung de Molays verliest, muß der Aufnahmebewerber gegen drei Objekte, die auf dem Altar der Loge vor dem Vorsitzenden, dem Großkommandeur, liegen, symbolisch Degenstiche führen: Gegen die Tiara als Sinnbild des Papsttums und überhaupt der geistlichen Gewalt, gegen die Königskrone als Sinnbild der weltlichen Macht und gegen eine dritte Krone, die Bürgerkrone, als Sinnbild der Despotie der Massen und der Willkür überhaupt.

Noch einer starken symbolischen Handlung muß sich der in den 30. Grad aufzunehmende Hochgradfreimaurer unterziehen: Er muß die drei Säulen der Maurerei, die ihm vom 1. Grad an bis zum 29. als die Grundpfeiler des Bundes, seiner Organisation und Idee heilig waren, mit eigener Hand umstürzen. Die Worte des Rituals deuten diesen Akt dahin, daß der nunmehr in die letzten Geheimnisse der Loge eingeweihte Ritter Kadosch die völlige Vorurteilslosigkeit erlangt habe, die unbedingte geistige Freiheit, so zwar, daß er sogar über alle bisherigen Grundsätze und Ideen der Freimaurerei hinausschreitet zum Kampf für den Fortschritt, gegen jegliche dogmatische Autorität, über die Prinzipien der Weisheit, Stärke und Schönheit hinaus, die ja nur die Pfeiler und Stützen jener Maurerei sind, über die sich der Kadosch-Ritter durch das Wissen der vollen Einweihung erhoben hat.

Seit der Gründung der Großloge von England, im Jahre 1717, gab es fast keine politische Revolution, die nicht unter ideeller oder personeller Führung der Loge gestanden wäre. Große Partien der Weltgeschichte sind eigentlich erst nach Aufdeckung der freimaurerischen Hintergründe ganz zu verstehen und sind erst dann ganz durchleuchtet. In den liberalistischen und marxistischen Revolutionen haben die Doktrinen und Prinzipien der Kadosch-Ritter ihre praktische Auswirkung gefunden.

Die Fürsten der Maurerei
Wir gelangen zur Spitze der Hierarchie des Schottischen Ritus, zu den Ateliers des 31., 32. und 33. Grades, deren Würdenträger, die »höchsterleuchteten« Brüder, mit einem antimaurerischen Ausdruck die »Fürsten der Maurerei« genannt werden. Die Werkstätten des 31. und 32. Grades heißen Konsistorium. Das Atelier des 33. Grades ist der Conseil Suprême, der mit dem Obersten Rat, dem Suprême Conseil, nicht verwechselt werden darf.

In der Gradloge heißen die »höchsterleuchteten Brüder«, die »volleingeweihten«, wirklich »wissenden« Maurer Großinspektor – Inquisitor – Kommandeur, Fürst des königlichen Geheimnisses und Souveräner General-Großinspekteur. Der ritualistische Höhe- und Schlußpunkt des Schottischen Hochgradsystems ist die Kulthandlung und Lehrsymbolik des 30. Grads des Ritters Kadosch.

Im 31. bis zum 33., dem letzten Grad, sind die ritualistischen Zeremonien auf ein Mindestmaß eingeschränkt: In den meisten Ländern beschränkt sich das Aufnahmeverfahren auf das Ablegen gewichtiger, der höchsten Ordensverpflichtung entsprechender Eide. Die Inhaber des 33. Grades werden mit einem goldenen, die Insignien dieses Grades tragenden Ordensring vermählt. Da diese hierarchischen Höchstgrade fast kein Ritual besitzen, werden sie auch die Verwaltungsgrade genannt.

Aus den Mitgliedern des 33. Grades, den Brüdern des Conseil Suprême, werden in letzter Auswahl jene Ordensobern gewählt, die den Suprême Conseil, den Obersten Rat, die leitende und verwaltende Zentralleitung des Bundes in einem Staat bilden. Nicht alle Freimaurer des 33. Grades sind also zugleich Mitglied der obersten Ordensleitung, sondern nur jene, die als Aktivmitglieder in den Obersten Rat hinaufgenommen werden. Der Oberste Rat ist nicht etwa als ein 34. Grad anzusehen, aber er ist die höchste und letzte Instanz des Ordens, der gegenüber alle Hochgradmaurer zu Gehorsam verpflichtet sind. Der Oberste Rat darf nicht mehr als höchstens 33 Mitglieder zählen.

Von der Mutterloge der Weltfreimaurerei, der englischen Großbehörde ausgehend, wurden die »Alten Pflichten« das Grundgesetz des gesamten Geheimbundes. Aus dem ersten und zweiten Hauptstück, »Von Gott und der Religion« und »Von der bürgerlichen Obrigkeit« handelnd, geht die Stellungnahme des Logentums zur Kirche und Staat unzweideutig hervor, wenn auch die Sprache eine höchst zweideutige ist, die so recht den völligen Relativismus der freimaurerischen Geisteshaltung zum Ausdruck bringt.

Im Hauptstück, das von der Religion handelt, heißt es, daß »der Maurer durch einen Beruf verbunden ist, dem Sittengesetz zu gehorchen, und daß er, wenn er seine Kunst recht versteht, weder ein dummer Gottesleugner noch ein Wüstling ohne Religion sein werde«.

Die Religion der Humanität
Bücher sind darüber geschrieben worden, ob diese »Alte Pflicht« ein positives Bekenntnis der Freimaurerei zur Religion beinhalte oder nicht. Der maurerische Geist legt dieses Grundgesetz dahin aus, daß ein Logenbruder wohl niemals ein dummer Gottesleugner oder ein Wüstling ohne Religion sein sollte, daß aber nichts dawidersteht, ein vernünftiger Gottesleugner, ein philosophischer oder politischer Atheist und ein moralischer Mensch ohne Religion, ein Anhänger der rein positiven »Religion« der Humanität, das heißt der religionslosen Diesseitskultur, zu sein. Deshalb können marxistische Gottlose, ja sogar Führer des Freidenkertums, Gegner jeglichen Kirchenglaubens und überhaupt aller Religionen den Logen ohne weiteres angehören.

Nach dem Vorbild des französischen Großorients haben manche Großlogen den Gottesglauben und das Gottessymbol des »Allmächtigen Baumeisters aller Welten« überhaupt aus ihrer Konstitution gestrichen. Auf dem Konvent von 1877 beseitigte der Grand Orient de France den Gottesglauben aus seiner Verfassung und setzte an seine Stelle die Formel: »Die Freimaurerei hat zu Grundsätzen die unbedingte Gewissensfreiheit und die menschliche Solidarität«.

Die Lausanner Konföderation der Obersten Räte des Schottischen Ritus sieht für die Hochgrade einheitlich das Symbol des »Baumeisters aller Welten« vor. Dieser Gottesbegriff wurde aber nur festgelegt, um ein für allemal dieser Streitfrage die Spitze abzubrechen. Es ist keine Blasphemie, von diesem freimaurerischen Gottesbegriff zu sagen, daß er einer bloßen Ehrenmitgliederschaft im Hochgradlogentum gleichkommt.

Ebenso zweideutig und doch auch nicht minder eindeutig sprechen sich die »Alten Pflichten« über das Verhältnis der Freimaurerei zum Staat aus. Im betreffenden Hauptstück heißt es: »Der Maurer ist ein friedfertiger Untertan der bürgerlichen Gewalt und muß sich nie in Meuterei oder Verschwörung gegen den Frieden und die Wohlfahrt der Nation einlassen. Sollte ein Bruder ein Empörer gegen den Staat sein, so muß er in seiner Empörung nicht bestärkt werden, obgleich er als ein unglücklicher Mann zu bemitleiden ist, ja, wird er keines anderen Verbrechens überführt, so kann sie ihn doch nicht aus der Loge stoßen, und sein Verhältnis zu derselben bleibt unverletzlich.«

Klar spricht dieses Grundgesetz aus, daß Empörung wider den Staat in den Augen der Loge keineswegs jenes höchste Verbrechen ist, das den Ausschluß des Logenmitgliedes aus der Bruderkette bedingt. Für die Loge gilt nur eine Empörung, nicht die gegen den Staat, sondern die gegen die Orden selbst. Ist der Bund doch letzten Endes auch dem Staat gegenüber souverän, ein Staat im Staate, der seine eigene Gesetzgebung und eigene Gerichtsbarkeit hat.

Das britische Empire ein Logenwerk
Im Zusammenhang mit der politischen oder revolutionären Tätigkeit eines einzelnen prominenten Freimaurerbruders bedient sich die Loge, um sich zu salvieren, gerne der Ausflucht, daß das betreffende Mitglied in seiner politischen Betätigung als Privatmann handle, wofür die Loge nicht zur Verantwortung zu ziehen sei, womit die Loge in keinerlei Verbindung gebracht werden dürfe.

In manchen Fällen mag ja ein solcher Sachverhalt vorliegen, aber die Loge bedient sich dieser Ausflucht notorisch und stets auch dann, wenn hinter den kulturellen oder politischen Aktionen einzelner ihrer Mitglieder direkt Logeninteressen und Logenbeschlüsse stehen. Durch diese Sophistik versucht die freimaurerische Geschichtsschreibung unentwegt bis heute darauf einen direkten Anteil des Bundes an bedeutenden politischen Geschehnissen abzuleugnen.

Sie gesteht wohl einzelne Freimaurer als entscheidende Mitspieler ein, läßt aber zwischen deren politische Betätigung und Zugehörigkeit zum Freimaurerbund kein Ursache- und Wirkungsverhältnis gelten. Und dennoch ist die Freimaurerei mit ganz außerordentlichen weltgeschichtlichen Ereignissen auf diese Weise innig verknüpft, daß entweder das Logentum als Organisation oder der freimaurerische Geist, die freimaurerischen weltanschaulichen Prinzipien als Spiritus rector dahinterstanden.

Am wenigsten lassen sich einzelne Stadien in der Geschichte Englands herausgreifen, die vom Willen und Geist der Loge besonders beherrscht wurden, denn die englische Geschichte ist seit dem Gründungsjahr der Londoner Großloge fast zugleich eine Geschichte der englischen Freimaurerei. Es kommt nahe an die historische Wahrheit heran, wenn ein englischer Schriftsteller erklärt hat, daß die Größe des britischen Imperiums ein Werk des englischen Logentums ist.

Nirgendwo sonst ging die Freimaurerei derart, von allem Anfang an, in die Weite und Breite, wie in den angelsächsischen Staaten, im britischen Inselreich, allen seinen Kolonien und Dominien und in den Vereinigten Staaten von Nordamerika. Von den gegenwärtig mehreren Millionen Freimaurern auf der ganzen Erde, machen die angelsächsischen Brüder fast zwei Drittel aus.

Die Großlogen von England, Schottland und Irland, die von der Mitte des 18. Jahrhunderts an alle überseeischen Gebiete des Imperiums bis in die entlegensten Winkel freimaurerisch beackerten, sind im Drei-Insel-Reich ein nicht mehr hinwegzudenkender Machtfaktor von größter Tragweite. Fast alle maßgebenden Persönlichkeiten der Wirtschaft, des Handels und der Industrie, des Unterrichts, der Presse und der Politik, der Armee, Marine und der Regierung sind Logenbrüder. Einzelne Namen herauszugreifen ist gänzlich müßig.

Freimaurerische Gottesdienste in der Hochkirche
Seit dem Jahr 1737, als zum ersten Mal ein Peer von England, und zwar Friedrich Ludwig, Prinz von Wales, Großmeister geworden war, steht das englische Logentum unter dem Protektorat des englischen Königshauses. König Edward VII. war einer der mächtigsten Freimaurer seiner Zeit. Die Erzbischöfe und Bischöfe der anglikanischen Kirche gehören zum Großteil dem Beamtenrat der Großloge von England an. Freimaurerische Gottesdienste in den Kathedralen der Hochkirche sind keine Seltenheit.

Die Freimaurerei konnte sich in Großbritannien deshalb so ins Ungeheure entfalten, weil sie jederzeit ohne Gegnerschaft dastand. Ihre demokratische, konservativ-liberale Grundeinstellung hat das kulturelle Leben des Reiches vollständig durchdrungen. Die führenden Politiker der Labour-Party gehören einer speziellen Londoner Loge an, der »New Welcome Lodge 5139«. Sie ist die Parlamentsloge der Unterhausmitglieder der Arbeiterpartei. Ihre Gründung erfolgte 1929 und erregte großes Aufsehen, da der Kongreß der Trade Unions den Gewerkschaftsführern ursprünglich den Beitritt zur Freimaurerei untersagt hatte.

Eine charakteristische Einrichtung, nur in der englischen und amerikanischen Logenwelt anzutreffen, sind die sogenannten Berufslogen, die »Class-Lodges«, in denen sich nur Mitglieder einer ganz bestimmten Berufsschicht vereinigen. So gibt es Bauhütten, in denen nur Bibliophile oder nur Elektriker, nur Flieger oder nur Magistratsbeamte von London, und wiederum solche Logen, in denen nur Juden oder nur anglikanische Geistliche Mitglieder sind.

Die englische Freimaurerei ist stark caritativ tätig, gibt Summen für den Bau und die Erhaltung von Spitälern, Alters- und Jugendheimen, Erziehungseinrichtungen aus, die nur von den Wolkenkratzern an Wohltätigkeit der Großlogen in den USA überboten werden. Bei den freimaurerischen Grundsteinlegungen, an denen fast immer das ganze Königshaus teilnimmt, erscheinen die Brüder mit allem ihrem freimaurerischen Prunk in den Straßen der Städte.

Wie schon ausgeführt, sind die » Suprêmes Conseils« (Obersten Räte) jeweils in ihrem Staat, und zwar überall auf der Erde, die höchsten leitenden und verwaltenden Oberbehörden der Hochgrade des Schottischen Ritus und damit mittelbar auch der Johannislogen. Ihr organisatorischer Dachverband, ihre Weltvereinigung, die auch durch eine weltanschauliche Prinzipienerklärung zusammengehalten wird und einen einheitlichen Ritus, eine einheitliche Symbolik und überhaupt eine einheitliche freimaurerische Weltfront darstellt, ist die 1875 von sämtlichen damals bestehenden Obersten Räten gegründete »Konföderation« von Lausanne.

Der »Oberste Rat«
Alle seit diesem Jahr neugegründeten Supremes Conseils müssen der Lausanner Vereinigung angeschlossen werden, deren Satzungen und Ordenskonstitutionen annehmen, um von den übrigen Schottischen Großmächten als »gerecht und vollkommen«, als »regulär« bezeichnet und anerkannt zu werden.

Der Oberste Rat stellt ebenso wie die leitende Behörde der Johannisfreimaurerei, die Großloge, bloß eine Art Ministerkollegium dar, das bei der Großloge aus den Großbeamten, beim Obersten Rat aus den Souveränen Generalgroßinspektoren gebildet wird. Der Chef des Obersten Rates heißt »Sehr mächtiger Souveräner Großkommandeur«. Ihm zur Seite stehen, ähnlich wie bei der Johannisgroßloge, sein Stellvertreter der Generalgroßsekretär (äußere Angelegenheiten), der Großkanzler (innere Angelegenheiten), der Großredner, der Großsiegelbewahrer, die beiden Großaufseher und der Großschatzmeister.

In den Obersten Räten hat die Aktivistik der Freimaurerei ihre reinste und restlose Verkörperung gefunden, ist die Exoterik vollständig an Stelle der Esoterik, die Außenarbeit vollständig an Stelle der Innenarbeit getreten. Sie sind die eigentlichen und innersten Aktionszentren des Weltlogentums.

Die Freimaurerei ist durch ihre
Grundideen der Toleranz, das ist
der Überbekenntlichkeit, des Internationalismus, das ist der
Übervolklichkeit, und überhaupt durch ihre Stellungnahme
zu allen irdischen und überirdischen Werten dem völligen Relativismus verschworen. Eine
derartige, aufs absolut Relative
gestellte Geisteshaltung kann
niemals Wesen erzeugen, sondern nur Unwesen treiben. Eine
derartig, schon der Theorie nach
ohne Charakter bestehende
Weltanschauung kann auch im
Praktischen nur einen Handel
und Wandel ohne Charakter mit
sich bringen. Doch ist die
Loge um alle diese Fragen bei weitem nicht besorgt: Geht es ihr doch
in erster und letzter Linie um die Verfolgung ihrer machtpolitischen Ziele.

Zur Person
Dr. Konrad Lerich, geboren 1899, war vom Jahr 1922 bis 1932 Mitglied des Freimaurerbundes, in dem er die höchsten Grade und Ämter erwarb. Er war Inhaber des 33. und letzten Grades, Aktivmitglied des Obersten Rates für Österreich, Großbeamter der Großloge von Wien, Vorstandsmitglied der »Allgemeinen Freimaurer-Liga« Basel und Meister vom Stuhl der Hochgradloge »Voltaire«.

Aus dem Buch DER NAMENLOSE KRIEG, herausgegeben von Ekkehard Franke-Gricksch, Verlag Diagnosen, Leonberg, 1989.

Entnommen von Horst Koch, Herborn, im April 2015. – www.horst-koch.de – info@horst-koch.de

 




Revolution der Freimaurer (Adler)

Manfred Adler

DIE ANTICHRISTLICHE REVOLUTION DER FREIMAUREREI

I. DIE “GROSSE” REVOLUTION
1. Das Signal zum Sturm
2. Die Französische Revolution (1789 – 1799)

II. DIE REVOLUTIONÄRE FREIMAUREREI
1. “Die große Unbekannte” und “die große Revolution“  
2. Pluralität und Universalität der Logen
3. Das utopische Endziel der freien Welt‑Maurer
4. Freimaurerei und Kommunismus

III. FREIMAUREREI UND RELIGION
1. Die Freimaurerei ‑ eine antichristliche Ideologie                        
2. Die antichristliche Kulturrevolution
3. Vom ökumenischen Dialog zur Ökumene der Religionen 

VORWORT

Der Verfasser weist nach, daß die Ideologie der Freimaurerei, der autonome Humanismus, mit dem rechtverstandenen christlichen Glauben absolut unvereinbar ist und stellt dabei einige antichristliche Aspekte heraus, die aus dem innersten Wesen der Freimaurerei hervorgehen.
Sollte der Titel des Buches manche Leser schockieren, so beweist das einmal mehr, wie groß die Ignoranz bezüglich des Freimaurerproblems tatsächlich ist. Sowohl Freimaurer als auch ihre Gegner wissen, daß die Prinzipien der Freimaurerei nicht nur zur Revolution führen, sondern selbst schon Revolution sind.  . . .
Die Schrift beginnt folgerichtig mit der Großen Französischen Revolution, die allgemein als “Werk” oder “Erfolg” der Freimaurerei angesehen wird und endet mit der antichristlichen Kulturrevolution unserer Tage, die sich mitten durch den “ökumenischen Dialog” hindurchzieht  . . . Schließlich wird das Verhältnis von Freimaurerei und Islam ebenso angeschnitten wie das Zusammenspiel von Freimaurern und Kommunisten in jüngster Vergangenheit und Gegenwart.
MIRIAM – VERLAG  JESTETTEN

EINLEITUNG
Wir, Autor und Verleger, sind der Meinung, daß es unsere heilige Pflicht ist, die Wahrheit zu sagen und zu schreiben, sei sie gelegen oder ungelegen. Wer nämlich die Wahrheit aus Feigheit verschweigt, ist ein Feind der Freiheit. Denn nach wie vor gilt das Christuswort, daß uns “die Wahrheit freimachen wird” (Joh. 8,32). Schließlich geht es in dieser Schrift letztlich um die Wahrheit, die Jesus Christus ist und verkündet hat.  . . .
Allerdings wäre es vermessen, hier den Anspruch zu erheben, die ganze Wahrheit über die Freimaurerei sagen zu wollen.  . . .
Bekanntlich hat die Freimaurerei viele Gesichter. Der Philanthrop Henri Dunant, der Gründer des Roten Kreuzes, war Freimaurer. Und nicht wenige Freimaurer – vor allem in den niederen Graden der Johannismaurerei ‑ leisten heute vorbildliche caritative, humanitäre und soziale Arbeit im kommunalen, staatlichen und überstaatlichen Bereich. Das wird allgemein anerkannt. Doch ist damit die Funktion der Freimaurerei keineswegs erschöpft.  . . .

Uns interessiert hier vorwiegend der antichristliche Aspekt der Freimaurerei . . .
… Wir müssen in diesem Zusammenhang daran erinnern, daß Jesus Christus seine Jünger nicht zum Dialog, sondern zur Mission ausgesandt hat. Der Missionsauftrag des Herrn lautet “Mir ist alle Gewalt gegeben im Himmel und auf Erden. … Seht ich bin mit euch alle Tage bis zum Ende der Welt” (Matth. 28).
Pfingsten 1974   –  Manfred Adler

Der Text wurde stark gekürzt, auch die Hervorhebungen sind von mir.
Horst Koch, Herborn, im Jahre 2006

I.  DIE GROSSE REVOLUTION

1. Das Signal zum Sturm

Revolutionen beginnen nicht erst, wenn Schüsse fallen und Blut fließt. Sie haben vielmehr eine lange Vorgeschichte, eine Zeit der geistigen Vorbereitung und wirken noch weit hinein in den Raum der Zukunft. Dieses Gesetz gilt auch für die antichristliche Weltrevolution, die im Zeitalter der Aufklärung begann und bis zum Ende der Zeiten dauern wird, bis der Herr Jesus Christus bei seiner Wiederkunft den Antichristen entmachten und durch den Hauch seines Mundes vernichten wird (2. Thessalonicher 2,8).


Wie jeder Revolution, gehen auch der endzeitlichen, antichristlichen Revolution Ideen voraus, die von antichristlichen Denkern propagiert und von antichristlichen Mächten in die Tat umgesetzt und in die Gesellschaft hineingetragen werden. Versteht man Revolution in diesem umfassenden Sinn als geistige und blutige Umsturzbewegung, dann findet man die geistigen Wurzeln der Weltrevolution bereits in der Zeit der Renaissance, in der die geistige Welt der heidnischen Antike eine Wiedergeburt erlebte.

Die mittelalterliche Geisteswelt mit ihrer Hinordnung auf den transzendenten Gott als Zentrum aller Dinge wurde abgelöst vom Zeitalter eines neu aufbrechenden vorchristlichen Humanismus. Jetzt wird der Mensch, wie zur Zeit der Sophisten das Maß aller Dinge, ein “Gott auf Erden”. Später werden in der Zeit der Aufklärung die neuheidnischen Ideen der Renaissance-Humanisten zum autonomen und antichristlichen Humanismus weiterentwickelt und der Mensch, seine Vernunft und Natur, zum alleinigen Maß aller Dinge und zum Gegen-Gott gemacht.

Durch die Verabsolutierung der Vernunft im Rationalismus und der Natur im Naturalismus wird schließlich der sich offenbarende persönliche Gott überflüssig und zum Gott des Deismus reduziert.

Der Deismus sieht in Gott nur noch den symbolischen Baumeister der Welten, den großen Welt-Architekten, der die Welt zwar geschaffen hat, sich jetzt aber nicht mehr um sie kümmert und nicht mehr in den Lauf ihrer Geschichte eingreift. Gott und Welt sind nach der Schöpfung ohne Beziehung zueinander. Das All mit seinen unabänderlichen Gesetzen ist eine mechanisch perfekt funktionierende Maschinerie, die man schließlich in einem weiteren Schritt mit dem unpersönlichen Gott des Deismus identifiziert. Zuletzt glaubt man auf diesen Mechanismus‑Gott auch noch verzichten zu können ‑ der deistische Gott ist in der Tat ein überflüssiger Gott und gelangt so entweder zum Pan‑Theismus (Alles ist Gott) oder zum nackten Materialismus (Alles ist Materie) und damit zum A‑Theismus (Gott ist Nichts) oder Nihilismus.

Endstation dieser geistigen Entwicklung ist also ein atheistischer Humanismus. Der Mensch ohne Gott ist hier nicht nur das Maß aller Dinge, sondern sogar das “höchste Wesen für den Menschen”, weil der Mensch ohne ein “höchstes Wesen” unmöglich leben kann.


Diesem Humanismus ohne Gott sind nicht nur die theoretischen und praktischen Atheisten zuzurechnen, sondern auch die zahlreichen sog. “atheistischen Christen”, für die das Wort “Gott” nur noch eine Leerformel für Mitmenschlichkeit ist. Das alles sind die Früchte des neuzeitlichen Aufklärungshumanismus, der den Menschen Schritt für Schritt dem persönlichen und dreieinigen Gott entfremdet bis hin zum radikalen atheistischen Nihilismus.


Für den persönlichen Gott der christlichen Offenbarung, für den Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs, den Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, der in seinem Sohn in unsere Welt kam, um Gottes Herrschaft aufzurichten und alle Menschen aus Sünde zu erlösen, der sein Wort in der Kirche Jesu Christi und durch sie den Menschen offenbart, der Glaube, Hoffnung und Liebe sowohl den Menschen schenkt als auch von ihnen fordert, der durch Christus ewiges Leben gibt, alle Menschen an sich ziehen will und alle Menschen richten wird: für diesen christlichen Gott hat der Geist der Aufklärung kein Verständnis. Ein solcher Gott ist ein Fremdkörper in ihrer autonomen Geisteswelt und wird als solcher abgelehnt, lächerlich gemacht oder gehaßt.

Dasselbe Schicksal widerfährt selbstverständlich auch der Kirche, die diesen Gott verkündet und in seinem Namen wirkt. Sie wird verfolgt bis zur Vernichtung.

Voltaire, der einflußreichste Denker der französischen Aufklärung, hat die Parole zur Ausrottung der Kirche ausgerufen. Der ehemalige Jesuitenschüler, ausgestattet mit glänzender Begabung und gefeiert als Dichter und Schriftsteller, trug die aufgeklärten und antichristlichen Ideen unermüdlich in die Massen. Man hat ihn als Propagator des radikalen englischen Deismus und Patriarch des französischen Rationalismus bezeichnet. …

… Während der französischen Revolution, am 10. Juli 1791, wurde Voltaires Leiche aus der Abtei Selliers in das Pantheon zu Paris überführt. Am 11. Juli war die feierliche Beisetzung. … Bailly, einer der führenden Revolutionäre, feierte Voltaire in der Nationalversammlung als den “größten Mann, den Frankreich geboren hat”. Voltaire war nicht nur ein zeitweiliger Freund des Preußenkönigs Friedrich II., auch Alfred Rosenberg, der Rassentheoretiker der Nazi‑Ideologie und Verfasser des “Mythos des 20. Jahrhunderts” (1930) schätzte ihn sehr und nannte ihn sogar seinen geistigen Ahnherrn.
Zuletzt sei noch vermerkt, daß die Freimaurer aller Richtungen heute auf ihren Bruder Voltaire nicht minder stolz sind als sie es in der Vergangenheit waren, obwohl Voltaire erst in seinem letzten Lebensjahr von Benjamin Franklin in die Pariser Loge “Les Neufs Soeurs” feierlich eingeführt wurde.
Voltaire ist für uns deshalb so bedeutsam und wichtig, weil er das Signal zum Sturm auf die Kirche gegeben und die antichristliche Weltrevolution eingeleitet hat. Sein fanatischer Haß gegen Kirche und Christentum ist in die Geschichte eingegangen unter der Parole: “Ecraséz l’infame!” ‑ „Rottet sie aus, die Verruchte!” ‑ Gemeint ist die Kirche.

Voltaires Haß hat Schule gemacht und die geistige Atmosphäre seiner Zeit entscheidend beeinflußt. Andere führende Köpfe der Aufklärung wollten ihm nicht nachstehen. So stammt von Diderot (1713 ‑1784) einem der Herausgeber der großen französischen Enzyklopädie, der unter dem Einfluß des englischen Empirismus vom Deismus zum krassen Naturalismus, Materialismus und Atheismus der französischen Aufklärung kam, das entsetzliche Wort:
“Die Welt wird nicht eher glücklich, bis der letzte König mit den Gedärmen des letzten Priesters erwürgt ist.”

2. Die Französische Revolution (1789 ‑1799)

Die Saat, die von Voltaire und den übrigen Wegbereitern der Aufklärungs-ideologie ausgestreut wurde, trug erste Früchte in der Französischen Revolution, die von manchen Historikern mit dem Prädikat “große Revolution” ausgezeichnet wurde und als solche auch in die Geschichtsbücher eingegangen ist. Sicher sind in politischer Hinsicht durch diese Revolution die Weichen für kommende Jahrhunderte neu gestellt und Impulse zu großen Fortschritten und entscheidenden Veränderungen in der Gesellschaft gegeben worden. Denken wir nur an die Durchsetzung des demokratischen Staatsgedankens, die Proklamation der Menschenrechte, die erstmals in der amerikanischen Unabhängigkeits-erklärung von 1776 und in Europa von der französischen National-versammlung in der Erklärung vom 27. August 1789 staatsrechtlich verankert wurden, an die Überwindung des Hexenwahns und die Abschaffung der Folter bei Gerichtsprozessen.

Dennoch müssen wir heute feststellen, daß die negativen und zerstörerischen Wirkungen, die von der “großen Revolution” von 1789 ausgegangen sind, vor allem der von ihr und durch sie eingeleitete kulturelle Zerfall und der Verlust der christlichen Wertordnung, bei weitem all das überwiegen, was durch die Revolution der Aufklärung an positiven und bleibenden Werten errungen werden konnte.

Besonders die Erschütterungen und Katastrophen der beiden Weltkriege und der kommunistischen Weltrevolution, die noch lange nicht abgeschlossen ist, haben uns bitter enttäuscht. Wie sind doch die großen Schlagworte der Revolution: Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit mißbraucht worden und wie sehr werden bis heute Menschenrechte und Menschenwürde in weltweitem Ausmaß mißachtet und verletzt!

Letztlich ist diese unmenschliche Entwicklung der Tatsache zuzuschreiben, daß die Französische Revolution eben doch nur vordergründig eine politische und soziale Umsturzbewegung war. In ihrem innersten Kern ist sie eine antichristliche Revolution gewesen und bis heute geblieben. In der Tat: Mit der Französischen Revolution hat nicht nur das Zeitalter der Revolutionen, sondern die universale und permanente Revolution selbst begonnen.

In den folgenden Ausführungen geht es im wesentlichen darum, diese These durch Tatsachen zu belegen, wobei ich mich bewußt auf den religiösen Bereich beschränken und einige Gedanken über den antichristlichen Charakter dieser weltweiten Revolution darlegen möchte.

Beginnen wir mit den Vorgängen von 1789. Die näheren Umstände die den blutigen Tumult auslösten, sind die Mißstände der absolutistischen Regierungsherrschaft, die Wühlarbeit der Freidenker und Freimaurer und die Sittenlosigkeit der höheren Stände gewesen. Unmittelbarer Anlaß zur Revolution war die Finanznot des Staates . . . 


Als König Ludwig XVI. (1772 ‑1792) die seit 1614 nicht mehr versammelten Reichsstände (Adel, Klerus und Bürgerschaft) zum 5. Mai 1789 nach Versailles berief, wo die Bürger schließlich die Führung an sich rissen und sich am 23. Juni 1789 als Nationalversammlung konstituierten, um eine neue Verfassung zu schaffen, stand die französische Kirche, die etwa 1/10 des gesamten Grund und Bodens besaß, nicht gerade in gutem Ansehen. Die antikirchliche Propaganda der Aufklärer und der Haß, der allenthalben gegen den privilegierten Klerus geschürt wurde, waren nicht ohne Wirkung geblieben.
Zwar haben sich vier Bischöfe und 149 Pfarrer am 23. Juni 1789 dem revolutionären und siegreichen “dritten Stand” angeschlossen und mit der Masse der in der Nationalversammlung repräsentierten Staatsbürger vereinigt. Aber schon vor dem 4./5. August 1789, als der Klerus in der sog. “Opfernacht” auf seine sozialen und wirtschaftlichen Privilegien verzichtete und mit dem Adel in der Preisgabe seiner alten Feudalrechte zugunsten der Bauern und Bürger wetteiferte, sind schon Kirchen und Klöster niedergebrannt worden.


Nachdem die gesamte mittelalterliche Feudalordnung der katholischen Kirche in Frankreich zerstört war und es keine Standesunterschiede mehr gab, sind am 27. August 1789 die Bürger‑ und Menschenrechte in der Nationalversammlung zum Staatsgesetz erhoben worden.
Artikel 10 dieser Deklaration garantiert die Gewissens‑ und Kultfreiheit. Er lautet:
“Niemand darf wegen seiner Überzeugungen, auch nicht der religiösen, behelligt werden, vorausgesetzt, daß ihre Betätigung die durch das Gesetz gewährleistete öffentliche Ordnung nicht stört.” ‑ Dieser Artikel war kaum in Kraft, als durch die Französische Revolution das Grundrecht der Gewissens‑ und Religionsfreiheit schon aufs schwerste verletzt wurde.

Doch bevor die blutige Verfolgung ausbrach, hat die Nationalversammlung das gesamte Kirchengut enteignet, um die Finanznot des Staates zu decken. Am 2. November 1789 wurde auf Antrag des liberalen Bischofs Charles Maurice de Talleyrand von Autun beschlossen, das Kirchengut der Nation zur Verfügung zu stellen, was am 14. April 1790 durch das Gesetz über die Enteignung des gesamten Kirchengutes endgültig durchgeführt wurde.  . . .

Im November 1790 wurde in einem weiteren Dekret der Nationalversammlung von allen Geistlichen der Eid auf die Zivilkonstitution verlangt. Mirabeau hatte in einer seiner Sturmreden angekündigt, wenn die Priester diesen Eid verweigern sollten, müßte die Nation daran zweifeln, daß die Priester noch brauchbare Bürger werden könnten und alle Kirchenämter für erledigt erklären. Aber nur etwa die Hälfte der Pfarrgeistlichen (25 000 bis 30 000), ein Drittel des Gesamtklerus, leisteten den Eid. 60 000 bis 70 000 Priester und alle Bischöfe, mit Ausnahme von vier Diözesan- und drei Weihbischöfen, verweigerten den Eid.

Der katholische Glaube bewies seine Macht, aber die französische Kirche war durch einen tiefen Riß gespalten. Die eidverweigernden Priester, die den größeren Teil des Volkes auf ihrer Seite hatten, wurden verfolgt.

Im Spätjahr 1791 versuchte die “Gesetzgebende Nationalversammlung”, den Widerstand der Geistlichen mit Gewalt zu brechen. Den eidverweigernden Priestern wurde Gehalt und Pension entzogen und der Aufenthalt im Lande unmöglich gemacht. Das Tragen der geistlichen Kleidung war ihnen verboten worden, die noch bestehenden religiösen Genossenschaften wurden unterdrückt, etwa 40.000 Priester sind eingekerkert, deportiert oder hingerichtet worden.

Mit den Septembermorden 1792 in den Gefängnissen von Paris, denen etwa 1400 Menschen, darunter mehr als 200 Priester zum Opfer fielen, begann die erste große Terrorwelle der Revolution, die Zeit der sog. Schreckensherrschaft, die bis zum Oktober 1795 dauerte.


Unter dem Druck der Verfolgung verließen etwa 30 000 Priester das Land. Der Nationalkonvent vollendete den radikalen Umsturz, das Königtum wurde am ersten Tag der Konventsherrschaft (21. September 1792) abgeschafft, Frankreich zur Republik erklärt und Ludwig XVI. am 21. Januar 1793 als “Verräter an Staat und Nation” hingerichtet. – Im Oktober folgte ihm Königin Marie-Antoinette.



Nach der Ermordung Marats am 13. Juli 1793 übernahm Robespierre die Herrschaft des Grauens. Die Guillotine liquidierte die Gegner der Republik, Opfer wurden massenweise erschossen oder ertränkt, die Ehescheidung ist erleichtert, die obligatorische Zivilehe eingeführt, das Zölibatsgesetz aufgehoben, die christliche Zeitrechnung abgeschafft und durch den Republikanischen Kalender verdrängt worden. An die Stelle der Sonntagsfeier wurde die Dekade gesetzt und die christlichen Feste sind durch republikanische ersetzt worden. Mit blindem Haß versuchten die antichristlichen Revolutionäre, das Christentum und seine Geschichte radikal und total auszulöschen. Durch Dekret wurde schließlich am 10. November 1793 das Christentum offiziell abgeschafft und der Kult der Vernunft und Natur eingeführt. Die Verwirklichung von Voltaires “Ecrasez l’infame!” durch die entfesselte Revolution schien greifbar nahe.

Damals geschah in Paris etwas Ungeheuerliches. Extreme Revolutionäre, die von dämonischem Wahnsinn besessen zu sein schienen, führten die Hure und Schauspielerin Madame Maillard in gotteslästerlicher Prozession zum altehrwürdigen Gotteshaus Notre Dame und setzten sie mitten auf den Hochaltar. Hier empfing sie die Huldigung der Republik . . . Das Bild der Heiligen Jungfrau Maria war vom Altar entfernt und durch die “Statue der Freiheit” ersetzt worden. Die antichristlichen Funktionäre hatten sich des Heiligtums bemächtigt und es durch schmutzige Lieder und Orgien, die man nicht beschreiben kann, entweiht . . .

Mit diesem sakrilegischen Geschehen, das der Geschichtsschreiber Schuck “eines der schauerlichsten Ereignisse der Weltgeschichte” nennt, nahm der moderne Kult mit den Huren und die sexuelle Revolution ihren Anfang, eine in ihrem tiefsten Wesen antihumane und antigöttliche Revolution, die nicht mit dem “Tode Gottes”, sondern mit dem totalen Untergang des Menschlichen im Menschen enden wird.

Wir dürfen dieses entscheidende und an geschichtlichen Konsequenzen kaum zu überschätzende Datum der Französischen Revolution nicht vergessen. Denn hier hat sich unter dem hemmungslosen Terror der Jakobiner “erstmals ein Staat nicht nur von der Kirche, sondern von jeder christlichen Überlieferung losgesagt. Er wollte selbst an die Stelle der Religion treten und schaffte sich seinen eigenen Kultus mit Dogma und Ritus.

Wohl konnte Robespierre im Frühjahr 1794 die Terrorherrschaft der blutrünstigen Jakobiner brechen ‑ die nach ihrem Versammlungsort, dem Kloster St. Jakob in Paris, benannt werden ‑ und vom Konvent an Stelle des atheistischen Vernunftkultes den deistischen Kult des “höchsten Wesens” und die Unsterblichkeit der Seele dekretieren und proklamieren lassen. Das gehässige Wüten gegen Royalisten und Priester ging jedoch weiter.

Als am 28. Juli 1794 auch Robespierre unter dem Fallbeil starb, hörte die Schreckenszeit auf. Ein fünfköpfiges Direktorium übernahm nun die Herrschaft (1795 ‑1799). Unter dem Druck einer immer stärker werdenden religiösen Gegenbewegung sah sich der Konvent gezwungen, am 21. Februar 1795 die völlige Trennung von Kirche und Staat zum Gesetz zu erheben. Damit war ein entscheidender Schritt zur Verbesserung der religiösen Situation getan. Die Priester durften wieder zelebrieren, Kultfreiheit wurde verkündet und die noch nicht veräußerten Kirchen konnten wieder für den Gottesdienst benutzt werden. Trotzdem aber war damit der Religionshaß in der öffentlichen Meinung noch nicht überwunden. Es kam immer wieder zu Verfolgungen und Deportationen von Priestern . . .

In den folgenden Jahren bot sich Napoleon im Zuge der siegreichen Koalitionskriege die Gelegenheit, Rache an Pius VI. zu nehmen und die Ideen der Französischen Revolution in weite Teile Europas hineinzutragen. Nachdem Bonaparte 1796 in Italien bedeutende Siege gegen Österreich errungen hatte, stürzte er sich auf den schwachen Kirchenstaat. … Das Papsttum schien jetzt wirklich am Ende zu sein. … Die Kirche hat in der Französischen Revolution zwar viel gelitten, aber die Revolution hat ihr auch großen Gewinn gebracht und den Weg in eine wenn auch nicht bessere, so doch größere Zukunft eröffnet.

II. DIE REVOLUTIONÄRE FREIMAUREREI

1. “Die große Unbekannte” und “die große Revolution”

. . . .  Ein weiterer Grund, warum die „Diener der königlichen Kunst” – wie die Freimaurer gern genannt werden – bei den „Profanen” so wenig bekannt sind, besteht in der von ihnen meisterhaft beherrschten Kunst, in ihren Publikationen die Wirklichkeit zu verschleiern oder durch nichtssagende bis widersprüchliche Formulierungen, die oft nur mehr oder weniger unwichtige Gegebenheiten betreffen, von den eigentlich bedeutsamen Fakten abzulenken, bzw. diese unkenntlich zu machen.
  . . .

. . . Nach diesen klärenden Vorbemerkungen können wir nun an die Frage herangehen, welche Rolle die französische Freimaurerei des 18. Jahrhunderts in der Französischen Revolution von 1789 spielte, mit der ja nach unserer Auffassung die „große und permanente Revolution” der Neuzeit und Endzeit begann. Die Auffassungen darüber gehen sowohl innerhalb wie außerhalb der Freimaurerei auseinander . . . Um die Mitte des 19. Jahrhunderts wurde in deutschen Freimaurerkreisen die These verbreitet, daß die Französische Revolution „ein Werk der Freimaurer war, denn alle hervorragenden Männer jener Zeit waren Freimaurer” (Deutsche Freimaurerzeitung vom 24. Dezember 1864).
Daß diese Behauptung eine – für das 19. Jahrhundert typische – freimaurerische Übertreibung ist, liegt auf der Hand. Die heutigen Freimaurerbrüder sind von dem großspurigen Pathos ihrer Vorfahren abgerückt und nüchterner geworden. Richtig ist, daß viele bedeutende Persönlichkeiten zur Zeit der Französischen Revolution Freimaurerlogen angehörten. Allein in Paris gab es 1789 nicht weniger als 65 Logen.
Dennoch waren aber auch viele „hervorragende Männer jener Zeit” keine Freimaurer. Übereinstimmung besteht bei den Kennern der Geschichte des 18. Jahrhunderts freilich darin, daß ohne die subversive und offene Agitation der französischen Freimaurer die Französische Revolution nicht möglich gewesen wäre. Wenn in einem neueren französischen Werk die Formel aufgestellt wird: „Die Freimaurerei macht nicht die Revolutionen; sie bereitet sie vor und sie setzt sie fort“, so wird diese Meinung von den geschichtlichen Ereignissen nicht bestätigt. Die fanatischen Jakobinerklubs, die in der Zeit des Konvents (1792-1794) maßgeblich die revolutionäre „Schreckensherrschaft” ausübten, waren nämlich nach einem Bericht, der am 13. April 1883 der Loge von Nantes vorgelegt wurde, nichts anderes als Freimaurerlogen, die man in aktive politische Klubs umgewandelt hatte.
Dafür spricht unter anderem die Tatsage, daß diese Klubs die Titel von Logen beibehielten. Auch in anderen Ländern gab es geheime Verschwörungsgesellschaften, die mit den Jakobinern in Paris in Verbindung standen, so in Ungarn und Süddeutschland. Der Name „Jakobiner” geht zurück auf das Dominikanerkloster St. Jacques (St. Jakob) in der Rye Saint-Honoré, wo sie im November 1789 bretonische Deputierte der Nationalversammlung, die im Klub „Breton” vereinigt waren, niederließen. Von diesem Versammlungsort stammt der Name „Jakobinerklub”.  . . . .

Der revolutionäre Fanatismus und das Bestreben der Jakobiner, alle Lebensbereich zu politisieren, ihre radikale Abkehr von Offenbarungschristentum und Kirche zugunsten einer natürlichen Aufklärungsreligion mit eigenen Kultformen, waren bereits erste Signale, die den modernen totalitären Staat ankündigten.

Für die Tatsache, daß Freimaurer die Französische Revolution nicht nur vorbereitet sondern аuch aktiv in ihr mitgewirkt haben, spricht ferner die Rolle, die von den beiden großen Revolutions-Parteien gespielt wurde. Die Girondisten und die Bergpartei vertraten in der Tat die zwei Hauptrichtungen der französischen Freimaurerei des 18. Jahrhunderts. Die erstere war liberal orientiert, die letztere huldigte einem schwärmerischen Sozialismus. 
Wenn diese Parteien auch manchmal sehr gegensätzliche Positionen einnahmen, so widerspricht das keineswegs der Tatsache, daß sie beide von Freimaurern geführt wurden. Freimaurer waren und sind Individualisten, die das Ideal der Freiheit nicht immer einmütig und eindeutig auslegen und verstehen. So erklärte beispielsweise bei der Gründung der Taunusloge „Zur Freiheit im Orient” Bad Homburg am 12. Mai 1973 der Festredner: „Es ist eine alte Weisheit, daß zwei Freimaurer mindestens drei verschiedene Ansichten über den rechten Weg der Freimaurerei haben, fast könnte man sagen, weil sie Freimaurer sind, müsse das auch so sein. Noch weiter aber gehen die Ansichten unter Freimaurern auseinander, wenn es sich um die innere Ordnung ihres Bundes handelt.“ (Die Bruderschaft, Juli 1973).

Wer diese innere Welt der Freimaurerei nur einigermaßen kennt, wird auch die Feststellung des belgischen Sozialdemokraten Hendrik de Man akzeptieren, der in seinen Erinnerungen berichtet, daß schon vor dem I. Weltkrieg „die Politik der sozialistischen Parteien von den gleichen Logen gelenkt wurde wie die Politik ihrer scheinbaren Gegner, der bürgerlichen Liberalen. Die intellektuellen Führer beider ,feindlichen Lager’, die einander auf der Strasse bekämpften, seien im Grunde von den gleichen Hochgradmaurern dirigiert worden.” (E. Franzel, Groß-Loge im Angriff, Augsburg, S.6)

Wenden wir uns nun noch diesen nicht unwichtigen Bemerkungen wieder der Französischen Revolution zu. Inzwischen hat maurerische Formulierungskunst eine neue Erklärung für das Verhältnis von Freimaurerei und Revolution gefunden. So schrieb 1964 ein eingeweihter und erleuchteter Autor über die freimaurerischen „Erfolge” zwei Sätze, die meines Erachtens zum Besten gehören, was je über die Freimaurerei geschrieben wurde:

„Zu den freimaurerischen ,Erfolgen’ kann man auch die Französische Revolution rechnen. Zwar wurde sie nicht von den Freimaurern ausgelöst (die Freimaurerei will in sich selbst eine Revolution sein, sie will keine Revolutionen beginnen), aber zum ersten Mal wurden die Ideale der Freimaurerei in unübertrefflicher Prägnanz formuliert: Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit”. (H. Lohfeldt, Die königliche Kunst – Freimaurerei in Deutschland, in „Kristall“ Nr. 10, 1964).

Wir bewundern die Bescheidenheit des Verfassers, der die wichtigste Aussage in Klammern setzt: „Die Freimaurerei will in sich selbst Revolution sein.” Was heißt das? Wenn ich es richtig verstehe, besagt dieses Wort soviel wie: Zum Wesen der Freimaurerei gehört notwendig das revolutionäre Element. Wenn Freimaurerei und Revolution identisch sind, ist es unlogisch und zwecklos darüber zu streiten, ob die Freimaurer Revolutionen nur planen und vorbereiten, oder ob sie diese beginnen und durchführen oder sie auch noch fortsetzen. Die Gleichsetzung von Freimaurerei und Revolution schließt alle diese Aspekte in sich ein, weil der Begriff „Revolution” inhaltslos wäre, wenn er nicht sowohl die notwendige Planung und Vorbereitung als auch den Beginn und die Durchführung in sich vereinigte.
Weiter ergibt sich aus der genannten Gleichung die wichtige Erkenntnis, dаß die Freimaurerei Revolutionen nicht nur fortsetzt, sondern sie ist selbst die permanente Revolution. Solange die Freimaurerei existiert, ist sie Revolution. Und das heißt wiederum: Es ist ihre beständige Aufgabe, Revolutionen zu planen, zu beginnen und durchzuführen.

. . . Denn zu den unbestreitbaren „Erfolgen” gewisser Freimaurer zählt auch die bolschewistische Revolution, und zwar deshalb, weil Lenin und Trotzky erleuchtete Freimaurer waren. Sie gehörten dem 33. Grad des Schottischen Ritus an. Als die Oktoberrevolution 1917 siegreich vollzogen war, hielt Bruder Rozières in der Loge „Art et Travail” am 24. Dezember 1917 in Paris eine große Lobrede auf die ruhmreichen russischen Hochgradbrüder. Nebenbei sei noch erwähnt, daß auch Bela Khun, der „Bluthund von Ungarn”, Kurt Eisner, der durch den Spartakistenputsch in München bekannt wurde, und Sun-Yat-Sen, der 1912 die Revolution in China durchgeführt hat, dem 33. Grad des „Schottischen Ritus” angehörten.

2. Pluralität und Universalität der Logen

. . .  Das gilt auch für die beiden großen Richtungen der Weltfreimaurerei, die seit 1877 aus religiösen Gründen gespalten sind: die “reguläre Freimaurerei”, die mit der englischen Mutter‑Loge an dem Bekenntnis zu dem deistisch verstandenen “Baumeister der Welten” festhält und die “irreguläre Freimaurerei”, die unter der Führung des Groß‑Orient von Frankreich vor allem in den romanischen Ländern und in Lateinamerika arbeitet, als militante Anti‑Kirche auch Atheisten aufnimmt und jede religiöse Bindungspflicht ablehnt. Trotz solcher ideologischer Differenzen arbeiten Vertreter dieser beiden Richtungen in gewissen Bereichen brüderlich miteinander zusammen. Francis Viaud erklärte als Großmeister des Groß‑Orients von Frankreich auf der Generalversammlung im Jahre 1952 ausdrücklich, daß der Groß-Orient sich nicht darauf einlassen werde, von seinen Mitgliedern den Glauben an “Gott” zu verlangen, er werde aber in bestimmten Aktionen mit allen Freimaurern zusammenarbeiten.

Um ein Bild über die weltweite Freimaurersolidarität gewinnen zu können, ist ein kurzer Rückblick auf die geschichtliche Entwicklung und Ausbreitung der Logen notwendig.
Der Name “Freimaurer” stammt ursprünglich aus dem Mittelalter und bezeichnete dort die Mitglieder einer großen kirchlichen Bruderschaft, die als Maurer wie andere Handwerker auch, in Zünften organisiert, jedoch nicht an den örtlichen Zunftzwang gebunden waren, sondern als freie Maurer von Ort zu Ort zogen und ihre Bauhütten (Logen) errichteten. Sie arbeiteten als Architekten, Bildhauer und Steinmetzen an den großen Domen und Kirchen des Mittelalters und verfügten über große fachliche Kenntnisse, die sie Außenstehenden gegenüber geheimhielten. Durch geheimnisvolle symbolische Zeichen (Bilder, Worte, Griffe und Handlungen) und Riten führten sie ihre Mitglieder stufenweise als Lehrlinge, Gesellen und Meister in die Baukunst ein. Zur Zeit der Renaissance und der Glaubensspaltung (“Reformation”) gerieten die kirchlichen Freimaurerbruderschaften mehr und mehr in Verfall oder sie verwandelten sich in reine Geselligkeitsklubs, die seit 1614 auch Angehörige anderer Gesellschaftskreise, besonders aus dem Adel, aufnahmen. Das war vor allem in dem konservativen England der Fall. Damals ging die Werkmaurerei in die Geistesmaurerei über. Die alten Bezeichnungen blieben, bekamen aber einen neuen Inhalt. Der Versammlungsort dieses Klubs, meist ein Gasthaus, war nun zur Loge (lodge = Bauhütte) geworden. Später verstand man unter “Loge” die Vereinigung der freien Maurer selbst, die gewöhnlich den Namen ihres Versammlungslokals zur Bezeichnung ihrer “Loge” wählten.

Aus den mittelalterlichen Steinmetzgilden sind im Laufe der Zeit neue bruderschaftliche Vereinigungen geworden, die für ihre geistige Maurerarbeit die Begriffe und Zeichen der alten Maurerbünde übernahmen, ihnen jetzt aber symbolische Bedeutung gaben. Die Geburt der “symbolischen oder spekulativen Maurerei” war damit eingeleitet. Nachdem anfangs Geselligkeit und Bruderhilfe im Vordergrund ihrer Bestrebungen standen, drangen in die Logen immer stärker weltanschauliche Ideen ein. In dem konfessionell zersplitterten England des 17. Jahrhunderts konnten sich besonders die Gedanken des Deismus und Rationalismus ausbreiten und mit ihnen die Ideale der Aufklärung, die eine universale Menschheitsverbrüderung und Einheitsreligion herbeiführen und damit dem Streit der Religionen und Konfessionen und allen Kriegen ein Ende setzen sollten. Der ebenso grandiose wie utopische Traum vom “ewigen Frieden” hat in diesem Aufklärungsoptimismus seine Wurzeln.

Im Mutterland der Freimaurerei, in England, schlossen sich am 24. Juni 1717, am kirchlichen Festtag des Heiligen Johannes des Täufers, vier Londoner Logen zur ersten Freimaurer‑Großloge zusammen. Dieser Gründungstag, der als offizieller Geburtstag der Freimaurerei allgemein anerkannt wird ‑ andere Altersangaben haben nur legendären Charakter ‑ wurde gewählt, weil Johannes der Täufer Schutzpatron der mittelalterlichen Werkbruderschaften war. (Es wurde auch daran erinnert, daß der 24. Juni der längste Tag des Jahres ist, auf den die kürzeste Nacht des Jahres folgt, was für mystisch oder symbolisch denkende Maurer vielleicht nicht ohne geistige Bedeutung ist.) Von daher sind auch die Bezeichnungen “Johannis‑Freimaurerei” und “Johannis‑Logen” zu verstehen. Auf ihren drei Graden bauen alle später entstandenen Hochgradsysteme auf. Die Johannis‑Maurerei wird auch “blaue Freimaurerei” genannt, weil sie in ihren Abzeichen die blaue Farbe trägt.
Religionsgeschichtlich sei noch daran erinnert, daß genau 200 Jahre nach der abendländischen Glaubensspaltung die von Martin Luther proklamierte “Freiheit des Christenmenschen”, besonders seine Absage an Papsttum und kirchliches Lehramt, in den negativen Freiheitsbegriff der Freimaurerei umgeschlagen ist.


Die Logen haben sich radikal freigemacht von der göttlichen Offenbarung und dem ihr eigenen Freiheitsbegriff, der in der Wahrheit gründet, die Christus ist und die er in seiner Kirche und durch sie verkündet. Anstelle der göttlichen Wahrheit, die frei macht (Joh. 8,32) sucht der aufgeklärte und freie Maurer nun das Heil im Aufbau einer neuen Welt, in der nicht mehr Gott, sondern die menschliche Vernunft über Wahrheit und Freiheit entscheidet und verfügt. Die Geschichte des Turmbaus zu Babel wiederholt sich aufs neue. Die Tragödie des “Humanismus ohne Gott” nimmt ihren Lauf und führt schließlich zur totalen Unfreiheit im gottlosen Bolschewismus, der 200 Jahre nach dem Ereignis von 1717 die letzte Konsequenz der Entfremdung von Gottes Wahrheit offenbart und mit revolutionärem Fanatismus seinen Weg in die Geschichte beginnt.

Die schnell sich ausbreitende Freimaurerei hat diese Entwicklung entscheidend beeinflußt und vorangetrieben. Schon 1725, zwei Jahre nach der Einführung des Konstitutionsbuches mit den “Alten Pflichten”, die der englische Theologe James Anderson, Prediger an der schottischen Presbyterianerkirche in London als Glaubensbekenntnis der Freimaurer formulierte, entstanden die Großloge von Irland und die erste Loge in Paris. Drei Jahre später, 1728, wurde die erste Loge in Madrid gegründet, 1730 entstand die erste englische Kolonialloge in Kalkutta und die erste Loge in den USA. Hier kam es 1733 zur Bostoner Großloge. Benjamin Franklin gab 1734 die Konstitutionen von Anderson für die USA heraus.
In Lissabon, Den Haag und Stockholm sind 1735 erste Logen gebildet worden, 1736 folgten die Großloge von Schottland und die Großloge von Frankreich, die seit 1773 “Grand Orient de France” genannt wird und in der Folgezeit beherrschenden Einfluß auf die Loge in den romanischen Ländern gewann.

Die erste deutsche Loge konstituierte sich am 6. Dezember des gleichen Jahres in Hamburg und gab sich die Bezeichnung “Absalom zu den drei Nesseln”. Schon acht Monate später nahm Stuhlmeister Baron von Oberg in einer mitternächtlichen Zeremonie das 31. Mitglied dieser Loge auf: den jungen Kronprinzen Friedrich von Preußen, den späteren Friedrich II.

Weitere Logengründungen folgten. In Berlin: 1740 die Loge “Zu den drei Weltkugeln”, die seit 1744 als Großloge besteht. Die „Großloge der Freimaurer von Deutschland” entstand 1770 ebenfalls in Berlin. Sie entwickelte sich später zu dem „christlichen Freimaurer‑Orden”.  . . .

3. Das utopische Endziel der freien Welt‑Maurer

. . . Was will die Freimaurerei eigentlich? Will sie mit ihrer königlichen Baukunst nicht einen geistigen Tempel errichten, in dem die gesamte Menschheit in “Gleichheit, Freiheit und Brüderlichkeit” vereint ist? Will sie nicht ihr “Licht”, das “Licht der Aufklärung”, in der Finsternis unserer Welt überall entzünden und ihrer Humanität und ihrer Toleranz, d.h. ihrer Weltanschauung weltweite Geltung verschaffen? . . .

. . . Die universale Bruderkette und der Tempel der Freimaurerei erstreckt sich jedenfalls “von Osten nach Westen, von Süden nach Norden und vom Mittelpunkt der Erde bis zu den Sternen”, wie es bei den Freimaurern heißt. Die individuelle Selbstvervollkommnung des Maurers, die Arbeit am “rauhen Stein”, die so geschehen muß, daß der zugerichtete Stein sich “winkelrecht in den Bau des Tempels einfügen” läßt, genügt nicht. Denn nach freimaurerischer Tradition ist “alle zu erreichende Vollendung des einzelnen ohne Wert, wenn sie nicht in den Dienst an der menschlichen Gesellschaft gestellt wird …”

Darum muß der Freimaurer, auch über den engen Kreis seines Lebens und seiner Loge hinaus, seinen Blick beständig auf die ganze Menschheit gerichtet halten und nach Kräften alles fördern, was dem Frieden und der Verständigung zwischen allen Menschen und Völkern dient. Diese Arbeit am Tempelbau der Menschheit ist er verpflichtet, einen Baum auch dann zu pflanzen, wenn er selbst nicht mehr in seinem Schatten ruhen wird.
Dies ist die höchste Lehre, die der Freimaurer seinem symbolischen Brauchtum zu entnehmen vermag, sich als ein Werkzeug zu erkennen im Dienste des Großen Baumeisters der Welt, um die Menschen ‑ ungeachtet ihrer zufälligen äußeren Unterschiede ‑ zu Brüdern zu machen.

Bei der so notwendigen und wichtigen “Arbeit am Tempelbau der Menschheit” spielen die der Freimaurerei eigenen Symbole eine unverzichtbare Rolle. Sie sind nicht nur das geeignete Mittel, um die besondere Lehre der Tempelmaurer vor den Nicht‑Eingeweihten geheimzuhalten, sondern “dienen auch als das ihnen verständliche Bindemittel untereinander dort, wo die Sprachen die Völker trennen. Freimaurer unterschiedlicher Sprache und Nation würden einander fremd sein, aber Symbole und Zeichen führen sie als Brüder zusammen.
Die Symbolik der Freimaurer ist darum eine Eigentümlichkeit, durch die sich die Freimaurerei wesentlich von Institutionen ähnlicher Geisteshaltung unterscheidet. Sein und Leben einer Loge besteht aus diesen überlieferten und immer gültigen Formen. Verlangte man die Preisgabe dieser in der Abgeschlossenheit der Loge angewandten Symbolik, würde man das Auslöschen der Freimaurerei betreiben.

Festzuhalten bleibt also, daß Lehre und Brauchtum der Logen hinzielen auf die Errichtung eines weltumspannenden geistigen Tempelbaues. Das Wort des Freimaurers und Philosophen Johann Gottlieb Fichte, daß der Freimaurer das Vaterland der anderen achte, das seine aber liebe und sein in Freimaurerkreisen oft zitiertes anderes Wort, daß Vaterlandsliebe die Tat, dagegen Weltbürgersinn der Gedanke des Freimaurers sei, muß nach K. Bona dahin revidiert werden, “daß immer mehr Weltbürgersinn des Freimaurers Tat wird”. (R.Appel, S.76)
  . . .

Von den Freimaurern in Deutschland war in einer Illustrierten 1964 zu lesen: “Sie stellen neben den Gedanken der Liebe zum Menschen, den das Christentum seit nunmehr rund 2000 Jahren verkündet, ihre ebenso großartige Utopie, daß die Menschen aus der Vernunft heraus zu einer Lösung aller Probleme kommen, wenn man will: Zu einer Weltregierung.” (H. Lohfeldt, S.65)

Damit ist endlich das politische Endziel der Welt-Maurerei ohne Umschweife beim Namen genannt. Tatsächlich ist es der Traum der maurerischen Weltpolitik, eine universale Weltregierung in einem universalen Welt‑Einheits‑Staat zu errichten. Nicht zuletzt um dieses Endziels willen waren einflußreiche Maurerbrüder maßgeblich an der Gründung der “Organisation der Vereinten Nationen” (UNO) beteiligt.  . . .

Über den einen Welt‑Staat und die eine Welt‑Regierung gibt es schon seit längerer Zeit Visionen und Vorstellungen. So erschien gleich nach dem II. Weltkrieg in Deutschland die Schrift “Aufbruch zum Weltbundesstaat” von R. Wilbrandt. Der liberale Theoretiker begründet darin die Notwendigkeit eines Weltbundesstaates so: “Der Staat kann nur durch den Staat überwunden werden: der kleine durch den großen, der große durch einen Weltbundesstaat, in welchem sich all die Großen wie die kleinen zu einem einzigen riesigen Staatswesen zusammenschließen. Der Staat bleibt dann als ‑ große oder kleine ‑ Verwaltungsprovinz, endet aber als Souverän…” (S. 41f).




Die drei Konsequenzen, die sich aus der Existenz eines Weltbundesstaates objektiv ergeben würden, sieht er so:
1. Der Weltbundesstaat läßt keinen Raum für Expansion. ja, er nimmt
2. dem Einzelstaat die Möglichkeit, auszuschließen, also von sich fernzuhalten,
     was ihm an menschlichen Qualitäten unerwünscht ist. Noch mehr, er
     verschließt
3. einer Bevölkerung, die bereits von einer fremden Erobererschicht beherrscht
     wird ‑ heute deutlich erkennbar und als Fremdherrschaft empfunden in
     Kolonialländern mit geistig regsamer Bevölkerung, wie Indien, die Möglichkeit
     der Empörung, der Selbstbefreiung.” (S. 45).

Die barbarische Logik, die aus Punkt 3 hervorsticht, läßt dem kritischen Leser erschreckend bewußt werden, daß dieser so konstruierte Weltstaat um des lieben Friedens willen eine unerträgliche Weltdiktatur ausüben müßte. Um mit dem großen russischen Bürgerrechtskämpfer A. Sacharow zu reden: die Welt müßte das werden, was die Sowjetunion heute bereits ist: “ein gigantisches Konzentrationslager”.



Wir sehen, wie eng blinder Liberalismus und brutale Diktatur miteinander verwandt sind.  . . .

Somit ist also klar ‑ die Christen müssen auf ihr “Dogma” verzichten, was letztlich auf die Vernichtung des “wahren Christentums” hinausläuft. Ein dogmenfreies, bekenntnisloses Christentum wäre nicht mehr das von dem historischen Jesus von Nazareth, dem menschgewordenen Sohn Gottes gewollte und in seiner auf Petrus und die Apostel gegründeten Kirche anwesende Christentum. Aber die Ideen R. Wilbrandts decken sich vollständig mit der anti-dogmatischen Ideologie der Freimaurer, die selbst allerdings auch wieder ein Dogma ist, oder wenn man will, eine dogmatische Superreligion. Ein französischer Freimaurer hat das in der geistreichen Formel zum Ausdruck gebracht:
“Wir Freimaurer der Tradition gestatten uns das Wort eines berühmten Staatsmannes zu verdeutlichen und zu übersetzen, indem wir es den Umständen angleichen: Katholiken, Orthodoxe, Protestanten, Muselmanen, Hinduisten, Buddhisten, Freidenker und gläubige Denker sind bei uns nur Vornamen. Unser Familienname ist Freimaurerei.“

. . . Solange die Freimaurerei an diesem ihrem Grunddogma festhält, ist sie mit echtem Christentum ebensowenig zu vereinbaren wie Feuer mit Wasser.

Die Idee eines einheitlichen Weltstaates mit einer einheitlichen Weltregierung impliziert nach dem bisher Gesagten nicht nur ein politisches, sondern auch ein religiöses ‑ für uns ein antichristliches ‑ Programm.
Bischof R. Graber (Regensburg) hat in seiner außerordentlich aufschlußreichen Schrift zum 1600. Todestag des Heiligen Athanasius darauf hingewiesen, daß im Schoß gewisser Geheimgesellschaften “die Keime für das gelegt wurden, was man später Synarchie nannte, d. h. einen einheitlichen Weltstaat mit einer einheitlichen Regierung, die als Gegenkirche geplant ist . . .  Pierre Virion vor allem gebührt das Verdienst, auf diese Geheimgesellschaften in seinen Schriften  aufmerksam gemacht zu haben. Wenn man nur einen Bruchteil dessen liest, was Virion aus all den heute so ziemlich verschwundenen Schriften der geheimen Wortführer zusammengetragen hat, so ist man erstaunt und entsetzt, daß hier gegen Ende des vorigen Jahrhunderts bereits alle Ideen auftauchen, die heute in der nachkonziliaren Zeit die Kirche auf eine Zerreißprobe stellen. Dabei ist jedoch zu beachten, daß alle diese destruktiven Gedanken insgeheim auf ein einheitliches Ziel ausgerichtet sind, nämlich die Gegenkirche oder die “neue” Kirche zu schaffen, indem man die alte Kirche unterminiert und umfunktioniert und zwar weniger durch einen von außen kommenden Angriff, sondern, wie man heute im politischen Raum sagt, durch den “Marsch durch die Institutionen”.

Wir haben den französischen Ausdruck für alle diese Bestrebungen schon einmal genannt, nämlich Synarchie. Es handelt sich hier um die Summe von geheimen Mächten aller “Orden” und Schulen, die sich zusammengetan haben, um eine unsichtbare Weltregierung zu bilden. Politisch erstrebt die Synarchie die Integration aller sozialen und finanziellen Mächte, die diese Weltregierung unter sozialistischer Führung natürlich zu tragen und zu fördern hat. Das Christentum würde folglich wie alle Religionen von einem universellen Synkretismus absorbiert werden. Er würde beileibe nicht unterdrückt, sondern integriert werden, wobei das Prinzip der Kollegialität dies bereits deutlich anvisiert. Man sieht gerade hier, welch unterirdische Konsequenzen die Prägung solcher neuer Worte hat. Im Letzten würde die Synarchie, voll verwirklicht, die Gegenkirche bedeuten … Der Plan der Synarchie wurde in den Jahren 1880 ‑ 1890 ausgearbeitet.” (R. Graber)

Der englische Journalist Douglas Reed, der von 1928-1935 Korrespondent der “Times” in Berlin und von 1935-1938 Chefkorrespondent dieser Zeitung in Mitteleuropa mit Sitz in Wien war, darf als einer der besten Kenner der geheimen Drahtzieher hinter den Kulissen des großen Welttheaters in den letzen Jahrhunderten bezeichnet werden. Als hellsichtiger Beobachter der politischen Vorgänge während der Zeit nach dem I. Weltkrieg konnte er schon 1933 den II. Weltkrieg für das Jahr 1938/39 voraussagen. Nachdem er feststellen mußte, daß seine Berichte und Meldungen von der Zensur immer mehr verändert wurden und man ihn in der “Times” nicht mehr alles schreiben ließ, was er wußte, entschloß er sich, seine Kommentare künftig als freier Schriftsteller in Buchform herauszugeben.

So veröffentlichte er 1948 in London ein Buch, das wie kaum ein anderes Werk die geheimen Mächte entlarvte. Begreiflich, daß es in Deutschland nicht gedruckt werden durfte. Erst 1952 konnte es in deutscher übersetzung im Thomas‑Verlag, Zürich, unter dem Titel: Der große Plan der Anonymen erscheinen. Darin schreibt D. Reed: “Wenn ich zurückschaue auf die rauchigen dreißiger und jetzt um mich herum in die qualmigen vierziger Jahre, dann ist das Abstoßende daran nicht der Rauch, sondern der Plan. Dieser geht dahin, Freiheit und Recht und die Wurzel, aus denen beides entspringt, das Christentum, in diesen Ländern zu zerstören« (S. 61).
An Hand zahlreicher Beispiele belegt D. Reed diese Feststellung, indem er nachweist, wie aus den “Geheimen Gesellschaften” nach und nach die einzelnen Elemente des genannten Plans hervorgetreten sind. Er kommt schließlich zu der unerschütterlichen Überzeugung, “daß es in der Welt organisierte Mächte gibt, die gemeinsam daran arbeiten, durch das Chaos die Herrschaft über die Menschheit zu erlangen. An erster Stelle streben sie nach der Zerstörung des Christentums, der Nationalität und der Freiheit in Europa“ (S. 314).

4. Freimaurerei und Kommunismus

Papst Leo XIII. veröffentlichte am 20. April 1884 die heute noch lesenswerte Enzyklika “Humanum genus“ gegen die Freimaurerei seiner Zeit. Er forderte darin die Bischöfe auf, “den Freimaurern ihre Masken vom Gesicht zu reißen, damit man sie als das erkenne, was sie sind”. Der Papst sieht in dem Vernichtungskampf, der damals gegen die Kirche Christi und die von ihr geschaffene Kultur tobte, das Reich Satans am Werk, „unter dessen Herrschaft alle jene stehen, die dem ewigen göttlichen Gesetz den Gehorsam verweigern, die über Gott hinweggehen oder gegen ihn etwas unternehmen”.

Seiner Meinung nach scheinen die Feinde Gottes miteinander verschworen zu sein zu einem überaus erbitterten Kampf unter der Leitung des Bundes der sogenannten Freimaurer. Ohne ihre Pläne zu verheimlichen, stacheln sie gegen die Majestät Gottes auf. Offen arbeiten sie daran, die heilige Kirche zu vernichten . . .

Wenn dieses sicher nicht leichtfertige Urteil des Papstes zutrifft, war die Freimaurerei des letzten Jahrhunderts die antichristliche Weltmacht, von der die übrigen kirchenfeindlichen Gruppen inspiriert und gesteuert wurden. Das letzte Ziel ihrer Pläne ist unverkennbar: die gesamte vom Christentum geschaffene religiöse und bürgerliche Ordnung zu stürzen und nach ihrem Plan durch eine andere zu ersetzen, deren Grundlage auf dem Naturalismus beruhen . . . Darin sollen die menschliche Natur und die menschliche Vernunft in allem die höchsten Lehrer und Herrscher sein.

Die Freimaurerei des 20. Jahrhunderts ist nicht mehr die des 19. Jahrhunderts. Sie hat sich inzwischen stark gewandelt, wobei die leidvollen Erfahrungen der zwei Weltkriege und der in unserem Jahrhundert überall sich durchsetzende ökumenische Gedanke und der auch im Bereich der Weltanschauungen und Religionen sich vollziehende Abbau des Freund‑Feind‑Denkens maßgeblich zu einer Verbesserung des Verhältnisses von Freimaurerei und Kirche beigetragen haben. So haben sich zweifellos die Methoden der Freimaurerei im Kampf gegen das Bekenntnischristentum geändert. Die offene und brutale Revolution gegen die Kirche wurde aufgegeben, weil sie nicht zum erstrebten Ziel führte. Heute versucht die Freimaurerei mit einer der modernen Zeit besser entsprechenden Methode ihre Pläne zu verwirklichen. Das geschieht durch eine neue revolutionäre Methode, die ich “Revolution mit freundlicher Miene” nennen möchte. Man versucht die Anwendung dieser Methode besonders seit dem II. Vatikanischen Konzil . . .

Es wäre aber eine sehr gefährliche katastrophale Naivität, wenn jemand ernsthaft glauben wollte, daß die Freimaurerei ihre von Anfang an gesteckten Ziele aufgegeben hätte. Ihre Methoden mögen sich geändert haben, ihre Ziele sind die gleichen geblieben.  . . .

. . . so stehen alle Freimaurer mit den Kommunisten gemeinsam auf dem Boden des Rationalismus und Laizismus, d.h. sie betrachten die menschliche Vernunft (ratio) als höchste Instanz ihres Erkennens und Wollens und sie sind bestrebt, den Einfluß der Kirche aus dem öffentlichen Leben auszuschalten (Laizismus). Freimaurer und Kommunisten haben schließlich ein gemeinsames politisches Endziel: Der eine Welt‑Staat unter einer Welt‑Regierung.


Das Endziel des revolutionären Kommunismus ist die bolschewistische Weltrevolution, die etappenweise zu einer sozialistischen Welt‑Republik führen soll. Der britische Politiker John Strachey, der in seiner Laufbahn Antifaschist, verschiedene Male ein Konservativer, dann ein unabhängiger Labourmann, dann ein führender Mann des Kommunismus und nach dem II. Weltkrieg schließlich sozialistischer Minister in England war, schrieb bereits 1937 in seinem Buch Der kommende Kampf um die Macht, “daß die einzig mögliche Zukunft für Großbritannien darin liegt, sich zuerst als freie Republik in einen Bund der europäischen Völker und später der weltumspannenden Gemeinschaft der Sowjetrepubliken einzureihen”. (D.Reed, Der große Plan der Anonymen)

Die meisten Zeitgenossen wissen freilich nicht, daß ein konkreter Plan zur Sozialisierung Europas schon seit gut 30 Jahren besteht, ein Plan, der von einem der prominentesten Freimaurer unseres Jahrhunderts zusammen mit dem kommunistischen Massenschlächter Stalin ausgearbeitet wurde. Leider ist der Weltöffentlichkeit dieser Plan aus dem Jahr 1943 erst 1962 bekannt geworden, als die aufsehenerregende Biographie des amerikanischen Kardinals Spellman erschien. Aus der Biographie geht hervor, daß der Hochgradfreimaurer F. D. Roosevelt 1943 bereit war, ganz Europa dem Kreml auszuliefern. . . . Die genannte Biographie enthält die Gedächtnisaufzeichnung eines Gesprächs, das Präsident Roosevelt 1943 mit Kardinal Spellman führte. Dabei teilte der Präsident dem Kardinal mit, daß nach vorliegendem Plan die Welt zwischen den USA, China, Großbritannien und der Sowjetunion aufgeteilt werde. . . .

Wenden wir uns nach diesem weltpolitischen Exkurs nun dem eigentlich antikirchlichen Komplott von Freimaurern und Kommunisten zu. Obwohl in der sowjetischen Machtsphäre alle Logen verboten sind und die meisten Freien Maurer den Kommunismus sowjetischer Prägung nicht anerkennen, gibt es doch auch Logen, die mit den Kommunisten sich verschworen haben zum gemeinsamen Kampf gegen die Kirche. Wie wir bereits wissen, hatten die Väter der russischen Oktoberrevolution Beziehungen zu französischen Logen. Die politischen Verschwörer hatten fast alle in irgendeiner Form Verbindungen mit geheimen Gesellschaften und Zirkeln, die ihrerseits wieder mit den eigentlichen Freimaurerlogen Kontakte pflegten. Wie die Freimaurerei kam auch der Kommunismus ursprünglich aus dem Untergrund.  . . .

Um ihre Ziele zu erreichen, bedient sich die Freimaurerei der Hochfinanz, der hohen Politik und der Weltpresse, während der Kommunismus im sozialen und wirtschaftlichen Bereich eine Revolution gegen Vaterland, Familie, Eigentum, Moral und Religion vorantreibt. Die Freimaurer betreiben ihre Ziele mit geheimen subversiven Mitteln, die Kommunisten mit offenen. Die Freimaurerei bewegt die sektiererischen politischen Minderheiten ‑ der Kommunismus stützt sich auf eine Politik der Massen, indem er die Sehnsucht nach sozialer Gerechtigkeit ausbeutet . . .

Was die Freimaurer in ihrer Tätigkeit antreibt, ist letztlich der Haß gegen Christus und gegen alles, was in den menschlichen Seelen und den menschlichen Einrichtungen seinen Namen trägt. Ihr endgültiges Ziel ist die Zerstörung alles Christlichen und alles dessen, was sich an der biblischen Lehre ausrichtet …

Durch ihre Machtpositionen und Schlüsselstellungen in der Hochfinanz, in der hohen Politik sowie im Nachrichten- und Pressewesen ist die liberale und elitäre Maurerei in der Lage, wie keine Macht dieser Welt die Öffentlichkeit mit den von ihr propagierten Ideen und Zielen des Liberalismus zu beeinflussen. Die auf diesem Gebiet von ihr gesteuerte geistige Revolution mit dem Ziel, die Welt zu verweltlichen und das Christentum zu entchristlichen ‑ wie der moderne Säkularisierungsprozeß auf eine knappe Formel gebracht werden kann ‑ hat bereits solche weltweiten “Erfolge” und Einbrüche in den christlichen Raum, vorwiegend in die christliche Theologie des Westens hinein erzielt . . .

III. FREIMAUREREI UND RELIGION 

1. Die Freimaurerei ‑ eine antichristliche Ideologie
Die wichtigste Frage, die in diesem Kapitel zu besprechen ist, betrifft die Religiosität der Freimaurerei und läßt sich in zwei Teilfragen gliedern:
Ist die Freimaurerei eine Religion oder nur ein ethisches System?

Ist die Freimaurerei mit dem Christentum vereinbar?

Über diese Grundfragen wird besonders seit dem II. Weltkrieg engagiert gestritten. Die Antworten, die bisher von Freimaurern und ihren Gegnern auf diese Fragen gegeben wurden, sind verwirrend. Bei den heutigen Freimaurern fällt die Tendenz auf, die Freimaurerei nicht als Religion zu betrachten.

Wie schon W. Hannah (1952) bemerkte, verwenden sie gern die Formel: “Freimaurerei ist nicht eine Religion, sondern ist Religion.” Manchmal sagen sie auch: “Freimaurerei ist nicht eine Religion, sondern sie ist religiös.”
 Fast dieselbe Formulierung findet sich in einer deutschen Freimaurerschrift (1970), wo gesagt wird: “Mit der geheimnisvoll-religiösen Bedeutung der Symbole hat es eine besondere Bewandtnis. In der letzten Unausdeutbarkeit und Vielfalt eines Symbols ergreift der Betrachter religiösen Bereich. Freimaurerei ist darum religiös; sie ist aber keine Religion.”  . . .

 Das authentische Christentum, das sich auf Christus beruft, ist mit dem “Logenchristentum” absolut unvereinbar. Und zwar deshalb, weil Christus von seinen Jüngern das Bekenntnis fordert. Es lebt von Jesus Christus, der “unter Pontius Pilatus Zeugnis gab im herrlichen Bekenntnis” (1. Tim. 6,13), und der seine Zeugen in alle Welt sandte, damit sie ihn “vor den Menschen bekennen”.

Ja er macht dieses Bekenntnis sogar zur Voraussetzung für das ewige Heil, wenn er sagt: 
”Ein jeder nun, der sich zu mir bekennt vor den Menschen, zu dem werde auch ich mich bekennen vor meinem Vater im Himmel; wer mich aber verleugnet vor den Menschen, den werde auch ich verleugnen vor meinem Vater im Himmel.” (Mt 10,32ff).

. . .  
Als Glaubender steht er unter dem Wort Christi und dem Glaubensgehorsam. Der Heilige Paulus beschreibt die Bekenntnispflicht in Röm 10,10 so: “Aus dem Herzen kommt der Glaube, der zur Gerechtigkeit führt, und aus dem Munde das Bekenntnis zum Heil.”

Das heißt: Der Christ darf seinen Glauben nicht im Herzen verstecken, er muß ihn in den Mund nehmen und bekennen: das ist sein Heil. Inhalt des christlichen Bekenntnisses ist Jesus Christus, der Sohn Gottes. “Wer den Sohn bekennt, hat auch den Vater. Das ist der Antichrist, der den Vater leugnet und den Sohn.” So steht es im 1. Johannesbrief (2, 22.)  Darf man von diesem Schriftwort ausgehend, eine Religion, die das Bekenntnis zu Jesus Christus, dem Sohn Gottes, ablehnt und aus ihren Tempeln verbannt, nicht eine unchristliche Religion nennen?
 . . .

Nach freimaurerischer Sprachregelung sind alle dogmatischen Religionen und Konfessionen intolerant. Kirchen, die sich als bekennende Kirchen verstehen, sind von der Freimaurerei immer als intolerant verschrien und bekämpft worden.


Der frühere Kultusminister von Baden‑Württemberg, Dr. Gotthilf Schenkel, der am 4. 10. 1959 auf einer Kundgebung der Bruderschaft der Deutschen Freimaurer in der Frankfurter Paulskirche über “Die Gegenwartsaufgaben der Freimaurerei” sprach, schilderte kurz die Gründung der ersten Großloge im Jahr 1717, die sich gegen die Intoleranz der Kirchen und Konfessionen gewendet habe und sagte, der Kampf gegen Intoleranz sei auch heute noch ein wesentlicher Grundzug der Freimaurerei und die Toleranz ein entscheidendes Prinzip. (FAZ, 5. Okt. 1959).

Demnach ist also die Freimaurerei wesentlich ein Kampfbund gegen die “Intoleranz der Kirchen und Konfessionen”. 

Wenn aber die von Christus gestiftete und in seinem Namen auftretende Kirche ihrem Wesen nach eine konfessionelle Gemeinschaft ist, wenn echtes Christentum nur im Bekenntnis existieren kann, dann ist die Freimaurerei als religiöse Gegenbewegung zu diesem Christentum antichristlich orientiert.
  . . .


”Freimaurerei ist eine Mysterienreligion, sie ist vom christlichen Glauben völlig verschieden, ihm entgegengesetzt und fremd. Wie die Mysterienkulte, trotz scheinbarer Toleranz und Anerkennung fremder Götter zum Synkretismus führen, so ist die heutige Freimaurerei; sie möchte nach und nach alle Menschen umfassen und sittlich vervollkommnen, das Erkennen der Wahrheit fördern und sich zu einer Art Über-Religion erheben, wobei sie auf alle andere Religionen (die christliche nicht ausgenommen) als etwas Minderes herabsieht.  . . .

. . . Angesehene und führende Freimaurer sehen im ökumenischen Dialog nach dem II. Vatikanischen Konzil die große Chance oder sie hegen zumindest die Hoffnung, daß die Katholische Kirche ihre Haltung gegenüber der Freimaurerei revidiere. Sie selbst wollen aber die Freimaurerei in ihrem Wesen nicht verändert wissen, wenngleich sie auch einige unwesentliche kosmetische Reformen in ihrem Ritual und Brauchtum für notwendig erachten, heute manchmal mit der Absicht, dadurch die Logen für Katholiken als akzeptabel erscheinen zu lassen. . . .

Da die Kirche aber keinen Verrat an dem von ihrem göttlichen Stifter stammenden Heilsauftrag üben darf, wird die ersehnte und erstrebte geistige Ökumene mit der Freimaurerei solange nicht möglich sein, als die “dogmenlose Freimaurerei” die katholische Kirche, “die auf dem Dogma beharren muß” nicht anerkennt.  . . .

. . . und sprach dabei als Endziel des Grand Orient die vollständige Laisierung an, das heißt die totale Verdrängung der Kirche aus allen öffentlichen Bereichen.
Er sagte in diesem Zusammenhang ein Wort, das wir nicht vergessen sollten: “Die Idee des Laizismus ist für uns nicht eine objektive Idee, sie ist unser Wesen . . .”

. . .  Die Glaubensauffassung und Weltanschauung des Grand-Orient, so wird mancher einwenden, kann doch nicht als normgebend für die gesamte Freimaurerei hingestellt werden. Und doch, so muß diesem Argument entgegengehalten werden, läßt sich auch in vielen angelsächsischen Logen, vorwiegend in der neuen Welt, bei allen sonstigen Unterschieden, eine verblüffende Übereinstimmung mit dem Groß‑Orient hinsichtlich laizistischer Bestrebungen beobachten .  . . .

Auch die amerikanische Freimaurerei kann in ihrer Gesamtheit keinesfalls als kirchenfreundlich betrachtet werden. Die amerikanischen Logen haben in letzter Zeit zunehmend Atheisten aufgenommen. . . . Die amerikanischen Freimaurer sind wie alle anderen davon überzeugt, daß sie über jede “partikularistische Religion” erhaben sind und erstreben “eine universale Religion auf der Grundlage der Liebe zur Menschheit”.
Die amerikanische Freimaurerei ist zwar in zahlreiche selbständige Logen gegliedert und hält im allgemeinen an ihrem englischen bzw. schottischen Ursprung fest. Das hindert sie jedoch nicht, in Glaubensfragen den englischen Freimaurern religiöse Enge und zu großen Konservatismus vorzuwerfen. Es gibt auch in den USA Logen, die ganz im Stil des Groß‑Orients eine militant antikirchliche Propaganda betreiben und den Einfluß der Kirchen aus dem gesellschaftlichen Leben ausschalten wollen.  . . .

2. Die antichristliche Kulturrevolution

 . . .  Uns interessiert vielmehr die Frage, wie die vielgerühmte freimaurerische Toleranz der Kirche Jesu Christi begegnet, die den Anspruch erhebt, allein zur Verkündigung der von Gott geoffenbarten Heilsbotschaft von ihrem Herrn Jesus Christus zu allen Völkern gesandt zu sein mit dem Auftrag, die Menschen zu Glauben und Taufe zu rufen und ihnen ewiges Leben im Reiche Gottes zu vermitteln. Wer dieser Frage nachgeht, muß leider feststellen, daß die “Humanitäts-Religion” der Logen für die Kirche weder Verständnis noch die geringste Toleranz aufbringt. Im Gegenteil: Die Freimaurer treten dieser nach ihrem Vokabular “intoleranten Kirche” und ihren “Dogmen” mit aller Entschiedenheit entgegen.
  . . .

Ihr leidenschaftlicher und unerbittlicher Kampf gegen das weltumfassende Bekenntnischristentum gilt von jeher in erster Linie der Bekenntnisschule bzw der Christlichen Erziehung.  . . .

. . . Eine sachkritische Würdigung dieses freimaurerischen Erziehungsprogramms kommt zu folgendem Schluß: 
Im Namen von Freiheit und Gleichheit wird hier eine totale Kulturdiktatur angestrebt, die sich ihrem Wesen nach von der in den kommunistisch beherrschten Staaten praktizierten Kollektiverziehung in nichts unterscheidet. Mögen die Erziehungsinhalte hier und dort verbal verschieden sein, im Endeffekt haben sie das gleiche kulturrevolutionäre Ziel, das schon in der Französischen Revolution angestrebt wurde: die Vernichtung des Christentums als der Wurzel der persönlichen Freiheiten, besonders der Glaubens- und Gewissensfreiheit.


Wenn es gelingen sollte, dieses Ziel zu erreichen, dann wäre auch noch der letzte Rest von wahrer Demokratie im Westen beseitigt. Diese Erkenntnis hat niemand klarer ausgesprochen als der große europäische Demokrat Robert Schuman, der in seinem Buch Pour l’Europe schreibt:
“Die Demokratie wird christlich sein oder sie wird nicht sein. Eine antichristliche Demokratie ist eine Karikatur, die in der Tyrannei oder in der Anarchie endet” (S. 70).


Die größte und heimtückischste Bedrohung unserer demokratischen Gesellschaftsordnung kommt allerdings weniger von der kommunistischen Politik und Unterwanderungsstrategie, von außen also, als vielmehr von der inneren Zersetzung der demokratischen Ordnung durch die extremen liberalen Kulturrevolutionäre, deren geistige Verwandtschaft mit den roten Kulturdiktatoren nirgendwo so deutlich in Erscheinung tritt als gerade auf dem Feld ihrer gemeinsamen antichristlichen Kulturpolitik.

. . .  Die Konzeption und Zielsetzung der militanten “Humanistischen Union” stimmt im wesentlichen mit den Bestrebungen der freimaurerischen Humanitätsideologie überein. Der Einfluß der elitären Freimaurerei ist deshalb so stark, weil viele Schlüsselpositionen im Bereich der Hochfinanz, der Presse und des Nachrichtenwesens in den meisten westlichen Ländern von Mitgliedern der Logen besetzt sind. Dadurch wird besonders die öffentliche oder veröffentlichte Meinung entscheidend von den Ideen der liberalen Kulturkämpfer geprägt und überall eine für die autonome Geisteswelt der Freimaurerei charakteristische Atmosphäre geschaffen.


Wenn der Freimaurer Axel Springer einen Großteil der deutschen Presse kontrolliert und der Stuhlmeister der ältesten Hamburger Loge gleichzeitig Chef vom Dienst in der Zentrale einer großen deutschen Presseagentur ist (FAZ, 10.12.1962, Bericht über die 225-Jahresfeier der Loge Absalom zu den drei Nesseln), dann versteht man, wie die in den Nachrichten-Agenturen gefilterten und durch die Massenmedien in die Bevölkerung geschleusten Informationen und Nachrichten die Öffentlichkeit entscheidend im Geiste der Freimaurerideologie beeinflussen, manipulieren und programmieren können.

. . .  Was auf uns zukommt ist schon in einer Resolution der Freireligiösen Gemeinde Bayerns vom 26. März 1962 in aller Deutlichkeit ausgesprochen worden:
die völlige Trennung von Staat und Kirche,
die Beseitigung des christlichen Charakters der Gemeinschaftsschulen und höheren Schulen,
die Ausschaltung des kirchlichen Einflusses in Verwaltung und Justiz,
die Abschaffung der Säuglingstaufe und schließlich
die Überprüfung aller Gesetze zum Zwecke der Beseitigung der Bevorzugung der Kirchen und kirchlichen Organisationen.

Die konzentrierte Aktion der organisierten und gesteuerten antichristlichen Kulturrevolutionäre wurde systematisch weitergeführt und erreichte einen spektakulären Höhepunkt im Jahr 1973. Die westdeutsche Drei‑Punkte‑Partei (F.D.P.), “zu der sich die Freimaurer, sofern sie sich politisch betätigen, auf Grund der liberalen Geisteshaltung besonders hingezogen fühlen” (Kristall, Nr.10/1964, S.63), veröffentlichte in der “Frankfurter Rundschau“ vom 23. August 1973 den Entwurf eines Grundsatzpapiers Freie Kirche im freien Staat ‑Thesen zum Verhältnis von Staat und Kirche. …

Der F.D.P.‑Bundesvorstand hat am 26. August 1973 die Vorlage als “geeignete Grundlage für die Diskussion in der Partei” freigegeben. Ursprünglich war auch eine Diskussion der “Thesen” auf dem Bundesparteitag der F.D.P. in Wiesbaden geplant, doch fand die Diskussion dort aus begreiflichen Gründen nicht statt. Die Proteste und ablehnenden Reaktionen, die aus der Öffentlichkeit gegen dieses Kirchenpapier laut wurden, ließen es den Parteistrategen ratsam erscheinen, das antikirchliche Machwerk vorerst auf Eis zu legen und auf günstigere Zeiten für einen neuen Vorstoß zu warten.  . . .

3. Vom ökumenischen Dialog zur Ökumene der Religionen

Mit Papst Johannes XXIII. begann eine neue Ära der Kirchengeschichte. Die universale Brüderlichkeit, die dieser Papst aller Welt vorlebte, weckte auch in der Welt der Freimaurerei große Erwartungen. Man hoffte auf grundlegende Wandlungen im Verhältnis von Katholischer Kirche zur Freimaurerei. Der gütige Roncalli-Papst gab gerade durch seinen brüderlichen Stil nicht zuletzt dem Groß-Orient von Frankreich Anlaß, die antikirchliche Kampagne durch eine bessere revolutionäre Methode abzulösen. Die gehässigen Töne gegen die Kirche verstummten. Die Parole hieß nun: Ökumenischer Dialog.

Der Dialog erlaubte es schließlich, mehr und mehr aus der subversiven Untergrundaktivität aufzutauchen und an das Licht der Öffentlichkeit zu treten. Die Revolutionäre des Groß‑Orient begannen eine Offensive der brüderlichen Umarmung, sie zeigten plötzlich ein freundliches Gesicht. Die antichristliche Revolution sollte auf leisen Sohlen und mittels des ökumenischen Dialogs größere Fortschritte machen und noch bessere Erfolge erzielen. Soweit man heute die Situation überblicken kann, hat sich die neue maurerische Taktik als erfolgreich erwiesen.  . . .

Die erste spektakuläre Aktion, die das Zeitalter des Dialogs mit der Katholischen Kirche einleitete, war die Einladung des ehemaligen Kanzelredners von Notre Dame in Paris, Pater Riquet S. J., zu einem Vortrag vor Freimaurern in der Loge Volney in Laval (Westfrankreich), einer Loge des Groß‑Orient. Der Vortrag fand am 18. März 1961 statt.  . . .

Am gleichen Tag meldete die Katholische Nachrichtenagentur KNA, daß am 18. März erstmals seit zwei Jahrhunderten ein katholischer Priester mit Billigung seiner kirchlichen Obrigkeit eine Freimaurer-Loge in Frankreich betreten werde . . .  Ein “Streitgespräch” war indes nicht geplant und fand auch nicht statt. Am 22. März 1961 berichtete KNA: 
“Als ein historisches Ereignis in der Geistesgeschichte Frankreichs wurde in einem gemeinsamen Kommunique das Auftreten eines katholischen Geistlichen in der Freimaurerloge von Laval bezeichnet. . . . Damit war ein Anfang gesetzt.

Schon ein Jahr später wurde dem Kapuzinerpater N. M. Wildiers von seinem Freund, dem Freimaurer N. E. van der Laaken, die Gelegenheit geboten zu einem Vortrag vor den versammelten Logen von Amsterdam. P. Wildiers, der durch seine Studien und Vorträge über Teilhard de Chardin bekannt geworden war, sprach vor den Freimaurern in Amsterdam über Teilhard.  . . .

Im Juni 1971 wurde erstmals ein Bischof in eine Loge der Grand Loge de France (GLDF) eingeladen. Bruder Dr. Pierre Simon, der von 1969 – 1971 Großmeister der GLDF war und dieses Amt 1973 wieder übernahm, lud den Weihbischof von Paris, Msgre Pezeril, in die GLDF ein. Nach einer Freimaurer-Zeitung “war es das erste Mal seit der französischen Revolution, daß ein amtierender Bischof offiziell in einer Freimaurerloge empfangen wurde.  . . . 

Im Frühjahr 1961, noch rechtzeitig vor dem Konzil, erschien aus der Feder des angesehenen Rechtsgelehrten Alec Mellor mit dem Imprimatur der Erzdiözese Paris das aufsehenerregende Werk “Unsere getrennten Brüder, die Freimaurer”, das in “Le Monde” eine “leidenschaftliche Studie über die Freimaurerei und den Katholizismus” genannt wurde und heftige Diskussionen bei Katholiken und Freimaurern auslöste.

. . .  Selbst die Maurerei in den Vereinigten Staaten darf nicht einfach für weltanschaulich harmlos angesehen werden. Zwar haben sich sowohl Roosevelt wie Truman, die wie viele andere Präsidenten der USA der Loge angehörten, zum Heiligen Stuhl freundlich gestellt; aber danach allein kann man nicht urteilen. Joseph Berteloot hat gezeigt, daß die Maurerei der Vereinigten Staaten ein doppeltes Gesicht besitzt. Es fehlt auch hier nicht an antichristlichen Scharfmachern.  . . .

. . .  Da eine Ökumene der christlichen Kirchen und Gemeinschaften wenig oder gar keine Aussicht hat jemals verwirklicht werden zu können, bleibt als Ausweg aus dem ökumenischen Dilemma nur eine Ökumene der Religionen als Endziel einer universalen religiösen Ökumenismus-Bewegung.

. . .  Wir finden sie wieder in Lessings Drama Nathan der Weise, in welchem zum Schluß Christ, Mohammedaner und Jude geschwisterlich und freundschaftverpflichtet und verbunden sind.
 Mit der bekannten Ringparabel symbolisiert der Dichter seine Auffassung, daß Christentum, Judentum und Islam als geschichtliche Wahrheiten nur zufällige sind, die alle gleichermaßen die ewige notwendige Wahrheit verhüllen. 
Das ist reine Freimaurerideologie.

SCHLUSSWORT

Überzeugt von der unumstößlichen Tatsache, daß die Freimaurerei ihr innerstes Wesen, wie es in dem Grundgesetz der Konstitutionen von 1723 grundgelegt ist, niemals ändern kann, geben wir das letzte Wort dieser Schrift einem Freimaurer, der zu den einflußreichsten Vertretern der internationalen Freimaurerei im 20. Jahrhundert gezählt werden darf: Quartier‑la‑Tente. Er war protestantischer Pfarrer, Großmeister der Schweizer Großloge “Alpina” und zeitweilig Leiter der freimaurerischen Weltgeschäftsstelle in Genf. 27 Jahre lang war er überdies Staatsrat und Leiter des Departements für Unterricht und Kultur in der Schweiz.
 Er schreibt über die Versöhnung von Freimaurerei und Christentum:
“Die Versöhnung ist nicht mehr möglich. Es kann daher nur Kampf geben, einen Kampf ohne Gnade, der mit dem Sieg der Wissenschaft und des Gewissens enden wird … Der Maurer ist ein freier Mensch; der Christ ist ein Sklave, der einer erzwungenen Disziplin des Geistes unterworfen ist. Und nichts ist unverträglicher mit freimaurerischem Geist.”
(Quartier‑la‑Tente: Two Centuries of Freemasonry, Bern, 1917)

In der Tat ist jeder wahre Christ ein Sklave (Diener) Jesu Christi. Im Neuen Testament wird das oftmals bezeugt, besonders in den Paulusbriefen. Diese Sklaverei aber, die nichts anderes ist als der unbedingte Glaubensgehorsam gegenüber dem Herrn Jesus Christus, nimmt der Christ in freier Liebe auf sich, weil er davon überzeugt ist, daß nur Christus allein uns zur wahren Freiheit befreit.
 Ungehorsam gegen Jesus Christus führt in die Sklaverei der Sünde: das heißt in die Unmenschlichkeit und Barbarei. 

Die Wissenschaft der Freimaurerei hat die Menschheit in eine Sackgasse geführt. Der autonome Humanismus hat nicht Freiheit für alle, sondern eine neue Form der Sklaverei für viele geschaffen, aus der nur Jesus Christus und seine Gnade befreien kann.

Dieser Beitrag entstammt dem Buch DIE ANTICHRISTLICHE FREIMAUREREI, erhältlich im Miriam-Verlag in 79798 Jestetten, Brühlweg 1

Kürzungen und die Hervorhebungen wurden von mir vorgenommen. Horst Koch, Herborn, im Oktober 2006

Weitere ergänzende Beiträge:
1. Die geplante Weltregierung, von Manfred Adler
2. Weltmacht Zionismus, von Manfred Adler
3. Christus und die Welt des Antichristen, von Pfr. Wolfgang Borowsky
4. Das antichristliche Weltsystem, von Erich Sauer
5. Das Völkergericht, von Erich Sauer
6. Karl Marx und Satan, von Pfr. Richard Wurmbrand

www.horst-koch.de
info@horst-koch.de




Freimaurerei (A.E.Wilder-Smith)

 A.E. Wilder – Smith

 

FREIMAUREREI UND CHRISTENTUM

  –  Auszug aus seiner Biographie >Es war ein reiches Leben<  Seiten 102 – 112

 

Was mein Vater glaubte

Nachdem ich Christ geworden war, versuchte ich, meinen Vater und seinen freimaurerischen Glauben besser zu verstehen. Vaters Einstellung, wie ich bereits erwähnte, war, dass er die wahre Religion für Männer gefunden habe. Wir dagegen hätten die Religion für Frauen und Kinder angenommen. Aber er äußerte nie etwas Spezifisches über seinen Glauben. Das dürfen Freimaurer nicht. Sie sind durch Eide zur absoluten Schweigsamkeit verpflichtet. Besonders die britischen Freimaurer sind sehr verschlossen. Sie dürfen für ihre Logen auch keine Werbung durchführen, dürfen niemanden direkt einladen, Freimaurer zu werden. Sie kennen die Bibel   besonders das Alte Testament   gut. Wenn man sie direkt fragt, was sie glauben, geben sie nie eine wirklich informationsreiche Antwort. Aber für das Evangelium Christi interessieren sie sich meist nicht. Gottes Sohn ist für sie nur ein guter Mensch, nicht unser Schöpfer, der für uns am Kreuz starb. Mein Vater war in dieser Hinsicht keine Ausnahme. Mit Mutter ging er zur Kirche   ab und zu und wenn der Pfarrer ein Logenbruder war.

Man muss bedenken, dass viele anglikanische Pfarrer Freimaurer sind. Zur Zeit Oliver Cromwells in England ging die Parole um, dass man die »Priester Baals« ausrotten soll. Als Schulkinder haben wir dieses Wort nie verstanden, denn Oliver Cromwell wurde uns als Politiker hingestellt, der ein religiöser Fanatiker und Fundamentalist war. Später habe ich durch meine Studien des Freimaurertums verstehen gelernt, was Oliver Cromwell mit diesem Ausspruch unter »Priester Baals« sagen wollte. Er meinte damit anglikanische und andere Pfarrer, die Freimaurer waren. Denn der Name Baals kommt in den Namen der Gottheit der Freimaurer vor. Sie rechnen sich selbst (die Freimaurer) zu den alten babylonischen Mysterien, weil der Logen Ritus zu den uralten Kulten heidnischer babylonischer Herkunft gehörte, obwohl er mit alttestamentlichen Zitaten angefüllt ist.

Aber eine gewisse sichere Auskunft über Vaters Glauben konnten wir nie ermitteln. Mutter las ihm 40 Jahre lang jeden Abend im Bett aus der Bibel vor. In den ersten Jahren ihrer Ehe drehte sich Vater von ihr weg, als sie zu lesen anfing, aber in späteren Jahren bat er Mutter, ihm jeden Abend aus der Bibel vorzulesen. Ohne Mutters Bibellesen wollte er, als er alt war, nicht einschlafen. Er interessierte sich besonders für gewisse Stellen aus dem Alten Testament und schien sie gut zu kennen (z. B. Prediger 12). Aber Mutter erfuhr nie, was Vater eigentlich glaubte. Sie wusste nur, dass er an den Herrn Jesus Christus als Sohn Gottes, der für unsere Sünden am Kreuz starb und auferstand, nicht glaubte. Ein solcher Glaube sei etwas für Frauen und Kinder, nicht aber für erwachsene Männer, pflegte er zu sagen.

Um eine Unterhaltung mit anderen Menschen erfolgreich zu führen, muss man gemeinsame Interessen finden. Wir konnten aber auf dem Gebiet des Glaubens nichts Gemeinsames mit Vater finden, sodass es schwerlich zu einer vernünftigen Unterhaltung mit ihm über innere Dinge kam. Aber antireligiös   obwohl anti-anglikanisch   war er nicht und tat, wie wir immer wieder feststellten, unter Armen, Witwen und Waisen im Dorf heimlich viel Gutes. Aber an was glaubte er wirklich? Das war die große Frage für uns alle.

Ich hatte eine Tante in den USA, die gläubig war und die uns einmal besuchte. Sie war eine intelligente, fromme Dame, die über viel Wissen verfügte. Ich sprach anlässlich ihres Besuches bei uns über dieses Mysterium von Vaters Glauben, wobei sie mir verriet, dass sie bei sich zu Hause Bücher zu diesem Thema besäße. Man könnte jedoch diese Bücher nicht durch die öffentliche Post schicken, sie hätten die Angewohnheit, während des Transits in der Post spurlos zu verschwinden. Der Verlag, der die Bücher vor langer Zeit herausbrachte, sei mehrere Male auf mysteriöse Weise durch Brandstiftung zerstört worden, und der Besitzer sei auch auf unerklärliche Art und Weise verschollen. Sie würde mir aber die Bücher als versiegelten eingeschriebenen Brief – nicht als offene Drucksache – senden, wenn ich versprechen würde, sie sorgfältig und diskret aufzubewahren. Ich versprach ihr das, und nach einigen Monaten traf ein dicker R-Brief bei uns ein, der die versprochenen Bücher enthielt. Eins davon besitze ich heute noch.

In diesem Buch war der vollständige Schlüssel zum »Gebetsbuch« der Freimaurer enthalten. Vielleicht wissen einige meiner Leser von diesen Dingen nichts. Deshalb muss ich jetzt einiges vorwegnehmen. Onkel Frank und Vater lasen bei ihren Zusammenkünften bei uns – meist freitagabends – aus einem kleinen schwarzen Buch, das so aussah wie ein anglikanisches Gebetsbuch. Einige Male ließ Vater aus Versehen dieses Buch herumliegen, und wir Kinder waren neugierig und schauten hinein. Aber wir verstanden nichts – oder sehr wenig. Das Buch war zwar auf Englisch geschrieben, aber entscheidende Stellen in den meisten Sätzen enthielten nur Buchstaben – Konsonanten – und keine vollständigen Wörter, sodass man den Sinn nur dann verstehen konnte, wenn man die Bedeutung der Konsonanten kannte – so z. B. die Buchstaben »J.B.O.«, die Jahwe, Baal und Osiris bedeuten. J.B.O. ist der Name des Gottes der Freimaurer! Das Buch war, kurz gesagt, streng verschlüsselt, sodass der Uneingeweihte aus dem Text praktisch nichts herausholen konnte. Vater wurde aber böse, als er uns einmal beim Blättern in seinem Büchlein erwischte.

Am 13.06.1985 hörte ich auf Radio BBC 4 um 8.00 Uhr morgens von der BBC London einen Bericht über das Wesen der Freimaurer, herausgegeben von der methodistischen Kirche Großbritanniens. Ein methodistischer Pfarrer kommentierte den amtlichen methodistischen Bericht über Freimaurer und behauptete, dass die Freimaurerei eine Gefahr für Christen sei. Als Grund für diese Gefahr gab er an, dass die unterrichteten Freimaurer an einen Gott glauben, dessen Name bekannt sei. Dieser Name sei aus drei Religionen zusammengestellt. Zwei davon seien rein heidnisch und nicht christlich. Der dritte Name Gottes sei jüdisch. Der Interviewer bat ihn dann, diesen dreifachen Namen des Freimaurergottes zu nennen. Der Berichterstatter zögerte, aber der Radiointerviewer gab sich nicht zufrieden, bis der methodistische Pfarrer den Namen des Freimaurergottes nannte: »Jaobulon« – eine Zusammensetzung also von Jahwe, Bul oder Baal und On oder Osiris. In den Freimaurerbüchern wird dieser Name Gottes nur verschlüsselt in der Form von Buchstaben aufgeführt als J.B.O. Freimaurerei ist also eine akute Form von Synkretismus, eine Verschmelzung von vielen Religionen, darunter heidnischen Religionen.

Zum ersten Mal in meinem Leben hatte ich gehört, wie der Freimaurergott beim Namen – und zwar öffentlich im Radio – genannt wurde, richtig genannt und auch ausgedrückt wurde. Freimaurer selbst dürfen den großen, geheimen Namen ihres Gottes nie allein aussprechen. Jeder Einzelne darf nur silbenweise den unaussprechlichen Namen aussprechen, sodass sie in Gruppen von drei Freimaurern, mit Händen einen Kreis bildend, anbetend gemeinsam den Namen leise silbenweise – jeder Freimaurer eine Silbe – aussprechen. Der erste Freimaurer sagt »Jao«, dann kommt der zweite, der die Hände des ersten und des dritten Freimaurers hält und sagt »Bul«. Der dritte, der anbetend und mit den Händen der anderen verbunden ist, sagt »On«. Niemand darf den ganzen Namen Gottes allein aussprechen. Wer das tut, ist des Todes schuldig. So stehen die Freimaurer in Gruppen von drei, Hände haltend, in der Loge, und nur eine Gruppe von dreien darf den unaussprechlichen Namen silbenweise und gemeinsam über die Lippen gehen lassen.

Nun, die meisten Freimaurer wissen das alles nicht. Erst in den viel höheren Graden – wenn sie so weit kommen – lernen sie den Namen ihres Gottes kennen. Bis sie so weit sind, zählen sie schon zu den älteren erfahreren Freimaurern, die ihr Leben lang Eide geleistet haben, den unaussprechlichen Namen nie zu verraten, obwohl sie ihn jahrelang nicht kennen. Bei der echten Freimaurerei handelt es sich also um eine Verbindung der Gottheit »Jahwe« des Alten Testaments mit den zwei großen Gottheiten der Heiden »Baal« (Bul) und »On« (Osiris). Das ganze Alte Testament und das ganze Neue Testament verbieten gerade Synkretismus dieser Art, und zwar aufs Strengste. Es handelt sich also nach der Bibel um »Abgötterei«.

In den höheren Graden der Freimaurerei, die nur eine ganz kleine Elite erreicht (z.B. Königliche Arche im 33. Grad), lernt man diesen synkretistischen Namen kennen.

Die Eide, die die Freimaurer leisten müssen, schon vom neuesten Lehrling an, sind haarsträubend … und absolut unchristlich. Bei der Einführung eines Mannes in die Loge muss er zuerst anfragen, ob man ihn aufnehmen würde. Er wird darin diskret geprüft. Ungelernte Leute von der Straße nimmt man nicht auf, sondern nur Menschen, die im Leben einen Status haben. Wird man in die Loge zugelassen, kann einem im Leben nicht viel Böses passieren, denn der Freimaurer verspricht, in geschäftlichen und beruflichen Angelegenheiten immer einen Logenbruder zu bevorzugen. Wenn z.B. ein Freimaurer Richter und der Angeklagte vor ihm auch Freimaurer ist, kann letzterer das Freimaurer Zeichen geben und sich auf Hilfe aus seiner Not seitens des Richters verlassen. Er braucht nur versteckt, mitten in der Unterhaltung, sodass ein Außenstehender es nicht merkt, auszusprechen: »Gibt es denn keine Hilfe für den Sohn einer Witwe«? (Hiram, der König von Tyrus, war der Sohn einer Witwe und spielte im Logen Ritus eine bedeutende Rolle.) Wenn ein Freimaurer diesen Hilferuf vernimmt, darf er nicht ruhen, bis er seinem Bruder in der Not geholfen hat. Ich wurde als ältester Sohn meines Vaters und meiner Mutter in dem Jahre geboren, in dem mein Vater Meister des Stuhles in der Loge war. Aus diesem Grund bin ich in der Freimaurersprache ein »Louis«. Ich hätte als Freimaurer besondere Rechte und Pflichten. Wäre mein Vater gestorben oder wäre er nicht in der Lage gewesen, für meine Ausbildung aufzukommen, so hätten die Freimaurer mich gratis ausgebildet. Obwohl man mich im Middlesex Hospital, als ich dort in der Krebsforschung tätig war, oft diskret aufforderte, in die Loge einzutreten, lehnte ich diesen Schritt als Christ immer entschieden ab.

Sind wir aber sicher, dass all diese Auskünfte den freimaurerischen Tatsachen entsprechen oder sind sie nur Märchen, die die Feinde des Freimaurertums erfunden haben? Man darf sich auf das Zeugnis von nur einer Quelle nicht verlassen. Man braucht die Bestätigung von möglichst vielen Seiten, sonst kann man sehr getäuscht werden. Es lag mir wirklich viel daran, meinen Vater innerlich zu verstehen, denn er war ein guter Mann, der besonders bei den Armen viel Gutes tat. Freimaurer im allgemeinen sind oft vorbildlich in ihrer Lebensführung und moralisch sehr hoch stehend. Das war mein Vater ganz bestimmt, obwohl er nie den Namen Christi bekannte.

Um ganz sicher zu sein, dass meine Quellen echt waren, ging ich folgendermaßen vor. Ich nahm meine Bücher aus den USA über die Freimaurerei zur Hand und lernte die Entschlüsselung sorgfältig auswendig. Dann lernte ich auch den Ritus zur Initiation des Maurerlehrlings auswendig, d. h. die Fragen, die dem Eintretenden gestellt werden   und die Antworten, wenn er vor den verschlossenen Türen der Loge steht und anklopft. Dreimal klopft er an, nachdem man ihm die Augen mit einer Augenbinde verbunden hat, sodass er nicht sehen kann und seine Kleider ausgezogen hat. Er zieht dann eine besondere Hose mit nur einem Bein an und klopft. Jemand steht hinter ihm mit einem gezückten Schwert, die Spitze davon wird ihm immer wieder in den Rücken geschoben, sodass er weiß, dass er nicht zurück darf. Beim dreifachen Klopfzeichen antwortet es durch die Tür der Loge: »Wer geht da?«

Der Kandidat antwortet: »Ein armer Kandidat auf der Suche nach Licht!«.

Die Tür geht dann auf und, mit dem Schwert im Rücken, wird der Kandidat, der natürlich nicht sehen kann, wo er ist, nach vorne gesteuert. Er merkt, viele Menschen sind um ihn herum. Er wird in die Knie gezwungen und das heilige Buch des Gesetzes wird ihm zwischen die gefalteten Hände geschoben. Wenn man die Bibel (d. h. das Alte Testament) so zwischen die gefalteten Hände nimmt, weiß jeder unterrichtete Freimaurer, was das zu bedeuten hat! Dann wird Satz für Satz der erste Eid, den er leisten muss, vorgelesen. Der Kandidat muss jeden Satz und jeden Teilsatz nachsprechen, obwohl die Silben, die er der Reihenfolge nach wiederholen muss, noch nicht sinnvoll sind. Ohne zu wissen, was der ganze Eid bedeuten wird, muss er alles silbenweise nachsagen, bis er mit den Aussagen fertig ist. Sehr kurz gesagt, der Kandidat schwört, dass er seine Zunge mit den Wurzeln ausreißen lassen und seine Leiche am Sand des Meeres begraben lassen will, wo Ebbe und Flut zweimal täglich fließen, wenn er die Geheimnisse preisgibt, die er jetzt erfahren wird. Das Lächerliche am Ganzen ist, dass er nach diesem fürchterlichen Eid kein nennenswertes Geheimnis erfährt. Erst viel später im 33. Grad der königlichen Arche und in anderen höheren Graden erfährt er das wirkliche Wesen der Freimaurerei, darunter den unaussprechlichen Namen der »Gottheit«. Die meisten jungen Freimaurer haben nicht die blasseste Ahnung davon, was sie in Wirkhchkeit tun und getan haben. Erst nach vielen Jahren der abgründigsten Eidleistungen, wie ich oben ein Exempel zitiert habe, lernen sie Nennenswertes z. B. den Namen ihrer »Gottheit«! Deshalb behaupten viele junge Freimaurer, dass alles in der Loge mit dem Christentum zu vereinbaren sei. Denn dort in der Loge lernen sie viel aus dem Alten Testament auswendig   über den Bau des Tempels etc.   was alles harmlos zu sein scheint. Erst viel später erfahren sie, dass die Loge eine geheime Kammer im Tempel Gottes in Jerusalem darstellt, wo die Priester Gottes heimlich den Baalim dienen und Gott den Rücken kehren! Deshalb verlangte Oliver Cromwell in England die Schlachtung der Priester Baals: Er, Oliver Cromwell, wusste mancherlei, was man heute längst vergessen hat.

Nun, woher soll man all das wissen? Ich war noch nie in der Loge und haben den Ritus nie direkt gehört, noch beobachtet. Ich war damals jung und schäme mich heute über meine radikalen Methoden meinem Vater und meinem Onkel gegenüber. Ich hätte bestimmt mehr Ehrfurcht vor den Alten aufbringen müssen. Aber Jugend ist Jugend, und ich schäme mich in meinem Alter, dass ich auf solche Ideen kam. Ich bin nämlich folgendermaßen vorgegangen: Onkel Frank und Familie waren eines Abends zum Abendessen zu uns gekommen. Danach sollte Onkel Frank den Freimaurerritus mit Vater durchüben. Unsere Familie ging ins Bett und die anderen fuhren nach Hause. Ich aber blieb auf und las in einem Buch im Wohnzimmer. Vater und Onkel holten ihre kleinen Bücher (Gebetsbücher freimaurerischer Art) vor, lasen darin und sagten kein Wort, bis ich gegangen wäre. Aber ich ging nicht. So lasen sie für sich in ihren kleinen schwarzen Büchern weiter. Alles war mucksmäuschenstill. Die Uhr tickte, oben im Hause war es ruhig geworden. Ich fing ganz leise an, den Initiationsritus eines Freimaurerlehrlings vorzurezitieren: »Klopf, klopf, klopf«, »Wer geht da?« »Ein armer Kandidat auf der Suche nach Licht!« Ich sagte alles wortgetreu auf, genau, wie es verschlüsselt in den Büchern steht, aber ich sagte es natürlich ohne Verschlüsselung. Onkel und Vater schauten sich, offenbar bestürzt, an, sagten aber kein Wort. Dann schloss ich den ca. 20 Minuten dauernden Ritus mit dem schrecklichen Schlusseid ab   dass ich meine Zunge an der Wurzel herausreißen lassen und meine Leiche am Sand des Meeres begraben lassen würde, wo Ebbe und Flut zweimal täglich fließen, wenn ich je verraten würde, was ich jetzt erfahre. Dann hörte ich auf und saß stille über meinem wissenschaftlichen Buch. Ich machte absolut keinen Kommentar. Ich hatte nur den Ritus, den reinen Ritus, ganz leise, aber wortgetreu zitiert, nichts anderes.

Vater und Onkel schauten sich gegenseitig erschrocken an. Dann platzte mein Vater und rief aus:

»Du willst Christ sein und bist ein Dieb. Du hast mein Büchlein, mein schwarzes geheimes, privates Büchlein gestohlen.«

»Nein, sagte ich, »du weißt, Vater, dass ich das nicht tun würde. Ich weiß aber, dass alles, was in deinem Büchlein steht, verschlüsselt ist. Ohne die Verschlüsselung kann ich es nicht lesen.

Aber eins weiß ich jetzt für alle Zeiten, dass all das, was ich aufgesagt habe, in deinem schwarzen Büchlein stehen muss. Sonst hättet ihr nicht so reagiert. Stimmt das oder nicht?«

Die beiden alten Männer schauten sich immer noch erschrocken an. Mein Vater gewann sein Gleichgewicht zuerst wieder und sagte, dass sei absoluter Quatsch, er wisse nicht, wo ich dieses dumme Zeug, das ich rezitiert hatte, her hätte. Ich wusste, dass der Freimaurer auf diese Weise zu reagieren verpflichtet war. Wenn ein Geheimnis des Ritus oder des Freimaurerglaubens herauskommt und jemand erfährt, was die Freimaurer wirklich glauben, ohne aber selbst Freimaurer zu sein, dann ist der Freimaurer durch Eid verpflichtet, die Wahrheit zu leugnen. Er muss behaupten, dass das, was man über Freimaurer erfahren hat, Unsinn ist. So erwiderte ich den beiden Männern, dass ich auch diesen Eid zu lügen, wenn die Wahrheit herauskam, kannte. Dies bestärkte mich in meiner Überzeugung, dass sie beide unter Eid so zu reagieren hatten, sollte der Ritus herauskommen.

Bis ich aufstand, um ins Bett zu gehen, beteuerten beide Männer, dass der von mir rezitierte Text ihnen unbekannt sei. Woraufhin ich noch einmal fragte, warum mein Vater als erste Reaktion behauptet hätte, ich hätte sein Büchlein gestohlen, nachdem ich den ganzen Ritus rezitiert hatte? Wenn ich auf der falschen Spur gewesen sei, hätte er eine solche Beschuldigung nie gemacht!

Vater und Onkel Frank waren nach dieser Begebenheit besonders lieb und entgegenkommend zu mir   was ich nie verdient hatte. Und, wie ich erwartete (denn ich kannte die Eide, die sie geleistet hatten), versuchten sie, mich für die Loge zu gewinnen. Jedesmal aber, wenn sie mir die Vorteile der Loge diskret vortrugen, machte ich sie darauf aufmerksam, dass kein Freimaurer, der wirklich echt ist, für die Loge versteckt oder öffentlich werben wird. Gerade das sei nach ihren eigenen Regeln und Eiden tabu. Sie hörten dann immer sofort mit ihrer diskreten Werbung auf!

Als ich aus Spaß und Ulk später in London meinen Chef, der wie die meisten führenden Leute in England Freimaurer war, hereinlegte, indem ich ihm so ganz nebenbei beim Verabschieden den Freimaurerhandgriff gab   ich kann mich als »Freimaurer ausweisen«   schaute er mich erstaunt und treu an und sagte, dass er sich wirklich sehr freue zu vernehmen, dass auch ich «einer von uns« sei.

 

Glasblasen und Freimaurerei

Während des Krieges saß ich einmal in meinem Labor am Glasbläsertisch. Weil wir keine Glasbläser mehr im Labor hatten – sie waren alle in der Armee  , lernte ich Anfang des Krieges selbst das Glasblasen, und zwar bei einem Meisterglasbläser. Ich war für dieses Können dankbar, denn die heikle Mikroapparatur, die ich in der Forschung oft brauchte, konnte ich dann in kürzester Zeit selbst blasen. Ich saß also am Glasbläsertisch und hatte gerade einen Mikrodestillationsapparat angefertigt. Diese Apparatur wies drei »doppelt versiegelte Fugen« auf, die heikel anzufertigen sind. Im Krieg stand uns kein Plexiglas zur Verfügung, deshalb mussten wir alles in Sodaglas fabrizieren. Sodaglas bekommt beim Auskühlen leicht Sprünge. Das ganze Laboratorium schaute mir zu, denn der Apparat war ein Kunstwerk   sehr schön anzusehen. So hielt ich mein Kunstwerk in eine rauchende Flamme, um alles langsam und sicher auszukühlen. Ein sehr spannender Augenblick war das.

Der Vizechef des Labors, der mit uns im Labor arbeitete, war auch Freimaurer. Er ahnte, dass ich auf mancherlei Gebieten mehr wusste, als ihm angenehm war, aber ich sprach mit ihm nie über Freimaurerei. Er war etwas intolerant, hatte aber viel Schweres erlebt. Sein Haus wurde von deutschen Fliegern bombardiert und begrub ihn und seine Frau einen ganzen Tag, bis die Rettungsmannschaften das Paar herausholten. Er war deshalb ein Deutschenhasser. Ich behandelte ihn mit Seidenhandschuhen. Nun, dieser Vizechef schaute beim Glasblasen spöttisch zu, er meinte, die Arbeit würde mir nie gelingen. Und sie war mir doch gelungen! Aber, was war das »Knack« mitten in der Flamme? Durch die doppelten Fugen entstand ein Sprung und dann »explodierte« das ganze Kunstwerk. Auf dem Tisch lagen lauter schwarze Scherben! Ich drehte mich um, holte eine Schaufel und einen Besen und fing an, alles wegzufegen und Ordnung herzustellen. Aber das spöttische Gesicht des Vizedirektors reizte mich, und mir kam ein Geistesblitz.

»Mr. L.«, sagte ich, »ich komme mir vor wie der Prophet Zerubbabel im Tempel, als er die Scherben des alten Tempels wegbürstete, um Platz für den Neubau zu machen.«

Ich hatte mich natürlich auf den Freimaurerritus bezogen, wo Zerubbabel in der Loge vorkommt. Er will den zerfallenen Tempel wieder aufbauen und räumt zuerst den alten Schutt weg   wie ich es auf dem Glasbläsertisch tat! Der Vizedirektor drehte sich um und verschwand wie eine Rakete aus dem Labor! Er lief die Treppe hinaus zum Direktor, platzte in sein Zimmer hinein, wo zufälligerweise ein Kollege von mir stand, der sich mit dem Chef unterhielt. Der Vizedirektor platzte ins Zimmer, ohne zu sehen, wer zugegen war, und schrie laut:
»Sie müssen diesen Wilder Smith sofort entlassen, er weiß viel, viel zu viel!«

Er nahm seine Freimaurerei sehr ernst – im Gegenteil zum Chef, der religiöse Angelegenheiten oberflächlich behandelte. Es geschah nichts!

Aus »Es war ein reiches Leben – Die Lebensgeschichte von Beate und A. E. Wilder-Smith«.

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Freimaurerei (Rev.Rainsbury)

FREIMAUREREI

– Kurzfassung einer Predigt, die in der Emmanuel Kirche in South Croyden gehalten wurde ‑
von Rev. A.W. Rainsbury, M.A.

Text: “Einen anderen Grund kann niemand legen außer dem, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus.” (1. Kor 3,11)

Dieses Jahr feiern wir das hundertjährige Jubiläum der Erweckungs-bewegung von 1859. Daher habe ich als Hauptthema unserer Passionspredig­ten ‘Die Erneuerungsbewegung durch das Evangelium’ gewählt. Das ist an und für sich ein sehr positives Thema. Aber auch hier trifft zu, was Bischof Taylor einmal sagte: “Zu allem an sich Positivem gibt es auch das entsprechend Negative.”
Es ist unmöglich, die Erneuerungsbe­wegung durch das Evangelium zu behandeln, ohne auch die negative Seite, nämlich die Pervertierung des Glaubens, zu berücksichtigen.

Unter diesem Aspekt wollen wir heute Abend die Freimaurerei betrachten. Ich möchte drei Gründe anführen, warum ich gerade die Freimaurerei ausgewählt habe:

a) In dieser Kirche gibt es eine Anzahl junger Männer, die zur Mitgliedschaft berechtigt sind. Ich glaube, sie sollten vor der Gefahr gewarnt werden, der sie gegenüberstehen.

b) Etliche Mitglieder dieser Kirche sind bereits Freimaurer, und ich kann nur hoffen, daß der Grund dafür ihre Unkenntnis über die religi­ösen Implikationen ist ‑ ansonsten müssten sie sofort aus der Loge austreten.

c) Die ganze Kirche Englands ist völlig mit der Freimaurerei durchsetzt. Ich glaube, daß das einer der zerstörendsten Einflüsse ist, mit denen wir heute zu kämpfen haben. Der Einfluß der Freimaurerei ist zum Großteil auch am Mangel geistlicher Lei­terschaft und am mangelnden geistlichen Unterscheidungsvermögen schuld, unter dem wir so sehr leiden.

Nun, Sie werden sich fragen, warum so viele ehrbare und angesehene Männer den Weg zur Freimaurerei eingeschlagen haben. Ja, diese Frage stelle ich mir auch.

1. Meiner Meinung nach werden viele durch die hohen moralischen Ideale angezogen, die die ‘königliche Kunst’ fordert. Es sind das beispielsweise Wohltätigkeit, Brüderlichkeit, Toleranz etc.

2. Viele werden auch von den sozialen Einrichtungen angezogen, wie zum Beispiel freimaurerische Schulen, Krankenhäuser, Pflegeheime und Wohltätigkeitsfonds.

3. Andere lassen sich durch das Geheimnisvolle, das die ‘königliche Kunst’ umgibt, beeindrucken, und manche lieben die Exklusivität.

4. Für manche sind gesellschaftliche Aspekte von Bedeutung ‑ die Kleidung, der Ritus, die Feiern.

5. Einige suchen einfach Kameradschaft. Ich bezeichne das nicht als “Gemeinschaft”, weil es wahre “Gemeinschaft” nur unter Christen gibt.

6. Einige nehmen nur die geschäftlichen Vorteile wahr. Freimaurer würden das natürlich entschieden abstreiten, und zwar mit dem Argument, “daß es nicht der freimaurerischen Gesinnung entspräche, die Freimaurerei zur Verwirklichung geschäftlicher Ziele zu missbrauchen”. Bei der Einweihung muß man sogar schwören, daß man “frei von Gewinnsucht und anderen unlauteren Motiven ist”.

Nichtsdestoweniger schreibt Vindex in seinem Buch “Light Visible” ‑ ein Buch, das zur Verteidigung der Freimaurerei geschrieben wurde ‑, daß Freimaurer unter bestimmten Umständen sogar eidlich gebunden sind, einander Vorteile einzuräumen.

Der zweite Punkt der “fünf Punkte der Kameradschaft” in der “Verpflichtung dritten Grades” enthält das Versprechen, einen freimaurerischen Bruder in allen seinen löblichen Unternehmungen zu unterstützen. Das kann man natürlich sehr weit interpretieren, was auch gemacht wird. Ich sollte nun über einige der vielen Einwände gegen Freimaurerei aus christlicher Sicht sprechen.

1. Der erste christliche Einwand gegen die Freimaurerei ist, daß geheime Gemeinschaften nicht schriftgemäß sind.

Jesus Christus hat keine Geheimgesellschaft gegründet. Im Gegenteil, in Joh. 18,20 sagt er: “Ich habe öffentlich geredet vor der Welt. Ich habe allezeit gelehrt in der Synagoge und in dem Tempel, wo alle Juden zusammenkommen, und ich habe nichts im Verborgenen geredet.”
Das kann von den Freimaurern nicht gesagt werden, die gedämpftes Licht, fest verschlossene Fensterläden, bewachte Toren und schreckliche Eide strenger Geheimhaltung bevorzugen.
Mt 10,26‑27: “Es ist nichts verborgen, was nicht offenbar werde, und nichts heimlich, was man nicht wissen werde. Was ich euch sage in der Finsternis, das redet im Licht; und was euch gesagt wird in das Ohr, das predigt auf den Dächern.“ Freimaurer, “predigt ihr auf den Dächern”, was man euch in euren Freimaurer‑Logen “ins Ohr flüstert”? Wenn nicht, warum nicht?

2. Der zweite Einwand gegen die Freimaurerei bezieht sich auf das vorschnelle Leisten von Schwüren.

Bei der Revision der Grundsatzerklärung der ‘Church of England’ wurde besonders eine Regel zur Änderung vorgeschlagen. Geistliche hatten die Grundsatzerklärung unterschreiben müssen, die die Klausel enthielt, “sich allen bisher festgelegten, sowie in Zukunft zu beschließenden Gesetzen unterzuordnen”. Dieses Gesetz wurde zurecht als “das unmoralische Gesetz” bezeichnet, weil es im Vorhinein Gehorsam gegenüber unbekannten Gesetzen forderte. Es mußte aufgehoben werden.

Das ganze Gebäude der verschiedenen Grade der Freimaurerei ist jedoch auf solchen unmoralischen Versprechen aufgebaut, weil bei jedem einzelnen Grad sich der Freimaurer im Vorhinein durch einen feierlichen Eid bei der Bibel an Versprechen binden muß, die Geheimhaltung und Treue in Bereichen. verlangen, die ihm vorher nicht bekannt sind, auch wenn der ‘Verehrungswürdige Meister’ dem Kandidaten gegenüber behauptet: “Lassen Sie mich Ihnen versichern, daß in keinem der folgenden Eide etwas enthalten ist, das unvereinbar wäre mit Ihrer gesellschaftlichen, moralischen und religiösen Verantwortung.”

Der Kandidat muß also sein Gewissen dem ‘Verehrungswürdigen Meister’ verkaufen, bevor er zum nächsten Grad aufsteigen kann. Welches Recht hat jedoch der Mensch, jemand anderen zum Wächter seines Gewissens zu machen? Das bedeutet, einen Menschen zu seinem Gott zu machen. Er muß einem Menschen, der vielleicht nicht einmal Christ ist, das Recht einräumen, auch in religiösen Fragen für ihn zu urtei­len. Ach, es gibt etliche, die aus der Loge geflohen sind, weil sie erkannt haben, daß so vieles mit ihrer christlichen Überzeugung unvereinbar ist. Viele andere jedoch haben auch so manches gefunden, was mit ihrem Glauben unvereinbar wäre, sie sind aber geblieben und haben ihr Gewissen zum Schweigen gebracht.”

…. oder wenn jemand schwört, daß ihm über die Lippen fährt, er wolle Schaden oder Gutes tun, wie denn einem Menschen ein Schwur entfahren mag, und er bedachte es nicht und er wird’s inne und hat sich so oder so schuldig gemacht: Wenn’s also geschieht, daß er sich so oder so schuldig gemacht hat, so soll er bekennen, womit er gesündigt hat, und soll als Buße für diese seine Sünde, die er getan hat, dem Herrn darbringen von der Herde ein Muttertier, Schaf oder Ziege, zum Sündopfer, daß der Priester die Sühnung für ihn vollziehe wegen seiner Sünde.” (3. Mose 5,4‑6)

3. Der dritte christliche Einwand gegen die Freimaurerei bezieht sich auf die wahrhaft grauenhaften freimaurerischen Eide.

Jesus sagt: “Ihr habt weiter gehört, daß zu den Alten gesagt ist: ‘Du sollst keinen falschen Eid tun und sollst Gott deinen Eid halten.’ Ich aber sage euch, daß ihr überhaupt nicht schwören sollt, weder bei dem Himmel, denn er ist Gottes Thron; noch bei der Erde, denn sie ist seiner Fuße Schemel; noch bei Jerusalem, denn sie ist des großen Königs Stadt. Auch sollst du nicht bei deinem Haupt schwören; denn du vermagst nicht ein einziges Haar weiß oder schwarz zu machen. Eure Rede aber sei: ‘Ja, ja; nein, nein’. Was darüber ist, das ist vom Bösen.” (Mt 5,33‑37)

Mit diesen Worten vor Augen hören Sie nun bitte folgende Auszüge aus dem Eid eines Mannes, der ‑ seine rechte Hand auf der Bibel ‑ am Boden kniet:
“… Ich schwöre feierlich, ohne zu widerrufen und ohne gedankliche Vorbehalte oder Einschränkungen, alle diese Punkte zu befolgen. Sollte ich doch einen dieser Punkte übertreten, sei meine Strafe keine geringere, als daß man meine Kehle durchtrenne, meine Zunge mitsamt der Wurzel ausreiße und im Meeressand vergrabe, … Eine noch wirkungsvollere Strafe wäre, als vorsätzlich meineidiges Individuum abgestempelt zu werden, das bar jedes moralischen Wertes ist und vollkommen ungeeignet, in die verehrungswürdige Loge aufgenommen zu werden, … “

Wenn jemand zum zweiten Grad erhoben wird, schwört er ebenfalls mit gebeugten Knien, die Hand auf der Bibel: “… Ich schwöre feier­lich, alle diese Punkte ohne Umgehung, Widerrufung oder gedankliche Einschränkungen irgendwelcher Art zu halten. Falls auch nur ein Punkt gebrochen wird, soll mich keine geringere Strafe treffen, als daß meine linke Brust geöffnet und mein Herz herausgerissen werde, um es den Raubvögeln unter den Himmeln oder den reißenden Bestien der Steppe zur Beute zu geben. So helfe mir der allmächtige Gott und bewah­re mir Standhaftigkeit in dieser meiner feierlichen Verantwortung eines Freimaurers.“

Wenn jemand zum dritten Grad erhoben wird, muß er einen ähnlichen Schwur leisten und nimmt bei Nichteinhalten irgendeines Punktes des Versprechens die Strafe auf sich, “…. in zwei Teile geteilt zu werden, mein Körper soll zu Asche verbrannt werden, und die Asche soll über das Angesicht der Erde verstreut werden ….” (Das Versprechen, für welches diese Strafe gilt, beinhaltet die Verpflichtung, allen Vorladungen der Loge Folge zu leisten, was eine Erklärung dafür liefert, warum manche zwar Zeit für Logentreffen nicht aber für Gemeinde­versammlungen haben.)Wird jemand zum ‘Royal Arch Companion’ erhoben, bekräftigt er seine Versprechen wieder auf Knien und mit der Hand auf der Bibel mit den Worten: “Bei Nichteinhalten des Versprechens sei die Strafe, daß mir das Leben durch Abschlagen meines Kopfes genommen werde.”
Sie sehen nun, woher die freimaurerischen Eide kommen. Jeder einzelne von ihnen kommt vom Bösen. Jesus sagt das (s.o. Mt. 5,33‑37).

4. Der vierte christliche Einwand gegen die Freimaurerei betrifft den Ausschluss des Herrn Jesus Christus aus allen Bereichen.

Das ist eine Tatsache, die kein ehrlicher Freimaurer ableugnen kann. Es ist nicht einmal erlaubt, den kostbaren Namen Jesu Christi in einer freimaurerischen Loge zu erwähnen.
Es gibt zwar einen sogenannten “Gottesdienst” in der Freimaurer‑Loge, aber Jesus Christus wird bei diesem Gottesdienst bewußt ausgeschlossen.
Es gibt auch sog. “Gebet” in der Freimaurer‑Loge, aber es wird nicht im Namen Jesu Christi dargebracht, wodurch doch allein Gebet von Gott angenommen wird (vgl. Joh 14,13; 16,23). Der Name Jesu Christi wird sogar absichtlich aus Gebeten gestrichen, in denen er normalerweise enthalten ist.
Es gibt auch sog. „Lobgesang“ in der Freimaurerloge, aber der kostbare Name Jesu Christi wird aus jedem Choral herausgestrichen. Wie kann irgendein Freimaurer, der Christ ist, dem Einen, der am Kreuz hing um seine kostbare Seele zu retten, so eine Beleidigung antun?
(Gedicht, übertragen aus dem Englischen:) „Jesus, und sollte es jemals sein, dass ein sterblicher Mensch sich deiner schäme, deiner, den die Engel preisen, dessen Ehre durch ewige Zeiten erstrahlt? Sich um Jesu willen zu schämen, dem teuren Freund, auf den sich meine himmlische Hoffnung gründet?! Niemals! Und wenn ich vor Scham erröte, dann nur, weil ich seinen Namen nicht ehre. Mich um Jesu willen zu schämen, das dürfte ich nur, wenn ich keine Sünden abzuwaschen hätte, keine Tränen, die er wegwischen könnte, nichts Gutes zu erflehen, keine Ängste zu besiegen und keine Seele zu erretten hatte.”
Der Ort, an dem der Herr Jesus Christus nicht sein darf, ist kein Ort für einen Christen.

5. Der fünfte christliche Einwand gegen die Freimaurerei besteht darin, daß die Freimaurerei auf der falschen Lehre der Rechtfertigung aus Werken basiert.

Die Freimaurerei brüstet sich damit, daß sie moralische Werte, Charakterbildung und Ähnliches stark betont. In der Einweihungszeremonie zum zweiten Grad bezeichnet sie sich selbst als “besonderes Moralsystem, das durch Allegorie verhüllt und durch Symbole veranschaulicht wird.”
Da haben wir es: laut eigener Definition “ein …. Moralsystem”. Was ist jedoch die Grundlage dieses Systems? Denn “einen anderen Grund kann niemand legen außer dem, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus” (1. Kor 3,11), der wurde aber aus dem Tempel der Freimau­rer ausgestoßen. Ja, Menschen die Jesus ablehnen, müssen versuchen, eine andere Basis zu finden. Das, worauf sich ein Freimaurer stützt und verlässt, ist er selbst, seine eigene Anstrengung und die Hilfe des “großen Architekten des Universums.” Dem neu zugelassenen Kandidaten wird vom ‘Verehrungswürdigen Meister’ gesagt: “Wenn ein prächtiges Gebäude errichtet werden soll, ist es üblich, den Grundstein in die nordöstliche Ecke des Bauwerks zu legen. Du, der du neu in die Freimaurerei aufgenommen wurdest, hast deinen Platz im nordöstlichen Teil der Loge; du sollst symbolisch diesen Stein darstellen, und nach der Grundlegung heute Abend sollst du zu einem herrlichen, perfekten Bauwerk wachsen, das ohne Fehler und eine Ehre für den Erbauer ist.” Der Mensch wird hier zum Fundament und Eckstein!

Wenn Sie noch immer bezweifeln, daß sich die Freimaurerei auf die falsche Lehre der Werksgerechtigkeit gründet, hören Sie folgenden Auszug aus der “Explanation of the First Degree Tracing Board”:
“Der Weg, auf dem wir Freimaurer dorthin (nämlich in den Himmel) zu gelangen hoffen, führt über eine Leiter, die Schrift bezeichnet sie als Jakobsleiter. Sie besteht aus vielen Sprossen, die ebenso viele morali­sche Tugenden darstellen, vor allem aber drei Haupttugenden, und zwar Glaube, Hoffnung und Nächstenliebe: Glaube an den großen Erschaffer des Universums, Hoffnung auf die Erlösung und in Nächstenliebe allen Menschen zugetan ….”

Aber des Freimaurers Hoffnung auf Erlösung ist gemäß Apg 4,11‑12 nichtig: “Das ist der Stein, von euch Bauleuten verworfen, der zum Eckstein geworden ist. In keinem anderen ist das Heil, ist auch kein anderer Name unter dem Himmel den Menschen gegeben, in dem wir gerettet werden sollen.”
Und dieses Fundament hat der Freimaurer abgelehnt.Wenn irgend jemand, sei er nun Freimaurer oder nicht, hofft, durch tugendhaftes Leben den Himmel zu erreichen, dann rate ich ihm, Artikel XI und XII (Anm.: der Grundsatzerklärung der Anglikanischen Kirche) gut zu studieren. Das ist die beste Zusammenfassung über Aussa­gen der Schrift zum Thema Rechtfertigung, die ich kenne. Artikel XI führt uns die einzige Möglichkeit unserer Rechtfertigung vor Augen: “Wir sind gerechtfertigt vor Gott allein durch das Werk unseres Herrn und Heilandes Jesus Christus durch den Glauben und nicht aufgrund unserer eigenen Werke oder durch unser Verdienst…“ (vgl. auch Eph 2,8.9).
Seht ihr jetzt, daß gerade eure “Moral”, dieses “besondere Moral­system”, als welches ihr ja die Freimaurerei bezeichnet, Sünde ist, weil es nicht dem lebendigen Glauben an unseren Heiland, Herrn und Gott entspringt?

Meine freimaurerischen Freunde, ihr braucht nicht diese “Jakobsleiter” emporzusteigen. Ihr müsst vielmehr heruntersteigen, ganz herunter von dieser Leiter der Selbstgenügsamkeit, der eigenen Anstrengung und der Selbstgerechtigkeit, herunter, weit herunter zum Kreuz, wo Jesus eure Sünden trug, um dort um Gnade und Vergebung zu flehen, die ihr nur durch das Blut Jesu Christi finden könnt, das vergossen wurde, damit ihr gerettet werdet.

6. Der sechste und letzte christliche Einwand gegen die Freimaurerei, den ich in der Kürze noch nenne, bezieht sich darauf, daß die Frei­maurerei eine Art abgefallene Religion ist.

Freimaurer leugnen zwar oft, daß die Freimaurerei überhaupt eine Religion ist; demgegenüber möchte ich aber an folgende Fakten erinnern:

a) Es gibt eigene Versammlungsorte, die Tempel genannt werden.
b) Es gibt eigene geistliche Lieder, in denen der Name Jesus Christus nicht vorkommt.
c) Es gibt eigene Gebete, in denen der Name Jesus Christus nicht vorkommt.
d) Es gibt eine eigene Theologie, die durch gewisse Arbeiten, verschiedene Vorträge und Aufgaben der Loge verehrt wird. Es ist dies keine christliche Theologie sondern eine universalistische Religion, die auf den alten Mysterienkulten basiert.

Nachdem Sir John Cockburn (ehemaliger Großdiakon von England und ehemaliger stellvertretender Großmeister von Australien) bewiesen hat, daß die Freimaurerei alle wichtigen Kennzeichen einer Religion trägt, fügt er noch hinzu: “Wenn geleugnet wird, daß man die Freimaurerei als Religion bezeichnen kann, muß man ihr die viel passendere Bezeichnung eines ‘Verbandes von Religionen’ geben. Die freimaurerische Religion kann alle Religionen in sich vereinen, ohne daß diese auch nur ein Jota ihres jeweiligen Glaubensbekenntnisses aufgeben müssten.” – Ist denn dem “christlichen” Freimaurer der Name ihres Herrn Jesus Christus noch weniger wert als ein Jota?

Darüber hinaus wird seitens der Freimaurerei behauptet, daß sie allein die höchste geistliche und moralische Erleuchtung vermittle. Außer­dem beansprucht sie für sich die alleinige Kenntnis bestimmter Wahrheiten. Die Freimaurerei beansprucht zum Beispiel für sich, allein den wahren, heiligen und geheimnisvollen Namen Gottes zu kennen.Ja, aber was hat es nun mit diesem Namen auf sich? Der Höhepunkt eines “Gottesdienstes” ist erreicht, wenn dem Neueingeweihten dieser Name geoffenbart wird, der angeblich verlorengegangen ist und den nur die Freimaurer, die zur “Holy Royal Arch” gehören, kennen. Ihren Namen für “Gott” werdet ihr nicht kennen (es sei denn, ihr seid selbst Freimaurer), weil er nicht in der Bibel zu finden ist. Es ist JAH‑BUL­-ON, ein heidnischer, synkretistischer Name für Gott!
Walton Hannah sagt dazu: “In der mystischen Vorlesung wird erklärt, daß sich dieser Name aus bestimmten göttlichen Titeln und Attributen zusammensetzt, an denen im englischen Sprachraum niemand Anstoß nehmen kann. Aber dieses Wort (so lautet die Erklärung) setzt sich aus dem hebräischen JAHWEH, kombiniert mit dem assyrischen BAAL, allein dessen Symbol den Propheten so verhaßt war, und dem ägyptischen ON oder OSIRIS, zusammen.” Osiris war der “Getreidegott” Ägyptens. Es wird von ihm auch behauptet, dass er aus der unheiligen Verbindung zwischen dem “Erdgott” Keb und der “Himmelsgöttin” Nut hervorgegangen sei.

Es ist eine ungeheuer lästerliche Beleidigung für “den Erhabenen und Heiligen, der in Ewigkeit ist und dessen Name HEILIG ist”, seinen heiligen Namen, wenn auch nur symbolisch, mit solch scheußlichen Namen in Verbindung zu bringen! Die Freimaurer haben jedoch die Toll­kühnheit, dies zu tun. Sogar eine angesehene Autorität unter den Freimaurern, Albert Clarke, war so abgestoßen, als ihm dieser Name be­kannt gemacht wurde, daß er schrieb:
Niemand, kein einziger, kann mich dazu bewegen, diesen Bastardnamen, der unter anderem den Namen eines verfluchten und bestiali­schen, heidnischen Gottes enthält, und dessen Name vor über 2000 Jahren eine Bezeichnung des Teufels war, als heiliges Symbol für den unendlichen großen und ewigen Gott zu akzeptieren.”

Und das gilt in der Freimaurerei als die höchste Offenbarung! Sollten wir nicht viel eher von ärgster Blasphemie reden?

So mancher unter euch möchte vielleicht die von mir vorgebrachten Fakten anfechten oder anzweifeln und mir die Frage stellen, woher ich wohl meine Informationen beziehe. Ich beziehe sie aus mehreren Quellen, aber zum größten Teil aus Walton Hannahs “Darkness Visible” (Auguscine Press). Diesels Buch stützt sich wiederum auf drei Informationsquellen:

a) authentische freimaurerische Herausgeber,
b) freimaurerische Artikel, Zeitschriften, Zeremonienführer und Vorträge,
c) veröffentlichte Enthüllungen von Männern, die die Eide, die ihnen unter
     Vorspiegelungen falscher Tatsachen abgenommen wurden,  
    für null und nichtig ansehen.

Einer dieser Männer ist ein persönlicher Bekannter von mir, Dr. D.R. Denman, dessen geistliches Urteilsvermögen ich sehr schätze. In einer veröffentlichten Kritik dieses Buches (Life of Faith, 15. Okt. 1952) schreibt er:
“Das gewichtigste Gegenargument, mit dem er (nämlich Walton Hannah) konfrontiert wird, ist, ‘daß das Ritual außerhalb seines Kontextes und der es umgebenden Atmosphäre nicht richtig verstanden und interpretiert werden kann.’
Er behandelt diese Frage mit großer Gewandt­heit und entkräftet den Vorwurf, vor allem für den Uneingeweihten. Tatsächlich stehen Umgebung und Atmosphäre in der Loge in keiner Weise im Widerspruch zu dem, was klar aus der Liturgie allein ersichtlich ist”.

Das kann ich bestätigen, denn im Gegensatz zu Herrn Hannah war ich selbst einmal Freimaurer. Die Erfahrung, die ich gemacht habe, befähigt mich, dieses Buch richtig zu beurteilen und es als in jeder Hinsicht wertvoll zu bezeichnen. Der Schluß, zu dem er kommt, ist klar und unwiderlegbar: Christus und die Freimaurerei sind unvereinbar.

Dr. Denman setzt fort: “Ich erinnere mich genau an den Ekel, den ich bei meiner Einweihung empfand. Ich stand vor der Loge und wurde als hilfloser Kandidat im Zustand ‘geistlicher Finsternis’ bezeichnet, der aber mit Gottes Hilfe das ‘Licht’ sucht. Mein Herz hatte damals schon die Gnade Gottes erkannt, nämlich von seiner Herrlichkeit in Jesus Christus. Mit diesem Wissen stand ich nun da und ver­nahm die ersten Worte des freimaurerischen Rituals. In diesem Moment empfand ich das Böse ziemlich stark. Während des folgenden Gottesdienstes und dem Ritual der Rangordnungen wartete ich vergeblich auf ein Bekenntnis des Lichts der Welt. Aber nichts kam. Der Eindruck, daß es sich hier um Gotteslästerung handle, wurde während der Feier zum dritten Freimaurer‑Grad so stark, daß ich heftig protestierte und den Tempel verließ, um ihn nie wieder zu betreten.”

– Christlicher Freimaurer, “geh hin und tue desgleichen.” – Junger Mann, der du dich noch nicht gebunden hast, diese Dinge habe ich zur Warnung gesagt, denn es gibt etliche, die euch in die Irre leiten sollen.”

Ihr Christen, betet, daß unsere Kirche und unser Land von dieser Mischreligion gereinigt werde, denn “einen anderen Grund kann niemand legen ausser dem, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus.”

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Schweigt Gott zum Bösen? (Jaffin)

David Jaffin

Schweigt Gott zum Bösen?

Bucheinbandtext: – Ein altes, aber immer wieder aufwühlendes Thema – diesmal von einem Autor bearbeitet, der aus einem Volk stammt, das aufgrund seiner Geschichte besonders von dieser Frage betroffen ist. Um so spannender, welche Auflösung der Autor anbietet. David Jaffin ist evangelischer Pfarrer. Er wurde (als Jude) 1937 in New York geboren. Jaffin studierte Kunstgeschichte und Psychologie und Theologie. Er hat mehrere Gedichtbände und zahlreiche Predigtbände sowie Kunstbildbände veröffentlicht. –

Inhalt
Warum läßt Gott das Böse zu?

Paulus und Jakobus (Die Rechtfertigungslehre)

Menschliches und göttliches Leiden
Die zeichenhafte Bedeutung von Jesu Wunderheilungen

Kinder des Lichts

Wer bin ich?

Gottes Geist – unsere bestimmende Kraft

Göttliche Führung durch den Umgang mit der Bibel

Christliche Kultur – eine Einführung

– Eingestellt von Horst Koch. Einige Textbetonungen sind von mir. Herborn, im November 2023 –

Warum läßt Gott das Böse zu?

Ich werde versuchen, eine siebenfache Antwort zu geben auf die Frage »Warum läßt Gott das Böse zu?« Und Sie werden bei dieser siebenfachen Antwort merken, daß diese sieben Punkte nicht ganz voneinander getrennt sind, sie fließen ineinander, sie führen zu einander.

Erstens:

Die Fragestellung »Warum läßt Gott das Böse zu?«
ist für mich keine christliche Fragestellung, auch wenn ich selbst diese Frage so gestellt habe. Die Frage sollte umgekehrt gestellt werden: »Warum hat Gott uns nicht längst aufgegeben und uns alle umgebracht?«
Das ist die richtige, christliche Fragestellung. Das ist, was wir alle verdient haben, Juden wie Christen. Warum? Er hat uns für das Paradies geschaffen, zu seinem Bild geschaffen, daß es sehr gut war, so wie er das haben wollte. Er hat uns gezeigt, was wir tun sollen und was wir nicht tun sollen; nur zwei Grenzen hat er uns gegeben, die Grenze des Lebens und die Grenze gött licher Weisheit, denn diese beiden gehören uns nicht. Und was ist mit diesem großen Angebot passiert, wo wir alles bekamen, was unser Leib, Geist und unsere Seele brauchten? Wir haben diese Grenze überschritten.
Wir sind gefallen. Und was geschah dann? Brudermord (Kain und Abel), Massenmord (Lamech), Noah und die Sintflut, eine ganze Welt gegen Gott – und da hat er dann das Böse nicht zugelassen, er hat es zerstört, hat gereinigt. 
Noah ging da hindurch mit seiner Frau, mit seinen Söhnen und ihren Frauen und mit den Tieren.
Dann der Turmbau zu Babel, eine ganze Zivilisation kämpft, um Gott vom Himmel herunterzuholen, da mit wir hinaufkommen: Wir sind die Herren der Welt! Diese Geschichte vom Turm in Babel wiederholt sich ständig, durch die ganze Geschichte, ob das die Französische Revolution ist – »Jahr eins«, das Jahr eins der menschlichen Vernunft, der Freiheit und Brüderlichkeit! Nicht mit Jesu Geburt, sondern mit dem Jahr der Menschlichkeit, da sollte es anfangen. Und das geht durch unsere ganze Geschichte. Das ganze Geschwätz über Menschlichkeit anstelle von Göttlichkeit: »Alles, was menschlich ist, ist gut.« Ja, wenn man Auschwitz, den Holocaust gesehen hat, dann zweifelt man sehr daran, ob das, was menschlich ist, gut ist. Was Gott geschaffen hat, war gut, aber wir sind im Sündenfall. Und seither ist das Geschehen der Menschheit von uns aus nicht gut geworden.
»Das Dichten und Trachten des menschlichen Herzens ist böse von Jugend auf.« Und das hat sich bis heute nicht geändert. Wir sehen das Versagen Israels. Der Herr, der Gott Israels, hat ein Volk erwählt, zuerst durch einzelne Menschen, damit es sein Gesetz halte. Und Israel hat ganz und gar versagt, denn die Israeliten wollten das Gesetz sehen, wie sie es sehen wollten, nicht wie Gott es sieht. Gott hat Propheten geschickt, um zu zeigen, daß das Gesetz zum Lippenbekenntnis für sie geworden ist, daß sie es nur äußerlich hielten, nicht »von ganzem Herzen«. Und die Propheten wurden von ihnen verworfen. Und dann schickte er seinen eigenen Sohn, der wurde von ihnen umgebracht. Israel versagt.

Und die Jünger? Was passiert bei der Kreuzigung Jesu Christi? Waren die Jünger besser? Sie gingen alle in die Irre wie Schafe.
Warum »wie Schafe«? Weil sie selbst geopfert werden sollten für ihre Schuld, nicht Jesus. Aber gerade weil sie total versagt haben, vertreten sie uns und die Kirche. Die Jünger gingen in die Irre, gerade als Jesus erhöht wurde, und er hat dreimal vorausgesagt, daß er gekreuzigt werden würde. Die Jünger versagen ganz und gar, kein einziges Glaubensbekenntnis eines Jüngers findet sich bei der Kreuzigung Jesu. Grünewald hat auf seinem berühmten Bild der Kreuzigung Johannes den Täufer dargestellt, der mit seinem überlangen Finger auf Jesus weist. Der Täufer war zum Zeitpunkt der Kreuzigung Jesu aber längst tot. Stand dem Künstler das Versagen der Jünger vor Augen?
Wir versagen, und es steht deutlich im Neuen Testament, daß das Licht in die Welt gekommen ist, das Wort, welches Fleisch geworden ist, die Menschen aber haben es nicht angenommen. Das bedeutet: Es geht nicht nur um das Versagen im Paradies, es geht nicht nur um das Ver sagen Israels, es geht um das Versagen von uns Christen. Wie ist es bei uns heute? Können wir wirklich behaupten, daß wir Gott etwas vorzubringen haben mit unserer Frömmigkeit? Wie viele Kirchen sind leergepredigt! Da gab es in IDEA eine lustige Zeichnung: Zum Gottesdienst in einer riesigen Kirche sind etwa 20 Leute gekommen, und da macht der Pfarrer innerhalb der großen Kirche eine Minikirche und sagt: Die Kirche ist voll.

Das Versagen der Menschheit ist dreifach, absolut:
– das Versagen der ersten Menschen im Paradies

– das Versagen Israels und

– das Versagen der Christenheit.


Ein dreifaches Versagen. »Warum?« – ich kann das nicht begreifen, und ich muß sagen, das ist für mich immer die Grundfrage zu Karfreitag – »Herr, warum hast du das getan? Warum hast du uns nicht aufgegeben?«
Längst aufgegeben, schon beim Tanz um das Goldene Kalb, als Gottes Zorn entbrennt. Warum hat er das nicht längst getan mit Israel und dann mit der ganzen Welt, schließlich auch mit uns Christen? Ich verstehe Gottes Liebe nicht. Gott sei Dank, daß ich das nicht verstehen kann. Und keiner von uns kann das verstehen, weil das alles übersteigt, was menschlich ist. Als Jesus totalem Versagen gegenübersteht, als er geschlagen und verhöhnt wird und von seinen eigenen Jüngern verlassen wird, geht er freiwillig hin in Liebe und bittet den Vater: »Vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.« Er stirbt für Versager. Gerade deswegen ist er gestorben, weil wir versagt haben.

Die Grundfrage für einen Christen ist also nicht »Warum läßt Gott das Böse zu?«, sondern »Warum hat Gott uns nicht längst ausgerottet?« Warum hat er nicht gesagt: »Ich höre auf! Wie oft muß ich menschliches Versagen erleben! Ich habe meinen einzi gen Sohn geschickt, und die Welt hat auch ihn nicht angenom men.« Das ist die Grundfrage, wie tief Gottes Liebe geht. Eine Liebe, über die wir nur staunen können und die wir nicht begrei fen. Wir müssen das verstehen lernen, nicht nur in Bezug zu anderen, den Adams und Evas um uns und zu Israel und zu den Jüngern, sondern in Bezug zu uns selbst. Warum nimmt Jesus uns immer wieder an, obwohl wir versagen und unsere eigenen Wege gehen? Wie oft tun wir das! Wir können keine große Frömmigkeit vorweisen. Wir wissen doch, was in unseren Herzen ist – und das ist nicht immer in Ordnung. Wenn wir wahrhaftig sind, wird uns das bewußt. Warum nimmt er uns immer wieder an? Warum vergibt er uns immer wieder? Warum sagt er: »Ja, ich werde deine Schwachheit und deine Verfehlung, das Böse in dir, ich werde das für dich tragen«? Warum tut er das, unendlich oft? Er hört nie auf, uns zu vergeben. »Wie oft soll man vergeben?« wird Jesus ge fragt. Eine typisch jüdische Frage. »Siebzigmal siebenmal«, ist seine Antwort – das ist eine unendliche Zahl, nicht wahr, eine unendliche Zahl für die Vergebung. Wer vergibt siebzigmal sie benmal? Jesus Christus! Es ist die Zahl der Schöpfung, eine endlose, unendliche Zahl. Das ist die Grundfrage. Wenn die Frage gestellt wird: »Warum läßt Gott das Böse zu?«, dann soll die Antwort sein: »Hast du wirklich verdient, daß Jesus am Kreuz für dich gestorben ist? Hast du das verdient? Kennst du jemand, der das verdient hat?« Das ist die zentrale Antwort auf diese Frage. Jesus Christus hat getan, was wir gar nicht verdient haben, gegen das Böse, das in uns selbst ist. Und das ist nicht nur in Israel und nicht nur in den ersten Menschen, das ist in der Christenheit und das ist in jedem Menschen. Wir sind gefallene Menschen, gerecht gemacht durch Jesu Kreuzesblut, wie Luther das in der letzten Tiefe ausdrückt.

Zweitens: Ich habe in Geschichte promoviert und habe mir immer wieder diese Frage gestellt: »Warum hat Gott uns nicht vollkommen gemacht im Paradies, so daß wir nicht von ihm abfallen können?« Denn er hat sehr genau gewußt, daß wir abfallen würden. Er gibt uns die Entscheidungsfreiheit. Weil Gott alles kennt und alles sieht, hat er im voraus gewußt, daß wir der Versuchung unterlie gen werden. Warum hat er das getan? Warum hat er uns nicht als Engel geschaffen, rein? Zwar gibt es auch Engel, die gefallen sind – aber auch Engel, die nicht fallen können. Er hat Allmacht. Die Frage ist: Warum hat Gott die Geschichte geschaffen? Wenn er uns als Engel geschaffen hätte, in seinem Reich, in einem Para dies, immer bei ihm, dann gäbe es keinen Tod, denn der Tod kommt wegen der Sünde, und es gäbe keine Geschichte, denn Geschichte bedeutet Leben in der Zeit, vom Anfang bis zum Ende. Es gäbe dann kein Ende. Wir wären bei Gott, und was bei Gott ist, kann nicht sterben. Was in Gott ist, das ist ewig.
Warum hat er nicht von vornherein Gottes Himmelreich geschaffen?
Warum hat er Menschen geschaffen, die sehr gut waren, die aber von Gott abfallen werden?
Die Antwort ist: Die Menschen im Paradies haben nicht gewußt, was böse ist. Sie haben nichts erfahren von Versuchung und Sünde. Durch den Fall, durch Schuld und Sünde, lernen sie, warum sie Jesus Christus, den Gott Israels, brauchen.
Im Paradies haben sie das nicht wirklich gewußt. Denn wenn ihnen das völlig bewußt gewesen wäre, wären sie nicht gefallen. Sie mußten das lernen. Das bedeutet: Der Mensch im Paradies und der Errettete in Gottes Himmelreich sind nicht dasselbe. Der Mensch im Paradies gehorcht, ohne zu verstehen, was die Alter native ist, ohne zu verstehen, was böse ist, ohne zu verstehen, warum er Gott gehorchen soll. Er tut das einfach blind. »Du sollst gehorchen«, und er tut das. Er kennt nicht die Gefahren des Nichtgehorchens. Und Jesus ließ uns in den Ungehorsam fallen – er ließ uns. Er hätte eingreifen können, daß wir nicht vom Baum genommen hätten. Er tut das nicht. Warum? Weil wir diesen geschichtlichen Prozeß des Fallens erleben müssen, um zu erken nen, daß wir Jesus Christus brauchen, unseren Heiland. Wir hätten keinen Heiland, wenn wir nicht gefallen wären; denn dann brauchten wir nicht errettet zu werden. Wir lebten dann als eine Art von primitivem guten Menschen, der gar nicht weiß, was übel ist; und solch ein Mensch kann Gott nicht in der letzten Tiefe loben, als seinen Retter loben. Deshalb sagt Paulus: Wir sind mehr als die Engel, mehr. Warum? Weil wir in der letzten Tiefe wissen, warum wir Jesus Christus loben sollen, weil wir um die letzte Tiefe des Bösen in uns, in unserer Geschichte wissen. Es ist sehr bemerkenswert zu sehen, wie das biblisch gedeutet wird. Nennen wir ein paar zentrale Gestalten in der Bibel, die durch die Erfah rung des Bösen zu einer neuen Schicht und Tiefe des Gehorsams kommen, kein Gehorsam aus Zwang, sondern ein Gehorsam als Notwendigkeit: Ich brauche Gott, weil ich weiß, daß das Böse zu stark ist für mich.

Wie ist es mit Mose? Für einen Juden ist er die zentrale Gestalt in der jüdischen Geschichte. Mose ist das Zentrum. Mose lernt in den ersten Jahren seines Lebens über die Verheißung an Israel. Nur so ist zu erklären, was passiert, als er zu den Sklaven ging und merkte, daß er ein Hebräer ist. Und was tut er? Mit eigener Gewalt – wie die Zeloten zu Jesu Zeit – will er Israel befreien; er tötet. In der Kraft seines eigenen Temperaments ging er los: Ich will den Feind umbringen. Und wenn Haß über uns kommt, dann bringen wir uns selbst um, nicht den Feind, dann gewinnt der Satan Macht über uns. Der Weg der Befreiung geht nicht über Mord und Totschlag. Und was tut der Gott Israels mit Mose? Er schickt ihn als Schafhirte in die Wüste, 40 Jahre lang, bis er alt und unwillig zum Dienst geworden ist. Und dann ruft er ihn zurück, dann ist er für die große Aufgabe der Richtige, nachdem Gott ihn gezüchtigt hatte. Und Mose sagt: »Nein, ich komme nicht.« Sein Wille hat dazu keine Kraft mehr. Sein Wille, das selbst zu tun, ist gebrochen. Gerade jetzt aber kann Gott durch ihn wirken. »Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig«, sagt Gott später zu Paulus; und so gilt das auch für Mose. Er ist jetzt ein anderer Mose.
Er ist nicht mehr der Mose des Eigenwillens, der eigenen Kraft, der gefallene Mose, in dem der Satan herrscht, Mose, der tötet, um zu befreien. Das bringt ihn nur selbst in die Knechtschaft des Bösen. Der andere Mose, der unwillige Diener, der Stotterer, der Gott einfach gehorcht, weiß, ich bin hundertpro zentig abhängig von Gott. Das ist der Unterschied zwischen dem Menschen, der sich selbst durchsetzen will, dem Menschen im Sündenfall, und dem, der in der letzten Tiefe versteht, was Gehorsam bedeutet: Ich kann nicht, aber der Herr wird – auch gegen meinen Willen – wirken. Das ist etwas, was wir als Christen alle lernen müssen. Das ist unser Weg als Christen, das ist Heiligung. Heiligung ist der Prozeß, zu lernen und zu erfahren, daß wir total abhängig sind von Christus. Heiligung kommt nicht aus unseren Werken, sondern heißt, daß wir ganz und gar, jeden Tag, abhängig sind von Christus, daß unsere Kraft von ihm kommt und nicht aus unserem Willen, nicht von unserer Gerechtigkeit, sondern von seiner Gerechtigkeit und Führung.

Wie sieht das bei David aus? Ich gebe nur ein paar Beispiele. David scheint ein sehr gerechter und guter König zu sein. Er war nicht geprüft. Er war zunächst so eine Art paradiesischer König. Alles war gerecht und gut, weil er noch nicht geprüft war – wie Adam und Eva vor dem Fall. Und was passiert, als David geprüft wird? Da ist so ein warmer Sommerabend, und er geht auf sein flaches Dach und sieht drüben diese schöne Batseba, und er begehrt sie. Er denkt: Ich bin der König, ich kann tun, was ich will, ich stehe über dem Gesetz. Vergißt aber, daß kein Jude über dem Gesetz steht. Er nimmt sie zu sich und veranlaßt, daß ihr Mann am gefährlichsten Frontabschnitt eingesetzt wird, wo er im Kampf umkommen muß. Dann heiratet David Batseba. David lebte im Ehebruch. Ehebruch und Mord – gerade die zwei Sünden, die Jesus, der »Sohn Davids«, in der Bergpredigt in den Mittel punkt stellt. Die Pharisäer bezichtigt er: Ehebruch und Mord ist in euren Herzen.
Und was passiert mit David? Er spricht das Todesurteil über sich selbst, als Nathan ihm die Geschichte von dem Mann erzählt, dem sein einziges Schäfchen von dem anderen genommen wird, der so viele hat. Und gerade als David weiß, daß er dem Tod geweiht ist, als er den Psalm 51, den großen Bußpsalm, ausspricht vor Gott, gerade dann ist er etwas ganz anderes und viel Tieferes als der ungeprüfte David. Das ist der gefallene David, der David, der weiß: Ich bin ein gefallener Mensch, ich brauche Gott ganz und gar – »gegen dich allein habe ich gesündigt«! Da redet er nicht von seiner Gerechtigkeit, von seiner Art, alles richtig zu machen, sondern er weiß: Gegen Gott hat er gesündigt und deswegen gegen seine Mitmenschen und gegen sich selbst. Hier ist ein neuer David, ein zerknirschter David. Einen zerknirschten Geist will Gott haben, einen David, der ganz und gar abhängig ist von Gott und merkt: Ich habe kein Recht mehr zu leben, weil ich ein schuldiger Mensch bin, ein Mörder und ein Ehebrecher. Aber das ist ein viel tieferer David. Ein David, der weiß, was das bedeutet, abhängig zu sein vor dem Herrn. Ein David, der weiß, was Erbsünde bedeutet, dem Tod geweiht zu sein. Das ist seine Lage.

Wie ist das mit Saulus? Da passiert genau das gleiche. Der gerechte Saulus eifert für das Gesetz, saß zu Füßen des großen Gamaliel. Er lernt und weiß: Das ist unmöglich, was diese Christen da treiben; sie spalten die Juden; sie beten einen Menschen an. Und er eifert für die Gerechtigkeit, für das Gesetz. Er hat Gefallen am Tod von Stephanus; er eifert wütend; schnaubend will er nach Damaskus, um die Christen dort umzubringen. Und was passiert? Das gleiche wie bei Mose. Er sieht Gott im Licht, wie Mose, und er fragt ihn nach seinem Namen (was ein Jude nicht wissen darf); und er bekommt Antwort, denn er wird kein gesetzestreuer Jude mehr sein, sondern ein gläubiger Christ: »Ich bin Jesus, den du verfolgst.« Und in diesem Moment weiß Paulus über sich: Ich bin ein Mörder. Genau das gleiche, was auch David weiß. Über diesem Erleben wird Paulus blind, er kann weder essen noch trinken, lebt total in Buße, drei Tage lang, hineinge nommen ins Kreuz, in die Dunkelheit des Kreuzesgeschehens. Und dann wird aus dem Saulus der größte Diener Jesu Christi, als einer, der sagte: »Von allen sündigen Menschen habe ich am meisten gesündigt, ich bin der unwerteste, ich kann Gott gar nichts vorbringen.« Und das ist sinnbildlich für uns alle: Wir können gar nichts vorbringen. Wir rühmen nicht unsere Frömmigkeit, son dern wir rühmen unseren Herrn und Heiland und seine Frömmig keit. Wir können gar nichts vorbringen. Paulus ist zerknirscht und zerbrochen, und deswegen kann er ein großer Diener Gottes sein, weil er weiß, ich bringe nichts. Ich bin dem Tod geweiht, aber allein aus Gottes Gnade darf ich ihm dienen.
Es ist schrecklich, was David tat, was Saulus getan hat. Aber aus diesen bösen Menschen sind große Diener Gottes geworden. Warum? Sie fallen heraus aus einer oberflächlichen Frömmigkeit, einer selbstgeformten Frömmigkeit, und fallen in die letzte Tiefe des menschlichen Daseins, das ist Erbsünde. Und dann sind sie total abhängig von Gottes Gnade. Dann erst können sie wunder bare Werkzeuge unseres Herrn Jesus Christus sein. Indem sie lernen, daß wir keine Macht über das Böse haben, sondern das Böse Macht über uns hat, werden sie zu großen Dienern Gottes. Sie lernen, daß es dem Bösen gegenüber einen Schutz gibt: Gott selbst, in Jesus Christus. Schrecklich Böses ist da geschehen, aber vor diesem Hintergrund des Bösen sehen diese Menschen, daß sie total gefallen sind – dann konnten sie große Gottesdiener werden und viele Menschen zum Heil und zur Rettung bringen.

Hier wird der Sinn der Geschichte deutlich: Er ist nicht das Urparadies. Der Sinn der Geschichte ist Gottes endgültiges Reich, in dem die Menschen, die ihm gehören und errettet werden, merken: Ich bin total abhängig von Jesus Christus, ich kann von mir selbst aus gar nichts vorbringen.

Bis jetzt haben wir zwei Antworten: Die Frage ist falsch: »Warum läßt Gott das Böse zu?« Die Frage soll lauten: »Warum sollte er für uns sterben? Wir sind unwürdig.« Die zweite Antwort ist, daß Gott durch das Böse wirkt, indem er uns dem Bösen ausliefert (denn er weiß, daß wir fallen werden), damit wir merken, daß wir total abhängig sind von ihm. Und der paradiesische Zustand, das Urparadies, ist nicht das gleiche wie der Zustand in seinem Reich, denn dazwischen gibt es die Geschichte des Abfalls und der Verlorenheit. Durch diese Geschichte lernen seine Diener, daß sie total abhängig sind von Jesus Christus, und erst dann können sie wirken. Ohne diese Erfahrung ist alles, was wir tun, sinnlos, es bringt kein Heil und keine Früchte. Totale Abhängigkeit von ihm – das ist der Weg zu Gottes Reich, wo wir mehr sein werden als die Engel. Denn wir werden unseren Heiland anbeten. Die Engel können keinen Heiland anbeten, sie können nur den Schöpfergott anbeten, denn sie sind nicht errettet von einem Fall, weil sie nicht gefallen sind. Deswegen sagt Paulus: Wir sind mehr als die Engel. Jesus als unser Heiland wird uns vollkommen wiederherstellen.

Drittens:

Persönliches Leiden ist nicht Strafe, sondern ein großes Angebot Gottes. Schauen wir die Hiobsgeschichte an. Hiob geht durch alle möglichen Leiden. Er verliert alles, auch seine Gesundheit. In diesen Leiden geht er wie David und Saulus in die letzte Tiefe der Fragestellung über Gottes Gerechtigkeit. Hiob wird geprüft, er fällt durch. Er kündigt sein Leben (Hiob 9). Er sagt, Gott ist kein gerechter Gott, ich bin gerecht. Er fällt durch, genau wie die Pharisäer und Schriftgelehrten zu Jesu Zeit. Aber er hält fest an seinem Glauben. Hiob ist die personifizierte Geschichte Israels, die Geschichte der Erwählung, die Geschichte des Leidens und Versagens, die Geschichte vom Trotzdem des Festhaltens am Glauben. Wir sehen das heute an Elie Wiesel, dem bekannten jüdischen Dichter. Er ging durch Auschwitz, er hat das alles erlebt, und er sieht mehr und mehr, was Leiden in der letzten Tiefe bedeutet: totales Zerknirschtsein. Es kann nur mit Gott zu tun haben. Es kann nur mit Probe, mit Prüfung zu tun haben. »Wer mir nachfolgen will, der verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir.« Jesus verspricht uns nicht einen Wunder glauben in der Nachfolge – wenn ihr krank seid, dann heile ich euch. Er sagt kein Wort davon, sondern er verspricht uns Kreuz, er verspricht uns Leiden. Und er sagt, Leiden bedeutet leiden in seiner Nachfolge. Denn was ist das Wesen Jesu?
Wo ist Jesus erhöht und verherrlicht? Am Kreuz, in der letzten Tiefe des Leidens, der letzten Tiefe der Schwachheit. Es ist ein persönliches Angebot, in der letzten Tiefe mit Jesus Christus zu leben. So hat er zu Petrus gesagt (Johannes 21): »Früher hast du dich selbst gegürtet, aber jetzt wird ein anderer dich gürten und dir Wege zeigen, die du nicht gehen willst. Das sagte er, um anzuzeigen, mit welchem Tod er Gott preisen würde.« Und Petrus hat gesagt: »Ich bin nicht würdig, gekreuzigt zu werden wie mein Herr und Heiland.« Die Tradition bezeugt, man habe ihn mit dem Kopf nach unten gekreuzigt. Das ist die letzte Tiefe des Glaubens: zu leiden mit Jesus Christus. Das ist ein Angebot der Nachfolge, ob das verborgene Nachfolge ist von Hiob und Israel oder offenbarte Nachfolge im Kreuz von uns im Neuen Bund. Und seien wir uns darüber im klaren: Wie geht Jesu Weg zur Auferstehung, zur neuen Welt, zu neuem Leib und neuem Leben? Es geht nur übers Kreuz. Die Menschen nämlich, die den auferstandenen Jesus suchen, finden ihn nur, wenn sie zuvor den Gekreuzigten suchen und finden. Das klarste Beispiel ist Thomas: »Ich glaube nicht, daß er auferstanden ist.« Und Jesus kommt trotz geschlossener Türe herein und sagt: »Thomas, lege deinen Finger in meine Wunde« – das bedeutet: ins Kreuz. Und als er den gekreuzigten Jesus wahrnimmt, sagt er: »Mein Herr und mein Gott!« Das bedeutet: Er hat den Auferstandenen gefunden – aber nur durch den gekreuzigten Jesus. So erlebt es Maria Magdalena, so erleben es die Emmaus-Jünger. Sie müssen zuerst verstehen, was das Kreuz ist. Jesus bezeugt den beiden auf dem Weg nach Emmaus, warum er gekreuzigt werden mußte. Und dann erkennen sie ihn als den Auferstandenen an dem, wie er das Brot brach. Das bedeutet, der einzige Weg zur Auferstehung, zu der neuen Welt, geht über das Leiden.
Warum? Weil das Jesu Weg war. Sind wir mehr als unser Meister? Sollen wir es besser haben? Er ruft uns in eine Kreuzesnachfolge: »Wer mir nachfolgen will, der verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir.« Mir ist bei diesem Thema das Leiden sehr wichtig, nicht so sehr die körperlichen Leiden, sondern die geistigen Leiden; und nicht so sehr die Leiden unter anderen, sondern die Leiden an uns selbst. Es scheint mir, daß die letzte Tiefe des Leidens, das wir als Christen erleben – und das auch die Juden erleben, die sich dessen wohl bewußt sind – , daß es das Leiden an uns selbst ist, an unserer Unvollkommenheit. Einer von vielen jungen Christen hat zu mir gesagt: »Ja, Herr Pfarrer, ich habe immer gedacht, wenn ich Christ werde, dann gibt es Freude und Glück und alles wird schön sein, und ich werde eine andere Person. Und ich merke, ich bin neu geboren, aber ich leide, weil ich kein Engel bin.« Das ist ein sehr tiefer Christ, er wird Jesus dienen, er wird Theologie studieren. Es hat lange gedauert, er hat meine Predigt lange abgelehnt und gesagt: »Ach, was predigt er immer das Kreuz. Ich will Freude hören.« Ja, das wollen die jungen Leute. Und sie merken nicht: Kreuz ist Freude, Freude, daß Jesus uns annimmt, wie wir sind, als verlorene Menschen, wenn wir uns zu ihm bekennen und erkennen, daß wir verlorene Menschen sind, die der Buße bedür fen. Und das schlimmste Leiden, das schwierigste Leiden für uns alle – wenn wir ehrlich sind und nicht pharisäisch – ist das Leiden an uns selbst. Ich leide täglich an mir selbst. Und ich nehme an, daß das bei vielen der Fall ist – oder sein sollte. Ja, wir sind neugeboren in Jesus, wir haben Frieden, wir haben Führung, wir haben Sinn und Ziel, aber wir sind immer noch der alte Adam – nur: gerechtgemacht durch Jesus. Das können wir nicht verneinen. Ein Judenchrist aus Amerika kam in mein Zimmer und sagte: »Halleluja, amen, ich bin gerettet, nichts kann mir mehr passie ren.« Ich antwortete ihm sehr deutlich: »Sie sind zutiefst gefähr det mit solch einem Standpunkt.« Das war kein Verdammen, kein Verurteilen, sondern ein mahnendes Warnen. Es soll Leute geben, die sagen: »Ich brauche nicht mehr das Vaterunser zu beten – Vergib uns unsere Schuld! – , denn ich habe keine Schuld mehr.« Solch ein Standpunkt ist absolut falsch. Wir sind jetzt nicht in Gottes Reich, wir müssen ausharren bis ans Ende. Das steht deutlich geschrieben. Die dritte Antwort ist: Persönliches Leiden ist ein Angebot Gottes. Ich denke an eine der schwersten Beerdigungen, die ich halten mußte. Ein Mädchen war zwei Tage nach ihrem sechsten Geburtstag überfahren worden. An ihrem sechsten Geburtstag war sie noch in der Kinderkirche, um beim Fest der Kinderkirche ihren Geburtstag mit Jesus zu teilen. Sie war ein frommes und gläubiges Mädchen. Zwei Tage später das Entsetzliche. Die Mutter war bei der Beerdigung in fassungslosem Schmerz. Ich sprach über den Text von der Tochter des Jairus – Weine nicht!
Alle haben versucht, die Mutter mit menschlichen Worten zu beruhigen, aber sie hat ununterbrochen laut geweint. Und ich schaute sie an und sagte: »Weine nicht, Weib!« Und dann habe ich diesen Text gelesen. Und ich habe deutlich erklärt: Wer mit Jesus Christus lebt, auch wenn man sechs Jahre alt ist, und seinen Geburtstag mit Jesus aus Dankbarkeit feiert, von dem können wir wissen, daß dieses Kind Jesus gehört und zu seinem Reich gehört, und wir können dankbar sein, daß dieses Kind nicht die Gelegenheit hatte, abzufallen. Jesus nimmt aus Gnade das Kind weg. Wenn wir daran denken, was für Versuchungen, was für Irrwege es hier gibt! Solches soll man auch bedenken, wenn gläubige Menschen plötzlich sterben, jung sterben. Es kommt nicht darauf an, wie lange wir leben, wir sind nicht in der Patriarchenzeit; es kommt darauf an, ob man mit Christus lebt, auch wenn man erst sechs Jahre alt ist.

Viertens:

Es ist nicht zu bezweifeln, daß das, was wir Menschen »böse« nennen, das Richtende, die Katastrophen, mit Gottes Zorn zu tun hat. Ich mag nicht dieses ständige Geschwätz nur über den barmherzigen und lieben Gott. Selbstverständlich ist er barmherzig und liebevoll – aber er kann auch zornig sein. Das wissen Juden allzugut. Wie oft kommt das Wort Zorn im Alten Testament vor! Und was hat Jesus getan in Beziehung zu seiner Stadt, Kapernaum, der Stadt, in der er gewirkt hat? Hat er gesagt: Ach, alle die lieben Menschen in dieser Stadt, sie werden alle bei mir im Himmelreich sein? Er hat sie verflucht! Er hat geweint über Kapernaum, daß diese Stadt ihn nicht angenommen hat.

Das wollen »moderne« Christen nicht hören, daß wir es mit einem ernsten Gott zu tun haben, einem Gott, der Auschwitz anschauen konnte, Tag um Tag, wie Kinder ins Feuer oder an die Wand geworfen wurden – und er tat nichts. Wir haben es zu tun mit einem Gott, der zornig sein kann und der Richter sein kann und endgültig richten wird. Er gibt uns viele Zeichen dafür, zum Beispiel Aids. Ich nenne Aids eine deutliche Zeichenhandlung Gottes gegen die primitive Sexualität unserer Zeit, ob das Homosexualität ist oder Heroinsüchtigkeit, oder Prostitution.
Das ist ein Zeichen des zornigen Gottes: Höre auf, halte die Treue! Sogar Ärzte treten in Amerika im Fernsehen auf und predigen: Seid eurer Frau treu, das ist die beste Medizin gegen Aids! Das ist äußerst wichtig, auch so zu predigen. Gott gibt hier ein Zorneszeichen: »Ich werde Baal ausrotten, wenn ich wiederkomme« und Baal ist der Götze der Lust.
Aids kommt nicht vom Satan, sondern kommt von Gott. Er weiß genau, was für ein Gericht er vorhat, wegen einer der Lust dienenden Welt, ohne Grenzen zu beachten, was sexuell richtig und nicht richtig ist. Obwohl das Alte wie das Neue Testament sehr deutliche Worte dazu hat.
Ich denke an ein bestimmtes Geschehen, das im Neuen Testament erwähnt wird (Lukas 13): Der Einsturz des Turms zu Siloah, durch den 18 Leute umkamen. Waren sie besonders böse? Sind die Eltern böse? Was ist passiert? Jesus sagt: »Jeder muß Buße tun, jeder ist schuldig.« Das bedeutet, Gottes Gericht wird jeden von uns treffen. Wir werden alle sterben. Ist das nicht Gottes Gericht? Daß wir sterben müssen, das ist die Antwort auf den Sündenfall.

Tut Buße! Das bedeutet: Wer Buße tut, der wird leben. David tut Buße und darf leben; Saulus auch. Wer Buße tut, wird leben. Der eine, der Schächer am Kreuz, tut im Sterben Buße, und er wird leben in Gottes Himmelreich. Tut Buße! Wir haben alle den Tod verdient.
Das ist ganz entgegengesetzt zu diesem mitmenschlichen Geschwätz unserer Zeit: »Der Mensch ist gut, der Mensch ist in Ordnung.« Wenn ich lese, was in Auschwitz passiert ist durch Menschen aus einem zivilisierten Volk – drei Leiter der Vernichtungslager waren promovierte Akademiker; Mengele hatte zwei Doktortitel erworben, einen der Medizin und einen der Philosophie. Und was hat er getan? Er hat gehandelt, als ob er selbst Gott sei (als ob er Satan sei). Er machte eine Art von göttlichem Gericht, zum Leben oder zum Tod, er hat entschieden. Er hat sich an Gottes Stelle gesetzt, unter der Regie Satans.
Gottes Zorn wird kommen, wie er kam mit der Sintflut, zu Sodom und Gomorra, dem Turm in Babel, zu Jerusalem, und er kommt heute.
Wehe dem Pfarrer, der nicht das Gericht Gottes predigt, zusammen mit seiner Gnade.
Und wehe dem Pfarrer, der nur Gericht predigt und nicht auch Gottes Gnade. Gericht und Gnade sind eine unzertrennliche Einheit in der Bibel.
Gottes Gericht kommt über uns, und es kommt alles auf einmal. Israel ist ständig gerichtet worden, und es steht in Sacharja 12,10, daß am Schluß ganz Israel getauft wird.
Was passiert mit dem verflachten, christlichen Abendland hier? Wo die Leute nicht mehr zum Gottesdienst gehen, weil wir einen so lieben Gott haben. Was bedeutet ihnen der »liebe Gott«? Die Genügsamkeit in der »Liebe Gottes« hat nichts mit Gottes Liebe zu tun. Da macht man sich einen Gott, wie man ihn haben will, der mir dient – und das ist kein Gott mehr. Gottes Zorn wird über uns kommen. Er hat uns im voraus bezeugt, was kommt, damit wir vorbereitet sind. »Wer Augen hat zu sehen, der sehe; und wer Ohren hat zu hören, der höre.« Das aber ist unser Evangelium, daß Gott der richtende und rettende Gott ist. Gottes Zorn und Gottes Gericht sind ein Grund für Katastrophen in dieser Welt, sind Zeichen und Warnungen zugleich.

Fünftens:

Alte und neue Schöpfung. Die alte Schöpfung ist dahin, die Endzeit fängt an mit Jesu Kreuz. Die alte Schöpfung ist nicht zu retten – zwar wird sie wiederhergestellt für tausend Jahre, bevor sie total dahin ist. Aber es gibt nur einen Weg, und das ist ein Weg vorwärts und nicht zurück.
Lot muß mit seiner Frau weg von Sodom und Gomorra, sie dürfen nicht zurückschauen, sie dürfen nicht festhalten an dem Alten. Warum? Sie sind reich, angesehen, Lot hatte das beste Land gewählt. Lots Frau aber schaut zurück und erstarrt zur Salzsäule, wird versteinert im Tod.
Ich kenne die Geschichte von einer reichen jüdischen Familie in Prag, wo im Dritten Reich genau das gleiche passiert ist. Sie haben gesehen, was kommt, haben ihre Kinder weggeschickt, haben sich aber nicht von ihrem vielen Geld trennen können. Die Nazis haben natürlich alles genommen, und dann haben sie ihnen auch ihr Leben genommen. Sie schauten nicht vorwärts, nach Israel, nach Gottes Verheißung. Zur Sicherheit hatten sie zwar die Kinder weggeschickt, aber sie selbst sind vergast worden. Wie Lots Frau kamen sie nicht weg vom Alten.
Ich habe in meiner Seelsorgearbeit einen Fall gehabt, der für mich ungeheuerlich war. Es war ein gläubiger Mann, der überzeugt war, daß er noch in der letzten Phase seiner Krebserkrankung geheilt würde. Warum war er davon überzeugt? Er sagte mir: »Ich glaube, Gott weiß, daß ich glaube, daß ich sein Kind bin. Gott ist allmächtig, deswegen heilt er mich.« Das ist fast eine Logik, nicht wahr?
Und dazu knüpfte er noch an einen Vorgang an: Gott hatte tatsächlich jemanden in unserer Gemeinde durch ein Wunder geheilt, einen ungläubigen Mann, der als todkrank fast aufgegeben war. Viele hatten für ihn gebetet: »Wenn es dein Wille ist, heile ihn.« Und der Mann wurde geheilt und ist zum Glauben gekommen und geht jetzt jeden Sonntag zum Gottesdienst. Der Krebskranke folgerte: »Wenn Gott den heilt, warum soll er mich nicht auch heilen, ich bin doch schon fromm.« Ich werde das Gespräch mit diesem Mann nie vergessen. Jedesmal kam ich hin und las übers Kreuz, über Leidensnachfolge. Und er hat zu seiner Frau immer gesagt: »Wir lassen den Pfarrer reden; Jesus wird mich heilen. Er mag über sein Kreuz sprechen, das hat er alles richtig gelernt, das ist nicht falsch – aber Jesus wird mich heilen.« Drei Wochen vor seinem Tod habe ich deutlich gesehen, was los war mit ihm. Und ich habe hart mit ihm geredet. Als Seelsorger der Liebe Gottes muß man manchmal hart reden. Und ich habe ihm gesagt: »Wenn du weitermachst, machst du, was Frau Lot tat. Du schaust zurück auf diese Welt, wegen deiner Kinder, wegen deiner Frau« (er hatte eine gute Ehe und Kinder, die lieb waren, und ein schönes Haus und einen schönen Garten), und ich fuhr fort: »Wenn du zurückschaust, wirst du im ewigen Tod erstarren, das verspreche ich dir, weil du festhältst an der alten Welt, die dir aber nichts mehr zu bieten hat. Ich sage dir im Namen Jesu, daß du jetzt mit mir vorwärts schauen mußt auf Gottes Reich und auf die Zukunft.« Und das hat er dann getan.
So hart ist Seelsorge nicht immer, aber manchmal muß man ein sehr deutliches Wort sagen, ein sehr hartes Wort. Er wollte das Alte, er hing so sehr an dem Alten, daß er in das Gericht über die alte Welt hineingezogen worden wäre, wenn er nicht gewarnt worden wäre. Es ist sehr unmenschlich, so zu reden, nicht wahr, aber heilsam.

Als Jesus gekreuzigt war, kam drei Stunden Dunkelheit über das Land. Das bedeutet, daß die alte Schöpfung im Sterben liegt mit ihrem Gott. Die Endzeit fängt an. Das ist auch die Dunkelheit der Gottesferne, der Sünde Sold, den Jesus für uns trägt, ohne daß er selbst ein Sünder ist, indem Gott sich von ihm entfernt.
Aber das ist auch die alte Schöpfung, die im Sterben liegt mit Gott. Jetzt sehen wir die toten Bäume. Die fingen damals an zu sterben, aber das war nicht sichtbar für uns. Die alte Schöpfung liegt im Sterben. Wenn Dunkelheit herrscht, gibt es kein Leben mehr. Die alte Schöpfung ist dahin. Warum?
Weil wir Gottesmörder sind. Wir haben Jesus Christus im Namen der zwei größten Gesetzgebungen, die die Welt je gesehen hat, im Namen menschlicher Gerechtigkeit umgebracht – das jüdische Gesetz, ausgelegt von den Schriftgelehrten und Pharisäern, und das römische Gesetz, welches die Grundlage unserer eigenen Gesetzgebung hier in Deutschland ist, wie in vielen anderen Staaten.

Drei Stunden Dunkelheit, die alte Schöpfung ist zeichenhaft im Sterben mit Gott. Und Jesus ging nicht zurück, es war nicht wie bei Lazarus, bei der Tochter des Jairus, bei dem Jüngling zu Nain, daß er zurückging zum alten Körper, zur alten Welt, sondern er geht vorwärts zur neuen Welt. Die alte Welt ist gerichtet am Kreuz. Es gibt nur das Vorwärtsgehen zur neuen Welt in seinem auferstandenen Leib. Das ist der einzige Weg für uns. Deswegen auch dieses Leiden, diese Not, die Katastrophen, daß wir merken, daß diese Welt nicht der Standort für uns ist. Wir sind das Wandervolk Gottes, wir haben keine bleibende Stadt hier. Und das ist für uns sehr hart. Deswegen kommen diese Gerichte und Kata strophen, daß wir merken, daß wir keine bleibende Stadt hier haben. Gott erleichtert es uns, das zu merken.

Sechstens:

Dieses Übel, diese Gerichte, all das, was wir »das Böse« nennen, hat fast immer in zentraler biblischer Handlung mit Gottes Heilsplan zu tun.
Nehmen wir die Josefsgeschichte als ein typisches Beispiel. Josef ist der von seinem Vater bevorzugte Sohn. Die Brüder wollen ihn umbringen. Im letzten Moment verkaufen sie ihn jedoch lieber als Sklaven. Und Josef geht durch alle möglichen Gerichte und Nöte – und dann bringt er den Weg des Heils, des fleischlichen und geistlichen Überlebens des jüdischen Volkes.
Wenn das nicht mit Josef geschehen wäre, wenn Josef im Elternhaus und bei den Brüdern geblieben wäre, was wäre mit Israel passiert? Sie hätten nichts gehabt in diesen sieben dürren Jahren, sie wären verloren gewesen. »Ihr gedachtet es böse mit mir zu machen, aber Gott gedachte es gut zu machen.« Katastrophen dieser Art haben oft mit Gottes Heilsplan zu tun. Ich nenne eine typische Katastrophe in der jüngeren Geschichte Israels, die mit Gottes Heilsplan zu tun hat. Warum ist es so, daß gerade in dem Gebiet, in dem die Nazis fast jeden Juden umgebracht haben, in der Ukraine und Südrußland und auch in Polen, daß gerade in diesem Gebiet 50 Jahre zuvor Pogrome gegen das jüdische Volk ausgebrochen waren, Pogrome, gemeinsam inszeniert von der Kirche, vom Staat und von der Geheimpolizei, in denen Hunderte von Juden umgebracht wurden unter dem Kreuz, als Sündenbock für soziale Unruhen in Rußland und die Ermordung von Zar Alexander II.?
Warum dieses schreckliche, haarsträubende Übel? Weil wir Juden es nicht mehr ertragen konnten zu bleiben und auswanderten. Da fing die erste Auswanderung nach Israel an, die erste Aliyah, und die große Auswanderung nach Amerika.
Was wäre passiert, wenn Israel dieses schreckliche Leiden nicht gehabt hätte? Die Leute wären alle dageblieben – und kaum einer hätte Hitler überlebt. Durch diese schrecklichen Gerichte und die Not wurde es den Juden unmöglich gemacht, dort zu bleiben, und sie fingen an, massenweise über die Grenze zu gehen (auch ungesetzlich, geschmuggelt – wie soll man ein Gesetz ernst nehmen, wenn man so behandelt wird?).
In dieser Zeit sind auch meine Großeltern nach Amerika gekommen, wegen dieser schrecklichen Leidensgeschichten. Das bedeutet, Leidensgeschichte hat sehr viel mit Gottes Heilsplan zu tun. Das haben wir auch besprochen in bezug auf Mose, in bezug auf Saulus, vor allem in bezug auf Jesu Kreuz. Wie ist es in bezug auf uns Christen?
Keiner von uns betet: »Herr, laß mich leiden.« Es gab ein paar Leute in der Geschichte, die das getan haben, aber sehr wenige. Aber ist es nicht ein wunderbares Geheimnis, daß der Glaube wächst, wenn wir als Christen leiden?

Ein Missionar hat über den Iran gesagt: »Unter dem Schah haben wir totale Freiheit gehabt zu missionieren, aber niemand hatte Interesse an einer Bibel. Jetzt wird man mit der Todesstrafe bedroht, wenn man mit einer Bibel angetroffen wird – und viele wollen eine haben.«
Wie war das in Äthiopien, unter der extrem kommunistischen Regierung? Der Glaube ist von innen, unter Not und Leiden gewachsen. Das bedeutet, dieses Leiden hat mit dem Kreuzesgeheimnis zu tun. Gerade in der tiefsten Verfolgung werden die tiefste göttliche Führung und sein Angebot erkennbar. Das gilt für beide Bünde. Der Bund des Volkes Israel ist ein Leidensbund. Und ich kann es nicht hören, wenn Christen zu mir kommen und sagen: »Nicht wahr, Herr Pfarrer, wir werden entrückt werden vor der großen Leidenszeit.« Ja, das bedeutet, wir haben hier unsere Grillfeste, und dann sind wir weg, im Himmelreich, und wir haben keine Leiden. Meine Antwort ist: »Am Ende der Leidenszeit werden wir entrückt werden, dann wird er alle Tränen abwischen.«
Wehe uns, wenn wir sagen:
Ich bin zu gut, um zu leiden; das passiert nur den Juden, wir Christen sind viel zu gut für das Leiden. Das ist die Art zu denken, wenn es nur mir gut geht. Ich war sehr beeindruckt von einem Zitat von Bonhoeffer: »Ich glaube, daß uns Gott in jeder Notlage soviel Widerstandskraft geben will, wie wir brauchen. Aber er gibt sie nicht im voraus, damit wir uns nicht auf uns selbst, sondern allein auf ihn verlassen. In solchem Glauben müßten alle Ängste vor der Zukunft überwunden sein.«
Um das geht es. Wir müssen diesen Verlust erleben. Wir leben in Erbsünde. Wir müssen uns selbst verlieren, was uns nahe ist und diese alte Welt, damit wir eine neue Welt ererben. Und in dieser schrecklichen Leidenszeit gibt Jesus uns die Kraft, wenn wir wirklich an ihn glauben und wirklich an ihm festhalten. Aber er zeigt uns das nicht vorher. Jeder von uns hat Angst: Oh weh, wenn eine Verfolgung über uns kommt! Jesus will nicht, daß wir glauben, daß wir über ihn verfügen. Er verfügt über uns mit seinem Heiligen Geist, und er gibt uns die Kraft, wenn wir das nötig haben. So habe ich es erfahren von einer Frau, die schreckliche Leiden erlebt hat. Sie hat gesagt: »Auch als ich geschrieen habe vor Schmerzen, als ich überhaupt nicht an Jesus denken konnte, habe ich gewußt: Er ist trotzdem da.«

Siebtens:

Diese Gerichte, diese Leiden, all das, was wir gerne »das Böse« nennen, haben mit einem Angebot der Gnade zu tun. Gott will uns zeigen, daß wir ihn ganz und gar brauchen. Und er gibt uns drei Angebote der Gnade: Das erste ist Paradies ohne Leiden – und wir fallen ab; das zweite ist nach schrecklichem Leiden in der Urgeschichte, als er uns das Gesetz gibt – und wir fallen ab; dann geht er selbst in dieses Leiden am Kreuz – und trotzdem fallen wir ab. Und dann kommt diese ungeheure Aussage im Missionsbefehl: »Ich bin bei euch alle Tage, bis an der Welt Ende.«
Das bedeutet: Bei allen Christen, unser ganzes Leben lang, bis an unserer Welt Ende, bis an das Ende aller Tage. Das steht im Zusammenhang mit dem Missionsbefehl. Wenn wir uns in Dialogen verlieren und nicht Mission treiben, dann ist Jesus nicht mehr »bei uns alle Tage bis an der Welt Ende«. Sobald wir den Missionsbefehl nicht wahrnehmen, ist Jesus nicht mehr »bei uns alle Tage bis an der Welt Ende«. Das steht direkt in diesem Missionsbefehl: »Gehet zu allen Völkern . . . « und dann: »Ich bin bei euch alle Tage.«
Das ist ein ungeheures Angebot der Gnade für uns versagende Christen, für uns schwache Christen, daß Jesus zu uns steht. Er ist da, jeden Tag neu. Das bedeutet nicht, daß wir das immer spüren. Man kann nicht erwarten, daß man jedesmal beim heiligen Abendmahl zutiefst ergriffen ist – aber das Abendmahl hat die gleiche Auswirkung, ob wir das tief erleben oder ob wir gar nichts erleben; denn nicht, was wir fühlen, steht im Mittelpunkt, sondern Jesu Wort, seine Verheißung, seine Vergebung. Das steht da, ob wir das in der letzten Tiefe spüren oder nicht spüren. Unser Glaube ist nicht gegründet auf Erlebnisse; unser Glaube ist gegründet auf das, was ER für uns erlebt hat. Und das ist gültig, ob wir das spüren oder nicht.
Das ist die erste, sehr große Verheißung für uns verlorene Menschen. Jesus wird alle Tage bei uns sein, was nicht bedeutet, daß wir das unbedingt spüren werden, aber er ist da, und wir werden ihn immer wieder finden, weil er uns immer wieder sucht. Wir haben ihn nicht im Griff, er hat uns im Griff, und er wartet immer auf uns. Das bedeutet: auch durch jedes Leiden. Und gerade das Leiden ist es, das uns zurückbringt zu Jesus. Wenn es uns in allem gut geht, dann sind wir sehr weit weg.
Und dann noch die zweite große Verheißung: Der Tod wird keine Macht mehr über uns haben. Wir gehen vom Leben zum Leben. Der Tod ist kein Scheidepunkt mehr für uns. Wir als Christen werden, wenn wir im Leben sind (das ist »in Christus«), immer im Leben bleiben. Das ist eine außerordentliche Aussage.

Und die dritte Verheißung: Einmal wurde ich gebeten, einen Text auszulegen, den ich sicher mehrmals gelesen, aber nie richtig wahrgenommen hatte: 1. Johannes 3,2, in dem wir lesen, daß wir »gleich wie Jesus sein« werden in seinem Reich. Ich war richtig erschrocken über diesen Text. Obwohl ich ihn schon mehrfach gelesen hatte, habe ich nie wirklich wahrgenommen, was dahintersteckt: Wir sind zu Gottes Bild geschaffen. Diese Ebenbildlichkeit mit Gott ist verlorengegangen durch den Sündenfall. Jesus aber hat das in jedem Sinn wiederhergestellt. Er allein ist jetzt in Gottes Bild – aber als Vertreter für uns. Und wenn wir durch das Gericht gehen – und er übernimmt das für uns, wenn wir ihm gehören im Glauben – , dann werden wir in Christus diese Gottesebenbildlichkeit übernehmen, denn er hat sie zurückgewonnen für uns durch sein Kreuz. Mir ist wichtiger als diese Auslegung das Erschrecken über diesen Text. Gottes Wort soll uns manchmal erschrecken, im Sinne von Betroffenmachen. Die Antwort ist: Herr, wir sind nicht würdig. Ich soll wie Christus sein? Solch eine Aussage sprengt jegliches Vorstellungsvermögen. Ein sündiger, gefallener Mensch wie ich wird gleich wie Christus sein -? So wird es aber sein. Das ist die letzte dieser drei großen Verheißun gen der Gnade:

1. »Ich bin bei euch alle Tage, bis an der Welt Ende.«
2. Wer in Christus lebt, wird immer in ihm leben.

3. Wir werden gleich sein wie Christus.

Was bedeutet das nun aber? Was wir »Böses« nennen, gilt es zunächst einmal anzunehmen. Denn wir haben es mit einem Gott zu tun, der uns züchtigt. Das ist die ganze Geschichte, die der Prophet Hosea bezeugen muß. Hoseas Thema ist der liebende Gott als der züchtigende Gott. Gott züchtigt uns, damit wir reif werden durch seine Gerichte, damit wir reif werden für seine Gnade. Ich glaube, das ist die letzte Tiefe dieses Themas. Er züchtigt uns durch seine Gerichte, daß wir reif werden für seine überschwengliche Gnade, eine Gnade, die überhaupt keine Grenze kennt. Und diese Gnade reicht bis zur Gottähnlichkeit, die wir in seinem Reich ererben werden, wenn wir mit Christus leben, mit ihm leiden, mit ihm gezüchtigt werden durch Gerichte und trotzdem im Gehorsam auf seinem liebenden Kreuzesweg bleiben.

Paulus und Jakobus (Die Rechtfertigungslehre)

Wir hören öfter, daß ein Widerspruch sei zwischen der Verkündigung des Jakobus und der des Paulus. Selbst Luther hat das behauptet. Es wird gesagt, daß Paulus die Rechtfertigung der Sünden allein aus dem Glauben verkündigt, während Jakobus es im Kapitel 2 seines Briefes so bezeugt, daß die Sünder erst gerechtfertigt werden durch ihr Tun. In Römer 10,9-17 wird aber deutlich, daß Paulus (nicht anders als Jakobus) dieses zentrale Anliegen vielschichtig sieht.
Denn wenn man von Herzen glaubt, so wird man gerecht; und wenn man mit dem Munde bekennt, so wird man gerettet.« Paulus meint damit, daß ein wahrer, lebendiger Glaube, welcher uns sündige Menschen rechtfertigt, ein zweifacher Schritt ist – ein Schritt, den Christus allein bewirkt hat durch sein Tun, und ein Schritt, der in uns vollzogen wird nur durch das Wort: »So kommt der Glaube aus der Predigt.«

Der erste Schritt ist: »Wenn man von Herzen glaubt . . . « »Herz« bedeutet in der Bibel – anders als in der Romantik – der Ort der Wahrnehmung, sowohl der Gefühle als auch des Verstan des. Zuerst muß das Wort, das Wort von Jesu erlösendem Kreuz, Platz in unserem Wesen, in unseren Gedanken und Gefühlen finden, zutiefst und bestimmend.

Und dann kommt der zweite Schritt: » . . . und wenn man mit dem Munde bekennt, so wird man gerettet.« Paulus meint damit: Wenn wir wirklich die heilbringende Botschaft von Jesu Kreuz in unserem ganzen Wesen aufgenommen haben, dann bleibt diese Botschaft, diese rettende Wahrheit, nicht passiv in uns, sondern sie keimt mit neuen Früchten. Wenn wir wirklich gläubig geworden sind, dann müssen wir, was uns wichtig geworden ist, weitergeben. Wir können nicht selbstzufrieden sein mit unserem eigenen Glauben, sondern wir müssen mit anderen darüber sprechen. Und nur dann, wenn unser Glaube aktiv, nicht passiv ist, wenn unser Glaube missionarisch, nicht selbstsüchtig ist, nur dann werden wir errettet.

Jakobus meint im Grunde genommen das gleiche. Er legt den Akzent auf das Tun, auf den lebendigen Glauben als wesentlichen Teil der Rechtfertigung von uns sündigen Menschen durch Christi Kreuz. Beide, Paulus und Jakobus, predigen das gleiche: die Rechtfertigung von uns sündigen Menschen durch den lebendigen Glauben an unseren Heiland und Erretter Jesus Christus; und dieser lebendige Glaube erweist sich in unserem Tun, vor allem, wie hier bei Paulus, durch das Tun im Weitergeben des Wortes.

Jesus selbst hat dieses Thema in der letzten Tiefe entwickelt in seinem Gleichnis von den Talenten. Was Jesus uns durch Gaben und seine Vergebung gibt, sollen wir weitergeben, so tief wir nur können.
Auch wenn Paulus vorher von Israel geschrieben hatte – jetzt, in Jesus Christus, gibt es keinen Unterschied zwischen Juden und Heiden (der Begriff »Griechen« steht im Neuen Testament stell vertretend für alle Heiden). Eigentlich können wir diese Aussage, welche auch im Epheserbrief nochmals angesprochen wird, zweifach vertiefen, denn Paulus sagt am Anfang des Römerbriefs: »Ich schäme mich des Evangeliums nicht; denn es ist eine Kraft Gottes, die selig macht alle, die daran glauben, die Juden zuerst (auch mit »vornehmlich« zu übersetzen) und ebenso die Griechen.« Aber in Römer 11 zeigt uns Paulus, daß die Juden eine Binde vor den Augen haben, daß sie in ihrer Mehrzahl, als Volk, Jesus nicht annehmen werden bis zu seiner Wiederkunft. Aber trotz dieser beiden eigentlich sich gegenseitig ausschließenden Aussagen sind Christen jüdischer Herkunft, wie ich, und Christen aus den Völkern gleich und gleichberechtigt in Jesus Christus, wie es hier und im Epheserbrief steht.
»Wie sollen sie aber den anrufen, an den sie nicht glauben? Wie sollen sie aber an den glauben, von dem sie nichts gehört haben? Wie sollen sie aber hören ohne Prediger?«
In diesem Vers führt Paulus uns Israels tragische Lage vor Augen in einer fast niederschmetternden Reihe von Aussagen. Aber wenn wir diese drei Aussagen in Beziehung zu den damaligen Juden betrachten, müssen wir uns selbst fragen, ob diese Aussagen nicht auch auf Teile der sogenannten Christenheit am Ende der Tage zutreffen.
Zuerst: »Wie sollen sie aber den anrufen, an den sie nicht glauben?« »Wenn man von Herzen glaubt, so wird man gerecht; und wenn man mit dem Munde bekennt, so wird man gerettet.« Israel aber will nicht an Christus, an sein Sühneopfer für uns glauben und ihn in ihren Herzen aufnehmen; und deswegen können sie ihn auch nicht anrufen und sich damit auch nicht mit ihrem Munde zu ihm bekennen.

Wir wollen uns fragen, wie viele sogenannte Namenschristen hier im »Christlichen Abendland« in der gleichen Lage sind. Wir können nicht wahres Gebet (ein »den Herrn anrufen«) von Menschen erwarten, die an diesen Herrn und Heiland nicht wirklich glauben, ihn nicht als ihren Retter und Erlöser ansehen. Wenn sie beten, dann ist ihr Gebet nur ein Lippenbekenntnis oder nur ein selbstsüchtiges Vorbringen eigener Anliegen. Sie wollen etwas bekommen, was ihnen nach ihrem Sinne wichtig erscheint, nicht aber unter der Prämisse »Herr, dein Wille geschehe«. Beides, nur Lippenbekenntnisse oder selbstsüchtige Versuche, unseren Willen dem Herrn aufzuzwingen, verneint seine Herrschaft über uns in seinem Sinne, im Sinne seines Kreuzes. Aber wie viele Menschen haben heute überhaupt aufgehört zu beten!

Paulus fährt fort: »Wie sollen sie aber an den glauben, von dem sie nichts gehört haben?« und »Wie sollen sie aber hören ohne Prediger?« Ich kann nicht an etwas, an jemanden glauben, von dem ich nicht richtig gehört habe oder gar nichts gehört habe. Israels Geistliche haben zu Jesu Zeit schon Christus abgelehnt. Die wenigen Judenchristen haben es deswegen immer schwer gehabt, die befreiende Botschaft von Jesus, dem Messias, ihrem Volk zu bringen. Aber wir wollen uns heute selbst fragen, ob diese Lage nicht oft auch auf unser »Christliches Abendland« jetzt am Ende der Tage zutrifft. Denn Paulus sagt weiter: »Wie sollen sie aber predigen, wenn sie nicht gesandt werden?« Von wem gesandt?
Von Christus, durch sein Wort, welches sie ins Herz auf genommen haben und dann weitergeben müssen. Viele von uns haben sicherlich Fragen, inwiefern die befreiende Botschaft von Jesu Kreuz wirklich immer klar und deutlich unter uns im biblischen Sinne verkündigt wird. Hier ist sicherlich nicht eine politische, soziologische und psychologisierende Botschaft gemeint, welche den Zeitgeist und auch unseren eigenen Standort spiegelt. Sondern hier ist, wie immer bei Paulus, die befreiende Botschaft von Jesu Kreuz gemeint, befreiend von unserer Schuld und Sünde, denn ohne Glauben im Sinne des Paulus und Jakobus bleiben wir verstrickt in Schuld und Sünde, trotz unseres politischen Standorts, unseres psychologischen Empfindens oder unserer soziologischen Lage. Jeder andere Ruf zur Befreiung stellt uns immer in ein neues Abhängigkeitsverhältnis, ob politisch, sozio logisch oder psychologisch. Wahre Befreiung ist Befreiung von uns selbst. Denn die Sünde, die Selbstbestimmung unseres Lebens und nicht Christi Herrschaft, ist der Weg des Verderbens. Diese Selbstbestimmung ohne wahren Glauben bis ins Herz hinein und bis hin zum Zeugnis bleibt in Politik, Soziologie und Psychologie stecken, denn diese alle sind Menschenwerk. Aber Gottes befreiendes Werk für uns ist und bleibt Christi Kreuz, die Befreiung von Sünde, Teufel und Tod.

»So kommt der Glaube aus der Predigt, das Predigen aber durch das Wort Christi.« Wir können im biblischen Sinne nur predigen, wenn Gottes Wort uns bis ins Herz getroffen hat, so daß wir nicht mehr schweigen können. Wir können nicht mehr schweigen, weil wahrer Glaube diese Dynamik in sich trägt: vom Herzen bis zum Mund. Wir sind gerechtgemacht, gerettet durch Christi Blut, nicht nur für uns selbst, sondern als Christi Botschafter, durch das Wort von der Erlösung durch sein Kreuz an unseren Nächsten. So redet Jesus in seinem grundlegenden Gleichnis vom Säemann. Wenn das Wort, sein befreiendes Wort, auf guten Boden fällt, dann bringt es große Frucht, dreißig-, sechzig-, hundertfältig.

Und dieser Prozeß ist eine sich immer wiederholende Entwicklung. Wir kommen zum Glauben durch das Wort von Christi befreiendem Kreuz; und wenn dieser Glaube tief ist und echt, bis ins Herz geht, dann müssen wir dasselbe Wort weitergeben, daß auch andere errettet werden. Heute redet man von Multiplikatoren. Eine Strategie der Mission und des Gemeindeaufbaus, welche sich als Menschenwerk, als menschliche Überlegung erweist, wird uns letzten Endes nicht weiterbringen, denn das ist Menschenwerk. Und wir verfügen nicht über den Heiligen Geist, sondern es geht um »Christus allein«, und er bedient sich des gepredigten Wortes.
Machtdemonstrationen, Gefühlsbetonung, Geistesgaben als gruppendynamische Prozesse werden, wie Jesus im Gleichnis vom Säemann zeigt, nicht zu tiefem, im Wort ver wurzelten Glauben führen, sondern, was da aufbricht, wird schnell, hoch und rasch aufgehen und dann so schnell in sich zerstritten zusammenfallen, wie in den schwärmerischen Bewegungen am Anfang dieses Jahrhunderts.
»Denn wenn man von Herzen glaubt, so wird man gerecht; und wenn man mit dem Munde bekennt, so wird man gerettet… So kommt der Glaube aus der Predigt (nur aus der Predigt), das Predigen aber durch das Wort Christi.«

Menschliches und göttliches Leiden

Und er fing an, sie zu lehren: Der Menschensohn muß viel leiden und verworfen werden von den Ältesten und Hohen priestern und Schriftgelehrten und getötet werden und nach drei Tagen auferstehen. Und er redete das Wort frei und offen. Und Petrus nahm ihn beiseite und fing an, ihm zu wehren. Er aber wandte sich um, sah seine Jünger an und bedrohte Petrus und sprach: Geh weg von mir, Satan! Denn du meinst nicht, was göttlich ist, sondern was menschlich ist. Und er rief zu sich das Volk samt seinen Jüngern und sprach zu ihnen: Wer mir nachfolgen will, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach. Denn wer sein Leben erhalten will, der wird’s ver lieren; und wer sein Leben verliert um meinetwillen und um des Evangeliums willen, der wird’s erhalten. Denn was hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne und nähme an seiner Seele Schaden? Denn was kann der Mensch geben, womit er seine Seele auslöse? Wer sich aber meiner und meiner Worte schämt unter diesem abtrünnigen und sündigen Geschlecht, dessen wird sich auch der Menschensohn schämen, wenn er kommen wird in der Herrlichkeit seines Vaters mit den heiligen Engeln.

(Markus 8,31-38)

Kaum ein Text in unserer Bibel ist für mich so erschütternd, bewegt mich bis in Mark und Bein, wie dieser. Jesus fragt seine Jünger, was die Leute von ihm halten. Er bekommt verschiedene Antworten. Aber dann schaut Jesus Petrus direkt an und fragt: »Ihr aber, wer sagt ihr, daß ich sei?« Da antwortete Petrus und sprach zu ihm: »Du bist der Christus, der Sohn Gottes!«
Warum ist diese Aussage so umwälzend? Weil Petrus und auch andere Jünger (das bedeutet hier das »ihr«) als Vertreter Israels jetzt wissen: Jesus Christus ist der, auf den Israel immer gewartet hat, auf den die ganze jüdische Bibel, das Alte Testament, hinzielt. Wir möchten denken, daß Jesus seinen Jünger Petrus jetzt umarmt und sagt: Jawohl, du und ein paar andere wissen jetzt, so ist es! Aber nein, gerade jetzt, in dieser Situation, zeigt Jesus, was es wirklich bedeutet, König der Juden zu sein: Er ist der wahre, endgültige Leidensknecht Gottes.
Und Jesus erzählt Petrus und den anderen, was seine Zielsetzung ist: »Und er fing an, sie zu lehren: Der Menschensohn muß viel leiden und verworfen werden von den Ältesten und Hohenpriestern und Schriftgelehrten und getötet werden und nach drei Tagen auferstehen.«
Diese Aussage ist für Petrus und die anderen bestürzend. Zwar kann man von ihnen als Galiläern keine große Schriftkenntnis erwarten, denn die Galiläer waren sprichwörtlich etwas weniger geschult in Gottes Wort als die Judäer zum Beispiel, aber als Jünger Jesu können wir von ihnen doch gewisse tiefe Erkenntnisse erwarten. Jeder Jude, der etwas von der Bibel versteht – und besonders damals, als die messianische Erwartung so aktuell war wie heute – , weiß, daß der Messias kommen wird, Frieden in der Welt aufzurichten, die Erlösung Israels unter den Volkern. »Dann werden alle Völker hinpilgern nach Jerusalem (vgl. Jesaja 2 und andere sehr wichtige Schriftstellen), um den Gott Israels anzubeten. Und dieser Messias wird ein großer Held sein, mit Macht und Herrlichkeit wird er herrschen.« Zwar gibt es die verschiedenen Stellen in Jesaja über den Gottesknecht, besonders Jesaja 53, welche den Messias als Leidensgestalt darstellen, auch verschiedene Psalmen, wie Psalm 22, der Kreuzespsalm, aber Israel hat viel mehr einen Machtherrscher erwartet, der sein Volk mit Gewalt von den Römern befreit und sein Friedensreich in dieser Welt aufrichtet. Kreuz und Leiden bedeutete damals, wie heute, unter den Juden etwas Alltägliches, das, wovon sie befreit sein wollen. Jesu Art und Weise messianische Schriften zu erfüllen, wurde gerade damals in Israel nicht erwartet. Auch nicht seine Art von Befreiung und seine Art, den Frieden zu bringen.
Deswegen wehrt sich Petrus gegen Jesu eigene Zielsetzung: »Petrus nahm ihn beiseite und fing an, ihm zu wehren« in dem Sinne: »Herr Jesus, das soll nicht mit dir geschehen! Was? Du mußt leiden und verworfen werden? Nein! Das soll nicht sein!«
Darauf gab Jesus ihm eine Antwort, die auch für alle modernistischen Theologen gilt, die Jesus heute so menschlich sehen wollen: »Er aber wandte sich um, sah seine Jünger an und bedrohte Petrus und sprach: Geh weg von mir, Satan! Denn du meinst nicht, was göttlich, sondern was menschlich ist.«
Gerade in dem Moment, als Petrus sich zur wahren Erkenntnis durchgerungen hatte, daß Jesus der Heiland ist, verleugnet er das Wesen dieses Heilands, nämlich sein Leiden und Kreuz. Petrus denkt hier menschlich, allzumenschlich. Seine Denkart kennen wir nur allzugut: Menschliche Not ist das Schlimmste; wir müssen uns mit Händen und Füßen dagegen wehren. Leiden – ja, das ist schlimm! Aber Jesu Weg, und wie er sagte, der Weg aller seiner Nachfolger, verspricht gerade Leiden. So ist es.

Warum bezeichnet Jesus Petrus hier als Satan? Das geht doch etwas zu weit, denken wir. Oder auch an anderer Stelle: Warum sagt er zu seinem eigenen Volk, welches ihn nicht annahm, daß sie Kinder Satans seien und nicht Kinder Abrahams? Bei beiden Texten geht es um das gleiche. Er meint, daß in diesem Moment durch seinen Widersacher, den Satan, hier Petrus und da sein Volk sich von Gott, von Jesus entfernt haben. Und diese Gottesferne ist nichts anderes als Sünde, Satans Bereich. Armer Petrus! Gerade in der tiefsten aller Erkenntnisse, daß Jesus der langersehnte Messias ist, verkennt er den wahren Sinn und die Zielsetzung seines Messias. Tun wir das nicht auch, Tag um Tag?
Wie viele von uns beten und meinen es wirklich so: »Herr, dein Wille geschehe«? Und wie viele von uns glauben wie Petrus: Weil ich dich als meinen Herrn anerkenne, wirst du letzten Endes meinen Willen geschehen lassen, denn ich meine es doch (wie Petrus) nur gut. »Dein Wille geschehe« bedeutet auch die Erkenntnis bis in Mark und Bein, daß der Herr allein über Tag und Stunde verfügt, nicht nur über seine Wiederkunft.

»Dein Wille geschehe« bedeutet, daß Jesus ans Ziel kommen wird, wann und wie er will; und nicht wann und wie wir das haben wollen. Satan forderte Jesus mit biblischen Worten und anscheinend in biblischem Sinne heraus. Die Zeichen, die er von ihm verlangt, sind göttliche Zeichen. Das sollten wir nicht übersehen! Satan ist klug. So sind auch die Zeichenforderungen der Pharisäer! Sie verlangen Zeichen von Jesus, wann und wie sie das haben wollen; nicht wann und wie er solche zur Ehre des Vaters einsetzen will.
Wir verfügen niemals über den Heiligen Geist, sondern dieser Geist kommt wann und wie er will und erreicht dann seine Ziele, nicht unsere Ziele. Richtiger Mitarbeiter Jesu sein, bedeutet die Erkenntnis, daß nur einer unser Meister ist: der wirkende, der bestimmende, der wahre Gott Israels, Jesus Christus. Und was verlangt Jesus von uns? Er verlangt unser Mitgehen, »in seinen Fußtapfen« dem Kreuztragenden nach. Das bedeutet: Er verspricht uns in der Nachfolge nichts anderes als Leiden. Allein durch Leiden ist der Weg zu seinem Reich bestimmt. »Mitgekreuzigt werden« bedeutet, daß wir auch mit ihm auferstehen werden, sein Reich ererben.

»Wer mir nachfolgen will, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach. Denn wer sein Leben erhalten will, der wird’s verlieren; und wer sein Leben verliert um meinetwillen und um des Evangeliums willen, der wird’s erhalten. Denn was hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne und nähme an seiner Seele Schaden? Denn was kann der Mensch geben, womit er seine Seele auslöse?«

Gar nichts! Jesus zeigt uns klipp und klar, daß alle unsere Werke, unser gutes und menschliches Denken und unser Einsatz, daß uns das alles nicht helfen kann. Heute hören wir immer wieder – und das bestimmt unsere nachchristliche Gesellschaft – , daß Menschlichsein, Mitmenschlichkeit, von höchstem Wert sei. Wer kann nach Auschwitz, nach den Straflagern in Sibirien, nach den Diktaturen und der Dekadenz unserer Zeit wirklich glauben, daß der Mensch, das Menschliche, gut ist?
Wer kann das glauben? Jesus sagt ein sehr deutliches Nein dazu. Noch tiefer, er nennt solches Denken satanisch. Warum? Weil Satan Adam und Eva gerade durch solches Argument verführt hat, wie er auch versuchte, Jesus zu verführen. Satan behauptet, den Menschen gleich wie Gott stellen zu wollen und zu können. Er will in den Bereich des Gott eigenen, des ewigen Lebens und der Wahrheit hineindringen. Und gerade das ist der Sündenfall. Eine Gesellschaft, in der Menschlichsein, Mitmenschlichkeit, der höchste Wert ist, verherrlicht Satan und nicht Jesus Christus. Das müssen wir deutlich sagen:

»Denn meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und meine Wege sind nicht eure Wege, spricht der Herr Herr, der Gott Israels.«
Jesus ist bereit, sich selbst ganz und gar für uns zu geben, sogar verlassen am Kreuz in der Erniedrigung dieser »Erhöhung« zu sterben – verlassen sogar vom Vater. Und wenn wir seiner wert sein wollen, verlangt er zuerst die Nachfolge. »Komm, und folge mir nach!« Klipp und klar sagt er das. Er verlangt in diesem und durch dieses Nachfolgen, daß seine Liebe, sein Wort und sein Weg uns bestimmen und nicht unser allzumenschliches Gedankengut. »Oh«, werden nun viele abwehren, »dieser Jesus ist unmenschlich, er verlangt zuviel von uns. Wir beten doch ab und zu, auch gehen wir ein paarmal im Jahr in den Gottesdienst, wir sind getauft und konfirmiert, sogar christlich getraut. Das ist doch wohl genug – ? « Jesus sagt aber: »Komm, und folge mir nach.« Das bedeutet Tag um Tag, Stunde um Stunde, Jahr um Jahr.

»Denn wer sein Leben erhalten will, der wird’s verlieren; und wer sein Leben verliert um meinetwillen und um des Evangeliums willen, der wird’s erhalten.«
Sind wir uns im klaren darüber, daß wir alle unser Leben verlieren müssen? Wir leben meist doch so, als ob wir gar nicht wüßten, daß wir alle sterben müssen. Diese Welt ist nicht das Letzte und Entscheidende. Wer aber weiß und Jesus bekennt, daß er schuldig ist an Jesu Kreuz, weil er Tag um Tag allzumenschlich denkt (wie Petrus), und darüber immer wieder Buße tut und jedesmal durch unseren Heiland wieder neu aufgehoben und weitergeführt wird, der allein wird Zukunft haben, nur der. So sagte es uns unser Herr, Jesus Christus, in seiner Vollmacht. Wer aber auf seiner Menschlichkeit beharrt und damit auf seiner eigenen Herrschaft über sein Leben, dem gilt das Wort Jesu: »Denn was hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne und nähme an seiner Seele Schaden? Denn was kann der Mensch geben, womit er seine Seele auslöse?«
Gar nichts!

Herr Jesu, du allein kannst uns die Kraft geben, in deiner wahren Nachfolge zu gehen und zu bleiben. Wenn wir schwach werden und wieder einmal mit der Herrschaftsmacht unseres eigenen Willens konfrontiert werden, sind wir gewiß, daß du zu uns kommen wirst, uns aufzuheben und weiterzuführen wie und wann du willst, auf deinem guten und geraden Weg. Herr Jesus, du bist unsere Stärke, und auf dich allein vertrauen wir.

Die zeichenhafte Bedeutung von Jesu Wunderheilungen

Der alttestamentliche Hintergrund

Wie bei allem in der Bibel, gibt es auch hier eine Entwicklung der offenbarten Wahrheit, wie Gott seinen Weg Schritt um Schritt zeigt, bis er ans Ziel kommt.

Die ersten Heilungen in der Geschichte Israels werden uns wie in einem Block berichtet. Sie sind ganz anders als man das erwarten würde: Es sind die zehn Plagen, die Israel »heilen« sollten von ihrer Knechtschaft in Ägypten. In diesen zehn Plagen, die das Heil für Israel, den Auszug aus der Sklaverei in Ägypten, bedeuten, zeigt der Herr, der Gott Israels, seine Herrschaft über die ganze Schöpfung. Sie erweist sich im Entgegengesetzten, in negativer Art:
Gott zerstört, um Israel das Heil zu bringen, seine Heilung von dieser Knechtschaft. Richtig verstanden umfassen die zehn Plagen die gesamte Schöpfung Gottes:
In der ersten Plage wird Wasser in Blut verwandelt – das erinnert an Jesu Vollmacht auf der Hochzeit zu Kana, und es hat auch mit Jesu Abendmahl zu tun.

Es folgen verschiedene Tierplagen; Plagen über die Gesundheit allen Lebens; Plagen durch die Witterung; die Pflanzen werden durch eine Heuschreckenplage vernichtet; die Finsternisplage bezieht sogar die Elemente des Kosmos mit ein – wie später bei Jesu Kreuzigung; und schließlich die letzte Plage, die den Menschen unmittelbar betraf, durch die der jeweils älteste Sohn in allen ägyptischen Familien stellvertretend für das ganze Volk umgebracht wird. Hier wird deutlich: Der Herr zeigt seine Kraft des Heils zuerst negativ, indem er zerstört, und kollektiv, indem es jeweils das ganze Volk angeht und nicht einzelne Menschen.

Ein zweiter großer Bereich von Gottes Heilungshandeln findet sich auf der Wüstenwanderung. Da geschieht Heil und Heilung für das ganze Volk Israel, am deutlichsten in der Errichtung der ehernen Schlange: Das Volk hatte gegen Gott rebelliert, sogar das Manna als ekelerregend bezeichnet; da schickte Gott Giftschlangen unter sie; erst das Anschauen der ehernen Schlange, die Mose im Auftrag Gottes aufrichtete, brachte Heilung von dem tiefen Schaden des Murrens. (Der Evangelist Johannes bringt das Geschehen in unmittelbaren Bezug zum Kreuz Jesu.) Die kollektive Heilung für das Volk, das die eherne Schlange anschaut, ist eine Vordeutung auf Jesu Erlösungstat.

Das erste große Heilsgeschehen geht vom Negativen aus, in dem Gott zerstört, um Israel zu retten. In der Wüste geht es nun um eine Heilung von dem Gift, das die Giftschlangen bringen, mögliches Heil für ein ganzes Volk, nicht nur für einzelne.
Der nächste große Komplex von Heilungsgeschichten im Alten Testament hat mit zwei Propheten zu tun, mit Elia und Elisa. Damit gehen wir einen deutlichen Schritt vorwärts in Richtung auf das Neue Testament.
Elia
geht im Auftrag Gottes direkt zu einer einzelnen Person. Die Witwe hatte ihm gesagt, daß sie und ihr Sohn nun sterben müßten, weil sie nichts mehr zu essen hätten. Elia verspricht, daß sie genügend Mehl bekommen und daß das Öl nicht ausgehen würde. Ein persönliches Heil wird hier versprochen, Heil gegen die Not des Hungerns. Und dann erfolgt noch eine persönliche, bemerkenswerte Heilung, eine Heilung aus dem Tod – durch ein Verfahren, das auch heute noch in Notfällen eingesetzt wird, die Mund-zu-Mund-Beatmung: Elia legt sich auf den Knaben und atmet wieder Leben in ihn. Hier wird eines der zentralen Wunder Jesu vorgedeutet: die Auferstehung. Auch wenn hier noch eine natürliche Vorgehensweise zum Hilfsmittel wird und die neutestamentliche Todesüberwindung noch nicht zum vollen Tragen kommt, geschieht Wirkung persönlichen Heils.
Warum ist das persönliche Heil ein Schritt vorwärts? Weil der Alte Bund ein kollektiver Bund ist und der Neue Bund ein persönlicher Bund. Der Alte Bund ist ein Bund mit einem ganzen Volk, dem Volk Israel. Im Glaubensbekenntnis der Juden geht es nicht um eine, um meine Person. »Höre, o Israel, der Herr ist unser Gott, der Herr ist eins«, so heißt es. Das ist eine kollektive, das ganze Volk betreffende Aussage. Der Glaubensbund auf dem Berg Sinai wurde nicht mit einzelnen Menschen, sondern mit Mose und den 70 Ältesten als Stellvertretern für alle geschlossen. Am Ende der Tage, wenn Israel Jesus annimmt (Sacharja 12, 10), wird das ganze Volk ihn annehmen. Dann wird es wieder ein kollektives Heil sein: »Und sie werden ihn annehmen, den sie durchbohrt (gekreuzigt) haben, und werden um ihn weinen, wie man weint um einen einzigen Sohn.«
Israel wird das erste Volk sein, das Jesus als ganzes Volk annimmt. Israels Selbstverständnis ist nicht ein persönliches Selbstverständnis, sondern ein kollektives – wir, als Volk Gottes. Deswegen sind die ersten Heilungen kollektiv, an dem Volk als Ganzem. Merkwürdig ist, daß die Heilungen bei diesen prophetischen Geschichten jetzt auf einzelne Menschen übergehen. Warum? Das hat einen tiefen Grund, der bei den Beobachtungen zu Elisas Taten deutlicher wird.
Der Neue Bund ist ein persönlicher Bund: »Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde, und an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn . . . « Unser Glaubensbekenntnis lautet nicht, »Wir Christen glauben . . . « , sondern der Neue Bund ist ein persönlicher Bund. Jesus hat nicht einzelne Völker zu sich berufen, er ruft einzelne Menschen: »Komm, und folge mir nach.« Deshalb beobachten wir schon innerhalb des Alten Testaments – und das ist nicht nur bei den Heilungen der Fall, das ist allgemein so – eine Entwicklung vom Kollektiven, dem Völkischen als Ganzem, hin zum Persönlichen, in Richtung des Neuen Bundes. In diesem werden immer einzelne Menschen berufen.

Interessant ist, daß die Wunder Elisas in der modernen Theologie wenig beachtet und noch weniger verstanden werden. Aber im Blick auf Heilungen sind im Alten Testament die Kapitel, die uns von Elisa berichten, von zentraler Bedeutung. Sie weisen direkt auf den Neuen Bund hin.
Was geschah bei Elisa, dem Nachfolger Elias? Immer wieder tut er Wunder. Aber es geht nicht um einen Wunderglauben, sondern es geht um die zeichenhafte Bedeutung, die hinter diesen Heilungen steht. Ich muß von vorn herein klarstellen: Jede Heilung hat stattgefunden. Ich bin kein moderner Theologe, der alles umdeutet. Alles, was da steht, ist physisch passiert. Diese Menschen wurden geheilt. Aber wie bei allen Heilungen durch Jesus, wurden sie nicht nur von Krankheiten geheilt, sondern es gab immer konkrete Gründe, warum sie geheilt wurden, warum sie in dieser Art geheilt wurden, warum sie zuvor solch bestimmte Krankheit gehabt haben.

Betrachten wir die Berichte über Elisa genau. Elisa geht inzweifacher Hinsicht weiter als Elia. Zum einen steht im Mittelpunkt der Heilungen Elisas das Thema, das auch im Mittelpunkt der Heilungen Jesu steht: die Reinheit. Elisa vollzieht zwei Wunderheilungen, die etwas mit Reinheit zu tun haben: Die eine betrifft einen Fluß und die andere die Heilung von Aussatz. Elisa verwandelt einen unsauberen Fluß in einen reinen Fluß. Warum?
Das Mittel in Israel, Reinheit herzustellen, ist fließendes, sich bewegendes Wasser – beispielsweise das Sich-Bewegen des Wassers im Teich Bethesda. Geheilte Aussätzige waschen sich in fließendem Wasser, um zeichenhaft das abzuwaschen, was unrein war. Elisa verwandelt einen unreinen Fluß – das bedeutet: Die Reinheit war hier nicht mehr möglich, weil der Fluß, die Reinigungsquelle selbst, unrein geworden war. Er verwandelt sie in einen reinen Fluß, um das Mittel für die Reinheit wiederherzustellen.

Elisas Heilung eines Aussätzigen weist auf etwas Wichtiges hin: Die Heilung der Aussätzigen ist eins der zentralen Heilungswunder Jesu. Er hat immer wieder Aussätzige geheilt. Einmal waren es insgesamt zehn – nur einer kommt zurück, ihm zu danken, die anderen neun nicht. Bei Besuchen im Krankenhaus werde ich häufig an dies Geschehen erinnert. Sollten nicht Krankenschwestern, die sich von wiederhergestellten Patienten verabschieden, mit ihnen ein Dankgebet sprechen und ihnen diese Geschichte von den zehn Aussätzigen erzählen und fragen: Brauchen sie Jesus nur, wenn sie krank sind, oder wollen sie ihn wirklich als ihren Herrn annehmen, auch wenn sie gesund sind?

Das andere Thema von Elisas Heilungen ist die Grenzüberschreitung. Elisa heilt zwei Fremde, den Sohn der Schunemiterin und einen Aramäer, diesen vom Aussatz. Warum kommen gerade in der Elisa-Geschichte Heilungen von Gojim vor, von Menschen, die zu einem anderen Volk gehören, nicht zu Israel? Weil der Herr, der Gott Israels, keine Grenze kennt in seinem Heil. Das ist eine Vordeutung auf das, was ein Thema im Neuen Bund sein wird: Das Heil in Jesus Christus wird zu allen Völkern gebracht.

Die Entwicklung des Heils wird immer deutlicher: Bei den zehn Plagen zeigt Gott seine Herrschaft kollektiv im negativen Sinn, indem er zerstört; während der Wüstenwanderung kollektiv im positiven Sinn, indem er kollektiv heilt, das ganze Volk. Bei Elia geht es um das Persönliche, um die Frage nach Tod und Leben, nach Auferstehung (was wiederum zentral auf Jesus hinweist). Und bei Elisa wird zunächst auf das Thema Reinheit im zweifachen Sinne erweitert. Elisa stellt das Mittel, das zeichenhafte Mittel der Reinheit, wieder her; er reinigt den Fluß und heilt den Aussatz, die schlimmste Art von Unreinheit. (Auch bei Jesus ist das zentrale Thema seiner Heilungen die Wiederherstellung der Reinheit.) Und dann geht Elisa sogar zu zwei Ausländern, Fremden – die Doppelung bedeutet Unterstreichung – , als eine Vordeutung der Heilung: Das Heil des Gottes Israels ist nicht nur für die Juden gemeint, sondern für alle Völker.
Zentrale alttestamentliche Aussagen über Heilung sind folgende Texte:
Jesaja 53
»Er trug unsere Krankheit und unsere Leiden.« Diese zentrale Aussage über Jesus in Jesaja 53 ist zusammen mit Psalm 22 der einzige Text in der gesamten Bibel, in dem Jesu Kreuz und seine Deutung unmittelbar nebeneinanderstehen. So etwas findet sich noch nicht einmal im Neuen Testament. Dort gibt es in der Passionsgeschichte zwar eine Beschreibung des Kreuzestodes Jesu und in den Apostelbriefen seine Deutung. Es gibt aber keinen einzigen Text im Neuen Testament, in dem beides in der Tiefe nebeneinandersteht, wie bei Jesaja, 700 Jahre vor Jesus Christus.
»Er trug unsere Krankheit und unser Leiden.«
Was bedeutet »unsere Krankheit und unser Leiden«? Jesus Christus ist unser endgültiger Arzt. Wir dürfen wissen, wenn wir krank sind, daß Jesus Christus auch schreckliche Krankheit und Not erlebt hat und daß er uns deshalb besonders nahe ist. »Er trug unsere Krankheit« – im geistigen und seelischen Sinn – so ist er uns geistig und seelisch nahe.

Er hat diese Krankheit überwunden. Denn das Ziel einer schweren Krankheit ist der Tod. Und »fürwahr, er trug auch unseren Tod«. Das bedeutet: Er gibt uns geistige und seelische Nähe und Kraft, wenn wir krank sind. Und dem »Ziel« der Krankheit, dem Tod, hat er die Macht genommen. »Fürwahr, er trug unsere Krankheit und unser Leiden« – dies ist eine deutliche Voraussage in Bezug auf Jesus Christus.

Im Alten Testament steht auch geschrieben: »Der Herr ist dein Arzt.« Was soll das bedeuten? Im Wartezimmer eines angesehe nen alten Mediziners fand ich folgendes Goethezitat: »Wir leben, solange es Gott bestimmt hat; aber wie wir dieses Leben zubringen, ob jämmerlich, wie die Hunde, oder frisch und gesund, dazu vermag ein kluger Arzt viel.«

Ein Arzt vermag manches im Kampf gegen den Tod. Aber der Herr ist unser endgültiger Arzt. Ich erinnere mich an ein Gespräch mit unserer pensionierten Kinderärztin; es war das letzte Gespräch mit ihr, bevor sie selbst starb. Sie sagte: »Niemand ist während meiner Therapien gestorben.« Sie lebte, wie wohl jeder Arzt, mit der großen Angst: Vielleicht stirbt jemand, und ich bin mitschuldig, weil ich nicht das Richtige getan habe. Bei der Arbeit eines Arztes geht es letztlich immer um Leben und Tod. Sicher, die medizinische Fähigkeit eines Arztes ist eine Gabe Gottes, die Fähigkeit, richtig zu diagnostizieren und die helfende Therapie zu verordnen. Aber »der Herr ist dein Arzt« in dem Sinne, daß jeder Arzt gegen den Tod kämpfen will – aber gewonnen hat Jesus diesen Kampf. Das hängt mit Jesaja 53 zusammen: »Er trug unsere Krankheit und unser Leiden.« Jesus hat die Auswirkung, die letzte Tiefe der Krankheit, das Sterben, den Tod selbstgetragen und überwunden. Deswegen ist er unser wahrer Arzt. Der Tod hat keine Macht mehr über ihn, und deswegen hat die Krankheit im letzten keine Macht mehr über uns.

Was sind die Voraussetzungen für Heilungen durch Jesus?
Jesus heilt nur, wenn Glaube vorhanden ist. Er heilt niemals, um eine Show zu inszenieren. Es gibt Sekten, die machen aus Heilungen eine Show: »Das ist der Satan in dir! Wenn du wirklich glaubst, dann wird der Satan weggehen, und dann bist du heil.«
Diese Aussage ist der Bibel entgegen, denn Krankheit kommt nicht von Satan, sondern von Gott. Wesentlich ist, daß man glaubt, daß Jesus heilen kann. Jesus erwartet das totale Vertrauen auf ihn. Psychologen können über Jesus sagen, daß er im Grunde genommen ein guter Psychologe war; er habe über Ängste und andere notvolle Grundbefindlichkeiten Bescheid gewußt; er wußte um psychosomatische Krankheiten und hat sie deshalb heilen können. Ich habe jedoch nie gehört, daß Aussatz oder Gicht eine psychosomatische Krankheit ist; auch nicht, daß der Tod ein psychosomatischer Zustand ist. Prof. Sauerbruch hat einmal gesagt, daß Psychologie das Ende der Medizin bedeutet. Die Gefahr besteht dann, daß man immer sagen kann, das ist irgend etwas Psychologisches.
Und Karl Barth soll einmal gesagt haben: »Wenn die Psychologen eine Rolle in der Theologie spielen, dann wird Gott austreten aus der Theologie.« Tatsache ist, daß man psychologische Erklärungen der Heilungen durch Jesus mehrfach widerlegen kann, weil Jesus Krankheiten geheilt hat, die überhaupt keine psychologische Ursache haben können.

Jesus hat aber auch Menschen geheilt, die nicht gläubig waren. Vielmehr kamen Angehörige oder Freunde, die gläubig waren, zu ihm und baten: »Heile meinen Knecht!« – wie der Hauptmann von Kapernaum; oder Petrus: »Heile meine Schwiegermutter.« Da kann man nicht von einer psychologischen Auswirkung auf diesen Knecht sprechen. Jesus war zunächst gar nicht bei diesem Knecht, und es steht an keiner Stelle, daß dieser Knecht an ihn glaubte; auch nicht, daß die Schwiegermutter von Petrus an ihn glaubte. Jesus hat das getan, wegen des Glaubens anderer. Jesus heilte nicht nur Menschen, die selbst an ihn glaubten, sondern für Menschen, die ihm nahe waren, hat er auch andere geheilt, die nicht gläubig waren.

»Der Herr ist dein Arzt.« Jesus erfüllt diesen Spruch sehr bewußt. Er ist die Erfüllung, wie Luther sagt. Er kommt bewußt als unser Arzt, um Menschen, die in Not sind, zu heilen. Nicht aus Mitmenschlichkeit, das ist moderne, theologische Redeweise. Er hilft nur, wenn Glaube vorhanden ist, wenn ein Mensch in Not sich ihm anvertraut. Nicht eine indifferente, Undefinierte allgemeine Brüderlichkeit, wovon in der modernen Theologie gesprochen wird, ist Voraussetzung für Jesu Heilungshandeln – das wäre Schiller und Beethovens 9. Sinfonie, aber nicht Jesus. Das Wort »Bruder« bedeutet in der Bibel: entweder mein leiblicher Bruder oder mein Bruder in Jesus Christus oder mein geringster Bruder oder der ältere Bruder, Israel. Nicht alle Menschen sind einfach »Brüder in Christus«. »Brüder« sind Leute, die eine persönliche Heilandsbeziehung zu Jesus Christus haben, oder Juden, die diese Beziehung noch in einer verborgenen Art haben. Die Voraussetzung der Heilung durch Jesus ist der Glaube an ihn.
Was für eine Erklärung hat die Bibel für Krankheit? Sie verallgemeinen nicht in sektiererischer Vereinfachung: »Der Satan ist in dir; wenn aber Jesus in dich kommt, bist du gesund.«

Nein, Jesus heilt einen Gichtbrüchigen, indem er sagt: »Geh hin, deine Sünden sind dir vergeben.« Die Krankheit des Betreffenden hatte also mit Schuld zu tun. Das Interessante an diesem Text ist, daß Jesus sich an Gottes Stelle setzt. Er sagt nicht: Gott, der Vater, der Gott Israels, vergibt dir deine Sünde; sondern er sagt: Ich vergebe dir. Deswegen kommt es dann zu dem großen Streit mit den Schriftgelehrten und Pharisäern. Krankheit kann also offensichtlich eine Auswirkung von Schuld sein. Sünde und Krankheit, Satan und Krankheit – da bestehen also offensichtlich schon Wechselbeziehungen. Nicht nur hier scheint das sektiererische Verständnis richtig zu sein, sondern zum Beispiel auch in dem paulinischen Satz »Tod ist der Sünde Sold«. Krankheiten sind ja Schritte in Richtung auf den Tod. Die Lebenskräfte werden geschwächt.

Nun heißt es: Jesus trug unsere Krankheit am Kreuz und damit auch unsere Schuld. So stehen Krankheit und Schuld in einem engen Zusammenhang. Aber – und das ist wichtig – indem er diese Aussage, daß Krankheit und Tod mit Schuld zu tun haben, so absolut hinstellt, überwindet er diese Aussage, wir selbst aber können und dürfen das persönlich nicht so sagen. Jesus nimmt in einem Gespräch mit Juden auf den Einsturz des Turms von Siloah Bezug, bei dem 18 Leute umgekommen sind, und fragt: »Sind sie gestorben, weil sie besonders schuldig waren?« Solch eine Analogie ist eine typisch jüdische Logik: Krankheit und Tod kommt von Schuld. Jesus aber sagt: »Alle Menschen sind absolut schuldig, deshalb tut Buße, sonst werdet ihr den gleichen Tod sterben.«
Indem Jesus sagt, daß der Tod (und damit auch die Krankheit, weil sie uns dem Tod einen Schritt näher bringt) eine Folge der Schuld ist, trifft das jeden von uns in Bezug auf die Erbsünde. Und so können wir nicht mehr sagen: Krankheit hängt mit einer besonderen Schuld zusammen. Denn jeder Mensch ist grundsätzlich schuldig. Unser Grundzustand ist Sünde. Es kommt nicht darauf an, was wir im besonderen getan haben oder tun, sondern wir werden alle leiden und sterben, weil wir in Gottes Augen alle absolut schuldig sind.
Deswegen können wir nicht angesichts einer bestimmten Krankheit sagen: Der Kranke ist krank wegen seiner Schuld. Denn wegen der Schuld aus Gottes Sicht hätten wir es eigentlich verdient, daß wir alle gleich sterben. Das wäre logisch gedacht. Indem Jesus verabsolutiert, daß alle Menschen total schuldig sind, nimmt er dem Argument besonderer Schuld bei persönlicher, individueller Erkrankung die Spitze. Daß ich irgendwann sterbe, ja, sterben muß, ist »der Sünde Sold«, steht im unmittelbaren Zusammenhang mit dem Grundzustand aller Menschen, mit der Erbsünde. Die zwei Schächer, die mit Jesus gekreuzigt wurden, sind beide Mörder – einer aber von ihnen tut Buße. Auch wir sind nach der Bergpredigt in Gottes Augen alle Mörder, sofern wir jemals Zorn oder Haß auslebten – auch dies hängt mit dem Grundzustand unseres gefallenen Wesens zusammen. In Gottes Augen sind wir alle Mörder, auch Ehebrecher.

Was bedeutet aber eine bestimmte, persönliche Krankheit, die wir erleiden? Hiob sagt uns das – wie auch Jesus – deutlich: Hiobs ganzes Leiden ist eine Probe Gottes. Er wird auf den Prüfstein gestellt mit seinem Glauben. Jesus Christus sagt: »Wer mir nach folgen will, der verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich« (sein Leiden, seine Krankheit, alles, was mit »Kreuz« zu tun hat) »und folge mir nach.«
Das Thema »Leiden« deutet in der Bibel immer auf die besondere Nähe zu Jesus Christus hin. Das ist unter anderem auch daran zu erkennen, wie der Auferstandene seinen wieder angenommenen Jünger Petrus auf dessen künftiges Sterben hinweist. Es ist Probe Gottes, daß wir im tiefsten Sinn in der Nachfolge Jesu mit ihm zu leben und zu leiden lernen. Wer nach dem Bedenken von Hiobs Leiden, nach Jesu Ruf in die Nachfolge und nach Jesu Feststellung zum Unglück mit dem Turm von Siloah behauptet, der Satan sei in mir, wenn ich krank bin, und ich müsse nur glauben, und dann gehe der Satan hinaus, der hat Jesus überhaupt nicht verstanden. Denn jede Krankheit kommt von Gott, der mich auf die Probe stellen will: Bist du bereit, mit mir zu leiden? Und wenn ich behaupte, daß Leiden gegen Gott ist, dann kämpfe ich gegen das Kreuz und nicht für das Kreuz. Der Gott, den ich dann haben will, ist ein selbstgemachter Gott, der sagt: Gesundheit ist ein Zeichen deines Glaubens; sei frisch, jung, gesund und sportlich! Das aber ist nicht der Weg Jesu.

Jesu Weg ist der Weg, der unsere Krankheit mitträgt, unsere Leiden und unsere Not. Und wahre Christen sind bereit, mit Jesus zu gehen. Ich habe in meiner Familie zwei Leute, die mir nahestehen, aber sehr krank sind. Ich bete nie: »Heile sie!« Ich bete: »Herr Jesus, gib mir und ihnen die Kraft, diese Leiden mit dir zu tragen. Und wenn es dein Wille ist – du weißt, daß ich es gern hätte – , dann laß sie gesund werden. Aber dein Wille geschehe.«
Alles andere wäre gegen Gottes Willen gebetet. Wie war es mit Paulus am Ende seines Lebens? Paulus will geheilt werden und sagt: »Herr, wenn es dein Wille ist, heile mich.« Jesus aber antwortet: »Laß dir an meiner Gnade genügen, denn meine Kraft ist in den Schwachen mächtig.« Das sind zentrale biblische Aussagen zum Leid und zur Prüfung. Krankheit ist eine Probe Gottes und ein Ruf Jesu in seine Nähe. Deswegen haben die Juden so gelitten, weil sie Gottes auserwähltes Volk sind, weil Jesus sein Ja zu diesem Volk sagt. Er kann seine Erwählung nicht bereuen (Römer 11). Er bringt sie in sein Kreuzesleiden, ohne daß sie das wissen oder gar wollten. Jeder Jude weiß, daß Leiden mit Erwählung zu tun hat. Auch wir sollten wissen, daß Leiden mit Erwählung zu tun hat. Christsein bedeutet nicht: Jetzt werde ich frisch, gesund und äußerlich, weltlich glücklich sein! sondern: »Wer mir nachfolgen will, der verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach.«

Die Mittel der Heilung

Auch die »Mittel«, die Jesus zur Heilung benutzt, sind zeichenhaft. Jesus heilt zum Beispiel, indem er jemanden mit seiner Hand berührt. Oft ist es ein Auflegen seiner Hand bei einem, der in demütigem Glauben vor ihm kniet. Mit eigenen leeren Händen kniet er vor dem Herrn, in dessen Händen Schöpfungsreichtum liegt. Und Jesus heilt ihn wegen seiner Demut, seiner Erkenntnis: Nur du kannst mir helfen; ich komme mit leeren Händen zu dir. Wahrscheinlich beten wir deshalb mit gefalteten oder nach oben geöffneten Händen, die Augen geschlossen und mit gesenktem Kopf, als ein Zeichen unserer tief inneren Beziehung und Demut vor ihm.

Vor allem aber hat Jesus durch das Wort geheilt. Er sagt: »Steh auf, deine Schuld ist dir vergeben.« Das Wort ist das Schöpfermittel Gottes. Und das Leben des Schöpfergottes ist in Jesus Christus. Wenn Jesus spricht, ist Leben, auch Leben aus dem Tod. Das Wort Jesu ist das Schöpfermittel Gottes. Und wenn Jesus spricht: »Geh hin, du bist gesund«, dann spricht er ein Schöpferwort als der Herr der Schöpfung, als der Mittler der Schöpfung. Sein Wort erschuf Leben.
Deswegen geschehen die meisten Heilungen Jesu durch das Wort.
Da gibt es eine wichtige Parallele: Unsere Heilungen kommen auch durch das Wort – ich meine nicht Heilung von Krankheit, sondern von Sünde und Schuld. Das geschieht unter dem Wort, zu dem der Heilige Geist bevollmächtigt; es geschieht durch das Fleisch gewordene Wort, das Jesus Christus ist. Und das ist gegenwärtig, wo Wort Gottes und Geist Gottes sind, der Geist, der »Odem« Gottes, in dessen Kraft einmal Tote auferstehen, zu neuem Leben erweckt werden, wie es in Hesekiel 37 steht.

Jesus hat aber ausnahmsweise auch einmal mit Speichel geheilt. Da war ein Blinder. Jesus strich ihm seinen Speichel auf die Augen und fragte ihn: »Kannst du sehen?« Fragend wie ein Augenarzt, der eine Brille anpaßt. »Menschen wie Bäume«, antwortete der – alles ist noch verschwommen. Und Jesus legte nochmals seine mit Speichel benetzten Finger auf seine Augen. Das zweifache Tun mag von doppelter Bedeutung sein: Jesus tut nicht nur Wunder über das Naturgesetz hinaus, sondern benutzt dieses auch – im Speichel Jesu eine Heilkraft seiner Schöpfermacht? Das ist nicht einfach auch in unserem Speichel so. Jesus wirkte hier mit schöpfungsbedingten Gegebenheiten, die er geschaffen hatte, doch er muß nicht alles mit ihrer Hilfe tun. Doch wie das schöpferische Wort kam auch der Speichel aus seinem Mund, dem Urquell des Lebens.

Es gibt noch ein merkwürdiges Heilungsmittel: das Gewand. Jesus ist zum Krankenlager der Tochter des Jairus gerufen worden. Unterwegs drängt sich eine Frau an ihn heran. Sie berührt sein Gewand und wird geheilt von jahrelanger Krankheit. Nicht als Reliquien verehrte Gewänder haben Heilkraft – sondern was die Heilung ausgelöst hat, war der Glaube der Frau und nicht irgendeine magische Auswirkung. Aber diese Handlung hat auch eine zeichenhafte Bedeutung. Das ist das Kleid der Erwählung, das Josef trug. Auch das Gewand ist zu erwähnen, das die Propheten im Scheol tragen, wie Samuel zum Beispiel. Da ist auch das Kleid, das die Erlösten in Gottes Reich tragen werden, wenn wir nur »ausharren bis ans Ende«. Kleider der Erwählung. Auch das Gewand Jesu, um das schließlich vier Soldaten unter dem Kreuz losten, war ein solches. Die Frau wurde gerettet durch ihren Glauben, aber sie berührt das Zeichen der Erwählung.
Das Gewand Jesu ist Zeichen seiner Erwählung, und sie kommt und berührt diese Erwählung und wird geheilt. Aber sie wird durch ihren Glauben geheilt, nicht durch das Gewand, das hier eine zeichenhafte Bedeutung hat, wie in der Josefsgeschichte, wie in der Offenbarung. Sie ist zu dem Erwählten gekommen. Der Erwählte heilt, und sie wird aus Glauben geheilt.

Die Heilung selbst

Jesus hat bei seinen Heilungen bestimmte Krankheiten besonders beachtet. Das ist kein Zufall.

Aussätzige
Aussatz ist im Judentum der Inbegriff von Unreinheit, weil er den Zerfall unseres Körpers zeigt, des Leibes, der doch vom Schöpfergott kommt, dem lebendigen Gott Israels. Wenn einen ein Aussatz befällt, bekommt man zuerst weiße Flecken, so steht es in der Bibel. Dann geht man zum Priester, um feststellen zu lassen, ob es wirklich Aussatz ist oder nicht. Dann treten stinkende Geschwüre auf. Ganze Körperteile faulen ab. Man muß von der Gemeinde abgesondert werden, nicht nur wegen der Ansteckungsgefahr – das auch, das ist die humane Seite – , sondern weil man von Gott getrennt ist, von dem lebendigen Gott Israels. Hier kommen wir zurück zu dem Thema Schuld. Der Verfall der Person zeigt, daß bei ihr die Schöpferkräfte Gottes gelähmt, erstarrt sind. Der Betroffene trägt nach israelitischem Verständnis Zeichen des Abfalls vom lebendigen Gott Israels.
Warum hat Jesus immer wieder Aussätzige geheilt?
Warum? Er will bezeugen: Ich bin die Reinheit. Was unrein ist, werde ich wiederherstellen. Israel muß die Reinheitsgesetze halten wegen der messianischen Verheißung. Das Volk muß rein sein, damit der Messias empfangen werden kann, der alle Völker segnen wird. Jesus hat die Reinheitsgesetze erfüllt und vollendet und damit zu ihrem Ziel gebracht. Er sagt: »Ihr seid nicht unrein durch das, was ihr eßt« (er meint auch berührt), »sondern durch das Böse in euren Herzen.« Sein Heilen von Aussatz ist eine Zeichenhandlung, die besagt, ich bin die Reinheit selbst. Ich stelle wieder her, was unrein ist. So wird sein Heilen vom Aussatz zu einer Vordeutung auf das Kreuz.

Lahme
Lahme mit Gicht und anderen Lähmungserscheinungen sind auch vom Tempelgottesdienst ausgeschlossen. Sie wurden bis vor den Tempel getragen, aber nicht in den Tempel hineingelassen. Sie dürfen keine Gemeinschaft mehr haben mit dem lebendigen Gott Israels, weil ihre Lebenskräfte erstarrt sind. Die Leben schaffende Wirkung des Gottes Israels ist bei ihnen nicht mehr vorhanden. Deshalb warten sie am Teich Bethesda darauf, daß sich das Wasser bewegt, dem dann Reinigungs- und Heilungskraft zugesprochen wurde. Bewegtes Wasser ist Zeichen der Reinheit. Jesus heilt diese lahmen Menschen, um zu zeigen: Die Kraft des Lebens selbst, das bin ich. Ich bin der lebendige Gott Israels. Ständig handelt Jesus, um zu zeigen: Ich bin die Thora, das Wort, das Gesetz Gottes. Ich bin der lebendige Gott Israels, ich bin Gottes Sohn, ich bin der Allmächtige.
Auch wenn moderne Theologen, ob sie Juden oder Christen sind, meinen, das alles wegstreichen und umdeuten zu müssen. Das ist das deutlichste Zeichen, daß Jesus der lebendige Gott Israels ist, der Gott der Schöpfung: Er heilt Lahme, weil das Leben in ihnen erstarrt ist. So zeigt er, daß das Leben in ihm ist.

Blinde
Sehen bedeutet in der Bibel Erkenntnis. Der Seher, das ist ein Urwort für den Propheten. Er sieht Wahrheiten, die andere Menschen nicht sehen, Gottes Wahrheit. Jesus sagt über sein eigenes Volk: »Sie haben Augen und sie sehen nicht, und sie haben Ohren und sie hören nicht« – weshalb sie Gottes Wahrheit nicht erkennen. Jesus heilt blinde Menschen, um zu zeigen: Ich bin der endgültige Prophet, ich erfülle die ganze prophetische Tradition. Wahres Sehen, wahre Erkenntnis kommt durch mich. Und was sehen die Blinden als allererstes? Sie sehen Gott, sie sehen Jesus, ihren Heiland. Dann sind sie ganz sehend, denn sie sehen Gott selbst. Ich kenne einen Blinden, der wanderte immer 6 km zu mir in den Gottesdienst. Einmal sagte er im Bibelkreis: »Herr Pfarrer, als ich jung war, konnte ich sehen; ich hatte Augen zu sehen, aber meinen Heiland habe ich nicht gesehen. Und als ich blind gewor den bin, bin ich sehend geworden, denn ich habe meinen Heiland gefunden.« Jesu Blindenheilungen machen deutlich, daß er zeigen will: Ich bin die wahre Kraft des Sehens. Und das Volk Gottes? Sie haben alle Augen, aber sie haben eine Binde vor den Augen und können ihn nicht sehen (Römer 11).

Taube und Stumme
Es ist nicht wahr, daß Jesus jeden Menschen in Not heilt. Er hat nur geheilt, wenn Glaube vorhanden war, und er hat nur geheilt, wo ein tieferer Sinn dahinter erkennbar wird, Taube und Stumme hat er nicht in erster Linie deshalb geheilt, weil er ein Gefühl für die Mitmenschen hatte. Selbstverständlich liebt Jesus uns, aber er will, daß wir ihn lieben. Der natürliche Mensch hat keinen Zugang zu Gott. Sehr selten habe ich Menschen erlebt, die durch menschliche Liebe oder durch das Erleben von Schöpfung oder durch Freude zu Jesus Christus fanden. Die meisten bekehrten Menschen, die ich kenne, sind durch den Tod bekehrt, indem sie mit Jesus Christus sterben, ihre alte Person, der »alte Adam«, das alte Ich. Wenn Jesus uns richtet, uns dann aber auch aufrichtet durch sein Wort – das bedeutet neugeboren werden. Das ist der einzige Weg, um zum Glauben an Jesus Christus zu kommen. Jesus starb, um zu zeigen, daß er der lebendige Gott Israels ist. Dazu nahm er die ganze Unreinheit des Todes auf sich, die ganze Gottesferne. Aber gerade im Tod zeigt er seine lebendige Macht und Kraft. Er ist auferstanden aus der Kraft des Herrn.

Warum heilt er Taube und Stumme? Weil es um das Wort Gottes geht, welches Fleisch geworden ist in ihm. Es geht um den Weg zum Leben, allein durch das Wort. Ein Stummer kann das Wort Gottes nicht weitergeben, kann Gott nicht preisen und loben. Wer taub ist, kann das Wort nicht empfangen. Es geht nicht in erster Linie um eine menschliche Krankheit und Grenze, nicht um Mitmenschlichkeit. Sicher, Jesus liebt alle Menschen, aber sein Handeln geht viel tiefer. Taubstumme sind Menschen, die abgetrennt sind von der Gemeinde Jesu, weil sie das Wort nicht hören, das sie frei macht, und sie können das lebendige Wort nicht weitergeben. Deswegen heilt Jesus sie.

Besessene
Es ist schon eine bemerkenswerte Tatsache, wenn man im Neuen Testament liest, daß besessene Menschen wußten, daß Jesus Gott ist, sogar bevor seine eigenen Jünger dies wußten. Ein Besessener ruft: »Du Menschensohn, du Gottessohn, weg von mir!«, bevor Petrus das bezeugte. Junge Leute, die jetzt auf dunklen Wegen gehen und Rauschgift nehmen (das gibt es unter ehemaligen Konfirmanden!), verstehen oft viel schneller etwas über die Bibel als andere, weil sie viel mehr wissen über die Macht des Bösen und über das Leben ohne Gott. Sie wissen sehr genau, daß sie es letztlich mit Gott zu tun haben. Aber sie sagen: »Weg! Das ist gerade das, was gegen mich steht, was ich nicht hören und nicht haben will.« Aber die Erkenntnis über Jesus ist da.
So ist es bei den Besessenen auch. Sie wollen Abstand halten von Jesus, weil sie einem anderen Reich angehören, dem dämonischen Reich. Die Dämonen und Satan kennen sehr genau Gottes Macht. Er ist ein gefallener Engel. Menschen, die in seinem Zugriff stehen, sind keine Atheisten. Sie wissen um Gottes Kraft, aber sie stehen unter anderen Mächten und Kräften. Das ist heute ein sehr wichtiges Thema. Denn satanische Einflüsse sind sehr stark geworden – auffallend in der Rockmusik. Es gibt Gruppen, die Satan anbeten. Der Satan ist auch eine lebendige Kraft, eine Kraft, die jedoch töten und zerstören will.
Besessene Menschen heilt Jesus, um zu zeigen: Ich habe Macht über das Böse. Das Böse kann mir nicht widerstehen. Der Satan wird sich einmal auch beugen müssen und wird vernichtet. Auch sein Helfershelfer, der Antichrist. Der Satan wird tausend Jahre von Jesus gefangengenommen sein und dann in einem letzten Kampf endgültig vernichtet werden. Jesus hat Macht über das Böse, er allein. Aber sein Hauptziel ist nicht, den Bösen zu richten, sondern Menschen zu retten. Neues und Altes Testament sprechen deutlich davon, daß Gott zwar der Richter ist, aber er will retten, er will Gnade ausüben. Deshalb heilt Jesus auch Besessene, um zu zeigen: Es gibt keine Macht oder Kraft, die stärker ist als der lebendige Gott Israels. Er kann Menschen aus Satans Herrschaft reißen. David Wilkerson berichtet in sei nem berühmten Buch »Das Kreuz und die Messerhelden«, wie Rauschgiftsüchtige, die unheilbar sind, medizinisch und auch psychologisch, durch den Glauben an Jesus Christus befreit werden von dieser Besessenheit. Denn diese Not ist eine moderne Besessenheit.

Der Tod
Das zentrale Wunder Jesu in seiner Bedeutung ist seine Auferweckung aus dem Tod.
Elia hat einen Menschen auferweckt, auch Elisa. Jesus hat mehrere Menschen aus dem Tod erweckt, den Jüngling zu Nain, die Tochter des Jairus – aber das Erstaunlichste geschieht bei Lazarus. Er ist schon vier Tage tot. In Israel herrscht warmes Klima. Normalerweise beerdigt man dort innerhalb 24, höchstens 48 Stunden. Des Lazarus Verwesung hat in seiner Gruft schon eingesetzt. Er ist bereits länger tot, als Jesus es später war. Jesus heilt Lazarus vom Tod, indem er ihn mit dem lebendigen, dem Leben schaffenden Wort Gottes ruft: »Lazarus, komm heraus!«
Komm aus dem Tod, denn ich herrsche über den Tod, nicht nur über Satan und Besessenheit, sondern auch über den Tod, die Auswirkung der Erbsünde. Auch hier deutet er sein Kreuz voraus, an dem er den Tod endgültig entmächtigt in seiner Auferstehung. Die letzte Steigerung in der Todesüberwindung durch die Auferstehung ist, daß er sich als der lebendige Herr, der Gott Israels, in einem neuen, unzerstörbaren Lichtleib zeigt. Lazarus mußte nochmals sterben, Jesus Christus aber nicht. Er herrscht über Zeit und Raum als der Auferstandene.

Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde.« Das hat mit der Schöpfung zu tun. Da handelt der lebendige Schöpfergott. Anfang bedeutet Zeit – Himmel und Erde ist Raum. Zuerst hat er die Zeit geschaffen und dann Himmel und Erde, den Raum. Jesus Christus steht über beidem, Zeit und Raum. Deshalb kann der auferstandene Jesus plötzlich hier und plötzlich da sein; er ist weder an den Zeit- noch an den Raumbegriff gebunden. Das können wir nicht ohne weiteres begreifen, denn wir leben in Zeit und Raum.
Wir werden das erst begreifen können in Gottes ewigem Reich. Dann werden wir nicht mehr in Zeit und Raum leben. Einstein hat gezeigt, daß die Zeit ein relativer Begriff ist. In seiner Relativitätstheorie hat er aufgezeigt, daß bei sehr hohen Geschwindigkeiten die Zeit langsamer abläuft. Die Bibel spricht davon, daß »Tausend Jahre vor Gott sind wie ein Tag, der gestern vergangen ist«. Für den lebendigen Gott Israels gibt es keine Zeit und keinen Raum, denn sein Reich kennt keinen Tod mehr – keine Endlichkeit und damit keine Zeit mehr. Wo es Zeit gibt, muß es Tod geben. Wir leben, um zu sterben. Es gibt bei Gott keine Zeit und auch keinen Raum in unserem Sinn des Wortes. Das ist für uns eigentlich nicht möglich zu denken. Und so kommt die kritische Rückfrage: »Wie können wir alle auferstehen zum Gericht?« Menschliche Torheit fragt so.

Aber leben wir, um Gott zu prüfen, indem wir sagen: »Nicht möglich, das glaube ich nicht.«? Die Antwort Gottes an Hiob lautet: »Dann schaffe mir die Welt, Hiob.« Der Mensch bleibt stumm und sprachlos vor Jesus Christus als dem lebendigen Gott, weil wir auf das Zentrum des Lebens durch unsere Vernunft nicht antworten können. Das Leben selbst, die Liebe, die Quelle, die Nahrung des Lebens, die Liebe, kann man nicht mit Wissen und Willen schaffen und mit der Vernunft auch nicht erklären. Und ohne Jesus Christus gibt es keine Antwort auf das Leiden und keine Antwort auf den Tod. Kann ich mich selbst erklären?

Was da versucht wird, sind nur psychologische Theorien. Niemand kann mir sagen, wer ich bin. Jeder sieht mich anders. Jeder malt das Porträt eines anderen anders. Auch wenn er ihn beschreibt. Jeder sieht den anderen durch seine eigenen Augen. Nur Jesus Christus weiß, wie und wer wir wirklich sind.
In der Auferstehung Jesu liegt der Beweis begründet, daß Jesus Christus der lebendige Gott ist, der Leben aus dem Tod, aus dem Nichts geschaffen hat.

Wir haben über Jesu Heilungshandeln nachgedacht und begreifen nun zusammenfassend, daß das Wesentliche für uns das Heil ist und nicht eine Heilung. Wenn Menschen in Krankheitsnot sind – auch ich selbst – , stelle ich nicht die Bitte in den Mittelpunkt: »Herr, heile du!«, sondern: »Herr, gib mir und den Menschen, die mir nahe sind, die Kraft, diese Not zu tragen und deinen Willen zu bejahen.« Heil ist viel wichtiger als Heilung. Unser Heil ist der Arzt Jesus Christus. Viel wichtiger ist, daß wir mit ihm sterben, als daß wir gesund werden. Die Berichte über die Heilungen sollen uns nicht dazu verleiten zu sagen: »Ich erwarte geheilt zu werden, weil ich glaube.« Nicht Gesundheit ist das höchste Gut. Das höchste Gut ist Jesus Christus, und Jesu Weg ist ein Leidensweg. »Wer mir nachfolgen will, der nehme sein Kreuz auf sich, verleugne sich selbst und folge mir nach.« Das ist, was unser wahrer Arzt, unser Heil, Jesus Christus, zu uns gesagt hat.

Kinder des Lichts

»Lebt als Kinder des Lichts; die Frucht des Lichts ist lauter Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit. Prüft, was dem Herrn wohlgefällig ist, und habt nicht Gemeinschaft mit den unfruchtbaren Werken der Finsternis; deckt sie viel mehr auf. Denn was von ihnen heimlich getan wird, davon auch nur zu reden ist schändlich. Das alles aber wird offenbar, wenn’s vom Licht aufgedeckt wird; denn alles, was offenbar wird, das ist Licht. Darum heißt es: Wach auf, der du schläfst, und steh auf von den Toten, so wird dich Christus erleuchten.«
(Epheser 5, 8 -14)

So strahlend klar, in Wellen des Klangs, intonierte Joseph Haydn diese zentrale Bibelstelle in seiner berühmten »Schöpfung«. Licht ist die Grundlage für das Leben. Licht bringt Leben. Der Herr selbst ist die Quelle des Lichtes, des Lebens. Und derselbe Herr erscheint Mose und Saulus als brennendes Licht; Mose als Licht in einem Dornstrauch, welcher aber nicht verbrennt, und Saulus als ein Licht vom Himmel, viel stärker als die Sonne, als Urlicht. Hier zeigt der Herr seinen brennenden Eifer, denn Mose soll zurück nach Ägypten gehen, um sein Volk zu befreien von seiner Sklaverei; und Saulus soll jetzt seinen Eifer verwenden aus dem Licht der Erleuchtung, aus Gottes Eifer, nicht gegen die Christen, sondern für das Volk des Neuen Bundes, in der Mission. Hier sehen wir den Herrn als brennendes, eiferndes Licht. Und brennende Kohlen werden auf die Lippen des großen Propheten Jesaja gelegt, um ihn zeichenhaft rein zu machen für seine Verkündigung der Botschaft des Herrn. Hier das Licht als Gottes Reinheit, welches uns reinigt. Und im längsten Psalm der Bibel, Psalm 119, steht geschrieben: »Dein Wort ist meines Fußes Leuchte und ein Licht auf meinem Wege.«
Hier wird Gottes Licht, durch sein Wort, uns seinen Weg erleuchten, seinen Weg in seiner Nachfolge, wie es so deutlich in unserem Text steht: »Nun aber seid ihr Licht in dem Herrn. Wandelt wie die Kinder des Lichtes.« Und schließlich: Der Herr wird alles »ans Licht bringen« durch sein Gericht, das bedeutet, nach den Maßstäben seiner Gerechtigkeit. Und so steht es in unserem Text: »Das alles aber wird offenbar, wenn’s vom Licht bestraft wird; denn alles, was offenbar wird, das ist Licht.«

Es läßt sich zusammengefaßt sagen: Wenn Jesus sagt »Ich bin das Licht der Welt«, meint er das in fünffachem, gesamtbiblischem Sinne:

1. Ich bin die Grundlage des Lebens, des Lichts.

2. Mein Licht bedeutet mein brennendes, eiferndes Wesen.

3. Mein Licht schafft nicht nur Klarheit, sondern auch Reinheit.

4. Sein Wort ist das Licht auf unserem Wege in der Nachfolge zu ihm.

5. Er wird alles ans Licht seines Gerichtes bringen.

Und wir sind »Kinder des Lichts«: »Denn ihr wäret vormals Finsternis; nun aber seid ihr Licht in dem Herrn. Wandelt wie die Kinder des Lichtes – die Frucht des Lichtes ist lauter Gütigkeit, Gerechtigkeit und Wahrheit.« In uns selbst sind wir nicht Licht, sondern wir sind nur Licht, wenn wir aus Gottes Wesen, aus seiner Leben spendenden, eifernden, reinigenden, wegweisenden, richtenden Kraft leben. Wir können diese Aussage durch ein Bild vielleicht besser verdeutlichen. Der Herr ist wie die Sonne, und wir sind wie der Mond. In uns selbst sind wir nur Finsternis (verloren in uns selbst), aber wir bekommen Licht, Leben, eifernde Kraft in der Nachfolge, Reinheit und Wegweisung aus seinem Licht. Wir verfügen dann nicht über dieses Licht, sondern das Licht verfügt über uns.
Das bedeutet auch, daß die Gaben des Geistes nicht uns gehören, sondern ihm; er gibt sie uns, wann und wie er will. Und diese »Frucht des Lichtes« kann dann genauso als »Gaben des Geistes« betrachtet werden. Sie heißen »Gütigkeit, Gerechtigkeit und Wahrheit«.
Als Christen sind wir in einer besonderen Lage im Hinblick auf die Wahrheit. Jesus Christus sagte von sich selbst: »Ich bin die Wahrheit«, und wir reden die Wahrheit, wenn wir im Sinne Jesu reden. Als Christen haben wir keine Angst vor der Wahrheit – jedenfalls haben wir das nicht nötig – , weil wir wissen, daß unser Herr ein gekreuzigter Herr ist, der für unsere Sünde gestorben ist und nicht für gerechte Menschen. Damit sind wir aber auch verpflichtet, unsere Sünde, unsere Entfernung von Gott, aufdecken zu lassen und auch für unsere noch unbekannten Sünden um Vergebung zu bitten. Denn »Ihr wäret vormals Finsternis, nun aber seid ihr Licht in dem Herrn«. In der Wahrheit reden, bedeutet dann in erster Linie, Jesus gemäß, wahrheitsgemäß zu reden und zu leben, auch unserem Nächsten das zu sagen, was er im Sinne Jesu nötig hat zu hören, soweit wir das erkennen. Christen sollen nie untereinander die Wahrheit verschweigen. Je offener wir sind, desto besser kann die Atmosphäre zwischen uns sein.

Das heißt nicht, daß die Wahrheit um jeden Preis gesagt werden muß. Das gilt vor allem, wenn erkennbar wird, daß eine verletzende Wahrheit dem Gebot der Liebe entgegensteht. So heißt es im vorangehenden Kapitel des Epheserbrief es: »Lasset uns wahrhaftig sein in der Liebe.« Und so steht in unserem Text, daß wir als Kinder des Lichts nicht nur aus der Wahrheit leben und die Wahrheit (Christus) bezeugen, sondern auch aus seiner Güte. Nur wenn wir beides tun, leben wir aus der Gerechtigkeit Gottes, welche zugleich seine Liebe und seine Wahrheit umfaßt. Ich kenne eine Frau, die ständig sagt, was sie denkt, und damit ihre Nächsten regelmäßig verletzt. Diese Frau behauptet aber, daß es ihr um Wahrheit gehe. Aber sie kann einfach nicht schweigen. Bei einem solchen angeblichen Wahrheitsbedürfnis hält man eine Sache für wichtiger als die Menschen, die es betrifft. Da glaubt man, alles sagen zu dürfen, solange es nur wahr ist, einerlei, ob Menschen dabei verletzt werden oder nicht. Unser Ephesertext zeigt aber, daß die Güte (Liebe) ein Maßstab für die Wahrheit ist. Und Gottes Gerechtigkeit, sein Kreuz, offenbart zugleich seine totale Hingabe, seine Liebe zu uns, und die Wahrheit unseres Verlorenseins als Gottesmörder, denn wir haben ihn gekreuzigt und tun das täglich, indem wir an ihm vorbeileben. Wer dann um der Wahrheit willen bedenkenlos verletzt, zeigt wenig Güte für andere und damit wenig Liebe. Darum sollen wir zwar mit unserem Nächsten offen umgehen, aber wir sollen uns dabei von der Liebe leiten lassen, damit wir die Wahrheit zum richtigen Zeitpunkt und in der richtigen Weise sagen können, so daß sie zum Ausdruck unserer Güte und Liebe wird. Damit ist nicht gemeint, daß wir diplomatisch vorgehen sollen. Diplomatie ist oft versteckter Egoismus. Hier geht es darum, daß selbst unser Wahrheitsempfinden von der Liebe Christi, seiner Gütigkeit geleitet werden muß: »Ich sage etwas für dich Wichtiges, nicht weil ich dich verletzen will oder weil ich ehrlich sein will, sondern weil ich weiß, daß es für dich von Bedeutung ist, die Wahrheit zu wissen.«
Wer die Wahrheit sucht aus der Güte des Herrn, wird auch einen Weg finden,
daß diese Wahrheit klar zum Ausdruck gebracht werden kann, ohne daß sie verletzt. In der Wahrheit bleiben, bedeutet, nahe bei Jesus sein, aus seiner Gerechtigkeit (Kreuz) leben; auch Güte auszuüben, bedeutet, nahe bei Jesus sein, aus der Kraft seiner Gerechtigkeit und Liebe (das Kreuz) zu leben. Wahrheit und Gütigkeit gehören eng zusammen, beide als Ausdruck des wahren Lichtes der Welt: Christus, der Gekreuzigte, der selbst die Gerechtigkeit ist.

Aber unser Text enthält auch eine Warnung: » . . . denn ihr waret vormals Finsternis.« Das bedeutet doch, wir können nochmals Finsternis werden: » . . . und habt nicht Gemeinschaft mit den unfruchtbaren Werken der Finsternis, sondern strafet sie vielmehr. Denn was heimlich von ihnen geschieht, das ist schändlich nur zu sagen. Das alles aber wird offenbar, wenn’s vom Licht gestraft wird; denn alles, was offenbar wird, das ist Licht. Darum heißt es: Wache auf, der du schläfst, und stehe auf von den Toten, so wird dich Christus erleuchten.«
Dies ist ein Bündel von Wahrheiten, die letzten Endes alle das gleiche betreffen: Auch wenn wir jetzt Kinder des Lichts in Christus sind und dies bezeugen aus seiner Güte, Gerechtigkeit und Wahrheit, gibt es trotzdem immer noch Gefahren für uns.
Wir können dem Schlafgeist verfallen wie Petrus, Johannes und Jakobus im Garten Gethsemane. Auch Menschen, welche zu Christus gerufen worden waren, haben diesen Schlafgeist erlebt und sind wieder im Geist des Todes, sind wieder in Gottes-, in Christusferne geraten. Das gilt als Warnung für alle, die glauben, daß ihnen nichts geschehen könne und die deshalb nicht mehr eifernd in ihrem Glauben leben. Und diese Gefahr besteht nicht nur für uns, sondern selbstverständlich auch für unseren Nächsten. Hier redet Paulus sehr deutlich vom Gericht, von Gottes »Ans-Licht-bringen«, aber auch von unserer Haltung der Gottlosigkeit gegenüber: »Und habt nicht Gemeinschaft mit den unfruchtbaren Werken der Finsternis, strafet sie vielmehr . . . Das alles aber wird offenbar, wenn’s vom Licht gestraft wird.«
Wir sollen, wir müssen deutlich persönlichen Abstand vom Bösen nehmen (und heutzutage, in der Endzeit, ist das nicht so einfach), aber wir müssen auch diese bösen Werke und Wege strafen, und zwar aus Güte, in der Gerechtigkeit (im vergebenden Kreuz Christi), um der Wahrheit willen. Der Herr will viel lieber Barmherzigkeit erzeigen als Gericht, und er ruft uns, klare Worte zu sprechen, wo Sünde entsteht, damit die Sünder jetzt durch das Wort Christi gerichtet werden und damit nicht in das Endgericht kommen.
»Wandelt wie die Kinder des Lichtes – die Frucht des Lichtes ist lauter Gütigkeit und Gerechtigkeit und Wahrheit – , und prüfet, was da sei wohlgefällig dem Herrn.«

Wer bin ich?

Ich habe in meinem Leben eine erschreckende Erfahrung gemacht, die wohl jeder Mensch irgendwann einmal macht. David Jaffin war in dem Ort, wo er als Schüler heranwuchs, bekannt als Dummkopf. Meine Lehrer haben lange von mir gesagt, daß ich weder im Lesen noch im Schreiben etwas tauge, nur ein sehr guter Sportler sei; vielleicht wird er da einmal Profi sein. Im Alter von acht Jahren habe ich Baseball gespielt, wie immer. Ich habe nie meine Hausaufgaben gemacht, nur den ganzen Nachmittag Baseball gespielt oder Fußball. Einmal kam ich in mein Zimmer und trat vor den Spiegel. Plötzlich stellte ich zum ersten Mal in meinem Leben die zentralste aller Fragen: Was siehst du in diesem Spiegel?
Am Abend vorher hatte ich in einem Gespräch mitbekommen, daß jemand aus meiner Familie gestorben war. Er stand mir nicht besonders nahe, aber es hatte mich doch ein wenig bewegt. Während ich nun meine Hände wusch, war mein Kopf noch ganz und gar beim Sport. Da überraschte mich mein Spiegelbild, und ich fragte mich: »David, wie schaust du aus, wenn du tot bist?« Innerlich wehrte ich ab: Dann gibt es weder ein Spiegelbild noch meine eigene Person. Dann aber bohrte der »Dummkopf« mit acht Jahren tiefer und fragte weiter: »Zeigt dein Spiegelbild DICH?« Und meine Antwort war richtig: Nein, das bist du nicht; das ist die Art, wie du zurückschaust auf dich, verstellt, physisch verstellt; das ist ein Kuckucksspiel, was du da machst; das bist du nicht.

Die Frage »Wer bin ich?« ist für mich eine zentrale Frage gewesen auf meinem Weg zu Gott. Auch in meinen lyrischen Büchern, wie in meinen Predigten spielt die Frage eine zentrale Rolle: »Wer bist du eigentlich?«

Ich fange jedes Jahr den Konfirmandenunterricht mit dieser Frage an: »Wenn ich euch nach Hause schicke mit einer Hausaufgabe, herauszufinden, wer ihr seid, wie werdet ihr mit diesem Problem umgehen?« Lachend kommen gleich Antworten: »Ich heiße Sabine« oder »Ich heiße Heinrich« . . . Aber das lasse ich nicht gelten, sondern ich fordere sie auf: »Denkt einmal an Briefe, die ihr vor drei Jahren geschrieben habt. Bist du die gleiche Person wie damals? Würdest du heute sagen: So bin ich – oder: So war ich?« Im Alter von 14 Jahren wagt keiner zu behaupten: So bin ich. »So war ich«, sagen sie alle. Und dann werden sie plötzlich ernst. Das ist die zentralste aller Fragen, zentraler als die Frage, ob es Gott gibt. Denn, wenn ich nicht weiß, wer ich bin, hat keine Aussage über Gott einen Sinn. Jede Aussage, die wir machen – Ich glaube…, Ich denke… – setzt eine Kenntnis meiner eigenen Person voraus. Und gerade das ist das Problem heute. Das ist die Frage hinter jeder Glaubensaussage und ebenso hinter jeder Aussage, die Gott verneint – Wer bin ich? Ganz bewußt frage ich meine Konfirmanden: Wie geht ihr mit diesem Problem um?

Wir wollen jetzt verschiedene Möglichkeiten überdenken. Ich bin überzeugt, daß jeder Mensch, der sagt, daß es keinen Gott gibt, sich von vorneherein selbst täuscht, weil niemand das sagen kann, ohne zu wissen, wer er ist. Ohne an Gott zu glauben, kann er nicht wissen, wer er ist. Darum täuscht sich jeder, der behauptet: »Es gibt keinen Gott«, weil niemand weiß, wer er selbst ist, ohne Gott. Darum ist der Atheismus logischerweise total unmöglich. Ohne Gott können wir nicht wissen, wer wir sind. Wer bin ich? Bin ich die gleiche Person, die ich vor fünf oder zehn Jahren war? Ändere ich mich durch die Jahre? Wie kann ich feststellen, wer ich wirklich bin? Ich frage das meine Konfirmanden, und die sagen: »Ja, probieren wir es bei unseren Eltern.« Wie viele Aussagen können sie über ihre Kinder machen, und wo ist die Grenze ihrer Kenntnis? Eltern kennen ihre Kinder ein paar Jahre ihres Lebens besser als jede andere Person. Sie kennen den Anfang der Kindheit, bis wir uns bewußtwerden über uns selbst, bis wir das Wort »Ich« aussprechen, meistens mit etwa drei Jahren. Über die ersten drei, vier Jahre unseres Lebens können unsere Eltern viele tiefe Aussagen machen über uns. Je älter wir werden, desto weniger gültig sind die Aussagen der Eltern über uns
. Ich würde nie behaupten, daß meine Eltern jetzt noch eine gültige Aussage über mich machen können. Ich sehe meine Eltern höchstens zweimal im Jahr. Sie kennen meine Entwicklung viel zu wenig, und je älter ich werde, desto weniger kennen sie mich. Das ist die erste Grenze meiner Eltern.

Wo liegt noch eine Grenze für Aussagen meiner Eltern über mich, ob ich ein kleines Kind bin oder ein Erwachsener? Sehen meine Eltern mich mit besonderen oder mit objektiven Augen? Ja, mit besonderen: Das ist mein Sohn. Unser vierjähriger Sohn war damals sehr beeindruckt von einem jungen Mann, der mit 20 Jahren jeden Monat ein anderes Auto hatte. Ihm war noch nicht bewußt, daß dieser junge Mann eine sehr schwache Mutter hatte, die ihm ständig Geld auslieh, und so hat er sehr mit seinen Autos angegeben. Schließlich ist seine Mutter in totaler Armut gestorben, und er landete im Gefängnis. Diese Mutter hatte immer gesagt: »Aber mein Peter, der hat ein so goldenes Herz.« Wir haben diesen Peter ganz anders gesehen – vielleicht hatte unser Sohn ihn auch positiv gesehen, wohl nicht gerade mit »goldenem Herz«, aber er mag gedacht haben: Der hat aber ein goldenes Bankkonto!

Eltern haben einen »besonderen« Blick für ihre Kinder, und das bedeutet: Sie sehen sie nicht wie »Außenstehende«. Emotionen spielen da stark mit hinein und verwischen die Wirklichkeit. Da liegen von vornherein Grenzen der Kenntnis unserer Eltern. Spätestens in der Pubertät fangen die Kinder an, ihren Eltern nicht mehr alles zu sagen. Und wenn sie nicht alles sagen, kann man nicht alles wissen. Da entstehen gewisse Geheimnisse zwischen Kindern und Eltern. Je älter das Kind wird, desto weniger werden die Eltern ihr Kind kennen und verstehen. Darum hat eine elter liche Aussage über ihr Kind letzten Endes keine Gültigkeit. Und wenn sie etwas aussagen, ist das mehr privater, persönlicher Natur, sicher von Liebe geformt, aber mit rosiger Brille gesehen: »Wenn ihr nur wüßtet, was für ein goldenes Herz mein Peter hat!«

Wir probieren es weiter bei den Freunden. Was können Freunde, jüngere oder ältere, über uns aussagen? Freunde verbinden gleiche Interessen, Vertrauen, vielleicht ähnliches Temperament oder ähnliches Verständnis. Einen zum Freund zu nehmen, da wird eine besondere Wahl getroffen. Ich fühle mich von seiner Wesensart angezogen; ich mache so vorab schon eine positive Aussage – ein anderer könnte dieselbe Person negativ sehen. Gewiß, ein Freund kann manchmal auch kritische Äußerungen machen. Aber normalerweise vergibt er recht schnell, er toleriert meine paar Schwächen hier oder da, während schon gemeinsame Interessen unserer Persönlichkeit zur Freundschaft führen.
Freundschaft lebt von vornherein von und mit positiven Vorurteilen. In ihr fehlt der objektive Blick füreinander. Kann ein Freund uns so gut kennen wie unsere Eltern? In mancher Hinsicht ja und in mancher Hinsicht nein. Es kommt auch darauf an, in welcher Lebensphase wir uns befinden. Dauerhafte Freundschaften sind selten. In der Regel fängt man erst später an, echte Freunde zu gewinnen. Deshalb kann ein noch so guter Freund uns nicht in unserer ganzen Entwicklung kennen. Ein Freund hat immer nur einen begrenzten Überblick über unsere ganze Geschichte. Ich habe erst seit anderthalb Jahren einen neuen Freund gefunden, einen sehr guten Freund. Ich kann ihm über meine Kindheit erzählen, von meinen Interessen usw., aber er hat das von mir und nicht von sich. Seine Kenntnisse sind begrenzt. Wenn ich einmal nach Amerika in Ferien gehe zu meinen alten Freunden, kennen die mich zwar aus meiner Kindheit, aber sie wissen nicht, wie es jetzt um mich steht. Freunde haben immer geschichtliche Lücken, einen begrenzten Einblick, weil sie Freunde sind. Darum können sie keine gültigen Aussagen darüber machen, wer ich bin.

Vielleicht wäre es klug, unsere Feinde zu fragen. Da würden wir interessante Sachen hören. Wir gehen zu jemand, der uns nicht mag und fragen: »Warum magst du mich nicht?« Trotz all des Negativen, was er über uns sagt – vielleicht sogar berechtigt – , wird er uns auf die Dauer tief kennen? Wenn ich eine Abneigung gegen jemand habe, ist es dann gerade diese Person, zu der ich immer wieder hingehe, mit der ich viel Zeit verbringe? Nein, man meidet dann doch einander. Ein Feind kann sicher eine sehr kluge Aussage über uns machen, viel leicht ist es auch ein verzerrtes Bild unserer Schwäche oder ein überbetontes Bild von dem, was er an uns nicht ertragen kann. Aber es ist immer eine sehr begrenzte Aussage, letzten Endes noch begrenzter als die unserer Freunde.

Wer aber kennt uns denn am besten?
Wir möchten sagen: Gott. Sicher – aber ich möchte mich in der allerzentralsten Frage »Mensch, wer bist du?« wiederholen: Wer sagt, daß es keinen Gott gibt, täuscht sich selbst, denn er kann nicht wissen, wer er ist, wenn es keinen Gott gibt. Wer sagt: »Ich glaube nicht an Gott«, täuscht sich, denn er setzt voraus, daß er weiß, wer er selbst ist. Wenn es aber keinen Gott gibt, kann er nicht wissen, wer er selbst ist. Darum hat diese Aussage überhaupt keine Gültigkeit. Ich muß wissen, wer ich bin, wenn überhaupt eine Aussage über mich einen Sinn haben soll, auch die Aussage von mir, wenn ich sage: »Es gibt Gott, ich glaube an Gott« oder »Ich glaube nicht an Gott.«

Kommen wir zurück zu meinem Spiegelbild. Ich behaupte, das ist das erschreckendste Bild, das einen Menschen treffen kann. Ich habe mindestens 40 Gedichte über das Thema »Spiegelbild« geschrieben und was es bedeutet. Es ist ein zentrales Bild in der Literatur und geht auch zurück zur Bibel. Wenn wir versuchen, uns ein Bild von uns selbst zu machen, wenn wir sehen wollen, wie wir körperlich ausschauen – können wir das mit eigenen Augen direkt sehen? Ich kann machen, was ich will – ich sehe mein eigenes Gesicht mit meinen Augen nie direkt. Merkwürdig, wie Gott uns erschaffen hat! Wir blicken alle hinaus, weg von uns, aber nicht in uns. Ich komme zu einem Spiegel und versuche, mich zu sehen. Nur in einem Spiegelbild kann man versuchen, sich zu finden. Es gibt eine lustige Geschichte in Aesops Fabeln über einen Hund, der mit einem großen Knochen in seiner Schnauze über eine Brücke läuft. Da sieht er im Spiegelbild im Wasser einen Hund mit einem Knochen, von dem er wähnt, dieser sei noch größer als sein Knochen. Gierig schaut er diesen Knochen an und will ihn haben; er macht seine Schnauze auf, sein Knochen fällt ins Wasser, und er hat nun keinen Knochen mehr. So geht es mit verzerrten Spiegelbildern – auch bei uns Menschen.

In unserem Spiegelbild wollen wir herausfinden, wer und wie wir physisch sind. Was für ein Bild sehen wir im Spiegel? Zeigt er, wie wir sind? Nein, wir sehen, wie wir sein wollen. Es ist ein Trugbild von uns selbst. Beobachten wir einmal, wie Mädchen, auch Jungs, in den Spiegel schauen, mit welcher Erwartung. Es gibt ein berühmtes Bild von Titian von einer sehr schönen Frau, die sich im Spiegel anschaut und sich als Königin der ganzen Welt fühlt; Eitelkeit beherrscht sie. Niemand tritt vor den Spiegel ohne eine vorgefaßte Vorstellung von dem, was er sehen will. Ein Kranker möchte gerne wieder frischrote Wangen sehen. Vielleicht reibt und klopft er sie vorher ein bißchen, um feststellen zu können: Die Gesundheit kommt. Niemand würde sich an einem mißmutigen Spiegelbild erfreuen. Jeder kommt zum Spiegel, um etwas Erfreuliches zu finden. Darum: Können wir im Spiegelbild die Wirklichkeit erwarten? Hinzu kommt, daß wir unser eigenes Gesicht spiegelverkehrt, seitenverkehrt sehen. Ich kann mich nicht mit meinen Augen richtig sehen. Es gibt Momente im Leben, in denen kann man sich selbst sehen durch die Augen von anderen. Wenn ich beispielsweise etwas wissen will über eine andere Per son, die ich selbst jedoch nicht kenne, und zu jemand komme, der sie sehr gut kennt, und dieser versucht mir zu erklären, wie diese Person ist, dann fängt er beim Beschreiben an, unbewußt, die Gesichtszüge dieser Person anzunehmen. Ich habe das seit langem beobachtet. Wir Menschen sind geborene Schauspieler. Wenn ich etwas wissen will über jemand, den ich nicht kenne, und ich rede mit einem guten Freund von ihm, dann erzählt dieser nicht nur mit seinem Mund, sondern mit seinem ganzen Gesicht. Ich kann mich selbst auch sehen in den Augen anderer: Ich sehe einen Blick, aber das ist ein Spiegelbild von mir. Manchmal erfahren wir durch den Blick von anderen etwas über uns.

Einmal ging ich zum Beispiel zum Friseur, ich war 17 Jahre alt; wie immer hatte ich ein Buch in der Hand. Der Friseur hat an mir gearbeitet, und ich habe in meinem Buch gelesen. Der Friseur hat mir so einen kurzen amerikanischen Schnitt gemacht, sehr kurz. Er guckte mich an, er war nicht glücklich, daß ich immer in mein Buch schaute, er sah nicht gerne Leute, die immer lesen. Und er hat gefragt, mit seinem Spiegel: »Wie schaut das jetzt aus?« Ich habe gesagt: »Noch ein bißchen kürzer« – ich war mitten in einem Kapitel und wollte das zu Ende lesen. So habe ich gar nicht bemerkt, daß er einen Rasierapparat nahm – ein ganz böser Mann war das, ich werde ihn nie vergessen – , er nahm einen Rasierapparat und fing an, meinen ganzen Kopf zu rasieren. Als er den ersten Teil gemacht hatte, mußte dann alles gemacht werden. Ich ging zu meinem besten Freund, ich läutete bei ihm, die Mutter machte auf und schaute – und in ihrem Gesicht habe ich mich selbst sehr deutlich gesehen. Sie hatte einen entsetzten Blick, dann fing sie an zu lachen. Ich habe in ihrem Gesicht gesehen, was mit mir los war, daß ich lächerlich ausschaute.

Kommen wir aber zurück zu unserem eigenen Spiegelbild: Von vornherein ist es verzerrt, physisch umgedreht, seitenverkehrt – aber es ist auch geistig verdreht. Denn wir treten vor den Spiegel, um ein vorgefaßtes Bild von uns zu sehen: Ich schaue stark aus, ich schaue hübsch aus, ich schaue klug aus, ich schaue interessiert aus . . . Das ist alles vorbereitet. Es gibt nur wenige Menschen, die zum Spiegel treten, um Wahrheit zu finden. Der große englische Dichter, T.S. Eliot, der sich vom Atheismus zu Christus bekehrte, ein sehr tiefsinniger Christ, sagte: »Der Mensch kann wenig Wahrheit ertragen.« Sicherlich ein wahres Wort. Eliot beschäftigte sich auch mit dem Problem, wie wir wirklich sind. Ein Vorbild ist auch der Mann, der sein Leben lang mit dieser Frage beschäftigt war; er war der größte aller christlichen Maler, der noch im Alter in ein Judenviertel umsiedelte, um Charakterköpfe für seine Evangeliumsbilder zu finden – Rembrandt. Er war ein tiefsinniger, ehrlicher Mann und wollte wirklich herausfinden: »Wer bin ich?«
Rembrandt hat sein Leben lang auch immer wieder sich selbst gemalt – zuerst als ein Genie, der sich mit einem Turban kleidet; auch seinen Vater hat er so angezogen, um exotisch auszusehen. Aber je älter er wurde, desto tiefer dringen seine Bilder in die Wahrheit ein. In seinen dreißiger Jahren stellte er sich als berühmter Mann dar. Man sieht es an seinem Gesichtsausdruck, an der Art, wie er angezogen ist: Dieser Mann ist reich, angesehen, brillant und anerkannt. In seinen vierziger Jahren verstand niemand mehr sein Genie, und er lebte in Armut und malt sich als einen Mann, der versucht, die inneren Gesichtszüge herauszuarbeiten, und das dauerte bis zu seinem Tod im Jahr 1669. In seinen späten Werken entdeckt man manchmal die tiefste Traurigkeit in seinem Gesicht geschrieben, die tiefste Fragestellung: »Mensch, wer bist du eigentlich?«
Warum malt Rembrandt immer wieder sich selbst, obwohl er doch der gleiche Rembrandt blieb? Warum malt ein Mann, wahrscheinlich der größte aller Maler, sich ständig selbst? Weil er weiß: Ich bin anders geworden.
Dieses Beispiel Rembrandts zeigt, wie tief diese Frage geht: Wer bin ich eigentlich?

Es gibt Menschen, die im Krieg Verbrechen begangen haben, die nicht fähig gewesen wären, das an ihrem Heimatort zu tun. Plötzlich befinden sie sich in einer anderen Lage und erschießen Frauen und Kinder. Und dann sagen sie nachher: »Das war ich nicht; so bin ich nicht; ich bin ein anständiger Bäcker- oder Metzgermeister in meinem Ort; ich habe nie in meinem Leben so etwas getan; das war jemand anderes; ich tue so etwas nicht.«
Sie erschrecken, daß sie plötzlich zu einem Mörder geworden sind. Wohl jeder von uns kann, wenn er ehrlich ist, von sich Dinge erleben, wozu er dann sagt: Bin ich wirklich so? Warum habe ich so reagiert? Plötzlich gibt es riesige Bemühungen, sich selbst zu bedecken, sich vor sich selbst zu verstecken. Die Novelle »Kleider machen Leute« erzählt das humorvoll auf ihre Art. Oder die Bemühung am Samstag, möglichst vor den Nachbarn alles sauber zu machen – auch ein Versuch, sich vor Menschen zu bedecken. Aber vor wem haben wir die größte Angst, erkannt zu werden? Nicht vor unseren Nachbarn, aber vor unserem eigenen Blick. Das ist das interessante an unserem Menschsein, daß unsere größte Angst die Angst vor uns selbst ist. Und die tiefste Angst vor uns selbst ist die Todesangst: Mensch, merke, daß du sterblich bist. Das wollen wir gar nicht sehen. Das war mein Spiegelbild, in das ich mit acht Jahren schaute: »Wie ist das, wenn du tot bist?« Wir haben Angst, vor unserem eigenen Blick entblößt zu werden. Der Psychoanalytiker Freud behauptete, alle Angstträume seien mit sexuellem Hintergrund. Das ist aber eine sehr oberflächliche Betrachtungsweise. Im letzten ist jeder Angsttraum ein Todestraum. Das hat Tolstoi gewußt; und diese Erkenntnis geht viel tiefer. Jeder Traum, in dem wir entblößt werden und nicht weitermachen können, ist eine Angst vor der wahren Impotenz, der Impotenz gegenüber dem Tod, dem wir rettungslos ausgeliefert sind.

Was ist der Angsttraum eines Pfarrers? In meinem größten Angsttraum ziehe ich mich an, gehe zur Kirche und sehe die vielen erwartungsvollen Leute, die schon draußen warten, Hunderte, Tausende; ich verstehe nicht, warum so viele Leute gekommen sind und mich grüßen. Ich gehe hinein und komme auf die Kanzel, und was habe ich nicht dabei – meine Predigt! Ich bin wie entblößt. Die Leute kommen doch nicht, um mich zu sehen, sondern um Gottes Wort zu hören. Und da komme ich auf die Kanzel, ich schlage die Bibel auf – und meine Predigt ist nicht da! Ähnlich hat das auch einmal ein berühmter Opernsänger beschrieben: Er geht im Traum auf die Bühne in New York oder in der »Scala« in Mailand, Tausende von Leuten sind da; er fängt an zu singen und merkt, daß die anderen Darsteller etwas ganz anderes singen; er hat sich auf die falsche Oper eingestellt. Da ist man wie total entblößt.

Solche uns lustig anmutenden Träume sind letzten Endes Überlagerungen für Todesangst. Denn wo sind wir total entblößt? Wo haben wir kein Wort mehr parat? Genau im Tod sind wir sprachlos und hilflos.

Der wahre und tiefste Sinn des Spiegelbildes bei der Suche danach, wer wir sind, ist, daß der Spiegel letzten Endes nur ein kaltes, totes Bild von uns widerspiegelt. Das Erschreckende an dem Spiegelbild ist für uns, daß wir uns da als ein toter Mensch sehen, wir sind vor uns wie entblößt, ohne Ausweg. Das Spiegelbild täuscht.
Aber kommen wir zu unseren geistigen Aussagen über uns.
Was kann ich wissen über mich, was kein anderer Mensch weiß, was weder meine Eltern wissen noch meine besten Freunde noch meine schlimmsten Feinde? Kann ich wissen, was in meinem Herzen ist? Nur Gott weiß das besser als ich. Aber ich kann auch wissen, was in meinem Kopf ist. Wie viele Leute gehen auf die Straße und treffen einen Feind, grüßen ihn mit einem freundlichen Blick, denken im Herzen aber Böses über ihn. Man überdeckt diese Ungereimtheit gerne vor sich selbst. Es ist nicht leicht, mit sich selbst ehrlich umzugehen. Wenige Menschen tun das. Die meisten sind damit beschäftigt, den anderen zu täuschen, und damit täuschen sie sich selbst und verlieren das Bewußtsein dafür, wer sie selbst tatsächlich sind. Das ist auch typisch für die großen Diktatoren, daß sie ihre eigene Propaganda glauben, mit der sie eigentlich nur andere Leute überzeugen wollen. So haben Napoleon, Hitler, Stalin und alle anderen sich so viel Mühe gemacht, die Menschen zu täuschen, daß sie sich auch selbst durch ihre Propaganda getäuscht haben. Die meisten Menschen können nur wenig Wahrheit ertragen. Aber ihr Täuschungsbild anderen gegenüber führt letzten Endes zu einer grundsätzlichen Selbsttäuschung.

Aber ein Mann wie Rembrandt, der wirklich scharfsinnig erleben will, wie er ist, weiß, was in seinem Herzen ist, er weiß, was in seinem Verstand ist. Er hat eine historische Kenntnis von sich wie kein anderer. Es gibt diese berühmte Geschichte von Chamisso von einem Mann, der seinen Schatten verkaufen will. Können wir unseren Schatten verkaufen? Wir können nicht weg von uns selbst. Unser Schatten ist ein Bestandteil von uns selbst. Wir können keine Ferien von uns machen. Wir können zwar Ferien von unserer Arbeit machen oder gar einmal ohne Familie in Erholung fahren – aber wir können keine Ferien von uns selbst machen. Wir leben mit uns selbst, so gut und so schlecht es geht. Irgendwie müssen wir mit uns selbst auskommen. Aber was sind die Grenzen unserer Selbstkenntnis?

Suchen wir mit Rembrandt wirklich ernst und ehrlich die Grenzen unserer eigenen Aussagen über uns selbst? Mit welchen Augen sehen wir uns selbst? Mit unseren eigenen Augen. Und wer ist der allererste, der uns vergeben wird? Wir selbst – noch viel schneller als unsere Eltern. Mein Sohn vergibt sich, wenn er eine schlechte Note aus der Schule nach Hause bringt, noch bevor ich ihm vergebe. Das ist der erste Schritt: sich selbst vergeben. Und das tun wir auch am allerschnellsten. So sind wir Menschen. Wir sagen uns: »Ich habe doch ein gutes Herz; natürlich, ich mache auch manchmal Fehler, aber die anderen machen noch schlimmere Fehler.« Und damit hat man sich rasch vergeben. Wir sehen uns mit unseren Augen. Unsere Augen wollen sagen: Mensch, du bist die wichtigste Person der Welt. Aber so zu denken, ist Erbsünde, und wir leben alle in Erbsünde. U m diese Realität sich bewußt zu machen, sollte man einmal ehrlich Antwort auf die Frage geben: »Wenn du jemand anderes sein könntest – nicht nur nach Eigenschaften, Aussehen, sportlichen Fähigkeiten oder Intelligenz, sondern die ganze Person eines anderen übernehmen – , würdest du das tun?« Beim Überlegen gilt nur absolute Ehrlichkeit! Denn unser Glaube ist ein Aufruf zur Ehrlichkeit. Wir kommen nämlich zur schwierigsten Frage überhaupt: Sind wir bereit, den Balken aus unserem eigenen Auge entfernen zu lassen? Wer wollen wir am allerliebsten sein? Diese Frage ist sehr gefährlich! Denn wer wirklich lieber ein anderer Mensch sein würde, ist in seinem Selbst gefährdet.

Warum wollen sehr wenige Leute ganz und gar ein anderer Mensch sein? Jeder liebt sich selbst. Ich gebe zu: Es gibt Leute, die klüger sind oder feiner oder hübscher oder sportlicher – aber ich bin ich. Wir leben in uns, und wir leben für uns. Und darum vergeben wir uns auch am allerschnellsten, und wir lieben uns mehr als jeden anderen. Nur manchmal, in der Liebe, welche Christus ist, überwinden wir unsere Eigenliebe und lieben wirklich unseren Ehegatten oder jemand anderes mehr als uns selbst. Das sind seltene Momente, seltene Durchbrüche tiefsten Glaubens. Aber im allgemeinen lieben wir uns am allermeisten. Können wir aber darum ein Urteil geben über uns, ein objektives Urteil? Das ist total unmöglich.

Stellen wir die Frage:
Kann ein Psychologe eine gültige Aussage machen über einen von uns? Schwierig ist das schon deshalb, weil es viele verschie dene Schulen der Psychologie gibt, die sich oft widersprechen, weil jeder den anderen aus anderem Blickwinkel sieht. Jede Psychologie ist zeitgebunden, personengebunden, erziehungsgebunden. Aber gehen wir noch tiefer: Warum kann kein Psychologe, auch der klügste, letzten Endes keine Ahnung haben, wer wir sind? Was braucht man, um im tiefsten einen Menschen zu verstehen? Objektivität oder Liebe? Was braucht man am allermeisten, um einen anderen Menschen zu verstehen? Nehmen wir uns selbst als diesen anderen Menschen. Hätten wir gerne, daß jemand kalt und mit Abstand uns gegenübersteht und über uns urteilen will, wie wir sind? Oder würden wir lieber beurteilt werden von jemand, der uns total liebt? Jemand, der uns wirklich liebt, versteht uns doch viel besser. Hier kommen wir zum Grundrätsel des Problems Selbstverständnis.
Um richtig verstanden zu werden, wer ich bin, muß ich eine Objektivität haben, damit ich mein Bild nicht verzerre durch rasches Vergeben. Ich muß totale Objektivität haben, indem ich aus Abstand heraus urteilen kann, ohne von jemand anders beeinflußt zu werden. Gleichzeitig muß ich totale Liebe haben, totale Liebe zu dem anderen, daß ich von Herzen und (bis) ins Herz diese Person ganz und gar bejahen kann. Wenn man als Historiker eine Biographie schreibt, und man versucht, allein mit Abstand zu schreiben, wird man ein drittrangiger Historiker. Die großen Historiker schreiben aus Liebe, ob sie das wissen oder nicht. Sie identifizieren sich mit Bismarck oder Friedrich dem Großen so völlig, daß sie versuchen, in seiner Haut zu stecken. Nur dann können sie ihn richtig verstehen. Aber in dem Moment, wenn sie das tun, verlieren sie die Objektivität. Darum, um richtig verstanden zu werden, muß jemand da sein von unserer Geburt an, mindestens mit der Kenntnis, die unsere Eltern von uns haben, der Kenntnis unserer ersten vier Lebensjahre, die wir selbst nicht haben. Wir müßten jemanden finden, der uns sogar von unserer Zeugung an kennt und versteht. Diese Person muß einen totalen historischen Überblick haben bis zu unserem Sterben. Sie muß eine Objektivität uns gegenüber haben, die sich nicht blenden läßt durch unsere Täuschungsmanöver, durch unsere schöne saubere Weste, sondern die direkt in unser Herz sehen kann und sagt: »Ich weiß, was in deinem Herzen ist, und ich sehe die Dunkelheit deines Herzens.«
Gleichzeitig muß diese Person totale Liebe zu uns haben, totales Mitgefühl, so daß wir sagen können: Diese Person liebt mich noch mehr, als ich mich je selbst lieben könnte. Der einzige Weg, sich ein Bild von sich selbst machen zu können, zu wissen, wer ich bin, ist durch Gott.
Ohne Gott kann man kein Bild von sich selbst haben, und ohne Gott kann niemand existieren. (Ich meine nicht: physisch existieren; ich meine: als Person existieren.) Wenn es keinen Gott gibt, dann existiert kein Mensch in diesem Sinne. Das ist die radikalste, aber direkteste Aussage. Keiner von uns existiert als Person, wenn es Gott nicht gibt. Und ich meine das nicht in der Art, daß wir Gottes Geschöpf sind. Ich meine das viel tiefer. Kein Mensch kann wissen, wer er ist, ohne Gott, ohne Jesus Christus, der Gottes totale Liebe ist; ohne Gott, ohne Jesus Christus, der total Richter ist, zu dem wir am Ende der Tage kommen werden. Wer zu mir sagt: »Ich glaube nicht, daß es einen Gott gibt«, dem antworte ich dann: »Du existierst nicht; denn wenn es keinen Gott gibt, dann kannst du nicht existieren, weil du keine Aussage über dich selbst machen kannst. Jede Aussage, die du machst, ist nur ein verblendetes Bild deines Egoismus und deiner eigenen Wunschträume, so verblendet wie das Bild des Teenager-Mädchens, das in den Spiegel schaut und sieht, was es sehen will.« Die zentrale Frage für uns ist nicht die Frage nach Gott. Das ist sicher die wichtigste Frage, aber die zentrale Frage ist: Wer bin ich? Denn das muß ich wissen, bevor ich eine Aussage über Gott machen kann.

Jesus sagt in Jesaja 43 durch den Propheten:
 »Fürchte dich nicht, ich kenne dich, ich habe dich erschaffen, du brauchst keine Angst vor mir zu haben. Ich kenne deine Persönlichkeit, wie du bist, und du gehörst mir.« Das ist eine total allumfassende Aussage über mich. Nur er sieht in unsere Herzen. Nur er weiß, wie es wirklich um uns steht. Nur er sieht uns mit totaler Objektivität und mit totaler Liebe.

Und 1. Korinther 13 ist ein sehr, sehr tiefer biblischer Text, in dem gerade dieses Spiegelbild eine so zentrale Aussage hat. Dieser Text ist zentral für alle möglichen Bereiche – was Liebe ist, was Erkenntnis ist, was ich bin:
Wenn ich mit Menschen- und mit Engelzungen redete und hätte die Liebe nicht, so wäre ich ein tönendes Erz oder eine klingende Schelle. Und wenn ich prophetisch reden könnte und wüßte alle Geheimnisse und alle Erkenntnis und hätte allen Glauben, so daß ich Berge versetzen könnte, und hätte die Liebe nicht, so wäre ich nichts. Und wenn ich alle meine Habe den Armen gäbe und ließe meinen Leib verbrennen und hätte die Liebe nicht (Jesus Christus nicht), so wäre mir’s nichts nütze. Die Liebe ist langmütig, freundlich …

Und dann:
Die Liebe hört niemals auf, wo doch das prophetische Reden aufhören wird und das Zungenreden aufhören wird und die Erkenntnis aufhören wird. Denn unser Wissen ist Stückwerk, und unser prophetisches Reden ist Stückwerk. Wenn aber kommen wird das Vollkommene (das ist das Reich Gottes und das Gericht vor Gott), so wird das Stückwerk aufhören. Als ich ein Kind war, da redete ich wie ein Kind und dachte wie ein Kind und war klug wie ein Kind; als ich aber ein Mann wurde, tat ich ab, was kindlich war.

Wir sehen jetzt durch einen Spiegel ein dunkles Bild (das ist das Schöpferwort Gottes, das Fleisch hier, unser verzerrtes Bild von uns und von Gott), dann aber von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich stückweise; dann aber werde ich erkennen, wie ich erkannt bin.

Das ist der Moment, in dem wir wissen, wer wir sind, wenn wir vor unserem Herrn stehen, der alle unsere Gedanken und Wege erkennt und erforscht, der uns persönlich erschaffen hat, der unser Richter ist und der unser tiefster Liebhaber ist. Genau dann werden wir wissen, wer wir sind. Wenn es aber keinen Gott gibt, dann werden wir nie wissen, wer wir sind, und existieren dann nicht. Wir wissen aber als Christen, in der Liebe Christi, daß er uns kennt und daß unsere Person ihm allein gehört. Und darum können wir über unser Ich eine Aussage machen, auch wenn dieses Ich noch nicht ganz und gar erkannt ist in der vollen Tiefe, weil wir wissen, daß es erst in dem Herrn ganz und gar erkannt ist. Das ist das Zentrale. Das ist der Grund, warum ein glaubender Mensch die Wahrheit leben und erkennen kann, weil die Wahrheit allein Jesus Christus ist, der Richter und der Liebende, unser Schöpfer und auch unser Erlöser, der uns so gemacht hat, wie wir sind. Er, und er allein.

Gottes Geist – unsere bestimmende Kraft

So sind wir nun, liebe Brüder, nicht dem Fleisch schuldig, daß wir nach dem Fleisch leben. Denn wenn ihr nach dem Fleisch lebt, so werdet ihr sterben müssen; wenn ihr aber durch den Geist die Taten des Fleisches tötet, so werdet ihr leben. Denn welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder. Denn ihr habt nicht einen knechtischen Geist empfangen, daß ihr euch abermals fürchten müßtet; sondern ihr habt einen kindlichen Geist empfangen, durch den wir rufen: Abba, lieber Vater! (Römer 8,12-15)

Wie sollen wir »durch den Geist des Fleisches Geschäfte töten, damit wir leben können«? Das scheint für mich das Zentrum unseres Textes. Jeder einzelne von uns dient nicht nur dem Geist, sondern auch dem Fleisch. Wenn unser Körper müde ist, wollen wir schlafen. Wenn wir Hunger haben, wollen wir essen. Auch unsere sexuellen Begierden wollen befriedigt werden; dies sollte jedoch innerhalb des Rahmens geschehen, welchen der Herr uns gegeben hat, nämlich nur innerhalb des Rahmens der Ehe. Sind wir nicht alle abhängig von unserem Fleisch, was unser fleischliches Wohlbefinden betrifft? Können wir den Ruf des Fleisches töten? Selbstverständlich nicht. Das wäre auch unbiblisch und ganz und gar nicht im Sinne von Paulus. Die Bibel betont immer wieder neu, daß der Herr uns Leib, Geist und Seele gegeben hat, und daß diese voneinander nicht zu trennen sind. Alles, was er schuf, war gut, und er schuf uns mit unserem Leib, auch mit dem Verlangen des Leibes. Das zu verneinen, würde bedeuten, uns selbst zu verneinen und damit letzten Endes unseren Schöpfer.

Paulus aber sagt: »Ihr habt nicht einen knechtischen Geist empfangen, daß ihr euch abermals fürchten müßtet.«
»Knecht« kann hier eine zweifache Bedeutung haben: daß wir »Knechte des Fleisches« sind oder/und daß wir in unserem Versuch, das Fleischliche in uns zu überwinden, in den knechtischen Geschäften der Werkgerechtigkeit, unseres Tuns gegen den Geist, steckenbleiben.
Wie gehen wir vor gegen diese doppelte Gefahr des Geknechtetseins vom Fleisch und des Geknechtetseins von unserer Werkgerechtigkeit, gegen unseren Versuch, die Fleischestriebe selbst zu töten? Die Antwort auf dieses doppelte Problem ist die gleiche: »Ihr habt einen kindlichen Geist empfangen, durch welchen wir rufen: Abba, lieber Vater! Der Geist selbst gibt Zeugnis unserem Geist, daß wir Gottes Kinder sind.«

Das bedeutet erstens: Das Geknechtetsein im Fleisch kann nur überwunden werden, indem wir einen anderen Herrn und Meister bekommen, nämlich den Geist;
und zweitens:
Wenn dieser Geist unser Meister ist, dann bleiben wir nicht mehr geknechtet in Gesetzeswerken, im eigenen Versuch, unseren Fleischestrieb durch unseren Willen und unsere Anstrengung zu überwinden.

Aber zuerst wollen wir auf unsere erste Frage Antwort geben. Wir alle leben im Fleisch, und das Fleisch und was es braucht bestimmt einen Teil unseres Tuns und unseres Lebens. Das ist selbstverständlich. Aber dieses fleischliche Streben soll nicht unser Leben als solches bestimmen. Hier geht es letzten Endes um die Grundfrage der Herrschaft, der bestimmenden Kraft über uns – entweder wird das Fleisch uns leiten oder der Geist. Herrscht das Fleisch über uns, dann wird unser Leben von Lust, Begierde, Mammonsgeist und fleischlichem Trieb bestimmt; herrscht aber der Geist Gottes, dann wird uns gegeben, was unser Fleisch braucht, aber innerhalb des geistlichen Rahmens und nicht mehr als selbständige, bestimmende Kraft.

Und so ist es mit dem Geknechtetsein im Fleisch im Sinne der Werkgerechtigkeit, indem wir durch unseren Willen gegen das Fleisch kämpfen.
Wenn der Kampf unser Kampf ist, dann wird eher das Fleischliche immer stärker werden, oder in unserer Absage an das Fleischliche werden wir selbst herrschen über unser Leben, in pharisäischer Eigenmacht und Selbstsicherheit.

Der einzige Weg, frei von diesen beiden Gefahren zu werden, bleibt das Bauen auf Christus, auf sein Wort, wo sein Heiliger Geist weht unter Brüdern und Schwestern in Liebe und Selbsthingabe. Praktisch kann das bedeuten: Jede Sucht zeigt, daß das Fleisch, die Begierde, Macht über uns besitzt, ob das die Sucht nach Alkohol, Drogen, Sex, Rauchen, Essen oder etwas ander Fleischlichen ist. Manches Obengenannte braucht nicht zur Sucht führen, wie gutes und ehegebundenes sexuelles Miteinander aus der Liebe, welche unsere ganze Person bestimmen soll, Leib wie Geist und Seele. So kann man gerne essen und ein Viertele trinken, ohne daß das zur Sucht, zum beherrschenden Trieb über uns zu werden braucht. Aber wenn wir in Gefahr stehen, daß z.B. Sex, Essen oder Alkohol über unser Leben bestimmend wird, zum Zentrum unseres Lebens wird, was sollen wir dann tun? Aus eigenem Willen und eigener Kraft zu kämpfen, führt in sich zu einem neuen Geknechtetsein unter unseren Willen, unter unsere Regie zur Werk- und Selbstgerechtigkeit – das wird so sein, wenn wir auch meinen, diesen Kampf zu gewinnen. Oder wir können sagen: Ich kann sowieso nichts dagegen tun, deswegen lasse ich diese Kräfte über mich bestimmen und sage innerlich zu mir selbst: Ich bin immer noch der Herr; wenn ich will, kann ich davon freikommen. – Ein Leben aus Selbsttäuschung, das von vielen gelebt wird!

Aber es gibt eine dritte Möglichkeit, und gerade diese ist der christliche Weg: »Denn welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder.« Statt aus eigener Kraft dagegen anzukämpfen, oder statt in Selbsttäuschung diese fleischliche Herrschaft anzunehmen, können und sollten wir auf Christus bauen. Das bedeutet: ER soll für uns kämpfen, nicht wir selbst. Je mehr und je tiefer wir mit Christus leben, jemehr ER über uns bestimmt, auch über unser Fleisch – denn er ist schließlich auch der Schöpfer unseres Fleisches und der Erlöser unserer fleischlichen Verfallenheit – , desto mehr und desto tiefer bestimmt seine Herrschaft unser Leben.
Und dann wird die Zeit des entscheidenden Machtwechsels kommen. Dann wird er wirklich unser Herr sein und nicht wir selbst. »Denn welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder. Denn ihr habt nicht einen knechtischen Geist empfangen, daß ihr euch abermals fürchten müßtet; sondern ihr habt einen kindlichen Geist empfangen, durch welchen wir rufen: Abba, lieber Vater! Der Geist gibt Zeugnis unserem Geist, daß wir Gottes Kinder sind.«

Laßt uns aber im klaren darüber sein: Christsein bedeutet Kampf, nicht einen frontalen Kampf von uns gegen Satan, sondern unsere tägliche Übergabe unserer eigenen Person, unserer fleischlichen Wege, unseres Triebes zu Selbstbestimmung und eigenem Ruhm und Tun an Jesus Christus, der das alles für uns ans Kreuz getragen hat und der allein über den Satan in uns, um uns und über uns herrschen kann.
Wer aber diesen Bezug zu Christus lockert, im Namen von Freiheit und Mündigkeit, bei dem hat der Satan einen Zug gegen ihn gewonnen. Unsere Freiheit, unsere Mündigkeit als Selbstzweck, als Ziel des Lebens, weist letzten Endes hin auf die Erbsünde in uns. Denn was wollten Adam und Eva eigentlich? Sie wollten selbst der Herr ihres Lebens werden, sogar selbst über Leben und über (göttliche) Wahrheit und Weisheit verfügen.

Gerade dieser krampfhafte Versuch des modernen Menschen, sich von allem zu befreien, von allen Ordnungen und Wegen des Herrn, ob von der Ehe, von der Familie, vom Staat, von der Erziehung – gerade diese Befreiungsversuche führen zu einer totalen Abhängigkeit von sich selbst, führen zum Alleinsein; wir werden im Stich gelassen, weil niemand und nichts mehr für uns gilt und zu uns steht. Und das Endziel dieser Emanzipation ist, »befreit« zu sein von Gott, von Jesus Christus. Wer so lebt, erbt nicht Freiheit, sondern, wie die Geschichte von Adam und Eva und die weitere Urgeschichte der Menschheit uns zeigt, Haß, Lügengeist, Mord und unbegrenzte Begierde, und zwar nicht nur persönlich, sondern auch in der Gesellschaft, der sogenannten »befreiten« Gesellschaft.
Aber gerade Gott mit dem ihm kindlich vertrauenden »Abba« anzurufen, zeugt von unserer christlichen Abhängigkeit von ihm, einer Abhängigkeit, die wir (wie Hermann Bezzel es ausdrückte) als Glück bezeichnen. Warum? Weil der Vater durch Jesus Christus allein die Macht hat gegen den Satan, die satanische Knecht schaft in uns, um uns und über uns. Und gerade unsere bewußte Abhängigkeit von dem Herrn gibt allein uns die Kraft, uns selbst anzunehmen, wie wir sind, auch unser Fleisch und unsere kleinen Schwächen. Denn wir wissen: »Sind wir aber Kinder, so sind wir auch Erben, nämlich Gottes Erben und Miterben Christi, wenn anders wir mit leiden, auf daß wir auch mit zur Herrlichkeit erhoben werden.«

Wir haben nur Zukunft, wenn wir mit Jesu Kreuzesblut überdeckt sind, nicht durch das Feigenblatt, das wir uns selbst anfertigen, um Unschuld vorzutäuschen. Mündig sein als Christ bedeutet, einen kindlichen Geist zu empfangen. Und gerade dieser »kindliche Geist« wird uns die Kraft geben, Leiden als Mitleiden mit Christus zu empfangen, sogar zu bejahen. Denn sein Geist zerbricht den natürlichen Menschen, für den Leiden und Sterben ein Greuel ist. Aber nur wenn wir mit leiden mit unserem Christus, werden wir Miterben seines Reiches werden. Jeder knechtische Weg aber, ob von fleischlicher Begierde oder von unserem Willen und unserer Werkgerechtigkeit geprägt, bezeugt die Herrschaft des Todes, des Fleisches und des Eigenwillens – beide sind dem ewigen Tod geweiht.
Herr, du sollst unser Herr und Vater sein und bleiben. Gib uns die tägliche, kindlich vertrauende Kraft durch Jesus Christus, deinen Sohn, im Vertrauen und Gehorsam zu dir zu bleiben bis ans Ende.

Göttliche Führung durch den Umgang mit der Bibel

Vor einigen Jahren bemerkte ich an einer empfindlichen Stelle meines Körpers eine Geschwulst. Ich ging zum Arzt, der mich alsbald zu beruhigen suchte: »Das wird nicht ernst sein.« Er verschrieb mir Medikamente und ermutigte mich: »In einer Woche ist bestimmt alles wieder in Ordnung; wenn nicht, kommen Sie nochmals.« Es war dann nicht in Ordnung. Er schickte mich weiter zu einem Facharzt. Auch er bestätigte zunächst, daß es wohl nichts Ernsthaftes sei. Doch nahm er dann noch eine weitere Spezialuntersuchung vor, die ergab, daß die Konsistenz der Geschwulst eine sofortige Operation angezeigt sein ließ. Meine Rückfrage nach Krebs beantwortete er: »Von Krebs habe ich nicht gesprochen; es sollte nur operiert werden, um sicher zu sein.« Ich wollte und konnte dem so schnell nicht zustimmen. Da bot er mir als Alternative zunächst eine Cortison-Behandlung an, die innerhalb einer Woche Erfolg zeigen müsse, wenn nicht operiert zu werden brauchte. Mich überfiel Angst trotz tiefen Glaubens. Ich war damals 43 Jahre alt und kam mir zum Sterben ein bißchen jung vor. Trotzdem ich weiß, daß alles in Gottes Händen liegt, habe ich als Mensch reagiert, habe ich in Angst gelebt.
Die Cortison-Dosis, die mir verschrieben wurde, wirkte sich in mancher Hinsicht beeinträchtigend auf mein psychisches Gleichgewicht aus. Tag um Tag schaute ich mehrmals die Stelle an: Ist es zurückgegangen? Aber die Geschwulst wurde nicht kleiner. Ich erschrak, als mir schließlich bewußt wurde, daß ich sofort operiert werden müsse, wenn sich in zwei Tagen nichts ändern würde. Die Wahrscheinlichkeit, daß es Krebs war, drängte sich mir auf. Ich werde bald sterben. In meiner Verzweiflung – ich kam nicht zur Ruhe, auch nicht mit Gebet – habe ich mir gesagt: Es gibt nur eine Antwort, die Bibel.
Ich nahm sie zur Hand, als ob sie ein Schwert wäre. Sie wird mir Antwort geben! Ich schloß meine Augen, schlug die Bibel einfach an irgendeiner Stelle auf, von der ich im Glauben erwartete, daß Gott will, daß ich sie lese. Als ich meine Augen öffnete, lasen sie als erstes: »Du wirst meine Herrlichkeit schauen.«

Augenblicklich war meine ganze Angst wie verflogen. Ich war mit Freude erfüllt. Die Gewißheit war da, daß Gott mir in diesem Moment sagen wollte: »Du gehörst zu meinem Reich.« Das ist wichtiger als alles andere. Plötzlich war ich uneingeschränkt bereit, operiert zu werden und – wenn Gott es will – zu sterben. Wenn’s seine Zeit für mich ist, würde ich ja zum Herrn gehen. Hatte er das nicht auch zu Paulus gesagt, als dieser krank war: »Meine Gnade ist genug.« Am nächsten Tag erinnerte ich mich zudem an etwas, was mir einmal mein Vater gesagt hatte: »David, laß dich nie operieren, wenn nicht drei Ärzte unabhängig voneinander das gleiche feststellen.«
Er hatte in seinem Leben einschlägige Erfahrungen gemacht. So ließ ich mich zu einem anderen Facharzt überweisen, damit dieser ein weiteres Gutachten erstellt. Nach eingehenden und gründlichen Untersuchungen kam dieser zu dem Schluß: »Sie haben keinen Krebs. Sie brauchen keine Angst zu haben. Das kann ich hundertprozentig sicher sagen.« Diese Aussage hat mich erstaunlicherweise wenig bewegt. Gottes Wort hatte es mir doch gesagt, daß ich zu seinem Reich gehöre. Und so wurde mir auch die Aussage, daß ich keinen Krebs hätte, völlig unwichtig, weil ich im tiefsten lernen mußte und gewußt habe, daß ich diese Schwelle der Todesangst erleben und überschreiten mußte, bis ich zu Jesus ja sagen konnte.

Gewiß, dies ist ein ungewöhnliches Beispiel für den Umgang mit der Bibel, ungewöhnlich in dem Sinne, daß es ein Mittel ist, das wir wenig benutzen sollen, nur in sehr großer Not, wenn es darum geht, ganz und gar von einem ganz bestimmten Gotteswort abhängig zu werden. Ungewöhnlich ist solche Erfahrung jedoch nicht, wenn wir in die Geschichte der christlichen Kirche hinein schauen. Immer wieder einmal hat eine bestimmte Bibelstelle – und die war öfters im Römerbrief – ein ganzes Menschenleben oder die ganze Kirche total verändert. Da leuchtete ein Wort oder Satz in einer Krise oder Not hell auf. Denken wir an Luther!

Das Erleben eines anderen Mannes wurde für die Kirche nicht weniger wichtig. Er war ein berühmter Gelehrter seiner Zeit und in seiner Rhetorik allen überlegen. Er hieß Augustin und lebte weit entfernt von Gott, obwohl er eine einfache und fromme Mutter hatte. Seine Mutter war verzweifelt: Wie könnte mein Sohn mit seinen Gaben unserer Kirche in Not so viel helfen – aber er steht gegen uns. Sie ging zu dem berühmten Kirchenvater Ambrosius, dem Erzbischof von Mailand, und fragte ihn um Rat. Er ermutigte sie: »Beten, jeden Tag inbrünstig beten. Nur der Herr kann ihn ändern.« In seiner Wahrheitssuche ging Augustin noch manche Irrwege, bis er zu den Manichäern kam, einer ganz bösen Sekte, die das Böse als Urkraft betrachtete und es Gottes Urkraft gleichstellte. Eines Tages – so schreibt Augustin später in seinen »Bekenntnissen«, wurde ihm erzählt, daß Leute den römischen Kulturraum verlassen hätten, um als Einsiedler zu leben. Dieser Gedanke interessierte ihn sehr. Er hörte immer mehr Berichte von Menschen, die plötzlich den Weg zu Jesus Christus gefunden haben und sich bekehrten. Augustin aber wurde innerlich immer verzweifelter und unsicherer und voll größter Unruhe, wie er das in einem späteren Gebet einmal ausdrückte. In diesem Zustand hörte er bei einem Gang durch seinen Garten eine Kinderstimme ein schlichtes Lied singen: »Lies im Buch, lies im Buch, lies im Buch . . . « Immer wieder diese helle Stimme. Plötzlich merkte er – wie später auch Luther – , daß er Dinge neu zu sehen begann. Es wurde ihm bewußt: Diese Bibel war gemeint. Er eilte in sein Arbeitszimmer, schlug die Bibel an einer Stelle auf. In der Rückschau merkte er später, daß diese Stelle für sein ganzes Leben entscheidend wurde:
»So laßt uns ablegen die Werke der Finsternis und anlegen die Waffen des Lichts. Laßt uns ehrbar leben wie am Tage . . . (Röm. 13,12 b-14). Von dieser Stunde an erfuhr die christliche Kirche eine Vertiefung ihrer Schrifterkenntnis – Gott hatte Augustin überwunden. Seine Mutter starb, kurz nachdem er getauft wurde.
Solch ein Weg ist jedoch gar nicht so ungewöhnlich. Das kann zu einem zentralen Erleben werden für jeden Menschen, der sich in einer Krise befindet, wenn er dem inneren Verlangen nachgibt, die Bibel aufzuschlagen und darin den Weg wirklich suchend zu lesen. Gott redet und verändert durch sein Wort. Solch ein Erleben läßt sich nicht »machen«, sondern es ist wichtig, auf Zeit und Stunde zu achten, wenn es uns innerlich klar wird, daß Gott durch sein Wort zu uns reden will.

Man könnte einwenden, daß das doch etwas ungewöhnliche Beispiele im Umgang mit der Bibel seien. Wie ist das aber im Alltäglichen? Viele Künstler – besonders im Mittelalter – versuchten, Maria, die Mutter Jesu, zu malen, als der Verkündigungsengel zu ihr trat. Meist steht oder sitzt sie da in Stille in einem Raum, und sie liest in einem Buch, in der Bibel. Das ist so bestimmt nicht historisch. Was aber wollten die Maler damit zum Ausdruck bringen? Der Engel hatte zu ihr doch vom Empfangen des Heilands gesprochen. So können wir erkennen, daß die Maler in dem Bewußtsein malten, daß Bibel lesen Empfang ist, Vorbereitung. Und so soll auch jeder von uns vorbereitet sein, zum Beispiel auch einen neuen Tag zu empfangen. Viele tun das bewußt mit ihrer »Stillen Zeit« mit Wort und Gebet am Morgen – vor allem. Ich kenne zwei Möglichkeiten, einen Tag anzufangen – und Anfang bedeutet, diesen Tag zu bestimmen: Die eine ist, zu beten, bevor man auf steht: »Herr Jesus, du sollst diesen Tag bestimmen.«
Und wenn man schon mit Angst und Sorgen auf das schaut, was an diesem Tag auf einen zukommt, dann denkt man an Jesu Kreuz und vertraut sich seiner Führung an und betet: »Ich gebe dir diesen Tag ganz, du leitest mich, und du führst mich.« Eine andere Möglichkeit, den Tag anzufangen, ist beispielsweise die mit Hilfe des Losungsworts oder einer Bibellese. Bevor man sich Gedanken macht, was im Tagesablauf dazu gehört oder vor einem steht, schlägt man die Losung auf und die Bibel, liest und denkt über das Gelesene nach und betet dann vielleicht so: »Herr Jesus, du bist mein Herr, und du sollst mich heute so führen, daß dieses Wort, welches Fleisch geworden ist in dir, diesen Tag für mich bestimmt.«
Das ist eine Vorbereitung auf das Kommende durch das Schöpferwort Gottes. Andererseits soll das biblische Wort nicht nur am Anfang des Tages stehen. Gottes Wort stellt mich in Frage und richtet meinen ganzen Weg durch den Tag. Es steht nicht nur am Anfang, ist nicht nur eine Vorbereitung auf den Anfang des Tages, sondern, wenn wir das Wort richtig im Sinne Luthers verstehen, richtet mich jedes Wort – und damit rettet es mich. Und wenn ich das Bibelwort im tiefsten Sinn verstehe, dann verstehe ich es als richtendes und rettendes Wort, ein Wort, welches mich in Frage stellt und mir zugleich den Weg zur Erlösung in Christus zeigt.

Ich gebe hierzu ein Beispiel:
Es kam einmal ein Namenschrist katholischer Tradition zu mir und wollte mit mir über sein Suchen nach Gott sprechen. Im Gespräch machte ich ihm Vorschläge, wie er den Weg zum wahren Jesus Christus finden könnte. Ich machte ihn auf bestimmte Bibelstellen aufmerksam, empfahl ihm, bestimmte Psalmen zu beten, auch bestimmte Bücher in der Bibel zu lesen, in denen er seinen Problemen begegnen würde . . . Er las dann eifrig in der Bibel und suchte wirklich nach Gott. Beim nächsten Treffen erzählte er, daß er auf eine Stelle gestoßen sei, die ihn aufgefordert habe: »Ich soll in Gottes Gerechtigkeit wandeln.« Wie einst Luther fragte auch er eifrig und fromm: »Wie soll ich das tun?« Ich schaute ihn an und sagte: »Du sollst überhaupt nichts tun.« In seinen Augen stand das Erstaunen: Was für ein Pfarrer ist das? Ich suche den Weg zu Gott; ich frage ihn, wie ich in Gottes Gerechtigkeit wandeln soll, und er sagt zu mir: Du sollst überhaupt nichts tun. Ich erklärte ihm weiter: »Alles ist für dich getan. Du mußt nur noch das annehmen, was für dich getan ist.« Er fragte zurück: »Ja, was?« Und ich antwortete ihm: »Das Kreuz Jesu. Er ist unsere Gerechtigkeit, mit der David schon, in Psalm 31, gerechnet hatte, der dann auch so zentral für den jungen Luther wurde. Er, Jesus an seinem Kreuz, ist unsere Gerechtigkeit. Wir können nicht gerecht werden durch unsere Werke, durch unser tägliches Leben. Wir können nur gerecht sein durch ihn, denn wir sind ohne Jesus verlorene Sünder.« Das war ein hartes Wort für ihn. Denn er war eifrig, er wollte selbst gut und gerecht sein. Und dann mußte er hören, daß jemand das alles für ihn schon getan hat und er das nur noch anzunehmen braucht.

Wie aber nimmt man diese Gerechtigkeit an? Wer innerlich zerknirscht ist über die Vergeblichkeit seiner eigenen Leistung, wer nicht mehr versucht, seine eigene Gerechtigkeit durchzusetzen, wer gerichtet ist über dieser großen Mühe, wie Luther zutiefst gerichtet war, der wird zu Gottes Gerechtigkeit gelangen. Wie viel lieber würden wir der Aufforderung Folge leisten: »Du mußt das und das tun.« Es ist viel schwieriger, anzunehmen, daß ich das nicht tun kann, sondern daß er, Jesus, das alles für mich getan hat. Es geht ganz und gar nur um Jesus, was er zu uns sagt, was er für uns getan hat. Es geht nicht um unsere Wege und unsere Gerechtigkeit. Es geht um seinen Weg und seine Gerechtigkeit. Das zu lernen ist heutzutage sehr, sehr schwer.

Wir haben zuerst über eine ungewöhnliche Lage gesprochen, wie in einer zentralen Krise unseres Lebens Gottes Wort uns Richtung geben kann. Wir haben davon gesprochen, daß Gottes Wort eine Art Vorbereitung gibt auf den Empfang des Tages, auch von Entscheidungen, und wie es uns leitet. Wir haben davon gesprochen, daß Gottes Wort uns in Frage stellen, uns richten soll, damit wir durch dieses Wort leben können. Aber, wenn wir versuchen, die Vielfalt von Gottes Wort in seiner Tiefe zu verstehen, dann gewinnt jeder Text neue Bedeutung und neuen Sinn für uns. Zuerst habe ich mich innerlich dagegen gesträubt, daß wir als Pfarrer alle sieben/acht Jahre über den gleichen Text predigen sollen, innerhalb der Perikopenreihen. Gibt es doch viele wichtige Texte, vor allem im Alten Testament, die wir so nie hören und bedenken können, um sie für die Zuhörer zu öffnen. Doch das andere stimmt auch: Zentrale Texte schauen ganz anders aus in verschiedenen Phasen unseres Lebens. In sieben/acht Jahren erkenne ich manche Texte ganz anders als jetzt. Als Beispiel möge eine zentrale Geschichte in unserer Bibel dienen, was ihre verschiedenen Schichten und Aussagen in unserem Leben bedeuten können: die Josefsgeschichte. Mir ist diese Geschichte seit langem tief vertraut. Wenn wir diese geheimnisvolle Josefsgeschichte bedenken, entdecken wir manche zentrale Aussage über das Leben, über unser Leben und über das Leben Jesu. Wir erkennen, daß Gottes Gerechtigkeit nicht immer sichtbar ist und sich nicht immer nach unseren Wünschen vollzieht, sondern uns wird hier ein Weg der Irrungen und Verwirrungen deutlich. Josef muß alles Mögliche leiden, ungerechterweise, nach unserer Vorstellung, bis die wahre Gerechtigkeit, Gottes Weg, offenbar wird. Wie viele Rückschläge muß Josef erleben. Er wird fast umgebracht, in den Brunnen geworfen von den eigenen Brüdern, als Sklave verkauft, ungerechterweise ins Gefängnis geworfen… – wie schnell haben solche Erlebnisse auch mit jedem von uns zu tun!

Jede Woche besuchte ich im Krankenhaus einen noch nicht sehr alten Mann, der an Lungeninsuffizienz litt. Wegen seiner Atemnot konnte er nicht mit mir sprechen. Er mußte schon künstlich beatmet werden. Er hat noch nie in seinem Leben mit Gott, mit Kirche, überhaupt mit dem Glauben zu tun haben wollen. Da befand ich mich in der schwierigen Lage zu versuchen, diesem Mann Gottes Wort lebendig zu machen, ohne daß er reden konnte. Ein seelsorgerliches Gespräch findet doch mit einem Ich und einem Du statt. Hier hatte ich eigentlich kein Gegenüber. Vor mir lag ein Mensch in ständiger Atemnot.
Was konnte ich tun? Ich las ihm aus der Bibel den Leidensweg Jesu vor und sprach dann ein Gebet mit ihm. Vom dritten oder vierten Mal an kam seine Frau mit. Sie beobachtete, daß das, was ihr Mann hörte, wichtig wurde für ihn. Auch ich stellte fest, wenn ich zu ihm hineinkam, daß das Atmen schneller wurde und seine Augen auf mich fixiert waren, wie man es in Gottesdiensten beobachten kann, wenn Menschen da sind, die wirklich hineinhören wollen in Gottes Wort. Bevor ich zu Kranken gehe, bete ich immer, daß Jesus sprechen soll und nicht ich, denn meine Weisheit ist Torheit und hilft nicht. Eines Tages kam ich in das Zimmer hinein, schaute den Mann an, und plötzlich kommen über meine Lippen die Worte: »Wissen Sie, Sie sind ein von Gott begnadeter Mensch.« Sehr ernst sieht er mich an, als wolle er sagen: Das ist aber eine merkwürdige Aussage für jemanden, der schon lange Zeit um Atemluft ringen muß. »Durch ihre Leiden haben sie den Weg zu Jesus Christus gefunden«, sagte ich ihm weiter, sie sind von Gott begnadet, diesen Weg zu gehen.« Ein paar Wochen später starb er. Ich habe keinen Zweifel, daß er mit seinem Heiland starb – nur durch das biblische Wort. Das war der Weg für ihn, ein Weg, zu dem jeder menschlich gesehen sagen würde: Nein, das soll mir nicht passieren. – Auch der Weg Josefs erscheint menschlich gesehen alles andere als richtig und gerecht. Aber das war Gottes Weg für ihn zu seiner Erlösung, zur wahren Erlösung.

Noch ein Beispiel aus der Josefsgeschichte: Sie zeigt, daß man nicht Böses mit Bösem vergelten soll. Josef hatte die Möglichkeit, das zu tun, als seine Brüder zu ihm nach Ägypten kamen. Gerecht wäre das gewesen in den Augen der damaligen Zeit, nach dem, was er alles von seinen Brüdern erlebt hatte. Aber er sagte: »Ihr habt es böse mit mir gemeint, aber der Herr hat das Gute vollbracht.« Ist das nicht ein zentrales Problem auch für uns?

Ich habe viele Konfirmanden gehabt, auch Lausbuben, denen man gerne sagen würde: Raus mit euch, ich will euch hier nicht mehr sehen! Ich will hier mit jungen Leuten zusammen sein, mit denen man etwas erarbeiten kann, aber dazu gehört ihr offensichtlich nicht! Ich weiß aber, wenn ich den Lausbub, der mir gegenüber nur böse ist und alles lächerlich findet, der mit seinem grinsenden Blick, den ich nicht ertragen kann, scharf angreife und die Grenze zu mir zu stark mache, dann gibt es für ihn vielleicht nie mehr ein Zurück. Denn ich bin »Kirche« für ihn, einer, der immer von diesem Jesus reden muß.
Ich denke auch an Luther und Staupitz, seinen Beichtvater. Staupitz hatte Luther als Irrlehrer aufgegeben und ganz böse auf ihn reagiert. Luther aber hat trotzdem einen großartigen Brief an Staupitz geschrieben und ihm mitgeteilt, daß Staupitz ihm durch seine Art in der Beichte den Weg zu Jesus Christus geöffnet hat, indem er immer wieder betonte, daß Luther sich auf den Frieden Gottes, auf Gottes Gnade und nicht auf seine verzweifelten Wege der Buße konzentrieren solle. Es wäre für Luther leicht gewesen, die Fehler und die Grenzen von Staupitz’ Lehre anzugreifen und zurückzukämpfen. Er hat es nicht getan. Er hat im tiefsten Sinne dankbar geantwortet.

Es gab einen berühmten Rabbiner, Leo Baeck. Der wurde vor mehr als 50 Jahren nach Theresienstadt verschleppt. Seine ganze Familie wurde vor seinen Augen von der SS brutalst umgebracht. Das traf diesen feinfühligen Mann äußerst hart. Als das Lager befreit wurde, war Baeck noch am Leben. Da wollten die Befreiten gegen diese fürchterlichen Mörder losgehen. Baeck aber hat gesagt: »Lieber bringt mich um!« Wir denken an Mose, als Israel um das Goldene Kalb tanzte, und vor allem denken wir in noch viel tieferem Sinn an Jesus Christus.

Durch solche Beispiele – wie durch die Josefsgeschichte – , daß man nicht Böses mit Bösem vergelten soll, haben wir ein zentrales Leitmotiv für unser eigenes Leben, eine Grenze für uns selbst. Denn Böses mit Bösem zu vergelten – das ist der natürliche Mensch, der Mensch, der durch das Gesetz gerichtet ist.

Wir haben bis jetzt über einzelne Beispiele nachgedacht. Jetzt will ich in bezug auf die Josefsgeschichte den Bogen weiter spannen. Ich kann die Josefsgeschichte nicht lesen, ohne ständig an Jesus Christus zu denken. Josef ist ein Leidender. Was er erlebt hat wegen der besonderen Liebe seines Vaters zu ihm, wegen seines Gerechtigkeitssinns und seiner prophetischen Gabe – da ist nichts anderes als Leiden zu erkennen, in den Brunnen geworfen, fast umgebracht, mutterseelenallein als Sklave, dann im Gefängnis . . . Immer wieder erinnert diese Geschichte an Jesus.

Denn was ist sein Weg? Nur ein Leidensweg, ein Weg vielen Erleidens bis zur Vollendung, zum Heil. So war auch der Weg zum Heil für Josef, für seine Brüder, für den Vater und für Israel vom Leiden gezeichnet.
Josef ist der Gerechte im Alten Bund. Auch andere, die gerecht handelten, wären da noch zu nennen: Noah, Henoch, auch im Leben Davids findet sich Gerechtigkeit. Aber Josef wird ausführlich als gerecht beschrieben, als jemand, der innerlich aufbegehrt, wenn seine Brüder etwas Böses machen. Fast gesetzlich kann er sein, aber gerecht. Er hält an dem fest, was er für richtig hält. Aber er vergilt nicht Böses mit Bösem und verschont seine Brüder. Er weiß, was Versöhnung ist. Da verläuft die Linie zu Jesus Christus, dem Gerechten, dem wahrhaft endgültigen Gerechten, dessen Kreuz unsere Gerechtigkeit ist. Denn der Unschuldige starb für uns Schuldige. Josef war zwar nicht in dem allumfassenden Sinn wie Jesus ohne Schuld, aber er ist der Gehorsame, der Gott gehorcht, der auf Gott wartet. Jesus war absolut gehorsam, sein ganzes Leben lang. Josef ist der Helfende, der anderen im Gefängnis hilft, der angesichts der zu erwartenden Dürrejahre hilft, sowohl den Ägyptern als auch seinen Brüdern. Und Jesus ist der endgültige Helfer in der menschlichen Not der Gottlosigkeit, der Heiland. An diesen Beispielen merken wir, daß unsere Bibel eine Einheit ist – und diese Einheit heißt Jesus Christus. Luthers Theologie griff tiefer als die heutige Theologie. Als Luther die Psalmen auslegte, sein allererstes Werk, sprach er ständig über Jesus, weil die Psalmen Jesus zum Inhalt haben.

Letzten Endes hat die ganze Bibel in der Tiefe ihrer Aussagen immer wieder mit Jesus zu tun. Alle zentralen Gestalten der Bibel sind Vorschattungen Christi, ob Josef oder Mose, Elia oder David . . . So sollen diese Gestalten gesehen werden.
Wenn ich – welche Texte auch immer – in der Bibel lese, entdecke ich: Hier wird Jesus vorausgesagt, tausend Jahre bevor er kam; hier und da ist eindeutig Jesus gemeint.

Wenn Spötter fragen: »Wo ist denn dein Gott?«, dann gründet meine Antwort in der Entdeckung, daß das ganze Alte Testament von dem kommenden Christus zeugt. Unser Glaube braucht die tiefgreifende Bestätigung aus einer umfassenden biblischen Kenntnis. Luther verdeutlichte es: Die Bibel Alten und Neuen Testaments legt sich selbst aus, und der Mittelpunkt der Bibel ist Jesus Christus, von dem der Schreiber des Hebräerbriefs bezeugt: »Jesus Christus gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit.«

Das Zeugnis von ihm zieht sich durch die ganze Bibel als ihr Mittelpunkt hindurch. Diese Entdeckung bestätigt meinen Glauben und gibt mir die feste Zuversicht in Gesprächen mit Atheisten, mit Leuten, die Gottes Wort nicht hören wollen – denn ich weiß: Dies ist die Wahrheit.
Solche Gewißheit ist wichtig in unserem Umgang mit der Bibel. Sie ist nicht nur in seelsorgerlichem Sinn wichtig für unser Leben, sondern es geht um die Wahrheit. Und hier ist die Wahrheit. Nachdem ich 18 Semester lang in allen möglichen Fächern studiert und nach Wahrheit gesucht und keine gefunden hatte, habe ich angefangen, die Bibel zu lesen. Ich fand zuvor keine Antwort auf die zentralen Fragen. Nun aber fand ich Antwort um Antwort, wo auch in der Philosophie keine Antwort zu finden war. Beim Bibellesen entdeckte ich: Hier ist Christus bezeugt, als mein Heiland, mein Leben, mein Erretter, meine Zukunft und die Zukunft der ganzen Welt.

Die Josefsgeschichte zeigt uns, wie der Herr ans Ziel kommt. Sein Ziel ist die Errettung Israels. Wenn Josef nicht Sklave geworden wäre, wenn Josef das alles nicht erlebt hätte, wären die Israeliten damals alle verhungert. All die Ungerechtigkeiten, die Josef erleben mußte, waren das Heil Israels. Denn Gott war mit Israel. Darin erkenne ich auch die endzeitliche Bedeutung der Bibel.
Es geht in ihr nicht nur um das erste Kommen Jesu, sondern auch um sein Wiederkommen. Die Josefsgeschichte ist eine Darstellung der Juden und der schrecklichen Ungerechtigkeiten, die sie erlebt haben. Immer wieder haben sie die andere Wange hingehalten – nicht weil sie es wollten, sondern weil sie es mußten. Aber durch die Leiden dieses Volkes kommt unser Heil. »Das Heil kommt von den Juden« (Johannes 4), durch Jesus Christus, so sagt er es selbst.
Die schrecklichen Ungerechtigkeiten, die Israel durch uns Christen während Jahrhunderten erlebte – im letzten von Brüdern! – sind Gottes Weg zum Ziel. Und das Ziel ist die Wiederkunft Jesu, welche die Versöhnung beider Bünde in seinem Reich bringt.

So geht Gott auch mit jedem von uns persönliche Wege, mitunter Wege, die uns gar nicht gefallen. Oder es sind Wege, die wir so nie erwartet hätten – und bringt uns zum Ziel, zu seinem Ziel mit uns. Meine »Josefsgeschichte« war von vielen Veränderungen meines Wesens und Willens geprägt. Niemand hätte vor 50 Jahren damit rechnen können, daß ich einmal in Deutschland als evangelischer Pfarrer Jesus Christus als meinen Heiland bezeugen würde. Ich lebte mit meinen Eltern in den USA und war als Jude mit dem Geist von Dichtung, Kunst und Wissenschaft erfüllt.

Gott stellte mich in ein neues Land, schenkte mir einen neuen Glauben und ein neues Leben, und er vertraute mir eine Frau an, die überhaupt nicht zu mir als Juden »passen« würde. Alles hat er geändert. Das letzte Wort meiner Mutter, bevor ich 1961 nach Europa ging, lautete: »Geh nicht nach Deutschland!«
16 Jahre nach Auschwitz nur zu verständlich. »Und wenn du schon nach Deutschland gehst, bring mir keine deutsche Frau.«
Das vierte Gebot, »Ehre Vater und Mutter«, gilt (nach dem ersten) als das für Juden am schwersten zu erfüllende Gebot. Ich habe es gebrochen. Es war Jesu Weg mit mir, nicht mein Weg. Er trat in mein Leben. Zusammenfassend läßt sich sagen, daß uns beim Lesen der Bibel Gottes Heilsplan mit Israel und mit der Welt bis zur Wiederkunft Jesu vor Augen gestellt wird. Der Glaube erkennt, daß Gott einen Weg und ein Ziel mit der Welt hat. Und sooft wir die Bibel zur Hand nehmen, erschließen sich uns neue Zusammen hänge in einer erstaunlichen geistlichen Vielfalt. Durch die Schrift sehen wir den wahren Geist Jesu Christi, sehen wir Gottes Heilsplan mit der Welt und sehen wir, was Gott auch mit uns persönlich vorhat.

Darum ist die Bibel zentral für uns, weil ihr Wort und Jesus Christus eins sind.

Die klagende Witwe (Lukas 18, 1-8)

Um uns die Tiefe von Gottes Gerechtigkeit und die wahre Kraft des Gebetes vor Augen zu führen, zeigt uns Jesus ein Beispiel von weltlicher Klage und weltlicher Gerechtigkeit, um zu der Schlußfolgerung zu gelangen: »Sollte Gott nicht auch Recht schaffen seinen Auserwählten, die zu ihm Tag und Nacht rufen?« Dazu betont er, daß »der Herr in Kürze Recht schaffen« werde.

Eine solche Aussage führt uns leicht zu dem Schluß: Wenn ich wirklich Tag und Nacht um etwas bete, dann werden also meine Gebete erhört und erfüllt, und zwar in kurzer Zeit. Aber, was bedeutet hier »Recht schaffen«?
Wer sagt zum Beispiel, daß die Anliegen der Witwe in unserer Geschichte »recht« sind, richtig sind? Ihre weltlichen Anliegen werden durch weltliche Mittel vorgebracht, indem sie das Leben des Richters so belasten, daß er konfrontiert wird mit seinem eigenen Mittel, denn er fürchtet Gott nicht und scheut sich vor keinem Menschen. Unter solchem Druck gibt dieser Richter nach. Darüber müssen wir uns im klaren sein: Dieser ungerechte Richter gibt nur nach, sobald seine eigenen Mittel gegen ihn eingesetzt werden. Und wenn dann die Witwe bekommt, was sie will, bedeutet das nicht von vornherein, daß ihre Methoden richtig waren, so wenig wie ihre Ziele. Darüber wird im biblischen Text nichts gesagt.

Darum müssen wir ganz andere Mittel und ganz andere Ziele im Auge haben, wenn es darum geht, im göttlichen Sinne Recht zu schaffen, als wenn es in unserem Sinne darum geht, recht zu bekommen.

Jesus nennt uns die wahre Methode des Gläubigen, daß er im Alltäglichen recht bekommen wird, sogar in Kürze: Gebet! Aber er sagt uns nicht, was es bedeutet, im göttlichen Sinne recht zu bekommen; denn im Mittelpunkt jeden Bittgebets soll stehen »Dein Wille geschehe«. Wir müssen inbrünstig beten im Blick auf das, was wirklich für uns wichtig ist, aber dabei ganz und gar unsere Person und unser Anliegen dem Herrn übergeben, dann wird er in kurzem für uns »Recht« schaffen. Mit dieser Überlegung sind wir ans Ziel gekommen, zu einer Antwort auf das, was »unser Recht bekommen« im göttlichen Sinne bedeutet. Jesus Christus ist unsere Gerechtigkeit. Er steht für uns an der Stelle des jüdischen Gesetzes, des Gesetzes Mose. Er schafft Recht für uns, indem er Gottes ganze Anforderungen an uns Menschen erfüllt hat in seinem Lebenswandel und vor allem am Kreuz, wo alles »erfüllt« wurde. Recht zu bekommen für unsere Sache, bedeutet dann für uns Gläubige, daß wir unser Anliegen und unsere ganze Person dem Herrn völlig übergeben, daß wir seinen Willen bejahen und annehmen, denn er schafft Gerechtigkeit und Recht allen, die Unrecht leiden. Wir wissen, der Herr steht zu mir, er sieht und kennt meine Anliegen, meine Not. Weil er mein Herr ist und ich nicht über ihn herrsche mit meinen Anliegen, weiß ich, daß ich in Freude und in Leiden annehmen soll, was er mir schenken wird. Und öfters – anders als bei der weltlichen Klage der Witwe in unserer Geschichte – wird der Wille des Herrn geheimnisvoll für mich sein, öfters ganz anders, als ich es gedacht und gewünscht habe. Christen, anders als weltliche Menschen, glauben nicht, daß ihre Wege und Ziele die wahren Wege und Ziele sind, sondern wir leben bescheiden in der Nachfolge Christi, um anzunehmen, was er uns bereitet, sei es ein Gutes oder ein Leid . . .


Eigentlich zeigt uns der letzte Satz unseres Textes, wenn wir ihn richtig verstehen, den wahren Sinn unserer Worte: »Doch wenn des Menschen Sohn kommen wird, meinst du, er werde den Glauben finden auf Erden?« Wie die klagende Witwe drängen wir auf die Erfüllung unserer Wünsche, sehen auf unsere Gerechtigkeit, auf die Ziele, die wir uns gesteckt haben. Darüber haben wir das wahre Ziel, nämlich den Glauben an Gottes Gerechtigkeit, an seine Weisheit, an seine Führung nicht mehr vor Augen. Wenn unsere Ziele für uns so wichtig geworden sind, daß alle Methoden, auch die der weltlichen, gottlosen Richter, annehmbar sind, dann richten wir uns selbst durch solches Vorgehen, und zwar im ewigen Gericht.

Wie viele von uns stehen näher bei der klagenden Witwe, und wie viele von uns leben in Demut im Gebet und nehmen das an, was der Herr uns gibt, nach seiner Weisheit, Wahrheit und Gerechtigkeit, auch wenn es entgegengesetzt ist zu dem, was wir gerade wollen?
Ist es nicht so, daß wir öfters so überzeugt sind von der Richtigkeit unserer Ziele, daß wir sogar Methoden anwenden, welche nicht ganz und gar rein sind – wir haben das Recht »gepachtet«, wir sehen die Gefahren, wir wissen um die Ziele – , und darum ist fast jede Methode erlaubt. Vielleicht erreichen wir sogar unsere Ziele, aber der ganze Vorgang setzt voraus: Ich schaffe es, wie und wann ich will. Darum warnt Jesus uns in diesem Gleichnis, die Gerechtigkeit nicht in unsere Hände zu nehmen durch die Methode der klagenden Witwe oder die des ungerechten, gottlosen Richters.

Aber, wie steht es dann mit dem Gebet? Ich kam einmal spät und sehr müde nach Hause. Ich hatte viele Sorgen und schlief nicht gut. Mitten in der Nacht wachte ich auf mit einem hilflosen Gefühl: Wie soll das alles gutgehen? Wer weiß, was die Zukunft bringen wird? In dieser Zeit habe ich an dem, was ich für richtig hielt, ganz und gar festgehalten, und ich konnte nicht verstehen, wie vielleicht etwas ganz anderes passieren könnte. Aber – und dieses Aber umfaßte wirklich nur eine sehr kurze Zeit – plötzlich dachte ich an Jesus, nicht mehr an mein Ziel, an das, was ich für gerecht und richtig hielt, sondern allein an ihn. Ich spürte – wie ich es noch selten erlebte – , wie nahe er wirklich bei mir war, und ich sagte innerlich: »Herr Jesus, du bist bei mir, du bist der Gerechte, dein Wille geschehe, auch gegen meinen Willen. Deine Ziele sollen erreicht werden und nicht meine.« Und dann kam diese wahre, tiefe Stille über mich, seine schützende Hand, und ich war ganz und gar getrost, daß er alles gut und gerecht machen wird, daß sein Wille geschieht, – und dann hat er mir in kurzer Zeit Recht geschaffen, indem ich ihn als die Gerechtigkeit selbst annahm, nicht mehr meinen Willen und meine Wege durchsetzen wollte.

Vielleicht teilen manche mit mir meine Sorgen um die Zukunft. Manchmal sehe ich solche Bilder vor meinen Augen: Ich werde älter und schwächer; niemand wohnt im Hause außer meiner Frau und mir; vielleicht wird sie krank und sterben, und dann bin ich allein; oder vielleicht werde ich meine Kraft verlieren und keinen wahren Auftrag mehr im Leben haben; oder vielleicht dieses oder jenes. Und das Wissen ist ein Stück Lebenserfahrung, daß alles, was ich fürchte, irgendwann in irgendeiner Art und Weise eintreffen wird, und dann fühle ich mich innerlich total verunsichert. Gerade wenn solche Gedanken und Gefühle mich überwältigen – und das ist nicht selten – , dann fühle ich, wie schwach ich wirklich bin, und ich spüre meine Vergänglichkeit und die Eitelkeit meines Lebens und meiner Wünsche. Dann, gerade dann hilft nur eines – Gebet. Gebet im wahrsten und tiefsten Sinne, die Übergabe des eigenen Anliegens, des eigenen Lebens, der eigenen Person an den Herrn. Dann wird mir bewußt, daß das wirklich so ist, daß alles, was ich habe, und alles, was ich bin, vom Herrn kommt, aber auch von ihm genommen wird.
Und wenn ich mir im tiefsten darüber bewußt werde und mich meinem Retter als meinem Heiland ganz und gar überlasse, dann schafft er mir Recht im wahrsten und tiefsten Sinne, indem er, der gekreuzigte Jesus, für mich einsteht, für meine Person mit allen meinen Schwächen, meiner Vergänglichkeit, meiner Eitelkeit, und ich höre seinen Ruf: »Kommet her zu mir, ihr Mühseligen und Beladenen, ich will euch erquicken.«

Dann spüre ich nicht nur, daß er mich annimmt mit allen meinen Unzulänglichkeiten, sondern ich weiß auch: Er wird alles recht machen, er ist der Herr meines Lebens und nicht ich. Dann schafft er mir Zukunft aus meiner Vergänglichkeit, denn die Zukunft gehört ihm allein, dem Gekreuzigten und Auferstandenen, und er eröffnet diese wahre, rechte Zukunft für mich in meiner Schwachheit und Verlorenheit.

So meint es Jesus: »Sollte Gott nicht auch Recht schaffen seinen Auserwählten, die zu ihm Tag und Nacht rufen, und sollte er es bei ihnen lange hinziehen? Ich sage euch: Er wird ihnen Recht schaffen – in Kürze.« Jesus mahnt jeden von uns: »Doch wenn des Menschen Sohn kommen wird, meinst du, er werde den Glauben finden auf Erden?«

Christliche Kultur – eine Einführung

Graf von Zinzendorf war in seinen jungen Jahren ein Liebling der aristokratischen Gesellschaft, passionierter Tänzer und Idol der Frauen seiner Zeit – Zinzendorf wurde später einer der großen pietistischen Väter. Sein Weg dazu begann während einer Reise, auf der er in Düsseldorf Halt machte. Dort fiel sein Auge auf ein Bild der Kreuzigung Jesu. Bei diesem Bild stand: »Das tat ich für dich. Was tust du für mich?«
Das Anschauen dieses Bildes hat die Türe zum Herzen des Grafen von Zinzendorf geöffnet – er wurde ein frommer Christ. Sein Leben wurde total verändert. Das Bild war von Feti gemalt worden, einem Künstler, der in der Tradition der katholischen Gegenreformation stand. Gottes Wege können merkwürdig sein – ein junger Adliger, der ein verdorbenes Leben geführt hatte, kommt zum Glauben an Jesus Christus durch das Bild eines bewußt katholischen Malers und wird zu einer zentralen Gestalt des Pietismus. Katholische und evangelische Theologie sind nicht dasselbe. Aber hier geht es um die Frage der Glaubensdarstellung in der Kunst. Viele der größten Künstler lebten in katholischer Tradition, malten oder komponierten aber oft evangelisch, im Sinne biblischer Theologie. Am Beispiel des Erlebens Zinzendorfs in Düsseldorf läßt sich zeigen, wie zentral ein Kunstwerk sein konnte für Entwicklungen im christlichen Abendland.

Ich werde immer wieder einmal danach gefragt, wie ich zum Glauben kam. Grundsätzlich will ich zwar nur über Jesus reden, aber ich möchte im Zusammenhang dieses Themas doch einmal etwas von mir erzählen. Ich bin nicht jemand, der vom Glauben den Weg zur Kultur ging, sondern der von der Kultur zum Glauben kam. Ich wurde als aufgeklärter, liberaler, moderner Jude erzogen und komme aus einer wohlhabenden Familie, die in dritter Generation in den USA lebte. Die Großeltern waren teils sehr fromm, meine Eltern hingegen nicht. Meine frühen Jahre, als Sohn eines angesehenen Rechtsanwalts, waren vorwiegend dem Sport gewidmet. Ich war bester Sportler, überall aktiv mit dabei, flink wie eine Maus. Ich wußte alles über Baseball und den amerikanischen Football bis ich 13 Jahre alt wurde und meine Bar-Mizwa feierte, eine Art Konfirmation in der jüdischen Tradition. Ich wurde als Mann in die Synagogen-Gemeinde aufgenom men. Das brachte innerhalb von zwei Wochen eine riesige Verän derung mit sich. Während dieser Zeit sagte meine Schwester zu mir, die eine ausgesprochene dichterische Begabung hatte: »David, hast du Dostojewski gelesen?« Ich gestand ihr: »Du weißt, ich habe gar nichts außer Sportbüchern gelesen.« Niederschmetternd war ihre Reaktion: »Wenn man Dostojewski nicht gelesen hat, hat man nicht gelebt.« Das traf mich hart. Entschlossen nahm ich mir vor, etwas von Dostojewski zu lesen. In der Bibliothek lieh ich mir sein Buch mit dem Titel »Arme Leute« aus. Meine Eltern waren nicht gerade arm. So sah meine Mutter mich an und fragte: »Was willst du mit >Armen Leuten< zu tun haben, David? Du wirst nur traurig sein, wenn du etwas über sie liest.«
Aber ich las Dostojewski – nicht nur dies Buch. Mit der Zeit lernte ich, selbst zu schreiben – im Alter von 13 Jahren war das ein ziemlich später Anfang. Aber innerhalb eines Jahres gab es einen Durchbruch, ich fing an zu dichten. Mit 14 Jahren beschäftigte ich mich mit Beethovens späten Quartetten und mit Bachs h-Moll-Messe. Innerhalb eines Jahres drang ich vor vom Analphabeten in Tiefen der Kunst. Mit 16 Jahren entdeckte ich meine beiden Lieblingskomponisten, Heinrich Schütz und Joseph Haydn. Heute denke ich: Schütz ist der Inbegriff eines evangelischen Komponisten, nicht Bach. Schütz’ musikalisches Schaffen ist eigentlich Worttheologie, seine Musik ist auf das Wort der Bibel ausgerichtet – das fesselte mich, besonders als ich mit 16 Aufnahmen hörte, die Grischkat in Stuttgart dirigiert hatte, der große Schütz-Interpret. Dann begann ich russische Romane zu lesen, Werke, die für uns Ostjuden immer zentral gewesen sind (meine Vorväter stammen aus dem russisch verwalteten Teil Polens). Neben Dostojewski beschäftigte mich Tolstoi. Wenn ich beide theologisch auch nicht empfehlen kann, haben mir diese Werke doch den Weg gezeigt.
Als ich immer mehr religiöse, christliche Musik hörte, stutzten meine Eltern: »David hört die h-Moll-Messe – tut ein Jude so etwas?«
Ja, ich hörte die Passionen von Schütz – , und wer sie kennt, weiß, daß sie klare Wortverkündigung sind. Damals wußte ich noch nicht, daß die Werke des achtzigjährigen Komponisten die innere Vorbereitung für meinen Weg zu Jesus waren. Und als ich zum Glauben kam, konnte ich zurückblicken und sehen, wie der Herr mich durch diese Erlebnisse mit Bach und Schütz und Mendelssohn-Bartholdy zu sich geführt hat.
Als ich dann später in New York bei manchen der besten Kunsthistoriker unserer Zeit (das waren meistens deutsche Juden, die ausgewandert waren) Kunstgeschichte studierte, u.a. bei Horst Janson, da habe ich gelernt zu sehen. Das hilft mir heute außer ordentlich, Gottes Wort zu verstehen, denn Bild und Worttheolo gie sind kein Widerspruch. Es wäre unsinnig, das zu behaupten, denn die Bibel redet durch Bilder in Worten. In der ganzen Bibel finden wir eine Fülle von Bildern. So gehen auch alle meine Veröffentlichungen letzten Endes zurück auf die Bildsprache der Bibel. Gerade die Beschäftigung mit der Malerei, in der ich lernte, die Einheit zwischen Wort und Bild in der Kunst mit eigenen Augen zu sehen, hat mir besonders geholfen, die Bibel in der Tiefe ihrer Sprache zu verstehen.
Ich schreibe immer noch Gedichte, ich kenne mich in der Musikgeschichte aus und bin in der Geschichte der Malerei be wandert. Ich habe viel Freude an der Beschäftigung mit unseren Kulturgütern. Aber Kultur kann auch zu einer Gefahr für die Christen werden. Ich nehme das nicht auf die leichte Schulter. Die Gefahren im Mittelpunkt zu sehen und nicht die Möglichkeiten, ist jedoch zu leicht unsere Tendenz. Ich weiß um die Gefahr, sich in der Beschäftigung mit der Kultur zu verlieren.

Es gibt Chöre, die sich weigern, im Rahmen von Gottesdiensten zu singen. Andererseits gibt es Menschen, die in der Passionszeit in eine Aufführung der Matthäus-Passion gehen, aber sie würden nie in einen Gottesdienst gehen; die Musik selbst ist für sie zu einem Glaubensersatz geworden – obwohl solch eine Haltung ganz gegen die von J.S. Bach steht, der diese Werke in tiefer Gläubigkeit geschrieben hat, nicht anders als Händel seinen »Messias«, Schütz seine Passionen und Haydn seine großen Messen. Die Aussagen dieser Werke sind alle aufs Kreuz Jesu bezogen. Eine Germanistikstudentin aus meiner Gemeinde brachte mir einmal ein Gedicht von Gerald Manley Hopkins, einem bekannten englischen Dichter, der bekennender Christ war. Dieses Gedicht ist eine Umschreibung des 90. Psalms, des Todespsalms. Ihr Professor war über diese Interpretation sehr überrascht – er hatte keine Ahnung vom biblischen Hintergrund. Warum lassen wir Kulturgut mißbraucht werden von säkularen Menschen, als ob diese große Kunst nicht christliche Kunst wäre?

Unser Sohn hatte einen Lehrer, der redete über die Bibel als vom größten aller Bücher. Die Bibel ist für ihn ein Buch wie die Werke Shakespeares oder Tolstois, – aber nicht Gottes Wort. Das sind Kultur-Christen, und das ist kein Weg. Da liegt eine große Gefahr. Das verschweige ich nicht. Im Umgang mit Kulturgeschichte soll man von vornherein die Grenze zu dieser Problematik sehen. Der Glaube an Kultur kann uns von Christus wegbringen, wie es bei vielen Menschen geschehen ist. So war auch Bultmann ein Kultur-Christ, und das hat vielleicht zu seiner diesseitigen Theologie geführt.

Solche Gefahren sind aber kein Grund, sich nicht mit großer Kunst zu beschäftigen, die wahre Verkündigung sein kann. Wir müssen lernen, die Geister zu unterscheiden. Das war immer ein Problem in gläubigen Kreisen.
Die Möglichkeiten, die christliche Kultur uns für die Verkündigung bietet, sind groß und vielfältig. Zinzendorf ist nicht der einzige, dem durch die Kunst der Weg zum Wort Gottes gewiesen wurde. Unter gläubigen Christen herrscht jedoch eine weitverbreitete Kultur-Ignoranz. Man kann über einen Schriftsteller wie Dostojewski sagen hören, daß man seine Bücher nicht lesen darf. Oder Mozart darf man nicht hören, weil er Freimaurer war. Solche Aussagen sind unqualifiziert. Mozart war zwar Freimaurer – und ich muß Freimaurerei ablehnen – , aber seine großartige Musik hat nicht im geringsten etwas mit seinem Freimaurertum zu tun. Das größte geistliche Werk Mozarts ist seine c-Moll-Messe, für deren Komposition er sich die h-Moll-Messe von J.S. Bach zum Vorbild genommen hat. Mozart hat Bachs Werke gekannt. Alfred Einstein, der Bruder des Physikers, ein großer Musikwissenschaftler, hat das dokumentiert. Gerade in der Entstehungszeit der Werke, die im Köchelverzeichnis unter den Nummern 390 – 430 erfaßt sind, war Mozart ganz und gar von Bach geprägt. Besonders in dieser Phase hat die Freimaurerei in Bezug zu seiner geistlichen Entwicklung in der Musik nicht die geringste Bedeutung. Pauschalablehnung wäre hier nicht angebracht.

Oder denken wir an Dostojewski. Er war als Epileptiker sehr krank, aber auch der Spielleidenschaft verfallen; das ist unzweifelhaft so, denn er hat es selbst beschrieben. Sein großer Roman »Die Brüder Karamasoff« ist eine Studie über drei Menschentypen – den Sinnlichen, den Intellektuellen und den Christen. Der Sinnliche, Fjodor, endet in Selbstzerstörung durch seine Sinnlichkeit. Der Intellektuelle, Iwan, ist ständig im Streit mit dem echten Christen, und er bricht geistig zusammen. Und der wahre Christ, Aljoscha, wächst und wächst in seiner Persönlichkeit durch Christus.

Dieses Thema hat Hemingway aufgegriffen in seinem Buch »A Farewell to Arms« (»In einem andern Land«). Er beschreibt zwei zentrale Typen: einen einfachen Priester, der aus dem Gebirge kommt, und einen gerissenen, intellektuellen Arzt, der mit diesem Priester zynisch umgeht. Beide kommen im Ersten Weltkrieg an die Front. Der Arzt bricht zusammen, und der Priester wächst in seiner Persönlichkeit durch seinen Glauben. Man könnte eine Doktorarbeit über das Thema schreiben: Der Intellektuelle im Gegenüber zum wahren, geistlichen, gläubigen Christen in der abendländischen Literatur.

Dostojewskis Gottesverständnis ist bemerkenswert, denn es enthält eine gewisse biblische Wahrheit: Auch große, heilige Menschen sind große Sünder. Denken wir an Mose, den Totschläger, an David, den Ehebrecher und Mörder, an Maria Magdalena, aus der Jesus sieben böse Geister vertrieb, darunter vielleicht auch den Hurengeist, oder an Saulus, den Mörder, der auf dem Weg zum Massenmörder war . . .

Auch Luther steht in dieser Reihe großer Gläubiger, die auch große Sünde auf sich luden; es ist erschütternd, was er in seiner Schrift »Die Juden und ihre Lügen« über die Juden gesagt hat. Aber wir brauchen das nicht zur Theologie zu machen. Denn schon beim aufmerksamen Lesen der Bergpredigt merken wir, was für schuldige und sündige Menschen wir alle sind in Gottes Augen. Denn nach der Bergpredigt Jesu ist jeder, der je gehaßt hat, in Gottes Augen ein Mörder im Geist; und wer je begehrt hat außer der Ehe, ist in Gottes Augen ein Ehebrecher. Dostojewski listet in seinem Werk solches auf und steht damit nicht weit außerhalb biblischer Aussagen über uns Menschen.

Tolstoi hat eine absolut falsche Theologie entwickelt. Er ist der Vater der Friedensbewegung. Denn in seinen späten Werken kam er zu dem Standpunkt, daß die Bergpredigt menschlich erfüllt werden müsse. Das ist aber unhaltbar, denn die Bergpredigt verlangt Vollkommenheit, wenn Jesus in ihr zentral fordert: »Ihr müßt vollkommen sein wie Gott.«
Tolstoi entwickelt in seinen späten Werken eine merkwürdige Theologie: »Das Reich Gottes ist in uns«, und in noch späteren Kleinschriften argumentiert er: »Wir müssen selbst Frieden auf Erden schaffen, wir sind die Friedensstifter, wir müssen die Bergpredigt selbst erfüllen.« Er versteigt sich zu der Behauptung, sexuelles Verlangen nach seiner eigenen Frau sei Sünde. Auch in seinen frühen Schriften läßt sich eine erstaunliche Tiefe christlich geprägten Denkens aufzeigen. In »Krieg und Frieden« zum Beispiel gibt es eine Stelle, die mich gefesselt hat, bevor ich gläubig wurde. Sie ist eine Selbstdarstellung Tolstois: Pierre kommt aus der Gefangenschaft unter Napoleon nach Hause zurück und findet zum Glauben an Jesus Christus. Tolstoi läßt Pierre sagen: »Es gibt drei Dinge im Leben, die zentral sind: Ich will wissen, was das ist, zu beten, wenn man wirklich glaubt. Ich will wissen, was das ist, zu lieben und geliebt zu werden. Und ich will wissen, was große Kunst eigentlich beinhaltet im Sinn unseres Schöpfers.« Diese zentrale Aussage hat mich außerordentlich betroffen gemacht, als ich noch nicht gläubig war.

In Tolstois »Tod des Iwan Iljitsch« erleben wir einen Mann, einen Erfolgsmenschen, im Sterben; er ist ein bedeutender Jurist, und alle denken nur daran, seine Stelle zu bekommen. Aber er hat eine problematische Ehe – seine Frau ist ein Püppchen und redet entsprechend mit ihm; darüber ist er verärgert. Familiär hat er nur eine Beziehung, die ihm etwas bedeutet, und das ist die zu seinem Sohn, der zu der Zeit ein Gymnasiast ist. In dieser Situation erlebt er plötzlich Umkehr, Buße, als ihm bewußt wird, daß sein ganzes Leben sinnlos ist. Er erlebt den Weg einer »Auferstehung« zu einem Neuanfang. Diese Aussage hat mich tiefbewegt, als ich auf dem Weg war, Christ zu werden. Als dritten seiner großen Romane hat Tolstoi noch ein Buch geschrieben mit dem Titel »Auferstehung«. Darin wird ein reicher, angesehener Richter mit einer Dirne konfrontiert, die alles Mögliche hinter sich hat. Und er merkt plötzlich: Dieses Mädchen habe ich verführt, als sie 17 Jahre alt war. Ich habe sie auf diese Wege gebracht. Das Leben dieses Mannes wird zutiefst erschüttert. Er soll sie richten, hat sie aber selbst auf diesen Weg gebracht. Er geht dann mit ihr in die Verbannung, zu der er sie dem bestehenden Recht nach verurteilen muß, obwohl er weiß und merkt, daß sie nichts für ihn übrig hat; trotzdem geht er mit ihr. In dieser Handlung steckt tief verborgen eine christliche Aussage.

Solche Literatur birgt wichtige Dokumente; sie öffnen Wege, auf denen Menschen wie David Jaffin zum Glauben geführt werden können. Und wenn diesen, warum dann nicht auch viele andere, die sich mit Kultur beschäftigen? Wenn wir aber kulturfeindlich, desinteressiert sind, verbauen wir uns den Zugang zu diesen Menschen.

Es gibt Menschen, die sich mit Kultur beschäftigen und denen dadurch der Weg zu Jesus geöffnet wurde. Ich denke da an einen jungen, einflußreichen französischen Schriftsteller, der einige meiner Gedichte hörte, die in Paris über Radio France vorgelesen wurden. Daraufhin schrieb er mir einen Brief, in dem ich las: »Sie sind Geistlicher. Ich bin kein gläubiger Mensch. Aber ich muß ehrlich gestehen: Wenn ich meine Lyrik erkläre, kann ich nur den Wortschatz der Metaphysik und vor allem den des Glaubens benutzen.« Solch eine Erkenntnis kann zu einem guten Anfang eines persönlichen Glaubens werden. Viele Möglichkeiten werden verschlossen bleiben, wenn wir mit Menschen ins Gespräch kommen und sie sofort merken, daß wir von ihrem Denkhintergrund keine Ahnung haben. Da fallen Türen ins Schloß. Mit solchen Menschen will man dann nichts zu tun haben. Aber so sollte es nicht sein, denn Jesus ist für jeden da, auch für Gebildete und Kulturkenner – nicht nur für Fischer.

Wie ist unser Verhältnis zum Theater?
Augustin
war sicherlich einer der größten Kirchenväter und mit Luther und Calvin einer der größten Theologen. Augustin sagte: »Theater ist übel.« Damit hat er eine durchgreifende pietistische Tradition begründet. Die Theater wurden durch die Puritaner 1642 in England geschlossen, als Reaktion auf ein damals frivoles Theater. Augustins Verständnis von Theater basierte nicht auf dem großen griechischen Theater, von dem wir viel lernen können, sondern auf dem frivolen und gewalttätigen römischen Theater seiner Zeit, das durch und durch heidnisch war und von Übel für jeden Christen. So war es auch, als die Theater in England geschlossen wurden. Nicht Shakespeare war die Ursache – von dem wir viel lernen können – , sondern die frivolen Dramen jener Zeit. Damit brauchen wir allerdings nichts zu tun haben als Christen. Aber das bedeutet doch nicht, daß Theater geschlossen werden sollten, in denen Shakespeare aufgeführt wird oder auch Strindberg, ein wenn auch merkwürdiger Christ, aber seine Verkündigung über Paulus in dem Werk »Auf dem Weg nach Damaskus« ist sehr interessant. Auch er hat mich beeinflußt, als ich siebzehn, achtzehn Jahre alt war. Gewiß, er hatte ein sehr schwieriges Leben geführt, ging merkwürdige Wege, aber er bekennt sich zu Jesus als seinen Heiland und seinen Erlöser. Es gibt bewußte Christen unter den Dramatikern, z.B. Paul Claudel und Thornton Wilder und andere.

Der Grundgedanke wahren Theaters ist es, den Menschen zu entblößen. Im griechischen Theater trägt jeder eine Maske, denn der Mensch ist ein Heuchler. Das griechische Wort für Schauspieler ist verwandt mit dem Wort für »Heuchler«. So ist die Zielsetzung der großen Dramatiker, die Menschen zu entblößen und zu zeigen, wie sie wirklich sind. Die größten Dramatiker, Sophokles und Shakespeare, entblößen wie kein anderer. Aber, ist das nicht auch ein zentraler Teil der Predigt? Ist der Prediger nicht da, um die Menschen zu entblößen in ihrer Heuchelei, in ihrer Selbsttäuschung in Bezug zu Schuld und Sünde und zum Tod? Gewiß, das ist nur der erste Schritt. Nachdem der Mensch entblößt ist, muß er überdeckt werden mit Jesu Kreuzesblut. Aber die Reihenfolge ist sehr wichtig. Shakespeare und Sophokles fordern heraus, ehrlich mit uns selbst zu sein. Jesus sagt, wir müssen den Balken aus unserem eigenen Auge entfernen.

Goethe verkehrte als junger Mann in pietistischen Kreisen und schrieb unter diesem Einfluß seinen »Urfaust«, in dem man Verkündigung entdecken kann. Manche sagen, Goethes Auffassung von Glauben ist anders als unsere. Das ist richtig. Aber der Glaube hat den jungen Goethe bewegt.

Es gibt ein noch radikaleres Beispiel: Friedrich Nietzsche, der Gottesspötter sondergleichen des 19. Jahrhunderts. Mit 18 Jahren schrieb Nietzsche mit »Der unbekannte Gott« eines der großartigsten religiösen Gedichte in der deutschen Literatur. Aber Nietzsche nicht zu zitieren, weil er ein Gottesspötter ohnegleichen war, ist sicher zu weit gegriffen, besonders wenn er nach dem Schreiben dieses Gedichtes vom Glauben weggekommen ist. Wir wollen von dem Werk ausgehen und nicht von dem Menschen. Das ist eine sehr zentrale Aussage. Es gibt großartige Werke von Mozart, die überhaupt nichts mit Freimaurertum zu tun haben.
Es gibt großartige Verkündigung von Tolstoi und Dostojewski, die überhaupt nichts mit ihrer Theologie zu tun haben. Und es gibt sogar Glaubensaussagen von Goethe und Nietzsche, so daß wir sie nicht mit ihrem ganzen Denken verwerfen müssen.

Es gibt katholisch und evangelisch geprägte Kultur. Das beobachte ich, auch ohne kirchlicher Ökumeniker zu sein. Ich bin in meiner theologischen Auffassung durch und durch evangelisch: allein Jesus Christus, allein die Heilige Schrift, allein durch Gottes Gnade aus Glauben. Das gilt in meiner Theologie, aber nicht immer in meinem Kulturverständnis.
Viele der größten christlichen Maler waren katholisch, aber sie waren zum guten Teil biblisch in ihren Bildern. Denken wir an Leonardo da Vincis »Das letzte Abendmahl«. Auf diesem Bild ist alles biblisch, genauso wie in der Darstellung des Abendmahls von Tilman Riemenschneider. Im Louvre in Paris wird das berühmte Bild von da Vinci gezeigt, auf dem der Künstler Jesus als Säugling darstellt; was um das Kind vor sich geht, interessiert es nicht, nur das Lämmchen neben sich. Das ist ganz und gar evangeliumsgemäß: Von Anfang an denkt Jesus an das »Lamm, das der Welt Sünde hinweg trägt«, an sein Kreuz. Das ist keine untypische katholische Darstellung. Es ist eine wunderbare Verkündigung.

Ein ganz anderes Gebiet biblisch orientierter Kunst bringt die russische Ikonen-Malerei, vor allem die Nowgorod-Schule und die Moskau-Schule des 15. Jahrhunderts. Die Voraussetzung für diese Maler war: Sie mußten sich in die Schrift vertiefen, bevor sie malten.
In der Reihe der größten religiösen Maler würde ich Giovanni Bellini im gleichen Atemzug mit Rembrandt nennen. Dürer gilt als evangelisch – aber Giovanni Bellini hat ihm geholfen, zu einem großen Maler zu werden. In Wien begegnete Dürer neben Mantegna besonders Bellini, der einen starken Einfluß auf ihn ausübte. Ich stieß auf diesen Zusammenhang während einer Reise nach Venedig, die unter dem Leitwort stand »Kunst als Verkündigung«. Wir waren dort die ganze Zeit mit Bellini beschäftigt, und es wurde uns deutlich, wie häufig Bellini Jesus als Kleinkind mit seiner Mutter darstellt, wie auch Cranach. Das ist ein Thema für beide großen christlichen Konfessionen. Auf fast allen Bildern sieht man Jesus mit dem Gesicht eines Erwachsenen. Das bedeutet: Jesus ist geboren, um zu sterben. Öfters erkennt man auch das Zeichen seines Kreuzes.
Grünewald hatte dafür wohl das tiefste Verständnis und malte bei der Darstellung der Geburt Jesu am Isenheimer Altar die Windeln genauso zerrissen wie das zerrissene Leintuch am Kreuz – er ist geboren, um zu sterben.

Dies ist Verkündigung in tiefer Erkenntnis. Wer Augen hat zu sehen, der sehe. Das Bild Bellinis, in dem die Verkündigung am tiefsten zum Ausdruck kommt und in dem auch die Innigkeit des klaren, klassischen Ausdrucks spürbar wird, ist ein Bild, bei dem unten auf dem Holzrahmen der Name Giovanni Bellini geschrieben steht, und der dargestellte Jesus ist gerade im Begriff, mit seinem Fuß auf diesen Namen auf dem Holzrahmen zu treten. Was bedeutet das? »Einer wird kommen, dem Satan den Kopf zu zertreten« (1. Mose 3,15b). Bellini will zum Ausdruck bringen: Er zertritt meinen Namen, denn der Satan lebt in mir. Das ist außerordentlich tiefe Erkenntnis in dieser Art Verkündigung! Wer Augen hat zu sehen, der sehe. Und Bellini war Katholik, sein Anliegen aber ist durchaus biblisch. Freilich gibt es von ihm auch Bilder, die man nur in ihrem künstlerischen Wert betrachten kann, deren Theologie das Biblische vermissen läßt, z.B. »Die Himmelfahrt Maria«. Hier sind trotz eines großartigen Kunstwerks Grenzen der Verkündigung überschritten.

Auch in der Musik gibt es Themen, die wir als schöne Musik bezeichnen können, deren theologische Aussage wir aber verneinen müssen, z.B. das »Ave Maria«. Da sind Grenzüberschreitungen. Doch weil jemand Katholik ist, bedeutet das nicht, daß seine Verkündigung unbiblisch ist. Denken wir nur an die Messen Haydns, eines der größten aller religiösen Komponisten – welch ein Tiefgang! Zum Beispiel die Mariazeller Messe: Das ist absolut biblisch, denn im Zentrum liegt die Betonung auf dem Kreuz.

Ich gehe noch einen Schritt weiter. Es gibt große Kunstwerke, die ohne christliche Thematik trotzdem christliche Kunstwerke sind. Ich denke da aus der bildenden Kunst an Jakob van Ruisdael, einen der größten Landschaftsmaler aller Zeiten. Vielleicht kann man im gleichen Atemzug mit ihm nur die Donauschule, Altdorfer und Cranach, nennen oder Caspar David Friedrich. Jakob van Ruisdael ist Zeitgenosse Rembrandts, und er arbeitete in einer großen Glaubensepoche. Fast alle seine Bilder unterschreibt er nicht mit seinem Namen, sondern mit einem abgesägten Baum. Er will damit zum Ausdruck bringen: Ich bin ein verlorener Mensch, dem Tod geweiht.

Ich habe einen Freund, ein wirklicher Bruder im Glauben, der meine Lyrik gut kennt. Er meinte einmal: »David, deine besten religiösen Gedichte sind die, die kein religiöses Thema haben. Wenn du die innere Stille in der Schöpfung beschreibst, gehst du in eine metaphysische Welt, die direkt mit deiner Religiosität zu tun hat.« Das ist etwas ganz anderes als die katholische Mystik, die den Versuch unternimmt, sich mit Gott zu vereinigen. Solches Bemühen ist evangelischer Verkündigung entgegengesetzt. Der junge Luther – das zu wissen, ist sehr wichtig – stellt sich immer wieder bewußt unter das Kreuz zu Jesu Füßen und bezeugt damit: Ich bin ein verlorener Mensch, der Sünde und dem Tod verfallen, aber du, Herr, bist mein Heiland und Erlöser. Die Kreuzesmystik Luthers ist, sich total zu erniedrigen in der Erkenntnis, daß ich ein gefallener, verlorener Mensch bin – ich bin nicht würdig, die Riemen deiner Schuhe zu lösen, im Staub vor dir zu stehen.

Wenn ich mich ausruhen möchte, um neue Kraft zu schöpfen, tue ich das häufig, indem ich mich hinlege, an gar nichts denke, aber einem langsamen Satz aus einem Streichquartett von Haydn zuhöre. Eine innere Stille geht von solch einem Stück aus – »sei nur stille zu Gott, meine Seele«. Haydn hat immer gebetet, bevor er seine Werke schrieb. Jedes seiner großen Werke unterzeichnete er mit »in nomine domini«, im Namen des Herrn. Darunter sind auch Werke ohne christlichen Inhalt.

Es gibt eine ganze Entwicklung in der Musik, die man in den gebetsartig langsamen Sätzen beobachten kann – auch bei Bruckner und in den Beethoven-Quartetten, innige Sätze, bei denen sich der Künstler offensichtlich bewußt ist, daß er in musikalischer Sprache ohne Worte betet. Es gibt auch sonst wortlose Gebete, Gebete unter dem Zeichen von Gottes Heil, in der Erniedrigung des Bewußtseins: Ich bin im Staub vor Christus, er soll mich füllen mit seiner Kraft – das ist Beten ohne Worte. So bekomme ich große geistliche Kraft auch im Hören von Haydns langsamen Sätzen.
Der Höhepunkt in der Kammermusik-Literatur ist für mich der langsame Satz von Opus 76, Nr. 5, von Haydn. Das läßt sich einfach nicht überbieten in seiner tiefen Innerlichkeit. Es ist Verkündigung ohne christliches Thema – aber von einem bewußt als Christ lebenden Künstler. Luther sagt: »Unser ganzes Leben soll ein Gottesdienst sein.«

Ein Beispiel aus der bildenden Kunst veranschaulicht das, was ich hier meine: Vergleichen wir Rembrandt und Rubens. Rubens kann religiöse Themen malen, aber er malt sie fast immer im weltlichen Geist. Es gibt ein berühmtes Kreuzigungsbild von Rubens. Die Körperlichkeit der Gliedmaßen steht im Vordergrund, Muskeln, Knochen – er malt Körper. Wenn er ein Kreuzigungsbild malt, interessiert ihn überhaupt nicht die religiöse Thematik, nur der geschundene Körper. Er ist ein »fleischlicher« Maler. Aber Rembrandt kann ein Rind malen, und es wird ein geistliches Bild. Im Louvre ist sein Bild ausgestellt »Der geschlachtete Ochse«. Das ist Darstellung einer Opferung.

Luther war es wichtig: Bei einem wahren Christen – das war Rembrandt – ist sein ganzes Werk Gottesdienst. Rembrandt ist sich dessen bewußt, während man bei anderer innerer Haltung christliche Themen malen kann – wie Rubens – , wo die Kunst im »Fleischlichen« steckenbleibt.
Auch Rembrandts Selbstbildnisse sind christliche Zeugnisse. Wie kann man sich selbst – nicht Jesus – malen als christliches Zeugnis? Rembrandt hat sein ganzes Leben lang, vom jungen Mann bis ins hohe Alter, Selbstbildnisse gemalt. Auf den ersten Bildern malt er sich mit besonderem orientalischem Schmuck, etwas apart, das junge Genie, das zeigen kann, daß er etwas Besonderes ist. Auf den späteren Bildern malt er sich entblößt von alldem Beiwerk, keine Schönheit, aber erkennbar in körperlichem Verfall. Warum malt er sich? Weil Rembrandt weiß, daß er nicht wissen kann, wer er ist, denn der Mensch ändert sich von Tag zu Tag, von Jahr zu Jahr. Jede Sicht von mir selbst ist verzerrt (das ist auch ein zentrales Thema meiner Lyrik). Rembrandt versucht, sich so ehrlich wie möglich festzuhalten, und er malte sich zwei Wochen später wieder, weil er anders geworden war. Paulus hat dieses Thema in 1. Korinther 13 zentral behandelt: »Wir sehen jetzt durch einen Spiegel, in einem dunklen Wort, aber dann von Angesicht zu Angesicht.«
Ich werde mich nur erkennen, indem ich von Christus erkannt bin. Nur Gott kann mir zeigen, wer ich bin. Das Wissen durchdringt und bestimmt auch Rembrandts Malerei, die Unfähigkeit des Menschen, sich selbst zu bestimmen. Und wo führt das hin? In dieser Entblößung gibt es immer einen Lichtschimmer. Das Licht/Dunkel in Rembrandts Gemälden ist keine Methode, es ist Inhalt. Dieser Lichtschimmer ist sein Glaube, er weiß: Jesus ist das Licht der Welt. In seinen religiösen Bildern hat er immer wieder dieses Licht gemalt, deshalb kann man aus dem gesamten Schaffen Rembrandts deutlich erkennen, worum es sich bei diesem Licht handelt. Wenn man erkennt, daß dieselbe Art von Licht von ihm in bezug zu Jesus benutzt wird wie auch in seinen Selbstbildnissen, dieses durch schimmernde Licht, dann meint er damit: Jesus ist der, der mich bestimmen kann; er ist der, der mich durchleuchten kann; er ist der, der mich aus der Dunkelheit der Sünde herausholen kann. Überall finden wir bei Rembrandt diese Symbolik, auch wo das Bild kein christliches Thema hat. Das Wesen geistlicher Malerei wird also nicht von ihrer Thematik bestimmt. Die Thematik ist nicht der einzige Maßstab dafür, was christlich ist. Es ist ein Maßstab, aber es ist nicht ein unbeirrbarer Maßstab. Das zu erkennen ist wichtig.

Ich möchte noch etwas über den großen englischen Dramatiker William Shakespeare sagen und zeigen, wie er biblische Themen benutzt, die einen Menschen zum Nachdenken bringen können. Shakespeare kannte die Bibel und ließ ihre Aussagen in seinen Werken immer wieder aufleuchten. Da berichtet die Bibel die Begegnung des Auferstandenen mit Maria Magdalena. Maria hält Jesus für den Gärtner, denn sie sucht ihn in seinem gekreuzigten Leib. In ihrer Trauer steht ihr der Leichnam Jesu vor Augen. Deshalb spricht sie den Unbekannten, der da plötzlich hinter ihr steht, als Gärtner an. Aber sie findet den Auferstandenen. Das ist die Aussage aller Erscheinungen des Auferstandenen: Wer den Gekreuzigten sucht, auch wie ein Thomas, der ihn als Beweis betasten will, der wird dem Auferstandenen begegnen. Wir leben in Kreuzesnachfolge, nicht in Auferstandenen-Nachfolge. Aber als Maria Magdalena ihm begegnet, verkennt sie ihn und wähnt, er sei ein Gärtner. Sie meint freilich einen normalen Gärtner, der da kommt, um zu arbeiten. Aber Jesus ist der Gärtner, und gerade das ist die Thematik. Er herrscht über zwei Gärten, den Garten der Tränen, den Garten Gethsemane. Sie selbst befindet sich noch in diesem Garten, sie ist wie aufgelöst in Tränen. Grünewald und Cranach malen Maria Magdalena so, daß ihr ganzes Haar mittränt, mitweint, ihre Kleider, ihr ganzer Körper weinen mit ihr, sie ist in Tränen verwandelt – sie ist im Garten Gethsemane.
Aber Jesus ist auch der Gärtner des Paradieses.
Es gibt eine ganze Tradition in der Malerei, Claude Lorrain zum Beispiel, im 17. Jahrhundert, der auch Caspar David Friedrich beeinflußt hat, in der Jesus als Gärtner gemalt wird.

Shakespeare nun hat dieses Thema in sein tiefstes poetisches Werk übernommen, »Richard II.« Dieses Drama ist als Theaterstück schwer aufzuführen. Aber wenn man es liest, empfindet man es als sein größtes Werk – großartige Lyrik! Shakespeares Thema ist darin der von Gott eingesetzte, gerechte König, der Gärtner ist seines Reiches. Das ist kein Zufall, sondern Shakespeare hat die Begegnung der Maria Magdalena mit Jesus vor Augen – auch wenn das von der weltlichen Literaturwissenschaft völlig verkannt wird.

Auch in Shakespeares »Macbeth« leuchtet sein Glaubenswissen durch. Neben Kleists »Michael Kohlhaas« und Melvilles »Moby Dick« ist »Macbeth« wohl das tiefste Werk über das Metaphyisch-Böse. Lady Macbeth und ihr Mann haben den gerechten, eingesetzten König umgebracht. Und jeden Abend wandelt sie im Schlaf und ruft: »Ich will meine Hände waschen vom Blut – ich will meine Hände waschen vom Blut.« Das erinnert sofort an Pontius Pilatus: »Ich wasche meine Hände in Unschuld« – vom Blut dieses Gerechten. Er will es, aber er kann es nicht; er hätte Jesus ja freilassen können, wenn er gewollt hätte. So knüpft Shakespeare mit seiner Lady Macbeth an diesem biblischen Gechehen an – das ist kein Zufall.

Noch ein Beispiel aus Shakespeares »Henry IV.«. Wohin geht der wahre, gute König als Vorbereitung, um König zu werden? Ins Armenviertel, und er lebt dort unter Verbrechern, zwischen Leuten, die zuviel trinken, und bei Huren. Aber er lebt nicht wie sie, sondern er lebt unter ihnen. Das ist ein gesamtbiblisches Thema von David bis zu Jesus hin. Als David von Saul verfolgt wird, kommen alle möglichen Menschen, zu ihm, nicht alle sind redliche Leute. Und Jesus hält später Tischgemeinschaft mit den Ausgestoßenen, mit Zöllnern und Verbrechern, und mit seinen Jüngern – der wahre König ist mit seinem Angebot für alle da.

Shakespeare übernimmt dieses Thema. Ein Christ, der Augen hat zu sehen und Ohren zu hören, der erkennt das. Shakespeares »King Lear« wurde fast immer christologisch verstanden; ein Franzose erklärt »Hamlet«, daß dieser unfähig ist zu töten, weil er Christ ist und weiß, daß er sich nicht rächen darf an seinen Feinden. Das führt zu seinem Untergang als Mensch. Der grundlegende Konflikt in ihm ist der Begriff der Ehre – als Heide – gegenüber dem »Du sollst deine Feinde lieben« – als Christ. Das ist eine tiefe Auslegung von Shakespeares Hamlet.

Kultur hat aber auch ihre gefährlichen Seiten. Viel modernes Theater ist blasphemisch. Ich empfehle nie, ins Theater zu gehen, ohne sich vorher ausreichend darüber informiert zu haben, was gespielt wird und wie es gespielt wird. Man kann üble Erfahrungen machen, wie ein an sich gutes Stück von modernen Theatergruppen und ihrer Regie zur Hurerei gemacht werden kann. Auch in der Musik gibt es Entgleisungen. So ist die 9. Symphonie von Beethoven, auch nach der Kritik vieler Musikwissenschaftler, in ihrem letzten Satz viel zu lang und absolut überschwenglich. Den vorausgehenden großartigen Instrumentalsätzen folgt eine Verkündigung im Schlußchor, die rein humanistisches Gedankengut ist: Alle Menschen sind Brüder; wir werden alle einander umarmen. Auch der Geist dieser Musik ist humanistisch.

Auch gibt es verblendete Komponisten wie Wagner. Er war ein massiver Antisemit. Deshalb muß seine Musik nicht antisemitisch sein. Aber in seinem Musikstil war er ein teutonischer Komponist. Deshalb wurde Wagner im Dritten Reich von Hitler benutzt. »Die Meistersinger«, das vielleicht auch noch neben »Tristan« und »Parsival« beste Stück Wagners, habe ich in Nürnberg erlebt, in der Stadt von Hitlers großen Parteitagen. Zunächst war ich eingenommen von der Musik, bis mich im Schlußsatz das Gefühl überfiel, ich sei im Dritten Reich. Plötzlich überkam mich Angst, ich war in Schweiß gebadet, denn ich spürte den Geist dieser Musik. Wagner zeigt in seinen Werken immer wieder den Typus des Juden und den des Deutschen. Darin ist er sehr gefährlich. Eine Aufführung von Wagners Werken wird in Israel nicht erlaubt. Das ist mir verständlich, aber daß in Israel auch Richard Strauß verboten ist, verstehe ich nicht, wenn ich persönlich auch seinen Musikstil nicht mag. Seine Musik hat keinen nazistischen Geist. Hier muß man einen Unterschied machen. Übel war jedoch, daß er sich propagandistisch von Hitler benutzen ließ.

Musik kann arg mißbraucht werden: Bruckners Sinfonien haben einen außerordentlich tiefen Geist, besonders seine Siebte. Der langsame Satz seiner Siebten Sinfonie ist einer der hohen Gipfel der sinfonischen Musik überhaupt. Er steht damit in einer Tradition, die zurückgeht zu Haydns langsamen Sätzen und zu den langsamen Sätzen in Beethovens Streichquartetten. Doch diese Musik wurde über alle deutschen Radiosender gespielt, als Hitlers Tod bekannt wurde: Heldenmusik für unseren Führer… Ich habe einen Juden getroffen, der nach Deutschland kam und sagte, er könne Bruckner deshalb nicht hören. Aber das ist kein Argument. Bruckner hat Hitler noch nicht kennen können. Er war ein frommer katholischer Christ. Es ist bedauerlich, daß seine Musik mißbraucht wurde. So etwas dürfen wir nicht zulassen, denn seine Musik ist im Grunde tief religiös.

Auch muß dringend gewarnt werden vor der Pornographie in der Kunst. Und Vorsicht vor Heavy metal und Satanischem! In meiner Kirche erlaubte ich alles, was christlich ist. Das bedeutet nicht unbedingt, daß ich alles Dargebotene als große Musik betrachtete. Aber wenn die Jugend modern-rhythmische Musik mag und echte christliche Verkündigung damit verbunden ist – gut. Aber noch besser ist, wenn die Musik tiefe christliche Verkündi gung bietet und wir die Jugend dafür gewinnen können, denn ihr Glaube kann dadurch vertieft werden, so wie es mir zum Beispiel bei den wunderbaren Vertonungen der Psalmen durch Mendelssohn-Bartholdy geht.

Doch ich möchte nicht mit Apologetik schließen, mit Warnungen und Grenzziehungen, sondern von einer Entdeckung berichten. Ich kaufe gerne Musik auf Platten oder CDs, um zu lernen. So entdeckte ich einen interessanten Komponisten mit Namen Homilius. Er war ein Schüler Johann Sebastian Bachs. Er stammt aus einem frommen Pfarrhaus und war auch selbst fromm. Homilius ist 1714 im gleichen Jahr geboren wie Gluck und Carl Philipp Emanuel Bach und ging den Weg der großen Komponisten seiner Zeit. Er hat mehr Kantaten geschrieben als Bach und wunderbare geistliche Motetten – aber er ist weitgehend unbekannt. Es gibt nur eine einzige Platte mit einer Auswahl seiner Werke – Motetten von Homilius. Das ist großartige Verkündigung, zum Beispiel seine Vertonung des 23. Psalms: »Mir wird nichts mangeln« – dreimal wiederholt! Dieser Psalm gewann existenzielle Bedeutung für ihn. Er hat ein Passionsoratorium zu einem faszinierenden Thema geschrieben: »Sie gingen alle in die Irre.« Niemand kam auf solch einen Gedanken, auch Bach nicht. Ich kenne nur 12 Motetten von ihm, aber sie zeigen, daß er ein zentraler religiöser Komponist seiner Zeit war. Er steht in der besten A-capella-Tradition, die zurückgeht auf Schütz und auf Scheins »Israels Brünnlein«, eines der großen alten Meisterwerke.

Aber noch viel wichtiger als die Wiederentdeckung von Homilius ist Bachs früher Zeitgenosse und großartiger böhmischer Barock-Komponist, Jan Dismas Zelenka. Heinz Holliger, der weltberühmte Oboist stellt fest: »Seine Musik steht wie die Bachs über der Zeit.« Es ist nicht zu bezweifeln, daß dieser eigenwillige Zelenka mit Bach, Händel und Corelli zu den wirklich großen Meistern des Hochbarock gehört, und bis vor zwanzig Jahren war gerade dieser Zelenka völlig unbekannt. Dazu sind unter anderem seine Triosonaten, seine »Missa Votiva« und »Missa dei patris« und sein Te Deum in D-Dur große musikalische und religiöse Erlebnisse.

Allein schon die Andeutungen in dieser Einführung in christliche Kultur lassen den Schluß zu: Wenn wir uns nicht mit der großen Kultur und ihren christlichen Wurzeln beschäftigen, schneiden wir uns von vornherein von einem Teil größter Verkündigungsmöglichkeiten ab. Wir schneiden uns ab von Künstlern wie Rembrandt, Grünewald, Bellini, Haydn, Tolstoi, Shakespeare und anderen, die in ihren Werken einen außerordentlich geistlichen Tiefgang haben. Diese Künstler haben manchmal Zusammenhänge erkannt, die Theologen nicht gesehen haben.
Zum anderen gibt es ganz gewiß auch eine Gefahr in der großen Kunst: Man kann von ihr so fasziniert sein, daß man sich immer weniger mit der Bibel beschäftigt. Und das ist nicht gut.
Das Zentrum meiner Verkündigung ist und bleibt Gottes Wort, die Bibel.
Wir wollen nicht zu einer beflissenen Kulturchristenheit werden. Aber für mich ist die große christliche Kultur nicht nur eine Bereicherung, sondern auch eine Vertiefung meines Glaubens. Und wenn wir die Beschäftigung mit diesen Kunstwerken ausklammern, schließen wir damit die Möglichkeit aus, eine ganze Reihe von Menschen für ein Leben mit Jesus zu gewinnen, die in unsere Gemeinden vielleicht manche Bereicherung einbringen könnten. Jesus ist nicht nur für die Fischer gekommen, sondern auch für Paulus, der ein ungewöhnlich intelligenter und gebildeter Mensch war. Und Christus ist auch gekommen für Menschen mit einem starken Empfinden für Kunst und Kultur.

Eingestellt von Horst Koch, Herborn, im November 2023

info@horst-koch.de

 




Psychologie im Licht der Bibel (W. Plock)

Wilfried Plock



Psychologie im Licht der Bibel

Teil 1: Die Geschichte der Psychologie

1. Die Psychologie als Bestandteil der Philosophie (ca. 500 v. Chr. bis 1875)
Die heutige Psychologie hat also eine lange Vorgeschichte. Die historische Wurzel ist liegt vor allem in der griechischen Philosophie der Antike (schon ab etwa 5. bis 6. Jahrhundert v. Chr.). Die moderne Psychologie geht aus von der historischen, philosophischen Voraussetzung über den Ursprung des Menschen, über die Seele des Menschen und über das Verhältnis von Leib und Seele.
Die griechische Philosophie hatte sich ganz bewußt von allen religiösen, übernatürlichen Vorstellungen des Menschen losgesagt. Es war eine emanzipierte Philosophie, die also nicht von einem übernatürlichen Weltbild ausgeht, sondern ausging von einem natürlichen: der autonome Mensch in einem geschlossenen Weltbild.
Im Laufe der Jahrhunderte hat sich die Psychologie immer wieder gewandelt, und zwar sehr gewandelt.

II. Die Psychologie als eine von der Philosophie getrennte, selbstständige experimentelle Wissenschaft (ab 1875 bzw. 1879 bis heute)
1873/74 schrieb der Mediziner Wilhelm Wundt (1832-1920) sein bahnbrechendes Werk „Grundzüge der physiologischen Psychologie“, und damit wurde er der erste Psychologe. 1875 wurde Wundt Professor in Leipzig und eröffnete dort im selben Jahr das erste „psychologische Laboratorium“. Dort wurde zum ersten Mal psychologisch mit Menschen experimentiert. Übrigens gab es dort auch die ersten Psychologiestudenten.

Einen weiteren starken Einfluß auf die Psychologie jener Zeit übte die Einführung der Statistik nach dem Beispiel der Mathematik aus. Seelische Prozesse werden statistisch wiedergegeben, und die Statistik gilt dann als eine interpretierende Wissenschaft.

Lange Zeit bedeutete Psychologie noch so etwas wie Seelenkunde, die Lehre der Psyche. Aber seit jener Zeit hat man das Wort Seele ganz bewußt weggelassen.
Weil die Seele zu philosophisch belastet war und nicht wahrnehmbar ist und deshalb als unwissenschaftlich galt, war sie experimentell nicht brauchbar.
Erst am Ende des letzten Jahrhunderts wurde Psychologie als die Lehre vom Bewußtsein definiert.

Die Psychoanalyse von Sigmund Freud (1856-1939), die völlig unabhängig von Wundt´s Schule entstand, sieht den Menschen als ein geschichtliches Wesen, unter anderem mit einem Unbewussten, das den größten Teil ausmachen würde, und das wichtigste im Menschenleben ist. Die Psychoanalyse hat also als Objekt ihrer Forschung das Unbewusste. Unter Freud wurde die Psychologie zur Lehre vom Unbewussten.

Aber der Behaviorismus (Iwan P. Pawlow, Watson, Skinner), der zweite Zweig, der sagte: Das Unbewusste ist unbewiesen, unbeweisbar, es ist ja unsichtbar. Das ist also für die Wissenschaft unbrauchbar, was man beobachten und beschreiben und interpretieren kann, ist nur das, was ich weiß, und was sichtbar ist, unser Verhalten. Darum heißt der Behaviorismus auch Verhaltenspsychologie. 

Und die Humanistische Psychologie, der dritte Zweig, sagt: Der Mensch ist ein Wesen mit ungeahnten Möglichkeiten. Und was muß man da also forschen? Eben diese ungeahnten, verborgenen Möglichkeiten des Menschen sind zu erforschen, damit es zum Wachstum und zur Entfaltung und zur Selbstverwirklichung kommt. Jede Richtung hat also ihr anderes Thema und jede Richtung hat auch ihre eigene Methode.

Die heutige Psychologie (von etwa 1950 bis heute)
In zunehmendem Maße gibt es neue Richtungen. Jeder Hauptzweig hat eine Menge Nebenzweige. Ein anderes Kennzeichen der Psychologie in der letzten Zeit, ist, daß es sehr rasche Veränderungen gibt. Das was heute noch gültig ist, kann morgen schon ganz altmodisch und verworfen sein. Ein anderes Kennzeichen ist es, daß die Psychologie nicht nur theoretisch geblieben ist, sondern daß es eine angewandte Psychologie gibt. Und die angewandte Psychologie hat sehr stark zugenommen. Sie droht sogar größer zu werden, als die theoretische Psychologie. Sie ist sozusagen von der Universität in das öffentliche, alltägliche Leben umgezogen. Man kann sich eigentlich keine Einrichtung oder Institut mehr denken, ohne einen Psychologen. Es gibt sogar Psychologenschulen für den Kindergarten, für die Schule, für die Universität und sogar für den Betrieb und die Firma. Kurz gesagt, es gibt für alle Richtungen und Sparten. Man kann sich kaum noch ein Leben ohne Psychologen vorstellen. Man spricht von der „psychologischen Gesellschaft“.

Psychologie im biblischen Licht
Die Psychologie ist durch und durch unchristlich, teilweise sogar antichristlich.
Das Menschenbild der Psychologie ist atheistisch, evolutionistisch, materialistisch und humanistisch. 


Der Mensch sei ein Wesen:

1. – . . . ohne grundsätzliche Beziehung zu Gott, seinem Schöpfer, aber mit einer
Grundbeziehung zum Tier (das sog. Tiermodell).
Die Bibel: wir sind vom Geschlecht Gottes (Apostelgeschichte.17, 29)

2. – . . . ohne grundsätzlichen Bezug zu Gottes Wort, von dem der Mensch leben soll (Matth. 4, 4)
Absolute Normen gibt es nicht, Gewissen im biblischen Sinn gibt es nicht, Schuld
gegenüber Gott gibt es nicht (nur „Schuldgefühle“ gegenüber dem Nächsten)

3. –  . . . ohne die innewohnende Sünde oder „alte Natur“ (Römer 7)

4. –  . . . ohne Einfluß des Satans und seiner Dämonen

5. –  . . . ohne die Möglichkeit der „neuen Natur“ und der Wirkung des Heiligen Geistes

Teil 2:  Sigmund Freud und die Psychoanalyse

Allgemeines:
Sigmund Freud (1856-1939), in der Tschechoslowakei geborener Jude, Arzt und
Psychologe, Professor in Wien, Begründer der Psychoanalyse, Werke: Die
Traumdeutung, Totem und Tabu, Jenseits des Lustprinzips, Das Unbehagen in der
Kultur…. Bekannteste Schüler: Alfred Adler (Individualpsychologie) und Carl Gustav Jung (Komplexe Psychologie).

I. Freud´’s Persönlichkeitstheorie
Freud sah den Menschen in einem ständigen Konflikt zwischen seinen auf Lust
ausgerichteten Instinkten und der Unterdrückung derselben durch die Gesellschaft.
Die Folge seien Neurosen (wissenschaftliche Bezeichnung für krankhafte
Erscheinungen des Seelenlebens, die meistens als Folge einer gestörten Erlebnis-
verarbeitung in der frühen Kindheit gesehen werden). Jede Neurose, ja sogar das
gesamte Verhalten, stamme aus dem Unbewussten.
Der Mensch sei geschichtet. Die Seele des Menschen sei wie ein Eisberg. Nur etwa ein Sechstel sei sichtbar (das Bewußte), dann ein bißchen Unterbewusstes und der größte Teil werde vom Unbewussten gebildet.
Die Seele des Menschen – Das Bewußte – Das Unterbewusste – Das Unbewusste

II. Das Menschenbild des Sigmund Freud
Der Psychoanalyse liegt ein materialistisches Menschenbild zugrunde, d.h. der
Mensch wird nur als stoffliches und immanentes Wesen verstanden. Der Geist des Menschen wird nicht als eine vom Leib unabhängige Wesenheit betrachtet. Eine höhere Daseinsbestimmung des Menschen sah Freud nicht.

Das Unbewusste bilde den größten Teil des Menschen. In ihm liege der Kern der
Persönlichkeit, nämlich die Triebe, die Motivation. Der Mensch sei völlig determiniert (bestimmt, festgelegt) von seinen Erlebnissen in Kindheit und Jugend.

1. Freud´’s Triebmodell
Freud hatte in seiner Kindheit ein Verhältnis der Hassliebe zu seinem gleichaltrigen Neffen Johann. Später verallgemeinerte er Liebe und Hass zu den beiden fundamentalen Trieben im Leben eines Menschen. Der Mensch werde nicht von seinem Willen bestimmt, sondern von einem „Lust-Unlust-Prinzip“. D.h. der Mensch werde von angeborenen Instinkten dazu getrieben, Lust zu suchen („Libido“) und Unlust zu vermeiden.

Die Bibel zeigt als Ursache der menschlichen Not nicht ein Lust / Unlust-Prinzip,
sondern das in uns wohnende Gesetz der Sünde (Röm.7, 23).
Fünfzehn Jahre lang arbeitete Freud nur mit der Libido-Theorie, bis er 1920 die
Bedeutung des zweiten Triebes erkannte, nämlich „Thanatos“ (der Todestrieb mit der Tochter „Aggression“ – Zerstörungslust). Freud behauptete, die Triebe kämen aus den Organen, nämlich aus den Drüsen mit ihrem Stoffwechsel (biologischer Determinismus).

2. Freud´’s Erkenntnisse aus seiner Selbstanalyse

Freud war der Liebling seiner Mutter (die zweite Frau seines Vaters). Er hatte eine leidenschaftliche, erotische Neigung zu seiner jungen Mutter – kombiniert mit Hass gegen seinen Vater, der vom Alter her sein Großvater hätte sein können. Diese Dinge entdeckte Freud bei seiner Selbstanalyse, die er mit 42 Jahren begann.

Freud war ein Mann der Verallgemeinerung. Wenn er bei sich etwas entdeckt
hatte, übertrug er es oft auf die ganze Menschheit. Hatte er bei einem Neurotiker
etwas entdeckt, dann meinte er, alle Neurotiker, ja alle Menschen, sind so.
Aus seiner Selbstanalyse folgerte Freud zum Beispiel, jedes Kind habe eine
erotische Liebe zum Elternteil des anderen Geschlechtes und einen Hass zum
Elternteil des gleichen Geschlechtes. Die Erfahrungen und Sünden seines eigenen
Herzens wurden also Grundlage für eine umfassende psychologische Theorie
(Theorie des „Ödipus-Komplexes“). So entstand Freud´s psycho-sexuelles
Menschenbild.
Ein zweiter Grund für dieses Menschenbild liegt wohl im gesellschaftlichen
Hintergrund seiner Zeit. Freud befaßte sich zuerst mit hysterischen Frauen. Die
Wurzel für ihr Verhalten meinte er in dem Konflikt zwischen triebhaften Begierden und den gesellschaftlichen Tabus der Umgebung gefunden zu haben (der verlogenen viktorianischen Doppelmoral seiner Tage). Darum nahm die Sexualität allmählich einen immer größeren Raum in Freuds Theorien ein.


3. Freud´s Phasenmodell der frühkindlichen Sexualität

a) Die orale Phase (die ersten 12 Monate)
b) Die anale Phase (zweites Lebensjahr)
Die Reaktionen der Mutter auf das, was auf dem Töpfchen geschieht, seien sehr
wichtig!

c) Die ödipale Phase (drittes bis fünftes Lebensjahr)
Jeder Junge möchte seine Mutter „heiraten“ und haßt darum seinen Vater.
Mit etwa fünf Jahren erfasse er aber, daß das unmöglich ist und identifiziere
sich dann mit dem Vater. Die elterlichen Normen würden so zum Über-Ich.
Die Reaktionen der Eltern in dieser Phase würden in besonderer Weise den
Charakter und das Verhalten des Kindes für sein gesamtes Leben prägen.
Die Bibel zeigt uns, daß die Reaktionen der Eltern wichtig sind;
aber nicht nur in den ersten fünf Lebensjahren.
Abgesehen davon gibt es viele weitere prägende Faktoren in der Erziehung,
wie das Gebet der Eltern, das Wort Gottes, den Einfluß der Gemeinde, etc.

III. Die Freud´’sche Psychoanalyse

Man kann hinsichtlich seines Wirkens drei Phasen bei Freud unterscheiden.

Die erste von 1886 bis 1900; in der Freud kokainsüchtig war (in dieser Periode
entstanden die Grundlagen seiner größtenteils absurden Theorien).


Die zweite Phase erstreckte sich von 1900 bis 1923, und die dritte von 1923 bis zu
seinem Tode 1939 (Freud litt 12 Jahre lang an Kieferkrebs).

Nach 1923 (also in der dritten Periode) unterschied Freud zwischen dem Es (den
unbewussten Instinkten oder Trieben), dem Ich (dem „Ich“-Bewusstsein) und dem Über-Ich (dem größtenteils unbewussten „Gewissen“, das uns durch die Normen und Tabus der Umgebung auferlegt werde, vor allem während der Erziehung).
Freud sah den Menschen im ständigen Konflikt zwischen den egoistischen
Ansprüchen des Es und den durch Erziehung und Gesellschaft geprägten Normen des Über-Ich („Gewissen“). Das Kind sei zunächst nur Es. Das Über-Ich entstünde etwa mit fünf Jahren – nach der Überwindung des „ödipalen Konfliktes“ – allein durch die Gebote und Verbote der Eltern (intra-psychisches Konfliktmodell).

Nun behauptete Freud, daß weder der betroffene Mensch selbst, noch ein anderer Mensch, noch ein christlicher Seelsorger Zugang zum Unbewussten habe, sondern einzig und allein der Psychoanalytiker. Dieser sei der notwendige und unentbehrliche Mittler. Nur er sei kompetent, die verborgenen neurotischen Konflikte und Verdrängungen offenbar zu machen und dadurch zu heilen. Übrigens, jeder Psychoanalytiker muß zuerst an sich eine Selbstanalyse durchführen oder von einem Kollegen durchführen lassen. Nur dann darf er andere analysieren.
Auf diese Weise wird aber der Mensch / Patient unmündig und in die Abhängigkeit der Psychiatrie getrieben.


IV. Freud´’s Nichtverantwortlichkeits-Modell


1. Die Konstruktion des Unbewussten
Alles geschehe unbewusst (Triebe, Verdrängung, etc.). Wer könne für Dinge
verantwortlich gemacht werden, die außerhalb seines Bewußtseins vor sich
gingen?

2. Die biologische Triebtheorie
Die Triebe Libido und Thanatos kämen aus dem Körper des Menschen. Wer
könne für hormonelle Vorgänge verantwortlich gemacht werden? (Bibel: Matthäus 15, 19)

3. Die historische Theorie
Der Mensch sei ein Produkt der Geschichte, angefangen vom Tierreich über
die Urhorde der Menschheit bis zu den unmittelbaren Erbanlagen.
Wer könne dafür persönlich verantwortlich gemacht werden?

4. Freud´’s Krankheitsmodell
Neurosen kämen letztlich von außen. Gäbe es keine Normen, dann gäbe es
keinen Konflikt zwischen Es und Über-Ich, also gäbe es auch keine Neurosen.
Dieses Krankheitsmodell kennt nur die Psychoanalyse.


V. Freud´’s Schuldmodell
Weil der Mensch determiniert sei, sei er nicht verantwortlich für sein Tun. Schuld hätten grundsätzlich die Eltern und die Gesellschaft. Durch die psychoanalytische Behandlung bekommen die Patienten oft einen Hass auf ihre Eltern.


VI. Das biblische Menschenbild

Der Mensch ist ein von Gott geschaffenes und geliebtes Geschöpf. Er wird von vielen Faktoren geprägt, z. B. von seinen Erbanlagen, von Erziehung und Umwelteinflüssen, aber auch von seinem eigenen Willen. Jeder gesunde Mensch ist voll moralisch verantwortlich für sein Tun und Lassen. Er ist ein Sünder, der Erlösung braucht.


VII. Wie können wir auf biblische Weise zu einem wahrheitsgetreuen
Selbst- und Menschenbild kommen?
„Trügerisch ist das Herz, mehr als alles, und unheilbar ist es. Wer kennt sich
mit ihm aus? Ich, der HErr, bin es, der das Herz erforscht…“ (Jeremia 17, 9-10).


1. Gott gibt Selbsterkenntnis durch sein Wort (Joh.16, 9; Hebr. 4, 12;
Jak. 1, 23)


2. Gott gibt Selbsterkenntnis durch Prüfungen (5. Mose 8, 2-3)

3. Gott gibt Selbsterkenntnis durch das Zusammenleben mit anderen in Ehe,
Familie, Gemeinde und Gesellschaft (Kolosser 3, 13; 1. Joh. 1, 7)

4. Gott gibt Selbsterkenntnis durch Seelsorge (Psalm 139, 1.23-24)


Zusammenfassung:
Wir Menschen des 20. Jahrhunderts sind fast ausnahmslos Produkte der Freudschen Ethik. Ausdrücke wie Verdrängung, Hemmung, Frustration, Freudsche Fehlleistung, oder Unbewusstes sind unter uns Gemeingut geworden.
Außerdem haben Freuds Schriften kräftig zur Entchristlichung der westlichen Welt beigetragen. Lindsay und Carlson nennen in ihrem Buch „Satan kämpft um diese Welt“ (Verlag HSW, 1973) sechs Männer, die mit ihren Theorien einen starken, verhängnisvollen Einfluß auf unsere Welt ausgeübt haben, nämlich: Kant, Hegel, Kierkegaard, Marx, Darwin und Freud (S. 101-119).

Freud war überzeugter Evolutionist. Wie Darwin Gott aus der Biologie entfernte, so verbannte Freud Gott aus der Psychologie.

Freud´’s ganzes Leben war gekennzeichnet von einer militanten Rebellion gegen
Gott, gegen Gottes Normen und gegen jegliche Autorität. Freud schrieb drei Bücher als Angriff auf Gott und sein Wort: z.B. Totem und Tabu (1912). Freud nannte sich „einen gottlosen Juden und einen unverbesserlichen Heiden“. Er hat einmal selbst gesagt: „Ich bin ein Rechtsanwalt des Teufels!“

Ouweneel schreibt: „Freud ist der Psychologe gewesen, der vielleicht am meisten dafür verantwortlich ist, daß in unserem Jahrhundert die Begriffe von echter moralischer Schuld und persönlicher Verantwortung stark an Wert eingebüßt haben, indem er den Menschen als Spielball unbewusster Kräfte von innen und der strengen Tabus der Umgebung darstellte. Der Freudianismus schiebt die Schuld grundsätzlich auf die Eltern und die Gesellschaft ab“ (Herz und Seele, S. 66).

Teil 3: C. G. Jung und die Analytische Psychologie

Einleitung:
Carl Gustav Jung war ein Schweizer Psychiater und lebte von 1875 – 1961. Jung, ein Schüler Freuds, gilt als der Grundleger der „Analytischen Psychologie“.
Jungs Psychologie ist unzertrennbar von seiner Person und vom Okkultismus.

Was waren die Quellen der Jung´schen Analyse? Diese Quellen nennt er selbst in seiner Autobiographie „Erinnerungen, Träume und Visionen“:


1. Die Selbstanalyse
Jung war durch und durch okkult. Er analysierte bei sich seine Träume,
Visionen, Phantasien und inneren Stimmen.

2. Ein intensives Studium des Okkultismus, vor allem des Spiritismus, der
Wahrsagerei, der Astrologie, der Alchimie und der Magie
1916 gab er ein Buch heraus über seine Gespräche mit den Toten.

3. Studium der griechischen Philosophie, der okkultistischen Schriften von
Paracelsus, Swedenborg und Goethe

4. Ein intensives Studium der Gnostik, der Mythologie sowie der primitiven und der asiatischen Religionen (besonders des Hinduismus und des Zen-Buddhismus)

5. Viele persönliche Begegnungen und Reiseerlebnisse bei seinen vier großen
Weltreisen

6. Die Tiefenpsychologie Siegmund Freuds (Jung war sechs Jahre sehr eng mit
Freud befreundet, dann kam es zum Bruch zwischen den beiden)

Jungs Elternhaus und Jugenderlebnisse
Jung wuchs in der Nähe von Basel in einer christlichen Familie auf. Sein Vater war Pfarrer, aber sein Großvater war Großmeister einer Freimaurerloge und – wie Jung selbst schreibt – ein uneheliches Kind von Goethe (Goethe war ebenfalls Okkultist und Mitglied des Illuminaten-Ordens).
Jungs Mutter war sehr okkult gebunden und auch medial begabt. Sie hatte hell-seherische Gaben. Von ihr bekam Jung die „Gabe“ des Hellsehens, Hellwissens und Hellfühlens.

Im Alter von vier Jahren hat der kleine Carl Gustav einen Traum. In diesem Traum, der für sein ganzes Leben prägend war, bekam er die Einweihung in das Reich der Finsternis. Er sieht eine Gestalt, vor der er furchtbare Angst bekommt. Aber darauf sagt seine Mutter zu ihm: „Schau ihn gut an; er ist ein Menschenfresser.“ Dann erwacht Jung in Schweiß gebadet. Jung schreibt weiter über die Gestalt dieses Traumes: „Als unterirdischer Gott ist er über meine gesamte Jugendzeit dagewesen. Und immer wieder fühlte ich seinen Einfluß, sobald etwas zu betont über den „Herrn Jesus“ gesprochen wurde. Der „Herr Jesus“ ist für mich nie eine Wirklichkeit gewesen, nie ganz akzeptierbar, nie wirklich sympathisch. Immer wieder mußte ich an seinen unterirdischen Gegenspieler denken. Das war die Einweihung in das Reich der Finsternis. Von da an hat mein geistliches Leben seinen unbewußten Anfang genommen.“

Ein weiteres Erlebnis Jungs, als zwölfjähriger Gymnasiast in Basel:
Er wartet auf den Bus und sieht dann den Kirchturm des Baseler Doms. Er muß an Gott denken und fängt an zu philosophieren. Er stellt sich Gott auf einem goldenen Thron vor. Auf einmal kommt ein erstickendes Gefühl über ihn. Jung steht wie gelähmt da und fühlt sich gezwungen, „die Sünde gegen den Heiligen Geist“ zu begehen, eine Gotteslästerung zu denken und auszusprechen. Da Jung von seiner christlichen Erziehung her nicht so denken und reden wollte, kommt er zu dem Schluß, daß Gott ihn zu dieser Lästerung gezwungen habe.
Von diesem Erlebnis her kam Jung später zu einer ganz neuen Deutung des Sündenfalles (1. Mose 3). Er behauptete, es wäre Gottes Absicht gewesen, daß Adam und Eva sündigten. Das übertrug er dann auf sich selbst. Darum gab er den gotteslästerlichen Gedanken nach und sprach öffentlich darüber.
Jung beschrieb sein Empfinden folgendermaßen: „Ich verspürte eine unwahrscheinliche Erleichterung und Erlösung. Anstelle des erwarteten Gerichtes kam Gnade über mich, ja, ich wurde überschüttet mit Gottes Gnade. Und ich bekam eine Seligkeit, die ich nie gekannt hatte. Ich hatte das Gefühl, einer göttlichen Offenbarung teilhaftig geworden zu sein.“

Folgen und Auswirkungen von Jungs okkulter Belastung

1. Er bekommt ein Überlegenheitsgefühl gegenüber Christen, die diese Erfahrung (Gnade durch Gotteslästerung) nicht gehabt haben.

2. Jung zweifelt alle herkömmlichen Formen der christlichen Lehre und Erfahrung an – auch die Frömmigkeit und Verkündigung seines Vaters.

3. Jung entwickelt allmählich völlig falsche Vorstellungen über Gott, Christus und
das christliche Leben. Er bekommt einen regelrechten Widerwillen gegen Gottes
Wort. Jung schreibt eigentlich nie über Gott, sondern immer über das Gottesbild in der menschlichen Seele. „Gott ist für mich alles – nur nichts Frommes!“
Nach seinem Traum als Vierjähriger entwickelte Jung einen zunehmenden Wider-willen gegen Jesus Christus: „Die Geschichten vom „Herrn Jesus“ kamen mir immer verdächtig vor; nie habe ich ihnen wirklich geglaubt.“ „Der „Herr Jesus“ war für mich ohne Zweifel ein Mensch und deshalb fehlbar.“

4. Die erste Teilnahme am Abendmahl bei seiner Konfirmation nannte Jung später „die größte Niederlage seines Lebens“. Nach seiner Konfirmation kommt es zum Bruch mit der Kirche und mit seinem Vater. Er tritt aus der Kirche aus.

5. Zur gleichen Zeit erwacht sein Interesse an der griechischen Philosophie, an Goethes Faust und am Spiritismus. Er schreibt über Faust: „Endlich entdeckte ich einen Menschen, der den Gegenspieler ernst nahm und sogar einen Blutspakt mit ihm schloß. Goethe wurde mir zum Propheten.“
Jung liest alle sieben Bände von dem Spiritisten Swedenborg.

6. Während seines Medizinstudiums beteiligt sich Jung zwei Jahre lang jeden
Samstag an spiritistischen Sitzungen bei Bekannten. Die Erlebnisse in jenem
Zirkel werden Grundlage für seine Dissertation. Durch den Spiritismus verlagert
sich sein Interesse von der Medizin auf die Psychiatrie. Jung wird Psychiater.

7. Immer wieder beschäftigt ihn die Frage: Was geht in einem Geisteskranken vor ?, weil er vieles davon in seinem Leben auch entdeckt. Jung spricht z.B. von seiner Person als Nr. 1 und Nr. 2.

Jungs Seelenstruktur
Zum persönlichen Teil des Menschen gehören nicht nur das Bewußtsein, sondern das darunterliegende persönliche Unbewußte, und noch tiefer das kollektive Unbewußte, jenes große Reservoir alten Erfahrungsbesitzes der ganzen Menschheit.
Für Jung ist das Unbewußte nicht nur Behälter für Verdrängtes – wie bei Freud -, sondern auch die schöpferische Mutter des Bewußtseins.
Das kollektive Unbewußte sei die tiefste und unzugänglichste Schicht der Persönlichkeit, die „Urschicht“ der menschlichen Seele, das, was nie bewußt gewesen ist. Dieses universale Unbewußte der Menschheit verdanke seine Existenz der Evolution und enthalte die Erfahrungen aller tierischen und menschlichen Ahnen, quasi die Urvergangenheit der Menschheit. Gleichzeitig sei das Kollektivunbewußte auch die Verbindung zur „göttlichen Weltseele“. Das kollektive Unbewußte – Vorsicht, Jung nennt es manchmal den „inneren Menschen“ – sei also ein gewaltiger kollektiver Lagerraum der Vergangenheit. Von hier werde der einzelne Mensch im Wesentlichen gesteuert.
Jung sieht die Selbstwerdung des Einzelnen (Individuation) als höchste Lebensaufgabe. Auf dem Weg dorthin muß der Mensch von der Suggestivgewalt unbewußter Bilder (Archetypen) befreit werden.

Jungs Theorie der Archetypen
Das kollektive Unbewußte bestehe aus Archetypen (Anfangs- oder Ursprungsbilder). Diese Urbilder der Seele seien Wahrnehmungen, Vorstellungen und Erfahrungen. Z.B.: Vater, Mutter, Kind, Held, der weise alte Mann, Hexe, Magier, Geburt, Tod, aber auch Paradies, Sündenfall, Jungfrauengeburt, Wiedergeburt, der sterbende und auferstehende Gott, Geister, Götter, Dämonen und der Teufel. Diese und andere „Projektionen archetypischer Inhalte“ seien auf der ganzen Welt die gleichen. Das gesamte menschliche Verhalten (auch das religiöse Verhalten) werde also durch die Archetypen des kollektiven Unbewußten gesteuert.
Der „Archetypus Gott“ in der „Kollektivseele“ eines jeden Menschen bilde zusammen mit seiner persönlichen „Gotteserfahrung“ den „Gotteskomplex“, der das ganze Verhalten beeinflusse, sodaß alles in den Kategorien von Gut und Böse, Tugend und Untugend betrachtet werde. Die Herkunft der Archetypen sei nicht erklärbar.

Jungs Theorie der Individuation
Unter Individuation versteht Jung den Entwicklungsweg zum individuellen Selbst und schließlich zum Welt-Selbst. Jungs Erlösungsweg geht über die Stationen der Selbstwerdung, Selbstverwirklichung bis hin zum „Jenseits von Gut und Böse“ (der Buddhanatur).
Jung meint, der Mensch sei bis zur Lebensmitte extrovertiert. Dann käme die Wende, nach der sich der Mensch introvertiert auf sein kollektives Unbewußtes konzentriere. Das Alter sei dann das Endstadium der Persönlichkeitsentwicklung (Individuation).

Das Ziel der Jung´schen Psychotherapie ist der individuierte Mensch.
Gemäß Jungs Theorien müßte er folgendermaßen beschrieben werden:

– Der individuierte Mensch ist mittleren oder älteren Alters

– er hat sich mit seinem kollektiven Unbewußten auseinandergesetzt und dadurch wahre, gründliche Selbsterkenntnis erhalten

– er ist zur völligen Selbstannahme gelangt, einschließlich seiner animalischen
Natur und seiner verdrängten Bisexualität

– er hat alle polaren Aspekte miteinander versöhnt und vereint; er ist zum „ganz-
heitlichen“ (holistischen) Menschen geworden

– durch Integration seines kollektiven Unbewußten ist er zu einem „höheren
Bewußtsein“ gekommen und hat sein wahres Selbst entdeckt

– schließlich ist er zu einer „universalen Persönlichkeit“ geworden, deren ganz-
heitliche Mentalität in völliger Toleranz jede Verabsolutierung und Polarisierung
ausschließt…

Abschließende Beurteilung
Jungs Psychologie ist eine Heilslehre, eine Religion im psychologischen Gewand. Gerade das macht sie so gefährlich. Jung leugnet den einen biblischen Gott, die totale Sündhaftigkeit des Menschen, die vollkommene Erlösung Jesu Christi und die Tatsache einer letzten Verantwortung vor dem Schöpfer. Gerade Jungs Vermischung von „christlichen“ Gedanken mit griechischer Philosophie, fernöstlichen Religionen und allerhand Okkultismus machen uns die Verwendung seiner Psychologie und Psychotherapie absolut unmöglich.


Teil 4: Die Verhaltenspsychologie (Behaviorismus)

Einleitung:
Der Behaviorismus (von behavior = Verhalten) ist die Lehre vom erlernbaren Verhalten (Konditionierung oder Programmierung des Verhaltens) und zwar durch Lern- bzw. Programmierungstechniken.
Lernen meint hier nicht das schulische Lernen, auch nicht das Lernen durch Reife, sondern Verhaltensänderung durch Programmierung und Training.
Basis des Behaviorismus sind Tierversuche im Laboratorium. Die bekanntesten Experimente liefen mit Hunden, Katzen, Ratten und Tauben.
Die Verhaltenspsychologie hat heute einen ungeheuren Einfluß, besonders in den Berufen, die mit dem Menschen zu tun haben.

I. Geschichte und Hauptvertreter
Iwan Petrowitsch Pawlow (1849-1936), russischer Reflexologe,
Vater der „Klassischen Konditionierung“, überzeugter Darwinist,
1904 Nobelpreis. Er führte das berühmte Speichelfluss-Experiment durch (Reiz-Reaktions-Schema):
– ein Hund riecht oder sieht Fleisch: – > Speichelfluß (unbedingter Reiz)
– Pawlow gibt ihm Fleisch u. klingelt mit einer Glocke (verknüpft mit bedingtem Reiz)
– nach einiger Zeit klingelt Pawlow nur mit der Glocke – Ergebnis: Speichelfluß!

Schlußfolgerung: Tiere (und Menschen) können zu angeborenem, logischen Verhalten nichtangeborenes, unlogisches Verhalten hinzulernen – und zwar unabhängig vom Willen!
Pawlow meinte, seine Tierexperimente seien die Basis für eine objektive Psychologie. Der Mensch besitze kein Inneres, sondern bestehe nur aus Verhalten. Am Ende seiner Tätigkeit sprach Pawlow nie mehr von der Seele eines Menschen und verbot auch seinen Mitarbeitern im Laboratorium je wieder die Begriffe Seele oder Seelisches zu gebrauchen.


Edward Thorndike (1874-1949), ein amerikanischer Psychologe, führte unabhängig von Pawlow ebenfalls Tierversuche durch, und zwar mit Hilfe des „Problemkäfigs“.
– eine Katze sitzt im Käfig; außerhalb steht Futter
– der Käfig öffnet sich, wenn die Katze an einer Schlinge zieht
– die Katze „begreift“ die Sache und findet immer schneller aus dem Käfig
– Thorndike nannte diese Art Lernverhalten „trial and error“ (Versuch und Irrtum)
– er meinte, daß solche Erfolgserlebnisse zur Bildung bestimmter
Nervenverbindungen im Gehirn führen würden, die bei weiteren Erfolgen
zunehmend verstärkt würden (Reinforcement).

John B. Watson (1878-1958), ein amerikanischer Psychologe, der Begründer des „Behaviorismus“, war zuerst Leiter eines tier-psychologischen Laboratoriums und später Professor für Psychologie. Watson schrieb 1913 sein „Behavioristisches Manifest“, in dem er behauptete, die Psychologie sei ein reiner Zweig der Naturwissenschaft. Er sah als Gegenstand der Psychologie nur das beobachtbare Verhalten, lehnte die psychoanalytische Bewusstseinslehre ab. Alles andere sei nicht „objektiv“. Watson kam zu der Sicht, daß der Mensch nichts anderes als ein Roboter sei. Selbst die edelsten Gefühle des Menschen oder auch Fähigkeiten wie Sprechen und Denken seien letztlich nur „konditionierte Reflexe“.
In den zwanziger Jahren beherrschte Watsons Schule die gesamte amerikanische Psychologie. In den dreißiger Jahren rückten viele Psychologen vom radikalen Behaviorismus ab und entwickelten die gemäßigter Form des Neo-Behaviorismus.

B. F. Skinner (1904-1990), ein amerikanischer Psychologe, war der Hauptvertreter des „Neo-Behaviorismus“. Er arbeitete vor allem mit Tauben und Ratten in der „Skinner-Box“.
– eine Taube sitzt im Käfig
– wenn sie gegen eine Platte pickt, rollt Nahrung in ihren Käfig…

Pawlows Tiere blieben bei den Versuchen immer passiv. Skinner hingegen entwickelte scharfsinnige Versuche, bei denen das Versuchstier aktiv bestimmte Verhaltensweisen erlernte, die nützlich für es waren. Pawlow war der Vater der „Klassischen Konditionierung“.
Skinners Konditionierung wird „Operante Konditionierung“ genannt. Er arbeitete viel mit Belohnung und Verstärkung, die seiner Meinung nach mehr motivierten als Strafe.
Skinners Hauptwerk: „Jenseits von Freiheit und Würde“ (1971). Skinner wollte die restlose Steuerung und Programmierung mit Hilfe der Lerntechniken.

Francis Schaeffer schrieb ein Buch gegen Skinners Buch mit dem Titel: „Zurück zur Freiheit und Würde“.

II. Die Lerntechnik im Behaviorismus
Die Studien über Versuche mit Tieren im Laboratorium führten zu lerntheoretischen Erkenntnissen und zu Programmierungstechniken (eine dieser Techniken ist z.B. die „Gehirnwäsche“), die beim Menschen angewendet wurden und werden. Die Verhaltenspsychologie ist also die Anwendung von Lerntheorien und Lerntechniken des Tieres, angewendet auf den Menschen.
Technisch-methodische De-Programmierung wird in der heutigen Psychotherapie angewandt
– bei Phobien
– bei Süchten
– bei Sekten-Mitgliedschaft (z.B. Scientology)

III. Geistige Ziele des Behaviorismus
Durch konditioniertes bzw. de-konditioniertes Verhalten soll der Mensch im Sinne einer neuen Gesellschaft verändert werden. Er soll seine gesellschaftliche Rolle besser spielen können.
Der Begriff Rolle entspringt der Theaterwelt und meint ein bestimmtes Verhalten, das vom Drehbuch vorgeschrieben ist.
In der Soziologie versteht man unter „Rolle“ eine bestimmte Verhaltensnorm, die von der Gesellschaft für jeden Menschen vorgeschrieben ist.
– wenn ein Mann Kinder hat, dann ist er nicht Vater, sondern „er spielt die Vater – Rolle“…
– wenn man Hausfrau ist, dann spielt man die Rolle einer Hausfrau…
– wenn man Christ ist, spielt man nur die Rolle eines Christen…

Die Gesellschaft knüpft an die einzelnen Rollen bestimmte Erwartungen, und die gilt es zu erfüllen. Höhere Normen gibt es nicht. Jedes Verhalten eines Menschen ist Rollenverhalten, vom Kindes- bis zum Greisenalter.
Der Mensch ist erst dann richtig Mensch, wenn er sich in einem Prozeß der Sozialisierung allen Rollenerwartungen der Gesellschaft völlig angepaßt hat. Der sozialisierte, angepaßte, neue Mensch ist der perfekte Rollenspieler, programmiert für die neue Gesellschaft.

IV. Das Menschenbild des Behaviorismus:
Grundlage des Behaviorismus ist die Evolutionstheorie. Da der Mensch nur ein höher entwickeltes Tier ist, haben Tier und Mensch das gleiche Verhalten und lernen unter den gleichen Bedingungen.
Der Behaviorismus lehrt das „Automatenmodell“. Der Mensch ist ein Automat. Man steckt etwas bestimmtes hinein, und ein bestimmtes Verhalten kommt heraus (das Input – Output -Modell oder Reiz-Reaktions-Schema).

1. Alles ist Verhalten (Alkoholiker haben ein bestimmtes „Trinkverhalten“)

2. Alles heutige Verhalten ist von der Umwelt erlernt.
– das normale, gewünschte Verhalten
– aber auch das abnorme oder kriminelle Verhalten

3. Alles gewünschte zukünftige Verhalten ist technisch-methodisch erlernbar und
unerwünschtes Verhalten kann verlernt werden (Lernpsychologie).
Bei Erfolg gibt es Belohnung (z.B. Aufnahme in die Gruppe), bei Versagen Strafe
(z.B. Isolierung oder Ausschluß aus der Gruppe).

Aber der Mensch hat ganz andere Eigenschaften wie das Tier. Wie will der Behaviorismus folgende menschlichen Züge erklären: Liebe, Humor, Schönheit, Ideale, Kultur, Musik, Gewissen, Scham, Schuld, Selbstaufopferung,….?

V. Eine Beurteilung des Behaviorismus aus christlicher Sicht


* Der Behaviorismus basiert auf der falschen Grundlage der Evolution und deren materialistischem Menschenbild.
* Der Behaviorismus überträgt das Verhalten von Tieren im Laboratorium auf das tatsächliche oder erwünschte Verhalten von Menschen und übersieht dabei die völlige Verschiedenheit von Mensch und Tier.


Teil 5: Die Humanistische Psychologie

I. Biographie des Begründers Abraham Maslow

Abraham Maslow (1908-1970), amerikanischer Psychologe russisch-jüdischer Herkunft, wuchs in New York auf. Er hatte – im Gegensatz zu Freud und Jung – ein gutes Verhältnis zu seinem Vater; aber seine Mutter hielt er für schizophren. Sie brachte sieben Kinder zur Welt, und sobald ein neues Kind geboren wurde, vergaß sie die anderen. Mutter Maslow war sehr abergläubisch. Der junge Abraham entwickelte eine starke Abneigung gegen diese Dinge. Sein frühster Traum war, „allen religiösen Aberglauben auszumerzen“ (1963 machte er sein Vorhaben wahr und schrieb ein fürchterliches Buch gegen jede Art von Glauben und Aberglauben).

Maslow litt unter dem Antisemitismus und fühlte sich als Jude oft sehr einsam. Er flüchtete sich in die Literatur, die Bibliothek wurde zu seiner Wohnung.
Später er beschrieb seinen damaligen Zustand folgendermaßen:
„Ich war während meiner ersten zwanzig Lebensjahre zweifellos neurotisch, sogar sehr neurotisch, depressiv, schrecklich unglücklich, einsam, allein. Und ich verwarf mich selbst.“
Diese existenzielle Krise des jungen Maslow wurde später bestimmend für die Humanistische Psychologie. Man meint, Neurosen hätten ihren Ursprung in einem negativen Selbstbild. Und die Therapie ist darauf ausgerichtet, daß man ein positives Selbstbild von sich bekommt und sich selbst annimmt.

Nach zwischenzeitiger Beschäftigung mit Jura und Politik (idealer Sozialismus) stieß Maslow durch Bücher von Watson auf die Psychologie. Maslow war begeistert vom Behaviorismus. Er schrieb:
„Die Auffassung, daß der Mensch eine Maschine ist, wies mich darauf hin, daß er wissenschaftlich verbessert werden kann. Es war dieser Aspekt der Verhaltenspsychologie, der meine Phantasie reizte. Meine Ziele waren nun aufs entschiedenste utopisch, messianisch, weltverbessernd, menschverbessernd.“
Maslow studierte Psychologie. Er begann als völlig überzeugter Behaviorist. Als Assistent von Thorndike experimentierte er vor allem mit Ratten. Als er Familienvater wurde, beobachtete er an seinen Kindern ganz verschiedene Persönlichkeitstypen. Das veranlaßte ihn, zu Freud umzuschwenken. Maslow wurde Psychoanalytiker.
Von 1936-1950 war er Dozent in New York. Wegen des Dritten Reiches mußten viele Juden aus Europa emigrieren; die meisten kamen in die USA. Maslow lernte u.a. Adler (Individualpsychologie), Fromm (Neo-Psychoanalyse) und Bühler (Ganzheitspsychologie) kennen. Er übernahm in synthetischer Haltung von jedem etwas. Das Ergebnis wird seither „the third force psychology“ (der dritte Weg) genannt, oder Humanistische Psychologie oder Sozial-Behaviorismus.

II. Das Modell der Humanistischen Psychologie


A. Die Wurzeln der Humanistischen Psychologie


1. Die Philosophie des Evolutionismus
Maslow war durch und durch Evolutionist: „Der Mensch ist ein Tier, aber ein höher entwickeltes Tier.
2. Die Philosophie des Humanismus (der Mensch ist gut und autonom)
3. Die Philosophie des Existenzialismus (Jaspers, Heidegger, Satre)
Der Existenzialismus legt die Betonung nicht wie Freud auf die Vergangenheit, sondern auf das so genannte „Hier und Jetzt“, sowie auf die zwischenmenschlichen Beziehungen.
4. Die Idee der Selbstverwirklichung
Diese Idee kommt ursprünglich aus dem Evolutionismus. Was auf biologischem
Niveau möglich sei, sei auch auf psychologischem Niveau möglich.
5. Die vorangegangenen psychologischen Richtungen (bes. Freud, Adler, Watson)

Maslow warf Freud vor, daß die Psychoanalyse vom kranken Menschen ausgehe (das intra-psychische Konfliktmodell).
Dem Behaviorismus warf er vor, daß er vom Durchschnittsmenschen ausgehe (das mechanistische Input-Output-Modell).
Dem setzte Maslow nun das „innere Harmonie-Modell“ der Humanistischen Psychologie entgegen. Maslow und seine Humanistische Psychologie geht von den „besten Menschen“ aus. Er studierte 20 Biographien von herausragenden Persönlichkeiten (Lincoln, Livingstone, Spinoza, Einstein, Albert Schweitzer, etc.).
Maslow glaubte wie Freud auch an das Unbewusste, nur sah er es als positiv und kreativ an. Der Mensch hätte tief innen ein großes Potential an positiven menschlichen Möglichkeiten (Human potential movement). Diese gälte es zu entfalten. Dabei wolle die Humanistische Psychologie helfen.

Körperliche Bedürfnisse (Essen, Trinken, Schlafen, etc.)
Kritik: Maslow dringt zu der eigentlichen Bestimmung des Menschen, der Gemeinschaft mit Gott, überhaupt nicht durch. Darum ist seine Pyramide letztlich irreführend. Ouweneel schreibt:
„Bei Maslow steht in typisch humanistischer Weise der Mensch im Mittelpunkt mit der Befriedigung seiner auf sich selbst gerichteten Bedürfnisse und mit seiner Selbst-Verwirklichung“ (S.72).

Die Bibel zeigt uns einen anderen Weg: die Christus-Verwirklichung in unserem Leben (Römer 14,7-8; Galater 2, 19-20). „Herr Jesus, lebe Du Dein Leben in mir!“

Zusammenfassung des bisher Gesagten
Die Psychoanalyse fragt nach dem Warum (Wissenschaft des dynamischen Unbewussten). Der Behaviorismus fragt nach dem Was (Wissenschaft des äußeren Verhaltens). Die Humanistische Psychologie fragt nach dem Wozu (Wissenschaft der ungeahnten menschlichen Möglichkeiten).

III. Carl Rogers und die Gesprächspsychotherapie

Carl Rogers (1902-1987) war ebenfalls ein amerikanischer Psychologe. Er entstammte einer gut-christlichen, harmonischen Familie und wuchs auf einer Farm auf. Dort machte er eines Tages eine Beobachtung, die zum Schlüsselerlebnis für seine spätere Psychologie wurde. Er hatte mit Saatgut experimentiert und kam zu dem Ergebnis: wenn man die richtigen Bedingungen schafft, kommt aus dem Samen das heraus, was drin steckt!
Rogers studierte zunächst Landwirtschaft, dann Theologie. Er suchte sich bewußt die liberalste Universität aus. Nach eigener Aussage hatte er eine tiefe Abneigung gegen jede Art von Dogmen.

Die Gesprächsmethodik der Humanistischen Psychologie
– Bei Rogers ist der Hilfesuchende nicht der Patient, sondern der „Klient“. Rogers
betont, daß sich der Therapeut in den Klient einfühlen muß. Er geht im Blick auf
das Einfühlen soweit, daß der Therapeut im Idealfall zum „zweiten Ich“ (Alter-Ego) des Klienten werden soll.
Biblische Seelsorge: mit den Augen Jesu sehen, mit den Ohren Jesu hören, mit
dem Herzen Jesu lieben, etc.

– Bei Rogers gibt es keine Schuld, sondern nur Schuldgefühle.
– Der Therapeut darf nicht direktiv werden. Weil der Klient als autonom angesehen wird, darf der Therapeut allenfalls einen Rat geben, aber auf keinen Fall ermahnen. Jede Ermahnung würde einer Bevormundung gleichkommen (Bitte nicht mit Gottes Wort kommen!).
– Der Klient muß akzeptiert werden, wie er ist (samt unbiblischen Normen und
Verhalten). Beispiel: Wenn eine Frau kommt, die abtreiben will, dann muß der
Therapeut ethisch-religiös neutral bleiben und eine völlig „undogmatische“ Haltung einnehmen.
– Rogers führte auch so genannte „Encounter-Gruppen“ ein (Begegnungsgruppen). Unter der Gesprächssteuerung eine Gruppenleiters (und ggf. eines Kotherapeuten) sollen die Teilnehmer zu einer tieferen persönlichen Begegnung und zu neuer Selbsterfahrung geführt werden.


Schlußwort von Viktor Frankl (Wiener Psychologe):
„Der ganze Rummel um die Selbstverwirklichung ist ein Symptom des Scheiterns. Selbstverwirklichung sucht nur derjenige, der unfähig ist, den Sinn seines Lebens in etwas anderem zu finden als in seinem Egoismus.“
09/96 Wilfried Plock, Mannheim

Quellen:
Antholzer, Roland: Plädoyer für eine biblische Seelsorge, Schwengeler Verlag 1986
Berger, Klaus: Siegmund Freud – Vergewaltigung der Seele, Schwengeler Verlag
Bertelsmann: „Lexikon der Psychologie“, Bertelsm. Lexikon Verlag, Gütersloh 1995
Bobgan, Dr. Martin u. D.: Psychoheresy, EAS Gate Publishers, Santa Barbara 1987
Bobgan, Dr. Martin u. Deidre: Psychotherapie oder biblische Seelsorge, CLV 1991
Krüger, Dr. Hartmut: Couch oder Kreuz?, Schwengeler Verlag 1994
Nannen, Els: Psychologie im biblischen Licht, Bibel und Gemeinde, 1987/1
Nannen, Els: Psychologie im biblischen Licht, Kassettenvorträge, Liebenzell 1992
Ouweneel, Dr. Wim: Herz und Seele, Gibt es eine christl. Psychologie?, Dillbg. 1991

 

Teil 6   Der Psycho-Klerus

Kritische Anmerkungen zum BTS-Kongreß 96 in Fellbach

Vom 24.-27. Juni 1996 fand in Fellbach bei Stuttgart der diesjährige Kongreß der “Deutschen Gesellschaft für Biblisch-Therapeutische Seelsorge” (DGBTS) statt. Er stand unter der Gesamtthematik: „Der Mensch in der Gemeinschaft – Seelsorge am System in Familie und Gemeinde“. Die Gesellschaft, 1985 im Auftrag der Ludwig-Hofacker-Vereinigung gegründet, wird von Univ.-Prof. Dr. Michael Dieterich und seinen Mitarbeitern geleitet. Sie hat sich zum Ziel gesetzt, Interessierte aus verschiedenen Gemeinden zum Seelsorgedienst auszubilden. BTS bietet dazu gestaffelte Kurse an, die in Seminarform an verschiedenen Orten stattfinden. Wer alle Kurse erfolgreich absolviert, schließt mit dem BTS-Diplom ab. Inzwischen existieren auch österreichische und schweizerische Zweige der Gesellschaft.

BTS und die Psychologie
BTS nahm von Anfang an eine offene Haltung zur Psychologie ein. Die Gesellschaft will Erkenntnisse der modernen Psychologie und Therapie mit der Verpflichtung zu einem biblischen Menschenbild verbinden. Dr. Dieterich ist davon überzeugt, daß es dabei „keine Schwierigkeiten mit möglicherweise damit verbundenen Ideologien gibt“ (Vorwort zum BTS-Kursprogramm 1996).
Welches Ausmaß der Einfluß (oder das Diktat?) der Psychologie jedoch inzwischen angenommen hat, wurde auf dem Fellbacher Kongreß deutlich. Die hilfreichen Vorträge einiger Gastreferenten (z.B. Prof. Jay Adams), hoben sich auffallend positiv von denen der BTS-Mitarbeiter ab. Insbesondere dürfen die Ausführungen von Dr. Ulrich Giesekus über “Krankmachende Strukturen in der Gemeinde” nicht unwidersprochen bleiben, weil der Gesamttenor der Aussagen nach meinem Dafürhalten die Ehre Gottes und seiner Gemeinde verletzt. Dieser Vortrag stand richtungsweisend am Anfang der Konferenz und wurde mit lang anhaltendem Beifall bedacht.
Wenn ich im Folgenden jenen Vortrag nach einer Kassettenaufnahme kritisch kommentiere, so will ich damit weder über den persönlichen Glauben, noch über die Motive des Referenten (bzw. der BTS-Leitung) urteilen. Das steht allein Gott zu.
Giesekus studierte in den USA Erziehungs- und Sozialwissenschaften sowie Psychologie. Bei der Deutschen Gesellschaft für Biblisch-Therapeutische Seelsorge (DGBTS) ist er seit 1988 Mitarbeiter und inzwischen Studienleiter für Psychologie und Psychotherapie.

Macht Glaube krank?
A. Im Vorspann des Vortrages von Dr. Giesekus werden von einer Sprecherin zwei Extrempositionen gegenübergestellt. Auf der einen Seite stehe Siegmund Freud (und seine Vertreter), der Glaube als “neurotische Störung” und Religion als “kollektive Neurose” bezeichnete. Auf der anderen Seite befänden sich jene Christen, die behaupteten: “Wer richtig glaubt, der wird nicht krank.”
Dr. Giesekus, der in den Staaten Erziehungs- und Sozialwissenschaften, sowie Psychologie studierte, erzählt in seiner Einführung, daß er vor 20 Jahren Zivildienst in einer Psychiatrischen Klinik ableistete. Zitat: “Ich war entsetzt als frommer Mensch, wie viele Menschen aus meinen Gemeindekreisen, frommen Gemeinschaftsbewegungen und Freikirchen, Brüder und Schwestern, dort als Patienten waren, weil ich gedacht hatte, so etwas gibt es bei uns gar nicht….”

1. Von Dr. Giesekus wird hier einerseits der Eindruck erweckt, daß die Psychiatrischen Kliniken und Praxen von überdurchschnittlich vielen Gläubigen bevölkert werden. Den statistischen Nachweis – geschweige denn einen objektiven Beweis – bleibt er aber schuldig.
2. Andererseits behauptet er, daß diese Christen wegen “pathogener Strukturen ihrer Gemeinde“ dorthin gekommen sind. Könnte es nicht auch zutreffen, daß viele Gläubige wegen ihrer Persönlichkeitsstruktur oder wegen schwerer Erlebnisse, mit denen sie nicht fertig wurden, in die Klinik mußten? Warum differenziert Dr. Giesekus in diesem Zusammenhang nicht? Will er vielleicht mit Absicht dieses Bild in solch schwarzer Farbe malen?

B. Dr. Giesekus führt dann weiter aus, daß er in Nachgesprächen mit ehemaligen Patienten folgende Beobachtung machte: Nach Beendigung des Klinikaufenthalt fühlten sich diese Christen gut; doch durch die Seelsorge ihrer Heimatgemeinde wurden sie wieder krank.

1. Mit wie vielen solcher ehemaligen Patienten mag der damalige Zivildienstleistende Giesekus wohl solche Nachgespräche geführt haben?
2. Bei wie viel Prozent dieser Gespräche trat wirklich das oben geschilderte Ergebnis zu Tage? Schloß Herr Giesekus hier vielleicht von Einzelfällen auf die Allgemeinheit?

C. Dr. Giesekus berichtet weiter, wie Eberhard Schätzing und Klaus Thomas als erste der Frage nachgingen: “Warum werden die Leute in der Gemeinde so häufig krank?” Diese beiden prägten bereits 1955 den Begriff “Ekklesiogene Neurose” (mit diesem Begriff meinten die Autoren jene Störungen, die überwiegend oder ausschließlich in christlichen Sozialisationen vorkommen).
Anschließend führt Giesekus den Tiefenpsychologen Helmut Harck als Kronzeugen an und zitiert: “Es gibt eine bestimmte Form neurotischer Erziehung, die mit sehr viel Enge zu tun hat. Sie tendiert dazu, bestimmte Glaubensformen zu suchen, und diese Glaubensformen tendieren wieder dazu, diese Enge zu fördern.”
Anschließend zitiert Giesekus aus dem Buch “Gottesvergiftung” von Tilmann Moser:
“Du, Gott, bist in mich eingezogen wie eine schwer heilbare Krankheit, als mein Körper und meine Seele klein waren. Beide wurden entgegen einer freien Bestimmung zu deiner Wohnung gemacht, und ich war stolz, daß du auch in mir kleinem Jungen Wohnung nehmen möchtest. Es gab Jahre, wo ich dir mein Leben weihen wollte, wo zwischen dir und mir verhandelt wurde über einen Erwählungsvertrag. Du hast schon ganz früh mit meinem Größenwahn gespielt, ihn genährt, ihn an geheiligten Vorbildern gesteigert, die mir in deinem Namen vor Augen gehalten wurden. Ich habe dir so schreckliche Opfer gebracht an Fröhlichkeit, Freude an mir und anderen, und der Lohn war – neben der Steigerung des Erwähltheitsgefühles oder dem Sieg darum – ein Quentchen Geliebtsein vielleicht, vielleicht ein Quentchen weniger Verdammnis.”

1. Auch wenn Dr. Giesekus die in den schwerwiegenden vorangegangenen Zitaten zum Ausdruck gebrachte Sichtweise ekklesiogener Neurosen in einem Nachsatz als unzureichend bezeichnet, so bleiben doch die Fragen offen: Welche Form religiöser Erziehung meinte Harck? Und welche religiöse Erziehung genoß Moser? Handelt es sich um die einer altpietistisch geprägten Familie oder die katholischer Ordensschwestern?
2. Welchen Eindruck suggeriert Giesekus (absichtlich oder unabsichtlich) mit dem Zitat von Tilmann Moser? Werden hier nicht gottesfürchtige Eltern verunsichert, auf die Bekehrung ihrer Kinder hinzuwirken? Wird ihnen nicht unterschwellig abgeraten, ihren Kindern an Christus hingegebene Vorbilder aus Bibel und Geschichte vor Augen zu stellen?
3. Welches Gottesbild vermittelt Giesekus, wenn er den falschen und bösen Satz aus Mosers kranker Seele “Du, Gott, hast schon ganz früh mit meinem Größenwahn gespielt, ihn genährt, ihn an geheiligten Vorbildern gesteigert…” unkommentiert im Raum stehen läßt? Diesen Gott, von dem da gesprochen wurde, gibt es nicht!

D. Dann kommt Dr. Giesekus auf den Punkt. Er verkündet, daß BTS seit einiger Zeit “Gemeindetherapie” anbietet. Sie soll den Gemeinden helfen, ihre krankmachenden Strukturen zu erkennen, bzw. abzubauen.

1. Alle, die mit offenen Augen durch die Welt gehen, wissen, daß „die Gemeinde Jesu in irdischer Gestalt“ mit mancherlei Schwachheit behaftet ist. Diesen Aspekt wollen wir weder negieren, noch beschönigen. An dieser Stelle sind alle Verantwortlichen in der Gemeindearbeit gefordert.
2. Aber erweckt Dr. Giesekus mit seiner Aussage nicht den Eindruck, als seien die Gemeinden ohne „Psycho-Fachleute“ aufgeschmissen?
3. Soll mit BTS gar eine Art “Psycho-Klerus” aufgebaut werden, der die armen, hilflosen Gemeinden von den krankmachenden Strukturen befreit?

E. Dr. Giesekus hebt dann auf so genannte sozial-psychologische Aspekte eines Gemeindelebens ab. Er behauptet, daß Gruppen, die sich in bestimmter Hinsicht von ihrer Umwelt abgrenzen, unter Umständen in einer Art von gruppendynamischen Prozeß ein geschlossenes Gruppendenken (engl.: group think) entwickeln würden, das sehr verhängnisvoll werden könnte.

1. Natürlich sind solche Phänomene von sektiererischen Gruppen und Psychokulten hinreichend bekannt. Aber warum differenziert Giesekus hier wiederum nicht? Will er wirklich jede Gemeinde, die im Blick auf Bereiche, die den Lebensstil betreffen, feste Überzeugungen hat, in die Nähe sektiererischer Entartung rücken?
2. Ist es vor Gott verantwortlich, wenn Giesekus in diesem Zusammenhang sogar von “Gehirnwäsche” spricht? Wird hier nicht unterschwellig suggeriert: „Hüte dich vor Gemeinden mit klar definierten Schriftüberzeugungen; du könntest dort unter starken Konformitätsdruck geraten!“?

F. Danach kommt Dr. Giesekus zum Thema „Persönlichkeitsstruktur eines Menschen“ und führt Riemann an. Dieser stellte die These auf, daß der Mensch zwar in seinen Wesenszügen, nicht aber in seiner Tiefenstruktur anpassungsfähig sei. Giesekus folgert daraus, daß sich in bestimmten Gemeinden nur bestimmte Persönlichkeitstypen sammeln würden. Dr. Giesekus spricht dann weiter über soziale Normen. Er behauptet, daß die theologische Richtung einer Gemeinde enorm geprägt sei von der Persönlichkeitsstruktur ihrer Mitglieder, und daß die Persönlichkeitsstruktur der nächsten Generation wiederum geprägt sei von der Gemeinde.

1. Wo ist hier wiederum der klare Beweis, daß dem so ist? Ich persönlich bin überzeugt, daß in einer Gemeinde ab einer bestimmten Größe alle möglichen Charaktere zu finden sind.
2. Giesekus sieht auch die Zusammensetzung einer Gemeinde ausschließlich durch die sozial-psychologische Brille. Daß sich Christen anschließen, weil sie dort das neutestamentliche Gemeindeleben am weitesten verwirklicht sehen und Gott am meisten verherrlichen können, kommt für Giesekus überhaupt nicht in Betracht.

3. Giesekus läßt hier erneut wichtige Faktoren außer acht, die einer Gemeinde theologisch Richtung geben. Seine Sichtweise klingt sehr deterministisch.
Weiß er nicht, daß der souveräne Gott immer wieder Christen (und sogar ganze Gemeinden) erweckt und sie zum Gehorsam gegenüber neutestamentlichen Grundsätzen zurückführt?

4. Hat nicht das Wort Gottes mehr Kraft, als die von Generationen gepflegten Traditionen und Gewohnheiten?

5. Wenn Gemeinden geistlich degenerieren, liegt m.E. der Hauptgrund in der Vernachlässigung des Wortes Gottes und nicht in sozial-psychologischen Defiziten.

G. Dr. Giesekus führt eine Reihe von “sozialen Normen” an, deren vollständige Kommentierung den Rahmen dieses Artikels sprengen würde. Ein Beispiel möchte ich herausgreifen. Giesekus konstatiert, daß in vielen Gemeinden der Großteil der Arbeit von einigen wenigen getan würde. Diese litten dann häufig an „Erschöpfungsdepressionen“, während viele Gemeindeglieder passiv seien und Sinnlosigkeitsgefühle hätten. Ursache dafür sei die Tatsache, daß viele Christen keine Ausgewogenheit zwischen Arbeit und Entspannung, zwischen Leistung und Genus praktizierten.

1. Leider hat Dr. Giesekus mit seiner Beobachtung nicht Unrecht. Tatsächlich tun in vielen Gemeinden zu wenige zu viel.

2. Aber er irrt sowohl in der Diagnose, als auch in der Therapie. Ursache für dieses Phänomen ist nicht mangelnde Genussfähigkeit bei christlichen Leitern, sondern die völlig ungenügende Umsetzung des Leib-Glieder-Prinzips von 1. Korinther 12. In Gemeinden, die das allgemeine Priestertum der Gläubigen (1. Petrus 2, 9) in Struktur und Leben konsequent zu verwirklichen suchen, dienen viele Glieder aktiv dem Herrn. Ihre Leiter tragen zwar dann immer noch die Last der Verantwortung, müssen aber nicht notwendigerweise überarbeitet sein.

H. Die abschließende Zusammenfassung des BTS-Therapeuten Giesekus zitiere ich wörtlich:
“Ich glaube, das ist der Ansatzpunkt der Gemeindetherapie, daß wir Gemeinden erstens gründlich diagnostizieren müssen und sehen müssen: wo stehen die von den sozialen Normen, sozialpsychologisch, wo stehen die geistlich, und daß wir dann aufgrund einer solchen Diagnose eigentlich eine Art von Selbstwahrnehmung fördern müssen, die ich glaube bei uns Frommen besonders den Schwerpunkt haben wird, daß wir diese sozial-psychologischen Aspekte deutlicher wahrnehmen.”

1. Was sagt dieses Schlußzitat über das Selbstverständnis der BTS-Therapeuten? Drängt sich hier nicht der Eindruck auf, daß sich die BTS-Leute quasi als „Retter in der Not“ verstehen, die der Gemeinde Jesu endlich ihre sozial-psychologischen Defizite nehmen können? Da fragt man sich wirklich, wie der Leib Christi 1900 Jahre lang ohne Hilfestellung der modernen Psychologie zurechtgekommen ist!

2. Ich bin persönlich davon überzeugt, daß das schlichte Wort Gottes genügt, um Christen zur richtigen Selbstwahrnehmung zu führen.

3. Ich würde mich hierin gerne täuschen; aber ich hege die Befürchtung, daß besonders die „Chef-Ideologen“ von BTS mehr die Bibel durch die Brille der Psychologie betrachten, als die Psychologie durch die Brille der Heiligen Schrift. Aber echtes Christentum und Psychologie lassen sich nicht gut vermischen. Wer das tut, erhält nicht eine christliche Psychologie, sondern ein verwässertes Christentum.

Ich will noch einmal betonen, daß ich Dr. Giesekus und den anderen BTS-Mitarbeitern weder den Glauben abspreche, noch Ihnen böse Motive unterstellen will. Aber ich habe mich schon gefragt, welches Gemeindebild sie haben, insbesondere Herr Giesekus.

Gibt es eine Alternative?
Ich persönlich bin der Auffassung, daß die Gemeinde Jesu Grund hat, sich in diesem Zusammenhang vor dem Herrn zu beugen. In unserer Wissenschafts- und Ideologieanfälligkeit haben wir der Psychologie und Psychotherapie allzu leichtfertig die Türen geöffnet. Gleichzeitig haben wir versäumt, in schlichtem Vertrauen und Gehorsam biblische Seelsorge zu üben. In der gemeinde-internen Ausbildung und Zurüstung von Seelsorgern haben wir ebenfalls größtenteils versagt.
Nur so ist es zu erklären, daß sich heute selbsternannte Fachleute aufschwingen, um den Leib Christi in einer Art von „Psycho-Klerus“ zu therapieren. Klerus meint hier eine elitäre Schicht, die eine andere Schicht kraft ihrer Überlegenheit an Wissen und Macht beherrscht.

Dr. Martin und Deidre Bobgan zeigen in ihrem Buch „Psychotherapie oder biblische Seelsorge“ (CLV Bielefeld, 1991) im 17. Kapitel wie ein Seelsorgedienst innerhalb einer Gemeinde geplant und aufgebaut werden kann. Im Unterschied zu BTS verzichtet Ehepaar Bobgan auf die sehr zweifelhaften Erkenntnisse der Psychologie. Die Autoren zeigen in ihrem Buch, wie – ohne die Hilfestellung christlicher Psychologen von außen – allein auf der Grundlage der Schrift zuverlässige Seelsorger ausgebildet werden können.
Diplom-Psychologe Roland Antholzer und seine Mitarbeiter verfolgen mit ihrer „Gemeindeorientierten Initiative für Biblische Beratung“ (GIBB) ein ähnliches Ziel.

Ich schließe mit einem Zitat aus dem o.a. Buch von Ehepaar Bobgan (S.233):

„Was der Herr durch seine Gemeinde, sein Wort und den Heiligen Geist zur Verfügung gestellt hat, reicht aus, um seelisch geistliche Gesundheit zu bringen und zu erhalten. Statt Psychologen hinterherzulaufen, die ihren psychologischen Weg predigen, sollten wir zum biblischen geistlichen Weg zurückkehren und den Seelsorgedienst in der Gemeinde wieder einrichten.“

Wilfried Plock, Mannheim

 




Kampf gegen Deutschland (Borowsky)

Auszug aus dem Buch von Pfarrer Wolfgang Borowsky
 Christus und die Welt des Antichristus.
Hier der Teil, der den Antigermanismus abhandelt, und Licht wirft auf die derzeitige Zerstörung des Deutschen Vaterlandes. Eingebracht von Horst Koch, Herborn, im Coronajahr März 2021

 

2. Kapitel: Zerstörerische Ziele und Werke der One-World-Bewegung auf dem Wege zum „Weltstaat“ und der „Weltkirche“

A) Gotteshaß

Bereits die Französische Revolution ‑ unter dem Einfluß weit früherer Gottesfeinde und gegengöttlicher Strömungen ‑ wollte die Abschaffung Gottes, und damit des Christentums. Dies zeigt, daß es bei den einweltlerischen Bewegungen nicht um Atheismus, d.h. Gottlosigkeit geht, sondern im Grunde um Anti-theismus, d. h. Gottesfeindschaft.

Dort, wo man noch von „Gott” spricht, wie weithin im Freimaurertum, handelt es sich nicht um unseren dreieinigen Gott, sondern um eine Schöpfung des Menschen. In ihr will sich der Mensch selber verherrlichen. So wie Symbole, Fahnen, „Führer” u. dgl. der eigenen Machterhöhung dienen können, soll auch dieser vom Menschen erschaffene „Gott” seiner Machterhöhung dienen. Zugleich bekämpft man den wahren Gott, wenn auch versteckter und unter edel klingenden Parolen, die abfällig von versklavenden Dogmen sprechen und unserem Gottesglauben Intoleranz vorwerfen. Letztlich weiß man um Gott, und da man gegen ihn steht, verbündet man sich mit seinem Gegenspieler. So entstehen Satanskulte und das Bemühen, Luzifer auf den Thron zu heben.

Verhängnisvoll, daß das liberal genannte Gottesbild der Einweltler auch zur Unterwanderung der Kirche benutzt wird. Die Kirche läßt es sich weithin nicht nur gefallen, sondern arbeitet zum Teil selber an der Abschaffung des wahren Gottesbildes mit. Wir brauchen nur an die Gott‑ist‑tot‑Theologie zu denken oder an den jüngst entstandenen Feminismus mit seiner Bekämpfung des „Vatergottes” und seiner Hereinholung von „Göttinnen”. 

Die One‑World‑Bewegung versucht, den Glauben von innen her langsam auszuhöhlen, indem man etwa Gott unter der Hand mit einem Gegengott, letztlich mit Luzifer, vertauscht. Ein bloßer Atheismus, der nicht gegen Gott für Luzifers Thronbesteigung kämpft, wird im Grunde abgelehnt. Es werden aber oft zugleich äußere Versuche der Einschüchterung und Umfunktionierung unternommen. Es wird Druck von außen ausgeübt bis hin zu Verfolgungen, oder man setzt ‑ wie im Osten ‑ geschickt eigene Leute als Kirchenführer ein.

Gotteshaß und Christushaß heißen zugleich: Christenhaß. Schon Jesus selber sagte an einigen Stellen, daß „die Welt, so wie ihn, so auch die Seinen haßt” (Joh. 15,18 ff.; Joh. 17,14 ff.). Unter Welt versteht die Bibel eine personhafte, von der Menschenwelt und von Dämonen gebildete, gegen Gott stehende Macht. Welt ist also nicht gleich Schöpfung.

Diese Welt verfolgt nun Christus und die Seinen in einem noch nie dagewesenen Maße. Daß in einer Zeit der größten Christenverfolgungen christliche Brüder und Schwestern und selbst ganze Kirchen von der satt gewordenen Christenheit im Stich gelassen werden und es womöglich erleben, daß man mit ihren Peinigern paktiert, sich anbiedert und antichristlichen Bewegungen auch noch den Weg ebnet, gehört zu den schwärzesten Kapiteln der gesamten Kirchengeschichte.

B. Der Kampf gegen unser deutsches Volk und die Völker

Um die Menschen leichter beherrschen und leichter unter die Sklaverei des Welt‑Staates bringen zu können, versucht man nicht nur Ehe und Familie zu zerstören, sondern auch jegliches Volksbewußtsein. Hierzu bedient man sich der Völker‑ und Rassenvermischung, zugleich mit dem gewünschten Nebeneffekt, daß es so nicht nur zu sozialen Spannungen, sondern auch zu völkischen und rassischen Spannungen kommt, die das gewünschte Chaos vermehren. 

Der Kampf der Illuminaten ging seit ca. einem Jahrhundert besonders gegen Europas Mitte, d. h. gegen das deutsche Volk und hat ‑ bei aller deutschen Mitschuld ‑ zwei Weltkriege über uns und andere Völker gebracht. Schon über die Anfänge dieser Einkreisung und Zerstörung schreibt überzeugend Heinz Pfeifer in Brüder des Schattens.

Im Zweiten Weltkrieg paktierte der US‑Präsident Roosevelt, der weithin die Haupttriebfeder dieses Krieges war, sogar mit der Mafia auf Sizilien. Auch sonst arbeiten in den USA Illuminaten mit Gangstern zusammen. Der internationale Terrorismus ist ebenfalls zu einem großen Teil ein Werk der Illuminaten.

Weitreichende üble Auswirkungen hat die illuminatistische Umerziehung des deutschen Volkes nach 1945. Zudem haben wir nun in Ost- wie in Westdeutschland zumindest praktisch den Status einer Kolonie und schweigen in Staat, Gesellschaft und Kirche fast völlig zur andauernden Deutschenhetze selbst unserer „Verbündeter“, z.B. durch Filme. Wir schweigen auch zur Unterdrückung der Auslandsdeutschen innerhalb und außerhalb des ‑ juristisch noch gültigen ‑ Reichsgebiets und kümmern uns kaum um die vielen weiteren Deutschen in Europa und Übersee. Schon dadurch wird das angestrebte Europa, sofern es nicht zu einer grundlegenden Sinnesänderung auf allen Seiten kommt, zu einer Farce.

Wie es z.B. den Deutschen in Oberschlesien ergeht, können wir den Worten von Dr. Herbert Czaja, MdB, entnehmen (Unser Oberschlesien, 25. Januar 1985): „. . .  besonders die über 800 000 Deutschen sind unterdrückt und verfolgt. Die tiefgläubigen Menschen hatten keinen deutschen Weihnachts‑Gottesdienst. Sie durften keine deutschen Weihnachtslieder öffentlich singen. Kinder und Enkel werden mit geistigem und physischem Zwang ihrem Volkstum entfremdet; es gibt in den Schulen nicht einmal Deutsch als Fremdsprache. Mutige Anträge jugendlicher Deutscher auf Genehmigung deutschen Privatunterrichts und auf kulturelle deutsche Vereinigungen werden abgelehnt und mit Verfolgung beantwortet…“

Unter der Überschrift Deutsche Protestanten unter massivem Druck steht folgende Nachricht: „Deutsche Protestanten sind in Polen massivem Druck ausgesetzt. Sie leiden unter wirtschaftlichen Benachteiligungen, einer deutschfeindlichen Entnationalisierungspolitik und unter der Herabwürdigung durch unduldsame katholische Polen. Darauf hat der Ostexperte Dr. jur. Christian Th. Stoll bei der Frühjahrstagung des Iserlohner Kreises der Gemeinschaft evangelischer Schlesier in Wertheim am Main hingewiesen. Nur in Niederschlesien und in Pommern, wo einige Tausende meist evangelische Deutsche lebten, sei es erlaubt, deutschsprachige Gottesdienste zu feiern und sich in der Muttersprache zu unterhalten…“

Stoll kritisierte, daß die Existenz einer deutschen Minderheit im polnischen Herrschaftsbereich tabuisiert werde. Westliche Menschenrechtsorganisationen, die Gefangene und Verfolgte in der ganzen Welt betreuten, nähmen die Menschenrechtsverletzungen von Polen an Deutschen überhaupt nicht zur Kenntnis. Stoll, der als Richter in Hildesheim tätig ist, wörtlich: ,Wer mobilisiert die Weltöffentlichkeit und fordert die Menschenrechte für unsere so alleingelassenen Landsleute?’ Nach Angaben Stolls leben noch rund eine Million Deutsche in den Oder‑Neiße‑Gebieten und im Danziger Gebiet  sowie etwa 100.000 Deutsche in den angrenzenden Gebieten Ost‑Oberschlesiens und im übrigen Polen. Eine Verständigung mit dem polnischen Volk ist sehr wichtig. Aber dies darf nie und nimmer auf Kosten der Wahrheit und Liebe geschehen.“

Nicht nur im Osten, sondern auch im Westen – Südtirol und Elsaß‑Lothringen ‑ werden die Deutschen unterdrückt. Und tiefes Schweigen bei allen Lobgesängen auf Europa, das als ein Europa der Völker so wünschenswert wäre!

Der Kampf der Illuminaten gegen unser Volk und andere Völker geht weiter… Daß diese Machenschaften schon frühzeitig auch gegen Mitteleuropa zielten, geht aus dem genannten Plan Pikes hervor. Von dort aus muß man auch die beiden Weltkriege und unser deutsches Schicksal verstehen.

Dieser Plan wurde in einem Brief an Giuseppe Mazzini vom 15. August 1871 in anschaulichen Einzelheiten von Albert Pike, dem souveränen Großmeister des Altertümlichen und Anerkannten Schottischen Ritus der Freimaurerei und obersten Illuminaten in Amerika, dargelegt. Pike schrieb, der Erste Weltkrieg sollte zusammengebraut werden, um das zaristische Rußland zu zerstören ‑ und dieses weite Land unter die unmittelbare Kontrolle der Illuminaten‑Agenten zu bringen. Rußland sollte dann als Buhmann benutzt werden, um die Ziele der Illuminaten weltweit zu fördern. Weltkrieg Nummer 2 sollte über die Manipulation der zwischen den deutschen Nationalisten und den Politischen Zionisten herrschenden Meinungsverschiedenheiten fabriziert werden. Daraus sollte sich eine Ausdehnung des russischen Einflußbereiches und die Gründung eines Staates Israel in Palästina ergeben.

Der Dritte Weltkrieg sollte dem Plan zufolge sich aus den Meinungs-verschiedenheiten ergeben, die die Illuminaten‑Agenten zwischen den Zionisten und den Arabern hervorrufen würden. Es wurde die weltweite Ausdehnung des Konfliktes geplant.”

Wie genau ist dieser Plan erfüllt worden, der über hundert Jahre zurückliegt! Daß Pike über 40 Jahre vor 1914 von der Zerstörung des zaristischen Rußlands und von dem noch andauernden Gebrauch des illuministischen Rußlands als „Buhmann” schreiben konnte, 70 Jahre vor 1939 vom Konflikt zwischen dem deutschen Nationalsozialismus und dem Weltjudentum und von der Gründung Israels und 80 Jahre vor den noch aktuellen Spannungen zwischen Israel und den Arabern von diesen, müßte man entweder auf eine mehr als erstaunliche prophetische Gabe bei Pike zurückführen, oder auf Planungen einer Macht, die die Weltgeschichte bis in Einzelheiten fest im Griffe hat, so daß sich die Konflikte der Weltkriege – bei aller Mitschuld der Beteiligten – fast zwangsläufig ergaben.

Bei aller deutschen Mitschuld ist das entscheidende Übel doch von außen geschehen: der von Pike erwähnte Plan, die Mitte auszuschalten, die Ausführung dieses Planes ‑ etwa durch das Versailler Diktat ‑ und dann die Unterstützung des Nationalsozialismus durch die den Zweiten Weltkrieg vorbereitenden ’International Bankers’. So ist das deutsche Volk durch Ränke von außen und durch innerliche Verführung durch die One‑World‑Bewegung niedergezwungen worden, und wird es noch heute, so daß man dem deutschen Volk nicht die Hauptschuld, geschweige denn die Alleinschuld geben kann. 

Es ist für viele beschämend, daß sich bereits nach dem Ersten Weltkrieg ausgerechnet Reichsaußenminister Walther Rathenau ‑ deutscher Jude mit einem glühenden Herzen für Deutschland, am 24. Juni 1922 ermordet –  gegen die Zerstörung Deutschlands und damit gegen kommende Kriege und Versklavung der Völker wandte. Seine verschiedenen Schriften sind hierbei nicht nur historisch, sondern hochaktuell. In Gerhard Müllers Überstaatliche Machtpolitik steht im Hinblick auf das deutsche Volk:

„Über die Zukunft schreibt Walther Rathenau in seiner Schrift Nach der Flut…:

’Den Völkern der Erde, denen, die neutral, und denen, die befreundet waren, den freien überseeischen Staaten, den jungen Staatsgebilden, die neu entstanden sind, den Nationen unserer bisherigen Feinde, den Völkern, die sind, und denen, die nach uns kommen, in tiefem, feierlichem Schmerz, in der Wehmut des Scheidens und in flammender Klage rufen wir das Wort in ihre Seele:
Wir werden vernichtet. Deutschlands lebendiger Leib und Geist werden getötet. Millionen deutscher Menschen werden in Not und Tod, in Heimatlosigkeit, Sklaverei und Verzweiflung getrieben. Eines der geistigen Völker im Kreise der Erde verlischt. Seine Mütter, seine Kinder, seine Ungeborenen werden zu Tode getroffen.
Wir werden vernichtet von Brudervölkern europäischen Blutes, die sich zu Gott und zu Christus bekennen, deren Leben und Verfassung auf Sittlichkeit beruht, die sich auf Menschlichkeit, Ritterlichkeit und Zivilisation berufen, die um vergossenes Menschenblut trauern, die den Frieden der Gerechtigkeit verkünden, die die Verantwortung für das Schicksal des Erdkreises tragen. Wehe dem und seiner Seele, der es wagt, dieses Blutgericht Gerechtigkeit zu nennen. Habt Mut, sprecht es aus, nennt es bei seinem Namen: es heißt Rache .
. . . darf um der Rache willen ein Volk der Erde von seinen Brudervölkern vernichtet werden, und wäre es das letzte und armseligste aller Völker?
. . . Wenn dieses Ungeheure geschieht, gegen das der schrecklichste aller Kriege nur ein Vorspiel war, so soll die Welt wissen, was geschieht, sie soll wissen, was sie zu tun im Begriffe steht. Sie soll niemals sagen dürfen: wir haben es nicht gewußt, wir haben es nicht gewollt.
Sie soll vor dem Angesicht Gottes und vor der Verantwortung der Ewigkeit ruhig und kalt das Wort aussprechen: wir wissen es und wir wollen es” (S. 253/254), ferner: „. . . Der deutsche Geist, der für die Welt gesungen und gedacht hat, wird Vergangenheit. Ein Volk, das Gott zum Leben geschaffen hat, das noch heute jung und stark ist, lebt und ist tot.

Es gibt Franzosen, die sagen: dies Volk sterbe. Wir wollen nie mehr einen starken Nachbar haben.

Es gibt Engländer, die sagen: dies Volk sterbe. Wir wollen nie mehr einen kontinentalen Nebenbuhler haben.

Es gibt Amerikaner, die sagen: dies Volk sterbe. Wir wollen nie mehr einen Konkurrenten der Wirtschaft haben .

. . . Wenn die Furchtsamen, die Neidischen und die Rachsüchtigen in einer einzigen Stunde, in der Stunde der Entscheidung, siegen und die drei großen Staatsmänner ihrer Nationen mit sich reißen, ist das Schicksal erfüllt.

Dann ist aus dem Gewölbe Europas der einstmals stärkste Stein zermalmt, dann ist die Grenze Asiens an den Rhein gerückt, dann reicht der Balkan bis zur Nordsee. Dann wird eine Horde von Verzweifelten, ein uneuropäischer Wirtschaftsgeist vor den Toren der westlichen Zivilisation lagern, der nicht mit Waffen, sondern mit Ansteckung die gesicherten Nationen bedroht.

Nie kann aus Unrecht Recht und Glück entstehen.

Das Unrecht seiner Abhängigkeit und Unselbständigkeit, das Deutschland schuldlos auf sich lud, büßen wir, wie nie ein Unrecht gebüßt worden ist. Wenn aber die westlichen Nationen in ruhiger, kalter Überlegung aus Vorsicht, Interesse oder Rachegefühl Deutschland langsam töten und diese Tat Gerechtigkeit nennen, indem sie ein neues Leben der Völker, einen ewigen Frieden der Versöhnung und einen Völkerbund verkünden, so wird Gerechtigkeit nie wieder sein, was sie ist, und niemals wieder wird die Menschheit froh werden, trotz aller Triumphe.

Ein Bleigewicht wird auf dem Planeten liegen, und die kommenden Geschlechter werden mit einem Gewissen geboren werden, das nicht mehr frei ist. Die Kette der Schuld, die jetzt noch zerschnitten werden kann, wird unzerreißbar und unendlich den Leib der Erde umschnüren. Der Zwist und Streit der künftigen Epoche wird bitterer sein als je zuvor, weil er mit dem Gefühl des gemeinsamen Unrechts getränkt worden ist .

. . . Eine einzige große Frage des Bekenntnisses sollte den siegreichen, zivilisierten und religiösen Nationen gestellt werden.

Diese Frage lautet: Menschlichkeit oder Gewalt? Versöhnung oder Rache? Freiheit oder Unterdrückung?

Menschen aller Völker bedenkt es! Diese Stunde entscheidet nicht nur über uns Deutsche, sie entscheidet über uns und euch, über uns alle. Entscheidet sie gegen uns, so werden wir unser Schicksal tragen und in die irdische Vernichtung gehen.
Unsere Klage werdet ihr nicht hören. Dennoch wird sie da gehört werden, wo noch nie eine Klage aus Menschenbrust ungehört verhallte” (S. 255/256).

Wie sehr ist durch die dann doch erfolgte Entscheidung für Gewalt, Rache und Unterdrückung die „Gerechtigkeit” noch mehr belastet und das Gewissen unfrei geworden !

Dieser bewegten, prophetischen Klage fügt Müller hinzu: „26 Jahre später, 1945, und in den folgenden Jahren ,ziehen deutsche Füße über die Erde und suchen Heimat` (S. 258/259).

Rathenau hat mit diesen immer noch hochaktuellen und ins Herz gehenden Worten, wie sie in der Weltliteratur selten zu finden sind, die Verknüpfung des Schicksals der Völker mit dem unseres Volkes anschaulich gemacht. Auch hat er unserem Volk seinen ihm zugedachten besonderen Weg nahegelegt, leider vergeblich. Schon die Einzigartigkeit dieser Dokumente rechtfertigen es, sie der Vergangenheit zu entreißen. Auch heute haben sie uns viel zu sagen. Dieser Aufruf zur Versöhnung ist der Ruf eines deutschen Juden, der zudem seine Heimat Deutschland so liebt, wie wir diese Heimat auch lieben sollten. Auch dies möge uns Deutschen die deutschen Juden, die doch zu uns gehörten und gehören, nahe bringen und uns ihre Tragödie besser verstehen lehren.

Nach diesem Vorbild, das uns Rathenau so eindrucksvoll bietet, sollten wir handeln. Gerade wir als Christen sollten gemäß Matthäus 5,9 „Friedensstifter” sein und für die Wahrheit eintreten. Wir sollten weder die Schuld unseres Volkes leugnen noch falsche Beschuldigungen unseres Volkes wie die anderer Völker dulden. Wir sollten vielmehr überall für Verständigung, Versöhnung, für die Schließung der Kluft (z. B. zwischen Juden und uns Deutschen) eintreten und gemeinsam gegen die Zerstörung und gegen die Zerstörer der Menschheit vorgehen.

Eine echte und dauerhafte Versöhnung setzt aber voraus, daß man einander auf dem Boden der Wahrheit begegnet. Auch und gerade Fragen der Vergangenheit gehören in Wahrhaftigkeit untersucht und erörtert. Nur so können sie bewältigt werden. Diese Bewältigung aber ist auch notwendig, um gemeinsam stark zu sein im Kampf gegen die Zerstörer der Völker in Abwehr und Angriff.

Wir alle sollten es endlich wieder lernen, allein nach dem Willen Jesu Christi zu fragen und allem Opportunismus aus dem Weg zu gehen. Gewiß ist das nicht leicht. Im Gegenteil, es fällt manchmal bitter schwer, das, was „ankommt“, was „in“ ist, fallenzulassen und Jesus zu folgen. Aber Jesu Weg sollte unser Weg sein

b) Der sich ausweitende Mord an den Ungeborenen

In manchen Staaten erreicht die Zahl der Abtreibungen bereits die Zahl der Geburten. In den letzten Jahren sind in der ganzen Welt 50 Millionen Abtreibungen vorgenommen wurden, das heißt, 50 Millionen entsetzlicher Morde. Wir werden so mehr und mehr zu einer Gesellschaft von Massenmördern. Durch Schwarzweißmalerei von einer Bevölkerungsexplosion durch den „Club of Rome“, durch die Weltbank, durch das Rockefeller‑Imperium und bei uns etwa durch „Pro familia”, die sich „Anti familia” nennen sollte, wird durch Wort und Tat dieser Massenvernichtung, diesem größten „Holocaust” der Weg geebnet.

Da dieses Gott‑ und Menschenwidrige auch damit bemäntelt wird, es handle sich bei den Ungeborenen zumindest in den ersten Monaten noch nicht um Menschen, schrieb ich bereits im Sept. 1971 u. a.: „Die ganze Fragestellung mit den vielschichtigen Diskussionen darüber, bis zu welchem Monat man noch keinen Mord begehe, ist unzureichend. Selbst wenn man sehr spät oder erst mit der Geburt  ’Mensch’ würde, ließe es sich doch nicht bestreiten: ein Embryo erreichte ohne Abtreibung diesen Zeitpunkt und käme zur Ausübung seines vollen Menschseins. Wir haben nicht nur den Embryo zum Zeitpunkt der Abtreibung zu sehen, sondern auch seine weiteren Möglichkeiten, die er ohne Abtreibung doch haben würde. Wir haben auch da den ganzen Menschen zu sehen, seine ganze Lebensgeschichte, die wir nicht willkürlich unterbrechen und damit beenden dürfen. Mit welch einem Recht versagen wir auch nur einem einzigen den Eintritt ins Leben, vereiteln seine mit der Befruchtung gegebene Bestimmung zum Leben? So ist schon der Zeitpunkt der Befruchtung maßgebend. Von da ab ist eine jede Abtreibung Mord. Es ist unmenschlich und undemokratisch, den Betroffenen selber zu seinem Lebensrecht nicht zu höre, sein Anliegen nicht zu vertreten. Nicht nur für uns Christen ist hier das Wort verbindlich: „Tue deinen Mund auf für die Stummen und die Sacher aller, die verlassen sind“ (Sprüche 31,8).

Zum verhängnisvollen Schweigen der Christenheit

Besonders schmerzlich ist das Verhalten des überwiegenden Teils der Christenheit ‑ das von einzelnen Christen, von Gemeinschaften, von Kirchen und von Verantwortlichen in ihnen ‑ in diesen Zeiten schlimmster Verführungsmächte: weithin ein Schweigen und Im‑Stich‑Lassen wie auch ein Unterstützen bedenklicher Bestrebungen. Und beides dient dem Vormarsch endzeitlicher antichristlicher Mächte.

Wo die Liebe erkaltet und die Wahrheit sich verflüchtigt, betrachten viele bereits das Gespräch mit anderen nur unter dem Standpunkt der Nützlichkeit. Sie meiden vor allem das Gespräch mit „Unbequemen”, fragen letztlich nichts nach einem Zusammenhalten, nach Gemeinschaft und sehen auch ihre „christlichen” Aktivitäten unter dem Gesichtspunkt ihrer „frommen” oder „humanitären” Karriere. Viele, die als vorbildliche Christen gelten, lassen in Wirklichkeit ihre Brüder und Schwestern bitter allein.

Man schweigt aber oft nicht nur zu aufklärerischen Tätigkeiten von Mahnern, sondern verschweigt auch Tatbestände, die dem Ansehen der One-World-Bewegung schaden könnten. So kommt es auch in der Kirche zu einer einseitigen Geschichtsbetrachtung wie auch zu einem Alleinlassen von Glaubensbrüdern und ‑schwestern und auch von Nichtchristen in vielen Teilen der Welt, besonders im kommunistischen Machtbereich . Da geschieht es sogar, daß man nicht nur über ihr Schicksal schweigt, sondern überdies diejenigen noch angreift, die auf deren leidvolles Schicksal aufmerksam machen. Während man ‑ in unseliger Vermischung von Glaube und Politik fast nur und dazu beständig Südafrika, Südkorea und manche mittelamerikanische Staaten heftig angreift, wiewohl in ihnen weit weniger Schlimmes als in gewissen kommunistischen Staaten geschieht, schweigt man zu den millionenfachen Morden und körperlichen und seelischen Vergewaltigungen im kommunistischen Machtbereich beharrlich. Eine Heuchelei und eine Taktik, die weithin die Unterstützung kirchlicher Medien genießen und hinab bis auf die Gemeindeebene wuchern. Es ist ein tödliches Schweigen, ein Schweigen, das schlimme Zerstörungen in der Kirche anrichtet.

Wer im kommunistischen Machtbereich unter Einsatz seines Lebens Appelle an seine Glaubensbrüder im nichtkommunistischen Teil der Welt mit erschütternden Informationen richtet, wird in der westlichen Christenheit kaum gehört. Er wird nicht nur von kleinen Gruppen nicht gehört, sondern auch von großen Kirchenverbänden nicht. So richtete Vladimir Rusak, Diakon der Russischen Orthodoxen Kirche, einen „Offenen Brief an die Delegierten der 6. Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen in Vancouver vom 24. 7.‑10. 8. 1983″. In ihm stehen die bezeichnenden Worte: „Es ist auch schwer vorstellbar, daß mein Brief an einer der Sitzungen der Vollversammlung verlesen wird. Schwierig ist der Weg zu Ihnen, sehr schwierig. Schwieriger als zu Gott. Aber ich kann nicht schweigen.” Hierzu schrieb die Schriftleitung von „Erneuerung und Abwehr”: „Neben der ,großen` Rede von Dorothee Sölle auf der Vollversammlung des Ökumenischen Rates, die viel kommentiert wurde, hat man in Vancouver die Briefe vieler Christen aus Osteuropa verschwiegen. Was nicht sein darf, ist eben nicht!” Kommentar überflüssig. Denn von einer Kirchenversammlung eines Gremiums, das mit Weltverschwörern und Luzifer‑Verehrern gemeinsame Sache macht, den Kommunismus ‑ auch durch derartige Manipulationen ‑ deckt und sein Anliegen weltweit unterstützt, konnte man kaum etwas anderes erwarten. Man konnte es kaum erwarten, daß sie, im Unterschiede zum großen Geschrei bei weit kleineren Verfehlungen im Westen, für Brüder und Schwestern unter kommunistischem Joch auch nur ein wenig die Stimme erhebt. Es sollte aber uns allen so gehen, daß wir sagen: „Aber ich kann nicht schweigen.”

3. Kapitel: Der Sieg über die Finsternis

Diese vielen erschreckenden Beispiele und mein unablässiges Ringen mit den Verführungsmächten zeigen, daß ich durch die Gnade Jesu Christi nicht aufgegeben, nicht resigniert habe. So mancher meiner Amtsbrüder ist still geworden und hat sich zurückgezogen und läßt die Kämpfenden allein. 

Ich finde, daß wir nicht zu fragen haben, wie spät es sei, auch nicht, ob es bereits zu spät sei. Wir haben bis zuletzt, bis ER wiederkommt ‑ auch in den Zeiten des Antichristen hindurch ‑ Jesus Christus nachzufolgen in Verkündigung und in Taten und im Wandel. Er ist Sieger, die letzte Zukunft gehört Ihm!

Darum, auch wenn wir Verwüstungen und Zerstörungen, selbst in der Kirche, sehen und bitter erleben müssen, wie die Liebe erkaltet und die Wahrheit überaus käuflich wird, besteht doch kein Grund zur Resignation. Lesen wir die Offenbarung Johannes mit geöffneten Augen, so erkennen wir, daß es genauso kommen „muß”. Wir erfahren, daß uns kein äußerer Sieg über die Mächte der Finsternis verheißen ist: sowenig wie ein ewiges, einiges Friedensreich, sowenig eine verchristlichte Welt. Vielmehr werden die Gläubigen besonderen Unterdrückungen und Benachteiligungen ausgesetzt werden, denken wir etwa an die Stelle 13,15 ff., wo es vom „anderen Tier“ heißt: Es ward ihm gegeben, daß es dem Bilde des Tiers den Geist gab, daß des Tiers Bild redete und machte, daß alle, welche nicht des Tiers Bild anbeteten, getötet würden. Und es macht, daß die Kleinen und Großen, die Reichen und Armen, die Freien und Knechte ‑ allesamt sich ein Malzeichen geben an ihre rechte Hand oder an ihre Stirn, daß niemand kaufen oder verkaufen kann, er habe denn das Malzeichen, nämlich den Namen des Tiers oder die Zahl seines Namens… sechshundertsechsundsechzig.”

Wir können in die Irre führende Bewegungen nicht äußerlich besiegen oder gar vernichten, möge es auch kleinere Siege durch unseren Einfluß geben. Wir können erst recht nicht die One-World-Bewegung besiegen. Das heißt aber gerade nicht, daß wir ihr gegenüber unsere Hände in den Schoß legen dürften. Nein, durch Aufklärung, Gebet, Verkündigung des wahren Evangeliums und in unserer verantwortlichen Tätigkeit als Staatsbürger können wir hie und da und dann und wann diese Bewegung oder doch Teile von ihr eindämmen oder sogar vermindern. Eine jede Träne, die weniger geweint wird, und ein jeder Blutstropfen, der weniger fließt, ist bereits eines Einsatzes wert.

Können nicht wir der One-World-Bewegung oder sonstigen Strömung der Finsternis ein Ende setzen, so wissen wir doch in frohem Glauben, daß Jesus Christus, der am Kreuz Sünde und Tod bereits besiegt hat, alles Bedrückende mit seiner triumphierenden Wiederkunft vollends auslöschen wird. In der Offenbarung wird es so herrlich ausgedrückt: „Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein” (21,4). Und wir wissen, daß Jesus Christus im Glauben an ihn Anteil an seinem Sieg gibt, heißt es doch so tröstlich: „Alles, was von Gott geboren ist, überwindet die Welt; und unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat” (l. Joh. 5,4).

In diesem Glauben können wir zumindest unsichtbare und doch nachhaltige Siege auch über die One-World-Bewegung erringen und sind gewiß, daß bei allem Scheitern, bei allem Verkannt‑, Verhöhnt‑ und Zertretenwerden, keine der Abgrundmächte, sondern die ewige Herrlichkeit das letzte Wort hat, die uns liebe‑ und freudevoll erwartet.

Unsere geistlichen Augen sehen schon jetzt etwas von der Herrlichkeit Gottes, und wir dürfen uns bereits in diesem Kampf des Wortes des Apostels Paulus trösten: „Ich halte dafür, daß dieser Zeit Leiden der Herrlichkeit nicht wert sei, die an uns soll offenbart werden” (Röm. 8,18).

Bis dahin heißt es, vertrauensvoll und gehorsam unserem Heiland nachzufolgen ‑ auf seine festen Verheißungen bauend ‑, auch in seinem geistlichen Kampf gegen die luziferischen Mächte und Bewegungen. Vertrauensvoll und dankbar mögen wir auf unserer gefährdeten und verantwortungsreichen Wanderschaft die Worte von Arno Pötsch sprechen:

„Mein Gott, mein Gott, du kennst mich ganz allein,
mein Wollen und Vollbringen und Versagen und hüllst mich ganz in deine Gnade ein!
Herr, tief im Staub bet’ ich die Liebe an, die mir das Leben und das Heil ersann und die durch Schuld und Schicksal mich getragen!”

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Der Große Reset (J.Mason)

Jason Mason

Der Grosse Reset –
der verborgene Plan hinter der Corona-Krise

Veröffentlicht Dez 14, 2020

– Leicht gekürzt von Horst Koch, Herborn, im Januar 2021 – 

Der große Reset: Die Coronakrise entschlüsseln

Viele Menschen fragen sich, warum die Welt die sogenannte Corona-Pandemie nicht in den Griff bekommt und was der wahre Grund für die ungerechtfertigten Lockdowns in vielen Ländern des Globus sein könnte. In den Mainstream-Medien hört und liest man immer wieder das Gleiche, wobei dort erklärt wird, daß die Krise bald vorüber sein und wir wieder zu unserem normalen Leben zurückkehren werden.

Das soll laut den Versprechungen der Politiker irgendwann zwischen 2021 bis 2023 erfolgen. Doch stimmt das wirklich oder wird hier eine verborgene Agenda mit einem geheimen Plan ausgeführt? Denn es gibt jetzt seit einigen Wochen die ersten Meldungen über einen solchen Plan.

Renommierte internationale Nachrichtenmedien bringen bereits Beiträge, in denen erklärt wird, daß sich unser Leben nicht wieder normalisieren, sondern völlig und grundlegend verändern soll. Wir befinden uns demnach nicht nur in einer Gesundheits– sowie in einer Wirtschaftskrise, sondern vor allem in einer sozialen Krise, weil wir durch die Lockdowns unsere Mitmenschen und Angehörigen nicht mehr sehen dürfen, was einer sozialen Abgrenzung gleichkommt.

Die Lösung dafür soll uns schließlich wieder näher zusammenbringen. Gleichzeitig wird erwähnt, daß „paradoxerweise“ auch die wichtigsten Wirtschaftsführer in den Krisenmodus gewechselt haben und bekanntgeben, daß viele unserer Arbeitsplätze in Gefahr sind. Die Ergebnisse diese Gespräche sollen klargestellt haben, daß die Menschen wichtiger sind als die Wirtschaft, sofern man diesen Erklärungen Glauben schenken möchte.

Aus diesem Grund entlassen Unternehmen ihre Angestellten und Arbeiter, damit sie vor dem Virus sicher sind und ihn überleben können. Außerdem wollen sich die Dienstgeber absichern, weil sie selbst von ihren Untergebenen ebenfalls mit dem Virus infiziert werden könnten. Die Lage ist für uns deshalb kritisch, weil wir nicht wissen, wie lange wir dieser Krise und dem Niedergang der Wirtschaft noch ausgesetzt sein werden – Wochen, Monate oder Jahre?

Weil sich die Planer der globalen Ökonomie darüber offenbar schon seit geraumer Zeit Gedanken gemacht haben, enthüllten sie nun, daß es „bereits klar ist, daß wir uns in der Mitte eines großen Reset befinden“. Deshalb wird es für uns nötig, gründlich über unsere Arbeit, unser Leben, die Wirtschaft und die Führung der Welt nachzudenken. Das alles soll laut den Ausführungen dieser Experten mit der Finanzkrise im Jahr 2008 zusammenhängen.

Seit damals haben die Märkte sich vorgeblich wieder für mehr als zehn Jahre erholt, doch diese Krise war eigentlich nicht vorüber, sondern wurde nur durch ungezügeltes Gelddrucken der Zentralbanken und der Ausweitung der bestehenden globalen Geldmenge verzögert. Jetzt ist der Zeitpunkt erreicht, an dem immer schneller immer mehr neu erschaffenes Geld in die Märkte gepumpt wird, was jedoch keinen Stimulus auf die Realwirtschaft mehr erzeugt.

Zentralbanker haben deshalb darauf hingewiesen, daß bald mit einer globalen Hyperinflation, also einer totalen Entwertung der Währungen, zu rechnen ist. So hat zum Beispiel der US-Dollar seit der Gründung der FED mehr als 99 Prozent seines Wertes und der Euro seit der Gründung der EZB mehr als 85 Prozent an Wert gegenüber Gold verloren.

Alleine im laufenden Jahr 2020 hat sich die globale Geldmenge um einen unglaublichen Faktor gesteigert, was natürlich zu einer immer schnelleren Geldentwertung und einer globalen Verschuldung führt, die Mitte 2020 bereits 250 Billionen US-Dollar erreicht hat.

Abgesehen von der Krise haben Wirtschaftsführer schon seit Jahren verkündet, daß es in naher Zukunft durch Automatisierung, Auslagerung von Arbeitsplätzen und zunehmender Computerisierung immer weniger Vollzeitarbeitsplätze geben wird und wir uns bald in einer Welt ohne Arbeit bzw. mit massiv hoher Arbeitslosigkeit wiederfinden werden – auch ohne Corona.

Das gilt aber nicht für UNS alle, denn Banken, führende internationale Unternehmen und ihre Leiter und CEOs sowie Aktionäre werden durch die aus der Krise entstandenen Profite in gleichem Masse reicher, mit dem der Rest der Bevölkerung in Rekordgeschwindigkeit verarmt.

Das ist dieser Elite völlig klar, und deshalb spricht man hier vom Begriff des „ungleichen Einkommens“, weil Gesellschaften und Menschen Anzeichen von Streß zeigen und die globale Produktivität zurückgeht – was Unruhe, Depression und Selbstmorde zur Folge hat.

Dadurch soll auch zu erklären sein, warum die Fruchtbarkeitsrate global fällt und in entwickelten Ländern weniger Kinder geboren werden, die uns ersetzten sollen. Aber: Wir als arbeitende Bevölkerung sind nicht dafür verantwortlich, daß das Finanz- und Wirtschaftssystem versagt, und viele Paare in westlichen Nationen können sich einfach aufgrund ihres geringen Einkommens und der steigenden Inflation keine weiteren Kinder leisten.

In Anbetracht der globalen Überbevölkerung und dem Verschwinden von immer mehr Arbeitsplätzen benötigen die entwickelten Ländern auch keine höhere Geburtenrate oder eine Zuwanderung, die das ausgleichen soll – denn wir bewegen uns schnell in eine Welt ohne Arbeitsplätze hinein.

In Zukunft sind vor allem hoch spezialisierte Stellen im Technologiesektor wichtig, den Rest sollen bald künstlich-intelligente Algorithmen und Roboter übernehmen. Weil globale Eliten das alles seit langer Zeit so geplant haben, sprechen sie von einem notwendigen Wandel und einem „großen Reset“, denn SIE und nicht WIR haben diese Zustände ja schließlich herbeigeführt.

Es handelt sich also nicht nur um einen unausweichlichen Reset des Finanzsystems, sondern auch um einen Reset der Arbeitswelt. Und die Planer erklären mittlerweile ganz offen, daß dieser Neustart noch Jahrzehnte nachwirken wird.

Die Menschen sollen sich deshalb bereits jetzt an eine virtuelle Arbeitswelt gewöhnen, in der man viele Dinge von zu Hause aus erledigen müssen wird – man nennt es die „digitale Transformation“, und wir sollen sehr rasch daran gewöhnt werden. 

Das vor allem auch deshalb, weil die globale Wirtschaft einen Reset vollführt und tausende bis hin zu Millionen von Stellen streicht, um produktiv zu bleiben und die Profite bis zum Schluß zu steigern. Die Corona-Krise ist somit eine fadenscheinige Entschuldigung, sich von vielen Mitarbeitern zu trennen, um den Umsatz zu erhöhen.

Diese Entlassungen werden aber damit begründet, daß man sich um das Wohl und die Gesundheit der Menschen sorgen würde. Dennoch müssen wir damit leben und diese Erklärungen schlucken, obwohl immer weniger Menschen Politikern und den Massenmedien ihren Glauben schenken.

Sie wollen uns nämlich glauben machen, daß diese Krise überraschend über uns hereingebrochen ist und der von ihnen präsentierte Big Reset eine gute Sache für uns alle sein wird.

UN-gestützter „Großer Reset“ um die Neue Weltordnung einzuleiten

Alternative und freie Medien berichten hingegen völlig andere Dinge, wobei dort klargestellt wird, daß die Agenda zum großen Reset von den Vereinten Nationen stammt, um ihren Plan für eine Neue Weltordnung umzusetzen.

Der Reset bedeutet somit für alle Menschen – außer der Elite – einen Verlust von Freiheit und Wohlstand sowie eine totalitäre globale Weltregierung – zumindest wenn die Elite mit ihren Plänen Erfolg hat. Vor den Corona-Lockdowns gab es bereits Ausschreitungen und Plünderungen, um angeblich gegen den systemischen Rassismus und Ungleichheit zu protestieren.

Der Deep State selbst hat dann seinen Plan des Big Reset präsentiert, um die ganze Welt ein für alle Mal nach ihren Plänen zu transformieren. Das geschieht aber nicht zum Wohle der Massen, sondern ausschließlich zum Wohle der herrschenden Klasse.

Die Bekanntgabe des großen Reset wurde bis vor wenigen Tagen noch auf einer Webseite des Weltwirtschaftsforums (World Economic Forum) präsentiert, bevor man sie aus unbekannten Gründen gelöscht hat.

Die Planer des Reset sind demnach die wichtigsten Bosse der Wirtschaft, des Globalismus und der Einen Weltregierung, das schließt auch Königsfamilien und kommunistische Regime mit ein. Leider haben diese Kreise nicht mit der immer schnelleren Aufdeckung ihrer wahren Pläne für die Menschheit gerechnet, die man in der Schweizer Stadt Davos ausgehandelt hat, um die Bereiche Industrie, Gesellschaft, Ausbildung, Landwirtschaft usw. umzustrukturieren.

Der führende Fürsprecher des großen Reset ist der deutsche Gründer und Vorsitzende des World Economic Forum, Klaus Schwab, der außerdem ein ehemaliges Mitglied des inneren Kreises der Bilderberger ist.
Der Davoser Globalist Klaus Schwab: Die Welt wird nach COVID „nie“ zur Normalität zurückkehren.

COVID 19 – der große Umbruch

In seinem Ende September 2020 erschienen Buch mit dem Titel „Der große Umbruch“ erklärt Klaus Schwab, daß die Welt, wie wir sie kennen, niemals wieder zur alten Normalität zurückkehren wird. Dort schreibt er auch, daß der Coronavirus keine neue existenzielle Bedrohung darstellt, was zeigt, daß Globalisten die Coronakrise dazu nutzen, ihre Pläne umzusetzen.

Das Weltwirtschaftsforum gab dann auch noch einige Prognosen für das Jahr 2030 ab. Dort wird erklärt, daß die USA dann keine Supermacht mehr sein und sich der UN untergeordnet haben werden. Alle Menschen sollen weniger Fleisch konsumieren, und fossile Brennstoffe sollen endgültig der Vergangenheit angehören.

Außerdem schreibt Schwab, daß die meisten Menschen im Jahr 2030 nichts mehr besitzen werden, und daß wir alle glücklich darüber sein werden!

„Sie werden nichts besitzen.“ – und „Sie werden glücklich darüber sein.“ – So Klaus Schwab, Weltwirtschaftsforum.

„Die Pandemie stellt eine seltene, aber begrenzte Gelegenheit dar, unsere Welt zu reflektieren, neu zu denken und neu auszurichten.“ – Klaus Schwab, Gründer und Vorstandsvorsitzender, Weltwirtschaftsforum

Diese Agenda zur globalen Armut und der Herrschaft einer auserwählten Elite soll also durch die sogenannte Covid-19-Pandemie ausgeführt werden, die von den selben Leuten benutzt wird, um Lockdowns durchführen zu können, damit die Weltwirtschaft geplant zusammenbricht.

Dann soll die ganze Industrie verstaatlicht werden und kleine Unternehmen sollen endgültig von der Bildfläche verschwinden. Dazu gehören dann auch neue Impfpässe und digitale Identitätsnachweise, um überhaupt noch reisen zu dürfen. Man wird in den kommenden Jahren versuchen, den internationalen Reiseverkehr sowie die Bewegungsfreiheit zu verringern, um keine weiteren Massenaufstände gegen diese neue kommunistische Agenda zu ermöglichen.

Selbst sozialistische Nationen bewegen sich jetzt in Richtung dieses neuen Kommunismus und viele sehen in Klaus Schwab sogar schon den neuen Karl Marx. Handelt es sich also wirklich um die größte Verschwörung, die jemals gegen die gesamte Menschheit entstanden ist?

Die Akteure geben uns ja bereits bekannt, daß wir alle in 10 Jahren nichts mehr besitzen werden – also auch keinerlei Rechte mehr! Alle Nationen von den USA bis hin zu China sollen zustimmen, daß jede Industrie transformiert werden muß, und es sich daher auch um einen Reset des Kapitalismus handelt.

Diese Gleichmachung soll uns schließlich in ein neues technokratisches und marxistisches Utopia entführen. Wie gesagt soll die Covid-19-Pandemie der vorgebliche Auslöser dafür sein, doch handelt es sich wirklich um eine Pandemie, die solche Lockdowns und Zwangsmaßnahmen erfordern?

CDC-Daten zeigen hohe Virus-Überlebensrate: 99%-Plus für die Altersgruppe der 69-Jährigen und Jüngeren, 94,6% für Ältere

Daten des amerikanischen CDC (Centers for Disease Control = Zentren für Krankheitsbekämpfung) ergeben eindeutig, daß ein Grossteil der infizierten Menschen eine Corona-Erkrankung schadlos überstehen. Bei Menschen bis zu 20 Jahren liegt die Erholungsrate bei 99.997 Prozent, bei 20-40-jährigen immer noch bei 99,98 Prozent, und bei Menschen bis zu 70 Jahren noch bei 99,5 Prozent.

Erst bei über 80 Jahren sinkt die Rate auf ungefähr 95 Prozent. Das bedeutet also, daß die Sterberate durch Covid-19 lediglich bei 0,003 bis 0,5 Prozent bei der arbeitenden Bevölkerung liegt. Mehr als 99,5 Prozent der Altersgruppe bis ca. 80 Jahren sind also überhaupt keiner Gefahr ausgesetzt!

Die Kurve der Toten liegt also genau innerhalb der gewöhnlichen durchschnittlichen Sterblichkeitsrate der Bevölkerung. Rechtfertigt das landesweite Lockdowns? Eigentlich sollte man laut diesen offiziellen Daten nur Altersheime einschränken.

WHO-Funktionär drängt führende Politiker der Welt, keine Lockdowns mehr als primäre Methode der Viruskontrolle einzusetzen.

Sogar Sprecher der Weltgesundheitsorganisation WHO haben inzwischen Forderungen an die Weltführer gerichtet, Lockdowns als primäres Mittel zur Kontrolle des Coronavirus nicht länger einzusetzen!
„Wir in der WHO unterstützen keine Lockdowns als primäres Mittel zur Kontrolle dieses Virus“, sagte Dr. David Nabarro von der Weltgesundheitsorganisation.

Er sagte weiter, daß Lockdowns weit schlimmere Konsequenzen nach sich ziehen als andere Einschränkungen, denn durch die Zerstörung verschiedener Industrien werden sich unweigerlich Hunger und Armut ausbreiten. Das betrifft zu Beginn vor allem die internationale Tourismus-Industrie, aber auch Bauern in aller Welt.

Die WHO schätzt, daß sich die Anzahl der Menschen, die 2021 in Armut leben werden, dadurch insgesamt verdoppeln wird! Außerdem werden mehr und mehr Menschen an Unterernährung leiden. Aus diesem Grund haben bereits tausende von Gesundheitsexperten eine Petition eingereicht, die das Ende der Corona-Lockdowns fordert, weil damit ein irreparabler Schaden angerichtet wird!

Bereits jetzt ist bekannt, daß Lockdowns mehr Selbstmorde, Drogentote und einen Anstieg an häuslicher Gewalt verursachen. Die Ängste und Sorgen der Lockdowns verursachen also bei der durch den Virus offiziell nicht gefährdeten Bevölkerung unter 80 Jahren Ängste und Sorgen und zerstören viel mehr Leben als unter normalen Umständen – viel mehr als durch ungerechtfertigte Lockdowns möglicherweise gerettet werden könnten.

Warum Covid-19 eine „seltsame Pandemie“ ist

Handelt es sich eigentlich um eine wirkliche Covid-19-Pandemie? Wie gesagt, haben Experten bekanntgegeben, daß die Sterblichkeitsrate des Covid-19-Virus fast völlig der normalen durchschnittlichen Sterblichkeitsrate entspricht. Im Gegenteil zur Corona-Pandemie sind bei der Spanischen Grippe vor hundert Jahren vor allem Kleinkinder und junge Erwachsene zwischen 20-45 Jahren gestorben.

Bei Corona verhält es sich genau umgekehrt und die meisten Opfer sind in Altenheimen zu beklagen, wobei die Altersschicht unter 50 Jahren so gut wie überhaupt nicht betroffen ist. Somit könnte man behaupten, daß gar keine Corona-Pandemie existiert, weil die momentane Sterblichkeitsrate völlig der normalen ähnelt.

Weiter haben viele Mediziner bekannt gegeben, daß sie gar keinen eigentlichen Corona-Virus in ihrem Besitz haben, und daß er „nicht verfügbar“ sei! Das läßt Zweifel über die eigentliche Existenz dieses Virus entstehen, denn angeblich konnte er von Medizinern und Virologen noch gar nicht isoliert werden, wodurch seine reale Existenz immer noch nicht bestätigt werden kann.

COVID: Das Virus, das es nicht gibt: Der Betrug an den Wurzeln aufgedeckt

Somit könnte es sich um einen Trick handeln, wenn von einer Pandemie die Rede ist, um die globalen Lockdowns zur Zerstörung der Weltwirtschaft zu benutzen.

Die nächste Frage, die dabei entsteht, ist: Wenn der Covid-19-Virus nicht isoliert werden kann, um zu bestätigen, daß er überhaupt existiert – was befindet sich dann in den Corona-Impfstoffen und warum sollen staatlich vorgeschriebene Zwangsimpfungen durchgeführt werden, wenn die Sterblichkeitsrate so niedrig liegt?

Die Lockdowns haben bereits jetzt dazu geführt, daß die Versorgung mit Nahrungsmitteln eingeschränkt ist und bis zum Jahr 2022 neue Hungersnöte entstehen werden. Das sorgt natürlich für weitere Störungen des sozialen Gleichgewichts und einer Ungleichheit der Einkommen.

Im Gegensatz zur hart arbeitenden Bevölkerung sind die Multimillionäre und Milliardäre der Elite während der Krise noch schneller noch reicher geworden.
Warum appellieren die Mitglieder der UN und des Weltwirtschaftsforums nicht an diese reichsten Menschen der Welt, sich freiwillig von ihrem konzentrierten Reichtum zu trennen und ihn einfach mit dem Rest der Menschheit gerecht zu teilen?

Dann wäre kein Big Reset notwendig, denn die Zerstörung der natürlichen Ressourcen unseres Planeten wird vor allem dadurch erzeugt, daß Reiche den Armen alles wegnehmen und diese dann gezwungen sind, Raubbau an der Umwelt zu betreiben.

Dieser Punkt wird natürlich nicht zur Sprache gebracht, denn der kommende Kommunismus wird nicht die Oberschicht, sondern ausschließlich die Mittelschicht und Unterschicht der Bevölkerung betreffen. Klaus Schwab meint, daß sich alle Aspekte unserer Gesellschaft und Wirtschaft verändern müssen, sogar unser Denken und unser Verhalten.
Uns soll dabei ein „neuer sozialer Vertrag“ aufgenötigt werden, der auf sogenannter „sozialer Gerechtigkeit“ beruht.

Schwab erklärt weiter, daß wir völlig neue Grundlagen für unsere Wirtschaft und unsere sozialen Systeme benötigen und uns keine andere Wahl bleibt, als zuzustimmen und uns unterzuordnen. Doch stimmt das wirklich oder haben wir Bürger und einzelne Nationalstaaten sehr wohl die Wahl, uns diesen Plänen einfach zu widersetzen?

Wenn die freien Märkte und der Kapitalismus verschwinden, dann verschwinden auch die Mittelklasse und der Wohlstand. Seine Stelle wird eine Technokratie einnehmen, in der diese undurchsichtigen Zielsetzungen von demokratisch nicht gewählten Technokraten durchgesetzt werden sollen.

Laut diesen Personen soll uns die Covid-19-Krise verdeutlichen, daß die alten Systeme im 21. Jahrhundert nicht mehr fit genug sind: „Jetzt ist der historische Moment – die Zeit –, nicht nur den Virus zu bekämpfen, sondern das System für die Post-Corona-Ära zu formen.“

Obwohl man in der Öffentlichkeit die Corona-Krise für den großen Reset heranzieht, erklären die Mitglieder des Weltwirtschaftsforums, daß sie an dieser Agenda bereits seit vielen Jahrzehnten arbeiten! Werden wir also einfach belogen, damit sie ihre wirklichen Ziele realisieren können?

Globalisten sprechen schon länger von der „vierten industriellen Revolution“. Diese neue Transformation soll dabei völlig anders sein als jede Revolution, die die Menschheit zuvor erlebt hat. Klaus Schwab erklärt dazu, daß die neue Revolution die Grenzen zwischen „physischer, digitaler und biologischer“ Bereiche verwischen soll.

Das bedeutet, daß der Mensch mit der Maschine zu einer Form des Transhumanismus verschmelzen soll, was laut Aussagen führender Fürsprecher des Transhumanismus bald dafür sorgen soll, daß die Menschheit, wie wir sie kennen, in naher Zukunft nicht mehr existieren soll!

Elon Musk hat sich beispielsweise mehrmals darüber geäußert, daß wir sehr vorsichtig bei der Einführung von Transhumanismus und Künstlicher Intelligenz (KI) vorgehen sollten, weil es sich als die größte existenzielle Bedrohung herausstellen könnte, mit der wir jemals konfrontiert worden sind.

Er sagte, wir könnten mit Künstlicher Intelligenz „den Dämon“ beschwören, den wir dann nicht mehr loswerden und somit bald in einer realen Matrix existieren, einer synthetischen Realität, die durch digitale Implantate und eingepflanzte Mikrochips ermöglicht wird.

Wenn es soweit ist, werden die betroffenen Menschen mit Künstlicher Intelligenz infiziert und ihre Leben zu einer digitalen Simulation verwandelt, und sie werden ein Teil eines neuen technologischen Schwarm-Verstands, indem sie mit der Maschine oder dem Dämon verschmelzen.

Sie können dann nicht mehr zwischen simulierter oder natürlicher Welt unterscheiden. Diese Illusion der Künstlichen Intelligenz bedeutet somit totale Kontrolle. Ob letztlich die Elite oder ihre Künstlichen Intelligenzen Gott spielen werden, um ihre Implantate und Transhumanisten zu steuern und zu kontrollieren, bleibt vorerst offen.

Das Gehirn wird durch diese Implantate aber programmiert und kontrolliert und das kann man gleichstellen mit dem völligen Ende des freien Willens eines natürlichen Menschen – er verwandelt sich in einen Transhumanisten oder Mensch 2.0.

Transhumanismus bedeutet auch genetische Modifikation, Drogen und bionische sowie kybernetische Erweiterungen. Kritiker sehen hier vor allem einen Eingriff in die göttliche Ordnung der Dinge, und nicht nur Satanisten wie Anton LaVey haben über menschliche Roboter und Transhumanisten gesprochen, sondern auch Eingeweihte in die Zukunftspläne der Eliten, wie zum Beispiel der bekannte Schriftsteller Aldous Huxley (1894-1963).

Er hat bereits im Jahr 1932 seinen dystopischen Roman „Schöne neue Welt“ veröffentlicht. Dort schreibt er von einem futuristischen Weltstaat, deren Bürger vom Staat maßgeschneidert genetisch erschaffen werden, um in einer festgelegten sozialen Hierarchie zu dienen.

Das umfaßt auch psychologische Manipulation und Konditionierungen, die es fast unmöglich machen, diese düstere Weltordnung herauszufordern. Weil Aldous in die realen Pläne der Eliten eingeweiht war, wird völlig klar, daß diese Ziele bereits seit sehr langer Zeit geplant und schrittweise in bestimmten globalen Agenden umgesetzt werden sollen.

Wir sprechen hier also wirklich vom Tod der bekannten Menschheit und der Auflösung aller, vor allem christlich geprägten Nationalstaaten. Darum sollte diese Agenda die wichtigste Angelegenheit für Patrioten und Nationalisten sein.

„Ich glaube an den Transhumanismus: Wenn es erst einmal genügend Menschen gibt, die das wirklich sagen können, wird die menschliche Spezies an der Schwelle zu einer neuen Art von Existenz stehen, so unterschiedlich wie die unsere von der des Peking-Menschen ist. Sie wird endlich ihr wahres Schicksal bewußt erfüllen“. Julian Huxley. 

Zitat: Aldous Huxley, März 1962:
„In der nächsten Generation oder so wird es eine pharmakologische Methode geben, die Menschen dazu zu bringen, ihre Knechtschaft zu lieben und eine Diktatur ohne Tränen zu erschaffen, um es so auszudrücken. … Man erschafft eine Art schmerzloses Konzentrationslager für ganze Gesellschaften, so daß den Menschen tatsächlich ihre Freiheiten genommen werden. Doch sie werden es geniessen, weil sie von jedem Wunsch zur Rebellion abgelenkt werden, durch Propaganda oder Gehirnwäsche, oder Gehirnwäsche, die durch pharmakologische Methoden verstärkt wird. … Und das scheint die letzte Revolution zu sein.“

Wenn die Corona-Krise also die Transformation in die vierte industrielle Revolution ermöglichen soll, sollte es immerhin möglich sein, die Bevölkerung zu fragen, ob sie eigentlich damit einverstanden ist, bevor sie dieser marxistischen Agenda der Neuen Weltordnung ohne ihre Zustimmung ausgesetzt wird, denn wir sprechen hier immerhin vom Verlust sämtlicher Freiheiten und unseres kollektiven Wohlstands, für den wir hart arbeiten.

Bereits in der UN-Agenda für 2030 wird festgelegt, daß jede Regierung der Welt sich diesem Diktat unterwerfen soll, nur dann soll es möglich sein, daß Wohlstand und Einkommen endlich allen Weltbürgern in gleichem Masse zustehen.

Doch erbringen die Nationen der Zweiten und Dritten Welt wirklich die gleiche Leistung wie die westlichen Nationen, um zu rechtfertigen, daß der Wohlstand der Bevölkerung, nicht jedoch derjenige der Eliten, gleichmäßig aufgeteilt werden soll?

Weiter geht es in den Forderungen der UN damit, daß eine Form von International- Sozialismus gefordert wird, um alle Ungleichheiten unter den Völkern und Nationen zu beseitigen. Ja, bis 2030 sollen alle Männer und Frauen – speziell die Armen und Bedürftigen – die gleichen Rechte auf alle unsere ökonomischen Ressourcen besitzen.

Dazu wird es notwendig, daß Regierungen die totale Kontrolle über Produktion und Konsum erlangen. Das schließt außerdem ein neues Gesundheitssystem mit ein, das ebenfalls völlig von den Regierungen kontrolliert werden soll.

Das alles soll schließlich ein totalitär-technokratisches System der Einen Weltregierung erschaffen, weil WIR laut Klaus Schwab einfach nicht mehr länger damit warten können.

Ich glaube eher, daß die Elite nicht mehr länger darauf warten kann, weil ihre Pläne für die Neue Weltordnung ansonsten scheitern werden.

1973 sagte ein MIT-Computer voraus, wann die Zivilisation enden wird.

Aber ist die Technokratie wirklich die einzige Möglichkeit, die uns aufgrund der von den Eliten verursachten Probleme durch die Zerstörung unserer Umwelt verursacht wurden, die uns bleibt?

Bekanntlich haben bereits im Jahr 1973 Computermodelle des amerikanischen MIT (Massachusetts Institute of Technology) aus allen damals verfügbaren Daten berechnet, daß die menschliche Zivilisation in diesem Zustand um das Jahr 2040 herum kollabieren bzw. enden wird.

Dieser Zeitpunkt lag damals noch in weiter Ferne, ist mittlerweile aber nur noch eine Generation von uns entfernt!

Warum wurden nicht bereits damals die Weichen gestellt und die ganze Weltbevölkerung über dieses Problem unterrichtet?
Warum haben der Raubbau an der Natur und die zügellose Überbevölkerung seitdem fast ungebremst zugenommen und warum warten die Eliten bis zum allerletzten Moment, um die Notbremse zu ziehen?

Wollten sie mit ihrem Zentralbankensystem und dem Kapitalismus noch das letzte Kapital aus der Weltbevölkerung saugen, bis dieses System schließlich unweigerlich kollabiert?
Haben sie Angst, daß das irgendwann herauskommt und präsentieren sie uns nun deshalb plötzlich ihre anscheinend wohlwollenden Pläne für eine bessere Zukunft?

Das Modell aus dem Jahr 1973 wurde vom Club of Rome in Auftrag gegeben, einer Organisation aus Planern, Wissenschaftlern und ehemaligen Staatsführern sowie UN-Bürokraten, die mit den globalen Herausforderungen zu tun haben, die der Menschheit in Zukunft bevorstehen.

Das Computermodell ergab, wie gesagt, daß wir bis zum Jahr 2040 einen globalen Kollaps erleben werden, weil sich sowohl die Bevölkerung als auch die Industrie in zunehmendem Masse vergrößern würden. Dadurch würde sich die Lebensqualität immer weiter verschlechtern, und die schwindenden natürlichen Ressourcen werden nicht mehr ausreichen, um unsere moderne Zivilisation aufrecht zu erhalten.

Damals wurde das Jahr 2020 als der erste große Meilenstein in dieser Entwicklung genannt, an dem die globale Lebensqualität plötzlich signifikant fallen wird. Das soll schließlich zum Tod eines Großteils der Menschheit führen.
„Um das Jahr 2020 werden die Konditionen auf dem Planeten höchst kritisch. Wenn wir nichts dagegen unternehmen, wird die Lebensqualität auf unter Null fallen. Die Umweltverschmutzung wird so schlimm, daß sie beginnen wird, Menschen zu töten, das wird wiederum dafür sorgen, daß sich die Bevölkerung verkleinert, geringer als sie im Jahr 1900 war (ca. 1,6 Milliarden Menschen). An diesem Punkt wird schließlich zwischen 2040 und 2050 das zivilisierte Leben, das wir auf diesem Planeten kennen, aufhören zu existieren.“

Die Planer der Neuen Weltordnung haben nicht viel dagegen unternommen, dieses Szenario effektiv zu verhindern, sondern ihre Pläne darum herum aufgebaut, die vorsehen, daß diese Katastrophe nur verhindert werden kann, wenn sämtliche Nationalstaaten ihre Souveränität verlieren, damit eine Neue Weltordnung und ihre Konzerne alle beherrschen können, wobei trotzdem ein Grossteil der Bevölkerung beseitigt werden soll.

Außerdem muß sich der Rest der Menschheit derart einschränken, daß der globale Konsum drastisch heruntergefahren werden wird, und zwar auf ein Level wie im Jahr 1900. Weil die natürlichen Ressourcen schwinden, wird es auch nötig, die Gesamtbevölkerung daran anzupassen und sie gegebenenfalls zu verkleinern. Eine Möglichkeit, das zu erreichen, sind also Seuchen und Pandemien.

Prinz Philip Fauxpas: Was war der schockierende Witz, den der Herzog über „tödliche Viren“ machte?

Der Vater des britischen Prinzen Charles tätigte einst die Aussage:
„Im Falle, daß ich wiedergeboren werden sollte, würde ich gerne als ein tödlicher Virus zurückkehren, um etwas dazu beizutragen, um die Überbevölkerung zu lösen.“

Und genau diese Einstellung ist unter den Mitgliedern der Familien der Eliten weit verbreitet.

Benjamin Netanjahu schlägt vor, Kinder mit Mikrochips zu versehen, was von Experten abgelehnt wird.

Falls das nicht klappen sollte, wäre die zweite Möglichkeit, die ganze Bevölkerung mit Implantaten und Mikrochips zu versehen, und in einigen Nationen der Welt geschieht das bereits. Somit könnte man die Agenda des großen Reset auch als einen satanischen Plot für die Einführung der Neuen Weltordnung betrachten, der von der globalen Elite geplant wird.

Globale Eliten kündigen „Great Reset“-Plan an – und er ist noch radikaler als der Grüne New Deal.

In einem virtuellen Meeting des Weltwirtschaftsforums sind diese Pläne schließlich Mitte 2020 bekannt gegeben worden, wobei Prinz Charles dazu erklärte:
„Wir haben die goldene Möglichkeit (…) aus dieser Krise etwas Gutes zu erhalten. Ihre beispiellosen Schockwellen können die Menschen durchaus empfänglicher für große Visionen des Wandels machen.“

Somit wird das Coronavirus herangezogen und beschuldigt, die Finanz- und Wirtschaftskrise ausgelöst zu haben, obwohl das Finanzsystem bereits im Jahr 2008 zusammengebrochen ist.

Daraus leitet man nun eine goldene Möglichkeit ab, die ganze Weltwirtschaft zu zerschlagen, damit Großinvestoren hinterher alles für einen Spottpreis aufkaufen können. Das alles erfolgt auch unter dem Banner des „Kampfes gegen den Klimawandel“, der nachweislich nicht alleine von Menschen verursacht wird.

Erst im März 2020 wurde eine wissenschaftliche Studie von britischen Forschern verschiedener Universitäten veröffentlicht. Sie trägt den Titel „Oszillationen der Basislinie des solaren Magnetfeldes und der Sonneneinstrahlung auf einer tausendjährigen Zeitskala“.

Das angesehene Wissenschaftsjournal Science Report hat die Studie nach heftiger Kritik und Druck von der Fachwelt und von entsetzten Klimaaktivisten zurückgezogen. Darin kommen die beteiligten Forscher nämlich zur belegbaren Schlußfolgerung, daß die stattfindende Klimaerwärmung nicht von Menschen verursacht wird, sondern ein Ergebnis von natürlich auftretenden Sonnenzyklen ist, wenn die Erde sich periodisch näher an die Sonne heranbewegt.
Die Forscher erklären, daß die globalen Temperaturen im letzten Jahrhundert gestiegen sind, weil das mit den Zyklen von Sonnenaktivität und den Bewegungen des Planeten Erde um das Zentrum der Masse unseres Sonnensystems zu tun hat.

Laut der Facharbeit werden die Temperaturen in Laufe der kommenden 600 Jahre weiter um ein paar Grade ansteigen. Diese Schlußfolgerung und die Veröffentlichung der Studie wurden von skeptischen Kollegen und Klimaaktivisten als „peinlich“ bezeichnet.

Die Autoren haben sich zu den Einwänden der skeptischen Kollegen geäußert und bestehen weiterhin darauf, daß ihre Resultate stimmen. Sie konnten bis jetzt tatsächlich nicht widerlegt werden und alles weist darauf hin, daß ein Grossteil des Klimawandels tatsächlich nicht von uns abhängt!


Das sechste Massenaussterben: Das Anthropozän und der Einfluß des Menschen auf die Biodiversität

Einige Faktoren wie Umweltverschmutzung und Luftverschmutzung durch unsere Industrie erzeugen aber einen nicht zu übersehenden ökologischen Schaden, der zusammen mit der Klimaerwärmung und den schwindenden natürlichen Ressourcen dafür sorgt, daß ein neues Massensterben aller Spezies eingesetzt hat. Experten sprechen hier vom 6. Massensterben in der Geschichte unseres Planeten.


Wie der Mensch das Massenaussterben bis 2050 antreibt.

Die steigende Verschmutzung und die Überfischung der Weltmeere zeigen bereits Konsequenzen, und laut einer anderen Studie von internationalen Forschern wird bestätigt, daß das Meeresleben in den Ozeanen in alarmierendem Ausmaß verschwindet.

Wenn wir so fortfahren wie jetzt, ist spätestens bis zum Jahr 2050 alles Leben aus den Ozeanen verschwunden – also noch innerhalb unserer Lebenszeit. Das fällt dann ungefähr mit dem prognostizierten Kollaps der modernen Zivilisation zusammen.

Dafür werden vor allem Düngemittel verantwortlich gemacht, die in die Meere gelangen. Heute lebt rund ein Fünftel der Weltbevölkerung direkt oder indirekt vom Fischfang. Was wird also passieren, wenn diese Nahrungs- und Einkommensquelle versiegt?

Obwohl auch in diesem Bereich Experten und Wissenschaftler schon seit vielen Jahrzehnten davor gewarnt haben, daß so etwas passiert, wurden im Grunde genommen niemals die notwendigen Schritte unternommen, um eine Überfischung der Weltmeere zu stoppen, und das vermutlich ebenfalls aus Gründen des rentablen Profits, der bis zum Ende voll ausgeschöpft werden soll.

Ob jetzt noch genug Zeit vorhanden ist, diesen angerichteten Schaden rückgängig zu machen, ist zweifelhaft, denn diese Forscher weisen darauf hin, daß das sechste Massensterben aller Arten vor allem mit unserer von Menschen gemachten planetaren „Technosphäre“ zusammenhängt oder verstärkt wird.

Die Technosphäre ist demnach das globale Energie konsumierende techno-soziale System der Welt und stellt das ausgedehnte Netzwerk der Menschheit und ihrer Technologie dar. Leider haben wir mittlerweile einen Punkt erreicht, an dem wir diese Technologie nicht mehr ohne Weiteres abstellen können, denn diese Abläufe haben sich verselbstständigt und wir haben wirklich die Kontrolle darüber verloren.

Kritiker vergleichen die Technosphäre mit Frankensteins Monster, einer von Wissenschaftlern erschaffenen Kreatur, die ihre eigene Agenda verfolgt und ihre Kräfte nun gegen uns richtet. Um hier einen echten Wandel herbeizuführen, muß der Gesellschaft klar werden, daß wir ohne unser Ökosystem nicht überleben können.

Es sind wirklich große Veränderungen notwendig, und hier sind vor allem Schritte in Form einer Zuwendung zur natürlichen Welt notwendig und kein Transhumanismus. Leider leben wir in turbulenten Zeiten und es wird für Forscher aufgrund der schnellen Abfolge von Ereignissen immer schwieriger, Vorhersagen über die nahe Zukunft zu treffen.


Der „Great Reset“-Plan des Weltwirtschaftsforums für Big Food nützt der Industrie, nicht den Menschen.

Der von den Globalisten entworfene große Reset sieht vor, diese Abläufe zu verändern und auch den Kapitalismus in seiner heutigen Form abzuschaffen. Doch hinter diesen Plänen verbergen sich nicht nur Pläne zur Rettung unseres Planeten, sondern vor allem die Bemühung von Konzernen, die private Eigentümerschaft über alles Leben zu erlangen.

In einem Onlineartikel über dieses Thema kommt Dr. Vandana Shiva zu Wort. Sie erklärt, daß das Weltwirtschaftsforum die globalen Nahrungsmittel- und Landwirtschafts-Industrien komplett transformieren möchte. Das soll dafür sorgen, daß sich der Ernährungsplan der Erdbevölkerung drastisch umstellen wird – mit technologischen Methoden sollen diese ganzen Systeme bald vollständig kontrolliert werden.

Der Plan des Weltwirtschaftsforums und ihrer Denkfabriken meint hier vor allem die Einführung von genetisch veränderten Organismen und im Labor erzeugten Proteinen sowie pharmazeutischen Chemikalien, die als Ersatz für biologische Nahrungsmittel herangezogen werden sollen.

Verschiedene Experten haben bestätigt, daß diese großen Konzerne daran arbeiten, nährstoffreiche Lebensmittel mit genetisch veränderten und patentierten Organismen zu ersetzen – diese sind jedoch weder gesund noch nachhaltig.

Eines der größten Unternehmen auf diesem Sektor ist Impossible Foods und erzeugt Fleischersatz aus pflanzlichen Stoffen. Das Unternehmen wurde unter anderem von Google, Jeff Bezos und Bill Gates gegründet, wobei neueste Laborresultate zeigen, daß dieser Fleischersatz extrem hohe Werte an Glyphosat enthält.

GV-Bt-Mais verursachte Organschäden und veränderte Blutbiochemie und bedrohte die männliche Fruchtbarkeit.

Dennoch bestehen Globalisten weiterhin darauf, daß genetisch modifizierte Nahrungsmittel und Biotechnologie eine zentrale Säule des großen Reset darstellen sollen. Klaus Schwab schreibt in seinem Buch, daß die globale Versorgung mit Nahrungsmitteln nur erreicht werden kann, wenn Regulierungen bei genetisch veränderten Nahrungsmitteln stattfinden können, damit zum Beispiel Getreide verbessert und patentiert werden kann.

Bis jetzt werden solche veränderten Sorten nur schwer zugelassen, weil viele von ihnen nachweislich Organversagen verursacht haben und die Biochemie im Blut verändern sowie die männliche Fruchtbarkeit drastisch herabsetzen und die Bevölkerung somit unfruchtbar machen.

Auch Dr. Shiva wendet hier ein, daß die Mitglieder des Weltwirtschaftsforums „Fake-Wissenschaft“ einsetzen, um ihre Ziele zu erreichen, die beinhalten, daß mächtige Biotech-Konzerne die völligen privaten Eigentümer aller Pflanzen und Lebensformen auf Erden werden möchten.

Und diese Pläne können mit dem großen Reset beschleunigt werden. Laut dem Weltwirtschaftsforum enthält die Ernährung der Zukunft so gut wie kein echtes Fleisch und keine echten Milchprodukte mehr. Das alles soll um 90 Prozent reduziert und durch im Labor hergestellte Nahrungsmittel, Getreide und Öle ersetzt werden.

Erzbischof von Rom drängt Trump zum Kampf gegen den „tiefen Staat“.

Vor wenigen Tagen, am 17. November 2020, hat der amerikanische Nachrichtensprecher Tucker Carlson vom geplanten großen Reset berichtet und dabei von den bislang zwei offenen Briefen vom ehemaligen Apostolischen Nuntius (Botschafter des Heiligen Stuhls in Rom) der Vereinigten Staaten von Amerika, Carlo Maria Viganó, gesprochen. Viganó, der auch einen hohen Posten in der Vatikanstadt bekleidete, verfaßte also zwei offene Briefe an den gewählten amerikanischen Präsidenten Donald Trump, in denen er seine Warnungen vor diesem von Globalisten geplanten großen Reset öffentlich verkündet hat. Er spricht dort von den Gefahren, die vom Deep State ausgehen und auch davon, daß die sogenannte Covid-19-Pandemie in Wahrheit ein gigantisches Experiment von Sozial-Ingenieuren der Neuen Weltordnung darstellt!

Erzbischof Viganòs kraftvoller Brief an Präsident Trump: Der ewige Kampf zwischen Gut und Böse spielt sich gerade jetzt ab.

Tucker Carlson von Fox News berichtete nicht nur über den offensichtlichen Wahlbetrug bei den Präsidentschaftswahlen in den USA, sondern stellt auch die Frage, warum in vielen Ländern trotz Masken und strikten Lockdowns die Corona-Infektionen stark ansteigen können.

Er spricht von einer gezielten Unterdrückung der Bevölkerung und der persönlichen Freiheiten und weist auch auf die Aussagen von Erzbischof Carlo Maria Viganò hin. Der Erzbischof forderte Präsident Trump dazu auf, gegen den Deep State zu kämpfen und spricht in seinen Briefen auch von der Deep Church (Tiefen Kirche).

Diese offenen Briefe wurden auf mehreren Webseiten im Internet veröffentlicht und ich will die Gelegenheit wahrnehmen, sie hier in vollem Umfang zu übersetzen, denn sie enthalten Hinweise im gegenwärtig stattfindenden Kampf zwischen den göttlichen und satanischen Mächten um die Zukunft unserer Welt und der Menschheit.

Der Erzbischof glaubt, genaue Untersuchungen können endlich Licht hinter die wahren Absichten der Corona-Krise bringen – und er dankte Präsident Trump für seine Aktionen.

Erzbischof Viganò an Präsident Trump:

Hüten Sie sich vor der „Tiefen Kirche“ ebenso wie vor dem „Tiefen Staat“.

„Herr Präsident, in den letzten Monaten haben wir die Bildung zweier gegensätzlicher Seiten erlebt, die ich als biblisch bezeichnen würde: die Kinder des Lichts und die Kinder der Finsternis. Die Kinder des Lichts stellen den auffälligsten Teil der Menschheit dar, während die Kinder der Finsternis eine absolute Minderheit darstellen. Und doch sind erstere Gegenstand einer Art Diskriminierung, die sie in eine Situation moralischer Unterlegenheit gegenüber ihren Gegnern bringt, die oft strategische Positionen in der Regierung, in der Politik, in der Wirtschaft und in den Medien innehaben. Auf scheinbar unerklärliche Weise werden die Guten von den Gottlosen und denen, die ihnen helfen, entweder aus Eigeninteresse oder aus Angst, als Geiseln gehalten.  . . .

In der Gesellschaft, Herr Präsident, existieren diese beiden gegensätzlichen Realitäten als ewige Feinde, so wie Gott und Satan ewige Feinde sind. Und es scheint, daß die Kinder der Finsternis – die wir leicht mit dem tiefen Staat identifizieren können, dem Sie sich weise widersetzen und der in diesen Tagen erbittert gegen Sie Krieg führt – beschlossen haben, sozusagen ihre Karten zu zeigen und ihre Pläne zu offenbaren. Sie scheinen sich so sicher zu sein, daß sie bereits alles im Griff haben, daß sie diese Umsicht beiseite gelegt haben, die bisher ihre wahren Absichten zumindest teilweise verheimlicht hatte. Die bereits eingeleiteten Untersuchungen werden die wahre Verantwortung derjenigen aufzeigen, die den Covid-Notstand nicht nur im Gesundheitswesen, sondern auch in Politik, Wirtschaft und Medien verursacht haben. Wir werden wahrscheinlich feststellen, daß es in dieser kolossalen Operation des Social Engineering Menschen gibt, die über das Schicksal der Menschheit entschieden haben und sich arrogant das Recht nehmen, gegen den Willen der Bürger und ihrer Vertreter in den Regierungen der Nationen zu handeln.

Wir werden auch feststellen, daß die Unruhen in diesen Tagen von denen provoziert wurden, die, da sie sehen, daß das Virus unweigerlich verblaßt und die soziale Besorgnis über die Pandemie schwindet, notwendigerweise zivile Unruhen provozieren mußten, weil ihnen Repressionen folgen würden, die zwar legitim, aber als ungerechtfertigte Aggression gegen die Bevölkerung verurteilt werden könnten. Dasselbe geschieht auch in Europa in perfekter Synchronisation. Es ist ganz klar, daß die Anwendung von Strassenprotesten für diejenigen von entscheidender Bedeutung sind, die jemanden bei den bevorstehenden Präsidentschaftswahlen als Sieger sehen möchten, der die Ziele des Tiefen Staates verkörpert und diese Ziele treu und mit Überzeugung zum Ausdruck bringt. Es wird nicht verwundern, wenn wir in ein paar Monaten wieder erfahren, daß hinter diesen Akten des Vandalismus und der Gewalt diejenigen stecken, die hoffen, von der Auflösung der Gesellschaftsordnung zu profitieren, um eine Welt ohne Freiheit aufzubauen: Solve et Coagula (Auflösen und Verbinden), wie das Freimaurer-Sprichwort lehrt.  . . . 

Zum ersten Mal haben die Vereinigten Staaten in Ihnen einen Präsidenten, der mutig das Recht auf Leben verteidigt, der sich nicht schämt, die Verfolgung von Christen in der ganzen Welt anzuprangern, der von Jesus Christus und dem Recht der Bürger auf Religionsfreiheit spricht. Ihre Teilnahme am Marsch für das Leben und in jüngerer Zeit Ihre Proklamation des Monats April als Nationaler Monat zur Prävention von Kindesmissbrauch sind Aktionen, die bestätigen, auf welcher Seite Sie kämpfen möchten. Und ich glaube, daß wir beide in diesem Kampf auf der gleichen Seite stehen, wenn auch mit unterschiedlichen Waffen.  . . . 

Herr Präsident, mein Gebet richtet sich ständig an die geliebte amerikanische Nation, wohin ich das Privileg und die Ehre hatte, von Papst Benedikt XVI. als Apostolischer Nuntius gesandt zu werden.  . . . Ich vertraue darauf, daß das amerikanische Volk mit mir und euch im Gebet zum allmächtigen Gott vereint ist. . . . (Carlo Maria Viganó, 7. Juni 2020)“

 Der Grosse Reset –  Teil 3

Hier nun die Übersetzung des zweiten offenen Briefes von Erzbischof Carlo Maria Viganó an Präsident Donald Trump vom 25. Oktober 2020. Diesmal geht er noch genauer auf den geplanten großen Reset ein.

Erzbischof Viganò warnt Trump vor „Great Reset“-Verschwörung zur „Unterwerfung der Menschheit“ und Zerstörung der Freiheit

„Herr Präsident, gestatten Sie mir, mich in dieser Stunde an Sie zu wenden, in der das Schicksal der ganzen Welt durch eine globale Verschwörung gegen Gott und die Menschheit bedroht wird. . . .  Ich schreibe Ihnen inmitten des Schweigens sowohl der zivilen als auch der religiösen Autoritäten. Mögen Sie diese Worte von mir als die „Stimme eines Schreiers in der Wüste“ akzeptieren (Johannes 1,23). (Ich bin die Stimme eines Predigers in der Wüste: Ebnet den Weg des Herrn!, wie der Prophet Jesaja gesagt hat.)

Wie ich sagte, als ich ihnen im Juni meinen Brief schrieb, sieht dieser historische Moment die Kräfte des Bösen in einem Kampf gegen die Kräfte des Guten ausgerichtet; Kräfte des Bösen, die mächtig und organisiert erscheinen, wenn sie sich den Kindern des Lichts entgegenstellen, die desorientiert und desorganisiert sind, von ihren zeitlichen und spirituellen Führern verlassen werden.

Täglich spüren wir die Angriffe, die sich von denen vervielfachen, die die eigentliche Grundlage der Gesellschaft zerstören wollen: die natürliche Familie, die Achtung des menschlichen Lebens, die Liebe zum Land, die Freiheit der Bildung und des Geschäfts. Wir sehen, wie Völkeroberhäupter und religiöse Führer diesem Selbstmord der westlichen Kultur und ihrer christlichen Seele nachgeben, während die Grundrechte der Bürger und Gläubigen im Namen eines Gesundheitsnotstands verweigert werden, der sich immer mehr als entscheidend für die Errichtung einer unmenschlichen gesichtslosen Tyrannei offenbart.

Ein globaler Plan namens „Great Reset“ ist im Gange. Sein Architekt ist eine globale Elite, die die gesamte Menschheit unterwerfen will, indem sie Zwangsmaßnahmen erzwingt, mit denen die individuellen Freiheiten und die der ganzen Bevölkerungen drastisch eingeschränkt werden. In mehreren Ländern wurde dieser Plan bereits genehmigt und finanziert; in anderen ist es noch in einem frühen Stadium. . . .

Über die Übung Event 201 . . . 

Herr Präsident, ich kann mir vorstellen, daß Sie sich bereits bewußt sind, daß in einigen Ländern der große Reset zwischen Ende dieses Jahres und dem ersten Quartal 2021 aktiviert wird. Zu diesem Zweck sind weitere Sperrungen geplant, die durch eine vermeintliche zweite und dritte Welle der Pandemie offiziell gerechtfertigt werden. Sie sind sich der Mittel bewußt, die eingesetzt wurden, um Panik zu säen und drakonische Einschränkungen der individuellen Freiheiten zu legitimieren, was kunstvoll eine weltweite Wirtschaftskrise provoziert. In den Absichten ihrer Architekten wird diese Krise dazu dienen, den Rückgriff der Nationen auf den großen Reset unumkehrbar zu machen und damit einer Welt, deren Existenz und Gedächtnis sie vollständig abschaffen wollen, den letzten Schlag zu versetzen.
Aber diese Welt, Herr Präsident, umfaßt Menschen, Zuneigungen, Institutionen, Glauben, Kultur, Traditionen und Ideale: Menschen und Werte, die nicht wie Automaten handeln, die nicht gehorchen wie Maschinen, weil sie mit einer Seele und einem Herzen ausgestattet sind, weil sie durch ein spirituelles Band miteinander verbunden sind, das seine Kraft aus dem Gott schöpft, den unsere Gegner herausfordern wollen, so wie Luzifer es zu Beginn der Zeit mit seinem „non serviam“ (Ich werde nicht dienen) tat.

Viele Menschen sind – wie wir alle wissen – verärgert über diesen Hinweis auf den Konflikt zwischen Gut und Böse und den Einsatz „apokalyptischer“ Obertöne, die ihnen zufolge Geister verärgern und Spaltungen schärfen. Es ist nicht verwunderlich, daß der Feind verärgert darüber ist, entdeckt zu werden, gerade als er glaubt, die Zitadelle erreicht zu haben, die er ungestört erobern will. Überraschend ist jedoch, daß niemand Alarm schlägt. . . .

Bis vor wenigen Monaten war es leicht, diejenigen, die diese schrecklichen Pläne anprangerten, als „Verschwörungstheoretiker“ zu beschmieren, die wir jetzt bis ins kleinste Detail umgesetzt sehen. Niemand hätte bis zum letzten Februar gedacht, daß in allen unseren Städten die Bürger verhaftet würden, nur weil sie die Strasse hinuntergehen, atmen, ihr Geschäft offen halten wollen, am Sonntag in die Kirche gehen möchten. Doch jetzt geschieht es auf der ganzen Welt.  . . .  Die katastrophalen psychologischen Folgen dieser Operation sind bereits zu sehen, angefangen bei den Selbstmorden verzweifelter Unternehmer und unserer Kinder, getrennt von Freunden und Klassenkameraden, die aufgefordert wurden, ihrem Unterricht zu folgen, während sie allein zu Hause vor einem Computer sitzen.

In der Heiligen Schrift spricht der heilige Paulus zu uns von „dem, der sich widersetzt“ die Manifestation des Geheimnisses der Ungerechtigkeit, (2 Thess 2,6-7: Und was es noch aufhält, wisset ihr, daß er offenbart werde zu seiner Zeit. Denn es regt sich bereits das Geheimnis der Bosheit, nur daß, der es jetzt aufhält, muß hinweggetan werden.) . . .

Herr Präsident, Sie haben klar gesagt, daß Sie die Nation verteidigen wollen – eine Nation unter Gott, grundlegende Freiheiten und nicht verhandelbare Werte, die heute verleugnet und bekämpft werden. Sie, lieber Präsident, sind es, „der sich dem tiefen Staat widersetzt“, dem letzten Angriff der Kinder der Finsternis.

Aus diesem Grund ist es notwendig, daß alle Menschen des Guten von der epochalen Bedeutung der bevorstehenden Wahl überzeugt werden . . .

Um euch herum versammelt euch mit Glauben und Mut diejenigen, die euch als letzte Garnison gegen die Weltdiktatur betrachten. Die Alternative besteht darin, für eine Person zu stimmen, die von dem Tiefen Staat manipuliert wird, der durch Skandale und Korruption ernsthaft kompromittiert wird, der den Vereinigten Staaten das antun wird, was Jorge Mario Bergoglio der Kirche antut, Premierminister Conte Italien, Präsident Macron Frankreich, Premierminister Sanchez Spanien und so weiter. Die erpresserischen Eigenschaften von Joe Biden – genau wie die der Prälaten des „Zauberkreises“ des Vatikans – werden enthüllen, daß er skrupellos ausgenutzt wird, so daß illegitime Mächte sowohl in die Innenpolitik als auch in die internationalen Gleichgewichte eingreifen können. Es ist offensichtlich, daß diejenigen, die ihn manipulieren, bereits jemanden haben, der schlimmer ist als er, mit dem sie ihn ersetzen werden, sobald sich die Gelegenheit bietet.

Und doch taucht inmitten dieses düsteren Bildes dieses scheinbar unaufhaltsamen Vorstoßes des „Unsichtbaren Feindes“ ein Element der Hoffnung auf. Der Widersacher weiß nicht, wie man liebt, und er versteht nicht, daß es nicht ausreicht, ein universelles Einkommen zu sichern oder Hypotheken zu streichen, um die Massen zu unterwerfen und sie davon zu überzeugen, wie Rinder gebrandmarkt zu werden. Dieses Volk entdeckt wieder, daß es eine Seele hat; . . . sie beginnt, den Wert familiärer und sozialer Bindungen zu verstehen, die Bande des Glaubens und der Kultur, die ehrliche Menschen vereinen. . . .  Aber auf unserer Seite haben wir den Herrn, den Allmächtigen . . . „Wenn Gott für uns ist, wer kann dann gegen uns sein?“ (Röm 8:31).  . . . 

Mit dieser himmlischen Hoffnung und der Zusicherung meines Gebets für Sie, für die First Lady und für Ihre Mitarbeiter, sende ich Ihnen von ganzem Herzen meinen Segen. Gott segne die Vereinigten Staaten von Amerika! (Carlo Maria Viganó, 25. Oktober 2020)“


Tucker Carlson zitiert Erzbischof Viganò und prangert die Forderung nach dem Great Reset an.

Tucker Carlson wies in seiner Livesendung darauf hin, daß die Weltöffentlichkeit nichts von diesen offenen Briefen von Erzbischof Viganó erfahren habe, weil alle Nachrichtenmedien ihr Bestes getan haben, um sie zu unterdrücken und zu diskreditieren.

Er glaubt, daß man den Erzbischof sehr ernst nehmen sollte, denn was er dort schreibt, ist tatsächlich wahr. Carlson sagte: „Das ist keine Verschwörungstheorie, das ist faktisch akkurat.“

Dann kommt er noch auf die Aussagen von bestimmten Staatsführern zu sprechen, die ihre Bevölkerung vor einem Virus retten wollen, den mehr als 99 Prozent aller Menschen überleben. Die Corona-Krise wird deshalb als ein Mittel benutzt, . . . damit alles konform mit ihren verdrehten akademischen Theorien über die Covid-19-Pandemie verläuft, die niemals in der realen Welt getestet und bestätigt worden sind und eigentlich auch überhaupt keinen Sinn ergeben.

Tucker Carlson sprach dann auch noch davon, daß die Globalisten nun ihre Chance sehen, ihre Pläne umzusetzen, so wie es im Buch von Klaus Schwab beschrieben wird, nur daß dieses Buch (Der große Umbruch) nicht wissenschaftlich ist, sondern die satanische Agenda der Neuen Weltordnung beschreibt.

Jetzt erkennt man die höllischen Pläne der Eliten für die Welt und die Menschheit, und vieles von dem, was in den Mainstream-Medien lange Zeit als „Verschwörungstheorie“ betitelt worden ist, stellt sich nun als Wahrheit heraus, und es ist jetzt an der Zeit, daß diese Agenda im kulturellen Aspekt auf breiter Fläche diskutiert wird:

Die Covid-19-Krise wurde geplant, um die Neue Weltordnung zu ermöglichen und die globale Wirtschaft und die Geopolitik zu transformieren.

Anstatt an Gott zu glauben und die biologische Schöpfung zu respektieren, wollen diese Eliten jede Lebensform verändern und zu einem Teil ihres globalen Inventars machen, das dann durch Technologie und superreiche Individuen verwaltet werden soll. Deshalb müssen auch alle Menschen ein Teil einer zentralen Datenbank werden und sich dort registrieren und zwar mit einem digitalen Identitätsnachweis, der von Künstlicher Intelligenz verwaltet werden soll, indem man die neuesten Entwicklungen der Technologie dafür einsetzt.

Die dunklen Machthaber wollen dann alles kontrollieren und zwar mit digitaler Präzision – sie selbst leben dann zurückgezogen in ihren privaten Gebieten mit konservierter Natur und ihren ganzen Freiheiten. Sie haben sich dann von allen souveränen Bauern befreit und halten alle Besitzlosen von ihren weitläufigen Grundstücken fern – denn die geplanten globalen Vermögensumschichtungen werden der Bevölkerung nicht zugute kommen.

Statt dessen will man uns künftig vorschreiben, wie unser Verhalten auszusehen hat und wie wir mit anderen Menschen interagieren und durch totale Überwachung und Kontrolle unsere gesamte Privatsphäre verlieren sollen. Das alles sind keine Verschwörungstheorien mehr, denn dieser Plan wird jetzt ganz offen präsentiert.

Wenn die Pläne des großen Resets umgesetzt werden können, dann gibt es künftig nur noch zwei Arten von Menschen: die technokratische satanische Elite mit all ihrer Macht und der völligen Kontrolle über alle Ressourcen, und dann den gesamten verbliebenen Rest der Menschheit, der keine Macht, kein Eigentum und auch keine Rechte besitzen wird.

Diese Technokratie kann man dann am besten als „internationalen, ökonomischen Faschismus“ oder eben „International-Sozialismus“ bezeichnen. Das ist der Meisterplan der globalen Elite, der zerstört werden muß, denn er bedeutet die wohl größte Gefahr für den Kapitalismus und die persönlichen Rechte, die wir uns aktuell vorstellen können.

Es handelt sich um eine große psychologische Operation in Form einer radikalen Transformation der Welt. Kein Mensch, der über die Details dieser Pläne Bescheid wüßte, würde dem freiwillig zustimmen. Deshalb mußte man zur psychologischen Manipulation greifen, und Angst ist das effektivste Werkzeug, das man dafür benutzt, um die geplante soziale Transformation zu erzeugen.

Neben der Angst wird auch noch die Wissenschaft als zweites Werkzeug eingeschaltet, obwohl viele Mediziner, Fachleute und Experten davon berichten, daß die Covid-19-Agenda eine Anti-Wissenschaft darstellt.

Es zählt jedoch ausschließlich, was die Technokraten selbst als Wahrheit betrachten und durch ihre Massenmedien verbreiten, egal wie viele Beweise dagegen vorliegen. Darum müssen wir weiterhin auf Wahrheit und Transparenz bestehen, wir müssen auch auf unsere medizinische Freiheit, persönliche Freiheit und das Recht auf Eigentum und Privatsphäre bestehen.

Wenn wir jetzt aufgeben, wird diese medizinische Tyrannei niemals wieder ein Ende haben.  . . .

Womit wir uns nun den Impfungen selbst zuwenden. Bill Gates sagte klipp und klar, daß der Corona-Virus es erfordert, daß wir digitale Zertifikate benötigen, um nachzuweisen, daß wir den Impfstoff erhalten haben.

Das geschah bereits im März 2020 und diese Zertifikate stellen bereits die Vorstufe zu den digitalen Identitätsnachweisen dar, die ständig unsere Gesundheit und unseren Impfstatus kontrollieren sollen, denn es sind noch viele weitere Impfungen geplant.

Auch Bill Gates hat bereit bei dieser Gelegenheit darauf hingewiesen, daß wir alle bald große Veränderungen sehen werden, die für gewöhnliche Leute (nicht aber die Elite) zu einer starken Einschränkung ihrer privaten und rechtlichen Freiheiten führen könnten.

Welche Änderungen müssen wir an der Arbeitsweise der Unternehmen vornehmen, um unsere Wirtschaft aufrechtzuerhalten und gleichzeitig für soziale Distanz zu sorgen?  . . . Sicherlich die Lebensmittelversorgung und das Gesundheitssystem. Wir brauchen weiterhin Wasser, Strom und Internet. Die Lieferketten für kritische Dinge müssen aufrechterhalten werden.  . . .  


Moderna-Impfstoff kann Transhumane erzeugen.

Auch das Unternehmen Moderna von Bill Gates will einen Covid-19-Impfstoff entwickeln und dabei DNA-Technologie verwenden. Es wird einem Patienten dabei ein Teil seiner DNA entnommen und gespeichert, dann nimmt man einen modifizierten Teil der RNA des Corona-Virus und nutzt unsere menschlichen Zellen dazu, sie in unserem Körper automatisch zu vervielfältigen.

Aber im Laufe dieses Prozesses verändern unsere Körperzellen ihre eigene DNA-Struktur! Das wurde niemals zuvor durchgeführt und diese Form des Impfstoffs soll mindestens sieben Milliarden Menschen verabreicht werden – ohne daß zuvor offizielle Langzeitstudien durchgeführt worden sind!

Wir wissen also nicht, was sich noch in diesem Impfstoff befindet und was das alles mit uns anstellt.  . . .

„Mensch 2.0“ – Was ist Transhumanismus? Ein Weckruf für die Welt

Förderer des Transhumanismus sprechen davon, daß es nun an der Zeit ist, daß wir uns in Menschen vom transhumanistischen Typ 2.0 verwandeln sollen. Viele haben etwas verschwommene Vorstellungen von diesem Szenario und stellen sich vor, plötzlich übermenschliche Fähigkeiten zu besitzen.

Deshalb haben die Planer des großen Resets vor, diese Bemühungen mit der Einführung eines zwingend erforderlichen Corona-Impfstoffes zu verbinden. Das soll nicht nur unser Leben verändern, sondern auch das, was wir sind und was uns ausmacht.

Nicht nur Elon Musk, sondern auch Futurologen wie Ray Kurzweil fordern, daß wir zu Menschen 2.0 werden sollen. Ein Weg, das zu erreichen, sind Impfstoffe, die einen Prozeß ermöglichen, den man „Transfektion“ nennt. Auf diese Weise werden auch genetisch modifizierte Organismen hergestellt, wobei durch Transfektion bald unser menschliches Genom – also unsere Erbanlagen – dauerhaft transformiert werden soll.

Ein weiterer Vorteil davon ist, daß Konzerne dann ein Patent auf diese modifizierten Gene anmelden können und unsere Körper somit in fremden Besitz übergehen. Werden dann Moderna (Mode RNA) von Bill Gates, die Bill und Melinda Gates Foundation oder wer auch immer zu einem Teil unseres Genoms?

Experten glauben, daß diese Möglichkeit besteht. Dann will man auch diese elektronischen Dokumente in unsere DNA hineinspeichern, die wie ein unverwüstlicher und selbst-replizierender Datenspeicher agiert. Diese Daten können dann mit Scannern oder Smartphones jederzeit ausgelesen werden, so wie ein Impfpaß.

Man erhält dann praktischerweise auch gleich die geforderte ID-Nummer, einen Strichcode oder ein Tattoo, und damit werden wir wirklich zu einem Produkt!


Elon Musk zeigt, wie das Neuralink-Gehirnimplantat in einem Schwein funktioniert.

Weil man mit weiteren implantierbaren Mikrochips wie Neuralink von Elon Musk und anderen Methoden dann die Möglichkeit erhält, das menschliche Gehirn mit dem Internet und mit Künstlicher Intelligenz zu verbinden, kann man einen Menschen dann wie ein Gerät verbinden, um von ihm und seinem Körper Informationen zu erhalten und sie irgendwo abzuspeichern – so auch sämtliche private Gedanken, wie es viele Technokraten bereits bekannt gegeben haben.

Das soll dann 24 Stunden am Tag und 365 Tage im Jahr geschehen. Man kann damit auch menschliche Gefühle und Emotionen feststellen sowie die Aktivitäten, die wir tagsüber betreiben. Es kann festgestellt werden, wie wir uns ernähren oder ob wir Medikamente oder sogar illegale Drogen eingenommen haben.

Es besteht also bereits jetzt das Potential dazu, daß alles aufgezeichnet und gespeichert wird, was in unserem Körper und unserem Gehirn vor sich geht! Es fragt sich nur, wer diese Informationen dann kontrolliert und benutzt.

Die Technokraten vom Weltwirtschaftsforum haben diese Frage bereits beantwortet: die Zentralcomputer der Neuen Weltordnung.

Coronavirus: Es gibt kein Gesetz zur „Ernte“ von DNA aus Covid-19-Tests.

Der nächste Punkt ist, daß diese Implantate nicht nur Daten senden, sondern auch empfangen können. Wer soll also kontrollieren, welche Daten an uns übertragen werden? Und können damit vielleicht unser Verhalten und unsere Emotionen verändert oder kontrolliert werden? Kann man damit vielleicht sogar unsere Erinnerungen löschen oder neue hinzufügen?

Außerdem werden spätestens bei den Corona-Tests personenbezogene DNA-Abstriche gemacht und gespeichert. Vergessen wir nicht, daß die Elite aus Eugenikern besteht und die Bevölkerungskontrolle vorsieht, bestimmte Teile der Menschheit loszuwerden, die in dieser Agenda nicht länger erwünscht sind.

Nicht nur die DARPA, sondern auch die Bill und Melinda Gates Foundation sind außerdem an einer neuen DNA-Technologie interessiert, die sich Gene Drive Research oder Gene Extinction Technology (Gen-Auslöschungs-Technologie) nennt – das ist exakt, was sie tun soll!

Durch genetisch verursachte Mutationen durch Transfektion kann man relativ einfach eine ganze Spezies des Planeten Erde auslöschen. Das soll aber nicht nur bei Stechmücken Anwendung finden. Sollte diese Erfindung in falsche Hände geraten oder sich bereits dort befinden, könnten damit ganze Ketten von Ökosystemen zerstört.

Was man mit Insekten machen kann, kann man dann auch mit Menschenrassen durchführen, denn durch DNA-Mapping sind ja bald alle erfaßt. Erinnert euch deshalb an die Worte von Klaus Schwab über den großen Reset. Er sagte, daß es zu einer Fusion unserer physischen, digitalen und biologischen Identität kommen soll!

Klaus Schwab: Der große Reset wird „zu einer Verschmelzung unserer physischen, digitalen und biologischen Identität führen“.

Demnach ist Transhumanismus ein fixer Bestandteil des angekündigten Great Reset. In seinem Buch schreibt er, daß implantierbare Mikrochips dafür vorgesehen sind, unsere Gedanken zu lesen. Im Zuge der „vierten industriellen Revolution“ soll der transhumanistische Mensch 2.0 dann ganz mit der Maschine verschmelzen und zu einer willenlosen und ferngesteuerten Drohne werden.

Durch das Lesen von Gedanken sollten Computermodelle erstellt werden, die es ermöglichen, die Wahrscheinlichkeit von Verbrechen vorauszusagen oder sogar die Gedanken von Menschen zu scannen, um zu überprüfen, ob sie eines Verbrechens schuldig sind oder nicht.

Regierungen sollen sich bereits darauf vorbereiten, daß Behörden bald die Möglichkeit haben werden, in den privaten Bereich der menschlichen Gedanken einzudringen, um unsere Gedanken zu lesen und unser Verhalten zu modifizieren.

Auch das wird in einem Buch von Klaus Schwab genau dargelegt. In dem kommenden dystopischen Utopia der satanischen Technokraten soll sich die zukünftige Menschheit fortan nur mehr aus menschlichen Maschinen zusammensetzen, und das ist dann auch das Ziel der „vierten industriellen Revolution“: die völlige Auslöschung der normalen Menschheit.

Die nächsten Pläne umfassen dann vermutlich die Verschmelzung mit der von Transhumanisten geplanten technologischen Singularität – einer künstlich intelligenten Superintelligenz der Zukunft. Diese Maschine soll dann alle transhumanistischen Menschen steuern, überwachen und kontrollieren, obwohl sich die Elite selbst erhofft, dann zu physisch unsterblichen Gottmenschen zu transformieren.

Doch wir wissen, daß es sich bei diesen Plänen lediglich um Täuschungen des Satans handelt, der plant die gesamte Menschheit auszulöschen.

Deshalb ist jetzt der Moment für jene gekommen, die sich dieser Agenda widersetzen, zu handeln und die Freiheit wiederherzustellen, denn die Globalisten haben ihre finsteren Pläne jetzt offengelegt.

Es wird sich bald zeigen, ob sie mit ihren Täuschungen und Manipulationen genug Leute überzeugen können, ihre Freiheit und ihre Rechte für vorgetäuschte Versprechungen wie Frieden und Sicherheit einzutauschen, die wohl niemals wirklich erfüllt werden.

Jetzt kann man auch verstehen, warum in der Bibel prophezeit wird, daß Satan und all seine Anhänger in die Hölle bzw. den Feuersee geworfen und vernichtet werden müssen, damit ein wahrlich freies und friedliches neues Zeitalter entstehen kann.  –  J. Mason

Geringe Kürzungen und die Hervorhebungen sind von mir. Horst Koch, Herborn.

Anhang von Horst Koch, im Januar 2021:

Daß das hier Geschriebene in den Köpfen der derzeitigen „Gottlosen am Hebel der Macht“ zirkuliert, halte ich sehr gut für möglich. Denn dem 2. Kommen Christi soll eine Zeit der Verführung eines „Falschen Christus“, genannt Antichrist, vorausgehen.
Doch ich erinnere auch gerne daran, daß Gottes Wort, die Bibel, von einer darauffolgenden Zukunft für die Menschheit in Frieden und Gerechtigkeit spricht. Dann unter der Herrschaft des wiedergekommenen Jesus Christus. Denn seit 2000 Jahren beten wir Christen schon:
„ . . . DEIN Reich komme, Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden

Dies ist der Christen Hoffnung.  Für uns jetzt als Geist-Seele-Menschen das Ewige Leben durch Christus. Als Zukunft für die Völker die erneuerte Erde, ebenso unter Christi Herrschaft. Alles laut Bibel . . .

Weiteres dazu unter:

www.horst-koch.de




Papsttum (N.Homuth)

Norbert Homuth

DAS PAPSTTUM

Eine Schlüsselfigur zum Verständnis der Endzeit‑Päpste ist der Zisterzienser‑Abt Joachim von Fiore, der um die Wende des 12 . Jahrhunderts mit seiner flammenden Falschprophetie eine ungeheuere geistige Bewegung auslöste. Er kündigte das Kommen eines Neuen Zeitalters (New Age) an, nämlich das Reich des Hl. Geistes, das das alttestamentliche Reich des Vaters und das neutestamentliche Reich des Sohnes ablösen würde. Eine neue Kirche sollte an die Stelle der bisherigen Petrus-Kirche treten, die johannische Geistkirche. Die Sukzessionskette der Päpste, die angeblich bis auf Petrus zurückführt, sollte nun einer Sukzession weichen, die auf Johannes zurückgeht. (Friedrich Heiler, Die Religionen der Menschheit, Stuttgart 1980, S.449)

Diese spiritualistische Bewegung war die Triebfeder aller Kreuzritter, Mystiker, Vorreformatoren und mündete schließlich in die Reformation ein. Die johannische Geistkirche ist der mystische Hintergrund aller Johannes‑Bewegungen wie Johanniter Ritter, Johannis‑Loge, Johannes‑Bruderschaft, Brüder vom gemeinsamen Leben, Gottesfreunde, Begarden, Bogmilen, Hugenotten usw. So paradox es klingen mag, die stockkatholischen Kreuzritter (Johanniter, Templer), die durch Gnosis, Kabbala u. Rosenkreuzerei re-judaisiert und damit arianisiert aus dem Hl. Lande zurückgekehrt waren, wurden die eigentlichen Schrittmacher zur Reformation Luthers.

Der innerste Kreis aller Kreuzritter‑Orden, der Orden hinter den Kulissen, war der in Frankreich gegründete Zions-Orden oder auch Prieure de Sion (Älteste von Zion) genannt. Sie bestanden hauptsächlich aus Juden, und ihr Symbol war die Lilie und das M. Warum das M, ist bis heute nicht eindeutig geklärt. Das M erschien auch auf dem Baphomet-Kopf, den die Templer verehrten. Weil sich der Zions-Orden, der in der breiten Öffentlichkeit als Johanniter‑Orden in Erscheinung trat, seine lückenlose Tradition bis auf Johannes den Täufer zurückverfolgen konnte, hat jeder Herrenmeister der Prieure de Sion den Beinamen Johannes angenommen, und die Amtsbezeichnung “Nautonier”, lat.: nauta = Steuermann. (Licoln-Baigent-Leigh, Der Heilige Gral und seine Erben, Lübbe, 1984, S.98. 359)

Als im Jahre 1963 Jean Cocteau, der 22. Johannes und Herrenmeister der Zions‑Ritter im Sterben lag, war bereits sein Nachfolger als 23. Johannes bestimmt, ein gewisser Monsignore Roncalli, der als Kardinal in Mesembrina in die Freimaurer-Loge aufgenommen wurde. (Pier Carpi, Die Prophezeiungen von Papst Joh. XXIII., Rom 1976.)
Als Papst Johannes XXIII. streifte er sich den Fischerring über und hatte damit das Jahrtausend‑Ereignis perfekt gemacht: Der 23. Johannes des Zions-Ordens war zugleich der 23. Johannes auf dem Papstthron!

Der Freimaurer Jan K.Lagutt schreibt in seinem Buch Grundstein der Freimaurerei, Zürich 1971, S.138: “Man kann sich ruhig fragen, weshalb der derzeitige Papst den Namen Johannes angenommen hat, einen Namen, der seit Jahrhunderten von keinem Papst mehr getragen worden war. Ist es nur Zufall? Mögen die Uhren Roms in mehreren Stücken auch anders gehen, so weiß man dort ebenso genau als anderswo, daß wir im ersten Frührot einer Neuen Ära leben.“

Man muß wissen, daß der letzte Papst mit dem Namen Johannes ein Epigone Joachims v. Fiore war, ein Gegenpapst, der das johannische Papsttum gegen das petrinische durchsetzen wollte, damals aber noch nicht damit durch drang. An diesen Gegenpapst schloß sich Roncalli bewußt an, als er sich Johannes nannte, und wie der Gegenpapst: Johannes der 23.

Noch ein Aspekt darf in diesem Zusammenhang nicht verschwiegen werden: Die sogenannten Weissagungen des Malachias, eines irischen Mönches, der ebenfalls im 12. Jahrhundert lebte, also genau in der Zeit Joachims v. Fiore und der Blütezeit des Zions‑Ordens. Erst 1188 trennten sich die Templer ab und bildeten einen eigenen Orden. In den Weissagungen des Malachias werden alle Päpste vom 12 .Jahrhundert an bis zum letzten Papst, den es geben wird, aufgezählt; nicht mit Namen natürlich, aber mit Nummerierung und jeder Papst wird mit einem lateinischen Prädikat, das ihn oder seine Arbeit speziell charakterisiert, versehen. Und darin liegt die eigentliche Weissagung. Insgesamt sind es 113 Päpste. Der jetzige Papst Wojtyla ist der 110. Papst, danach kommen noch drei, dann gibt es keine Päpste mehr. Der 107. Papst, also Johannes XXIII., ist mit dem Prädikat “pasteur et nautonier” versehen (lateinisch: pastor et nauta = Hirte und Steuermann).

Ich glaube nicht, daß es sich hier tatsächlich um eine “Weissagung” dreht, sondern einfach um ein Programm, das in der internen Machtzentrale des Zions‑Ordens vor vielen Jahrhunderten ausgearbeitet worden und seither durchgezogen wird.

Ich habe für diese Annahme genügend Hinweise. Das Unerklärliche liegt ja nicht nur darin, daß Malachias alle Päpste vorausgesehen haben will, sondern auch darin, daß er genau für den 107. Papst die Bezeichnung “nautonier” eingesetzt hatte. Das weist ganz klar auf einen Zusammenhang zwischen den Malachiasweissagungen und den Prieure de Sion hin; denn auch der Herrenmeister der Zionsritter heißt “Nautonier”.

Zufall? Weissagung? Bei diesen Leuten will ich einfach nicht an göttliche Weissagung glauben, eher an Methode und Planung. Man denke nur an die sog. “Protokolle der Weisen von Zion” aus dem 19 .Jahrhundert, in denen die Weltherrschaft durch Zion und den Zionismus vorausgesagt wird. Wahrscheinlich sind beide: die Malachiasweissagungen und die Protokolle der Weisen von Zion von den Prieure de Sion verfaßt.

Außerdem ist es doch sehr erstaunlich, daß die Malachiasweissagungen einen Papst mit dem Namen Johannes der 23. und der Bezeichnung nautonier genau zu dem Zeitpunkt auftreten läßt, als bei den Zionsrittern der 22. Johannes gestorben war.

Dahinter steckt Methode, außerdem haben die johannischen Päpste noch eine Rechnung zu begleichen: der johannische Gegenpapst Joh.XXIII. drang im 13 .Jahrhundert nicht durch. Jetzt aber war die Zeit reif, die petrinische Papstlinie zu durchbrechen. Und das tat der Roncalli‑Papst durch das 2. Vatikanische Konzil sattsam.

Der Nachfolger des Roncalli‑Papstes erscheint auf der Malachias‑Liste als der 108. Papst und hat das Prädikat “flos florum” (Blume der Blumen). Es war Paul VI. In seinem Wappen erscheint tatsächlich die flos florum, die Lilie.
Und ausgerechnet die Lilie ist auch das Wappen der Zionsritter. Zufall? Kaum!
Das andere Zeichen des Zions‑Ordens ‑ wir erwähnten es schon ‑ ist das M, das auch die Templer hatten. Das M erscheint seltsamerweise auf dem Wappen des jetzigen Papstes Wojtyla.

Ab Joh. XXIII. sollen alle Päpste Freimaurer sein, auch der 33‑Tage‑Papst Joh. Paul I., der angeblich einem Ritualmord zum Opfer gefallen war. Dieser 33‑Tage‑Papst empfahl den Luzifer‑Freimaurer G. Carducci als Vorbild für die Jugend.

Von Carducci stammt die Satanshymne “Inno a Satana”:

“Und schon erzittern Mitren und Kronen

Heil dir, Satan
o Rebellion
o
rächende Kraft der Vernunft“.

Carducci war Gründer der Propaganda‑Freimaurerei in Italien (Propaganda Due = P 2) . Mitglied war auch der Wojtyla‑Intimus Kardinal Marzinkus.

Über die Logenmitgliedschaft der beiden Päpste Joh. XXIII (Roncalli) und Paul VI. (Montini) wurde in konservativen katholischen Kreisen viel gemunkelt. Den Beweis aber konnte keiner erbringen. Das mußte ein weltlicher Journalist der Corriere della Sera besorgen, Pier Carpi.
Er schildert in dem Buch Die Prophezeiungen von Papst Johannes XXIII (Rom 1976) die Erhebung des damaligen Kardinals Roncalli in den 7. Grad der Freimaurerloge Der Ritter und die Rose in Mesembria. (Pier Carpi, Die Prophezeiungen von Papst Joh.XXIII., Rom 1976)

Ein weiterer Beweis, daß auch Paul VI. Freimaurer war, kam aus der Loge selbst. Der Hochgradfreimaurer (33°) Janie Ayala Ponce schreibt in seinem Buch Introduccion a la Franemasonria (Mexiko 1983, Teil 1) über die existierenden Aufnahmeakten von Roncalli und Montini in einer Pariser Loge, die in den Freimaurerzirkeln kursieren. Er bringt sogar ein Bild, das Montini im Ephod des Hierophanten zeigt. Gewiß war Montini judenstämmig. Aber einen Ephod tragen heute nur noch die Priester der Freimaurer‑Hochgrade. Ponce kündigte an, die Aufnahmezertifikate der beiden in die Pariser Loge in seinem zweiten Band zu veröffentlichen.

Und damit sind wir beim jetzigen Papst, Karol Wojtyla, Johannes Paul II. Was dieser Papst in seiner bisherigen Amtszeit sich schon alles geleistet hat, geht wirklich auf keine Kuhhaut mehr, z.B.:
5. 9. 1980: Ansprache in Accra: “Vor kurzem hatte ich die Gelegenheit, Worte der Freundschaft an meine islamischen Brüder und Schwestern zu richten.”
31. 5. 1980: Ansprache in Paris: “Mit großer Freude begrüße ich Sie Muslime, als unsere Brüder im Glauben an Gott.”
15. 2. 1981: Ansprache in Karatschi: “Ich grüße alle Männer und Frauen guten Willens und jedweden Glaubens.”
1. 2. 1986: Gebet des Papstes am Gandhi‑Denkmal: “Unser aller Herr und Gott, wir flehen deinen Segen herab auf die Anhänger aller religiösen Traditionen . . . Mache uns fähig, o Herr, mit dir und miteinander eine Weltgemeinschaft aufzubauen, die die ganze Welt umfaßt.”

Einen Höhepunkt als Missionar für den Götzendienst erlebte der Papst beim Kongreß der Religionen in Assisi. Da forderte er für sich die Rolle eines religiösen Weltenführers. Wojtyla hatte alle Religionen zum gemeinsamen Gebet nach Assisi eingeladen. Und sie kamen alle: Krethi und Plethi, Mullas und Yogis, Hotten und Totten, Hindus und Moslems. Friede, Friede keine Gefahr. Mutter Teresa war auch da und Weltkirchenratschef Castro. Gleich neben dem Papst saß der Dalai Lama, göttliches Oberhaupt der Buddhisten. Fehlen durften natürlich auch nicht die beiden Präsidenten des Weltbaptistenbundes und des Methodistischen Weltbundes.

Man bedenke: die altchristlichen Märtyrer weigerten sich standhaft, den Göttern zu opfern und wurden deswegen gefoltert und zu Tode geschunden. Sie wußten, daß die Anerkennung fremder Religionen Abfall von Gott ist. Und nun kommt dieser Gnom aus Rom und lädt die Götterpriester, um deren Ablehnung willen die Märtyrer grausam sterben mußten, nach Assisi ein, wo sie ihren Götterdienst zelebrierten, in einer christlichen Kirche! Auf dem Altar dieser christlichen Kirche hatte man frivol eine Buddha‑Statue aufgestellt.

Zu Beginn seiner Indienreise zeichnete eine Hindu‑Priesterin dem Papst das Tilak‑Symbol an die Stirn. Das Tilak-Zeichen hat seinen Namen von dem Brahmanen Bal Ganghedar, einem indischen Götterpriester. Als Einweihungsritus erhalten seine Jünger das Tilak-Symbol, einen roten Punkt an die Stirn. Es ist das Zeichen des Gottes Schiwa, dem Gott der Zerstörung, der nach indischem Glauben Herr der Welt wird (Luzifer). Sein Symbol ist der Phallus (männl. Geschl.Organ).

Daß sich der Papst mittlerweile schon öfters mit dem Dalai Lama getroffen hat, der sich für eine Inkarnation Buddhas hält, fügt sich nahtlos ein in Wojtylas Freimaurer‑Mentalität.

Laut einer Quelle ist die Mutter des Papstes, eine Kaczorowska= Katz, Jüdin. Vor diesem Hintergrund wird dann auch verständlich, daß der Papst am Sonntag, den 13 4. 86 den Oberrabbiner Elio Toaff umarmte und zu einer Feier in der Synagoge neben ihm Platz nahm. Wojtyla betonte in seiner Predigt: “Siehe wie fein und wie lieblich, wenn Brüder einträchtig beisammen sind” (Ps.132). Brüder oder Logenbrüder?

Papst Wojtyla ist Ehrenmitglied des Rotary-Club (Spiegel 21/83) und Mitglied der freimaurerischen Vereinigung Chain des Rotiseur (Bayr. Rundschau 1 .6. 86).
Abschließend noch ein grundsätzliches Wort zur katholischen Kirche bzw. Hure Babylon: Die Katholische Kirche, Papst, Vatikan usw. ist nicht der Antichrist, sondern Hure Babylon. Hure Babylon aber bedeutet: da ist noch Volk Gottes drin; denn es heißt ja “gehet aus mein Volk aus Babylon”. Und weil die Katholische Kirche die Große Hure ist, kann man annehmen, daß der Anteil an Volk Gottes in ihr auch größer ist, als in den Hurentöchtern. Das lehrt auch die Erfahrung. Katholiken, besonders junge, neigen immer zu einem konsequenten Christentum, wenn sie aus Babylon herauskommen. Das liegt daran, daß ihnen weder das christliche Keuschheitsideal fremd ist noch die Absage an die Welt und das Bekennen (Beichten) der Sünden, während der Protestant mit seiner billigen Gnadenlehre, seiner Genußmentalität u. seinem “Sag’ s Gott und der Wand, so ist die Sünde unbekannt” nur sehr schwer zu einer radikalen Nachfolge Christi zu bewegen ist.

Also, in der Hure ist noch Volk Gottes drin, vergeßt das nicht, die müssen herausgerufen werden.

Dem Buch von Norbert Homuth Die Verführung des Antichristen entnommen.
Horst Koch, Herborn den. 6. 4. 2005

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Pergamonaltar – Thron Satans

Gedanken zum Pergamonaltar

Zusammengestellt von Horst Koch, Herborn, 2007

Schon viele Jahre ist mir der Zusammenhang des Pergamonaltars in Berlin mit seiner Erwähnung in der Bibel bekannt. Am 20. März 2007 hatte ich Gelegenheit diesen im Berliner Pergamonmuseum zu besichtigen. Unter archäologischen Gesichtspunkten ist die gesamte Ausstellung beeindruckend.
Für Christen stellt sich jedoch die Frage, ob es eine geistliche Verbindung geben mag zwischen dem im alten Pergamon zu Kulthandlungen benutzten Altar, der in Offenbarung 2 Verse 12 bis 17 als Thron Satans erwähnt wird, und dem in der Deutschen Hauptstadt wiedererrichteten Altar von Pergamon.
Für mich persönlich wurde durch diesen Besuch ein altes Thema wieder in Erinnerung gerufen, mit der Frage, ob es solche zeitüberdauernde geistliche Zusammenhänge gibt. Eine Antwort zu finden ist nicht einfach.

Einige bekannte Fakten und Stellungnahmen mögen zum Nachdenken anregen:

1. Der Pergamon-Altar steht seit ca. 100 Jahren in Berlin.

Von J. Fichtel

Am 9. September 1878 hatte Carl Humann begonnen nach dem berühmten Altar in Pergamon zu suchen. Nachdem er schnell fündig geworden war, gelangten ab 1879 ausgegrabene Teile nach Berlin. Ab 1902 wurden sie im alten Pergamonmuseum aufgestellt, interimsweise in einem Provisorium, danach ab 1930 im neu erbauten Pergamonmuseum, welches nach Abriss des ersten Pergamonmuseums an der alten Stelle auf der Museums – Insel mitten in Berlin errichtet wurde. Die Darstellung wurde mit einzelnen Fragmenten als Rekonstruktion vorgenommen und wird bis heute immer wieder ergänzt. Das Museum erweist sich als Publikumsmagnet.

Der Pergamonaltar wurde zwischen 180 und 160 vor Christus errichtet als ein dem Zeus geweihter Monumentalaltar in einer Größe von ca. 36 x 34 Meter.
Erbauen ließ diesen Altar Eumenes II, einer der Herrscher des Pergamenischen Reiches, dessen Hauptstadt Pergamon war.
An den Seiten des Altars zieht sich ein Fries entlang, in welchem Szenen aus der griechischen Mythologie dargestellt werden. Auffallend sind Schlangen-darstellungen und kultische Abläufe.
Der Altar war wohl konzipiert für Menschenopfer. Die sehr steil nach oben führende Treppe war für Tiere nicht begehbar. Dass nur zur Libation die Darbringung nicht lebender Opfer vorgenommen wurde, ist recht unwahrscheinlich. Es ist davon auszugehen, dass Kriegsgefangene und später Christen in kultischen Handlungen auf diesem Altar geopfert wurden.
Der Altar war in byzantinischer Zeit abgerissen worden und lag lange Zeit verschüttet, ehe er von deutschen Archäologen ausgegraben wurde und nach Berlin gebracht wurde.

Was sagt die Bibel über den Pergamon-Altar:
“Und dem Engel der Gemeinde in Pergamon schreibe: das sagt, der da hat das scharfe zweischneidige Schwert: Ich weiß wo du wohnst; da, wo der Thron des Satans ist; und du hältst an meinem Namen fest und hast den Glauben an mich nicht verleugnet, auch nicht in den Tagen, als Antipas, mein treuer Zeuge, bei euch getötet wurde, da wo der Satan wohnt.” (Offenbarung, 2, 12 – 14)

Welche Auswirkung hatte es, dass der Thron Satans mitten in Berlin war. Es hatte verheerende Auswirkungen. Nachdem dieser Altar aufgestellt war, gingen von Berlin zwei Weltkriege und der Holocaust aus. In den mehr als Tausend Jahren deutscher Geschichte, die vorausgegangen waren, passierte nicht annähernd so Katastrophales wie dann, zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Die mehr als Tausend Jahre deutscher Geschichte sind sicherlich nicht ein einziges Glanzstück gewesen, aber sie hoben sich nicht negativ ab gegenüber der Geschichte anderer Nationen. Dies änderte sich, als in Berlin der Thron Satans aufgestellt worden war. Deutschland ging in seine eigene Katastrophe und riß viele Nationen mit und verursachte ungeheuerlich großes Unheil. Millionen von Menschen kamen zu Tode. In besonderem Maße hatten die Juden zu leiden.
J. Fichtel, Weinstadt

 

2. Das Ischtar-Tor, der Pergamon-Altar, Babylon und die Rolle der Deutschen

Von Ulrich Skambraks

Die Pressemeldung werden viele Leser wohl nur am Rande wahrgenommen haben – wenn überhaupt: „Deutsche Archäologen restaurieren Babylon.”


Bedingt durch die Besetzung Iraks haben die Truppen der USA und Polens den Ort des antiken Babylon als Militär-Camp benutzt und dort schwere Schäden verursacht. Nun soll unter Führung des Deutschen Archäologischen Institutes das historische Gemäuer von Babel wieder restauriert werden.

Babylon ist nicht irgendein X-beliebiger Ort auf dieser Welt. Nicht nur in der Weltgeschichte spielte es eine herausragende Rolle. Auch seine Bedeutung in biblischen Zusammenhängen ist absolut einmalig. Etliche Bibelausleger sehen im Wiederaufbau von Babylon ein Symbol für eine antichristliche Entwicklung unserer Tage. Dieser Wiederaufbau begann 1978 durch Saddam Hussein, den einstigen Diktator des Iraks. Hussein schaffte es, der alten Stadt Babylon wieder neuen Glanz zu verleihen. So steht der prächtige Südpalast Nebukadnezars wieder, ebenso einige Tempelanlagen. Unter dem antiken Babylon ließ Hussein Tiefgaragen und Restaurants anlegen, um Babylon einem Massentourismus zugänglich zu machen.

Dass es gerade Deutsche sind, die Husseins Werk in gewisser Weise weiterführen wollen, ist bei näherer Betrachtung nicht so ungewöhnlich. Deutschland scheint ein besonderes Verhältnis zu Babylon zu haben. Denn eines der Herzstücke des antiken Babylon steht nicht im Irak selbst, sondern in Berlin.
Es ist das Ischtar-Tor, das von 1898 bis 1917 von dem deutschen Archäologen Robert Johann Koldewey im Zentral-Irak ausgegraben und in 800 Kisten nach Berlin geschafft wurde. Dort wurde es im Vorderasiatischen Museum, das zum Pergamon-Museum gehört, wieder als Original aufgebaut. Das Ischtar-Tor bewachte in Babylon den Zugang zum Schrein des Marduk.

Ischtar war die babylonische Liebesgöttin und Herrin des Himmels. Marduk, ein schlangenähnlicher Drache, wurde als Hauptgott verehrt und konnte angeblich ewiges Leben verleihen.

Einer der besten Babylon-Kenner im christlichen Raum des deutschsprachigen Europas ist der Schweizer Sprachforscher Dr. Roger Liebi. Er ist der Auffassung, dass die Babylonier in Marduk Satan persönlich verehrt haben, der auch in der Bibel in Drachenform beschrieben wird. Liebi machte in einem Gespräch mit der Zeitschrift TOPIC deutlich, dass gerade Deutschland immer wieder in einer besonderen Beziehung zu Babylon bzw. Babylonien gestanden habe. So war es der Nazi-deutsche Botschafter im Irak, Fritz Groppa, der Anfang der 40er Jahre großen Einfluß auf die irakische Elite ausüben konnte und mit dazu beigetragen habe, dass damals ein Massenabschlachten von Juden im Irak stattfand, so Dr. Liebi.

Es ist schon ein wenig merkwürdig, dass ausgerechnet in Berlin archäologische Funde präsentiert werden, die laut Bibel so direkt mit dem Satanischen in Verbindung gebracht werden wie kaum etwas anderes. So ist unweit des Ischtar-Tores im selben Museum der Pergamon-Altar zu besichtigen. Auch er wird nach der Bibel in eine Beziehung mit Satan gebracht. In Offenbarung Kapitel 2 ab Vers 12 wird Pergamon als Ort beschrieben, “da, wo der Thron Satans ist“.

Der deutsche Archäologe Carl Humann fand 1878 den in der Antike als Weltwunder bestaunten Altar in Pergamon (heute Bergama/Türkei) und schaffte ihn nach Berlin. Ab 1902 konnte er im Pergamon-Museum besichtigt werden. Der Pergamon-Altar war ein dem griechischen Hauptgott Zeus geweihter Monumental-Altar, der für Menschenopfer ausgelegt war. Dass die Bibel Pergamon mit dem „Thron Satans” kennzeichnet, könnte allerdings auch mit einem Schlangen-Heilkult zusammenhängen, dessen Hauptsitz in Pergamon war.
Wie auch immer:

Vom Pergamon-Altar in Berlin ging und geht wohl immer noch eine gewisse Faszination aus. So ließ Hitler auf dem Reichsparteitagsgelände in Nürnberg eine Haupttribüne errichten, die dem Pergamon-Altar nachempfunden war. Stalin beorderte 1949 den Pergamon-Altar nach Leningrad und ließ eine Gipsnachbildung anfertigen, bevor er ihn 1953 an Deutschland wieder zurückgab. Zu DDR-Zeiten wurden am „Thron Satans” Jugendweihen abgehalten.
Interessant ist die Tatsache, dass bei der Bewerbung um die Olympischen Spiele die Berliner Initiatoren für die Vertreter des Olympischen Komitees ein Essen organisieren wollten zu Füßen des Pergamonaltars. Genauso hatten es die Nazis gemacht, als sie 1936 die Spiele haben wollten.

Sofort nach der Wende wurde der Pergamon-Altar für drei Millionen Euro Staatsgelder vollständig restauriert. Wozu? Erhaltung eines unersetzbaren antiken Kulturgutes? Oder geht es doch um mehr?
Ulrich Skambraks

3. Lenins Grab

von Pfr. Richard Wurmbrand (aus Karl Marx und Satan)

In der Offenbarung des Johannes sagte Jesus zu der Gemeinde in Pergamon, einer Stadt in Kleinasien, ein geheimnisvolles Wort: „ Ich weiß, wo du wohnst, da des Satans Thron ist (Offb. 2,13). Pergamon muß zu dieser Zeit eine Hochburg des Satanskults gewesen sein. Im Baedeker steht, daß sich im Inselmuseum in Berlin bis 1944 ein Pergamonaltar befand. Deutsche Archäologen hatten ihn ausgegraben. Er befand sich unter der satanischen Herrschaft Hitlers im Zentrum der Nazi-Hauptstadt.

Aber damit ist die Geschichte vom Sitz des Teufels noch nicht zu Ende. Im „Svenska Dagbladet“, Stockholm, vom 27. Januar 1948 steht:
1. Daß die sowjetische Armee nach der Eroberung Berlins den Pergamonaltar von Deutschland nach Moskau brachte.
Dieses imposante Gebilde ist ca. 39 m lang, 36,5 m breit und 12 m hoch. Seltsamerweise wurde er jedoch in keinem sowjetischen Museum ausgestellt. Wozu wurde er dann nach Moskau gebracht?
Ich erwähnt schon früher, daß hohe Spitzenfunktionäre der sowjetischen Hierarchie satanische Riten zelebrierten. Haben sie vielleicht den Altar für private Zwecke reserviert? Es gibt so viele ungeklärte Fragen. Aber so wertvolle historische Stücke verschwinden gewöhnlich nicht einfach, sondern sind der Stolz der Museen.

2. Daß der Architekt Stjusew, der das Lenin‑Mausoleum baute, den Pergamon‑Altar beim Bau des Grabmals 1924 zum Vorbild nahm. Stjusew erhielt damals die notwendigen Informationen von Frederik Poulsen, einer Autorität in archäologischen Kreisen.
Tausende von Sowjetbürgern stehen jeden Tag Schlange, um das Heiligtum des Satans zu besichtigen, in dem Lenins Mumie liegt. Führer von Staat und Kirche aus der ganzen Welt erweisen dem „Schutzheiligen“ der Sowjets in diesem Wahrzeichen des Teufels die Ehre. Es vergeht kein Tag, an dem nicht Blumen dorthin gebracht werden, während die christlichen Kirchen auf demselben Roten Platz dagegen vor langer Zeit in Museen umfunktioniert wurden.
Der Satan herrscht deutlich sichtbar in der Sowjetunion.
Der Satanstempel in Pergamon war einer von vielen seiner Zeit.
Weshalb hat Jesus gerade ihn genannt? Wahrscheinlich nicht wegen seiner damaligen untergeordneten Rolle, sondern weil seine Worte prophetisch waren. Er sprach vom Nazismus und Kommunismus, die beide diesen Altar ehren würden.
Dies ist die Geschichte von Lenins Grab; ironischerweise steht auf dem Grab seines Vaters die Inschrift „Christi Licht erleuchtet alle“ mit einer Vielzahl von Bibelversen.
Im Kampf des Christentums gegen den Kommunismus kämpfen die Gläubigen nicht „mit Fleisch und Blut, sondern mit Mächtigen und Gewaltigen, mit den Herren der Welt, die in dieser Finsternis herrschen, mit den bösen Geistern unter dem Himmel”. (Eph. 6,12)

4. DIE SYNAGOGE SATANS


Von Norbert Homuth (aus dem Buch Die Verschwörung des Antichristus)

Jeder, der auch nur in den untersten Grad einer Freimaurerloge aufgenommen wird, steht im Dienste Satans und seiner Kolonnen, auch wenn er kein offizieller Satanist oder Magier ist; denn der Logenraum hat eine unsichtbare und geheime Anordnung von magischen Symbolen, Kreisen und Bannlinien. Die meisten Eintretenden geraten unwissend in diese aufgebauten Kraftfelder heidnischer Magie, indem sie die im Tempelraum ausgelegten Linien überschreiten und durchqueren. Das magische Kräftefeld, das in jeder Loge aufgebaut ist, ist ungewöhnlich stark.

Darum ist die Freimaurerei nichts anderes als eine Spielart des Hexentums. Jede Loge ist von ihrer Grundkonstruktion her so angelegt, daß in der Mitte unsichtbar das magische Pentalpha angebracht ist mit dem Kreis herum. Jeder, der das Hexentum kennt, weiß: wenn die Magie dieses Symbols aktiviert ist durch verschiedene Riten und Sprüche, kommt es zur Manifestation von Dämonen. Im Hexentum wie in der Freimaurerei sind es die alten Götter, die vor dem Christentum angebetet wurden und nun wieder neu beschworen werden: der Große Gott Pan, Osiris oder der Gehörnte Gott oder Jäger, und Isis, Artemis, Astarte, Diana, Innana, Kali, Lilith, Tanith usw., alles verschiedene Namen für die Große Göttin oder Himmelskönigin.
Ich bin mir bewußt, daß diese Leute über Kräfte verfügen. Nicht nur einmal bin ich an Hexen und Magier geraten, die mich mit Bannflüchen belegten und auch mein Haus unter magischen Beschuß nahmen, wobei ich Dinge erlebte, die ich hier nicht veröffentlichen will. Aber dem Kreuze Christi hatten sie nichts gleichwertiges entgegenzusetzen. Der in uns ist, ist stärker als der in der Welt. (1.Joh.4,4)

Im Hexentum wie in der Freimaurerei und in allen Mysterienbünden geht es letztlich immer nur um eines: Zerstörung des Christentums und Wiedereinsetzung der vorchristlichen, heidnischen Zustände. Dazu ist das Tier aus dem Meer gestiegen und wieder zum Leben gekommen, um zusammen mit dem Falschen Propheten das Kreuz zu vernichten und das Hexagramm wieder zu aktivieren. Darum sind auch gerade im Zionismus zutiefst okkulte Stömungen.

Im Hexentum spricht man immer von der “Alten Religion” und meint damit “Die heidnische Religion vor dem Aufkommen des Christentums”. Das Hexentum wie die Freimaurerei verstehen sich als die “Fortsetzung und Wiederanknüpfung an die heidnische, durch das Christentum unterbrochene, Tradition”.
Die Freimaurerei der ersten drei Grade, die sog. Johannis ‑ Loge, wird oft auch von den Evangelikalen als harmlos oder gar christlich hingestellt. Doch die Mitgliedschaft in den 3 untersten Graden reicht aus, um den Eintretenden unter satanischen Einfluss zu bringen. Um meine Warnung zu unterstreichen, veröffentliche ich hier das Ritual für die Erhebung in den Meistergrad (3.Grad):

Das Ritual des Meistergrades dreht sich wie fast alle anderen Grade um den abgefallenen König Salomo und seinen ermordeten Tempelbaumeister Hiram aus dem Stamme Dan. Bei der Beförderung in den 3. Grad wird die Ermordung Hirams und seine Auferstehung von den Toten nachvollzogen. Der Freimaurer erleidet zunächst den rituellen 2. Tod (der 1. Tod war im 1. Grad), und zwar derart makaber und schauerlich, daß es ihm zum Erleben wird, das er sein Leben lang nicht mehr vergessen kann.

Nach der Einführung in den Tempel durch den 1. Aufseher ‑ er wird rückwärts hineingeführt, die Augen noch verbunden, ein Strick um den Hals ‑ wird das Ritual dramatisch. Der Tempel ist schwarz verhangen und fast völlig dunkel. Nur ein erleuchteter echter Totenschädel, der aus den Augen leuchtet, ruht auf einem Katafalk und verbreitet Gruftatmosphäre. Im Westen des Tempels erhebt sich ein Mausoleum; es zeigt eine Urne auf einem dreieckigen Grab. Ein leuchtender Dampf steigt aus ihr empor.

Nach der symbolischen Reise durch die Dimensionen wird der Neuling von einer ernsten Stimme angerufen, die aus einer fernen Tiefe zu kommen scheint. Es ist der Meister der Loge, der nun mit rechteckigen Bewegungen wie eine Puppe auf ihn zukommt und ihn mit einem Maurerhammer rituell erschlägt. Der so “Getötete” wird in einen Sarg gelegt oder unter ein Leichentuch. Nun kommt der erste Bruder Aufseher, berührt die rechte Hand des Toten, um ihn unter Aussprechen des Paßwortes des 1. Grades zum Leben zu erwecken: Jachin!
Doch der Tote rührt sich nicht. Dasselbe versucht nun der zweite Bruder Aufseher mit dem Paßwort des 2. Grades: Boas! Vergeblich.
Jetzt befiehlt der Meister allen anwesenden Brüdern, die Menschenkette um den “Toten” zu schließen, um die höchste Kraft der Loge zu entbinden. Und tatsächlich, der “Tote” kommt zu sich.
Der so durch die Kraft der Kette Wiedergeborene wird nun in die 5 Punkte der Vollkommenheit eingeweiht: Gesicht an Gesicht, rechter Fuß an rechten Fuß, Knie an Knie, Brust an Brust, die rechten Hände verschlungen, den linken Arm über die Schulter des Bruders. In dieser Stellung flüstert ihm der Meister das geheime Wort ins Ohr: Mahabon (Sohn der Verwesung!).
Er spricht nun den Eid: “Ich schwöre feierlich, daß ich den Grad eines Meisters weder jemandem unterhalb des Grades noch irgendeinem Wesen in der bekannten Welt enthüllen werde . . .  ich tue dies unter der Strafandrohung, daß mein Körper in der Mitte zerrissen wird . . . und meine Eingeweide zu Asche verbrannt und durch alle vier Winde zerstreut werde.”

In diesem Moment wird die Loge durch einen Lichtstoß schlagartig erleuchtet. Hiram ist wiedergeboren und lebt nun im neu Eingeweihten weiter, der hinfort besessen ist von einer uralten Magie, der Hexagramm‑Magie, die bis über Salomo hinausgeht und sich in den babylonischen, ägyptischen und druidischen Mysterien grauer Vorzeiten verliert.

Das Hexagramm, das erst durch den Götzendienst Salomos in Israel eingedrungen war, ist zusammen mit dem Pentagramm das Sigillum Salomonis und ist daher das Zeichen des Meistergrades in der Freimaurerei.

Mildtätigkeit ist die Maske der Freimaurer. Dahinter aber steckt die Fratze: ein grausames Ritual, das den Menschen durch die Beschwörung jener uralten Magie zurück ins vorchristliche Heidentum schleudern soll.
Letztlich ist die Wiedergeburt Hirams im Freimaurer immer ein Stück Wiedergeburt des Tieres, das die Wunde vom Schwert hatte und wieder lebendig wurde. Und so formiert der Antichrist seine Kolonnen, um das Christentum zu überwinden und das vorchristliche Heidentum wieder zu aktivieren.
Der Freimaurer O. Wirth schreibt in „Symbolisme hermetique”: “Der 2. Tod entspricht der Vollendung des großen Werkes”  –  Ja, des Satanswerkes!

Was der 2. Tod wirklich bedeutet, sagt uns Offb. 20,14: Es ist der endgültige Zustand in der Hölle!

Zusammengestellt und die Hervorhebungen, Horst Koch, Herborn, im Jahre 2007
www.horst-koch.de
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Anhang zum Thema. Beitrag von Doron Schneider, Jerusalem. Stark gekürzt eingefügt am 10. 1. 2019. Horst Koch, Herborn

Auszug:

… “Und dem Engel der Gemeinde in Pergamon schreibe: Das sagt, der das scharfe zweischneidige Schwert hat: Ich kenne deine Werke und weiß, wo du wohnst: da, wo der Thron des Satans ist …“


. . . bereits sechs Monate später konnten die ersten Reliefteile des 120 Meter langen Götterfrieses nach Berlin geschafft werden und Ende 1886 waren die Grabungen bereits abgeschlossen. Als der Pergamon-Altar 1902 in Berlin eingeweiht wurde, führten 1.500 Künstler unter kaiserlicher Aufsicht ein pergamonisches Götterfest auf, denn die wilhelminische Dynastie feierte die Überführung des Altars nach Berlin als “stolzestes Denkmal ihrer Monarchie”.

Gebannt von der Faszination des Altars beauftragte Adolf Hitler 1934 seinen Architekten Albert Speer mit der Nachbildung des Pergamon-Altars für seine Reichsparteitage in Nürnberg. Von der Pergamon- Zeppelintribüne konnte Hitler ab 1936 als “Hoherpriester der Partei” für seine Gläubigen die Festgottesdienste zelebrieren − von dort aus proklamierte er die Vernichtung alles nichtarischen Blutes und Glaubens. So zog der “NS-Thron Satans” Millionen Deutsche in seinen Bann und Tod.


. . . der Seher von Patmos nennt ihn nur “Satans Thron”. Die Opfer wurden auf den hinaufführenden Stufen der 20 Meter breiten Treppe getötet und oben verbrannt. Im Zuge der Christenverfolgung brachte man dort auch Christen um. Die 2,40 m hohen Götter- und Titanenfiguren des Altarfrieses stellen eine Gigantomachie dar, den Kampf der Götter gegen die Giganten . . .  
Wegen des Zweiten Weltkrieges wurde der Pergamon-Altar 1941 abgebaut und in bombensicheren Räumen untergebracht. Nach Ende des Krieges 1945 transportierten die Sowjets die noch eingepackten Altarteile als Beute nach Leningrad, wo der Pergamon-Altar in der Eremitage lagerte. Die Russen aber hatten keine Freude an dem “Thron Satans”, so schickte ihn Chruschtschow auf Verlangen der Deutschen und “auf Drängen seiner frommen Mutter” 1958 nach Ost-Berlin zurück, wo er seit 1959 wieder im Pergamon-Museum zu sehen ist.
 

. . . Davon redet auch die Apokalypse: “Da hob ein starker Engel einen Stein auf und schleuderte ihn ins Meer mit Worten: So wird die große Stadt Babylon weggeschleudert werden und nicht mehr zu finden sein” (Offenbarung 18,21.24).
 
Kann und darf man Berlin mit Babylon vergleichen, mit dem Babylon, das ruhelos durch die Imperien zieht, weil es dem Himmel und den von Gott Auserwählten den Kampf erklärte?
So wie Babylons “gehende Schlange” gegen Jerusalem und das jüdische Volk Krieg führt, so erklärte der Böse vom Pergamon-Altar, dem “Thron Satans” aus, den gläubigen Christen den Krieg. Beide aber stehen nebeneinander in Berlin. Zuerst wurden im Dritten Reich die Juden verfolgt, sofort danach die bekennenden Christen, die den “deutschen Mythos” nicht mitmachten. So war es immer: Wenn die Juden verfolgt wurden, dauerte es nicht lange, dann wurden auch die wahren Christen verfolgt.
Babylons Ischtar-Tor und Pergamon-Altar gehören genauso zusammen wie Juden und Christen. Genauso wie die wahren Christen in den Ölbaum Israel hineingepfropft sind (Römer 11) und eine geistliche Einheit und Auserwählung bilden, genauso formte Gottes Widersacher eine gemeinsame Front aus Babylons “Gewimmel der Bestien” und Pergamons “Thron Satans” − beide stehen vereint nebeneinander in Berlin. 
 
Daher sollte man sehr aufmerksam die wieder von Berlin ausgehende Politik beobachten und sich umso entschiedener auf die Seite Gottes stellen, sonst wird Berlin wirklich zum Sitz des vierten und damit letzten Reiches.
Gott aber “weiß, wo du wohnst”, daher wird er jene stärken, die in Politik und Kirche sich mutig zu Gottes Volk Israel und zur Gemeinde Jesu als eine von Gott zusammengefügte Einheit bekennen, die von niemandem überwunden werden kann.


Doron Schneider, Jerusalem.